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Newsletter der Bürgerinitiative Pattensen e. V. September 2011
PUNKT
Was haben Krankenhäuser und industrielle Tierställe gemeinsam? In beiden herrschen günstige Bedingungen für die Entwicklung neuer Bakterienstämme, die gegen Antibiotika widerstandsfähig sind.In Kliniken und Pfl egeeinrichtungen bekannt und berüchtigt sind die MRSA-Bakterien, welche bereits gegen eine große Gruppe verschiedener Antibiotika resistent sind. Allein in Deutschland erkranken nach Exper-tenschätzungen über 40.000 Menschen pro
Jahr an dem lebensgefährlichen Kranken-hauskeim. Erschreckend viele erliegen den Folgen der Infektion.Wir haben Herrn Dr. Hermann Focke, Tierarzt und langjähriger Veterinäramtsleiter Süd-Cloppenburg und Autor des Buches „Die Natur schlägt zurück“ zum Thema Antibioti-ka-Missbrauch in der intensiven Nutztierhal-tung und zu den Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt befragt.Lesen Sie weiter auf Seite 3 und 4!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
AntibiotikaMissbrauch
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schonender Auslaufhaltung
Putenfl eisch bald nurnoch auf Rezept?
in dieser Ausgabe „WendePUNKT Nr. 2“ wer-den wir uns mit der aktuellen Initiative des Agrarministers Lindemann (CDU) beschäfti-gen: “Niedersachsen will heimliche Antibio-tika-Mast bremsen“ (HAZ vom 8.7.2011). Es geht bei diesem Thema nicht mehr „nur“ um Gestank etc., sondern um den direkten Zu-sammenhang zwischen Massentierhaltung und den multiresistenten Keimen (MRSA) in Krankenhäusern: Immer mehr Menschen sterben daran, dass Antibiotika nicht mehr wirken. Lesen Sie dazu auf Seite 4 das In-terview, das „WendePUNKT “ mit Herrn Dr. Hermann Focke führte, dem ehemaligen Leiter des Veterinäramtes Süd-Cloppenburg
– jener Region mit der größten Tierdichte Eu-ropas. Nur so viel vorweg: In der Antibiotika-Mast-Szene wird gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Deprimierend!Deprimierend sind auch unsere Erfahrungen mit den Fraktionen der Regionsversamm-lung. Die Kommunalwahlen stehen bevor, und wir haben uns gedacht, dass die Einstel-lung der Politiker der Region Hannover zur industriellen Massentierhaltung für Sie als Wählerinnen und Wähler interessant sein dürfte. Deshalb haben wir den einzelnen Fraktionsvorsitzenden 5 Fragen gestellt. Im-merhin ist die Verwaltung der Region Hanno-ver die „genehmigende“ Behörde.
In unserem Be-mühen, hier in Pattensen jede Eskalation auf der persönlichen Ebe-ne zu vermeiden, haben wir bewusst darauf verzichtet, die Einstellung der örtlichen Politiker zu ver-öffentlichen. Allerdings ist die Reaktion der Regionspolitiker – milde formuliert – sehr ernüchternd. Lesen Sie dazu mehr auf der Seite 2 und lassen Sie sich ruhig noch ein paar weitere Illusionen nehmen.Herzlichst, Ihr Wighard Dreesmann
Nr.2
Bauernmärkte in der NäheMONTAGSHannoverMitte – Ernst-August-Platz, 14- 18 Uhr
DIENSTAGSHannoverDöhren – Fiedelerplatz, 14- 18 Uhr
MITTWOCHSLaatzen – Vor dem Leinecenter, 14- 18 Uhr
DONNERSTAGSHannoverMitte – Marktkirche, 14- 18 UhrNordstadt – An der Lutherkirche, 14- 18 Uhr
FREITAGSHannoverMitte – Ernst-August-Platz, 14- 18 UhrHannoverKirchrode – Kleiner Hillen/Vor der Jakobikirche, 9 - 13.00 Uhr
SAMSTAGSHannoverList – Moltkeplatz, 9-13 UhrHannoverBult – Melanchthonkirche, 9- 12.30 UhrHannoverZoo – An der Friedenskirche 9-13 UhrGehrden – Fußgängerzone, 8-13 Uhr
Wighard Dreesmann1. Vorsitzender BIPattensen e. V.
