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Slavoj Žižek Die Paradoxien des Objekts klein a (aus: Mehr-Genießen, Turia+Kant Verlag, 2000 )
1.abstract Žižek setzt sich in seinem Buch mit Jaques Lacan, einem französischer
Psychoanalytiker, der die Schriften Sigmund Freuds neu interpretierte und
radikalisierte, auseinander. Das im Zentrum der Betrachtung stehende begriffliche
Konstrukt ist das des Objektes klein a), dass man als das „Objekt des Begehrens“1
bezeichnen könnte. In Wahrheit umfasst der Begriff aber noch viel mehr als das und
selbst Lacan wandelte ihn im Laufe seines Schaffens mehrmals ab, sodass man nur ein
verschwommenes, nicht klar abgegrenztes Bild seines Sinnes erhalten kann. Gerade
weil „viele der Arbeiten Lacans beim ersten Lesen schwer zu verstehen sind“2 versucht
der Autor den komplexen Begriff des Objektes klein a) durch die Nennung von
Beispielen aus der Populärliteratur zu erklären und auch für den nicht mit
Lacan vertrauten Leser verständlich und nachvollziehbar zu machen.
Schlagwörter: Jacques Lacan Objekt Psychoanalyse Žižek Slavoj Mehr Genießen Günther Schreiber, Matr.-Nr.: 9907928 Raphael Ott, Matr.-Nr.: 0048889 696511 VO Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur Univ.-Prof. Dr. Thomas A. Bauer, Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, WS 2004/2005 1[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S158] 2[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S10]
INDEX 1.abstract ...................................................................................................................................1 2. Zusammenfassung ................................................................................................................2
2.1 Hintergründe....................................................................................................... 2 2.2 Inhalt................................................................................................................... 4
3. Bewertung und Kritik ..........................................................................................................4 3.1 Bedeutung für die Medienpädagogik ................................................................. 5
4. Bibliographie.........................................................................................................................6 5. Quellenangabe.......................................................................................................................6
2. Zusammenfassung
2.1 Hintergründe
Um Žižeks Text zu verstehen bzw. einen Nutzen daraus zu ziehen, bedarf es eines
Blickes auf die theoretische Grundlage, also auf Jacques Lacan und seine
Herangehensweise an die Psychoanalyse und auch seiner komplexen ambiguosen
Terminologie. Zwar waren auch andere Psychoanalytiker seiner Zeit bekannt für eine
bisweilen geradezu poetische Sprache, „doch allein Lacan hat immer wieder
Zweideutigkeiten positiv bewertet und darauf bestanden, dass, wer das Unbewusste des
menschlichen Geistes erforscht, als Autor mehr oder weniger moralisch dazu
verpflichtet ist schwer verständlich zu schreiben.“3 Elementar für das Verständnis
Lacans ist die Einsicht, dass seine Termini nicht von konstanter Bedeutung sind. „Nur
wenige seiner früheren Begriffe oder Aperçus werden einfach ad acta gelegt, sobald
sich kühnere und umfassendere Auffassungen herausbilden. Sie werden vielmehr
beibehalten und durch die neuen theoretischen Leistungen, die sie erfüllen sollen,
umgestaltet.“4 Der Focus des Lacanschen Schaffens beziehungsweise seiner
psychoanalytische Theorien liegt in der Signifikanz des Begehrens als wichtigster
Triebfeder der Motorik der menschlichen Psyche.
3[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S10] 4[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S21]
“Das Begehren hält die Kette der Signifikanten in Aktion. Es ist ein unablässig in
Bewegung befindlicher und nie zur Ruhe kommender Dynamo, der alle
Sprachhandlungen und jede Sprachverweigerung sowie alle bewussten und
unbewussten psychischen Vorstellungen antreibt.“5 So wichtig er ist, so unklar und weit
gefasst sind die Grenzen des Begriffs des Begehrens. Dies führt uns bis zur conclusio,
dass die eigene Nicht-Definierbarkeit des Begriffes praktisch bereits immanent in ihm
selbst verankert ist und ihn erst dadurch konstituiert. „Artikuliert ist das Begehren, weil
es nicht artikulierbar ist“6. Das Objekt a) auf das Žižek sich bezieht, ist weniger das
Begehren selbst, sondern liegt vielmehr auf der Verlängerung des Vektors des
Begehrens, kann jedoch selbst nie erreicht werden, es muss oder kann sogar nicht, durch
reale Konsistenz bestimmt sein. Somit ist es beinahe einer Eigenschaft gleich
untrennbar mit der Natur des Begehrens verknüpft, „es ist alles und jedes, was das
Begehren berührt, und kann nicht existieren, wo es kein Begehren gibt“7. Durch seine
Unbeständigkeit, seine Vergänglichkeit, seine Eigenschaft bei Berührung zu Vergehen
und die Form zu wandeln, ist es „das schon vom Omega des Todes überdruckte Alpha
der menschlichen Erfahrung“8. Gleichzeitig Eigenschaft und Funktion des Begehrens
sind die Objekte klein a tief in jedem verwurzelt, „der Stoff oder besser gesagt das
Futter des Subjekts [...] das man für das Subjekt des Bewusstseins hält“9. Alles in allem
bleibt das objet a eine nebelhafte Erscheinung, der bloße Schatten eines nicht greifbaren
Phantoms, der mehr durch das was es nicht ist, als durch das was es ist konstruiert wird,
das aber ist nicht Fehler, sondern Eigenschaft und Existenzursache. „Lacans
Beschreibungen des objet a sind komponiert im Geist des Karnevals, sie sind von einer
jede Regel verletzenden Frechheit und von einem Elan, die oft verblüffend wirken“10.
