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Networking | 39handelszeitung | Nr. 47 | 24. November 2011
Redaktion Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich, Telefon 043 444 59 00, Fax 043 444 59 30, E-Mail: redaktion@handelszeitung.ch, www.handelszeitung.ch Verlag Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich, Telefon 043 444 59 00, Fax 043 444 59 32, E-Mail: verlag@handelszeitung.ch Herausgeberin Axel Springer Schweiz. Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen im Sinne von Art. 322 StGB: Amiado Group AG Chefredaktor Beat Balzli (bab) Stv. Chefredaktoren Stefan Eiselin (se), Pascal Ihle (pi) Redaktion Unternehmen: Jürg Meier (Leitung/mju), Marc Badertscher (stv. Leitung/mba), Gret Heer (gh), Jean François Tanda (jft), Benita Vogel (bv), Judith Wittwer (juw). Management: Thomas Pfister (Leitung/top), Madeleine Stäubli-Roduner (rod). Finanz: Armin Müller (Chefökonom/Co-Leitung/am), Samuel Gerber (Co-Leitung/sg), Roberto Stefàno (stv. Leitung/rs), Urs Aeberli (ua), Claude Baumann (cb), Jorgos Brouzos (jb), Natalie Gratwohl (ng), Gerard Moinat (gmo). Special: Markus Köchli (Leitung/mk), Norman C. Bandi (stv. Leitung/ncb), Maja Kälin (maj) Redaktion Bern Synes Ernst (syn), Medienzentrum Bundeshaus, Postfach 8223, 3001 Bern, Telefon 031 312 06 68, Fax 031 311 39 20 Ständige Mitarbeiter Oskar E. Aeberli (ae), Katrin Bachofen (ba), Kurt Bahnmüller (kb), Esther Bollmann (esb), Gisbert L. Brunner (glb), Andrea Caprez (Illustrator), Constantin Collmer (Athen/col), Patrick Chappatte (Karikaturist), Brigitta Garcia-Lopez (Illustratorin), Nele Husmann (New York/nh), Mélanie Knüsel- Rietmann (MéR), Anna Catherin Loll (acl), Andreas Lusser (Kolumnist), Alex Macartney (Comic), Matthias Niklowitz (nk), Michael Rehsche (mr), Pirmin Schilliger (ps), Vera Sohmer (vs), Kurt Speck (spe), Rudolf Trefzer (rt), John Wicks (jw), Robert Wildi (row) Produktion/Layout Roger Cavalli (Art Director/Leitung Layout), Mario Imondi (stv. AD), Jürg von Arb, Beni Cuenat (Bildbearbeitung), Sandra Handler. Bildredaktion/Fotografen: Bruno Arnold, Martin Heimann Korrektorat Urs Bochsler, Renate Brunner, Beat Koch, Pia Wolfensberger, Florian Vogler Online Reinhard Kronenberg (Leiter Digitale Medien). Redaktion: Volker Strohm (Leitung/vst), Timo Nowack (stv. Leitung/tno), Laura Frommberg (laf), Reto Vasella (rcv), Kim Ghilardi (Praktikant/kgh). Site-Managerin: Sandra Steinauer (ste). Technische Leitung: Tobias Soder. E-Mail: online@handelszeitung.ch Verlag Jörg Tobuschat (Leitung), Maike Juchler (stv.) Anzeigen Renato Oliva (Leitung), Adi Frei, Reto Fluri, Karin Urech, Eveline Fenner (Kunst), Telefon 043 444 58 44, E-Mail: inserate@handels zeitung.ch Verlags- und Anzeigenleitung Westschweiz Servais Y.F. Micolot, Caroline Ventura (Verkauf), E-Mail: caroline.ventura@axelspringer.ch, Telefon 022 949 06 60 Marketing Patrizia Serra (Leitung), Laura Hayek (Product Manager), Delia Deane (stv. PM) Abonnemente 1-Jahres-Abo Schweiz: Fr. 240.– (inkl. Porto und MwSt.), Europa: Fr. 350.– (inkl. Porto); Testabo Schweiz: Fr. 20.– (inkl. Porto und MwSt.), Europa: Fr. 25.– (inkl. Porto). Einzelverkaufspreis: Fr. 4.80/Euro 3.50; Erscheinung wöchentlich (Donnerstag). Die Publikation «io management» wird sechsmal pro Jahr, die Publikation «Haustech» zweimal pro Jahr beigelegt, sie sind im Abopreis inbegriffen, Telefon 043 444 58 93, E-Mail: kundenservice@handelszeitung.ch Druck Ringier Print Adligenswil AG, Adligenswil LU.
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zürcher uNterNehmerball
Tanzende Patrons
iNsuraNce forum
Weichenstellung nötig
Mitte November fand der 3. Zürcher Unternehmerball hoch über den Dächern von Zürich statt. 240 Ballgäste sind dem Ruf des Pioneers’ Club ins Dolder Grand gefolgt. Just im Dolder Grand Hotel hat sich einst Rolf Hiltl, Keyspeaker am Unternehmeranlass, zum Koch ausbilden lassen. Nun genoss er an diesem Abend als Ballgast das Menü. Der koffeinfreie Kaffee dagegen war ein trübes Wässerchen. Hiltl rief die anwe
senden Pioniere zum Mut als Unternehmer auf. Als Inhaber und Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Hiltl sowie Teilhaber der Tibits AG weiss er, wie wichtig es ist, immer wieder Neues auszuprobieren. «Unternehmer sein heisst weitermachen, wenn die anderen aufgeben», erklärte er. Da nickte Hans Kaufmann, SVPNationalrat und Bankrat der ZKB, zustimmend zu. (gh)
Die 10. Jahrestagung für die Versicherungswirtschaft fand am Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) in Rüschlikon statt. Das Insurance Forum wurde vom Kongress und Seminaranbieter «Euroforum» in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin «Schweizer Versicherung» durchgeführt. Der Tagungsvorsitzende Hato Schmeiser, Professor und Direktor des Instituts für Versicherungswirtschaft (IVW) der Universität St. Gallen, setzte das Motto «Weichenstellung für die Zukunft». Aufsicht und Regulierung drohen die Assekuranz über Gebühr zu beanspruchen. Am zweiten Tag des Insurance Forums standen demgegenüber Aussendienst und Marktbearbeitung im Vordergrund. (rü)
(1) Karel Van Hulle, Europäische Kommission, (2) Monica Mächler, Finma, (3) Matthias Henny, Axa, (4) Martin Wenk, Baloise, (5) Rudolf Bruder, Helsana, (6) Rodolfo Straub, Six, (7) Enrico Casanovas, Emmental, (8) Ivo Furrer, Swiss Life, (9) Roby Tschopp, Nest, (10) Christian Jaggy, Elips Life, (11) Walter Ackermann, Uni St. Gallenl, (12) David Bossart, GDI, (13) Hato Schmeiser, Uni St. Gallen, (14) Paul Hertelendy, Scor, (15) Thomas Bahc, Swiss Life, (16) Remo Weibel, AWD, (17) Lothar Arnold, Helvetia und Generalagentenverband.
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Thomas PfisTer und madeleine sTäubli-roduner
Was es bedeutet, für Japaner zu arbeiten, weiss Felix A. Weber. Seit 2008 ist er Co-Chef der
Bank Nomura Schweiz. «Meine Erfah-rung ist, dass Entscheide in einer japa-nischen Firma länger dauern und sorgfäl-tiger diskutiert werden. Dafür setzt man sie dann auch um und stösst sie nicht nach kurzer Zeit wieder um», erklärt er. Vergleiche mit anderen Kulturen kann Weber ziehen. Er arbeitete zuvor bei Leh-man Brothers, Adecco und McKinsey.
