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Auf einer Wellenlänge Arbeitsheft 2: Akustik Praxishandbuch „Naturwissenschaft und Medien“ für die Arbeit mit Kindern

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Page 1: Auf einer Wellenlänge · 2018. 4. 16. · Bits21/WeTek Berlin gGmbH diese bildungspolitische Forderung auf und unterstützen Praktiker/innen, naturwissenschaftlich-techni-sche Inhalte

Auf einer Wellenlänge

Arbeitsheft 2: Akustik

Praxishandbuch

„Naturwissenschaft und Medien“

für die Arbeit mit Kindern

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vorwort

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Mit diesem Handbuch setzen wireine Reihe von Arbeitsheften

fort, die als wertvolle Praxishilfe dieinterdisziplinäre Fortbildung „Fach-profil Naturwissenschaft und Medien“begleiten. Hinter der Fortbildung ste-hen Bits21 / WeTek Berlin gGmbH unddie Technische Jugendfreizeit- undBildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbHals zwei versierte Bildungsträger, diesich seit ihrer Gründung der Qualifi-zierung von pädagogischen Fachkräf-ten in den Bereichen Naturwissen-schaft, Technik und Medien widmen.

In einer hochtechnisierten, medial geprägten Wissensgesellschaftist nicht nur die Vermittlung naturwissenschaftlich-technischerInhalte von elementarer Bedeutung für das Weltverstehen, sondernauch eine Medienpädagogik, in deren Mittelpunkt der kritisch-reflektierte Umgang mit Medien steht. Medienbildungsinhalte kön-nen nicht isoliert vermittelt werden, sondern müssen als Quer-schnittsaufgabe verschiedener Fachgebiete verstanden werden. Mitdem interdisziplinären Fachprofil greifen die tjfbg gGmbH undBits21/WeTek Berlin gGmbH diese bildungspolitische Forderung aufund unterstützen Praktiker/innen, naturwissenschaftlich-techni-sche Inhalte nachhaltig in ihre Arbeit zu verankern und in medien-pädagogische Angebote zu integrieren. Wo das Vorgängerheft„Schauen wir mal…“ mit dem Schwerpunkt „Fotografie“ ein „Licht“auf Optik und visuelle Medien geworfen hat, stehen in dieser Aus-gabe nun die Welt der Akustik und „tönende“ Medien im Mittel-punkt.

Hören lernen heißt: Zu-Hören lernen und die eigenen Sinne schär-fen. Wer um die Entstehung und die individuelle Wahrnehmung vonakustischen Sinneseindrücken weiß, wer weiß, wie Töne und Geräu-

sche wirken, wie man sie festhalten, kreativ bearbeiten, aber auchverfremden und kritisch hinterfragen kann, wird sie mit Gewinn indie eigene Arbeit mit Kindern einbringen. Nachvollziehbar für alle,mit vielen Versuche sowie Spiel- und Projektideen vermittelt dasHandbuch Grundlagenwissen in den Bereichen Physik, Anatomie,Medienkunde und aktive Medienarbeit mit auditiven Medien.

Mit „Auf einer Wellenlänge“ wollen wir den ganzheitlichen Lern-bedürfnissen von Kindern gerecht werden und ihre Lust am Expe-rimentieren und Ausprobieren jenseits von theoretischem Schubla-dendenken wach halten. In einer zunehmend erfahrungsfeindlicherwerdenden Umwelt möchte das Handbuch aufzeigen, wie Kinderim Alter von 5 – 9 Jahren praxisnah an das komplexe Thema Aku-stik herangeführt werden können. Im Mittelpunkt steht dabei immerein handelndes Lernen, das offen bleibt für Freiräume und Unvor-hergesehenes.

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Handbuch den nötigen Rahmen undOrientierung dafür an die Hand zu geben.

Thomas HänsgenGeschäftsführerTechnische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbH

Christoph Happel Geschäftsführer BITS21 / WeTek Berlin gGmbH

Christine SchererGeschäftsführerin BITS21 / WeTek Berlin gGmbH

Liebe Leserinnen und Leser,

unsere Ohren leisten ununterbrochen Schwerst-arbeit: Verkehrslärm, Hintergrundmusik, Radio und TV im Dauereinsatz bilden eine Geräusch-kulisse, die wir manchmal gar nicht mehr wahr-nehmen. Gemeinsam „auf einer Wellenlänge“möchten wir Sie einladen, einmal bewusst hin und hinter die Geräuschkulisse zu hören und mitden Kindern aus Ihren Einrichtungen auf eine akustische Entdeckungsreise zu gehen.

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inhAlt

4| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

eiNführuNg.........................................................................................................................................Seite 05

Zur Arbeit und zum Umgang mit dem MedienhandbuchRosa Rauschen erklärt die Welt der Töne und GeräuscheAnregungen zum Einstieg in das Thema „Schall und Akustik“

WAs ist schALL uNd Wie KANN MAN ihN eiNfANgeN?.....................Seite 07

Der Schall ist überallDie Ballade vom TonExperimentierfreudiger SchallDie „schallige“ SchlauchtröteMikrofone - die Fänger und Verwandler des SchallsLautsprecher und Kopfhörer – Diener der Beschallung

Wie verhiNdert MAN, dAss der schALL Wieder verschWiNdet?........................................................SEITE 16

Ton- und GeräuschkonservenVom Grammophon zur Schallplatte Musik vom Band – Die KassetteTöne mal digital – die CD und das Geheimnis der BrennfleckenMusik ganz klein gemacht – MP3

WAruM hALteN Wir töNe uNd geräusche fest?....................................Seite 22

Konservieren, um zu informieren Konservieren, um zu unterhalten Konservieren, um zu warnen und sich zu orientieren Konservieren, um zu archivieren

Wie KANN MAN töNe uNd geräusche veräNderN?............................Seite 28

Meister Schall und seine „VeränderungsKräfte“Zaubermeister Schall und seine technische Bearbeitung bzw. Veränderung

AKustischer AusfLug...............................................................................................................Seite 32

Thematisch orientierte Exkursionsideen

KLANgvoLLe doKuMeNtAtioN..........................................................................................Seite 33

Ausführungen zur Projektdokumentation – Warum-Fragen und Wie-Ideen

WorAuf sie ihr „ohreNMerK“ LegeN soLLteN...........................................Seite 34

Hilfreiche Tipps

Im Text verwenden wir meist nur die männliche Form. Diese Reduktion dient ausschließlich dem besseren Lesefluss. Wir bitten um Verständnis.

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Mit dem Heft „Auf einer Wellenlänge“ vermitteln wir praxisnaheAnregungen für Projekte zur Akustik, die sich vor Ort gut umsetzenlassen. Der Leser kann sich leichtfüßig auf die Suche nach dem Schallbegeben und dessen Ausbreitung nachvollziehen. Dies alles dankverständlicher, einfach zu handhabender Versuche und spannenderHintergrundinformationen. Auf diese Weise werden Pädagogen indie Lage versetzt, das Thema für Kinder, ebenso wie für deren Elternanschaulich zu machen und mehr Begeisterung für naturwissen-schaftliche Sachverhalte und den Einsatz von Medien zu wecken.

Das Handbuch bietet einen unkomplizierten Einstieg in die Akustikund beantwortet Fragen nach der Entstehung des Schalls, dem Auf-bau des menschlichen Ohres oder der Funktionsweise eines Mikro-fons. Medienpädagogische und naturwissenschaftliche Aspektewerden miteinander verknüpft. Dabei fallen Wechselbeziehungenauf, die vorher so nicht sichtbar waren oder die lange „überhört“wurden.

Medien und Naturwissenschaft gehören zusammen, das klingt gera-de in der Akustik deutlich an. Wie lassen sich beispielsweise Geräu-sche verarbeiten, wie können Töne in Form von Schallplatten, CDsund MP3´s konserviert werden?

Viele interessante Beispiele zur Verbindung von Medien und Natur-wissenschaft finden sich in diesem Handbuch, das seine Leser inspi-rieren und ihnen Mut machen möchte, einige Spuren dieser Verbin-dungen selbst einmal aufzunehmen. Deshalb wird nicht das Unmög-liche, sondern das Machbare beschrieben. So lassen sich viele unse-rer Ideen selbst bei schwierigen Arbeitsbedingungen vor Ort nochgut verwirklichen, weil sie nicht viel Geld voraussetzen, sondern aufAlltagsmaterialien und pädagogische Fantasie bauen.

Zur Arbeit und zum umgang mit dem Medienhandbuch

einführung

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Ich möchte mich Ihnen vorstellen. Mein Name ist Rosa, genauergesagt: Rosa Rauschen. Ich begleite Sie auf dieser akustischen Reise.

Mich gibt es als Geräusch wirklich! Um zu verstehen, woher meinName kommt und warum man bestimmten Geräuschen Farben gibt,muss man sich mit einer Besonderheit unserer Ohren beschäftigen:wir nehmen die tieferen Töne leiser wahr als die höheren Töne. Daman beispielsweise Hörspiele auf CD oder Musik in einem Konzertausgeglichen und alle Töne in gleicher Lautstärke wahrnehmenmöchte, muss man deswegen die Töne technisch bearbeiten.

Mischt man alle Töne, die unser menschliches Ohr wahrnehmenkann in gleicher Lautstärke zusammen, entsteht aus dem Tonsalatein bestimmtes Rauschen. Dieses Rauschen wird als weißes Rau-schen bezeichnet. Dabei hat man einen Vergleich zur Farbenlehre,insbesondere zur additiven Lichtmischung gezogen. Die Lichtfarbe„weiß“ setzt sich demnach aus der Mischung aller bunten Regen-bogenfarben zusammen; sie entspräche analog zu den Tönen demWeißen Rauschen. Das Weiße Rauschen ist „ungefärbt“, d. h. zu glei-chen Teilen aus allen hörbaren Tönen zusammengesetzt.

So wie jede bestimmte Farbe aus diesem Regenbogenspektrum hatauch jeder hörbare Ton eine bestimmte Wellenlänge. Zu den tiefenTönen hin wird der Schall zunehmend langwelliger. LangwelligeLichtfarben sind durch die Farbe Rot gekennzeichnet. Die tieferenlangwelligen Töne ordnet man nun einfach auch der Farbe Rot zu.Da unsere Ohren die technische Abmischung aller Töne in gleicher

Lautstärke als nicht angenehm empfinden, muss man für ein nachmenschlicher Wahrnehmung gutes Hörspiel oder Konzert die tie-fen Töne anheben, d. h. sie lauter machen. Man verstärkt die lang-welligen roten Töne und mischt sie zum Weißen Rauschen dazu. AusWeiß und Rot entsteht in diesem Fall ein Rosa, genauer ein RosaRauschen.

Soundprofis und Akustiker erzeugen dieses besondere Rauschen aufelektronische Weise. Sie lassen es in Konzertsälen oder Opernhäu-sern zunächst über Lautsprecher einspielen und dabei von vielenMikrofonen (künstlichen menschlichen Ohren) aus unterschiedli-chen Richtungen und Positionen wieder aufnehmen. Die Aufnah-men werden hinterher mit dem Original- Rauschen daraufhin ver-glichen, welche Tonanteile an welchem Ort des Raums zu schwachoder gar nicht mehr zu hören sind. Sie können so feststellen, aufwelchen Sitzplätzen für die Besucher eine Musikdarbietung schlechtklingt. Das ist z. B. dann der Fall, wenn Wände, Treppen, Säulen undandere Gegen stände den Schall in seiner ungehinderten Ausbrei-tung stören oder sogar schlucken. Rosa Rauschen ersetzt hier alsoein aufwendiges und teures Test-Orchester.

Sie sehen also, das physikalische Phänomen „Schall“ und das mensch-liche Hören sind zwei ganz unterschiedliche Dinge! Da ich dennochso schön in Ihren Ohren klinge, möchte ich Sie auch weiterhin durchdieses Heft begleiten und viele weitere Phänomene erklären sowieWundersames und Wunderbares aus der akustischen und techni-schen Welt zeigen.

rosa rauschen erklärt die Welt der töne und geräusche

Hallihallo!

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einführung

6| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Hören, sehen, riechen, tasten, schmecken… - Kinder entdeckendie Welt mit ihren Sinnen. Wahrnehmung ist ein aktiver Pro-

zess, der die Vorraussetzung für Verstehen, Entwicklung und Lernenschafft. Die Sinne liefern einem Kind viele Eindrücke über seineUmwelt und über sich selbst im Kontext seiner Umwelt.

In der heutigen Gesellschaft stehen visuelle Reize stark im Vorder-grund gegenüber den anderen Sinnen. Gerade das Hören gerät dabeiimmer mehr in den Hintergrund. Dabei ist der Hörsinn einer der aus-

geprägtesten menschlichen Sinne. Kinder wollen hören, was in ihrerUmwelt vor sich geht, Krach machen, schreien, sie wollen Geräu-sche machen oder stampfen. Genauso brauchen sie Momente derRuhe, wollen jemand Anderem zuhören, den Geräuschen der Natur,Liedern oder Hörspielen lauschen. Deshalb ist es wichtig, das sinn-reiche Erleben durch eine Vielzahl verschiedener Angebote zu unter-stützen und zu ermöglichen. Die hier vorgestellten Ideen und Anre-gungen führen auf ganz praktische, einfache Art und Weise in dasThema ein. Also, alle Antennen auf Empfang und los geht’s!

Anregungen

Ein Spieler macht ein Geräusch(z. B. summen, mit den Fingernschnipsen, mit einem Löffel aufeinen Kochtopf schlagen). Dannist der nächste Spieler dran. Erwiederholt das Geräusch undfügt ein Neues hinzu. DieGeräuschkette wird somit immerlänger. Wer ein Geräusch vergisst,scheidet aus. Gewonnen hat der-jenige, der bis zum Schluss allesweiß und durchhält.

geräuschkette ich höre was…

die Blattwanderung

Alle Spieler legen ihren Kopf auf dieArme. Der Spielleiter flüstert denNamen eines Spielers, dieser hebt da-raufhin den Kopf und flüstert den näch-sten Namen. Dieser Spieler hebt wie-derum den Kopf. Das Flüstern gehtsolange weiter bis alle Köpfe oben sind.

Kopf hoch

Alle Kinder sitzen voreinem Fenster und schlie-ßen die Augen. Dann wer-den die Ohren gespitzt.Wer ein Geräusch vondraußen identifizierenkann, sagt, was er gehörthat (z. B. Stimmen, dasZwitschern von Vögeln,eine Straßenbahn, klap-perndes Geschirr, einezufallende Tür, Regen, dergegen die Fensterscheibeprasselt).

Ein Spieler verlässt den Raum. Alle anderen Mitspieler suchen sich ein Instrument aus, verstecken dann gemein-sam einen vorher vereinbarten Gegenstand und holen den Spieler vor der Tür wieder herein. Mit Hilfe der Laut-stärke, die seine Mitspieler mit den Instrumenten erzeugen, muss er nun den Weg zum versteckten Gegen-stand finden (z. B. laut - weit entfernt, leiser werdend – der Spieler kommt dem Gegenstand näher).

ohrenkino

stimmen

Laute suche

Kinder reichen ein Blatt Papier mög-lichst geräuschlos innerhalb einer Grup-pe weiter. Gleichzeitig achten sie dar-auf, was sie noch hören können.

zum einstieg in das thema„schall und Akustik“

Unsere Stimme kann sehr vielfältigklingen. Der Klang ist abhängig von

der Atmung, der Sprechlaut-stärke, der Lippenbewegungoder wie weit wir den Mundöffnen. Auch der Tonfallmacht Stimmung. Spiele mitder Stimme machen Spaßund der spielerische Umganglässt die mögliche Angst, sichzu hören, vergessen.

…was du nicht hörst! Das alte Kinder-spiel trainiert eigentlich die Augen,kann aber auch für die Ohren abge-wandelt werden. Da muss nungenau hingehört und beschrie-ben werden, was gehört wird.Wenn das Geräusch erraten ist,geht das Spiel wieder von vornlos, d. h. genau hinhören undweiterraten.

