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Basel.Stadt. | Dienstag, 8. November 2011 | Seite 14
Die Erstsemestrigen leben sich einStudienanfänger über Freiheiten und Nachteile des Uni-Lebens
Von Christine Staehelin
Basel. In der Cafeteria im Kollegiengebäude: An den Tischen sitzen Studentinnen und Studenten. Für eine Pause zwischen Vorlesungen und Seminaren, einen Schwatz mit Kommilitoninnen und Kommilitonen oder Arbeit am Laptop. Auch Kathrin Bannwart, die im ersten Semester Psychologie studiert, sitzt an einem Tisch in der Cafeteria und sagt von ihrem neuen Leben als Studentin: «An der Universität ist alles objektiver, dadurch habe ich mehr Freiheiten. Man fühlt sich viel weniger eingeengt.»
Am 19. September hat das Herbstsemester 2011 begonnen. Am ersten Tag des Semesters schlenderten die Erstsemestrigen im ersten Stock des Kollegiengebäudes von Stand zu Stand, von Studentenverbindungen zu Fachgruppen und weiteren studentischen Vereinigungen, die über ihre Tätigkeit informierten. Der erste Tag an der Universität verspricht ein neues Leben, das Studentenleben. Das Studentenleben, das mit dem Beginn des Herbstsemesters 2011 der Universität Basel für Neuimmatrikulierte begonnen hat. Auch für Kathrin Bannwart, sie geniesst das Studentenleben und sagt: «Die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, die man als Studentin hat, das ist einfach toll.»
Studienrichtung und KleidungsstilDie Studierenden stehen an der
Kasse der Cafeteria an. Ein Student im PreppyLook, hellblaues Hemd, dunkelblauer Pullover, beige Hose und eine CollegeTasche, steht vor einem Studierenden in rotem Strickpulli mit Kapuze, grünen CargoHosen, Turnschuhen, gestreifter Stofftasche – Kleidungsstile gibt es fast so viele, wie es Studenten gibt. Die Studierendenzeitung «Gezetera» schrieb in ihrer letzten Ausgabe jeder Studienrichtung einen Kleidungsstil zu.
Vielleicht stimmt es auch bis zu einem gewissen Grad und wahrscheinlich möchten die Studentinnen und Studenten einen guten Eindruck machen. Vielleicht haben ein paar Studierende neue
Kleider für diesen Lebensabschnitt gekauft, aber ein grosser Stilwechsel findet selten statt. Sophie Martina, Studentin der Wirtschaftswissenschaften im ersten Semester: «Warum sollte ich mich an der Uni anders anziehen als in der Schule? Ich verbringe sehr viel Zeit hier und möchte mich wohlfühlen.»
Im Keller lernt man andere kennenIm Flur vor der Cafeteria im Kollegi
engebäude sind auf einem Tisch ein rotes und ein schwarzes TShirt mit dem Aufdruck «Universität Basel 1450», ein schwarzes MoleskineNotizbuch mit der Prägung «Universität Basel 550 Jahre» und BaseballMützen ausgestellt. Würden die Studenten im ersten Semester dieses TShirt tragen oder das Notizbuch kaufen und benutzen? «Ein TShirt eher nicht, aber ein KapuzenPullover wäre toll. Das wäre ähnlich wie an den amerikanischen Universitäten. Zum Beispiel Harvard», sagt Louis de Meuron, der im ersten Semester Biologie studiert. Kathrin Bannwart kannte das Angebot nicht, sagt dazu: «Wenn die TShirts toll aussehen, warum nicht?»
Das Leben an der Universität bringt zwar viele Freiheiten und Vorteile, aber die Studierenden im ersten Semester sehen auch einen grossen Nachteil. «Ich bin an der Universität Basel sehr zufrieden. Es ist toll, eigenständig zu sein. Aus ser vielleicht einer Sache: In der Schule sass ich täglich mit 20 Freunden im Schulzimmer, jetzt sitze ich mit 400 Studenten in der Aula», sagt Sophie Martina. Das Kontakteknüpfen fällt bei einer grossen Anzahl neuer Gesichter schwerer. So sieht es auch Shirley Mendelowitsch: «Im Unterschied zum Klassenverband in der Schule ist der Fachverband in der Universität viel grösser, sodass man sich am Anfang ein wenig verloren fühlt.»
Dass das Studium je nach Fachrichtung sehr anonym sein kann, sagt auch Chaim Howald, Leiter Soziales der Studentischen Körperschaft Universität Basel (Skuba): «Über Fachgruppen lernt man die Kommilitoninnen und Kommi
litonen kennen und natürlich auch im Keller der Skuba. Dort trifft man Leute aus jeder Fachrichtung.» Jeden Donnerstag findet im Keller des Kollegiengebäudes für die Studentinnen und Studenten Barbetrieb statt. Dort gibt es das sogenannte CampusFeeling, das während und zwischen den Vorlesungen von den Erstsemestrigen vermisst wird. «Vielleicht kommt das mit der Zeit, wenn man mehr in kleineren Gruppen arbeitet, oder vor den Prüfungen, wenn man Lerngruppen bildet», sagt Sophie Martina.