Krise in der Heimat hin oder her: Japa-nische Konzerne kaufen derzeit kräftig im Ausland ein – auch in der Schweiz. Toshi-ba gab die Übernahme des Zuger Strom-zählerproduzenten Landis & Gyr be-kannt, der Pharmariese Takeda schnapp-te sich den Zürcher Arzneimittelherstel-ler Nycomed. Zwei Dutzend bedeutende japanische Firmen gibt es in der Schweiz. Zum grössten Teil sind es Niederlas-sungen von Grössen wie Sony, Brother oder eben Nomura. Immer wieder wur-den auch Schweizer Firmen übernom-men, so etwa der Elektrogerätehändler Walter Rentsch durch Canon oder das Umwelttechnikunternehmen A&E Inno-va durch Hitachi Zosen.
Paul Peyrot, Geschäftsführer der Han-delskammer Schweiz–Japan, beobachtet: «Bei Übernahmen bleiben Schweizer Fir-men schweizerisch, die Japaner ersetzen weder das lokale Management, noch füh-ren sie japanische Managementmetho-den ein. Viele Niederlassungen aber sind klar in die japanische Muttergesellschaft integriert und werden von Delegierten der Mutter geführt, so die beiden Banken Nomura und Mitsuho.» Dann gibt es auch noch Fälle wie Japan Tobacco Internatio-nal und Sunstar, die beide den Konzern-hauptsitz von Japan in die Schweiz ver-legt haben. Bei ihnen handelt es sich um multinationale Gesellschaften mit of-fener, multinationaler Unternehmens-kultur.
Fokus auf TeamarbeitFür die frisch übernommenen Ange-
stellten in der Schweiz wird die japa-nische Führungskultur kaum negative Auswirkungen bringen. Die Japaner pfle-gen einen Führungsstil, der den Mitarbei-tenden als Gruppe eine hohe Bedeutung beimisst. Zu den bewährten Praktiken ge-hören Teamarbeit, Wertschätzung der Humanressourcen, flache Hierarchien und Konsenssicherung (siehe Kasten).
«Die beiden Kulturen haben viele Ähnlichkeiten, und Schweizer finden sich
typischerweise in Japan besser zurecht als andere Nationalitäten», weiss Nomu-ra-Mann Weber. Peyrot bestätigt: «Einen Kulturschock hat es bisher noch nie gege-ben. Beide Länder haben Firmenkul-turen, die Wert auf den Einbezug der be-troffenen Mitarbeitenden legen und auf Konsens. Das ist anders etwa bei franzö-sischen Unternehmen, wo der Chef ein-fach befiehlt.»
Parissa Haghirian, Professorin für In-ternationales Management an der So-phia-Universität in Tokio, weiss auch wa-rum: «Japan ist, wie die meisten asia-tischen Kulturen kollektivistisch orien-tiert. Harmonie und das Gemeinwohl der Gruppe stehen im Vordergrund. Eu-ropäische Kulturen hingegen bevorzu-gen eine individualistischere Weltsicht. Der Mitarbeiter als Einzelperson wird hier als wichtig erachtet. Kommunikati-onsprozesse spiegeln diese Werte sehr stark wider.»
Trotz Ähnlichkeiten wandelt sich aber die Mentalität in einer japanisch ge-führten Firma. Andreas Kronenberg von Hitachi Zosen Inova, der ehemaligen Von-Roll-Tochter, die vor einem halben Jahr von Hitachi übernommen wurde, beschreibt es so: «Japaner denken langfri-stig und aufbauorientiert. Bei unseren Budgetdiskussionen galt früher die Share-
holder-Mentalität, die Steigerungen beim Betriebsgewinn beinhaltete. Nun wird von uns gefordert, mehr in die Entwick-lung von Technologien und auch langfri-stig in Mitarbeitende zu investieren.» (Si-ehe Interview.)
Die Neigung der Japaner, gründlicher zu planen, ist Basis für diese langfristige Optik. «Besser durchdachte und abge-stützte Entscheide sind in der Tendenz auch bessere Entscheide, die weniger Än-derungen bedingen. Sicher ist das tradi-tionelle japanische Modell weniger flexi-bel und reagiert auch weniger auf Verän-derungen. Bei Nomura als globaler Firma ist mir dies jedoch noch kaum aufgefal-len», schränkt Felix A. Weber ein.
Die von Europäern und insbesondere Amerikanern immer wieder beklagte teil-weise schier unerträgliche Langsamkeit der Entscheidungsfindung in japanischen Managementgremien ist auch Ausdruck der hochgradigen Risikoscheu der ge-samten japanischen Gesellschaft. Lange hat diese Strategie funktioniert. Doch zu-nehmend bildet die japanische Risiko-Vermeidungsmentalität selbst den Nähr-boden für neue Risiken. Die Bilder der versteinerten Manager der Atomkraft-werkbetreiberfirma Tepco nach der Fu-kushima-Katastrophe machen eines deutlich: Gerade die langfristige Ausrich-tung und die starren Zielvorgaben kön-nen zu Problemen führen.
Unendliche Adjustierung«Japanern fällt es ausserordentlich
schwer, eine geplante Strategie abzubre-chen, selbst wenn sie sehr unsinnig oder auch unrentabel erscheint», weiss Profes-sorin Haghirian. Die japanische Einstel-lung, auf keinen Fall aufgeben zu wollen, tue ihr Übriges. In Nippon würden erfolg-lose Strategien daher so lange abgewan-delt oder adaptiert, bis sie zur Erreichung des Unternehmensziels führen.
Für Landis & Gyr ist eine langfristige Perspektive zumindest eine neue Erfah-rung: In den letzten drei Jahrzehnten hat das Unternehmen schon sechsmal den Besitzer gewechselt. Unter dem neusten Besitzer Toshiba erwartet die Geschäfts-leitung kaum Veränderungen. Kommuni-kationschef Thomas Zehnder meint: «Wir rechnen nicht mit Änderungen, weder in den internen Abläufen noch der Führung oder der Kommunikation.»
kaizen & Co.
Der Mensch im MittelpunktFokus aufs Humankapital obwohl frü-her Weltmeister im Kopieren von Pro-dukten aller art, hat Japan nie manage-mentmethoden unbesehen übernom-men. das Zauberwort in nippon heisst anpassen und Weiterentwickeln. im mittelpunkt steht dabei immer der mensch. ohne zufriedene mitarbeiten-de keine guten Produkte und keine zu-friedenen Kunden. methoden also wie Kaizen, Kanban, Kakaricho.
Geschickt im Ausland dieser devise le-ben japanische unternehmen auch im ausland nach. mit viel Kenntnis und Ge-spür für kulturelle unterschiede expan-dieren sie in andere länder. mehr mühe haben da die schnellen amerikaner, die
brüsken Koreaner oder neuerdings auch die autoritären Chinesen.
Kaizen seit 30 Jahren macht in interna-tionalen unternehmenskreisen und an den universitätsinstituten der begriff die runde. die Kaizen-methode wurde vom Japaner masaaki imai mitten im ja-panischen Wirtschaftswunder der 1980er-Jahre populär gemacht. Kaizen sei nichts weniger als der schlüssel zum erfolg der Japaner im internationalen, globalen Wettbewerb, sagte und sagen noch heute nicht wenige Kommenta-toren in West und ost.
