stift wilten aktuell - herbst 2012
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Stift Wilten AktuellJahrgang 15 ∙ Ausgabe 3/2012
Für Mitbrüder & Freunde
des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten
Herbst 2012
Abt Raimund Schreier
OPraem
Auf dem Titelblatt wie auch auf dieser
Seite sehen Sie das Kreuz, das in der An-
dachtskapelle unserer Stiftskirche hängt.
Dieses Kreuz aus Email vom berühmten
Innsbrucker Künstler Max Spielmann habe
ich bei einer Ausstellung im Stift Stams kurz
vor der Innenrenovierung unserer Kirche
entdeckt. Ich war sofort davon überzeugt,
dass es genau in unsere Stiftskirche passt.
Denn das Bild in der Mitte des Kreuzes ent-
spricht der Darstellung im oberen Teil un-
seres Hochaltars am sogenannten Thron
Salomos: Christus als König. Außerdem fin-
det man in den beiden oberen Ecken des
Bildes die Patrone unserer Kirche: den hl.
Stephanus und den hl. Laurentius. Dieses
großartige Kunstwerk scheint für diese Kir-
che gemacht worden zu sein, so denken
viele Besucher. Die Tiroler Versicherung
(ein Chef war in dem Augenblick dabei,
als ich es entdeckte und mich entschloss,
es zu kaufen) hat es dann erworben und
uns als Leihgabe übergeben - inzwischen
sogar geschenkt, wofür wir sehr dankbar
sind.
Kurz vor dem letzten Sonntag im Jahres-
kreis, dem Christkönigssonntag, möchte
ich mit Ihnen dieses wunderbare Bild des
Pantokrators, des erhöhten Christus und
Königs betrachten.
Bei diesem König geht es nicht um Kro-
nen und Juwelen, um Klatsch oder Skan-
dalgeschichten, um politische Macht oder
um Unterjochung anderer. Jesus Christus
ist ein anderer König. Er ist der gute Hirt,
das Abbild des liebenden und barmher-
zigen Vaters.
Wenn er als König wiederkommt am
Ende der Tage, dann wird seine einzige
Frage an uns sein: „Hast auch du mit den
Menschen geteilt, die hungrig waren,
durstig, bedürftig, in schwerer Not?“ Und
seine Antwort wird sein: „Was du für einen
meiner geringsten Brüder getan hast, das
hast du mir getan“ (Mt 25,40).
Wir werden bald in die Adventzeit eintre-
ten, die uns hinführt zum Fest der Mensch-
werdung Gottes, der in seinem Sohn Jesus
auf die Erde herabgestiegen und in der
Krippe eines Stalles – und nicht in einem
Königspalast – zur Welt gekommen ist. Sei-
ne Liebe galt in erster Linie den Armen,
den Ausgestoßenen, den Kranken, letzt-
lich allen Menschen, die unserer Hilfe und
Solidarität bedürfen.
Advent – eine Zeit, sich wieder mehr ein-
zulassen auf diesen königlichen Weg des
Dienens und des Liebens!
Ich wünsche uns dazu einen aufmerk-
samen Blick sowie ein konkretes sich-Ein-
lassen auf die Kultur des Teilens.
LEITWORT
Liebe Freunde unseres Stiftes!
LEITWORTLiebe Freunde unseres Stiftes
ACTIOGeneralkapitel des Ordens
Wiltener in USA
Effata – öffne dich!
Neue Aufgaben
Herzlich Willkommen
Steh auf und iss!
Die großen Steine
Ein gewaltiges Erdbeben
Kirche gemeinsam aufbauen
Pfarrgemeinderat-Tag im Stift Wilten
Das Jahr des Glaubens
Augenöffnerin des Menschseins
Beim Heacha
Wallfahrt für geistliche Berufungen
Der Franzl
Kalender 2013
Gasthof Heiligwasser - Ausblick
Herausforderung Seelsorgeräume
Glauben - hoffen - lieben
CONTEMPLATIOZur Geschichte des Stiftes Wilten
Vergelts Gott
Erneuern oder beharren?
Maria Erlacher im Interview
Ein gewichtiges Werk
Geistliche Abendmusik
Editio Musica Sacra Wilthinensis 01
COMMUNIOTauchgänge in die Vielfalt
Starke Frauen
Eine lichtvolle Nacht
Wo ein Wille, da ein Weg
America Latina
Ein Symbol des Friedens in Europa
Freundschaften pflegen
Erwartungen - die Zukunft der Jugend
Verwurzelt sein
Olivenöl aus Taybeh
Glaube ist vernünftig
Fruchtbare Zusammenarbeit
Advent-Webapp 2012
Tag des Ehrenamtes
Führungen
Neue Produktionen der Wiltener Sängerknaben
Geschenksideen aus dem Klosterladen
Gottesdienste und Termine
Stift Wilten Aktuell 3
INHALT
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Impressum
HerausgeberPrämonstratenser-
Chorherrenstift Wilten
Klostergasse 7
6020 Innsbruck
Tel. 0512/58 30 48
www.stift-wilten.at
Redaktion
Reinhold Sigl
reinhold.sigl@me.com
Erscheinungshinweis
4 x im Jahr
Titelbild
Pantokrator,
Stift Wilten,
Max Spielmann
Fotos
Abtei De Pere
Edith Stein Gesellschaft
Österreich;
Fotomuto;
Stift Wilten;
Jasmin Sigl;
Reinhold Sigl;
Wiltener Sängerknaben
Weitere Berichte, Predigten, Termine und Bilder finden Sie auf
der Stift Wilten-homepage: www.stift-wilten.at
INHALTSVERZEICHNIS
ACTIO
Das Generalkapitel ist die höchste Au-
torität des Prämonstratenserordens. Alle
sechs Jahre treffen sich der Generalabt,
die Offizialen des Ordens (Definitoren, Pro-
kurator, Postulator, Provisor des Ordens)
und jeweils zwei Vertreter aller Häuser des
Ordens, um über aktuelle Fragen des Or-
dens zu diskutieren, die Normen für den
Orden festzulegen und die Ämter neu zu
wählen bzw. zu bestätigen.
Der Schwerpunkt dieses Generalkapitels
lag auf der Überarbeitung der Konstituti-
onen.
Das Kloster Santa Maria de la Vid in Al-
buquerque/ New Mexico wurde vom Ge-
neralkapitel zur Abtei erhoben.
Die Neuwahlen der Definitoren, dem Be-
ratungsgremium um Generalabt Thomas
Handgrätinger, erbrachten folgende Er-
gebnisse:
1.Definitor: Jos Wouters, Averbode
2. Definitor: Gary Neville, De Pere
3. Definitor: Hermann Josef Kugler,
Windberg
4. Definitor: Alois Anthanatt,
Mananthavady
Die Teilnehmer am Generalkapitel 2012 verfassten eine gemeinsame Botschaft. Auszüge daraus finden Sie im folgenden Text:
Generalkapitel des OrdensVom 22. Juli bis 4. August 2012 versammelten sich Vertreterinnen und
Vertreter aus allen Klöstern des Prämonstratenserordens zum Generalkapitel
in der amerikanischen Abtei De Pere/Wisconsin.
4 Stift Wilten Aktuell
Prämonstratenserinnen, Prämonstratenser und Tertiaren aus aller Welt beim Generalkapitel 2012 in der Abtei De Pere, USA
ACTIO
Liebe Schwestern und Brüder unseres Or-
dens,
für fast zwei Wochen haben sich 120 Prä-
monstratenser aus aller Welt auf dem
Campus des Saint Norbert College in De
Pere, Wisconsin. getroffen. Unsere Sit-
zungen wurden offiziell mit einer Euchari-
stiefeier in Saint Norbert Abbey eröffnet,
Kardinal Francis George von Chicago
stand der Liturgie vor.
Der primäre Grund unseres Zusammen-
treffens war „unser Verständnis für das spi-
rituelle Erbe des Ordens zu vertiefen“.
Auf einer anderen Ebene war das größte
Geschenk des Generalkapitels schlicht
und einfach die Möglichkeit, Zeit mitei-
nander zu verbringen – zu beten, zuzuhö-
ren, zu teilen, zu arbeiten, zu sein – ein Mo-
ment von wirklicher communio am Beginn
des 21. Jahrhunderts.
Generalabt Thomas Handgrätinger
sprach in seinen Eröffnungsreferaten über
den Status Ordinis und vermittelte einen
Überblick der durchgeführten Visitati-
onen. Er betonte, dass die beste Art den
Visitatoren Wertschätzung für ihre Arbeit
entgegenzubringen die sei, die von ihnen
geschriebenen Berichte für die jeweilige
Kanonie nochmals zu lesen und zu disku-
tieren.
P. François-Marie Humann zeigte in sei-
nem spirituellen Vortrag vier Momente
„der prämonstratensischen Reise“ auf, die
einen guten Rahmen für den Themenka-
talog des Kapitels darstellten:
1. Ein spirituelles Erbe, das mit einem MO-
MENT DES GERUFENSEINS beginnt.
2. Ein spirituelles Erbe, CHRISTUS IN DER VITA
APOSTOLICA ZU FOLGEN.
3. Ein spirituelles Erbe, das immer auch den
Raum für eine KREUZESERFAHRUNG eröff-
net.
4. Ein geistliches Erbe, das MISSION UND
FRUCHTBARKEIT hervorbringt.
Ja, es liegen viele Herausforderungen
vor uns, wie sie auch die gesamte Kirche
betreffen, deren kleiner Teil wir nur sind.
Es liegt in unserer Verantwortlichkeit, das
Evangelium in die Welt jenseits des We-
stens hineinzutragen, eine Aufgabe, die
besonders den wachsenden Kommuni-
täten in Indien, Kinshasa und Brasilien an-
vertraut ist
Gleichzeitig versuchen wir, die ‚Neue-
vangelisierung’ sowohl nach Europa als
auch nach Nordamerika zu bringen.
Bevor wir schließen, möchte wir ein Bild
vorstellen, das von Generalabt Thomas
in diesen Tagen verwendet wurde. Er
bemerkte, dass die Statue des heiligen
Norbert, sie befand sich vor unserem Ver-
sammlungsraum, unseren Gründer als
Voranschreitenden darstellt, der ein Kreuz
trägt und klar weiß wohin er gehen will.
Möge unser Kapitel dazu beigetragen
haben, das Selbstverständnis unseres
Ordens zu vertiefen – und möge es uns
gleichzeitig helfen, auf dem Weg unserer
Berufung mutig voranzuschreiten. In der
Nachfolge des heiligen Norbert und Chri-
stus selbst.
Die Teilnehmer des Generalkapitels 2012
Stift Wilten Aktuell 5
Abt Raimund Schreier und D. Wernher Seifert am Grab von D. Matthäus Heigl (1844 - 1890) in Wisconsin
Von 1843 bis 1890 waren sie nach einem
ersten Anfang im Bundesstaat New York in
Wisconsin tätig. Eine Klostergründung ge-
lang nicht. Die insgesamt vier Mitbrüder
aus Wilten bauten aber in einem Gebiet,
das damals erst von europäischen Aus-
wanderern besiedelt wurde, an einer Rei-
he von Orten mit großem Einsatz die Seel-
sorge für Deutschsprachige auf.
Wiltener in USADie ersten Prämonstratenser in den
USA kamen aus dem Stift Wilten.
Im Rahmen des Pfarrgottesdienstes in der
Wiltener Basilika übergab Abt Raimund
die Schlüssel der Basilika und der Pfarrkir-
che zur Heiligen Familie an den Leiter des
neuen Seelsorgeraumes Prior Florian Scho-
mers „als Zeichen für eine offene Kirche,
die den Menschen Gott näherbringt und
in der sie Gemeinschaft erfahren können“.
