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Aus der
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
des St. Josef-Hospital Bochum
-Universitätsklinik-
der Ruhr-Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. P. Altmeyer
Medizinische Wirksamkeit und Tragekomfort von medizinischen
Kompressionsstrümpfen der Klasse 1 und Klasse 2 in der postoperativen Therapie sechs
Wochen nach Varizenchirurgie
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
Vorgelegt von
Felix Feldhaus
aus Datteln-Ahsen
2012
Dekan: Prof. Dr. med. K. Überla
Referent: Prof. Dr. med. M. Stücker
Korreferent: Prof. Dr. med. Bruno Geier
Tag der mündlichen Prüfung: 04.02.2014
1
Inhaltsverzeichnis
I. Prolog .................................................................................................................... 4
II. Einleitung .............................................................................................................. 5
2.1 Anatomie des Venensystems .............................................................................. 5
2.2 Physiologie des Venensystems .......................................................................... 5
2.3 Pathologie des Venensystems ............................................................................ 7
2.4 Pathogenese der epifaszialen Varikose .............................................................. 9
2.5 Epidemiologie .................................................................................................. 12
2.6 Moderne Therapie der Varikose ....................................................................... 14
2.7 Prinzip der Kompression .................................................................................. 16
III. Zielsetzung .......................................................................................................... 22
IV. Material und Methodik ..................................................................................... 23
4.1 Studienziel ........................................................................................................ 23
4.2 Patientenkollektiv ............................................................................................. 23
4.3 Studiendesign ................................................................................................... 24
4.4 Methode ............................................................................................................ 24
4.5 Statistik ............................................................................................................. 26
V. Hauptteil mit Darstellung der Ergebnisse ....................................................... 27
5.1 Patientenkollektiv ............................................................................................. 27
5.1 Strumpfversorgung ........................................................................................... 32
5.2 Trageverhalten .................................................................................................. 35
5.3 Subjektive Einschätzung der Kompressionstherapie ....................................... 37
5.3.1 Hämatome ................................................................................................. 37
5.3.2 Verhärtungen ............................................................................................ 38
5.3.3 Rötungen ................................................................................................... 39
5.3.4 Postoperative Schmerzen .......................................................................... 39
2
5.3.5 Verfärbungen ............................................................................................ 39
5.4 Empfindungen .................................................................................................. 40
5.5 Nebenwirkungen der Kompressionstherapie ................................................... 43
5.6 Anziehen des Kompressionsstrumpfes ............................................................ 53
5.7 Abschlussbenotung der subjektiven Einschätzungen ....................................... 59
5.8 Befunde der Klinischen Untersuchung ............................................................ 61
5.8.1 Klinisch erfassbare Nebenwirkungen ....................................................... 61
5.8.2 Duplexsonographisch erfassbare Nebenwirkungen .................................. 67
5.8.3 Beinumfänge ............................................................................................. 72
VI. Diskussion ........................................................................................................... 74
6.1 Patientenkollektiv ............................................................................................. 75