Wende
Thema KommunalwahlenDie VolksvertreterEin Betreiber eines Maststalls zahlt weder Gewerbesteuer noch schafft er Arbeitsplätze. Wegen permanenter Belastung durch ungefi lterte Abluft müssten aber „sensible“ Firmen die Region verlassen.Was sagen unsere Politiker dazu? Seite 2
Wussten Sie schon…?…dass ein Putenhahn im Schlachtalter von22 Wochen sein Körpergewicht von ca. 50 g aufca. 20 kg, also um das 400-fache gesteigert hat? Der Brustfl eischanteil liegt bei ca. 40%.
Mehr erfahren Sie beim
BI-Stammtisch am 29.09.2011www.bipattensen.de
Seite 2
Am 11. September 2011 sind Kommunalwahlen Der WendePUNKT hat daher diese 5 Fragen an die Regionsfraktionen gestellt:Massentierhaltung ist die Folge der Agrarindustrialisierung und wird ermöglicht durch die Politik. Wenn nun Kommunalwahlen anstehen, liegt es nahe, dass wir uns an die Politiker der Region Hannover wenden. Wir haben also mit Datum vom 21. Mai 2011 die in der neben stehenden Tabelle ersichtlichen 5 Fragen den Fraktionsvorsitzenden vorgelegt, verbunden mit der Bitte, diese bis zum 30. Juni 2011 zu beantworten.
Außer dem „Ja“ bzw. „Nein“ gab es die Ge-legenheit, jeweils einen Kommentar von bis zu 300 Zeichen abzugeben. Ausdrücklich haben wir darauf hingewiesen, dass wir die Antworten in unserem „WendePUNKT“ mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren veröf-fentlichen würden. Der Post hinzugefügt war jeweils unser „WendePUNKT“ Nr. 1, in dem von unserem Widerstand in Pattensen mit 2.500 Unterschriften ausführlich die Rede war. Wenn Sie nun die Tabelle betrachten, sehen Sie das Ergebnis: Bei drei der fünf Fraktionen gibt es nur weiße Felder.
Doch der Reihe nach: Als erste Fraktion meldete sich die SPD, die sich jeweils mit Ja bzw. Nein begnügte und auf die Kommentare ganz verzichtete. Merkwürdig! Dann erreichte uns die Post der „Grünen“, die in der Weise – vom Inhalt soll hier nicht die Rede sein – antworteten, wie wir uns das vorgestellt hatten. Am 30. Juni erhielten wir eine Mail der CDU, in der ersatzweise auf eine Resoluti-on von CDU und FDP verwiesen wurde, die der Regionsversammlung vorgelegt werden sollte. Wir werden in dem nächsten „Wende-PUNKT“ darauf eingehen. Jedenfalls beant-wortet diese Vorlage in keiner Weise die von uns gestellten Fragen. Die FDP hat sich gar nicht gemeldet. Viel-leicht war Herr Lüddecke – ein entschiede-ner Anhänger der Massentierhaltung – sich zu schade dafür, sich in unserer Zeitung zu äußern. Die Linke hat ebenfalls nicht reagiert. Die Gründe dafür kennen wir nicht.
In den Gemeinden Springe, Wennigsen, Eldagsen, Völksen, GroßMunzel, Dedensen, Pattensen etc. gibt es große Sorgen hinsichtlich der gesundheitlichen Gefährdung durch Massentierhaltung. Es ist schon bemerkenswert, wie sich die zuständigen Politiker darum kümmern.Übrigens: Das hier dargestellte Verfahren zur Politikerbefragung werden wir – viel-leicht etwas gezielter – zur Landtags- und Bundestagswahl wiederholen. Wir freuen uns schon!
