Ückendorf erleben
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erlebenD A S M A G A Z I N E I N E S I N T E R N A T I O N A L E N S T A D T T E I L S
022009
Halil Altintop:Einer von uns
Ü C K E N D O R FS
CH
UT
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ÜH
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,50
EU
RO
Ue02_01_Titel 09.12.2009 9:58 Uhr Seite 1
Ue02_20_Kino 09.12.2009 10:11 Uhr Seite 3
das Projekt Ückendorf erleben nimmt Fahrt auf, entwickelt Dynamik und wird als Stadt-
teilmagazin wahrgenommen. Ein größeres Lob können die Schüler, kann das gesamte
Redaktionsteam gleich nach der ersten Ausgabe gar nicht bekommen. Ein Stadtteilmagazin
lebt von den Gesprächen mit den Menschen. Wir hoffen, dazu lädt auch die zweite
Ausgabe ein, die Sie in den Händen halten.
Es wird mit und über uns gesprochen und geschrieben. Im Internetforum „Gelsen-
kirchener Geschichten“ wird unsere Arbeit von brucki, macalbie, Ego-Uecke und hoppi
begleitet. Das freut uns sehr, denn aktiv am Leben dieser Stadt, dieses Stadtteils teilzunehmen,
das ist unser Anspruch. Wie schwer dieser Anspruch in wirtschaftlicher Hinsicht umzu-
setzen ist, mussten wir im Rahmen der Pilot-Ausgabe im Jahr 2007 erfahren. Die intensive
Suche nach Partnern, die dieses tolle und sinnvolle Projekt auch finanziell unterstützen,
zog sich zeitlich hin, zog räumlich immer weitere Kreise. So weite Kreise, dass wir
schließlich in Berlin und Brüssel landeten.
Darauf sind wir stolz, dass wir die Verantwortlichen im Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung von diesem Magazin überzeugen konnten. Darauf, dass bei der
Europäischen Union Ückendorf auf der Tagesordnung steht. Ohne diese Unterstützung wäre
dieses Magazin, das im kommenden Jahr vier Mal erscheinen wird, nicht zu realisieren.
Und noch einen Partner haben wir für Ückendorf erleben gewonnen: die Fachhochschule
Gelsenkirchen. Professor Steffen-Peter Ballstaedt wird mit Studierenden des Fachbereichs
Journalistik das Projekt wissenschaftlich begleiten.
Sie sehen, die erhofften und nötigen Verknüpfungen zwischen der Redaktion von
Ückendorf erleben und den Menschen dieser Stadt entstehen, wachsen – und damit auch
das Magazin. Gewachsen aus diesem Dialog ist die Kinderseite, die erstmals in dieser
Ausgabe auf Seite 12 und 13 erscheint. Vielen Dank an den Kindergarten Flöz Sonnenschein.
Entstanden aus diesen Gesprächen ist auch die Rätselseite auf der Seite 37, die von so
vielen Lesern gewünscht wurde.
Es ist wieder viel passiert seit der zurückliegenden Ausgabe, zum Beispiel, dass
Ückendorf ein Topmodel bekommen hat. An dieser Stelle Gratulation an die Siegerin dieser
grandiosen Veranstaltung, Gratulation an Edith Cekrezi zum Titel „Ückendorfs Next
Topmodel“. Ich wünsche Euch und Ihnen viel Spaß beim Rätseln, Lesen und beim Malen,
erfreuen Sie sich an diesem Magazin über Ihren Stadtteil, an Ihrem Magazin.
Otto Lerchenmüller
Projektleiter
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Stadtteil-Impressionen: Im Kindergarten Flöz Sonnen-schein malen Kinder ihr Ückendorf, die Jungen Redak-teure Betül Arslan, Aynur Gülnaz und Özgür Kilicalp beimInterviewtermin und begeis-terte Zuschauer beim Topmodel-Contest in der Gesamtschule.
2|2009 ÜCKENDORF erleben 3
e d i t o r i a l
Ue02_02_Editorial 09.12.2009 10:03 Uhr Seite 3
in
Editorial 3Von Otto Lerchenmüller, Projektleiter
Ansichten und Aussichten 6Glühweinduft und Weihnachtslieder
Vorhang auf, Film ab! 8Das Kommunale Kino kommt nach Ückendorf
Ückendorf im Winter 9Bewegung in Bildern: Die Foto-Aktion
Ein Profi zum Anfassen 10Halil Altintop über Fußball, Schule und Familie
Maxi-Kinder – maximaler Spaß 12Eine Seite von Kindern für Kinder
Alles neu, alles gut? 14Larissa Tatus über Schattenseiten der GSÜ
29
Herausgeber: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHvertreten durch Otto Lerchenmüller, Geschäftsführer
Verlag: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH, Niederlassung NRWLise-Meitner-Straße 11, AufEwald, 45699 HertenTel. 0 23 66 / 88 70 90, Fax 0 23 66 / 8 87 09 19redaktion@ueckendorf-erleben.de
ISSN: 1865-9489
Projektleitung: Otto LerchenmüllerRedaktionsleitung: Oliver MauPädagogische Leitung: Eva-Maria LaarmannVerantwortliche Redaktion: Florian Adamek, Susanne Höltken, Oliver MauSchlussredaktion: Renate Da Rin
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Florian Adamek, Betül Arslan,Thomas Backs, Davut Baikoglu, Charlotte Biber, ÖzlemBingöl, Anna Blankenaufulland, Jason Cizmowski, DoganCoskun, Marie Dehnel, Joelina Fischer, Aynur Gülnaz, Michael Holtschulte, Dominik Juchniewski, Kaniau Kader,Ceylan Karakaya, Özgür Kilicalp, Eva Laarmann, Otto Lerchenmüller, Oliver Mau, Mariana Nassif, Elif Özdemir, Fazile Rauf, Renja Ritgen, Amina Saafi, Bahar Satilmis, Ann-Christin Schulz, Kiara Sotke, Marco Stepniak, Andreas Weiss, Büsra Nur Yildirim
Titelfoto: Amina Saafi
Grafik und Design: Axel Ganguin, München
Gesamtherstellung und Anzeigen:Haidhausen-Verlag Grafik.PR.Werbung GmbH Niederlassung Herten, Anschrift wie Verlag Anzeigen: Michael Hamdorf, mh@haidhausen-verlag.deAnzeigenverwaltung: Marianne WissingTel.: 0 23 66 / 8 87 09 16, anzeigen@haidhausen-verlag.de
Druck: Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Düsseldorf
Kooperationspartner: Gesamtschule Ückendorf, www.gsue.deStadtteilbüro Südost, www.stadtteilprogramm-suedost.de
Auflage 8.000Kostenlose Verteilung in Ückendorf und den umliegendenStadtteilen. Ückendorf erleben erscheint viermal jährlich.Die Zeitschrift Ückendorf erleben kann auch abonniert werden.
Aboservice: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHLise-Meitner-Straße 11, AufEwald, 45699 Herten, Fax 0 23 66 / 8 87 09 19 Vier Ausgaben kosten inkl. Versandkosten 22 Euro.
„Dieses Vorhaben wird aus dem Europäischen Sozialfondsder Europäischen Union und aus Mitteln des Bundesminis-teriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert.“
„Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarkt-politische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigungdurch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unter-nehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancen-gleichheit und der Investition in die Humanressourcen.“
Ausgabe Dezember 2009
impressum
15
Ue02_03_Inhalt 09.12.2009 10:06 Uhr Seite 2
nhalt
Wir sind alle Teil einer Welt 15Der Engel der Kulturen hinterlässt seine Spuren in der Stadt
Leute heute 18Beste Bildung und Ücky unter Volldampf
Platz eins geht an Ückendorf 19Next Topmodel-Contest rockt die Schule
Harte Arbeit für die Jury 26Ückendorfs Next Topmodel: Schule und Spaß eng verbunden
Terminkalender 28Von Wilfried Schmickler bis Helge Schneider
Was frau will, schafft frau auch! 29Eva Teubert ist Feuerwehrfrau
19
12
36
30
Allein unter Frauen 30Ullrich Stiegemann ist Hausmann
Ergreifende Tage im Osten 3119 Schüler auf Gedenkstättenfahrt in Buchenwald
Diese Fahrt bleibt unvergesslich 32Erlebnisbericht von Ann-Kathrin Schwarz und Cem May
Synagogen stellen Kunstwerke aus 34Meisterschülerin Hanna Schulte über ausdrucksstarke Bilder
Ausflug zur Ideenschmiede 36Junge Redakteure auf Entdeckungsreise im Verlag AufEwald
Rätseln Sie mit, Preise zu gewinnen 37Bilderrätsel und Witze
Gesichter Ückendorfs: Lothar Jacksteit 38Grundschullehrer und Lokalpolitiker
2|2009 ÜCKENDORF erleben 5
Ue02_03_Inhalt 09.12.2009 10:06 Uhr Seite 3
6 ÜCKENDORF erleben 2|2009
a n s i c h t e n & a u s s i c h t e n
Glühweinduft undWeihnachtsliederGemütlich leuchten die kleinen Buden,gesellig stehen die Menschen in kleinenGrüppchen davor. Gedämpfte Stimmenvermischen sich mit Glühweinduft und Glockenklang: Es weihnachtet inÜckendorf. Unter organisatorischer Feder-führung von Jürgen Schweinar von derStadtteiloffensive Ückendorf und UweGerwin vom Stadtteilbüro Südost tragenÜckendorfer Bürger, Vereine, Schulen,Tageseinrichtungen, Geschäftsleute undandere Gruppen die Traditionsveran-staltung im Pestalozzihain. Auftakt aufder großen Bühne: die ökumenische Andacht mit Pfarrer Rosinski und Pater Leo Rawalski, musikalisch gestaltet vom Gospelchor der Evangelischen Nicolaigemeinde.
Ue02_56_Foto 09.12.2009 10:08 Uhr Seite 2
2|2009 ÜCKENDORF erleben 7
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IS
Ue02_56_Foto 09.12.2009 10:08 Uhr Seite 3
In der Multikulti-Komödie „Salami Alei-
kum“ hat der junge, verträumte Iraner Moh-
sen (Navid Akhavan) mit schwerwiegenden
Problemen zu kämpfen. Er hat ständig Streit
mit seinem strengen Vater, weil er für die
familieneigene Metzgerei schlachten soll.
