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Schweden trifft auf Japan, Jazz auf Klassik
15.02.2017 | Ein Beitrag von Ines Wagner
Jazzpianist Jacob Karlzon erstmalig auf Solo-Tournee mit seinem Album ONE.
Foto: Ines Wagner
Konzert im Landkreis Ebersberg
Zwei Ausnahmepianisten spannten einen weiten Bogen am Flügel: Jacob Karlzon und Masako Ohta – von Chopin über Ravel zu
Takemitsu, John Cage und U2. Und das an einem Ort, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen – auf dem Lande bei Glonn.
Nicht weit über die Landkreisgrenze, von Holzkirchen aus nur eine halbe Stunde, und man erreicht einen idyllischen Flecken mit besonderem
Ambiente und ebenso besonderem Veranstaltungsprogramm – das Gut Sonnenhausen. Und dort, so abseits jeglicher Hektik und Betriebsamkeit,
traf am Sonntag Schwedens Jazzpianist Nummer Eins Jacob Karlzon auf Münchens bekannte japanische Pianistin, Improvisationskünstlerin und
einfühlsame Klassik-Interpretin Masako Ohta. Was von den Veranstaltern als „hochkarätiges Doppelkonzert zweier Pianovirtuosen“ angekündigt
war, enttäuschte das Publikum nicht.
Masako Ohta ist bekannt für ihre Improvisationen und einfühlsamen Klassik-Interpretationen. Foto: Ines Wagner
Ein kleiner Konzertsaal, schlichte weiße Wände, warmer Holzfußboden, ein schöner Flügel. Davor Masako Ohta, die Hände auf den Tasten, ihr
Blick nach Innen gerichtet, denn dort sind die Töne. Die Töne sind immer schon da in ihr, sie braucht sie nur abzuholen. Masako Ohta
interpretierte die klassischen Stücke auf intensive, einfühlsame Weise, als atme sie die Musik. Sie ist auch eine Meisterin den Stille zwischen
den Tönen. Mit ungeheurer Leichtigkeit und Virtuosität spielte sie Stücke von Mozart, Chopin und Debussy um dann zu neuer japanischer Musik
überzugehen.
Perlen der Töne wie Wassertopfen von den Ästen des Regenbaumes
Toru Takemitsu, Pianist und hervorragender zeitgenössischer Komponist, war in seinem Schaffen beeinflusst von der Musik Claude Debussys
sowie später von der Begegnung und Zusammenarbeit mit John Cage. Beider Musik aus Ost und West bewegte sich im Spannungsfeld der Zen-
Ästhetik. Masako Ohta spielte das Stück „Der Regenbaum“ Takemitsus, basierend auf einer Erzählung von Kenzaburo Oe. Die Klaviertöne perlten
lebhaft unter ihren Händen wie die Wassertropfen von den Fingern des Regenbaumes. John Cages „In a Landscape“ spiele sie immer dann gern,
wenn sie sich in einer schönen Umgebung befinde, so auch auf Gut Sonnenhausen. Mit der „Träumerei“ von Schumann beendete Masako Ohta
sanft den ersten Teil des Konzertes.
Masako Ohta auf Gut Sonnenhausen. Foto: Ines Wagner
In der zweiten Hälfte des Abend entführte Jacob Kalzon das Publikum in die Landschaften des Jazz. Der Pianist und Komponist lebt in Malmö,
arbeitet mit Blick auf das Meer, und so sind seine Werke unter anderem auch stark inspiriert vom Wasser. Man meinte, zwischen den
Klaviertönen die Wellen rollen zu hören in der veränderlichen Wetterkarte der Stimmungen, welche die Natur vorgibt. Mit unterhaltsamen
Anekdoten erzählte Kalzon von der Entstehung seiner Kompositionen, vom fast unmöglich realisierbaren Auftrag, zwei Tage vor der CD-Aufnahme
erst das Wunschthema der Produzenten vorgegeben zu bekommen: Variationen über Ravel. Aber nichts ist unmöglich für den virtuosen
Klangwanderer aus Schweden, wovon sich das Publikum überzeugen konnte.
Text. Foto: Jacob Karlzon am Flügel
Sanft und kraftvoll zugleich flutete die Musik, mäanderten die Themen. „Flowers from the sky“ und „Fragrancy“ heißen seine Stücke
beispielsweise, und in ihnen entfalten sich Klangwelten wie Düfte, Erinnerungen an die Kindheit verschmelzen mit aktuellen Themen. Kalzon ist
ein Geschichtenerzähler am Klavier und ein Kind der Achtziger. Er variierte Musik von Tears For Fears ebenso wie Themen von U2. Mit „Mad
World“ und kurzem Seitenblick auf Amerika, appellierte er an die Vernunft und die Verbundenheit der Menschen hier in Europa, wo in 2017 überall
Wahlen anstehen. Leise, hoffnungsvoll und kraftvoll zugleich sind die Kompositionen. Er ist ein Meister der stillen wie auch rauschaft lauten Töne,
der kleinen Wellen und großen Stürme des Jazz.
Begeisterungsstürme gab es dann deshalb auch im Publikum, die ihre beiden herausragenden Pianisten mit anhaltendem Applaus feierten. Beide
hatten auf ihre Weise vermocht, das Publikum nicht nur auf eine Klangreise in andere Welten mitzunehmen, sondern darüber hinaus auch eine
besonders dichte und innige Verbindung zum Publikum geschaffen.
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