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Orale Onkologika – Grundlagen und pharmazeutische Praxis Pharmakotherapeutisches Colloquium 18.01.2017 Dr. Linda Krolop Ahorn Apotheke Aachen
Ahornstr. 48 · 52074 Aachen · Telefon: 0241 - 8 15 73
Gliederung
Einleitung
Verschiedene Wirkstoffgruppen
Arzneimittelbeispiele und deren Besonderheiten
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
Adhärenz
Drei Säulen der Krebstherapie
Operation
Systemische Therapie
Strahlen-therapie Simultane oder
sequentielle Radio-Chemotherapie
Adjuvante oder neoadjuvante Chemotherapie
Adjuvante oder neoadjuvante Strahlentherapie
Therapiekonzepte
Kurative Therapie Palliative Therapie Best supportive care
Beurteilung der Tumorreduktion:
Komplette Remission (CR) = „No evidence of disease“ Partielle Remission (PR) No remission (NR) oder „No change“ Progress oder „progressive disease“
Wirkstoffgruppe Arzneistoffbeispiele
Alkylanzien Busulfan, Chlorambucil, Cyclophosphamid, Estramustin, Lomustin, Melphalan, Procarbazin, Temozolomid, Treosulfan, Trofosfamid
Antimetabolite Capecitabin, Methotrexat, Mercaptopurin, Tioguanin
Anthrazycline/Topoisomerase-II-Hemmer Idarubicin
Pflanzliche antineoplastische Mittel Etoposid (Podophyllotoxin-Derivat), Vinorelbin (Vinca-Alkaloid)
Topoisomerase-I-Hemmer Topotecan
Immune Modulatory Drugs (IMIDs®) Lenalidomid, Pomalidomid, Thalidomid
niedermolekulare Kinase-Inhibitoren (sm-KI)
Dasatinib, Erlotinib, Everolimus, Gefitinib, Imatinib, Lapatinib, Nilotinib, Pazopanib, Sorafenib, Sunitinib
Sonstige Hydroxycarbamid, Hormone und Antihormone
Orale Tumortherapeutika
smKI
„zielgerichtete“ Therapien Therapie von malignen Tumoren, vor allem der chronisch
myeloischen Leukämie (CML) Wirkmechanismus smKI binden an EGFR und hemmen enzymatische Aktivität der
Kinasen, die für die Aktivierung verschiedener Signaltransduktionswege in der Zelle verantwortlich sind
1. Generation: Imatinib 2. Generation: Nilotinib, Dasatinib, Lapatinib, Sorafenib,
Sunitinib, Erlotinib, Gefitinib, Ibrutinib
Öffentliche Apotheke Medikationsmanagement gehört zu pharmazeutischen Tätigkeiten (vom Apotheker durchzuführen)
§ 1a Abs. 3 Nr. 6 ApBetrO:
„[…] Medikationsmanagement, mit dem die gesamte Medikation des Patienten, einschließlich der Selbstmedikation, wiederholt analysiert wird mit den Zielen, die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Therapietreue zu verbessern, indem arzneimittelbezogene Probleme erkannt und gelöst werden.“
AMTS ist die Gesamtheit der Maßnahmen zur Gewährleistung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs eines Arzneimittels. Damit wird eine
optimale Organisation des Medikationsprozesses mit dem Ziel angestrebt, unerwünschte Arzneimittelereignisse insbesondere durch
Medikationsfehler zu vermeiden und damit das Risiko für Patienten bei einer Arzneimitteltherapie zu minimieren.