Doch Mohsen kann kein Blut sehen. Viel lie-
ber strickt er, denn das sorgt für Entspan-
nung. Als er sich in die Automechanikerin
Ana (Anna Böger) verliebt, die überzeugte
Vegetarierin ist, fangen die Verstrickungen
erst richtig an. Kurzum: Zur Premiere im
Kommunalen Kino (KoKi) in Ückendorf am
Montag, 14. Dezember, darf gelacht werden.
Mehr noch: Wenn sich um 20 Uhr der Vor-
hang hebt, es erstmals heißt „Film ab“, wird
kein Auge trocken bleiben. Vor dem Kino-
start bat Ückendorf erleben Dr. Volker Bande-
low, als Leiter des Referats Kultur bei der
Stadt Gelsenkirchen verantwortlich für das
Projekt, zum Interview.
Ückendorf erleben: Warum brauchen wir
das Kommunale Kino in Ückendorf?
Dr. Volker Bandelow: Wir haben nur ein
Kommunales Kino in der Schauburg in Buer.
Das ist viel zu weit für die Ückendorfer. Und
das Besondere an der Gesamtschule Ücken-
dorf ist, dass sie seit drei Monaten einen neuen
Filmprojektor für 35-mm-Filme hat. Ein sol-
ches Gerät gibt es an keiner anderen Schule.
Ückendorf erleben: Welche Filme sollen
gezeigt werden?
Dr. Volker Bandelow: Wir führen aktuelle
Filme vor, die man noch nicht auf DVD be-
kommt. Wir wollen aber keine Massenpro-
duktionen in der Art des Popcornkinos zei-
gen, sondern sogenannte Arthouse-Filme.
Filme mit Inhalt, über die man nachdenken
muss. Filme zu verschiedenen Themengebie-
ten. Im KoKi in Buer werden sonntags und
montags zwei Filme angeboten. Einer dieser
Filme wird dann im KoKi in Ückendorf lau-
fen. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier
mal einen türkischsprachigen Film zeigen.
Mir ist aber wichtig, dass das Kinoprogramm
kein Schulfilm ist, sondern die Leute im
Stadtteil anspricht.
Ückendorf erleben: Wie kann man beim
Kommunalen Kino mitmachen und sich hier
in Ückendorf engagieren?
Dr. Volker Bandelow: Wir bringen zu den
Vorstellungen nur den Filmvorführer mit. Es
werden also noch Leute gesucht, die Karten
abreißen, Cola und Popcorn verkaufen, nach
dem Film sauber machen, sich um die Wer-
bung kümmern. Und natürlich müssen auch
die Filme ausgesucht werden. Für all diese or-
ganisatorischen Aufgaben soll ein Filmclub
gegründet werden. Wer Lust hat, kann mit-
machen. Wir suchen Menschen, auf die wir
uns verlassen können.
8 ÜCKENDORF erleben 2|2009
n a c h b a r n u n d f r e u n d e
„ S a l a m i A l e i k u m“ – K o K i - P r e m i e r e i n Ü c k e n d o r f
Vorhang auf, Film ab
Schräger Humor,schrille Farben: ZurPremiere des Kommunalen Kinos inÜckendorf läuft derFilm „Salami Aleikum“.
Kommunales Kino Ückendorf
Bochumer Straße 190, 45886 Gelsenkirchen
www.gelsenkirchen.de
i n f o t i p p s
Mariana Nassif, 14 Text
Ann-Christin Schulz, 14 Text
Büsra NurYildirim, 14 Text
Ue02_20_Kino 09.12.2009 10:09 Uhr Seite 2
B e w e g u n g i n B i l d e r n : d i e Wi n t e r -F o t o - A k t i o n v o n Ü c k e n d o r f e r l e b e n
Der Winter hat sich bislang noch
gut versteckt – kein Schnee weit und
breit, dafür warme Sonne und grüne
Wiesen. Doch schon bald stimmen
die klimatischen Bedingungen, um
an der Foto-Aktion von Ückendorf
erleben teilzunehmen. Ab sofort und
noch bis Ende Januar sind alle kleinen
und großen Hobby-Fotografen, Profis
und Gelegenheitsknipser aufgerufen, ein
„Ückendorfer Winterfoto” zu machen.
Der Winter zeigt sich von seiner coolsten
Seite? Dann gibt es nur eins: Kamera gezückt,
auf den Auslöser gedrückt und das Ergebnis
an Ückendorf erleben geschickt. Auf die Teil-
nehmer warten attraktive Preise, darunter
ein Wochenende für zwei Personen in Mün-
chen mit allem, was dazugehört.
Aufnahmen von wilden Schneeball-
schlachten, Schneemann-Bauarbeiten oder
stimmungsvollen Winterlandschaf-
ten – der Fantasie sind keine Grenzen
gesetzt. In der Ausgabe im März wer-
den die Siegerfotos gekürt, unter al-
len Teilnehmern wird eine Digital-
kamera verlost.
Der Hauptgewinn im Detail: ein
Wochenende für zwei Personen in
München. Zu den zwei Übernachtun-
gen mit Frühstück und Abendessen kommen
ein Stadtrundgang sowie Fahrkarten für den
öffentlichen Personennahverkehr.
Schicken Sie uns Ihr persönliches „Win-
terfoto“ per E-Mail (mindestens 1.200 x 1.800
Pixel) an redaktion@ueckendorf-erleben.de
oder per Post an:
Ückendorf erleben
c/o Bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH,
AufEwald, Lise-Meitner-Straße 11,
45699 Herten
k u l t & k u l t u r
Eiszapfen, Schlitten-fahren und die erstenKrokusse im Frühling.Der Winter hat viele schöne Seiten.
Ückendorf im Winter
Oliver Mau, 42 Text
Ue02_52_Winter 09.12.2009 10:13 Uhr Seite 3
vietten für die Unterschrift bereitgelegt. Der
prominenteste Ehemalige der Gesamtschule
Ückendorf ist ein echtes Kind des Ruhr-
gebiets geblieben. Ohne Starallüren oder Be-
rührungsängste geht er auf die Menschen
10 ÜCKENDORF erleben 2|2009
s p o r t & f r e i z e i t
schwarzer Kappe betritt Halil Altintop den
Raum. Und beinah scheint es, als hielten die
Besucher den Atem an. Schnell bildet sich
eine Traube um den türkischen National-
spieler, Handykameras werden gezückt, Ser-
N a t i o n a l s p i e l e r H a l i l A l t i n t o p ü b e r F u ß b a l l , S c h u l e u n d F a m i l i e
Ein Profi zum Anfassen
Treffpunkt „ess null vier“. Das Restau-
rant gleich neben den Schalker Trainings-
plätzen ist gut besucht, Stimmengewirr liegt
in der Luft. Lässig gekleidet mit poppigem
T-Shirt, modisch-hüftsitzender Jeans und
Ue02_43_Halil 09.12.2009 10:15 Uhr Seite 2
ein. Und da verwundert es nicht, dass der
27-Jährige das Interview mit einer Fragerunde
eröffnet: Wie es an der Gesamtschule läuft,
was Ückendorf erleben für ein Projekt sei
und wie es ihnen auf der Schule gefällt, will
der jüngere der Altintop-Zwillinge von den
Jungen Redakteuren wissen. Und erzählt
dann, wie er in den 90er-Jahren seine Schul-
zeit erlebt hat, in Ückendorf mit dem Fußball-
spielen begann und welche Rolle in seinem
Leben die Familie spielt.
SchuleAn seine Zeit an der Gesamtschule
Ückendorf hat Halil Altintop viele schöne Er-
innerungen. „Die Schule ist international
mit Schülern vieler Nationen. Das macht es
dort spannend“, erinnert sich der 27-Jährige.
Der Frage, ob er ein guter Schüler war, weicht
er diplomatisch aus. „Ich war ein fleißiger
Schüler.“ Lieblingsfächer? Sport und Philoso-
phie. „Ich hatte das Glück, mit Frau Nennin-
ger und Herrn Kosseck zwei nette Klassen-
lehrer zu haben“, erinnert sich der Fußball-
profi. Heute denkt Halil gerne an seine Zeit in
der Gesamtschule zurück. An Lehrer, Mit-
schüler und Verwechselungen wie im „Dop-
pelten Lottchen“. In einer Freistunde, Zwil-
lingsbruder Hamit hatte in einer anderen
Klasse noch Unterricht, wurde er von Hamits
Fachlehrerin im Flur gesehen. Jetzt gab es Är-
ger. „Was suchst du hier? Solltest du nicht in
der Klasse sein und die Aufgaben erledigen?“,
musste Halil sich fragen lassen. Bis sich das
Missverständnis aufgeklärt hatte. Den Unter-
richt geschwänzt hat Halil übrigens nie.
Fester Treffpunkt mit seinen Freunden war
der Bauspielplatz an der Bochumer Straße.
FußballBei Schwarz-Weiß Gelsenkirchen-Süd
fing alles an. Mit sieben Jahren spielt Halil
Altintop sein erstes Spiel im Vereinstrikot.
„Ein Nachbarsjunge hat uns überzeugt, in
den Verein zu gehen“, erinnert sich Halil. Ge-
meinsam mit seinem Bruder wechselt er spä-
ter zum TuS Rotthausen, weiter zur SG Wat-
tenscheid 09. Danach trennen sich ihre Wege
zum ersten Mal. Halil geht zum 1. FC Kaisers-
lautern, Hamit zum FC Schalke, zu dem Halil
erst später kommt. Viele wichtige Tore hat
Halil erzielt. „Eines der wichtigsten war im
Trikot der Gesamtschule Ückendorf im End-
spiel der Deutschen Schulmeisterschaften in
Berlin“, erinnert sich der heutige National-
spieler. Das Endspiel verlor die Mannschaft
von Trainer Joe Kosseck. Die schönen Erinne-
rungen überwiegen trotzdem. Kontakt zu sei-
nem alten Sportlehrer und den Mitspielern
von damals hat Halil bis heute. „Leider nicht
mehr so viel. Dafür fehlt oft die Zeit“, sagt Ha-
lil. Träume hat der Profi im Sport noch viele,
bei den Wünschen für die Zukunft denkt er
aber über den Fußballplatz hinaus: „Vor al-
lem die Menschen nicht zu verlieren, die
man schätzt und lieb hat.“
FamilieSeine Familie ist dem gebürtigen Gelsen-
kirchener sehr wichtig. „Die geht über alles“,
sagt er. Zweifel ausgeschlossen. Da verwun-
dert auch die Antwort auf die Frage nach sei-
nem Vorbild nicht: „Meine Mutter! Sie hat
meine Geschwister und mich alleine erzo-
gen.“ Halil hat neben Bruder Hamit noch drei
ältere Schwestern. Heute lebt der 27-Jährige
mit seiner Freundin zusammen, die er in sei-
ner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern kennen-
lernte. Seine drei Wünsche für die Zukunft:
„Gesundheit, Glück und natürlich Erfolg!“
2|2009 ÜCKENDORF erleben 11
FC Schalke 04
Ernst-Kuzorra-Weg 1, 45891 Gelsenkirchen
www.halil-altintop.com
i n f o t i p p s
Die Jungen Redakteure AminaSaafi, Bahar Satilmis, Özgür Kilicalpund Ceylan Karakaya im Parkstadion mit Halil Altintop.
