zum schluss gibt's noch ein reifendressing...2016/02/01 · weitere in hannover und kl n. dpa...
Post on 11-Jun-2020
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Musste Katjes Lakritz und Fruchtgummi jahrelang zu teuer produzieren, weil die drei Großen der
Zuckerbranche überhöhte Rechnungenstellten? Mit einem Streit über Transportkosten und Preise hat am Freitag ein SchadenersatzProzess gegen drei Zuckerhersteller in Mannheim begonnen. Das SüßwarenUnternehmen Katjes verlangt vonihnen insgesamt rund 37 Millionen EuroEntschädigung wegen Kartellbildung.Preisabsprachen sind in der EU illegal, weilsie auch die Kosten für die Verbraucherkünstlich erhöhen können.
Das Bundeskartellamt hatte gegen dieBeklagten Südzucker, Nordzucker undPfeifer & Langen (DiamantZucker) Bußgelder von zusammen 280 Millionen Euroverhängt. Südzucker musste mit 195,5 Millionen Euro die höchste Einzelstrafe zahlen. Die Hersteller sollen über Jahre hinweg bis 2009 Verkaufsgebiete, Quoten und Preise abgesprochen haben. Die drei Beklagten bestritten bei der mündlichen Verhandlung am Freitag, dass Katjes ein Schaden entstanden sei. Eine Entscheidung sollam 22. April fallen.
Der KatjesAnwalt signalisierte demVorsitzenden Richter Andreas Voß, dassdie Klägerseite zu Vergleichsverhandlungen bereit sei. Die Verteidiger der beklagtenUnternehmen schlossen das jedoch aus. Voßwies auf die Schwierigkeiten hin, den Zuckermarkt unter demAspekt von Auswirkungen eines Kartells zubeurteilen, weil er stark reguliert sei.„Greift die Vermutung, dass man ein Kartell nicht nutzlos macht?“, nannte Voß eineentscheidende Frage des Verfahrens. „Wiehätte sich der Preis ohne Kartell entwickelt?“ Der Richter erwog die Möglichkeit,ein SachverständigenGutachten in Auftrag zu geben.
Den Zuckerherstellern droht eine Vielzahl weiterer Verfahren. Am LandgerichtMannheim läuft bereits eine Klage desBonbonHerstellers Vivil gegen Südzucker über 1,3 Millionen Euro. Wenn die Klagevon Nestlé verhandelt wird, stehen 50 Millionen Euro im Raum. Die Summen setzensich aus Entschädigungen plus Zinsen undKosten zusammen. Nach aktuellen Informationen sollen alleine vor dem Landgericht Karlsruhe 21 Fälle verhandelt werden,weitere in Hannover und Köln. dpa
Absprachen Katjes verlangt 37 Millionen Euro Entschädigung von den Zuckerproduzenten.
Rechtstreit um Zuckerpreise
Handel erwartet ein weiteres Wachstumsjahr
Die Bundesbürger bleiben aus Sichtdes Handels angesichts steigenderLöhne und günstiger Energiepreise
ausgabefreudig. Für dieses Jahr rechnet dieBranche mit einem Umsatzplus von zweiProzent, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) am Freitag in Berlin mitteilte.„Die Rahmenbedingungen waren letztes Jahr gut und sie bleiben auch 2016 gut“,sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.Er kündigte weitere Neueinstellungen an. Den Lebensmittelerzeugern machte er keine Hoffnung auf ein Ende der Preismisere.
Im vergangenen Jahr konnte sich derEinzelhandel über den stärksten Umsatzzuwachs seit 1994 freuen. Die Erlöse wuchsen preisbereinigt um 2,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Ein Fünftel seines Umsatzes macht derHandel im Weihnachtsgeschäft. Im November und Dezember kamen 2015 87,2 Milliarden Euro zusammen, 2,6 Prozent mehrals im Vorjahreszeitraum. Anders als das Bundesamt rechnet der HandelsverbandUmsätze aus den Bereichen Kfz undBrennstoffe sowie Tankstellen und Apotheken nicht ein. Er kommt so auf einenJahresumsatz von 472,4 Milliarden Euro.
Der Dezember fiel nach amtlichen Angaben mit einem nominalen Plus von 1,7Prozent allerdings schwächer aus als dasGesamtjahr. Nach den Terroranschlägenvon Paris seien die deutschen Einkaufsstraßen zunächst leerer gewesen, sagteGenth zur Erklärung. Besonders stark istden Zahlen zufolge abermals der Internethandel gewachsen, der real um neun Prozent zulegte. Fast jeden zehnten Euro geben die Bundesbürger beim Einkaufen inzwischen im Netz aus. Der Lebensmittel
handel wuchs mit 2,3 Prozent etwas langsamer als der Einzelhandel mit NichtLebensmitteln, der um drei Prozent zulegenkonnte. Stagnation herrschte hingegen beiTextilien, Schuhen und Lederwaren.
