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Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
2Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR@Uni Mannheim
http://csr.uni-mannheim.de
3Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Syllabus
09.10. Einführung
16.10. Wirtschaft & Ethik: Vertiefung & Illustrationen
23.10. Das Entfremdungsproblem & Fallstudien (u.a. Ford Pinto)
30.10. Die moralische Qualität der Marktwirtschaft
06.11. Corporate Social Responsibility
20.11. Fallstudie „Enron“
27.11. Klausurtraining
4Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Ziele der Veranstaltung
Am Ende der Veranstaltung sollten Sie
die Bedeutung von Anreizen &,die Logik von Spielregeln (Institutionen) verstanden haben,differenziert zu Marktwirtschaft und deren moralische Qualität Stellung nehmen können,wissen, um was es bei CSR (nicht) geht,sich an Diskursen über Moral in der Wirtschaft beteiligen können,unternehmerische Aktivitäten differenziert bewerten können,(tieferliegende) Zusammenhänge verstehen,in der Lage sein, (kritische) Fragen zu stellen!
Reflexionsfähigkeit
5Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Literatur I
Basisliteratur (BL)
M. Friedman 1970: The Social Responsibility Of Business Is to Increase Its Profits; in: The New York Times Magazine, 13. September 1970, S. 32-33, S. 122-126.S. Ghoshal 2005: Bad Management Theories Are Destroying Good Management Practices; in: Academy of Management Learning and Education, 4 (1), p. 75-91.N. Lin-Hi, A. Suchanek 2009: Eine wirtschaftsethische Kommentierung der Finanzkrise; in: Forum Wirtschaftsethik, 17. Jg., Nr. 1, S. 20-27. A. Suchanek 2007: Ökonomische Ethik, 2. Auflage, Tübingen. A. Suchanek, N. Lin-Hi 2008: Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in der Marktwirtschaft, in: L. Heidbrink, A. Hirsch (Hrsg.): Verantwortung als marktwirtschaftliches Prinzip. Zum Verhältnis von Moral und Ökonomie, Frankfurt am Main, S. 69-96.
6Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Literatur II
Zur Vertiefung (ZV)
A.B. Carroll 1991: The Pyramid of Corporate Social Responsibility: Toward the Moral Management of Organizational Stakeholders; in: Business Horizons, 34 (4), S. 39-48.G. Hardin 1968: The Tragedy of the Commons; in: Science, 162 (3859), p. 1243-1248.F.A. v. Hayek 1976: Law, Legislation and Liberty; Vol. 3: The Mirage of Social Justice; Chicago.K. Homann, A. Suchanek 2005: Ökonomik. Eine Einführung, 2. Aufl.; Tübingen.N. Lin-Hi 2009: Eine Theorie der Unternehmensverantwortung; Berlin.
7Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Klausuranforderungen
Differenzierte Stellungnahme zu einem Sachverhalt
Nachweis, dass grundlegende Zusammenhänge verstanden wurdenStrukturierungsleistungChancen, Herausforderungen & Probleme erkennen
Güte der Argumentation ist entscheidendKeine Abfrage von Detailwissen
Klausurstellung in deutsch und englischPrüfungstermin: 15.12.2009
Klausurtraining am 27.11.2009
8Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Organisatorisches
Homepage: http://lin-hi.bwl.uni-mannheim.deSkript ( bis Donnerstagmittag vor der Veranstaltung verfügbar)Veranstaltungstermine
Literatur:Studierendenportal E-Learning
Tutorin für Austauschstudierende: Larisa TopaloKontakt per Mail: lta6@sfu.ca Tutorien (englisch): 14.30-16.00 Uhr, O 048-050
27.10.03.11.10.1117.11
9Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Sonstiges
OrientierungspunkteZentrale Botschafteneinfach und prägnant formuliert
Literaturhinweise
OP
BL: BasisliteraturZV: Zur Vertiefung
(Kritische) Fragen?Jederzeit und gerne!
10Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Moral und Eigeninteresse
Moral und Eigeninteresse sind miteinander in Einklang zu bringen bzw. füreinander fruchtbar zu machen
Eigeninteresse(Gewinn, Wettbewerbsvorteile,
Kundengewinnung etc.)
Moral(Nachhaltigkeit, Solidarität etc.)
Die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil
OP
12Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Philosophischer Exkurs
Immanuel Kant (1724-1804)„Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein GUTER WILLE.“
(aus: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Beginn 1. Abschnitt)
Nach Kant verliert eine Handlung ihren moralischen Wert, wenn Sie nicht aus sich heraus, sondern aus Eigeninteresse motiviert ist.Implikation: „Moral muss weh tun!“ (insbesondere im deutschsprachigen Raum ist diese Vorstellung weit verbreitet)
13Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Das menschliche Wesen
Jeder Mensch ist ein moralisches Subjekt, zur Freiheit und mit Würde begabt, und zugleich ein empirisches Wesen, das biologischen,
psychologischen u.a. Bedingungen unterworfen ist.
Es verstößt konstitutiv gegen die Würde des Menschen, dauerhaft systematisch gegen sein Eigeninteresse handeln zu sollen!
Moral hat anreizkompatibel zu sein!
OP
14Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Normativität in der modernen Gesellschaft
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
FriedenWeltweite Verwirklichung der MenschenrechteMedizinische VollversorgungAbschaffung von Armut, Hunger, Kindersterblichkeit…(Soziale) GerechtigkeitNachhaltigkeit…
Ein gemeinsames Interesse sichert nicht bereits dessen Realisierung! ( Logik des kollektiven Handelns)
BL: Suchanek 2007, S. 42-46.
15Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Normativität in der modernen Gesellschaft
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
Naturgesetze
Begrenzte Ressourcen
Stand der Technik
Budgetrestriktionen
Wettbewerbsbedingungen
Das Verhalten der Anderen
Institutionen (rechtliche, soziale, kulturelle, moralische Normen)
…
„Wir streben nach dem Besten, was wir innerhalb der Grenzen der Wirklichkeit erreichen können.“ (Rawls)
16Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Normativität in der modernen Gesellschaft
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
Die Herleitung ethischer Urteile und Forderungen setzt die Integration von
(1) moralischen Idealen und (2) empirischen Bedingungen voraus!
CSR kann nicht losgelöst von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Restriktionen bestimmt werden!
17Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Beispiel Kinderarbeit
KinderarbeitDefinition laut ILO (Internationale Arbeitsorganisation): Kinder unter 14 JahreDerzeit arbeiten ca. 200 Mio. Kinder weltweit (Unicef)
Institutionelle StandardsSA 8000Global CompactBSCI
Wie ist Kinderarbeit zu bewerten?
18Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Beispiel „redlining“
RedliningUrspr. Klassifizierung von Risikogruppen entlang Regio-oder Geodaten Später Synonym für Diskriminierung aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht oder Abstammung
Anmerkung:Heutige Kreditscorings basieren auf mathematisch-statistischen Risiko- einstufungen über Merkmale (etwa Alter, Wohnort, Beruf, Höhe des Einkommens, Familienstand, Zahl der Kinder, Häufigkeit der Umzüge, Kontoumsätze etc.).
19Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
The American Dream
Normatives Ideal: Eigenheim für jeden BürgerUmsetzung: Etablierung entsprechender Anreiz-strukturenUnzureichende Berücksichtigung von Folgewirkungen (Gestaltung von zukünfti-gen Bedingungen)
Treiber der Finanzkrise
20Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Normativistischer Fehlschluss
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen
3. Ethische Urteile und Forderungen
Normativistischer Fehlschluss:
Vernachlässigung relevanter empirischer Bedingungen bei der Herleitung ethischer Urteile und Forderungen
Wichtig: Interaktionsbedingungen beachten!
22Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wirtschafts- und Unternehmensethik befasst sich mit der Frage, wie die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil unter den jeweils gegebenen empirischen Bedingungen verbessert werden kann bzw. was eine bessere Zusammenarbeit verhindert.
Das zentrale Konzept zur Analyse der Hindernisse
gelingender gesellschaftlicher Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Vorteil ist das der Dilemmastrukturen.
Dilemmastruktur: Interaktionssituation, in der Infor- mations- und Anreizprobleme eine gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil verhindern (können).
BL: Suchanek 2007, S. 52-70.
Dilemmastruktur
23Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
I3 , 3
II1 , 4
III4 , 1
IV2 , 2
Spieler BNicht-
Kooperation
Spieler A
Interaktionsbedingungen
Kooperation
Fehlende Anreize für Kooperation bzw. Nicht- Kooperation als dominante Strategie
Kooperation
Nicht- Kooperation
24Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
I3 , 3
II1 , 4
III4 , 1
IV2 , 2
Spieler A
Kollektive Selbstschädigung (beachte: Kooperation kann nicht per normativen Appellen eingefordert werden)
Spieler B
Interaktionsbedingungen
Nicht- KooperationKooperation
Kooperation
Nicht- Kooperation
26Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
I3 , 3
II1 , 4-2
III4-2 , 1
IV2-2 , 2-2
Institution sanktioniert niedrige Standards mit – 2.Folge: Kooperation wird anreizkompatibel
Institutionelle Koordination
Spieler B
Spieler A
Nicht- KooperationKooperation
Kooperation
Nicht- Kooperation
27Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Beispiele:VerfassungBGB, StGB, HGB usw.EigentumsordnungStraßenverkehrsordnungDIN- bzw. ISO-NormenSoziale bzw. kulturelle Normen…
Institutionen
Institutionen haben moralische Qualität, sofern sie Investitionen in die Bedingungen der gesellschaftlichen
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil fördern.
Definition: anreizbewehrte, dauerhafte, gestaltbare Regeln zur Koordination individueller Handlungen.Funktion:Ermöglichung einer hinreichenden Berechenbarkeit wechselseitiger Verhaltens- erwartungen
Verträge(W
echselseitigeSelbstbeschränkungen)
28Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Jede Interaktion ist durch gemeinsame und konfligierende Interessen geprägt.
Kein Akteur hat vollständige Kontrolle über (von ihm) erwünschte soziale Ergebnisse/Zustände.
Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil ist nur gemeinsam realisierbar Idee der bedingten Zusammenarbeit („Ich bin bereit,
vorausgesetzt, dass auch die anderen bereit sind.“)
Zur Relevanz von Institutionen
Institution forcieren gesellschaftlich erwünschte Handlungen und fördern moralisches Verhalten
29Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Die Geltung der Institutionen muss gewährleistet sein:Die Institutionen müssen für alle gelten („Herrschaft des Gesetzes“)(Interne oder externe) Sanktionen müssen hoch genug sein, um Nicht-Kooperation unattraktiv zu machen.Aufdeckung von Nicht-Kooperation und Durchführung der Sanktionierung muss hinreichend glaubwürdig sein.
Die Institutionen müssen über die Zeit stabil sein bzw. Änderungen sollten berechenbar erfolgen.Die Kosten der Etablierung und Durchsetzung dürfen nicht zu hoch sein.Verschiedene Institutionen müssen miteinander hinreichend verträglich/konsistent sein.
Bedingungen für funktionsfähige Institutionen
30Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
In Kanada ist die jahrzehntelang florierende Dorschfischerei mit 30.000 Arbeitsplätzen durch Überfischung der Bestände 1990 vollständig zusammengebrochen.
Im Nordost-Atlantik sind 40 von 60 Beständen von Speisefischen wie Kabeljau, Seehecht oder Seezunge stark überfischt. Die EU-Fischereiflotte ist um über 40 % zu groß. Gleichzeitig subventioniert (noch) die EU die Fischereiflotte jährlich mit 1,4 Milliarden Euro, wovon ein großer Teil in die Vergrößerung der Flotten statt in deren Abbau investiert wird.
Nach einer Studie des WWF stehen einige Fischpopulationen des Mittelmeers vor dem Aussterben. Für eine tragfähige Fischerei müsste die Flotte auf ein Drittel reduziert werden.
Lokale Fischer Senegals und anderer Länder leiden zunehmend unter Fischereiflotten europäischer Länder, die in die betreffenden Gewässer ausweichen.
Fallstudie Fischerei
31Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Annahmen:1. Drei Fischer fischen gleichzeitig.2. Die Gesamtkosten einer Ausfahrt betragen 3 Einheiten; Gewinn
entsteht daher mit einem Fangergebnis über 3 Einheiten. 3. Ein Schiff kann bei einer Ausfahrt höchstens 5 Einheiten fischen.4. Die Fische vermehren sich jährlich um 10 Prozent bis zu einem
Höchstwert von 100 Einheiten.
Fallstudie Fischerei
32Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Jahr Ende+10% Meer F1 F2 F3 Ende
1 100
2
3
4
5
…
Nachhaltiger Pfad:
Fallstudie Fischerei
33Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Fallstudie Fischerei: Einsichten
Das Gewinnstreben des Einzelnen kann gesellschaftlich unerwünschte Folgen haben.
Dieses Gewinnstreben wird durch den Wettbewerb verstärkt (beachte: Wettbewerb lässt sich – geeignete Institutionen vorausgesetzt - in den Dienst gesellschaftlicher Interessen stellen).
Die „Tragik der Allmende“ ist durch Appelle an den einzelnen nicht lösbar („Conscience is self-eliminating“; G. Hardin), denn dessen Zurückhaltung erhöht den Anreiz für andere, maximale Quoten zu fischen.
Nötig sind vielmehr anreizkompatible Spielregeln (Institutionen), z.B. Privateigentum.
BL: Harding 1968
34Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Institutionelle Koordination
Kontrollierte Schließung von kollektiv problematischen
Handlungsspielräumen
Systematische Eröffnung von gesellschaftlicher Freiheit
Beispiel: Straßen-
verkehrsordnungInstitutionen sind die Voraussetzung für gesellschaftlich
erwünschte Handlungen, bedingen diese aber noch nicht!
Unvollständigkeit/Offenheit von RegelnKomplexitätKontingenz der ZukunftFreiheitseröffnung
35Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Der primäre Sinn von Institutionen ist nicht die Beschränkung, sondern die Eröffnung von Freiheit bzw. nicht die Realisierung
sozialer Zustände, sondern die erfolgreiche Koordination individueller Handlungen freier Subjekte
Institutionelle Freiheit
Beispiel PrivateigentumEigentümer ist – innerhalb der gesetzlichen Schranken – frei im Umgang mit diesemEigentumsrechte umfassen die Entscheidungsgewalt über den Umgang mit Dingen im Hinblick auf
NutzungVer- und AbänderungÜbertragungAusschluss von Dritten vom Umgang
36Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Spielzüge1
Spielverständnis3
Spielregeln2
Normativität liegt auf verschiedenen Ebenen
OP
Zusammenhänge
Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
2Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Moral und Eigeninteresse
Moral und Eigeninteresse sind miteinander in Einklang zu bringen bzw. füreinander fruchtbar zu machen
Eigeninteresse(Gewinn, Wettbewerbsvorteile,
Kundengewinnung etc.)
Moral(Nachhaltigkeit, Solidarität etc.)
Die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil
3Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Rekapitulation
Moral und Eigeninteresse sind simultan zur Geltung zu bringenNicht die Gesinnung der Akteure ist das Problem, sondern die Logik der Situation (Spiel „Gemeinschaftsprojekt“)Bedeutung institutioneller Koordination (gute Spielregeln sind Voraussetzung, um Ethik zur Geltung bringen zu können)Moral hat anreizkompatibel zu sein (Problem der Ausbeutbarkeit moralischer Vorleistungen)Normative Ideale sind mit empirischen Bedingungen in Einklang zubringen (Frage nach den relevanten Alternativen)
4Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wette auf den Tod
Ende der 1980er Jahre entwickelten Finanzmakler folgendes Geschäft: Sie boten Aids-Kranken an, ihre Lebensversicherungs-policen abzukaufen.Die Rendite dieses Geschäfts ist umso höher, je rascher der Kranke stirbt. Man sprach deshalb auch von „Wetten auf den Tod“.
