team@work 03/2011
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Informationen der pbr AG Ausgabe 3 | Oktober 2011
Kurzvorstellung
Dirk Rosenneck ist seit 2000 als Dipl.-Ing. (TU) Architekt im Bereich der Ent-wurfs- und Ausführungsplanung sowie der Wettbewerbsbetreuung in der pbr AG tätig. Zu den von ihm betreuten Ob-jekten gehören: Neubau des Niedersäch-sischen Forschungszentrums Fahrzeug-technik NFF der TU Braunschweig, Neu-bau der Hauptfeuer- und Rettungswache Dorsten, Neubau der Mensa der Fach-hochschule Osnabrück und Sanierung der Zentralmensa der Universität Göttin-gen.
Kurzvorstellung
Leibnizschule Hannover Die pbr AG erstellte die Gesamtplanung für einen Neubau der Leibnizschule Han-nover im Passivhaus-Standard.
Fortsetzung auf Seite 5
„Campus Handwerk“, Bielefeld Mit ihrem Entwurf für den Neubau des
„Campus Handwerk“ in Bielefeld gewann die pbr AG den ersten Preis.
Fortsetzung auf Seite 3
Villa Amalienstraße, OldenburgEin Gebäude aus dem 19. Jhd. wurde zur Nutzung als interne Weiterbildungsaka-demie technisch modernisiert.
Fortsetzung auf Seite 4
Editorial Die drei Stützpfeiler einer erfolgreichen Projektabwicklungred dot award für pbr-Leitsystem
Verwaltungsgebäude Hochschule Osnabrück
„Campus Handwerk“, BielefeldVilla Amalienstraße, OldenburgNeubau ZMM, Berlin
Neubau Leibnizschule HannoverKernkraftwerk BrunsbüttelNeubau Feldwebelmesse und -unterkunft, Bergen-Hohne
Neubau Stabs-Dienstgebäude in KielNeubau Finanzamt Herne Der Vitra Campus in Weil am Rhein
Zentrumsnah im Grünen arbeiten Neubau Verwaltungsgebäude Hochschule Osnabrück von Dirk Rosenneck
Im Grünen arbeiten und doch die
Nähe zum Stadtzentrum genie-
ßen – dies ist ein Wunsch von
Bauherren. Die Hochschule Osna-
brück entwickelt ihren Campus
Albrechtstraße in Osnabrück mit
verschiedenen Neubau-Projekten
weiter und nähert sich damit die-
sem Wunsch. Die Zielplanung der
Hochschule sieht ein städtebau-
liches Gesamtkonzept vor, in dem
vorhandene und neu zu errichtende
Gebäude, Straßen und Plätze räum-
lich mit den umgebenden Quartie-
ren verknüpft werden. Neben den
geplanten Neubauten für Lehre
und Forschung wurde auch ein
neues Verwaltungsgebäude für die
Hochschule errichtet. Der Neubau
befindet sich in direkter Nähe zum
Landschaftsschutzgebiet Wester-
berg und dem botanischen Garten.
Die MBN Bau AG hat den schlüs-
selfertigen Neubau bereits im Au-
gust 2011 fertig gestellt und zur
Nutzung an den Bauherrn überge-
ben. Den Entwurf für das neue Ver-
waltungsgebäude der Hochschule
Osnabrück hat die pbr Planungs-
büro Rohling AG im Rahmen des
2009 durchgeführten PPP-Verfah-
rens erstellt und die Gesamtpla-
nungsleistungen in den Leistungs-
phasen zwei bis sieben erbracht.
Das neue Verwaltungsgebäude
nimmt die Struktur der vorhandenen
Hochschulgebäude auf und stellt
sich gleichzeitig frei und selbstbe-
wusst in die hügelige Landschaft.
Mit Rücksprüngen im Erd- und
Dachgeschoss passt sich der fünf-
geschossige Baukörper der Maß-
stäblichkeit des Ortes an und
nimmt Bezug zu den Nutzungsbe-
reichen auf. Die äußere Haut wird
durch eine weiße Vorhangfassade
und Fensterbänder geprägt. Mit ei-
nem großzügigen Vorplatz und einer
attraktiven Teichanlage vor dem Ge-
bäude bindet sich der Neubau in die
Landschaft ein.
Im Erdgeschoss sind die öffent-
lichen Bereiche Foyer, Ausstellung
und das neue Studierendeninfor-
mationszentrum SiZ angeordnet.
Die Arbeitsbereiche für die Ver-
waltung und das Präsidium be-
finden sich im 1. bis 3. Oberge-
schoss und wurden durch niedrige
Fensterbrüstungen, innere Glas-
trennwände und offene Kommuni-
kationsbereiche – meeting points –
attraktiv gestaltet. Die Arbeitsbe-
reiche sind in Gruppenbüros ge-
gliedert und Glaselemente erzeu-
gen eine hohe Transparenz im Ge-
bäude. Verkehrsflächen wurden in
die Arbeitsfläche übertragen. Auch
das Gleichstellungsbüro und wei-
tere zentrale Dienste befinden sich
in dem Gebäude. Im Dachgeschoss
stehen der Hochschule hochwertig
ausgestattete Besprechungsräume
zur Verfügung. Bodentiefe Fenster
und eine großzügige Pausenter-
rasse bieten Ausblick über den
Fortsetzung auf Seite 3
S. 2 Dialog S. 3 Projekte S. 5 Projekte S. 7 Projekte S. 8 Fokus
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
die Zukunft der Gebäude ist grün. Neubauten folgen fast schon
selbstverständlich den Regeln der ökologischen Optimierung. Es
stellt sich weniger die Frage nach der technischen Möglichkeit des
Passivhauses und der Geothermie, vielmehr widmen sich Architek-
ten und Ingenieure heute den Herausforderungen der Funktionalität
und der Ästhetik im ökologischen Bauen. Für die Nachhaltigkeit
eines Gebäudes spielt auch eine wichtige Rolle, ob es harmonisch
in die gewachsene Umgebung eingebettet ist.
