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P l Ak d i Zü i hPaulus-Akademie ZürichFachtagung Strafe am 16.-17. 9.2010
F li R fFolien zum Referatvon
f üProf. Dr. Hans-Jürgen KernerDirektor des Instituts für Kriminologie der
Universität Tübingen
Was hilft wirklich, Straftaten undWas hilft wirklich, Straftaten und Rückfälle zu vermeiden?
i i h k i i l i h f dEmpirisch-kriminologische Befunde zur KriminalitätspräventionKonzentriert auf „strafende“ Reaktionen (Androhung Verhängung Verbüßung)(Androhung, Verhängung, Verbüßung)Ferner konzentriert auf Befunde zu jungen Menschen
Di Sk l ö li h A t t “ fDie Skala möglicher „Antworten“ auf Straftaten Jugendlicher und GedankenStraftaten Jugendlicher und Gedanken
über deren mögliche Wirkungen
Ni ht kti R ktiNichtreaktion ReaktionSanktion Bestrafungg
Bedeutung des ersten Teils derBedeutung des ersten Teils der Überschrift der vorigen Folie:g
Es ist wichtig eine breite Palette von in ihrerEs ist wichtig, eine breite Palette von in ihrer Intensität und Ausrichtung gestuften Antworten“ in den (forschenden) Blick zu„Antworten in den (forschenden) Blick zu
nehmen, um sowohl differenzierte als auch haltbare und am Ende praxisrelevantehaltbare und am Ende praxisrelevante Ergebnisse zu erhalten.
Bedeutung des zweiten Teils der ÜÜberschrift:
D d lt ö li h“ ö li h A t t dDas doppelte „möglich“ = mögliche Antworten und mögliche Wirkungen:
* Menschen als Individuen sowie *biographische Einflüsse und Verläufe sowie * sozialpsycho-l i h d i k i h i fl ilogische und sozioökonomische Einflüsse mit sozialem Wandel.
sind alle schon einzeln komplex und in ihrer stets dynamischen Interaktion noch viel komplexer.
Folge dieser zentralen Gegebenheiten:* Verlässliche Ergebnisse sind schon an sich nur schwer
zu erhaltenzu erhalten.* Zeitliches bzw. Zeitbedingtes von Überdauerndem
bzw stabil Gültigem zu unterscheiden ist ebenfallsbzw. stabil Gültigem zu unterscheiden ist ebenfalls schwer.
* G G ld“ f d d h ll l f i i* „Gutes Geld“ für gute und d. h. vor allem langfristige sowie wiederholte und repräsentative empirische S di h l i (i d i L d )Studien zu erhalten ist (in den meisten Ländern) außerordentlich schwer.
W it F l b b ü li hWeitere Folge eben bezüglich von Forschungsergebnissen:Forschungsergebnissen:
* Einzelbefunde sind wichtig (und durchaus wie durchweg als Herausforderung für Wiederholung bzw. Absicherung zu g gbetrachten).
* M d f i b i ht üb b t d* Man darf sie aber nicht überbewerten oder vorschnell verallgemeinern.
* Internationale Vergleiche helfen bei der „Einordnung“ auch für das eigene Land.„Einordnung auch für das eigene Land.
In ein Dichterwort gekleidet:
„Stets äußert sich der Weise leise,„Stets äußert sich der Weise leise, vorsichtig
und bedingungsweise“
(Wilhelm Busch)
Näher zum Thema und zur SacheBeispiele der Möglichkeit und dem Sinn der
„Nichtreaktion“:„Beispiel Schule und „Spicken“: Der Lehrer, der das faktisch Gesehene je nach Situation offiziell sieht joder nicht sieht.Beispiel Eltern, die nur positives Verhalten ihres p , pKindes für das Kind merkbar „wahrnehmen“.Beispiel Polizei, die Streife geht oder fährt und gut p , g gsichtbar „konkludent ankündigt“, dass sie ggf. etwas von Amts wegen sehen könnte.
Verhaltensgeltung von Normen:Die meisten Menschen verhalten sich die meiste Zeit sozusagen „von selbst“ normgerecht infolge gelungener Sozialisation einschließlich Moralbildung = g g g g gVerhaltensgeltung von Normen.
