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PremiumSchwindel
und die HWS
Symptome wie Schwindel, Unsicherheit und Sehstörungen sowie Anzeichen einer veränderten Kopf- und Augenbewegungssteuerung und Haltungsstabilität sind bei Patienten nach einem Nackentrauma üblich, vor allem bei Patienten mit persistierenden Schmerzen. (Treleaven 2008)
Zu den möglichen Ursachen gehören u.a. eine veränderte sensomotorische Kontrolle, eine Dissektion oder Insuffizienz der Wirbelarterie, psychosoziale Faktoren, wie Angst und Angstvermeidung sowie die Verwendung von Medikamenten. (Ferrari & Russell 1999,
Taylor & Taylor 1996, Treleaven 2011)
Unter diesen Faktoren weist die bisherige Forschung darauf hin, dass die sensormotorischen Kontrolle die wahrscheinlichste Ursache darstellt. (Treleaven 2008)
Das sensomotorische Steuersystem umfasst den Input des visuellen, vestibulären und des propriozeptiven Systems, insbesondere der HWS, die in das ZNS integriert ist, um eine geeignete motorische Leistung zur Steuerung der Kopf- und Augenbewegung und der Haltungsstabilität bereitzustellen. (Baloh & Halmagyi 1996)
Überblick Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
F Mechanorezeptoren
C VisuellesSystem
D VestibuläresSystem
E Veränderter input
B ZNS fkt. Veränderungen
A Sensomotor.Störungen
Trauma – Sympathisches Nervensystem – Stress – Schmerz - Inflammation
AVeränderte afferente Integration und Verarbeitung
B Kortikale Repräsentation, Somatische Reorganisation,Veränderte kortikale Gewichtung
E Direkte Schädigung,Funktionelle Einschränkungen,Morphologische Veränderungen,Muskelspindel-Sensitivität
Beeinflussung über…
- Veränderte Propriozeption
- Gesteigerte Sensitivität
- Veränderter des-zendierender Drive
- Veränderte reflektorische Antwort
Röijezon & Treleaven, 2015,Voogt 2017 (SchmerznetzwerkHeidelberg)
Eine potenzielle Schädigung oder Beeinträchtigung von Komponenten des sensomotorischen Kontrollsystems (Halswirbelsäule, vestibuläres System oder ZNS) ist nach traumatischen Vorfällen wie einem Schleudertrauma (WAD) möglich.
Bei Unfällen mit relativ geringer Kraft sind Störungen der sensomotorischen Kontrolle aufgrund einer Verletzung des peripheren vestibulären Systems oder des ZNS im Gegensatz zu potenziellen Schädigungen und Funktions-beeinträchtigungen der HWS-Gelenk- und Muskelstrukturen bzw. den dazugehörigen Rezeptoren weniger wahrscheinlich. (Grimm 2002,
Hildingsson et al. 1993, Szabo et al. 1996, Taylor & Taylor 1996, Tjell & Rosenhall 1998, Wenngren et al. 2002)
Diese HWS-Rezeptoren liefern einen wichtigen Beitrag und haben einzigartige zentrale und reflexbezogene Verbindungen zum vestibulären, visuellen und sensomotorischen System. (Corneil et
al. 2002, Peterson 2004)
Überblick Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Sensomotorische KontrolleAfferent Integration und Optimierung
Schema der zervikalen afferenten Beteiligung an der Sensomotorik
AugenbewegungKontrolle
ZNS
Vestibuläres System
Zervikale Afferenzen
Visuelles System
KopfbewegungKontrolle
Haltungsstabilität
Zervikale Motorik
Motorik der unteren Extremität
Zerviko-okulärer-Reflex Vestibulo-kollischer Reflex
V e s t i b u l o o k u l ä r e r - R e f l e x
Zerv
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Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
HWS-bedingter SchwindelSymptome, die für HWS-bedingten Schwindel charakteristisch sind, treten häufig nach einem Nacken-Trauma auf. Schwindel, der auf eine Dysfunktion des vestibulärenSystems zurückgeführt werden kann, ist relativ selten. Dabei wird der Schwindel meist unspezifisch als „Benommenheit“ bezeichnet. Verstärkende Faktoren stehen im Zusammenhang mit Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen , Stürzen und Bewegungen des Nackens. (Treleaven 2008, Treleaven 2003)
Symptome des visuellen Systems (WAD und INS)Häufig treten bei WAD oder idiopathischen Nackenschmerzen ohne Trauma (INS) diese Symptome auf: (Treleaven 2014)
• Reduktion der Konzentrationsfähigkeit beim Lesen • Schnelle visuelle Ermüdung• Schwierigkeiten bei der Beurteilung von Entfernungen • Lichtempfindlichkeit
GehirnerschütterungDiese Symptome gehen mit den Symptomen nach einer Gehirnerschütterung einher. Nach Gehirnerschütterung werden im Unterschied allerdings häufig zusätzliche Symptome, wie eine reduzierte Lesegeschwindigkeit und ein auftretender Positionsverlust der Augen beim Lesen auf der entsprechenden Seite beschreiben. (Laborey et al. 2014, Stalnacke 2012)
SymptomeTreleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Traumatische NackenschmerzenEchte Doppelbilder sind bei traumatischen Nackenschmerzen selten.