Der Markt mit Aids-Policen brach 1996 weitgehend zusammen, nachdem lebensverlängernde Therapien auf den Markt kamen (zu Beginn empfanden manche Investoren den Kauf von Medikamenten seitens der Kranken als eine Art Vertragsbruch).Mittlerweile existiert ein allgemeiner „Second-hand-Markt“ („viaticalsettlements“) mit ähnlichen Produkten.
5Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wette auf den Tod
Verletzen solche Geschäfte („mit dem Tod“) gesellschaftliche Wertvorstellungen bzw. sind sie „moralisch verwerflich“?Nutzen die Investoren die Not der Kranken in unangemessener Weise aus?Untergraben derartige Kommerzialisierungsprozesse die Achtung vor der Würde des Menschen?Ermöglichen solche Tauschchancen den Aids-Kranken ein „gelingenderes Leben“ und liegt darin eine Begründung für die ethische Aufwertung derartiger Geschäfte?
6Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wette auf den Tod
Tausch ist Ausdruck individueller Freiheit (Abwesenheit von Zwang).Tausch ist eine Form der (gesellschaftlichen) Zusammenarbeit zumgegenseitigen Vorteil – und hat damit grundsätzlich sittliche Qualität.Dies gilt solange, wie die Würde eines Tauschpartners oder die berechtigten Interessen Dritter nicht verletzt werden.Manche moralisch sensiblen Tauschprozesse bedürfen der begleitenden ethischen Reflexion; anderenfalls droht ein Entfremdungsproblem.
Ist es ethisch vertretbar, soziale Beziehungen auf ökonomische Größen zu reduzieren?
7Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Reduktion vs. Reduktionismus
Jedes (!) Modell ist eine Reduzierung der WirklichkeitDie Reduzierung dient
der Handhabung von Komplexität der Verfolgung von spezifischen Fragestellungender Erkenntnis von hochselektiven Einsichten
Die Frage- bzw. Problemstellung definiert die Adäquanz eines Modells
8Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Reduktion vs. Reduktionismus
Physiker: Masse der AstronautenChirurg: Erfolgreiche OperationHersteller von Impfstoffen: Anzahl der ImpfdosenDirigent: Klang seines OrchestersProfessor: Argumente in der KlausurKaufmann: Zahlungsfähigkeit der Konsumenten Noten:
Noten: Definierte LernanforderungenPreise: Zahlungsbereitschaft
Problemspezifische Reduktion
9Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Reduktionismus
ReduktionismusGrenzen der Modelle werden nicht gesehen ( Ideologien)Unzweckmäßige AnwendungUnzweckmäßige Interpretation
Wissen über Modellierungen (d.h. auch über Reduktionen)Reflektionsfähigkeit(Moralische) Urteilskraft bei InterpretationenGrenzen des Modells
Herausforderungen des „Wiedereintritts“
10Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Unternehmensethik
Unternehmensethik
Wirtschaftsethik (Frage nach der moralischen Qualität der Marktwirtschaft)
Unternehmensethik beschäftigt sich mit der Frage, welche Verantwortung Unternehmen haben und wie sie dieser nachkommen
können.
Eine belastbare Antwort setzt hinrei- chende Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge voraus
11Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wirtschaft & Ethik
Rendite
Wettbewerbsvorteile
Solidarität
Nächstenliebe
Kundenpräferenzen
Fairness
Würde
Eigenkapital
Bilanzen
Tugenden
Gerechtigkeit
Vorteile
Mäßigung
MoralControlling
Gewinn
Hilfsbereitschaft
Preise
Zahlung/Nichtzahlung (Reduktion!) gut/böse (Reduktion!)
12Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Moralisches Sollen
Entfesselte Wirtschaft in ihre Schranken weisen?Hierarchisierung von Moral und Eigeninteresse?Moralische Appelle?
Wirtschaftsethische Implikationen?
13Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Perspektive einer normativen Dominanz
Primat der Moral*Notwendigkeit der prinzipiellen Bereitschaft, auf Gewinne zu verzichtenSelbstbeschränkung liegt in einem Selbstzweck Fokus auf das „vernünftige Wollen“
Sachzwangcharakter des Marktes wird in Frage gestellt
* Zu finden etwa bei Peter Ulrich 2008: Integrative Wirtschaftsethik, 4. Aufl., Bern.
14Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Anmaßung des Sollens
Trivialisierung empirischer BedingungenUnternehmen agieren unter WettbewerbsbedingungenGewinnorientierung hat eine gesellschaftliche FunktionAkteure sind nicht immer bereit, ihre Interessen zurückzustellen
Empirische Bedingungen lassen sich nicht normativ transzendieren
Bedingungen der modernen Gesellschaft werden unzureichend berücksichtigt
15Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
(Vor-)Moderne Gesellschaft
Vormoderne Gesellschaft (Charakteristika)Kleine Gruppe (Dorf-/Stammesgesellschaft)Gemeinsamer WertekanonLebenslange Gruppenzugehörigkeit Höhere Instanz erzeugt Verbindlichkeit von WertenPersönliche BeziehungenMöglichkeit der sozialen Kontrolle
Moderne Gesellschaft
XXXX
Veränderte Bedingungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens erfordern neue Formen von Abstimmungsprozessen
XX
16Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Dimensionen / Gesellschaftsform vormoderne Gesellschaft moderne Gesellschaft
Größe der Gruppe bzw. Reichweite der Kooperation
weitestgehend beschränkt auf kleine, überschaubare Gruppen
(Sippe, Stamm, Polis, Zunft, Stand)
große, unüberschaubare bzw. anonyme Einheiten (Nation,
Konföderationen wie EU, „Weltgesellschaft“)
Möglichkeiten / Freiheiten des
Einzelnen
stark eingeschränkt, i.d.R. fest eingebunden in vorgegebene soziale
Beziehungen
enorm erweitert, weitgehend freie (Aus-)Wahl von Beziehungen /
individuellen Lebensplänen
Verständnis der „Spielregeln“ des Zusammenlebens
als gegeben angesehen, relativ einfach und (i.d.R. auf Grundlage
religiöser Überzeugungen) für jeden unmittelbar einsichtig
als „selbst gemacht“ und damit kontingent angesehen,
hochkomplex und im Ganzen weder überschaubar noch unmittelbar
einsichtig
Moderne und vormoderne Gesellschaft
17Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Individualisierung
Definition:
Individualisierung ist die „Herauslösung“ des Individuums aus festen, gewissermaßen qua Geburt definierten Sozialstrukturen (Familie, Sippe, Stände, Religion etc.)
Wichtig: Individualisierung ≠ Entsozialisierung
Zunahme individueller Möglichkeiten für eigene Lebenspläne / LebensgestaltungVerlust einer gemeinsamen „Konzeption des Guten“ (J. Rawls)Kontingenz bzw. Wahlmöglichkeitin Bezug auf soziale Bindungen aber auch: Zunahme der Zahl bzw. des Umfangs wechselseitiger Abhängigkeiten
„Freisetzung“ des Eigeninteresses
Wechsel von der Fremd- zur Selbstbestimmung
18Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Funktionale Institutionalisierung
Definition:
Funktionale Institutionali- sierung ist die gezielte Gestaltung gesellschaftlicher Spielregeln (Institutionen) im Hinblick auf funktionale bzw. zweckrationale Aspekte
Versachlichung sozialer InteraktionenRegeln werden bewusst als Menschenwerk anerkanntVerlust an unmittelbarer Einsichtigkeit und Verbindlichkeit „Entzauberung der Welt“ (Weber)Problem der Entfremdung
Von der wert- zur regelintegrierten Gesellschaft
19Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Werte in der modernen Gesellschaft
Menschen haben sich selbst die Spielregeln des Zusammenlebens zu gebenBegründung für Spielregeln ist im Wollen der Individuen zu suchen (und zu finden)In der modernen wertepluralistischen Gesellschaft ist das Wollensystematisch aus den (Eigen-)Interessen der Gesellschafts-mitglieder abzuleiten Die Begründung von Normativität ist im wohlverstandenen Eigen-interesse des Einzelnen zu suchenMenschen müssen den (moralischen) Wert von Spielregeln erkennen
20Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Konfliktpotenzial
Traditionelle Werte kommen bisweilen mit funktionalen
Spielregeln in Konflikt
Systematischer Vorrang von formalem Recht
21Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Normativität in der modernen Gesellschaft
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
Die Herleitung ethischer Urteile und Forderungen setzt die Integration von
(1) moralischen Idealen und (2) empirischen Bedingungen voraus!
22Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Beispiel: Gute Arbeit
Gute Arbeit ist ein gemeinsames Interesse aller
Akteure (AN & AG)Worin liegt das Problem?
1. Subjektive Erwartungen
2. Restriktionen der Globalisierung .
3. Gute Arbeit
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
Gute Arbeit ist unter den Bedingungen der Globalisierung zur Geltung zu bringen. Entsprechend sind die Restriktionen der Globalisierung
ernst zu nehmen!
23Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Globalisierung
AllgemeinWeltweite Verflechtung von InteraktionenZunahme von Arbeitsteilung ( Anstieg an Abhängigkeiten)Globale WertschöpfungIntensivierung von Wettbewerb…
Implikationen für die ArbeitsweltLebenslanges LernenMobilitätsanforderungenFlexibilität…
24Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Entfremdungsproblem
„Gute Arbeit“ ist eine Frageempirischer Bedingungen &subjektiver Einstellungen, die von den subjektiven Werten, Wünschen und Interpretationen der empirischen Bedingungen abhängen.
Empirische Bedingungen Subjektive Einstellungen
GlobalisierungZunahme des WettbewerbsInternationale WertschöpfungDigitalisierung…
EmployabilityLebenslanges LernenMobilitätFlexibilität…
ÖkonomischeNotwendigkeit
IndividuelleZumutungen
Entfremdung
25Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Der Mensch im Mittelpunkt
Unwort des Jahres 2004
„Humankapital degradiert nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt zu nur noch
ökonomisch interessanten Größen.“
Jeder Mensch ist ein moralisches Subjekt, zur Freiheit und mit Würde begabt, und zugleich ein empirisches Wesen, das biologischen,
psychologischen u.a. Bedingungen unterworfen ist.
Mensch als moralisches
Subjekt
Mensch als empirisches
Wesen
HUMANKAPITAL
26Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eine Frage der Perspektive
Arbeitnehmer Arbeitgeber
EinkommenSicherheitEmotionales GleichgewichtWertschätzung der ArbeitSinngehalt…
Verhältnis Kosten-ErträgeProduktivitätInnovationsbereitschaftFehlzeitenFluktuation…
Gute Arbeit
Beide Sichtweisen sind angemessen, aber eben nicht das GleicheGute Arbeit wird unterschiedlich interpretiert
27Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eine gemeinsame Basis
Der Wunsch nach guter Arbeit konstituiert ein ausgeprägtes gemeinsames Interesse
Aber: Gemeinsame Interessen gehen stets mit gegensätzlichen Interessen einherGerade deshalb sind die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und zu stärken
Orientierungspunkt: Die Goldene Regel Investiere in die Bedingungen der
gelingenden Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil!
28Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Investitionen
Respekt Fairness
Vertrauen Verantwortung
Gute Arbeit (Voraussetzungen, Prozess,
Ergebnisse)
Arbeitnehmer: Bereitstellung ihrer Arbeitskraft
für den Prozess der Wertschöpfung
Arbeitgeber: Steuerung des
Wertschöpfungsprozesses & angemessene Entlohnung
29Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Bedeutung des Dialogs
1. Subjektive Erwartungen
2. Restriktionen der Globalisierung .
3. Gute Arbeit
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
Dialog ist die Voraussetzung, um Investitionen in die Bedingungen guter Arbeit zu ermöglichen
Investitionen in die Anpassung subjektiver Erwartungen an die Bedingungen der globalisierten Welt
Investitionen in „objektive“ Arbeitsbedingungen
30Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Der Fall Bochum
Die geplante Schließung des Standorts Bochum wird voraussichtlich etwa 2.300 Nokia Beschäftigte betreffen.
Die Entscheidung von Nokia, die Produktion in Bochum stillzulegen, ist auf die fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zurückzuführen. Eine Erneuerung des Standorts würde zusätzliche Investitionen erfordern, doch selbst diese würden nicht dazu führen, die Produktion in Bochum weltweit wettbewerbsfähig zu machen. […]“
15.01.2008Nokia: Pressemitteilung
Die geplante Schließung des Standorts Bochum wird voraussichtlich etwa 2.300 Nokia Beschäftigte betreffen.
Die Entscheidung von Nokia, die Produktion in Bochum stillzulegen, ist auf die fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zurückzuführen. Eine Erneuerung des Standorts würde zusätzliche Investitionen erfordern, doch selbst diese würden nicht dazu führen, die Produktion in Bochum weltweit wettbewerbsfähig zu machen. […]“
15.01.2008Nokia: Pressemitteilung
„Nokia plant, die Produktion mobiler Endgeräte in Deutschland einzustellen und den Standort Bochum bis Mitte 2008 zu schließen. Das Unternehmen plant, die Produktion in andere, wettbewerbsfähigere Nokia Werke in Europa zu verlagern. […]
31Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Hintergründe
Arbeitgeber NokiaCa. 2.300 FestangestellteCa. 900 Leiharbeiter(+ Arbeitsplätze bei Zulieferern)
SubventionenSubventionen i.H.v. 88 Mio. €Bindungsfrist der Subventionen lief im September 2006 aus„Die Subventionskarawane zieht weiter“(IG Metall)„Subventionsheuschrecke“ (Jürgen Rüttgers)
32Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Kommentare
„Die geplante Schließung des Werkes Bochum ist notwendig, um die Wettbe- werbsfähigkeit von Nokia langfristig zu sichern“
(Veli Sundbäck, Executive Vice President von Nokia und Vorsitzender des Aufsichtsrates der deutschen
Nokia GmbH)
„Es ist geradezu unanständig, nach Auslaufen von Staatshilfen in Größen- ordnungen von annähernd 90 Millionen Euro dem Standort Bochum und der Re-gion den Rücken zu kehren und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern so-wie deren Familien Arbeitslosigkeit, Angst und Perspektivlosigkeit zuzumuten.“
(DGB 2008)
Eine „inakzeptable Entscheidung“ (Kurt Beck)
OP Man kann immer alles anders sehen und andere tun dies auch!
33Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Rekordgewinn
Nokia Pressemitteilung vom 24.01.20087,2 Mrd. € Rekordgewinn (+ 67 %)40 % Marktanteil
„Wo schwarze Zahlen geschrieben werden, darf man keine Arbeitsplätze abschreiben. Erst recht nicht in einer Zeit, wenn Nokia Rekordgewinne einfährt und seinen Marktanteil weltweit auf 40 Prozent hochschraubt.“(Frank-Walter Steinmeier)
„7,2 Milliarden Reinerlös - damit könnten die über 100 Jahre unsere Lohnkosten zahlen.“ (Gisela Achenbach, Nokia Betriebsrats-Vorsitzende)
35Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Nokias Reaktion I
Festhalten an der Entscheidung zur WerksschließungWettbewerbsdruck als zentrales ElementSubventionsbetrug wird vehement zurückgewiesen
Ergebnis der Verhandlungen:Zustimmung zu einem Sozialplan i.H.v. 200 Mio. €
~ das Dreifache des ursprünglichen gebotenen Betragsentspricht umgerechnet ~ 87.000 € pro Mitarbeiter (das Geld fließt in direkte Lohnfortzahlungen und eine Transfergesellschaft)eine der „besten, bisher getroffenen Ver-einbarungen in Deutschland.“
(Achenbach, Betriebsrätin)
Verhandlungen überInteressenausgleich
36Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Nokias Reaktion II
Einigung mit dem Land Nordrhein-Westfalen in der „Subventionsfrage“*
Unterstützung des Programms „Wachstum für Bochum“Bereitstellung von 20 Mio. €Bereitstellung der Nettoerlöse aus dem Verkauf des Werksgeländes (~ 13 Mio. €)
*Aufgrund mehrerer Anzeigen ermittelte die Staatsanwaltschaft Bochum gegen Nokia wegen Subventionsbetrugs, stellte die Ermittlungen allerdings im April 2008 wieder ein, da keine Anhaltspunkte für einen Betrug zu finden waren.
38Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Implikationen für diese Veranstaltung
Corporate Social Responsibilityhat etwas mit dem Verhältnis von Gewinn und Moral zu tun,ist für Manager faktisch relevant (social claims),stellt Manager vor neue Herausforderungen.Fehlende Kompetenzen können enorm teuer werden!
OPCSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen unternehmerischen Erfolgs!
Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
2Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Organisatorisches
Tutorin für Austauschstudierende: Larisa TopaloKontakt per Mail: lta6@sfu.ca Tutorien (englisch): 14.30-16.00 Uhr, O 048-050
27.10.03.11.10.11.17.11.
Die Online-Prüfungsanmeldung ist vom 20.10. bis 03.11.2009 (http://pruefung.uni-mannheim.de) möglich.
3Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Der Fall Bochum
Die geplante Schließung des Standorts Bochum wird voraussichtlich etwa 2.300 Nokia Beschäftigte betreffen.
Die Entscheidung von Nokia, die Produktion in Bochum stillzulegen, ist auf die fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zurückzuführen. Eine Erneuerung des Standorts würde zusätzliche Investitionen erfordern, doch selbst diese würden nicht dazu führen, die Produktion in Bochum weltweit wettbewerbsfähig zu machen. […]“
15.01.2008Nokia: Pressemitteilung
Die geplante Schließung des Standorts Bochum wird voraussichtlich etwa 2.300 Nokia Beschäftigte betreffen.
Die Entscheidung von Nokia, die Produktion in Bochum stillzulegen, ist auf die fehlende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zurückzuführen. Eine Erneuerung des Standorts würde zusätzliche Investitionen erfordern, doch selbst diese würden nicht dazu führen, die Produktion in Bochum weltweit wettbewerbsfähig zu machen. […]“
15.01.2008Nokia: Pressemitteilung
„Nokia plant, die Produktion mobiler Endgeräte in Deutschland einzustellen und den Standort Bochum bis Mitte 2008 zu schließen. Das Unternehmen plant, die Produktion in andere, wettbewerbsfähigere Nokia Werke in Europa zu verlagern. […]
4Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Fragen
Wie viele andere Mobiltelefonhersteller produzieren noch in Deutschland?Wie sieht die Zulieferersituation für diese Industrie in Deutschland aus?Wie sinnvoll war es von der Politik, 88 Mio. € Subventionen für eine nicht-zukunftsfähige Technik zu zahlen?Was ist das Wesen von Verträgen?Was sagen Gewinngrößen der Vergangenheit über die Zukunft aus?Sind 2.300 Arbeitsplätze in Deutschland mehr wert als 2.300 in Rumänien?Welche Anreize haben Unternehmen, Produkte stetig besser und kostengünstiger zu machen?Hätte Nokia sich damals für den Standort Deutschland entschieden, hätten sie gewusst, wie es sein wird?Welche Auswirkungen hat der Fall Bochum auf die Attraktivität des Standorts Deutschland?…
5Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Globale Wertschöpfung
Arbeitsteilung Spezialisierung
8Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Die moderne Gesellschaft – und hier insbesondere das marktwirtschaftliche System – stellen an den Einzelnen erhebliche
Zumutungen
Gefahr der Entfremdung
Arbeitslosigkeit
Konkurse
Finanzkrise
…
9Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Entfremdung
Verlust der Sinnhaftigkeit von Institutionen in der modernen Gesellschaft
Wirkungsmechanismen (nicht-intendierte Effekte)„Kosten“ (individuelle Zumutungen)
Institutionen werden als Moral unterminierend wahrgenommen (Sachzwangcharakter des Marktes)
Gefühl der Fremdbestimmung
Explizite und implizite Forderungen, entfremdungsstiftende Institutionen (z.B. Privateigentum, Arbeitsteilung, Wettbewerb)
abzuschaffen
12Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wahlbeteiligung: 41,0 %OB-Wahl 2006: 34,9 %
Bürgerentscheid Leipzig 2008
"Sind Sie dafür, dass die kommunalen Unternehmen und Betriebe der Stadt Leipzig, die der Daseinsvorsorge dienen, weiterhin zu
100 % in kommunalem Eigentum verbleiben?“
13Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Entfremdungseffekte
Quelle: Super Illu (repräsentative Umfrage)
16Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Fallstudie: Ford Pinto
„Safety doesn‘t sell.“ (Lee Iacocca, Ford, 1971)
17Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Ford Pinto: Hintergründe
Ende der 1960er verlieren amerikanische Automobilfirmen erhebliche Marktanteile, v.a. an japanische Importe
Als Folge verlangt Lee Iacocca (Ford), ein neues Modell, das kostengünstig (< 2.000 $) und leicht (< 1 t) ist, binnen kürzester Zeit auf den Markt zu bringen, den Ford Pinto. Tatsächlich erfolgt dies innerhalb von 25 (statt üblicher 48) Monaten
Betriebswirtschaftliche Überlegungen, u.a. auf der Basis von Kosten-Nutzen-Analysen, führen zu verringerten Sicherheitsvorkehrungen mit überdurchschnittlichem Brandrisiko bei Auffahrunfällen
1978 wird Ford aufgrund eines Auffahrunfalls mit Todesfolge wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, jedoch freigesprochen, da gesetzliche Vorgaben nicht verletzt wurden
18Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Fords Kosten-Nutzen-Analyse
180 burn deaths à180 burn injuries à2.100 burned vehicles à
$ 200.000 $ 67.000
$ 700
11 mio. cars à1.5 mio. light trucks à
$ 11
$ 11
Total $ 49.5 mio. Total $ 137,5 mio.
Benefits Costs
Quelle: Hoffman, W.M.: The Ford Pinto, in: Hoffman/Frederick (eds.): Business Ethics, 3rd ed., New York et al. 1995, pp. 552 ff.
Dürfen (derartige) Kosten-Nutzen-Analysen, die Menschenleben monetär bewerten, angestellt werden?
19Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Fragen
Wo sind die Grenzen von ökonomischen Berechnungen?Welche langfristigen Auswirkungen sollten in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden?Wem kann Verantwortung prinzipiell zugerechnet werden?Welche Rolle spielt die Selbstbestimmung des Einzelnen? Hätte Ford Kunden anbieten sollen, gegen Aufpreis zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen einzubauen?Wie kalkuliert man Kosten und Nutzen von Sicherheit?Hätte sich Ford für höhere gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsstandards einsetzen sollen?…
20Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eigeninteresse(Gewinn, Wettbewerbsvorteile,
Kundengewinnung etc.)
Moral(Nachhaltigkeit, Solidarität etc.)
Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit
zum gegenseitigen Vorteil!
Im Trade-off gibt es keine überzeugenden Lösungen!
22Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Schuhe & Wertschöpfung
Quelle: Clean Clothes Campaign
€ 98,50
€ 49,50 Einzelhandel (inkl. MwSt.)€ 32,00 Markenfirma€ 8,50 Material€ 5,00 Transportkosten, Steuern€ 3,00 Gewinn des Produzenten€ 0,50 Lohn für die Näherin
23Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Personen
Philip H. Knight (Gründer & Chairman) Geschätztes Vermögen: ~ 10.5 Mrd. US-$
Mark Parker (CEO): Gehalt 2008: 7,6 Mio. US-$
Tiger WoodsWerbevertrag: ~ 20 Mio. US-$ p.a.
Das ist etwa doppelt so viel, wie die 12.000 asiatischen Nähe- rinnen von Nike zusammen ver- dienen.
24Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Globale Probleme
Armut: Mehr als 2,8 Mrd. Menschen haben weniger als 2 US-$ pro Tag zum Leben (etwa jeder 2. Mensch)Unterernährung: 40.000 Menschen verhungern täglich.Kindersterblichkeit:1.104 Kinder unter 5 Jahren sterben pro Stunde.…
„Wir streben nach dem Besten, was wir innerhalb der Grenzen der Wirklichkeit
erreichen können.“ (Rawls)
25Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Wichtig: Bedeutung empirischer Bedingungen
Das größere BildBedeutung wechselseitiger Verhaltens-erwartungen für InvestitionenDas Verhalten der AnderenBerücksichtigung von Folgewirkungen („was kommt dann?“)Berücksichtigung von Anreizimpli-kationen ( nicht intendierte Effekte)
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen
3. Ethische Urteile und Forderungen
Die Herleitung ethischer Urteile und Forderungen setzt die Integration von (1) moralischen Idealen
und (2) empirischen Bedingungen voraus!
Wir leben im Hier und Jetzt! Jede ethische Forderung hat – auch und insbesondere im
Interesse der Betroffenen – den Status quo der Realität ernst zu nehmen.
27Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Fallstudie Brent Spar
Brent Spar: Gemeinschaftsprojekt von Shell U.K. (50 %) und Esso (50 %)1976 – 1991: Betrieb der Öllager- und Verladeplattform1991: Shell U.K. beschäftigt sich mit der Frage, wie die stillgelegte Brent Spar entsorgt werden soll
Beauftragung von 30 (!) Studien und GutachtenVerhandlungen mit der britischen RegierungDiskussionen mit britischen NGOs
Tiefseeversenkung als beste Möglichkeit
30 Studien
Ausnahmegenehmigung der brit. Regierung
OK der Anrainerstaaten
28Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Proteste von Greenpeace
30. April 1995: Greenpeace besetzt die Brent Spar, um eine Versenkung in der Nordsee zu verhindern, Ziele:
Umweltfreundliche Entsorgung der „schwimmenden Sondermülldeponie“Verhinderung weiterer Tiefseeversenkungen
Shell versucht, die Plattform räumen zu lassen
29Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eskalation
Shell hält weiter an der Sondergenehmigung der britischen Regierung fest (Rückzug in die juristische Dimension)
Deklaration der Tiefseeversenkung als beste OptionBesonders in Dänemark, Deutschland und in den Niederlanden kommt es zu einer starken Berichterstattung in den öffentlichen MedienJuni 1995: Nordseeschutzkonferenz konstatiert desolaten Zustand der Nordsee (Verknüpfung der Ereignisse!)
Shell versucht mit sachlichen Argu-menten die Situation zu beruhigenIn Deutschland kommt es zu massiven Protesten
Öffentlicher Aufruf zum Boykott von ShellStarke Kritik aus der PolitikBombendrohungen, Anschläge
30Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eskalation – Konsequenzen
Umsatzeinbrüche an Tankstellen (D) bis zu 50 %Massiver Verlust der Unternehmensreputation
Mai 1995: 59 % der befragten Deutschen attestierten Shell einen guten RufJuni 1995: einen Monat später taten dies nur noch 12 %
31Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Shell: Zum Kurswechsel gezwungen
20. Juni 1995: Shell gibt bekannt, dass die Brent Spar an Land entsorgt wirdDeutsche Shell AG schaltet in über 100 Tageszeitungen ganzseitige Anzeigen: „Wir werden uns ändern!“
Autonome Ländergesellschaften„Kleine Fürstentümer“ (Schlote 1995:33)
Betreiber der Brent Spar
Zur Verantwortung gezogen
Differenzierung spielte in der Öffentlichkeit faktisch keine Rolle
…
32Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Modifikation der Strategie
Weltweite Befragungen von Mitarbeitern, Experten, Öffentlichkeit im Hinblick auf die Erwartungen an das Unternehmen (Stakeholderdialog)Modifikation der Unternehmensgrundsätze: u.a. Aufnahme der Aspekte Menschenrechte, NachhaltigkeitVeränderung der Evaluation von Großprojekten: überarbeitete Kriterien, verstärkter Dialog mit Stakeholdern (z.B. lokale und internationale NGOs)
Mittlerweile gehört Shell zu den Vorreitern in Sachen CSR & Nachhaltigkeit
33Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Im Nachgang…
Juli 2005: Ein in ‚Nature‘ veröffentlichter Aufsatz zweier Professoren gibt die durch eine Tiefseeversenkung verursachte Umweltbelastung als minimal an und spricht von einem Geschenk für das Ökosystem04. September 1995: Greenpeace muss öffentlich bekannt geben, dass die teilweise kolportierten 5.500 Tonnen an giftigen Ölrückständen an Bord der Brent Spar zu hoch angesetzt waren18. Oktober 1995: Laut Prüfungsbericht der norwegischen Schiffsklassifizierungsgesellschaft DNV befanden sich lediglich ca. 75-100 Tonnen an Ölrückständen an Bord der Brent Spar
Laut DNV waren die Shell-Angaben im Großen und Ganzen richtig
Nahezu alles weist darauf hin, dass die Versenkung der Brent Spar – wie von Shell stets betont – die vorteilhafteste
Entsorgungsvariante (auch ökologisch!) gewesen wäre
Aber: Die Öffentlichkeit glaubte Greenpeace, nicht Shell!
34Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Erklärungsansätze
Zurechnungsschemata:Shell = gewinnorientiert = bad guyGreenpeace = ökologieorientiert = good guy
Sympathieverteilung gemäß David vs. Goliath
36Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Semantik
Gewinn
Moral
Mentales trade-off-Schema: Günstigste Entsorgungsvariante kann per se ökologisch nicht vorteilhaft seinUnternehmen haben das Vorurteil gegen sich, Gewinne auch auf Kosten der Moral (Umwelt, Mitarbeiter etc.) zu machen
Shell wird unterstellt, durch Umweltverschmutzung Profite steigern zu wollen
Shell war nicht in der Lage, die Legitimität ihrer Entscheidung glaubhaft kommunizieren zu können
Shell fehlten Vermögenswerte wie Integrität oder GlaubwürdigkeitShell fehlte Argumentationskompetenz (respondere, lat. = antworten; CSR umfasst die Rechtfertigung von Handlungen)
37Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Einsichten
Der Rückzug in die juristische Dimension bei Konflikten ist wenig zweckmäßig (das Bestehen auf formales Recht kann mitunter massive Folgen haben)Gesellschaftliche Zurechnungsprozesse sind oftmals unterkomplex (verkürzte Wiedergabe von Zusammenhängen)Die Rekonstruktion von Zurechnungsprozessen sowie deren Adaption ist für die Handhabung von Konflikten notwendigGrenzen komplexer Argumentationen
Shell hat auf die Gefahren der Landentsorgung hingewiesen (insb.Auseinanderbrechen der Brent Spar in küstennahen Gewässern, Gesundheitsrisiko für Arbeitskräfte, Schlepprisiken)
Im Namen von Moral, Verantwortung, Umweltschutz etc. werden bisweilen Aktivitäten gefordert, welche gesellschaftlichen Interessen faktisch zuwider laufen
Auch Problem eines „single issue minded“Reputation, Image, Integrität etc. sind zentrale Vermögenswerte für Unternehmen
38Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Bedeutsamkeit von Integrität und GlaubwürdigkeitVermögenswerten setzen Investitionen voraus
Richtige Handlungen müssen von der Gesellschaft nicht immer auch als solche wahrgenommen werden
Argumentations- kompetenz
Gestaltungs- kompetenz
CSR-Framework
Implikationen
40Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Im August 2002 erlebten einige an Flüssen gelegene Regionen Ostdeutschlands eine verheerende Flutkatastrophe.In dieser Zeit stieg der Preis von Sandsäcken von 35 Cent auf 70 Cent; teilweise verlangten Lieferanten von Privatpersonen bis zu 7 €.Dieses Verhalten wurde in den Medien als empörende ‚Abzocke‘ zu Lasten ohnehin schon Geschädigter angesehen.
Fallstudie: Jahrhunderthochwasser
Wie ist die Preisgestaltung zu bewerten?
41Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Preis
Sandsäcke
Preis nach Flut
Nachfrage vor Flut
Nachfrage nach FlutPreis vor Flut
Die Allokationsfunktion von Preisen
42Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Das Diskriminierungsproblem
Durch die gestiegene Nachfrage nach Sandsäcken kommt es zu einem (verschärften) Diskriminierungsproblem: Wer soll nach
welchen (Diskriminierungs-) Kriterien Sandsäcke erhalten?
Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
2Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Effekte der Marktwirtschaft
„Sandsack- Preisgestaltung“
Finanz- und Wirtschaftskrise
EntlassungenReduzierung von
Menschen auf Arbeitsressourcen („Humankapital“)
3Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Genauer: Wie könnenin der „großen“, anonymen (Welt-)Gesellschaftdie wirtschaftlichen Aktivitätenfreier und gleicher Subjekte
so koordiniert werden, dassjeder Anreize zu einem investiven Umgang mit prinzipiell knappen Ressourcen hat bzw.die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegen-seitigen
Vorteil („Solidarität“) gefördert wird bzw.
die (ökologischen) Grundlagen dieser Zusammen-arbeit erhalten bleiben („Nachhaltigkeit“)?
Zentralverwaltungs- wirtschaft
Marktwirtschaft
Wie können freie und gleiche Subjekte in der modernenGesellschaft ein selbstbestimmtes Leben führen?
Das Problem des guten Wirtschaftens
BL: Suchanek 2007, S. 90-115.
4Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Zur Erinnerung
Alternative Zentralverwaltungswirtschaft?
5Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Beachte: Zentralverwaltungswirtschaft ≠
Sozialismus
6Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
„Ich bin überzeugt, um diesen schweren Missständen [den Folgen des Krieges] abzuhelfen, gibt es nur ein Mittel, nämlich die Errichtung einer
sozialistischen Wirtschaft mit einem Erziehungssystem, das auf soziale Ziele abstellt ist. In einer solchen Wirtschaft gehören dann die Produktionsmittel der
Gemeinschaft, die sie nach einem bestimmten Plan benutzt. Man würde in einer solche Planwirtschaft die Produktion den Bedürfnissen der Gesellschaft
anpassen, die zu leistende Arbeit unter die Arbeitsfähigen verteilen und jedem, Mann, Frau und Kind, den Lebensunterhalt garantieren. In der Erziehung
würde man Sorge tragen, in jedem Einzelnen, neben seinen eigenen Gaben, auch das Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Mitmenschen zu pflegen und nicht, wie in unserer heutigen [kapitalistischen] Gesellschaft, Macht und
Erfolg zu verherrlichen.“(A. Einstein, 1949)
7Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Zentralverwaltungswirtschaft
Grundidee:Zentrale Koordination der wirtschaftlichen Aktivitäten durch einheitliche Planungs-, Steuerungs-
und Kontrollinstanz
Hintergrundvorstellung „Identitätsthese“:
Alle sind zugleichProduzentenProduktions-mitteleigentümer und Konsumenten
(1)
Gemeinsames Ziel bzw. gemeinsame Interessen aller hinsichtlich eines gerechten und effizienten Wirtschaftens
(2)
Grundsätzliche Bereitschaft zur Mitwirkung aller
(3)
Problemlose Steuerung und Kontrolle der "Produktivkräfte" als Mittel zur Realisierung des gemeinsamen Ziels
8Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
(1) Gemeinsames Interesse
„Die zentrale Planung verlangt in gesell- schaftspolitischer
Hinsicht den Kollekti-
vismus und in staatspolitischer Hinsicht den Totalitarismus des Einparteiensys-
tems. […] Die Handlungs-
und Bewe- gungsfreiheit
der Individuen bildet in der
zentral verwalteten Wirtschaft einen la- tenten
Störfaktor, den der Staat zurück-
zudrängen
sucht.“
(Pätzold)
Beispiel 5 JahresplanungBasis für die Planung wirtschaftlicher AktivitätenDefinition von RessourcenDefinition von zu erbringenden Gütern und Dienstleistungen
Plan
ung
setz
t Pl
anba
rkei
t vor
aus Kollektivismus: Die In-
teressen
des Einzelnen werden dem Interesse des Kollektivs untergeordnet ( direkte Solidarität).
(Zur Erinnerung: Individualisierung als Merkmal der modernen Gesellschaft)
Produktion erfolgt nach Mengen- vorgaben und nicht nach Nachfrage
Langfristige Stabilität des gemein-samen Ziels (inkl. Güter)Verbindliche Vorgaben (kaum An-passungsmöglichkeiten)Keine „Nischenprodukte“
9Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
(2) Bereitschaft zur Mitwirkung aller
Unterstellte Anreizkompatibilität
I3 , 3
II1 , 4
III4 , 1
IV2 , 2
Spieler A
Spieler BNicht-
KooperationKooperation
Kooperation
Nicht- Kooperation
Nicht-Kooperation als dominante Strategie
10Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
(2) Bereitschaft zur Mitwirkung aller
TEAM
= oll= in= nderer= acht‘s
Realität & fehlende Anreizkompatibilität( Bedeutung institutioneller Koordination)
Küche im StudentenwohnheimKyoto-ProtokollSchwarzfahrenMusik Downloads…
11Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
(3) Steuerungsparadigma
Toll Collect & Probleme beim Aufbau des MautsystemsBluescreensVerspätungen bei der BahnLautstärke im Hörsaal…
12Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Informationsprobleme:Vernachlässigung der Bedeutung lokalen und oft impliziten Wissens, v.a. hinsichtlich relevanter empirischer Bedingungen fehlende Kenntnisse hinsichtlich der Abstimmung verschiedener Pläne (Komplexität), v.a. bei Anpassungsnotwendigkeiten
Anreizprobleme:Vernachlässigung von Interessenkonflikten bzw. Dilemmastrukturen (z.B. Weitergabe von Informationen, Bücher verstecken)fehlende (Anreiz-)Rückkopplungen (Preismechanismus)„rent-seeking“
Ausdruck eines normativistischen Fehlschlusses
Entmutigung von Investitionen in die Zusammenarbeit zum gegen-seitigen Vorteil aufgrund Missmanagement von Dilemmastrukturen
ZVW: Informations- und Anreizprobleme
13Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Umweltschutz in der DDR
Verfassung von 1968: Schutz der Umwelt und der Natur wird zur Pflicht des Staates und der Gesellschaft erklärtLandeskulturgesetz 1970: Regelungen bzgl. der Aufgaben und Ziele der Umweltpolitik1972: Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft
14Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
„Umweltschutz“ in der DDR
Europaweit höchste Schwefeldioxid-BelastungenEnorm hohe LuftverschmutzungBraunes „Trinkwasser“Einige Stadtgebiete (u.a. Bitterfeld und Espenhain) wiesen derart massive Umweltbelastungen auf, dass sie nach UNO Grenzwerten als nicht bewohnbar eingestuft hätten werden müssen „Die DDR wurde eine der Regionen der Erde mit den höchsten Umweltschäden“ (Küster 1996)
15Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Die sechs Wunder des Sozialismus‘
1. Es gibt keine Arbeitslosigkeit, aber niemand arbeitet.
2. Keiner arbeitet, aber alle erhalten Lohn.
3. Alle erhalten Lohn, aber damit kann man nichts kaufen.
4. Nichts kann man kaufen, aber jeder besitzt alles.
5. Jeder besitzt alles, aber alle sind unzufrieden.
6. Alle sind unzufrieden, aber alle stimmen bei Wahlen für das System.
17Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Marktwirtschaft
Rahmenordnung (Spielregeln)
p
x
Angebot
Nachfrage
Dezentralisierung von Entscheidungen, WER WAS WIE WANN WO für WEN produziert.
18Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Dezentrale Koordination
PreiseKundenpräferenzenEffiziente AllokationManagement von Knappheit…
Träger von Informationen
AnreizeKundenorientierungAnpassungenInvestitionen…Management von gesell-schaftlichen Kooperationen
Funktionale Koordination des
gesellschaftlichen Zusamm
enlebens
19Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
„Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen.“
(Adam Smith)
Nichtintendierte Effekte
Gesellschaftlich erwünschte Resultate als Ergebnis individueller eigeninter-essierter Handlungen
Bedeutung von guten Spielregeln
Eigeninteresse(Gewinne, Wettbewerbsvorteile, Marktanteile, Reputation,…)
Eigeninteresse(Gewinne, Wettbewerbsvorteile, Marktanteile, Reputation,…)
Funktionslogik gesellschaftlicher Wert- schöpfung in der modernen Gesellschaft
20Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Implikationen für Normativität
WettbewerbGegenteil von KooperationKonfliktProduziert „Verlierer“
WettbewerbGegenteil von KooperationKonfliktProduziert „Verlierer“
=
≠
Wettbewerb hat nicht nur effizient, sondern ebenso auch moralisch wertvoll zu sein!
Solidarität Teilen
Konkurrenz
21Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Leistungswettbewerb
Wettbewerb hat einen ambivalenten Charakter
Ein gesellschaftlicher erwünschter Wettbewerb bedarf immer (!) guter Spielregeln
Entdeckungs- funktion
Disziplinierungs- funktion
Entmachtungs- funktion
Ökologische Funktion
Leistungswettbewerb motiviert Akteure, in die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zu investieren!
22Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
MW als Management von Dilemmastrukturen
Anbieter
Wettbewerb als zu etablierende
Dilemmastruktur
Anbieter
Tausch als zu überwindende
Dilemmastruktur
Etablierung / Aufrechterhaltung der Marktwirtschaft als zu überwindende Dilemmastruktur
Nachfrager
Wettbewerb als zu etablierende
Dilemmastruktur
Nachfrager
23Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Nicht-NullsummenspielNicht-Nullsummenspiel
Relevante AlternativenRelevante AlternativenWie können
in der „großen“, anonymen (Welt-)Gesellschaftdie (wirtschaftlichen) Handlungen freier und gleicher Subjekte
so koordiniert werden, dassjeder die nötigen Informationen und Anreize zu einem investiven Umgang mit jenen Vermögenswerten hat, welche die nachhaltige gesellschaftliche Zusam-menarbeit zum gegenseitigen Vorteil fördern?
Wie könnenin der „großen“, anonymen (Welt-)Gesellschaftdie (wirtschaftlichen) Handlungen freier und gleicher Subjekte
so koordiniert werden, dassjeder die nötigen Informationen und Anreize zu einem investiven Umgang mit jenen Vermögenswerten hat, welche die nachhaltige gesellschaftliche Zusam-menarbeit zum gegenseitigen Vorteil fördern?
Marktwirtschaft ist das bisher beste bekannte System zur Realisierung der Solidarität aller Menschen!
Zur prinzipiellen moralischen Qualität der Marktwirtschaft
A B
24Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Vermögenswert Marktwirtschaft
Marktwirtschaft ist ein gesellschaftlicher Vermögenswert!
Notwendigkeit von InvestitionenWissen über ZusammenhängeVertrautheit mit der MWVertrauen in die MW
Akzeptanz institutionalisierterZumutungen
ArbeitsplatzverlustKonkurse…
Semantische HerausforderungenFunktionale Versachlichung Forcierung von Konflikten (Wettbewerb)Überholte Auffassungen über Moral (Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Verantwortung)Vorteile fallen breit gestreut an, Nachteile selektiv und ausgeprägt
29Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Im August 2002 erlebten einige an Flüssen gelegene Regionen Ostdeutschlands eine verheerende Flutkatastrophe.In dieser Zeit stieg der Preis von Sandsäcken von 35 Cent auf 70 Cent; teilweise verlangten Lieferanten von Privatpersonen bis zu 7 €.Dieses Verhalten wurde in den Medien als empörende ‚Abzocke‘ zu Lasten ohnehin schon Geschädigter angesehen.
Fallstudie: Jahrhunderthochwasser
Wie ist die Preisgestaltung zu bewerten?
30Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Preis
Sandsäcke
Preis nach Flut
Nachfrage vor Flut
Nachfrage nach FlutPreis vor Flut
Die Allokationsfunktion von Preisen
31Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Das Diskriminierungsproblem
Durch die gestiegene Nachfrage nach Sandsäcken kommt es zu einem (verschärften) Diskriminierungsproblem: Wer soll nach
welchen (Diskriminierungs-) Kriterien Sandsäcke erhalten?
32Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Die Allokationsfunktion von Preisen
Zunehmende relative Knappheit führt zu steigenden PreisenHändler verkaufen Produkte an Akteure mit der höchsten ZahlungsbereitschaftDie Zahlungsbereitschaft ist dort am größten, wo das Gut den höchsten Nutzen bietet
Preise geben darüber Auskunft, wo Güter am effizientesten eingesetzt werden können und führen damit zu einer
effizienten Güterallokation
Steigende Preise führen (c.p.) zu höheren GewinnmargenHöhere Gewinne ziehen neue Anbieter an, macht die Erschließung neuer und/oder alternativer Produktionskapazitäten und/oder Substituteinteressant
Preise informieren darüber, wo es sinnvoll ist, Produktionskapazitäten zu erweitern bzw. neue Märkte zu erschließen
33Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eine differenzierte Betrachtung
Aber:Besonderheit der Situation (Ausnahmecharakter)Marktmechanismen führen – insbesondere aufgrund der Fristigkeit –nicht zu einer Verbesserung der SituationAnbieter sollten damit rechnen, dass ihnen die Diskriminierung negativ zugerechnet wird
Individuelle Zahlungsbereitschaft ist grundsätzlich das sinnvollste – und auch gerechteste! – Kriterium zur
Allokation knapper Güter
Voraussetzungen für staatliche Eingriffe sind hier erfüllt
34Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Probleme permanenter Markteingriffe
MilchpreisMilchquoten (> Nachfrage)Milchsubventionen (Milchkuhprämien, Butteraufkauf, Steuervergünstigungen etc.)„Faire“ Milchprodukte…
EffekteEffizienzverlusteInformations- und Koordinationsfunktion von Preisen werden nicht voll genutztBegrenzte MarktanpassungenLokale Milchmärkte in Entwicklungsländern leiden unter Billigexporten (Subventionen!) aus der EU
Wettbewerbsmechanismen werden außer Kraft gesetzt
40 Cent/l = Mindestpreis?
35Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Sozialpolitik gegen den Markt
Gerechtigkeit wird als Nullsummen-spiel verstanden („Leistung ohne Gegenleistung“)Gemeinsame Interessen zwischen Geber und Nehmer sind ausgeblendet
Paradigma: Effizienz und soziale Gerechtigkeit stehen diametral zueinander
Negative Anreizwirkungen für Geber und Nehmer
Das Soziale wird über die Höhe von Sozialleistungen definiert
Soziale Gerechtigkeit
Effizienz
Unfruchtbare Wertediskussion
36Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Sozialpolitik für den Markt
Von der statischen zur intertemporalen Perspektive ( Investitionen werden möglich)Ermöglichung individueller Investitionen (etwa Bildung, Arbeitsmarktpolitik)Förderung von (riskanten) Investitionen durch VersicherungssystemVersicherung vor unverschuldeten Umständen (Krankheit, Arbeitslosigkeit, Armut etc.)
Paradigma: Wie können Anreize zur gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil geschaffen werden?
Sozialsysteme als Investition in die Zustimmung zur Marktwirtschaft
37Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Moral Hazard
„Too Big to Fail“ Versicherung & (Risiko-)Verhalten
Moral hazardEx post (nach Vertrags-schluss) OpportunismusGrund: Auseinanderfallen von kollektiven und indivi-duellen Interessen
Institutionen (Spielregeln) zur Reduzierungder Problematik
Fixierung von SorgfaltspflichtenSelbstbehalte/ZuzahlungenPrämien-/BonussystemeSanktionen
Anreize für Investitionen in die gesellschaftliche Zusammenarbeit
zum gegenseitigen Vorteil!
38Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Institutionalisierte Solidarität
SolidaritätSolidaritätUrsprünglich: eine spezifische Form der Haftung („Einer für alle, alle für einen“) Allgemeiner: Ausdruck gesellschaftlicher Kooperation mit direkt reziprokem CharakterInterpretation: Selbstlosigkeit, Altruismus
Problem: Adaption auf gesellschaftliche Probleme bzw. Problemlösungen
Institutionalisierte Solidarität Institutionalisierte Solidarität
Abkopplung von individueller DispositionKeine unmittelbar reziproke WirkungInstrumentalisierung der Marktlogik: Unter geeigneten Spielregeln ist der Markt eine Form institutionalisierter Solidarität
Herausforderung für normative Erwartungen
39Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility
Marktwirtschaft
CSR ist unter und durch Wettbewerbs-strukturen zur Geltung zu bringenOhne Anreize werden Unternehmen keine Verantwortung übernehmen (können)Unternehmen können – im gesellschaftlichen Interesse (sic!) – nicht altruistisch agierenEs ist Teil der Verantwortung von Unternehmen, Gewinne zu erzielen
Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
2Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Die Allokationsfunktion von Preisen
Zunehmende relative Knappheit führt zu steigenden PreisenHändler verkaufen Produkte an Akteure mit der höchsten ZahlungsbereitschaftDie Zahlungsbereitschaft ist dort am größten, wo das Gut den höchsten Nutzen bietet
Preise geben darüber Auskunft, wo Güter am effizientesten eingesetzt werden können und führen damit zu einer
effizienten Güterallokation
Steigende Preise führen (c.p.) zu höheren GewinnmargenHöhere Gewinne ziehen neue Anbieter an, macht die Erschließung neuer und/oder alternativer Produktionskapazitäten und/oder Substituteinteressant
Preise informieren darüber, wo es sinnvoll ist, Produktionskapazitäten zu erweitern bzw. neue Märkte zu erschließen
3Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Eine differenzierte Betrachtung
Aber:Besonderheit der Situation (Ausnahmecharakter)Marktmechanismen führen hier – insbesondere aufgrund der Fristigkeit – nicht zu einer Verbesserung der SituationAnbieter sollten damit rechnen, dass ihnen die Diskriminierung negativ zugerechnet wird
Individuelle Zahlungsbereitschaft ist grundsätzlich das sinnvollste – und auch gerechteste! – Kriterium zur
Allokation knapper Güter
Voraussetzungen für staatliche Eingriffe sind hier erfüllt
4Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Probleme permanenter Markteingriffe
MilchpreisMilchquoten (> Nachfrage)Milchsubventionen (Milchkuhprämien, Butteraufkauf, Steuervergünstigungen etc.)„Faire“ Milchprodukte…
EffekteEffizienzverlusteInformations- und Koordinationsfunktion von Preisen werden nicht voll genutztBegrenzte MarktanpassungenLokale Milchmärkte in Entwicklungsländern leiden unter Billigexporten (Subventionen!) aus der EU
Wettbewerbsmechanismen werden außer Kraft gesetzt
40 Cent/l = Mindestpreis?
5Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Sozialpolitik gegen den Markt
Gerechtigkeit wird als Nullsummen-spiel verstanden („Leistung ohne Gegenleistung“)Gemeinsame Interessen zwischen Geber und Nehmer sind ausgeblendet
Paradigma: Effizienz und soziale Gerechtigkeit stehen diametral zueinander
Negative Anreizwirkungen für Geber und Nehmer
Das Soziale wird über die Höhe von Sozialleistungen definiert
Soziale Gerechtigkeit
Effizienz
Unfruchtbare Wertediskussion
6Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Sozialpolitik für den Markt
Von der statischen zur intertemporalen Perspektive ( Investitionen werden möglich)Ermöglichung individueller Investitionen (etwa Bildung, Arbeitsmarktpolitik)Förderung von (riskanten) Investitionen durch VersicherungssystemVersicherung vor unverschuldeten Umständen (Krankheit, Arbeitslosigkeit, Armut etc.)
Paradigma: Wie können Anreize zur gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil geschaffen werden?
Sozialsysteme als Investition in die Zustimmung zur Marktwirtschaft
7Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Moral Hazard
„Too Big to Fail“ Versicherung & (Risiko-)Verhalten
Moral hazardEx post (nach Vertrags-schluss) OpportunismusGrund: Auseinanderfallen von kollektiven und indivi-duellen Interessen
Institutionen (Spielregeln) zur Reduzierungder Problematik
Fixierung von SorgfaltspflichtenSelbstbehalte/ZuzahlungenPrämien-/BonussystemeSanktionen
Anreize für Investitionen in die gesellschaftliche Zusammenarbeit
zum gegenseitigen Vorteil!
8Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Institutionalisierte Solidarität
SolidaritätSolidaritätUrsprünglich: eine spezifische Form der Haftung („Einer für alle, alle für einen“) Allgemeiner: Ausdruck gesellschaftlicher Kooperation mit direkt reziprokem CharakterInterpretation: Selbstlosigkeit, Altruismus
Problem: Adaption auf gesellschaftliche Probleme bzw. Problemlösungen
Institutionalisierte Solidarität Institutionalisierte Solidarität
Abkopplung von individueller DispositionKeine unmittelbar reziproke WirkungInstrumentalisierung der Marktlogik: Unter geeigneten Spielregeln ist der Markt eine Form institutionalisierter Solidarität
Herausforderung für normative Erwartungen
9Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility
Marktwirtschaft
CSR ist unter und durch Wettbewerbs-strukturen zur Geltung zu bringenOhne Anreize werden Unternehmen keine Verantwortung übernehmen (können)Unternehmen können – im gesellschaftlichen Interesse (sic!) – nicht altruistisch agierenEs ist Teil der Verantwortung von Unternehmen, Gewinne zu erzielen
10Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Babylonisches Sprachgewirr
Corporate (Social) Responsibility
Unternehmensverantwortung
Corporate Citizenship
Nachhaltigkeit
Stakeholder Management
Corporate Governance
Unternehmensführung
…
Inhaltliche Diffusität
Greenpeace: Emissionen
Anwohner: Spielplätze
ver.di: Arbeitsplätze
Kunden: Qualität
Attac: Preissetzung durch demokratischen Prozess
Mitarbeiter: Fort- und Weiterbildungen
…
Diffusität
CSR: Ein prominenter Begriff von schillernder Vieldeutigkeit
11Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR: Ein grenzenloser Begriff?
"Corporate social responsibility is the continuing commitment by business to behave ethically and contribute to economic development while im- proving the quality of life of the work- force and their families as well as of the local community and society at large."
(World Business Council for Sustainable Development, 1999)
Notwendigkeit von Orientierungspunkten
12Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Triebkräfte I
GlobalisierungInternationale WertschöpfungSteigender WettbewerbsdruckZunahme (regelungsbedürftiger) Kooperations- und Konfliktmöglichkeiten
Kritischere ÖffentlichkeitUnternehmensskandale (Enron, Lidl, Siemens etc.)Sensibilisierung & Aktivierung der Verbraucher (s.a. LOHAS)Formierung von schlagkräftigen Anspruchsgruppen/NGOs
Kapitalmärkte (ambivalent!)NachhaltigkeitsanalysenNachhaltige Kapitalanlagen/Indizes (etwa DJSI, FTSE4Good)Renditedruck
Informations- und KommunikationsbedingungenEnorme Leistungssteigerung bei gleichzeitig sinkenden KostenPotenzielle permanente TransparenzRisiken von Aufdeckung und Sanktionierung steigen
13Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Triebkräfte II
Gesellschaftliche ProblemlagenMangel an wirkmächtigen AkteurenFaktische Verantwortungszuschreibung zur Lösung von Problemen (veränderte Zurechnungsprozesse)
Triebkräfte wirken dahingehend, dass Unternehmen ihre gesellschaftliche Erwünschtheit (permanent) nachweisen müssen;
anderenfalls droht ihnen der Verlust ihrer Licence to operate.
KapitalismuskritikSinnverlust (Entfremdung)Fehlender KonterpartFinanzkrise
14Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR: Jenseits des Kerngeschäfts?
BL: Suchanek/Lin-Hi 2008
18Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Beispiele für Wohltätigkeiten
Cause-Related MarketingGeld- oder Sachspenden Sponsoring sozialer oder kultureller VeranstaltungenPro-Bono-ProjekteInformationsveranstaltungen an SchulenKostenlose Abgabe eigener Produkte an Non-Profit-OrganisationenCorporate VolunteeringProgramme für arbeitslose Jugendliche…
Wohltätigkeiten („corporate philanthropy“) werden in der Gesellschaft stark mit CSR assoziiert. Gerade hier ist eine hohe gesellschaftliche
Nachfrage zu verzeichnen.
19Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Gründe für die Beliebtheit
Sichtbarkeit (CSR-Leucht-türme)Gute KommunizierbarkeitHohe WerbewirksamkeitInterne MotivationswirkungEinfache HandhabbarkeitBequeme Art, das Thema CSR abzuhaken
Unternehmen
Unternehmen sind nicht nur gewinnorientiertMan gibt etwas der Gesellschaft zurückGute Taten
Gesellschaft
20Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Kritik
Alter Wein in neuen SchläuchenFokus auf die Mittelverwendung, die Art und Weise der Mittelerzielung bleibt außen vor„Crowding out“ einer verantwortungsvollen WertschöpfungImplizite Positionierung als Korrekturfunktion zur GewinnerzielungUmverteilungsparadigma Unsystematischer Ansatz Fehlender Problembezug (Konfliktfelder bleiben außen vor)Keine normative Fundierung ( Grenzen der Verantwortung bleiben unklar)Ablasshandel?
22Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Semantische Botschaft
Wohltätigkeiten erodieren die unternehmerische Legitimität in der Gesellschaft, da sie der Separation von
Gewinn und Moral Vorschub leisten!*
Die Verantwortung von Unternehmen wird jenseits ihrer Geschäftstätigkeit verortet
Umkehrschluss: Die Geschäftstätigkeit selbst ist nicht verantwortlich
Wenn die Geschäftstätigkeit nicht verantwortlich ist, so ist fraglich, was Unternehmen in der Gesellschaft überhaupt legitimiert
*Solche Aktivitäten sind sinnvoller Bestandteil im Marketing- und Kommunikationsmix von Unternehmen; sie werden aber problematisch, wenn sie als Verantwortung deklariert werden.
23Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR = Gewinn?
„The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits“ (Milton Friedman 1970)
„Social welfare is maximized when all firms in an economy maximize total firm value.“ (Jensen 2002)
BL: Friedman 1970
24Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Friedmans Anliegen
Manager erhalten von Unternehmenseigentümern Ressourcen für eine relativ klar definierte Aufgabe (= Gewinnmaximierung*)CSR: Ressourceneinsatz für „irgendwelche“ sozialen und ökologischen Dinge
*beachte: pragmatische Reduktion
CSR gefährdet die freiheitliche Gesellschaft
CSR ist problematisch, da Managerdafür keinen Auftrag haben,nicht über notwendige Informationen und Kompetenzen verfügen
Ineffiziente Verwendung von RessourcenEröffnung von Miss-brauchsmöglichkeiten
25Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR als Gefahr für die Freiheit
„Few trends could so thoroughly undermine the very foundations of our free society as the acceptance by corporate officials of a social respon-sibility other than to make as much money for their stockholders as possible. This is a fundamentally subversive doctrine.” (Friedman 1962)
Unterminierung von Eigentumsrechten„Zwangssteuer“ (Überwälzung von CSR-Kosten auf Kunden und Mitarbeiter)Nichtdemokratische EntscheidungenStaat ist der Ansprechpartner für gesellschaftliche Probleme
Ein falsches Verständnis von CSR gefährdet die Funktionsfähigkeit von Märkten
26Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Friedmans Argumente
Manager sind Agentender Eigentümer
Ansprechpartner Staat
Bereitstellung von Kapital,Kapitalmehrung Kontrollmöglichkeit & Anreize
Machtmissbrauch Ineffizienzen
Lösung von ProblemenGestaltung der Rahmenordnung
Diffuses Verständnisvon Verantwortung
Problem eines sozialistisches VerständnisGewinnerzielung hat moralische QualitätSemantik
Auflösung des Grundkonflikts zugunsten des Gewinnprinzips: „The social responsibility of business is to increase its profits“
27Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Einseitigkeit der Position von Friedman
Vernachlässigung der Einbindung von Unternehmen in gesellschaftliche Beziehungen ( „Triebkräfte“)
Forcierung ideologischer Orientierungspunkte
Überschätzung staatlicher Steuerungs- und Kontrollkompetenz
Trivialisierung ethischer Herausforderungen im unternehmerischenAlltag
Der Grundkonflikt zwischen Moral und Gewinn wird – v.a. per Annahme über Funktionsfähigkeit von Märkten – „wegdefiniert“
Fehlende Heuristik zur Lösung des Grundkonflikts
Die Position von Friedman ist NICHT falsch, aber sie ist aufgrund ihrer Einseitigkeit problematisch!
28Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Problematische Formen der Gewinnerzielung
Nicht nur ein verfehltes Verständnis von Verantwortung gefährdet die gesellschaftliche Freiheit, sondern ebenso
ein verfehltes Verständnis von Gewinnerzielung!
Es gibt problematische Formen der Gewinnerzielung
29Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR: Management von Konfliktfelder
Konfliktfelder entstehen durch das stets latent vorhandene Spannungsverhältnis zwischen Gewinn und Moral
Beispiele:MenschenrechtsverletzungenKinderarbeitUmweltverschmutzungKorruptionBilanzverschleierungVernachlässigung von SicherheitsstandardsRüstungsexporte in SpannungsgebieteHohe Preise für lebensnotwendige Medikamente...
OP CSR beinhaltet das Management von Konflikten zwischen Gewinn und Moral
Gewinn
Moral
30Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Licence to operate
Licence to operate (= Gesellschaftliche Akzeptanz vonUnternehmen)
ist die Bedingung der unternehmerischen Wertschöpfungwird implizit und explizit von den Mitgliedern der Gesellschaft gegeben bzw. entzogen
31Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Licence to operate
Licence to operate
basiert auf subjektiven Wahrnehmungen der Gesellschaftsmitglieder,welche mit subjektiven Erwartungen verknüpft sind, unddurch normative Vorstellungen beeinflusst werden.
Es gilt: die Licence to operate lässt sich nicht formal erwerben, die Anforderungen zur Erlangung verändern sich im Zeitablauf,es gibt keinen Lösungsalgorithmus.
Die Licence to operate wird durch Konfliktfelder gefährdet
32Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Antizipation von Konfliktfeldern
Eine grundlegende Herausforderung besteht darin, Konflikte zwischen Gewinn und Moral im unternehmerischen Alltagerkennen zu können;dies setzt voraus, gesellschaftliche Zurechnungsprozesse zu verstehen.
34Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Amazon und der Verfassungsschutz
„Mit jedem Einkauf bei amazon.de, auch anderer Produkte als den von uns hier empfohlenen Gütern, und/oder dem Zu- gang zu amazon.de über unsere Em- pfehlungsliste, unterstützen Sie das Projekt 'Nationales Netztagebuch'. Vielen Dank dafür.“
(NPD-Partei-Internetseite “Nationales-Netztagebuch“, Kreisverband Barnim-Uckermark )
Aufgedeckt vom brandenbur- gischen Verfassungsschutz „[…] Amazon nennt das ‚Werbe- kostenerstattung‘. Andere könnten das eine wirtschaftliche Partnerschaft mit verfassungsfeindlichen Extremisten nennen. […]“ (vom 04. Juni 2009)
Aufgedeckt vom brandenbur- gischen Verfassungsschutz„[…] Amazon nennt das ‚Werbe- kostenerstattung‘. Andere könnten das eine wirtschaftliche Partnerschaft mit verfassungsfeindlichen Extremisten nennen. […]“ (vom 04. Juni 2009)
Vorangegangener „Dialog“Brandenburgische Verfassungsschutz kontaktiert AmazonAmazon: Wenn „ein offizielles Verbot“ zu den im „Nationalen Netztagebuch“beworbenen Artikeln „oder zu der Seite selbst geschehen, werden wir diese selbstverständlich umgehend aus dem Angebot beziehungsweise aus dem Partnerprogramm entfernen.“
Entspricht einem (nicht untypischen) Rückzug in die juristische Dimension
35Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Amazon und Reaktionen
Mediale BerichterstattungMassive Kritik an der „Partnerschaft“zwischen Amazon und NPD Boykottdrohungen durch diverse PolitikerBerichterstattung und Kommentierung in diversen Blogs
Kommentierung auf der NPD-SeiteAufruf zur „Solidarität mit Amazon“„erfolgreiche[r] amerikanischer Konzern“
36Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Amazons Statements (nach der Berichterstattung)
Auf eine Anfrage des Tagesspiegel:„Wir prüfen derzeit die Einhaltung der Teilnahmebedingungen unseres Partnerprogramms durch die Website und werden nach Abschluss der Prüfung adäquate Maßnahmen treffen.“
Auf die Frage, warum rechtsextremistische Schriften angeboten werden:Amazon übernehme „stets die Einschätzung“ von Gerichten, Staatsanwaltschaften und der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Ansonsten nehme man „bei der Beantwortung der Frage, ob ein Produkt vertrieben werden sollte, keine eigene Wertung vor.“
„Amazon vertreibt weder indizierte noch ver- botene Titel. Unser Ziel ist es, unseren Kunden die größtmögliche Auswahl an verschiedenen Titeln bereitzustellen. Aus diesem Grund bieten wir Artikel an, die auf dem deutschen Markt frei erhältlich sind.“ (Antwort auf Kundenanfragen)
„Es gibt eine Nachfrage dafür, die wollen wir befriedigen.“ (Angebliche Aussage am Telefon – welche es allerdings bis ins Handelsblatt geschafft hat)
37Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Schlussendlich
"Wir haben die Überprüfung der Netztagebuch-Website abgeschlossen und entschieden, dass die Website nicht den Teilnahmebedingungen unseres Partnerprogramms entspricht. Wir schließen die Website von
der weiteren Teilnahme am Amazon.de-Partnerprogramm aus und haben den Websitebetreiber über unsere Entscheidung informiert."
(Amazon, 08.06.2009)
Amazon reagiert infolge von zahlreichen kritischen Berichten, Kundenbeschwerden und Account-Löschungen(Temporärer) Verlust der Licence to operate
38Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Einsichten
Fragilität der Licence to operateDemokratisierung von InformationenGrenzen der juristischen ArgumentationZurechnungsprozesse laufen vielfach stark vereinfacht ab
OP Man kann immer alles anders sehen und andere tun dies auch!
39Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Implikationen für CSR
Was war das Problem?Trivialisierung der moralischen Dimension
Substitution durch die juristische DimensionUnterschätzung möglicher Auswirkungen
Warnhinweise konnten nicht verarbeitet werdenInhaltlich (Nichtverständnis)Organisatorisch (Nichteskalation)Strategisch (Nichtadaption)
Herausforderungen für das Management von CSRAntizipation von Konfliktfeldern (moralisches Urteilsvermögen)Gestaltung entsprechender Governance-Strukturen (Gestaltungskompetenz!)
40Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR & Erfolgsbedingungen
Gewinn
Verantwortung
Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Vorteil (= CSR)
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen Unternehmenserfolgs
41Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Die goldene Regel
„Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Vorteil!“
Bedingungen sind:
Humankapital (Fähigkeiten, ‚Tugenden‘, Mitarbeitermotivation)Sozialkapital (Beziehung, Netzwerke)Organisationskapital (‚brand name‘, Reputation, Integrität)Institutionelles Kapital (formale Governancestrukturen)Natur- und Sachkapital (Ressourcen, Technologien)
42Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR als Investition
CSR ist das Management von Konflikten zwischen Gewinn und Moral
Es geht nicht um Verzicht, sondern um InvestitionenUnternehmen sind auf Vermögenswerte wie Integrität, Glaubwürdigkeit etc. angewiesenEs ist im wohlverstandenen Eigeninteresse, auf bestimmte Formen der kurzfristigen Gewinnerzielung zu verzichten (Keine Gewinnerzielung zulasten Dritter!)
Der Verzicht auf kurzfristige Gewinnerzielung ist als Investition in zukünftige Handlungsbedingungen zur Geltung zu bringen
43Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Investive Selbstbindung
Investive Selbstbindung!
Beachte: Ethik zahlt sich nicht immer aus!
44Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Unverantwortlich
Beispiele:Unabhängiger Versicherungsvertreter & Provisionen„Cash Management“CSR-Beratung & Trivialisierung von ProblemenTeenager & Diskobesuche…
Negativformulierung von Verantwortung:Unverantwortlich ist eine Handlung, die die Bedingungen ihres eigenen Erfolgs in Anspruch nimmt und dabei zugleich zu der Erosion dieser Bedingungen beiträgt.
46Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
CSR im Alltag
1. Verantwortung, Nachhaltigkeit etc.
2. Restriktionen des gesellschaft- lichen & wirtschaftlichen Alltags .
3. Corporate Social Responsibility
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen unternehmerischen Erfolgs
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen unternehmerischen Erfolgs
47Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi
Bedingungen
gegebene Handlungs-
bedingungenHandlungen Handlungs-
folgen
zukünftigeHandlungs-
bedingungen
t1 t2
Jede Handlung beeinflusst zukünftige Handlungsbedingungen!OP
Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 2
Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility
Marktwirtschaft
CSR ist unter und durch Wettbewerbs-strukturen zur Geltung zu bringen
Ohne Anreize werden Unternehmen keine Verantwortung übernehmen (können)
Unternehmen können – im gesellschaftlichen Interesse (sic!) – nicht altruistisch agieren
Es ist Teil der Verantwortung von Unternehmen, Gewinne zu erzielen
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 3
Problematische Formen der Gewinnerzielung
Nicht nur ein verfehltes Verständnis von Verantwortung gefährdet die gesellschaftliche Freiheit, sondern ebenso
ein verfehltes Verständnis von Gewinnerzielung!
Es gibt problematische Formen der Gewinnerzielung
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 4
CSR: Management von Konfliktfeldern
Konfliktfelder entstehen durch das stets latent vorhandene Spannungsverhältnis zwischen Gewinn und Moral
Beispiele: Menschenrechtsverletzungen Kinderarbeit Umweltverschmutzung Korruption Bilanzverschleierung Vernachlässigung von Sicherheitsstandards Rüstungsexporte in Spannungsgebiete Hohe Preise für lebensnotwendige
Medikamente ...
OP CSR beinhaltet das Management von Konflikten zwischen Gewinn und Moral
Gewinn
Moral
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 5
Licence to operate
Licence to operate (= Gesellschaftliche Akzeptanz vonUnternehmen)
ist die Bedingung der unternehmerischen Wertschöpfung wird implizit und explizit von den Mitgliedern der Gesellschaft
gegeben bzw. entzogen
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 6
Licence to operate
Licence to operate
basiert auf subjektiven Wahrnehmungen der Gesellschaftsmitglieder,
welche mit subjektiven Erwartungen verknüpft sind und durch normative Vorstellungen beeinflusst werden.
Es gilt: die Licence to operate lässt sich nicht formal erwerben die Anforderungen zur Erlangung verändern sich im Zeitablauf es gibt keinen Lösungsalgorithmus
Die Licence to operate wird durch Konfliktfelder gefährdet
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 7
Antizipation von Konfliktfeldern
Eine grundlegende Herausforderung besteht darin, Konflikte zwischen Gewinn und Moral im unternehmerischen Alltagerkennen zu können;
dies setzt voraus, gesellschaftliche Zurechnungsprozesse zu verstehen.
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 9
Amazon und der Verfassungsschutz
„Mit jedem Einkauf bei amazon.de, auchanderer Produkte als den von uns hierempfohlenen Gütern, und/oder dem Zu-gang zu amazon.de über unsere Em-pfehlungsliste, unterstützen Sie dasProjekt 'Nationales Netztagebuch'.Vielen Dank dafür.“
(NPD-Partei-Internetseite “Nationales-Netztagebuch“, Kreisverband Barnim-Uckermark )
Aufgedeckt vom brandenbur-gischen Verfassungsschutz
„[…] Amazon nennt das ‚Werbe-kostenerstattung‘. Andere könnten das
eine wirtschaftliche Partnerschaft mit verfassungsfeindlichen Extremisten
nennen. […]“ (vom 04. Juni 2009)
Vorangegangener „Dialog“ Brandenburgischer Verfassungsschutz kontaktiert Amazon Amazon: Wenn „ein offizielles Verbot“ zu den im „Nationalen Netztagebuch“
beworbenen Artikeln „oder zu der Seite selbst geschehen, werden wir diese selbstverständlich umgehend aus dem Angebot beziehungsweise aus dem Partnerprogramm entfernen.“ Entspricht einem (nicht untypischen) Rückzug in die juristische
Dimension
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 10
Amazon und Reaktionen
Mediale Berichterstattung Massive Kritik an der „Partnerschaft“
zwischen Amazon und NPD Boykottdrohungen durch diverse Politiker Berichterstattung und Kommentierung in
diversen BlogsKommentierung auf der NPD-Seite Aufruf zur „Solidarität mit Amazon“ „erfolgreiche[r] amerikanischer Konzern“
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 11
Amazons Statements (nach der Berichterstattung)
Auf eine Anfrage des Tagesspiegel:„Wir prüfen derzeit die Einhaltung der Teilnahmebedingungen unseres Partnerprogramms durch die Website und werden nach Abschluss der Prüfung adäquate Maßnahmen treffen.“
Auf die Frage, warum rechtsextremistische Schriften angeboten werden:Amazon übernehme „stets die Einschätzung“ von Gerichten, Staatsanwaltschaften und der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Ansonsten nehme man „bei der Beantwortung der Frage, ob ein Produkt vertrieben werden sollte, keine eigene Wertung vor.“
„Amazon vertreibt weder indizierte noch verbotene Titel. Unser Ziel ist es, unseren Kunden die größtmögliche Auswahl an verschiedenen Titeln bereitzustellen. Aus diesem Grund bieten wir Artikel an, die auf dem deutschen Markt frei erhältlich sind.“ (Antwort auf Kundenanfragen)
„Es gibt eine Nachfrage dafür, die wollen wir befriedigen.“ (Angebliche Aussage am Telefon – welche es allerdings bis ins Handelsblatt geschafft hat)
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Schlussendlich
"Wir haben die Überprüfung der Netztagebuch-Website abgeschlossen und entschieden, dass die Website nicht den Teilnahmebedingungen unseres Partnerprogramms entspricht. Wir schließen die Website von
der weiteren Teilnahme am Amazon.de-Partnerprogramm aus und haben den Websitebetreiber über unsere Entscheidung informiert."
(Amazon, 08.06.2009)
Amazon reagiert infolge von zahlreichen kritischen Berichten, Kundenbeschwerden und Account-Löschungen
(Temporärer) Verlust der Licence to operate
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 13
Einsichten
Fragilität der Licence to operate Demokratisierung von Informationen Grenzen der juristischen Argumentation Zurechnungsprozesse laufen vielfach stark vereinfacht ab
OP Man kann immer alles anders sehen und andere tun dies auch!
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 14
Implikationen für CSR
Was war das Problem? Trivialisierung der moralischen Dimension
Substitution durch die juristische Dimension Unterschätzung möglicher Auswirkungen
Warnhinweise konnten nicht verarbeitet werden Inhaltlich (Nichtverständnis) Organisatorisch (Nichteskalation) Strategisch (Nichtadaption)
Herausforderungen für das Management von CSR Antizipation von Konfliktfeldern (moralisches Urteilsvermögen) Gestaltung entsprechender Governance-Strukturen
(Gestaltungskompetenz!)
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CSR & Erfolgsbedingungen
Gewinn
Verantwortung
Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Vorteil (= CSR)
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen Unternehmenserfolgs
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Die goldene Regel
„Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Vorteil!“
Bedingungen sind:
Humankapital (Fähigkeiten, ‚Tugenden‘, Mitarbeitermotivation) Sozialkapital (Beziehung, Netzwerke) Organisationskapital (‚brand name‘, Reputation, Integrität) Institutionelles Kapital (formale Governancestrukturen) Natur- und Sachkapital (Ressourcen, Technologien)
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CSR als Investition
CSR ist das Management von Konflikten zwischen Gewinn und Moral Es geht nicht um Verzicht, sondern um Investitionen Unternehmen sind auf Vermögenswerte wie Integrität, Glaubwürdigkeit etc.
angewiesen Es ist im wohlverstandenen Eigeninteresse, auf bestimmte Formen der
kurzfristigen Gewinnerzielung zu verzichten (Keine Gewinnerzielung zulasten Dritter!)
Der Verzicht auf kurzfristige Gewinnerzielung ist als Investition in zukünftige Handlungsbedingungen zur Geltung zu bringen
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Investive Selbstbindung
Beachte: Ethik zahlt sich nicht immer aus!
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Unverantwortlich
Beispiele: Unabhängiger
Versicherungsvertreter & Provisionen
„Cash Management“ CSR-Beratung &
Trivialisierung von Problemen Teenager & Diskobesuche …
Negativformulierung von Verantwortung:Unverantwortlich ist eine Handlung, die die Bedingungen ihres eigenen Erfolgs in Anspruch nimmt und dabei zugleich zu der Erosion dieser Bedingungen beiträgt.
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CSR im Alltag
1. Verantwortung, Nachhaltigkeit etc.
2. Restriktionen des gesellschaft-lichen & wirtschaftlichen Alltags.
3. Corporate Social Responsibility
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen .
3. Ethische Urteile und Forderungen
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen unternehmerischen Erfolgs
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Bedingungen
gegebene Handlungs-
bedingungen Handlungen
Handlungs-folgen
zukünftigeHandlungs-
bedingungen
t1 t2
Jede Handlung beeinflusst zukünftige Handlungsbedingungen!OP
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Der Zusammenbruch des siebtgrößtenUnternehmens der USA
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Personen
Jeff Skilling: 24 Jahre, 4 Monate Haft; 45 Mio. $
Andrew Fastow: 6 Jahre Haft und 2 Jahre Bewährung
Richard Causey: 5 Jahre, 6 Monate Haft
Cliff Baxter: Selbstmord
Kenneth Lay: verstorben
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Enron-Kapitalismus
Kapitalismus: Sie haben zwei Kühe. Sie verkaufen eine Kuh und kaufen sich einen Bullen. Ihre Herde vergrößert sich und die Wirtschaft wächst. Sie verkaufen die Herde und leben von den Zinsen.
Sozialismus: Sie haben zwei Kühe. Der Staat nimmt eine davon und gibt sie dem Nachbarn. Sie werden gezwungen, eine Genossenschaft zu gründen und dem Nachbarn bei der Tierhaltung zu helfen.
Anarchie: Sie haben zwei Kühe. Entweder Sie verkaufen die Milch zu einem fairen Preis oder Ihr Nachbar tötet Sie und Ihre Kühe.
Faschismus: Sie haben zwei Kühe. Der Staat enteignet Sie. Sie werden gezwungen, sich um diese zu kümmern und man verkauft Ihnen Ihre Milch.
Enron Venture Capitalism: Sie haben 2 Kühe. 3 davon verkaufen Sie an Ihre Aktiengesellschaft, die diese mit einem von Ihrem Schwager verbürgten Kredit bezahlt. Anschließend wandeln Sie den Kredit in Eigenkapital um, indem Sie diesen gegen Aktien tauschen und verbinden das Ganze mit einem öffentlichen Übernahmeangebot. So bekommen Sie Ihre 4 Kühe zurück, inklusive einer Steuerbefreiung für eine 5. Kuh. Die Melkrechte an den 6 Kühen werden über einen Mittelsmann an eine Firma auf den Cayman Islands verkauft, deren Inhaber die Rechte an den 7 Kühen an Sie zurückverkauft. Laut Jahresbericht besitzt Ihr Unternehmen nun 8 Kühe sowie eine Option auf eine 9. Kuh.