5[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S117] 6[Lacan, Jaques : Subversion des Subjektes und Dialektik des Begehrens im Freudschen Unterbewussten, BII ,Olten 1975, S 179 (Ècrits S804) 7[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S158] 8[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S157] 9[Lacan, Jaques : Subversion des Subjektes und Dialektik des Begehrens im Freudschen Unterbewussten, a.a.O., S 194. (Ècrits S818)
10[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S159]
2.2 Inhalt
Im vorliegenden Auszug des Buches "Mehr-Geniessen" - "Die Paradoxien des Objektes
klein a" versucht Slavoj Žižek anhand von Beispielen aus der Populärkultur, er zieht
mehrere Filme, Bücher und sogar Bilder, für seine Erörterungen heran, verständlich zu
machen. Er durchwandert mit dem Leser einen kompletten Parcours des theoretischen
Gebäudes Objekt klein a. Da eine reine Auflistung der Beispiele weder sinnvoll noch
hilfreich wäre, möchte ich hier e.c. den Film "Pulp Fiction" nennen. Im gesamten
Filmablauf ist die Triebfeder des Geschehens der mysteriöse Koffer, hinter dem jeder
her ist, dessen Inhalt dem Publikum aber nie dargelegt wird. Gerade dadurch, dass
dieser Koffer eine Qualität der Nicht-Existenz besitzt, ähnelt er dem Lacanschen Objekt
a. Er ist das Objekt der Begierde und gleichzeitig von einer außenstehenden objektiven
Warte aus, kann sein Inhalt, sein Wert nicht erkannt werden. Schließlich beschreibt
Žižek den Begriff der "Identifizierung mit dem Symptom" und beleuchtet damit den
Prozess der Passage à l'acte, „den Ausweg aus dem symbolischen Netz“11, dem Weg der
uns durch das Verstehen der Struktur unseres pathologischen Ticks, den Abschluss der
psychoanalytischen Reise ermöglicht.
3. Bewertung und Kritik
Der Text schafft es selbst einem mit Lacan nicht vertrauten Leser einen Einblick in die
sonst kryptische und nur sehr schwer verständliche Lacansche Psychoanalyse zu
ermöglichen. Wenn man Lacans Originaltexte auch nur ansatzweise gelesen hat, weiß
man die Leichtigkeit und humorvolle Art des Textes zu schätzen. Um seine volle
Bedeutung zu erfassen, ist eine Beschäftigung mit Lacans Schriften und Termini
allerdings unerlässlich. Žižek bemüht sich um Präzision und Knappheit, schafft es aber
dabei trotzdem ein sehr umfangreiches Thema erfolgreich abzudecken.
11[Žižek, Slavoj : Mehr-Genießen, Turia und Kant Verlag 2000, S.50]
3.1 Bedeutung für die Medienpädagogik
Der Text zeigt überdeutlich wie tief verwurzelt und klar erkennbar psychoanalytische
Probleme in der medial vermittelten Populärkultur zu Tage treten. Aus dieser
Perspektive scheint es evident, dass es angebracht ist die Psychoanalyse zumindest in
die Medienwissenschaften im Allgemeinen und die Medienpädagogik im speziellen zu
integrieren, gerade weil man sich immer mehr um eine soziale Sichtweise der
Mediensysteme bemüht, um die Aspekte des Unbewussten nicht einfach ungesehen
vom medienwissenschaftlichen Diskurs auszuschließen.
4. Bibliographie Bowie, Malcolm : Lacan, Steidl 1994
Pagel, Gerda : Jacques Lacan zur Einführung, Junius-Verlag , 1999
Žižek, Slavoj : Mehr-Genießen, Turia und Kant Verlag 2000
Žižek, Slavoj : Enjoy your symptom!, Routledge , 2001
5. Quellenangabe
1[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S158] 2[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S10] 3[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S10] 4[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S21] 5[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S117] 6[Lacan, Jaques : Subversion des Subjektes und Dialektik des Begehrens im Freudschen Unterbewussten, BII ,Olten 1975, S 179 (Ècrits S804) 7[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S158] 8[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S157] 9[Lacan, Jaques : Subversion des Subjektes und Dialektik des Begehrens im Freudschen Unterbewussten, a.a.O., S 194. (Ècrits S818) 10[Bowie, Malcolm : Lacan / Malcolm Bowie. Aus dem Engl. von Klaus Laermann, 1. Aufl. Göttingen,: Steidl 1994, S159] 11[Žižek, Slavoj : Mehr-Genießen, Turia und Kant Verlag 2000, S.50]
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