Die Symptome: Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit sind sowohl bei einem Trauma des Nackens als auch bei einer Gehirnerschütterung zu finden. Es ist möglich, dass dies auf ein begleitendes Kopftrauma zurückzuführen ist, das mit dem Trauma des Nackens einhergeht. (Ellis et al. 2015, Leddy et al. 2015, Marshall et al. 2015, Treleaven 2014,
Laborey et al. 2014, Takasaki et al. 2012, Takasaki et al. 2013)
Symptome Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Als Gelenkpositionssinn (JPS) wird die Fähigkeit bezeichnet, eine natürliche Kopfposition ohne visuelles Feedback wiederzuerlangen. (Revel et al. 1991) → vgl. nächste Seite
Bei Personen mit sowohl idiopathischen Nackenschmerzen (INS) als auch persistierenden WAD wurden Dysfunktionen im Positionssinn festgestellt, bei traumatischen Nackenschmerzen (moderate/starke Schmerzen und Behinderung) war diese Abweichung am größten. (de Vries et al. 2015, Sterling et al. 2003)
Zervikale Bewegungsgenauigkeit Die Genauigkeit der Feineinstellung von Bewegung bei traumatischen Nackenschmerzen ist bei der Verfolgung eines Bewegungsmusters mit dem Kopf im Vergleich zu einer Kontrollgruppe und Personen mit INS reduziert.
Diese Dysfunktion scheint in keinem Zusammenhang zu anderen Symptomen eines WAD zu stehen. (Bahat et al. 2015, Kristjansson et al. 2004, Kristjansson et al. 2010, Oddsdottir & Kristjansson 2012,
Woodhouse et al. 2010)
Zervikale Propriozeption Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Zervikaler Gelenkpositionssinn-Testung Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Abstand von 90 cm zur Wand: Normwert einer Abweichung ≥ 7,1 cm (Schnitt von 3 Versuchen)
„Laser on target“
Neutral –Augen geschlossen
Rotation – Augen geschlossen
Rückkehr zur Neural
Bestimmung der Abweichung
Revel M, Andre-Deshays C, Minguet M. Cervicocephalic kines-thetic sensibility in patients with cervical pain. Arch Phys Med
Rehabil 1991;72:288–91.
Roren A, Mayoux-Benhamou M, Fayad F, et al. Comparison ofvisual and ultrasound based techniques to measure head
reposition-ing in healthy and neck-pain subjects. Man Ther2008;14(3):270– Worsfold (2019)
Statisches Gleichgewicht Eine Beeinträchtigung der Haltungsstabilität kann bei Personen mit traumatischen Nackenschmerzen und dem Hauptsymptom „Schwindel“ nachgewiesen werde. (Bianco et al.
2014, Madeleine et al. 2004, Silva & Cruz 2013, Sjöström et al. 2003, Treleaven et al. 2005)
Gleichgewichtsstörungen stehen auch bei WAD in Zusammenhang mit einer Ermüdung der Halsmuskulatur. (Stapley et al. 2006)
Dynamische und funktionale Balance Das dynamische und funktionale Gleichgewicht kann ebenfalls beeinflusst werden. Beeinträchtigungen findet man im Stufentest, 10-Meter-Gang-Test mit und ohne Kopfdrehungen und Treppenlauf. Ebenso kann eine verzögerte Reaktion auf eine Destabilisierung bei Sitzen (persistierendem WAD) festgestellt werden. (Ciavarro et al- 2006, Cote
et al. 2009)
Auch bei traumatischen Nackenschmerzen mit und ohne Gehirnerschütterung können diese verzögerten Reaktionen auftreten. Größere Dysfunktionen lassen sich jedoch beim WAD erkennen. Die Ursachen könnte auf ein kombiniertes HWS- und vestibuläres Defizit hindeuten. (Findling et al. 2011)
Gleichgewicht Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Eine Veränderungen der motorischen Kontrolle der Augen lässt sich bei traumatisch bedingten Nackenschmerzen nachweisen.