6.2 Statistisch signifikante Ergebnisse ................................................................... 77
6.3 Trageverhalten .................................................................................................. 81
6.4 Subjektive Einschätzung der Kompressionstherapie ....................................... 83
6.5 Anziehen des Kompressionsstrumpfes ............................................................ 86
6.6 Subjektive Abschlussbewertung ...................................................................... 87
6.7 Medizinische Bewertung .................................................................................. 88
6.7.1 Klinische Bewertung ................................................................................. 89
6.7.2 Duplexsonographische Bewertung ........................................................... 90
6.7.3 Beinumfänge ............................................................................................. 90
VII. Zusammenfassung ............................................................................................. 91
VIII. Literatur ............................................................................................................. 93
IX. Anhang .............................................................................................................. 101
9.1 Patientenfragebögen ....................................................................................... 101
9.2 Befundbögen .................................................................................................. 108
9.3 Abbildungen im Anhang ................................................................................ 116
3
Abkürzungen
CEN Comité Européen de Normalisation
CVI Chronisch Venöse Insuffizienz
EF Ejektionsfraktion der Wadenmuskelpumpe
et al. Lateinisch, „und andere“
KKL Kompressionsklasse
MKS Medizinischer Kompressionsstrumpf
MW Mittelwert
RCTs Randomized Controlled Trials (Randomisierte, kontrollierte
Studien)
SD Standardabweichung
SSI Static Stiffness Index
TVT Tiefe Beinvenenthrombose
UIP Union Internationale de Phlebologie
4
I. Prolog
Chronische Venenerkrankungen sind sehr häufige Erkrankungen in Deutschland. Die
Tübinger Studie zeigte bereits 1979, dass 15% der erwachsenen Bevölkerung ein
ausgeprägtes Krampfaderleiden aufwiesen (Fischer, 1981). Auch die epidemiologischen
Zahlen anderer Studien weisen auf die Häufigkeit der CVI hin. Evans et al. zeigten
1999, dass in Edinburgh schätzungsweise ein Drittel der Erwachsenen bis zum Alter
von 64 Jahren an Stammvarizen litten. Laut der Bonner Venenstudie sind jeder sechste
Mann und jede fünfte Frau von einer chronischen venösen Insuffizienz (CVI) betroffen
(Rabe, 2003). Eine große, internationale epidemiologische Untersuchung aus dem Jahr
2012 zeigt, dass die weltweite Prävalenz chronischer Venenerkrankungen (C0-C6) bei
83,6% liegt (Rabe et al., 2012). Auffällig ist zudem, dass sowohl die Häufigkeit des
Auftretens von chronischen Venenleiden als auch die Zahl der bereits therapierten
Patienten und Patientinnen mit dem Alter zunehmen (Fischer, 1981; Brand et al., 1988;
Criqui et al., 2003; Rabe et al., 2003, Pannier et Rabe, 2012). 22,9% der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Bonner Venenstudie gaben anamnestisch an,
sich bereits einer Therapie des Venenleidens unterzogen zu haben (Rabe, 2003).
5
II. Einleitung
2.1 Anatomie des Venensystems
Das venöse System der unteren Extremität setzt sich aus tiefen, subfaszialen Venen und
den oberflächlichen, epi- beziehungsweise transfaszialen Venen zusammen. Die tiefen
Venen laufen in der Regel mit den Arterien und werden dementsprechend auch benannt.
Verbunden werden beide Gruppen über eine unterschiedliche Anzahl an Perforansvenen
(Vv. perforantes), deren Zahl bei ungefähr 100 pro Extremität liegt. Zu den
oberflächlichen Venen zählt man die sogenannten Stammvenen. Dies ist zum einen die
am medialen Schenkel vom Fußrücken bis zur Crosse unterhalb des Leistenbandes
verlaufende V. saphena magna. Zum anderen gehört die kürzere, am lateralen
Unterschenkel vom Fußrücken bis zur Crosse in der Fossa poplitea laufende V. saphena
parva zu den Stammvenen. Als Vv. communicantes bezeichnet man die
Verbindungsgefäße zweier Venen, welche entweder die oberflächlichen oder die tiefen
Beinvenen jeweils untereinander verbinden und die Faszie nicht durchbrechen.
Außerdem finden sich viele individuelle Variationen des oberflächlichen Venensystems,
die grundsätzlich alle dem Abfluss des oberflächlichen venösen Blutes dienen und hier
nicht weiter behandelt werden sollen (Busse, 2000; Rabe, 2003; Partsch, 2004; Schünke
et al., 2007; Huck, 2009; Rassner, 2009).