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der schall ist überall

eine schaukelnde Welt voller töne und geräusche

Wenn stilleherrscht

Entstehungsursache aller Schallereignisse ist eigentlich immer diegleiche: Festkörper, Flüssigkeiten und Gase sind aus loseren oderfesteren gerüstartig miteinander verbundenen Bausteinen (Mole-külen) zusammengesetzt. Entsprechend ihrer Beweglichkeit habenMoleküle eine gemeinsame Eigenart: sie schaukeln gern, wenn mansie „anschubst“. Das geschieht allerdings selten so gemütlich und

langsam wie bei einer Schaukel, sondern viel schneller. Dieses Schau-keln wird auch Schwingung genannt. Sobald Stoffe durch Stoß, Rei-bung oder ähnliche mechanische Einwirkungen in Schwingung ver-setzt werden, sind sie eine Schallquelle und senden augenblicklichSchallwellen in den Raum aus. Erreichen diese unser Ohr, nehmenwir sie als Töne bzw. Geräusche wahr.

wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

Die Welt kommt tatsächlich nie und nirgendwo vollständig zur Ruhe. Pausenlos ist sie erfüllt von

Tönen und Geräuschen sehr unterschiedlicher Art, die von nah und fern an unsere Ohren dringen.

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Wird eine Glocke nicht geschlagen, ruhen die Moleküle des Glockenmetalls in immer gleichem Abstandzueinander bequem in einer Position (übrigens auch die des Schlegels). Diese Schlummerposition derMoleküle könnte man auch als deren mittlere Ruhelage bezeichnen. In diesem Fall ist kein Mucks zuhören. Es herrscht Stille.

Im luftleeren Raum (Vakuum) können sich Schallwellen nicht aus-breiten. Deshalb ist es im Weltraum so still. Damit die Schallwellensich im Raum ausbreiten können, brauchen sie also dafür ein Trans-portmittel, ein Medium. Für alle Landtiere und uns Menschen istdas die uns umgebende Luft. Alle Tiere, die in Meeren, Flüssen, Seen

und Pfützen leben, brauchen natürlich das Wasser alsAusbreitungsmedium für den Schall, um sich dort zu orientieren und sich untereinander zu verständigen. IhreOhren haben sich im Laufe der Evolutionsgeschichtedeshalb etwas anders entwickelt als bei uns Menschen.

Wasser leitet den Schall um ein Vielfaches besser undschneller als Luft, deshalb müssen Meeressäugetiere nicht ihre Ohrenspitzen, um über mehrere hundert Kilometer miteinander Kontaktaufzunehmen.

schall braucht eintransportmittel zu den ohren

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1. Ein Ton trifft auf das Ohr.

2. Der Schall lässt dasTrommelfell schwingen. Die Gehörknöchelchenverstärken den Schall.

3. In der Schneckewird der Reiz inelekrische Signaleumgewandelt.

4. Der Hörnerv leitet die Signale an das Gehirn weiter.

wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

8| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Menschen können Geräusche, Töne und Klänge nicht sehen. DieserUmstand ist für uns Menschen auch richtig sinnvoll. Mit unserenSinnen können wir sehen, tasten, schmecken, hören und riechen.Würde nun jeder Sinn immer alles gleichzeitig wahrnehmen, (d. h.wenn man Bücher gleichzeitig lesen, hören, tasten, riechen undschmecken könnte) wäre das menschliche Gehirn völlig überlastet.Es würde wahrscheinlich ein absolutes Tohuwabohu herrschen, weil

alle Informationen doppelt oder dreifach ankämen. Deshalb ist alsosinnvoll, manche Dinge nur zu hören, andere nur zu sehen und soweiter. Jeder der Sinne ist also immer für einen Teil unserer Wahr-nehmung verantwortlich. Legt man beispielsweise eine Hand aufein Klavier, kann man die Schwingungen auch fühlen, die von denSchallwellen auf das Holz übertragen werden. Das Holz schwingtmit.

Wir alle können uns den charakteristischen Klang gut vorstellen,der entsteht, wenn ein Metalltopf von einem Holzkochlöffel geschla-

gen wird. Eigentlich entstehen dabei jasogar zwei Töne gleichzeitig; der desMetalltopfs und der des Holzlöffels. Neh-men wir anstelle des Holzlöffels als Schlag-werkzeug eine Metallkelle, hören wir einendeutlichen Unterschied. Der Anschlagklingt härter. Wir erkennen bereits am

Klang des Tons (ohne hinzuschauen), welche Materialien bei die-sem Topfschlagen jeweils miteinander in Berührung kommen - Holz

und Metall oder Metall und Metall. Bei der Konstruktion verschie-dener Musikinstrumente ist die Wahl des Materials für den späte-ren charakteristischen Klang von entscheidender Bedeutung. Töne mit gleicher Tonhöhe klingen also nicht unbedingt gleich. Ein„geschultes“ Ohr erkennt an der Schnelligkeit und der Art, mit derein Schallkörper ein- und ausschwingt, aus welchem Material diejeweilige Ton- oder Geräuschquelle gefertigt ist. Das ist ein Grund,warum Holz bei möglicherweise gleicher Tonhöhe anders klingt alsBlech, Kunststoff, Gummi, Pappe …Obertöne machen außerdem als überlagerte Schwingung einen Tonoft erst interessant und hörenswert.

töne habencharakter,sie klingen

Schallwellen bringen aber nicht nur die Luft oderdas Wasser zum Schwingen, sondern auch dieOhren, beim Menschen besser gesagt - das Trom-melfell in den Ohren. Die Ohrmuschel wirkt wie ein Schalltrichter.Sie fängt die Luftwellen, die den Schall tragen, auf. Anschließenddringen die Schallwellen in den Gehörgang ein. Der Gehörgang lei-tet die Schallwellen weiter, sie stoßen an das Trommelfell. Das Trom-melfell ist eine dünne, aber großflächige Membrane, die durch denAufprall der Schallwellen in Schwingung gerät, diese auf drei gelen-kig miteinander verbundene Gehörknöchelchen im Mittelohr, auch"Paukenhöhle" genannt, weiterleitet. Diese Höhle ist mit Luft gefüllt.

Die Gehörknöchelchen funktionieren wie ein mecha-nisches Hebelsystem, das den Druck, der auf dasTrommelfell wirkt, verstärkt und auf eine kleinere

Membran, das ovale Fenster, überträgt. Danach kann der Schall denWeg weiter zur Ohrschnecke passieren, die einem gewundenen Tun-nel ähnelt und mit 18.000 feinen Härchen (Haarzellen) ausgestat-tet ist. Mit jedem Geräusch können dort die Haarzellen wie ein Korn-feld im Wind hin- und herbewegt werden. Über empfindliche Ner-ven gibt die Schnecke die Signale dann zum Gehirn weiter, d. h. derSchall wird in Nervensignale umgewandelt und weitergetragen. Erstjetzt wird uns bewusst, dass wir hören.

die ohren

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wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

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Das Hin- und Herschwingen der Moleküle in einem Material ge-schieht, abhängig von der Dichte, Härte und Form des Materials,entweder langsam oder schnell und erzeugt dadurch eine bestimm-te Tonhöhe. Die Häufigkeit des Hin- und Herschwingens pro Sekun-de nennt man Frequenz und wird in Hertz (Hz) gemessen. Die lang-samen, langen Wellen haben eine tiefe Frequenz und wir hören sieals tiefe Töne. Hohe Frequenzen erzeugen hohe Töne. Schwingun-gen mit hohen Frequenzen finden sich in der Gehörschnecke vor-wiegend in der Nähe des Eingangs. Je tiefer die Frequenz ist, destoweiter drinnen ist der Ort in der Schnecke, wo die Welle optimal

schwingt. So entspricht jeder Ortder Schnecke einem anderen Ton.Die tiefsten Töne, die wir Menschen

noch hören können, schwingen ca. 16 Mal in der Sekunde hin undher. Man sagt dann, der Ton schwingt mit einer Frequenz von 16Hz. Die höchsten für uns hörbaren Töne haben ca. 16 000 Hz. Hundeund viele andere Tiere hören weit darüber hinaus. Am besten hörenwir übrigens zwischen 2000 und 5000 Hz. Dieser Umstand machtauch Sinn, denn der Hauptsprachbereich – also die Frequenzen, indenen Menschen normalerweise reden – liegen zwischen 500 und4000 Hz. Mit zunehmendem Alter aber sinkt der Hörbereich. Darumkönnen Kinder bestimmte Töne wahrnehmen, die Erwachsene nichtmehr hören.

töne klingen hell und dunkel, hoch und tief

Die Schwingungsdauer von Materialien ist sehr unterschiedlich. DerTon eines hohlen oder langen Metallkörpers (z. B. eine Glocke) wirdallmählich leiser und klingt länger nach als beispielsweise der einesmassiven Metallklotzes. Er verstummt viel schneller, weil seineSchwingung nur von kurzer Dauer ist und schnell gedämpft wird.

Bei einer Gitarre werden die Saiten beim Anzupfen mit dem Fingeraus ihrer geraden Spannlage heraus gedehnt. Wird die Anspannungzu groß, rutscht der Finger ab und die Saite entspannt sich schnellwieder in Richtung Ruhelage. Bis sie jedoch endgültig ruht, musssie mehrmals die Richtung wechseln und immer wieder hin- undherschwingen. Die Auslenkung und damit der jeweilige Abstand zumRuhepunkt werden dabei mit der Zeit geringer und somit der Tonimmer leiser, bis er verstummt. Der Grad der Auslenkung einerSchwingung, auch Amplitude genannt, bestimmt also die Lautstär-ke eines Tones. Die Amplitude ist die maximale Auslenkung eines schwingendenGegenstands und bestimmt die Lautstärke des Schalls.

Kurze und lange töne Laut und leise

Der Schall braucht im Vergleich zum Licht viel Zeit, um eine bestimm-te Strecke zurückzulegen und sein Druck verliert an der Luft vielschneller an Intensität als beispielsweise im Wasser oder in Metal-len. Das liegt an der unterschiedlichen Dichte und Elastizität derjeweiligen Stoffe.

Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schall in unterschiedlichen Medien:

Luft: ca. 340 Meter pro SekundeWasser: ca. 1450 Meter pro SekundeHolz: ca. 3300 Meter pro SekundeMetalle: ca. 5000 Meter pro Sekunde

schall braucht Zeit und verliert an intensität

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experimentierfreudigerschall

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10| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Als Schall bezeichnen wir jedes Geräusch, jeden Ton, den unsere Ohren aufnehmen.

Der Schall bringt die Luft zum Schwingen. Was der Schall noch so kann, lässt sich

ganz leicht auf spielerischen Wegen erkunden. Viel Spaß dabei!

Für diesen Versuch braucht man zwei Personen. Einprall aufgeblasener Luftballon wird von einer Per-son mit beiden Händen umfasst. Der Partner stehtgegenüber und ruft oder brummt anschließend lautgegen den Ballon. Der Schall versetzt den Ballon inVibration und man kann das Schwingen an denHandflächen spüren.

Legen Sie ein Lineal (ca. 20-30 cm) bis zur Hälfte auf eine Tischkan-te und halten es mit einer Hand leicht auf dem Tisch fest. Die ande-re Hand drückt die freie Hälfte vorsichtig nach unten und lässt dannlos. Das Lineal schwingt und erzeugt Töne. Verschiebt man das Line-al, werden die Schwingungen des freien Teils größer oder kleiner unddie entsprechenden Töne höher oder tiefer. Lange überstehende Linea-le schwingen langsamer, ihr Ton ist tief. Kurze überstehende Lineal-teile schwingen schneller, ihr Ton ist höher.

Ein schönes Beispiel für den Übertrag dieses Versuchs in den Alltagsind Sprungbretter im Schwimmbad. Wenn man genau hinhört, klin-gen die Bretter unterschiedlich. Je nachdem, ob sie weicher oder här-ter eingestellt sind und dementsprechend schneller oder langsamerspringen.

Probieren Sie mit den Kindern auch unterschiedliche Materialien beiden Linealen aus. Zeigen sich auch da Unterschiede? Wandeln Siedoch einmal auf Forscherfüßen!

Nehmen Sie gemeinsam mit einem Kind einen Text oder ein Lied aufeinen Tonträger auf. Anschließend setzen Sie sich einen Eimer aufden Kopf, das Mikrofon kommt ebenfalls unter den Eimer und dannnehmen Sie den gleichen Text oder das gleiche Lied noch einmal auf.Nun können Sie sich die Aufnahmen anhören.

Was ist passiert? Worin unter-scheiden sich die Aufnahmen? Die Schallwellen, die bei der Auf-nahme durch die eigene Stimmeerzeugt werden, regen den Eimerund die Luft darin zum Schwin-gen an. Dadurch wird die Stim-me sogar verstärkt. Die „Eimer-aufnahme“ ist daher viel vollerund runder im Klang. Das glei-che Phänomen wird in Tonstu-dios genutzt. Die Räume, indenen dort Musik aufgenommenwird, sind aus diesem Grund auchsehr klein.

An den Boden von zwei leeren Joghurtbechern (500Gramm) kleben Sie mit Heißkleber außen je ein Endeeiner langen, etwas vorgedehnten Spiral-/ Schwingfe-der an. Wie beim klassischen Dosentelefon können zweiGesprächsteilnehmer miteinander kommunizieren. AlsVerbindung dient nun anstelle der straffen Schnur dieSpiralfeder. Die Stimmen sind mit einem effektvollenEcho unterlegt als befände man sich in einer Kathedra-le oder einem riesigen gekachelten Badezimmer.

das „spiel“ mitden schallwellen

tönende Lineale

tonstudio im eimer

echotelefon

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wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

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• ein Stück Gartenschlauch (dünne Ausführung, 10 cm Länge)

• 1 Gummiband• ein Stück dünne

Knistertüte (z. B. Müll-beutel - 4 x 4 cm)

• 1 Schere• 1 Schneidezange

aterialdie „schallige“schlauchtröte

Von dem Gartenschlauch werden 10 cm mit der Schere abgeschnitten. Auf dernach außen gebogenen Seite des abgeschnittenen Schlauchstücks wird, einwenig abseits von der Mitte, ein Loch als Mundstück hineingeschnitten. Dasgeht mit etwas Kraftanstrengung und behutsamem Umgang ganz gut, wennman mit der Schere steil von zwei gegenüberliegenden Seiten schräge Ein-schnitte vornimmt, die an ihren Enden aufeinandertreffen. Auf diese Weiseentsteht ein viereckiges rauten- oder rhombenförmiges Loch.Vorsicht: Den Schlauch dabei versehentlich nicht durchschnei-den! Alternativ kann man diesen Arbeitsschritt auch mit einerSchneidezange bewerkstelligen.Von den zwei Schlauchenden wird die Schlauchöffnung, diedem Mund stück näher ist, mit dem Stück Knistertütenfolieverschlossen. Dafür wird der überstehende Teil der Folie unterdas umwickelte Gummiband geklemmt. Die Folie sollte dieSchlauchöffnung nicht sehr straff, sondern eher locker undetwas faltig abdichten.Nun können Sie sich als Schlauchtrötenspieler ausprobieren, jedochnur wenn sie sich trauen zu singen. Denn mit Hineinblasen kommt man hiernicht weiter. Es wird in die breitere Öffnung hineingesungen. Was dann her-auskommt, hängt ganz von dem ab, was man selbst hineinsingt.

eobachtung

Beim Hineinsingen oder -sprechen in die kleineÖffnung bringt die eigene Stimme eine Folie zum

Schwingen. So entsteht ein leichtquäkiger, nasaler Klang, ähnlichwie beim Kammblasen.

Ohne Schwingungen gibt es keinen Schall: Wenn Menschen sprechen oder sin-

gen, werden die Stimmbänder in Schwingungen versetzt. Bei einer Geige „stößt“

man mit dem Bogen die Saiten an und sie fangen ebenfalls an zu schwingen.

Bei einer Fliege schwingen die Flügel, die durch ihre Muskelkraft angestoßen wer-

den. Die Schwingungen der Stimmbänder, Saiten oder Flügel erzeugen Schall-

wellen. Was passiert, wenn die Schallwellen auf einen „Empfänger“, z. B. ein

Stück Papier oder Folie, treffen, erfahren Sie mit diesem Versuch.

Der Klang der menschlichen Stimme ent-steht, weil die Stimm bänder im Kehlkopfbeim Singen oder Sprechen die vorbeiströ-mende Atemluft in Schwingung versetzen.

