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Basics
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www.traders-mag.com 02.2017
Warum Einsteiger ohne indikatoren oft besser fahren
Daniel schütz
Daniel Schütz ist studierter Jurist und zertifi zierter Technischer Analyst (CFTe) mit der Spezialisierung auf Muster- und Formationsanalyse. Als Coach konzipiert er Bildungsangebote für Personal- und Kleingruppen-Coachings. Er ist zudem Regional-manager des VTAD Stuttgart und Autor von „Trading für Einsteiger” und „CFD Trading simplifi ed”.
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Daniel schütz
Daniel Schütz ist studierter Jurist und zertifi zierter Technischer Analyst (CFTe) mit der Spezialisierung auf Muster- und Formationsanalyse. Als Coach konzipiert er Bildungsangebote für Personal- und Kleingruppen-Coachings. Er ist zudem Regional-manager des VTAD Stuttgart und Autor von „Trading für Einsteiger” und „CFD Trading simplifi ed”.
» Keine Angst, es geht beim nackten Trading nicht um
Ihr Outfit, sondern vielmehr darum, wie Ihr Chart-Bild
aussieht. Gerade Trading-Einsteiger haben oft die Erwar-
tung, dass eine Vielzahl von Indikatoren ihnen einen
Vorsprung verschafft, der ihnen dann zum profitablen
Handel verhilft. Die Erfahrung zeigt, dass das jedoch oft
ein Trugschluss ist. Indikatoren sind etwas für Fortge-
schrittene. Lassen Sie uns erklären, wie der Autor zu die-
ser Meinung kommt.
Indikatoren sind für Fortgeschrittene Wenn Sie sich die Natur der meisten technischen Indika-
toren anschauen, werden Sie feststellen, dass zur Berech-
nung des größten Teils immer ein und dieselbe Größe
herangezogen wird: der Preis. Dieser wird dann mit den
unterschiedlichsten mathematischen Formeln verar-
beitet und heraus kommt der Indikator in seinen diver-
sen Ausprägungen. Somit kann man die überwiegende
Anzahl der Indikatoren als mathematische Ableitungen
des Preises definieren.
Zeitbasierte Charts wie der Candlestick-Chart* bil-
den den Preis in einer gewissen Zeitspanne ab. Je nach
Das Schöne am Trading-Geschäft ist, dass Sie es theoretisch von jedem Ort der
Welt aus betreiben können – ob am Schreibtisch, im heimischen Wohnzimmer
oder im Urlaubsparadies. Dabei kümmert es keinen, ob Sie in Anzug und Krawatte
vor dem Computer sitzen, oder in Jogging- oder Badehose. Und so leger wie vor
dem Bildschirm kann es eigentlich auch auf der Trading-Plattform zugehen. Haben
Sie es schon einmal nackt probiert?
so traden sie nacktMit Stern* markierte Begriffe
siehe Schlüsselkonzepte S. 80
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gewählter Einstellung spiegelt eine Kerze dann die Preis-
bewegung innerhalb von fünf Minuten, einer Stunde, vier
Stunden oder gar ganzer Tage wider. Das Verhalten des
Preises in dieser Periode ist im englischen Sprachge-
brauch auch als Price Action bekannt; zu Deutsch nichts
anderes als Kursbewegung. Gerade als Trading-Einstei-
ger sollten Sie sich darauf konzentrieren, die Price Action
zu verstehen. Denn diese ist die Grundlage des erfolgrei-
chen Handels. Erst wenn Sie die Kursbewegungen rich-
tig interpretieren können, macht es Sinn, sich weitere
Hilfsmittel wie Indikatoren in den Chart zu legen. Denn
Indikatoren sollen Sie in Ihrer Trading-Entscheidung
unterstützen und diese nicht erst begründen.
Nacktes TradingAber es geht auch ganz ohne: Trading aus dem nackten
Chart heraus. Dafür verwendet der Autor gerne die bereits
erwähnte Darstellung der sogenannten Candlesticks.