Bahar Satilmis, 14 Text
Ceylan Karakaya, 15 Text
Özgür Kilicalp, 15 Text
Amina Saafi, 20 Foto
Ue02_43_Halil 09.12.2009 10:15 Uhr Seite 3
Der junge Mann weiß, was sich gehört. Im
Rausgehen sagt Renja: „Ihr seid aber wirklich
nett gewesen.“ Das war das i-Tüpfelchen, mit
dem der Knirps die Herzen des Redaktions-
teams von Ückendorf erleben nachhaltig
erobert hat. Und noch etwas hat der aufge-
weckte Bursche gemacht: Er hat den Termin
treffend zusammengefasst. Die Zusammen-
arbeit mit dem Kindergarten Flöz Sonnenschein
war einfach toll, hat allen Spaß gemacht, den
acht Maxi-Kindern, den drei Jungen Redakteu-
ren und Kindergartenleiterin Bärbel Dost.
12 ÜCKENDORF erleben 2|2009
v o n k i n d e r n f ü r k i n d e r
S o s e h e n K i n d e r i h r e n S t a d t t e i l
Maxi-Kinder – maximaler Spaß
Ue02_40_Kinder 09.12.2009 10:16 Uhr Seite 2
Am Anfang dieser Geschichte stand letzt-
lich eine zentrale Frage: Was fangen eigent-
lich Kinder aus Ückendorf, die noch nicht le-
sen können, mit unserem Magazin an? Die
Antwort war kurz und ernüchternd, näm-
lich: gar nichts.
Das ist eindeutig zu wenig für junge
Ückendorfer, das fand auch Bärbel Dost, die
sofort die Initiative ergriff und acht Maxi-
Kinder – das sind die Kindergarten-Kinder,
die im kommenden Jahr in die Schule kom-
men – zusammentrommelte. Gemeinsam
überlegten dann alle, was man machen kann,
und das ging bei den Fünfjährigen wasserfall-
artig, lebhaft und ohne irgendeine Scheu.
„Da sind Kinder ganz spontan, offen und di-
rekt. Wenn es Spaß macht, wird sofort ange-
packt“, sagt Bärbel Dost.
Das Redaktionsteam hatte es mit thema-
tischen Profis zu tun, mit echten Stadtteil-
Spezialisten, die genau wussten, was sie kön-
nen – und was sie wollen. Schnell stand fest:
Es sollte etwas von Kindern für Kinder sein.
Und da es mit dem Schreiben und Lesen
verständlicherweise im Vorschulalter noch
nicht so klappen kann, traf man sich schnell
beim Malen. An dieser Stelle brachen dann
alle Dämme: „unsere Kirche“, „die Ampel,
„der Park“. Die Motive waren schnell festge-
legt, die Blätter wurden ausgeteilt und die
Farben ausgesucht.
Nach einer Stunde lagen die Kunstwerke
vor. Renja, Anna, Dominik, Kiara, Joelina,
Lotti, Marie und Jason waren fertig. Es wurde
noch das „Ding da“ auf dem Dach der Kirche
gemalt – der Wetterhahn. Hier und da gab es
noch Unterstützung von und für den Tisch-
nachbarn, der Supermarkt bekam noch die
richtigen Farben verpasst. Dann wurde ein-
gesammelt, gemeinsam aufgeräumt. Alles in
allem tolle Teamarbeit.
Das Ergebnis: So sehen Kinderaugen
Ückendorf, so sehen die acht Maxi-Kinder
des Kindergartens Flöz Sonnenschein ihren
Stadtteil – und zwar auf dem Weg vom Kin-
dergarten zur Ückendorfer Straße. Und weil
die Bilder so toll sind, die Unterstützung so
wertvoll ist, soll es noch mehr Kinderwege
durch Ückendorf geben. Kinderwege zum
Weitermalen, zum Nachlaufen, zum Bewun-
dern. Und vor allem von Kindern für Kinder.
Ückendorf erleben, das Magazin eines inter-
nationalen Stadtteils, Ückendorf erleben,
ein Magazin für den ganzen Stadtteil.
Drei Fragen an ...... Kindergartenleiterin Bärbel Dost
Aufgeschlossen und ausgeglichen ist Bärbel
Dost, diesen Eindruck macht die 51-jährige
Leiterin des Evangelischen Kindergartens
Flöz Sonnenschein. Seit 30 Jahren ist sie be-
reits Erzieherin, seit 20 Jahren leitet sie die
Einrichtung der Evangelischen Kirchenge-
meinde St. Nicolai. „Mittlerweile melden die
ersten Kinder, die ich hier betreut habe, ihre
Kinder an“, sagt Bärbel Dost und schmunzelt.
Warum wollten Sie Erzieherin werden?
Ich hatte eine vier Jahre jüngere Freun-
din. Wir beide haben gerne miteinander ge-
spielt. Weil ich die Ältere von uns beiden
war, habe ich immer auf sie aufgepasst. Das
hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich auf die
Idee kam, Erzieherin zu werden.
Macht es Ihnen noch immer Spaß, so
viel Zeit mit Kindern zu verbringen?
Oh ja! Man kriegt von den Kindern ganz
viel zurück, weil sie so ehrlich sind.
Was wünschen Sie sich für die Kinder
in Ückendorf?
Ich wünsche mir viel mehr Spielplätze
für die Kinder hier. Auch eine Tanzschule
wäre toll.
2|2009 ÜCKENDORF erleben 13
Evangelischer Kindergarten
Flöz Sonnenschein 60, 45886 Gelsenkirchen
Tel.: 02 09 / 20 53 55
Redaktion Ückendorf erleben
Turm C, Raum 3.4.1.
c/o Gesamtschule Ückendorf
Bochumer Straße 190, 45886 Gelsenkirchen
www.ueckendorf-erleben.de
i n f o t i p p s
Mit Feuereifer malten dieMaxi-Kinder aus dem Kindergarten Flöz Sonnenschein Bilder aus ihrem Stadtteil. Leiterin Bärbel Dost(1. R. r.) musste Renja, Anna, Dominik, Kiara, Joelina, Lotti, Marie, Jason bremsen.
Florian Adamek, 38 Text
Betül Arslan, 14 Text
Aynur Gülnaz, 15 Text
Özgür Kilicalp, 15 Text
Ue02_40_Kinder 09.12.2009 10:16 Uhr Seite 3
und ins Mosaik“, erzählt uns die fröhliche Elf-
jährige keck. Im „Mosaik“ der Gesamtschule
Ückendorf warten viele Spiele, mit denen die
Fünftklässlerinnen eine Menge Spaß haben.
Daheim träumt die Gesamtschülerin, Fan
von High-School-Musical-Schauspielerin und
Sängerin Ashley Tisdale, von einer Karriere
als Sängerin. Dafür übt sie, gerne und oft: „Zu
Hause, unter meinem Hochbett!“
Kurz vor ihren ersten Weihnachtsferien
gefällt es Larissa, die erst vor zwei Jahren mit
ihrer Familie aus Wuppertal nach Ückendorf
gezogen ist, an der Schule immer besser. „Die
Lehrer sind hier sehr nett, meine Lieblings-
lehrerin ist Frau Werischong“, sagt Larissa.
Mathe ist mittlerweile Lieblingsfach der be-
geisterten Schwimmerin. Auf den Besuch der
neuen Mensa ihrer Schule freut sich Larissa
meistens. „Am besten schmecken mir Schnit-
zel, Spaghetti und Fischstäbchen“, erzählt die
aufgeweckte Elfjährige.
Alles neu, alles gut? Nicht ganz, denn
auch Larissa Tatus beschäftigt ein Thema an
der Gesamtschule Ückendorf besonders: die
Toiletten. Für die übel riechenden Räumlich-
keiten findet sie in ihrem Hannah-Montana-
Sweatshirt lächelnd eine nette Umschrei-
bung: „Die sind unsauber!“
n a c h b a r n & f r e u n d e
Bereits vier Monate sind unsere vier jun-
gen Helden an der Gesamtschule Ückendorf.
Für diese Ausgabe haben wir uns wieder mit
Larissa Tatus getroffen, die viel zu erzählen
hatte. In den kommenden Ausgaben wird es
auch ein Wiedersehen mit Adelisa, Türky
und Ismail geben.
Hannah-Montana-Fan Larissa hat an der
Gesamtschule mit Rabea und Julia zwei neue
beste Freundinnen gefunden. In der Pause
und in der Freizeit verbringen die drei die
meiste Zeit miteinander. „Entweder spielen
wir draußen oder wir gehen in die Bücherei
L a r i s s a Ta t u s h a t i n Ü c k e n d o r f n e u e F r e u n d i n n e n g e f u n d e n , a b e r a u c h d i e S c h a t t e n -s e i t e n d e r S c h u l e k e n n e n g e l e r n t
Larissa Tatus hat sich an der Gesamtschule gut eingelebt, die guten wie die schlechten Seiten bereits kennengelernt.
Mariana Nassif, 14 Text
Ann-Christin Schulz, 14 Text
Büsra NurYildirim, 14 Text
Alles neu, alles gut?
Ue02_10_5Klasse 09.12.2009 10:17 Uhr Seite 2
D e r E n g e l d e r Ku l t u r e n h a t s e i n e S p u r e n i n G e l s e n k i r c h e n h i n t e r l a s s e n
Wir sind alle Teil einer Welt
2|2009 ÜCKENDORF erleben 15
k u n s t & k u l t u r
Künstler GregorMertens mit dem Engel der Kulturenauf dem Weg durchdie GelsenkirchenerInnenstadt.
Ue02_62_Engel 09.12.2009 10:19 Uhr Seite 3
Der Engel der Kulturen von Künstler Gregor Merten (M.) hinterlässt seine Spuren: einen Sandabdruck in derGelsenkirchener Innenstadt (o.). ImKunstunterricht an der Gesamtschulewurden Bilder des Engels mit Fotos aus den drei Religionen angefertigt (u.).