Die beschwingte Luft (Schall wellen) wandert dann normalerweiseungehindert aus dem Mund heraus und ist als gesungener oder gespro-chener Ton in der Weise hörbar, wie es der Sänger oder Sprecherbeabsichtigt hat. Trifft die Luft aber vor dem Mund auf einen Schlauch,wie in unserem Versuch, möchte sie durch dessen Hohlraum entwei-chen. Am Ende des Schlauches treffen die Schallwellen je doch aufeine kleine Folie (Membran), die daraufhin zum Mit schwingen gezwun-gen wird. „Gezwungen“ ist das richtige Wort. Die Membran ist vonihrer Konstruktion und Befestigung alles andere als optimal dafürgeeignet, unsere Stimme originalgetreu zu reproduzieren. Jeder Ton

braucht für eine vollständige Schwingung Zeit. Jede Schwingung hateinen Anfang und ein Ende und braucht zum „Ausleben“ ihrer voll-ständigen Ein- und Ausschwingphase eine Membran, die weich undfedernd befestigt ist, wie z. B. bei Lautsprechern. Die Membranfolieunserer Schlauch tröte ist in ihrer Bewegungsfreiheit, die notwendigwäre, um „saubere“ Töne erzeugen zu können, sehr eingeschränkt.Die Folie ist recht fest gespannt und an den Enden mit dem Gummifixiert, so dass sie sich nicht wirklich stark bewegen und schwingenkann. Für die Erzeugung eines sauberen Tons reicht die Auslenkung(Hin- und Herbewegen / Hin- und Herschwingen) der Membran nichtaus. Ihr Klang wird also erzwungenermaßen verformt. Dadurch hörenwir einen verzerrten Ton (Roboterstimme) mit einer eigentümlichnasalen Klangfarbe.

nleitung

rklärung

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Mikrofone, die fänger &verwandler des schallsSolange sich Schallwellen ungehindert ausbreiten,

sind sie unsichtbar und geräuschlos. Sie werden für

uns Menschen erst wahrnehmbar, wenn ihnen etwas

von uns in den Weg „gestellt“ wird - unsere Ohren.

Um den akustischen Informationsgehalt einer Schallwelle auf tech-nischem Weg wieder nutzbar zu machen (z. B. für Verstärker von

Beschallungsanlagen oder Tonaufnahmen), müssen ihre Luftdruck-schwankungen, wie beim Ohr, ebenfalls in mechanische Kräfte rück-verwandelt werden. Auch in diesem Fall wird ein Hindernis in Position gebracht, auf dasdie Schallwellen treffen. Als „künstliches Ohr“ verwendet man dafürein Mikrofon. Es enthält ebenfalls eine hauchdünne bewegliche Mem-bran, die wie ein empfindlicher Sensor durch kleinste Schalldruck-unterschiede angeregt wird. Abgeleitet von den später zu hörendenTönen und Geräuschen entstehen hier proportional zu ihrer Lautstär-ke und ihrer Frequenz mehr oder weniger originalgetreue Bewegungs-abbilder in Form von Membranauslenkungen. Es entsteht ein Schwin-gungsabbild und Bewegungsprofil, das in seiner Gestalt dem ursprüng-lichen Schallereignis gleicht oder wenigstens ähnelt. Soweit die Theorie. Um das leisten zu können, müsste ein gutes Mikro-fon empfindlich genug sein, auch noch die leisesten Geräusche undTöne zu registrieren aber gleichzeitig möglichst robust, damit es beilauten impulshaft auftretenden Geräuschen keinen Schaden am„Trommelfell“ nimmt. Ein perfektes Mikrofon wäre demnach in derLage, völlig verlustfrei die im gesamten hörbaren Frequenzspektrumauftretenden Luftdruckdynamiken in mechanische Bewegung (Weg-kräfte) umzuwandeln.

Ein solches Mikrofon gibt es nicht. Die gute Nachricht ist aber, dassderartige Alleskönner niemand braucht, weil wir bei Tonaufnahmennicht alles gleich gut hören wollen. Unter Zuhilfenahme des Sehsinnsfunktioniert bei uns Menschen das sogenannte selektive Hörenerstaunlich gut. Wir können Einzelgespräche aus der Masse isolierenund heraushören.Nähme ein oben beschriebenes Ideal-Mikrofon aus einer größerenEntfernung das Geplauder einer Ansammlung von Cocktailpartygä-sten auf, wäre es nicht selbständig in der Lage zu entscheiden, wel-ches der gerade stattfindenden Zwiegespräche das Spannendste ist.Gleichwohl wäre es unfähig, sich ausschließlich auf einen, für unswichtigen Dialog zu konzentrieren und währenddessen alle anderenGespräche auszublenden. Denken Sie nur daran, wie viel akustischen Müll wir zusätzlich miteinfangen müssten, nur weil Mikrofone nicht wissen, was wir vonihnen „hören“ wollen. Weil Mikrofone so leidenschaftslos und ebenkeine mitdenkenden Wesen sind, werden sie speziell für unterschied-liche Anforderungen gebaut, je nachdem, um welche Art Tonaufnah-me es sich handelt. Mikrofone werden dafür nach ihrer Charakteri-stik unterschieden. Die Richtcharakteristik beschreibt die Aufnahme-richtung eines Mikrofons, d. h. aus welchen Richtungen es für ein-treffenden Schall empfindlich ist oder anders ausgedrückt, wie lautes die Schallquellen aus verschiedenen Richtungen „hört“.

die drei wichtigstenrichtcharak-teristiken sind:

Die NiereEin Mikrofon mit Nierencharakteristik nimmt vereinfachtgesagt, nur die Töne aus der Richtung auf, in die es zeigt.Bei diesen Mikrofonen wird hauptsächlich der von vorneauf die Kapsel auftreffende Schall aufgenommen. Seitlicheroder von hinten kommender Schall wird schwächer über-tragen. Für die Praxis heißt das, z. B. nicht seitlich insMikrofon sprechen. Generell sollte man Nierenmikrofonenur verwenden, wenn man nicht nahe genug an eineSchallquelle herankommt. Nieren sind empfindlich fürHand- und Kabelgeräusche, daher haben sie für einenReportereinsatz elastisch gelagerte Mikrofonkapseln, diesolche Störfaktoren abdämpfen. Dennoch erreichen sienicht die Robustheit von Kugelmikrofonen.

12| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

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Flatternde VögelEin Küchentuch an zwei Endenfassen und durch Hin- und Herschwingen vor einem Mikrofon Flattergeräusche erzeugen.

PferdegetrappelHände gegen die eigenen Oberschenkelschlagen und dazu die Füße bewegen.

Erschreckte Zoobesucher: Alle rufen ganz laut „Huuuuuuch“.

RaubtierDurch eine Pappröhre brüllen.

FroschEinen Gummihandschuh mit Wasser füllen(3/4 Wasser), danach den Gummihandschuhzuknoten, so dass kein Wasser mehr aus-laufen kann; mit dem wassergefüllten Handschuh anschließend auf einem glattenUntergrund „entlanghopsen“.

Hier ist Einfallsreichtum aller gefragt...

wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

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Bei Aufnahmen im Freien und beiNahbesprechung sollte immer einsogenannter Windschutz ver-wendet werden. Er besteht auseinem dünnen Schaumstoff-oder Fellüberzug. Es gibt ihnschon fertig zu kaufen. Ein Tuchum das Mikrofon hilft notfallsebenso gut.

Für die Arbeit mit Kindern lässtsich kein spezielles Mikrofonempfehlen, da es wie beschrie-ben, auf die Aufnahmesituationund -form ankommt. Dennochsollten Mikrofone für denGebrauch durch Kinderhändemöglichst kleine Allrounder sein,robust und preiswert. So kannman den Kindern mit gutemGewissen die Mikrofone in dieHand geben und sie selber aus-probieren lassen.

„Ausprobieren“ ist auch das per-fekte Stichwort, um mit Kinderndie auditive Welt zu entdeckenund selbst zu gestalten. Als the-matischer Einstieg und medien-pädagogisches Gestaltungsele-ment bietet es sich an, gemein-sam mit Kindern Geräusche her-zustellen und aufzunehmen. Alsoauf geht’s! ...

Kleiner tippHier sind ein paar kleine Anregungen rund um einen Zoobesuch:

aterial

ein imaginärer tag im Zoo

Für die Aufnahme• ein digitales oder analoges Aufnahmegerät, wie z. B. Diktier-geräte, Mikrofon mit eingebautem Aufnahmemodus, Kassettenrecorder etc. Grundsätzlich ist die Handhabung analoger Geräte mit Kassetten etwas mühevoller als die Nutzung der digitalen Technik. Das stellt jedoch kein Problem für die Umsetzung dar, sondern sollte lediglich berücksichtigt werden.)

• Computer mit Mikrofon und Boxen zum Abspielen der Ton-aufnahmen

Für die Geräusche• Pappröhren in verschiedenen Größen• Gummihandschuhe, Laub, … und was Kindern sonst noch so einfällt.

nregung

Aus Ihren Räumlichkeitenkönnen Sie gemeinsam mitden Kindern einen Zoowerden lassen. EinigeKinder sind Tiere, die sichim Raum verteilen. Nunwandeln die Zoobesuchermit dem angeschaltetenAufnahmegerät durch den„Zoo“ und bestaunen dieTiere. Während diesesSpaziergangs machen dieTiere ihre Geräusche.

Die KeuleFilm und Fernsehen sind die Domäneder Richtrohrmikrofone, Mikrofonemit Keulencharakteristik. Mit zuneh-mender Länge des Richtrohres zeigtdieser Mikrofontyp eine noch stär-kere Richtwirkung als ein Nieren-mikrofon. Der Schallquelle rückt manakustisch quasi nochmal ein Stücknäher, z. B. bei Aufnahmen von Tier-stimmen. Der Schall wird vorwiegendvon vorne aufgenommen. Seitlicheinfallender Schall wird stark ge-dämpft, daher müssen Richtrohr-mikrofone besonders genau auf dieSchallquelle ausgerichtet werden.

Die KugelEin Mikrofon mit Kugelcharakteristikbesitzt keine Vorzugsrichtung, d. h. es nimmt den Ton von allen Seitengleichermaßen auf, also "rundherum".Dadurch muss auf keine exakte Aus-richtung geachtet werden. Aber Vor-sicht: Sie konzentrieren sich nicht aufIhren Gesprächspartner. Außerhalbdes Nahbereichs einer Schallquelle,zum Beispiel zu weit vom Mund ent-fernt platziert, nehmen Kugeln denRaumhall und alle Störgeräusche mitauf, d. h. aber auch, Kugelmikrofoneeröffnen Ihnen die Chance zu wunder-baren atmosphärischen Aufnahmen.

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Noch ist der Ton

ganz leise und klein,

doch er will in die Welt,

will hörbar sein.

Er

macht sich aus seiner Stille los,

erklingt und ertönt,

schwillt an und wird groß.

Du kannst einen Ton

weder riechen noch sehn.

Du kannst ihn er-hören

und ein wenig verstehn.

Ist er leis’ oder laut,

ist er schräg oder schrill?

Ist er sanft oder hart,

klingt er so, wie er will?

Verschwindet er – plopp -

wie der Frosch im Teich?

Ist die Stille danach

bei jedem Ton gleich?

Vibriert er im Herzen

und manchmal im Bauch

oder oben im Kopf,

in den Schultern auch?

Sind Ton und Stille

wie schwarz und weiß,

wie Licht und Schatten,

wie laut und leis’?

Aus der Stille heraus

kommt jeder Ton

und klingt wieder

in die Stille davon.

Vielleicht wird im Ton

die Stille zum Laut.

Vielleicht ist die Stille

nicht leicht und nicht schwer,

aus verklungenen Tönen

ein ruhiges Meer.

Und du hörst es sanft rauschen,

bist ruhig und still.

Doch ein neuer Ton wartet,

spürst du, ob er will?

Die Stimmbänder schweigen,

du öffnest den Mund,

denkst an den Ton aus der Stille und

hast eingeatmet,

und alles ist klar,

so ertönt jetzt am Ende

von diesem Gedicht

ein schön herzwarm getragenes ...

A

Fredrik Vahle in

„Der Himmel fiel

aus allen Wolken“

Verlag Beltz und

Gelberg, 1995

wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

14| KON TE XIS und BITS 21 - Schauen wir mal...

Ballade vom ton

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wAs ist schAll und wie kAnn mAn ihn einfAngen?

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Von der Blechdose wird nur dierunde Seitenwand für den Kopfbü-gel benötigt. Dafür schneiden Sie

den Dosenboden mit einer Blechschere (manchmal klappt’s miteinem Dosenöffner besser) heraus, bis nur noch die ringförmige Sei-tenwand bleibt. Anschließend schneiden Sie diesen Blechring auf.Vorsicht beim Schneiden! Alle Schnittstellen sind scharfkantig undbergen eine Verletzungsgefahr. Deswegen müssen Sie etappenwei-se alle abstehenden Grate, die beim Schneiden entstehen, mit derFlachzange plätten.Für den richtigen Sitz der Kopfhörer auf dem Kopf muss abschlie-ßend von der Länge des Bügelbogens noch etwas weggeschnittenwerden. Wie viel abgeschnitten werden muss, hängt ganz indivi-duell von Ihrem Kopf ab. Je nach Geschmack können Sie verschie-dene Kunststoffbecherformen für die Ohrteile des Kopfhörers ver-wenden, sie müssen nur groß genug sein, um das Ohr vollständigzu umschließen. Auf den Becherböden werden von außen die Spu-lenringe mit Klebeband befestigt. Auf jeder Seite des Kopfhörerswerden zwei Magnete angebracht, jeweils von außen und innen,so dass sie durch die gegenseitige Anziehungskraft haften bleiben.Anschließend sollten die Magneten möglichst von der Mitte wegzum inneren Rand der Spulenringe (s. Abb.) verschoben werden.Das Drahtende eines Spulenrings schließen Sie an das Drahtendedes anderen. Vergessen Sie bei beiden Drahtenden nicht das Abiso-lieren. Die Länge dieser Verbindungsleitung zwischen den Spulenmuss etwa der Länge unseres zukünftigen Kopfhörerbügels ent-sprechen. Die beiden Hörkapseln sind nun elektrisch „in Reihe“geschaltet, da es sich bei unserem Modell um einen Monokopfhö-

rer handelt. Bei Monokopfhörern hört man auf beiden Hörerseitendas Gleiche, weil sie im Gleichtakt mit derselben Signalspannungversorgt werden. Nun können die zwei fertigen Hörmuscheln an den Enden des Kopf-bügels befestigt werden, am besten mit Klebeband und Gum-mibändern. Der Verbindungsdraht zwischen den Hörern wird dichtam flachen Bügel verlegt und unsichtbar verklebt. Die beiden ver-bliebenen noch offenen Anschlüsse werden mit dem Kabel des Ste-reo-Klinkensteckers elektrisch verbunden. Diese Verbindung kannman entweder mit Lüsterklemmen herstellen oder noch besser dieabisolierten Enden kontaktsicher zusammenlöten. Sie haben dieWahl, sollten nur darauf achten, dass sich nicht alle Klinkenstecker-kabel für die Verbindung mit Lüsterklemmen eignen. Der Klinken-stecker ist zum Schluss unsere Verbindung zu den entsprechenden„Abhörapparaten“ (z. B. MP3-Player, Computer) und passt an fastjedes Gerät.

Die Spule inKopfhörern undLautsprechern

wird von einem verstärkten kräftigenSignal-Wechselstrom durchflossen underzeugt dadurch in ihrer unmittelbarenUmgebung ein sich ständig änderndeselektromagnetisches Feld (z. B. im Rhyth-mus der Musik). Da die Magneten selbstauch von einem statischen magnetischenFeld umgeben sind, reagieren beide Fel-der aufeinander. Es wirken Feldkräfte, diesich auf den Becherböden als Schwingun-gen übertragen. Diese Schwingungen wie-derum gelangen als Schall zu unserenOhren und lassen die Aufnahme hören.

nleitung

rklärung

Das Mikrofon hat den Schall eingefangen und um-

gewandelt. Wenn man nun den Schall wieder hören

möchte, muss man den ganzen Prozess umkehren.

Diese Prozessumkehrung findet in Lautsprechern und

Kopfhörern statt, d. h. während das Mikrofon den

Schall in schwache elektrische Wechselströme wan-

delt, wandeln Kopfhörer und Lautsprecher kräftige

elektrische Wechselströme in Schall um. Der Schall

kann sich in Lautsprechern und Kopfhörern nur dann

wieder „Gehör verschaffen“, wenn die schwachen

elektrischen Wechselströme, die das Mikrofon

erzeugt hat, vorher elektrisch verstärkt wurden.

So muss ein Verstärker die geringe Signalspannung

des Mikrofons in mehreren Stufen intensivieren und

an seinen Ausgangsbuchsen für Lautsprecher und

Kopfhörer zur Verfügung stellen. Der Frage, wie

Kopfhörer genau funktionieren, wollen wir mit einem

kleinen Versuch nachgehen, und einen ganz ein-

fachen Kopfhörer selbst bauen.