Diese bieten den Vorteil, dass der Trader alle Informati-
onen auf einen Blick zur Verfügung hat: den Eröffnungs-,
Schluss-, Höchst- und Tiefstkurs. Weiterhin können Sie
erkennen, ob der Kurs im Vergleich zur vorangegange-
nen Periode gestiegen, gefallen oder auf gleichem Level
geblieben ist. Relativ unerheblich für die Interpretation
der Price-Action ist die gewählte Zeitebene. Ob in kleinen
Zeitebenen wie fünf bis 15 Minuten oder im 1- bis 4-Stun-
den-Chart: Die Methode bleibt die gleiche. Aufpassen
müssen Sie hier beim späteren Handel aber bezüglich der
Positionsgröße und des Risiko-Managements.
Die Analyse selbst ist jedoch relativ simpel. Es geht
darum, zu erkennen, ob der Markt sich ausgewogen ver-
hält, sich also seitwärts bewegen wird, oder ob Kauf-
beziehungsweise Verkaufsdruck im Markt herrscht oder
sich demnächst entwickeln könnte.
Der Chart liefert hierzu alle notwendigen Informatio-
nen und man erhält einen klaren Blick auf das Wesentliche:
• SiekönnensowohleinzelneKerzenalsauchKerzen-
kombinationen untersuchen.
• SiekönnenanhandderKerzenlängeAussagenüber
das Trendverhalten treffen.
• SiekönnenaufgrunddesAbstandeszwischenEröff-
nungs- und Schlusskurs Rückschlüsse auf Kauf- und
Verkaufsdruck ziehen.
• SiekönnendasMassenverhaltenderAnlegersehen.
Sind diese auf eine bestimmte Richtung eingestellt
oder eher verunsichert?
Wichtigstes Instrument bei dieser Analyse ist die Identifika-
tion von Strukturlevels (siehe Infobox). Eigentlich würden die
Identifikation jener und die Interpretation der Price-Action
schon ausreichen, um einen Trade zu platzieren. Gerade
Trading-Einsteiger fühlen sich jedoch oft unsicher, alleine
aus dieser Analyse eine Entscheidung zu treffen. Daher
haben sich in der Trading Community verschiedene Muster
entwickelt, die den Einstieg erleichtern sollen.
Der letzte KussDer letzte Kuss bezeichnet eine Methode, den Ausbruch
aus einer Seitwärtsbewegung zu handeln. Denn oft ist es
so, dass der Trader die Seitwärtsbewegung zwar erkennt,
aber den Einstieg in den Ausbruch aus dieser verpasst.
Der letzte Kuss setzt hier an. Häufig kehrt der Preis nach
einem Ausbruch aus einer Seitwärtsbewegung nämlich
noch einmal zurück, um das Ausbruchslevel erneut zu
testen (Bild 1). Dieses Wissen kann man in eine Trading-
Idee umwandeln.
Zunächst identifizieren Sie eine Seitwärtsbewe-
gung – analog der Definition für eine Trendlinie. Ein
Das Schema zeigt, wie das Muster für die Short-Seite funktioniert (long analog). In einer sich abschwächenden Seitwärtsbewegung bricht der Kurs nach unten aus und testet dann nochmals das untere Ende der Range, bevor es weiter ab-wärts geht.
Quelle: eigene Grafik des Autors
B1) schema: Der letzte Kuss
Strukturlevels sind Bereiche, an denen der Kurs versucht,
ein bestimmtes Preislevel nach oben oder unten zu durch-
stoßen. Je länger oder je öfter sich der Kurs an diesem Level
aufgehalten beziehungsweise dieses angelaufen hat, desto
aussagekräftiger ist es. Findet sich eine Bestätigung dieses
Levels auf einer übergeordneten Zeitebene, erhöht sich die
Bedeutung dieses Bereichs. Identifizieren Sie beispiels-
weise im 5-Minuten-Chart ein Strukturlevel im Bereich von
15 Euro, gewinnt es an Bedeutung, wenn Sie dasselbe
Level zum Beispiel auch auf dem Stunden-Chart vorfinden.
Strukturlevels
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Trend definiert sich in der Techni-
schen Analyse als Abfolge steigen-
der Hochs und steigender Tiefs für
einen Aufwärtstrend, analog dazu
für einen Abwärtstrend. Im Ide-
alfall lässt sich an die steigenden
Tiefs eines Aufwärtstrends eine
Linie anlegen, die den Verlauf und
die Steigung des Trends beschreibt.
