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Assessment von Delirium
SEOP-Tagung Krebsliga Schweiz, Bern 06. 11. 2014
Manuela Pretto Pflegeexpertin MNS, ANP Dank an: Dr. W. Hasemann Leiter Delir-Management USB
Inhalt
• Delir und seine Folgen
• Symptome von Delir / Assessmentinstrumente
• Abgrenzung Delir – Demenz
• Patientenbeispiel
• Risikofaktoren & Auslöser
• Rolle von Angehörigen
• Höhere Verweildauer im Spital (O'Keeffe & Lavan, 1997)
• Vermehrte Komplikationen im Spital und danach (Marcantonio et al., 2005)
• Schlechtere Rehabilitations-Outcomes (Olofsson et al., 2005)
• Höhere Mortalität (McCusker, Cole, Abrahamowicz, Primeau & Belzile, 2002)
• Höhere Pflegebedürftigkeit mit häufigerer Einweisung in Pflegeheim (McCusker, Cole, Dendukuri, Belzile & Primeau, 2001)
• Dauerhafte Verschlechterung von kognitiven Fähigkeiten (Francis & Kapoor, 1992)
• Erhöhte Behandlungskosten (Inouye, 2006)
Delir und seine Folgen
Erscheinungsformen von Delir
•Hyperaktives Delir
Patient hyperaktiv, unruhig, zappelig. Oft mit Halluzinationen/
Illusionen. Gefahr der Selbstverletzung. (Inzidenz 2%-15%-21%)
•Hypoaktives Delir
Reduzierte Aktivität, Patient teilnahmslos, lethargisch, ruhig.
Inzidenz hoch (19-71%%), wird aber oft übersehen oder als
Depression fehlinterpretiert. (Inzidenz 19%-29%-44%-71%)
•Mischformen (hyper-/hypoaktiv)
Unvorhergesehener Wechsel zwischen hyper- und hypoaktiven
Mustern von Delir. (Inzidenz 43%-55%)
(Liptzin&Levkoff, 1992; Marcantonio et al.,
2002; O‘Keeffe, 1999; Peterson et al, 2006)
Häufigkeit von Delir-Symptomen bei Erwachsenen in verschiedenen Studien
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Motorik: Hypoaktiv
Motorik: Hyperaktiv
Affektlabilität/Emotionelle Veränderungen
Wahnvorstellungen
Halluzinationen/Wahrnehmungsstörungen
Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen
Denkstörungen
Sprachveränderungen
Visuell räumliche Störung
Langzeitgedächtnisstörung
Kurzzeitgedächtnisstörung
Aufmerksamkeitsstörung
Desorientierung
Symptomhäufigkeit in Prozent
(Trzepacz & Meagher, 2008)
= max. = min.
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DSM-IV Kriterien für ein Delir (1)
Kriterium A
Eine Bewusstseinsstörung (d. h. eine reduzierte Klarheit der Umgebungswahrnehmung) mit einer eingeschränkten Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu richten, aufrecht zu erhalten oder zu verlagern
(American Psychiatric Association, 2000;
Sass, Wittchen, Zaudig, & Houben, 2003)
DSM-IV Kriterien für ein Delir (2)
Kriterium B
Eine Veränderung der kognitiven Funktionen (wie Gedächtnisstörung, Desorientiertheit, Sprachstörung) oder die Entwicklung einer Wahrnehmungsstörung, die nicht besser durch eine schon vorher bestehende, manifeste oder sich entwickelnde Demenz erklärt werden kann
(American Psychiatric Association, 2000;
Sass, Wittchen, Zaudig, & Houben, 2003)
DSM-IV Kriterien für ein Delir (3)
Kriterium C
Das Störungsbild entwickelt sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne (gewöhnlich innerhalb von Stunden oder Tagen) und fluktuiert üblicherweise im Tagesverlauf
(American Psychiatric Association, 2000;
Sass, Wittchen, Zaudig, & Houben, 2003)
• Akuter Veränderung im mentalen Status des Patienten und/oder • Fluktuierender Verlauf
und
• Aufmerksamkeitsstörung und
• Formale Denkstörung oder Veränderte Bewusstseinslage
Klassische Symptome des Delirs gemäss CAM-Kriterien
CAM = Confusion Assessment Method (Inouye, van Dyck, Alessi, Balkin, Siegal, & Horwitz (1990)
Delirium möglich - wahrscheinlich
[1a oder 1b] und 2 und [3 oder 4]
Delirium wahrscheinlich - sicher
[1a und 1b] und 2 und [3 oder 4]
Weitere Instrumente für Assessment (1) DOS (13 items) (in Kombination mit CAM)
Schuurmans, Shortridge-Baggett & Duursma: The Delirium Observation Screening Scale: A
Screening Instrument for Delirium. Int J Res & Theory Nurs Pract. 2003; 17:31-50
Weitere Instrumente für Assessment (3) mCAM-ed: Delirscreening auf Notfallstation
Aufmerksamkeitstest Jeder Patient ab 65
Unauffällig Stopp
Auffällig
MSQ
CAM
Formale Denkstörung
Delir Demenz
Akute Verwirrtheit Chronische Verwirrtheit Delir Demenz Muss als Notfallsituation Muss nicht notfallmässig behandelt werden behandelt werden Häufigkeit, Dauer, Ausprägung beeinflussbar
(Milisen et al., 2001; Marcantonio et al., 2001)
Komplikation von Demenz: Delir
Patientenbeispiel: Frau G, 80 jährig
• Lebt zuhause, noch selbständig Haushalt geführt,
selbständig eingekauft
• Deutlich vergesslicher im Verlauf der letzten Jahre
• Seit 3 Tagen deutlich verwirrter (ruft Tochter nachts an,
weiss tw. nicht, wo sie ist, isst nicht mehr richtig
• Tochter ist sehr besorgt
Woran denken Sie?
Was wollen Sie wissen (von Angehörigen, HA,
anderen)?
Was befürchten Sie?
Delir Risiko-
faktoren
• Soziale Isolation • Reizüberflutung • Sehschwäche • Hörschwäche • Immobilität • Neue Umgebung • Stress • Fixierung
Umgebung
• Perioperativ • Art des Eingriffs • Notfalleintritt • Operationsdauer • Blasenkatheter
Prozeduren • Polypharmazie • Drogen- und
Alkoholabhängigkeit • Psychoaktive Medikamente • Anticholinerge
Medikamente
Medikamente
• Alter • Vorbestehende kognitive
Beeinträchtigung • Vorangegangenes Delir • ZNS Erkrankung • Erhöhte Durchlässigkeit Blut-
Hirn-Schranke • Schlechter Ernährungsstatus
Patient
• Schwere der Begleiterkrankungen
• Verbrennungen • HIV/AIDS • Organversagen • Infektionen (HWI) • Hypoxämie • Fraktur • Hypothermie/Fieber • Elektrolytstörungen • Dehdratation • Geringes Serumalbumin • Nikotinentzug • Unkontrollierte Schmerzen
Medizinisch
(Trzepacz, 2008 )
Rolle von Angehörigen betreffend Delir
• Wichtig für Delir-Erkennung:
– Mentaler Grundzustand?
– Plötzliche Veränderungen (kognitiv, andere)?
• Informationen an Angehörige
– Unterstützung für Patient
– Broschüre