Die Volksvertreter
1. Die industriellen Großschlachtereien (Wiesenhof, Rothkötter etc.) fordern die Ansiedlung von Großmastanlagen u.a. verstärkt in der Region Hannover. Setzt sich Ihre Fraktion für die Verhinderung dieser Entwicklung ein?
SPD Ja
CDU keine Antwort
Bündnis 90/Die Grünen Ja. Grundsätzlich sind die Möglichkeiten der Regionsfraktion nur begrenzt, weil die Politik nicht über die Anlagen entscheiden kann. Wir Grüne haben einen Arbeitskreis (AG Land und Tier) und machen umfassende Aktivitäten gegen Massentierhal-tung, z. B. Einbringung einer Resolution.
FDP keine Antwort Die Linke keine Antwort
2. Nimmt Ihre Fraktion in Kauf, dass durch die Emissionen dieser Anlagen (Gestank, ungefilterte und daher keimbelastete Abluft) die Lebensqualität und Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt wird?
SPD Nein, nehmen wir nicht in Kauf
CDU keine Antwort
Bündnis 90/Die Grünen Nein, durch intensive politische Arbeit versuchen wir auf den verschiedenen Ebenen Region, Land und Bund die Standards zu erhöhen. Die Feinstaub-problematik und die Verbreitung von Keimen findet in den Genehmigungsverfahren nicht ausreichend Berücksichtigung.
FDP keine Antwort Die Linke keine Antwort
3. Ist Ihre Fraktion der Auffassung, dass durch die derzeit geltenden Gesetze und Vereinbarungen der Tierschutz in diesen Anlagen gewährleistet ist?
SPD Nein, ist nicht gewährleistet
CDU keine Antwort
Bündnis 90/Die Grünen Nein, die derzeit geltenden Gesetze und Verordnungen zum Tier-schutz und zum Schutz der Menschen reichen nicht aus und müssen verbessert werden. Die zuständigen grünen Fraktionen in Land und Bund haben Gesetzesinitiativen gestartet, die bei den derzeitigen politischen Mehrheiten keine Zustimmung fanden.
FDP keine Antwort Die Linke keine Antwort
4. Ist Ihrer Fraktion bewusst, dass durch den Betrieb der o. a. Anlagen auf „landwirtschaft licher“ Grundlage gemäß § 35 des BauGB die betroffenen Kommunen weder Gewerbesteuer noch nennenswert Arbeitsplätze gewinnen, gleichzeitig aber wegen permanenter Belastung durch ungefilterte Abluft „sensible“ Firmen die Region verlassen müssten bzw. Neuansiedlungen unterbleiben könnten?
SPD Bewusstsein ist da, gesetzgeberische Körperschaften sind wir leider nicht
CDU keine Antwort
Bündnis 90/Die Grünen Ja, das Problem ist uns bewusst. Wir unterstützen daher die Gesetzesinitiative der Grünen Bundestagsfraktion (Herr von Ostendorff ), die die Privile-gierung für Großmastanlagen ablehnt.
FDP keine Antwort Die Linke keine Antwort
5. Wird sich Ihre Fraktion künftig für erhöhte Auflagen (Brandschutz, Keimgutachten, Filteranlagen) im Genehmigungsverfahren der Region Hannover einsetzen?
SPD Ja
CDU keine Antwort
Bündnis 90/Die Grünen Ja, wir werden uns weiter gemeinsam mit den BI’s und alternativ wirtschaftenden Landwirten für die notwendige Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbe-dingungen einsetzen. Darüber hinaus werben wir für ein verändertes Verbraucherverhalten. Wir arbeiten daran, ein politisches Klima zu Veränderung zu schaffen.