Kräftige Schläge hallen durch den Hof,
Funken sprühen vor der Gesamtschule
Ückendorf. Auch Fazile Rauf, den ganzen
Tag mit der Kamera unterwegs, greift jetzt
entschlossen zum Hammer, genau wie ihre
Autorin. Hand anzulegen an ein kleines
Kunstwerk, an eine Intarsie vom „Engel der
Kulturen“, das ist mehr als eine interessante
Abwechslung vom Schulalltag. Das ist der
krönende Abschluss eines ganz besonderen
Tages. Oder, wie Raswahn Raschid aus der
Jahrgangsstufe 11 feierlich erklärt: „Es ist
mir eine Ehre, den letzten Schlag für den En-
gel der Kulturen geführt zu haben.“
Der besagte Engel ist ein ganz besonde-
res himmlisches Wesen. Zunächst einmal
höchst irdisch – und reichlich schwer: ein
Rad aus Stahl mit einem Durchmesser von
1,50 Metern und den drei Symbolen Halb-
mond, Stern und Kreuz. So angeordnet, dass
der frei bleibende Raum dazwischen aus-
sieht wie ein Engel mit ausgebreiten Flü-
geln. Ein Engel, der Religionen verbindet,
und mit ihnen die Kulturen. Ein Stahl ge-
wordenes Bekenntnis der drei Religionen Is-
lam, Juden- und Christentum zu einem ge-
meinsamen Ursprung und zur Verantwor-
tung für ein gemeinsames und friedliches
Miteinander in unserer Welt.
Künstler Gregor Merten und seine Frau
Carmen Dietrich, die den Engel geschaffen
haben, erklären ihr Werk schülergerecht:
„Unsere Idee war, dass es für den interreli-
giösen Dialog und das friedliche Miteinan-
der ein Symbol geben muss. Wir haben fest-
gestellt, dass Jugendliche und Kinder oft we-
niger über Worte erreichbar sind. Unser
Weg geht über ein Zeichen.“ Bei allen Unter-
schieden: Es ist immer wieder wichtig, an
die gemeinsamen Wurzeln zu erinnern.
16 ÜCKENDORF erleben 2|2009
Ue02_62_Engel 09.12.2009 10:19 Uhr Seite 4
Engel der Kulturen
Atelier Gregor Merten & Carmen Dietrich
Herkensief 6, 51399 Burscheid
www.engel-der-kulturen.de
i n f o t i p p s
„Wir sind alle Teil einer Welt. Wir hoffen,
dass die Botschaft die Menschen und vor al-
lem die Schüler hier erreicht, wir gemein-
sam die Zukunft gestalten.“
Die Schüler der Gesamtschule Ücken-
dorf sind mit ganzem Herzen dabei. Am
24. September rollen sie zusammen mit dem
Burscheider Ehepaar begeistert den Engel
durch die Stadt – als Vorboten für das Jahr
der Kulturhauptstadt RUHR.2010, das mit
Festivals, Konzerten und Industriekultur
Gäste aus der ganzen Welt ins Ruhrgebiet
locken wird. Nach Stationen in Essen und
Bochum jetzt also Gelsenkirchen: Die
himmlische Karawane rollt vorbei an stau-
nenden, skeptischen und begeisterten Men-
schen, hinterlässt aber nicht nur Eindrücke,
sondern auch Abdrücke, Spuren der Begeg-
nung: Vor dem Heinrich-König-Denkmal –
zu Füßen der evangelischen und der katho-
lischen Kirche –, vor der neuen Synagoge
und vor der Moschee in der Mulvanystraße
bleibt ein Sandabdruck des Engels zurück.
„Hier in Gelsenkirchen war die Synagoge
für mich sehr ergreifend. Gegenseitige
Wertschätzung ist uns in diesem Projekt
sehr wichtig“, strahlt Gregor Merten. Lieder,
Gebete sowie Reden des engagierten Künst-
lerpaares, von GSÜ-Lehrer Werner Göbels-
mann und Schülern begleiten den stähler-
nen Botschafter an allen Stationen.
„Als ich zum ersten Mal vom Engel der
Kulturen hörte, war ich sofort begeistert.
Für mich war klar, wie wichtig dieses Pro-
jekt für uns ist“, freut sich GSÜ-Lehrer Wer-
ner Göbelsmann, der den Kontakt zu den
Künstlern aus dem Rheinland hergestellt
hat. Natürlich bleiben Spuren des Engels
auch vor Göbelmanns Schule in Ückendorf.
Zusammen mit den Schülern lassen die
Künstler eine Intarsie – eine auf 50 Zentime-
ter Durchmesser verkleinerte Kopie des
großen Rades – in den Boden ein. Besucher,
die durch den Haupteingang kommen, wer-
den von nun an vom blau schimmernden
Engel der Kulturen begrüßt. Darüber freut
sich auch Schulleiterin Felizitas Reinert:
„Für mich ist es wichtig, dass das Miteinan-
der zum Gesprächsthema wird. Als UNES-
CO-Projektschule sehen wir uns diesem Pro-
jekt besonders verpflichtet. Ich finde, dass
die einzelnen Gruppen sich auseinanderset-
zen und lernen sollen, sich gegenseitig zu
akzeptieren und zu respektieren.“
Natürlich soll auch die nächste Station des
Engels eine Kopie der Skulptur bekommen.
Und so brennen zum Abschluss der Aktion
Gregor Merten und Schüler der GSÜ eine
neue Intarsie. Im Jahr der Kulturhauptstadt
wird der Engel der Kulturen seine Reise fort-
setzen. Auf dem Weg nach Istanbul ist die
Abraham-Karawane im Mai 2010 mit Autos
unterwegs. Die dritte Kulturhauptstadt,
Pécs in Ungarn, wird ebenso wie Sarajevo in
Bosnien, Skopje in Mazedonien und andere
Balkanstädte zu den Stationen gehören.
Eine lange Fahrt.
Gelsenkirchens Kulturdezernent Dr. Man-
fred Beck zeigt sich, während die letzten
Hammerschläge über den Pausenhof hallen,
begeistert: „Ich finde es wunderbar, dass der
Engel der Kulturen an der Gesamtschule
Ückendorf ist. An einem Ort vieler Kulturen.“
Kaniau Kader, 18 Text
Fazile Rauf, 17 Fotos
Ue02_62_Engel 09.12.2009 10:19 Uhr Seite 5
Monopoly spielen,
kochen, basteln, kickern,
darten, Ausflüge mit-
machen – das sind nur
einige von unzähligen
Freizeitmöglichkeiten,
die Ücky, der Ückendor-
fer Jugendtreff, parat hat.
„Wir wollten ein Schlag-
wort, das zum Stadtteil passt. Ücky, das ist kurz und knapp“, erklärt
Katrin Stoppel den peppigen Namen. Die Diplom-Sozialpädagogin ist
Leiterin des Projekts und hat stets ein offenes Ohr für alle Fragen
und Anregungen von Kindern und Jugendlichen. Neben der Freizeit-
gestaltung soll auch die Berufsvorbereitung nicht zu kurz kommen.
Probleme bei der Praktikums- oder Ausbildungsplatzsuche? Das
Ücky-Team leistet Hilfestellung. Na, interessiert? Wenn ihr zwischen
10 und 18 Jahren alt seid, dann schaut doch einfach mal in der
Bochumer Straße 113 vorbei. www.foerderkorb.de
„Bildung findet Stadt“ – unter diesem Slogan tagte die erste
Gelsenkirchener Bildungskonferenz im Wissenschaftspark. Wolfgang
Weber, Leiter der Abteilung Schule bei der Bezirksregierung Münster,
und der Gelsenkirchener Stadtrat Dr. Manfred Beck, Beigeordneter
für Kultur, Bildung, Jugend und Sport, diskutierten mit gut 100 Verant-
wortlichen aus den Bereichen Erziehung und Bildung. Kindern
und Jugendlichen in Gelsenkirchen beste Bildungschancen und
Zukunftsperspektiven zu ermöglichen, das war Ziel der Veranstaltung.
Besonders die engagierte Teilnahme von Schülern wurde begrüßt.
„Sie haben die vier Arbeitsgruppen enorm vorangebracht“, lobte
Weber. Im nächsten Jahr wird man sich wieder treffen, um nachhaltig
zu überprüfen, wie die Arbeitsergebnisse dieser ersten Bildungs-
konferenz in Gelsenkirchen umgesetzt worden sind.
Ücky unter Volldampf
l e u t e h e u t e
Dogan Coskun, 15 Text
Elif Özdemir, 13Text
Ceylan Karakaya, 15 Text
Beste Bildung
Ue02_53_Leute 09.12.2009 10:20 Uhr Seite 2
N e x t To p m o d e l r o c k t d i e S c h u l e
Zwei Fragen vorweg: Was ist Paris? Und:
Wer ist eigentlich Heidi Klum? Ückendorfs
Next Topmodel rockt die Gesamtschule, die
sonst eher trist wirkende Schulstraße bro-
delt. 50 mutige Teilnehmer auf dem Laufsteg,
rund 150 frenetische Fans, Blitzlicht, die
Platz eins geht an Ückendorf
Band The Black Eyed Peas röhrt „Boom Boom
Pow“ – Platz eins für die Stimmung, Platz eins
für die Atmosphäre, Platz eins für Ückendorf.
„Bis zwanzig Minuten vor der Veranstal-
tung habe ich gedacht, die ganze Sache fällt
ins Wasser“, gibt Organisatorin Eva Laar-
mann, pädagogische Fachkraft beim Stadt-
teil-Magazin Ückendorf erleben, Einblicke in
ihr aufgewühltes Seelenleben vor dem Mo-
del-Contest. Der Reihe nach verlässt die Teil-
nehmer der Mut. So, wie es die Anmeldun-
gen die Tage zuvor hagelte, genauso geballt
kommen plötzlich die Abmeldungen.
Doch alles wird gut. Profi-Moderatorin
Hella Sinnhuber organisiert kurzerhand ei-
nen kleinen Probedurchlauf auf dem Lauf-
steg. Mit jedem Schritt wächst das Selbstver-
trauen bei den Teilnehmern, mit jedem Auf-
tritt steigt die Stimmung, nimmt die Veran-
staltung an Fahrt auf. Pünktlich um 14 Uhr
ist das Eis gebrochen und die Jury kann mit
der schwierigen Suche nach dem Cover-Mo-
del für das kommende Magazin Ückendorf
erleben beginnen.