Memorandum zur Entwicklung der Forschung auf dem Gebiet der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), 2011
Abgabe von oralen Tumortherapeutika in jeder öffentlichen Apotheke möglich
Mehrheit der Patienten erhält Medikamente in Stammapotheke (zumeist ausgewählt nach Erreichbarkeit)
DGOP und DKG haben Kampagne ins Leben gerufen: »Gemeinsam Patienten beraten – Orale Zytostatikatherapie sicher und effektiv« Zwei Säulen: flächendeckende Schulungsmaßnahme und
Betreuungstool Infos auf www.dgop.org
Relevantes Thema
Allgemeines
Sofort schlucken, nicht kauen, lutschen, auflösen Kapseln nicht öffnen, Tabletten nicht mörsern (Stäube
erhöhen Expositionsgefahr auf Haut, Schleimhaut, Augen, Atemwege)
Einnahmehinweise beachten (mit oder ohne Essen) Lagerung: Kühl und trocken, vor Zugang durch andere
schützen Entsorgung über Apotheke (CMR!), im Zweifel beim
örtlichen Abfallentsorger informieren Tipps für sichere AM-Therapie (www.ap-amts.de)
84 % der Patienten präferieren eine orale gegenüber einer intravenösen Chemotherapie
Borner et al. European Journal of Cancer. 2002
Orale Tumortherapie • Vorteile
− Komfort und Autonomie für den Patienten
− Vermeidung von Venenpunktionen und Paravasaten
Orale Tumortherapie • Vorteile
− Komfort und Autonomie für den Patienten
− Vermeidung von Venenpunktionen und Paravasaten
• Herausforderungen
− Therapiemanagement durch Patienten
− Adäquate Therapietreue
→ Höhere Verantwortung für den Patienten
Peroral applizierbares Prodrug von Fluorouracil (5-FU), Antimetabolit
Einsatz u.a. bei Kolorektal-, Mamma-, Magenkarzinom
Zyklenweise Anwendung:
Im Vordergrund stehende
unerwünschte Arzneimittelwirkungen:
Capecitabin (Xeloda®)
Cassidy. Ann Oncol 2002, Walko et al. Clin Ther 2005, Twelves et al. Ann Oncol 2012 Bilder: Roche Pharma AG
1 7 14 28 22 35 Tage
2 x täglich 2 x täglich
Einige Generika auf dem Markt, z.B. Capecitabin, MTX
Geltende Rabattverträge → Abgabe der Rabattarzneimittel
verpflichtend
Nach § 17 (5) ApBetrO kann von der Substitution
abgesehen werden, wenn aus Sicht des Apothekers pharmazeutische
Bedenken bestehen
Grund auf dem Rezept angeben
Sonder-PZN (02567024) aufdrucken
Exkurs: Rabattverträge
Bilder: Sanofi Aventis GmbH, Roche Pharma AG
Vinorelbin (Navelbine®)
Bild: Pierre Fabre Pharma
Mitosehemmstoff bei Bronchial-, Mamma-CA
Einnahme einmal pro Woche, unzerkaut mit Wasser zu einer
Mahlzeit
Keine Wirkungsunterschiede zwischen oraler und intravenöser
Therapie
UAW: Knochenmarkdepression mit Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie, Übelkeit,
Erbrechen, Diarrhoe, Stomatitis, Obstipation, Müdigkeit, Fieber
Gleichzeitige Anwendung mit Gelbfieberimpfstoff kontraindiziert
IA: Itraconazol, Grapefruitsaft, Johanniskraut, da Metabolisierung über CYP 3A4
Antimetabolit Therapie von rheumatologischen / dermatologischen Erkrankungen
Einnahme nur 1× wöchentlich! Einen Wochentag für Einnahme explizit festlegen
Therapie von onkologischen Erkrankungen sorgfältige Dosierung in Abhängigkeit von der Körperoberfläche
Adäquate Flüssigkeitszufuhr Verzicht auf Alkohol während der Therapie Anzeichen einer Überdosierung:
Haut-/Schleimhautläsionen, Husten, Brustschmerzen, grippeähnliche Symptome, Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, Kopfschmerz, Gelbfärbung der Augen und/oder Haut, Blutbildveränderungen
Spezifisches Antidot: Calciumfolinat
Methotrexat (MTX)
Immune Modulatory Drug
Einsatz bei Multiplem Myelom
Vorzugsweise abends 1 h nach dem Essen
Verstärkung der sedativen Wirkung durch
Alkohol, Anxiolytika, Schlafmittel etc. →
Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit!
UAW: Kribbeln, Verstopfung, Schwindel,
Taubheitsgefühl, Schwellungen und Schmerzen in
Händen und Füßen, Blutbildveränderungen
Verordnung auf T-Rezept!
Thalidomid
Bilder: Celgene
Immune Modulatory Drug
Einsatz u.a. bei Multiplem Myelom
Einmal tägliche Einnahme an den Tagen 1
bis 21 der sich wiederholenden 28-Tage-
Zyklen
UAW: Blutbildveränderungen,
Schlaflosigkeit, Verstopfung, Durchfall,
Übelkeit, Gewichtszu- und -abnahme,
Hautausschlag, Muskelkrämpfe, Müdigkeit
Verordnung auf T-Rezept!