FDP keine Antwort Die Linke keine Antwort
Seite 3
© Eckard Wendt (AGfaN)
Wie dicht sind Politiker noch an der Bevölkerung?Das Wiesendachhaus im Luftbad LaatzenWarum ist vom Wiesendachhaus hier die Rede? Wir beklagen im Zusammenhang mit der Massentierhaltung grundsätzlich, dass die regierenden Politiker die Interessen der Bevölkerung nicht wahrnehmen. An den Zukunftsplänen für das Wiesendachhaus wollen wir – in einer wesentlich kleineren Dimension – exemplarisch aufzeigen, wie weit sich verantwortliche Politiker von den Bedürfnissen ihrer Wählerinnen und Wähler und deren Familien entfernt haben:Die meisten von Ihnen kennen das Wiesen-dachhaus in der Laatzener Masch: Ein Aus-flugsziel mitten in einer wunderbaren Na-tur mit günstigen Preisen für Produkte aus der Region; Kinder dürfen spielen und laut sein, Eltern spielen mit oder sind einfach nur zufrieden; Rentner treffen sich unter der Woche, trinken einen Kaffee oder ein Bier und reden miteinander. An schönen Som-
mertagen ist es hier recht belebt und doch sehr friedlich.Und nun kommt’s: Die Stadt Laatzen möchte mehr Steuereinnahmen und sucht nach ei-nem neuen „Konzept“ für das Wiesendach-haus: „Gehobene“ Gastronomie, vielleicht Herr Aulich (Brauhaus Ernst-August, Beach-Park Isernhagen, Leine-Suite, Pier 51 etc.). Dieses würde de facto bedeuten: Die Nor-malbürger – insbesondere junge Familien und Rentner – werden ausgeschlossen, da die Preise für Speisen und Getränke der „ge-
hobenen Gastronomie“ angepasst werden… Und überhaupt: Zu dem gehobenen Ambien-te passen nicht Rentner, laute Kinder und die vielen Fahrräder…Liebe Pattenser: Radeln Sie bitte zum Wie-sendachhaus und leisten Sie Ihre Unter-schriften in den ausliegenden Listen. Geben Sie den zuständigen Politikern zu verstehen, dass sie für das Volk da sind und nicht nur für eine kleine, zahlungskräftige Schickeria!Das Wiesendachhaus braucht kein neues Konzept!
Nein, nicht wirklich. Doch diese Schlagzeile nach Art einer großen deutschen Boulevard-zeitung soll Ihre Aufmerksamkeit darauf len-ken, dass in der industriellen Massentierhal-tung massiv Antibiotika eingesetzt werden.
Warum ist das so? Nach Aussage von Dr. Hermann Focke, dem ehemaliger Leiter des Veterinäramtes in Cloppenburg – ein Insider also – werden Masthähnchen während der Aufzucht 2 bis 3 Mal mit Antibiotika behan-delt; bei den anfälligeren Mastputen sieht es eher noch schlimmer aus. In Ställen mit 40.000 Hähnchen/Puten gibt es immer kran-ke Tiere; damit wird gerechtfertigt, dass der ganze Bestand behandelt wird. Außerdem erhöhen Antibiotika den Masterfolg: Der Stoffwechsel wird verbessert und damit die schnelle Gewichtszunahme. Das kommt den industriellen Mästern natürlich entgegen.
