richtiges verhalten nach halswirbelsäulenoperationen
Post on 26-Oct-2021
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Informationen für Patientinnen und Patienten
Physiotherapie l Klinik für Neurochirurgie
Richtiges Verhalten nach
Halswirbelsäulenoperationen
Diese Broschüre enthält wichtige Informationen und Tipps
I. Theoretische Hintergründe
II. Haltung und Bewegung im Alltag
lll. Heimprogramm
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I. Theoretische HintergründeOperationen der Halswirbelsäule
Ein Bandscheibenvorfall (Diskushernie) im Bereich der Halswirbelsäule ist eine häufi ge
Erkrankung im mittleren Lebensabschnitt, kann jedoch in jedem Lebensalter auftreten.
Dabei tritt der weiche Kern der Bandscheibe (Nucleus pulposus) durch den harten Faserring
(Anulus fi brosus) und drückt auf die Nervenwurzeln der Halswirbelsäule oder sogar auf das
Rückenmark. Zusätzlich können Verschiebungen der Wirbelsäule und Knochenvorsprünge
durch degenerative Veränderungen diese Situation verschlechtern. Häufi gste Symptome sind
Nacken- und Kopfschmerzen, oft begleitet von ausstrahlenden Schmerzen in den Arm. In
vielen Fällen können die Beschwerden durch konservative Behandlungsstrategien wie zum
Beispiel vorübergehende Schmerzmittelbehandlung, physikalische bzw. physiotherapeutische
Behandlungen oder aber auch durch gezielte Spritzen (Injektionen/Infi ltrationen) erfolgreich
behandelt werden. Es können neben den Schmerzen auch Gefühlsstörungen oder Läh-
mungen auftreten. Durch Druck auf das Rückenmark kann sogar eine Querschnittslähmung
drohen. In diesen Fällen oder bei Schmerzpersistenz trotz adäquater konservativer Massnah-
men ist meist eine Operation unumgänglich.
Das Ziel einer Operation ist zum einen die Schmerzlinderung, der Schutz des Rückenmarkes
und der Nerven und somit ein Verhindern von Lähmungen und Gefühlsstörungen. Weitere
Gründe sind, die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen oder eine Korrektur der Hal-
tungsfehler durchzuführen. Bei der Operation wird der eingeklemmte Nerv vom Druck durch
das Bandscheibengewebe befreit. Oft ist es nötig, die überstehenden Knochen-/Knorpelan-
teile der Wirbelkörper und Wirbelgelenke mikrochirurgisch abzutragen. Ein künstlicher Band-
scheibenersatz – evtl. mit einer Platte oder Stabilisierungsstäben – sorgt dabei dafür, dass
die Höhe der Wirbelsäule erhalten bleibt und stabilisiert gleichzeitig die Wirbelsäule. Unsere
Chirurgen wählen für Sie die individuell beste Behandlungsoption und Operationsmethode
aus und führen diese mit modernsten Operationstechniken durch.
Die Operation ist nur ein Teil der gesamten Therapie. Ein mindestens ebenso wichtiger Teil
der Behandlung ist Ihre Disziplin nach der Operation. Das KSA-Team der Physiotherapie wird
Ihnen nach der Operation die entsprechenden Instruktionen geben und falls nötig physiothe-
rapeutische Massnahmen durchführen. Dadurch sollen Rückfälle vermieden und ein mög-
lichst rascher Wiedereinstieg in Ihren gewohnten Alltag erleichtert werden.
Diese Broschüre soll Sie neben den Instruktionen durch die Kollegen der Physiotherapie und
der Pfl ege während Ihrer Genesung als zusätzliche Unterstützung begleiten.
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Verschiedene Halskragen
Je nach durchgeführter Operation entscheidet der Chirurg, ob und wie lange Sie einen Hals-
kragen benötigen und welcher für Sie geeignet ist.
Im Allgemeinen müssen Sie bis zur Röntgenkontrolle am Tag nach der Operation den harten
Halskragen tragen. Danach benötigen Sie in der Regel einen weichen Halskragen und dieser
begleitet Sie bis ca. 2 Wochen nach der Operation. Zur Körperfl ege ist es erlaubt, den Kragen
jeweils abzuziehen.
Gilt für Ihre Nachbehandlung etwas Anderes, wird Ihnen dies durch Ihren Arzt, das Pfl egepersonal oder Ihren Physiotherapeuten mitgeteilt.
