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Stadtgemeinde Jennersdorf
Marktgemeinde St. Martin/Raab
RAAB
Schutzwasserwirtschaft
und Gewässerökologie
Fachbericht
1 EINLEITUNG - VERANLASSUNG ........................................................................... 3
2 MASSNAHMENÜBERBLICK UND ERLÄUTERUNGEN .......................................... 5
3 FLUSSRAUM IST LEBENSRAUM ......................................................................... 14
4 TIERWELT DER RAAB ......................................................................................... 16
» FISCHE .............................................................................................................. 18
» HOCHCHWASSER ............................................................................................. 19
5 REVITALISIERUNGSMASSNAHMEN ................................................................... 20
» FISCHWANDERHILFEN .....................................................................................22
» ALTARMANBINDUNGEN .................................................................................. 23
INHALTSVERZEICHNIS
BUNDESWASSERBAUVERWALTUNG
BWV BURGENLAND
FACHBERICHT
Jennersdorf - St. Martin/Raab im Juni 2017
Absenkung der festen Wehrstufe um 1 m
Planung 2005 - Ausführung 2010/11
Optimierung ökologischer und
schutzwasserwirtschaftlicher Ziele
AUSGANGSSITUATION
Die im Flussabschnitt Jennersdorf–Sankt
Martin/Neumarkt an der Raab projektierten
und nunmehr ausgeführten Maßnahmen
verfolgen langfristige Zielsetzungen unter
Berücksichtigung von ökologischen und
schutzwasserwirtschaftlichen Aspekten.
Zentraler Bestandteil des über mehrere
Etappen realisierten „Gesamtplanes“ ist der
integrierte Hochwasserschutz, insbesondere
für das Industrie- und Gewerbegebiet
Jennersdorf.
Die Projektumsetzung wurde durch begleit-
ende gewässerökologische Maßnahmen um-
mantelt, welche in ihrer Wirkungsweise die
ausgleichende Ballance zwischen Schutz von
menschlichem Leben, Hab und Gut sowie der
Wiederherstellung von natürlichen Refugien
im Gewässer ermöglichen.
Das Projekt „Openwehr“ stellte die Initial-
phase im Bereich Kraftwerk Neumarkt an der
Raab zur Umsetzung des Maßnahmenkom-
plexes dar.
Der „Hochwasserschutz Raab-Lahn“ sowie
das Arbeitspaket „Gewässerökologie A4 und
A5“ ermöglichten als weiterführende Pro-
jekte die Fertigstellung der einzelnen Maß-
nahmenteile im gegenständlichen Bereich.
Schutzwasserbauten sind unerlässlich, um
von den in Flussnähe bzw. im Hochwasser-
abflussgebiet der Vorländer errichteten Sied-
lungen und/oder Betrieben in entsprech-
ender Effizienz Überschwemmungen sowie
Vermurungen abzuwehren.
Im Projektgebiet zielt der vorbeugende
Hochwasserschutz auf eine Kombination
unterschiedlicher baulicher Maßnahmen ab.
So wurden Hochwasserschutzdämme zur
Abschirmung des Gewerbegebietes gegen
Überflutungen errichtet. Um die Wasser-
massen sicher abführen zu können, waren
aber auch die Errichtung einer Flutmulde, die
Absenkung der festen Wehrkrone „Reverencic“
sowie der abflussertüchtigende Ausbau des
Lahngrabens erforderlich.
RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie Seite 3
1EINLEITUNG – VERANLASSUNG
Raab Hochwasser 1941 - Jennersdorf, Blick nach NW
Aufbauend auf das „Schutzwasserwirt-
schaftliche Grundsatzkonzept Raab, Ab-
schnitt Jennersdorf, km 217,0 – km 219,5“
(nunmehr Fluss-km 221,3 – 223,8 laut
aktuellem Berichtsgewässernetz) samt
Einreichdetailprojekt Abschnitt Jennersdorf
vom Juli 2005 sowie auf einen Beschluss der
Österr.-Ung. Gewässerkommission vom
Oktober 2007 (Installierung der ad-hoc
Arbeitsgruppe Raab) wurde neben den
erforderlichen schutzwasserbaulichen
Maßnahmen auch ein Zielkatalog für die
ökologische Rehabilitierung der Raab erstellt.
Dieser Zielkatalog wurde mit dem Projekt
„Gesamtplan Raab Fluss-km 209,0 bis 290,7“
im Auftrag der Burgenländischen gemeinsam
mit der Steiermärkischen Wasserbau-
verwaltung im Jahr 2007 in Form einer Maß-
nahmenkonzeption abgestimmt.