Lenalidomid (Revlimid®)
Bilder: Celgene
T-Rezept
Alkylanz
Einsatz bei Glioblastoma multiforme, malignem
Gliom
Einnahme morgens nüchtern 1 h vor dem Frühstück
UAW: Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung,
Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen,
Krampfanfälle, Hautausschlag, Haarausfall
Gefahr der Myelosuppression steigt bei Kombination
mit anderen myelosuppressiv wirkenden
Arzneistoffen
Temozolomid (Temodal®)
Bilder: MSD GmbH
Alkylanz
Einsatz u.a. bei chronischer myeloischer Leukämie
Hydroxycarbamid (Litalir®)
Bilder: BMS GmbH
Dosierung basiert auf tatsächlichem oder Idealgewicht (je
nachdem welches niedriger ist)
UAW: Blutbildveränderungen, eingeschränkte
Nierenfunktion, gastrointestinale Beschwerden,
Hautausschlag, Haarausfall
Vermeidung von gleichzeitiger Anwendung mit
Lebendimpfstoffen
Haut besonders vor Sonne schützen
Erlotinib (Tarceva®) hemmt Tyrosinkinase des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors vom
Typ I (EGFR)
Einsatz bei Bronchial-, Pankreas-CA
Einmal tägliche Einnahme nüchtern, sonst unkontrollierter Anstieg der
Bioverfügbarkeit
UAW: Hautreaktionen, gastrointestinale Beschwerden, Abgeschlagenheit,
Mukositis
Keine gleichzeitige Einnahme mit Protonenpumpenblockern oder H2-
Rezeptorantagonisten (Alternative: Antazidum im Abstand von 2 h)
Metabolisierung über CYP!
Bild: Roche Pharma AG
Erstattungsfähigkeit von Supportiva
Geregelt durch GBA in Berlin
Alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel
Nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel, wenn
sie unter § 12 Abs. 8 der Arzneimittelrichtlinie fallen
in Anlage I der Arzneimittelrichtlinie aufgeführt
Auf dem Rezept muss „VO nach §12 Abs. 8 der AM-Richtlinie“ vermerkt sein
Informationen auf www.g-ba.de
Supportivtherapie Behandlungsmaßnahmen, die den Behandlungserfolg der
antineoplastischen Therapie verbessern und/oder die Toxizität
reduzieren
Supportivtherapie
Diarrhoe Zum Teil dosislimitierend, Klassenphänomen bei smKI Bis zu 50% der Patienten unter Erlotinib und Capecitabin Therapie: 2 mg Loperamid alle 2 h und 4 mg alle 4 h über
Nacht (kann ausgewiesene Tageshöchstdosis übersteigen) Arzt muss informiert werden Viel trinken, keine Milchprodukte, kleine, leicht verdauliche
Mahlzeiten (Bananen, Weißbrot) Länger als 48 h → Behandlung mit verschreibungspflichtigen
Arzneistoffen wie Ciprofloxacin, Opiumtinktur, Budesonid, Octreotid
Länger als 72 h → Hospitalisation und intravenöse Hydratation
Toxizitätsgrade von Diarrhöen nach CTCAE Common Terminology Criteria for Adverse Events
Grad
Unerwünsch-tes Ereignis 1 2 3 4 5
Patient ohne Stoma
< als 4 Stühle/Tag
4 bis 6 Stühle/Tag 7 und mehr Stühle/Tag
Lebens-bedrohliche Symptome
Tod
Patient mit Stoma
milder Anstieg der
Stoma-förderung
mäßiger Anstieg der
Stoma-förderung
starker Anstieg der Stoma-förderung
Lebens-bedrohliche Symptome
Tod
Weitere Symptome keine keine
Inkontinenz Einschränkungen im
Alltag, stationäre Aufnahme indiziert
Hand-Fuß-Syndrom (HFS) Palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom (PPE)