In direkter Nähe zum städtischen Grünraum errichtete die Hoch-
schule Osnabrück am Standort Westerberg ein Verwaltungsgebäude
für verschiedene Nutzer. Der Titelbeitrag über den Neubau verdeut-
licht, wie die Außenraumqualität auf die Nutzungsqualität eines Ge-
bäudes wirkt. Der Artikel über den Neubau des Zentrums für Mikro-
systeme und Materialien in Berlin kennzeichnet u. a., dass Umge-
bungselemente wie ein waldartiger Baumbestand zum Herausbil-
den einer eigenständigen Baukörperfigur beitragen.
Um die Standards für Passivhäuser einzuhalten, müssen ver-
schiedene gebäudetechnische Vorgaben erfüllt werden. Der Artikel
über den Neubau für die Leibnizschule Hannover arbeitet die tech-
nischen Anforderungen an Schulbauten im Passivhausstandard he-
raus. Wie komplexe Gebäudetechnik in ein historisches Gebäude in-
tegriert wird, ohne das Erscheinungsbild drastisch zu verändern, ver-
deutlicht der Beitrag über die Modernisierung der Villa Amalien-
straße in Oldenburg. Der Bericht über den Neubau des Finanzamts
Herne macht deutlich, wie ein Neubau die Strukturen für eine Um-
nutzung schafft.
Gebäude mit hohem Sicherheitsbedarf verlangen spezialisierte
Planungsleistungen. Die Beiträge über das Kernkraftwerk Brunsbüt-
tel, den Neubau einer Feldwebelmesse und -unterkunft in Bergen-
Hohne sowie den Neubau eines Stabs-Dienstgebäudes in Kiel be-
leuchten verschiedene Facetten der Planung für Spezialgebäude.
In der Rubrik „Fokus“ richtet die aktuelle Ausgabe den Blick auf
den Vitra Campus in Weil am Rhein. Der Artikel zeigt, wie sich das
Unternehmensgelände des Möbelherstellers Vitra mit den Bauten
von Stararchitekten zu einer modernen Architektur-Collage entwi-
ckelt hat.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Die Redaktion
Impressum:
Herausgeber:
pbr Planungsbüro Rohling AG
Architekten und Ingenieure
Rheiner Landstraße 9 . 49078 Osnabrück
Telefon (05 41) 94 12 - 0 . Telefax (05 41) 94 12 - 3 4 5
E-Mail info@pbr.de . Internet www.pbr.de
Redaktion: Karina Bolte, Hubert Conrady, Guido Fehren, Claudia Klingbeil, Hermann Kuhl, Hartmut Lückemeyer, Daniel Waltermann . Kontakt zur Redaktion: redaktion@pbr.de . An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Christine Bussas, Hubert Conrady, Heinz Eustrup, Hilke Eustrup, Guido Fehren, Marie Feuler, Martin Glane, Dietmar Hesse, Reiner Horstmeyer, Thomas Jung, Dr. Peter Kaiping, Markus Keeve, Claudia Klingbeil, Mustafa Kücükugurlu, Franziska Manz, Claudia Niemeyer, Andreas Nülle, Christoph Rahrbach, Dirk Rosenneck, Boris Schlörb, Jörn Watermann . Fotos: Iwan Baan, Tho-mas Dix, fotolia, Axel Hartmann, Werner Huthmacher, Kuhl|Frenzel, Bettina Meckel, Kle-mens Ortmeyer, pbr AG . Konzeption, Grafik, Satz und Layout: Kuhl|Frenzel Agen-tur für Kommunikation, Osnabrück . Druck: Günter Druck, Georgsmarienhütte . Auf-lage: 2.000 Exemplare
Das Leit- und Orientierungssystem
in den Büroräumen der pbr AG am
Standort Osnabrück hat beim inter-
national größten und angesehenen
seit über 50 Jahren plant unser Büro für Auftraggeber
aus der Privatwirtschaft, Industrie und der öffentlichen
Hand im Inland und auch im Ausland. Die realisierten
Gebäude repräsentieren den Status der Unternehmen,
bieten Bildung und Forschung ein geeignetes Umfeld
und ermöglichen dem produzierenden Gewerbe, ihre
Produkte optimal herzustellen und zu lagern.
Unsere Auftraggeber haben ein gemeinsames Inte-
resse. Der aktuelle Wissensstand über den Status
ihres Bauvorhabens ist für sie von besonderer Wichtig-
keit, sowohl in der Phase der Entwicklung als auch in
der Phase der Realisierung. Die wichtigsten Parameter
sind dabei Kosten, Termine und Qualitäten.
Diese drei Stützpfeiler werden in unserem Unter-
nehmen gelebt und sind im Qualitätsmanagement ma-
nifestiert. Dabei wird darauf geachtet, dass im exter-
nen wie auch im internen Verhältnis die notwendigen
Maßnahmen Beachtung und Anwendung finden. Re-
gelmäßige Schulungs- und Weiterbildungstermine wer-
den den Mitarbeitern angeboten, um eine optimale
Durchführung der Realisierungsphase auch unter wid-
rigen Umständen zu gewährleisten und das beste-
hende System an neue Anforderungen anpassen zu
können. Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass
Die drei Stützpfeiler einer erfolgreichen Projektabwicklungvon Dietmar HesseVorstand der pbr Planungsbüro Rohling AG
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
zentrale Ansprechpartner für Rückfragen zur Verfügung
stehen.
Das Qualitätsmanagement in unserem Haus steht
nicht alleine für die formale Qualitätsüberwachung,
sondern schult und unterstützt unsere Projektleiter in
der Aufstellung von Bauablaufplanungen und der Opti-
mierung von Arbeitsabläufen sowie ihrer Kontrolle. Un-
ser Ziel ist es, so Synergien zu schaffen, die zukünfti-
gen Bauvorhaben nutzen.
Ansprechpartner aus dem kaufmännischen Bereich
ergänzen das Bedarfsprofil unserer Planungsteams.