Ständige Anpassung Kaizen ist eine alte japanische lebensphilosophie, die mit er-
folg auf die arbeitswelt übertragen wor-den ist. das Wort bedeutet so viel wie Veränderung zum besseren. es entstand daraus ein managementsystem, dessen Kern ein prozesshaftes streben nach steter Verbesserung ist. das gilt für den arbeitsablauf in der fabrik ebenso wie für forschung und entwicklung, marke-ting und Verkauf, das gesamte Personal und nicht zuletzt die entscheidungsfin-dung in den führungsetagen. es ist zwar ein führungsstil von oben nach unten, bezieht aber die arbeitenden menschen eng mit ein. die managementmethode wurde über lange Jahre entwickelt, ver-feinert, abgeändert und immer wieder den jeweiligen nationalen und internatio-nalen umständen angepasst. (pa)
Handelszeitung | 26. Mai 2011
Management Die Manager wissen nicht, wie relevantes von unrelevantem Wissen zu unterscheiden ist.» Jean-Paul Thommen in «io management»
Entdeckung der Langsamkeit Führungsstile Kommen schweizer firmen in japanische hände, ändert sich die Kultur – oft zum Guten.
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Ihre Firma wurde von einer japanischen übernommen. Was ist seither anders?andreas kronenberg: Die Langfristig-keit. Vorher mussten wir Quartalszahlen vorlegen, das japanische Management fährt längerfristig.
Und der Kommunikationsstil?Kronenberg: Man muss bei den Japa-nern herausfinden, was sie wollen, denn sie äussern sich nicht so direkt. Höflichkeit und Förmlichkeit werden grossgeschrieben und sollen vermei-den, dass jemand das Gesicht verliert.
Führt das nicht zu Missverständnissen?Kronenberg: Man muss mit dieser Art Kommunikation umgehen lernen. Denn die Japaner sagen selten klar Ja oder Nein, vielmehr hören sie zu, brin-gen Einwände ein, bis man merkt, was ihre Meinung ist. Eine solche Kommu-nikationskultur baut auf Diskussionen, benötigt Zeit und ist konsensorientiert.
Das ist ja wie in der Schweiz.Kronenberg: Ja, in dieser Konsensmen-talität sind sich Schweizer und Japaner sehr ähnlich. Sie wollen Streit vermei-den, suchen den Ausgleich. Entscheide werden breit abgestützt. In diesem Be-reich sind wir ihnen viel näher als un-seren Nachbarn etwa in Österreich, wo noch der Chef befiehlt und die Hierar-chien stark ausgeprägt sind.
inTerVieW: madeleine sTäubli
«Näher als Österreich»
andreas kronenberg unternehmens- entwicklung hitachi Zosen inova
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Redaktion Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich, Telefon 043 444 59 00Abonnemente Telefon 043 444 58 93 Inserate Telefon 043 444 58 44AZA 8021 Zürich, 150. Jahrgang
Die Schweiz imWeltallWie das Ende des Spaceshuttles den ZürcherZulieferer Bopp trifft und die SchweizerWirtschaft von der Raumfahrt profitiert. Seite 11
SulzersRusslandrisikoGrossaktionärVekselbergmuss fürdenKreml dasLandmodernisieren.Das setzt Sulzer unterDruck. Seite 9
Kahlschlag derBankenDie Schweizer FinanzhäuserbauenHunderte Stellen ab.Werammeisten zitternmuss. Seite 23
14. Juli 2011 die schweizer wochenzeitung für wirtschaft seit 1861 www.handelszeitung.ch
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Die italienischeGefahrItaliens Schuldenproblem bedroht die Schweiz gleich doppelt. Die Flucht in denFranken und derKleinkrieg vonFinanzminister Tremonti gegen hiesige Firmenkosten dieWirtschaftMilliarden.
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KorruptionsprozessgegenGlencorestartet imOktoberRohStoffe Die belgische Bundesanwaltschaft hat ihre Vorabklärungen zu illegalen Geschäftspraktiken im europäischenGetreidehandel abgeschlossen. Nun erhebt sie Anklage. Betroffen ist auch eineTochter des Rohstoffgiganten Glencore.«Der erste Prozesstag ist am 12. Oktober»,sagt LievePellens, SprecherindesBundesanwalts in Brüssel. Angeklagt seien dreiFirmenund13Zivilpersonen. «Ihnenwirdunter anderem aktive und passive Bestechung vorgeworfen», so Pellens. Im Zentrum des Falls steht ein Funktionär derEUBehörde für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Er soll Geschenke, Reisen und Geld angenommen haben. ImGegenzug soll er Insiderinformationenüber Getreidepreise und quoten gelieferthaben. Neben Glencore sind laut den Behörden auch die französische Union Invivo und die holländische Codrico in dieAffäre involviert. Glencorehatte beimBörsengang im Frühling gemeldet, ein ehemaliger und ein aktueller Mitarbeiterseien vom Verfahren betroffen. Nun willdie Konzernzentrale den Fall nicht weiterkommentieren. (mba)
hZ nR. 28Der süsseDuft desWachstumsGivaudan-Chef Gilles Andrier überdie Rohstoffpreise, die Aufnahme inden SMI und Jennifer Lopez. Seite 12
GestörtesVerhältniszu denRatingsZu teuer, zu umständlich – vieleKonzerne halten nichts von denUS-Bonitätswächtern. Seite 21
BewährungsprobefürRuthMetzlerDie Ex-Bundesrätinmuss als neuePräsidentin der Osec die Spannungenmit denKantonen abbauen. Seite 8
SpecialMergersIm 1. Halbjahr 2011 kam es zu 297Firmenübernahmen (+32 Prozent)mit Schweizer Beteiligung.
Liegenschaftsbesitzder SBBmit hohenstillenReservenimmobilien Die Bundesbahnen setzensich ambitiöse Ziele: Viertelstundentaktzwischen Zürich und Bern, neue Tunnels,schnelleres Netz. Das kostet Milliarden –Geld, das die Bahn vermeintlich nicht hat.Der Bundesrat soll für den Ausbau derBahninfrastrukturMittel bereitstellen, finden die SBB, und zwar 2,2 MilliardenFranken mehr, als die Landesexekutiveeigentlich vorsieht. Doch so schlecht gehtes der Bahn nicht. Sie ist zwar hoch verschuldet – und nimmt weniger ein, als sieausgibt. Der Konzern besitzt aber einenSchatz von unermesslichemWert: Areale,dienichtmehr für denVerkehrsbetrieb gebraucht werden. Beinahe 17 Quadratkilometer verwalten die SBB in ihrer Immobiliensparte. Mit 3,642 Milliarden Frankensind die Anlagen in der Bilanz aber «sehrkonservativ» bewertet, wie der Solothurner FDPStänderat Rolf Büttiker findet,«um nicht zu sagen: zu tief».
Allein mit dem Verkauf aller 800 Bahnhöfe könnten die SBB wohl mehr einnehmen, als in den Büchern für alle Anlagenzusammen aufgeführt ist, finden auch andere Experten. Der Marktwert der Immobilien liegt demnach über dem Buchwert.Goldwert sind vor allemdie ausrangiertenAreale um die Bahnhöfe. Die Zentrumslagen sind bei Unternehmen, Wohnungssuchenden und öffentlichen Institutionenheiss begehrt. Insgesamt realisieren dieSBBderzeit in der ganzenSchweiz rund80Projekte. (juw) Seite 10
SchwacherEurotrifft Firmen derTemporärbrancheaRbeitSmaRkt Das steile Wachstum inder Zeitarbeitsbranche ist gestoppt. NachMonaten mit Steigerungsraten von nahezu 50 Prozent sind jetzt wieder magerereZeiten angesagt. Im Juni betrug das Plusgeradenoch6Prozent.Gemessenwird jeweils die Anzahl Arbeitsstunden, die TemporärBüros wie Adecco oder Manpowerden Einsatzfirmen verrechnen können.Letztmals fiel das Wachstum im Mai 2010ähnlich bescheiden aus.