2MASSNAHMENÜBERBLICK
UND ERLÄUTERUNGEN
RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie Seite 5
Hochwasser Juni 2009 - Kraftwerk Neumarkt/Raab
Folgende Maßnahmen wurden im Wesent-
lichen auf Basis der wasserrechtlichen
Bewilligungen vom Mai 2006 bzw. Juni 2009
zwischen B57 und L246 ausgeführt:
» Hochwasserschutzmaßnahmen durch
Errichtung eines Hochwasserschutz-
dammes in der KG Jennersdorf sowie einer
Flutmulde entlang der Raab ab dem Altarm
A3 bis ins Unterwasser des Kraftwerkes
Neumarkt
» Erhöhung Abflusskapazität des Lahn-
baches durch Gerinneertüchtigung bzw.
Profilausbau (Sohleintiefungen, Bösch-
ungsaufsteilungen, Geländeanhöhungen,
etc.) und Verbindung des Lahngrabens
mittels Durchstich zum Altarm A3
» Anbindung der Altarme A1, A3, A4 und A5
an die Raab samt Dotierung dieser Laufver-
längerungen und des Regulierungsge-
rinnes (verbleibende Überströmstrecken
bei Hochwasserereignissen) – Errichtung
von befahr- bzw. begehbaren Übergängen
(Fuß- und Radwegverbindungen) durch
Brücken und Stege, Durchlässe, Furten,
usw. in den jeweiligen Ein- sowie Auslauf-
bereichen zur Raab
» Erneuerung/Austausch von Rohrdurch-
lässen – Errichtung einer Stahlbetonbrücke
samt Anhebung der Gemeindestraße,
Drosselung des Lahnbaches beim B57-
Durchlassbauwerk
» Errichtung einer Fischaufstiegshilfe bei der
ehemaligen Wehranlage „Reverencic“,
nunmehr Kraftwerk Neumarkt an der
Raab, im Mündungsbereich Grieslebach –
Düker Kanalquerung (Raabtalsammler)
» Umbau und Weiterbetrieb der Wasserkraft-
anlage in der KG Neumarkt an der Raab mit
einem max. Maß der Wassernutzung von
10,3 m³/s durch Absenkung der festen
Wehrkrone sowie Aufsetzen einer hydrau-
lisch gesteuerten Stauklappe mit einer
Leistungserhöhung von 189 auf 260 kW
» Fa. Vossen - Wasserentnahme, Adaptierung
Pumpwerk durch Schachtbrunnen links-
ufrig der Raab
» Fa. Boxmark - Kläranlagenerweiterung und
Nutzwasserentnahme
Maßnahmen im Anschlussbereich strom-
aufwärts der B57 im Sinne der behörd-
lichen Genehmigungen vom Juli 2006 bis
Mai 2011
» Umgehung Sohlstufe B57-Brücke, Dotation
rechtsufriger Altarm – Doiberbach, Fisch-
aufstieg im Mündungsbereich zur Raab
» linksufrige Altarmrevitalisierung – Altarm
Jennersdorf
» Umbau der Sohlstufe Gritsch - Auflösung
der Betonschwelle in Form einer fisch-
passierbaren Blocksteinrampe in der Raab
Diese gewässerökologischen Maßnahmen
befinden sich im Betreuungsgebiet des
Wasserverbandes Flussraum Raab.
Als zusätzliche Maßnahme aus dem Gesamt-
konzept Raab wurde weiter flussaufwärts im
Bereich der Landesgrenze federführend
durch die BWV Steiermark die Auflösung der
Sohlstufe Hohenbrugg mit Anbindung der
Altarmrelikte Hohenbrugg und Welten unter
Einbeziehung des Schwabenbaches um-
gesetzt (Bundeskonsens).
OPENWEHR - Durchgängigkeit bei Wehr-
anlagen der Raab im Grenzraum:
Die von der EU geförderten pilothaften
Maßnahmen des Projektes „Openwehr“ im
Bereich der Raab auf burgenländischem
Gebiet betreffen neben dem obersten Ziel der
grenzüberschreitenden Erreichung der
Durchgängigkeit und damit Fischpassier-
barkeit besonders eine ökologische Er-
tüchtigung des regulierten Raababschnittes
und die Umsetzung eines integrierten Hoch-
wasserschutzes im Raum Jennersdorf.
Dabei wird einerseits durch die Anbindung
des Vossen-Altarmes (A3) eine Laufver-
längerung der Raab erzielt und durch die
Schaffung eines Umgehungsgerinnes im
Bereich des Kraftwerkes Neumarkt/Raab eine
Migrationsmöglichkeit für Wasserlebewesen
gewährleistet (Fischaufstiegs- bzw. Fisch-
wanderhilfe).
Andererseits wird durch die Absenkung der
Wehrkrone des Kraftwerkes der Rückstau-
bereich verkleinert, wodurch der ökomor-
phologische Gesamtzustand aufgewertet und
die Abflusskapazität bei Hochwasser ver-
größert werden kann.
Durch ein Dotierungsbauwerk rechtsufrig
der Raab wird der bestehende Altarm Neu-
markt (A1) reaktiviert und revitalisiert.
Umgehung Sohlstufe B57-Brücke, Dotation
rechtsufriger Altarm – Doiberbach
Diese Maßnahme umfasst die Umgehung der
Sohlstufe der Raab bei der B57-Brücke sowie
die Errichtung von zwei Fischwanderhilfen
zur Wiederherstellung des Flusskontinuums
im Doiberbach.