Die vertragskonforme Kostenverfolgung unter Berück-
sichtigung der dafür notwendigen Berichtsinhalte für
unsere Bauherren ist dabei oberstes Gebot.
Der Teamgeist, die Kompetenz unserer Projektbetei-
ligten und das Wissen, im Bedarfsfall auf weitere kom-
petente Unterstützung zugreifen zu können, ermög-
licht uns, ein stabiles Fundament für unsere Auftragge-
ber zu sein. So erreichen wir, Budgets einzuhalten so-
wie Bauvorhaben fristgerecht und in der geforderten
Qualität seiner Nutzung zuzuführen.
Liebe Leser, spiegeln Sie das Gelesene und reagie-
ren Sie umgehend und in geeigneter Form, wenn Sie
Risse in einem der drei Stützpfeiler erkennen.
Designpreis red dot award die Aus-
zeichnung red dot: best of the best
erhalten. Das von der Agentur für
Kommunikation Kuhl|Frenzel entwi-
ckelte und umgesetzte Leitsystem
erhielt die Auszeichnung innerhalb
der Rubrik Kommunikationsdesign,
in der Kategorie Information De-
sign/Public Space. Zusätzlich hat
sich der Beitrag für die finale Aus-
wahlrunde des Preises red dot:
grand prix qualifiziert. Mit diesem
Preis ehrt die Jury die jeweils bes-
ten einer Kategorie. Die Gewinner
des red dot: grand prix werden erst
während der Preisverleihung be-
kannt gegeben.
15 renommierte Experten aus al-
ler Welt bildeten 2011 die red dot-
Jury. In einem mehrtägigen Prozess
wurden 6.468 Einreichungen aus
40 Ländern beurteilt. 80 Arbeiten
erhielten den Preis red dot: best of
the best. Ausschließlich überragen-
de Werke werden mit dem Preis
prämiert. Bewertungsgrundlagen
sind u. a. Originalität, emotionale
und gestalterische Qualität sowie
Prägnanz. Die Sieger-Arbeiten wer-
den vom 8. bis 16. Oktober in der
Alten Münze in Berlin ausgestellt.
Ausgezeichnete Orientierungred dot award für pbr-Leitsystem
2 Dialog
Jury votiert für stimmige Baukörper-Proportionen Entwurf für „Campus Handwerk“ Bielefeld mit erstem Preis ausgezeichnet von Hilke Eustrup
Die Handwerkskammer Ost-
westfalen-Lippe zu Bielefeld
plant den Neubau des „Cam-
pus Handwerk“ – ein Zentrum für
Aus- und Weiterbildung mit Berei-
chen für Verwaltung und Beratung –
in der Innenstadt von Bielefeld. Der
Entwurf der pbr AG für den Neubau,
der in Kooperation mit Brüchner-
Hüttemann Pasch bhp aus Bielefeld
entstand, erhielt den mit 45.000
Euro dotierten ersten Preis in ei-
nem nichtoffenen Architekten- und
Ingenieurwettbewerb. Mehr als 80
nationale und internationale Büros
hatten sich um die Teilnahme am
Wettbewerb bemüht, 20 Arbeiten
wurden schließlich eingereicht. Das
vom Bund und dem Land Nord-
rhein-Westfalen geförderte 60 Mil-
lionen-Euro-Projekt soll dem Hand-
werk in der Region eine zentrale
Anlaufstelle bieten und bis 2015 re-
alisiert werden.
Die Wettbewerbsjury lobte die
stimmige Proportion des kompak-
ten rechteckigen Baukörpers, in
dem alle gewünschten Funktionen
gut und funktional miteinander ver-
bunden werden. Das skulptural ge-
formte Gebäude mit dunkler Ziegel-
fassade setzt in seinem weitläufi-
gen Umfeld einen baulichen Ak-
zent in Form eines prägnanten Soli-
tärs. Der Neubau in unmittelbarer
Nähe zum Hauptbahnhof wird als
längsgerichteter, orthogonaler und
kompakter Baukörper parallel zur
Bahnlinie angeordnet. Der Ein-
gangsbereich liegt an der höchsten
Stelle des Grundstücks und emp-
fängt die aus Richtung Bahnhof
kommenden Besucher mit einem
Vorplatz. Zur Bahn hin präsentiert
sich der Neubau als zwei- bis vier-
geschossig lagernder Kubus, in
dem die Werkstätten als „Schau-
fenster des Handwerks“ den Vor-
beifahrenden Einblicke gewähren.
Im Süden über dem Eingang erhält
er durch den sechsgeschossigen
Verwaltungstrakt eine weithin sicht-
bare städtebauliche Dominante.
Typologisch ist der Neubau als
Gebäudeblock mit einer mehrge-
schossigen Halle und einem Innen-
hof konzipiert. Die übergeordneten
Funktionen entwickeln sich ringför-
mig um die Eingangshalle mit dem
geschossübergreifenden Luftraum.
Die Werkstätten umschließen über
drei Ebenen einen großzügigen In-
nenhof, der sich nach oben hin auf-
weitet. Auf diese Weise entstehen
zwei kommunikative Zentren in der
Ausbildungsstätte – die Eingangs-
halle als Innenraum und der Innen-
hof als Außenraum. Der Neubau
ist darauf angelegt, die geforder-
ten Kriterien der Deutschen Gesell-
schaft für Nachhaltiges Bauen
(DGNB) im Rahmen einer Zertifizie-
rung zu erfüllen.
Westerberg. Der Außenbezug er-
zeugt eine hohe Aufenthalts- und
Nutzungsqualität.
In dem auf niedrigen Energiever-
brauch hin geplanten Baukörper
wird eine Be- und Entlüftungsan-
lage eingesetzt. Der Heizenergiebe-
darf wird über den Anschluss an das
hochschuleigene Nahwärmenetz
abgedeckt. Die Vorgaben der Ener-
gieeinsparverordnung 2009 (EnEV)
werden deutlich unterschritten.