«Die Verlangsamung hat vor allem mitder Zurückhaltung in der Exportindustriezu tun», sagt Georg Staub, Direktor desBranchenverbands Swissstaffing. Wegendes schwachen Euro stelle diese wenigerTemporärPersonal ein. Auch bei denBanken sei Zurückhaltung zu spüren.Nachwie vor gut laufe dasGeschäft hingegen in Binnenbranchen wie beispielsweise dem Bau. Für Staub ist aber klar: «DieAbschwächungwird im2.Halbjahr anhalten.» Denn an der EuroSchwäche ändertsich nichts. Auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH erwartet, dass dieBeschäftigung viel langsamer wächst. DieArbeitslosenzahlen widerspiegeln das bereits. Deren Rückgang hat sich deutlichabgeschwächt. (bv)
SwisscomkritisiertSchnüffelaufträgeÜberwachung Der Branchenprimus und MitbewerberSunrise klagen erfolgreich gegen Bundesbehörden.
JorgoS BrouzoS
DasBundesverwaltungsgericht bindet dasEidgenössische Justiz und Polizeidepartement (EJPD) zurück. Die Richter gebenzwei Klagen von Swisscom und Sunriserecht. Die beiden Telekomfirmen hattensich dagegen gewehrt, bei einer polizeilichen Ermittlung den mobilen Internetverkehr vonVerdächtigen zuüberwachen.Dafür hätten sie Geräte für eine halbe MillionFranken installieren müssen. Ihre Hauptkritik war, dass für diese Zwangsinvestitionen die gesetzliche Grundlage fehle.
Wie das Internet kontrolliert werdendarf, ist weder in den massgebenden Gesetzen noch in den Verordnungen desBundes festgehalten. Dort ist imWesentlichen nur die Überwachung von EMailsgeregelt.DerÜberwachungsauftrag andieTelekomfirmen sei deshalb «nicht rechtmässig», schreibt das Gericht im nochnicht rechtsgültigen Urteil. Laut dem Justiz und Polizeidepartement wurden inden letzten Jahren rund 50 Internetüberwachungen gegen kriminelleOrganisationen, Erpresser undGeldwäscher durchgeführt. «Das Gericht sagt, dass dieÜberwa
chung selbst rechtmässig ist. Hingegenstellte es auch fest, dass die Unternehmennicht gezwungen werden können, die dafür nötigen Investitionen zu tätigen», sagtEJPDSprecher Guido Balmer.
Auf Anfang 2012 ist nun eine Anpassung der Verordnung zur ÜberwachungdesPost undFernmeldeverkehrs geplant.Damit wird die heute fehlende Rechtsgrundlage hergestellt. Die Telekombranche läuft jedochbereits SturmgegendieseAnpassung. Schon letztes Jahr war eineähnliche Revision des Bundesgesetzesnach massivemWiderstand etwa der Datenschützer auf Eis gelegt worden. «Nunwird versucht, im Rahmen einer Verordnungsänderung die Kernanliegen der insStocken geratenen Bundesgesetzrevisiondurchzubringen – ohne demokratischeLegitimation», so Orange. Die Behördenfordern gleich lange Spiesse imKampf gegen Kriminelle. Die Teilrevision ermögliche eine effiziente Strafverfolgung, etwaim Kampf gegen Pädophilie, so Balmer.
mehR Zum thema• Spitzel im Netz Seite 5• Kommentar Seite 6
mehR Zum thema• George Soros über Europas Probleme Seite 7• Die Sorgen der Nationalbank Seite 22• Milliardenabflüsse aus Euro-Fonds Seite 25• Nouriel Roubini zur Euro-Krise Seite 26
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DasFabrikproblemvonNovartisKonzernchef Joseph Jimenez über die tiefeAuslastung vonWerken, den Standort Schweizund die Stärke chinesischer Forscher. Seite 18
SBBmitAltlastenDie Sanierung der Umweltsündenauf Arealen der Bahn dauertlänger als geplant. Seite 12
LidlmitVerspätungDer deutscheDiscounter kommtin der Schweiz viel langsamervoran, als er sich wünscht. Seite 15
15. September 2011 die Schweizer wochenzeitung für wirtSchaft Seit 1861 www.handelszeitung.ch
Standort Schweiz
DerLackist abInLändervergleichen landet die Schweizregelmässig auf einemSpitzenplatz. Dochder Vorsprung schmilzt. DieMängel derInfrastruktur bedrohen dasWachstum.
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NeuesEU-Gesetzkostet die Schweizjährlich 2Milliardenenergie Die Eidgenossenschaft verhan-delt derzeit fieberhaft mit der EU über einneues Energieabkommen. Vor allem dieStrombranche will das Vertragswerk un-bedingt. Kommtesnicht zustande, könntesie ihre lukrative Rolle als Stromhändlerinin Europa verlieren. Die EU will aber nurzustimmen, wenn Bern die strengen EU-Ziele zur Förderung der erneuerbarenEnergien übernimmt. Die Schweizmüssteihren Anteil erneuerbarer Energien amEnergieverbrauch bis 2020 von 20 auf biszu 32Prozent erhöhen.Nunbelegt eine imAuftrag des Bundesamtes für Energieerstellte Studie, was das kosten würde.Jährlich würden Mehrkosten von 1,4 bis 2Milliarden Franken entstehen. Zu tragenhätten diese vor allem die Haushalte. Siemüssten 255bis 355 Franken im Jahrmehrbezahlen, etwa für teureres Benzin oderHeizöl. Gemäss Studie würden die ärme-ren Haushalte prozentual stärker belastetals die reicheren.Mehrbelastungen kämenaber auch auf Firmen aus der Metall- undHolzbranche zu. (mju)
hz nr. 37Markenterrorbedroht FirmenÜber Facebook und YoutubewerdenKonzerne gezielt angeprangert.Wieman sich effektiv wehrt. Seite 20
Wacklige SchwergewichtedesBörsenindexDefensive Aktien sollten in KrisendenMarkt stützen. Sie tun es aberimmerweniger. Seite 33
Der sinkendeWert einesMBAWer sichweiterbildet, muss genauprüfen: Nur Top-Schulen garantierendenKarrieresprung. Seite 57
BusinessmodeStilsicher undstressfrei einkaufenEx-Miss FionaHefti zeigt,warumman einen persönlichenBerater braucht. glanzbeilage
KonjunkturforscherimBlindflugwachstum Griechenland-Krise und Milliardendealsder Rohstoffkonzerne verunsichern die Prognostiker.
ARMin MülleR
Die Prognosesaison beginnt. Die Schwei-zerKonjunkturforscher liefernderzeit ihreSchätzungen für das Wirtschaftswachs-tum 2012 ab. Doch sie liegen so weit aus-einander wie kaum je zuvor.
Während die Credit Suisse ein Wachs-tum des Bruttoinlandprodukts von 2 Pro-zent voraussagt, erwartet die Bank Sarasinnur ein Plus von 0,6 Prozent. Einzig imJahr 2009, nach dem Kollaps der Invest-mentbank Lehman Brothers, war die Pro-gnoseunsicherheit noch grösser als heute.«Es ist ein ziemlicher Blindflug», sagt CS-Chefökonom Martin Neff. «Es herrschengrosse Unsicherheiten über die weltwirt-schaftliche Entwicklung», bestätigt YngveAbrahamsen von der Konjunkturfor-schungsstelle KOF der ETH Zürich.