2.2 Physiologie des Venensystems
Aus physiologischer Sicht dienen alle Venen prinzipiell dem Rückstrom des venösen
Blutes zum Herzen. Die epifaszialen Venen drainieren ihr Blut grundsätzlich in die
großlumigeren tiefen Beinvenen. Dies geschieht sowohl über die Perforansvenen als
auch über die Crossen der beiden großen Stammvenen. 90% des gesamten
Blutvolumens fließen idealerweise über das tiefe Venensystem und nur 10% über das
epifasziale System von distal nach proximal ab (Rabe, 2003; Partsch, 2004). Für diesen
gerichteten Transport sind die Venenklappen von entscheidender Bedeutung. Für den
physiologischen Blutstrom zum Herzen werden die Venenklappen (anatomisch meist
zwei gegenüberliegende, segelförmige Intimaduplikaturen) vom Blutstrom an die
6
proximale Venenwand gedrückt und sind so passierbar. Bei retrogradem, also nach
distal gerichtetem Blutstrom, füllen sich die Taschen, die Venenklappen lagern sich
aneinander und stoppen so die rückfließende Blutsäule. Dieser einfache
Ventilmechanismus findet sich in allen Venen der unteren Extremität und bildet
zusammen mit weiteren Mechanismen die Voraussetzung für einen gerichteten
Volumenstrom (Busse, 2000; Schünke et al., 2007).
Um diesen Ventilmechanismus anzutreiben, bedarf es auch einigen aktiven
Pumpmechanismen (Partsch et al., 1999b; Grotewohl, 2002a). Durch die thorakale
Bewegung bei der normalen Atmung bildet die thorako-abdominelle Doppelpumpe
(Rabe et al., 2006) die „Vis a fronte“ Kraft. Bei der Inspiration vermindert sich der
Druck im Thorax und konsekutiv in den thorakalen venösen Gefäßen. Gleichzeitig zu
dieser Sogwirkung steigt der abdominelle Druck, das Blut kann aber aufgrund der
proximalsten Venenklappen der unteren Extremität nur in Richtung Herz abfließen.
Während der Exspiration erniedrigt sich der Druck im Abdomen und folglich auch in
der V. cava inferior. Dieser Druckdifferenz zwischen der unteren Hohlvene und den
Extremitätenvenen folgt der Blutstrom in die größeren Venen des Beckens und des
Abdomens. Die „Vis a tergo“ Kraft beschreibt im Gegensatz zu diesem
Sogmechanismus eine Art Schubkraft der gesamten Blutsäule, die in jeder Systole vom
linken Ventrikel ausgetrieben wird (Partsch et al., 1999b). Postkapillär schwankt dieser
Druck zwischen 10 und 15 mmHg und hat einen großen Einfluss auf die
Mikrozirkulation des Gewebes (Lemaire, 1989).
Die Beinvenenpumpe beschreibt eine Kombination aus Fusssohlenpumpe (Entleerung
des venösen Geflechts beim Auftreten), der Sprunggelenkspumpe (Faszienpumpe,
Entleerung bei Gelenkbewegung) und Wadenmuskelpumpe (Partsch et al., 1999b;
Huck, 2004). Während der Kontraktion der Muskulatur wirken erhebliche transmurale
Kräfte von 200-300 mmHg auf die tiefen, intramuskulären Venen. Durch
funktionierende Venenklappen (die einem retrograden Druck von bis zu 300 mmHg
standhalten können) wird ein unidirektionaler Blutfluss in proximale Richtung
gewährleistet. Nach dieser Austreibungsphase aus den tiefen Beinvenen entsteht ein
Druckgradient von bis zu 100 mmHg zwischen den epi- und subfaszialen Systemen
(Ströbel, 2010). In der V. tibialis posterior kann der Druck erstaunlicherweise auf bis zu
-50 mmHg sinken, wohingegen er in der V. saphena auf höchstens 30 mmHg abfällt
(Pollack et Wood, 1949). Da die epifaszialen Venen unabhängig von der
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Muskelaktivität immer mit Blut gefüllt sind, folgt deren Blutvolumen dem Gradienten
und fließt über die Vv. perforantes in die tiefen Venen ab (Partsch et al., 1999b; Ströbel,
2010).