U.a. bei Capecitabin, Regorafenib, Sorafenib und Sunitinib
Handinnenflächen und Fußsohlen betroffen
Auslöser ungeklärt, verschiedene Theorien existieren Direkte toxische Wirkung Arzneistoffhaltiger Schweiß, der über Schweißdrüsen auf die Haut
gelangt und sich in Hornschichten an Händen und Füßen anreichert Entzündung hervorgerufen durch Überexprimierung an COX-2 Schädigung von Kapillaren und Austritt des Arzneistoffs durch hohen
mechanischen Druck
Hautpflege / Prophylaxe wie bei anderen Hauterscheinungen
Bild: Roche Pharma AG
Schweregrade des Hand-Fuß-Syndroms Grad 1 Grad 2 Grad 3
Minimale Hautveränderungen (z.B. Rötungen, Schwellungen,
Taubheitsgefühl, Kribbeln), KEINE Schmerzen
Hautreaktionen (z.B. Risse, Blasen, Schwellungen) mit
Schmerzen, Beeinträchtigung der
Aktivitäten des täglichen Lebens
Sehr starke Reaktionen (z.B. Hautablösungen, Blasen,
Bluten) mit starken Schmerzen,
limiting self care ADL
Bilder: Roche Pharma AG
Therapie des Hand-Fuß-Syndroms
Grad 1 Grad 2 Grad 3
2 x tgl 20%ige Handstoff Creme (z.B. Onychomal®
Creme) 1 x tgl 0,05%ige Clobetasol
Creme
Wie bei Grad 1 Schmerzmanagement mit
4%iger Lidocain Creme (z.B. Dolocupin) oder oralen
Analgetika (NSAR, COX-2-Inh, Paracetamol)
Topische Antibiotika (Erythromycin, Clarithromycin, Metronidazol)
Wie bei Grad 1 + 2 Schmerztherapie gemäß
WHO-Stufenplan
Nach: Oncology Pro ESMO – Management des Hand-Fuß-Syndroms, 2014
Nausea und Emesis
CINE: Chemotherapie induzierte Nausea und Emesis Drei Arten
Antizipatorisch: ausgelöst durch Erwartung bekannter Nausea und Emesis
Akut: innerhalb von 24 h nach Applikation Verzögert: 24-72 h nach Applikation
Bilder: Roche Pharma AG
Emetogenes Potential Emesis-Risiko (ohne antiemetische Prophylaxe)
Arzneistoffe (Beispiele)
hoch (über 90 Prozent) Hexamethylmelamin, Procarbazin
moderat (30 bis 90 Prozent) Cyclophosphamid, Imatinib, Temozolomid, Vinorelbin
gering (10 bis 30 Prozent) Capecitabin, Etoposid, Everolimus, Fludarabinphosphat, Lapatinib, Lenalidomid, Sunitinib, Thalidomid
minimal (unter 10 Prozent) Chlorambucil, Erlotinib, Gefitinib, Hydroxyurea, Melphalan, Methotrexat, Sorafenib, 6-Thioguanin
Nach MASCC/ESMO Antiemetic Guideline 2016
Prophylaxe von Nausea und Emesis AKUT
Emetogenes Potential
Hoch 5HT3 + DEX + NK
Moderat 5HT3 + DEX
Gering 5HT3 oder DEX oder DOP
Minimal Keine Routineprophylaxe
VERZÖGERT
Emetogenes Potential
Hoch DEX oder APR oder DEX/MCP oder DEX/APR
Moderat Keine Routineprophylaxe
Gering Keine Routineprophylaxe
Minimal Keine Routineprophylaxe
Nach MASCC/ESMO Antiemetic Guideline 2016
Zusatzhinweise Nausea und Emesis
Speisen eher kalt oder lauwarm als heiß essen Flüssige und halbfeste Speisen bevorzugen (Saft, Suppen,
Pudding etc.) Eher saure Speisen essen (Zitroneneis, saure Gurken etc.), evtl.
Mund mit Zitronenwasser spülen Sehr süße, fettige, salzige, stark gewürzte Speisen meiden,
milde bevorzugen (Kartoffenbrei, Toast, Bananen) Starke Gerüche meiden Entspannungsübungen Ablenkung durch Musik, Gespräche, TV, Radio etc.