Lautsprecherund Kopfhörer

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wie verhindert mAn, dAss der schAll wieder verschwindet?

16| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

ton- und geräuschkonserven

Dieses Gerät hatte schon diegrundlegenden Konstruktions-merkmale des 1878 von ThomasAlva Edison entwickelten Phono-graphen, konnte aber noch keine

Töne aufzeichnen. Im Sommer 1877 gelang es Edison zum ersten Mal, diemenschliche Stimme einzufangen und wiederzugeben. Der Phonograph war das

erste Schallaufzeichnungsgerät. Edison sah in dessen Anwendung eher die Mög-lichkeiten eines Diktiergerätes. Der Schall wurde mit einem Trichter aufgefangen

und bewegte einen Schreibstift, der eine Punktschrift in eine zylinderförmige Walzedrückte bzw. einritzte, die sich dann wieder abspielen ließ. Emil Berliner entwickelte

daraus das Grammophon mit waagrecht liegender, kreisrunder Schallplatte. Die einfa-cher zu handhabende Technik setzte sich trotz relativ schlechter Tonqualität durch, nicht

zuletzt deshalb, weil Emil Berliner schnell sehr viele fertige Schallplatten mit Musik auf denMarkt brachte und damit das Bedürfnis nach Unterhaltung befriedigte.

Die ersten Erfolge bei der Tonaufzeichnungließen lange auf sich warten. Auf der Welt-ausstellung 1867 in Paris stellte der fran-zösische Dichter und Philosoph CharlesCros einen automatischen Telegraphen vor.

Die Schallplatte war und ist eine tellergroße schwarze Scheibe, auf der Informationen analog gespeichert werden.Die erste Schallplatte von Emil Berliner war 1888 aus Hartgummi. Ab 1897 setzen sich Schallplatten aus Schellack durch, ab 1948 ausVinyl. Die Schallplattenherstellung blieb für viele Jahre eine kostspielige Technik. 1904 betrug der Preis für eine Grammophon-Platte stol-ze 2,50 Mark, ein Kilo Rindfleisch kostete 1,42 Mark und das durchschnittliche Monatsgehalt lag bei 50,00 Mark.

So selbstverständlich wie wir heutzutage eine CD einlegen

oder den MP3-Player einschalten, kann man sich nur noch

schwer vorstellen, dass das Festhalten von Klängen jahr-

hundertelang ein unerfüllter Traum blieb.

1589 machte sich der italienische Physiker Giovanni Battista della Porta Gedanken über die"Konservierung des gesprochenen Wortes" und fand die Lösung in der Idee, die Worte in

einem Behälter aufzubewahren. Er konnte sie aber mit den technischen Möglichkeitenseiner Zeit nicht umsetzen und einen geeigneten Apparat bauen.

vom grammophonzur schallplatte

Eine Tonkonserve oder auch ein Tonträger ist ein technisches Medi-um, mit dem man Töne und Geräusche (Sprache, Musik etc.) spei-

chern kann. Menschen haben sich schon vor einigen hundert Jahrengefragt, wie man Töne und Geräusche aufbewahren, sie hören kann,ohne persönlich dabei gewesen zu sein. Wie holt man sich ein gan-zes Orchester oder einen Wald ins eigene Haus? Wie verhindert man,dass alles wieder verschwindet?Ein erster Schritt zur Beantwortung all dieser Fragen lag in der Erfin-dung einer Schrift für Musik: Noten, die wir heute kennen. Damit ließsich Musik auf Papier bannen und festhalten, so dass Menschen, dieNoten lesen können, Musik, wie sie gedacht war, nachspielen konn-ten. Doch diese Konservierung bezog sich nur auf das Festhalten (Speichern) von Musik, nicht auf wohlklingende Geräusche wie z. B.

das Rauschen der Meereswellen. Zudem brauch-

te man immer noch Musiker, um die Musik spielen zu können. Es verging noch viel Zeit bis Musik ohne Musiker oder die Speiche-rung und Wiedergabe von Geräuschen gelang. Die technischen Erfin-dungen des Lautsprechers, Kopfhörers, der Schallplatten oder CDs bishin zu MP3-Dateien und DVDs setzten erst ab dem Ende des 19. Jahr-hunderts ein. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Ton-träger, die sich vor allem bezüglich Speicherkapazität, Tonqualität,Material und Größe unterscheiden. Wir haben hier die wichtigstenInformationen gesammelt und mit spannenden Experimenten undmedienpädagogischen Gestaltungsideen ergänzt, um verstehen zukönnen, wie Ton- und Geräuschaufzeichnungen funktionieren undwelchen Nutzen wir daraus ziehen können.

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Geräusche, Töne, Klänge, Musik oder Sprache werden (z. B. aufMagnetbänder) aufgezeichnet und abgemischt. Sind Künstler undToningenieur mit dem Ergebnis zufrieden, dann wird ein mechani-scher "Abdruck" der Aufnahme gefertigt. Dabei wird ein Schneidsti-chel verwendet, der die gesamte Schallinformation in eine beschich-tete Oberfläche (Lack) schneidet. Die Schneidstichelbewegungen wer-den bei diesem Aufnahmevorgang durch die elektrischen Signalegesteuert, die von der Programmquelle (Sprache oder Musik) stam-men. Der Lack wird anschließend weiter bearbeitet, bis eine Platte

entsteht. Aus dieser Platte werden Abdrücke hergestellt, aus denenletztendlich eine "Pressmatrize" gefertigt wird. Diese Pressmatrizedient für die eigentlichen Schallplatten als Vorlage, die nun endlichnach einem langen Weg durch ein Spritzgussverfahren hergestelltwerden können. Mit dem nächsten kleinen Experiment können Sieeinen Eindruck davon erhalten, wie sich die Musik aus dem Gram-mophon angehört haben mag, auf direktem Weg „aus der Konserve“über die Nadel in den Trichter.

Schaut man sich die Oberfläche einer Schallplatte an, wird eigent-lich auch die Art der Datenspeicherung sichtbar. Vom Rand bis

zum Mittelpunkt der Platte verläuft eine spiralförmige Rille, die anihren beiden Seitenwänden und auf ihrem Grund gewellt ist und inder die Daten (d. h. Geräusche, Töne, Klänge, Sprache und Musik)abgelegt und gespeichert sind. Zur Wiedergabe einer Schallplattewird ein Gerät (z. B. Grammophon oder Plattenspieler) gebraucht, dasmit einer Nadel die Rille abtastet. Die Nadel fährt in der Rille ent-lang, wird ausgelenkt (hin und her bewegt). Die Auslenkung entspricht der mechanischen Bewegung der Luft, diedurch Luftdruckschwankungen entsteht, wenn sich Schall ausbrei-tet. Die Nadel (auch Tonabnehmer oder Abtastnadel genannt) voll-führt die gleichen Bewegungen wie die Luft während des Schaller-

eignisses (Geräusch, Ton oder Klang). Diese Schwingungen entspre-chen also den ursprünglichen Schallschwingungen. Schon die abta-stende Nadel versetzt die Luft wieder in eine Bewegung, die bereitsals sehr leiser Schall hörbar ist. Die mechanischen Schwingungen, die die Nadel sowohl horizontalals auch vertikal überträgt, werden genutzt, um daraus ein elektri-sches Signal zu erzeugen. Für diesen Vorgang braucht man z. B. einenPiezokristall oder Magnetspulen (auch "Wandler" genannt). Das elek-trische Signal wird dann verstärkt ("Verstärker") und über Lautspre-cher hörbar gemacht. Die früheren Grammophone hatten keine elek-trischen Verstärker. Bei diesen wurde der Schall rein mechanisch ineinen Trichter geleitet und nur akustisch verstärkt.

wie verhindert mAn, dAss der schAll wieder verschwindet?

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Wie wird schall auf die schallplatte gebracht?

• 1 alte Schallplatte• 1 Postkarte mit gut erhaltenen

Ecken • 1 Joghurtbecher, Papptrichter,

Zuckertüte o. ä.• Stecknadeln• 1 funktionstüchtiger Platten-

drehteller / Plattenspieler

aterialLegen Sie die alte Schallplatte aufden Plattenteller und lassen Sie

sie bei der vorgeschriebenen Geschwindigkeit drehen. HaltenSie mit ruhiger Hand und leichtem Andruck eine Ecke der Post-karte auf die Schallplatte. Anstelle der Postkarte können Sieauch einen Schalltrichter bauen, indem Sie eine Stecknadelvon innen durch den Boden des Joghurtbechers bohren unddie Nadelspitze leicht schräg, in Laufrichtung zeigend auf dieSchallplatte halten. Ein Papptrichter, an dessen spitzem Endeseitlich eine Stecknadel angebracht wurde, kann ebenfalls ver-wendet werden. Der Trichter wird dann fast waagerecht überder Schallplatte gehalten.

Die mechanischen Schwingungen, die die Nadel überträgt, werden bereits unverstärkt durch unsere Abhörhilfsmittel in hörbaren Schallumgewandelt. In den Fingerspitzen, mit denen die Postkarte festgehalten wird, kann man sogar ein leichtes Kitzeln wahrnehmen. Imposantvon der Lautstärke und dem Tonumfang ist die Verwendung des Bechers oder (noch besser) des großen Papptrichters, bei denen die Deut-lichkeit der Musik schon sehr verwundert. Joghurtbecher und Papptrichter haben durch ihre Eigenresonanz, die durch Material und Formbestimmt wird, noch günstigere verstärkende Eigenschaften als die Postkarte.

nleitungdie klingendePostkarte oder der klingendeJoghurtbecher

rklärung

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wie verhindert mAn, dAss der schAll wieder verschwindet?

18| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Bevor man MP3-Dateien im Internetdownloaden konnte, vergingen über 100

Jahre in der technischen Entwicklung vonTonträgern. Hinter bekannten Abkürzungenwie LP, CD oder MP3 verbergen sich verschie-dene Medien und damit verbundene techni-sche Verfahren. Angefangen hat die Entwick-lung aller modernen Aufzeichnungsarten abermit einem magnetisierten Draht.

1900 stellte der dänische Physiker Poulsenauf der Pariser Weltausstellung ein neuesGerät vor, das Telegraphon. Heute wird es als

Ur-Ahne des Tonbandgeräts bezeichnet. DasTonband, das man heute verwendet, wurde1964 erfunden.Tonbänder in Kassetten speichern also wieSchallplatten akustische Informationen, umsie dann beim Abspielen als Schall wieder-zugeben. Bei den Schallplatten geschieht dasSpeichern mechanisch durch ‚Einritzen‘ undbeim Tonband passiert alles elektrisch, genau-er gesagt magnetisch. Im Kassettenrekorder befinden sich Tonköp-fe. In den Tonköpfen ist jeweils eine Spuleaus Draht, die um einen Eisenkern gewickeltist. Wenn nun Strom durch diese Spule fließt,dann wird der Eisenkern magnetisch. Diesen

Vorgang kann man sich gut mit Kindern ver-anschaulichen, indem man andere Eisen-gegenstände an einem Magneten mehrfachvorbeiführt und sie dadurch magnetisiert wer-den. Diese Gegenstände können dann kurz-fristig auch als Magnet wirken. Genau daspassiert im Kassettenrekorder. Auf dem Band der Kassette sind kleine Eisen-partikel, die bei einer Aufnahme am Tonkopfdes Kassettenrekorders vorbeigeführt wer-den. Das vom Mikrofon hergestellte elektri-sche Signal wird durch die winzige Spule imTonkopf geschickt und magnetisiert nun dennoch winzigeren Eisenkern und damit dienahe daran vorbeiführenden Partikel auf demTonband. Das geschieht in der Weise, dassdort, wo mehr oder weniger starke elektri-sche Signale waren, auch entsprechend mehroder weniger starke ‚magnetische Flecken'auf dem Band hinterlassen werden.

Wenn man sich nun das Bandanhören will, mussman es

wieder in gleicher Geschwindigkeit am Ton-kopf vorbeilaufen lassen. Dann wird der Auf-nahmevorgang rückwärts durchlaufen. Dasheißt, die magnetischen Partikel auf demBand kommen am Tonkopf vorbei und indu-zieren in der Spule einen Strom (so ähnlichwie im Mikrofon – siehe Seite 13-14). Dar-aus entsteht ein elektrisches Signal, welchesvom Lautsprecher wieder in Schall verwan-delt werden kann.

Das klingt zwar alles ganz einfach, dennochist es schwierig, sich solch ein Band vorzu-stellen. Für eine 90minütige Kassette brauchtman ein 135 Meter langes Band, das aus einerdünnen Plastikschicht besteht, auf die dieEisenoxidpartikel sozusagen aufgeklebt sind.Man benutzt deshalb ein breites Band, weilman so mehrere Spuren speichern kann. DasMagnetband enthält je nach Aufnahmeart,d. h. Mono oder Stereo, zwei oder vier Ton-spuren. Bei Mono-Aufnahmen enthalten dieBänder zwei Tonspuren, eine für jede Lauf-richtung. Mit Stereo-Aufnahmen bespielteBänder enthalten vier – entsprechend schma-lere – Tonspuren, zwei für jede Laufrichtung.

Durch die Erfindung des Kassettenrekorderswar es zum ersten Mal für alle Menschenmöglich, Schallplatten zu überspielen undMusik aus Radio oder Fernsehen aufzu-nehmen. 1968 wurden die ersten Kasset-tenabspielgeräte für Autos entwickelt,und die selbst aufgezeichnete Musikdamit noch mobiler. Vollkommenortsunabhängig konnten die Men-schen ab 1979 mit der Erfindungdes Walkman Musik genießen.

Musik vomBand –

die Kassette

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RekorderLassen Sie Kinder einen eigenen Kas-settenrekorder oder CD-Player eigen-ständig für Aufnahmen nutzen undbedienen. Es muss nicht das neusteGerät sein, ein ausrangiertes Geräterfüllt auch seinen Zweck - Haupt-sache, es funktioniert.

wie verhindert mAn, dAss der schAll wieder verschwindet?

QuatschgesprächeOb jemand schimpft oder sich freund-lich unterhält, weiß man oft schon ohnezu verstehen, was eigentlich gesagt wird!Für dieses Gruppenspiel stellen sich zweiSpieler ein wenig abseits und denken sichheimlich eine Szene aus, z. B. ein Mannbeschwert sich verärgert über ein zu har-tes Brot. Die Szene spielen sie dann denanderen vor - allerdings ohne echteWorte! Nur als Dialog in einer Quatsch-Sprache! Die anderen müssen erraten,was für eine Szene vorgespielt wird. Ein Tipp: Nicht so viele Gesten einset-zen, sondern nur den Klang der eigenenStimme nutzen, um anderen zuvermitteln, worum es geht.

AudiothekBeteiligen Sie die Kinder am Aufbau einer eigenen kleinen „Audiothek": Sprechen Sie mit ihnen über Hörangebo-te, die sie interessieren könnten, und vereinbaren Sie gemeinsam, welche Angebote in welcher Menge ausgesucht,z. B. in Bibliotheken, und gehört werden können. Bei der Auswahl der Hörmedien scheinen Kinder genau zu wissen,was gerade am besten zu ihrer Stimmung oder zu dem Thema passt, das sie im Moment am meisten beschäftigt.Pädagogisches Fachpersonal oder Eltern können auf diese Weise regelrecht „mithören", welche „Lebensthemen" dieKinder gerade beschäftigen und können auch auf diese Weise versuchen, mit Kindern darüber ins Gespräch zu kommen.