2|2009 ÜCKENDORF erleben 19
ü c k e n d o r f e r l e b e n
Jung, mutig, modisch: 50 Teilnehmer wurden von WDR-Moderatorin Hella Sinnhuber (r.) über den Catwalk in der Schulstraße geschleust.
Für seine Michael-Jackson-Tanz-Performance wurde Ömer Durmaz (l.) von der Jury mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 3
20 ÜCKENDORF erleben 2|2009
Einfach bezaubernd, wieTopmodel-Fan Ece Cukurüber den Laufsteg stolzierte. Die Zehnjährigestand ihren Fernseh-Vorbildern in nichts nach.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 4
Auf dem Catwalk zuhause:Die 13-jährige Rojda Tatli begeisterte mit ihrerNatürlichkeit das Publi-kum und die Jury bei Ückendorfs Next Topmodel.
2|2009 ÜCKENDORF erleben 21
Passen zusammen, Laufsteg und Assia Magrez. Die Zehntkläss-lerin besiegte schnell die Aufregung und über-zeugte die Jury.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 5
22 ÜCKENDORF erleben 2|2009
Sie tanzt, sie singt, siemodelt bei ÜckendorfsNext Topmodel: TugbaAlaf belegte Platz sechs.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 6
Weißes Hemd, weißeHose, schwarze Weste.Mit diesem klassischenDandy-Outfit traf Sirvan Bingöl den Nerv.Der Lohn: Platz vier in der Gesamtwertung.
2|2009 ÜCKENDORF erleben 23
Platz fünf für Misgin Kilicalp. Die frechenSträhnchen und die tolle Ausstrahlung derZehntklässlerin beeindruckten die Jury.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 7
24 ÜCKENDORF erleben 2|2009
Und der dritte Platz geht an: Merve Cesur. DieSchülerin der achten Klassetänzelte gekonnt über denLaufsteg und überzeugtedie Jury. Merve bekommtden Soundtrack zu „Ücken-dorfs Next Topmodel“und ein gerahmtes Fotovon ihrem Auftritt.
Jung, selbstbewusst, gutgekleidet – so überzeugtman die Jury: Durdu Ceran verzückte das Pu-blikum und die Juroren.Dafür gab's den zweitenPlatz, den Soundtrack und ein gerahmtes Foto.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 8
2|2009 ÜCKENDORF erleben 25
Ückendorfs Next Topmodel:Edith Cekrezi. Keck,modisch, gut aussehend.Edith machte mit, weil esihr Spaß machte. DieserSpaß übertrug sich auf dieJury und das Publikum. Dafür gab es Platz eins. DieSchülerin der neuntenKlasse wird Cover-Girl derkommenden Ausgabe vonÜckendorf erleben. Dazugibt es von einem Foto-shooting eine professionelleModelmappe.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 9
26 ÜCKENDORF erleben 2|2009
Das grandiose Finale: Nach eineinhalb
Stunden gingen die Teilnehmer nacheinan-
der ein letztes Mal über den Laufsteg, vorbei
an der Jury, vorbei an ihrem begeisterten Pu-
blikum. Die Luft in der Schulstraße war mitt-
lerweile weggeatmet, die Kehlen heiser und
die Handy-Kameras hatten keinen Saft mehr.
Die Models lieferten eine tolle Show.
„Diese Begeisterung ist fantastisch“, sagte
Hella Sinnhuber, die WDR-Moderatorin
hatte so etwas auch noch nicht erlebt. Der
Spaß der Kinder und Jugendlichen, der Stolz
bei den Teilnehmern, die Fairness des Publi-
kums. „Hier wurden alle angenommen und
jeder war dabei“, zog die Fachfrau ihr Resü-
mee. Eine Zusammenfassung, die schließlich
das Dilemma der Jury auf den Punkt brachte.
Denn letztlich war es ein Contest, ein
Wettbewerb. Es musste also abgewogen, eine
Rangliste erstellt und eine Siegerin oder ein
Sieger gekürt werden. Und das unter Extrem-
bedingungen: tropische Temperaturen, enor-
mer Lärmpegel, Enthusiasmus pur und – vor
allem – 50 durchweg tolle Teilnehmern. Die
Jury musste kühlen Kopf bewahren. Das war
alles andere als einfach.
„Am liebsten würde ich allen Teilneh-
mern den ersten Platz geben“, sagte Annelie
Hensel, die für den Verein „Schule im Stadt-
teil“ im Wertungsgremium saß. Eine ähnli-
che Einschätzung kam von Bernd Lemanski,
Bezirksbürgermeister Süd: „Heute hat Ücken-
dorf gewonnen.“ Und Jury-Mitglied Marcel
Mondring, Mitarbeiter des Haidhausen-Ver-
lags, fasste das Event so zusammen: „So eine
Show, so eine Stimmung gibt es in Gelsenkir-
S c h u l e u n d S p a ß e n g v e r b u n d e n
Harte Arbeitfür die Jury
n a c h b a r n & f r e u n d e
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 10
chen sonst nur AufSchalke.“
An diesem Nachmittag gin-
gen die Begriffe Schule und
Spaß eine enge Verbindung
ein, passten zusammen und
steigerten sich gegenseitig.
Zuvor noch zaudernde
Schüler tänzelten über den
Laufsteg, heizten das Publi-
kum an. Die Zuschauer gingen aus sich he-
raus und stachelten wiederum die Models zu
Höchstleistungen an.
Noch Sekunden vor seinem Auftritt, den
er den ganzen Nachmittag herausgezögert
hatte, haderte der kleine Ömer immer noch
mit sich und seinem Talent. Der 12-Jährige
war hin- und hergerissen, telefonierte vom
Sekretariat aus mit seiner Mama, bekam Zu-
spruch von der Sekretärin und wurde letzt-
lich von Organisatorin Eva Laarmann zum
Schluss auf die Bühne geschoben. Auf dem
Laufsteg offenbarte der Bursche dann sein
zweites Ich. Im perfekten Moonwalk
schwebte er über das Parkett, tankte mit je-
dem Schritt Selbstbewusst-
sein. Stolz durfte er an-
schließend auf seine Leis-
tung sein. Stolz ging der Mini-
Michael-Jackson nach Hause.
Entsprechend fiel das
Fazit von Martin Schwacke
aus, Lehrer der Gesamt-
schule Ückendorf, denn er
wagte gleich einen Ausblick: „Also, das
nächste Mal brauchen wir eindeutig mehr
Stühle.“ Eigentlich wollte Martin Schwacke
nur kurz helfen, die Lichtanlage aufzubauen.
Er blieb bis zum Abbau, sorgte für Musik und
half bei der Organisation. Warum? „Ich
glaube, die Schüler haben heute viel gelernt“,
sagte Schwacke zufrieden.
Redaktion Ückendorf erleben
In der Gesamtschule Ückendorf
Turm C, Raum 3.4.1, Tel.: 01 71 / 99 61 808
www.ueckendorf-erleben.de
i n f o t i p p s
Florian Adamek, 37 Text
Oliver Mau, 42 Foto
Die Jury: Annelie Hensel (M.), Bernd Lemanski (v.) und Marcel Mondring mussten kühlen Kopf bewahren.
Ue02_11_Mode123 09.12.2009 10:21 Uhr Seite 11
� Sonntag, 20. Dezember, 17 Uhr
8. Panoroma-Abendwanderung zur
Landmarke Himmelstreppe
Aufstieg mit Fackeln und Taschenlampen
Treffpunkt: See am Wissenschaftspark
� Montag, 28. Dezember, 14 Uhr
Biathlon World Team Challenge
VELTINS-Arena
� Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr
Komm, hier haste ‘ne Mark
Helge Schneider on tour
Musiktheater im Revier, Kennedyplatz
� Samstag, 6. Februar 2010, 20 Uhr
Es war nicht alles schlecht
Kabarett von und mit Wilfried Schmickler
Kaue, Wilhelminenstraße 174
� Sonntag, 28. Februar, 20 Uhr
IPANEMA
Rick Kavanian unplugged
Kaue, Wilhelminenstraße 174
� Jeden Dienstag, 19 Uhr,
und jeden Samstag, 9 Uhr
Offener Lauftreff Ückendorf (LTÜ)
Jeder ist willkommen!
Treffpunkt: GSÜ, Marathontor
an der Sportanlage
� Jeden Mittwochvormittag
Wochenmarkt
Schulte-im-Hofe-Platz
Kreativwerkstatt für Kinder und
Jugendliche
Verschiedene Kursangebote in Ückendorf
www.kreativwerk.org
� bis Ende März 2010
Ein hoffnungsvoller Blick
in die Zukunft
Ausstellung in der Atelier-Galerie Stein
Bergmannstraße 65
Mi. und Fr. 17 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr
und nach Vereinbarung
� Sonntag, 13. Dezember
Das MIR wird 50
Tag der offenen Tür
Vorweihnachtliches Rahmenprogramm im
frisch umgebauten großen Haus
Musiktheater im Revier, Kennedyplatz
� Montag, 14. Dezember, 20 Uhr
Salami Aleikum
Erste Vorstellung des Kommunalen Kinos,
Eintritt frei
Aula Gesamtschule Ückendorf
� Dienstag, 15. Dezember
Erlebnistag in der ZOOM-Erlebniswelt
Das ganze Erlebnis zum halben Preis
ZOOM-Erlebniswelt, Bleckstraße 47
� Freitag, 18. Dezember, 20 Uhr
Verschollen im Weihnachtsstollen
Weihnachts-Special von Heinz Gröning
Kaue, Wilhelminenstraße 174
Terminkalender
www.gelsenkirchen.de
www.wipage.de
www.stadtteilprogramm-suedost.de
www.spunk-ge.de
www.zoom-erlebniswelt.de
Hinweis: Veranstaltungstipps in und um
Ückendorf nehmen wir gerne in den
Ückendorf erleben-Terminkalender auf.
Kontakt: Ückendorf erleben
c/o Bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH
AufEwald, Lise-Meitner-Straße 11, 45699 Herten
Fax: 0 23 66 / 8 87 09 19
E-Mail: redaktion@ueckendorf-erleben.de
Stichwort: „Ückendorf erleben“
i n f o t i p p s
Vo n D e z e m b e r 2 0 0 9 b i s F e b r u a r 2 0 1 0 Zu Gast in Gelsenkirchen:Wilfried Schmickler und Helge Schneider.
