was bringt die digitale zukunft?tumsmärkten der zukunft.sie öffnet auch türen zu neuen formen der...
Post on 28-May-2020
3 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Was bringt
die digitale Zukunft?
Deutsche Fragen
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Hannover
Wer wegweisende Antworten sucht, muss die richtigen Fragen stellen. Dies ist der
Leitgedanke der Symposienreihe „Deutsche Fragen“ des Bundesverbandes deut-
scher Banken. Das 6. Symposium am 25.April 2001 in Hannover widmete sich
der Frage: „Was bringt die digitale Zukunft?“
Die digitale Technik verändert unser Leben. Sie bringt Transparenz, Wettbewerb
und Beschleunigung, und sie erschließt ein viel versprechendes wirtschaftliches
Potenzial. Doch ist unsere Gesellschaft beweglich genug, um es zu nutzen? Was
kann die Politik tun – und was muss sie tun? Wie werden wir im digitalen
Zeitalter wirtschaften, arbeiten und kommunizieren? Vertreter aus Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft und Medien haben diskutiert, wie Deutschland der
Übergang ins Informationszeitalter gelingen kann.
Was bringt
die digitale Zukunft?
Deutsche Fragen
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Hannover
I n h a l t
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Dr. Manfred Weber
Was bringt die digitale Zukunft ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Professor Dr. Ludwig Schätzl
Grußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Sigmar Gabriel
Politik: Führung in der digitalen Demokratie . . . . . . . . . . . . . . . 21
Jennifer Neumann
Wirtschaft: Was ist neu an der New Economy? . . . . . . . . . . . . . 35
Claus Larass
Medien: Wie viel „E“ verträgt der Mensch? . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Zusammenfassung der Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Kurzbiographien der Redner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Teilnehmer des Symposiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Vorwort
Der Wandel hat die Menschen immer fasziniert und gefordert. Wenn heute,
am Übergang in das Informationszeitalter, nicht nur von Wandel, sondern
von einer „digitalen Revolution“ die Rede ist, dann ist dies mehr als eine rhe-
torische Zuspitzung. Denn die Veränderungen, die von der digitalen Technik
ausgehen, sind weltumspannend, sie wirken in nahezu alle Lebensbereiche
hinein, sie zwingen uns, von Gewohntem Abschied zu nehmen, und sie voll-
ziehen sich mit einer für viele Menschen irritierend hohen Geschwindigkeit.
Unwägbarkeiten und Ängste, aber auch neue Chancen und Hoffnungen sind
die Folge.
Die digitale Technik ist nicht nur der Schlüssel zu den Wachs-
tumsmärkten der Zukunft. Sie öffnet auch Türen zu neuen Formen der indi-
viduellen Kommunikation, der Unterhaltung und des demokratischen Dis-
kurses. Wenn, um an Victor Hugo anzuknüpfen, die digitale Zukunft für die
Furchtsamen nicht das Unbekannte und für die Schwachen nicht das Uner-
reichbare bleiben, sondern wenn sie für möglichst viele zu einer Chance
werden soll, dann gilt es, die Weichen vorausschauend zu stellen.
Was bringt die digitale Zukunft ? Dieser Frage ging das 6. Sympo-
sium in der Reihe „Deutsche Fragen“ nach, das der Bundesverband deut-
scher Banken am 25.April 2001 in Hannover gemeinsam mit der Universität
Hannover veranstaltet hat. Mit den „Deutschen Fragen“ laden wir seit 1998
jeweils in einer Landeshauptstadt zum Dialog über grundlegende gesell-
schaftspolitische Themen der Zeit und möchten damit Anstoß geben zur
Diskussion über die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.
7D e u t s c h e F ra g e n
Dr. Manfred WeberHauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandesdes Bundesverbandes deutscher Banken
D r. M a n f r e d We b e r
Was bringt die digitale Zukunft? – Begrüßung und Einführung
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
70 Prozent der Deutschen sind davon überzeugt, dass das
Internet unsere Gesellschaft grundlegend verändern wird.
Alle hundert Tage verdoppelt sich zurzeit der über das In-
ternet ausgetauschte Datenstrom. Im Jahr 2004 werden
eine Milliarde Menschen das weltweite Computernetz
nutzen.
Doch diese Zahlen – so eindrucksvoll sie auch
sind – geben den technologischen Wandel nur unzurei-
chend wieder. Die digitale Technik greift in alle Bereiche
unseres Alltags ein. Sie verändert die Art,wie wir arbeiten,
wie wir uns informieren, wie wir miteinander kommuni-
zieren, wie wir einkaufen, kurzum: wie wir leben. Mit der
Digitalisierung verbinden sich wie mit keinem anderen Trend Unwägbarkei-
ten und Ängste, aber auch Hoffnungen und Chancen.
Damit heiße ich Sie zum heutigen Symposium des Bundesverban-
des deutscher Banken und der Universität Hannover herzlich willkommen.
Ich freue mich, dass wir uns mit so vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft,
aus Wissenschaft, Kultur und Medien der Frage widmen können: Was bringt
die digitale Zukunft ?
Es ist mir eine besondere Freude, den Ministerpräsidenten des
Landes Niedersachsen, Herrn Sigmar Gabriel, zu begrüßen. Für das heutige
Thema in unserer Reihe „Deutsche Fragen“ hätte sich kein besserer Ort
finden lassen als Hannover. Hier hat die EXPO 2000 ein Fenster in die Welt
von morgen geöffnet, und hier ist auch alljährlich die CeBIT, die weltweit
führende Messe für Informationstechnik, zu Hause.Wenn man über die digi-
9D e u t s c h e F ra g e n
Dr. Manfred WeberHauptgeschäftsführer und Mitglieddes Vorstandes des Bundesverbandesdeutscher Banken
tale Zukunft spricht, dann in Hannover! Herzlichen Dank, Herr Minister-
präsident, dass wir heute bei Ihnen zu Gast sein dürfen!
Neben Ihnen haben wir für unser heutiges Thema vier weitere
herausragende Experten gewinnen können.Ich begrüße ganz herzlich Herrn
Professor Dr. Ludwig Schätzl, den Präsidenten der Universität Hannover und
Kooperationspartner unseres heutigen Symposiums;Frau Jennifer Neumann,
die Vorstandsvorsitzende der Canto Software AG in Berlin; Herrn Claus
Larass, Mitglied des Vorstandes der ProSiebenSat.1 Media AG in Berlin; und
last but not least, Herrn Alexander Niemetz, freier Publizist, uns allen in
bester Erinnerung als souveräner Moderator des „heute journal“ im ZDF.
Mein Dank gilt Ihnen allen und nicht zuletzt auch der Fachhoch-
schule Hannover dafür, dass wir in diesem beeindruckenden Gebäude zu
Gast sein dürfen. Dieses Design-Center ist bei aller äußeren Schönheit nicht
nur voll digitaler Technik.Es ist auch das erste Gebäude auf dem Gelände der
EXPO 2000, das von der Landesregierung seiner Nachnutzung übergeben
worden ist. Dass wir Banken gewissermaßen gleich mit von der Partie sein
dürfen, freut uns natürlich.
Meine Damen und Herren,
die digitale Technik zwingt uns, von Gewohntem Abschied zu nehmen. Das
gilt vor allem – aber nicht nur – für die Wirtschaft. Das Internet vereinfacht
und beschleunigt den Datenaustausch innerhalb der Unternehmen, aber
auch die Kommunikation mit Kunden, Geschäftspartnern und öffentlichen
Stellen im In- und Ausland.
Längst hat die Digitalisierung alle Wirtschaftsbereiche erfasst.Die
Grenzen zwischen Old und New Economy verschwimmen. Elektronische
Marktplätze revolutionieren den Geschäftsverkehr im Business-to-Business-
D r. M a n f r e d We b e r
Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung
10D e u t s c h e F ra g e n
11D e u t s c h e F ra g e n
M i t d e r D i g i t a l i s i e r u n g v e r b i n d e n s i c hw i e m i t ke i n e m a n d e r e n T r e n d
U n w ä g b a r ke i t e n u n d Ä n g s t e , a b e r a u c hH o f f n u n g e n u n d C h a n c e n .
Bereich.Wertschöpfungsketten werden aufgebrochen, neue Geschäftsfelder
erschlossen und alte in Frage gestellt. Immer häufiger machen auch Konsu-
menten von der Möglichkeit Gebrauch, Produkte individuell am Bildschirm
zusammenzustellen und zu ordern. Interne und externe
Geschäftsprozesse werden zunehmend virtualisiert.
Noch wichtiger ist: Das Internet verändert die
Wettbewerbssituation.Räumliche Grenzen spielen bei vie-
len Produkten keine Rolle mehr. In aller Deutlichkeit zeigt sich das in mei-
ner Branche, bei den Banken. Per Mausklick können Bankkunden in Sekun-
denschnelle Preise und Konditionen vergleichen. Informationen über Aktien
und Unternehmen,Research-Ergebnisse,Wertpapierempfehlungen und Mus-
terdepots – all das ist mühelos weltweit und zu jeder Zeit online verfügbar.
Das Ergebnis – nicht, dass Sie mich falsch verstehen: ich klage darüber nicht
– das Ergebnis ist ein verschärfter Wettbewerb, und das nicht nur zwischen
einzelnen Banken, sondern auch zwischen Kreditinstituten und den Anbie-
tern von Finanzdienstleistungen aus anderen Bereichen.
Schärferer Wettbewerb heißt auch, dass die traditionelle Kunden-
bindung an Bedeutung verliert.Im Firmenkundengeschäft erhält der günstigs-
te Anbieter den Zuschlag, nicht unbedingt die Hausbank. Und auch bei den
Privatkunden steigt die Bereitschaft, zu einer anderen
Bank zu wechseln oder mehrere Bankverbindungen gleich-
zeitig zu unterhalten. Finanzprodukte sind in hohem Maße
digitalisierbar. Deshalb sind Banken von der Revolution
der Informationstechnik besonders betroffen. Doch „betroffen“ klingt zu
passiv, zu negativ. Denn der elektronische und der mobile Geschäftsverkehr
bieten große Chancen für die gesamte Wirtschaft. Sicherlich gibt es geschäft-
D r. M a n f r e d We b e r
Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung
12D e u t s c h e F ra g e n
Per Mausklick können
Bankkunden in Sekunden-
schnelle Preise und Kondi-
tionen vergleichen.
Das Internet verändert die
Wettbewerbssituation. Räum-
liche Grenzen spielen bei vielen
Produkten keine Rolle mehr.
13D e u t s c h e F ra g e n
liche Risiken, aber die Chancen überwiegen. Chancen allerdings muss man
ergreifen. Wenn gerade die Banken die Herausforderung der Digitalisierung
und der Globalisierung so entschlossen annehmen, dann deswegen, weil sie
erkannt haben: Es führt kein Weg daran vorbei, sich dem internationalen
Wettbewerb zu stellen. Wer sich ihm verschließt, der mag
eine Zeit lang überleben können, doch er zehrt von der
Vergangenheit. Langfristig wird er keinen Erfolg haben. Das gilt für einzelne
Unternehmen, für ganze Branchen, und es gilt auch für Volkswirtschaften
und die Wirtschaftspolitik ihrer Regierungen. Das Internet ist der „Turbo-
lader der Globalisierung“.
Die Informations- und Kommunikationstechnik hat sich zur größ-
ten Branche der Welt entwickelt. Sie wird in diesem Jahr einen Umsatz von
fast 4 Billionen DM erwirtschaften, das ist mehr als das Bruttosozialprodukt
Deutschlands.Weltweit schafft diese Branche pro Jahr 600.000 neue Arbeits-
plätze. Eine entscheidende Frage für uns ist: Wie viele davon entstehen in
Deutschland? Und dies hängt auch davon ab, wie gut es der Politik gelingt,
Innovationen in diesem Bereich zu fördern.Und hier ist die Politik gleich auf
einer ganzen Reihe von Feldern gefordert: in der Bildungs- und in der Wirt-
schaftspolitik, in der Wissenschafts- und Forschungspoli-
tik, in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Die Debatte um
die Green Card hat gezeigt, dass sich mit der Digitalisie-
rung selbst die Frage der richtigen Einwanderungspolitik
in völlig neuem Licht stellt.
Was bedeutet die Digitalisierung für den Men-
schen? In der Arbeitswelt wird – und das wird häufig übersehen – der
Mensch wichtiger,weil Wissen zum entscheidenden Produktionsfaktor wird.
Das Internet ist der „Turbo-
lader der Globalisierung“.
Die Debatte um die Green
Card hat gezeigt, dass sich
mit der Digitalisierung
selbst die Frage der richtigen
Einwanderungspolitik in
völlig neuem Licht stellt.
Weit mehr als bisher müssen alle Mitarbeiter in den Unternehmen bereit
sein, Wissen zu teilen. Herrschaftswissen hat in der digitalen Zukunft kaum
noch Platz. Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama
spricht davon, dass wir von einer hierarchiegesteuerten
und damit vertrauensarmen zu einer netzwerkgebunde-
nen, vertrauensgestützten Produktionsweise übergehen.
Das erfordert einen Mentalitätswandel, aber es erfordert auch,
dass die Menschen die Informationen,die in digitalen Netzwerken verfügbar
sind, abrufen und verarbeiten können. Und das heißt wiederum: Wer nicht
mit dem Internet und moderner Computertechnik umgehen kann – und ich
will es etwas drastisch formulieren –, der wird zum digitalen Analphabeten.
„Wer das Internet nicht nutzt,wird zunehmend Nachteile in Beruf
und Alltag haben.“ Dieser Auffassung sind zwei Drittel der Deutschen, wie
eine Umfrage unseres Verbandes im März ergeben hat. Für die Politik wird
eine wichtige Aufgabe darin liegen, dieser digitalen Spaltung entgegenzu-
wirken und sicherzustellen, dass, wenn nicht allen, so doch möglichst vielen
der Sprung in die Informationsgesellschaft gelingt.
Dabei ist nicht auszuschließen, dass die Zukunft noch komplexer
wird, als es die Gegenwart bereits ist. Denn wir werden künftig aus einer
noch größeren Bandbreite von Medien als heute auswählen können. Was
wird nach Telefon und Telefax,nach E-Mail und Mobilfunk,
nach Breitband-TV und interaktivem Fernsehen, nach
mobilem Internet und satellitengestützter Navigation
kommen? Wie wird es weitergehen? Vor allzu gewagten
Prognosen sollten wir uns angesichts der nur begrenzten menschlichen Vor-
stellungskraft und des rasanten technischen Fortschritts allerdings hüten.Sie
D r. M a n f r e d We b e r
Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung
14D e u t s c h e F ra g e n
Herrschaftswissen hat in
der digitalen Zukunft kaum
noch Platz.
Wer nicht mit dem Internet
und moderner Computertech-
nik umgehen kann, wird
zum digitalen Analphabeten.