Durch eine Sohlanhebung in der Raab konnte
eine ständige Dotation des Doiberbaches
(Ausleitung Stahlblech-Maulprofil) erreicht
werden.
Zudem wurden Reste der ehemaligen „Cle-
ment“-Mühle entfernt und der Mühlgang
durch eine fischpassierbare Sohlabtreppung
ersetzt.
Aufgrund der Eintiefung des Doiberbaches
im Bereich Landesstraßenbrücke wurde eine
weitere Fischwanderhilfe mit Tümpelpässen
erforderlich.
Linksufrige Altarmrevitalisierung –
Altarm Jennersdorf
Die Revitalisierung und Dotation des links-
ufrigen Altarms der Raab flussaufwärts der
B57-Brücke sowie der Ankauf von Flächen ist
eine weitere Maßnahme aus dem „Gesamt-
plan Raab“ zur Herstellung der Durchgängig-
keit und Laufverlängerung.
Anbindung Altarme A4 und A5, km 222-224,
Gewässerökologie
Zur Wiederherstellung eines gewässer-
typischen mäandrierenden Flusslaufes
werden die Altarme A4 und A5 wieder vom
Hauptfluss durchströmt. Die Anbindung der
Altarme erfolgte derart, dass bei Nieder- bis
erhöhtem Mittelwasser ein Großteil des
Durchflusses über die Altarme stattfindet.
Durch die Laufverlängerungen werden die
beiden Sohlschwellen ohne Kontinuums-
unterbrechung umgangen und ein gewässer-
typisches Gefälle von 0,08 % im gesamten
Abschnitt sichergestellt.
Durch die Vollanbindung des Altarmes A5
wird die bestehende Wegführung bei der Aus-
und Rückmündung unterbrochen. An diesen
Stellen wurde je eine Holzbrücke errichtet.
Zusätzlich wurden bisher intensiv genutzte
landwirtschaftliche Flächen abgelöst und als
Gewässerbegleitstreifen ausgewiesen.
Die gegenständlichen gewässerökologischen
Maßnahmen werden im Rahmen des Um-
weltförderungsgesetzes als Bundeskonsens
abgewickelt.
Jennersdorf-Hochwasserschutz,
Lahngraben-Flutmulde
Dieses Projekt umfasst Hochwasserschutz-
maßnahmen im Wesentlichen durch Ein-
tiefung bzw. Ertüchtigung des Lahngrabens,
wobei der Ausbau des Abflussprofils durch
die Anordnung einer Drosselblende beim
B57-Durchlass optimiert werden konnte.
Weiters mündet der Lahngraben in Form
eines Durchstiches in die nunmehrige Raab
(vollangebundener Altarm A3) und wurde die
Straßenbrücke über den Lahngraben (Profil-
aufweitung aus hydraulischem Erfordernis)
neu errichtet.
Zudem erfolgte die Ausführung einer Flut-
mulde linksufrig parallel zur Raab samt HWS-
Damm im Bereich des Gewerbe- und In-
dustriegebietes Jennersdorf.
Ebenfalls wurde in der Flutmulde die Fisch-
aufstiegshilfe im Mündungsbereich des
Grieselbaches in die Raab zur Umgehung des
Kraftwerkes Neumarkt/Raab integriert.
» Flutmulde
Die Flutmulde stellt ein Trockengerinne
dar, beginnt an der östlichen Ausbucht-
ung des ehemaligen Altarms A3 und
verläuft in östlicher Richtung parallel zur
Raab. Die Sohlbreite variiert zwischen 30
und 40 m, die Gesamtlänge beträgt 350 m
bei einem Gefälle von 0,25 %.
Die Gestaltung der Flutmulde bewirkte
die Absenkung des bestehenden Ge-
ländes um 1,0 bis 2,6 m. Die Flutmulde
springt ab einem Abfluss von 100 m³/s an
und wird (auch) seitlich durch die breit-
flächigen Vorlandausuferungen dotiert.
Die Durchflussmenge der Raab beträgt
bei einem 10-jährlichen Hochwasser-
ereignis ca. 200 m³/s und bei einem
HW100 rund 310 m³/s.
» Hochwasserschutzdamm:
Der neu errichtete HWS-Damm hat eine
Länge von 1030 lfm, verläuft entlang der
südwestlichen Grenze der Fa. Vossen, wo
er nach 420 lfm in östliche Richtung
schwenkt.
Die Dammhöhe beträgt bis zu 2,1 m und
der Damm weist eine Kronenbreite von
bis zu 15 m auf.
Diese vorbeugenden Schutzbauten werden
gemäß Wasserbautenförderungsgesetz
gefördert.
VOSSEN GmbH & Co KG
Aufgrund der Vollanbindung des ehemaligen
Vossen-Altarmes (A3) und der Wehrab-
senkung beim KW Neumarkt an der Raab
musste entsprechend der projektierten
Maßnahmen lt. „Schutzwasserwirtschaft-
lichem Grundsatzkonzept Raab“, die seit ca.
