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Jahrgangsübergreifendes Lernen in der Grundschule:
Die flexible Eingangsstufe
Edith Engeler/Hauke Germer/Carola Junghans/ Gisela Schläfke/ Franz Schüler
Gliederung
Rechtliche Grundlagen
10 gute Gründe für die Arbeit in der ES
Die Grundformen des Unterrichts
Bausteine der Unterrichtsentwicklung
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Rechtliche Grundlagen
Das Niedersächsische Schulgesetz ermöglicht es den
Grundschulen, mit Beginn des Schuljahres 2003/2004 den 1. und
2. Schuljahrgang als pädagogische Einheit (Eingangsstufe) mit
jahrgangsübergreifenden Lerngruppen zu führen. Diese Schulen
verzichten auf die Möglichkeit der Zurückstellung vom
Schulbesuch und haben demnach auch keinen Schulkindergarten.
Schülerinnen und Schüler besuchen die Eingangsstufe in der
Regel zwei Jahre. Lernstarke Kinder können aber auch bereits
nach einem Jahr in den dritten Schuljahrgang wechseln. Kinder,
die mehr Zeit zum Lernen brauchen, bleiben drei Jahre in der
Eingangsstufe.
Grundschulen mit Eingangsstufen können auch zum Halbjahr
einschulen.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
10 gute Gründe
1. Lerngruppen sind heterogen. In der Jahrgangsmischung wird die Heterogenität der Kinder als Bereicherung angenommen.
2. Schulanfänger und Schulanfängerinnen lernen von Anfang an in einer erfahrenen Gruppe die Regeln des Zusammenlebens.
3. Mit Beginn eines jeden Schuljahres ändert das Kind seine Stellung innerhalb der Lerngruppe. Es erlebt sich abwechselnd als jüngeres oder älteres Mitglied der Lerngruppe.
4. Kein Kind bleibt an Übergängen allein.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
10 gute Gründe ...
5. Die Älteren (und nicht nur die Guten) erhalten Gelegenheit, erst vor kurzem Gelerntes zu wiederholen, wiederzugeben und zu vertiefen.
6. Jedes Kind, auch ein leistungsstarkes, erlebt, dass ein anderes (z. B. älteres) Kind mehr kann. Aber auch jedes langsam lernende Kind kann sich als Helfer erleben.
7. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler können bereits die Unterrichtsziele der höheren Klasse anstreben.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
10 gute Gründe ...
8. Die Schülerinnen und Schüler übernehmen
Verantwortung für ihr Lernen.
9. Lehrerinnen und Lehrer beobachten und begleiten
bewusst die Entwicklungsschritte einzelner Kinder
und folgen ihnen. Sie gewähren den Kindern
individuelle Zeit, warten ab.
10.Lehrerinnen und Lehrer in jahrgangsgemischten
Lerngruppen planen und reflektieren im Team.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Grundformen des Unterrichts
Gemeinsamer Unterricht Lernen im nichtdifferenzierten Klassenverband
Klassenrat Buchvorstellungen Unterrichtsplanungen ...
Individualisierender Unterricht Unterricht mit hohen Anteilen selbst-
organisierten Lernens; überwiegend
Einzel- und Partnerarbeit
• Arbeitsplan
• Werkstattarbeit
• Freiarbeit
• Lesezeit
• Rechtschreibkartei
• ....
Lehrgangsförmiger Unterricht Unterricht mit einem hohen Ausmaß
an Lehrerlenkung; überwiegend als
Frontalunterricht
• Erarbeitung von Lehrgängen
im Fachunterricht (vor allem
in den Fächern Ma, Deu, Su)
• Einführung von Themen
• Vertiefung von Themen
• ....
Kooperativer Unterricht Unterricht mit gemeinsamen
Zielabsprachen und hohen
Anteilen von Gruppen- und
Teamarbeit
• Erarbeitung von Referaten
und Präsentationen
• Projektarbeit
• Theaterspiele
• ....
Lernen auf den Marktplätzen der Schule Lernsituationen in der Schulöffentlichkeit und Schulgemeinschaft
Feste und Feiern Foren Ausstellungen Projektpräsentationen ...
Meyer (2011): Was ist guter Unterricht?, S. 79
parallelisieren
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Bausteine der Unterrichtsentwicklung in der Eingangsstufe
Rhythmisierung
Organisation der
Arbeit
Helfersystem
Lernumgebung
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Rhythmisierung
Durch welche wiederkehrenden Elemente (z. B.. offener Anfang, Kreisgespräch, Lesezeit ...)
sind die Zeitblöcke strukturiert?
Durch welche Rituale und Regeln werden die
wiederkehrenden Elemente des Tages strukturiert?
Durch welche Zeitblöcke wird der Tag strukturiert?