Trotz des wachsenden Internetgeschäfts wachsen auch die stationären Handelsflächen in Deutschland weiter, die Investitionen erreichen nach Branchenzahlen Rekordwerte. Dabei zerfällt die Einkaufslandschaft in zwei Welten: In gut gelegenen Einkaufsstraßen der Städte brummtder Handel, in Dörfern und Kleinstädtendagegen schließen immer mehr Läden.Eine Lösung für die Kunden auf dem Landist schwierig. „Das ist eine der größten He
rausforderungen, die wir inden nächsten Jahren habenwerden“, sagte HDEChefGenth. Auf der einen Seiteboomende Großstädte wie etwa Berlin, wo jährlich Zehntausende zuziehen. Auf der
anderen Seite die Gemeinden, aus denenMenschen fortziehen und sich Handel immer weniger rechnet. Auch Ortsteile größere Städte sind betroffen. „Das sehen wirauch mit Sorge“, sagte Genth.
Forderungen der Bauern nach höherenErzeugerpreisen kann der Handel nachGenths Worten nicht nachkommen. DiePreise würden auf den Weltmärkten gemacht. „Wir können diese Misere nicht aufhalten.“ Die Branche mit drei MillionenMitarbeitern rechnet damit, die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr um ein Prozent zu steigern. Die Zahl der Minijobbergehe zu Gunsten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zurück, hieß es.Zum Optimismus des Handels für 2016trägt auch bei, dass der Kalender drei zusätzliche Verkaufstage hergibt. dpa
Bilanz Der Umsatz der Branche wächst zum sechsten Mal in Folge. Der Handelsverband glaubt, dass die Kauflaune anhält.
Zum Schluss gibt’s noch ein Reifendressing
Im Prinzip ist eine Autowäsche genausoeinfach, wie es Mr. Miyagi, der Trainervon Karate Kid im gleichnamigen
Film, erklärt: „Auftragen rechte Hand. Polieren linke Hand.“ Und Atmen nichtvergessen. Viele stressgeplagte Berufstätige wollen aber nicht mehr selbst Hand ansAuto anlegen – die Zeiten, in denen derSamstag für die liebevolle Pflege des eigenen Vehikels reserviert war, sind vorbei.
Darauf baut die Geschäftsidee vonMyCleaner, einem Startup mit Sitz in StuttgartDegerloch, auf. Das Unternehmen bietet eine Autoreinigung auf Bestellung am Wunschort, sprich: zu Hause, während man beim Friseur oder im Büro ist.„Die optimale Zeit für eine Autoreinigungist während der Arbeitszeit“, findet SlawaKister, Geschäftsführer und einer derGründer von MyCleaner. Auf die Idee kam er, als der Unternehmensberater in Belgientätig war und dort die Dienste eines lokalenAutoreinigers mit Hol und Bringservicenutzte. „Das müsste doch auch als Marke
und mit Vernetzunggehen“, dachte Kister.
Die Idee lag ein paarJahre brach, ehe dergelernte Maschinenbauer sie bei einer Mitfahrgelegenheit dem
MedizintechnikStudenten Abdula Hamederzählte. Zusammen mit Hameds BruderMohamed und Kisters Frau Natalia gründeten die beiden im Jahr 2011 MyCleaner, zuerst mit Sitz in Remseck am Neckar, später dann in Stuttgart. „Früher waren wir dieVollzeitCleaner, um erste Erfahrungen zusammeln“, erzählt Mohamed Hamed.
Cleaner ist die Bezeichnung für jene, diedie Autos reinigen und polieren. Auch hierkam die Inspiration aus der Filmwelt.Nicht Leon, der Profikiller, sondern Winston Wolf, der ruppige, aber effiziente TatortreinigerGangster aus „Pulp Fiction“ gespielt von Harvey Keitel. Die Cleaner sollenwie Wolf sein: schnell vor Ort und den Auftrag erledigen, ohne Spuren zu hinterlassen – nur mit dem Unterschied, dass dasGeschäft der Cleaner eben nicht gegen dasGesetz verstößt. „Wobei ein verschmutztesAuto auch kriminell ist“, scherzt Kister.
Möglich wird die VorOrtReinigungdurch den sparsamen Einsatz von Flüssigkeit: Etwa 200 Milliliter Reinigungsmittelbrauche es, damit der Wagen außen wiederglänzt, sagt Kister. Kein Wasser, keinSchaum, alles biologisch abbaubar – deswegen kann man den Wagen auch an der Straße putzen, ohne die saftigen Strafen derKommune fürchten zu müssen. „In einer
Waschanlage verbrauche ich etwa 600 Liter Wasser“, sagt Kister.