Sektorale wie situative Abweichung ist stets möglich, kommt in Abständen auch faktisch vor bleibt aber insgesamt eingehegt“faktisch vor, bleibt aber insgesamt „eingehegt .
Jede „Störung“ der Sozialisation / Moralbildung ist geeignet, das „Zeitbudget“ in Richtung auf Abweichung zu verschieben, d. h. gefährdet die Betroffenen,Richtung auf Abweichung zu verschieben, d. h. gefährdet die Betroffenen, „Anreizen“ verstärkt zu erliegen.
Verhaltensnormen sind von daher gesehen Regeln, die „gesetzt“ werden, um in b ti t L b b i h d f t hi dli h t k d t t A ibestimmten Lebensbereichen dem ggf. unterschiedlich starken und steten Anreizzur Abweichung „plakativ“ ein symbolisches Verbotsschild entgegen zu setzen, also die Verhaltensgeltung zu stabilisieren.
Sanktionsgeltung von NormenSanktionen sollen den Verboten (Geboten) Nachdruck verleihen sie damit als weiterhin gültigNachdruck verleihen, sie damit als weiterhin gültig und wichtig bestärken = Sanktionsgeltung.Dies impliziert nicht eine sofortige und vollständigeDies impliziert nicht eine sofortige und vollständige „Wirksamkeit“ qua Verhaltensänderung der Sanktionierten oder der Dritten die davon erfahrenSanktionierten oder der Dritten, die davon erfahren.In Anlehnung an ein Diktum Niklas Luhmanns
i i d f li (S k i i ) N i dpointierend formuliert: (Sanktionierte) Normen sind kontrafaktisch stabilisierte Verhaltenserwartungen.
Lerntheoretisches zum Thema derLerntheoretisches zum Thema der Nichtreaktion
Normen können durch zu häufige Betonung überstrapaziert und damit in ihrer Wirkung b i h i d h / b fbeeinträchtigt werden: Gewöhnung/Abstumpfung Für strafende Sanktionen gilt das noch viel stärker: Wenn alles bestraft wird und alle bestraft werdenWenn alles bestraft wird und alle bestraft werden, fühle ich mich wohl unter der Mehrheit der „Meinesgleichen“.„ gGefahr: Verstärkung des Negativen durch die selektive „Belohnung mit Aufmerksamkeit“.Ansonsten: „Vermeidenlernen“ statt Verlernen durch Bestrafung des Negativen.
Sicheres Wissen bei Delinquenz?Wenig (lerntheoretisch fundierte) Forschung.
i llf ld h i f hBei Hellfeldphänomenen im Strafrecht: „Echte“ Nichtreaktion ist prinzipiell nicht möglich, es läuft schon immer ein Verfahren ab Anzeige oder Wahrnehmung von Amtsab Anzeige oder Wahrnehmung von Amts wegen.E bl ib di ä h S f R k i lEs bleibt die nächste Stufe: Reaktion als Sanktion (folgende Folie).
Rektion als Sanktion: Psychologisch-Rektion als Sanktion: Psychologischkriminologisch betrachtet
Stichwort: Sanktion durch Verfahren.b d h i h lInsbesondere: Lerntheoretisch relevante
sinnliche „Erfahrung“ bei dem/der Jugendlichen durch Reiz-Reaktionskette = Schnell nach der Tat einsetzende= Schnell nach der Tat einsetzende Vernehmung durch (vor allem) die Polizei
d / d di i h / h lf d Boder/und diagnostische / helfende Betreuung durch die Jugend(gerichts)hilfe.
„Nichtstun“ nach Jugendkriminalität?Erlebbares Reagieren ist bereits „Tun“.Intensive persönlich zugewandte Ansprache“ setztIntensive persönlich zugewandte „Ansprache setzt „Haken“ bei den jungen Menschen.Von dem Nutzen der generellen hintergründigen“Von dem Nutzen der generellen „hintergründigen Einstellung der Geduld/Unaufgeregtheit gegenüber dem Massenphänomen kleinerer Kriminalität (auch) p ( )bei Jugendlichen einerseits, aber:Von der pädagogischen Gefahr der p g g„Verharmlosung“ im Umgang mit individuellen Tätern andererseits.