Was ist denn daran so schlimm? In der Me-dizin gibt es für die oft lebensrettenden Anti-biotika keinen Ersatz. Wenn aber der Einsatz von Antibiotika in der Ernährung alltäglich wird, begünstigt dies das Vordringen mul-tiresistenter Keime (MRSA). Die wiederum sind erheblich bedrohlicher als jene EHEC-Bakterien, die jüngst großes Aufsehen aus-gelöst hatten. In den Krankenhäusern sind MRSA-Keime auf dem Vormarsch und verur-sachen dort jedes Jahr Tausende Todesfälle. Dazu die Sprecherin von Agrarministers Lin-demann (CDU): „ Wir können nicht darüber
hinweg sehen, dass es immer mehr resis-tente Keime gibt.“ Und Bundesagrarminis-terin Aigner (CSU): „Ich nehme den Anstieg an antibakteriell-resistenten Erregern in der Human- und Veterinärmedizin sehr ernst!“
Gibt es denn keine Kontrolle über den Einsatz von Antibiotika?Nein! Seit 2006 dürfen diese Mittel nur noch gezielt bei kranken Tieren eingesetzt werden; die Verwendung von Antibiotika zur Mast-hilfe ist seit 2006 von der EU verboten. Die Lobby der Geflügelindustrie hat es jedoch
geschafft, dass für sie keine Meldepflicht für den Einsatz von Antibiotika besteht – wegen des Datenschutzes heißt es zur Begründung. Unsere Landesregierung hat im vergangenen Jahr im Bundesrat mit dafür gesorgt, dass die Daten für Geflügel nicht erfasst werden. Lobbyarbeit vom Feinsten!!
Was bedeutet dies alles nun für unsere Situation in Pattensen?Jeder von uns kann zwar selbst entscheiden, vom billigen Putenfleisch aus der Massen- tierhaltung die Finger zu lassen.Werden hier aber Putenmastställe gebaut, sind wir den resistenten Keimen aus der un-gefilterten Abluft schutzlos ausgeliefert.Sollten gar mehrere Landwirte in Zukunft Massen-Geflügelhaltung betreiben – was wir vermuten, kann man Pattensen als lebens- und liebenswerte Stadt vergessen!
AntibiotikaMissbrauch in der intensiven NutztierhaltungPutenfleisch bald nur noch auf Rezept?
BuchTIPPSDie Natur schlägt zurück / Dr. Hermann Focke
Die Essensfälscher / Thilo Bode
DVDTIPPWare Tier / Christian RohdeKEINE LEICHTE KOST! Eine Welt voller Legebatterien, riesiger Fischzuchtanlagen und Schlachthöfe. Tiere sind Produktionseinheiten – ohne Seele, ohne Recht auf ein Leben. Hauptsache billig.
Jeder von uns kann zwar vom billigen Putenfleisch aus der Massentierhaltung die Finger lassen.
Werden hier aber Putenmastställe gebaut, sind wir den resistenten
Keimen aus der ungefilterten Abluft schutzlos ausgeliefert.
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WendePUNKT: In Ihrem Buch „Die Natur schlägt zurück“ kritisieren Sie den massenhaften Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung, obwohl die EU dieses seit 2006 verbietet.“Dr. Focke: Hier ist zu unterscheiden zwischen a) einerseits der Verwendung von Antibioti-ka zur Heilbehandlung erkrankter Patienten und b) andererseits der Anwendung als so genannte „Leistungsförderer“, zutreffender als Masthilfsmittel bezeichnet, bei gesun-den „Nutztieren“. Letzteres erfolgt häufig aus rein ökonomischen Gründen zur Steige-rung der Mastleistung (tägliche Zunahmen) und somit zur Verkürzung der Mastdauer. Dieses ist seit 2006 EU-weit verboten.Tatsache jedoch ist, dass nach 2006 die Anwendungsmengen an Antibiotika in der Nutztierhaltung nicht etwa erheblich redu-ziert worden sind, sondern im Gegenteil in der Praxis erheblich angestiegen sind. Bitte a) und b) zusammenzählen.