3Projekte
Frische Luft in der FortbildungVilla Amalienstraße in Oldenburg von Martin Glane
Z ur Nutzung als unterneh-
mensinterne Weiterbildungs-
akademie wurde in Olden-
burg ein Gebäude aus dem 19.
Jahrhundert nach den Standards
der Energieeinsparverordnung
EnEV 2009 und der Deutschen Ge-
sellschaft für Nachhaltiges Bauen
(DGNB) saniert und modernisiert.
Die vorhandene Bausubstanz wur-
de umgebaut und mit einem gar-
tenseitigen Anbau ergänzt. Das Er-
scheinungsbild der alten Villa blieb
weitestgehend erhalten. Innovative
technische Lösungen schufen
Räume für Tagungen und Seminare.
Die pbr AG erstellte die Planung der
Technischen Ausrüstung.
Das Gebäude gliedert sich in vier
Geschosse. Im Souterrain sind ein
Speiseraum und eine Vorbereitungs-
küche sowie Lagerräume unter-
gebracht. Im Erdgeschoss befin-
det sich ein großer Tagungsraum,
der bei Bedarf unterteilt werden
kann. Es schließen sich Bar/Lounge,
Bibliothek und Wintergarten als
Kommunikationszonen an. Das
Obergeschoss verfügt über zwei
weitere Seminarräume und einen
großen Präsentationsraum. Zwei
Einzelübungsräume und zwei Grup-
penräume liegen im Dachgeschoss.
Die Technikzentralen sind im Sou-
terrain und auf dem Dachboden po-
sitioniert.
Mit Hilfe einer Wärmepumpe
wird Geothermie als alleinige Ener-
giequelle für die Beheizung und
Kühlung des Gebäudes genutzt. Im
Bereich der Fassade waren opti-
male Wärmedämmmaterialien und
hochwertige Fenstersysteme not-
wendig. Für die Beheizung und Küh-
lung musste ein System gefunden
werden, das unter beengten
Arbeitsplätze für Start-Ups im Grünen Neubau des Zentrums für Mikrosysteme und Materialien, Berlin von Andreas Nülle
Auf dem Gelände des Wis-
senschaftsstandortes Ber-
lin-Adlershof entstand der
Neubau des Zentrums für Mikro-
systeme und Materialien (ZMM).
Dieses Zentrum stellt seit März
2011 Labore, Reinraumflächen und
Büros auf Mietbasis für Neugrün-
dungen von Unternehmen aus dem
Bereich Nanotechnologie und Ma-
terialien bereit. Der Wettbewerbs-
entwurf ging aus einer Zusammen-
arbeit der pbr AG mit dem Büro
Busmann + Haberer, Berlin hervor.
Das viergeschossige, zusam-
menhängende Gebäude mit kamm-
artiger Struktur bildet gemeinsam
mit einem waldartigen Baum-
bestand eine eigenständige Bau-
körperfigur. Die bänderartige Glie-
derung der Fassade bindet die ein-
zelnen Gebäudetrakte und die glä-
serne Eingangshalle zusammen.
Die Fassadenpaneelen in unter-
schiedlichen Grauabstufungen er-
zeugen zusammen mit rhythmisch
hervortretenden Profilen ein leben-
diges plastisch gegliedertes Ge-
samtbild.
Die gläserne Verbindungshalle
ist das Rückgrat der gesamten
Anlage. Von dieser Ost-West-Halle
werden sämtliche Einheiten er-
reicht. Gebäudetrakte unterschied-
licher Länge schaffen die Strukturen
für Mieteinheiten mit variierender
Größe. Die Reinraumhalle bildet
zusammen mit den zugehörigen
Büroflächen einen eigenen Gebäu-
deriegel.
Für Wände und Deckenkonstruk-
tionen wurden raue Materialien
wie Sichtbeton und Gussasphalt
als Bodenbelag im Erdgeschoss
verwendet, um einen Kontrast zur
sachlichen Laborumgebung zu er-
zeugen.
Mit dem Ziel einer nachhaltigen
Bauweise erfolgte die Fassadenge-
staltung mit einem optimal dimen-
sionierten Fensteranteil, eine Akti-
vierung der Gebäudemasse in Form
von tragenden Wänden und Decken
sowie die Wahl dauerhafter Materi-
alien.
Verhältnissen in den Baukörper in-
tegrierbar war. Die erzeugte Heiz-
und Kühlenergie im Gebäude wird
möglichst lange genutzt. Erst bei ei-
nem Überhang wird die überschüs-
sige Energie über die Erdsonden in
den Boden eingespeichert sowie
bei Bedarf wieder entzogen und
dem System zur Verfügung gestellt.
Verschiedene Arten der Raum-
belüftung werden im Gebäude ein-
gesetzt. Im Souterrain und Erdge-
schoss erfolgt die Raumbelüftung
in Form von Quelllüftung in Möbeln.
Beispielsweise wurde die Lüftung
des Speiseraums über Quellluft-
auslässe unter den Sitzbänken an
den Außenseiten des Raumes
gelöst. Eine Fußbodenheizung ver-
sorgt den Raum mit Wärme. Der
große Tagungsraum im Erdge-
schoss wurde mit Klimadecken und
-wänden ausgestattet. Dieses Sys-
tem zur Kühlung und Erwärmung
erlaubt es, mit niedrigen Vorlauf-
temperaturen die Wärmepumpen-
anlage optimal zu nutzen. Quellluft-
auslässe und Abluftfugen in Medi-
enwänden belüften den Raum. Im
Obergeschoss erfolgt eine Misch-
lüftung über Schlitzauslässe.
Das Gebäude ist nahezu voll-
kommen mit einem Installations-
bus KNX ausgestattet. Dieser schal-
tet und regelt die Beleuchtung, den
Sonnenschutz sowie die Heizungs-,
Lüftungs- und Klimatechnik. Touch-
panels dienen der Steuerung der
Leuchten, der Medien-, der Hei-
zungs- und der Lüftungstechnik.