Stomatitis/Mukositis
Erstes Symptom meist brennende Stellen im Mund Rötungen, Schwellungen, Ulzera, zäher Speichel, trockene
Mundschleimhaut, verringertes Geschmacksempfinden z.B. bei Chlorambucil, Melphalan, Vinorelbin sowie bei
Axitinib, Regorafenib, Sunitinib, Everolimus Komplikationen durch die Schleimhautschäden:
Schluckbeschwerden Mangelernährung Beeinträchtigung der Adhärenz Beeinträchtigung der Barrierefunktion Höhere Infektionsneigung
Mukositisprävention
Erhebung Zahnstatus und evtl. Korrekturen vor Chemo Korrekte und konsequente Zahnhygiene
weiche Zahnbürste (monatlich wechseln) Milde, fluorierte Zahnpasta Mundspülungen mit Salbeitee oder abgekochtem Wasser Kamillentee kann Mundtrockenheit verstärken
Irritationen und Mikroverletzungen vermeiden (keine scharfe, heiße, harte, sehr salzige Nahrung, weiche Speisen bevorzugen)
Milchprodukte essen Alkohol und Zigaretten meiden Dexpanthenol-haltige Lutschtabletten
Symptomatische Therapie Intensivierte Mundspülungen Lokalanästhetika Systemische Schmerztherapie und Antibiotika Ggf. hochkalorische Trinklösungen, enterale
Sondenernährung, parenterale Ernährung Soorstomatitis: Amphotericin B Lutschtabletten (besser
als Suspension mit Amphotericin B und Nystatin)
Hautreaktionen Klassenbedingt bei EGFR-Inhibitoren In der Haut spielt EGRF auch Rolle bei Stimulierung des
Zellwachstums → Gewebeschäden, Entzündungsreaktionen, Schädigung der
Barrierefunktion der Haut Auftreten der UAW verknüpft mit Wirksamkeit
Phase I: papulopustulöses, follikuläres Exanthem, akneartige
Hautausschläge (Brust, Rücken, Gesicht) Phase II: stark juckende schuppige Verkrustungen, lösen sich
nur langsam ab, anfällig für Infektionen Phase III: lichtempfindliche, juckreizanfällige, extrem trockene
Haut, Rhagaden, Nagelwallentzündung
Vermeidung von Hautirritationen Finger- und Fußnägel nicht zu kurz schneiden Enge Schuhe und Kleidung vermeiden Möglichst nicht rasieren Saunabesuche / starkes Schwitzen meiden Lauwarmes Wasser beim Duschen, Waschen, Spülen Kleidung aus Baumwolle oder Seide tragen Haushaltshandschuhe bei Arbeiten mit Lösungs-
/Reinigungsmitteln Sonnenschutz Hautpflege mit milden Präparaten ohne Duftstoffe
Therapie Hautreaktionen Phase I
Grad 1 Grad 2 Grad 3
Einzelne Pusteln Adstringierende Reinigungsgele
Topische Antibiotika (Erythromycin, Clindamycin,
Metronidazol) Kopfhaut: Clindamycin 2%
Lotion
z.T. konfluierend, < 50% KOF, juckend
Wie Grad 1 + systemische Antibiose (Minocyclin, Doxycyclin)
+ systemische Antihistaminika
Konfluierend, > 50% KOF, schmerzhaft, blutend
Wie Grad 1+2 + topische Kortikoide + ggf. Therapie-Pause
+ Dermatologe
Phase II Rückfettende Hautreinigung, feuchtigkeitsspendende Hautpflege
+ topische Antibiotika + Systemische Antibiose nach Antibiogramm bei Superinfektion
Phase III
Feuchtigkeitsspendende Seifen / Cremes, Duschöle, Ölbäder, harnstoffhaltige Pflegemittel
„Das Ausmaß, in dem das Verhalten eines Patienten in Bezug auf Arzneimitteleinnahme, Befolgen eines Ernährungsplans oder Anpassungen der Lebensweise mit den Empfehlungen eines Heilberuflers korrespondiert.“
Adherence to long-term therapies, WHO, 2003
Adhärenz
Fünf Dimensionen der Adhärenz Sozio-ökonomische Faktoren
Finanzielle Situation, Alter, Entfernung zum Behandlungsort, kultureller Hintergrund, Analphabetismus
Systembedingte Faktoren Verhältnis Arzt-Patient, Ausbildung der Heilberufler, Dauer der Konsultation, Systemkapazität, Arzneimitteldistribution
Krankheitsbedingte Faktoren Leidensdruck, Schwere der Symptome, Progressionsrate, Komorbidität, Verfügbarkeit wirksamer Therapien
Therapiebedingte Faktoren UAW, Behandlungsdauer, Komplexität des Regimes, früheres Therapieversagen
Patientenbedingte Faktoren Angst vor UAW, Erwartung, Motivation, Vergesslichkeit, Wissen über Erkrankung
Adherence to long-term therapies, WHO, 2003
Einschätzung der Adhärenz Pragmatischer Ansatz, um ersten Eindruck zur Adhärenz zu
erhalten: Fehlendes Therapieansprechen Nichterscheinen der Patienten zu vereinbarten Terminen Befragung der Patienten
Exaktere Adhärenzerfassung Patiententagebücher Fragebögen Medikationsprofile Elektronische Messsysteme
Haben Sie in der vergangenen Woche Ihre Medikamente zu einem
oder mehreren Zeitpunkten nicht eingenommen?