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Rhythmisierung
Effekte, Chancen und Beobachtungen:
Kinder erleben die Wiederholung und Stetigkeit
bestimmter Abläufe und Rituale und erlangen dadurch
Sicherheit und Orientierung.
Die sich wiederholenden Abläufe schaffen
Transparenz und ermöglichen es den Kindern,
eigenverantwortlich zu agieren.
Kinder arbeiten ausdauernder, sind weniger erschöpft.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Rhythmisierung: Unsere Tagespläne
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Die Tagespläne orientieren sich am allgemeinen Zeitplan der Schule,
werden jedoch in den Klassen unterschiedlich umgesetzt. Klassenspe-
zifika können so Berücksichtigung finden.
Rhythmisierung im individualisierenden Unterricht:
Die Lesezeit
Nach der 1. großen Pause sitzen alle Kinder in ihrer Klasse und sind in ein
Buch versunken. Die Lesezeit hat begonnen. 15 Minuten sitzen die Kinder
und lesen still. Nach dem Läuten der Glocke stellen sie das, was sie gerade
gelesen haben, dem Nachbarn vor.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Lernumgebung
Eine vorbereitete Umgebung hat positiven Einfluss auf
das selbstorganisierte Lernen, zu dem sie Anreize
bietet
die Effektivierung des Lehr-Lern-Prozesses
die Identifikation der SuS mit dem Lernort
die ästhetische Gestaltung des Unterrichtsprozesses
Meyer (2011) S. 120 f.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Lernumgebung
Kriterien eines Raumes als guter Lernumgebung:
o Der Raum verfügt über eine erkennbare Struktur.
o Die Wege sind frei (Ranzen z. B. an einer Wandseite).
o Der Raum ist funktional gestaltet.
o Der Raum ist ansprechend und ästhetisch gestaltet und wirkt als „Vorbild“ (z. B. saubere Tafel,
ordentliche Handschrift, saubere Plakate...)
o Visualisierungen ermöglichen Orientierung und unterstützen das selbstständige Arbeiten (Tagesplan,
Abläufe, Ziele, Inhalte, Tafelbilder, Lernplakate...).
o Der Raum ermöglicht individuelles Arbeiten (z. B. durch Arbeitsecken für unterschiedliche Tätigkeiten.
o Der Raum ermöglicht gemeinsames Arbeiten (z. B. durch runden Tisch, Sitzkreis...).
o Die Medien sind übersichtlich angeordnet und strukturiert.
o Lern- und Arbeitshilfen stehen frei zugängig zur Verfügung.
o Unterrichtsprodukte werden gezeigt.
o Der Raum lässt Bewegung der SuS zu.
o Es besteht eine Balance von Fülle und Größe des Raumes.
o Der Raum ist entrümpelt.
o Auch Flure und Nebenräume werden genutzt.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Lernumgebung im individualisierenden Unterricht
Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für ihr Lernen.
Lehrkräfte gewähren den Kindern individuelle Zeit. Sie beobachten und
folgen den Entwicklungsschritten.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Lernumgebung im gemeinsamen Unterricht
Im Morgenkreis berichten wir von
Erlebtem und planen den gemeinsamen
Unterricht.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Bei Buchvorstellungen haben wir
meistens viele Fragen ...
Organisation der Arbeit
Klare Verfahrensabläufe und Ordnungssysteme
geben den Schüler/innen Sicherheit, weil sie wissen, wie
sie etwas zu tun haben,
erhöhen die effektive Lernzeit der Schüler/innen,
reduzieren Störungen,
verbessern das Klassenklima,
machen das Unterrichten für die Lehrkraft angenehmer.
vgl. Eichhorn (2008) S. 135 f.
Je offener gearbeitet wird, desto mehr Struktur
braucht die Arbeit!
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Organisation der Arbeit
Fragen zum Ordnungssystem/ zur Organisation der Arbeitsmaterialien:
o Farbstruktur der Mappen und Hefte (gleiche Farben für die Fächer in allen
Jahrgängen der Schule ...)
o Heftführung (Kriterien für Schüler und Lehrer: Datum, Überschrift,
Blattaufteilung ...
o Mappenführung (Lochen und Abheften üben ...)
o Schultasche (jeden Morgen ganz ausleeren ....)
o Material (alle Materialien eines jeden Faches haben ihren festen Platz in
der Klasse ....)
o Federmappe (Inhalt? Klebezettel, wenn etwas fehlt ...)
o Ordner (Einordnen der Arbeitsblätter nach Schulfächern ...)
o Tischkästen (Folie mit Namen für angefangene Arbeiten ...)
o …
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Organisation der Arbeit
Fragen zu Verfahrensabläufen:
o Wie ist das Ankommen am Morgen geregelt (z. B. Methode Startklar,
Schulmorgen Checkliste)?
o Welche Symbole werden genutzt und wann?
o Welches Anmeldesystem (bei Fragen im Unterricht) wird genutzt?
o Wie kommen wir in den Kreis/ Kinositz...?
o Wie ist das Einsehen der und das Sprechen über die Hausaufgaben
geregelt?
o Wo ist für Kinder und andere Lehrkräfte der Klasse zu sehen, welche
Kinder wann in die Betreuung gehen/ Zusatzangebote wahrnehmen....)
o Gibt es eine feste Aufräumzeit?
o ........