Dazu zählen Symptome wie: Schlechteres Verfolgen mit den Augen, reduzierte Blickstabilität, Einschränkungen der Auge-Kopf Koordination, Konvergenz, Sakkadenund eine Störung der Reflexaktivität. Dies kann bei Störungen des vestibulärenSystems, bei Störungen des ZNS und als Folge einer Störung der Afferenzen aus der HWS auftreten. (Heikkila & Wenngren 1998, Mosimann et al. 2000)
„Smooth pursuit neck torsion“
Ähnlich wie bei den Gleichgewichtstests können Tests bei Rotation des Kopfes einen Hinweis auf zervikale afferente Ursache geben.
Bei WAD können Dysfunktionen beim Folgen eines Gegenstandes mit Rotation der HWS vorkommen. Sie sind meist stärker bei Patienten, die ein WAD mit gleichzeitigem Schwindel als Symptom aufweisen. Diese Dysfunktion ist meist nicht bei zentraler oder peripherer vestibulärer Pathologie zu finden. (Tjell & Rosenhall 1998, Treleaven et al. 2008,
Treleaven et al. 2005)
Steuerung der Augenbewegung Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Während Auffälligkeiten bei der Verfolgung eines Gegenstandes mit den Augen bei Rotation der HWS mit zervikalen afferenten Störungen in Verbindung gebracht werden können, ist es möglich, dass bei Dysfunktionen bei neutraler HWS-Position oder veränderte sakkadische Augenbewegungen eine ZNS-Beeinträchtigung besteht. (Wenngren
et al. 2002)
Sakkaden: Schnelle, ruckartige, abtastende Augenbewegungen, von einem Objekt zum anderen, mit schnellen Sprüngen von einer Fixation zur anderen.
Auch Medikamente und psychische Erkrankungen können die Kontrolle der Augenbewegungen beeinflussen. Falls Medikamente dies auslösen, wäre das Testergebnis dabei von der Rotation der HWS nicht beeinflussbar. (Furman & Jacob 2001)
Steuerung der Augenbewegung Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
„Smooth pursuit neck torsion“-Test Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Worsfold (2019)
BlickstabilitätEine reduzierte Beweglichkeit des Kopfes während des Versuches der Blickfixierung wurde auch bei traumatischen Nackenschmerzen beobachtet. (Grip et al. 2009, Treleaven et al. 2011)
Vom Therapeuten visuell bewertete Kopf- und Augenbewegungs-Kontrolltests sind reliabel. (Della Casa et al. 2014)
Es gibt bisher jedoch noch keinen spezifischen Test, um eine zervikale afferente Ursache für Störungen der Blickstabilität zu isolieren.