Das Evangelienbuch übergab er mit der
Aufforderung „die Ohren zu öffnen, um
das Wort Gottes zu hören - das Wort des
Heiles und des Heilens - und dieses in der
Praxis zu leben und umzusetzen“.
Zur Unterstützung im sakramentalen
Dienst wurden Gregor Novicki als Vikar
und Helmut Naschenweng als Diakon
installiert. Als Pfarrkuratoren fungieren
Franz Heidegger (Wilten) und Franz Xaver
Schädle (Wilten West).
Die versammelten Pfarrgemeinderäte
und Pfarrkirchenräte begrüßten das neue
Führungsteam mit einem herzlichen Ap-
plaus und versprachen ihre Bereitschaft
zur Zusammenarbeit.
ACTIO
Effata – öffne dich! Am 9. September 2012 überreichte Abt Raimund Schreier die Ernennungs-
dekrete der Diözese für den neu gebildeten Seelsorgeraum Wilten/Wilten-West.
Das neue Führungsteam im Seelsorgeraum Wilten/Wilten-West
6 Stift Wilten Aktuell
Stift Wilten Aktuell 7
ACTIO
D. Sigmund Hepperger ist als Vikar in der
Pfarre St. Norbert tätig. Weiters übernimmt
er als Wallfahrtskurat Heiligwasser sowie als
Seelsorger die Seniorenresidenz in Wilten.
D. Adrian Georg Gstrein unterstützt als
Kooperator das Pfarrteam in Völs.
D. Maximilian Thaler leistet sein Diako-
natsjahr in der Pfarre Pradl.
„Besonders danke ich D. Sigmund für sei-
ne Jahre als Pfarrer in Wilten. Auch danke
ich D. Norbert und D. Nikolaus, die kurzfristig
eingesprungen sind und bis Ende August
Heiligwasser betreuten. Danke auch D.
Franz für sein Wirken als Wallfahrtskurat von
Heiligwasser in den vergangenen Jahren“
so Abt Raimund bei der Bekanntgabe.
Wir wünschen viel Gesundheit, geist-
lichen Elan und viel Offenheit für neue Be-
gegnungen und Herausforderungen.
Herzlich WillkommenSeit dem Sommer 2012 wohnt ein Gast aus Polen im Stift Wilten.
Gregor Nowicki, geboren 1977 in Piotkow-
Kujawski/Polen wurde 2003 zum Priester
geweiht.
H. Gregor absolviert derzeit sein Doktorat
in Pastoraltheologie an der Theologischen
Universität Innsbruck.
Als Vikar im Seelsorgeraum Wilten/Wil-
ten-West leistet er vor allem in der Basilika
und in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie
einen wichtigen Beitrag zum pfarrlichen
Miteinander.
Viel Freude und Erfolg in Tirol!
Das Völser Pfarrteam: Kooperator D. Adrian, Häuserin Gertraud Moser, Pfarr-
helferin Karoline Neuner, Pfarrsekretärin Rosa Bramböck, Pastoralpraktikan-
tin Birgit Prader, Jugendleiterin Katharina Baumgartner, Pfarrer D. Christoph
Neue AufgabenAb dem 1. September 2012 traten in Absprache mit der Diözese personelle
Veränderungen für einige Mitbrüder in Kraft.
Voll integriert - Vikar Gregor beim Pontifikalamt des 12. Landes-Jungschützentreffens in der Basilika
ACTIO
Steh auf und iss!Heiliger Laurentius - Patrozinium der Stiftskirche Wilten
Vor allem anderen gilt es „Gott zu lieben
und den Nächsten“. Die Heiligen, wie
der heilige Apostel Bartholomäus, haben
nichts anderes getan, als diese wesent-
liche Botschaft weitergetragen.
Am 24. August 2012, dem Namenstag
des heiligen Bartholomäus, dem Patron
des Bartlmäkirchleins in Wilten, feierte die
Wiltener Gemeinde einen Festgottesdienst
vor dem beliebten Gotteshaus.
Die Pontifikalmesse zum Patrozinium wur-
de von Bläsern der Capella Wilthinensis
musikalisch gestaltet.
Im Anschluss an die Eucharistiefeier fand
im Barlmä-Garten eine Agape mit Kirch-
tagskrapfen und Würstl statt.
Die großen SteineWas ist das Wesentliche in meinem Leben? Was sind die großen Steine, die
ich heute in mein Lebensglas hineinlegen soll?
Beim Hochamt am 12. August 2012 sprach
Abt Raimund Schreier über das in unserer
Gesellschaft „herumschleichende Ge-
spenst Burnout“.
Der heilige Laurentius rief als Diakon die
Armen zu sich, „diejenigen, die materiell
und manchmal auch seelisch burnout,
ausgebrannt, waren“, um mit ihnen Nah-
rung und Kleidung zu teilen. Besonders
schenkte er ihnen aber durch das Wort
Gottes geistliche Nahrung.
„Seien auch wir Engel oder Heilige - wie
Laurentius, die ausgebrannte Menschen
berühren und ihnen Nahrung schenken
und zu ihnen sagen: Steh auf und iss!“ rief
Abt Raimund die versammelte Gemein-
de auf, dem Vorbild des Kirchenpatrons
zu folgen.
Patrozinium im Bartlmä-Garten in Wilten
Abt Raimund bei der Predigt in der Stiftskirche
Das Bartlmäkirchlein
8 Stift Wilten Aktuell
ACTIO
Kirche gemeinsam aufbauenBereits 1138 forderte Bischof Reginbert von Brixen das Leben der Kirche von
Wilten „nach Art des Evangeliums“ aufzubauen.
Das Pontifikalamt am Kirchweihsonntag in
der Stitskirche wurde musikalisch von den
Wiltener Sängerknaben unter der Leitung
von Johannes Stecher und an der Festor-
gel von Stiftsorganist Kurt Estermann ge-
staltet.
Beim traditionellen Mittagessen für die
Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Pensio-
nisten des Stiftes bedankte sich Abt Rai-
mund im Namen der Mitbrüder für die
gute Zusammenarbeit. Jeder Beitrag ist
wichtig; die gewissenhafte Pflege und Ver-
waltung der Gebäude und des Gartens,
die Freundlichkeit an der Pforte und die
spürbare Gastfreundschaft tragen dazu
bei das Miteinander zu verbessern.
Die Stiftskirche Wilten
Die Capella Wilthinensis unter der Leitung
von Stiftskapellmeister Norbert Matsch
musizierte am Augustinussonntag, den 26.
August 2012 beim Festgottesdienst im Rah-
men der Innsbrucker Festwochen der Alten
Musik mit der Missa „Et ecce terrae motus“
das Werk eines wahren Meisters der musi-
kalischen Satzkunst, Antoine Brumel.
Stiftsorganist Kurt Estermann spielte an
der Festorgel von Verschueren Orgelbouw
die Dorische Toccata und Fuge BWV 538
von Johann Sebastian Bach.
In seiner Predigt forderte Abt Raimund
Schreier die Gläubigen auf, sich von der
„paradiesischen Musik“ Brumels berühren
zu lassen, „damit die Botschaft von der
Auferstehung Christi und die Botschaft von
der göttlichen Liebe ein gewaltiges Erdbe-
ben in uns auslöse, und uns zu dankbaren
und liebenden Menschen verwandle“.
Durch ihre ausgezeichnete Darbietung
konnten die Musikerinnen und Musiker ih-
ren Teil dazu beitragen die wunderbare,
österliche Botschaft zu verkünden.
Ein gewaltiges Erdbeben„Et ecce terrae motus factus est magnus. “ – „Plötzlich entstand ein gewaltiges
Erdbeben.“
Capella Wilthinensis
Kurt Estermann
Das gemeinsame Mitagessen im Refektorium
Stift Wilten Aktuell 9
ACTIO
Überraschend und ermutigend waren die
Worte des Referenten Dr. Wolfgang Mül-
ler, dem Sprecher der PGR-ReferentInnen
in Österreich. Die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer forderte er auf „auszutreten“,
aber nicht aus der Kirche, sondern „aus
der Jammergesellschaft“ um „aufmerk-
sam in die eigene Pfarre hineinzuhören
und hineinzuschauen“.
Wir müssen wie Abraham den Mut fin-
den „auszuziehen in das unbekannte
Land“, das ER uns zeigen wird. Also mutig
neue Wege gehen, der eigenen Berufung
trauen und die Gefahr des Scheiterns in
Kauf nehmen.
Die Pfarrgemeinderäte sind die Fach-
frauen und Fachmänner in den eigenen
Gemeinden. Die Ergebnisse der Ge-
sprächsrunden geben Zeugnis davon.
Pfarrgemeinderat-Tag im Stift WiltenMehr als achzig Pfarrgemeinderäte aus den Stiftspfarren verbrachten am 14.
September 2012 einen gemeinsamen Nachmittag im Stift Wilten.
Dr. Wolfgang Müller im Norbertisaal
10 Stift Wilten Aktuell
Das Jahr des GlaubensAm 16. September 2012, bei der Pontifikalmesse zum Abschluss des Säkulums
in der Wiltener Basilika lud Abt Raimund die Gläubigen ein „über unseren
Glauben nachzudenken“.
Die Basilika Wilten
Diakon Naschenweng
Liebende Christen würdigte er dabei als
„aktuellsten Kommentar zum Evangelium;
an ihnen kann man das Credo ablesen:
die Wahrheiten unseres Glaubens.“
Die Capella Wilthinensis sang die „Messe
solennelle Sainte Cécile“ in der Fassung für
Orgel. Die Messe, im Deutschen meist kurz
Cäcilienmesse genannt, ist eine Messe
von Charles Gounod für drei Solostimmen,
vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel.
Sie ist der heiligen Cäcilia, der Schutzpa-
tronin der Kirchenmusik, gewidmet.
Capella Wilthinensis
Stift Wilten Aktuell 11
ACTIO
Augenöffnerin des MenschseinsZum Abschluss des Edith Stein-Gedenkjahres - im Rahmen eines Triduums
- feierte der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser am Sonntag, den 14. Ok-
tober 2012 gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer, Mitbrüdern im priester-
lichen Amt, Ordenschristen und Gläubigen Eucharistie im Dom zu St. Jakob.
„Das soeben eröffnete Jahr des Glaubens
soll unsere Freude am Glauben bestärken.
Es ist gut, dass wir uns in diesen Tagen und
Monaten auch auf das Leben der heiligen
Edith Stein besinnen. Ihr Zeugnis ist wie Sa-
men für die Kirche, Samen für neue Chris-
ten“, so Bischof Scheuer in seinen Begrü-
ßungsworten.
„Die Tragödien und Hoffnungen des eu-
ropäischen Kontinentes spiegeln sich im
Leben der heiligen Edith Stein wider. Sie
kann so zu einer einzigartigen Wegweise-
rin und Stütze im menschlichen, kulturellen
und religiösen Einigungsprozess Europas
werden“ untermauerte Erzbischof Koth-
gasser in seiner Predigt. „Die von dieser
großen Frau und Europäerin vertretenen
und gelebten Werte machen sie zu einer
ständigen Augenöffnerin für das wahre
Menschsein, das wahre Christsein.“
Gründung der Edith Stein Gesellschaft Österreich ESGÖ - Am 5. Oktober 2012 wur-
de Mag. Dr. Elisabeth Maier, Generalsekre-
tärin der Wiener Katholischen Akademie,
zur ersten Präsidentin der ESGÖ gewählt.