WendePUNKT: Warum ist der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast so gefährlich?Dr. Focke: Schon seit vielen Jahren ist be-kannt, dass Bakterien in der Lage sind, sich gegen Antibiotika zu wehren, indem sie ge-gen die verwendeten Medikamente Resis-tenzen ausbilden und diese auch an nachfol-gende Generationen weitergeben. Nun gibt es zahlreiche bakterielle Infektionserreger – die so genannten Zoonoseerreger – , die so-wohl beim Tier als auch beim Menschen ihre krankmachenden Eigenschaften entwickeln. Wenn sich also durch ungezügelten Anti-biotikaeinsatz in der Tiermast Resistenzen ausbilden und die entsprechenden Keime auf den Menschen übertragen werden, dann werden im Erkrankungsfall beim Menschen wie beim Tier auf Grund der sich entwickel-ten Resistenzen viele Medikamente immer unwirksamer bis hin zu einem Therapienot-stand für Mensch wie Tier. WendePUNKT: Ist mit dem Verzehr von Fleisch aus der Massentierhaltung zu befürchten, dass man nicht nur eine gewisse Dosis Antibiotika, sondern auch multiresistente Keime zu sich nimmt?Dr. Focke: In der Bevölkerung besteht häufig die Vorstellung, dass durch den Verzehr von Lebensmitteln tierischer Herkunft, vorwie-gend aus agrarindustrieller Intensivhaltung, der Verbraucher sich der Gefahr ungewoll-ter Antibiotikaaufname aussetzt. Dies wird jedoch weitgehend durch entsprechen-de regelmäßige staatliche Kontrollunter-suchungen unterbunden und führt dazu, dass die Mäster eine bestimmte Zeit (War-tezeit) vor der Schlachtung die Antibiotika absetzen. Das Problem ist daher nicht so sehr die direkte Aufnahme über den Verzehr
von Fleisch, Milch oder Eiern, sondern sind die häufig durch ungezügelten Antibiotika-einsatz in der agrarindustriellen intensiven Nutztierhaltung herangezüchteten Antibio-tika-Resistenzen bei Zoonoseerregern, die viele antibiotische Medikamente immer un-wirksamer werden lassen.
WendePUNKT: Befinden sich die multiresistenten Keime auch in der ungefilterten Abluft einer Mastanlage mit annähernd 40.000 Puten?Dr. Focke: Dazu bedarf es nicht erst der Zahl von 40.000 Puten, sondern jede Form von intensiver Nutztierhaltung, bei der unver-hältnismäßig viele Tiere auf engstem Raum untergebracht sind, birgt in sich die Gefahr einer verstärkten Ausbreitung von Infekti-onserregern. Der Infektionsdruck nimmt zu und der Antibiotikaeinsatz steigt an. WendePUNKT: Wie ist die gesundheitliche Gefährdung durch multiresistente Keime bei Personen zu bewerten, die unmittelbar in den Ställen der Massentierhaltung tätig sind?Dr. Focke: Schon seit Jahren ist auf Grund verschiedener wissenschaftlicher Studien bekannt, dass bei Mästern und Farmarbei-tern es verstärkt zu Erkrankungen u. a. im Nasen-, Rachen-, Lungenbereich kommt.Jüngste Veröffentlichungen (2010, 2011) von Professor W. Witte und dessen Mitarbeite-rin Dr. Chr. Cuny vom Robert-Koch-Institut Abt. Wernigerode belegen, dass „in 57 Far-men, deren Schweine in 82,4% der Fälle mit MRSA ST 398 infiziert waren, von 113 Per-sonen 97= 86% mit MRSA ST 398 besiedelt gewesen sind.“
WendePUNKT: Ist zu befürchten, dass multiresistente Keime über die Verteilung von Mist und Gülle aus der Massentierhaltung unser Grundwasser gefährden?Dr. Focke: Zahlreiche wissenschaftliche Studien lassen dieses nicht nur befürchten, sondern belegen entsprechende Zusam-menhänge. Siehe dazu: „Gesundheitsge-fährdung durch Hähnchenmastanlagen der
Intensivhaltung“ verfasst von den Human-medizinern Dr. Th. Fein, Dr. B. Kursch und Dr. L. Kaiser; kann aus dem Internet herunter geladen werden. WendePUNKT: Der Transportweg der schlacht reifen Puten zu den MegaSchlachthöfen würde z. T. mitten durch die umliegenden Ortschaften (Koldingen, Hüpede, Arnum) verlaufen. Ist auch dort eine gesundheitliche Gefährdung durch die Abluft aus den Fahrzeugen zu befürchten?Dr. Focke: Auch hier werden die Befürchtun-gen durch entsprechende wissenschaftliche Studien aus jüngster Zeit untermauert. WendePUNKT: Ist der Tierschutz gewährleistet, wenn die Planungen hier in Pattensen für annähernd 40.000 Puten 4 Ställe vorsehen?Dr. Focke: In der intensiven Putenmast kann auf Grund der hohen Besatzdichten und den damit auftretenden tierschutzrelevanten Problemen hoher Erkrankungs- Defekt- und Mortalitätsraten in keiner Weise von einer artgerechten Tierhaltung die Rede sein. Die rechtlichen Rahmenbedingungen – ein lobbyinfiziertes Tierschutzgesetz u. a. – sind jedoch weitgehend dazu angelegt, dass unbedingt notwendige Änderungen und Reformen seit Jahren und Jahrzehnten blockiert werden.Es gibt keinen Erkenntnismangel, es gibt ein Handlungsdefizit.