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Hämodynamik und schließlich auch der
pathologischen Veränderungen ist der statische Venendruck. Er ergänzt den bereits
beschriebenen dynamischen Druck, die „Vis a tergo“ Kraft, welche in den
postkapillären Venolen bis zu 15 mmHg beträgt (Lemaire, 1989; Huck, 2009). Der
statische Druck beträgt in der Horizontalen 10 mmHg und beim stehenden Patienten bis
zu 90 mmHg im Fußbereich (Rabe, 2003; Busse, 2000; Partsch et al., 1999b). Dieser
Wert wird allerdings erst erreicht, wenn sich durch ein unvollständiges Schließen der
Venenklappen im Bein eine ununterbrochene Flüssigkeitssäule bis zum Fuß einstellt
(Huck, 2009). Beim Gehen kann dieser Druck durch das Zusammenspiel der
verschiedenen Muskelpumpen und dicht schließenden Venenklappen von 90 mmHg auf
30-35 mmHg reduziert werden (Huck, 2009; Busse, 2000; Partsch et al. 1999b).
2.3 Pathologie des Venensystems
Wie bereits erwähnt, sind vor allem das Zusammenspiel der verschiedenen
Pumpsysteme und die Integrität der Venenklappen von entscheidender Bedeutung für
den physiologischen, unidirektionalen Blutfluss zurück zum Herzen (Ströbel, 2010;
Grotewohl, 2002a; Partsch et al., 1999b). Ist dieses gute Zusammenspiel nun dauerhaft
gestört, entsteht das Krankheitsbild der chronisch venösen Insuffizienz (CVI). Dieser
Begriff definiert die klinischen Folgen der Hypertonie im venösen System unabhängig
von ihrer Ätiologie (Huck, 2009).
Der ständige Hypertonus bewirkt eine Phlebektasie (Erweiterung der Venen) und
knotenförmige Wandaussackungen. Diese Dilatation des dehnbaren Venenwandgefüges
führt zu einer Insuffizienz der Venenklappen. Der dadurch mögliche retrograde
Blutfluss in den epifaszialen Venen bedingt die Bildung von Varizen. Da auch die
immer subfaszial gelegenen Klappen der Perforanten betroffen sind, kommt es zu einem
Reflux (Rückstrom) aus dem tiefen ins oberflächliche Venensystem. Dies führt sowohl
zu einem weiteren Druckanstieg im epifaszialen System als auch zu einem Versagen der
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Muskelpumpe im subfaszialen System. Die Strömungsgeschwindigkeit fällt ab und es
entstehen Turbulenzen an geschlängelten Gefäßabschnitten (Partsch et al., 1999c).
Multiple lokale Entzündungsprozesse, partielle Intimafibrosierungen,
Thrombozytenanlagerungen und Leukozytenadhäsion werden so begünstigt (Partsch et
al., 1999c; Riede et al., 2004; Ströbel, 2010). Diese teils inflammatorischen Prozesse
bewirken wiederum eine Wandveränderung und ein Fortschreiten der Gefäßdilatation.
An dieser Stelle beginnt der Circulus vitiosus erneut und verstärkt sich selbst (Ströbel,
2010). Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sich diese typischen entzündlichen
Veränderungen auch an Venenwänden abspielen, die sich nicht in unmittelbarer Nähe
der Klappen befinden und zudem den Lymphabfluss aus den Gefäßwänden negativ
beeinflussen (Tanaka et al., 2012).