15D e u t s c h e F ra g e n
F i n a n z p r o d u k t e s i n d i n h o h e m M a ß ed i g i t a l i s i e r b a r. D e s h a l b s i n d B a n ke n
v o n d e r R e v o l u t i o n d e r I n fo r m a t i o n s -t e c h n i k b e s o n d e r s b e t r o f f e n .
kennen den Ausspruch von Mark Twain, dass Prognosen gefährlich sind, ins-
besondere wenn sie die Zukunft betreffen. Aber unabhängig davon: Es
könnte uns andernfalls wie jenen Experten ergehen, die im Jahr 1949 die
Prognose wagten, Computer würden in Zukunft vielleicht
nur noch anderthalb Tonnen wiegen.
Fest steht jedoch schon heute: Die Digitalisie-
rung, der Wettbewerb der Systeme, die Beschleunigung
und die Vernetzung werden weiter zunehmen. So sehr
aber intelligente Technik das Leben bequemer und einfa-
cher macht, so sehr die wachsende Zahl der Medien zur gesellschaftlichen
Transparenz beiträgt, so sehr besteht auch die Gefahr, dass die digitale
Zukunft den Menschen überfordern könnte.
Viele sehen diesen Zeitpunkt bereits gekommen: Wie unsere
Umfrage weiter zeigt, fühlen sich sieben von zehn Deutschen schon heute
der Informationsflut nicht mehr gewachsen. In der Informationsgesellschaft
droht die Qual der Wahl zum Dauerzustand zu werden.
Die Medien stehen vor dem Paradoxon, dass ein Maximum an
Information zu einem Minimum an Aufmerksamkeit führen kann.Wie schafft
es der Einzelne, aus der unüberschaubaren Menge an Informationen die-
jenigen herauszufiltern, die für ihn relevant sind? Und wie schaffen es die
Medien, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und gleichzeitig auch quali-
tativen, inhaltlichen Maßstäben gerecht zu werden? Hier ist Orientierung
notwendig, wenn sich die digitale Gesellschaft nicht selbst durch Informa-
tionsüberlastung ad absurdum führen soll.
Informationstechnische Umbrüche hat es schon mehrfach gege-
ben – vom Buchdruck über das Telefon bis hin zum Fernsehen. Das Neue an
D r. M a n f r e d We b e r
Was br ingt d ie d ig i ta le Zukunft ? – Begrüßung und E in führung
16D e u t s c h e F ra g e n
Sieben von zehn Deutschen
fühlen sich der Informations-
flut nicht mehr gewachsen.
In der Informationsgesellschaft
droht die Qual der Wahl zum
Dauerzustand zu werden.
der digitalen Revolution ist ihre Wucht und die Geschwindigkeit ihrer Aus-
breitung. Insofern stellt sie uns alle vor besondere Herausforderungen.
Von dem griechischen Staatsmann Perikles
stammt der Satz: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft
vorauszusagen, sondern gut auf sie vorbereitet zu sein.“
Lassen Sie uns heute Abend versuchen, ein wenig zu die-
ser Vorbereitung beizutragen.Denn die Weichen in Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft müssen vorausschauend ge-
stellt werden, wenn die großen Chancen, die das digitale
Zeitalter verspricht, genutzt und seine Risiken begrenzt
werden sollen. Ich wünsche Ihnen, ich wünsche uns allen eine spannende
und Gewinn bringende Diskussion.
17D e u t s c h e F ra g e n
Informationstechnische
Umbrüche hat es schon mehr-
fach gegeben – vom Buch-
druck über das Telefon bis hin
zum Fernsehen. Das Neue an
der digitalen Revolution ist
ihre Wucht und die Geschwin-
digkeit ihrer Ausbreitung.
Meine Damen und Herren,
ich begrüße Sie im Namen der Universität Hannover und
freue mich, dass heute Abend sehr hochrangige Vertreter
aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vertreten sind.
Beim Bundesverband deutscher Banken möchte ich mich
dafür bedanken, dass dieses Symposium hier stattfindet.
Ich bin der Meinung, dass eine solche Veranstaltung ein
gutes Marketing-Instrument für die Universitäten sein
kann, aber auch für die Region Hannover. Mein Dank gilt
auch der Fachhochschule dafür,dass wir in diesem Gebäu-
de sein können.Es gibt ja zwischen Universitäten und Fach-
hochschulen gelegentlich Konflikte.Die Beziehungen zwi-
schen den Universitäten und den Fachhochschulen in
Hannover sind durch Kooperation und Harmonie, aber auch durch Komple-
mentarität gekennzeichnet.
Zum Thema:Ohne dass ich ins Detail gehen möchte,verändert das
Internet sicherlich alle Branchen in unserer Gesellschaft. Auch das Bankwe-
sen ändert sich. Ich war kürzlich bei meiner alten Sparkasse, die umgebaut
worden ist. Ich wollte mein Taschengeld von 100 DM in Kleingeld wechseln
lassen.Vorn schaut die Bank so aus wie ein Las-Vegas-Spielkasino,hinten wie
ein Sicherheitstrakt der Deutschen Bundesbank.Also,Kundenbetreuung gab
es dort wenig. Das ist möglicherweise schon eine Auswirkung des Internet.
Die Frage also scheint: Online-Banking oder noch Kundenservice?
Tief greifend verändern wird sich sicher auch die Medienwirt-
schaft. Die Frage wird sein: Brauche ich noch eine Zeitung, oder bekomme
ich die Informationen sofort aus dem Internet ? Sie merken, ich bin gesund-
18D e u t s c h e F ra g e n
Professor Dr. Ludwig SchätzlPräsident der Universität Hannoverund Vorsitzender der Landeshoch-schulkonferenz Niedersachsen
Grußwort
P r o f e s s o r D r. L u d w i g S c h ä t z l
heitlich angeschlagen. Ich habe mir heute früh überlegt, ob ich mein Gruß-
wort vielleicht mit Hilfe der Multimedia-Technik aus dem Krankenbett vor-
stellen kann. Meine Frau hat gesagt, das wäre ein Beispiel
für eine Horrorvision, wenn Sie mich so sehen würden.
Also bin ich gekommen.
Drittens werden sich die Universitäten tief grei-
fend verändern. Ich will nur einige wenige Punkte ansprechen. Wir an der
Universität, wir forschen ja auf diesem Gebiet, das heißt: Wir entwickeln
Problemlösungen. Auf der anderen Seite setzen wir diese neue Technologie
auch in unserer Lehre ein, und wir sind dabei, neue Lehrformen zu entwi-
ckeln, die auch von den Studierenden akzeptiert werden. Dies ist ein kosten-
intensives Verfahren. Das geht nicht zum Nulltarif. Wir wollen die digitale
Technologie einsetzen zur Ausbildung unserer Studierenden. Im Bereich der
Ingenieurwissenschaften und der Informatik passiert es
schon, auch im Bereich Betriebswirtschaft besteht großer
Bedarf.Wir wollen mit dieser neuen Technologie auch ein-
steigen in das Thema Weiterbildung, lebenslanges Lernen.
Weiterbildung lässt sich gut mit Hilfe des Internet und neuer Kommunika-
tionstechnik durchführen und verbessern. „Continued Education“ wird
immer wichtiger, und ich als Präsident der Universität bin natürlich interes-
siert, dass dieses Thema auch zu Einnahmen der Universitäten führt. Damit
es zu Einnahmen führen kann, muss man schauen, wie man die Einnahmen
erwirtschaftet, und dies wird sicher nur im Wettbewerb der Universitäten
gehen. Wir werden hier immer stärker in einen Wettbewerb treten, einen
Wettbewerb nicht nur zu deutschen, sondern auch zu ausländischen Uni-
versitäten.
19D e u t s c h e F ra g e n
Brauche ich noch eine
Zeitung, oder bekomme ich
die Informationen sofort
aus dem Internet ?
Wir wollen die digitale
Technologie einsetzen zur
Ausbildung unserer
Studierenden.
Ich möchte noch ein wenig für Hannover und seine Hochschullandschaft
werben.Wir haben die CeBIT,wir hatten die EXPO 2000. Im Zusammenhang
damit wurde Hannover als Knotenpunkt an das bundesweite digitale Kom-
munikationssystem angeschlossen.Unsere technologische
Infrastruktur ist exzellent. Dies hat hier auf dem Gelände
zur Ansiedlung einer Reihe von Unternehmen und Hoch-
schulen geführt. Die Fachhochschule Design, die Hoch-
schule für Musik und Theater, die Leibniz-Akademie und
Einrichtungen der Universität Hannover, etwa das „Learning Lab Lower
Saxony“, sind hier angesiedelt.
Überhaupt stellt sich die Universität intensiv auf das Internet ein.
Wir werden einen Fachbereich Informatik etablieren. Dies realisieren wir
durch Umstrukturierung, indem wir in anderen Bereichen Stellen einsparen.
Die Stadt wird uns eine Stiftungsprofessur für Software-Engineering zur Ver-
fügung stellen. Dieser Strukturwandel war möglich, weil wir mit der Lan-
desregierung einen Innovationspakt verabschiedet haben: Bis 2006 gibt es
keine Haushaltskürzungen, und als Gegenleistung erbringen wir interne
Reformen, interne Strukturveränderungen. Herr Ministerpräsident, der Fach-
bereich ist eines von mehreren Beispielen der Universität Hannover dafür,
dass wir diesen Innovationspakt ernst nehmen.
Was bringt die digitale Zukunft ? Ich weiß es nicht. Doch wir, die
Hochschulen dieser Region,gehen der digitalen Zukunft aufgeschlossen und
zuversichtlich entgegen.
P r o f e s s o r D r. L u d w i g S c h ä t z l
Grußwor t
20D e u t s c h e F ra g e n
Wir werden immer stärker in
einen Wettbewerb treten, einen
Wettbewerb nicht nur zu
deutschen, sondern auch zu
ausländischen Universitäten.
S i g m a r G a b r i e l
Politik: Führung in der digitalen Demokratie
Meine Damen und Herren,
die Frage heute lautet: Was bringt die digitale Zukunft ?
Wenn wir das wüssten, dann wären wir Hellseher, und
ich nehme an, dass wir dann, trotz aller Schwierigkeiten
der New Economy an der Börse, eine Aktiengesellschaft
„public“ führen würden, und wahrscheinlich könnten wir
uns vor Investments in unsere hellseherischen Fähigkei-
ten kaum retten. Dass aber die Welt von morgen eine digi-
tale sein wird, davon ist mit Sicherheit auszugehen.
Mein Thema heißt „Politik: Führung in der digi-
talen Demokratie“. Ich bin nicht sicher, ob die Begriffe
„digital“ und „Demokratie“ zueinander passen. Denn ich
bin fest überzeugt, dass die einer demokratischen Verfassung zu Grunde lie-
genden Prinzipien nichts zu tun haben mit der Frage ihrer technologischen
Weiterentwicklung. Ich glaube nicht, dass politische Partizipation oder die
Aufträge der Verfassung – vom Sozialstaatsgebot bis hin zum Schutz des Eigen-
tums – mit der Technologie zusammenhängen.
Allerdings stellt sich die Frage, ob nicht gewährleistet sein muss,
dass moderne Informations- und Kommunikationstechnologie für alle Men-
schen verfügbar ist,damit sich auch in Zukunft jeder eigenständig und selbst-
bewusst in einer Demokratie beteiligen kann.So würde ich die Fragestellung
gern interpretieren. Was müssen wir tun, um bei einem solch rasanten tech-
nischen Wandel gewährleisten zu können, dass der Zugang zur demokrati-
schen Willensbildung, die Beteiligung in dieser Gesellschaft, das Leben in
dieser Gesellschaft auch in Zukunft möglich ist ? Denn das ist die Vorausset-
zung dafür, dass von den Freiheitsrechten, übrigens auch von den Pflichten
21D e u t s c h e F ra g e n
Sigmar GabrielMinisterpräsident des LandesNiedersachsen
unserer Verfassung, alle Menschen auch künftig noch werden Gebrauch
machen können.
Was diese Frage so spannend macht, ist nach meiner Überzeu-
gung nicht die Technologie selbst, sondern es ist die Geschwindigkeit, mit
der sie sich entwickelt. Die Folge ist, dass sich technologische Entwicklun-
gen ungleichzeitig vollziehen, jedenfalls in höherem Maß ungleichzeitig als
früher. Technologische Veränderungen laufen nicht mehr
im Takt der Generationen ab, sondern schneller. Man
spricht davon, dass sich im Internet ein Jahr in drei Mona-
ten vollzieht, und es besteht die Gefahr, dass diejenigen,
die bei diesem Tempo nicht mithalten können, im wahrsten Sinne des Wor-
tes sehr schnell die Welt nicht mehr verstehen. Ich meine den Unterschied
zwischen jungen Menschen,die mit fünfzig digitalen Fernsehkanälen,Handy,
Internet und allen Möglichkeiten der Telekommunikation aufwachsen, und
denen, die sich von dieser Entwicklung überrollt fühlen.
Das sind übrigens nicht diejenigen am Ende eines Berufslebens,
die 60-Jährigen oder die Älteren.Es sind vielmehr eher diejenigen,die mitten
im Berufsleben stehen, die Mitte 40- bis Mitte 50-Jährigen. Sie haben Sorge,
dass sie nicht mehr über die Fähigkeit verfügen, sich die Qualifikation zu
erwerben, um mit digitaler Technologie Schritt halten zu können. Diese
Gruppe empfindet sich übrigens nicht so sehr deswegen bedroht, weil sie
ihren eigenen Fähigkeiten misstraut, sondern eher deswegen, weil die Sig-
nale, die die New Economy ausgesendet hat, diesen Verdacht erst bestärkt
haben. Wenn die Arbeitsverwaltung dieses Bundeslandes erklärt, es gebe
etwa 2.000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt, die über eine Qualifikation mit
naturwissenschaftlicher Ausbildung verfügen und im Grundsatz einsatzfähig
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
22D e u t s c h e F ra g e n
Technologische Verände-
rungen laufen nicht mehr im
Takt der Generationen ab,
sondern schneller.
wären, jedoch 70 Prozent von ihnen nur aus einem Grunde keine Beschäfti-
gung finden,nämlich weil sie älter sind als 45 Jahre,dann hat das auch etwas
mit der Unternehmenskultur zu tun, die sich in der New Economy entwi-
ckelt hat – und nicht mit der Unfähigkeit der Betroffenen, sich fortzubilden.
Es hat so etwas gegeben wie einen Jugendwahn, der einherge-
gangen ist mit überzogenen Erwartungshaltungen an das, was sich in der
New Economy tatsächlich an Wertschöpfung erzeugen lässt. Ich sage das,
weil wir miteinander in der Frage der Partizipation an unserer Gesellschaft
darauf angewiesen sind, eben auch diesen Teil der Beschäftigten mitzuneh-
men. Ich sage es natürlich auch wegen des sich abzeichnenden Fachkräfte-
mangels.Aber es hat auch etwas mit der Möglichkeit der Beteiligung in einer
demokratischen Gesellschaft zu tun, ob 45-Jährige für ihren Einsatz in einer
sich technologisch verändernden Welt noch ernst genommen werden.