Seite 4
Im Gespräch mit Dr. Hermann FockeTierarzt und ltd. Veterinärdirektor Cloppenburg i. R.
... der BioladenKäsespezialitäten • Wein
Obst und Gemüse der SaisonObst und Gemüse der SaisonDirektsäfte • Tee
Täglich frisches Brot • MilchFleisch und Wurstwaren
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g
„Seit Bestehen der Menschheit hat es kein solches Ausmaß
an Tierquälerei gegeben“
Frei sein...... von Hunger und Durst... von Unbehagen... von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten... zum Ausleben normaler Verhaltensweisen... von Angst und Leiden
Die erste Freiheit wird in der konventionellen Putenmast, abgesehen von den Nüchternheitszeiten vor der Schlachtung, zu 100% gewährt. Ein sorgfältig auf die Entwicklung abgestimmtes 5 – 6 Phasen Putenmastfutter mit diversen Zusatzstoffen, wie z. B. NSP-Enzyme, Coccidiostatikum, Phytase und DL Methionin zwecks Optimierung der Futter-verwertung und Antibiotikatherapien garan-tiert eine schnelle Gewichtszunahme.Die Freiheiten zwei bis fünf werden denTieren in der konventionellen Putenmast nicht gewährt. Frei sein von Unbehagen und das Ausleben normaler Verhaltensweisen ist in der drang-vollen Enge der Putenmastställe, vor allem in der Endmastphase, unmöglich. Nach Hei-demark werden bis zu 30 Putenhähne mit einem Gewicht von 20 kg pro Tier auf 10 qm gehalten. Schmerzen und Verletzungen der
Tiere sind nicht die Ausnahme in den Ställender sogenannten „schwarzen Schafe“ der Branche, sondern alltägliche Realität der Massentierhaltung. Die Ergebnisse einesForschungsauftrages der Uni Leipzig 2) be-weisen das eindeutig.Fußballengeschwüre bei Putenhähnendurch schnitt lich 30 %. Vor der Schlach tung bis zu 100 %. Brusthautgeschwüre (Brust-blasen) bei Putenhähnen durchschnittlich 25%. Schmerzhafte Skelettdeformationen (Beinschwäche) der Zuchtlinie Big 6 ab der 16. Mastwoche durchschnittlich 80%. Außerdem leiden viele Tiere unter eitrigem Nasenausfl uss sowie Herz- und Kreislauf-erkrankungen. Vorzeitig verenden durch-schnittlich 4% Putenhennen und durch-schnittlich 9 % Putenhähne. Das sind bei jährlich rd. 30 Mio. Mastputen in Deutsch-land bis zu 2 Mio. Kadaver 3). Der Schutz der Nutztiere sollte nicht erst dann einsetzen, wenn die Gefährdung der „fünf Freiheiten“ erwiesen ist, sondern schon, wenn sie wahr-scheinlich ist.Tierschutz ist laut Grundgesetz Artikel 20a der Bundesrepublik Deutschland ein Staats-ziel mit Verfassungsrang.1(Quelle: EU-Richtlinie 98/58/EG und Farm Animal Welfare Council)2)06HS015, Juni 2009) 3) (Quelle: MEG)
Seite 5
Wir ja!