50 Jahren bestehende Nutz- und Produktions-
wasserentnahme der Fa. Vossen aus der Raab
(Konsensmenge 42 l/s) an die geänderten
Abflussverhältnisse angepasst und gemäß
dem Stand der Technik umgebaut werden.
An der linken Uferböschung der Raab, im
Bereich des bestehenden Speicherbauwerks
der Fa. Vossen, wurde zur Entnahme ein
Schachtbrunnen mit einer Tiefe von ca. 5,0 m
abgeteuft. Die Anspeisung erfolgt über ein
Zulaufrohr im Niederwasserbereich sowie
Uferfiltrat der Raab.
BOXMARK Leather GmbH & Co KG
Die Fa. Boxmark betreibt am Standort der
Ledererzeugung Jennersdorf seit Inbetrieb-
nahme der Produktion im Jahre 1997 eine
mehrstufige biologische Kläranlage für
Gerbereiabwässer, welche in mehreren Aus-
baustufen errichtet wurde (Konsens 100.000
EW100).
Die Anlage verfügt über eine chemisch-
mechanische Vorreinigung sowie eine voll-
biologische Klärung der Abwässer mit Stick-
stoff- und Phosphatentfernung.
Die Technologie der „tertiären Reinigungs-
stufe“ wurde hausintern für Gerbereien
entwickelt.
Die Ableitung der gereinigten Abwässer
erfolgt seit dem Jahr 2013 direkt in die Raab
im Einströmbereich der Laufverlängerung
Vossen-Altarm (A3).
Zudem betreibt die Fa. Boxmark eine Nutz-
wasserentnahme aus der Raab (Konsens-
menge 1.500 m³/d bzw. max. 50 l/s).
Flächenankauf durch die Republik Öster-
reich, Verwaltung öffentliches Wassergut
Im gegenständlichenProjektsgebiet zwischen
der B57 und der L426 wurden entlang der
Raab sowie der Altarme Gewässerbegleit-
streifen von der BWV Burgenland wie folgt
erworben:
Bereich Altarm A3: 1,59 ha
Bereich Altarm A4: 1,63 ha
Bereich Altarm A5: 1,68 ha
Flutmulde/Vossen: 11,73 ha
Somit wurden zusätzlich Grundstücke im
Ausmaß von 16,63 ha zu den rund 26 ha
bestehenden ÖWG-Flächen angekauft.
Nunmehr befinden sich in Summe ca. 42,6 ha
im Eigentum der Republik Österreich.
Gewässerökologie Raab
Auf Grundlage der Projekte „Gesamtplan
Raab“ (Fluss-km 209,0 – 290,7) im Auftrag des
BMLFUW sowie der Steiermärkischen und
Burgenländischen Wasserbauverwaltungen
bzw. „Schutzwasserwirtschaftliches Grund-
satzkonzept Raab/Leitbild“ im Auftrag von
Seite 10 RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie
BWV Burgenland/BMLFUW wurden nach-
stehende Maßnahmen ausgearbeitet.
Die Kosten für Planung und Bau der Maß-
nahmen im burgenländischen Gewässer-
abschnitt (bis Fluss-km 228,0) wurden mit rd.
5,129.000,-- Euro geschätzt.
Im Zuge der Erstellung des Gesamtkonzeptes
an der Raab erfolgte vorab eine Sofortmaß-
nahme zur teilweisen Dotierung des Altarmes
A5 (sog. „BEWAG“-Altarm) über das laufende
Instandhaltungsprogramm, welche jedoch zu
Verlandungen führte.
Der burgenländische Bereich des Gesamt-
konzeptes für die Raab wurde im Jahr 1999
mit einem Erfordernis von rd. 618.000,-- Euro
bei einer 100%igen Bundesfinanzierung
bewilligt (im Wesentlichen immaterielle
Leistungen).
Die technisch und finanziell genehmigten
Maßnahmen Gewässerökologie wurden in
folgenden Schritten umgesetzt (jeweilige
Anteile brutto auf 100,-- Euro gerundet):
RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie Seite 11
Erfordernis EU Bund Land Interessent
WVB Flussraum Raab,
Umbau Sohlstufe Gritsch 216.000,-- 129.600,-- 64.800,-- 21.600,--
WVB Flussraum Raab,
Umgehung B57-Doiberbach 199.700,-- 40.000,-- 53.200,-- 77.400,-- 29.100,--
WVB Flussraum Raab,
Altarmrevitalisierung linksufrig 229.600,-- 137.800,-- 68.900,-- 22.900,--
Raab Openwehr
Anteil Bgld. (Lead Partner) 852.000,-- 724.200,-- 127.800,--
Raab, km 222–224
Anbindung Altarme A4+A5 798.000,-- 798.000,--
Summe Gewässerökologie 2,295.300,-- 764.200,-- 1,246.400,-- 211.100,-- 73.600,--
Hochwasserschutz Raab
Der entlang der Raab im Raum Jennersdorf-
St. Martin/Neumarkt (Bereich zwischen den
Brücken der L426 und B57) zusätzlich ge-
plante Hochwasserschutz (inkl. Zubringer
Lahngraben und Grieselbachmündung)
wurde mit Bescheid der BH Jennersdorf vom
Mai 2006 wasserrechtlich bewilligt.