„Hörkassetten“ fördern die Fantasie der Kin-der, lassen Bilder im Kopf entstehen. Sieerzählen verständlich und altersgerecht ihreGeschichten. Sie nutzen die Möglichkeitendes Mediums „Hörkassette“ und verstehendie Konzentration aufs Hören als Chance,nicht das Fehlen von Bildern als Defizit. Selbsthergestellte Hörspiele haben für Kinder einenbesonderen Reiz. Um sich mit der Produkti-on eines Hörspiels und seinen Inhalten aus-einanderzusetzen, gibt es viele verschiede-ne Möglichkeiten. Zur Annäherung an dasMedium, an die Rolle des Sprechens und derSprache in unserem Leben eignen sich fol-gende Anregungen:

„K(f)assettenreiche“ gestaltungsideen

Kassettenlampe

Anleitung:Für die Kassettenlampe, Marke Eigenbau, werden die Kassettenmit Kabelbinder oder Draht aneinander gebunden. Damit die Kas-setten an den Seiten passgenau aneinander stoßen und nicht über-einander rutschen, sollte man ein wenig darauf achten, dass dieKabelbinder nicht allzu fest angezogen werden. Die genaue Größeund Ausgestaltung liegt in Ihren kreativen Händen, d. h. wie vieleKassetten zum Einsatz kommen sollen oder ob die Verschlüsse derKabelbinder einheitlich auf einer Seite liegen oder in alle Him-melsrichtungen zeigen. Lassen Sie Ihren Ideen freien Lauf! Bevorjedoch die letzte Lampenseite befestigt wird, muss die Lampen-fassung im Inneren noch montiert werden. Dazu brauchen Sie denDraht, um die Lampenfassung an möglichst zwei Punkten zu fixie-ren und mit dem Lampengehäuse zu verbinden. Danach kannschließlich die letzte Seite der Lampe mon

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Material:• alte Kassetten • viele Kabelbinder (so schmal, dass sie gut durch die Löcher der

Kassetten gezogen werden können)• eine Fassung für eine Glühlampe (Kabel, Schalter, Stecker) • eine Glühlampe mit geringer Wärmeentwicklung, z. B. eine

Energiesparlampe• Draht (robust und nicht zu fein, dennoch biegsam)• Zange

Kassetten-StifthalterFür diese kleinenStifthalter brauchtman vier alteKassetten, die mitKabelbindern oderKlebstoff (z. B.Sekundenkleber)miteinanderverbunden werden.Die Kassetten-Stifthalter habenkeinen Boden. Siekommen einfachauf einen Tisch unddie Stifte oben rein.Natürlich kann mandiese kleinenUtensilien auchweiterentwickeln,ihnen einen Bodenverpassen oderalternativ auch einTeelicht einsetzen.

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Wie kann ein cd-Laufwerkdie daten auf der cd wieder lesen?

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20| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

nleitung

Die CD funktioniert im Prinzip wie einkleiner Spiegel. An den Stellen, woDaten mit den kleinen Brennfleckeneingebrannt sind, spiegelt die CD nichtmehr. Ein Laserstrahl im CD-Player fährt über die CD, die sein Licht reflektiert. Nur an denStellen mit den Brennflecken wird das Laserlicht nicht reflektiert. In einem CD-Player gibtes außerdem noch einen kleinen Lichtdetektor, der das reflektierte, zurückgeworfene Lichteinfängt und in ein Stromsignal umwandelt. Bei Licht wird also ein Stromsignal erzeugt.Wird kein Licht zurückgeworfen, wird auch kein Stromsignal erzeugt. Zum Schluss wird diesepulsierende Abfolge von Stromsignalen dann vom CD-Player entschlüsselt und weiterverar-beitet, jede Zahlenkombination wieder in elektrische Wellen umgewandelt und über die Laut-sprecher als Musik wahrgenommen.

Nehmen Sie schwarze, wasserfeste Stif-te und malen Sie auf die spiegelnde Seiteeiner alten, nicht mehr brauchbaren CD,ein paar schwarze Punkte, unsere „Brenn-flecken”. Halten Sie die CD anschließendin helles Licht und sehen Sie gemeinsammit den Kindern das Bild an, das die CDauf ein weißes Blatt Papier zurückwirft.Was können Sie sehen und beobachten?

rklärung

Die Compakt Disc oder kurz CD ist ein weiterer Meilenstein, um akusti-sche Informationen zu speichern. Mit der Digitalisierung war es erst-

mals möglich, aus analogen Tonschwingungen digitale Audiodatenzu gewinnen und auf einer CD zu speichern.

töne mal digital – die cdund das geheimnis derBrennflecken

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wie verhindert mAn, dAss der schAll wieder verschwindet?

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c(i)deen

Pflegetipps

UntersuchungsmethodenWarum nennen einige Leute die CD wohl „Silberling”? Sehen beide Seiten der CD gleich aus? Lassen Sie die Kinder eine CD ausführlichbetrachten und beschreiben.

Dazu können Sie die CD auch gemeinsam vermessen und die Mess-ergebnisse vergleichen lassen? Alle CDs haben offenbar die gleiche Größe. Warum ist das so? Sprechen Sie mit den Kindern über ihre Vermutungen.

Die Firmen Philips und Sony entwickelten gemeinsam die erste CD. Philips woll-te der CD eine Spieldauer von 60 Minuten geben. In Gesprächen mit Sony äußer-te man dort jedoch die Bitte, dass Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie in ganzerLänge auf eine CD passen sollte. So entstand die CD mit genau 74 Minuten Spiel-länge und einem Durchmesser von genau 12 cm.

TitelmelodienratenLieblingsfilme und -serien von Kindern haben oft eine uns bekannte Titelmelodie. Erkennen wir dieseauch, wenn wir keine Bilder dazu sehen? Mit Hilfe des CD-Players werden verschiedene Titelmelodienangespielt und die Kinder müssen versuchen, die dazugehörigen Filme / Serien zu erraten. Über das Ratender Melodien lassen sich weitere Anregungen für Musikstücke finden, beispielsweise können Melodienauch gepfiffen oder gesummt werden.

Musik ganz klein gemacht – MP3Gegenwärtig ist die technische Entwicklung vieler Geräte und Spei-cherformate rasend schnell, deshalb brauchte man nach der Entwick-lung der CD nicht lange auf ein weiteres Tonspeicherverfahren war-ten. Die MP3-Technik setzte sich als weiterer Meilenstein schnelldurch. Für diese neue Form der Tonspeicherung braucht man imGegensatz zu allen bisherigen Tonspeicherverfahren keine Medien,wie z. B. Schallplatten, Kassetten oder CDs. MP3 (Abkürzung für ISO

MPEG Audio Layer 3.) ist eine digitale Komprimierungs-technik für Audio-Dateien. Dem Forscher Karlheinz

Brandenburg gelang es gemeinsam mit seinemTeam, diese Technik zu entwickeln. Er wusste,

dass das menschliche Ohr nicht alle Töne beieinem Musikstück hören kann, weil es nichtempfindlich genug ist. Deshalb kam er aufdie Idee, die Töne mit einer speziellen Tech-

nik so zu codieren, dass sie den Wahrneh-mungseigenschaften des menschlichen Ohrs

angepasst werden. Er ließ bei der Umwandlung (Rippen) eines Musik-stücks von einer CD in ein MP3-Musikstück die „überflüssigen“ Töneeinfach weg und verbrauchte damit auch weniger Speicherplatz. Dasheißt, Signale, die unser Ohr gut hören kann, werden sehr genaucodiert und Signale, die unser Ohr weniger gut hört, werden unge-nau codiert. Unser Gehirn erbringt beim Hören die Leistung, die Signa-le zu einem kompletten akustischen Klangbild zusammenzusetzen. Die Klangqualität von MP3 ist zwar schlechter als die des Originals,aber durch unsere Gehirnleistung haben wir oft nicht diesen Ein-druck. Es gibt jedoch Musikliebhaber mit sehr guten Ohren, die die„schlechte“ Klang-Qualität von MP3 hören. Der große Vorteil von MP3-Formaten zeigt sich darin, dass sie sehrviel weniger Speicherplatz auf einer Festplatte (z. B. MP3-Player,Handy, Computer) beanspruchen als gewöhnliche Audio-Dateien. Fürdie Umwandlung in das MP3-Format benötigt man Programme, dieim Internet kostenlos heruntergeladen werden können, z. B. Freeripp,I-Tunes oder den Windows-Media-Player.

Die CD ist ein langlebigesMedium, jedoch nur mit einerbestimmten Pflege. Also ranan den Schutz, hier kommenein paar lebensverlängerndeMaßnahmen!CDs sollten nicht in der Sonneliegen. Aus diesem Grundgehört eine CD nach demAbspielen zurück in ihre Hülleund am besten an einen küh-len und dunklen Ort. Eine schmutzige CD solltenicht einfach an der Kleidungabgewischt werden, weil siedavon Kratzer bekommt. Bes-ser ist es, wenn man sie miteinem weichen Tuch, z. B.einem Brillenputztuch, vor-sichtig abwischt.

rklärung

Postkarten-CDÜber Postkarten im Briefkasten freutsich wohl jeder. Warum also nichteinmal Postkarten zu einembestimmten Thema gestalten undeine passende CD mit Informatio-nen zum Thema, Liedern, Geschichtenoder Spielen dazu produzieren. Die CD wirddann an der Postkarte befestigt oder kreativverpackt und abgeschickt.

OhrenschmausViele Kinder lieben das Wiederholender Lieder, die sie aus der Kita oderder Schule kennen. Eine besondersreizvolle Idee ist dabei die Produkti-on einer selbst gestalteten Audio-CD.Lieder und Gedichte können so wäh-rend des Kita- oder Schuljahres immerwieder aufgenommen und am Endedes Jahres als fertige CD mit nachHause genommen werden.

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wArum hAlten wir töne und geräusche fest?

22| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Geräusche und Töne sind auch ohne BildTräger von Informationen. Menschen

sind in ihrem „Miteinander“ auf Geräuscheals Informationsträger angewiesen. Geräu-sche verschmelzen zu Klängen, werden zurSprache oder zu Signalen und vermittelnBotschaften. Sprache als abstrakter Trägervon Bedeutung kann nur über Geräuscheund Töne, eine Abfolge von Lauten und Sil-ben vermittelt werden. Laute sind kleine Einheiten, die wie Baustei-ne zu Wörtern und Sätzen zusammengesetzt werden können.

Sprache kann sich jedoch im Gegensatz zum Geräusch weiterent-wickeln, mutieren oder sich verschiedenen Einflüssen und Verände-rungen anpassen. Das Geräusch hingegen bleibt als solches gleich.Was sich allerdings ändern kann, ist die Bedeutung des Geräusches.Während also Sprache und Musik bewusst wahrgenommen und oftbearbeitet werden, nehmen Töne und Geräusche in unserem Alltagmeist nur einen abstrakten Platz ein. Kommunikation nutzt also, umfunktionieren zu können, Geräusche und Töne als Träger harter undweicher Informationen.1

Geräusche und Töne festzuhalten, um zu informieren, kann ganzunterschiedliche Formen einnehmen, z. B. Reportagen, Interviews,Nachrichten, Codes, Live-Übertragungen und Aufzeichnungen, An-bzw. Durchsagen…Durch das Festhalten, z. B. durch Audio-Aufnahmen, werden Geräu-sche und Töne ihrer Flüchtigkeit entzogen. Man kann Aufgenomme-nes wiederholen, analysieren und manchmal wieder ganz neue Infor-mationen entdecken.Mit Kindern kann man sich aus diesem Grund für eine Geräusche-und Tönekonservierung auf ganz spielerische Art und Weise nähernund somit ihr Bewusstsein dafür schärfen, warum Menschen schonseit langem daran interessiert sind, Töne und Geräusche festzuhalten.

Konservieren, um zu informieren

Für diese kleine Reise braucht manFotos von unterschiedlichen und exo-tischen Orten. Wichtig bei der Aus-wahl der Bilder ist, dass man mög-

lichst viel auf ihnen sehen kann und dieBilder viele visuelle Eindrücke bieten.

Die Kinder teilen sich in kleineTeams, erhalten ein Foto unddie Aufgabe, kurz von diesemOrt zu berichten. Die Aufgabe

der Kinder befasst sich also mit der Idee, Visuelles hörbar zumachen. Das kann auch bedeuten, dass sie eine Geschichte zudem Ort oder einem dort stattfindenden Ereignis erfinden.2

geräuschetoninformationsammlung Manche Menschen sammeln Briefmarken, Sie sammeln mit dieser kleinen Übung Geräusche-TonInformationen. Hören Sie sich zur Einstimmung mit den Kindern verschiedene Geräusche-und Tonaufzeichnungen an, die Informationen übermitteln. Dazu zählen beispielsweise Nach-richten, geheime Botschaften oder Codes, historische Reden, Durchsagen auf dem Bahnhofoder im Supermarkt. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Anschließend sammeln dieKinder, am besten in Kleingruppen, so viele Audioinformationen wie möglich und nehmendiese mit einem Aufnahmegerät auf. Die Aufnahmen können sich dann alle gemeinsam anhö-ren und zum Schluss daraus eine Sammlung werden lassen. Vielleicht lassen sich auch Geräu-sche sammeln, die nicht auf den ersten Blick Informationen weitertragen, aber aus denen sichdennoch Informationen heraushören und entnehmen lassen, z. B. Töne und Geräusche voneinem Schulhof während der Pause, einem viel besuchten Platz, einer Straße, einem Zoo etc.

„und nun zum Wetter“

gurrrr

gurrr

flatter

flatter

gurrrr

gurrr

gurrrrgurrr

gurrrr

flatter

flatter

reporterin auf WeltreiseJeder von uns kann verschiedene „sprachliche Register“ zie-hen. Wenn ich mit Freunden spreche, klingt das wahrschein-lich anders als ein Gespräch mit Erziehern oder Lehrern. AuchSprecher im Radio, für An- und Durchsagen oder Redner aufverschiedenen Veranstaltungen hören sich unterschiedlichan. Es findet sich ein Stimmenrepertoire von sachlich-nüch-tern, über flott, aufgeregt schreiend, sonor bis hin zu sanft.Hören Sie sich doch mal gemeinsam mit den Kindern nur dieStimmen an und nehmen dann selbst kurze Textpassagenauf. Sie können versuchen, dabei verschiedene Situationennachzumachen. Das Ganze bekommt einen zusätzlich komi-schen Effekt, wenn es sich immer um ein und denselben Texthandelt.

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wArum hAlten wir töne und geräusche fest?

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Menschen archivieren ständig Dinge und Wissen, absichtlich wieunabsichtlich. Es scheint, ein individuelles Bedürfnis zu geben,

Dinge, die uns wichtig sind, aufzuheben und zu sammeln. Vermutlich haben viele Menschen Angst davor, dass diese Dinge sonstverloren gehen oder in nachfolgenden Generationen vergessen wer-den könnten. Aus diesem Gedanken heraus sind auch Archive entstanden. Im Grun-de stellen sie nichts anderes als große Sammellager für all das dar,was man glaubt, für spätere Generationen erhalten zu müssen. Dazuzählen beispielsweise wichtige Tonaufnahmen. Das können sowohl

Reden von berühmten Persönlichkeiten alsauch Interviews sein, in denen über dasLeben, Glück oder Leid vieler Menschengesprochen wurde. Je älter solche Dokumen-te sind, desto wertvoller sind sie meist. Durchsie kann man sehr viel über längst vergan-gene Zeiten erfahren, von denen niemandmehr etwas zu berichten weiß. In Archivenwerden aber auch ganz andere Dinge gesam-

melt: Landkarten, Pläne, Filme etc. Archive sind also Stellen und Orte, an denen etwas abgelegt, aufbe-wahrt oder gesammelt wird. Das, was in einem Archiv aufbewahrtwird, nennt man Archivgut. Einzelstücke bezeichnet man in der Ein-zahl als Archivale oder in der Mehrzahl als Archivalien. Es gibt ver-schiedene Typen von Archivalien, z. B. Urkunden, Akten und Samm-lungen.Zur Erstellung einer ganz besonderen Sammlung möchten wir nunein paar Anregungen liefern. Vielleicht lassen sich die Sammlungs-inhalte in Ihrem ganz individuellen Archiv aufbewahren.

1. Wer bin ich? Wer gehört zu meiner Familie? Wo wohne ich? Was magich am liebsten? Was mag ich gar nicht? Was kann ich besonders gut?Diese und weitere Fragen lassen sich in einem kleinen auditiven Portraitbeantworten.

2. Die Kinder können zuerst etwas zu sich aufmalen und sich somit einen Plan für ihr Selbstportraitzurechtlegen. Auf diese Weise kann spielerisch geübt werden, dass Aufnahmen auch geplant werdenund man Inhalte vorab durchspielen sollte, indem man beispielsweise diese mit Symbolen aufmalt.Wenn die Kinder also ihr Aussehen beschreiben, können sie mit bunten Stiften zuvor ein Bild anferti-gen, auf dem wichtige persönliche Details hervorgehoben sind, z. B. Augenfarbe, Haarlänge oder eineBrille.