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Organisation der Arbeit im individualisierenden Unterricht
Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für ihr Lernen. In der
Eingangsstufe werden alle Schulanfänger(innen) in bestehende Gruppen
aufgenommen und wachsen in ein funktionierendes Klassengefüge.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Organisation der Arbeit im lehrgangsförmigen Unterricht
In kleineren Lerngruppen finden Einführungen und Vertiefungen von Themen,
Besprechungen und Erarbeitungen statt. Leistungsstarke Kinder können
bereits Unterrichtsziele der höheren Klassen anstreben.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Helfersystem
Das Helfersystem ist ein wesentliches Element im
jahrgangsgemischten Unterricht:
Es gibt den Schüler/innen die Möglichkeit, ihr
eigenes Wissen zu vertiefen und anzuwenden.
Es entlastet die Lehrkraft und gibt Zeit,
individuell zu fördern.
Es ermöglicht Erklärungen auf Augenhöhe
(Kinder lernen von Kindern).
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Helfersystem
Zentrale Fragen zur Einrichtung des
Helfersystems:
WANN
hilft
WER
WEM
WIE
?
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Helfersystem im individualisierenden Unterricht
Mit Freiarbeitsmaterialien arbeiten und lernen wir selbstständig. Jedes Kind
erlebt, dass ein anderes mehr kann – jedes Kind erlebt sich auch als Helfer.
Je nach individueller Lernentwicklung erschließt sich jedes Kind mit Unter-
stützung der Lehrkraft und anderer Kinder die in der Klasse präsenten
Angebote.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Helfersystem im kooperativen Unterricht
Zwei Kinder halten ein Referat zum
Thema „Eisbären“.
Grundschule Staakenweg in Oldenburg
Kinder aus der Sonnenblume stellen
Vogelfutter her.
Die älteren Kinder geben ihr Wissen und Können weiter, bei den jüngeren
wird Interesse für künftige Arbeiten geweckt und der Zugang zu neuen
Wissensgebieten geebnet.
Literatur
Bartnitzky, Horst/ Brügelmann, Hans/ Hecker, Ulrich/ Schönknecht, Gudrun (Hrsg.) (2005): Pädagogische
Leistungskultur: Materialien für Klasse 1 und 2. Beiträge zur Reform der Grundschule. Band 119. Frankfurt am
Main: Der Grundschulverband
Christiani, Reinhold (Hrsg.) (2005): Jahrgangsübergreifend unterrichten. Berlin: Cornelsen Skriptor
Die Grundschulzeitschrift (2008): Räume bilden. Heft 217. Seelze: Friedrich Verlag
Die Grundschulzeitschrift (2009): Jahrgangsübergreifendes Lernen. Heft 221. Seelze: Friedrich Verlag
Dreier, Annette (2008): Zur Bedeutung von Räumen für die Bildung.
In: Die Grundschulzeitschrift, Heft 217. Räume bilden. Seelze: Friedrich Verlag, S. 27
Eichhorn, Christoph (2008): Classroom – Management, wie Lehrer, Eltern und Schüler guten Unterricht gestalten.
Stuttgart: Klett-Cotta
Ganztags Schule machen (2007): Rhythmisierung. Heft 1. Seelze: Friedrich Verlag
Helmke, Andreas (2003): Unterrichtsqualität: Erfassen, bewerten, verbessern. Seelze: Kallmeyer
Holtappels, Heinz-Günter (2007): Schüler- und lerngerecht rhythmisieren. In: Ganztags Schule machen.
Rhythmisierung. Heft 1. Seelze: Friedrich Verlag
Junghans, Carola/ Schläfke, Gisela (2009): Auf dem Weg in die jahrgangsübergreifende Eingangsstufe. In: Die
Grundschulzeitschrift: Jahrgangsübergreifendes Lernen. Heft 221. Seelze: Friedrich Verlag, S. 44 f.
Kansy, Ingrid (2005): Patensystem. In: Christiani, Reinhold (Hrsg.): Jahrgangsübergreifend unterrichten. Berlin:
Cornelsen Skriptor, S. 76 f.
Klippert, Heinz (010): Heterogenität im Klassenzimmer. Wie Lehrkräfte effektiv und zeitsparend damit umgehen
können. Weinheim: Beltz
Meyer, Hilbert (2010): Was ist guter Unterricht? Berlin: Cornelsen Skriptor
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