Die Gründung der ESGÖ hat zum Ziel,
die Erinnerung an Edith Stein - Sr. Teresia
Benedicta a Cruce OCD - als Frau, Philoso-
phin, Tochter des jüdischen Volkes, Christin
und Karmelitin und ihre Verehrung als Hei-
lige und Mitpatronin Europas zu wecken,
wach zu halten und zu vertiefen. Sie will
das philosophische, pädagogische und
spirituelle Erbe Edith Steins erschließen, in
den wissenschaftlichen und gesellschaft-
lichen Diskurs einbringen und einer immer
breiteren Öffentlichkeit zugänglich und in
der aktuellen Zeit fruchtbar machen.
Mag. Dr. Elisabeth Maier
Erzbischof Alois Kothgasser begrüßt die Gläubigen im Innsbrucker Dom zu St. Jakob
Feierliche Vesper in
der Stiftskirche Wilten
und die Heilige Messe
im Karmel St. Josef
www.stift-wilten.at:
Wahrheit, Freiheit und
Leiden - Die Predigt von
Bischof Manfred Scheuer
am 13. Oktober 2012 im
Karmel St. Josef zu Inns-
bruck.
Beten ist sprechender
Glaube - Predigt von Abt
Raimund Schreier bei
der feierlichen Vesper am
12. Oktober 2012 in der
Stiftskirche Wilten.
ACTIO
Blick auf das nächtliche Inntal Richtung Oberland
Nach einer gemeinsamen Andacht in der
Mariahilfbergl-Kirche, einer oberhalb Brix-
leggs gelegenen Gnadenstätte (danke
dem Mesnerehepaar Kirchner), führte der
Weg direkt zum Heachahof im Ortsteil Zim-
mermoos.
Hausherr Konrad „Heacha“ Kirchmair
ließ es sich nach einer schmackhaften
Jause nicht nehmen die Gäste persönlich
durch den Bauernhof zu führen.
In der original erhaltenen Rauchküche
erzählte er wie Tiroler Speck im Idealfall
hergestellt wird und wodurch das Fleisch
den besonderen Geschmack erhält. Seit
Generationen wird das Fleisch nur mit Na-
tursalz, Pfeffer, Knoblauch und mit Kräu-
tern wie Wacholder, Majoran und Korian-
der behandelt und geräuchert.
Beim Heacha Nach Brixlegg ins Tiroler Unterland führte in diesem Jahr der Ausflug der
Stiftsmitarbeiter-am 19. September 2012.
Die Pilger zogen von der Schwellerkapelle
bergwärts und beteten an diesem Abend
besonders für geistliche Berufungen.
Prior Florian Schomers stand der Euchari-
stiefeier in der Wallfahrtskirche vor. Unser
Neupriester D. Adrian Gstrein spendete
abschließend den Primizsegen.
Für das Gebet wurden die Teilnehmer an
der Wallfahrt mit dem wunderbaren Aus-
blick über das nächtliche Inntal belohnt.
Wallfahrt um geistliche BerufungenAm 21. Septeber 2012 fand die Wallfahrt des Wiltener Konvents und der
Stiftspfarreien nach Heiligwasser statt.
Gruppenbild mit Konrad Kirchmair vor seinem Heachahof
12 Stift Wilten Aktuell
Gott der Allmächtige
segne Euch!
Stift Wilten Aktuell 13
ACTIO
Alois Lener verfasste nach der Melodie des
bekannten Liedes „Marina“ einen Text,
der den Jubilar wunderbar beschreibt.
1. Iatz muaß i enk grd epas Neies sog´n
weil des würd e man sunsch nia derfrog´n.
Der Franz Sontachi hat vor 60 Jahren
das Licht der großen weiten Welt erblickt.
Ins Stift da kam er schon mit 15 Jahren,
hier wurde er als Gärtner sehr erfahren.
Salat, Tomaten, Gurken und Zucchini
verdanken wir nur uns´rem Jubilar.
2. Im Frühjahr tuat er das Gemüse säen.
Wenn´s Gras zu hoch isch, tuat er´s niedermähen.
Mit dem Kubota fährt er wie sonst keiner
da hat er halt das richtige Gefühl.
Dem Otto hilft er Obstklaub´n und einmeischen.
Auch die Fenster tut er sehr schön streichen.
Und macht der Kerber Peter einmal Urlaub,
dann ist der Franzl a no Friedhofschef.
Refrain: Der Franzl, der Franzl, der Franzl
isch überall wo man grod braucht.
Der Franzl, der Franzl, der Franzl,
woas ganz genau wie alles lauft.
Zu iahm kunsch alles sog´n,
er tuat nit lang frog´n,
iahm kunsch zu allem hob´n
Ja ja ja ja ja ja!
Kalender 2013875 Jahre Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten - Prämonstratenser in aller Welt
2013 darf der Konvent, ebenso wie die Benediktiner in Georgenberg/Fiecht, dankbar auf 875 Jahre „ungebro-
chene Treue zum Ordensideal“ zurückblicken, wie Generalabt Thomas Handgrätinger im Vorwort des soeben
erschienenen Wandkalenders (im Format 29 x 33,5 cm) schreibt.
D. Klemens Halder verfasste für den Kalender sehr informative Texte zur Entstehung und Struktur des Prämonstra-
tenserordens, zu den spirituellen Wurzeln und vor allem auch über die weltweite Verbreitung des Ordens. Er zeigt
auch weitestgehend unbekannte geschichtliche Fakten auf, wie zum Beispiel die Existenz eines prämonstraten-
sischen Wiltener Frauenklosters bis ca. 1300.
Mit dem Reinerlös wird der Bau einer Kirche unserer prämonstratensischen Mitbrüder der Kanonie Mananthava-
dy im Bundesstaat Kerala/Westindien unterstützt.
Gegen eine Spende von € 10,00 kann der Kalender im Klosterladen des Stiftes erworben werden.
Weiterhin viel Freude
und Gesundheit!
Der FranzlAm 30. September 2012 feierte Franz Sontachi seinen 60er. Der Konvent und
die Kolleginnen und Kollegen gratulierten ihrem „Stifts-Franzl“ herzlich.
Lois beim Vortrag ...
Der Jubilar
... von „Der Franzl“
ACTIO
Der Wallfahrtsort Heiligwasser mit der Kir-
che und dem dazugehörigen Gasthof
liegt dem Konvent des Stiftes Wilten sehr
am Herzen. Durch den Rückzug der jahr-
zehntelang tätigen Pächterfamilie Ende
2011 war es notwendig zu einer guten,
nachhaltigen Lösung für den Gastbetrieb
zu kommen.
Das Stift Wilten hat Ende 2011 umge-
hend versucht, mit einem sehr renom-
mierten Partner eine optimale Lösung zu
erarbeiten. Leider hat sich diese Möglich-
keit einer Zusammenarbeit nach bereits
sehr konkreten Verhandlungen im August
2012 zerschlagen.
Nach dieser Absage hat der Abtrat
rasch die Entscheidung herbeigeführt und
beschlossen, dass die notwendigen Inve-
stitionen vom Stift selbst getätigt werden.
Die Planungsunterlagen konnten be-
reits bei den zuständigen Behörden ein-
gereicht werden. Parallel dazu wurde mit
Räumungs- u. Abbrucharbeiten begon-
nen.
Der Gastbetrieb wird im Rahmen der Sa-
nierungs- und Umbauarbeiten umfassend
neu hergestellt und teilweise im 1. Ober-
geschoß erweitert. Der Sanierungsbedarf
(Küche, Lager, Sanitärräume, Gaststuben)
ist hoch. Die Investitionssumme wird sich in
einer Größenordnung von 600.000 Euro bis
800.000 Euro bewegen. Je nach Witterung
rechnet der Konvent mit der Eröffnung im
frühen Sommer des kommenden Jahres.
Im Laufe des Herbstes bis spätestens
Mitte Dezember hoffen die Verantwort-
lichen auch die richtige Entscheidung bei
der Vergabe des Gastbetriebes an einen
Pächter fällen zu können.
Gasthof Heiligwasser - AusblickDer beliebte Gasthof am Patscherkofel wird umfassend saniert.
Mit der Wiedereröffnung ist im Frühsommer 2013 zu rechnen.
Gasthof Heiligwasser
14 Stift Wilten Aktuell
Der Wallfahrtsort Heiligwasser mit Kirche und Gasthof
ACTIO
Prof. Luis Gurdin, Pastoraltheologe an der
Philosophisch-Theologischen Hochschule
Brixen und Pfarrer in Tils und Tschötsch der
Gemeinde Brixen sprach über seine per-
sönlichen Erfahrungen, Chancen, Risiken
und Visionen „des Zusammenrückens und
einander Ergänzens“ von bisher voneinan-
der unabhängigen Pfarreien.
Im Rahmen der Tagung wurde P. Markus
Inama einstimmig zum stellvertretenden
Vorsitzenden der Tiroler Superiorenkonfe-
renz gewählt.
Die Tiroler Superiorenkonferenzen mit Bischofsvikar Hermann Steidl
Herausforderung SeelsorgeräumeAm 22. Oktober fand im Stift Stams ein Herbstreffen der Superiorenkonferenz
der Orden in Tirol gemeinsam mit der Südtiroler Superiorenkonferenz statt.
Glaubenskurs im Stift Wilten
Univ.-Prof. Mag. Dr. Roman A. Siebenrock
Institut für Systematische Theologie,
Universität Innsbruck
„Glauben - hoffen - lieben“
Termine:jeweils 19.30 - 21.00 Uhr
Mittwoch, 28. November 2012
Dienstag, 15. Jänner 2013
Dienstag, 19. Februar 2013
Dienstag, 12. März 2013
Wir laden Sie sehr herzlich ein, an den Abenden teilzunehmen.
Univ.-Prof. Mag. Dr. Roman A. Siebenrock freut sich sehr, im „Jahr des Glaubens“ mit allen
Interessierten bis März 2013 gemeinsam einen Glaubensweg zu gehen.
„Wir werden uns auf diesem Weg vom 2. Vatikanischen Konzil inspirieren lassen.“
Veranstaltungsort:Stift Wilten, Innsbruck
Leuthaus - Abt-Schuler-Saal
Prof. Luis Gurdin
Text:
Klemens H. Halder
OPraem
Teil 3 - Im letzten Jahrhundert vor Christus
berichten römische Schriftsteller: Die Rä-
ter, deren Wohnsitze in den Alpen liegen,
hätten wiederholt Raubzüge nach Gallien
und Italien unternommen und außerdem
die Römer und ihre Bundesgenossen, die
durch ihr Land ziehen mussten, überfallen
und beraubt. Um eine sichere Situation im
Süden zu erreichen und die Möglichkeit
eines unbehinderten Durchzugs im Alpen-
land durchzusetzen, unterwarfen Drusus
und Tiberius in einem großangelegten
Feldzug im Sommer 15 v. Chr. den zentra-
len Alpenraum und das süddeutsche Al-
penvorland.
Die Römer dürften dabei in unserem Ge-
biet nicht mehr so radikal wie gegen die
Einwohner am Kleinen-St. Bernhard-Pass in
der Schweiz 27 v. Chr. vorgegangen sein.
Dort war der Stamm der Salasser großteils
versklavt worden und waren am Ort des
heutigen Aosta 3000 römische Soldaten-
veteranen angesiedelt worden. Diese Vor-
gangsweise dürfte sich als zu aufwändig
und wenig zweckmäßig herausgestellt
haben. Wegen des schwierigen und un-
übersichtlichen Geländes und der oft un-
berechenbaren Witterungsverhältnisse im
Alpenraum waren Fremde immer auf die
Kenntnisse und Hilfe der Einheimischen an-
gewiesen. Die Archäologie hat im Raum
Innsbruck und im mittleren Inntal kaum
Spuren von Zerstörung in jener Zeit fest-
gestellt. Eine Ausnahme ist das Heiligtum
am Goldbichl, welches das zentrale Hei-
ligtum eines Stammesverbandes gewesen
sein dürfte. Sonst dürften die Römer aus
Sicherheitsgründen nur das Aufgeben von
Höhensiedlungen, wie am Himmelreich
oberhalb von Volders und am Pirchboden
oberhalb von Fritzens, erzwungen haben.