3. Nun starten die Aufnahmen, bei denen sich jedes Kind vorstellt und beschreibt. Gern können auchandere Kinder etwas Schönes zu ihren Freunden aufsprechen. So entsteht eine wunderbare Portrait-sammlung, die durch die Audioaufnahmen an Leben gewinnt. Solche klei-nen Audiosammlungen können mit beliebigen Themen und Inhal-ten erstellt, durch visuelle Elemente wie Bilder oder Bastel-arbeiten ergänzt und archiviert werden. Daraus könnensich ganz individuelle Archive ergeben, die aufzeigen,was Kinder individuell oder in einer Gruppe beschäf-tigt hat oder für sie von besonderem Interesse war.Wenn die Kinder z. B. experimentieren, forschen oderden Wald erkunden, können sie ihre Erfahrungen ver-bal und visuell dokumentieren, entweder als Forscher-oder Projekttagebuch oder in Form von Interviews, in denensich die Kinder gegenseitig zu den Geschehnissen befragen.Auditiv können auch wichtige Geräusche von bestimmten Aktio-nen oder Projekten von Bedeutung sein – den Ideen sind hierbei keineGrenzen gesetzt. Solche Formen der Dokumentation und der Archivierung bereichernauch die Darstellung des pädagogischen Alltags gegenüber Eltern sowie dem Umfeld und erfreuen alle Beteiligten.

Konservieren, um zu archivieren

nleitung

• Aufnahmegerät und Mikrofon

• Papier • Stifte

das „das bin ich und so hör‘ ich mich an“ – Archiv

aterial

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wArum hAlten wir töne und geräusche fest?

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Im Alltag werden viele Geräusche nichtbewusst wahrgenommen, da sie sich meist

überlagern, und so ein ständiger Geräusche-mix an unsere Ohren dringt, den unsereOhren unter normalen Umständen gut aus-blenden können. Erst wenn sich ein Geräuschdurch seine Lautstärke oder ungewohnteFrequenz von den Übrigen abhebt, erhält esunsere Aufmerksamkeit und entfaltet seineSignalwirkung. Es gibt Forscher und Forscherinnen, die sichmit der Wirkung des Umweltschalls auf Men-schen und ihr Verhalten beschäftigen. Diese Lautsphärenforschungunterscheidet grundsätzlich drei Arten von Geräuschen: Grundtöne,Signallaute und Orientierungslaute. „Grundtöne sind Geräusche, dievon der Landschaft, der Tierwelt, der Umwelt (z. B. Verkehr) und demWetter bestimmt werden und daher rasch zu Hörgewohnheiten wer-den. Signallaute sind klar konturierte Geräusche, mit deren Hilfe Bot-schaften übermittelt werden können (z. B. Jagdhornklänge, Glocken-läuten, Sirenen). Orientierungslaute schließlich sind charakteristi-sche Geräusche, die zwar keine spezielle Botschaft übermitteln, aberEigenschaften besitzen, die sie für einen Menschen identifizierbarund beachtenswert machen (z. B. das anschwellende Geräusch einesLKW oder das Geklimper eines Klaviers)“.1

Unser Ohr lässt sich nicht gezielt ausrichten, es registriert ringsumeinfach alles und kann sich nicht wehren. So unterscheidet es, wie

beschrieben als Orientierungs- und Warninstrument grundsätzlichund spontan zwischen guten Signalen (ungefährlich) und schlech-ten Signalen (gefährlich), wobei jede unbekannte Information zunächsterst einmal als gefährlich eingestuft wird.Beim ersten Hören von Warn- und Orientierungslauten ist es für unserOhr jedoch sehr schwierig festzustellen, aus welcher Richtung dieLaute, z. B. von einem Rettungsfahrzeug, nahen. Dies kommt u.a.dadurch zustande, dass Schallreflexionen an Häusern oder Autos dieräumliche Ortung erheblich stören. Die Richtungswahrnehmungerfolgt durch die Auswertung von Schallsignalen an beiden Ohren,wobei sowohl Differenzen der Schallpegel als auch die Laufzeitun-terschiede zwischen linkem und rechtem Ohr vom Gehirn ausgewer-tet werden. Dieser Prozess lässt sich für Kinder durch kleine Versu-che und Übungen veranschaulichen:

Konservieren, um zu warnen undsich zu orientieren

Auf leisen sohlen…Ein Kind wird zum Ungeheuer. Dieses sitzt mit verbundenen Augen auf dem Boden undbewacht einen Schatz, einige Gegenstände, die direkt vor dem Ungeheuer liegen. Dieanderen Mitspieler versuchen nun, den Schatz zu klauen. Dafür müssen sie sich beson-ders leise heranschleichen, denn sobald das Ungeheuer ein Geräusch hört und in dieRichtung eines Räubers zeigt, ist dieser vom Blitz getroffen und muss für den Rest desSpiels unbeweglich stehen bleiben. Die anderen Mitglieder der Räuberbande können wei-ter ihr Glück versuchen. Das Spiel endet, wenn der Schatz erfolgreichgestohlen werden konnte oder die komplette Diebesbande vom Blitz getroffen wurde.

hilf mir durch dengeräuschewald!Die Kinder verteilen sich in einem Raum,sie stellen die Bäume eines Waldes dar. Alle haben ein Instrument oder einenGegenstand in der Hand, mit dem sie einbesonderes Geräusch machen können. Ein Kind bekommt die Aufgabe, sicheinen Weg (von einen zum anderen Endedes Raumes) durch den Geräuschewaldzu bahnen. Das „Waldläuferkind“ hat dieAugen verbunden und sollte bei seinemWeg durch den Wald möglichst keinenBaum berühren. Wenn doch ein Baum berührt wird,macht dieser ein Geräusch. So weiß das„Waldläuferkind“, dass dort ein Hinder-nis ist und es die Richtung zu ändern hat. Ziel ist es, alle Hindernisse zu umgehen,und an das festgelegte Ziel zu kommen.

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wArum hAlten wir töne und geräusche fest?

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richtungshören i

richtungs-hören ii

aterial

nleitung

• zwei Trichter aus Kunststoff

• ca. 1m Gartenschlauch (Innendurchmesser passend zu den Trichterstutzen)

• Klebe- oder Isolierband• Stift als Klöppel

aterial

eobachtung

Der „Hörer“ kann erstaunlich genau die Stelle bestimmen, auf die geklopftwurde. Schall braucht eine gewisse Zeit, um sich auszubreiten. In Luftlegt der Schall ca. 340 Meter in der Sekunde zurück. Befinden wir unsschräg zu einem Schallereignis, sind unsere beiden Ohren unterschied-lich weit von diesem Schall entfernt. Der Schall trifft also nicht gleich-zeitig, sondern etwas zeitverzögert in unseren Ohren ein. Diesen klei-nen Zeitunterschied wertet das Gehirn ebenso wie feinste Unterschie-de zwischen den Schallpegeln aus und kann daraufhin den Ort des Schal-lereignisses genau bestimmen.

Ein Kind schließt die Augen. Ein anderes Kind lässt in einigen MeternEntfernung entweder eher rechts oder links vom „Hörerkind“ einenGegenstand fallen oder piepst. Aufgabe ist es, herauszuhören, wo derKrachmacher steht.

Geräusche umgeben uns also überall und werden von uns bewusst oder unbewusst wahrgenommen.Die nachfolgenden Spiele sollen dazu anregen, die eigene Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen

Geräusche des Alltags zu lenken und sich einmal nur auf einzelne Geräusche zu konzentrieren.

geräuschecodeknackerAlle Spieler sitzen mit verbundenen Augen auf demBoden, nur ein Kind kann sich frei durch den Raumbewegen. Bei dem Gang durch den Raum machtdas Kind irgendein Geräusch: Schublade öffnen,mit Papier rascheln, die Gardine aufziehen etc. Alleanderen Kinder versuchen, das Geräusch zu erra-ten und äußern der Reihe nach ihre Vermutung.Ist eine Antwort falsch, sagt der Geräuschema-cher: „Falscher Code, noch ein Versuch!“. Ist dieAntwort richtig, heißt es: „Du hast den Geräusch-code geknackt!“. Dann ist der Codeknacker an derReihe und übernimmt die Rolle des Geräuschema-chers. Kommt lange niemand auf die richtigeLösung, können kleine Hinweise gegeben werden.

geräuschvollesratespiel

rklärung

gewußt?Sirenen sind ein Mittel, umMenschen vor drohendenGefahren zu warnen. DasWarnsignal einer Sirene istals auf- und abschwellenderHeulton wahrzunehmen. Invielen Sagen und Mythenwaren Sirenen Frauen, diewunderschön waren, Men-schen mit ihren Stimmenanlockten und sie dann damitum den Verstand brachtenund so töteten.

• Handy mit Tonaufnahmefunktion, Diktiergeräte oder andere Tonaufnahmegeräte

• Computer• ein paar Lautsprecherboxen

Bei diesem Ratespiel treten mehrere Gruppen gegeneinander an. Sienehmen Geräusche auf, die vor allem aus Signal- oder Orientierungs-lauten bestehen und spielen sie den anderen Gruppen vor. Sieger ist,wer die meisten Geräusche der anderen Gruppen erraten hat.

Die Trichterstutzen der zwei Trichter werden fest in die beiden Schlauch-enden gesteckt und, wenn nötig mit dem Klebe- oder Isolierband zusätz-lich befestigt. Halten Sie die Trichter dann möglichst dicht an die Ohren.Anschließend klopft jemand mit dem Stift irgendwo auf die runde Schlauch-verbindung.

Die Versuchsperson hört das Geräusch und soll mit geschlossenen oderverbundenen Augen die Stelle bestimmen, an der der Stift den Schlauchberührt.

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Wählen Sie eine für die Altersgruppe der Kinder entspre-chende Filmszene aus. Bei der Auswahl der Filmszene lohntsich ein Blick in alte Stummfilme, da diese meist kurz sindund eindeutige Szenen haben, die Kindern Spaß machen.

Anschließend spielen Sie den Kindern den Film ohne Ton vor. Gemeinsam mit den Kin-dern überlegen Sie, welche Geräusche, Musik oder auch welcher Text zum Film passenund wie man z. B. fröhliche oder traurige Stimmungen erzeugt und erproben diese. Dannbeginnen die Aufnahmen mit dem Mikrofon oder dem Aufnahmegerät. Ist alles endlichim Kasten, kann die Vorführung mit Bild und Ton beginnen. Der gemeinsame Austauschüber den Film kann der Beantwortung der Fragen dienen: Was bleibt und was wirdanders? Wie verändern Töne, Geräusche und Musik einen Film?

wArum hAlten wir töne und geräusche fest?

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Menschen, insbesondere Kinder hörengern! Vielleicht nicht immer. Ungern,

wenn sie sich sagen lassen müssen, dass sieetwas nicht machen oder haben dürfen, abereigentlich immer dann, wenn sie etwas Span-nendes erzählt bekommen. Geschichten,Witze, Musik, Hörspiele werden geliebt undfinden in sehr unterschiedlichen Genres (z.B. Radio, Hörbücher, Musik-CDs) geeigneteÜbermittler.

Das Hören ist eine wichtige Erfahrung in einer Welt, in der das Augeund Visualität dominieren. Gerade der Hörsinn ist bei jüngeren Kin-dern von zentraler Bedeutung, um die Welt zu erfassen und zu (be-)greifen. Der Sehsinn ist noch nicht gänzlich ausgeprägt, so dassGeruchs-, Tast- und Hörsinn ganzheitliche Erfahrungen ermöglichen,die elementar sind. Dabei hören Kinder nicht nur über die Ohren, son-dern „mit Haut und Haaren“, d. h. Hören ist ein sehr emotionalesErlebnis. Ungefähr mit Beginn des 10. Lebensjahrs können Kinder erstInhalte in einer zeitlich-logischen Reihenfolge wiedergeben, d.h. sieinterpretieren und deuten und ihr Abstraktionsvermögen lässt Bezü-ge zwischen verschiedenen Szenen zu. Jüngere Kinder - zwischendrei und sechs Jahren – erzählen sehr detailorientiert, was nicht heißt,

dass sie die Handlung nicht verstanden hätten, sie nehmen vielmehrperspektivisch wahr. Sie beziehen sich auf die Teile einer Handlung,die für sie von Bedeutung und wichtig sind. Handlungsanteile, diefür sie unwichtig sind, werden überhört, wohingegen die Szenen mitpersönlicher Relevanz ständig beschrieben und wiederholt angehörtwerden. Daran können die Personen in ihrem Umfeld u. a. die inne-ren Themen erkennen, die für das Kind momentan wichtig sind undbearbeitet werden.1

Hörmedien können also Entspannung, Zerstreuung, Abenteuer undFantasie bieten. Zudem sind viele Audiomedien aktuell, mobil undfast überall verfügbar. Man kann sie allein oder in der Gruppe hören,sich beim Hören zurückziehen, Stimmungen und Emotionen ausle-ben. Hier sind einige „Unterhaltungs(audio)ideen“.

Konservieren, um zu unterhalten

„spiel mir den film mit ton“

„Ein Film ohne Ton ist wieein Fisch ohne Wasser.“ DieTongestaltung nimmt gro-ßen Einfluss darauf, wiedie Zuschauer, in unseremFall die Kinder, den Filmaufnehmen.

aterial

nleitung• Filmszene oder ein kurzer Film• Computer mit Mikrofon oder

Aufnahmegerät• verschiedene Musikinstrumente• Material, um Geräusche zu erzeugen

eobachtung

Die Gestaltung des Tons ineinem Film unterstützt dieWirkung und vor allem denemotionalen Zugang derZuschauer zum Film. Der Tonspielt im Film eine genausowichtige Rolle wie das Bild.Zum Ton zählen Sprache,Geräusche und Musik ge-nauso wie Stille.

rklärung

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Bei diesem Rätselspiel werden bekannte Mär-chen in Geräusche übersetzt. Die Kinder, die

mitmachen möchten, teilen sich in Kleingruppen und suchen sich ein allen bekann-tes Märchen aus. In dieser Kleingruppe üben die Kinder, das Märchen mit Geräu-schen darzustellen. Die anderen Kinder müssen das Geräuschemärchen erraten. Umsich ausschließlich auf dieGeräusche zu konzentrie-ren, ist es empfehlenswert,die Kinder hinter einerWand oder einem Vorhangagieren zu lassen.

wArum hAlten wir töne und geräusche fest?

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Märchenrätseleine besonders klangvolle collageKlänge und Geräusche lösen in uns Menschenoft verschiedene Gefühle aus. Überlegen Siemit den Kindern, welche Geräusche sie ein-fach zum Lachen bringen oder ihnen die Haare

zu Berge stehen lassen.Gehen Sie gemein-sam auf die Jagd nachden lustigsten undgruseligsten Geräu-schen der Welt. Viel-leicht ein Lacher vonanderen, Kichern, dasMeepMeep vom Roa-drunner, das Kratzen voneinem Messer auf demTeller, das laute Quiet-schen eines Zugs beimAnhalten oder vielleichtder Zahnarztbohrer? LassenSie eine lustig-amüsanteoder schaurig-gruselige

Klangcollage mit den dazupassenden Bildern entstehen.

Beim eigenen Gestalten eines Hörspiels setzensich die Kinder mit der Bedeutung, Entstehungund Wahrnehmung von Tönen und Geräuschenauseinander. Sie setzen ihre Fantasie bewusst,vielleicht erstmals, für die Erstellung eigener Pro-duktionen ein. Zudem kann ein solches Projekt dieKonzentration, Teamfähigkeit, Kreativität undGeduld der Kinder fördern.

aterial

nleitung

• Kurzgeschichte (geeignet sind Fabeln, Gedichte, selbst ausgedachte Geschichten etc.)

• Zettel und Stifte• Computer mit Aufnahmeprogramm, Mikrofon oder ein

tragbares Aufnahmegerät, dessen Aufnahmen später auf den Computer überspielt werden können

• Gegenstände zum Geräuschemachen• Musik

eobachtung

ein hörbuch selbst gemacht

Zu Beginn wird die Geschichte mehrmals mit den Kindern gemeinsam gelesen bzw.durchgesprochen. Um nun die Aufnahmen für das Hörspiel in der Gruppe vorzube-reiten, sollte man gemeinsam überlegen, was alles für die Aufnahmen zu tun ist:Wer spricht welche Rolle? Welche Geräusche oder Musik werden benötigt? Wer küm-mert sich um die Technik und die Aufnahmen? Am besten notieren Sie zusammenmit den Kindern die Aufgaben und deren Verteilung. Nachdem die Vorbereitungengetroffen sind, kann es ans Aufnehmen gehen. Zuerst werden die Sprachaufnahmengemacht. Erst wenn diese beendet sind, werden die Geräusche oder Musik hinzuge-fügt. Das gemeinsame Anhören der Geschichte bildet einen schönen Abschluss.