Die Entwicklung der gemeinsamen Zukunft ist ein ureigenes
Thema der Politik. Deswegen lautet mein Vortragsthema wahrscheinlich
„Politik: Führung in der digitalen Demokratie“. Was etwa das Thema „E-
Government“ angeht, muss ich zugeben: Meine Vision dieses Landes besteht
darin, dass wir zu einem Zeitpunkt X eine Situation schaffen, in der man –
völlig unabhängig davon, wo man sich gerade befindet – entweder über das
Handy,den Laptop oder dadurch,dass man in ein Rathaus geht oder zu einem
Servicepoint, sowohl die Steuererklärung machen, den Bauantrag stellen,
den Führerschein beantragen, das Auto zulassen oder einen Bafög-Antrag
abgeben kann. Dies würde dann auch völlig unabhängig von der Frage
geschehen, wer in der staatlichen Ebene für welche Frage zuständig ist. Die
Vision ist,dass alle Bürgerinnen und Bürger entweder selbst in der Lage sind,
die Internet-Technologie zu nutzen,oder dass dies für sie erledigt wird,wenn
23D e u t s c h e F ra g e n
sie sich damit selbst nicht mehr befassen wollen oder können. Dann könnte
man sämtliche Dienstleistungsprozesse der öffentlichen Verwaltung an
einem Punkt anbieten, und der Einzelne müsste nicht
mehr entscheiden, wer eigentlich wofür zuständig ist, und
von Pontius zu Pilatus laufen.Eine solche Verwaltung wäre
auch transparent: Jeder könnte zu jedem Zeitpunkt über-
prüfen: „Wo ist mein Antrag gelandet, wie ist der Bearbei-
tungsstand, wieso liegt er auf Platz 38 und nicht auf
Platz 1?“ Natürlich ist das eine Vision für einen Regie-
rungschef, und wir werden uns damit befassen müssen,
wie wir so etwas entwickeln können. Ich gebe zu: Die Fragen sind weit rei-
chend, und die Konfrontation mit dem Alltag in öffentlichen Verwaltungen
muss eine solche Vision fast als blanke Utopie erscheinen lassen. Aber man
muss sich Ziele setzen, damit man überhaupt irgendwo ankommt.
Im Alltag ist das Verhältnis von öffentlicher Verwaltung und Inter-
net so ähnlich wie das Verhältnis von Rechenschieber und Computer. Die
Wirtschaft diskutiert über E-Business und die Politik über Ladenschlusszei-
ten. Die einen suchen Hunderttausende von Fachkräften, und die anderen
beschäftigen sich mit der Frage, ob wir nun 100.000 Faulenzer haben oder
nicht. Die einen sprechen über das elektronische Unternehmen, und die
anderen schieben den Aktenbock durch die Justizverwaltung. In der öffent-
lichen Verwaltung begeht man häufig den Fehler, den man in Unternehmen
hoffentlich nicht allzu häufig begeht,nämlich die Investitionen in neue Tech-
nologien und in die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als
Kostenbelastung zu empfinden und nicht als Chance zur Erhöhung der Ser-
vicefreundlichkeit der öffentlichen Verwaltung.
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
24D e u t s c h e F ra g e n
Die Wirtschaft diskutiert
über E-Business und die Poli-
tik über Ladenschlusszeiten.
Die einen suchen Hunderttau-
sende von Fachkräften, und die
anderen beschäftigen sich mit
der Frage, ob wir nun 100.000
Faulenzer haben oder nicht.
Über die Frage der technischen Serviceleistung des Staates hinaus möchte
ich am Beispiel der neuen Medien deutlich machen, wie sehr die technolo-
gische Entwicklung und die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Gesell-
schaft miteinander verzahnt sind. Es wird ja viel geredet über die New oder
die Old Economy. Ich habe diese Unterscheidung von
Anfang an skeptisch beurteilt. Sie ist ein schönes Marke-
ting-Instrument gewesen. Aber ich vermute, es gibt nur
relativ wenige – inzwischen wohl erfolglose – Analysten,
die so phantasielos gewesen sind, diese beiden Teile unse-
rer Wirtschaft gegeneinander abzugrenzen. Für mich wäre
es interessant zu erfahren, wieso erfolgreiche Banken den
30-jährigen Analysten so leicht Glauben schenken konnten bei der Beurtei-
lung eines neuen Wirtschaftszweiges.Denn in Wahrheit geht es natürlich um
nichts anderes als um die Integration einer neuen Technologie in die vor-
handene Produktions- und Dienstleistungsstruktur.
Es geht immer um diese Integrationsleistung.Es geht darum,neue
Informations- und Kommunikationstechnologien aufzunehmen und gerade
dadurch neuen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen und die Wettbewerbsfä-
higkeit des Unternehmens zu verbessern, neue Märkte zu erobern und neue
Kunden-Produzenten-Beziehungen zu generieren. Das ist das Thema, um das
wir uns zu kümmern haben, und nicht die Frage, ob etwas neu und deshalb
an der Börse besonders erfolgreich ist oder ob es alt und deshalb schlecht
zu bewerten ist. Die Frage lautet: Wer erbringt die Integrationsleistung am
schnellsten und am besten? Das Kerngeschäft und die Kernkompetenz
Deutschlands seit Beginn der Industrialisierung ist die Integration von Inno-
vation in die vorhandene Produktions- und Dienstleistungsstruktur. Das ist
25D e u t s c h e F ra g e n
Es wird ja viel geredet
über die New oder die Old
Economy. Ich habe diese
Unterscheidung von Anfang
an skeptisch beurteilt. Sie
ist ein schönes Marketing-
Instrument gewesen.
der Hintergrund des Begriffes „Made in Germany“, weil in
diesem Land diese Integration immer besonders gut,
besonders schnell und besonders effizient erfolgt ist – trotz
aller Debatten über die Schwierigkeiten am Wirtschafts-
standort Deutschland. Mit Blick auf die Zukunft müssen
wir uns fragen:Was ist die Grundlage für diese Integrationsleistung,und kön-
nen wir diese Grundlage angesichts der Ungleichzeitigkeit der Entwicklung
die ich vorhin beschrieben habe, erhalten und weiterentwickeln?
Die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg ist auch die Grundlage
für sozialen und kulturellen Erfolg und für die Partizipation der Bürgerinnen
und Bürger an der gesellschaftlichen Entwicklung. Der Schlüssel zu dieser
Partizipation war in der Vergangenheit und wird auch in der Zukunft
Qualifikation sein. Qualifikation ist nicht nur der Schlüssel für die Zukunft
unserer Unternehmen und ihren Erfolg auch im internationalen Wettbe-
werb.Qualifikation wird auch entscheidend für die Frage sein:Gehöre ich in
der digitalen Welt zu den „Usern“,zu denen,die die Chancen nutzen können,
oder gehöre ich zu den „Losern“, die über moderne Technologie nicht ver-
fügen und deshalb an den Chancen des Arbeitsmarktes und damit am Reich-
tum unserer Gesellschaft nicht teilhaben können? Quali-
fikation wird damit noch stärker als in der Vergangen-
heit auch die Grundlage dafür sein, ob man sich in dieser
Demokratie beheimatet fühlt, ob man den Eindruck hat,
dass die individuellen Lebensperspektiven in dieser Ge-
sellschaft, in einer demokratischen Gesellschaft, sich verwirklichen lassen
werden, oder ob man zu denen gehört, die in Gefahr geraten, an den Rand
gedrängt zu werden.Wiederum spielt die Frage eine Rolle:Wie gehen wir mit
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
26D e u t s c h e F ra g e n
Gehöre ich in der digitalen
Welt zu den „Usern“, zu
denen, die die Chancen
nutzen können, oder gehöre
ich zu den „Losern“?
Die Kernkompetenz Deutsch-
lands ist seit Beginn der Indus-
trialisierung die Integration
von Innovation in die vorhan-
dene Produktions- und Dienst-
leistungsstruktur.
27D e u t s c h e F ra g e n
Wa s m ü s s e n w i r t u n , u m b e i d e m r a s a n t e n t e c h n i s c h e n Wa n d e l z u
g e w ä h r l e i s t e n , d a s s d e r Z u g a n g z u r d e m o k r a t i s c h e n Wi l l e n s b i l d u n g , d i e
B e t e i l i g u n g i n d i e s e r G e s e l l s c h a f t ,a u c h i n Z u k u n f t f ü r a l l e m ö g l i c h i s t ?
der Ungleichzeitigkeit um, also mit sehr schnell sich veränderndem Wissen?
Wie bringen wir den Menschen die Fähigkeit bei, Herr Professor Schätzl, an
Ihren Angeboten des lebenslangen Lernens auch tatsächlich teilzuhaben?
Heute stellen wir fest, dass wir im Zweifel gut Mathematik, Phy-
sik, Chemie, Deutsch und Englisch unterrichten.Aber die Fähigkeit, sich mit
diesem Wissensschatz auf immer wieder neue Fragestellungen einzustellen
und damit am lebenslangen Lernen überhaupt teilzuhaben,diese Kompetenz
wird in unserem Bildungswesen nicht ausreichend vermittelt.Es wird um die
Frage gehen: Wie erhalten wir die Kernkompetenz Deutschlands, nämlich
Innovationsfähigkeit und Integrationsfähigkeit auf der Grundlage möglichst
hoher Qualifikation? Wie machen wir den Zugang zu solchen Technologien
für möglichst alle – oder mindestens für möglichst viele – in unserer Gesell-
schaft verfügbar?
Nur eine Randbemerkung zum Thema Green Card:Die Green Card
ist kein alternativer Lösungsweg zur Beantwortung dieser Fragen.Weder wer-
den wir die Frage der Partizipationsfähigkeit der Menschen in unserer Ge-
sellschaft durch Zuwanderung beantworten können, noch kann langfristig
ein Mangel an Fachpersonal und Qualifikation ausschließlich durch zusätzli-
che Einwanderung gelöst werden.Die Green Card ist ein Instrument,mit dem
Deutschland im internationalen Wettbewerb um Spitzenkräfte bestehen kann.
Wer sich die nordamerikanischen Universitäten anschaut, stellt fest: Halb
Südostasien macht dort einen postgraduierten Studiengang. Und die Besten
bleiben dort; die anderen, ebenfalls gut Ausgebildeten, gehen zurück in ihre
Heimatländer. Was glauben Sie, wohin sich ihre Unternehmen orientieren?
Jedenfalls nicht nach Westeuropa und nach Deutschland. Wenn wir diese
Spitzenkräfte für unser Land interessieren wollen, dann werden wir uns
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
28D e u t s c h e F ra g e n
darum kümmern müssen, dass sie nicht nur in Nordamerika studieren, son-
dern dass die Besten von ihnen zu uns kommen und übrigens hier auch blei-
ben, und zwar nicht nur für fünf Jahre. Deswegen war es
albern, „Kinder statt Inder“ zu fordern.
Es ist genauso albern, die Green Card ganz all-
gemein zur Lösung der Probleme unserer Sozialversiche-
rung und der abnehmenden Bevölkerung anzuführen.
Wenn wir nicht aufpassen, dann wird hier ordentlich ein-
gewandert – es kommen bloß nicht diejenigen, die wir brauchen. Und es
kommen im Zweifel eher Menschen, die am System der sozialen Sicherung
partizipieren, aber nicht zu dessen Erhalt beitragen wollen. Die Green Card
ist die Lösung für den internationalen Wettbewerb um Spitzenkräfte,aber sie
deckt nicht den Bedarf an Fachkräftepersonal, das wir in der Breite brau-
chen. Und deswegen muss sich die politische Führung die Frage stellen:Wie
erreichen wir den Zugang zu neuen Technologien, zur digitalen Welt ? Wie
erreichen wir es, dass im Bildungssystem die Fähigkeit zu
lebenslangem Lernen besser ausgebildet wird, und wie
machen wir dies unabhängig von der Frage, wie hoch das
Einkommen im Elternhaus ist ?
Ich will das praktisch deutlich machen. In
Deutschland wird Familienpolitik gemessen an der Frage,
ob das Kindergeld um 10 oder um 30 DM erhöht wird. Wer besonders fami-
lienfreundlich ist, der will es um 30 DM erhöhen; wer nicht ganz so fami-
lienfreundlich ist, nur um 10 DM. Ich glaube: Die Familienfreundlichkeit an
der Frage der Erhöhung des Kindergeldes um 10 oder um 30 DM zu messen,
ist so ziemlich das Phantasieloseste, was ein Politiker abliefern kann. Es ist
29D e u t s c h e F ra g e n
Die Green Card ist die Lösung
für den internationalen
Wettbewerb um Spitzenkräfte,
aber sie deckt nicht den Bedarf
an Fachkräftepersonal, das
wir in der Breite brauchen.
Die Familienfreundlichkeit
an der Frage der Erhöhung des
Kindergeldes um 10 oder um
30 DM zu messen, ist so ziem-
lich das Phantasieloseste, was
ein Politiker abliefern kann.
auch ökonomisch völliger Unsinn, weil man 5,6 Milliarden DM in die Hand
nehmen muss, um jeder Familie monatlich 30 DM mehr zu geben. Das ist
natürlich ein gewaltiger Quantensprung für die Familie – ich nehme an, da
wird der Wohlstand ausbrechen! Mit der Hälfte des Geldes könnte man dafür
sorgen, dass alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland ab der siebten
Klasse den Laptop endlich im Tornister haben – unabhän-
gig davon,ob das Einkommen der Eltern ihnen das erlaubt
oder nicht. Die Eltern würden entlastet, und zweitens
würde man etwas für die Zukunftsfähigkeit tun, denn bei
diesem Symbol „Laptop im Tornister“ geht es darum, ob
der Laptop für jeden Schüler ständig verfügbar ist und
nicht nur für eine Stunde in der Woche im Computerraum. Die Politik wird
sich entscheiden müssen,ob sie die digitale Zukunft in den Mustern der letz-
ten hundert Jahre bewältigen will, nämlich durch eine Erhöhung der sozia-
len Transferleistungen des Staates, oder ob wir davon, wie ich jedenfalls
hoffe, partiell Abschied nehmen und unsere Phantasie dafür einsetzen, wie
wir stärker und besser in Humankapital investieren können. Ich glaube aller-
dings, dass wir das nicht allein können. Wir müssen zu
einer neuen Partnerschaft zwischen dem öffentlichen Sek-
tor und der Wirtschaft kommen. Es gibt einen ökonomi-
schen Zusammenhang, den wir alle miteinander nicht
auflösen können. Wir werden nicht die Steuern senken und die Staatsver-
schuldung abbauen und gleichzeitig mehr in den Bereich Bildung investie-
ren können. Das wird nicht funktionieren, weil wir die Steuern nie so weit
herunterbekommen werden, dass daraus ein gewaltiges Wachstum in kurzer
Zeit entsteht. Witzigerweise wird in diesem Zusammenhang immer auf die
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
30D e u t s c h e F ra g e n
Bei diesem Symbol „Laptop im
Tornister“ geht es darum, ob
der Laptop für jeden Schüler
ständig verfügbar ist und
nicht nur für eine Stunde in
der Woche im Computerraum.
Wir müssen zu einer neuen
Partnerschaft zwischen dem
öffentlichen Sektor und der
Wirtschaft kommen.