4 Projekte
Die Frage nach einer Sanie-
rung oder einem Abriss und
anschließendem Neubau
stellt sich für Bauherren besonders
dann, wenn moderne Standards er-
reicht werden sollen. Für die Leib-
nizschule Hannover wurden bis Juli
2011 drei Bestands-Klassentrakte
sowie eine Doppelsporthalle durch
zwei neue Klassentrakte und eine
Dreifachsporthalle ersetzt. Im Ge-
gensatz zu Bestandsgebäuden
konnten in den Neubauten spezi-
elle Passivhaus-Anforderungspro-
file wesentlich besser umgesetzt
werden. Im ersten Bauabschnitt
waren bereits Bestandsgebäude
saniert worden. Die pbr AG er-
stellte die Gesamtplanung.
Die beiden Klassentrakte zeich-
nen sich durch eine betonte Körper-
haftigkeit aus. Durch den sensiblen
Umgang mit dieser Körperhaftigkeit
werden die Nutzungsbereiche nach
außen ablesbar. Ein Erschließungs-
bereich mit großen Glasflächen ver-
bindet die beiden Klassentrakte.
Eine Magistrale schließt sie an die
bereits sanierten Gebäudeteile. Die
oberen Geschosse sind mit allge-
meinen Unterrichtsräumen und Ne-
benräumen belegt. Das Erdge-
schoss des nördlich gelegenen Trak-
tes beinhaltet den Ganztagesbe-
reich mit Mensa, Freizeitstation
und Schülercafe. Im Erdgeschoss
des südlichen Traktes ist die Verwal-
tung mit Büros, Lehrerzimmer und
Bibliothek angeordnet.
Da ein kennzeichnendes Merk-
mal eines Gebäudes im Passiv-
hausstandard eine hochwärme-
gedämmte Außenhülle verbunden
mit einer hohen Luftdichtheit dar-
stellt, ist der Einsatz einer mechani-
schen Be- und Entlüftung zur Ein-
haltung des hygienisch erforderli-
chen Luftaustausches speziell in
Schulen unumgänglich. Diesem
Sachverhalt wurde bei der architek-
tonischen Konzeption mit ausrei-
chendem Platz für Lüftungskanal-
führungen in den Deckenbereichen
und entsprechend dimensionierten
Räumlichkeiten zur Aufstellung von
Lüftungsgeräten in den Oberge-
schossen Rechnung getragen. Zu-
dem wurden Funktionsbereiche
gleicher Nutzung räumlich kon-
zentriert, um die erforderliche An-
zahl der Lüftungsanlagen gering
zu halten. Bei der Planung der
lüftungstechnischen Einrichtungen
wurde die Sensibilisierung der
Schüler für den bewussten Um-
gang mit vorhandenen Ressourcen
berücksichtigt. Anhand von manuell
zu betätigenden Tastern zur Luft-
mengeneinstellung in den Klassen-
räumen soll im Unterricht themati-
siert werden, dass Zuluftmengen
im Komfortbereich mit der Konse-
quenz eines stärkeren Energiever-
brauchs aufgrund erhöhter Ventila-
torleistungen einhergehen.
Bei Gebäuden im Passivhaus-
standard muss in den Sommermo-
naten einer Überhitzung der Räum-
lichkeiten entgegengewirkt werden.
Aspekte des Passivhaus-Schulbaus Neubau für Leibnizschule Hannover von Guido Fehren
Als beste Möglichkeit bietet sich
die Funktion einer Nachtkühlung
an. Nachts wird mit mechanischer
Lüftung kühle Luft in die Räume
eingebracht. Die so abgekühlten
Raumwände und -decken geben
die Kältespeicherung im Laufe des
Vormittags kontinuierlich wieder an
die Räume ab und sorgen so für ein
angenehmes Klima. Für das Trag-
werk der Klassentrakte wurde eine
Mischkonstruktion aus Stahlbeton
und Kalksandstein-Mauerwerk ge-
wählt, weil beide Baustoffe eine er-
höhte Speicherkapazität bieten.
Die ebenfalls gemäß dem Pas-
sivhausstandard errichtete Dreifeld-
sporthalle verfügt über eine mecha-
nische Lüftung, die nur Zuluft in die
Halle einbringt. Die Abluftabsau-
gung erfolgt indirekt in den Dusch-
bereichen des angrenzenden Um-
kleidetraktes. Die Hallenabluft ge-
langt durch Überströmöffnungen in
die Duschbereiche.
5Projekte
Umfassende Planung und BeratungNeubau, Sanierung, Instandhaltung und Facility Management für das Kernkraftwerk Brunsbüttelvon Christine Bussas
D as Kernkraftwerk Brunsbüt-
tel an der schleswig-holstei-
nischen Unterelbe besteht
bereits seit 1977. Um hohe techni-
sche und Sicherheitsstandards zu
gewährleisten, finden kontinuierlich
Modernisierungen statt. Neben
dem Reaktorgebäude und dem da-
zugehörigen Maschinenhaus befin-
den sich verschiedene Verwal-
tungs-, Werkstatt- und Lagerge-
bäude auf dem Gelände.
Die pbr AG plante die Fassa-
densanierung aller Anlagengebäu-
de, die Bürosanierung der Verwal-
tungseinheiten sowie die Umbau-
ten einzelner Funktionsbereiche.
Alle Baumaßnahmen wurden im
laufenden Betrieb durchgeführt,
wobei die Anlagensicherung und
der Strahlenschutz besonders
berücksichtigt werden mussten.
Darüber hinaus plante die pbr AG
den Neubau des Zentralgebäudes.
Dieser vereint verschiedene, fach-
übergreifende Nutzungen auf fünf
Geschossen an der Grenze zwi-
schen äußerem und innerem Siche-
rungsbereich des Kraftwerksgelän-
des. Im Erdgeschoss fungiert der
Neubau als Zugangsgebäude mit
innerer Wache und KFZ-Schleuse.