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Historie
1985 Enron geht als Erdgasanbieter aus einem Merger zwischen Houston NaturalGas und InterNorth hervor.
1989 Enron startet seine „Gas Bank“, die Käufern von Erdgas langfristigeLieferverträge und deren Finanzierung anbietet.
1993 Die Commodity Futures Trading Commission unter Vorsitz von Wendy Grammgewährt dem Handel mit Energie-Derivativen eine Befreiung von staatlicherAufsicht
1994 Enron beginnt mit dem Handel von Elektrizität; dieser Bereich erweist sich inden nächsten Jahren als bedeutendstes Profitcenter der Firma.
1996 Die Federal Energy Regulatory Commission startet mit der Deregulierung derEnergiemärkte. Kalifornien wird der erste Bundesstaat mit dereguliertemMarkt.
1999 EnronOnline, „the first global commodity trading web site“, nimmt den Dienstauf.
2000 Enrons Aktienkurs erreicht im August mit 90.56 $ sein Maximum.
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Enrons Business
Traditioneller Gasanbieter Betreiber von Gaspipelines Energiegroßhändler Aufbau elektronischer Marktplätze (> 1500 Güter) Terminhändler (Energie, Gummi, Plastik, Wintermäntel,
Datenübertragskapazitäten etc.) Derivate (Wetter, Kredite etc.)
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Eine Erfolgsbilanz
Hochprofitabel (in 2000 siebtgrößtes Unternehmen der USA, 22.000 Mitarbeiter, Umsatz: 101 Mrd $, Gewinn 1 Mrd $, Marktkapitalisierung 60 Mrd $)
Kreditwürdig (investment-grade rating)
Hochinnovativ (1996-2001 Platz 1 der Fortune-Liste der „America‘s most innovative companies“)
Exzellent geführt (2000 Platz 1 der Fortune-Liste „reputation of quality of management“)
Einer der beliebtesten Arbeitgeber (v.a. für „smart guys“)
Ein an Werten wie „respect“, „integrity“, „excellence“ usw. orientiertes Unternehmen, das auch durch großzügige Unterstützung („charity“) seine „good corporate citizenship“ unter Beweis stellte.
Enron:The world‘s leading energy company
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Enron & CSR
64 seitiger Code of Ethics Ethik Hotline Berichtswesen für moralisches
Fehlverhalten Compliance Officer auf
Vorstandsebene Großzügige Spenden
(Krankenhäuser, Krebsforschung, Ballett etc.)
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„Our Values:RESPECT: We treat others as we would like to be treated ourselves. We do not tolerate abusive or disrespectful treatment. Ruthlessness, callousness, and arrogance don’t belong here.INTEGRITY: We work with customers and prospects openly, honestly, and sincerely. When we say we will do something, we will do it; when we say we cannot or will not do something, then we won’t do it.“
(Quelle: Enrons Code of Ethics)
Vorbildlichen Unternehmen werden gerne Freiheiten gewährt
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Kaliforniens Energiekrise
Kauf von Energieübertragungskapazitäten (ohne Absicht, diese zu nutzen) künstliche Netzüberlastungen Netzbetreiber wurden gezwungen, Enron für die Unterlassung von Energielieferungen zu bezahlen
Oktober 2000: Angst vor Untersuchungen: dubiose Praktiken wurden eingestellt (man wollte die weitere Deregulierung nicht gefährden)
"At least when the Titanic went down, the lights were on."(Jeff Skilling)
Scheinexporte Termingeschäfte mit Tochterfirmen außerhalb Kaliforniens, Rückkauf der
Energie Faktisch produzierten die kalifornischen Kraftwerke die gleiche Energie
wie zuvor und lieferten diese direkt an die kalifornischen Haushalte –allerdings zu enormen Preisen
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Der Abstieg
16. Oktober: Bekanntgabe eines Verlusts i.H.v. 618 Mio. $ in Q3 Am 2. Dezember 2001 meldet Enron Konkurs an 4.000 Mitarbeiter verlieren unmittelbar ihren Arbeitsplatz und weitgehend ihre
betrieblich gewährleisteten Renten, die sie in Form von Aktien besaßen Staatliche Pensionsfonds müssen 1.3 Mrd $ abschreiben
Insgesamt verlieren Aktionäre 60 Mrd. $, darunter zahl-reiche Kleinaktio-näre.
Die angesehene Firma Arthur Andersen geht aufgrund ihrer Verstrickungen in den Fall Enron zugrunde.
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Run on the bank
„It is my belief that Enron‘s failure was due to a classic ‚run on the bank‘: a liquidity crisis spurred by a lack of confidence in the company.
At the time of Enron‘s collapse, the company was solvent and highly profitable – but, apparently, not liquid enough.“
(Jeff Skilling am 07.02.2002 anlässlich der Anhörung vor dem Kongressausschuss)
Was führte zum ‚Run on the bank?‘
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Kreditwürdigkeit
Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch Rating-Agenturen, Wall-Street-Analysten und generell den Markt
2.1.2001: Enrons Kurs: 79.88 $ 5.3.: „Is Enron Overpriced?“ (Fortune) 17.4.: „You‘re the only financial institution that can‘t come up with a
balance sheet or cash flow statement after earnings.“ (Der Short-seller R. Grubman bei einem conference call)
14.8.: J. Skilling tritt als CEO „aus persönlichen Gründen“ zurück 16.10.: Enron verkündet 638 Mio.$ Verlust für 3. Quartal und korrigiert
den Unternehmenswert um 1.2 Mrd. $ nach unten. 28.11.: Enrons Kreditwürdigkeit wird von „investment grade“ auf „junk“
heruntergestuft (was zum sofortigen Zusammenbruch führt), 31.12.2001: Enrons Kurs: 0.60 $
Was führte zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit?
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Glaubwürdigkeit
Differenz zwischen behaupteten und tatsächlichen Unternehmens-gewinnen und -werten (Glaubwürdigkeitsproblem)
Mark-to-Market Accounting ( Überbewertung von Assets) Prepaids ( Verschleierung von faktischen Kreditaufnahmen) Special Purpose Entities (SPE) ( Erzeugung von Intransparenz)
SPE97 % 3 % Unabhängiger
Investor
Was waren die Triebkräfte?
ENRON
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Interne Anreizbedingungen
Steigender Börsenkurs als grundlegender Orientierungspunkt Nahezu alle Zahlungsarrangements waren an den Aktienkurs
gekoppelt Enorme Prämien (50 Mio $ Prämie für indisches Kraftwerksprojekt,
was ein finanzielles Desaster darstellte) Rank & Yank: Die besten 5 % bekamen enorme Prämien, die
schlechtesten 10 % mussten ins „office of shame“
Motto: Break the rules! You can cheat, you can lie,but as long as you make money, it‘s all right.
Offene Aufforderung an Mitarbeiter, die „Grenzen zu testen“ Top-Management als Vorbild für korruptes und habgieriges Verhalten
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Externe Anreizbedingungen
Warum hat niemand etwas bemerkt?
Ungenügende Kontrollmechanismen (z.T. durch Enron direkt und indirekt forciert) Board: erhält verschiedene Vergünstigungen Auditoren (Andersen): zugleich als Berater tätig Banken: verdienen an Geschäften Analysten: Anreize für Hausse-Prognosen Rating-Agenturen: lassen sich vom Enron-Hype erfassen SEC: gewährte Enron Spielräume für Derivate-Handel, wird später
durch Andersen u.a. ausgebremst Politik: wird von Enron finanziell unterstützt Journalisten: lassen sich vom Enron-Hype erfassen Gesellschaft: Enron, Stolz einer Nation
Wechselseitige Stabilisierung von Einschätzungen
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Einsichten: Einfluss der Unternehmenskultur
Die Organisationskultur wird von den „shared mental models“ („Perspektiven“) der Beteiligten, insbesondere der Führung geprägt.
Enrons Unternehmenskultur führte zu selektiver Fokussierung auf kurzfristorientiertes Profitdenken,
das die Mittel zur Aufrechterhaltung der (Buch-) Gewinne immer mehr anreichert mit Hinausschieben oder Brechen von Grenzen / Regeln,
einer selektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit (inkl. Aktienfokussierung) mit Verdrängung künftiger Probleme,
einer kontinuierlichen Erosion der Integritätsstandards. Für Enron als Händler langfristiger Lieferverträge war
Vertrauen (Glaubwürdigkeit, Integrität) ein Vermögenswert von fundamentaler Bedeutung.
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Einsichten: Managementkompetenz
Unternehmensverantwortung erfordert (bisweilen erhebliche) Investitionen (nicht nur monetärer Art!)
Formale Strukturen (Code of Conduct, Compliance-Systeme etc.) bedürfen der Anschlussfähigkeit an informale (gelebte!) Strukturen (Unternehmenskultur) Gestaltungskompetenz (Widerspruchsmanagement,
Sinnvermittlung etc.) Die Bedeutsamkeit von Orientierungspunkten zeigt sich mitunter
erst im Nachhinein Gefahr der Trivialisierung Problem der Nichtsichtbarkeit/Langfristigkeit
Die Organisation von Verantwortung bedarf Kompetenzen!
Das Management von Verantwortung ist eine Investition in zukünftige Handlungsbedingungen und damit in zukünftige
Gewinnpotenziale
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Bedingungen
gegebene Handlungs-
bedingungen Handlungen
Handlungs-folgen
zukünftigeHandlungs-
bedingungen
t1 t2
CSR ist das Management der Bedingungen des langfristigen unternehmerischen Erfolgs!
Prof. Dr. Nick Lin-HiJuniorprofessur für Corporate Social Responsibility
UnternehmensethikHWS 2009/10
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 2
Organisatorisches
Klausur: 15.12.2009, 8.30-10.00 Uhr
Klausurtraining (englisch) für Austauschstudierende: 01.12.2009: 15.15-16.30 Uhr, O 048-050 Larisa Topalo: lta6@sfu.ca
Sprechstunde am 08.12.2009 13.30 – 15.00 Uhr (nicht 11.00-13.00 Uhr!!)
Unternehmensethik | HWS 2009/10 | Prof. Dr. Nick Lin-Hi 3
Klausuraufbau
Differenzierte Stellungnahme zu einem Sachverhalt(4 Fragen)
Nachweis, dass grundlegende Zusammenhänge verstanden wurden Strukturierungsleistung Chancen, Herausforderungen & Probleme erkennen
Güte der Argumentation ist entscheidend Keine Abfrage von Detailwissen
Klausurstellung in deutsch und englisch 90 Minuten Bearbeitungszeit
Nutzen Sie das offerierte Instrumentarium für Ihre Argumentation
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Instrumentarium
1. Verantwortung, Gerechtigkeit etc.
2. Restriktionen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Alltags.
3. Corporate Social Responsibility
1. Moralische Ideale
2. Empirische Bedingungen.
3. Ethische Urteile und Forderungen
(3) ist immer aus (1) und (2) herzuleiten!
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Instrumentarium
Eige
nint
eres
se
Moral
Die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil
(Zeitperspektive beachten!)
gegebene Handlungs-
bedingungen Handlungen Handlungs-
folgen zukünftigeHandlungs-
bedingungen
t1 t2
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Instrumentarium
„Investiere in die Bedingungen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Vorteil!“
Bedingungen sind:
Humankapital (Fähigkeiten, ‚Tugenden‘, Mitarbeitermotivation) Sozialkapital (Beziehung, Netzwerke) Organisationskapital (‚brand name‘, Reputation, Integrität) Institutionelles Kapital (Gesetze, Normen, Regeln) Natur- und Sachkapital (Ressourcen, Technologien)
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Instrumentarium
I3 , 3
II1 , 4-2
III4-2 , 1
IV2-2 , 2-2
Spieler B
Spieler A
Nicht-KooperationKooperation
Kooperation
Nicht-Kooperation
Logik von Dilemmastrukturen (Problem ausbeutbarer Vorleistungen) Bedeutung von Institutionen Management von Dilemmastrukturen (Marktwirtschaft als erwünschte
Dilemmastruktur)
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Instrumentarium
Spielzüge1
Spielverständnis3
Spielregeln2
Normativität liegt auf verschiedenen Ebenen
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Hilfestellung: Themenübersicht
Marktwirtschaft Grundlegender Funktionsmechanismus (Gewinne als Anreize, damit
Akteure in die gesellschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil investieren)
Leistungswettbewerb (Spielregeln!) Rolle des Staates (Spielregeln setzen; Staatseingriffe…) Gründe für die Skepsis gegenüber Wettbewerb und
Gewinnorientierung Corporate Social Responsibility
Was ist hierunter (nicht) zu verstehen Licence to operate Verhältnis von Verantwortung und Gewinnerzielung Die Bedeutung von Anreizkompatibilität Unternehmerische Vermögenswerte (investive Selbstbindung)
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Klausur 2008*
Sie sind Vorstandsassistent eines internationalen Automobilherstellers. Wie die gesamte Automobilbranche ist auch Ihr Unternehmen von der aktuell schwierigen Marktsituation betroffen und leidet unter einem massiven Absatzeinbruch. Aufgrund der damit verbundenen angespannten Finanzlage hat ihr Vorstand die Maxime ausgegeben, konsequent Kosteneinsparmöglichkeiten voranzutreiben. Ihr Vorstand beauftragt Sie, den Bereich Unternehmensverantwortung einer intensiven Prüfung zu unterziehen und bittet Sie, die folgenden Punkte für ihn auszuarbeiten:
1. Kann sich ein Unternehmen in Krisenzeiten so etwas wie Unternehmensverantwortung überhaupt leisten? Gehen Sie hierbei auch darauf ein, was unter Unternehmensverantwortung sinnvollerweise zu verstehen ist. (35 %)
2. Erläutern Sie, unabhängig von Ihrer vorherigen Antwort, welche konkreten Investitionen im Bereich Unternehmensverantwortung für einen Automobilhersteller interessant sein könnten. Illustrieren Sie Ihre Ausführungen mit Beispielen. (35 %)
*Beachte: Die Klausur 2009 wird sich an den Inhalten der Vorlesung (und der Diskussionen!) 2009 orientieren!
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Herangehensweise
Fragestellung lesen! Hinweis: Es gibt keine Punkte für irgendwelche Ausführungen, sondern nur für solche, die im Zusammenhang mit der Frage-stelllung stehen!
Argumentation strukturieren: Qualität und nicht Quantität der Ausführungen ist entscheidend! (Zeit für eine Skizze der Argumentation nehmen)
Gewichtung beachten
Es gibt verschiedene Argumentationsmöglichkeiten!