Krolop L, Jaehde U, Complianceförderung in der Arzneimitteltherapie, Internist, 2012
Medikationsprofil
Krolop L, Jaehde U, Complianceförderung in der Arzneimitteltherapie, Internist, 2012
Medication Event Monitoring System (MEMS®)
Kontrollgruppe Interventionsgruppe
• Intensivierte Pharmazeutische Betreuung
→ Adhärenz ↑
→ Therapiedauer ↑
• Hohe interindividuelle Variabilität der Adhärenz
→ Nicht jeder Patient benötigt intensive adhärenzfördernde
Maßnahmen
Dissertation Simons S, Uni Bonn, 2009
Studien zur Adhärenz
Krolop L et al. Adherence management for patients with cancer taking capecitabine: a prospective two-arm cohort study. BMJ Open 2013; 3: e003139.
Initial adhärente Patienten
Studien zur Adhärenz
Krolop L et al. Adherence management for patients with cancer taking capecitabine: a prospective two-arm cohort study. BMJ Open 2013; 3: e003139.
Initial nicht-adhärente Patienten
Studien zur Adhärenz
Förderung der Adhärenz Information und Beratung Patientenschulungen Wissen des Patienten verbessern Mündlich oder schriftlich
Bild: Deutsche Krebshilfe
Förderung der Adhärenz
Verhaltensbeeinflussung Tagebücher Medikationsplan Verknüpfung der Einnahme mit täglichen Routinehandlungen Dosierungsaufkleber Kalenderpackungen Patientenindividuelle Verblisterung
12
Patiententagebuch
Daten der einzelnen Zyklen
Capecitabin (=Xeloda®)
1. Zyklus: Einnahme vom 15.07. bis zum 28.07.10
Pause vom 29.07. bis zum 04.08.10
2. Zyklus: Einnahme vom 05.08. bis zum 18.08.10
Pause vom 19.08. bis zum 25.08.10
3. Zyklus: Einnahme vom 26.08. bis zum 08.09.10
Pause vom 09.09. bis zum 15.09.10
Individueller Einnahmeplan
Erinnerungskarte
4 3
Monitoring Selbstkontrolle (z.B. Blutdruckmessung beim Hypertoniker) Fragebögen
• Therapieanpassung Vereinfachung der Therapie Retard- / Depotformulierungen Kombinationspräparate
Reduktion der täglich einzunehmenden Arzneimittel Doppelverordnungen? Verordnungen ohne Indikation?
Förderung der Adhärenz
Informationsquellen Aktionsbündnis
Patientensicherheit www.ap-amts.de Handlungsempfehlungen
bei Einsatz von Hochrisikoarzneimitteln, z.B. für oral appliziertes Methotrexat
www.krebsinformationsdienst.de www.dgop.org http://scholar.google.de www.mascc.org www.inkanet.de www.krebshilfe.de www.iqwig.de www.g-ba.de https://drks-neu.uniklinik-freiburg.de/drks_web/ „Der Krebs-Patient in der Apotheke“
Höckel, M. / Heckl, U. / Nagel, G.A., 2003 Therapiestandards - unkonventionelle Mittel - Pharmazeutische Betreuung
Informationsquellen
Vielen Dank!
Klinische Pharmazie
Klinische Pharmazie der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Ahornstr. 48 · 52074 Aachen · Telefon: 0241 – 8 15 73
Gibt es Fragen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Wechselwirkungen 5-FU und HCT Alkylanzien und Phenytoin Pflanzl antineoplastische Mittel/Immunmodulatoren und cytochrom P 450
Inhibitoren und Induktoren Proteinkinaseinhibitoren und cytochrom P 450 Inhibitoren und
Induktoren und Nahrungsmittel Anthracycline und Calciumantagonisten, Alkohol, Ciclosporin Fettreiche Nahrung erhöht die Bioverfügbarkeit von Lapatinib bis auf das 4-
Fache [1]
Omeprazol/PPI erniedrigt die maximale Konzentration von Erlotinib um 60% [2]
Bei der Abgabe sind vor allem Wechselwirkungen mit dem Virustatikum Sorivudin und dessen chemischen Verwandten wie etwa Brivudin zu beachten. Eine gleichzeitige Behandlung ist kontraindiziert. Außerdem kann Folsäure die Toxizität des Wirkstoffs bedrohlich erhöhen. Die ABDA-Datenbank mahnt daher zur Vorsicht: Während einer Capecitabin-Behandlung sollten Folsäure-haltige Vitamin-Supplemente gemieden werden.
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