Umgebungsvisuelles System Von einer Schädigung des visuellen Systems der Umgebung (räumliche Orientierung) sowie einer Konvergenz- und Akkommodationsinsuffizienz mit Fehlfunktionen der Augenausrichtung wurde ebenfalls nach einer WAD berichtet. (Padula & Argyris 1996, Brown 2003,
Storaci et al. 2006)
Diese Symptome können unter der Bezeichnung „posttraumatisches-visuelles-Syndrom“ zusammengefasst werden. (Padula & Argyris 1996)
Bei Gehirnerschütterung wurde nachgewiesen, dass okkulomotorische Defizite, besonders in frühen Stadien häufig vorkommen. Dabei wird angenommen, dass ein Zusammenhang mit kortikalen und subkortikalen Funktionen besteht. (Heitger et al. 2009, Pearce et al. 2015, Ventura et
al. 2016)
Steuerung der Augenbewegung Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Zerviko-okulärer Reflex
Eine Verstärkung des zerviko-okulären Reflexes wurde auch bei WAD und idiopathischen Nackenschmerzen nachgewiesen, was die Hypothese einer zervikalen afferenten Störung als Ursache stärkt. Es gibt ebenfalls Evidenz dafür, dass die während der Augenbewegungen beobachtete Nackenmuskelaktivität, die durch diesen Reflex vermittelt wird, nach WAD verändert ist. (de Vries et al. 2016, Montfoort et al. 2006, Bexander & Hodges
2012)
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Steuerung der Augenbewegung
Verminderte Geschwindigkeit des Kopfes bei Aufgaben mit Kopf-Augen-Koordination und kompensatorische Kopfbewegungen bei isolierter Augenrotation konnten nach traumatischen Nackenschmerzen festgestellt werden. (Treleaven et al. 2011)
Zusätzlich besteht eine geringere Genauigkeit bei Auge-Kopf-Hand-Koordinationsaufgabe und eine Beeinträchtigung der Rumpfkopfkoordination. (Sandlund et al. 2008)
Auge-Kopf-Körper-Koordination
Die sensomotorische Integration bei traumatischem Nackenschmerz kann infolge einer Beeinträchtigung der HWS-Propriozeption gestört sein. Es bestehen dazu jedoch heterogene Ergebnisse zur Reaktionszeiten und Genauigkeit (reduziert-gleichbleibend-erhöht). (Pedler et al. 2013, Richter et al. 2010)
Sensomotorische Inkongruenz
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Es gibt Anzeichen dafür, dass Symptome wie Schwindel und sensomotorische Kontroll-Störungen auf eine schlechtere Prognose hindeuten (traumatische Nackenschmerzen). (Cobo et al. 2010, Hildingsson & Toolanen 1990, Oka et al. 2015, Phillips et al. 2010, Sterling et al. 2003)
Eine gewissenhaftes Assessment, inklusive Differenzialdiagnose, stellt den zentralen Bestandteil eines erfolgreichen Managements dar, besonders bei der Verhinderung einer Chronifizierung. (Treleaven 2011)
Prädiktoren schlechter Erholung Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Eine möglichst frühe Beurteilung der HWS-Gelenke und Bewegungssinns, des Gleichgewichts sowie der Okulomotorik und der Koordinationsstörungen sollte bei allen traumatischen Nackenschmerzpatienten durchgeführt werden. Diese Störungen treten zügig nach Verletzung auf und sind keine Problematik, die sich erst durch Schmerzen/Behinderung entwickeln. (Treleaven 2008, Cobo et al. 2009, Hildingsson et al. 1993, Sterling et
al. 2003)
Es gibt deutliche Evidenz dafür, dass diese Symptome auf veränderten zervikalen afferenten Input beruhen; es gibt jedoch in einigen Fällen durchaus auch andere Ursachen, weshalb eine Differenzialdiagnose wichtig ist. Eine andere Möglichkeit stellt eine afferente Störung der HWS dar, die zu einer vestibulären oder visuellen Störungen beitragen kann. Diese Störungen beeinflussen die HWS und können zu zusätzlichen zervikalen-, visuellen-, vestibulären- und Gehirndefiziten wie bei einer Gehirnerschütterung führen. (Asama et al. 2012, Ellis et al. 2015, Fischer et al. 1995, Marshall et al. 2015,
Richter 2014, Solarino et al. 2008, Wilhelmsen & Kvale 2014)
Assessments Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Veränderung des zervikalen afferenten Inputs
sekundäre vestibuläre oder visuelle Störungen
Wahrscheinlichste Ursache
Aufgrund der auch sekundär auftretenden Begleitstörungen (visuell/vestibulär) ist eine exakte Diagnostik bei traumatischen Nackenschmerzen sehr schwierig.
Zusätzlich können Medikamente ebenfalls Nebenwirkungen bedingen, die denen einer traumatischen Verletzung entsprechen können.
Auch Angst, Depression und andere psychologische Faktoren verhindern, dass die Symptome abklingen. Furman & Jacob 2001, Passatore & Roatta 2006)
Selbst bei geringen Kräften, die bei langsamen Geschwindigkeiten auf den Nacken einwirken, besteht die potenzielle Gefahr von Strukturverletzungen.