Die makrovaskuläre Hämodynamik ist so zunehmend gestört. Diese Störung wirkt sich
sekundär auch auf die mikrovaskulären Systeme aus. Das Gleichgewicht zwischen
Filtration und Resorption ist gestört. Sobald die Lymphgefäße die überschüssige
interstitielle Flüssigkeit nicht mehr abtransportieren können, bilden sich Ödeme. Die
gestörte Mikrozirkulation führt zur Hypoxie im Gewebe und vielfältigen klinischen
Erscheinungsformen bis hin zum Ulcus cruris venosum (Grotewohl, 2002b). Klinisch
wird die CVI mit ihren verschiedenen Morphologien in der CEAP-Klassifikation
beschrieben (Nicolaides, 2008, siehe auch Tabelle 1). Diese Klassifikation hat sich
mittlerweile als Goldstandard der Einstufung chronischer venöser Erkrankungen
durchgesetzt (Rabe et Pannier, 2012). Zusammenfassend entsteht die CVI also aufgrund
eines venösen Hypertonus, der durch die Refluxe einer dekompensierten Varikose
bedingt sein kann. Gleichzeitig fördert eine bestehende chronische Insuffizienz der
Venen aber auch die Progression der Varikosis und epidermaler Hautschäden. Die
Differenzierung von Ursache und Auswirkung ist hier sicherlich selten eindeutig.
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Tabelle 1: CEAP Klassifikation der CVI (nach Nicolaides, 2008)
Clinical Signs (klinische Zeichen)
0. Kein sicht- oder tastbarer Anhalt für Venenkrankheiten
1. Teleangiektasien oder retikuläre Varizen
2. Varizen
3. Ödem
4. Hautveränderungen (Pigmentierung, Atrophie blanche, Stauungsekzem,
Dermatoliposklerose)
5. Hautveränderungen mit Ulkusnarbe
6. Hautveränderungen mit Ulkus cruris
Etiological Classification (Ätiologie)
c: congenital
p: primär
s: sekundär
Anatomic Distribution (Anatomie)
s: oberflächlich
d: tief
p: Perforans, allein oder kombiniert mit s oder d
Pathophysiological Dysfunction (Pathophysiologie)
R: Reflux
O: Obstruktion
OR: Obstruktion und Reflux
2.4 Pathogenese der epifaszialen Varikose
Die Varikosis wird je nach ihrer Ätiologie in eine primäre und eine sekundäre Form
eingeteilt. Bei der mit 80% der Fälle häufigeren primären Varikosis kommt es zu einer
genetisch bedingten Wandschwäche der Venen (Rabe, 2003). Durch verschiedene
zusätzliche Faktoren wie Alter, Übergewicht, weibliches Geschlecht,
Gerinnungsstörungen, Schwangerschaft oder orthostatische Belastungen kommt es zu
Veränderungen der Venenwand epifaszialer beziehungsweise transfaszialer Venen. Die
tiefen Venen sind hierbei zunächst durchgängig und nicht verändert (Rabe, 2003; Huck,
2009; Karathanos et al., 2012; Pannier et Rabe, 2012).
Generelle Gefäßerweiterung oder lokale Wandaussackungen in der Nähe der
Venenklappen führen also zu einer sekundären Klappeninsuffizienz (Grotewohl,
2002a). In seltenen Fällen kann auch die vollständige Klappenagenesie zur primären
10
Varikosis führen. Durch eine Klappeninsuffizienz in den oberflächlichen Venen fließt
das Blut nach distal. Dieser Privatkreislauf wird heute als „blow down“ bezeichnet
(Partsch, 2004; Brinkmeier, 2006). Das unphysiologisch hohe Blutangebot in der
Peripherie fördert ebenfalls die Dilatation der Vv. perforantes. Falls die Klappen dieser
Perforanten nicht vorher schon anlagebedingt geschädigt waren, werden sie nun
endgültig insuffizient und degenerieren (Partsch, 2004). Durch den hohen systolischen
Druck der Wadenmuskelpumpe wird zusätzliches Blutvolumen über die insuffizienten
Perforanten in das epifasziale Venensystem befördert (ambulatorische venöse
Hypertonie). Dies macht sich als sogenanntes „blow out“- Phänomen auch optisch als
Vorwölbung der Haut oberhalb der Kommissuren bemerkbar. Konsekutiv kann das
chronisch erhöhte Blutangebot in der Peripherie zu einer Überlastung des tiefen
Venensytems führen. Die chronische Mehrbelastung der Muskel-Gelenk-Pumpe
hingegen kann in einer sekundären Varikose tiefer Beinvenen und einer CVI resultieren.