Absehen von der Verfolgung bzw. Einstellung des Verfahrens bei nicht
erheblichen Alltagstatenerheblichen AlltagstatenVom Nutzen eines Absehens nach pädagogisch optimierter Belehrung bzw. Benachrichtigung der Jugendlichen selbst g g g goder ihrer Eltern.Von der Gefahr bürokratisch angeleiteter standardisierter F h ibFormschreiben.Realität bei der Polizei, der Jugendhilfe, der Staatsanwaltschaften und den Jugendgerichten?Staatsanwaltschaften und den Jugendgerichten?
In Deutschland allgemein? Häuser des Jugendrechts?In der Schweiz?
Unbedingter Bedarf für Strafe zurUnbedingter Bedarf für Strafe zur „Abhaltung“ oder „Abschreckung“ bei g g
erheblicheren Taten oder E i h bl ?Erziehungsproblemen?
Vom guten praktischen Sinn des § 45 Absatz 2 D-g p §JGG: Verzicht auf jugendkriminal-rechtliche Reaktion (ggf. selbst bei Verbrechen), wenn vorgängige“ Instanzen hinreichend erzieherisch„vorgängige Instanzen hinreichend erzieherisch
reagiert haben, und auch kein überschießender Bedarf nach Ahndung der Tat bestehen bleibt.gErgänzende Lehren aus der „Perceptual-Deterrence“-Forschung?
Jüngste wissenschaftliche Synthese ausJüngste wissenschaftliche Synthese aus bisherigen Studien / Ergebnissen:
Meta-Evaluation der Effektivität von Abschreck ng d rch Strafe im VergleichAbschreckung durch Strafe im Vergleich zu anderen Maßnahmen bzw. Faktoren, die nach Straftaten eine Rolle spielen (können).Rund 700 nach identischen RegelnRund 700 nach identischen Regeln ausgewertete empirische Studien aus vielen StaatenStaaten.Dölling / Entorf / Hermann / Rupp 2009
Rangfolge der Faktoren die EinflussRangfolge der Faktoren, die Einfluss auf das Unterlassen neuer Straftaten
haben (in Auswahl): Surveys
Rang 1: Erwartete Wahrscheinlichkeit, dass im engeren sozialen Umfeld informell negativeengeren sozialen Umfeld informell negative Reaktionen/Sanktionen erfolgen werden.Rang 2: Erwartete Wahrscheinlichkeit dass eineRang 2: Erwartete Wahrscheinlichkeit, dass eine Sanktion durch die Justiz erfolgen wird.R 3 E t t E td k h h i li hk itRang 3: Erwartete Entdeckungswahrscheinlichkeit durch (vor allem) die Polizei.
Fortsetzung der Rangfolge beiFortsetzung der Rangfolge bei Surveys:
h i li hRang 4: Erwartete Schwere einer möglichen strafrechtlichen Sanktion.Rang 5: Erwartete Schwere einer möglichen informellen Sanktion im engeren Umfeldinformellen Sanktion im engeren Umfeld.
Das Ergebnis vonDas Ergebnis vonexperimentellen Studien:
Rang 1: Entdeckungswahrscheinlichkeit -Variation bei Labore perimentenVariation bei Laborexperimenten.Rang 2: Strafschwere - Variation in Laborexperimenten.Rang 3: EntdeckungswahrscheinlichkeitRang 3: Entdeckungswahrscheinlichkeit Variation in Feldexperimenten.Rang 4: Strafschwere – Variation in Feldexperimenten.p
B t ht d R kti d J tiBetrachtung der Reaktionen der Justiz auf Delinquenz und Kriminalität in au e que u d a ä
DeutschlandBefunde aus den Geschäftsstatistiken bzw. der St f f l t ti tikStrafverfolgungsstatistik.Entwicklung über die Zeit und gQuerschnittsvergleiche.
EntwicklungEntwicklung der Diversion über die Zeit
Diversion = Ableitung/Umleitung vom förmlichen Sanktionierenförmlichen Sanktionieren.
