tourette syndrom c. popow univ. klinik f. neuropsychiatrie d. kindes- u. jugendalters
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Tourette Syndrom
C. PopowUniv. Klinik f. Neuropsychiatried. Kindes- u. Jugendalters
Inhalt
Definition Häufigkeit, klinisches Bild, Prognose Therapie Fallberichte weiterführende Links und Literatur
Geschichte des TS erste Erwähnung durch Aretaios (80-138?)
Fälle von Zuckungen, Grimassenschneiden, Gebell, plötzlichen Flüchen und unvermittelten blasphemischen Äußerungen
Gaius Suetonius Tranqiullus (70-140) Kaiser Claudius
wenn durch das Spiel oder ernsthafte Geschäfte erregt, unkontrolliertes Lachen, Speichelfluss, Stammeln, eine laufende Nase und anhaltende nervöse Tics.
Mittelalter Sprenger/ Institoris: „Hexenhammer“ (1487)
berühmte Persönlichkeiten mit Ticerkrankung Molière, WA Mozart, Napoleon, Peter der Große
Georges Gilles de la Tourette
1857 – 1904Kaufmannssohn, ältestes von 4 Kindernaus St Gervais les Trois Clochers (Vienne)Studium in Poitiers und Paris1844 Assistent von Prof. Charcot (1825-1893)Studien über Hysterie, Epilepsie1885 Publikation: Etude sur une affection nerveuse...(Erstbeschreibung Itard, 1825, Marquise de Dampierre)1886 Klinikchef bei Charcot1901 Erkrankung (PP)
Photoquelle:www.tourettes-disorder.com
Vorlesung bei Prof. J-M Charcot
Quelle: MSN Encartahttp://de.encarta.msn.com
Definition TS [F 95.2 (ICD-10), 307.23 (DSM IV)]
multiple motorische und ein oder mehrere vokale Tics
mehrmals täglich, im Verlauf eines Jahres immer wieder(ticfrei nicht > 3 aufeinander folgende Monate)
(verursacht starke Anspannung oder deutliche Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder
anderen wichtigen Funktionsbereichen)
Beginn vor dem 18. Lj
nicht durch körperliche Wirkungen einer Substanz (z.B: Stimulantien)
oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (z.B. Chorea Huntington, postvirale Encephalitis)
A
B
(C)
D
E
Tics (F 95) motorische
unwillkürliche, rasche, wiederholte rhythmische Bewegung meist umschriebener Muskelgruppen
vokale Lautproduktion
Eigenschaften plötzliches Einsetzen,
kein erkennbarer Zweck normalerweise nicht
willkürlich beeinflussbar, aber unterdrückbar
Belastungen verstärken Tics, im Schlaf verschwinden sie
Komplexität: einfache
Blinzeln, Kopfwerfen, Schulterzucken, Grimassieren
Räuspern, Bellen, Schnüffeln, Zischen
komplexe Sich-selbst-Schlagen,
Springen, Hüpfen Wortwiederholungen,
soz. unangebrachte, oft obszöne Wörter (Koprolalie)Wiederholung eigener Laute oder Wörter (Palilalie)
zugehörige Merkmale und Störungen Komorbidität
nur 11-12 % ohne Zwangsgedanken und
–handlungen (30-65%) ADHD (50-75%),
Lernschwierigkeiten (24%) Angststörungen (19%),
Panikattacken (33%), Schlafstörungen (14-26%), RLS (59%)
mangelhafte Aggressions-kontrolle, Selbstver-letzungen (10-37%)
soziale Konsequenzen soziales Unbehagen,
Schamgefühle, Befangenheit, Nieder-geschlagenheit
Zurückweisung durch andere
andere Behinderung von
Alltagstätigkeiten selten: körperliche
Schäden Netzhautablösung,
orthopädische Probleme, Hautprobleme
Ursache genet. Störung
26-115 / 10 000 M : F = 1.5-3 : 1 AD (2p11, 8q22, 11q23-24 ?) mit unterschiedlicher
Penetranz Konkordanz: eineiige Zwillinge 53%, zweieiige 8% „Penetranz“: w: 70%, m: 99%
„Vulnerabilität“ Typ/ Schweregrad kann unterschiedl. sein
10% nicht familiär diese zeigen häufig ER / Anfälle
beteiligte Neurotransmitter D2, 5-HT2, α2
Differentialdiagnose chron. Ticstörung
motor. oder vokale Tics vorübergehende
Ticstörung motor. und/oder vok.