Die „fünf Freiheiten“zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere1)
Wie werde ich Mitgliedder Bürgerinitiative?
12,– Jahresbeitrag !
INFO
Mitgliedsanträge fi nden Sie auf
www.bipattensen.de
Deshalb erklären wir:1. Wir Pattenser werden nicht hinneh-
men, dass unsere Atemluft durch multi-resistente Keime (MRSA) aus der unge-fi lterten Abluft von Putenmastanlagenverpestet wird.
2. Die BI-Pattensen wird mit allen recht-lich zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpfen, dass Massentierhal-tung in Pattensen verhindert wird.
3. Wir erinnern die Politiker daran, dass sie die Interessen des Volkes zu ver-treten haben und nicht einseitig die der Gefl ügelindustrie. Wir werden uns nicht scheuen, insbesondere bei künftigen Landtags- und Bundestags-wahlen dementsprechende Namen zu nennen.
Genießen... aber ohne Tierleid!Beachten Sie bitte:
Die so genannten „modernen Haltungssysteme“für landwirtschaftliche Nutztiere sind nurpraktisch für die Tierhalter, weil sie teureArbeitszeit einsparen helfen.In ihnen werden die meisten natürlichen Bedürf-nisse der Tiere (Bewegungstrieb, Individualab-stand, Spieltrieb) unterdrückt.Aus Langeweile beißen oder picken sich die engeingesperrten Tiere gegenseitig. Das führt zu schweren Verletzungen und auch zu Kanniba-lismus. Dies verhindern die Tierhalter durch Amputationen wie· Schnabelkürzen bei Puten, Moschus-(Flug-) enten und vielen Legehennen, · Abschneiden der Schwänze bei Schweinen, · Enthornen der RinderDerartige Verstümmelungen sind bei der ökologi-schen Tierhaltung nicht erlaubt.
Grundschule1,6 km
Göt
tinge
r Str
aße
WohngebieteAm Moritzberg, Piester Weg, Ruther Straße
600 m
TennisvereinSportplatz
Motoballplatz
Schulzentrum1,2 km
Geplante Putenmastanlage4 Ställe, ca. 39.500 Puten
Zentrum1,5 km
Fuchsbachpark1,7 km
Rodelberg
PostBriefzentrum
1,2 km
Stadtverwaltung1,5 km
Jeinser Straße
Koldinger Stra
ße
Dammstraße
Bruchweg
Liebigstraße
Talstraße
Göttinger S
traße
Hiddestorfer Straße
Braunschweiger Straße
Piester W
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Am Schneegraben
Schützenallee
Helweg
Seniorenheim
Schwimmbad
Steinstraße
Reden
er W
eg
2 km
Senioren-heim
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CC-
BY-S
A
Pattensen
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Beeinträchtigung der Lebens qualität
durch Gestank sowie Gesundheits-
gefährdung durch toxische Keime
und Feinstaub in einem Umkreis
bis zu 1,5 km.
Übrigens: Der Mindestabstand von
Gefl ügelmastställen zum Großschlacht-
hof in Wietze beträgt aus Gründen der
Lebensmittelsicherheit 3,0 km…
Impressum: Herausgeber/Verantwortlich für den Inhalt Bürgerinitiative Pattensen e. V. · Am Moritzberg 7 · 30982 Pattensen · info@bi-pattensen.de · www.bipattensen.deAnzeigen Katja Olfe, wendepunkt@profi lphoto.de · Idee, Konzept und Layout Katja Olfe · Druck Druckerei Schmidt GmbH, Laatzen · Aufl age 5.000 · Erscheinungsweise 3 x/Jahr
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