Befunde nach dem Konstanzer Inventar zur Sanktionsforschung(KIS:Wolfgang Heinz)Sanktionsforschung(KIS:Wolfgang Heinz).
Von der ungleichen Anwendung derVon der ungleichen Anwendung der Diversion in den Bundesländern
Befunde nach dem Konstanzer InventarBefunde nach dem Konstanzer Inventar
Diversionsraten im Jugendstrafrecht nach Ländern, 2006: g ,§§ 45 und 47 JGG bezogen auf alle informell und formell Sanktionierte
(Quelle: KIS, Heinz)57Saarland
65
62
68Nordrhein-Westfalen
Niedersachsen
Bayern
7169
69
Hessen
Baden-Württemberg
Rheinland-Pfalz
7574
73
Thüringen
Sachsen
Schleswig-Holstein
7876
76
75
Brandenburg
Berlin
Thüringen
88
81
78
Bremen
Hamburg
Mecklenburg-Vorpommern
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100Prozentwerte (nach Rang-Anteilen durchweg, hier nicht ausgewiesen : 1= §45 I, II, 2 =§ 45 III, 3 = § 47 JGG)
Wirken sich die Unterschiede aus?Ergebnisse einer empirischen Erhebung von Hein nd MitarbeiternHeinz und Mitarbeitern.Die Studie ist schon älter: Jedoch:Auch Ergebnisse aus der Schweiz (s. namentlich Storz zu Busse vs kurzer Haft innamentlich Storz zu Busse vs. kurzer Haft in den Kantonen) kommen zu strukturell id i h E b iidentischen Ergebnissen
Diversionsraten und NachentscheidungsratenDiversionsraten und Nachentscheidungsraten in den 11 alten Ländern Deutschlands
Geburtskohorte 1961, BZR-Eintragungen, Delikt = Einf. Diebstahl
100
80
8589
91
80
90Diversion §§ 45,47 JGGMind. 1 NE in 3 Jahren
646670
80
43 4346
51
56
50
60
Pro
zent
wer
te
323631
34323130
40
P
2630
23
2928
10
20
0RP BW NI NW BY HE SL SH BE HB HH
Der populäre „Ruf“ nach „harten Strafen“ wenn schwere TatenStrafen , wenn schwere Taten begangen worden sindg g
(1) Standardreaktion in der Öffentlichkeit in vielen (allen?) Gesellschaften.(2) Verbunden damit: Standardreaktion der Einschätzung von der (allzugroßen) „Milde“ der Justiz.(3) Für USA traditionell, für Europa neu: Dynamische Verstärkung (in/durch Politik und Medien) durch Populismus“„Populismus .
Hier: Nur Blick auf die Wirkungsanalysenunterschiedlicher harter faktisch verhängter Strafeng
Wirken „schwerere“ Sanktion „mehr“?Zunächst: Erinnerung an die Lerntheorie.
d i di dSodann: Erinnerung an die gerade genannten Ergebnisse der neuesten Meta-Evaluation.Generalthese aus vielfältiger Empirie: Vergleichsweise wichtig ist ob etwas“Vergleichsweise wichtig ist, ob „etwas geschieht. Vergleichsweise unwichtig ist, wie h f i d G h h d fäll ( iheftig das Geschehende ausfällt (ceteris paribus)
Das Bild der deutschenDas Bild der deutschen Bundesrückfallstatistik
Neue Einträge im BZR nach exakt indi id alisiertem 4 jährigem Verla findividualisiertem 4-jährigem Verlauf (Ausgangsmenge = rund 950.000 Fälle!)(1) nach Verhängung einer Sanktion bzw.(2) nach dem Ende der Vollstreckung(2) nach dem Ende der Vollstreckung (Primäre Bewährungsstrafe sekundäre B äh f V ll büß )Bewährungsstrafe Vollverbüßung)(Jehle, Heinz, Sutterer u.a.)( , , )
Rü kf ll h S kti d J d t f htRückfall nach Sanktionen des Jugendstrafrechts innerhalb von individuell 4 Jahren
Bundesrückfallstatistik 199490
Mind. 1 Folge-Entscheidung77,9
7070
80 FE JugStr/FrStrFE BewährungsstrafeFE Sonst. Form. SanktionenDiversion
59,655,2
50
60
rte
40,3
45,1
30 6
40
50
Pro
zent
wer
17,717,720,8
15,914 8
27,324,5
30,6
20,117,320
30
6,52,9
,13
5,2
14,8
0,34,1
1,95,1
12,1
0
10
0JugStr o.