Tics, >4w, < 12m Tics bei anderen
Erkrankungen Chorea Huntington,
Schlaganfall, Chorea Sydenham, MS
Substanzwirkung (z.B. Neuroleptica)
dystone Bewegungen langsame
Drehbewegungen, längere musk. Anspannung
Myoklonien kurze, unkoordinierte
Zuckungen einzelner Muskeln
hemiballistische Bewegungen period., grobe,
ausholende Bewegungen der Gliedmaßen
Spasmen stereotyp, langsamer,
länger anhaltend; z.G. hemifaziale Spasmen
Synkinesien unwillkürliche
Bewegungen, die willkürliche begleiten
Verlauf
Beginn in der Kindheit od. frühen Adoleszenz jedenfalls vor dem 18. Lj. früheste mit 2a, motor. Tics ca. 7a
Dauer: meist lebenslang es gibt Remissionsphasen von Wochen oder
Jahren meist nimmt Schweregrad in der Adoleszenz ab es gibt Spontanremissionen
Abklärung°
° Leitlinien DGKJP 028/025
Shapiro TS Schweregrad Skala
Therapie Neuroleptica
klass. (Pimozid (Orap®)) atyp. (Risperidon, (Risperdal®), Olanzapin,
(Quetiapin®), Tiaprid (Delpral®)) Clonidin (α2-Agonist, Catapresan®)
Baclofen (GABA-B Antagonist, Lioresal®) Odansetron (5-HT3-Antagonist, Zofran®) Pergolid (D2-Agonist, Permax®)–insbesondere bei RLS sonstige (Δ9THC, Naloxon, Ig, Botulinum Toxin, Nikotin
td) TS + Zwang: Sulpirid (NL, Dogmatil®), NL + SSRI TS + ADHD: trizykl. AD Psychotherapie
Therapie°
° Leitlinien DGKJP 028/025
Websites
http://www.tourette.at http://www.tourette.de http://www.tourette-gesellschaft.de http://www.tourette.ch http://www.tsa-usa.org
Literatur BANASCHEWSKI T, ROTHENBERGER A: Verhaltenstherapie bei Tic-Störungen.
In: Petermann F: Kinderverhaltenstherapie. Hohengehren: Schneider (2003), pp 204-243
COHEN DJ, BRUUN RD, LECKMANN JF (eds.): Tourette's Syndrome and Tic Disorders. New York: Wiley (1988).
COHEN DJ, JANKOVIC J, GOETZ C (eds.): Tourette Syndrome, Advances in Neurology, Vol. 85. Philadelphia: Lippincott Williams and Wilkens (2001)
LECKMANN J, COHEN D (eds.): Tourette Syndrome - Tics, Obsessions, Compulsions. Developmental psychopathology and clinical care. New York: Wiley (1999)
ROBERTSON MM, STERN JS: Gilles de la Tourette Syndrome: symptomatic treatment based on evidence. Europ Child Adolesc Psych 9:160-175 (2000).
ROTHENBERGER A: Wenn Kinder Tics entwickeln - Beginn einer komplexen kinderpsychiatrischen Störung. Stuttgart: Fischer (1991)
ROTHENBERGER A: Tourette-Syndrom und assoziierte neuropsychiatrische Auffälligkeiten. Zeitschr Klin Psychologie 25: 259-279 (1996)
ROTHENBERGER A, BANASCHEWSKI T: Tic-Störungen. In: Enzyklopädie der Psychologie, Bd. 5, Störungen des Kindes- und Jugendalters. SCHLOTTKE et al. (Hrsg.). Göttingen: Hogrefe (2005)
SCHOLZ A, ROTHENBERGER A: Mein Kind hat Tics und Zwänge - erkennen, verstehen und helfen beim Tourette-Syndrom. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, (2001)
Filme
The Tic Code2 Tourette Betroffene in New York
KopfleuchtenDoku über Hirnerkrankungen
Schluckauf im Gehirn
Das Tourette Syndrom
Zusammenfassung
TS – chron. Ticstörung (vok.+motor.) Beginn im Kindesalter häufige Komorbidität: Zwang, ADHD genet. bedingt Therapie möglich (Catapresan,
Neuroleptika u.a.; Psychotherapie)
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