28 ÜCKENDORF erleben 2|2009
k u l t & k u l t u r
ÖzlemBingöl, 15 Text
Ue02_70_Leute3 09.12.2009 10:23 Uhr Seite 2
FO
TO
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AR
CO
ST
EP
NIA
K
E v a Te u b e r t i s t O b e r b r a n d m e i s t e r i n b e i d e r F e u e r w e h r
Auf den ersten Blick
kaum zu glauben: Die zier-
liche Eva Teubert ist tatsäch-
lich Feuerwehrfrau. Jetzt in
der Elternzeit ist sie vor al-
lem für ihre sieben Monate
alten Zwillinge Friederike
und Melissa sowie die zwei-
jährige Lena da. „Aber ich
freue mich auch wieder auf meinen Dienst
bei der Feuerwehr“, erzählt sie, während sie
die beiden süßen Babys ver-
zückt anlächelt.
Nach ihrer Ausbildung
zur Arzthelferin suchte sie
1997 nach einer neuen He-
rausforderung. Über den Ret-
tungsdienst beim Deut-
schen Roten Kreuz nahm
ihre Idee, zur Feuerwehr zu
wechseln, konkrete Züge an. Mit Blaulicht
und Martinshorn den Menschen zu Hilfe zu
eilen, darin sah sie ihre Berufung.
„Für mich kam von Anfang an nur ein Be-
ruf im sozialen Bereich in Frage“, sagt Eva
Teubert aus tiefer Überzeugung. Als die heute
33-Jährige ihre Familie einweihte, reagierten
zunächst alle überrascht. „Trotzdem haben
sie meine Entscheidung unterstützt. Es ist
einfach untypisch, dass eine Frau zur Feuer-
wehr möchte. Aber ich wollte das unbedingt
und was man will, das schafft man auch!“,
versucht sie junge Menschen, insbesondere
junge Frauen, zu ermutigen, berufliche Wün-
sche in die Tat umzusetzen.
In Gelsenkirchen ist Eva Teubert nicht die
einzige Frau auf der Feuerwache. Aufgrund
ihres Körperbaus verfügen die Männer im
Team über größere Kraft. Doch durch die im-
mer moderner werdende technische Ausrüs-
tung können beide Geschlechter diesen Beruf
gleichermaßen gut ausführen. „Man muss
sich nur mit der neuen Technik auseinander-
setzen. Frauen können das ebenso leicht ler-
nen wie Männer. Leider trauen sich Frauen
das oft nicht zu“, bedauert die freundliche
33-Jährige.
Geht ein Notruf ein, ist Eva Teubert mit
der Feuerwehr als Erste am Unfallort und
hilft den Menschen bei kleineren und größe-
ren Unglücken. „Das Spannende an meinem
Beruf ist, dass ich nie weiß, was mich an mei-
nem Arbeitstag erwartet.“ Gilt es bei schwe-
ren Unfällen oder Bränden Verletzte zu ret-
ten, steht das Feuerwehrteam natürlich unter
großer Anspannung. Solche tragischen Ein-
sätze stehen glücklicherweise eher selten auf
der Tagesordnung. „Manchmal passiert sogar
etwas, worüber wir anschließend lachen kön-
nen“, weiß die Oberbrandmeisterin zu berich-
ten. „Wir sind einmal zu einem Feuer in ei-
nem öffentlichen Gebäude gerufen worden.
Was wie ein echter Brand aussah, stellte sich
als Grillparty heraus, die aufgrund von Regen
in den Keller verlegt worden war.“
2|2009 ÜCKENDORF erleben 29
n a c h b a r n u n d f r e u n d e
Feuerwehr Gelsenkirchen
Seestraße 3, 45894 Gelsenkirchen
Tel.: 02 09 / 20 00 02
www.gelsenkirchen.de
i n f o t i p p s
Steht ihren Mann bei der Feuerwehr: Oberbrand-meisterin Eva Teubert.
Bahar Satilmis, 14 Text
Özgür Kilicalp, 15 Text
Was frau will, schafft frau auch!
Ue02_42_Feuerwehr 09.12.2009 10:23 Uhr Seite 3
Ein urgemütliches Haus mit Garten – hier
lebt Ullrich Stiegemann mit seiner Frau und
den beiden Kindern (8) und (4). Tagsüber ar-
beitet seine Frau, die Kinder gehen in die
Schule und den Kindergarten. Wenn der ehe-
malige Ückendorfer Pfadfinder sturmfreie
Bude hat, liegt er nicht auf der Couch und
sieht fern, sondern putzt, räumt das Haus auf,
saugt Staub, kocht, geht einkaufen. „Ich
möchte, dass meine Frau und die Kinder sich
hier richtig wohlfühlen. Da gehört das alles
mit dazu“, sagt der freundliche Ückendorfer.
Wenn die Kinder nach Hause kommen, freut
er sich, Zeit für sie
zu haben. „Es ist ein
wunderschönes Ge-
fühl, zu sehen, wie
unsere Kinder aufwachsen, sich entwickeln
und zu eigenständigen Persönlichkeiten wer-
den“, erklärt der 54-Jährige.
Nach der Geburt seines Sohnes führte
Ullrich Stiegemann zunächst sein Naturkost-
fachgeschäft mit Lebensmitteln aus kontrol-
liert biologischem Anbau weiter. Wie für
selbstständige Unternehmer üblich, war die
Leitung des Bioladens ein echter Fulltimejob,
ließ wenig Zeit für
die Familie. Die El-
ternzeit von drei
Jahren teilte er sich
mit seiner Frau. „Die meisten Männer krie-
gen es nicht mit, wie die Kleinen groß wer-
den. Für mich ist das eine große Freude, aber
auch großer Luxus“, schildert er die Situa-
tion. Nicht alle Familien können es sich fi-
nanziell leisten, dass ein Elternteil nicht ar-
beitet und zu Hause bleibt. Als die Elternzeit
zu Ende ging, entschied er sich, dabei zu blei-
ben. „Hausmann zu sein, ist einfach eine tolle
Sache! “
Die Betreuungszeiten in Schule und Kin-
dergarten sind für Berufstätige oft ungünstig
und erfordern viel Organisationstalent. Als
Hausmann kann er flexibel auf Veränderun-
gen im Stundenplan seiner Kinder reagieren.
Es ist eben ein Managerjob. „Natürlich bin
ich der Quotenmann“, erzählt er lachend. Bei
Terminen ist der Familienvater in der Regel
allein unter Frauen. Vorbehalte kennt er
nicht. „Unter uns Frauen gibt es keine Pro-
bleme“, sagt er schmunzelnd. In einer Vor-
bildfunktion sieht sich Ullrich Stiegemann
nicht unbedingt: „Hausmann ist für mich ei-
gentlich kein Beruf. Da steckt zu viel Privates
drin. Und vor allem ist es geldabhängig. Aber
ich würde es jedem Mann empfehlen, zumin-
dest die Elternzeit wahrzunehmen.“
Bis heute erinnert er sich an eine kleine
Anekdote kurz vor der Schließung des Bio-
ladens. Ein älterer Herr verabschiedete sich
mit einer ganz persönlichen Lebensweisheit:
„Sie machen das genau richtig. Als Vater
habe ich keine Zeit für meine eigenen Kinder
gehabt. Erst jetzt, wo ich Enkelkinder habe,
merke ich, was ich alles versäumt habe und
möchte das nachholen.“ Viel Zeit für die Fa-
milie zu haben – genau diesen Luxus genießt
Ullrich Stiegemann jeden Tag aufs Neue.
30 ÜCKENDORF erleben 2|2009
n a c h b a r n u n d f r e u n d e
H a u s m a n n : U l l r i c h S t i e g e m a n n h a t d e n s c h ö n s t e n A r b e i t s p l a t z d e r We l t
Allein unter Frauen
Leben und arbeiten zwi-schen Asterix-Comicsund Puppen: HausmannUllrich Stiegemann.
Ceylan Karakaya, 15 Text
Aynur Gülnaz, 15 Text
Oliver Mau, 42 Foto
Ue02_41_Hausmann 09.12.2009 10:24 Uhr Seite 2
1 9 G e l s e n k i r c h e n e rS c h ü l e r a u f G e d e n k -s t ä t t e n f a h r t i n Bu c h e n w a l d u n d We i m a r
Stumm stehen sie im Krematorium, hin-
ter den kalkweißen Gesichtern arbeitet es.
Von blankem Entsetzen über totale Ohn-
macht bis zur hochkochenden Wut – die Ge-
fühlsskala ist breit an diesem Tag in Buchen-
wald. Bei den meisten der 19 Schüler von
der Gesamtschule Ückendorf und dem Ri-
carda-Huch-Gymnasium übersteigt das Gese-
hene im Konzentrationslager jede Vorstel-
lung, die sie sich je gemacht haben von Nazi-
zeit, Judenverfolgung und Völkermord. Die
Haken im Keller, an denen über 1.000 Män-
ner und Jungs („die waren gar nicht älter als
wir ...“) erhängt wurden. Die „Leichenrut-
sche“, der als Messlatte getarnte Genick-
schussautomat. 250.000 gequälte Lagerinsas-
sen und mindestens 56.000 Tote. Die Perfek-
tion des Tötens, perfide Ideen und unend-
Ergreifende Tageim Osten
liche Grausamkeiten – wie können Men-
schen nur so sein?
Mit ihren Zweifeln, der aufgestauten
Wut, den mühsam unterdrückten Tränen
blieben die Jugendlichen aber nicht allein.
Michael Lorenz vom „Ziegenmichelhof“, der
die Fahrt sorgfältig und fast ein Jahr lang or-
ganisiert hatte, ließ die Schüler ihre Eindrücke
sofort verarbeiten. Dazu hatte der 44-Jährige
Hanna Schulte (22) vom Essener Verein Ata-
vus im Team. Die Meisterschülerin half den
Jugendlichen mit Kunstdrucken aus Natur-
farben, ihre Gefühle zu äußern, ihre Ein-
drücke auf Papier zu bringen.