Das diesbezügliche Einreichdetailprojekt –
Abschnitt Jennersdorf aus dem Jahr 2005 (im
Auftrag der beiden Gemeinden) wurde auf
Grundlage des schutzwasserbaulichen Maß-
nahmenkonzeptes ausgearbeitet und ist
bereits größtenteils fertig gestellt.
Die gegenständlichen Hochwasserschutz-
maßnahmen werden mit einem Erfordernis
von 1,251.040,-- Euro zu 85 % vom BMLFUW
gefördert: Bundesbeitrag 1,065.934,-- Euro.
Der Interessentenanteil in der Höhe von 15 %
bzw. 185.106,-- Euro ist von den Gemeinden
Jennersdorf und St. Martin an der Raab
aufzubringen.
Das Gesamterfordernis im gegenständlichen
Projektsgebiet beträgt ca. 3,546.300,-- Euro
(für die Maßnahmen Gewässerökologie rd.
2,295.300,-- Euro sowie für den integrierten
Hochwasserschutz rd. 1,251.000,-- Euro) und
liegt somit gem. Kostenvergleich unter dem
ursprünglich geschätzten Aufwand 2005
(wobei zudem die neuen Brücken- bzw.
Durchlassbauwerke beim Altarm A5 nicht
berücksichtigt waren).
Flussraum ist Lebensraum, da kaum ein
anderes Ökosystem einer so starken Ver-
zahnung mit dem Umland unterliegt wie
Fließgewässer.
Dies zeichnet sich auch in der lebhaften
Dynamik natürlicher Flusssysteme ab.
Der natürliche Flusslauf unterliegt keiner
klar definierten Linienführung, sondern ver-
lagert sein Bett im Lauf der Zeit über die
Talbreite.
Die Raab neigt im Projektgebiet zu einem
gewundenen bis mäandrierenden Fluss-
charakter.
Die Ausbildung von Mäandern ist ein dyna-
mischer Prozess, in dem sich die Mäander-
schlingen erweitern, bis der natürliche
Durchstich erfolgt. Dadurch kommt es lang-
fristig zur Bildung von Totarmen, welche vom
Hauptfluss über den Großteil des Jahres
getrennt sind und Stillwasserbereiche dar-
stellen.
Der Talraum stellt somit stets potentiellen
Flussraum dar und wird, unabhängig von der
Dynamik des Flusslaufes, bei Hochwässern
vom Fluss in stetig wiederkehrenden Inter-
vallen eingenommen.
Die im Flussraum und Umland angesiedelten
Tier und Pflanzenarten sind optimal an
dieses Abflussverhalten angepasst.
Überflutungen bringen Nährstoffe in das
Flussumland ein und liefern dadurch eine
gute Basis für die angrenzenden Auwälder.
Erst durch die Prägung der Kulturlandschaft
erlangten Hochwässer ihren negativen Bei-
geschmack.
Menschen siedelten in Flussnähe, nutzten die
Tallandschaft für intensiven Ackerbau und
standen seither im Konflikt mit der Dynamik
von natürlichen Fließgewässern.
Die kulturelle Weiterentwicklung erforderte
Strategien, um Flusssysteme zu zähmen.
Das Resultat sind Verbauungen, deren Ur-
sache sich in den stetig steigenden Nutzungs-
ansprüchen am und im Gewässer begründen.
Die vergangenen Jahrzehnte wurden von
Regulierungsmaßnahmen geprägt, welche
die Gewässersysteme von ihrem ursprüng-
lichen Zustand entfernten, und sich in der
geänderten Biologie der Flüsse abbilden.
Flüsse wurden in ein enges Korsett gezwängt
und der Flusslauf durch Wasserkraftanlagen
und Schutzwasserbauten für die Fischfauna
stellenweise unpassierbar gemacht.
Seite 14 RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie
3 FLUSSRAUM IST LEBENSRAUM
Mäander Altarmbeidseitig angeschlossen
Altarmeinseitig angeschlossen
Altwasser
Foto Bootfahren
Erst durch die zur Jahrtausendwende ver-
stärkt aufkommenden gewässerökologischen
Ansätze, unterstützt durch die Anforder-
ungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie, fand
eine maßgebliche Kehrtwende in den Bewirt-
schaftungsstrategien von Gewässern sowie
deren Zugänglichkeit statt.
Der gegenständliche Maßnahmenkomplex
verknüpft die gewässerökologische Sanier-
ung mit der Sicherstellung des Hochwasser-
schutzes und ermöglicht auch eine kulturelle
Nutzung (inkl. Tourismus und Naherholung)
unter Aufwertung des ökologischen Wirk-
ungsgefüges am und im Fließgewässer.
RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie Seite 15
Bewohner im Gewässer sind neben Benthos-
organismen (Kleinstlebewesen, vorwiegend
Insektenlarven), Amphibien und Säuge-
tiere vor allem die Fische.
Die Raab ist im Projektabschnitt der Barben-
region zuzuordnen. Dies ist die artenreichste
Fischregion heimischer Gewässer und sie
verfügt hier über 41 potentielle Fischarten.
Durch die Eingriffe in das Gewässer wurde
das Arteninventar jedoch deutlich dezimiert.
Dieser Umstand begründet sich in einem
Komplex negativer Auswirkungen durch
menschliche Eingriffe.
Einerseits gingen durch die zahlreichen, sich
über weite Bereiche erstreckenden Verbau-
ungen, wertvolle Lebensräume verloren,
andererseits kam es zu Unterbrechungen in
Fließstrecken.
Diese Fragmentierung, ausgelöst durch
Wasserkraftanlagen und Absturzbauwerke,
isolierte die Fischfauna.
Für Fische ist es allerdings erforderlich, im
Fluss zu wandern, da in den unterschied-
lichen Lebensphasen auch unterschiedliche
Lebensräume genutzt werden.
So bevorzugen Jungfische strömungsbe-
ruhigte Flachwasserbereiche, während aus-
gewachsene Individuen artabhängig eher
tiefere Stellen im Gewässer aufsuchen.
Das Nadelöhr hinsichtlich der notwendigen
Lebensräume bilden mit Sicherheit die Laich-
areale. So suchen die meisten Fische zur
Fortpflanzung Gewässerabschnitte auf, die
deutlich von ihrem eigentlichen Umfeld ab-
weichen und machen somit Wanderungen
für den Arterhalt notwendig.
Durch die Anbindung von Altarmen werden
wertvolle Lebensräume erschlossen wie z.B.:
» Teilanbindung von Altarmen, welche die
meiste Zeit des Jahres hochwertige Still-
wasserzonen bereitstellen.
» Vollanbindung mit Erschließung wertvoller
Habitate für die Fischfauna.
4 TIERWELT DER RAAB
Altarm 4
Seite 16
Anrainer am Gewässer werden durch eine
Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten reprä-
sentiert.
Ähnlich dem Gewässerlebensraum benö-
tigen auch Auwaldsysteme bestimmte Rah-
menbedingungen um sich entsprechend zu
entwickeln.
Auwälder sind besonders sensible Lebens-
räume und beheimaten neben seltenen
Säugetieren vor allem viele bedrohte Vogel-
arten.
So kann man an der Raab beispielsweise den
seltenen Wespenbussard beobachten.
Derzeit macht sich ein starkes Aufkommen
von Bibern in den Auwaldrelikten bemerk-
bar.
Es ist grundsätzlich erfreulich, dass sich
dieser seltene Nager wieder angesiedelt hat,
jedoch muss gegenwärtig festgestellt werden,
dass das vorhandene Refugium zu klein ist,
um diese Art nachhaltig zu etablieren.
So ist bereits ein beachtlicher Teil des Baum-
bestandes vom Biber gefällt oder in Fällung
begriffen. Diese Tatsache verlangt nach
einem entsprechenden Naturraummanage-
ment, welches dem Erhalt der Auwaldrelikte
ebenso dienen soll, wie der Förderung einer
verträglichen Biberpopulation.
FISCHE
Um ein Bild der Vielfalt in der fließenden Welle zu vermitteln, werden nun ausgewählte
Raabbewohner am Bespiel der Fische in Form von Steckbriefen exemplarisch aufgezählt:
Der Hecht (Esox lucius)
Lebensraum: tiefe Stellen mit Einständen
Lebensweise: Raubfisch
Laichhabitat: Pflanzenlaicher
Der Hecht lauert im Versteck (Wasserpflanzen, Schilf etc.)
auf Beute und greift sie stoßartig an, indem er aus seinem
Einstand „hechtet“. Diese Fischart erreicht eine Körperlänge
von deutlich über einem Meter.
Der Wels (Silurus glanis)
Lebensraum: tiefe, strömungsberuhigte Stellen
mit schlammigem Untergrund
Lebensweise: Raubfisch und Aasfresser
Laichhabitat: Eier werden in eine vorbereitete
Mulde abgelegt und vom Männchen bewacht
Welse gelten im Gewässer als Gesundheitspolizei, da sie
neben dem Raubfischcharakter auch Aas verzehren. Diese äußerst großwüchsige Fischarte
erreicht Körperlängen von deutlich über 1,5 m und wird bis zu 80 Jahre alt. Die größten
gefangenen Welse erreichten eine Länge von über 3 m.