31D e u t s c h e F ra g e n
D i e G r u n d w e r t e u n s e r e r Ve r fa s s u n gä n d e r n s i c h n i c h t , w e n n d i e
t e c h n o l o g i s c h e E n t w i c k l u n g v o r a n -s c h r e i t e t . A b e r v i e l l e i c h t k o m m e n
w i r z u a n d e r e n We g e n , u m d i e s e G r u n d w e r t e z u e r r e i c h e n .
angloamerikanischen Verhältnisse im Steuersystem verwiesen, aber nie-
mand ist bereit, die andere Seite der Medaille zu sehen: Nehmen Sie bei-
spielsweise das öffentliche Vorhalten von Staatstheatern. In den USA käme
niemand auf die Idee, dies sei eine Staatsaufgabe. Wenn Sie in Deutschland
eine Debatte darüber führen, ob es richtig ist, einen Theaterplatz im Schau-
spielhaus mit 100 DM pro Sitzplatz aus Steuergeldern zu bezuschussen,
erklärt man Sie spätestens im Feuilleton der „ZEIT“ zum
Kulturbolschewisten. Ich will darauf hinweisen, dass das
Anspruchsniveau in Deutschland entweder dramatisch
abgesenkt werden muss – und ich kenne so recht keinen,
der dafür Massendemonstrationen in die Wege leiten
kann –, oder wir müssen uns auf eine mittlere Linie ver-
ständigen, die da lautet: Ja, wir setzen die Steuerreform
um, die wir uns vorgenommen haben; ja, wir senken end-
lich die Staatsverschuldung.Wir sind auch in der Lage,eine
Reihe anderer Dinge zu machen, aber wir sagen dann auch endlich einmal
„ja“ zum Thema Public-Private-Partnership, etwa in der Frage von Investitio-
nen in den Bildungsstandort Deutschland.
Ein Beispiel:Wir haben in Niedersachsen natürlich auch gemerkt,
dass wir unsere Schulen besser mit moderner Technologie ausstatten müs-
sen. Wir wollen das aber nicht nach dem Motto machen „Wer zuerst ‚hier‘
ruft, kriegt einen Computer“, sondern wir haben von den Schulen verlangt,
ein pädagogisches und didaktisches Konzept zu erstellen. Das Internet soll
nicht mehr zufällig genutzt werden oder einmal in der Woche auf dem Stun-
denplan stehen, sondern es soll nach Möglichkeit in jedem Klassenraum und
in jeder Stunde verfügbar sein. Der Zugriff auf das Internet soll so selbstver-
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
32D e u t s c h e F ra g e n
Wenn Sie in Deutschland eine
Debatte darüber führen, ob
es richtig ist, einen Theater-
platz im Schauspielhaus mit
100 DM pro Sitzplatz aus
Steuergeldern zu bezuschus-
sen, erklärt man Sie spätestens
im Feuilleton der „ZEIT“ zum
Kulturbolschewisten.
ständlich werden wie früher der Gang in die Schulbibliothek. Schulen, die
dafür ein Konzept haben, können sich bei uns bewerben, und wir geben
ihnen Geld. Und dieses Geld soll aus einer Partnerschaft mit
der Wirtschaft kommen.Der Staat gibt in drei Jahren 75 Milli-
onen DM, und von der Wirtschaft möchten wir gern noch
einmal den gleichen Betrag einwerben, durch Sach- oder
monetäre Leistungen. Wir haben eine Vielzahl von Unternehmen dafür ge-
wonnen, weit über Niedersachsen hinaus, neben Volkswagen und Preussag
sind Intel, Cisco, IBM, Hewlett Packard und andere dabei. Intel zum Beispiel
beteiligt sich daran, 12.000 Lehrerinnen und Lehrer kostenlos zu schulen.
Doch trotz allen Engagements ist es zwar gelungen, die 25 Millionen DM des
Staates für das erste Jahr zur Verfügung zu stellen, aber nur knapp die Hälfte
der erhofften Mittel aus der Wirtschaft.Was will ich damit sagen? Ich glaube,
dass wir das „Public“ noch immer relativ großschreiben und das „Private“
relativ klein. Wir müssen, wenn wir es ernst meinen mit unserer Verantwor-
tung für die Qualifikation, mindestens zu einem gleichgewichtigen Verhält-
nis kommen. Es muss stärker auch die Aufgabe der Wirtschaft sein, den Weg
in die digitale Zukunft zu bewältigen, die Kernkompetenzen Deutschlands
zu erhalten und im Bildungssektor mehr zu tun.Wir werden dies alles nur in
der Kooperation von Staat und Wirtschaft leisten können.
Dies erfordert vom Staat, dass er bereit ist, seine Bildungseinrich-
tungen zu modernisieren und übrigens auch dem Wettbewerb zu unterstel-
len.Wettbewerb belebt nicht nur in der Wirtschaft das Geschäft, er belebt es
auch bei Lehrerinnen und Lehrern. Wir müssen uns den Bedürfnissen der
Wirtschaft auch öffnen,was die Unterrichtsinhalte angeht.Wir müssen dafür
sorgen, dass Universitäten stärker auch mit der Wirtschaft darüber diskutie-
33D e u t s c h e F ra g e n
Der Zugriff auf das Internet
soll so selbstverständlich
werden wie früher der Gang
in die Schulbibliothek.
ren, wie sie sich entwickeln sollen. In Niedersachsen wollen wir unsere Uni-
versitäten zu Stiftungsuniversitäten machen, bei denen Hochschulräte über
die Entwicklung der Universität mitentscheiden.Aber wir brauchen auch die
Hilfe der Wirtschaft bei der Finanzierung dieser gewaltigen Aufgabe.
Dies ist auch mit Blick auf eine neue Sinngebung unserer Verfas-
sung der richtige Weg.Am Anfang habe ich gesagt, dass sich die Grundwerte
unserer Verfassung nicht ändern, wenn die technologische Entwicklung
voranschreitet. Aber vielleicht kommen wir zu anderen Wegen, um diese
Grundwerte zu erreichen. Bei uns steht in der Verfassung im Artikel 14,
Absatz 2: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der
Allgemeinheit dienen.“ Das ist nicht irgendeine Formulierung, das ist ein
Grundrecht. Das ist etwas Unveräußerliches, etwas, auf das wir uns verstän-
digt haben und mit dem wir, glaube ich, gut gelebt haben. Die Frage ist nur:
Muss man diesen Verfassungsgrundsatz ausschließlich über das Steuersys-
tem umsetzen, oder gibt es andere Wege wie zum Beispiel Public-Private-
Partnership-Modelle? Dafür will ich gern werben, weil ich glaube, dass wir
die Herausforderungen, die mit der digitalen Zukunft verbunden sind, nicht
ausschließlich über den öffentlichen Sektor werden erfüllen können.
S i g m a r G a b r i e l
Pol i t ik : Führung in der d ig i ta len Demokrat ie
34D e u t s c h e F ra g e n
J e n n i f e r N e u m a n n
Wirtschaft: Was ist neu an der New Economy?
Meine Damen und Herren,
ich hatte schon fast auf eine provokante Anmoderation
gehofft, in der Sie, Herr Niemetz, meinen Redetitel um-
definieren von „Was ist neu an der New Economy?“ in
„Was war neu an der New Economy?“. Es wurde schon er-
wähnt, dass die New Economy, was die Börsenbewertung
angeht, ziemlich in den Seilen hängt. Das macht die
Menschen, die mitten in diesem Dilemma stecken, nicht
besonders glücklich, und es macht auch die Aktionäre
nicht besonders glücklich. Ich würde dies gern zum
Anlass nehmen, kurz zu erläutern, warum ich eingewilligt
habe, diesen Vortrag mit dem gestellten Thema zu halten,
obwohl ich mit dem Begriff „New Economy“ eigentlich wenig anfangen
kann.
Vor ein paar Tagen,am 16.April,hat die Business Week aufgelistet,
dass die 20 Internet-Unternehmen, die von der Firma Merrill Lynch, einer
Ihnen bekannten Investmentbank, seit 1997 an die Börse gebracht wurden
und denen Merrill Lynch ein hohes Erfolgspotenzial bescheinigt hatte, tat-
sächlich nicht besonders erfolgreich waren. 15 von ihnen notieren heute
unter Eröffnungspreis, zwei sind gar nicht mehr im Business. Acht liegen
nicht nur marginal unter ihrem Eröffnungspreis, sondern um 90 Prozent da-
runter.Den Vogel abgeschossen hat wahrscheinlich Pets.com,auch von Mer-
rill Lynch an die Börse gebracht. Die haben nur zehn Monate gebraucht, um
ihre 66 Millionen Dollar zu verspielen. Das sind ziemlich ernüchternde Fak-
ten,und ich glaube,es ist wertvoll, sich darüber Gedanken zu machen,worin
die Ursachen liegen.
35D e u t s c h e F ra g e n
Jennifer NeumannVorsitzende des Vorstandes derCanto Software AG
Sicher ist es berechtigt, wenn sich jetzt Aktionäre lauthals beschweren und
sich von den Analysten in die Irre geführt fühlen, und ebenso, wenn die
Medien dies aufgreifen. Und doch möchte ich – auch als Lob für dieses Sym-
posium und die Reihe, in der es stattfindet – darauf hinweisen, dass es war-
nende Stimmen gab:Vor ziemlich genau einem Jahr gab es,auch vom Bundes-
verband deutscher Banken veranstaltet, ein Symposium mit dem Titel
„Welche Zukunft hat der Mittelstand?“. Auf dieser Veranstaltung sagte der
Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirt-
schaftlichen Entwicklung, Herr Professor Donges: „Nicht alle am Neuen
Markt werden gewinnen. Der Markt wird früher oder später die Spreu vom
Weizen trennen,Betriebsschließungen und Arbeitsplatzverluste werden sich
nicht vermeiden lassen.“ Zumindest auf einen hätten die Menschen in die-
sem Land hören können, um noch ein paar Mark zu sparen bei ihren Aktien-
investitionen. Leider muss man Herrn Donges allerdings auch vorhalten –
und ich will ihn nicht zu gut aussehen lassen – dass er mit den vier Firmen,
die er lobend erwähnt hat und denen er hervorragende Perspektiven beschei-
nigte, nicht so gut lag. Drei von diesen vier Firmen haben – wie viele andere
– ihren Aktionären wenig Freude gemacht.
Warum habe ich grundsätzlich eine Schwierigkeit mit dem Begriff
„New Economy“, und warum vermute ich, dass unter denen, die ihn geprägt
haben,Analysten oder Investmentbanker waren? Ich glaube,dass das Schlag-
wort von der „New Economy“ in vielen Fällen eine der Ursachen für über-
zogene Bewertungen und Erwartungen war.Wer aus der alten Schule kommt,
wird wissen, dass traditionelle Dinge wie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis oder
zumindest ein Kurs-Umsatz-Verhältnis Beachtung finden sollten. Aber ab ei-
nem gewissen Zeitpunkt des Höhenfluges der „New Economy“ galten diese
J e n n i f e r N e u m a n n
Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?
36D e u t s c h e F ra g e n
Regeln alle nicht mehr. Allerdings nur für die New Economy, deren Unter-
nehmen waren ausgenommen. Hier würde ich gern Klaus Mangold von der
debis AG zitieren, der, wie ich finde, sehr treffend gesagt hat, dass eine Infor-
mationsgesellschaft und eine Informationswirtschaft nur auf einer erfolg-
reichen Industriewirtschaft aufbauen können.Daran zeigt sich:Die Rahmen-
bedingungen sind für alle Unternehmen gleich. Auch die „New Economy“
hat sich den Dingen,die jetzt plötzlich diskutiert werden mit amerikanischen
Begriffen wie Cash-Flow und Burn-Rates, nie verschließen können. Und in
vielen Fällen musste die Missachtung solcher Zusammenhänge zwangsläufig
zum Untergang eines Unternehmens führen.
Die „New Economy“ ist nichts wirklich Neues. Sie ist nicht losge-
löst von allem,was wir vorher hatten.Daher bleibe ich lieber bei dem Begriff
des Informationszeitalters oder der informationsbasierten Wirtschaft. Hier
sehe ich den großen Paradigmenwechsel, und der geht über die Wirtschaft
weit hinaus, denn wir haben es mit dem Wandel von der
Industriegesellschaft hin zur Informationsgesellschaft zu
tun. Was ist nun wirklich das Neue? Hier hat der Minister-
präsident im Grunde schon das Wichtigste genannt, und
auch auf dem von mir schon angesprochenen Symposium zum Thema Mit-
telstand kam es zur Sprache: Das Neue ist die dramatische Beschleunigung.
Dazu gibt es,denke ich,keinen Widerspruch.Und auch im historischen Rück-
blick zeigt sich: Das Industriezeitalter bildete sich nicht losgelöst vom Agrar-
zeitalter, sondern auf seiner Grundlage, und auch für das Industriezeitalter
war die Beschleunigung ein wesentliches Kennzeichen. Über die Beschleu-
nigung hinaus, und auch das wurde schon erwähnt, gibt es heute ein riesi-
ges Potenzial für neue Geschäftsfelder, für neues Business. Die Grundideen
37D e u t s c h e F ra g e n
Die „New Economy“ ist
nichts wirklich Neues. Sie ist
nicht losgelöst von allem,
was wir vorher hatten.
vieler Firmen, auch vieler Firmen, die leider gescheitert
sind, waren nicht unbedingt verkehrt. Viele hatten gute
Konzepte, haben sie aber mangelhaft umgesetzt.
Ein gut umgesetztes Konzept liegt dem folgen-
den Beispiel zugrunde, es ist allerdings eines aus den USA.
Ich weiß nicht, ob Ihnen bei der Einreise in die USA schon einmal die Auto-
maten aufgefallen sind, in die man, anstatt zwei Stunden in der Schlange zu
stehen, eine Karte steckt, die Hand auflegt und die Einreiseformalitäten
schnell erledigt hat. In vielen Bereichen gibt es ein großes Potenzial für ein
profitables Business in der Zukunft, und wenn Sie das „New Economy“ nen-
nen wollen, dann nennen Sie es „New Economy“.
Lassen Sie mich Herrn Donges ein letztes Mal zitieren. Er hat auf
dem Symposium vor einem Jahr gesagt, und da stimme ich voll zu: „Die
modernen Informations- und Kommunikationstechnologien und der drama-
tische Rückgang der Transaktionskosten werden den strukturellen Wandel
der Wirtschaft schubartig beschleunigen.“ Dieser Beschleunigungsschub –
das hat der Ministerpräsident heute schon deutlich gemacht – stellt vor allem
die ältere Generation vor Probleme, denn sie hat Schwierigkeiten, den
Anschluss zu finden und zu halten.
Chancen und Risiken, beides bringt der Übergang in die digitale
Zukunft mit sich, und beides muss auch im Hinblick auf die Wirtschaft
betrachtet werden.Wenn die Menschen hier in Deutschland stärker als etwa
in Amerika das suchen, was im Wandel konstant bleibt, wenn sie gewisser-
maßen nach dem Strohhalm im Orkan suchen, um sich daran festzuhalten,
dann kann ich nur halbwegs Trost spenden. Denn der viel zitierte Spruch
„Konstant ist nur der Wandel“ trifft meines Erachtens zu.