JanAmrit Poser, Chefökonomder BankSarasin, beobachtet vor allem zwei Ent-wicklungen, welche die Prognosearbeitseit Ausbruch der Finanzkrise «ungemeinkomplizierten»:Der zunehmendeEinflussder Obligationenmärkte und der Politik.«Ich werde immer mehr auch zum Anlei-hen- und zumPolitanalyst», sagt Poser. So
beeinflusst die Einschätzung der politi-schen Probleme bei der Lösung der Euro-Krise auch direkt die Prognosen der Kon-junkturforscher.
In den nächsten Wochen müssen dieParlamente der Euro-Zone das zweite Ret-tungspaket verabschieden. In Deutsch-land, den Niederlanden und in Finnlandnimmt die Opposition gegen die Mass-nahmen zu. Immer mehr Experten halteneinen Staatsbankrott Griechenlands fürunvermeidlich. An den Finanzmärktenwächst deshalb die Spannung.DieRating-agentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeitvon Crédit Agricole und Société Généraleheruntergestuft, vor allem wegen derenhohen Engagements in Griechenland.
Ein weiterer Grund für die Schwierig-keiten der Schweizer Prognostiker ist dasgrosse Gewicht der hiesigen Rohstoffhan-delskonzerne. Jede Verwerfung an denMärkten für Öl oder Industriemetalleschlägt sich daher im Wachstum nieder.Vorauszusehen sind sie aber kaum.
mehr zum thema• Zu viele Unbekannte Seite 5• Griechen müssen mehr liefern Seite 33
MysteriöseTransaktionen amDevisenmarktnationalbank Am Morgen des 6. Sep-tembers registrierten Devisenhändlermerkwürdige Kursbewegungen. Ab 8 Uhrkletterte der Euro ohne marktrelevanteNachrichten innert Kürze von gut 1.10 aufüber 1.12 Franken. Um 10 Uhr gab dieSchweizerische Nationalbank bekannt,eine Euro-Untergrenze von 1.20 Frankeneinzuführen.
In Finanzkreisen kursieren Gerüchte,dass zuvor von involvierten PersonenVor-abinformationen in den Markt gesickertseien. Händler sprechen von einem mög-lichen Leck bei Politikern, die in den Na-tionalbank-Entscheid einbezogen waren.Ein amerikanisches Finanzinstitut habedann seineKundenüber die bevorstehen-de Euro-Untergrenze informiert und zuentsprechenden Käufen geraten, so dieAussage einer Zürcher Bank. Die Natio-nalbank will keine Auskunft zu den Vor-gängen des 6. Septembers geben – ebensowenig dazu, ob sie selber bereits ab 8 UhrimasiatischenHandel zugunstendesEurointerveniert hat.
Schon in den Tagen zuvor gab es zwardiverse Spekulationen über eine allfälligeNationalbank-Intervention. Doch das Ti-ming der Euro-Käufe morgens ab 8 Uhrscheint kaum zufällig. Die Urheberschaftbleibt aufgrund der Intransparenz desMarkts offen. (ua)
HeikleGeschäftemit EuropasletztemDiktatorweiSSruSSland Alexander Lukaschenkosteht unter Druck. Der brutale Alleinherr-scher über Weissrussland sieht sich mitzunehmenden Problemen konfrontiert.Auslöser sinddiewirtschaftlichenSchwie-rigkeiten des Landes. Darumwill der letz-te Diktator Europas nun in den nächstenzwei Jahren 250 Staatsbetriebe privatisie-ren, um die leeren Staatskassen zu füllen.Und er will auch Investitionen aus demAusland anlocken. «Wir planen eineReisemit Schweizer Geschäftsleuten nachWeissrussland», sagt Andrei Kulazhanka,Geschäftsträger der Botschaft Weissruss-lands in Bern. Am liebstenmöchte er nochdieses Jahr fahren.
Die Schweizer Firmen kommen auchohne Einladung. Medacta, ein TessinerProduzent von künstlichen Gelenken, hatsoeben die Baubewilligung für den Baueiner Fabrik erhalten. In zwei Jahren willer mit der Produktion von Instrumentenloslegen. Auch der Liftkonzern Schindlerist offenbar an einem Engagement inWeissrussland interessiert. Vertreter vonSchindler hätten das weissrussische Kon-kurrenzunternehmen Mogilev besucht.Schindler will das nicht kommentieren.Andere Unternehmen wie Peter SpuhlersStadler Rail und die Uhrenfirma FranckMuller sind bereits in Weissrussland prä-sent. Moralische Probleme sehen dieSchweizer Investoren nicht. «Es liegt nichtanUnternehmen, Politik zumachen», sagtSpuhler. (bv) Seite 10
mehr zum thema• Pensionskassen setzen Hedging fort Seite 31
anZeiGe
europeaN Newspaper award
Sechs Auszeichnungen Die «Handelszeitung» hat beim renommierten European Newspaper Award, der jedes Jahr vom deutschen Zeitungsdesigner Norbert Küpper organisiert wird, zahlreiche Preise gewonnen. Die internationale Jury, die sich aus Journalisten, Wissenschaftlern und Designern zusammensetzt, zeichnete die «Handelszeitung» mit einem Award of Excellence in den Kategorien Typografie, Titelseiten, Visualisierung, Illustration und Beilagen aus. Insgesamt nahmen 226 Zeitungen aus 27 Ländern am Wettbewerb teil. (hz)
Finanz| 21. Juni 2011
Claude baumann
Anfang Jahr herrschte noch Hoch-stimmung bei der UBS. Jürg Zelt-ner, Chef der Vermögensverwal-
tung, schwärmte von einer neuen Abtei-lung namens Investment Products & Ser-vices oder IPS, wie sie intern nur genanntwurde. Er verglich siemit einem «Maschi-nenraum», wo die Bank neue Finanzpro-dukte entwickelt, diemanmit «Preisschildund einer Bedienungsanleitung» versieht,bevor sichdieUBS-Berater damit aufKun-denfang begeben. Selbst Oswald Grübel,oberster Chef der grössten SchweizerBank, stimmte optimistisch in den Kanondes Neustarts ein und gestand der UBSwiedermehrRisiko zu.Nur einhalbes Jahrspäter ist alles anders.
Wegen der anhaltend trüben Börsen-stimmung verharrendieAnleger eisern ander Seitenlinie. Von neuen Engagementsund Finanzkreationen wollen sie nichtswissen. «Ambesten geht es jenen Investo-ren, die Bargeld in Schweizer Frankenhorten», sagt Thomas J. Caduff, Gründerund Leiter der Schweizer Research-FirmaICN Trust Finance (siehe auch Seite 25).
Personalbestand oder Zielgrösse?Kein Wunder, dass die Banken unter
diesen Prämissen reagieren. So auch dieUBS. Unlängst schrieb das «Wall StreetJournal», dass die Bank in der IPS-Abtei-lung 250 Jobs abbauen würde – was dasUnternehmen nicht kommentiert. Tatsa-che ist hingegen, dass auf Grund der ver-änderten Marktsituation eine Einheit vonmindestens 80 IPS-Mitarbeiter unlängsteiner neuen Abteilung zugeteilt wurde,wie Recherchen der «Handelszeitung» er-gaben. Dies bestätigt ein UBS-Sprecher.Mehr noch: Gemäss einem internen Pa-
pier belief sich der Personalbestand imBereich IPS im September 2010 auf 2900Beschäftigte. Heute beträgt er noch 2589.Offiziell bestreitet die UBS, dass es zu ei-nemStellenabbaugekommensei. 2900 seilediglich eine Zielgrösse gewesen.