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Herangehensweise
1. Kann sich ein Unternehmen in Krisenzeiten so etwas wie Unternehmensverantwortung überhaupt leisten? Gehen Sie hierbei auch darauf ein, was unter Unternehmensverantwortung sinnvollerweise zu verstehen ist. (35 %)
Fragestellung lesen Es geht um Unternehmensverantwortung (=CSR) in Krisenzeiten Es ist nicht danach gefragt, was nicht unter CSR zu verstehen ist
Problem verstehen (empirische Bedingungen ernst nehmen)
Differenziert argumentieren Verantwortung hat anreizkompatibel zu sein Generell stehen alle Aktivitäten auf dem Prüfstand Das Unternehmen muss das Überleben sichern (kurzfristige Einsparungen realisieren) CSR ist eine Investition in zukünftige Handlungsbedingungen Gefahr, dass aufgrund der Krise rentable Investitionen unterlassen werden „sich leisten“ ist eine unzweckmäßige Perspektive Reputation, Integrität etc. sind auf kontinuierliche Investitionen angewiesen
CSR im Kerngeschäft stärken, Aktivitäten fokussieren …
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Herangehensweise
Differenziert argumentieren (andere Argumentationsrichtung) Generelles Problem aufzeigen Automobilindustrie ist massiv von der Krise betroffen Unternehmen droht die Pleite …
Fragestellungen aufwerfen und Zusammenhänge herstellen CSR ist eine langfristige Investition In der Krise geht es um kurzfristige Herausforderungen Es ist fraglich, ob CSR geeignet ist, der Krise entgegenwirken zu können Generell besteht hier durchaus ein Spannungsverhältnis
Aber: Investitionen Kurzfristige Aktivitäten können negative Auswirkungen auf zukünftige
Handlungsbedingungen haben (z.B. „Cash-Management“) Bei CSR geht es um das Management des zukünftigen Erfolgs Bedeutung von Vermögenswerten für das Geschäft ( Kooperationsfähigkeit)
Unternehmensspezifika beachten Antwort hängt von der Ausgangslage des Unternehmens ab CSR-Aktivitäten sind differenziert zu bewerten
…
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Herangehensweise
2. Erläutern Sie, unabhängig von Ihrer vorherigen Antwort, welche konkreten Investitionen im Bereich Unternehmensverantwortung für einen Automobilhersteller interessant sein könnten. Illustrieren Sie Ihre Ausführungen mit Beispielen. (35 %)
Fragestellung lesen Es geht um konkrete Investitionen Beispiele werden gefordert
Argumentieren & illustrieren Immaterielle Vermögenswerte (z.B. Reputation, Integrität) Positionierung als guter Arbeitgeber (Fachkräfte binden) Image im Bereich Servicequalität (Kundenbindung) …
Natur- und Sachkapital (z.B. Know How) Investition in umweltfreundliche Technologien …
Humankapital (z.B. Mitarbeitermotivation, Kompetenzen) Work-Life-Balance (Ethik-)Trainings
…
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Zahlen & Fakten zu LIDL
Gehört zur Schwarz-Gruppe (Kaufland, KaufMarkt, Handelshof) Komplexes Geflecht aus mehreren hundert Firmen 280.000 Mitarbeiter insgesamt (2008) Ca. 54 Mrd. € Umsatz (2008) Gehört nach diversen Rankings zu den 10 größten Einzelhändler weltweit 99,9 % hält die Dieter-Schwarz-Stiftung
Ca. 13 Mrd. € Umsatz in Deutschland, 28 Mrd. € im Ausland (2008) Ca. 8.000 Filialen in über 20 europäischen Ländern (ca. 3.000 in
Deutschland) Ca. 150.000 Beschäftigte (2007), davon ca. 50.000 in Deutschland 24 % Marktanteil im deutschen Discountgeschäft (2006) 12,1 % Umsatzwachstum 2006 Zweistellige Wachstumsraten in den letzten Jahren Lidl hat seit 2001 geschätzte 30.000 Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen
LIDL – ein Vorzeigeunternehmen?
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Aber: LIDL wird öffentlich angeklagt
29.10.2004: Gewinn des Big Brother Awards in der Kategorie Arbeitswelt
10.12.2004: Ver.di veröffentlicht Schwarzbuch über LIDL Aussagen von (ehemaligen) Mitarbeitern, die massive Vorwürfe gegen LIDL
erheben Vorwürfe: Verstoß gegen die Menschenrechte, verheerende Arbeits-
bedingungen, Klima der Angst u.a. heißt es dort auch, dass der Erfolg von LIDL mit den schlechten
Arbeitsbedingungen Hand in Hand geht Kritik an fehlender Mitbestimmung
(weniger als 10 Lidl-Filialen haben einen Betriebsrat)
für: „den nahezu sklavenhalterischen Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“
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Aussagen einer Mitarbeiterin
Eine Mitarbeiterin von Lidl erzählt in einem Interview mit dem ZDF Politikmagazin „Frontal 21“ (Dezember 2004):
"Bei LIDL ist der Druck brutal. Wir müssen alles machen: Bestellung, Regale auffüllen, Kühlung abspachteln, Lagerarbeiten, putzen, kassieren.
Oft war niemand da, der mich an der Kasse ablöst. Ich hatte nicht mal Zeit, auf die Toilette zu gehen. Wenn ich die Kasse verlassen hätte,
hätte es eine Abmahnung gegeben. Manchmal kam ich nach Hause und hatte einen nassen Schlüpfer."
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50 % der neu eingestellten Hochschulabsolventen verlassen Lidl innerhalb der ersten 6 Monate.
(lt. internen Quellen)
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LIDL reagiert
Ende November 2004: LIDL geht an die Öffentlichkeit (über Frontal 21) bisher geheime Unternehmenszahlen (Umsatz, Mitarbeiter etc.) werden
erstmals preisgegeben neue, offenere Kommunikationsstrategie wird angekündigt es wird betont, dass das anstehende Schwarzbuch nicht der Auslöser ist
Pressemittelung in Bezug auf das Schwarzbuch:
Vorwürfe werden zurückgewiesen und als Einzelfälle deklariert LIDL wirft Ver.di vor, dass dessen Vorgehen ein Ausdruck der Tatsache
ist, dass die Gewerkschaft bei dem wachstumsstarken Unternehmen LIDL keinen Zuspruch findet.
"Wir empfinden dies als ausgesprochene Diskriminierung und als Diffamierungskampagne"
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Ausweitung des Konflikts
März 2005: 1. Ausgabe Schwarz-Markt erscheint Attac startet im August 2005 eine Kampagne gegen die
Arbeitsbedingungen, die Politik und die Produkte von Lidl
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Sommer 2005: Lidl plant, die Filiale in Calw (13 Mitarbeiter) zu schließen Begründung: Filiale passt nicht mehr zum
Unternehmenskonzept Filiale gehörte zu den umsatzstärksten in
Baden-Württemberg
Zusatzinformation: Calw war eine von acht Filialen (von damals 2.600 Filialen in Deutschland), die einen Betriebsrat hatten
September 2005: Die Badische Neueste Nachrichten (BNN) kündigen einer Journalistin, die kritisch über Lidl berichtet hatte
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Aktionen gegen LIDL
in Mannheim
Foto: Attac
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Die Vorwürfe (nicht abschließend)
Schlechte Arbeitsbedingungen Betriebsräte werden systematisch verhindert
Kündigung der Initiatoren und Einschüchterungen Verflechtung des Konzerns
Preisdumping bei Bananen (Hungerlöhne in Entwicklungsländern) Milch (Bauern müssen unter Produktionskosten verkaufen) Wasser (Überanspruchung der Quellen)
Ebenso Preisdumping bei Löhnen (Lidl fördert working-poor) LIDL zerstört Arbeitsplätze (für einen Arbeitsplatz bei LIDL fallen drei
beim anderen Einzelhandel weg) LIDL greift soziale Rechte weltweit an LIDL einziges Kriterium beim Einkauf ist der Preis
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Begründungen (Vorwurf Preisdumping)
„Lidl presst seine Lieferanten aus. Seine Marktmacht erlaubt es ihm, Preise zu diktieren, die oft nicht einmal die Herstellungskosten decken“ (Attac)
„Die Einkaufsmacht der Discounter ist mittlerweile so groß, dass sie –und da wieder vorneweg Lidl – den Preisdruck permanent verstärken können, indem sie laufend die Produzenten gegeneinander ausspielen – die Zeche zahlt der Kleinbauer oder Plantagenarbeiter, der seine Kinder nicht mehr ernähren kann. Die Discounter heizen damit eine Armutsspirale an, in der die Arbeitsbedingungen und die Kaufkraft weltweit immer weiter sinken.“ (oha, Zeitung)
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Forderungen (nicht abschließend)
Betriebsräte bei LIDL
Besondere Berücksichtigung der Rechte von Frauen
LIDL soll mit den Bauern und Molkerein faire Milchpreise aushandeln
LIDL soll das Preisdumping bei Bananen stoppen sowie für faire Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sorgen
LIDL muss transparent werden; sowohl bei der Konzernstruktur als auch bei Produkten (wer ist der Hersteller, woher kommen diese)
Einführung von Labels und Siegels
LIDL muss sein generelles Einkaufs- und Handelsverhalten umstellen
faire Preise für alle Produkte und weltweite Achtung von sozialen Rechten
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LIDL handelt
Einstellung eines offiziellen Pressesprechers Anfang 2006 Durchführung einer großen Imagekampagne im Frühjahr 2006 Einführung von fair-trade Produkten sowie Bio-Produkten (Frühjahr
2006) Ankündigung März 2007: fair-trade Produkte europaweit
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Die Reaktion der Kritiker
„Sie [gemeint ist Transfair] legitimieren mit der Zustimmung zu dem Lidl-Transfair-Abkommen die unsoziale, gewerkschaftsfeindliche und unökologische Politik von Lidl. Lidl ist mit diesem Abkommen dank
schwacher Verhandlungspartner ein geradezu genialer Coup gelungen.“
Wolfgang Johann von der „Aktion 3. Welt Saar“ in einem offenen Brief an Transfair e.V.
Die Ankündigung von LIDL in Kooperation mit TransFair, eine faire Eige-nmarke in das Sortiment aufzunehmen, betrachtet der Dachverband Entwicklungspolitk Baden-Württemberg (DEAB) hingegen kritisch. Es besteht die Gefahr, dass durch die Kooperation mit Lidl die Glaubwür-digkeit und Qualität des Fairtrade-Siegels beschädigt wird. „So wie Lidl sich erhofft vom Glanz des Fairtrade-Siegels zu profitieren und sein Image aufzubessern, so besteht die Gefahr, dass das „Billig-Image“ und die Profitmaximierung um jeden Preis seinen Schatten auf das Fair-trade-Siegel wirft.
Auszug aus einer Pressemitteilung des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V.
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Argumente der Kritiker
Argumente der Kritiker gegen fair-tradeProdukte bei LIDL
LIDL erzeugt durch sein Engagement jetzt auch in diesem Segment Preisdruck.
LIDL verwässert die Kennzeichnung. Das negative Image von LIDL färbe auf fair-
trade Produkte ab.
LIDL ist nicht der Sache verpflichtet, sondern ist nur an Gewinnmaximierung interessiert, so dass solche Strategien nicht glaubwürdig sind.
LIDL stiehlt sich mit „Nebelbomben aus der Verantwortung“.
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Ein anderer Schauplatz
November 2005: LIDL „gewinnt“ deinen Preis-Pokal für „Maximale Pestizidbelastung 2005“* bei Obst und Gemüse
658 Proben wurden untersucht Bei 21 % der getesteten Produkte liegen die chemischen Belastungen über
dem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert
„Bei Lidl … bekommen die Verbraucher beim Obst- und Gemüsekauf am meisten Gift fürs Geld“ (Greenpeace 2005)
*auch andere Handelshäuser bekamen einen Pokal, Lidl war jedoch eindeutiger Sieger
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… und eine andere „Strategie“
Interner Standard bei LIDL: Maximal 70 % der gesetzlichen Höchstmenge
greenpeace magazin (4,90 €): seit Sommer 2006 bei LIDL (neben Bild) 150.000 Exemplare (Abnahme > 50% der Auflage)
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Glaubwürdigkeit?
Februar 2007: LIDL rückt beim zweiten Pestizidtest von Greenpeace vom letzten auf den ersten Platz vor*
„Greenpeace Deutschland hat die Wirkung des Verkaufs des Greenpeace-Magazins beim Discounter Lidl falsch eingeschätzt. Wir haben das Obst- und Gemüseangebot von Lidl wie das vieler anderer Handelsketten kritisch unter die Lupe genommen und dort zeitgleich das Greenpeace-Magazin zum Kauf angeboten. Wir hätten nie gedacht, dass diese Kombination unsere Glaubwürdigkeit in Frage stellen könnte. Das war ein Fehler. Wir bedauern, dass wir Zweifel an unserer Unabhängigkeit möglich gemacht haben.“
Quelle: www.greenpeace.de
*Ergebnis wurde später durch einen durch Stern TV veranlassten Test bestätigt
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Europaweite Kritik an LIDL
Ausweitung der Anti-LIDL Kampagnen auf Europa: am 8. März 2006 fanden erstmals gleichzeitige Aktionen in verschiedenen Ländern statt (Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen und Tschechien)
Ende Juni 2006 erschien das Schwarzbuch LIDL Europa
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Kreditprobleme
Schwarz-Gruppe beantragt Kredit über 100 Mio. Euro bei der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) (Rumänien-Expansion)
Europäische Gewerkschaften protestieren dagegen Januar 2007: EBRD bewilligt den Antrag nicht Februar 2007: EBRD sagt die Kreditvergabe zu
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Übernahmeprobleme
Sommer 2007 LIDL beteiligt sich mit 23 % am Bio-Supermarkt basic Ziel: Mehrheitsbeteiligung „Ich mache mir wenig Sorge, dass uns das Image von LIDL schadet.“ (Josef
Spanrunft, basic Vorstand)
Massiver Widerstand Diverse Kampagnen, u.a. „Kein LIDL im Bioladen“ (Attac) Lieferanten kündigen Verträge mit basic (inkl. dennree und Tagwerk)
Auswirkungen Massiver Imageverlust Umsatzeinbußen
09.11.2009: LIDL verkündet, sich von den basic Anteilen zu trennen
September 2007: Übernahme durch LIDL wird ausgesetzt
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Krankenaktenskandal 2009
Interne Unterlagen von LIDL werden in einer Mülltonne in einer Autowaschanlage gefunden
Akten stammen aus dem Zeitraum Mai-Dezember 2008 (und damit aus einer Zeit nach dem Datenskandal)
Aufzeichnungen von LIDL über die Krankheiten und Leiden der Mitarbeiter Von Grippe über Krankenhausaufenthalten oder psychologische
Behandlungen bis hin zum Kinderwunsch Hinweise auf die Existenz von standardisierten Formularen (Datei
„Krankenstand_2.xls“) LIDL bestätigt, dass Krankenakten bei LIDL geführt wurden
Deutschland Chef Frank-Michael Mros wird freigestellt
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Klausurvorbereitung
Nicht nur lesen, sondern aktiv formulieren
Unterlagen diskutieren, am besten in der Gruppe
In der Veranstaltung geführte Diskussionen vergegenwärtigen
Strukturelle Zusammenhänge nachvollziehen
Andere Perspektiven wahrnehmen und verstehen
Auseinandersetzung mit Herausforderungen & Problemen
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In der Klausur
Fragen Sie nach dem Problem (Frage genau lesen!)
Nicht alles aufschreiben, was einem „irgendwie“ einfällt
Zeit gut einteilen (an Gewichtung orientieren!)
Zeit nehmen für strukturierten Argumentationsaufbau (dafür gibt es Punkte!)
Es gibt keine endgültigen Antworten
Auch (begründete!) Hinweise auf Probleme geben Punkte
Differenziert argumentieren
Nicht in Einzelheiten verlieren (sinkende Grenzerträge einzelner Erläuterungen!)
Geprüft wird das Verständnis des Vorlesungsstoffs; das bedeutet nicht, dass man die Meinung des Professors teilen/übernehmen muss.
Mehrere Argumentationen sind möglich, doch wird in jedem Fall eine Auseinandersetzung mit dem Vorlesungsstoff erwartet.
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Wiederholungsklausur 2008
1.Nicht selten postulieren Manager, Ethik zahle sich immer aus. Nehmen Sie zu dieser Aussage Stellung. Gehen Sie dabei auf das Konzept „Dilemmastruktur“ sowie auf einige relevante Folgerungen Ihrer Überlegungen ein (35 %)
2.Erläutern Sie, warum die Übernahme von Verantwortung einem Unternehmen grundsätzlich nicht zum Nachteil reichen darf. Gehen Sie hierbei auch auf die Rolle des Wettbewerbs aus wirtschaftsethischer Sicht ein. (35%)
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