Der Karpfen (Cyprinus carpino)
Lebensraum: strömungsberuhigte Stellen mit
schlammigem Untergrund
Lebensweise: Ernähren sich von am Boden lebenden
Kleinstlebewesen (Schnecken, Würmer und Insektenlarven)
Laichhabitat: Pflanzenlaicher
Der heimische Wildkarpfen ist langgestreckter als die
Zuchtform und voll-ständig beschuppt. Diese Art ist in ihrem Lebenszyklus auf die, über die
Ufer tretenden, Frühjahrshochwässer angewiesen um an den Uferpflanzen zu laichen.
Die Barbe (Barbus barbus)
Lebensraum: Ausgewachsene Barben bevorzugen
tiefe Bereiche mit moderater Strömungsgeschwindigkeit
Lebensweise: Ernähren sich von am Boden
lebenden Kleinstlebewesen
(Schnecken, Würmer und Insektenlarven
Laichhabitat: Kieslaicher
Die Barbe ist ein Mittelstreckenwanderer mit Wanderdistanzen bis zu 300 km. Das Laich-
habitat unterscheidet sich maßgeblich von den Stammhabitaten ausge-wachsener Barben.
Seite 18
HOCHWASSER
Die fließende Welle birgt aber auch Gefahren, insbesondere bei Hochwasserführung
infolge extremer Niederschlagsereignisse wie im Juni 2009 oder im September 2014 am
Fluss Raab im Raum Jennersdorf - St. Martin.
Seite 19
Im Regulierungsprofil herrschen vorwiegend
monotone Fließverhältnisse, einhergehend
mit dem eintönigen Gewässerbett.
Wertvolle Strukturen, wie unterspülte Ufer,
Totholz oder in Gewässer ragende Wurzel-
fäden, fehlen weitgehend. Ebenso verfügen
regulierte Abschnitte über erhöhte Fließ-
geschwindigkeiten, wodurch auch die auf-
tretenden Schleppspannungen an der Sohle
erhöht werden und es zu einer Vergleich-
mäßigung des Flusssedimentes kommt.
Diese Veränderungen der Sedimentfraktion
erwirken ein Gewässerbett mit unnatür-
lichem groben Flussschotter und gehen zu
Lasten der feinen Fraktionen.
Sedimentbänke mit feinem Material wie etwa
Feinkies und Sand fehlen in den Regulier-
ungsabschnitten weitgehend.
Auch zeichnen sich Regulierungsprofile
durch ein weitgehendes Fehlen von Flach-
wasserarealen und strömungsberuhigten
Bereichen mit Feinsedimenten aus.
Wenngleich teilweise naturnahe Abschnitte
erhalten blieben, waren diese von den po-
tentiellen Bewohnern entkoppelt, da sie
durch Wanderhindernisse für Fische aus dem
Unterlauf unerreichbar waren.
So kam es zu einer Ausdünnung der natür-
lichen Fischbestände und zu einem Nieder-
gang des ursprünglichen Arteninventars.
Um die Lebensräume nun wieder zu ver-
netzen, bedarf es Ingenieurbauwerke, die
eine Fischwanderung ermöglichen.
Unter Revitalisierung versteht man den
Rückbau von durch menschliche Eingriffe
beeinträchtigte Gewässer.
Revitalisierungsmaßnahmen führen das ver-
baute Gewässer wieder in ein natürliches
Gefüge zurück, bewirken eine Erhöhung der
Artenvielfalt und eine Stabilisierung des Öko-
systems.
Fischpassierbarkeit
» Die Fischwanderhilfe KW Neumarkt wurde
neu errichtet und ermöglicht dem gesamten
Artenspektrum der Raab die Aufwärts-
wanderung in obere Flussabschnitte.
5 REVITALISIERUNGSMASSNAHMEN
Seite 20 RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie
RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie Seite 21
» Der Mündungsbereich des Doibersbaches
und das bereits bestehende Umgehungsge-
rinne wurden entsprechend den aktuellen
Erkenntnissen der Fischwanderung sa-
niert. Damit kann die bestehende Sohlstufe
in der Raab bei der B57-Brücke umwandert
werden.
Laufverlängerung Altarme:
» Die Altarme A1 und A4 erfuhren im Zuge des
Projektes eine Teilanbindung.
» Der Altarm A1 mündet über eine Tümpel-
kette in die Raab, welche im Niederwasser-
fall mit 25 l/s dotiert wird. Bei steigender
Wasserführung der Vorflut steigt auch die
Wasserzufuhr in das Altarmsystem.
» Der Altarm A4 erfährt ebenfalls erst ab
höherer Wasserführung in der Raab eine
Erhöhung der Dotation und zeichnet so die
natürlichen Prozesse eines teilangebun-
denen Seitenarmes ab.
» Die Altarme A5 und A3 wurden vollange-
bunden und sind damit ganzjährig mit dem
Großteil des zufließenden Wassers beauf-
schlagt. Die Vollanbindung der Altarme gibt
der Raab wieder ein natürliches Fließ-
gefüge und erlaubt dynamische Prozesse im
Ufer- und Bachbett.