Die Talsiedlungen, die Bestattungs- und
Opferplätze wurden nach dem römischen
Feldzug beibehalten. Das weist auf ein
Überleben der einheimischen Bevölkerung
und die Weiterführung deren Kultur hin.
Oberhalb von Monaco wurde nach
dem Alpenfeldzug von 15 v. Chr. ein
mächtiges Siegesdenkmal errichtet, von
dem Teile auch heute noch stehen. Unter
den 45 besiegten Alpenstämmen werden
in Bezug auf die spätere Provinz Rätien die
Isarken, Breonen, Genaunen und Fokuna-
ten genannt. Der Stamm der Breonen hat
nach weitgehender Übereinstimmung der
Wissenschaftler im mittleren Inntal und im
Silltal gelebt. Die Römer errichteten nach
der Eroberung im Zentralalpengebiet zwei
neue Provinzen: Die Provinz Raetia I (Ra-
etia prima), beginnend westlich des Ziller-
16 Stift Wilten Aktuell
CONTEMPLATIO
Zur Geschichte des Stiftes WiltenDer Raum von Innsbruck und Wilten vom Beginn der römischen Herrschaft
15 vor Christus bis zum Ende des 2. Jahrhunderts.
Das Tropaeum Alpium, Siegesdenkmal des
Kaisers Augustus in La Turbie (Frankreich)
Quellen:
Irmtraut Heitmeier, Das
Inntal. Siedlungs- und
Raumentwicklung eines
Alpentales im Schnitt-
punkt der politischen
Interessen von der
römischen Okkupation
bis in die Zeit Karls des
Großen. Schlern-Schrif-
ten 324. Universitätsver-
lag Wagner, Innsbruck
2005, 48.
L. Zemmer-Plank, Wilten
zur Zeit der Römer – Aus-
grabungen und Funde,
in: Stift Wilten (Hg.), 850
Jahre Prämonstratenser
Chorherrenstift Wilten,
Innsbruck 1988.
CONTEMPLATIO
flusses mit der Hauptstadt Augsburg (Au-
gusta Vindelicum) und die Provinz Raetia II
(Raetia secunda) mit der Hauptstadt Chur
(Curia) in der Ostschweiz. Der Raum von
Innsbruck und Wilten lag also in der Provinz
Raetia I. Der Stamm der Breonen im mitt-
leren Inntal und im Silltal sprach nicht die
Sprache der Räter, nach denen die Römer
die Provinzen benannten, wenn auch ein
rätische Oberschicht an wichtigen Plätzen
sprachliche Spuren hinterließ. Die Stämme
der Breonen, Genaunen und wohl auch
Fokunaten waren weder Kelten noch Rä-
ter, sondern gehörten zu einer indoger-
manisch sprechenden Alpenbevölkerung;
die Räter aber hatten eine nicht indoger-
manische Sprache.
Von der Anfangszeit der römischen Herr-
schaft in unserem Gebiet konnte in Wilten
am Südwesteck des Geländes der Inns-
brucker Verkehrsbetriebe ein Bestattungs-
platz aus den Jahren 10/20 n. Chr. bis etwa
55/65 n. Chr. festgestellt werden. Das als
letzter Rest im Zuge der Bautätigkeit 1980
gerettete Fundmaterial verweist auf eine
einheimische Bevölkerung.
Augusta Vindelicum -
Pferdekopf einer ver-
goldeten kaiserlichen
Bronze-Reiterstatue
(Römisches Museum,
Dominikanergasse 15,
86152 Augsburg)
Vergelts GottZahlreiche Menschen folgten dem Aufruf von Abt Raimund im Rahmen seines zwanzigjährigen
Abtjubiläums und unterstützten die wertvolle Arbeit der „Servantes du Christ“ (Dienerinnen Christi)
in Maradi/Niger mit einer finanziellen Spende. Leibliche, geistige und seelische Nahrung an Arme,
insbesondere an Frauen und Kinder weiterzugeben, ist ihre Berufung.
Bis Ende Oktober 2012 wurden bereits € 25.595,00 gespendet.
Nicht allen Wohltätern konnte persönlich mit einem Schreiben gedankt werden, da manche Namen
und Adressen nicht bekanntgegeben wurden. An dieser Stelle ein herzliches Vergelts Gott!
Spenden werden auch weiterhin gerne entgegengenommen und weitergeleitet. Spendenkonto: BTV - Bank für Tirol und Vorarlberg - Chorherrenstift Wilten, 6020 Innsbruck,
Kennwort „Dienerinnen Christi“, Kontonummer: 100140675 · BLZ: 16000.
Text:
Prior Florian Schomers
OPraem
Teil 1 - Der Kirchenhistoriker und Konzils-
theologe Hubert Jedin hat bald nach der
Ankündigung des II. Vatikanischen Konzils
durch Johannes XXIII. 1959 in Taschen-
buchform seine „kleine Konziliengeschich-
te“1 herausgegeben. In dem Bändchen
erklärt er prägnant und verständlich We-
sen, Entwicklung und Hauptaussagen der
bis dahin zwanzig ökumenischen Konzilien
der Kirchengeschichte. Ich darf 50 Jahre
später – freilich in viel bescheidenerem
Umfang und Inhalt und nicht frei von per-
sönlichen Interpretationen – dankbar das
Anliegen Jedins aufgreifen und meine
Überlegungen der geneigten Leserschaft
in drei Teilen anbieten.
Geschichtliche Argumentation - „Das
Konzil“. Alle zitieren es, „Progressive“ wie
„Konservative“, gerne wird in Diskussionen
– je dünner Wissen und Argumente – der
„Geist des Konzils“ beschworen, den „Pi-
usbrüdern“ ersetzt die Polemik dagegen
ein Gutteil ihrer Spiritualität2, „Ultralinke“ in-
terpretieren es – häufig verbunden mit ei-
ner Semantik der Innovation, ja der Revo-
lution – als einen Nullpunkt, mit dem eine
neue Tradition eröffnet worden sei.3 „Das
Konzil“ wird gemeinhin interpretiert und
instrumentalisiert, als ob es das erste und
einzige der Kirchengeschichte sei. Walter
Kardinal Kasper hat einmal treffend for-
muliert, die geschichtliche Argumentation
sei grundlegend für jede Theologie. Ich
werde versuchen, in diesem groben Ab-
riss Wesen und Wollen des II. Vatikanums
im Kontext des Selbstverständnisses der
Kirche und der ökumenischen Konzilien im
Lauf der Kirchengeschichte ein wenig zu
beleuchten.
Das Konzilsinstitut - Seit Christus Jünger
um sich schart und spätestens als sich die
Apostel um das Jahr 48 zum sog. „Apostel-
konvent“ über die Frage der Heidenmissi-
on berieten, ist der „synodale“ Weg in den
nunmehr (von der römisch katholischen
Kirche anerkannten) 21 ökumenischen
Konzilien, der Weg der Kirche selbst ge-
worden. Syn-Hodos (gr.) bedeutet so viel
wie gemeinsamer Weg. Wenn aber Chri-
stus sich selbst als Weg, Wahrheit und Le-
ben der Kirche bezeichnet (vgl. Joh. 14,6),
schwingt im Suchen nach dem rechten
Weg d.h. nach authentischem christlichen
(ist gleich kirchlichen) Leben und Tun
schon deutlich der Begriff der Re-Form mit:
Christus hat die Kirche gesammelt, gewollt
und „gestiftet“, sie aber nicht im heutigen
Wortsinn organisiert. Wie Thomas v. Aquin
die Seele „Form des Leibes“4 nennt, ist Chri-
stus „Form“ seines mystischen Leibes, der
Kirche. Es ist also der Kirche bestimmt, aus
dem Blick auf sein Wirken und dem Hören
auf sein Wort, sich stets der rechten Form
des Glaubens und der kirchlichen Praxis
zu vergewissern. Kirche schließlich steht
immer in einem gewissen Gegenüber zur
„Welt“5 und macht, wie Papst Paul VI. in
seiner Antrittsenzyklika „Ecclesiam suam“
betont, „sich selbst zum Dialog“6.
Die ersten Konzilien - Der erste sicher
bezeugte Anlass für Konzilien war der so-
gennante Osterfeststreit, der vermutlich
auf Initiative des römischen Bischofs Viktor
Synoden in Rom, Gallien (Lyon), Asia, Pon-
tus, Osrhoene (Edessa) und Palästina ini-
tiierte. Rom, Alexandrien und Antiochien,
die drei bedeutendsten Apostel- und Bi-
schofssitze, sind Brennpunkte kirchlicher
Communio. Jener Spruch einer Synode,
welchem die beiden anderen bedeu-
tenden Apostelsitze sich anschließen, er-
langt „Katholizität“, jedoch nicht durch
Reskript quasi „von oben“, sondern durch
die Annahme aus dem Bemühen um „Un-
animitas“ - das paulinische Eines-Sinnes
Sein7. Es wird zum Grundprinzip jenes Vor-
ganges, welcher später Rezeption8 eines
Konzils genannt wird und hat hierin seinen
Ursprung. Deshalb spricht man auch von
der Feier eines Konzils und nicht von des-
sen Abhaltung. Manchmal scheitert der
Rezeptionsprozess auch und Synoden an-
18 Stift Wilten Aktuell
CONTEMPLATIO
Erneuern oder beharren?50 Jahre 2. Vatikanisches Konzil - Wesen, Entwicklung und Hauptaussagen
der ökumenischen Konzilien der Kirchengeschichte.
CONTEMPLATIO
derer Regionen entscheiden in wichtigen
Fragen anders – etwa im Osterfeststreit
(vor 200) und im Ketzertaufstreit (255/56).
In diesen Fällen gab es gesamtkirchlich
jahrzehntelang keine Entscheidung. We-
nig später treten Konstantinopel und
Jerusalem zum Kreis der wichtigsten
Apostelsitze hinzu und es bildet sich die
sog. „Pentarchie“ (wörtl. „Herrschaft der
Fünf“), mit Rom als dem „Vorsitz in der Lie-
be“9. In der Zeit der Erstarkung der Autori-
tät des Einzelbischofs, ab dem 2.Jh., wird
die Synode bisweilen zur übergeordneten
Instanz, die strittige Fragen erörtert und
an die sich Presbyter, Diakone und Laien
beschwerdeführend wenden können.
Nicht wenige Bischöfe werden von Syno-
den abgesetzt. Ein langer und mühsamer
Weg führt von den Nachbarschaftsbe-
suchen der Bischöfe des Ostens (2. Jh.)