Obwohl die Dissektion der A. vertebralis selten ist, sollte sie dennoch immer Bestandteil der Differenzialdiagnostik sein. Insbesondere bei starken, einseitigen Nacken- und Kopfschmerzen sowie bei vorübergehender oder anhaltender neurologischer Dysfunktion kann dies vermutet werden. (Biffl et al. 2000, Kloen et al. 1999, Taylor & Taylor 1996,
Thomas 2016, Thomas et al. 2015)
Differenzial Diagnose Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Auch bei Schwindel gilt es, einen multimodalen Behandlungsplan aufzustellen, um auch sekundär auftretende Veränderungen optimal zu versorgen. Die Behandlung muss auf den Patienten zugeschnitten werden und sollte mit Assessments regelmäßig überprüft werden.
Eine Intervention, die auf das vestibuläre System ausgelegt ist, scheint effektiver, wenn diese problemorientiert durchgeführt wird.
Bei vestibulären Pathologien, die von muskuloskelettalen (MSK) Nackenbeschwerden begleitet werden, müssen die MSK-Beschwerden zwingend ebenfalls behandelt werden, um die Effektivität der vestibulären Therapie zu gewährleisten. (Wilhelmsen & Kvale 2014)
Auswirkungen auf das Management Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Eine Reduktion des Schwindels und eine Verbesserung der Sensomotorik kann durch eine nur auf die HWS gerichtete Behandlungsstrategie bei traumatischem Nackenschmerz erfolgen.
Es wurde gezeigt, dass manuelle Therapie den Schwindel verbessert, jedoch nicht Gleichgewicht und den Gelenkpositionssinn. (Heikkila et al. 2000, Fattori et al. 1996, Reid et al. 2014,
Reid et al. 2015)
Ein Kraftausdauertraining der Nackenmuskulatur kann das Gleichgewicht nach WAD verbessern. (Stapley et al. 2006)
Auch die Kombination eines spezifischen Nackenmuskeltrainings mit einem verhaltensorientierten Ansatz führt zu Verbesserungen von Schwindel bei WAD. Allerdings können Schwindel-Probleme und Beeinträchtigung der Balance weiterhin bestehen. (Treleaven et al. 2016)
MSK-Management der HWS Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Interventionen, die auf die Blickstabilität, auf Auge-Kopf- und Kopf-Rumpf-Koordination abzielen, ohne die lokale HWS zu behandeln, führen bei traumatischen Nackenschmerz-Patienten zu Verbesserungen der Sensomotorik, der Nackenschmerzen und der wahrgenommenen Funktionsverluste. (Humphreys & Irgens 2002, Storaci et al. 2006, Treleaven 2010)
Vestibuläre Interventionen führen zu Verbesserungen nach Gehirnerschütterung und zu einer Verbesserung des Gleichgewichts und Schwindels bei WAD, jedoch nicht zur Verbesserungen von Nackenschmerz und Bewegung. (Alsalaheen et al. 2010, Gurley et al. 2013,
Hansson et al. 2006, Hansson et al. 2013)
Kombinierte zervikale Muskel-Skelett-Behandlung und strukturierter sensomotorischer Ansatz
Auge-Kopf Koordination als Teil eines multimodalen Ansatzes führt zur Verbesserungen bei Nackenschmerzen und des Gelenksinns. (Heikkila et al. 2000, Provinciali et al. 1996, Oddsdottir 2006)
Anpassung an adaptive Änderungen in der Sensomotorik Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Auch wenn ein kombinierter Ansatz optimale Ergebnisse erzeugt, führt die Intervention der Kontrolle der Augenbewegung nicht zwingend zu einer Verbesserung des Gleichgewichts und Gelenksinns. (Swait et al. 2007, Treleaven et al. 2006)
Eine spezifische Übungsintervention, die auf Grundlage der Defizite (Gelenksinn, Okulomotorik, Gleichgewicht, Bewegungssinn) konzipiert wird, wird stark empfohlen. (Treleaven 2008)
Die Rückkehr zum Sport, bei Schwindel, Nacken- und Kopfschmerzen, nach einer Gehirnerschütterung mit Trauma des Nackens , kann ebenfalls durch eine Kombination aus MSK-Interventionen der HWS und vestibulären Interventionen reduziert werden. (Schneider et al. 2014, Broglio et al. 2015, Ellis et al. 2015, Marshall et al. 2015)
Kombinierter zervikaler muskuloskelettaler und maßgeschneiderter sensomotorischer Ansatz