Und so kam es, dass in der Jugendher-
berge „Am Poseckschen Garten“, mitten in
der Weimarer Innenstadt, wo die Gelsenkir-
chener untergebracht waren, auch wieder ge-
lacht werden konnte. Wie auf einer norma-
len Klassenfahrt. Und auch ein „normales“
Kulturprogramm folgte. Mit einem Rund-
gang durch die beschwingte Kulturstadt
Weimar, Goethes Gartenhaus, den Park an der
Ilm, was eben so dazugehört zu einer Klas-
senfahrt. Und was in Weimar dazugehört:
ganz großes Theater. Schillers „Kabale und
Liebe“ stand auf dem Programm des Natio-
naltheaters. Wie Schüler, Künstlerin und Be-
gleiter die Gedenkstätte im KZ Buchenwald,
die Kunstaktion und Weimar erlebt haben,
erfahren Sie auf den nächsten Seiten.
2|2009 ÜCKENDORF erleben 31
k u n s t & k u l t u r
Der Ziegenmichel
Lehr- und Erlebnisbauernhof
Eggemannstraße 51, 45883 Gelsenkirchen
Tel.: 02 09 / 9 44 36 81, www.ziegenmichel.de
i n f o t i p p s
Gruppenbild im Park an der Ilm in Weimar: 19 Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums und der Gesamtschule Ückendorf mit ihren drei Betreuern.
Esra Kara (17), Gesamtschule Ückendorf„Ich habe einen Stein mit vielen Rissenfür mein Bild ausgewählt. Weil ich denke,dass für die Menschen durch das KZ unddie Nazizeit auch viele Risse entstandensind. Ich glaube, das alles wird für dieseMenschen nie wieder ganz werden.“
Thomas Backs, 36 Text
Fazile Rauf, 17 Foto
Ue02_22_Fahrt 09.12.2009 10:25 Uhr Seite 3
dern muss. Ich habe selber ausländische
Freunde und ich möchte nicht, dass sie eines
Tages aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert
werden. Diese Fahrt bleibt unvergesslich.
Wir alle haben neue Kontakte geknüpft, viel
gelacht und wenig geschlafen. So wie es sich
für eine Jugendfahrt gehört. Wenn es die
Möglichkeit zu einer weiteren Fahrt gibt,
dann würde ich auf jeden Fall wieder fahren.
Ann-Kathrin Schwarz (15),
Ricarda-Huch-Gymnasium
Zerbrochenheit der Herzen
Die Stadt Weimar gehört zu einer der äl-
testen Städte Deutschlands mit vielen histo-
rischen Orten. Dank des Ziegenmichelhofs
hatte ich die Möglichkeit, in den Herbstfe-
rien dorthin zu fahren. Wir Schüler haben
32 ÜCKENDORF erleben 2|2009
k u n s t & k u l t u r
Zu Beginn sahen wir uns einen Film an,
der uns erst einmal in die Thematik ein-
führen sollte. Aber schon beim Anblick man-
cher Bilder, die gezeigt wurden, wurde ich
wütend auf die Nazis. Ich war froh, dass ich
zu dieser Zeit nicht gelebt habe. Wir sahen
uns das Krematorium an und alle waren in
diesem Moment still. Später sollten wir ei-
nen Abdruck eines Ortes machen, der unse-
rer Meinung nach unsere Gefühle wieder-
spiegelt. Ich habe mich für Grashalme ent-
schieden, da sie sehr gut mein Gefühlschaos
darstellen. Ich finde, dass jedes Bild der Ein-
zelnen sehr aussagekräftig geworden ist.
Diese Bilder werden wir auch ausstellen.
Erst wenn man selbst an einem Ort wie
diesem war und sich alles angeschaut hat,
wird einem klar, dass man so etwas verhin-
S o e r l e b t e n A n n -K a t h r i n S c h w a r z ( 1 5 )u n d C e m M a y ( 1 7 ) d i e G e d e n k s t ä t t e n f a h r t
Diese Fahrt bleibt unvergesslich
Gefühlschaos auf der Blutstraße
Privat war ich vor unserer Fahrt nach Bu-
chenwald bereits im Konzentrationslager
Auschwitz. So wusste ich eigentlich schon,
was mich eventuell erwarten wird. Trotzdem
war ich vor dem Besuch unsicher.
Als wir mit dem Bus nach Buchenwald
gefahren sind, fielen mir viele Gedenktafeln
am Rand der Straße auf. Das größte Schild
war das, auf dem „Blutstraße 5 km“ geschrie-
ben stand. Mir war sofort klar, was dies sagen
könnte.
Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte: das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald.
Thomas Backs, 36 Foto
Fazile Rauf, 17 Foto
Ann-KathrinSchwarz, 15 Text
Cem May, 17 Text
Ue02_23_Erlebnis 09.12.2009 10:26 Uhr Seite 2
mit großem Interesse an diesem Projekt teil-
genommen und uns sehr auf diese Fahrt
nach Weimar gefreut.
Fünf Stunden hat die Busfahrt von Gel-
senkirchen aus gedauert. Allen Schülern war
während der Reise über die Autobahnen die
Vorfreude anzumerken. In der Jugendher-
berge angekommen, versammelte sich die
Gruppe mit Schülern und Betreuern nach
der Zimmeraufteilung in einem Clubraum,
um dort den bevorstehenden Tag mit dem
Gedenkstättenbesuch und der Kunstaktion
zu besprechen und zu planen.
Am nächsten Tag hatten wir viel vor. Wir
besuchten das Konzentrationslager Bu-
chenwald. Mehr über das KZ haben wir dort
in einem Dokumentationsfilm erfahren. Da-
mit wir uns die Geschehnisse auch vorstel-
len konnten, bekamen wir nach dem Film
eine Führung durch das Lager. Ich war sehr
mitgenommen. Am Ende sollten wir uns für
die Kunstaktion dort eine Stelle auf dem Bo-
den aussuchen und mit einem Blatt Papier
und Farbe einen Abdruck nehmen, um un-
sere Emotionen zu beschreiben. Ich ent-
schied mich für einen alten, schwarzen, zer-
brochenen Stein. Die Zerbrochenheit des
Steins symbolisierte für mich die Herzen der
Menschen von damals.
Den Tag nach dem Gedenkstättenbesuch
und der Kunstaktion verbrachten wir in der
Stadt Weimar. Dort besichtigten wir viele
Gebäude wie zum Beispiel Goethes und
Schillers Haus. Die Stadt war sehr interes-
sant. Überall waren ältere Gebäude und
Denkmale zu sehen. Danach machten wir
uns schick und gingen nach dem Abend-
essen mit der Gruppe ins Theater, wo wir
Friedrich Schillers Theaterstück „Kabale und
Liebe“ gesehen haben. Das war ein sehr schö-
nes Stück zum Abschluss unserer Fahrt. Die
Krönung des Abends war das Essen in einer
Pizzeria mit der ganzen Gruppe.
Die Rückfahrt nach Gelsenkirchen ver-
ging still, mit viel Nachdenken über die Zeit
im Zweiten Weltkrieg.
Cem May (17),
Gesamtschule Ückendorf
Melina Bojadzija (15), Ricarda-Huch-Gymnasium„Als Druckbild habe ich eine Steinplattemit einem kreisrunden Loch ausgewählt.Dieses Loch steht für die Leere. An derSeite der Steinplatte wächst aber Gras.Das steht für die Hoffnung.“
Ue02_23_Erlebnis 09.12.2009 10:26 Uhr Seite 3
34 ÜCKENDORF erleben 2|2009
k u n s t & k u l t u r
Mit ihrer künstlerischen Aufarbeitung
des Gedenkstättenbesuchs sind die Gelsen-
kirchener Schüler auch Teil des Projekts „Se-
ven European Gardens“, das zur Kultur-
hauptstadt RUHR.2010 gehört. Denn: Die
Idee zur Kunstaktion in Weimar hatte
der Ziegenmichelhof zusammen mit dem Esse-
ner Künstler Peter Reichenbach, der auf dem
M e i s t e r s c h ü l e r i nH a n n a S c h u l t e v o mE s s e n e r A t a v u s e . V.z e i g t s i c h b e g e i s t e r tv o n a u s d r u c k s s t a r k e nB i l d e r n
Synagogen stellen Kunstwerke aus
Meisterschülerin Hanna Schulte (r.) gibt Hamide Kandemir während der Kunstaktion in der Gedenkstätte Buchenwald letzte Tipps.
Thomas Backs, 36 Text
Fazile Rauf, 17 Fotos
Ateeq Ahmed (16), Gesamtschule Ückendorf„Auf meinem Bild sind Steine zu sehen,um die herum Moos wächst. Die großenSteine stellen die mächtigen Leute dar,also die SS. Das Moos sind die Häftlinge.Den großen Steinen kann man nichts an-haben. Wenn man das schaffen will, dannwird das sehr schwer. Dagegen kann mandas Moos einfach abkratzen. Das zeigt, wieschnell man Menschen ausradieren kann.“
Ue02_26_Interview 09.12.2009 10:27 Uhr Seite 2
Ziegenmichelhof einen Färbergarten ange-
legt hat. Hier entstehen aus Pflanzen, Bäu-
men und Erdpigmenten Naturfarben, mit de-
nen auch die Weimarer Bilder gedruckt wur-
den. Peter Reichenbachs Meisterschülerin
Hanna Schulte (22) arbeitete in Weimar mit
den Schülern und zeigte sich begeistert.
„Ich bin sehr zufrieden“, erklärte Hanna
Schulte während der Rückfahrt aus dem
Osten ins Ruhrgebiet: „Die Schüler waren
alle sehr motiviert und kooperativ. Ich finde
es beeindruckend, dass sie in ihren Herbst-
ferien mitgefahren sind und sich die Zeit für
dieses Projekt genommen haben.“ Besonders
überrascht ist die 22-jährige Essenerin von
den Ergebnissen der Schüler: „Ich hatte das
eigentlich ganz anders erwartet und wollte
die entstandenen Bilder noch mit Farben
nachbearbeiten. Jetzt sind die Drucke so aus-
drucksstark geworden, dass sie, so wie sie
sind, bereits fertig sind.“
Natürlich werden die Resultate der Wei-
marer Kunstaktion bald auch der Öffentlich-
keit präsentiert: In der Jüdischen Gemeinde
Gelsenkirchen und der Essener Synagoge
gibt es Ausstellungen, auch die Gedenkstätte
in Buchenwald hat Interesse bekundet. Ju-
dith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdi-
schen Gemeinde Gelsenkirchen, hatte die
Schüler vor der Kunstaktion persönlich auf
die Gedenkstättenfahrt vorbereitet. Bis Neu-
wald-Tasbach die Resultate der Schüler im
Format 46 x 46 cm bewundern kann, steht
für Hanna Schulte noch einiges an Arbeit an.