J e n n i f e r N e u m a n n
Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?
38D e u t s c h e F ra g e n
Die Grundideen vieler Firmen,
auch vieler Firmen, die lei-
der gescheitert sind, waren
nicht unbedingt verkehrt. Viele
hatten gute Konzepte, haben
sie aber mangelhaft umgesetzt.
39D e u t s c h e F ra g e n
Wi r m ü s s e n d e n Wa n d e l g e s t a l t e n ,a n s t a t t u n s v o m
Wa n d e l g e s t a l t e n z u l a s s e n .
J e n n i f e r N e u m a n n
Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?
40D e u t s c h e F ra g e n
Vielleicht kennen Sie die Maslow’sche Bedürfnispyra-
mide. Wir Menschen sind dazu verdammt, immer unzu-
frieden zu sein. Diese Unzufriedenheit treibt den Wandel
an – und dies heute mit hoher Geschwindigkeit. Daran
wird sich nichts ändern. Schon immer haben wir Men-
schen mit unserer Unzufriedenheit den Wandel vorange-
trieben, doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zu früher: Die wesent-
liche Ressource, der Rohstoff für den Erfolg, für die Überwindung der
Unzufriedenheit, ist heute der Mensch selbst, insbesondere für die Informa-
tionswirtschaft.Das ist ein fundamentaler Unterschied. Im Agrarzeitalter war
der Boden der Rohstoff, im Industriezeitalter waren es die Fabriken, aber
heute im Informationszeitalter sind es die Menschen selbst. Es sind die cle-
veren Ideen, es ist das Humankapital, und das gibt es nicht, zumindest heute
noch nicht und auch nicht absehbar, losgelöst vom Men-
schen. Der Mensch steht in der Informationsgesellschaft
mehr denn je im Mittelpunkt.
An dieser Stelle noch etwas zum Thema Green
Card.Sicher ist die Green Card kein Allheilmittel.Doch die
Diskussion, die sie ausgelöst hat, war nicht albern, sie war
wichtig.Sie hat deutlich werden lassen,wie sehr wir Spitzenkräfte brauchen,
und eine aktuelle Studie hat ergeben, dass jeder Inhaber einer Green Card,
der zu uns gekommen ist, im Durchschnitt 2,5 weitere Arbeitsplätze geschaf-
fen hat. Und von diesem Effekt bin ich, bei aller Vorsicht insbesondere mit
frühen Studien, überzeugt.
Vielleicht noch ein anekdotenhaftes Beispiel dazu, wie sehr Glo-
balisierung und Digitalisierung zusammenhängen, und dazu, wie sehr jeder
Im Agrarzeitalter war der
Boden der Rohstoff, im
Industriezeitalter waren es
die Fabriken, aber heute,
im Informationszeitalter,
sind es die Menschen selbst.
Wir Menschen sind dazu
verdammt, immer unzufrieden
zu sein. Diese Unzufrieden-
heit treibt den Wandel an,
und dies heute mit hoher
Geschwindigkeit. Daran wird
sich nichts ändern.
Versuch misslingen muss, die Globalisierung einzudämmen: Ich werde mor-
gen nach Hongkong fliegen, um an der Universität von Hongkong einen Vor-
trag zu halten. Dieser Termin ist zustande gekommen über einen Professor,
der in New York lebt,hauptsächlich aber in Norwegen doziert und eine Gast-
professur in Hongkong hat.Das ist die Welt, in der wir heute leben.Und ganz
wichtig war für mich – um auf die Dienstleistungen zurückzukommen –,dass
ich heute früh noch einmal bei cnn.com nachgeschaut habe, wie das Wetter
in Hongkong ist, damit ich die richtigen Sachen einpacke.
Noch einmal zu den Chancen des Informationszeitalters: Wahr-
scheinlich haben Sie schon von der Initiative D21 gehört.Sie hat sich zum Ziel
gesetzt, die Transformation von der Industrie- zur Informationsgesellschaft in
Deutschland zu beschleunigen. Dadurch soll der Rückstand Deutschlands
auf diesem Feld im Vergleich zu anderen Ländern aufgeholt werden.Was das
konkret heißen kann, sehen Sie am Beispiel meiner Firma.
Vor elf Jahren habe ich meine Firma gegründet, ein mittel-
ständisches Unternehmen, das weltweit verkauft.Amerika
ist der größte Markt, Japan der drittgrößte. So etwas hätte
es meines Erachtens – und meine Firma ist nicht die ein-
zige – am Anfang des Industriezeitalters nicht gegeben.
Mittelständische Unternehmen hatten früher gute Chan-
cen als Zulieferer und als Dienstleister für die Global
Player, und diese Chancen haben sie weiterhin. Was sie früher nicht hatten,
war die Möglichkeit, auch global zu agieren. Wegen ihrer hohen Flexibilität
haben sie auch durchaus Vorteile gegenüber großen Unternehmen.
Was bedeutet die Informationswirtschaft für den einzelnen Men-
schen? Ich bin überzeugt,dass die Chancen des Einzelnen steigen,sich selbst
41D e u t s c h e F ra g e n
Mittelständische Unternehmen
hatten früher gute Chancen
als Zulieferer und als Dienst-
leister für die Global Player,
und diese Chancen haben sie
weiterhin. Was sie früher
nicht hatten, war die Möglich-
keit, auch global zu agieren.
im Beruf zu verwirklichen und eine höhere Wertschätzung für sein Tun zu
bekommen als bisher. Wichtig aber ist, dass wir den Wandel aktiv gestalten,
damit die Menschen eben nicht als virtuelle Fließbandarbeiter enden. Wir
müssen den Wandel gestalten, anstatt uns vom Wandel gestalten zu lassen.
Wir haben die Chance, dass eine breit angelegte Informationselite entsteht.
Eliten sind ein schwieriges Thema in Deutschland. In der Informationsge-
sellschaft liegt die Chance, dass zu einer Elite nicht mehr
nur die Reichen und anderweitig Privilegierten gehören.
Auf die Risiken der Informationsgesellschaft
möchte ich nur kurz eingehen, ich bin kein besonders
angstgetriebener Mensch. In Amerika handelt man übli-
cherweise nach der Devise, dass das größte Risiko darin besteht, nicht zu
handeln. Oder umgekehrt: „No risk, no fun.“ Im Deutschen gibt es das auch:
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Der einzelne Mensch muss zur Verän-
derung bereit sein, nur dann hat er auch die Chance auf Selbstverwirkli-
chung. Falsch wäre es etwa, nach dem Motto zu verfahren: Ich bin Fließ-
bandarbeiter gewesen, also werden auch meine Kinder virtuelle Fließband-
arbeiter sein. Den Antrieb, Chancen auch zu ergreifen,
muss der Einzelne mitbringen.
Was muss die Gesellschaft insgesamt tun, was
muss die Politik tun? Wir brauchen in Deutschland mehr
Entrepreneurship. Unternehmer sind diejenigen, die Dinge anstoßen. Wer
hat die Grundsteine für das Industriezeitalter gelegt ? Das waren ein Herr Sie-
mens oder ein Herr Daimler. Sie haben die Patente geschaffen, die dazu
geführt haben, dass noch heute jedes zweite Auto, das weltweit verkauft
wird, Einnahmen für die deutsche Wirtschaft bringt.
J e n n i f e r N e u m a n n
Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?
42D e u t s c h e F ra g e n
In der Informationsgesell-
schaft liegt die Chance, dass
zu einer Elite nicht mehr
nur die Reichen und ander-
weitig Privilegierten gehören.
Wir brauchen in Deutschland
mehr Entrepreneurship.
Unternehmer sind diejenigen,
die Dinge anstoßen.
43D e u t s c h e F ra g e n
D a s S c h l a g w o r t d e r „ N e w E c o n o m y “ w a r i n v i e l e n F ä l l e n e i n e d e r
U r s a c h e n f ü r ü b e r z o g e n e B e w e r t u n g e n u n d E r w a r t u n g e n .
J e n n i f e r N e u m a n n
Wir tschaf t : Was ist neu an der New Economy ?
44D e u t s c h e F ra g e n
Zweitens brauchen wir in Deutschland mehr Basistechnologien.Dazu ist ein
weltweit harmonisiertes Patentrecht notwendig. Mehr als 50 Prozent der
Software werden in Amerika umgesetzt,und das versetzt die US-Hersteller in
die Lage, die Spielregeln vorzugeben. Hier muss die Politik tätig werden.
Ein dritter Punkt: Die Gesetzgebung muss schneller werden. Die
Green Card ist ein hervorragendes Erfolgsbeispiel. Sie wurde auf Regie-
rungsebene in kürzester Zeit umgesetzt. Und auch ein Lob an die Landes-
vertreter, Herr Gabriel, ist angebracht, denn sie haben mitgezogen. Das ist
der richtige Weg, denn es geht ja, wie immer im Leben, nicht darum, die per-
fekte Lösung, das perfekte Gesetz zu finden, sondern es
geht darum, flexibel und schnell zu reagieren.
Lassen Sie mich, daran anknüpfend, zum
Schluss ein Plädoyer für Realismus und Konstruktivität
halten. Wie viel Energie wird in der öffentlichen Diskus-
sion nur darauf verwendet, idealtypische Positionen zu
beziehen, andere zu kritisieren oder Kritik zu widerlegen? Ich denke, wir
kommen ohne Realismus und konstruktive Schritte nicht weiter. Und um
dort zu enden,wo ich angefangen habe:Für mich geht es nicht um die Frage,
ob wir eine „New Economy“ haben oder nicht. Für mich geht um die Frage:
Welche „new possibilities“ haben wir, und wie nutzen wir sie?
Für mich geht es nicht um die
Frage, ob wir eine „New Eco-
nomy“ haben oder nicht. Für
mich geht um die Frage: Welche
„new possibilities“ haben wir,
und wie nutzen wir sie ?
C l a u s L a r a s s
Medien: Wie viel „E“ verträgt der Mensch?
Meine Damen und Herren,
die Entwicklung der elektronischen Medien hat noch
längst nicht ihren Endpunkt erreicht. Es wird weiterhin
explosionsartige Veränderungen geben in immer neuen
Schüben, und das wird immer wieder neue Hoffnungen,
aber auch Ängste und Verzweiflung auslösen.
Wenn man die Dinge mit etwas mehr Gelassen-
heit betrachtet, stellt man fest, dass die Entwicklung, die
wir gerade durchlaufen, verblüffende Ähnlichkeiten hat
mit der Zeit, in der die Eisenbahn ihren Siegeszug antrat.
Damals wurde, wie heute, das bestehende Raum-Zeit-
Gefühl der Menschen durch ein neues ersetzt. Das
Empfinden des Raumes änderte sich, weil die Regionen zusammenwuchsen,
und genau dieses passiert heute in dem Prozess, den wir Globalisierung
nennen. Auch das Empfinden der Zeit unterlag damals, als die ersten Züge
fuhren, einem Wandel. In Frankreich beispielsweise gab es landesweit ver-
schiedene Uhrzeiten. Nun musste die Uhrzeit entlang der Bahnstrecken
angeglichen werden. Das führte zu heftigen Debatten, und ich vermute, sie
waren nicht weniger heftig als die Debatten, die wir heute führen. Und doch
ist es dem europäischen Menschen zuzumuten, dass er sich an einer Ein-
heitszeit orientiert,damit die Züge pünktlich fahren.Damals war die Debatte
sicherlich richtig, heute lächeln wir darüber.
Oder nehmen Sie die Eisenbahn in Amerika.Seinerzeit versuchten
die so genannten Eisenbahnbarone, die Wirtschaft entlang der Bahnlinien zu
monopolisieren. Wenn sie eine neue Eisenbahnlinie bauten, rissen sie alles,
was dort wirtschaftlich aufblühte,an sich.So entstanden die Kartellämter,die
45D e u t s c h e F ra g e n
Claus LarassMitglied des Vorstandes derProSiebenSat.1 Media AG
die Monopole zerschlugen. Aktuell stellt sich in den USA die Frage, wer die
Eisenbahn-Hochfrequenztechnik beherrscht. Im Moment wird sie vom Staat
kontrolliert, und wenn ich richtig informiert bin, haben einige Wissenschaft-
ler und Unternehmer der Regierung Bush vorgeschlagen, diesen Bereich zu
privatisieren. Geht das, funktioniert das, oder wird daraus ein Monopol? Ich
glaube, es funktioniert, aber es besteht durchaus die Gefahr der Monopoli-
sierung, wenn große Konzerne eine bestimmte Technik weltweit beherr-
schen. In hundert Jahren wird man auch über diese Diskussion lächeln.Aber
wir leben heute und müssen die Probleme lösen, die wir heute haben.
Deshalb möchte ich zwei Meldungen zitieren, die in diesen Tagen
über die Agenturen liefen. Sie zeigen,wo wir in der Entwicklung der elektro-
nischen Medien stehen. Es geht nicht um die technische Entwicklung, son-
dern darum, wie viel elektronische Medien der Mensch verträgt. Ich meine
die elektronischen Medien im weitesten Sinne, und in
absehbarer Zeit wird deutlich werden, dass die Printme-
dien eigentlich schon dazugehören.
Zu der ersten Meldung: Sie kam aus China und
besagte, dass man dem chinesischen Kampfpiloten, der
kürzlich den Zusammenstoß mit dem amerikanischen Aufklärungsflugzeug
auslöste, dass man diesem so genannten „Revolutionshelden“ und „Verteidi-
ger der Meere und Lüfte“ ein Denkmal gesetzt hat. Ein Denkmal ist ja nicht
unüblich im Kommunismus, aber wenn man die Meldung weiterlas, wurde
klar, dass es nicht um ein Denkmal aus Beton oder teurer Bronze ging, nein,
es würde – Gott sei Dank – nicht die stilsichere Hässlichkeit dieser Denk-
mäler von Marx, Lenin und so weiter haben. Denn das Denkmal für den Pilo-
ten ist an keinem Platz und an keiner Straße errichtet worden, sondern die
C l a u s L a r a s s
Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?
46D e u t s c h e F ra g e n
Das Denkmal für den Piloten
ist an keinem Platz und an
keiner Straße errichtet worden,
sondern die Chinesen errich-
teten es im Internet.
Chinesen errichteten es im Internet. Die ganze Nation, und die ist ja nicht
klein, kann dort Blumen niederlegen oder schriftliche Beileidsbekundungen
artikulieren – das alles selbstverständlich virtuell, auch die Blumensträuße.
Das zeigt: Die Fragen, die das Internet aufwirft, stellen sich überall, nicht nur
bei uns.