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Typ Zervikal Vertebralis- Arterie Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
Beschreibung Unsicherheit, Benommenheit
Ohnmacht,Schwindel,
Gleichgewichtsstörung
Gleichgewichtsstörung
Auftreten Episodisch Episodisch Diskrete Attacke
Dauer Minuten -Stunden
Einige Sekunden Sekunden
Verschlimmerung Zunehmende Halsschmerzen
Nackenbewegung
Anhaltende Nackenextension und/
oder -Rotation
Im Bett rollennach oben blicken
hinlegen
Erleichterung Verringerung der Nackenschmerzen
HWS wieder neutral Legt sich, wenn man in er provozierenden
Position bleiben
Symptome Verschwommenes Sehen,
Übelkeit
Nackenschmerzen
DysarthriaHemiparesis
Dysesthesia DiplopiaDysphagia Drop
attacks, Nystagmus Übelkeit und
Taubheit
ÜbelkeitErbrechen
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Differentialdiagnostik sensomotorischer Störungen bei traumatischen Nackenschmerzen
Typ Zervikal Vertebralis- Arterie Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
Ursache Abnormaler zervikaler afferenter Input
Vertebralis-Arterie Dissektion/Insuffizienz
Otolithen in Endolymphe
Diagnostik HWS mukuloskelettaleBeeinträchtigungen,JPE> 4,5°, Erhöhtes
Schwanken, positiver SPNT , positiver
zervikaler Torsionstest,
positiver Rumpfkopf-Koordinationstest,
keine weiteren Befunde
Mögliche positive VBI-Tests
Zervikale arterielle Dissektion - einseitige starke Kopfschmerzen
vorübergehendneurologische
Störungen der VA-Funktion
PositivHallpike Dix oder
Kopfrollen
Behandlung Zervikal muskuloskelettal und
individualisertsensomotorisch
VerweisungNeurologe
Epley oder Barbequeroll manouever
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Differentialdiagnostik sensomotorischer Störungen bei traumatischen Nackenschmerzen
Typ Perilymphfistel Peripher vestibulär
Beschreibung Gleichgewichtsstörung, Bewegungsintoleranz
Gleichgewichtsstörung, Unsicherheit,
Bewegungsintoleranz
Auftreten Episodisch / konstant Episodisch Gleichgewichtsstörung , konstant Unsicherheit
Dauer konstant Sekunden bis Minuten
Verschlimmerung Visuelle Herausforderungen erhöht intrakranieller oder
atmosphärischer Druck
Kopfpositionen oder Bewegung
Erleichterung Vermeiden Sie Aktivitäten, ruhen Sie sich aus
Kopf / Körper ruhig
Ursache Leckage von Perilymphflüssigkeitin das Mittelohr
Gefäßverletzungen, Frakturen
Diagnostik Überdruckprüfung, + Valsalva Kopfimpuls, Kopf schütteln dynamisch, visuelle Genauigkeit
Behandlung Überweisung HNO-Chirurgie Maßgeschneiderte vestibuläre Reha-zentrale Anpassung und
Habituation, zervikal muskuloskelettal und
maßgeschneidertsensomotorisch nach Bedarf
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Typ Zentral vestibulär Psychologisch
Beschreibung Gleichgewichtsstörung, Bewegungsintoleranz
Schwimmend, Schaukeln, Fülle im Kopf
Auftreten Variiert Variiert
Dauer Variiert Variiert
Verschlimmerung Spontan oder provoziert Stress, Angst, Hyperventilation
Erleichterung Variiert Entspannung
Ursache Hirnstamm, Kleinhirn Angst, Stress
Diagnostik Spontaner oder blickbedingter Nystagmus * Okulomotorische
DefiziteAtaxie
Null
Behandlung Maßgeschneiderte Reha-Okulomotorik, vestibulär, Gleichgewicht und Gangzervikal muskuloskelettal
maßgeschneidert sensomotorisch nach Bedarf
Meditation, Achtsamkeitsbasierte
Stressreduktion (MBSR), zervikal muskuloskelettal
maßgeschneidert sensomotorisch nach Bedarf
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Differentialdiagnostik sensomotorischer Störungen bei traumatischen Nackenschmerzen
Es gibt zahlreiche Studien zur Bedeutung der zervikalen afferenten Dysfunktion nach einem Nacken-Trauma bzgl. der Entwicklung von Schwindel, Unsicherheit, Sehstörungen und verändertem Gleichgewicht sowie der Kontrolle von Augen- und Kopfbewegungen. Es gibt jedoch andere mögliche Ursachen für diese Symptome und sekundäre, adaptive Änderungen sollten auch im Verlauf der Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden.