Doch die Prüfungen sind noch weit entfernt, für die Studenten zählt vor allem, sich in den neuen Alltag einzuleben. Die Skuba hilft dabei: Sie erstellte eine Broschüre mit den wichtigsten Informationen für die Studentinnen und Studenten. «Wir fassten unser gesamtes Knowhow zusammen, damit die Studierenden sich etwas besser an der Universität zurechtfinden können. Die Themen reichen von Tipps zur Organisation des Studiums bis zu sozialen Fragen wie der Finanzierung des Studiums oder der Wohnungssuche», sagt Chaim Howald.
Ein positiver SchockZudem bietet die Skuba Tutorate an,
die den Studierenden unter anderem lehren, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, ein Referat an der Universität hält oder wie man das Studium organisiert. Viele Fragen tauchen während der ersten paar Wochen Universität auf – und später tauchen wiederum viele Fragen auf.
Die ersten paar Wochen als Student hat Ilan Olstein, der im September mit dem Studium der Rechtswissenschaften begann, hinter sich und er zieht eine Bilanz: «Die erste Woche war so etwas wie ein positiver Schock. Man realisiert, dass die Universität sehr anspruchsvoll, aber die Atmosphäre toll ist. Allmählich gewöhnt man sich auch an den Uni Alltag.» Die Klingel ertönt – die nächste Vorlesung wartet, Laptops werden zugeklappt, die Kollegin wird verabschiedet, der letzte Schluck Kaffee ausgetrunken.
Von Peter de Marchi
Basel. «Es gab eine Portion Läberli für 2.10 Franken, das Bier für einen Franken, und der absolute Renner waren die Spaghetti an Tomatensauce für 1.80.» Das war 1955 im «alte Schluuch». 20 Jahre später waren die Spaghetti immer noch der Renner für uns Studenten; sie kosteten zwar mittlerweile drei Franken, waren aber für unser Portemonnaie die ideale Alternative zur Wurstsuppe in der Hasenburg.Der «alte Schluuch», das war die Kleinbasler Beiz schlechthin: Eisenleger und Hafenarbeiter, Nutten und Zuhälter, Studenten und Penner. Der «alte Schluuch», das war die Herzlichkeit der Leute, das war der Kitzel der Schlägerei, das war das Verruchte der Nutten, das war das hochprozentige Äntebüsi an der Theke, eingeschenkt von Johanna Dettwiler, der guten Seele der Gasse.Johanna Dettwiler, die langjährige Wirtin, und ihr Schwiegersohn Herbert Blaser haben jetzt die Geschichte der Beiz geschrieben, illustriert mit Fotos von Georg Freuler und Gaudenz Lüdin. Johanna Dettwiler erzählt chronologisch, beginnt mit der ersten Begegnung der gutbürgerlichen Kaufmannstochter aus Interlaken mit dem Kleinbasler Beizer: «Für die Gäste des ‹alten Schluuch› war unsere Beziehung geheimnisvoll. Die einen sagten, ich sei eine Pfarrerstochter; für die anderen war ich eine junge Prostituierte aus Bern.»
Die Zeit der RazzienJohanna Dettwiler schildert die bewegte Geschichte des Restaurants mit all seinen Höhen und Tiefen. Sie erzählt, wie die Drögeler Mitte der 80erJahre aus dem Grossbasel vertrieben wurden, die einschlägigen Treffpunkte «Balance» und «Seibi» wurden geschlossen. Die Junkies begannen, sich in den Kleinbasler Beizen einzunisten. Es war die Zeit der Razzien, die Polizei drohte, das Lokal zu schliessen. Johanna Dettwiler
aber wollte niemanden denunzieren. Welchen Nutzen hätte die Polizei denn gehabt, «wenn ich ihnen Kranke und Süchtige ans Messer liefere»?Anfang der 90erJahre dann die Wende: Der «Schluuch» wird nicht verkauft, die Besitzerfamilie beschliesst die Totalsanierung, und Tochter Sabine übernimmt die Führung zusammen mit ihrem damaligen Lebenspartner Robert Schröder. Die jungen Wirte bringen neuen Drive in den Laden. Der «Schluuch» wird auch zum Treffpunkt von Künstlern und Bohemiens. Konzerte, Ausstellungen und Lesungen machen die verruchte Kleinbasler Beiz zu einem kleinen Kulturtreffpunkt auf der Gasse. 2002 ist dann aber doch Schluss mit der Ära Dettwiler; der «Schluuch» wird verkauft.Zwischen die Erinnerungen streut Herbert Blaser die Porträts von Menschen, deren Namen eng mit dem «Schluuch» verbunden waren, glitzernde Funken in einer illustren Gästeschar: Imbi und Dieter, die nie von ihrer Weltreise zurückgekommen sind, Andrea, die am Tag nach ihrem 40. Geburtstag tödlich verunglückte; Albi, Schauspieler und Junkie, Abbi, Behindertenfahrer und Zuhälter, Niggi, Putzer, Obdachloser – und ein bisschen Philosoph. Lebensgeschichten in einer Bar oder wie Herbert Blaser schreibt: «Das Leben prallt gegen die Bar wie ein ständiger Wellengang; es schäumt, zischt, säuselt, tobt.»