In Kooperation mit einem Herstellervon Reinigungsmitteln haben Kister undHamed ihre eigene Produktlinie herausgebracht: eins für den Sommer, eins für denWinter, ein Allzweckreiniger für den Innenraum und ein OberflächenFinish, intern auch „Reifendressing“ genannt. Der
Innenraumreiniger kostet zwölf Euro, für16 Euro gibt es die drei anderen Fläschchenà 500 Milliliter, das reiche für drei Autowäschen, sagt Kister. Eine Außenreinigungkostet 19 Euro, innen 39 Euro. Alles weiterekostet extra, beispielsweise Flecken entfernen oder das Autoinnere desinfizieren. Damit kostet eine RundumReinigung beiMyCleaner deutlich mehr als in einer
Waschstraße, ist dafür aber gründlicherund besser für die Umwelt.
Knapp 2000 Autos wäscht MyCleanerderzeit jeden Monat, vor allem für Unternehmen und CarsharingAnbieter. DerUmsatz lag 2015 laut Kister im siebenstelligen Bereich. Für das Startup arbeiten 50Mitarbeiter, 35 davon als Cleaner. MyCleaner ist an 13 deutschen Standorten verfügbar, unter anderem in Leipzig, München,Frankfurt und Stuttgart. Die Gründer wollen 2016 weiter expandieren, auch aufs Land mit Hilfe von FranchiseModellen. Kister denkt aber noch größer: „Wir wolleneuropaweit der Marktführer für Autoreinigung werden.“ Geplant ist eine App, mit derder Kunde buchen und bezahlen und derCleaner seine Arbeit dokumentieren kann,auch in Form von VorherNachherFotos.
Das hätte auch Sabiti Lindondo in einemFall gerne gemacht. Der Kongolese ist seit Oktober bei MyCleaner. Über 100 Autos hater seitdem gereinigt. Aus Erfahrung weiß er: Es sind nicht die großen Autos, die besonders verdreckt sind, sondern die kleinen. „Eines davon war seit elf Jahren nicht mehr gereinigt worden. Außen und innenlagerten Moos und Schimmel. Zuerst dachte ich, das sei ein Härtetest mit versteckter Kamera“, erzählt er. War es aber nicht. Lindondo biss die Zähne zusammen und reinigte den fahrenden Komposthaufen. Geatmet hat er dabei ein bisschen seltener alsMr. Miyagi empfiehlt.
Firmenporträt MyCleaner bietet eine umweltfreundliche Autoreinigung am Wunschort. Die Unternehmer aus Degerloch wollen mit ihrer Marke europaweit an die Spitze. Die Branche kämpft jedoch seit Jahren mit Preisdumping. Von Philipp Obergassner
Auftragen und polieren: Sabiti Lindondo arbeitet als Cleaner. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
„Pulp Fiction“ – der Film hat die Gründer inspiriert.
Die Händler freuen sich über drei zusätzliche Verkaufstage 2016.
In Karlsruhe sollen 21 Fälle verhandelt werden.
FAHRZEUGAUFBEREITUNG
Branche In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesverbands Fahrzeugaufbereitung (BFA) etwa 2300 Betriebe, die Autos von innen und außen reinigen und Schäden an Lack,Leder und Blech ausbessern. Von den 180 Mitgliedern des Verbands sind etwa 60 Prozent Betriebe mit bis zu drei Mitarbeitern, knapp30 Prozent beschäftigen drei bis fünfzehnMitarbeiter.
Preise Die meisten Fahrzeugaufbereiter arbeiten laut BFAPräsident Markus Herrmann für Autohändler. Preisdumping unter den Aufbereitern mache das Geschäft seit Jahren beschwerlicher, sagt Herrmann. So bekomme man eine Komplettreinigung innen und außen mit Motorwäsche zum Teil bereits für 70 Euro. Insgesamt bewegten sich die Preisspannen zwischen 35 und 300 Euro. Ein weiteres Problem seien unprofessionelle Angebote, die ein schlechtes Licht auf die Branche würfen.„Deswegen fordern wir seit Jahren, dass Fahrzeugaufbereiter ein anerkannter Ausbildungsberuf wird“, sagt Herrmann. pho
Haus der Wirtschaft, Stuttgartvon 14.30 bis 20.30 Uhr
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Für die Gäste vor Ort.Fahrzeugpräsentation von Jaguar und Land Rover
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7. März 2016
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15Samstag, 30. Januar 2016 | Nr. 24STUTTGARTER ZEITUNG WIRTSCHAFT
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