über die Regionalsynoden des 3. Jh. zu
den vier ersten großen ökumenischen
Konzilien (Nizäa/325, Konstantinopel/381,
Ephesus/431, Chalkedon/451)10, als de-
ren kostbarste Frucht das „Symbolum“,
das Glaubensbekenntnis, gelten darf: Ur-
sprünglich in der stadtrömischen Tauflitur-
gie verortet, wird der „aufgezählte Glau-
be“ zum „Dogma“, zur Lehre, aber „von
seinem Ursprung her nicht eine Rezitation
von Lehren, nicht ein Annehmen von The-
orien über Dinge, über die man an sich
nichts weiß und dafür umso lauter etwas
behauptet, er bedeutet eine Bewegung
der ganzen menschlichen Existenz; in der
Sprache Heideggers könnte man sagen,
er bedeute eine ‚Kehre‘ des ganzen
Menschen, die das Dasein fortan ständig
strukturiert.“11 Freilich wird auf diesen Sy-
noden nicht nur über Fragen der Kirchen-
disziplin, sondern ebenso über Glaubens-
sätze abgestimmt, jedoch nicht im Sinne
basisdemokratischer Mehrheiten – im
Gegenteil: Wir können sogar feststellen,
dass das christologische Dogma nach
Nizäa beim größeren Teil der Christenheit
als häretisch galt (Arianismus). Nicht die
„major pars“ (der größere Teil), sondern
immer die „sanior pars“ (der gesündere
Teil) der Konzilsteilnehmer („Väter“ ge-
nannt) rettet die Wahrheit: Zunächst der
Trinitätslehre, dann der Christologie wie
der Pneumatologie (Lehre vom Hl. Geist).
Das Credo von Nizäa/Konstantinopel
stellt deshalb „trotz aller Wirrungen sei-
ner Geschichte im Entscheidenden das
genaue Echo des Glaubens der Alten
Kirche dar, der seinerseits in seinem Kern
das treue Echo der Botschaft des Neuen
Testaments ist.“12
Stift Wilten Aktuell 19
Quellen:1 H. Jedin, Kleine Konziliengeschichte, Die zwanzig Ökumenischen Konzilien im Rahmen der Kirchengeschichte. Freiburg im
Breisgau 1959.2 „…vom Modernismus…völlig vergiftet. …stammt aus der Häresie und führt zur Häresie…“ vgl. L. Ring-Eifel, Der Papst und die
Traditionalisten. Eine Chronologie, in: W. Beinert (Hg.), Vatikan und Piusbrüder. Anatomie einer Krise, Freiburg 2009, 17-30.3 Vgl. Josef Kardinal Ratzinger in einer Rede vom 13. Juli 1988 vor den Bischöfen Chiles. In: IKaZ 41 (2012), 453.4 „Anima forma corporis“.5 Vgl. das berühmte „ad extra“ des Mailänder Erzbischofs Kardinal Montini (später Papst Paul VI.) zum Ökumenismus in seinem
Brief an Johannes XXIII. (Besetzung der Konzilskommissionen), sowie den Hinweis Papst Benedikts XVI. in der Freiburger Rede
vom 25.09.2011.6 Enzyklika Ecclesiam suam, vom 06.08.1964 (Lateinischer Text: AAS LVI [1964] 609-659)7 S. Röm 12,16; 1 Kor 1,10; 2 Kor 13,11; Phil 2,2; 1 Petr 3,8.8 Die Zeit, bis ein Konzil in allen Punkten und von der gesamten Kirche angenommen bzw. umgesetzt, „rezipiert“ ist, kann manch-
mal Jahrhunderte dauern.9 Ignatius v. Antiochien, + vor 117 in Rom. Um die Bedeutung dieses Wortes wird in der Kirchengeschichte – bis heute – heftig
gerungen.10 Vgl. K. Schatz, Allgemeine Konzilien – Brennpunkte der Kirchengeschichte. Paderborn 1997, 21-26. G. Alberigo, Geschichte der
Konzilien. Wiesbaden 1998, 13-19.11 J. Ratzinger, Einführung in das Christentum. München 1971, 50.12 Vgl. ebd., 49.
Das Konzil in Nizäa
325 n. Chr.
20 Stift Wilten Aktuell
CONTEMPLATIO
Maria Erlacher im InterviewSingen muss für die Sopranistin „vom Herzen kommen“. Mit spürbarer Begeisterung spricht sie über
die Faszination des Singens, wo sie „mit der Stimme die eigene Seele zum Ausdruck bringen kann“.
Bei solistischen Konzerten aber auch in Zusammenarbeit mit zahlreichen bekannten Ensembles
erreicht sie so „die Herzen der Zuhörer“.
In ihrem privaten Umfeld durften wir die Künstlerin zu einem ausführlichen Gespräch bitten.
Frau Erlacher, Sie verfügen über ein abgeschlossenes Klavierstudium und haben sich erst relativ spät auf Gesang konzentriert. Was war auf diesem Weg für Sie ausschlagge-bend?
Mit vier Jahren habe ich begon-
nen Klavier zu spielen. Als zehnjäh-
riges Mädchen spielte ich bereits
vier bis fünf Stunden täglich. Ob-
wohl ich nebenbei auch noch Gei-
ge und Saxophon lernte, habe ich
damals auch schon sehr gerne ge-
sungen. Alleine, und auch viel mit
meiner Mutter, die mich musikalisch
sehr gefördert hat.
Nach der Unterstufe besuchte ich
das Musikgymnasium in Innsbruck.
Dort habe ich mit Monika Durin-
ger, Oliver Felipe Armas und Stefan
Schwarzenberger das auf Alte Mu-
sik spezialisierte Vokalquartett Can-
tori Appassionati gegründet.
Mit unseren 16 bzw. 17 Jahren war
das für uns alle eine spannende,
prägende Zeit. Wir probten jeden
Tag, organisierten Ausbildungen bei
renommierten Künstlern und gin-
gen auf ebenfalls selber organisier-
te Konzertreisen, die uns bis nach
Südafrika und Finnland führten.
Ich verfügte damals noch über
keine spezielle gesangliche Ausbil-
dung, ich sang einfach.
Meine Tage waren übervoll; Schu-
le gehen, Klavier üben und neben
den Cantori war ich auch noch mit
fünf Bands „auf Achse“.
Irgendwann musste ich mich ent-
scheiden. Bald nach der Matura -
wir vier Cantori entwickelten uns in
unterschiedliche Richtungen weiter
- fasste ich den Entschluss ein Ge-
sangsstudium zu beginnen.
Bei Karlheinz Hanser durfte ich am
Konservatorium Innsbruck mit dem
Unterricht beginnen gleichzeitig
besuchte ich auch noch die Schola
Cantorum in Basel und schloss das
Klavierstudium am Konservatorium
Innsbruck ab. So konnte ich an der
Musikschule Hall bereits Klavier un-
terrichten und damit auch meine
Gesangsausbildung mitfinanzieren.
Wie ging es mit Ihrem Gesangs-studium weiter?
Mit 23 Jahren machte ich dann
die Aufnahmeprüfung an der
Hochschule für Musik und Theater
in München, die ich bei 250 Bewer-
berInnen erfolgreich absolvieren
konnte.
In München hatte ich auch erst-
mals ernsthaft Kontakt mit der Oper.
Ich kam ja von der Alten Musik, und
fühlte mich in der Renaissance und
im Barock „daheim“. „Mit Oper
kann ich gar nichts anfangen“,
war bis dahin meine Grundhaltung.
Heute bin ich ein Opernfan, zu sin-
gen und zu spielen finde ich ein-
fach großartig!
Fertigstudiert habe ich an der Mu-
sikuniversität Wien, wo ich 2007 bei
Kammersängerin Edith Mathis und
Rotraud Hausmann mein Diplom
erwerben konnte.
Gibt es Menschen die für Sie bei der Entwicklung Ihrer Stimme be-sonders wichtig waren?
Ja, Karlheinz Hanser der mich
viele Jahre betreute, und ganz be-
sonders Markus Forster. Markus hat
mir sehr geholfen meine Stimme
wirklich kennenzulernen, ihr den
Glanz zu geben den sie jetzt hat,
und meine technischen Fähigkei-
ten zu perfektionieren.
Welche Form der Musikliteratur ist Ihnen als Künstlerin am nächsten?
Ich genieße und liebe die Vielfalt
der Musik. Ich singe Musik aus dem
Mittelalter bis hin zu moderner Lite-
ratur. Ich wollte mich da nie „einka-
steln“.
Gott sei Dank ist meine Stimme
sehr wandelbar. Deshalb macht mir
auch das Singen mit der Capella
Wilthinensis in Wilten sehr viel Freu-
de. Durch das anspruchsvolle und
abwechslungsreiche Programm
darf ich dort diese Stärke einset-
zen. Aus meiner Sicht wurde in den
vergangenen Jahren in Wilten mu-
sikalisch etwas geschaffen, das
es vorher in dieser Art in Tirol nicht
gegeben hat. Wenn ich es mit mei-
nen zahlreichen Engagements im
Maria Erlacher
Stift Wilten Aktuell 21
CONTEMPLATIO
In- und Ausland vereinbaren kann,
singe ich sehr gerne in der Stiftskir-
che und in der Basilika.
Welche Art von Musik bevorzu-gen Sie als Hörerin? Was ist für Sie gute bzw. schlechte Musik?
Ich glaube, es gibt keine gute
oder schlechte Musik. Neben klas-
sischer Musik höre ich sehr gerne
auch Jazz und Rock. Für mich geht
es primär darum, ob die Zuhörer es
spüren können, ob das jeweilige
Stück mit ehrlicher Emotion und
Leidenschaft, von innen heraus,
musiziert wird. Darin erkenne ich
den größten Unterschied zwischen
guter und schlechter Musik.
Auf mich bezogen heißt das, ich
habe das Glück meiner Stimme,
aber ich bin nur wie ein Trichter, der
die Musik nach außen trägt und
den Menschen näherbringen kann.
Ich darf Freude schenken, aber
auch selber Freude empfinden. Das
ist für mich der Optimalzustand.
Geben Sie Ihre Erfahrungen auch an Nachwuchssänger weiter? Wenn ja, wo und wen unterrichten Sie?
Seit dem Wintersemester 2011 ar-
beite ich am Konservatorium Inns-
bruck, wo ich derzeit fünf Mädchen
und einen Burschen im Alter zwi-
schen 16 und 24 Jahren unterrichte.
Ich hoffe, sie respektieren mich,
unter anderem weil ich neben dem
technischen Wissen auch mitten
im Berufsleben stehe, und ihnen so
Tipps aus der Praxis mitgeben kann.
Frau Erlacher, sind Sie eine stren-ge Lehrerin?
Ich bin sogar sehr streng! Streng
sein heißt für mich, dass sich meine
Studenten intensiv mit ihrem Körper
und ihrer Stimme auseinanderset-
zen müssen. Sie sollen auch ein ho-
hes Bewusstsein entwickeln was sie
singen, welche Rolle sie repräsen-
tieren und welche Emotionen ein
Stück beinhaltet. Die Noten sollten
Sie natürlich auch können ... (lacht).
Beim Singen hängt sehr viel da-
von ab, wie ich mit schwierigen Si-
tuationen umgehen kann. Neben
einer guten Technik ist es wichtig,
dass ich „mit mir selber gut kann“.
Ich unterrichte sehr, sehr gerne
und versuche meinen Schülern al-
les weiterzugeben, was ich weiß
und erfahren habe.
Im Herbst konnte ich in Zusam-
menarbeit mit der Villa Blanka eine
Konzertreihe unter dem Titel „Klas-
sikdinner“ starten. Für junge, talen-
tierte Sängerinnen und Sänger ist
das eine gute Gelegenheit zwei,
drei Opernarien vor interessierten
Menschen zu singen. Auch Stifts-
kapellmeister Norbert Matsch in-
tegriert bei passenden Aufgaben
immer wieder junge Nachwuchs-
künstler, was ich sehr positiv und
wichtig finde.
Sind Sie ein zielstrebiger Mensch?Ja, eigentlich schon. Wenn ich
mir wirklich etwas vornehme, dann
versuche ich dieses Ziel auch zu er-
reichen.
Haben Sie neben ihren zahl-reichen Aktivitäten und Aufgaben als Künstlerin und Mutter auch Zeit für Hobbys?