BewährungJugendarrest JugStr m.
BewährungJugRi Maßnahmen Diversion JGG
Rückfall nach Sanktionen des allgemeinen Strafrechts innerhalb von individuell 4 Jahren
Bundesrückfallstatistik 1994
56,460
Mind. 1 Folge-EntscheidungFE JugStr/FrStrafe o B
44,7
50
FE JugStr/FrStrafe o.B.FE BewährungsstrafeFE sonst. form. Sanktion
40
e
30,229,430
Proz
entw
erte
14,812,9 13,514,1
16,4
19,920
2,7
7,6
0
10
0FrStrafe o. Bewährung FrStrafe m. Bewährung Geldstrafe
Vorsicht bei der Interpretation:Methodisch nicht eigentlich „neue Kriminalität“, sondern neue registerpflichtige Reaktion/Bestrafung.g p g g„Negative Wirkung“ intensiver Strafen versus „gute Selektionsleistung“ der Praktiker?gFalls letzteres: Folgefrage = Verbleibender „Mangel an Erziehungswirkung“ bzw. „Gleichwirkung der g g „ gSanktionen“ bei vergleichbaren Tätern?Im Übrigen: Auch sozialpädagogische Zuwendung g p g g gim Strafkontext verändert den strukturellen Befund nicht automatisch ( Folgende Folie)
Rückfälligkeit in Abhängigkeit von Bewährung, Bewährungshilfe und Vollverbüßung (Bundesrückfallstatistik 1994 ff)
60,9 61,1 63,670
38,9
, ,
38,6
51,8
36,833 2
40
50
60
wer
te
11
25,6
14,5
33,225,6
20
30
Proz
entw
0
10
ewHi
ewHi
ahre
ewHi
ewHi
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e ohne B
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fe bis
2 Jah
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Bewähru
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Unbeding
Bedingte Ent
Bedingte E
Vollverb
üßung
Neue Folge-Entscheidung beliebiger Art Neue unbedingte Jugend- oder Freiheits
Ergänzende Gesichtspunkte:Die „Rückfallgesetze“ vor oder hinter der eigentlich spezifisch gedachten Sanktionswirkung: vor allem (1)spezifisch gedachten Sanktionswirkung: vor allem (1) Alter (2) Geschlecht (3) Vorbelastungen bzw. VorstrafenVorstrafen.Wiederholte Forschungsergebnisse zu „echtem“ (negativem) Verstärkereffekt harter“ Strafen (ceteris(negativem) Verstärkereffekt „harter Strafen (ceteris paribus). Stichworte u.a.: „Defiance“ und Subkulturelle Werte“ einerseits Stigmafolgen“ und„Subkulturelle Werte einerseits, „Stigmafolgen und
„Selbstbildänderung“ andererseits.
Die These: „Im Zweifel weniger“Element 1: Im Zweifel
Unwissen über Details (v.a. Bagatellfälle)Mangelnde Aufklärbarkeit von Unterschieden oder deren Relevanz gerade für Rückfallgefahr
Element 2: Weniger (nur) wenn nicht andere Gründe eineElement 2: Weniger, (nur) wenn nicht andere Gründe eine gestufte Reaktion vorgeben
Weniger an EingriffenWeniger an sozialpädagogischen oder Jugendhilfeangeboten
Andere Gründe = ggf. unabhängige Bedeutung von Gerechtigkeitsdiskurs Sühnediskurs OpferdiskursGerechtigkeitsdiskurs, Sühnediskurs, Opferdiskurs, Sicherungsdiskurs im Feld der Kriminalsanktionen.
Spricht die Entwicklung derSpricht die Entwicklung der Jugendkriminalität für oder gegen das g g g„Im Zweifel weniger“?