Eigentlich geht es aber um erheblichmehr als nur um den Abbau von Jobs beider IPS. Zur Disposition steht tatsächlichdas Schicksal der «integrierten Bank»,deren Strategie darauf abzielt, Dienstleis-tungen aus der stabilen Vermögensver-waltung mit dem hoch riskanten Invest-ment Banking zu vermen-gen. Die IPS-Einheit dientdabeialsSchnittstelle,welchedie Banksparten miteinan-der vernetzt, wie es im inter-nen Jargon heisst.
Von diesem Geschäfts-modell versprach sich dieTeppichetage höhere Erträ-ge. ImhartenGeschäftsalltagstellten sich diese jedoch nieein. Stattdessen machte dasangelsächsisch dominierteInvestment Banking die stabilen Erträgeaus dem Wealth Management – der Ver-mögensverwaltung – regelmässig wiederzunichte.
Gleichzeitig schwand das Vertrauender Anleger in die grösste Schweizer Bank.Allein in den letzten sechs Monaten büss-ten die UBS-Papiere 20 Prozent ein –Grü-bels Plan scheint nicht aufzugehen. «AmEnde», sagt ein Zürcher Banker, «ist es im-mer der Aktienkurs, der einen Chef zu Fallbringt. Das war bei LukasMühlemann derFall, genauso wie bei Marcel Ospel.»
Dabei hatte zunächst alles vielverspre-chend begonnen. Der Entscheid, eineSchnittstelle zwischen den einzelnenUBS-Konzernsparten zu schaffen, fiel kurz
vor Weihnachten 2009. Es dauerte aberrund ein Jahr, bis das Vorhaben unter derLeitung von Andreas Amschwand vomStapel laufen konnte. «Die neue Einheitsoll sicherstellen, dass die Kunden innertnützlicher Frist Zugriff auf das geballteKnow-how der Bank erhalten», sagte JürgZeltner dann Anfang 2011 gegenüber der«Neuen Zürcher Zeitung». Nicht ohne eingewisses Amüsement konstatierte dieBranche aber auch, dass dieUBSunter derÄgide des früheren Credit-Suisse-ChefsOswald Grübel einmal mehr ihre Erzriva-
lin kopierte, zumal es bei der CS bereitseine vergleichbareAbteilungnamens «So-lutionPartners» gab – einweiteresBeispielfür die schleichende «Creditisierung» derUBS, raunte die Branche.
Nachdem die Börsen 2009 rund umden Globus massiv zugelegt hatten, wasden Start der IPS-Einheit tatsächlich be-günstigt hatte, verflüchtigte sich dieseDynamik im Jahr darauf –wegen der Grie-chenland- und Euro-Krise. Eine gewisseErnüchterung ist auch einem UBS-Memovom September 2010 zu entnehmen, woes heisst: «Für viele (Mitarbeiter) hat dieIPS-Division noch nicht zu bemerkens-werten Veränderungen geführt.» Der da-malige Chef Amschwand bemühte sich
denn auch, den Kampfgeist am Leben zuerhalten: «Wir haben die richtigen Leuteim Einsatz und werden mit ihnen Win-win-Lösungen verkaufen.» In einem Mailan seine Kundenberater stellte er zudemklar: «Wir sollten uns nicht scheuen, dasWort ‹verkaufen› zu verwenden.»
Der Rest ist Geschichte. Weltwirtschaftund Börsen tauchtenmassiv ab – entspre-chend harzig erwies sich der Plan, dieKunden «in bessere Produkte zu bewe-gen», wie intern die Devise lautete.
Für einige Verwunderung sorgte dannim letzten Februar die Nachricht, dassIPS-PionierAmschwandper 1.Märzdurchden Iren William Kennedy ersetzt werde.Offiziell hiess es, er habe die Aufbauarbeitvollbracht, es sei nun an einem frischenManager, fortzufahren.Merkwürdig bleibt,dass der verdiente Amschwand die UBSverliess und seither als Präsident derStandortförderung des Kantons Obwal-den fungiert. Er war für eine Stellungnah-me nicht erreichbar.
Kennedy richtete die IPS-Einheit per1. Juli organisatorisch wie auch personellneu aus. «Sie soll als ‹Prozessbeschleuni-ger› agieren», sagt er. Mitunter trage manauchmit der Verlagerung von Funktionenin andere Bankabteilungen den veränder-ten Marktbedingungen Rechnung, er-gänzt UBS-Sprecher Yves Kaufmann.
Der Pionier geht von BordSomutiert die IPS-Abteilung zumNuk-
leus der UBS-Strategie von morgen. Nurwenige Tage vor Bekanntgabe des Semes-terergebnisses will indessen niemand beider Grossbank etwas von Abbauplänenwissen. Immerhin wird eingeräumt, dassman beim «aktuellen Setup eine gewisseFlexibilität» beibehalten möchte, wie sichUBS-Sprecher Yves Kaufmann äusserte.
SemeSterzahlen
ProgrammierteenttäuschungZeit der Resultate dieser Tage wer-den sowohl die ubS (am 26. Juli) alsauch die Credit Suisse (am 28. Juli)ihre Halbjahresergebnisse präsentie-ren. In beiden Fällen gehen Fachleutevon enttäuschenden Zahlen aus.
Credit Suisse besonders schlechtsollen die Semesterzahlen der bankam Paradeplatz ausfallen, heisst esin der branche. Getrübt werde dasergebnis vor allem durch die desolatebörsenstimmung, was sich wieder-um auf die Handelserträge auswirkt.aber auch das Geschäft mit den ver-mögenden Privatkunden (Privatebanking) harzt derzeit. Zudem istdie CS seit letzter Woche in ein Ver-fahren mit der uS-Justiz verwickelt,was zusätzlich am Ruf des Institutsnagt. es geht um beihilfe zur Steuer-hinterziehung. Sparen ist angesagt.neben einem allfälligen Stellen-abbau rechnen die analysten mitHinweisen zur diesjährigen dividende.
UBS Im Vorfeld der Semesterzahlenbrodelt es gewaltig in der Gerüchte-küche. Von 5000 Stellenkürzungenwar die Rede und von milliarden-hohen Sparmassnahmen. Sollte die-ser Schritt tatsächlich nötig sein, sodürfte er erst später kommen, heisstes unter analysten. bevor das mes-ser angesetzt werde, müsse eineneue Strategie stehen, die vor allemzum Ziel habe, das Investment-banking zu redimensionieren. Sokönnte das frei werdende Kapital an-derweitig eingesetzt werden. dochdas alles braucht Zeit. erste Hinweise,wohin die Reise in Zukunft gehensoll, dürfte es aber an der Halbjah-reskonferenz schon geben.
ImVisier derUSAAuch Julius Bär befindet sichauf einer Liste der US-Justiz.Die Risiken sind beträchtlich. Seite 23
Flucht inBaresDie Anleger horten so viel Cashwie nie zuvor. Doch die Sicherheitist trügerisch. Seite 25
Falsch geparktUBS das Projekt der integrierten bank läuft nicht nach Plan. erste abteilungen werden verschoben.
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autoparkplätze amubS-Hauptsitz inZürich: die Kundenverfallen fast schonin apathie.