Ich liebe es zu stricken und zu nä-
hen, es ist fast schon ein Beruf für
mich (lacht). Stricken geht hervor-
ragend „so nebenbei“. Ich kann
mich dabei auch sehr schnell zen-
trieren. Sogar während der Proben-
pausen kann ich mich so trotzdem
mit meinen Kollegen unterhalten.
Was mich seit drei Jahren außer-
ordentlich erfüllt ist Qi Gong. Über
unsere Kinder durfte ich damit in
Berührung kommen. Derzeit ab-
solviere ich eine vierjährige Ausbil-
dung im Bereich medizinisches Qi
Gong. Es ist sehr anspruchsvoll, aber
„es taugt mir total“. Ich merke, dass
dieser Weg für mich sehr gut passt
und mir viel Kraft gibt. Das dabei er-
worbene Wissen hilft mir auch beim
Singen.
Apropos Singen. Gab es in Ihrer
bisherigen Laufbahn als Sängerin ein Ereignis an das Sie sich beson-ders gut erinnern können?
2007 übernahm ich zehn Tage
vor der Premiere der Oper „Frede-
gunda“ von Reinhard Keiser die
Titelpartie. Es war eine Koprodukti-
on des Prinzregententheaters Mün-
chen mit den Händelfestspielen
Karlsruhe.
Innerhalb von zehn Tagen lernte
ich die sieben Sopranarien und 25
Rezitative auswendig. Ich beschäf-
tigte mich intensiv mit der Regie
und probte die vielen Szenen. Es
folgte schließlich eine gelungene
Premiere „mit vielen offenen Mün-
dern“ und zahlreichen Anfragen.
An diese Produktion denke ich
vor allem deshalb so gerne, weil
ich sehr stark gefordert wurde, und
für mich ganz persönlich gesehen
habe, dass ich damit gut umgehen
kann.
Wenn Sie sich etwas wünschen dürften ...
... dann würde ich mir wünschen,
dass ich in meinem Leben weiter-
hin Familie und Beruf so gut mitei-
nander vereinbaren kann. Es erfüllt
mich sehr, und ich möchte meine
Freude und Begeisterung weiterge-
ben dürfen.
Herzlichen Dank für das Ge-spräch.
Zur Person:Maria Erlacher wurde 1977 in
München geboren, wo ihr aus
Innsbruck stammender Vater
beruflich tätig war. Mit sieben
Jahren übersiedelte die Fami-
lie in den Geburtsort der Mutter
nach Zams/Tirol.
Heute lebt Maria Erlacher
mit dem renommierten Altisten
Markus Forster und ihren drei
Kindern in Innsbruck.
www.mariaerlacher.comwww.ensemble-amarena.com
1958 schloss der Innsbrucker Priester und
Komponist Karl Koch die Arbeiten zu sei-
nem Requiem op. 85 ab. Vier Jahre hatte
er im Auftrag des Internationalen Kirchen-
musikkongresses 1954 in Wien daran gear-
beitet und letztendlich zwei
Fassungen vorgelegt, eine
für Soli, Chor und sympho-
nisches Orchester und eine
für Soli, Chor, Bläser, Pauken,
Orgel und Kontrabass.
Bis zum diesjährigen Al-
lerseelentag wurde das
Werk insgesamt nur fünf Mal
aufgeführt , jeweils in der
symphonischen Fassung.
Anfang der 60er-Jahre diri-
gierte es der Komponist selbst drei Mal in
Innsbruck und Bozen, Mitte der 80er-Jah-
re brachte es Domkapellmeister Michael
Mayr zweimal in Innsbruck zur Aufführung.
Die Aufführung durch die Capella Wilthi-
nensis unter Stiftskapellmeister Norbert
Matsch am 2. November 2012 in der Ba-
silika Wilten war somit die insgesamt sech-
ste Aufführung, aber die Uraufführung
der Bläserfassung. (Korrekterweise sei er-
wähnt, dass das Offertorium nicht gespielt
wurde und weiterhin seiner Uraufführung
in der Bläserfassung harrt).
Karl Koch war zu Lebzeiten prägend für
das kirchenmusikalische Leben in Inns-
bruck und zuvor in Bozen. Als Komponist
wurde er weit über die Landesgrenzen ge-
schätzt. Dennoch ist von seinem umfang-
reichen Werk kaum etwas in der heutigen
Praxis erhalten geblieben. Einzig die Mari-
enmesse und die Motette „Jubilate Deo“
werden regelmäßig aufgeführt. Es gilt also,
das gesamte Werk Kochs zu sichten und
nach Maßgabe der Möglichkeiten in die
heutige kirchenmusikalische Praxis zu in-
tegrieren. Das Requiem op. 85 ist aber
innerhalb dieses Gesamtwerkes etwas
Besonderes. Koch musste dabei weder
auf finanzielle noch auf aufführungstech-
nische Möglichkeiten Rücksicht nehmen.
Die einzige Grenze setzte er sich selbst; er
wollte ein Requiem schaffen, das nicht nur
im Konzertsaal, sondern vor allem auch in
der Liturgie gesungen werden kann.
Der Aufführung der Bläserfassung gin-
gen umfangreiche Recherchearbeiten
voraus. Obwohl das Werk teilweise ge-
druckt vorliegt, war es erstaunlich schwie-
rig, das Notenmaterial dafür einerseits
zu finden bzw. so aufzubereiten, dass es
auch spielbar war. Herzlicher Dank für In-
formationen gilt dem ehemaligen Dom-
kapellmeister Michael Mayr und dem Bi-
ographen Karl Kochs, Herrn Wilhelm Isser.
Gänzlich unmöglich wäre eine Aufführung
der Bläserfassung aber ohne die Unter-
stützung Dr. Franz Gratls, des Leiters der
Musiksammlung im Tiroler Landesmuseum
Ferdinandeum, gewesen.
Mit Sicherheit kann behauptet werden,
dass dieses Requiem ein gewichtiges
Werk innerhalb der österreichischen Kir-
chenmusik des 20. Jahrhunderts ist. Es
wäre wünschenswert, wenn es, angeregt
durch die Aufführung in Wilten, nun den
Weg zu den ganz großen Chören und
Chorleitern fände.
CONTEMPLATIO - MUSICA SACRA
Ein gewichtiges WerkUraufführung von Karl Kochs „Requiem op. 85“ in der Fassung für Bläser.
Der emeritierte Dom-kapellmeister Michael Mayr (1. v. li.) diri-gierte Kochs Requiem Mitte der 80er-Jahre in der symphonischen Fassung. Zur Freude der Ausführenden besuchte er die Urauf-führung der Bläserfas-sung.
22 Stift Wilten Aktuell
Die Capella Wilthinensis in der Basilika Wilten
CONTEMPLATIO - MUSICA SACRA
Editio Musica Sacra Wilthinensis 01
Die CD ist ab Dezember 2012 im Klosterladen erhältlich.
Am 5. Fastensonntag, dem ehemaligen
Passionssonntag, war am 25. März 2012
nicht eine traditionelle Vertonung der
Leidensgeschichte Christi, sondern der
Passionskantatenzyklus „Membra Jesu
nostri“ von Dietrich Buxtehude, musiziert
von der Capella Wilthinensis unter der
Leitung von Stiftskapellmeister Norbert
Matsch, in der Stiftskirche zu hören.
Michel König, Andrea Oberparleiter, Kurt
Estermann
Blechbläserensemble der Capella Wilthinensis,
Gebhard Eibensteiner (5. v. li.)
Matthias Egger, Johannes Puchleitner
Annelies Oberschmied, Peter Waldner
Domorganist Heribert
Metzger, Salzburg
Domorganist Reinhard
Jaud, Innsbruck
Geistliche AbendmusikAn sechs Abenden waren zwischen 30. Juli und 3. September 2012
ausgezeichnete Ensembles und Solisten in der Basilika Wilten zu hören.
Jede der sechs Geistlichen Abendmu-
siken in der Basilika Wilten nahm als Aus-
gangspunkt thematisch Bezug auf die ge-
prägten Feiern des jeweiligen Heiligen im
Ablauf des liturgischen Kalenders.
Am 6. August - Verklärung des Herrn
- wurde Kurt Estermanns neuestes Werk
„Dies ist mein geliebter Sohn - Vier Medita-
tionen für Sopran und Orgel“ von Andrea
Oberparleiter und Michel König uraufge-
führt. Im Zentrum des Werkes steht die Me-
ditation der Kreuzigung als Ausdruck tiefs-
ter Zuversicht, dass wir Menschen erlöst
und zur Freiheit berufen sind.
Live-Mitschnitt „Membra Jesu nostri“ von Dietrich Buxtehude in der Stiftskirche Wilten.
Membra Jesu nostri BuxWV 75
Capella Wilthinensis
Editio Musica Sacra Wilthinensis 01
Stift Wilten
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ork reserved. Unauthorised copying, public performance, broadcasting, hiring or rental of this recording prohibite
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TL XXXXX-XAUME
Hallo! Ich heiße Magdalena Weber, stam-
me ursprünglich aus Vill, wohne nun schon
seit zwei Jahren in Innsbruck und bin seit 1.
September 2012 die neue Jugendleiterin
im Dekanat Wilten-Land.
Jeder, der schon einmal im Meer Schnor-
cheln war, kennt wohl das schöne Gefühl,
sich im glasklaren Wasser tragen und trei-
ben zu lassen. Und das Besondere am
Schnorcheln ist wohl, dass man nicht nur
an der Wasseroberfläche schwimmen und
von oben alles gut beobachten, sondern
auch in die Tiefe abtauchen kann. Und
genau dieses „in die Tiefe abtauchen“
gefällt mir am Besten und läßt mich am
meisten staunen. Das Abtauchen, das
hautnahe Erleben und Eintauchen in eine
andere Welt, in die bunte Vielfalt der Ko-
rallen, Fische und anderer Lebewesen. So
ähnlich geht es mir mit der Jugendarbeit
in unserem Dekanat. Seit nun schon sie-
ben Jahren habe ich im Dekanatsteam
und bei verschiedenen Angeboten der
Dekanatsjugendstelle Wilten-Land mitge-
arbeitet, an der Oberfläche geschnor-
chelt sozusagen. Jetzt mit meiner neuen
Aufgabe als Jugendleiterin freue ich mich
schon darauf Tauchgänge zu machen.
Tauchgänge in die bunte, einzigartige
und erlebenswerte Vielfalt der Jugend!
Ich freue mich schon darauf!
COMMUNIO
Tauchgänge in die VielfaltDie neue Jugendleiterin im Dekanat Wilten-Land stellt sich vor.
JUVE in St. Norbert
Starke Frauen „Frauenpower - Powerfrauen in der Bibel“ lautet das Jahresmotto des
Jugendvesperjahres 2012/2013.
Starke Frauen - Die Powerfrauen sind
heute überall bekannt. Wenigen ist be-
wusst, dass sie uns schon in der Bibel und
in zahlreichen Heiligengeschichten be-
gegnen.
Nach diesen Spuren wollen wir im heu-
rigen JUVE-Jahr suchen und die Frauen-
power in den Vordergrund stellen.Das neue JUVE-Logo
Magdalena Weber
24 Stift Wilten Aktuell
COMMUNIO
Wo ein Wille, da ein Weg72 Stunden ohne Kompromiss - Jasmin berichtet von ihren Erfahrungen.
Mehr als 65 Kirchen, Kapellen und Plätze
in der Diözese Innsbruck erstrahlten durch
die Initiative der Katholischen Jugend im
Licht unzähliger Kerzen.
Impressionen der Nacht in der Pfarrkir-
che Rinn, vor der Borgias-Kapelle/Volder-
wald, in der Basilika Wilten, in der Pfarrkir-
che zur Heiligen Familie und im Pfarrgarten
Völs.