In den Obergeschossen eins bis
drei wird das Zentralarchiv mit um-
laufenden Büroräumen kombiniert,
im vierten Obergeschoss findet die
Betriebskantine Platz. Die pbr AG
plante die Abläufe innerhalb der
einzelnen Funktionsbereiche und
der entsprechenden technischen
Einrichtungen. Infrastrukturelle, si-
cherheitsrelevante und betriebs-
spezifische Besonderheiten, wie
Englische Anforderungen in NiedersachsenNeubau einer Feldwebelmesse und -unterkunft für britische Streitkräftevon Reiner Horstmeyer
Im Zuge der Umstrukturierung
der britischen Streitkräfte wur-
den am Standort Bergen-Hohne
der Neubau einer Feldwebelmes-
se und einer Feldwebelunterkunft
realisiert. Bei der Planung der im
Mai 2011 fertig gestellten Gebäude
mussten sowohl die gesetzlichen
Bestimmungen des Truppenstand-
ortes Deutschland als auch die
Regelungen des britischen Bau-
rechtes umgesetzt werden. Unter-
schiede zwischen britischem und
deutschem Baurecht bestehen bei-
spielsweise im Brandschutz. Zu
weiteren Anforderungen an die Pla-
nung und Umsetzung gehörte das
Berücksichtigen baulicher Maßnah-
die Installation von Durchfahrschutz
und Vereinzelungsanlagen im Ein-
gangsbereich sowie die Montage
von notwendigen Einrichtungen zur
Strahlenmessung, wurden in der
Planung berücksichtigt.
Neben den planerischen und
bauleitenden Aufgaben übernahm
die pbr AG für die Vattenfall Europe
Nuclear Energy GmbH die Projekt-
steuerung weiterer Bauvorhaben
auf dem Werksgelände. Seit Januar
2010 koordiniert und steuert die pbr
AG zudem das Facility Manage-
ment auf dem Kraftwerksgelände.
Dieses Aufgabenfeld umfasst die
Instandhaltung und Aufrechterhal-
tung der betrieblichen Abläufe. Zur
Instandhaltung der Gesamtanlage
im Innen- und Außenbereich gehö-
ren sowohl die Koordinierung und
Leitung der FM-Gewerke, die Opti-
mierung der auszuführenden Leis-
tungen, die Einbindung und Leis-
tungsbündelung von externen
Dienstleistern wie auch die Über-
wachung und Abnahme von Leis-
tungen, die Budgetverwaltung so-
wie die Qualitätssicherung und Do-
kumentation sämtlicher Projekte.
Seit 2008 arbeitet die pbr AG für
das Kernkraftwerk Brunsbüttel und
beschäftigt aufgrund der Vielzahl
und des Umfangs der Tätigkeitsfel-
der ein festes Team von neun Mit-
arbeitern, zum Teil auch fest vor Ort
auf dem Kraftwerksgelände. Die
pbr AG betreut die Baumaßnahmen
am Kernkraftwerk Brunsbüttel über
verschiedene Phasen des Gebäude-
Lebenszyklus hinweg als umfas-
sender Planer und Berater.
men zum Schutz vor Anschlägen.
Die pbr AG erstellte in dem Projekt
die Architekturplanung und be-
treute die Umsetzung.
Bei dem Neubau der Feldwebel-
messe handelt es sich um ein ein-
geschossiges U-förmiges Gebäude
mit einer Grundfläche von 1.271 m².
Der Baukörper setzt sich aus einem
Küchen- und einem Bargebäude zu-
sammen, die durch einen dritten
Gebäudeteil verbunden werden.
Das Küchengebäude enthält alle
notwendigen Räume einer komplet-
ten Küche mit getrennten Sauber-
und Unsauber-Bereichen sowie
einen Speisesaal. Es ist ausgelegt
für die Versorgung von 50 bis 100
Personen. In dem Verbindungsele-
ment zwischen Küchen- und Barge-
bäude sind der Empfang und die
Büroräume der Verwaltung unterge-
bracht. Das angeschlossene Bar-
gebäude bietet zwei getrennte
Schankräume zur Nutzung für Ver-
anstaltungen und durch die Truppen-
einheit. Große Glasflächen sorgen
hier für ein helles und freundliches
Raumgefühl.
Die Fassade des Küchen- und
Bargebäudes ist als Wärmedämm-
verbundsystem realisiert. In Teilbe-
reichen wird sie durch eine rote Vor-
hangfassade aufgelockert. Ein hori-
zontales Band akzentuiert die Fens-
terzeile des Küchengebäudes. Im
Eingangs- und Barbereich unter-
streicht die Fassadenaufteilung die
großzügigen Glaselemente.
Das zeitgleich errichtete zweige-
schossige Feldwebel-Unterkunfts-
gebäude bietet auf zwei Wohnflü-
geln Unterkünfte für 47 Feldwebel.
Alle Quartiere verfügen über einen
Wohn- und Schlafraum, Dusche und
WC sowie einen Flur mit Abstell-
raum. Aspekte der Barrierefreiheit
wurden mit der Einrichtung eines
rollstuhlgerechten Quartiers berück-
sichtigt. Zusätzlich wurden gemein-
same Nassbereiche, Wirtschafts-
räume sowie Küchen-, Wäsche-
bzw. Trockenbereiche vorgesehen.
6 Projekte
Zusammenführung von Kompetenzen Neubau eines Stabs-Dienstgebäudes in Kiel von Markus Keeve
Bauliche Strukturen prägen
die Kommunikation und In-
teraktion der Nutzer. Im Auf-
trag des Bundesministeriums der
Verteidigung (BMVg) entstand un-
ter der Leitung des Gebäudema-
nagements Schleswig-Holstein
AöR auf dem Marinestützpunkt in
Kiel-Wik ein neues Gebäude für Be-
dienstete der Deutschen Marine
und verbündeter NATO-Staaten.
Der Neubau des Gebäudes wurde
aufgrund der Zusammenfassung
von fünf Typflottillen in zwei Ein-
satzflottillen an den Standorten Kiel
und Wilhelmshaven erforderlich.