Schließlich soll es auch einen feierlichen
Rahmen für die Kunstwerke geben. Mit den
Gelsenkirchener Jugendlichen möchte sie
ihre Arbeit gerne fortsetzen: „Nach dieser
Aktion kann ich mir sehr gut vorstellen, so
etwas noch einmal zu machen.“
RUHR.2010 GmbH
Brunnenstraße 8, 45128 Essen
Tel.: 02 01 / 8 88 20 10, www.ruhr2010.de
www.sevengardens.eu
i n f o t i p p s
Anna Quattroventi (16), Ricarda-Huch-Gymnasium„Ich habe Baumrinde für mein Bild ausge-wählt, weil sie mein Gefühlschaos nachdem Besuch im KZ Buchenwald aus-drückt. Meine Wut, Angst und Trauer. ZurMitte hin wird die Rinde immer dunkler.Zwischendurch gibt es aber immer wiederauch helle Stellen, also auch Lichtblicke.“
Ue02_26_Interview 09.12.2009 10:27 Uhr Seite 3
Mit großer Begeisterung ist eine Gruppe
junger Redakteure aus Ückendorf der Einla-
dung von Otto Lerchenmüller nach Herten
gefolgt. Bei Kaffee, Tee und Kuchen hat der
Zeitschriftenprofi den Nachwuchsjournalis-
ten viele praktische Tipps gegeben. In der Tat
verdanken die Schüler der Gesamtschule
Ückendorf dem Chef der Besseren Umwelt
Verlagsgesellschaft ein deutschlandweit ein-
zigartiges Projekt: Schülerredakteure unter-
schiedlicher Nationalitäten der Jahrgangs-
stufen 7 bis 13 erstellen vier Mal im Jahr ihr
eigenes Stadtteilmagazin. Unterstützt wer-
den sie dabei von erfahrenen Journalisten,
Fotografen und Pädagogen. Alle arbeiten
gemeinsam in der Jungen Redaktion –
Ückendorf erleben.
Finanziert über das Bundesprogramm
Soziale Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im
Quartier, kurz BIWAQ genannt, wurde Ler-
chenmüllers Vision von jungen Zeitungs-
machern Realität. Ende September hielten
die jungen Redakteure stolz die erste Aus-
gabe von Ückendorf erleben in der Hand.
Jetzt wuchs die Neugier, den Geburtsort
dieser Idee aufzuspüren und zu erkunden.
Ein Ausflug in den Hertener Süden zum ehe-
maligen Zechengelände AufEwald war
schnell geplant. „Uns wurden alle Räume ge-
zeigt und jede Frage beantwortet“, freut sich
die sonst so zurückhaltende Özlem (15). Ein
Strahlen geht über ihr Gesicht, als Otto Ler-
chenmüller sie für ihr gelungenes Titelbild
lobt. Auch Aynur (15) schwebt auf Wolke sie-
ben: „Das Fotostudio ist so cool, hier fühle ich
mich wie ein Star.“
Restlos begeistert sind die jungen Redak-
teure, als direkt vor der Agentur ein Heißluft-
ballon startet. „Wir wären so gerne mitgeflo-
gen“, gesteht Leyla (15). Aber für Wehmut
bleibt keine Zeit. Das Abenteuer Zauberberg
– die Halde Hoheward – ruft, von wo die
Sicht über das Ruhrgebiet mindestens so
beeindruckend ist wie aus dem Ballonkorb.
36 ÜCKENDORF erleben 2|2009
n a c h b a r n u n d f r e u n d e
J u n g e R e d a k t e u r e a u f E n t d e c k u n g s r e i s e i m Ve r l a g A u f E w a l d i n H e r t e n
Ein Ausflug zur Ideenschmiede von Ückendorf erleben
Zu Besuch auf dem ehemaligen ZechengeländeAufEwald in Herten: die Jungen Redakteure ÖzlemBingöl und Leyla Kara.
AG Junge Redaktion – Ückendorf erleben
Gesamtschule Ückendorf, Bochumer Straße 190
45886 Gelsenkirchen, Tel.: 01 71 / 9 96 18 08
www.ueckendorf-erleben.de
i n f o t i p p s
Dogan Coskun, 15 Text + Foto
Ue02_24_Ausflug 09.12.2009 10:28 Uhr Seite 2
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Bilder völlig gleich sind –
aber dann kommt der zweite, dritte, vierte Blick und schon werden Sie sehen, dass auf
einem der beiden Bilder etwas fehlt oder zu viel ist. Wir wünschen viel Spaß
beim Finden der zehn Fehler.
Schicken Sie uns die Lösung bis zum 15. Januar 2009 mit dem Stichwort
„Bilderrätsel“ an: Ückendorf erleben, Turm C, Raum 3.4.1,
c/o Gesamtschule Ückendorf, Bochumer Straße 190, 45886 Gelsenkirchen.
Oder per E-Mail an redaktion@ueckendorf-erleben.de.
Unter allen richtigen Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
1. Preis: „Keloglan und andere Märchen aus Anatolien“
neu erzählt von Yücel Feyzioglu. Zweisprachiges Kinderbuch.
2. und 3. Preis: Je zwei Eintrittskarten für das Kommunale Kino in Ückendorf.
Ein Lehrer erklärt den Schülern,
dass alle Wörter, die mit „un“
anfangen, eine negative Bedeutung
haben, Beispiel „unzufrieden“
oder „ungemütlich“. Eine Schülerin
meldet sich und ruft: „Ich kenne noch
ein gutes Beispiel: Unterricht!“
Wie versucht eine Blondine,
einen Vogel umzubringen?
Sie wirft ihn vom Balkon!
Und wie bringt sie einen Fisch um?
Durch Ersäufen.
Fritzchen kommt zu spät in die
Schule. Er rast im Schulgebäude die
Treppen hoch, da steht plötzlich
die Schulleiterin vor ihm.
„Zehn Minuten zu spät!“ schimpft sie.
„Machen Sie sich nichts draus,
ich auch!“, sagt Fritzchen.
An dieser Stelle in Ückendorf erleben präsen-
tieren wir immer wieder Witze, die per Mail
oder Post bei uns eingegangen sind. Jeder ver-
öffentlichte Witz wird mit zwei Gutscheinen
für die Mensa in der Gesamtschule belohnt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
B e i d i e s e m B i l d e r r ä t s e l i s t B e o b a c h t u n g s g a b e g e f r a g t
Zu wenig oder zu viel
Lustig, lustig
Ückendorf erleben
Turm C, Raum 3.4.1., c/o Gesamtschule Ückendorf
Bochumer Straße 190, 45886 Gelsenkirchen
redaktion@ueckendorf-erleben.de
i n f o t i p p s
2|2009 ÜCKENDORF erleben 37
d e n k e n & r a t e n
Ue02_51_Ratsel 09.12.2009 10:29 Uhr Seite 3
Ihr Name? Lothar Jacksteit.
Alter? Ich bin 39.
Nationalität? Deutscher und in Gelsenkir-
chen geboren.
Wie ist Ihr Familienstand? Glücklich ver-
heiratet.
Haben Sie Kinder? Ja, zwei Töchter.
Welche Religion haben Sie?
Ich bin evangelisch.
Sternzeichen? Wassermann.
Was sind Sie von Beruf? Grundschul-
lehrer an der Glückaufschule in Ückendorf.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als
Kind? Als ich noch ganz klein war: Müll-
mann!
Spielen Sie ein Instrument? Posaune
und Blockflöte.
Welche Musik hören Sie gern? Klassi-
sche Musik, besonders von Johann Sebastian
Bach.
Haben Sie Haustiere? Ich sage gerne, ich
nicht. Aber meine Frau und meine ältere
Tochter haben eine Katze, zwei Hasen, zwei
Chinchillas und ein Aquarium mit Fischen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? In
meiner Freizeit kümmere ich mich um
meine Familie. Aber ich mache auch viel eh-
renamtliche Arbeit für die Gewerkschaft Er-
ziehung und Wissenschaft, die Partei und bei
der Suchtkrankenhilfe.
Welches Buch lesen Sie gerade? Ich lese
von Michael Winterhoff „Warum unsere Kin-
der Tyrannen werden“. Aber ich schaffe es
nicht immer, die Bücher zu Ende zu lesen.
Am liebsten lese ich meiner Familie aus alten
Jugendbüchern von mir vor, zurzeit aus der
Serie „Jan als Detektiv“ von Knud Meister.
Welcher Tag war der glücklichste in Ih-
rem Leben? Immer, wenn ein Kind gesund
auf die Welt kommt, ist ein Glückstag. Daher
die Geburt meiner jüngsten Tochter, denn
das ist noch nicht so lange her.
Sie haben einen Wunsch frei, egal wel-
chen. Was wünschen Sie sich? Dass die
Menschen auf dieser Erde miteinander Frie-
den halten.
Welche berühmte Persönlichkeit wür-
den Sie gerne einmal treffen? Ich würde
gerne mit Menschen ins Gespräch kommen,
die für Umbrüche in der deutschen
Geschichte gesorgt haben. Konrad Adenauer
oder der Widerstandskämpfer Graf von
Stauffenberg.
Welches Motto, welche Lebensweisheit
haben Sie? Was du nicht willst, das man
dir tut, das füg auch keinem andern zu. Ich
versuche, Kindern zu erklären, wie wichtig
Respekt ist. Jeder Mensch ist gleich viel
wert.
Was gefällt Ihnen an Ückendorf ganz
besonders gut? Dass wir hier engagierte
Menschen haben, die sich in Vereinen dafür
einsetzen, dass der Stadtteil schöner wird. Es
könnte noch etwas besser sein, aber daran ar-
beiten wir.
Beenden Sie diesen Satz: „Ückendorf
ist der schönste Ort der Welt, weil …
… ich hier zu Hause bin.
38 ÜCKENDORF erleben 2|2009
ü c k e n d o r f e r g e s i c h t e r
G r u n d s c h u l l e h r e r a n d e r G l ü c k a u f s c h u l e
Lothar Jacksteit
Glückaufschule Ückendorf
Lothar Jacksteit
Stephanstraße 14, 45886 Gelsenkirchen
www.glueckaufschule-ueckendorf.de
i n f o t i p p s
Özlem Bingöl, 15 Interview
Elif Özdemir, 13 Interview
Ue02_45_Gesicht 09.12.2009 10:29 Uhr Seite 2
Ue02_39_Anzeige Kinderbuch 09.12.2009 10:30 Uhr Seite 1
Ue02_40_Anzeige Marienhospital 09.12.2009 10:31 Uhr Seite 1
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