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Bei diesem Experiment ist ausnahmsweise mal alles erlaubt, wasden Klang der Schallplatten verändert. Hören Sie die Schallplat-

te gemeinsam mit den Kindern noch einmal an. Wie klingt die Platte und an welchen Stellen befin-den sich laute oder leise Tonpassagen? Dann beginnen Sie auf ihr zu kratzen, zu drücken, zukleckern, zu ritzen etc. Benutzen Sie einfach verschiedene Werkzeuge und Hilfsmittel, um nachund nach eine Abfolge interessanter Störstellen zu produzieren. Sie können beispielsweise auchmit unterschiedlich langen Abständen arbeiten. Zum Schluss können sich dann alle zusammen anneuen, noch nie gehörten Beats erfreuen. Fettige Fingerabdrücke, Kekskrümel, Staub und böseKratzer sind der ärgste Feind der Schallplatten. Wenn sie oft in Gebrauch sind, sammeln sich durchgrobe Handhabung und mangelnde Pflege in ihren Rillen unfreiwillig zusätzliche „Schallinforma-tionen“ an. Die Tonnadel stolpert dann über das Hindernis, z. B. über eine Ansammlung von Staub.Die darunterliegende Schallinformation wird überdeckt. Das Auslesen der Wellengravur in der Rillewird verfälscht oder unterbrochen. Der Klang verändert sich.

• 1 alter Plattenspieler (mit einer billigen Tonnadel) mit Verstärker

• viele alte Schallplatten, die keiner vermisst

• Vaseline• 1 Schraubendreher• staubige und pulverige

Substanzen• Wasser

wie kAnn mAn töne und geräusche verändern?

28| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Die Lebenswelten von Kindern sind voller akustischer Eindrücke. Viele dieser Wahrnehmungen sind medial aufbe-

reitet und lassen sich technisch bearbeiten. Doch Töne, Geräusche und Klänge lassen sich ebenso gut „manuell“

erzeugen, beeinflussen oder verfremden. Das für ganzheitliche Lernprozesse notwendige "Denken mit den

Ohren" fällt Kindern oft schwer. Verschiedene Spiele und Versuche können ihnen den Einstieg in die akustisch

veränderbare Welt der Töne, Geräusche, Klänge und Stimmen erleichtern sowie die Wahrnehmung schärfen.

Lagerfeuermusik aterial

nleitung

Die zwei Holzleisten bilden das Tragegestellfür unser Xylophon. Der Schaumstoff /Schaumgummi wird in kleine Streifengeschnitten, die in der Länge ungefähr den

Fliesenmaßen entsprechen. Dann kleben Sie Streifen von Schaumstoff /-gummi auf die Leisten auf. Nehmen Sie nur so viele Streifen, wie Sie auchFliesen verwenden wollen und achten Sie auf die entsprechenden Abstän-de, damit die Klangfliesen ungehindert schwingen können. Am besten greiftman auf Fliesenreste zurück. Es gibt sie entweder im eigenen Haushalt oderals Abfall im Baumarkt. Üblicherweise sind Fliesen quadratisch und eignensich erstmal nicht für den Bau eines Xylophons. Verwenden Sie deshalb vonvornherein längliche Fliesen (z. B. aus Bordüren), schauen Sie nach zerschnittenen oder zerbrochenen Resten oderlegen selber Hand an (mit Hammer und aufgelegtem Handtuch). Es ist viel einfacher, als es sich anhört und dasKlangergebnis ist verblüffend gut. Zu guter Letzt werden die Fliesen auf die Streifen aus Schaumstoff / -gummigelegt oder geklebt. Fertig! Gespielt wird das Instrument mit einem weichen Schlegel. Das kann z. B. ein mit Wolleoder Watte gepolsterter und umwickelter Holzlöffel sein. Wichtig ist es, die Klangfliesen zu sortieren: Von links nach rechts werden die Töne kontinuierlich höher. Eine exak-te Tonhöhe ist dabei unwichtig. Man muss sich dabei nicht allein auf das eigene Gehör verlassen. In der Regel reichtes aus, sie nach Größe zu sortieren. Größere Platten ergeben fast immer tiefere Töne. Lassen Sie sich selbst und denKindern genügend Raum, um mit den Tönen und Klängen zu experimentieren. Wie man Töne, Klänge und Geräu-sche mit der Form der Fliesen verändern kann, werden die Kinder sicherlich auf ganz eigene Weise erforschen.

nleitung • unterschiedlich große Fliesen• zwei Holzleisten• Schaumstoff, Schaumgummi,

Moosgummi • Klebstoff oder doppelseitiges

Klebeband• ggf. 1 Hammer und

1 Handtuch• Schlegel / umwickelter Holzlöffel

aterial

Meister schall und seine „veränderungsKräfte“

fliesen-Xylophon

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wie kAnn mAn töne und geräusche verändern?

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Tonaufnahmen mit Audacity funktionieren eigentlich ähnlich wie mit einemKassettenrecorder, nur dass die Aufnahmen digital aufgenommen werdenund damit leichter weiterverarbeitet werden können. Mit dem Anklickendes Aufnahmesymbols (roter Kreis) startet die Aufnahme. Diese kann dannmit einem Klick auf den Stopp-Button (gelbes Quadrat) beendet werden.Anschließend ist es ratsam, die Aufnahme als mp3 samt kurzem Verweisauf den Inhalt auf dem Computer abzuspeichern. Abspielen kann man allesmit der Play-Taste (grünes Dreieck).

erste Aufnahmeschritte3

Auditives aufzunehmen und auszugestalten macht einenbesonders großen Sinn. Schaut man sich pädagogische Ein-

richtungen an, werden meist tolle Kunstwerke ausgestellt. Hör-werke trifft man nur selten an. Natürlich wird gesungen, musi-ziert und mit Sprache gespielt, aber alles, was man hört, ver-geht sofort. Es existiert nur im Moment der Darbietung, waswiederum seinen ganz eigenen Reiz hat. Will man jedoch etwas Auditives festhalten, weiterbearbeiten und für sich und andere aufberei-ten, dann ist dies nur durch eine Aufnahme möglich. So wie beim Bild das Papier oder die Leinwand zum Speichermedium des eigenen künst-lerischen Ausdrucks wird, so kann heute beispielsweise ein digitaler Speicher auditive Ausdrucksformen festhalten und zusätzliche Bearbei-tung ermöglichen.1 Mit einer kostenlosen Audio-Editing-Software wie „Audacity“ kann man Töne, Geräusche und Klänge aufnehmen undbearbeiten. Audacity ist ein kostenloses Programm, das als Freeware aus dem Internet2 geladen werden kann. Ähnlich wie bei einem Text-bearbeitungsprogramm, in dem beispielsweise die Schrift nach eigenen Vorstellungen gestaltet werden kann, lässt sich mit diesem Pro-gramm die Schallkurve (als auditive Schriftsprache, die bei der Aufnahme sichtbar wird) verändern und zuschneiden. Auf diese Weise lässtsich das aufgenommene Material beliebig bearbeiten. Audacity ist in seinen Grundfunktionen recht einfach zu bedienen und daher in derpädagogischen Arbeit sehr gut einsetzbar. Durch die Fülle an Effekten zur Soundbearbeitung lädt das Programm zum Experimentieren mitKlängen, Tönen und Geräuschen ein. An dieser Stelle soll in einigen wenigen Schritten eine Tonaufnahme mit Audacity beschrieben wer-den. Dazu werden ein Mikrofon, ein Computer mit Audacity-Programm sowie ein paar Aktivboxen benötigt. Und schon kann’s losgehen.

Meister schall und seinetechnische Bearbeitung bzw.veränderung Wenn Kinder Hörwerke erstellen, werden sie vom Konsu-

menten zu Gestaltern einer hörbaren Vielfalt. Dadurch

spüren sie ihre Selbstwirksamkeit und erhalten die Möglich-

keit, Produktionsbedingungen und Mediensprache durch-

schauen zu lernen. Der Computer wird zum Werkzeug und

Speichermedium für die Ausgestaltung eigener Ideen und

als Medium des künstlerischen Ausdrucks genutzt.

Pause

Play / Wiedergabe /Abspielen

stopp

Zurück

vorwärts

Aufnahme

Aufnahmen sind nicht immer gleich in der Qualität, in der man sie habenmöchte. Auch das ist ein spannender Lernprozess für alle Beteiligten, d.h.Aufnahmen müssen auch mal wiederholt werden. Manche Kinder benöti-gen beispielsweise Hilfestellung, sprechen schüchtern ins Mikrofon odervergessen den Satz. Hier ist also Geduld, Gelassenheit und Ruhe allergefragt. Für Kinder ist es wichtig zu erfahren, dass Aufnahmen, die nichtgefallen, ganz einfach gelöscht werden können.

Wiederholung einer Aufnahme4

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30| KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

Sobald ein Geräusch durch das Mikrofon in denComputer gegeben wird, ist dieses in Form vonWellen auf einer Tonspur sichtbar. MöchtenSie nun einzelne Beiträge zu einem Gesamt-werk zusammenfügen, ist es erst einmal wich-tig, alles in eine klare Reihenfolge zu bringen.Mit einem Klick auf Datei › Neu beginnen Sieein neues Projekt und können die einzelnenAudiofiles zu einem Ganzen zusammensetzen.Dazu importieren Sie unter Projekt › Audioimportieren die gewünschte Aufnahme undhören sich diese noch einmal an. Möchte manTeile aus der Tonspur herausschneiden, mussder entsprechende Teil markiert werden. Dannkann dieser Teil gelöscht, ausgeschnitten oderan anderer Stelle eingefügt werden. Zum Mar-kieren klicken Sie mit der linken Maustaste aufdie entsprechende Stelle in der Aufnahme, las-sen die Taste gedrückt und ziehen den blauenBalken bis zum Ende des Abschnitts, dergelöscht oder ausgeschnitten werden soll.Anschließend drücken Sie die Entfernen-Tasteauf Ihrer Tastatur oder die rechte Maustastezum Anwählen der Kopierfunktion.

Beim Speichern gilt grundsätzlich zu beach-ten, dass die Funktion Speichern unter dieAufnahme in einem für das Programm spezi-fischen Dateiformat abspeichert, das sich zumWeiterverarbeiten eignet. Um die Aufnahmenjedoch beispielsweise auf CD zu brennen, müs-sen sie zuerst als wav- oder aiff-Datei expor-tiert werden.

Dem Experimentieren mit Geräuschen, Tönenund Klängen sind ebenso wie der Verfremdungkeine Grenzen gesetzt. Es ist ein großer Spaßfür alle, wenn Geräusche beispielsweise für einHörspiel selbst produziert und aufgenommenwerden. Dazu möchten wir nun ein paar klei-ne Anregungen weitergeben.

„Aufpolieren“ von Audiofiles5

wie kAnn mAn töne und geräusche verändern?

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wie kAnn mAn töne und geräusche verändern?

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nleitung

• Computer• Audio-Editing-Software

(z. B. „Audacity“)• Lautsprecher• Mikrofon

aterialKleines tonstudio - test und experimente

Mit dieser Anregung können Sie spielerisch mit den Kindern die technischen Möglichkeiten des kleinen Tonstudios testen.

1. Die Technik sollte einsatzbereit sein, das heißt im Aufnahmege-rät sind volle Batterien, der Computer ist mit Mikrofon und Boxenverbunden und das Audioschnittprogramm funktionstüchtig. BevorSie mit Kindern aufnehmen, sollten Sie die Technik auf jeden Fallvorab ausprobiert haben, damit es möglichst nicht zu technischenPannen kommt. Vielleicht schließen Sie die Geräte auch gemeinsammit den Kindern an. Zum Start der Audio-Editing-Software wäre essinnvoll, den Kindern die wichtigsten Knöpfe auf dem Bildschirm zuerklären, allen voran der Aufnahmeknopf. Zudem sollten Sie sich mitden Kindern auf „Bedienungsregeln“ einigen, z. B. alle zählen zusam-men auf „3“, bevor die Aufnahme beginnt.

2. Testen Sie den besten Abstand zwischen Mikrofon und demGeräuscheerzeuger und beginnen dann mit einem Aufnahmetest. Eswird beispielsweise gezählt und dann einmal Probe gesprochen. Dabeikann auch überprüft werden, ob wirklich alles funktioniert und dieAufnahmelautstärke passt.

3. Wenn alles soweit funktioniert, können sie eine kleine Tonspureinsprechen und sich mit den Kindern auf dem Computerbildschirmansehen. Die Schallkurve ist sichtbar. Fragen Sie die Kinder, was sieauf dem Bildschirm sehen können, und kommen Sie mit ihnen dar-über ins Gespräch. Danach kann man sich gemeinsam anhören, wasaufgenommen wurde.

4. Nun sind die Kinder dran. Jedes kann etwas zu sich erzählen, z. B. wie es heißt oder wo es wohnt, gern auch etwas mehr. Für jedesKind wird eingezählt und aufgenommen. Nach jeder einzelnen Auf-nahme sollte man sich das Gesprochene sofort anhören und lauschen,wie die Aufnahme geworden ist. Dazu werden die bisherigen Auf-nahmen stummgeschaltet, um nur das aktuelle Aufnahmekind zuhören.

5. Sie können den Kindern dabei auch vorführen, wie man mit demComputer arbeiten muss, um etwas an der Aufnahme zu verändern,indem man z. B. unerwünschte Teile wegschneidet. Jedes Kind soll-te mit seiner Aufnahme zufrieden sein.

6. Wenn alle Kinder ihre Aufnahme beendet haben und zufriedenmit ihr sind, können Sie einfach mal alle Tonspuren der Kinder über-einanderlegen und gleichzeitig abspielen. Mal sehen, ob die Kinderherausfinden, wen sie dort hören und was noch zu verstehen ist.Wenn alle auf einmal zu hören sind, hat man ein großes Durchein-ander.

7. Nun kann man auch einfach mal ein paar weitere Effekte aus-probieren: Stimmen höher oder tiefer machen wie eine Maus oderein Bär, die Geschwindigkeit verändern oder alles einmal rückwärtsanhören. Vieles ist mit dem Computer und der Software möglich. Undvor allem macht es Spaß. Gemeinsam kann man dabei auch die Schallkurven im Blick haben. Was passiert mit den Kurven, wenn maneinen Effekt anwendet? Kommt es zu Veränderungen? Beobachtungist gefragt und spannende Fragen können sich daraus ergeben.

8. Zum Schluss des großen Studiotests könnte jedes Kind noch etwasmit dem Mikrofon aufnehmen und anschließend mit Effekten verän-dern. Wie wäre es mit Tierlauten, Gesang, einem anderen Satz oderselbst produzierten Geräuschen? Ein paar Geräuschebeispiele habenwir auch gleichmal parat:

Auto• Rollschuhe hin- und herschieben, je nach Untergrund können

verschiedene Fahrgeräusche entstehen.

Regen• Reis in eine Pappschachtel rieseln lassen.

Herzschlag• Ein Geschirrtuch mit beiden Händen anfassen und rhythmisch

auseinander ziehen.

Schritte im Laubwald• Alte Tonbänder zusammenknüllen und rhythmisch zusammen-

drücken.

Sturm• Einen geriffelten Schlauch oder ein Kabelrohr über dem Kopf

kreisen lassen.

9. Wenn alles ausprobiert wurde, wäre es sinnvoll, sich über diegemeinsamen Erfahrungen auszutauschen. Was hat Spaß gemacht?Hat es mit dem Respekt während der Aufnahme geklappt oder hatjemand dazwischen gequatscht? Hierbei ergeben sich in der Regel wichtige Erkenntnisse für alle wei-teren Aufnahmen.6

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Hör-KarteGeräusche können mit einer Hör-Kartesichtbar gemacht werden. Dafür geht’s zuerstraus an die frische Luft. Gehen Sie in einen Wald,Park oder auf einen Spielplatz. Jeder Mitspielersucht sich ein Plätzchen und markiert auf einem BlattPapier mit einem Kreuz seinen Standort. 5-10 Minuten wer-den nun veranschlagt und vorgegeben. Jedes Kind, das ein Geräusch hört,trägt es auf seiner Hör-Karte in der entsprechenden Richtung und Ent-fernung ein und äußert eine Vermutung, was die Ursache des Geräuschesgewesen sein könnte. Nach Ablauf der Spielzeit werden die Ergebnisseverglichen: Haben mehrere Kinder dasselbe Geräusch gehört? Haben alledieselbe Vermutung über die Ursache? Eine zweite Runde lässt die mei-sten Spieler sicher noch viel sensibler auf Geräusche achten.