Häufig kommt es aber auch vor, dass
die Kurse weder signifikant steigen
noch fallen, und keine eindeutige
Richtung zeigen. Dann liegt ein Seit-
wärtstrend vor. Die Seitwärtstrendli-
nie wird ebenfalls entsprechend der
obigen Erklärungen eingezeichnet.
Achten Sie darauf, dass Sie mindes-
tens zwei Auflagepunkte sowohl an
der Ober- als auch an der Unterseite
der Bewegung haben.
Wenn es Ihnen hilft, können Sie
die Seitwärtsbewegung optisch
verstärken, indem Sie eine Box ein-
zeichnen (Bild 2). Wird die Box dann
an einer Seite verlassen, ist Geduld
gefragt. Sie müssen nun warten, bis
der Kurs erneut das Ausbruchslevel
der Box antestet. Hier suchen Sie
dann Ihren Einstieg. Der Stopp sollte
über- beziehungsweise unter dem
letzten Swing-Punkt in der Box lie-
gen. Alternativ kann auch die Mitte
der Box gewählt werden. Als erstes
Kursziel verwenden Sie das nächste
Strukturlevel im Chart.
Die große UmarmungBei der großen Umarmung handelt
es sich um eine Kerzenformation, die
Trader mit tieferen Kenntnissen über
die Kerzenanalyse als Engulfing ken-
nen, also das umarmende Pattern.
Es entsteht hierbei eine Kerze, deren
Kerzenkörper die vorhergehende
Kerze komplett umschließt.
Bei der großen Umarmung gibt
es kleine Unterschiede. Vorausset-
zung für jene ist ein Strukturlevel.
Der Schatten der Kerze sollte sich
dabei vom Strukturlevel abstoßen.
Bild 3 zeigt die große Umarmung beim GBP/USD: eine große Abwärtskerze im 1-Stunden-Chart, die den Aufwärtstrend beendet und eine Abwärtsbewegung einleitet (blaues Oval). Der Markt kam von unten und versuchte das Level um 1,2620 nachhaltig zu überwinden (rotes Rechteck). Dies gelang ihm nicht. Auf dem 1-Stunden-Chart ist zu sehen, dass der Markt sich zirka fünf Stunden oberhalb dieses Levels aufgehalten und dabei ein Strukturlevel um die Marke von 1,2616 ausgebildet hat (rote Linie). Auf dem 15-Minuten-Chart (nicht zu sehen) wird dieses Level noch deutlicher, da sich hier eine Art Doppeltop-Formation gebildet hatte. Mit der langen Kerze um 16:00 Uhr wir das Top nachhaltig verlassen. Der Einstieg könnte kurz unterhalb der Schattenkerze erfolgen. Der Stopp (schwarze Linie) liegt wenige Punkte oberhalb und das Gewinnziel (blaue Linie) am nächsten Strukturlevel.
Quelle: www.tradesignalonline.com
B3) Die große Umarmung beim GBP/UsD
Der 1-Stunden-Chart zeigt eine sich abschwächende Seitwärtsbewegung in einem übergeordneten Abwärts-trend. Der Kurs brach nach unten aus und kehrte noch einmal in die blaue Range zurück, bevor es weiter abwärts ging. Hier suchen Sie nach Ihrem Einstieg. Der Stopp (schwarze Linie) könnte beispielsweise in der Mitte der Range liegen und das Gewinnziel (blaue Linie) wird am nächsten Strukturlevel festgesetzt – je nach-dem wie konservativ Sie handeln möchten, wäre auch ein weiter entferntes Strukturlevel möglich.
Quelle: www.tradesignalonline.com
B2) Letzter Kuss beim EUR/cHF
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Identifizieren kann man die „Schat-
tenkerze“ relativ leicht, da es sich
hierbei um eine 2-Kerzen-Formation
handelt. Der Markt muss sich mit
einer oder mehreren Kerzen an ein
Strukturlevel heranarbeiten. Dann
stößt er sich mit einer großen Kerze
von diesem Strukturlevel ab. Jene
umschließt hierbei die vorherige
Kerze komplett. Die Schattenkerze
sollte dabei die größte Kerze der letz-
ten Perioden sein (Bild 3).