Vor der Borgias Kapelle
Eine lichtvolle NachtDie „Nacht der 1000 Lichter“ am Vorabend von Allerheiligen lud zum Beten,
Verweilen und Staunen ein.
Zwölf Leute, bunt zusammengemischt, 72
Stunden Zeit für ein ebenso geniales wie
schwer umzusetzendes Projekt: Ein Fuß-
ballspiel soll auf die Beine gestellt werden!
Mit Prominenten, Sportlern, Politikern und
Wirtschaftern, die barfuss spielen, um auf
die Not von Straßenkindern aufmerksam
zu machen. Mails fliegen hin und her, Te-
lefone laufen heiß, die Betten – meistens
leer.
Sponsoren und Stadionsprecher werden
bald gefunden, aber SpielerInnen und ein
freier Fussballplatz scheinen rar zu sein.
Umso verbissener wird um sie geworben
und gekämpft. Schließlich die ersten Er-
folge: Didi Constantini wird den Ehrenan-
stoß machen, der FIFA-Schiedsrichter Tho-
mas Einwaller das Spiel pfeifen. Endlich ist
auch ein Platz gesichert!
Rechtzeitig stehen am Samstagmorgen
22 SpielerInnen am Platz. Sogar Profis von
Wacker Innsbruck schauen beim Match
vorbei und spenden ein unterschriebenes
Trikot.
Müde aber glücklich können wir letzt-
endlich mehr als € 1.000,00 für ein Jugend-
Hilfsprojekt übergeben.
Danke an alle, die uns unterstützt haben!
Pfarrkirche zur Heiligen Familie Pfarrgarten Völs
Pfarrkirche Rinn
Basilika Wilten
Stift Wilten Aktuell 25
Geschafft!!!
26 Stift Wilten Aktuell
„Einen faszinierenden Bogen bis hin zu den
Anden schlug in Innsbruck das „Ensemble
Elyma“, es hielt in der Wiltener Stiftskirche
eine veritable bolivianische Messfeier der
Gottesmutter von Guadeloupe ab - mit
fetzigen Indiotänzen, Jubelgesängen auf
die Jungfrau Maria, allegorischen Stier-
kampf und Stegreiftheater.
Die mitreißende Wucht dieser fast ver-
gessenen Musik verdankt sie auch den
imposanten Spezialinstrumenten, welche
die Musiker um den charismatischen Leiter
Gabriel Garrido spielend beherrschen ...“
(Auszug aus einem Kommentar der FAZ)
COMMUNIO
America LatinaDavon, wie Barockmusik zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe in Bolivien
geklungen hat, konnte man sich beim Festkonzert der Innsbrucker Festwochen
der Alten Musik in der Stiftskirche Wilten am 9. August 2012 überzeugen.
Beim Festgottesdienst segnete Abt Rai-
mund Schreier ein Kreuz, das im Sitzungs-
saal der Europa-Region in Brüssel hängen
wird. Es wurde vom Südtiroler Künstler
Josef Bernardi hergestellt auf Initiative der
Schützenkompanien, vor allem der Südti-
roler.
Möge es zum Segen sein für den Frie-
den, für ein respektvolles und solidarisches
Miteinander in Europa.
Ein Symbol des Friedens in EuropaMit einer Kranzniederlegung vor dem Andreas Hofer-Grabmal in der Innsbru-
cker Hofkirche und einem Gottesdienst in der Jesuitenkirche hat das offizielle
Tirol am 15. August den „Hohen Frauentag“ begangen, wie „Maria Himmel-
fahrt“ in Tirol genannt wird.
Abt Raimund bei der
Segnung des Kreuzes
Das Ensemble Elyma in der Stiftskirche
Stift Wilten Aktuell 27
COMMUNIO
Freundschaften pflegenSeit nunmehr 20 Jahren trifft sich die Bartlmä-Runde im Bartlmästüberl.
Erwartungen - die Zukunft der JugendStarke Individuen müssen sich in die Gemeinschaft einbringen.
Im Rahmen des „Europäischen Forum Al-
pbach“ referierte die Dresdener Religions-
philosophin und Vizepräsidentin der Edith
Stein Gesellschaft, Univ. Prof. DDr. Hanna-
Barbara Gerl-Falkovitz am 20. August 2012
über „Edith Stein als Europäerin“.
Nach der Begrüßung durch Forum Alp-
bach-Präsident Dr. Franz Fischler sprach
Frau Gerl-Falkovitz über Edith Steins Visi-
onen von Europa und was man noch heu-
te von dieser außergewöhnlichen Frau ler-
nen kann.
In den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts,
geprägt von den einschneidenden Erleb-
nissen des 1. Weltkrieges, beschäftigte sich
Edith Stein mit Visionen von Europa. Sie
war der tiefsten Überzeugung, dass „Ge-
meinschaft nur auf einem starken Einzel-
nen aufbauen kann“.
Das Forum in Alpbach stand heuer un-
ter dem Generalthema: Erwartungen –
die Zukunft der Jugend. „Das Leben und
Wirken sowie die Gedanken Edith Steins
haben nach wie vor für viele Gültig-
keitscharakter. Junge Menschen könnten
heute noch von der Heiligen lernen wie
Politik gelingen kann: Sie muss auf starke
Individuen setzen und darf sich nicht auf
bloßes Gemeinschaftsgefühl oder opti-
male soziale und wirtschaftliche Rahmen-
bedingungen verlassen“, so Gerl-Falko-
witz.
„Ein Staat oder eine überstaatliche Ver-
einigung wäre gerechtfertigt, wenn er es
schafft, seine Vorhaben dem Einzelnen
deutlich zu machen“, sagte Gerl-Falkovitz.
Nachahmenswert sei auch das Leben der
Proexistenz. „Wir wollen über uns hinaus-
wachsen, für andere da sein und auch für
sie arbeiten.“
Unter Vorsitz des Forum Alpbach-Ehren-
präsidenten Dr. Erhard Busek beantwor-
tete Frau Gerl-Falkowitz nach ihren Aus-
führungen noch die zahlreichen Fragen
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am
Kamingespräch, darunter auch Bischof
Manfred Scheuer, Abt Raimund Schreier,
der Provinzial der österreichischen Karme-
liten, P. Paul Weingartner und Landtags-
präsident DDr. Herwig van Staa.
Die Bartlmä-Runde mit
Gästen vor dem Bartlmä-
kirchlein
Univ. Prof. DDr. Hanna-
Barbara Gerl-Falkovitz
„Diese Gemeinschaft bietet etwas, was in
unserer heutigen Zeit offenbar Mangelwa-
re ist. Wir suchen Freundschaften, bieten
Freundschaften und pflegen Freundschaf-
ten. Wir lieben das offene, informative
Gespräch und nehmen Toleranz ernst“ for-
mulierte es KR Hans-Dieter Salcher bereits
vor einiger Zeit. Ad multos annos!
Am 3. Oktober 2012 präsentierte
DDr. Matthias Beck im Haus der Be-
gegnung sein neues Buch „Leben,
wie geht das?“ Darin schreibt er
über die Bedeutung der spirituellen
Dimension an den Wendepunkten
des Lebens. Für ihn ist Glaube ver-
nünftig. „Es macht Sinn an einen
Gott zu glauben“, so Beck - „einfach
weil so vieles im Leben nach einem
letzten Grund fragen lässt, der in die-
ser Welt nicht zu finden ist.“
„Matthias Beck: Leben, wie geht
das?“ ist im Styria-Verlag erschie-
nen.
Am 29. Oktober sprach Beck im
Stift Wilten vor seinen Ordensge-
schwistern des Ritterordens vom
Heiligen Grab zu Jerusalem über
„Ethik in einer säkularisierten Gesell-
schaft“.
Dabei berichtete er als Mitglied
der Österreichischen Bioethik-Kom-
mission und der Europäischen Aka-
demie der Wissenschaften von der
Wichtigkeit als Christ an der Diskussi-
on über ethische Grundwerte aktiv
teilzunehmen.
COMMUNIO
Glaube ist vernünftigDer Priester, Moraltheologe an der Universität Wien, Mediziner
und Pharmazeut, Matthias Beck zu Gast in Innsbruck.
Abt Raimund segnet die Skulptur „Heimat“ am Bergisel
Verwurzelt seinDer Festakt an Bergisel beim 12. Tiroler Jungschützentreffen am
2. September 2012.
Über 1500 Jungschützen und Jung-
marketenderinnen aus allen Lan-
desteilen trafen sich beim 12. Tiroler
Jungschützentreffen in Innsbruck.
Am traditionsreichen Bergisel gab
es einen Festakt, in dessen Rahmen
die Segnung der Skulptur „Heimat“
– einer Gemeinschaftsproduktion
des Südtiroler Künstlers Aron De-
metz und der Jugendlichen – vor-
genommen wurde.
Auf einem in Bronze gegossenen
Wurzelstock steht ein lebensgro-
ßer junger Mann, unbekleidet,
in nachdenklicher Pose, aus sei-
nen Fingern wachsen Wurzeln.
Acht Steine aus allen Teilen Tiro-
ls säumen den Weg zur Skulptur.
Die Themen „Verwurzelung“ und
„Steine“ dienen als Anregung, die
eigenen Werte zu reflektieren.
Unterstützung für die
Christen im Heiligen Land
Olivenöl aus Taybeh
Ao. Univ.-Prof. DDr. Matthias Beck
28 Stift Wilten Aktuell
Der Ritterorden vom Heiligen
Grab zu Jerusalem hat es sich zur
Aufgabe gemacht, die Christen
in den palästinensischen Auto-
nomiegebieten zu unterstützen.
Das Olivenöl aus Taybeh - dem
biblischen Ephraim - wird bio-
logisch angebaut und kalt ge-
presst. Es zeichnet sich durch sei-
nen niedrigen Säuregehalt und
seinen einzigartigen Geschmack
aus.
Das Olivenöl ist in den Kloster-läden der Stifte Wilten, Stams und Fiecht oder direkt beim Leiten-den Komtur Ing. Engelbert Pfurt-scheller (Mobil: 0664-2306726) zu beziehen.
Stift Wilten Aktuell 29
COMMUNIO
Speisen aus fünf Kontinenten,
strahlender Sonnenschein, aus-
gelassene Stimmung bei Musik
und Tänzen aus Bosnien und der
Türkei aber auch Dankgebete von
fünf Religionsgemeinschaften und
eine gemeinsame Botschaft der
Religionen waren die Zutaten des
Festes.
Juden, Buddhisten, Christen, Mus-
lime und Bahá´í aus Tirol verurteilten
in ihrer Botschaft die Vernichtung
von Lebensmitteln und die Ausbeu-
tung natürlicher Ressourcen.
Die Besucher des „Wiltener GAR-
TENdankFESTES“ wurden Zeugen
einer fruchtbaren Zusammenarbeit
der Religionen: treu ihren Wurzeln
und respektvoll im Umgang mitei-
nander, setzten sie sich für Nachhal-
tigkeit und Umweltschutz ein – einer
der großen Herausforderungen un-
serer Zeit.
Vertreter der Muslime erin-
nerten an die Quran-Verse, wo der
Mensch die Verantwortung für die
Schöpfung übernommen habe,
nachdem Himmel, Berge und Erd-
boden diese abgelehnt hätten.
Auch nach jüdischer und christ-
licher Vorstellung trägt der Mensch
Verantwortung für den sorgsamen
Umgang mit Tieren und Pflanzen.