Wie viel Virtuelles verträgt der Mensch? Wie weit kann er sich
von seinem Leben aus Fleisch und Blut entfernen, von Erde, Feuer, Wasser
und Luft, um mal diesen alten Begriff aufzunehmen? Wie weit kann er sich
von diesen stofflichen Dingen entfernen und trotzdem leben, ohne Schaden
zu nehmen? Hinzu kommt das räumliche Problem: Über welche Distanzen
kann ein Mensch Gefühle entwickeln? Wie kann er Trauer, Freude und Lei-
denschaft empfinden gegenüber Vorgängen, die irgendwo in der Welt ge-
schehen, zu denen er aber eigentlich keinen direkten Bezug mehr hat ? Wir
erleben ja heute schon, dass wir entsetzt sind über Fernsehbilder aus weit
entfernten Orten. Aber wie tief ist diese Trauer wirklich? Ist sie eine echte
Trauer, ist sie eine Medientrauer, und wie geht der Mensch damit um? Das
alles muss und wird uns beschäftigen.
Die zweite Meldung haben Sie vielleicht auch gelesen. In Amerika
wird im nächsten Monat vermutlich der Oklahoma-Attentäter hingerichtet.
Er hatte, wie Sie wissen, 168 Menschen in den Tod gerissen,Amerika tief ver-
unsichert.Ein Buch hat der Mann schon geschrieben.Das ist heute auch nor-
mal.Und das Buch verkauft sich gut in Amerika.Nun wollte er,dass seine Hin-
richtung im Fernsehen übertragen wird und im Internet auch. Es gab genü-
gend Internet-Firmen, die sich sofort bereit erklärten, das ist ganz klar. Auch
in Deutschland gab es eine Firma, die auch gut begründet hat, warum sie es
machen will. Das wirft doch die Frage auf: Inwieweit fördern die neuen
47D e u t s c h e F ra g e n
Medienformen den Ego-Wahn des Menschen? Der US-Richter hat die Live-
Übertragung der Hinrichtung untersagt. Das ist beruhigend. Aber wie wird
ein Richter in drei, fünf, acht oder zehn Jahren entscheiden? Ist dann die vir-
tuelle Welt, die elektronische Welt, so selbstverständlich geworden, dass
Menschen keinen Anstoß mehr nehmen? Werden sie die
Übertragung einer Hinrichtung gar als ein Recht empfin-
den, auf das sie bestehen können?
Aus früheren Zeiten wissen wir, dass die öffent-
liche Meinung schnell umschlagen kann.Als in England vor
zweihundert Jahren beschlossen wurde, Hinrichtungen
nicht mehr öffentlich stattfinden zu lassen, haben sehr kluge Zeitgenossen
gesagt,dann könne man gleich ganz darauf verzichten,denn es komme ja nur
auf die abschreckende Wirkung an. Mit solchen Fragen ist stets achtsam
umzugehen. Die Entscheidung darüber, was wir wollen und was nicht, dür-
fen wir uns von keiner Technik und von keiner Entwicklung diktieren lassen.
Man muss immer unterscheiden zwischen der technischen Ent-
wicklung und der inhaltlichen. Kaum jemand wird die technische Entwick-
lung der elektronischen Medien behindern wollen. Warum sollen wir nicht
im Flughafen sitzen und die Börsennachrichten lesen,
warum sollen wir nicht bestimmen, wann wir was sehen
wollen? Ein Teil des Unbehagens entsteht durch Äußer-
lichkeiten. Wir mögen es nicht, wenn im Restaurant tele-
foniert wird oder am Flughafen. Nun gut, manchmal tele-
foniert man selbst auch dort und sieht es dann wieder gelassener. Dieses
Unbehagen ist nicht substanziell, und ich glaube, dass die Gesellschaft all
diese Fragen lösen wird.
48D e u t s c h e F ra g e n
C l a u s L a r a s s
Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?
Die Entscheidung darüber,
was wir wollen und was nicht,
dürfen wir uns von keiner
Technik und von keiner Ent-
wicklung diktieren lassen.
Der US-Richter hat die Live-
Übertragung der Hinrichtung
untersagt. Das ist beruhigend.
Aber wie wird ein Richter
in drei, fünf, acht oder zehn
Jahren entscheiden ?
49D e u t s c h e F ra g e n
Wi e v i e l Vi r t u e l l e s v e r t r ä g t d e r M e n s c h ?Wi e w e i t k a n n e r s i c h v o n s e i n e m
L e b e n a u s F l e i s c h u n d B l u t e n t f e r n e n ,v o n E r d e , Fe u e r, Wa s s e r u n d L u f t ?
Wir werden auch,Herr Ministerpräsident,noch zur Genüge darüber streiten,
ob der Computer nun in die Schule gehört oder nicht. Kürzlich las ich von
zwei nicht unerheblichen Stimmen, dass sie Computer in der Schule ableh-
nen,weil die Kinder das Lesen verlernen würden.Wir kennen die Diskussion
aus den sechziger und siebziger Jahren, als es um das Fernsehen ging. Ich
glaube, der Laptop gehört in die Schule. Mit dem Fernsehen kommen wir
heute auch ganz gut zurecht.
Das Unbehagen des Menschen kommt wohl auch daher,dass er in
seinem Wesen konservativ ist, dass jede Neuerung ihn zunächst beunruhigt,
zumindest jede Neuerung, die über das normale Maß hinausgeht. Diese Be-
unruhigung halte ich im Prinzip für ein gesundes Empfinden. Ein Beispiel:
Ein Mensch, der um 1800 gelebt hat, käme mit einem Zeit-
sprung in das Jahr 1900 vermutlich einigermaßen zurecht.
Anders ein Mensch, der um 1900 gelebt hat und den man
in das 2000 versetzen würde: Er käme mit diesem Zeit-
sprung vermutlich nicht zurecht. Daran zeigt sich, wel-
chen Spannungen wir heute ausgesetzt sind. Wir müssen uns mit diesen
Spannungen beschäftigen, denn wenn wir es nicht tun, werden die Aus-
schläge von Reaktion und Gegenreaktion immer heftiger werden.Wir haben
es ja erlebt in den letzten Jahren mit all den Start-ups und Internet-Firmen.
Heute zahlen viele Firmen schwer drauf für zu schnelle Entwicklungen, und
so wird es auch in anderen Bereichen sein.
Immer müssen wir uns fragen:Wo gibt es Übertreibungen,die wir
hinnehmen können,und wo können wir sie nicht hinnehmen,weil es um die
Substanz geht ? Wir sollten allerdings,jedenfalls beim Thema digitale Zukunft,
nicht fragen, wie viel dem Menschen zuzumuten ist. Wir sollten auch nicht
C l a u s L a r a s s
Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?
50D e u t s c h e F ra g e n
Wo gibt es Übertreibungen,
die wir hinnehmen können,
und wo können wir sie nicht
hinnehmen, weil es um die
Substanz geht ?
fragen, was für den Menschen erträglich oder verträglich ist. Das ist, glaube
ich, zu passiv gedacht und macht uns zum Sklaven von Entwicklungen, es
raubt uns die Möglichkeit des Bestimmens.Denn wir wissen:Der Mensch ver-
trägt sehr viel. Sie können ihn lange in einer Raumkapsel um die Erde krei-
sen lassen. Der Mensch kann auch 24 Stunden vor dem Fernseher sitzen. Die
Frage muss lauten: Welche Werte sind für den Menschen unverzichtbar und
sollten daher bei aller Veränderung als Konstanten bestehen bleiben? Und wo
lauern Gefahren, die man durch eine vernünftige Regelung umgehen kann?
Ein praktisches Beispiel: Wie werden der Datenschutz und das
Recht auf Privatsphäre in der elektronischen Welt gesichert ? Je mehr Daten
von uns irgendwo gespeichert und abrufbar sind, desto
stärker läuft man Gefahr, manipuliert zu werden. Daten-
schutz und Privatsphäre sind aber unabdingbar für eine
demokratische Grundordnung. Wenn das nicht gewährleistet wird, wird
unsere Demokratie nicht funktionieren. Das müssen wir uns klar machen.
Und deshalb dürfen wir in dieser Frage auch nicht lax sein. Ich bin hier etwas
pessimistisch und fürchte, dass der Datenschutz nachlassen wird.
Ich habe eine weitere Sorge, und zwar wegen des Bedürfnisses
der Menschen nach Nachrichten in vielfältiger Form. Es besteht die Gefahr,
dass über Ereignisse nicht mehr in der klassischen Form
berichtet wird, sondern dass – bewusst oder unbewusst –
Nachrichten produziert werden, um anschließend darü-
ber zu berichten. Ereignisse laufen Gefahr, mediengetrie-
ben zu werden. Es gibt Konflikte, die ohne Medienpräsenz
so nicht stattfinden würden.Stellen Sie zwanzig Demonstranten an das Bran-
denburger Tor mit einem populären Spruchband, dann laufen sie am Abend
51D e u t s c h e F ra g e n
Datenschutz und Privatsphäre
sind unabdingbar für eine
demokratische Grundordnung.
Ereignisse laufen Gefahr,
mediengetrieben zu werden.
Es gibt Konflikte, die ohne
Medienpräsenz so nicht statt-
finden würden.
über alle Sender. Es ist eine philosophische Frage, ob der moderne Mensch
aus der Langeweile heraus nach Ereignissen sucht und ob dieses Bedürfnis
zunimmt, je stärker die Medienwelt für ihn präsent ist.
Generiert diese Langeweile Ereignisse? Würde ein Okla-
homa-Attentäter seine Bombe in ein Gebäude werfen,
wenn er nicht wüsste, dass er auf diese Weise in der ganzen Welt bekannt
würde?
Durch das Internet wächst die Verantwortung des Einzelnen dra-
matisch. Jeder kann in das Internet stellen, was er will. Jeder weiß, welcher
Missbrauch im Internet getrieben wird. Rechtsradikale Seiten, Kinderporno-
grafie, all das gibt es. Es ist relativ einfach, diese Dinge aus dem Programm
zu nehmen, aber es fehlt Geld, es fehlen Leute, die das kontrollieren. Das ist
auch eine Aufgabe für die Politik, aber in erster Linie steigt
die Verantwortung des Einzelnen. Er muss entscheiden,
was er sieht und was er selber produziert. Aber: Reicht
das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen aus, oder
braucht die Gesellschaft kollektive Regeln? Ich glaube,wir
brauchen sie. Und damit ist die Frage verbunden:Wird die
neue Medienwelt zu mehr oder weniger Staat führen? Ich sage ganz offen:
Am Anfang werden wir weniger und am Ende mehr Staat haben. Dazu wird
es kommen. Das ist im Moment unpopulär, aber in einigen Jahren werden
wir es sehen.
Es geht nicht um die Fragen, die wir zum Beispiel im Zusammen-
hang mit „Big Brother“ diskutiert haben. Da gibt es Programmverantwortli-
che,die von der Öffentlichkeit oder von der Politik zurechtgewiesen werden
oder auch nicht, zumindest müssen sie sich mit Kritik auseinander setzen.
C l a u s L a r a s s
Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?
52D e u t s c h e F ra g e n
Durch das Internet wächst
die Verantwortung des Einzel-
nen dramatisch.
Wird die neue Medienwelt
zu mehr oder weniger Staat
führen ? Ich sage ganz
offen: Am Anfang werden
wir weniger und am Ende
mehr Staat haben.
53D e u t s c h e F ra g e n
E s i s t e i n e p h i l o s o p h i s c h e F ra g e , o b d e rm o d e r n e M e n s c h a u s d e r L a n g e w e i l e
h e r a u s n a c h E r e i g n i s s e n s u c h t u n d o bd i e s e s B e d ü r f n i s z u n i m m t , j e s t ä r ke r
d i e M e d i e n w e l t f ü r i h n p r ä s e n t i s t .
Auch der Zuschauer ist klüger, als er manchmal einge-
schätzt wird. Vieles straft er ab. In der Gründungsphase
des privaten Fernsehens gab es eine Reihe von Dingen,die
wir inzwischen vergessen haben, es gab einen „Heißen
Stuhl“,es gab sehr viel Sex,der auch verschwunden ist.Vie-
les reguliert sich von selbst. Nach meiner Überzeugung sind das private und
das öffentlich-rechtliche Fernsehen unter dem Strich besser geworden.
Sicher, es gab manche Verflachung, aber auch viele Verbesserungen und
mehr Lebendigkeit. Heute ist auch die politische Berichterstattung der pri-
vaten Sender sehr seriös. Kein Politiker muss sich beklagen, dass er dort
unfair behandelt würde.Trotzdem steigen die Quoten – durch bessere Nach-
richten und durch höheren Informationswert, der Zuschauer honoriert es.
Bei allen kritischen und unbequemen Fragen sollten wir nicht
vergessen: Wir haben in Deutschland und Europa eine sehr gut entwickelte
Medienkultur.Von den privaten und den öffentlich-rechtlichen Medien habe
ich gesprochen, aber auch die Printmedien sind verantwortungsvoll. Positiv
ist auch,dass die Medien ihre Aufklärungsfunktion mit Hilfe des Internet bes-
ser wahrnehmen können. Diktatorische Systeme geben sich heute der
Lächerlichkeit preis, wenn sie versuchen, mit ihrem Zentralorgan noch ihre
Meinung durchzusetzen. Milosevic war das letzte Beispiel. Im Kosovo-Krieg
konnte er zwar noch einen gewissen Propagandaapparat aufrechterhalten,
aber in Wahrheit setzte sich doch die Elite in Belgrad abends an den Laptop,
kommunizierte mit Westeuropa und erfuhr sofort, was wirklich los war. Eine
Abschottung funktioniert nicht mehr.
So beruhigend das ist, so sehr stellen sich mit dieser Entwicklung
der Medien andere Fragen. Den Medien – wenn auch nicht nur ihnen –
C l a u s L a r a s s
Medien: W ie v ie l „E“ ver t rägt der Mensch ?
54D e u t s c h e F ra g e n
Diktatorische Systeme geben
sich der Lächerlichkeit preis,
wenn sie versuchen, mit ihrem
Zentralorgan noch ihre Mei-
nung durchzusetzen. Milose-
vic war das letzte Beispiel.
55D e u t s c h e F ra g e n
kommt eine große Verantwortung zu.Deswegen brauchen
wir einen Kodex für die Mediengesellschaft. Welche
Rechte hat der Einzelne künftig? Wie wird er geschützt?
Wie können wir kulturelle Eigenheiten wahren? Wie kön-
nen wir ein Miteinander in der Gesellschaft aufrechterhalten? Wer führt die
Gesellschaft? Die Politik allein will es nicht, kann es nicht. Früher lag das
Wort beim Priester, da liegt es heute nicht mehr. Es lag dort, weil eine Elite,
eine verantwortungsvolle Elite, die Entwicklung steuerte. Heute sollen alle
Menschen mitentscheiden. Das ist gut, aber es macht das Zusammenleben
auch schwieriger.
Es liegt sehr viel Gutes vor uns. Wir sollten uns nicht in Ängste
und Sorgen flüchten,sondern froh sein,dass wir in dieser Zeit leben.Wir soll-
ten froh sein, dass wir diese Entwicklung, die dramatisch ist, mitgestalten
können. Aber zum Gestalten müssen wir auch bereit sein.
Den Medien – wenn auch nicht
nur ihnen – kommt eine große
Verantwortung zu. Deswegen
brauchen wir einen Kodex für
die Mediengesellschaft.