» Weitere Altarmanbindungen flussaufwärts
der B57-Brücke sowie aufgelöste Rampen
bewirken im Rahmen der Renaturierung die
Wiederherstellung des Raab-Kontinuums.
FISCHWANDERHILFEN
Diese erwirken die Passage von Wander-
hindernissen, um den Fischen und ihrer
Wandermotivation gerecht zu werden.
Fische wandern aus unterschiedlichsten Be-
weggründen. Die wichtigste Art der Wan-
derung ist mit Sicherheit die der Arterhaltung
dienende Laichwanderung zu den Fort-
pflanzungsarealen.
Neben der Wanderung vieler Fischarten zur
Nahrungssuche, ist diese auch nach Hoch-
wasserereignissen zum Bestandsdichtenaus-
gleich erforderlich.
Weiters finden Wanderbewegungen zur
Überwinterung und Ausweichwanderungen
(bei Stress) statt.
Die Anforderung an diese Bauwerke ist sehr
hoch, da sämtliche Arten in allen Lebens-
stadien in der Lage sein sollten, diese Ein-
richtungen zu durchwandern.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen
technischen und naturnahen Bauformen.
Während technische Bautypen exakt er-
richtet werden können, schaffen naturnahe
Fischaufstiegshilfen Ersatzhabitate und wert-
volle Areale für Jungfische.
Bei der Fischaufstiegshilfe beim Kraftwerk
Neumark an der Raab, wurde ein technischer
Beckenpass mit einer naturnahen Sequenz
und einem gewässertypischen Umgehungs-
gerinne kombiniert. Durch diese Anordnung
war es möglich, die Vorzüge der unterschied-
lichen Bautypen optimal zu ergänzen.
Die Einwanderung der Fische erfolgt über das
ca. 130 m lange Umgehungsgerinne, gefolgt
vom natürlichen Beckenpass mit einer Länge
von rd. 65 m.
Erst ab dem Zusammenfluss mit dem Griesel-
bach wird die verbleibende Höhendifferenz
über einen technischen Beckenpass mit einer
Länge von ca. 90 m überwunden.
Über die gesamte Länge des Fischaufstieges
wurden Strukturelemente (Störsteine und
Wurzelstöcke) eingebracht, welche der Fisch-
fauna wichtige Einstände und strömungsbe-
ruhigte Zonen bieten.
Das Umgehungsgerinne wurde so konzipiert,
dass sich die natürliche Variabilität der Ge-
wässersohle etablieren kann.
Nach entsprechendem Aufkommen der Be-
gleitvegetation ist der für die Fische wichtige
Sichtschutz gegeben und der Abschnitt kann
für Klein- und Jungfische als naturnahes
Ersatzhaitat dienen.
Seite 22
ALTARMANBINDUNGEN
Diese sind eine effiziente Maßnahme, um
das Gewässer seinem natürlichen Gefüge
entsprechend zu renaturieren.
Natürliche bzw. naturnahe Mäander ver-
fügen über hohe strukturelle Vielfalt und
liefern Dynamik und Variabilität in der Sohl-
und Uferbeschaffenheit.
Dadurch werden Lebensräume reaktiviert,
welche deutlich über das Flusssystem hinaus-
reichen.
Das Gewässer kann sich mit dem Vorland
verzahnen und bildet durch Erosions-
prozesse wieder die klassischen Prallufer aus,
welche wichtige Brutplätze für Vogelarten,
wie den Eisvogel, darstellen.
Andererseits wird das erodierte Sediment
verfrachtet, legt sich in strömungsberuhigten
Arealen ab und bildet dort die Lebensgrund-
lage für sandlaichende Fischarten wie z.B.
den Gründling.
Ebenso liefern wiederangebundene Altarme
durch die Umlandverzahnung wichtige Re-
fugialräume für Säugetiere wie Biber und
Fischotter.
Altarme sind auch reich an Totholz, welches
relevante Einstände für eine Vielzahl von
Fischarten bietet.
In den entstandenen Tiefstellen, mit ent-
sprechendem Totholzanteil, finden auch
große Raubfische wie der Hecht wieder Platz,
um seiner Rolle als Regulator gerecht zu
werden.
Von ausgesprochen hoher Bedeutung sind
Sandbänke und flach überströmte Zonen, die
als Laichhabitat für eine Vielzahl von Arten
dienen.
Seite 23RAAB · Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie
RAAB
Schutzwasserwirtschaft
und Gewässerökologie
IMPRESSUM
Für den Inhalt verantwortlich:
BWV Burgenland
Amt der Bgld. Landesregierung, Abt. 5
Wasser- und Umweltwirtschaft
Flussbau Süd
7400 Oberwart, Wiener Straße 53
Bildnachweise
Amt der Bgld. Landesregierung, Abt. 5
Gemeinden Jennersdorf und St. Martin/Raab,
Ing.-Büros Dr. Lang und flusslauf e.U.,
Naturparke Burgenland
Beiträge
Amt der Bgld. Landesregierung, Abt. 5
Ing.-Büros Dr. Lang und flusslauf e.U.
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