Weicher Halskragen
Harter Halskragen
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II. Haltung und Bewegung im AlltagDie richtige Haltung
Aufrichtung der gesamten Wirbelsäule
Um eine optimale Position der
Halswirbelsäule zu erhalten, muss
die gesamte Wirbelsäule inklusive
des Beckens in die Haltungsschulung
einbezogen werden.
Die richtige Einstellung der Wirbel-
säule startet von unten nach oben.
Zahnradmodell nach
Dr. med. Alois Brügger
Halswirbelsäule
(7 Wirbel)
Brustwirbelsäule
(12 Wirbel)
Lendenwirbelsäule
(5 Wirbel)
Kreuzbein (Sacrum)
Steissbein
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So fi nden Sie die korrekte Haltung im Sitzen
✔ Das Becken soll sich stabil auf der Unterlage befi nden. Ist es zu weit nach hinten gekippt,
so stellt sich die gesamte Wirbelsäule darüber rund ein. Ist es zu sehr nach vorne gekippt,
so ergibt sich ein Hohlkreuz.
✔ Sie fi nden die optimale Position des Beckens, wenn Sie direkt auf den Sitzbeinhöckern
sitzen (Ihr Therapeut zeigt Ihnen, wie Sie diese fi nden können). Nun kann die normale
Aufrichtung nach oben weiterlaufen, so dass sich der Kopf gerade auf dem obersten
Halswirbel ausrichten kann.
Vorgehen:1. Setzen Sie sich auf eine stabile Unterlage.
2. Richten Sie ihr Becken auf.
3. Stellen Sie sich vor, Sie möchten sich gross machen, das Brustbein geht leicht nach vorne
oben und der Nacken macht sich lang (als Hilfe können Sie mit den Augen nach unten
schauen).
➦ Der Kopf hat nun eine optimale Stellung auf der Wirbelsäule und kann ohne viel Muskelaktivität gehalten werden.
Wichtig ist, dass Sie die gesamte Wirbelsäule richtig belasten. Wichtig ist, dass Sie die Sitzposition häufi g wechseln.
g
Achten Sie auf Bodenkontakt, auf eine gute
Sitzfl äche und auf einen lockeren Schultergürtel.
Varianten
Korrekte Sitzhaltung
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Wichtig ist, dass die gesamte Wirbelsäule die natürliche Form behält. Hohlräume sollten mit weichen Kissen ausgefüllt werden, damit Ihr Nacken
bequem liegt.
Rutschen im Bett
1. Bauch anspannen
2. Druck unter Füssen und Ellbogen
aufbauen
3. Gesäss leicht anheben
4. In kleinen Schritten rutschen
Korrekte Lagerung im Bett bis zum Kontrolltermin bei Ihrem Operateur
Rückenlage
In Rückenlage nach rechts/links
Seitenlage
In Seitenlage nach vorne/hinten
1. Bauch anspannen
2. Druck unter Hand und Beinen
aufbauen
3. Gesäss leicht anheben
4. In kleinen Schritten rutschen
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Transfer aus und ins Bett
Drehen im Bett
Aus der Seitenlage in den Sitz
Aus dem Sitz in den Stand
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Transfer auf den Boden
Aus dem Stand in den Vierfüsslerstand
So können Sie ohne Probleme auf den Boden gelangen, um etwas aufzuwischen
oder etwas aufzuheben, ohne sich selber zu gefährden.
Wichtig ist, dass Sie die Hände auf den Oberschenkeln abstützen.
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Mögliche Bewegungen der umliegenden Gelenke
Dynamisches Stehen
Beckenkippung, um den unteren Teil
der Wirbelsäule zu bewegen.
Kleine Gewichtsverlagerungen
rechts/links
Schulterkreisen,
um die Nacken-
muskulatur zu
entspannen.
Langes Stehen ermüdet die Muskulatur und führt zu Fehlhaltungen. Dies kann durch kleine
Übungen einfach vermieden werden.
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Entlastung im Sitzen und im Stand
Entlastung kann einerseits durch eine äussere Stabilisation oder durch das Abgeben des
Armgewichtes erlangt werden.
Kleine Gewichtsverlagerungen
nach vorne/hinten
Abstützen des Kopfes im Sitzen
Armgewicht im Sitzen abgeben
Das Kopfgewicht kann so an die Hände abgegeben werden.
So entsteht kein Zug an der Nackenmuskulatur.
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Arme am Körper abstützen
Arme aufstützen oder in der
Hosen- /Jackentasche versorgen.
Weitere Tipps im Alltag
Verschiedene Varianten zum Anziehen von Socken und Schuhen
Sicherer Halt ist wichtig.