Darüber hinaus ist das Centre of
Excellence for Operations in Confi-
ned and Shallow Waters (COE
CSW), ein internationales militäri-
sches Kompetenzzentrum, in dem
Gebäude untergebracht. Zukünftig
soll in diesem Teil des Stützpunktes
ein Netzwerk zwischen NATO-
Dienststellen, Industrie und wis-
senschaftlichen Instituten entste-
hen. Für die vom Bundesministe-
rium für Verteidigung mit 7,8 Millio-
nen Euro finanzierte Baumaß-
nahme erstellte die pbr AG die
Gesamtplanung.
Nach einer Bauzeit von zwei Jah-
ren wurde das viergeschossige
Dienstgebäude mit 2.800 m2 Nutz-
fläche im Juni 2011 eingeweiht. Der
Neubau reiht sich mit seiner roten
Klinkeroptik in das bestehende Ge-
bäudeensemble ein. Der U-förmige
Grundriss ist zur Kieler Förde hin
ausgerichtet, wodurch eine Vorfahrt
mit repräsentativem Charakter ent-
steht. Die Gebäudeflügel mit unter-
schiedlicher Länge orientieren sich
am Straßenverlauf.
Das Regelgeschoss des Dienst-
gebäudes ist als Zweibund konzi-
piert. Durch die offenen Flurenden
werden die inneren Erschließungs-
flächen mit Tageslicht versorgt. Mit
Ausnahme des Sicherheitsberei-
ches des COE CSW erstrecken sich
alle einzelnen Abteilungen über
maximal zwei Geschosse, so dass
nur kurze innerbetriebliche Wege
zurückgelegt werden müssen. Um
die vom Militärischen Abschirm-
dienst geforderte Abstrahlsicher-
heit technischer Geräte zu gewähr-
leisten, wurden die beiden Sicher-
heitsbereiche der Einsatzflottille 1
und des COE CSW in den beiden
Gebäudeflügeln von der Liegen-
schaftsgrenze abgewendet ange-
ordnet.
Mögliche Umnutzungen wurden
durch den Einsatz von Trockenbau-
wänden in die Planung mit einbezo-
gen. Die Fenster sind in einem Ras-
ter von 1,25 m angeordnet, so dass
Standardraumgrößen mit ausreich-
enden Belichtungssituationen flexi-
bel umgeplant werden können.
Transparente Finanzverwaltung Neubau des Finanzamts Hernevon Jörn Watermann
Für die Zusammenführung der
ehemals in verschiedenen Ge-
bäuden untergebrachten Fi-
nanzämter Herne-Ost und Herne-
West wurde im März 2011 ein re-
präsentatives Finanzamtsgebäude
errichtet. Ende 2009 erhielt die pbr
AG den Auftrag zur Ausführungspla-
nung für den Neubau des Finanz-
amts Herne. Die pbr AG plante die
Gewerke Architektur, Technische
Gebäudeausstattung (HLSE), Trag-
werksplanung und Außenanlagen.
Für die Planung und Bauausführung
stand ein enges Zeitfenster von nur
15 Monaten zur Verfügung.
Das Gebäude liegt im Zentrum
der Stadt Herne an der Ecke Be-
belstraße/Markgrafenstraße. Das
L-förmige Gebäude auf dem Eck-
grundstück, auf dem das alte Fi-
nanzamt Herne-West sich befun-
den hatte, schließt die entstande-
ne Baulücke. Die Fassaden des
Gebäudes bestehen straßenseitig
aus einem Wärmedämmverbund-
system mit Sockel aus dunkelrotem
Verblendmauerwerk. Im Innenhof
sind Parkplätze und eine Garage an-
geordnet. Nebeneingänge sind von
hier erreichbar.
Die Gestaltung der Innenräume
ist durch eine moderne Sachlichkeit
gekennzeichnet. Sichtbeton, dunkle
Bodenbeläge und weiße Wände
prägen das Erscheinungsbild. Hier-
von hebt sich die zweigeschossige
Eingangshalle im Erdgeschoss mit
farbiger Wandgestaltung und Gale-
rie ab. Mit großzügigen, zurückge-
setzten Glasfronten öffnet sich die
Eingangshalle zu den beiden Stra-
ßenfronten. Im Untergeschoss sind
außer den Haustechnikräumen
große Lagerräume für Akten unter-
gebracht, die auch über einen Sche-
renhubtisch vom Innenhof erschlos-
sen werden.
In den oberen Geschossen be-
finden sich Büroräume, eine Kan-
tine sowie die Schulungs- und Be-
sprechungsräume. Bei den Büro-
räumen handelt es sich überwie-
gend um Zwei-Personen-Büros, die
über Glasausschnitte den Flur im
Inneren belichten. Die Etagen wur-
den mit einem Hohlraumboden
ausgestattet, der die Elektroinstal-
lationen aufnimmt und für Flexibili-
tät in der Raumaufteilung sorgt.
Auch bei dem Neubau des
Finanzamts Herne wurde Wert auf
eine regenerative Energiegewin-
nung gelegt. Diese erfolgt über
eine Geothermieanlage mit Wärme-
rückgewinnung. Acht Erdsonden
sind bis zu einer Tiefe von 165 m
zum Teil unterhalb des Gebäudes
positioniert und entziehen dem
Erdreich Wärmeenergie zur Behei-
zung des Gebäudes. Im Gebäude-
inneren werden Stahlbetondecken
über eine Betonkernaktivierung zur
Beheizung und Kühlung herange-
zogen.
7Projekte
Zeitlose Architektur-Collage Der Vitra Campus in Weil am Rhein von Franziska Manz
Ein Gehry, ein Hadid, ein Morri-
son. Wie ein Freileichtmu-
seum der modernen Architek-
tur strahlt der Vitra Campus auf Eu-
ropa. Auch ein Buckminster Fuller,
ein Prouvé und ein Tadao Ando. Die
Liste der Architekten ist noch län-
ger. An kaum einem anderen Ort ist
hochwertige zeitgenössische Archi-
tektur so stark verdichtet.