56D e u t s c h e F ra g e n
Zusammenfassung der Diskussion
Mehr oder weniger Staat ?
Alexander Niemetz warf die Frage auf, ob die Informationsge-
sellschaft zu mehr oder weniger staatlicher Aktivität führen werde.
Ministerpräsident Sigmar Gabriel bezweifelte, dass in der In-
formationsgesellschaft zwangsläufig ein höherer Bedarf an staatlicher Regu-
lierung und Kontrolle bestehen werde als heute. Der Staat müsse sich viel-
mehr darin bescheiden, selbst Sicherstellungsfunktionen zu übernehmen.
Viele Ziele ließen sich nicht zwangsläufig am besten mittels staatlicher Akti-
vität erreichen. Das Verhältnis der Menschen zum Staat werde sich allein auf
Grund der technologischen Entwicklung nicht grundlegend verändern. In
erster Linie komme es darauf an, die Menschen in die Lage zu versetzen, mit
moderner Technik umzugehen und damit auch gesellschaftliche Partizipa-
tion ausüben zu können. Eine Gefahr für staatliches Handeln sieht Gabriel
darin, dass immer weniger ersichtlich sei, welche politische Ebene wofür
zuständig sei.Heute sei es für jeden Politiker einfach,sich der Verantwortung
für eigenes Handeln dadurch zu entziehen, dass er darauf verweise, für das
jeweilige Problem sei die Kommune, das Land, der Bund oder Europa zustän-
dig, nur nicht er selbst. Die Verwobenheit zwischen den einzelnen Ebenen
sei so stark, dass die Legitimationsbasis der Politik zu erodieren drohe.
Dr. Manfred Weber warnte eindringlich vor einem Weg, der zu
einem Zuwachs an staatlicher Aktivität führe. In Deutschland gebe es nach
wie vor zu viel staatliche Regulierung, das zeige der Vergleich mit anderen
Ländern. Zwangsläufig werde es aber in der Zukunft weniger Staat geben,
denn für die Unternehmen wie für die Bürger würden mit der Digitalisierung
und der Globalisierung die Möglichkeiten,abseits vom Staat tätig zu werden,
weiter enorm wachsen. Und dort, wo der Staat zu sanktionieren versuche,
würden die Absetzbewegungen weiter zunehmen. Auch wenn man beden-
ke, welch riesigen Modernisierungsbedarf es in der öffentlichen Verwaltung
gebe,sei es eine eher erschreckende Vision,wenn es zu einem Mehr an staat-
licher Aktivität käme.
Jennifer Neumann argumentierte, die Menschen strebten nach
Selbstverwirklichung und benötigten zu ihrer Entfaltung Freiräume, die der
Staat schaffen müsse und die von den Menschen selbstverantwortlich aus-
zufüllen seien. Erst wenn diese Freiräume missbraucht würden, sei der Staat
gefordert, einzugreifen.
Claus Larass sagte, es bestehe kein Zweifel, dass etliche Berei-
che staatlicher Aktivität privatisiert werden müssten, weil auf diese Weise
große Effizienzgewinne zu realisieren seien. Gegen weniger Staat in diesem
Sinn gebe es nichts einzuwenden. Auf der anderen Seite schaffe die digitale
Technik Kommunikationsstrukturen, aus deren Herausbildung und Über-
wachung sich der Staat nicht heraushalten könne,gerade um das Individuum
und das pluralistische,demokratische Gemeinwesen zu schützen.Ein Beispiel
sei der Betrieb von Nachrichtensatelliten.
Professor Dr. Ludwig Schätzl wies darauf hin, dass es einen
Unterschied gebe zwischen der regionalen Ebene, auf der es sicher zweck-
mäßig sei zu deregulieren, und der globalen Ebene, auf der man nicht ohne
staatliche Ordnungssysteme auskomme,weil die digitale Wirtschaft eine glo-
bale sei. Jede globale Ordnungspolitik bedürfe aber auch der demokrati-
schen Kontrolle.
57D e u t s c h e F ra g e n
Ind iv idua l - und Massenkommunikat ion
Alexander Niemetz fragte,ob die digitale Technik zu einer Ablö-
sung der Massenkommunikation durch Individualkommunikation führe und
welche Auswirkungen dies auf die Politik habe. Über das Fernsehen bei-
spielsweise ließen sich Zielgruppen, die eine Präferenz für das Internet hät-
ten, teils schon nicht mehr erreichen.
Ministerpräsident Sigmar Gabriel betonte, schon heute nutz-
ten viele Bürger sehr gezielt beide Formen, Individual- und Massenkommu-
nikation, zur demokratischen Willensbildung. Schon längst sei es der Politik
angesichts der Vielzahl von Medien nicht mehr möglich, ihre Botschaften
einer unkritischen Wählerschaft auf klassischen Parteiveranstaltungen zu ver-
mitteln.Deshalb sei es aber keineswegs angebracht, in Kulturpessimismus zu
verfallen. Die so genannte Internet-Generation sei, auch wenn sie das öffent-
lich-rechtliche oder das private Fernsehen meide,nicht zwangsläufig schlech-
ter informiert. Sie sei im Gegenteil gut informiert, hoch motiviert und sehr
kreativ,und die Politik sei gefordert,diese Zielgruppe über das Medium Inter-
net zu erreichen. Dass dies auch gelinge, zeige die Resonanz beispielsweise
auf Chatrooms, in denen Politiker direkt mit Bürgern kommunizierten.
Neben dem direkten, persönlichen Kontakt der Kommunikation über Fern-
sehen und Printmedien sei das Internet ein zusätzliches Medium, dass auch
die Politik nutzen müsse.
Claus Larass plädierte für eine sinnvolle Mischung verschiede-
ner Medien. Unbestreitbar sei, dass das Fernsehen, vor allem das öffentlich-
rechtliche, jüngere Zielgruppen mit seinen Nachrichtensendungen immer
weniger erreiche. Das Internet sei ein wichtiges Medium, könne aber die
Information durch Fernsehen oder Printmedien nicht ersetzen. Es liege pri-
Zusammenfassung der D iskuss ion
58D e u t s c h e F ra g e n
59D e u t s c h e F ra g e n
mär in der Verantwortung des Einzelnen, wie er sich – vor allem politisch –
informiere.
Für Jennifer Neumann kommt es in der Informationsgesellschaft
sehr darauf an, welchen Informationen aus der Flut aller verfügbaren man
vertrauen könne. Eine Nachrichtensendung wie das „heute journal“, ein Me-
dium der Massenkommunikation, schaffe dieses Vertrauen, weil es eine über
lange Zeit aufgebaute Marke sei. Bei der Individualkommunikation über das
Internet sei ein solcher Markenname dann verzichtbar, wenn Vertrauen auf
anderem Weg aufgebaut werde, wenn beispielsweise Geschäftspartner per
E-Mail in Kontakt treten,damit die Schnelligkeit dieses Mediums nutzen,aber
trotzdem vertrauensbasiert kommunizieren.
Für Ministerpräsident Sigmar Gabriel ist die politische Kom-
munikation weniger eine Frage der Technologie, sondern des politischen
Bewusstseins und damit der Frage, ob sich Menschen, zumal in der heran-
wachsenden Generation,noch für ihre Mitmenschen interessieren.Ein Effekt
der Wohlstandsgesellschaft sei, dass Menschen zu dem – realistischen oder
illusionären – Ergebnis kämen,sie könnten ihr eigenes Leben ohne den Blick
auf größere Zusammenhänge gut gestalten. So sei die Motivation, sich poli-
tisch zu engagieren, heute viel abstrakter als früher, als Menschen oft noch
deshalb Mitglied einer Partei geworden seien, um ihr eigenes Leben zu ver-
bessern. Das Bewusstsein des gesellschaftlichen Miteinander, der Verant-
wortung füreinander, sei heute schwieriger zu kultivieren. Es sei eine Frage
der Erziehung, auch der Information und der Kommunikation, aber keine
Frage der Technologie.
Dig i ta le In fo rmat ions f lut
Dr. Manfred Weber wies auf die Schwierigkeit hin, aus der Fülle
verfügbarer Informationen verlässliche und qualitativ hochwertige zu selek-
tieren und daraus Wissen zu generieren oder Entscheidungen darauf aufzu-
bauen.Dies gelte etwa für die Beschaffung von Informationen aus dem Inter-
net. Erschwerend komme hinzu, dass viele Menschen noch immer
Schwierigkeiten mit der Bedienung digitaler Medien hätten, geschweige
denn wüssten, wie sie mit ihrer Hilfe an belastbare, verlässliche Informatio-
nen kämen. Hier mache die Gesellschaft, wie in vielen anderen Bereichen,
insgesamt nur sehr langsam Fortschritte. Weber vertrat die Auffassung, mit
der Verbreitung digitaler Medien und neuen Formen der Mediennutzung
ändere sich die Art der politischen Willensbildung.Damit stelle sich die Frage
der politischen Führung, aber auch die Frage gesellschaftlicher Eliten neu.
Ministerpräsident Sigmar Gabriel unterstrich, für viele Men-
schen sei es zunehmend schwierig zu beurteilen,welchen Informationen sie
vertrauen könnten und welchen nicht. Zum anderen gingen Fixpunkte ver-
loren, an denen man sich orientieren könne, sodass sich bei vielen ein Ge-
fühl der Unsicherheit einstelle. Falsch sei es jedoch, wenn die Politik den
Bürgern vorzumachen versuche, sie könne vollständige Sicherheit garantie-
ren. Den Menschen gehe es auch nicht um Sicherheit vor dem Wandel, son-
dern um Sicherheit im Wandel.Sie müssten lernen,mit Unsicherheit und Ver-
änderung zu leben,ohne irrational darauf zu reagieren.Wichtig sei in diesem
Zusammenhang,in der Familie und in der Schule kommunikative Kompetenz
zu vermitteln.
Claus Larass bezweifelte, dass die Bürger unter der Informa-
tionsflut litten. Der Unterschied zu früheren Zeiten liege in erster Linie da-
Zusammenfassung der D iskuss ion
60D e u t s c h e F ra g e n
61D e u t s c h e F ra g e n
rin, dass der Einzelne heute stärker selbst bestimmen könne, wann und wie
er Informationen aufnehme.
Wir tschaf t in der In fo rmat ionsgese l lschaf t
Hans-Helmut Kotz, Präsident der Landeszentralbank der Freien
Hansestadt Bremen,Niedersachsen und Sachsen-Anhalt,wies darauf hin,dass
viele renommierte Ökonomen immer vor überzogenen Erwartungen an die
New Economy gewarnt und insbesondere den Übertreibungen mit Blick auf
die Börsenbewertung der Unternehmen misstraut hätten.
Dr. Manfred Weber hält es für notwendig, dass Gewerkschaf-
ten, aber auch Wirtschaftsverbände die Art ihrer Interessenvertretung über-
denken. Viele Arbeitnehmer seien nicht mehr an hergebrachten Strukturen
interessiert, sondern wünschten sich im Arbeitsrecht oder im Steuersystem
in erster Linie persönlichen Freiraum. Dies gelte aber generell und sei keine
spezielle Folge des technologischen Wandels.
Jennifer Neumann wies darauf hin, die Vertretung von Interes-
sen stelle sich heute deshalb in neuem Licht, weil Humankapital zum ent-
scheidenden Produktionsfaktor geworden sei. Der einzelne Arbeitnehmer
verfüge über mehr Verhandlungsmacht als im Industriezeitalter, als die
menschliche Arbeitskraft leichter ersetzbar gewesen sei.
Dr. Manfred Weber betonte die generelle Notwendigkeit von
Verbänden, die sich im Interesse aller Unternehmen etwa für eine wirt-
schaftsfreundliche Steuergesetzgebung oder einen sinnvollen Rechtsrahmen
für die Informationsgesellschaft einsetzten. Ein Beispiel sei die digitale Sig-
natur.Auch Unternehmen,die sich keinem Verband anschlössen,profitierten
davon, wenn auch als Trittbrettfahrer.
Claus Larass forderte die Politik auf, die Einhaltung der gesetz-
lichen Regeln für das Internet besser zu überwachen. Nicht nur, aber auch
zur Gestaltung des Rechtsrahmens der Informationsgesellschaft seien Ver-
bände und Gewerkschaften unverzichtbar.
Jennifer Neumann plädierte für den direkten Kontakt zwischen
Wirtschaft und Politik. Der gesellschaftliche Dialog über Verbände und Me-
dien sei wichtig, aber nicht immer der geeignete Weg, um zügig zu pragma-
tischen Lösungen zu kommen.
Dr. Manfred Weber warnte die Politik davor, den Handlungsbe-
darf in Bereichen wie Innovation und Bildung zu unterschätzen.Keineswegs
etwa lasse sich mit der Green Card der Fachkräftemangel in Deutschland be-
heben. Der Verzicht auf den Bau einer Transrapid-Strecke in Deutschland
oder die Tatsache, dass der Videorekorder ein deutsches Patent gewesen sei,
diese Geräte inzwischen aber fast ausschließlich in Japan hergestellt wür-
den, zeigten den Rückstand. In Deutschland sei man zwar erfolgreich in der
Wissenschaft und in der Forschung, oft aber zu langsam in der Umsetzung
von Ideen in Produkte und bei deren Vermarktung.
Zusammenfassung der D iskuss ion
62D e u t s c h e F ra g e n
Sigmar Gabriel, geboren 1959 in Goslar, ist Ministerpräsident
des Landes Niedersachsen. Gabriel studierte Deutsch, Politik und Soziologie
an der Universität Göttingen. Während seines Studiums arbeitete er als Do-
zent in der politischen Erwachsenenbildung für die Gewerkschaften ÖTV
und IG Metall. Nach seinem Studienabschluss als Gymnasiallehrer war er in
der beruflichen Erwachsenenbildung tätig. 1977 trat Gabriel in die Sozialde-
mokratische Partei Deutschlands ein, 1987 wurde er Kreistagsabgeordneter
des Landkreises Goslar. Seit 1990 ist er Mitglied des niedersächsischen
Landtages. Von 1994 bis 1997 war Gabriel innenpolitischer Sprecher der
SPD-Landtagsfraktion, von 1997 bis 1998 stellvertretender und von 1998 bis
1999 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Seit Dezember 1999 ist Sigmar
Gabriel Ministerpräsident.
Claus Larass, geboren 1944 in Jüterbog/Mark Brandenburg, ist
Mitglied des Vorstandes der ProSiebenSat.1 Media AG. Nach einem Volonta-
riat beim „Fränkischen Anzeiger“ war Larass beim „Kölner Stadtanzeiger“,
der Tageszeitung „Die Welt“,der „Welt am Sonntag“ sowie der „Bunten“ tätig.
1991 übernahm er die Chefredaktion der „B.Z.“, ein Jahr später die Chefre-
daktion der „Bild“.1996 wurde er zusätzlich zum Herausgeber der „Bild“ und
„Bildwoche“ berufen. Von 1998 bis Oktober 2000 war Larass Mitglied des
Vorstandes sowie stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Axel Springer
Verlag AG. Bei der ProSiebenSat.1 Media AG ist Larass verantwortlich für den
Bereich Information, Nachrichten und politische Sendungen. Larass ist Mit-
glied im Aufsichtsrat der Lufthansa City Lines und der systematics AG.