«Die Abteilungsoll künftig dieProzessebeschleunigen.»William KennedyIPS-Chef bei der ubS
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DerABB-PräsidentundderPleitierHubertus vonGrünberg hat guteBeziehungenzu LarsWindhorst – einem der schillerndstenUnternehmerDeutschlands. Seite 9
DieSwissund ihreMutterDer neu entflammteFluglärmstreitbelastet die Airline und ihreEigentümerin Lufthansa. Seite 10
JuliusBär und dieUSADie Privatbank verwaltete vieleVermögen aus denUSA - daskönnte sich nun rächen. Seite 23
21. Juli 2011 die schweizer wochenzeitung für wirtschaft seit 1861 www.handelszeitung.ch
finanzkriSe
Goldburg SchweizAusAngst vor einemKollaps der Finanzmärkte decken sich Anlegermit Gold ein.Ihre Barren verschieben sie immer öfter in Schweizer Tresore und Zollfreilager.
Seite 8
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Streit umGaspreisekostetGrossfirmenMillionendurchleitung Eigentlich wollten sie sichbis im Herbst auf günstigere Transporttarife im Gasnetz einigen. Doch nun istklar: Die Gasversorger und die Grosskunden in der Schweiz finden «wegen derKomplexität der Verhandlungen» vorerstkeine Übereinkunft, wie Max Fritz, Geschäftsführer der IG EnergieintensiveBranchen, bestätigt. Für die Grossverbraucher aus der Industrie ist das ein harter Schlag. Einzelne Fabriken aus der Papierbranche etwa geben heute schonmehr Geld für Gas aus als für Strom – unddies, obwohl sie bereits der starke Frankenbelastet. Laut Anton Pfister von der Industrievereinigung IG Erdgas hätten etlichegrosse Firmen mit einer Einigung Hunderttausende von Franken pro Jahr einsparen können. Zur IG gehören etwa dieEms Chemie, Lonza, Emmi und Coop.
In den Verhandlungen geht es nichtdirekt um den Gaspreis, denn Grossverbraucher können schon heute imAuslandeinkaufen. In den Augen der Grossverbraucher verlangen die Schweizer Gasversorger in ihrer Rolle als Netzbetreiberjedoch zu viel Geld für die DurchleitungdeserworbenenGases. JeanMarcHensch,Direktor des Verbandes der Gasindustrie,warnt die Industrie allerdings vor übertriebenen Hoffnungen auf Einsparungen:Die Kosten der Durchleitungmachten amGaspreis vonGrosskundennicht vielmehrals 10 bis 20 Prozent aus. (mju)
hz nr. 29ValiantsRivalen nutzenGunst der StundeDer Regionalbankenkonzernsteckt in Problemen. DieKonkurrenz rüstet auf. Seite 22
Anleger in derLiquiditätsfalleAndenBörsenherrschtPessimismus.Investoren flüchten sich in Cash. Dasbringt neue Probleme. Seite 25
GrossesGeschäftmitgesundemEssenNestlé &Co. investierenMilliardenin Functional Food – obwohl dieWirkung umstritten ist. Seite 2
Industrie führtdenEuro einfrankenstärke Um das Wechselkursrisiko abzuwälzen,zahlen Exporteure ihre Lieferanten zunehmend in Euro.
Armin müLLEr Und SAmUEL GErbEr
Franke, Mikron, Rieter Autoneum –Schweizer Unternehmen schieben dasProblem des starken Frankens an ihre Zulieferer ab. Bruno Zuppiger, Präsident desSchweizerischen Gewerbeverbands undSVPNationalrat: «Es ist wie eine Kettenreaktion. Alle versuchen, die Währungsverluste weiterzugeben.»
Der Franken ist gegenüber den wichtigsten Währungen seit Anfang 2010 realum 21 Prozent teurer geworden. Viele Exporteure kämpfen ums Überleben. EinDrittel der Firmen schreibe schon roteZahlen, erklärt der IndustrieDachverband Swissmem. Viele zahlen darum nunauch Schweizer Zulieferer in Euro statt inFranken, um die Folgen der Kursschwankungen zu umgehen.
GemässeinerUmfragederCredit SuissesindEinkäufe in FremdwährungendiemitAbstandwichtigsteSparmassnahme:Rund75 Prozent der befragten Firmen ergreifensie. Um Auftragsverluste zu vermeiden,akzeptieren Schweizer Zulieferer vermehrt EuroZahlungen von ihren Schweizer Kunden. «Oft werden sie faktisch auch
dazu gezwungen», sagt Zuppiger. «Damitbricht die Marge noch mehr ein. Wenndies lang anhält, wird es bei kleinen undmittelgrossen Firmen zu schmerzlichenBetriebsschliessungen kommen.»
Schon vor acht Jahren bezahlten 18Prozent der Schweizer Firmen inländischeLieferanten in Euro. Dies ergab damalseine Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich bei 3100 Unternehmen. Knapp 20 Prozent erhielten EuroZahlungen von inländischen Kunden.Seither hat sich die Anzahl EuroTransaktionen im InlandZahlungsverkehr gemäss SIX Interbank Clearing von 1,2 auf2,4Millionenverdoppelt.Dasdürfte ein Indiz dafür sein, dass der Anteil der im Inland inEuro abgewickeltenGeschäfte starkgestiegen ist. «Ichkannmirvorstellen, dassmittelfristig eine Industriewährung EurozumThemawerdenkönnte», sagt ThomasNufer, Geschäftsführer der Firma Emka.Die Tendenz sei spürbar.
mehr zum thema• Liefere oder stirb Seite 5• Nouriel Roubini zum Euro Seite 7• Griechen schleusen Geld in die Schweiz Seite 21
iPS Mit der neuen Prestigeabteilung Investment Products & Services –meist kurzIPS genannt – wollte die Grossbank Vermögensverwaltung und Investment Banking verbinden. Nun baut sie den Bereichbereits wieder stark um. Mehr als 80 Mitarbeiter wurden in andere Abteilungenversetzt und der Chef musste gehen. WeitereMassnahmen dürften folgen.
Die IPSAbteilung wurde erst vor guteinem Jahr operativ gestartet und galtnachdenWorten vonUBSVermögensverwaltungschef Jürg Zeltner als «Maschinenraum» der Bank oder auch als«Schnittstelle» zwischen der Vermögensverwaltung und dem Investment Banking.Ursprünglich bestanden ambitiöse Pläne,
die UBSKundenberater mit hoch entwickelten Finanzprodukten aus der IPSKüche zu beliefern. Als Zielgrösse sollten indem Bereich rund 2900 Leute engagiertwerden. Heute sind es deutlich weniger.Sparen ist angesagt.
ImVorfeldder Semesterzahlen,welchedie UBS am kommenden Dienstag vorlegen wird, brodelt es heftig in der Gerüchteküche. Von einem massiven Abbau vonHunderten von Stellen ist die Rede undvon milliardenhohen Einsparungen, dienötig sind, weil in manchen GeschäftsbereichendieErträgenurnoch spärlich fliessen. Die Bank selber will derlei Massnahmen nicht kommentieren – Experten erwarten aber Einschnitte. (cb) Seite 19
daniel borel Seit der Mitgründer 2008das Präsidium des Verwaltungsrats abgegeben hat, ist der Aktienkurs des ComputerzubehörHerstellers um75Prozent eingebrochen. Jetzt übt sich Daniel Borel inSelbstkritik: «Es gibt sicher einpaarDinge,die bei Logitech nicht richtig gemachtwurden», sagt er. Der Konzern habe dasGespür für Trends vermissen lassen.«Aber das Businessmodell von Logitechist nicht tot.» Borel ist heute grösster Aktionär und einfaches Verwaltungsratsmitglied beimWestschweizer Unternehmen.