Typisch für diese Kerzenforma-
tion ist, dass die Schattenkerze bei
einer bullischen Ausprägung nahe
am Hoch und bei einer bärischen
Ausprägung nahe am Tief schließt.
Der Einstieg findet sich dann ganz
leicht. Die beste Methode ist, mit
einer Stopp-Buy- beziehungsweise
Stopp-Sell-Order in den Markt einzu-
steigen. Diese wird kurz über bezie-
hungsweise unter die Schattenkerze
gelegt. Das hat den Vorteil, dass
manche Fehl-Trades ausgeschlossen werden können, bei
denen der Markt direkt nach der Schattenkerze wieder in
die andere Richtung dreht. Es ist also entscheidend, den
Schlusskurs abzuwarten und nicht voreilig in den Markt
hineinzuspringen.
Der Stopp liegt ein paar Punkte ober- beziehungs-
weise unterhalb der Schattenkerze. Das Kursziel findet
sich mithilfe des nächsten Strukturlevels.
Variationen von Hammer und Hanging ManDie Definition nach Steve Nison – der Candlestick Charts
der westlichen Welt erst näher brachte – für einen Ham-
mer beziehungsweise Hanging Man ist, dass der Schat-
ten die zwei- oder dreifache Größe des Kerzenkörpers
hat. Bei der Variation hingegen lautet die Definition ledig-
lich „sehr langer” Schatten. Beim nackten Trading kom-
men noch ein paar Regeln hinzu. So ist es erforderlich,
dass sich die Kerze mit dem langen Schatten an einem
Strukturlevel befindet. Ist man bullisch, muss die Kerze
positiv sein, der Schlusskurs also über dem Eröffnungs-
kurs liegen. Setzt man dagegen auf fallende Kurse, muss
der Schlusskurs unterhalb des Eröffnungskurses liegen.
Ist diese Bedingung erfüllt, schauen wir auf die
darauffolgende Kerze. Diese muss bei der bullischen
Variante höher handeln als die Trigger-Kerze selbst
und bei der bärischen Variante tiefer. Die Kerze selbst
Im 1-Stunden-Chart im USD/NOK bildete sich auf Höhe des Strukturlevels vom 15. Dezember (rote Linie) und am Ende des Aufwärtstrends ein Shooting Star (blaues Oval). Dabei handelt es sich um eine Art Inverted Hammer. Mit dieser Kerze drehte die Bewegung nach unten und es bot sich eine schöne Einstiegsgelegenheit unterhalb der darauffolgenden Kerze an. Der Stopp (schwarze Linie) lag ein paar Punkte oberhalb der Bestäti-gungskerze und das Gewinnziel (blaue Linie) am nächsten Strukturlevel vom 05. Januar.
Quelle: www.tradesignalonline.com
B4) shooting star beim UsD/NOK
sollte eine größere Handelsspanne haben als die letz-
ten zehn vorausgegangenen Kerzen (Bild 4). Der Stopp
liegt wieder ein paar Punkte unterhalb beziehungsweise
oberhalb der Trigger-Kerze; das Gewinnziel am nächsten
Strukturlevel.
Als Filter für können wir folgendes festlegen:
• Siesolltendiesenichttraden,wennderSchattensehr
kurz ist.
• SehenSiedieFormationundfälltdiesenichtaufein
Strukturlevel, lassen Sie die Finger davon.
• HatdieKerzenichtdiegrößteHandelsspanne, son-
dern folgte im Vorfeld der Formation bereits eine
starke Bewegung, könnten dies Anzeichen dafür sein,
dass sich der Trend fortsetzt.
FazitSie sehen, Trading muss nicht unbedingt kompliziert
sein. Was Sie benötigen, ist das Verständnis des Zusam-
menspiels der Price Action. Im Chart sind eigentlich
schon alle Informationen enthalten, die Sie für Ihre
Trading-Entscheidung benötigen. Sie müssen ihm nur
„zuhören“, sein Rauschen filtern und seine Signale
umsetzen. Wie jede diskretionäre Strategie lebt diese
von der Erfahrung des Traders. Seien Sie also behutsam
bei der Umsetzung und achten Sie stets auf Ihr Risiko-
und Money-Management. «
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