H llf ld S i J h Rü k d S i lHellfeld: Seit Jahren Rückgang oder Stagnation als Standardfall im Hellfeld (PKS) mit Ausnahme der Körperverletzungsdelikte und Jungtätern von KV-Delikten.Steigende Aufklärungsquote = relativ mehr Jungtäter.Steigende Anzeigequote? In diese Richtung zuletzt beispielsweise KFN Ergebnisse 2009 (Selbstberichte vonbeispielsweise KFN-Ergebnisse 2009 (Selbstberichte von rund 45.000 Schülerinnen/Schülern).Ergänzende Ergebnisse skandinavischer Jugendsurveys, auch
i d Z it hi ht d tli h i k d T l “ izur in der Zeitschiene recht deutlich sinkenden „Toleranz“ in der Einstellung gegenüber Gewalt gerade bei jungen Menschen.
Beispiel Schweden 1995-2005Hier nur 3 ausgewählte Jahre
lf di ß iSelf-Report Studien großer repräsentativer Stichproben (~ 7000 junge Befragte)Hier:
Anstieg der NichtttäterAnstieg der NichtttäterAuch Rückgang bei MehrfachtäternDeliktsspezifischer Rückgang von Täterschaft
Beispiel Schweden 1995-2005
Täterschaft allgemeinTäterschaft allgemein
S lb tb i ht t D li b i h di h J dli h i d J h 1995 2005 ä t ti Sti h b (NSelbstberichtete Delinquenz bei schwedischen Jugendlichen in den Jahren 1995-2005, repräsentative Stichproben (N ~ 7000)
60
4851
50
60
1995 2001 2005
3940
3331 31
30
zent
wer
te
1520
Pro
42
11
6
2 1
10
52 1
810
1 10
Keine Tat 1-5 Taten 6-15 Taten 16-35 Taten 36-75 Taten > 75 Taten
Beispiel Schweden 1995-2005
Hier: Entwicklung bei ausgewähltenHier: Entwicklung bei ausgewählten Deliktsarten
S lb tb i ht t D li b i ä li h h di hSelbstberichtete Delinquenz bei männlichen schwedischen Jugendlichen, ausgewählte Delikte und Jahre bei repräsentativen Stichproben (N ~ 7000)
58 960
70
Diebstahl
46,3
4958,9
50Sachbeschädigung
26,8
37,7
30
40
roze
ntw
erte
Gewaltdelikte
23,120
30Pr
Gewaltdelikte ohneMesserführen
8,7911,4
4,94,56 6
7,3 7,810
Messerführen
Drogendelikte,,
01995 2001 2005
Ein Sprung zur Frage der EntwicklungEin Sprung zur Frage der Entwicklung bei schweren / schwer sanktionierten
Tätern
Frage: Bessern sich auch junge St f f h d E tl ?Strafgefangene nach der Entlassung?Insbesondere: Stimmt die Annahme, dass mit ,steigender (Neu-)Verurteilungsmenge die Resozialisierungschance sinkt?Resozialisierungschance sinkt?Das Beispiel der NRW-Studie (Kerner et al.)
Kumulierte Rückfälligkeit bei Entlassenen aus dem Jugendstrafvollzug(Quelle: NRW-Projekt Kerner/Janssen)
84,283,8
90
,
72,277,6
70,2
6670
80
63,666
60,4
50
60
erte
48,2
40
50
Proz
entw
e
Neue Verurteilung(en)
20
30Neue VU mit Freiheitsstrafe
Neue VU mit Strafverbüßung imVollzug
0
10
Vollzug
0
1. NUZ:1-5 Jahre 2. NUZ: 5-10 Jahre 3. NUZ: 10-20 Jahre
Entlassene aus dem Jugendstrafvollzug:Entlassene aus dem Jugendstrafvollzug: Entwicklungsverlauf der weiteren Karriere in
aboluten Zahlen (Quelle: NRW Projekt Kerner/Janssen)452
500
(Quelle: NRW-Projekt Kerner/Janssen)452
380400
450 Anzahl der BetroffenenDesister
329
260300
350
260
207200
250
158
12396
6672 69100
150
6642
3015 7
7251
6953 49
35 27 30 2412 15 8
0
50
Entlas
sung
1. NVU
2. NVU
3. NVU
4. NVU
5. NVU
6. NVU
7. NVU
8. NVU
9. NVU
10. N
VU
11. N
VU
12. N
VU ff.