Borel räumt ein, dass es Logitech amLifestyleFaktor fehle. «In den letzten Jahren sind wir PCähnlich geblieben, und
der PCgilt alsGebrauchsartikel.»DieKäufer wollten jedoch etwas Persönliches,Schönes und Besonderes. Zu Hause undin der Freizeit müssten TabletPC und Zubehör radikal anders aussehen als imBüro. Apple habe hier «ganz neue Massstäbe gesetzt».
Für Logitech ist in den Augen Borelsaber noch nichts verloren, denn endlichwerdeder Fernsehermit demInternet verbunden. Das digital vernetzte Zuhause seider Schlüssel zum Erfolg. Diese Idee verfolge Logitech schon seit langem. «Wirmüssen unsere Geräte einfach besser machen als alle anderen, cooler und schöner.» (jb/pi) Seite 12
UBSbremstPrestigeprojekt
Logitech will cool werden
aNzEiGE
| 7. Juli 2011 AufklärungHumor statt Zeigefinger. Neuwird im Schulunterrichtdas achtloseWegwerfen von Abfällen bekämpft. Seite 51
Special Saubere SchweizinhAlt
Getrenntmarschieren,sich aber ideal ergänzenMit der IG saubereUmwelt (IGSU),mitPraktischer Umweltschutz Schweiz(Pusch) sowie Swiss Recycling beschäfti-gen sich drei Organisationenmit der Sen-sibilisierung für Umweltanliegen. Sie bil-den dasDach für Information, Sammelnvon Rohstoffen undRecycling. Seite 39
Jetztweissman,was dasLitteringwirklich kostetNatürlich kostet das gedankenlose Liegen-lassen vonAbfällen im öffentlichen Raumvor allem auchNerven. Aber nicht nur!EineUntersuchung des Bundesamtes fürUmwelt (BAFU) beziffert die Kosten derBeseitigung dieser Abfälle auf jährlichrund 200Millionen Franken. Seite 40
Sauberkeit vermitteltden SBBSicherheitDie Bahnen sehen sich sowohl in denBahnhöfen als auch in ihren ZügenmitdemLittering konfrontiert. Die SBB be-haupten: Je sauberer die Umgebung, destohöher dieHemmschwelle für die Passagie-re, selber Abfall liegen zu lassen. Die SBBarbeiten an einemneuenKonzept. Seite 44
Schweizer sammelnmitSammelnRekorde91 Prozent aller gebrauchtenAlu-Geträn-kedosenwerden in der Schweiz derWie-derverwertung zugeführt – das istWeltre-kord. Hohe Sammelquoten gibt es zudembei den PET-Getränkeflaschen, beimAlt-glas, beimAltpapier und beimAlteisen.Dasmacht auch ökonomisch Sinn. Seite 47
Verantwortlich für diesen special:Markus köchli
ComiCS
als nachfolge des song contest lan-cierte die iG saubere umwelt (iGsu)2010/2011 ihren anti-littering-comic-wettbewerb. über 1800 Zeichnerin-nen und Zeichner bewiesen zum the-ma «100 prozent recycling – 0 pro-zent littering» mit einfallsreichen Ge-schichten und feiner strichkunst, dassihnen die umwelt nicht egal ist. Zweipreisträger illustrieren mit ihren wett-bewerbsarbeiten diesen special: ar-naud tosi (25), chêne-Bougeries Ge,gewann mit «et si ...» die kategorieder erwachsenen, und tugrul Guenes(24), oberbuchsiten so, belegte mit«erkenne deine Macht» in der glei-chen kategorie platz 3. «et si ...» illus-triert die seiten 39 bis 45 (inklusivetitelbild) und «erkenne deine Macht»die seiten 47 bis 50 dieses specials.
Comics: arnaud tosi und tugrul Guenes
Tugr
ulgu
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ArnA
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Markus köchli
Vorbei sind die Zeiten, als man – vor al-lem imAusland – glaubte, die Schweiz seiso sauber, dass man dort vom Boden es-sen könne. Das ist Vergangenheit. Es gehtbergabmit derReinlichkeit undderHygi-ene in der Schweiz. Manifest wird dieswieder in diesen Sommerwochen. KurzeSpaziergänge entlang von Seeepromena-den, über stark besuchte Plätze in Städ-ten, durch Bahnhöfe oder vorbei anTram- und Bushaltestellen reichen, umzuwissen,weshalbdasLittering zueinemProblem unserer Gesellschaft gewordenist. Das achtlose Liegenlassen oder garaktive Wegwerfen von Abfall hat hierzu-landedasMassdesNormalenüberschrit-
ten. Ganz extrem in urbanen Gebieten,doch sind ersteAnsätze dieser Respektlo-sigkeit vor den anderenmittlerweile auchauf der Landschaft zu beobachten.
Begründet wird die Unsitte des be-denkenlosenWegwerfensmitdemWer-tewandel unserer Gesellschaft, vor al-lem aber auchmit veränderten Lebens-gewohnheiten. Gegessen wird, weitmehr als früher, nicht mehr zu Hauseam eigenen Tisch, sondern unterwegs;gelesen wird, was auf dem Arbeitswegkostenlos angeboten wird und daher inseinem wahrgenommenen Wert nahegegen null tendiert. Und bei den Ziga-retten glauben die Raucher,mit den ho-hen Preisen der Glimmstengel sei dieumweltgerechte Entsorgung der Ziga-
rettenstummel sozusagen dank einervorgezogenen Entsorgungsgebühr ge-regelt.
Dabei geht mehr und mehr verges-sen, dass Sauberkeit einen Preis hat undnicht kostenlos zu haben ist. Die Ten-denz, dassGeiz geil unddas immer grös-ser werdende Umfeld vieler Gratisleis-tungen–angefangen imInternet– längstNormalität ist, spüren ausgerechnetjene, die für Sauberkeit besorgt sind. Dieschweizerische Reinigungsbranche mitihren rund 1800 Betrieben und weitmehr als 80000 Beschäftigten klagt da-rüber, dass Preisdruck, Billigaufträgeund ständige Ausschreibungen der Auf-trägeAlltag sind.Dies,weil Sauberkeit anBedeutungverlorenhat.UnterdemMot-
to «fair-clean»wollendieReiniger indenkommenden fünf Jahren mit einer Be-wusstseinskampagne verstärkt auf dieBedeutungderSauberkeit, aber auchaufdie wirtschaftliche Positionierung derBranche sowie deren rasante Professio-nalisierung aufmerksammachen.
Aufklärung, ergänzt mit einem Ap-pell an mehr Anstand, betreiben auchjene Organisationen, die sich, wie etwadie IG saubere Umwelt (IGSU), demAnti-Littering verschrieben haben.Längst hat das Littering ein Ausmassangenommen, das finanziell belastet.Das Bundesamt für Umwelt (BAFU)schätzt allein die Aufräumkosten aufüber 200Millionen Franken. Das ist vielGeld für eine Dummheit.
Sauberkeit ist nicht gratislittering das achtlose wegwerfen von take-away-Verpackungen, von flaschen, Gratiszeitungen undZigaretten ist weit mehr als nur ein Ärgernis. die kosten der Beseitigung des abfalls gehen in die Millionen.
(1) Christoph M. Steiner, Steiner Immobilien Management AG, (2) Jana Kaufmann, (3) Hans Kaufmann, Nationalrat, (4) Annette Liggenstorfer-Heimlicher, Contrinex, (5) Rolf Hiltl, Hiltl.
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