Die sekundäre Varikose ist mit 20% der Fälle deutlich seltener als die primäre Form.
Eine bereits bestehende Lumenverlegung in den subfaszialen Beinvenen führt zu einer
Art Umgehungskreislauf des Blutflusses über das epifasziale System. Als Ursache
findet sich meistens eine vorausgegangene tiefe Beinvenenthrombose (TVT), was dann
als postthrombotisches Syndrom bezeichnet wird. Durch den Kollateralkreislauf
entsteht auch hier ein retrograder Blutfluss durch die Perforanten, welcher dann
Tabelle 2: Einteilung der Varikose (Brinkmeier, 2006; Kluess et al., 2009)
Besenreiser-Varikose betrifft als fächerförmige Veränderung kleinste
oberflächliche Venen, keine hämodynamische
Relevanz
Retikuläre Varikose betrifft unmittelbar unter der Haut liegende, kleine
Venen
Seitenastvarikose betrifft die Seitenäste der großen Stammvenen, meist
in Kombination mit der Stammvarikose
Stammvarikose betrifft die große und/oder kleine Stammvene (V.
saphena magna, V. saphena parva)
Isolierte
Perforansvarikose
betrifft die kurzen, venösen Verbindungsäste
zwischen oberflächlichem und tiefem venösen
System
11
wiederum als blow-out Phänomen in Erscheinung tritt (Huck, 2004; Partsch, 2004;
Rassner, 2009). Es können je nach Lage und Morphologie verschiedene Typen der
epifaszialen Varikose definiert werden (Brinkmeier, 2006; Kluess et al., 2009).
In 70% der Fälle ist die Stammvarikose der V. saphena magna und beziehungsweise
oder der V. saphena parva mit einer gleichzeitigen Insuffizienz der Vv. perforantes
kombiniert. Als Crossen-Insuffizienz bezeichnet man die Insuffizienz der jeweiligen
Mündungsklappe in der Leiste beziehungsweise in der Fossa poplitea (Brinkmeier,
2006). Die Ausprägung der Erkrankung ist von der Länge des betroffenen
Gefäßabschnitts abhängig. Zu diesem Zweck werden Insuffizienzpunkte definiert. Am
proximalen Insuffizienzpunkt fließt das venöse Blut retrograd aus dem sub- in das
epifasziale Venensystem zurück. Der distale Insuffizienzpunkt hingegen beschreibt den
Ort, ab welchem die Klappen der Stammvene wieder suffizient schließen und einen
physiologischen Einstrom in die tiefen Venen zulassen (Huck, 2009). Die
Stadieneinteilung der primären Varikosis nach Hach von 1977 (Kluess et al., 2009)
bezieht sich auf die Lage des distalen Insuffizienzpunktes am Bein.
Tabelle 3: Stadieneinteilung der Stammvene (nach Hach, 1977)
Vena saphena magna (VSM) Stadium Vena saphena parva (VSP)
Insuffizienz der Mündungsklappen
(Crosseninsuffizienz) I
Insuffizienz der Mündungsklappen
(Crosseninsuffizienz)
Insuffizienz der Venenklappen mit
retrogradem Blutstrom bis oberhalb
des Knies
II
Insuffizienz der Venenklappen mit
retrogradem Blutstrom bis zur
Wadenmitte
Insuffizienz der Venenklappen mit
retrogradem Blutstrom bis
unterhalb des Knies
III
Insuffizienz der Venenklappen mit
retrogradem Blutstrom bis zur
Knöchelregion
Insuffizienz der Venenklappen mit
retrogradem Blutstrom bis zur
Knöchelregion
IV
12
2.5 Epidemiologie
Im folgenden Text sind bis auf die Patientinnen der vorliegenden Arbeit sowohl
weibliche als auch männliche Studienteilnehmer gemeint, zur Vereinfachung werden
allerdings bis auf weiteres die männlichen Formen der jeweiligen Substantive benutzt.