Akustischer Ausflug

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• Besuch bei einem Orchester oder eines Konzertes• Nachfrage, ob die Musiker ein Tagebuch über zwei oder drei Tage

führen, um einen Einblick in die täglichen Arbeitsabläufe zu ermög-lichen sowie damit eine Grundlage zu schaffen, die Tagebuch-inhalte kreativ oder dokumentarisch mit Kindern zu bearbeiten

• Herstellung eigener Instrumente in verschiedensten Ausführungen, deren Klang hinterher auf einer CD festgehalten wird

• Einrichtung eines kleinen Aufnahmestudios in der eigenen Einrich-tung, um Musik, kleine Hörspiele oder Alltagsgeräusche auf-nehmen zu können und selbst zu produzieren

• Ausflug zu einem Radiosender oder Tonstudio und Vorstellung verschiedener Abteilungen oder Berufsgruppen, die in einem solchen Betrieb arbeiten

• Dokumentation des Ausflugs in Form von Interviews, die die Kinder mit Mitarbeitern führen und zum Abschluss auf einer CD zusammenschneiden

• Durchführung und Aufnahme einer eigenen Radiosendung• auf einen Horchspaziergang gehen• mit einer Hör-Karte im Außengelände, Geräusche sichtbar machen• Besuch in einer Musikschule oder bei einem Instrumentenbauer• Anlegen und Führen eines akustischen Tagebuchs• Entwicklung eines Hörbuchs mit Geräuscheimitationen und selbst

ausgedachten Geschichten• Besuch im Zoo, um herauszufinden, auf welch unterschiedliche

Art und Weise Tiere (akustisch) kommunizieren• Nutzung weiterer Ausflugsmöglichkeiten, z. B. der Besuch tech-

nischer Museen, Science Centern und Galerien sowie interaktiver Ausstellungen zum Thema „Akustik und auditive Wahrnehmung"

• Einbindung von Spielen, die sich mit dem Thema „Akustik und auditive Wahrnehmung” beschäftigen (Brettspiele, Computer-spiele, Bewegungsspiele etc.)

• Durchführung verschiedener Aktionen im pädagogischen Alltag einer Einrichtung, um so das Thema „Akustik“ zu vertiefen

HorchspaziergangDer Horchspaziergang kann bewusst durch einen Wald odereine Stadt führen. Was kann man z. B. im Wald, am Fluss, aufeiner Baustelle oder an einer verkehrsreichen Straße hören?Sie können die Geräusche dort aufnehmen und später darausein Hörrätsel erstellen. Dabei werden die Geräusche nicht inder gleichen Reihenfolge abgespielt, so dass die Spaziergän-ger versuchen müssen, sich daran zu erin-nern, wo das Geräusch aufgenommenwurde.

Akustischer Ausflug Die folgenden Ideen und Empfehlungen sollen bei der Gestaltung einer „Forschungsreise“ und der Bearbeitung des Themas „Akustik, Schall

und Hören" als Anregungen dienen. Je nach Altersgruppe der Kinder lässt sich ein akustischer Ausflug ganz unterschiedlich gestalten.Zur Umsetzung dieser Vorschläge wie auch bei der Projektarbeit allgemein empfehlen wir die Zusammenarbeit und Kooperation mit Bil-dungspartnern aus der Region oder der Elternschaft. Bei dem hier vorgestellten Projekt insbesondere mit Partnern aus regionalen Theatern,Fachgeschäften, Musikschulen sowie Eltern, die dem Thema beruflich bzw. fachlich verbunden sind etc.

Die KlangtafelGestalten Sie doch mit

den Kindern eine Klangtafel.Alles, was Sie dazu brauchen, ist

eine Spanplatte, Farbe zum Bema-len der Tafel, ein paar Gegenstände, die

Geräusche erzeugen können (z. B. eineFahrradklingel, eine Glocke, ein Quiet-scheentchen, eine Hupe usw.) und etwaszum Befestigen der Gegenstände (z. B.Schnüre und Nägel). Als erstes sollten Siezusammen mit den Kindern überlegen, wiedie Tafel aussehen kann. Dann nehmen Siesich die Gegenstände, ordnen diese auf derTafel an und befestigen sie. Fertig!

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klAngvolle dokumentAtion

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Projektdokumentation

Da sich dieses Heft mit dem Thema „Schall und Akustik“ beschäftigt,möchten wir Ihnen nachfolgend ein paar Beispiele und Anregungenspeziell zu „klangvollen“ Möglichkeiten der Dokumentation aufzei-gen:

• analog zu einer Bibliothek kann auch eine Projekt-Audiothek eingerichtet werden mit all den Hörmedien oder Geräuschen, die während des Projektes benutzt, gesammelt bzw. erzeugt wurden

• Erstellung eines Hörspiels• Installation von Hörereignissen in der Einrichtung, z. B. von

wechselnden Klangstationen, Klangmobilen, selbstgebauten Instrumenten oder Klangspielen, die im Rahmen des Projektes entstanden sind bzw. eingesetzt wurden

• Produktion eines akustischen Videos oder Films• Präsentation eines Musik- und Tanztheaters

• Präsentation der Projektergebnisse in Form von Konzerten• Aufbau einer einfachen Homepage als dauerhafte Plattform

zum Austausch von Klängen und Ergebnissen• eine Ausstellung von Klangcollagen• Einrichtung einer Hör-Bar, z. B. mit einer Sammlung hörbarer

Dinge, von Geräuscherzeugern, Tondokumenten mit Informa-tionen über Finder, Fundort und Absicht, von Geschichten mit Geräuschen usw.

• eine Ausstellung „gemalter Musik“Musik malen - ein Musikstück wird vorgespielt und Kinder setzen die Musik zeichnerisch um. Dabei wird Musik individuell genau wahrgenommen und in Bildern gestaltet.

• Hörplakate / Hörwände an markanten Stellen der Einrichtung gestalten

• Klangwahrzeichen entwerfen und in der Einrichtung ausstellenWas drückt den spezifischen Klang bestimmter Orte aus?

Bei der Durchführung von Projekten ist auf viele Faktoren zu ach-ten. Ein ganz wesentlicher Faktor ist die Projektdokumentation,

die für alle Projektbeteiligten eine wichtige, wenn auch unterschied-liche Rolle einnehmen kann.Für Kinder bietet die Dokumentation von Projektphasen die Möglich-keit, sich eigener oder gemeinschaftlicher Aktionen klar zu werden,sich dieser genau zu erinnern und sie als Grundlage für neue Hand-lungsziele zu nutzen. Darüber hinaus kann die Dokumentation fürKinder eine Wertschätzung ihrer Handlungen darstellen, insbeson-dere dann, wenn sie selber an der Gestaltung der Dokumentationbeteiligt waren.1 Eine Dokumentation kann sich in den Räumen ihrerEinrichtung widerspiegeln und die Einrichtung dadurch persönlicherund vertrauter wirken lassen.

Für pädagogisches Fachpersonal ist die Dokumentation eine außer-gewöhnliche Gelegenheit, Lernprozesse der Kinder zu beobachten,darüber zu reflektieren, zu vergleichen, zu interpretieren und gemein-sam mit Kindern, Eltern und Kollegen zu diskutieren. Dokumentatio-nen erlauben Erziehern zudem einen Gleichlauf mit den Gedanken-strategien der Kinder, so dass man ihnen im Lernen noch wirksamerbeistehen, sie begleiten und unterstützen kann.2

Für Eltern bieten Dokumentationen neue und erweiterte Informatio-nen im Hinblick auf die Aktivitäten, Ideen, Interessen sowie die Ent-wicklung ihrer Kinder. Zudem erschließt sich Eltern dadurch geziel-ter die pädagogische Konzeption der Einrichtung und die individuel-le Arbeitsweise der Pädagogen.

Warum-fragenund Wie-ideen

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worAuf sie ihr ohrenmerk richten sollten…

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hilfreiche

Urheber sind Erfinder von Texten, von Liedern und Musik. Sie erfin-den Software, machen Fotos und Filme, komponieren oder verto-nen Musik, die es vorher noch nicht gab. Damit diese ErfindungenUrhebereigentum bleiben, gibt es das Urheberrecht, das diese Werkeals Besitz zusichert und sie durch Gesetze vor Diebstahl durch ande-re schützen soll.

Das Internet ist eine digitale Schatzkiste voller solcher Werke, beson-ders was Musik betrifft, und der Zugriff darauf scheint problemloszu sein. Doch halt: alles, was man nicht selber komponiert, in Notengeschrieben oder vertont hat, gehört einem Urheber und nur ihmobliegt die Erlaubnis zur Freigabe für eine Veröffentlichung odereine andere Verwendung, wie z. B. einer Kopie.

Hierbei werden Urheber unterstützt von der Gesellschaft für musi-kalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte(GEMA - www.gema.de) und von der Verwertungsgesellschaft Musik-edition (VG - www.vg-musikedition.de), die ihre Rechte dadurchsichern, dass für eine legale und öffentliche Weiterverwendung vonNoten oder Musik Geldbeträge eingefordert werden.Manche Urheber geben auf Internetseiten ihre Werke mit der Erlaub-nis für eine Weiterverwendung frei, wie z. B. für das Herunterladen(Download) auf einen privaten PC. Dies kann „creative commons-Lizenz“ heißen oder wird einfach schriftlich auf der Webseite erlaubt.

Da das Urheberrecht für den Musikbereich sehr umfänglich ist, kön-nen wir Ihnen hier nur einige Hinweise und Tipps geben. Mehr Informationen finden Sie unter www.urheberrecht.org

tonträger und das urheberrecht

Noten und Musik werden besonders in der Schule häufig verwen-det. Deshalb hat die Kultusministerkonferenz für Schulen eigeneVerträge mit der GEMA geschlossen. Lehrer dürfen Noten im Umfangfür eine Schulklasse kopieren. Erzieher in Kindertageseinrichtungendürfen dies nur, wenn der Träger ebenfalls einen solchen Vertragvereinbart hat. Das Urheberrecht kommt auch beim Abspielen von nicht selbst kom-ponierter Musik auf öffentlichen Schul- oder Kitafesten zum Tra-gen. Auch hier ist die GEMA für eine Erlaubnis zuständig.

Bei der privaten, gegebenenfalls beruflichen Nutzung von urheber-rechtlich geschützter Musik müssen Sie folgende Regelungen beach-ten:

1. Für Familien und Freunde dürfen Sie eine geringe Anzahl Kopienvom Original, dass Sie gekauft oder legal erworben haben, auf CDbrennen. Die Richtzahl hierfür ist sieben Stück.

2. Bei einem vorhandenen Kopierschutz dürfen Sie keine Kopie einerCD auf eine andere anfertigen. Eine Kopie auf eine Kassette als ana-loges Medium ist aber erlaubt.3. Bei kostenlosen Downloads von Musik aus dem Internet müssenSie sich versichern, dass diese nicht urheberrechtlich geschützt ist.4. Auch Downloads aus dem Internet können einen Kopierschutzhaben, der nicht übergangen werden darf. Downloads dürfen aufden eigenen PC heruntergeladen und auf eine einzige CD gebranntwerden. Bei weiteren Kopien oder dem Überspielen auf einen MP3-Player müssen sie allerdings auf die Nutzungsbedingungen achten.5. Auch Online-Tauschbörsen können urheberrechtliche Fallen fürSie haben, wenn Sie hier versehentlich Ihre privaten Musikdateienfür andere öffnen und damit öffentlich zugänglich machen.6. Auf Ihrer eigenen Homepage dürfen Sie keine fremde Musik ein-stellen, wenn diese urheberrechtlich geschützt ist. Dies gilt auch fürselbst produzierte Radiosendungen (Podcasts). (Quelle: www.bitkom.org)

die verwendung von tonträgern und Noten in KitA und schule

• www.zuhoeren.de • www.auditorix.de• www.kindergarten-workshop.de • www.audacity.de • www.mediaculture-online.de

• John R. Pierce: Klang, Musik mit den Ohren der Physik, ISBN- 3827405440

• Zauberhafte Klangmaschinen, Von der Sprechmaschine bis zur Soundkarte, ISBN-13: 978-3795701970

• Susanne Neyen: Gut, dass du Ohren hast, gut, dass du hörst! ISBN: 978-3-9808710-0-6

• Susanne Neyen: Knall und Schall - Physikalische und biologische Phänomene im Ohr beim Hören ISBN: 978-3-9808710-1-3

Links Literaturempfehlungen

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KON TE XIS und BITS 21 - Auf einer Wellenlänge

HerausgeberTechnische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbHBITS 21 / WeTek Berlin gGmbH

KontaktKON TE XIS Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft (tjfbg) gGmbHWilhelmstraße 5210117 Berlin

Telefon (030) 97 99 13-186Telefax (030) 97 99 13-22

[email protected] / www.tjfbg.de

RedaktionSandy Beez, Stefan Peter, Steffi Winkler, Harald Weis, Katharina Dressel, Melanie Schiffel

Layout / Illustrationen/FotosSascha Bauer

DruckPinguinDruck GmbH

StandFebruar 2013

BITS 21 / WeTeK Berlin gGmbHChristinenstraße 18-19Haus 8 10119 Berlin

Telefon (030) 44 38 33 65Telefax (030) 44 38 33 69

www.bits21.euwww.wetek.de

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Bildnachweis:Titel/Seite 1 © DavidMartynHunt: www.flickr.com/photos/davidchief/3937480966/sizes/l/in/photostream (Abgerufen: 1.02.2013)S. 5 © Theory: www.flickr.com/photos/theory/3193684688/sizes/o/in/set-72157612509742722 (Abgerufen: 1.02.2013)S. 6 oben © Matteo Paciotti | Photography: www.flickr.com/photos/matte4pre-sident/8005759968/sizes/k/in/photostream (Abgerufen: 1.02.2013)S.6 unten © demandaj: www.flickr.com/photos/demandaj/5510581804/sizes/o/in/photostream (Abgerufen: 1.02.2013)S. 7 © beccaplusmolly: www.flickr.com/photos/beccaplusmolly/3113927999/sizes/o/in/photostream (Abgerufen: 1.02.2013)S. 8 © Himmelskratzer www.flickr.com/photos/himmelskratzer/sets/72157594419737098 (Abgerufen: 14.04.2008)S. 9 © Wahlander: www.flickr.com/photos/wahlander/3763262420/sizes/l/in/set-72157621516303000 (Abgerufen: 1.02.2013)S. 12 © ashley.adcox: www.flickr.com/photos/viggum/2408955765/sizes/o/in/set-72157604513218101 (Abgerufen: 1.02.2013)S. 15 © Fey Ilyas: www.flickr.com/photos/renneville/3202443193/sizes/l/in/ set-72157612666319208 (Abgerufen: 1.02.2013)

S. 18 oben © [UNCLE] JEFFE Photography: www.flickr.com/photos/unclejeffe-photo/4733221254/sizes/l/in/set-72157624912481707 (Abgerufen: 1.02.2013); S. 18 Kassetten © Marc Arsenault – Wow Cool: www.flickr.com/ photos/wowcool/3330415240/sizes/l/in/set-72157618423260217/ (Abgerufen: 1.02.2013)S. 19 Mitte © Leandroid: www.flickr.com/photos/leandroid/2710605751/sizes/l/in/set-72157606897464838 (Abgerufen: 1.02.2013),S. 19 oben © Christaface: www.flickr.com/photos/christaface/3351797813/sizes/l/in/photostream (Abgerufen: 1.02.2013)S. 22 © Angeloangelo: www.flickr.com/photos/angeloangelo/2989824946/sizes/l/in/set-72157607029110633 (Abgerufen: 1.02.2013)S. 28 © reway2007: http://www.flickr.com/photos/reway2007/sets/72157602310752601 (Abgerufen: 1.02.2013)S. 19 unten © Nina Koch, http://schinkenrosa.de, http://nina.dreep.de/wp-con-tent/uploads/2011/02/kassette.jpgS. 10, 11, 15 unten, 17, 25, 30, 33 © Sascha BauerS. 20 © Harald WeisS. 16 © Phonogalerie.comS. 27 (Märchenbilder) © Carl OffterdingerIllustrationen: Sascha Bauer

Gefördert durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend sowie denEuropäischen Sozialfonds (ESF) und unterstützt durchdie Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin.

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