Nach buddhistischer Lehre besteht
ein Netz wechselseitiger Abhängig-
keiten zwischen Menschen, Tieren
und Pflanzen. Aus der Einheit aller
Lebewesen entsteht Harmonie und
Frieden, eine Botschaft, in die auch
die Bahá´i-Religion einstimmte. Das
„geistige Erntedankfest“ im Inter-
kulturellen Garten sei ein Zeichen
der Zeit, da nach Überzeugung der
Bahá´í „Gott in jeder Zeit - passend
für diese Zeit - den Menschen sein
Licht schenkt“.
Botschaft des GARTENdankFESTES der Religionen
Menschen verschiedener Reli-
gionen sind heute im Interkultu-
rellen Gemeinschaftsgarten in
Wilten/Innsbruck zusammenge-
kommen, um den Reichtum der
Natur gemeinsam zu feiern und
um Gott für die Schönheit der
Schöpfung und für die Früchte
der Erde zu danken.
Alle Menschen tragen gemein-
sam Verantwortung für unsere
Erde, insbesondere dafür, dass
die natürlichen Ressourcen ge-
recht verteilt und nur nachhaltig
genutzt werden, damit sie auch
künftigen Generationen zur Ver-
fügung stehen. Deshalb missbilli-
gen wir die Verschwendung und
Vernichtung von Lebensmitteln
in den wohlhabenden Ländern
und blicken mit Sorge auf die
rücksichtslose Ausbeutung der
natürlichen Ressourcen in den
Ländern des Südens, um den
Wohlstand des Nordens abzusi-
chern.
Uns verbindet die Goldene Re-
gel: „Alles, was ihr von anderen
erwartet, das tut auch ihnen.“
Dieses Grundprinzip aller Religi-
onen mahnt uns, über den Teller-
rand der eigenen Familie und des
eigenen Landes hinauszublicken
und Verantwortung zu überneh-
men für die Zukunftschancen al-
ler Familien und aller Länder.
Anlässlich unseres Festes laden
wir alle Menschen ein, respektvoll
mit unserer Mutter Erde umzuge-
hen und konkrete Schritte zu set-
zen, um ihre Schönheit und Viel-
falt zu erhalten.
Glaubensgemeinschaften aus fünf Kontinenten im Interkulturellen Garten
Fruchtbare ZusammenarbeitDer Reichtum der Natur als gemeinsame Verantwortung aller Religionen - Menschen aus 27 Nationen
feierten am 6. Oktober im Interkulturellen Gemeinschaftsgarten Wilten/Innsbruck Erntedank.
COMMUNIO
Tag des EhrenamtesAm 22. Oktober 2012 verlieh LH Günther Platter in Innsbruck,
gemeinsam mit LTPräsident DDr. Herwig van Staa und Bürger-
meisterin Mag. Christine Oppitz-Plörer, die Tiroler Ehrennadel
an verdiente Personen im Ehrenamt.
Advent-Webapp 2012Die Franziskanerprovinz Austria vom heiligen Leopold in
Österreich und Südtirol und das Stift Wilten liegen voll im Trend.
Besichtigungen der Stiftskirche
sowie der Stiftsanlage (Biblio-
thek, Stiftsmuseum und Prälatur)
sind nach Voranmeldung jeder-
zeit möglich.
Information und Anmeldung:Kirchenrektor Diakon
Nikolaus Albrecht OPraem
Telefon: 0512/58 30 48-70
e-mail: nikolaus@stift-wilten.at
Führungen
Wir gratulieren allen Frauen und
Männern zu dieser Ehrung und be-
danken uns ganz besonders bei Dr.
Franz Klotz, Ingrid Öfner, Dr. Christia-
ne Pechlaner und Nikolaus Zeiringer
für die geleistete Arbeit in den Stifts-
pfarren.
30 Stift Wilten Aktuell
Ab dem 1. Dezember können inte-
ressierte Menschen heuer erstmals
adventliche Gedanken über ein
Webapp für mobile Endgeräte (wie
Smartphones und Tablet-Compu-
ter) lesen.
Es funktioniert ganz einfach: ge-
ben Sie ab dem 1. Dezember 2012
entweder www.stift-wilten.at oder
www.franziskaner.at im Internet-
Browser ihres mobilen Endgerätes
ein, dann werden Sie automatisch
zum Advent-Webapp 2012 weiter-
geleitet.
Mit zwei weiteren Klicks kann das
Advent-Webapp 2012-Icon auf den
Homebildschirm des mobilen Ge-
rätes gesichert werden, womit Sie
sich das tägliche Eingeben der In-
ternet-Adresse ersparen.
Von nun an reicht das Antippen
des Icons am Bildschirm und Sie ge-
langen direkt zu den täglichen Bot-
schaften und Gedanken, die zusätz-
lich noch in bildschirmoptimierter
Größe dargestellt werden.
Sie brauchen sich nicht anzumel-
den oder irgendwo registrieren zu
lassen. Das Angebot ist absolut ko-
stenlos.
Weitere Informationen zur Advent-
Webapp 2012 finden Sie auf der
Franziskaner- und Stift Wilten-Home-
page.
Dr. Franz Klotz, LH Günther Platter Dr. Christiane Pechlaner
Nikolaus Zeiringer
Der Festakt in den Ursulinensälen
COMMUNIO
Video-DVD - Es handelt sich um ei-
nen Live-Mitschnitt von den Tiroler
Barocktagen 2012 aus der Wall-
fahrtskirche Götzens. Die beiden
Ensembles bringen unter der Lei-
tung von Johannes Stecher zwei
Kantaten von J. S. Bach („Christ lag
in Todes Banden“ und „Weinen, Kla-
gen, Sorgen, Zagen“) und das be-
kannte „Gloria“ von A. Vivaldi zur
Aufführung.
Die DVD kann zum Preis von
€ 24,- im KLosterladen oder (zzgl.
Versandkosten) über den Online-
Shop der Wiltener Sängerknaben
bestellt werden.
Musik-CD - Rund um die schon
traditionellen Hofkirchenkonzerte
der Wiltener Sängerknaben in In-
nsbruck erschien beim bekannten
Wiener Klassik-Label Gramola eine
neue CD mit dem Titel „Die Wiltener
Sängerknaben in der Innsbrucker
Hofkirche“.
Auf vielfachen Wunsch hat Jo-
hannes Stecher eine Auswahl der
schönsten Stücke aus den Hofkir-
chenkonzerten der vergangenen
Jahre zusammengestellt. Das Pro-
gramm umfasst Chorstücke, Soli
und Ensemblestücke von der Re-
naissance über den Barock bis zur
Hochromantik. Lassen Sie sich von
den einzigartig strahlenden Stim-
men verzaubern!
Die CD kann zum Preis von € 18,-
im KLosterladen oder (zzgl. Ver-
sandkosten) über den Online-Shop
der Wiltener Sängerknaben bestellt
werden.
Weitere Informationen finden Sie
unter: www.saengerknaben.com
Das Cover der neuen DVD
Neue Produktionen der Wiltener SängerknabenSoeben ist die erste Video-DVD der Wiltener Sängerknaben und der Academia Jacobus Stainer,
einem von Johannes Stecher gegründeten Barockorchester, erschienen.
Das Cover der neuen CD
XXXXXXXXXXXX
Geschenksideen aus dem Klosterladen
Neuheiten im Sortiment finden Sie auch auf unserer Stiftshomepage: www.stift-wilten.at
Öffnungszeiten: Montag - Freitag: 8:00 - 12:00 Uhr und 14:00 - 18:00 Uhr, Samstag: 8:00 - 12:00 Uhr
Im Klosterladen finden Sie auch den neuen 875 Jahre Stift Wilten-Kalender für 2013, die neue CD „Membra Jesu nostri“ der Capella Wilthinensis sowie weitere hauseigene Produkte - wie z. B. Wiltener Stiftsschokolade, Wiltener
Schnaps, Wiltener Stiftshonig, ...
Norbert von Xanten - Der Gründer des Prämonstratenserordens und seine Zeit
Das Leben und Wirken unseres Ordensgründers Norbert von Xanten -
im Umfeld des 12. Jahrhunderts - steht im Zentrum des Buches von
Mitbruder Klemens H. Halder OPraem.
Stift Wilten GeschenksboxZwei „Edle Tropfen“ aus der stiftseigenen Schnapsbrennerei gemein-
sam mit den dazu passenden „Himmlischen Genüssen“ der Wiltener
Stiftsschokolade machen die - mit einem echten Brandstempel verse-
hene - Holzbox zu einem individuellen, hochwertigen Geschenk.
25. November Christkönigssonntag10:30 Uhr Pontifikalamt in der Stiftskirche
Jacob de Haan (*1959)
Misa brevis
Wiltener Sängerknaben,
Stadtmusikkapelle Wilten,
18:00 Uhr Feierliche Vesper in der Stiftskirche
2. Dezember 1. Adventsonntag18:00 Uhr Lichtvesper in der Stiftskirche
19.00 Uhr Konventmesse in der Stiftskirche
Andreas Hammerschmidt (1610-1675)
„Machet die Tore weit“
Orgelwerke von Johann Sebastian Bach
„Nun komm der Heiden Heiland“ BWV 659
Wiltener Sängerknaben
8. Dezember Hochfest Mariä Empfängnis10:30 Uhr Pontifikalamt in der Basilika
Zoltan Kodaly (1882-1967)
Missa brevis
Anton Bruckner
„Tota pulchra es“ WAB 46
„Virga Jesse“ WAB 52
Capella Wilthinensis
18:00 Uhr Feierliche Vesper in der Basilika
Antonio Caldara (1670-1736)
„Ave maris stella“
Psalmen und Magnificat altern. mit dem Konvent
Capella Wilthinensis
Gastorganist Stiftsorganist Christopher Zehrer,
Stift Schlägl
9. Dezember 2. Adventsonntag 18:00 Uhr Lichtvesper in der Stiftskirche
19.00 Uhr Konventmesse in der Stiftskirche
Melchior Vulpius (1570-1615)
„Ich bin eine Stimme eines Rufers“
Christoph Graupner (1683-1760)
„Mit Ernst, o Menschenkinder“
Leopold Friedl (1939-1998)
„O Heiland, reiß die Himmel auf“
Orgelwerke von Johann Sebastian Bach
Fuga in c BWV 574
Chorus Wilthinensis
16. Dezember 3. Adventsonntag - Gaudete19.00 Uhr Konventmesse in der Stiftskirche
Proprium im Gregorianischen Choral
Schola Gregoriana Wilthinensis
Gottesdienste und Termine
Achtung - Die neue Wiltener-Gottesdienstordnung ist seit dem 1. September 2012 gültig.
Stiftskirche Wilten Basilika Wilten
Montag6:30 Uhr7:00 Uhr
18:00 Uhr
KonventmesseLaudesVesper
Dienstag6:30 Uhr7:00 Uhr
18:00 Uhr
KonventmesseLaudesVesper
Mittwoch7:00 Uhr Laudes
18:00 Uhr18:30 Uhr
VesperAbendmesse
Donnerstag6:30 Uhr7:00 Uhr
18:00 Uhr
KonventmesseLaudesVesper
Freitag18:00 Uhr Vesper
7:00 Uhr7:30 Uhr
LaudesKonventmesse
Samstag7:30 Uhr
18:00
Konventmesse mit LaudesVesper 19:00 Uhr Vorabendmesse
Sonntag 18:00 Uhr19:00 Uhr
VesperKonventmesse
10:30 Uhr Pfarrgottesdienst
An einzelnen Sonntagen (Hochfesten) findet die Eucharistiefeier nach alter Tradition um 10:30 Uhr in der Stifts-kirche statt. Die Abendmesse um 19:00 Uhr wird dann in der Basilika gefeiert. Beachten Sie bitte die jeweiligen Mitteilungen unter www.stift-wilten.at, im Wiltener Pfarrblatt, im Stift Wilten Aktuell oder in der Tiroler Tageszeitung.
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