Ein Großbrand auf dem Unter-
nehmensgelände des Möbelher-
stellers schuf 1981 die fruchtbare
Basis für das neue Wachstum, in-
dem er die meisten Fabrikgebäude
zerstörte. Vitra nutzte diese Gele-
genheit, sich und seine Umgebung
neu zu definieren. Das erste neue
Gebäude war die von Nicholas
Grimshaw gebaute Fabrik. Sein in-
dustriearchitektonischer Ansatz
entsprach Vitras technischer Aus-
richtung. Daher sollte Grimshaw zu-
nächst einen Masterplan für die
Gestaltung des gesamten Gelän-
des erstellen. Die Zielsetzung, den
Campus nach einem Masterplan zu
gestalten, änderte sich, als die
Skulptur „Balancing Tools“ von
Claes Oldenburg und Coosje van
Bruggen auf dem Gelände auf-
gestellt wurde. Jedes Gebäude
sollte von einem anderen Architek-
ten erbaut werden. Seitdem hat
sich der Campus zu einem erstran-
gigen Architekturpark entwickelt.
Entgegen der häufigen Fehlin-
terpretation lag die Intention des
Bauherren jedoch nicht darin, eine
Architekturen-Sammlung von Be-
rühmtheiten anzuhäufen. Das Ziel
war es, ein zeitgenössisch gestal-
tetes Areal zu schaffen, auf dem in-
dustrielle, administrative und kultu-
relle Aktivitäten kombiniert werden.
Für die Auswahl der Architekten
hatte es große Bedeutung, dass der
Architekt unabhängig von den ge-
Fokus
Im November 2010 besichtigten Marie Feuler und Claudia Niemeyer, Architek-tinnen der pbr AG am Standort Osna-brück, den Vitra Campus. Beide schildern ihre Eindrücke von dem Besuch.
Marie Feuler„Unsere Erwartungen an die hohe Dichte und die Qualität der auf kleinem Raum versammelten Bauten namhafter Archi-tekten wurden nicht enttäuscht. Wir wur-den über den gesamten Campus geführt und bekamen ausführliche Informatio-nen zu den einzelnen Bauwerken, ihrer Entstehung und Nutzung.“
Claudia Niemeyer„Besonders schön war, dass wir in vielen Bereichen die Ausstellungsstücke anfas-sen und ausprobieren durften. Außer-dem erhielten wir einen kleinen Einblick in die Kreativschmiede und die Test-Halle. In der Testhalle werden extreme Belas-tungen für die Möbel simuliert, fast wie in einer Folterkammer. Vor allem das VitraHaus, in dem Produkte für den Wohnbereich ausgestellt werden, hat uns fasziniert und inspiriert.“
Informationen
stalterischen Strömungen der Met-
ropolregion Basel war. Der Vitra-
Standort sollte ein eigener Bereich
ohne Verbindung zu den architekto-
nischen Trends in der Region sein.
Für die Vitra-Designklassiker
baute Frank O. Gehry 1989 das run-
de Vitra Design Museum. Die heu-
te unabhängige Stiftung ist eine
weltweit anerkannte Kulturinstitu-
tion zur Erforschung und Vermitt-
lung von Design und Architektur.
Sie veranstaltet Ausstellungen,
Workshops und architektonische
Führungen. Das Vitra Design Mu-
seum betreut eine der umfang-
reichsten Sammlungen industriell
gefertigter Möbel sowie Nachlässe
bedeutender Designer.
Vitra zog aus dem Großbrand
von 1981 eine Lehre und richtete
eine Werksfeuerwehr ein. Den Ent-
wurf für das Gebäude erstellte Zaha
Hadid. Ihr erstes Gesamtbauwerk
überhaupt besteht aus Räumen für
Feuerwehrautos, Sanitär- und Um-
kleideräumen und einem Bespre-
chungsraum mit Küchenteil. Heute
dient das 1993 eröffnete Gebäu-
de Ausstellungszwecken. Weitere
Bauten folgten. Jasper Morrison
entwarf beispielsweise zwei neue
Bushaltestellen. Im Laufe der Zeit
kamen noch eine Tankstelle, der
Konferenzpavillon und der soge-
nannte Dome, der als Veranstal-
tungshaus genutzt wird, hinzu.
Neben dem Ausbau der Büro-
möbelproduktion hat Vitra bis zum
Jahr 2005 eine breite Palette von
Wohnmöbeln entwickelt, was zur
Idee für einen neuen Präsentations-
raum führte: das 2010 eröffnete Vi-
traHaus. Das aus vier Etagen beste-
hende, übereinandergeschichtete
und bis zu 15 m auskragende Vitra-
Haus wurde von den Baseler Archi-
tekten Herzog & de Meuron ge-
plant. Das Architekturbüro hat unter
anderem das Nationalstadion für
die olympischen Sommerspiele
2008 in Peking sowie die Elbphil-
harmonie in Hamburg entworfen.
Vom klassischen Bürostuhl über
das praktische Küchenregal bis hin
zum bunten Kunststoffelefanten
bietet der internationale Möbelher-
steller Vitra heute Lösungen und
Produkte für verschiedene Lebens-
bereiche. Vor über 60 Jahren wurde
das Familienunternehmen in dem
Dreiländereck Deutschland, Schweiz
und Frankreich in Weil am Rhein ge-
gründet. Seitdem hat sich Vitra ste-
tig weiterentwickelt. Die Vitra AG
hat mittlerweile ihren Hauptsitz in
Birsfelden in der Schweiz.
VitraHaus, Herzog & de Meuron, Foto: Iwan Baan, © Vitra (www.vitra.com)
Vitra Design Museum, Frank Gehry, Foto: Thomas Dix, © Vitra (www.vitra.com) Feuerwache, Zaha Hadid, Foto: Thomas Dix, © Vitra (www.vitra.com)
Buckminster Fuller Dome, Richard Buckminster Fuller, Foto: Thomas Dix, © Vitra (www.vitra.com)
VitraHaus, Herzog & de Meuron, Fotos: Iwan Baan, © Vitra (www.vitra.com)
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