Für die Rehabilitation ist es wichtig, eine passende Basis-Evaluation durchzuführen, um so die Interventionen symptomatisch und impairment-orientiert (veränderter zervikaler Gelenkpositions- und -Bewegungssinn, statisches-dynamisches Gleichgewicht sowie Koordination der Augenmotorik) maßgeschneidert an den Bedarf des einzelnen Patienten anpassen zu können.
Treleaven (2017) Dizziness, Unsteadiness, Visual Disturbances, and Sensorimotor Control in Traumatic Neck Pain.
Fazit
# Beispiele für therapeutische Strategien
Aktivität Aufgabe
Zervikaler Gelenkpositions-Fehler (ZGF)
1. Bringe den Kopf zurück in die Neutralstellung, Augen geschlossen, Laser am Kopfband, Überprüfe mit offenen Augen
2. Bringe den Rumpf zurück in die Neutrale, halte den Kopf still3. Bringe den Kopf in eine vordefinierte Position zurück (Punkte an der Wand), Laser am
Kopfband, Augen geschlossen, überprüfe mit geöffneten Augen
Zervikaler Bewegungssinn (ZBS) Übe das Verfolgen komplexer Muster an der Wand mit einem Laser am Kopfband und geöffneten Augen – Erhöhe die Geschwindigkeit bzw. die Komplexität des Musters
Gleichgewicht Offene Augen, dann geschlossene Augen; feste, dann weiche StandflächeVerschiedene Stände – einfach, eng, Tandem-, Einbein-Stand
Gehe mit Kopfbewegungen – Rotation, Flexion und Extension des Nackens während die Richtung und Geschwindigkeit des Gehens beibehalten werden sollte
Führe Okulomotorik, ZGF- oder ZBS-Übungen während des Gleichgewichttrainings durch
Augenfolgen
Augen folgen dem Laserstrahl oder Stift, der vorwärts und rückwärts bewegt wird, während der Patient in einer neutralen HWS-Patient sitzt, dann mit dem Nacken in Rotation (Laserstrahl wird über
Hand im Schoß bewegt), steigere progressiv die Geschwindigkeit und das Bewegungsausmaß
Aktivität Aufgabe
Blickstabilität Halte den Blick stabil, während der Therapeut den Nacken oder den Rumpf passiv bewegtHalte den Blick stabil, während du deinen Nacken bzw. Rumpf in alle Richtungen bewegst
Wechsel den Fokussierungspunkt, z.B. von Punkten zu wenigen Wörtern, VisitenkartenFixiere den Blick, bewege den Kopf und öffne die Augen, um zu überprüfen, ob der Blick gehalten
wurde (Blick als Imagination)Verändere den Hintergrund des Zieles – Streifen, Schachfelder als Hintergrund
Augen-Kopf-Koordination Bewege die Augen, um sie auf einen Punkt zu fokussieren, bewege dann den Kopf in dieselbe Richtung nach
Bewege die Augen, um sie auf einen Punkt zu fokussieren, bewege dann den Kopf in die Gegenrichtung
Bewege aktiv die Augen und den Kopf zusammenBewegung Kopf und Augen zusammen, während das periphere Sehen eingeschränkt wird (über
verdunkelte Brillenseiten)Bewege Hände, Arme, Kopf und Rumpf und folge mit den Augen, ohne bzw. mit eingeschränktem
Blickfeld
Rumpf-Kopf-Koordination Kopf passiv halten und den Rumpf aktiv nach re. und li. bewegen bzw. umgekehrtKopf still halten, mit Zielpunkt oder Laser als Feedback, Rumpf nach li. und re. drehen
Steigere das Bewegungsausmaß und Geschwindigkeit der Bewegung
Jull G, Moore A, Falla D et al. Grieve's Modern Musculoskeletal Physiotherapy, Vertebral Column and Peripheral Joints. Churchill Livingstone; 2015.Kristjansson E, Treleaven J. Sensorimotor function and dizziness in neck pain: implications for assessment and management. J Orthop Sports Phys Ther.
2009;39(5):364-77
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