Johanna Dettwiler-Minder, Herbert Blaser:
Schluuch-Geschich-ten – Anekdoten und Erinnerungen aus dem berühmten Kleinbasler Lokal.
Spalentor Verlag, 72 Seiten, Fr. 37.–.
Neu erschienen
Restaurant zem alte Schluuch – Eisenleger, Nutten und Bohemiens
Enge Steilwandkurven und scharfe S-SchikanenDas Spielzeugmuseum Riehen lässt die Welt der Rennautobahnen wieder aufleben
Von Michel Ecklin
Riehen. Noch in der Kurve Gas geben, um in der Geraden alles aus dem Auto zu holen; vor dem Spurwechsel lieber dem Gegner die Vorfahrt lassen, sonst fliegen beide raus; und vor allem: Immer schön locker bleiben und den Finger geschmeidig am Regler halten. Denn die Reflexe kommen schnell wieder, auch wenn man seit Jahrzehnten nicht mehr mit einer Rennautobahn gespielt hat.
Das merkt man in der Sonderausstellung «Tempo Tempo! Kleine schnelle Autos» im Spielzeugmuseum Riehen rasch. Dort stehen zwei Bahnen zur Verfügung, auf denen man sich hemmungslos dem Temporausch im Spielzeugformat hingeben kann. Alles ist so liebevoll gestaltet, wie man das aus der eigenen Jugend in Erinnerung hat.
Untergegangene ReifenmarkenEnge Steilwandkurven und scharfe
SSchikanen fordern die Geschicklichkeit der Piloten heraus. Leitplanken erlauben abenteuerliche Schlittermanöver, die Ziellinie ist mit einem überdimensionierten Pneu überdacht. Der Kontrollturm hat das Geschehen aus der Plastikrennbahn im Griff, auf den Tribünen applaudiert Plastikpublikum, in den Boxen holen kleine Plastikmechaniker die entscheidenden Hundertstelsekunden aus den Motoren, überall prangt Werbung für längst untergegangene Reifen und Benzinmarken.
Auch wer Rennautobahnen für Kinderkram hält, wird an der Ausstellung in Riehen Gefallen finden. Denn fast so amüsant wie die Ausstellungsobjekte ist es, den anderen Benutzern der Bahnen zuzuschauen. Da wird eifrig gefachsimpelt und in alten Zeiten geschwelgt. Manch ein Sohn lernt hier seinen Vater plötzlich von einer gänz
Renn-Feeling. An der Ausstellung dürfen die Besucher Autos über die Bahnen steuern.
Foto Roland Schmid
lich unbekannten Seite kennen. Welcher Bub wollte nicht Pilot werden! Autorennbahnen sind zwar nicht nur, aber mehrheitlich Männersache. Und auch auf den Verpackungen der Autobahnen aus den 60er und 70erJahren sind nur Männer zu sehen: Jochen Rindt, Clay Regazzoni, Niki Lauda.
Mit Liebe zum Detail Autos frisiertEgal, ob die «Reichsautobahn» im
Kleinformat aus den 1930erJahren, MonzaImitationen aus den 1960ern
oder die klassische CarreraBahn, die man heute auf dem Flohmarkt findet: Schon früh war es die reelle Welt des Motorsports, welche die Hersteller inspirierte. Und auch die Technik hat sich nicht grundlegend verändert, seitdem vor dem Zweiten Weltkrieg elektrische Schienen die Federtriebwerke ersetzt haben.
In Riehen zeugen ausgesuchte Ersatzteile davon, mit welcher Liebe zum Detail Autos frisiert werden können. Denn nur mit dem perfekten
Strom abnehmer hat man Chancen auf einen Platz auf dem Podest. Fürs richtige RennbahnFeeling ist aber der Schmuck neben der Piste mindestens so wichtig wie Technik. Auch wenn RennautobahnFans wohl nie so akribisch die Realität nachstellen wie Modelleisenbahnbauer, so beeindrucken zum Beispiel die umfassenden Bögen mit Flaggen aus aller Welt, mit denen Tribünendächer geschmückt werden sollen.
Die Ausstellung im Spielzeugmuseum ist nicht gross, sie streift das Thema
mit einigen exquisiten Exponaten. Wer eine eigene Vergangenheit als Hobbypilot hat, wird eine Welt wieder entdecken. Wer sie noch nicht kennt, darf in Riehen zum Kinderzimmerraser werden – oder je nach Alter zum Wohnzimmerraser.
«Tempo Tempo! Kleine schnelle Autos» ist bis zum 22. Januar 2012 im Spielzeugmuseum Riehen zu sehen. Veranstaltungen: «Grand Prix Johann Rudolf Wettstein» (15. Januar 2012) und Frauenrennen (8. Januar 2012).www.spielzeugmuseumriehen.ch
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