Zähne putzen
In Schrittstellung stehen und mit einer Hand am Lavabo abstützen. Zum
Spülen des Mundes ein Glas mit Wasser benutzen.
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Bügeln
Hüftbreit stehen und Bügelbrett so hoch einstellen, dass Ihr Rücken gerade ist.
Staubsaugen/Fegen
In Schrittstellung stehen, Saugrohr/Besen möglichst so einstellen, dass Ihr Rücken bei
der Aktivität gerade ist.
Aufwischen
In die Hocke gehen und körpernah wischen.
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Korrektes Bücken/ Heben/ Tragen
Bücken
Gesäss geht nach hinten unten, dabei bleiben die Knie an Ort und
Stelle, so bleibt der Schwerpunkt immer über den Füssen.
Heben
Tragen
Gegenstände immer
körpernah und mit
beiden Händen tragen.
Sofern keine anderen Abmachungen getroffen
werden, ist das Tragen von Gegenständen, welche
über 5 kg wiegen, erst nach dem Kontrolltermin beim
Operateur erlaubt.
Gewichte seitlich tragen
Gewichte immer gleichmässig auf
beide Seiten verteilen.
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Üben der Grundspannung
Ill. Heimprogramm
Die muskuläre Stabilisation des Rumpfes
Das Erlernen der muskulären Stabilisation ist nach einer Wirbelsäulenoperation sehr wichtig.
Durch angepasste Muskelaktivität kann die Wirbelsäule wie in einem Korsett gestützt werden.
So kann die Heilung gut ablaufen und weitere Schäden können so vermieden werden.
Begriffserklärung: Grundspannung
M. Transversus abdominis
Schambein
Beckenbodenmuskulatur
Mm. Multifi di
Kreuzbein
Vorstellungsmöglichkeiten zur Aktivierung der
Grundspannung:
• Bauchnabel Richtung Steissbein ziehen
• Die seitlichen Beckenknochen zusammenziehen
• Reissverschluss schliessen bei enger Hose
Eine muskuläre Stabilisation der Wirbelsäule bedeutet:Anspannung des M. Transversus abdominis und
der Mm. Multifi di (tiefe Bauch-/Rückenmuskeln
und wichtige Stabilisatoren) in verschiedenen
Ausgangsstellungen wie z.B. Sitz/Stand und spä-
ter auch bei Alltagsaktivitäten, z.B. Heben/Tragen.
In der Regel dürfen Sie bis zur ersten Kontrolle beim Operateur nicht selbst Auto fahren.
Gilt in Ihrer Nachbehandlung etwas Anderes, wird Ihnen dies durch Ihren Arzt, das Pfl ege-
personal oder Ihren Physiotherapeuten mitgeteilt.
Da das Fahren in einem Auto immer auch mit kleinsten Erschütterungen verbunden ist, emp-
fehlen wir auch nicht, dass Sie kurz nach der Operation als Beifahrer lange unterwegs sind.
Auto fahren
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Zur Kontrolle können Sie mit 2 Fingern Ihre Beckenknochen aufsuchen.
Dann wandern Sie mit Ihren Fingerspitzen ein paar Zentimeter in Richtung Bauchnabel.
Dort in der Tiefe (leichten Druck mit den Fingerspitzen ausüben) sollten Sie eine
Anspannung spüren.
Übungshäufi gkeit:• Stündlich 3x10 Sekunden die Spannung halten
• vor Bewegungsübergängen (z.B. vom Liegen zum Sitzen, vom Sitzen zum Stehen)
und bei Bewegung sollten Sie die Spannung aufbauen und halten.
Achtung• Bei der Anspannung darf keine Bewegung in der Lendenwirbelsäule stattfi nden
• langsame, sanfte Anspannung und Entspannung
• regelmässige, tiefe Atemzüge
Notizen
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PhysiotherapieTeam NeurochirurgieSimone Lagler, Teamleiterin
Tellstrasse
5001 Aarau
Telefon +41 (0)62 838 46 85
Telefax +41 (0)62 838 43 29
www.ksa.ch
Klinik für NeurochirurgieProf. Dr. med. J. Fandino, Chefarzt
Tellstrasse
5001 Aarau
Telefon +41 (0)62 838 66 90
Telefax +41 (0)62 838 66 29
neurochirurgie@ksa.ch
www.ksa.chl
www.ksa.ch Kantonsspital Aarau AG Tellstrasse 25 CH-5001 Aarau
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