63D e u t s c h e F ra g e n
Kurzbiographien der Redner
Jennifer Neumann, geboren 1960 bei Göttingen, ist Vorsitzende
des Vorstandes der Canto Software AG in Berlin. Ihr Diplom in Informatik
absolvierte sie 1986 an der Technischen Universität Berlin. 1993 gehörte sie
zu den vier Gründerinnen von Canto, einem führenden Anbieter von Media
Asset Management-Software und -Dienstleistungen. Canto bietet digitale Ar-
chivierungslösungen für Kommunikationsunternehmen sowie das Druck-
und Verlagswesen. Neben ihren Managementaufgaben für Canto in Deutsch-
land, den USA und Japan ist Jennifer Neumann als Vorstandsmitglied der
„Initiative D21“, eines Aktionsbündnisses der deutschen Wirtschaft zur För-
derung der Informationsgesellschaft in Deutschland, tätig.
Alexander Niemetz, geboren 1943 in Balsthal/Schweiz, ist frei-
er Publizist. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften an der Freien
Universität Berlin arbeitete er als Korrespondent verschiedener Schweizer
Zeitungen zuerst in Berlin und später in Bonn. 1979 wechselte er zum ZDF,
wo er 1982 die Leitung und Moderation der „Tele-Illustrierten“ übernahm.
Ab Januar 1984 leitete er in der Hauptredaktion „Innenpolitik“ die Redaktion
„Offene Reihen und Sondersendungen“. Kurz darauf trat Niemetz in der
Hauptredaktion „Aktuelles“ die Position des Chefs vom Dienst an. Seine Ar-
beit als ZDF-Reporter unterbrach er 1990, um die Korrespondentenstelle in
Ost-Berlin zu leiten. Von November 1991 bis Dezember 2000 war Niemetz
stellvertretender Leiter und Moderator des „heute-journal“.
Kur zb iograph ien der Redner
64D e u t s c h e F ra g e n
Ludwig Schätzl, geboren 1938 in Ruhpolding/Oberbayern, ist
Präsident der Universität Hannover und Vorsitzender der Landeshochschul-
konferenz Niedersachsen.Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften
und der Geographie sowie der Promotion an der Universität München ging
Schätzl von 1968 bis 1971 als Senior Research Fellow nach Ibadan, Nigeria.
1973 habilitierte er sich an der Universität Gießen. Von 1974 bis 1978 arbei-
tete Schätzl als Professor für Anthropogeographie an der Freien Universität
Berlin, bevor er 1978 Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität
Hannover wurde. Schätzl ist Autor zahlreicher Fachbücher und Leiter des
niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung.Er ist Mitglied des Wis-
senschaftlichen Beirates beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung.
Manfred Weber, geboren 1950 in Altenkofen/Bayern, ist seit
1992 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken und seit
März 1997 Mitglied des Vorstandes. Nach seinem Studium der Nationalöko-
nomie und der Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in
Frankfurt am Main arbeitete er von 1980 bis 1985 in der Hauptabteilung
Volkswirtschaft der Deutschen Bundesbank.Von 1986 bis 1991 war er als Lei-
ter des Büros des Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank sowie von
1991 bis 1992 bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel
tätig. Seit November 2000 ist Weber Chairman of the Executive Committee
der Europäischen Bankenvereinigung.
65D e u t s c h e F ra g e n
66D e u t s c h e F ra g e n
Teilnehmer des Symposiums
Hans-Georg Albert Geschäftsführer, First Target GmbH,Hannover
Karl-Ludwig Baader Hannoversche Allgemeine Zeitung,Hannover
Carsten Bank Filialleiter, Barclays Industrie Bank GmbH,Hannover
Prof. Dr. Erich Barke Institut für Mikroelektronik, Schaltungenund Systeme, Universität Hannover
Eckhart Bartels Leiter Presse und ÖffentlichkeitsarbeitNord, Siemens AG, Laatzen
Prof. Dr. Peter Behrens Institut für Anorganische Chemie,Universität Hannover
Dr. Jörg Bleckmann Mitglied des Vorstandes, OldenburgischeLandesbank AG, Oldenburg
Jochen Bohse Volkswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit,Industrie- und Handelskammer Hannover
Mathias Brandes Redaktionsleiter, SAT 1 Nord, Hannover
Monika Brickwedde Pressesprecherin, Universität Hannover
Marie-Luise Brümmer Direktorin, Leiterin Private Banking,Bankgesellschaft Berlin AG, Hannover
Prof. Dr. Wilhelm Bürklin Geschäftsführer, Bundesverband deutscher Banken, Berlin
Rainer M. Cabanis Programmdirektor, Funk & FernsehenNordwestdeutschland GmbH + Co. KG,Hannover
Prof. Dr. Reinhard Dengler Mitglied des Vorstandes,Medizinische Hochschule Hannover
Dirk Dreiskämper Mitglied der Geschäftsleitung,Commerzbank AG Hannover
Steffen Dreßler Direktor, Depfa Bank AG,Zweigniederlassung Hannover
Camill Persönlich haftender Gesellschafter,Freiherr von Dungern Bankhaus C. L. Seeliger, Wolfenbüttel
Dr. Christiane Ebel-Gabriel Generalsekretärin, WissenschaftlicheKommission Niedersachsens, Hannover
Prof. Dr. Hans-Jürgen Mitglied des Vorstandes, Stadtwerke Ebeling Hannover AG, Hannover
Egmont Eckardt Leiter, Friedrich-Ebert-Stiftung e.V.,Landesbüro Niedersachsen, Hannover
Prof. Dr. Dietrich Eggert Dekan, Fachbereich Erziehungs-wissenschaften, Universität Hannover
Jans-Paul Ernsting Hauptgeschäftsführer, HandwerkskammerHannover
Klaus H. Fehrlage Schlütersche Verlag und Druckerei,Hannover
Florian Fischer Bereichsleiter Consulting,Nord Media GmbH, Hannover
Dr. Dirk Franke Bundesverband deutscher Banken, Berlin
Sigmar Gabriel Ministerpräsident des LandesNiedersachsen, Hannover
Ernst Gehrke Dezernent, Wirtschaftsdezernat,Bezirksregierung Hannover
Heinz Giesecke Geschäftsführer, Freundeskreis derUniversität Hannover, Hannover
Dr. Anja Hartmann Fakultät für Sozialwissenschaft,Ruhr-Universität Bochum
Sepp D. Heckmann Mitglied des Vorstandes,Deutsche Messe AG, Hannover
67D e u t s c h e F ra g e n
Heinen, Diethelm Geschäftsführer, Regio Online GmbH,Hannover
Walter Heitmüller Präsident, Handwerkskammer Hannover
Thorsten Helm Dezernat II, Bau- und Liegenschafts-verwaltung, Fachhochschule Hannover
Heiner Herkenhoff Geschäftsführer, Bundesverband deutscherBanken, Berlin
Wolfgang Heuer Geschäftsführer, BROX IT-Solutions GmbH,Hannover
Rainer Hirsch Leiter des Landesstudios Niedersachsen,ZDF Zweites Deutsches Fernsehen,Hannover
Prof. Dr. Falk Höhn Vizepräsident, Fachhochschule Hannover
Prof. Dr. Stefan Homburg Dekan, Universität Hannover
Ernst Hüdepohl Geschäftsführer, EXPO 2000 HannoverGmbH i. L., Hannover
Michael Karof f Stadtrat, Wirtschaftsdezernent der Landeshauptstadt Hannover
Dr. Dieter Kasten Technischer Geschäftsführer,Bundesverband der Kalksandsteinindustrie,Hannover
Dr. Axel Knaack Projektleiter, Intospace GmbH, Hannover
Wolfgang Koschorke Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik,Universität Hannover
Gertraude Kruse Regierungspräsidentin, BezirksregierungHannover
Prof. Dr. Hans-Peter Institut für Allgemeine Nachrichten-Kuchenbecker technik, Universität Hannover
Tei lnehmer des Sympos iums
68D e u t s c h e F ra g e n
Claus Larass Mitglied des Vorstandes, ProSiebenSat.1Media AG, Berlin
Dr. Rüdiger Lemke Geschäftsführer, LOGICAL LINE,Gesellschaft für Informationssysteme undUnternehmensberatung mbH, Hannover
Prof. Dr. Claus-Eberhard Universität HannoverLiedtke
Prof. Dr. Gert-Albert Lipke Präsident, LandesarbeitsgerichtNiedersachsen, Hannover
Prof. Dr. Andreas Löffler Universität Hannover
Dr. Stephan Meiser Geschäftsführer, MikroelektronikAkademie GmbH, Hannover
Wolfram Müller Geschäftsführer, IDV Gesellschaft fürInformatik und Datenverarbeitungs-technologie mbH, Hannover
Prof. Dr. Christian Universität HannoverMüller-Schloer
Matthias-Werner Geschäftsführer, BankenverbandFreiherr von Münchhausen Niedersachsen e.V., Hannover
Dr. Wulfheinrich Niedersächsisches Ministerium fürvon Natzmer Wirtschaft,Technologie und Verkehr,
Hannover
Jennifer Neumann Vorsitzende des Vorstandes,Canto Software AG, Berlin
Alexander Niemetz Publizist, Wiesbaden
Raimund Nowak Schatzmeister, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,Landesverband Niedersachsen, Hannover
Prof. Dr. Bernd H. Fachbereich Rechtswissenschaften,Oppermann Universität Hannover
69D e u t s c h e F ra g e n
Heinz Orlob Stv. Hauptgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Hannover
Dr. Klaus Palandt Ministerialdirigent, NiedersächsischesMinisterium für Wissenschaft und Kultur,Hannover
Bettina Pfleging Niedersächsischer LandesarbeitskreisMultimedia und Telematik, UniversitätHildesheim
Prof. Dr. Peter Pirsch Vizepräsident, Universität Hannover
Dr. Wolfgang G. Plinke Honorarkonsul der Republik Frankreich,Hannover
Hansjoachim Prasse Direktor, Deutsche Hyp DeutscheHypothekenbank Frankfurt-Hamburg AG,Hannover
Peter Rautenschlein Geschäftsführer, Otto RautenschleinGmbH, Schöningen
Wolfgang Reichelt Geschäftsführender Gesellschafter, BlockTransformatoren-Elektronik GmbH & Co.KG, Verden
Uwe Riedel Niedersächsisches Ministerium fürWirtschaft,Technologie und Verkehr,Hannover
Dr. Martin Rudolph Abteilungsleiter, Volkswirtschaftund Öffentlichkeitsarbeit, Industrie- und Handelskammer Hannover
Prof. Dr. Ludwig Schätzl Präsident, Universität Hannover
Hans Georg Schneider Geschäftsführer, SAT 1 NorddeutschlandGmbH, Hannover
Walter Schoendor f Geschäftsleitung, trade group, Hannover
Tei lnehmer des Sympos iums
70D e u t s c h e F ra g e n
Christian Verlagsgesellschaft MadsackGraf von der Schulenburg GmbH & Co. KG., Hannover
Jürgen Schulz Geschäftsstellenleiter, WestfälischeHypothekenbank AG, GeschäftsstelleHannover
Dr. Karin Spors Volkswagen AG, Wolfsburg
Peter Spors Wolfsburg
Karl-Ludwig Strelen Präsident, Niedersächsisches Landesamtfür Statistik, Hannover
Thomas Student Pressesprecher, DeutscherGewerkschaftsbund, LandesbezirkNiedersachsen/Bremen, Hannover
Prof. Dr. Helena Institut für Informatik, Universität Szczerbicka Hannover
Arnd Szelagowski Institut für Werkstoffkunde, UniversitätHannover
Hartwig Timpe Vertriebsleiter, Deutsche Telekom AG,Niederlassung Hannover
Hartmut Tölle Vorsitzender, Deutscher Gewerkschaftsbund, LandesbezirkNiedersachsen/Bremen, Hannover
Stefanie Vehling Dezernat für Presse- undÖffentlichkeitsarbeit, BezirksregierungHannover
Prof. Dr. Michael Vester Institut für Politische Wissenschaft,Universität Hannover
Prof. Dr. Bernardo Wagner Universität Hannover
Dr. Erwin Wagner Niedersächsischer LandesarbeitskreisMultimedia und Telematik, UniversitätHildesheim
71D e u t s c h e F ra g e n
Dr. Manfred Weber Hauptgeschäftsführer und Mitglieddes Vorstandes, Bundesverband deutscherBanken, Berlin
Prof. Dr. Herbert Welling Mitglied des Vorstandes, LaserzentrumHannover e.V., Hannover
Otto Wichmann Geschäftsleitung, Bankhaus W. Fortmann & Söhne, Oldenburg
Christoph Wiedemann Kanzler, Fachhochschule Hannover
Wolfgang Wild Oberkirchenrat, Ev. Kirche in Deutschland,Hannover
Wolf-Rüdiger Wilke Ministerialrat, NiedersächsischesMinisterium für Wissenschaft und Kultur,Hannover
Dr. Hans Windauer Geschäftsführender Gesellschafter,Werum DatenverarbeitungssystemeGmbH, Lüneburg
Dr. Gerhard Zeller Oberfinanzpräsident, OberfinanzdirektionHannover
Karl-Günter Zipfel Leiter Informations- und Kommunikations-Technologien, Kommunalverband Groß-raum Hannover, Hannover
Tei lnehmer des Sympos iums
72D e u t s c h e F ra g e n
73D e u t s c h e F ra g e n
74D e u t s c h e F ra g e n
Wohin führt der
globale Wettbewerb?
Deutsche Fragen
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Hohenheim
Alle bisher erschienenen Dokumentationen sind im Internet unter
www.bdb.de (Rubrik „Broschüren“) im PDF-Format verfügbar und können
dort auch (sofern nicht vergriffen) als Printausgabe bestellt werden.
Was ist soziale Gerechtigkeit?
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Erfurt
August 1998
75 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert
Schutzgebühr: 8,– DM
In der Reihe „Deutsche Fragen“ bisher erschienen:
Wohin führt der
globale Wettbewerb?
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Hohenheim
März 1999
Printausgabe leider vergriffen.
75D e u t s c h e F ra g e n
Wohin jetzt, Europa?
Deutsche Fragen
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Welche Zukunft
hat der Mittelstand?
Deutsche Fragen
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Bremen
Welche Bildung
für morgen?
Deutsche Fragen
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Technischen Universität Dresden
Welche Zukunft
hat der Mittelstand?
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Universität Bremen
Mai 2000
81 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert
Schutzgebühr: 8,– DM
Welche Bildung für morgen?
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Technischen Universität Dresden
Oktober 2000
Printausgabe leider vergriffen.
Wohin jetzt, Europa?
Symposium des
Bundesverbandes deutscher Banken
und der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf
August 1999
76 Seiten, mit Illustrationen, kartoniert
Schutzgebühr: 8,– DM
top related