Entwicklungsverlauf nach Entlassung aus dem Jugendstrafvollzug:Jugendstrafvollzug:
Erneut Verurteilte und Abbrecher im Vergleich(mit zusätzlich eingefügten Trendlinien)
86787876
8079
87
8480
90
100
71
64
69
76
60
70
80
Erneut Verurteilte
4750
53
36
50
40
50
60
Proz
entw
erte Abbrecher
Linear (Erneut Verurteilte)Linear (Abbrecher)
2931
2222242021
131620
30
1413
0
10
g U U U U U U U U U U U ff
Entlas
sung
1. NVU
2. NVU
3. NVU
4. NVU
5. NVU
6. NVU
7. NVU
8. NVU
9. NVU
10. N
VU
11. N
VU12
. NVU ff
Die Bedeutung soziobiographischerDie Bedeutung soziobiographischer Belastungen hinter Mehrfachtäterschaft
f d h i k lf ld i jBefunde auch im Dunkelfeld in jüngeren JahrenErneut: Das Beispiel der schwedischen SchülerbefragungSchülerbefragung
Biographische Korrelate vonBiographische Korrelate von Gelegenheitstäterschaft
Verbreitetes Ergebnis im Hellfeld: Gelegenheitstäter unterscheiden sich nicht von offiziellen Nicht-Täternunterscheiden sich nicht von offiziellen Nicht-TäternWiederholungstäter unterscheiden sich durch verschiedene Dimensionenverschiedene Dimensionen
Sowohl von GelegenheitstäternAl h h Ni h TäAls auch erst recht von Nicht-Tätern
Hier Frage nach einer ähnlichen Verteilung im Dunkelfeld: Selbstberichtete Delinquenz bei schwedischen Jugendlichen (nationale Befragung)
Anteil von Befragten mit hohem Individualrisiko und hohem Lebensstilrisiko innerhalb verschiedener Gruppen von Deliktshäufigkeit
8589
90
100
Hohes individuelles RisikoHohes Lebensstilrisiko
72 7270
80Hohes Lebensstilrisiko
5053
50
60
ozen
twer
te
28 2830
40Pro
8 710
20
0
Kein Delikt 1-5 Delikte 6-15 Delikte 16-35 Delikte > 35 Delikte
Die Relativierung der Befunde durchDie Relativierung der Befunde durch die „Mengenverhältnisse“
i lf h i d i kl iVielfachtäter sind eine kleine Gruppe.Daraus folgt, dass auch von den in derDaraus folgt, dass auch von den in der Gesellschaft allgemein „Belasteten“ nicht die Mehrheit auffällig wirdMehrheit auffällig wird.Beleg durch die Neuauswertung (Kerner u.a.) der ersten Philadelphia-Studie (Wolfgang u.a., rund 10.000 Probanden).)
Junge Mehrfachtäter in Schweden nach Selbstberichten:Junge Mehrfachtäter in Schweden nach Selbstberichten: Täteranteil und Tatenanteil
bei der Teilgruppe von 49 % aller rund 7000 Befragten, die wenigstens 1 Delikt angegeben haben, (nur) Jahr 2005angegeben haben, (nur) Jahr 2005
63
60
70
50
60Anteil an TätergruppeAnteil an Straftaten der Tätergruppe
4240
entw
erte
20 20
25
20
30
Proz
106
14
10
01-5 Taten 6-15 Taten 16-35 Taten 36+ Taten
S lb tb i ht t M h f htät h ft b i h di hSelbstberichtete Mehrfachtäterschaft bei schwedischen Jugendlichen nach Zahl der "Hintergrund"-Risikofaktoren
22,3
20
25
1995 2001 2005
17,8
15,1
18,2
13,8 1415
20
6+ T
aten
10,110,8
11,9
8,710
15
twer
te b
ei 1
6
5,84,7
5
Proz
ent
0Kein RF 1 RF 2 RF 3-4 RF
(Unskilled/Blue Collar, Flat Housing, Immigrant Background, Broken Home)
S i bi hi h t hi dli h b l t t G d dSoziobiographisch unterschiedlich belastete Gruppen und deren Polizeiauffälligkeit bis zum 18. Lebensjahr
(Philadelphia Kohorte I)90
82,4 80,1
68,870
80 Kein Verfahren1Verfahren2-4 Verfahren,
54,860
70 2-4 Verfahren5-10 Verfahren11-39 Verfahren
36,840
50
Proz
entw
erte
19,9 21,6
15
24,4
1717,820
30
P
13,3 13,8 15
4,2 5,511,3
0,1 0,6 1,85,1
0,7
6,8
0,200
10
20
00
Nicht belasteteJungen
Gering belasteteJungen
Mäßig belasteteJungen
Stark belasteteJungen
Schwerst belasteteJungen
Abschließend: Die Bedeutung vonAbschließend: Die Bedeutung von Werten für Delinquenz
Ergebnisse der Tübinger Schülerbefragung (N ~ 3500)3500)Verschiedene Gruppen bzw. Schichten bzw. Milieus“: gezielt geschichtete (daher nicht für„Milieus“: gezielt geschichtete (daher nicht für
Deutschland allgemein repräsentative) Studie.ilb i h d S di f d h dTeilbereich der Studie: Prüfung der Hypothese, dass
die Werthaltungen allgemein bei jungen Menschen / D li b d i dDelinquenten bedeutsam sind.
Ausgangspunkt (natürlich): UngleicheAusgangspunkt (natürlich): UngleicheVerteilung von Gewaltbereitschaft
ß d j h d b iAusmaß der Bejahung der Aussage bei verschiedenen Teilgruppen: „Ich schlage mich häufig, ich kann andere zwingen zu tun, was ich will“ich will
Ausgewähltes Beispiel für negativeAusgewähltes Beispiel für negative Werte
i / bl h dZustimmung zur /Ablehnung der Aussage, dass es für einen selbst wichtig sei, „Gesetz und Ordnung zu respektieren“Zusammenhang mit selbst angegebenerZusammenhang mit selbst angegebener Gewaltbereitschaft.
Zusammenhang des Wertes "Gesetz und Ordnung respektieren"Zusammenhang des Wertes Gesetz und Ordnung respektieren mit selbst bejahter Gewaltbereitschaft nach Schicht / Schulart
450
-398
-331 -328350
400
Hun
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Junge GefangeneOst
-285
-258-272300
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H Junge GefangeneWest
Hauptschüler
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Berufsschüler
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BVJ-Schüler
0
50Sign
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Gymnasiasten
0Korrelationsdichte
Tübinger Schülerbefragung
Ausgewähltes Beispiel fürAusgewähltes Beispiel für positive Werte
Zustimmung zur /Ablehnung der Aussage, dass es für einen selbst ichtig sei Sich sodass es für einen selbst wichtig sei, „Sich so zu verhalten, dass Mitmenschen nicht geschädigt werden“.Zusammenhang mit selbst angegebenerZusammenhang mit selbst angegebener Gewaltbereitschaft
Zusammenhang des Wertes "Mitmenschen nicht schädigen" mit selbst bejahter Gewaltbereitschaft, nach Schicht / Schulart
-381400
450
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JungeGefangene Ost
-276 -282300
350
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JungeGefangeneWest
-182200
250
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Berufsschüler-167
-149
100
150
200
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BVJ-Schüler
50
100
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Gymnasiasten
0Korrelationskoeffizienten Tübinger Schülerbefragung
Am Ende:Alles spricht für eine Reaktion auf Jugendkriminalität „mit Nachhaltigkeit, aber mit g „ g ,Geduld und Augenmaß“.Wirkungen sind oft erst „schleichend“ und über g „längere Fristen klar zu erkennen.Junge Menschen „verarbeiten frühere Erfahrungen g „ gwirkmächtig selbst“, sobald sie reifer und ruhiger werden: Soziale Nachreifung.Hilfreich dafür sind „gerechte“ Reaktionen, nicht notwendigerweise nur „milde“ Sanktionen.
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