Die primäre Varikosis ist ausschließlich ein Krankheitsbild der unteren Extremität des
Menschen. Man geht davon aus, dass Krampfadern bereits vor mehr als 4000 Jahren mit
Kompressionsverbänden behandelt wurden (Partsch et al., 1999). Die Tübinger Studie
zeigte bereits 1979, dass 15% der erwachsenen Bevölkerung ein ausgeprägtes
Krampfaderleiden vorwiesen (Fischer, 1981). Auch die epidemiologischen Zahlen
anderer Studien weisen auf die Häufigkeit der CVI hin. Evans et al. zeigten 1999, dass
in Edinburgh geschätzt ein Drittel der Erwachsenen bis zum Alter von 64 Jahren an
Stammvarizen litten (Evans et al., 1999). Die Progressionsrate von unbehandelten
varikös veränderten Venen zu höheren klinischen Stadien der CVI beträgt 4% pro Jahr
(Pannier et Rabe, 2012). Laut Bonner Venenstudie, einer repräsentativen
Bevölkerungsstudie mit 3.072 Probandinnen und Probanden, sind jeder sechste Mann
und jede fünfte Frau von einer chronischen venösen Insuffizienz (CVI) betroffen.
Lediglich 13,6% der Männer zwischen 18 und 79 Jahren und 6,4% der Frauen weisen
keinerlei Zeichen einer venösen Veränderung auf (Rabe, 2003). Eine große,
internationale epidemiologische Untersuchung aus dem Jahr 2012 zeigt, dass die
weltweite Prävalenz chronischer Venenerkrankungen (C0-C6) bei 83,6% liegt, wobei
regionale Unterschiede zu berücksichtigen sind (Rabe et al., 2012). Die Prävalenz ist
also sehr hoch, die schweren Ausprägungsformen (C3-C6) sind allerdings rückläufig
(Rabe, 2003). Auffällig ist zudem, dass sowohl die Häufigkeit des Auftretens von
chronischen Venenleiden als auch die Zahl der bereits therapierten Patienten mit dem
Alter zunehmen (Fischer, 1981; Brand et al., 1988; Criqui et al., 2003; Rabe, 2003).
22,9% der befragten Probanden geben anamnestisch an, sich bereits einer Therapie des
Venenleidens unterzogen zu haben (Rabe, 2003). Heutzutage werden bei bis zu 50%
aller Erwachsenen Krampfadern beschrieben (Partsch, 2004; Rabe, 2006; Pannier et
Rabe, 2012). Im Bundes-Gesundheitssurvey 1998 berichteten 20% der Befragten
(16,8% im Osten und 20,8% im Westen) über Krampfadern
(Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2009). Im Jahr 2009 belegte das
Varizenstripping den 20. Rang der häufigsten Operationen in deutschen
Krankenhäusern. Es wurden laut DRG 147.445 vollstationäre Eingriffe durchgeführt
13
(Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2009). Trotz ungenauer Datenlage geht man
weiterhin davon aus, dass sich die Summe aller vollstationären, ambulanten und nicht
GKV-gemeldeten Eingriffe am oberflächlichen Venensystem wegen Varikose auf mehr
als 350.000 beläuft (Wagner, 2010). Laut Bonner Venenstudie wurde bei 6,9% der
repräsentativen Probanden eine Venenoperation durchgeführt. Davon waren 8,8%
Frauen und 4,5% Männer. Im Laufe ihres jeweiligen Lebens wurde die
Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen bei insgesamt 14,9% der
untersuchten Probanden (20,3% der Frauen und 7,5% der Männer) durchgeführt (Rabe
et al., 2003). Eine große polnische Studie an 16.770 CVI-Patienten zeigte allerdings,
dass im untersuchten Kollektiv nur 25,6% der eigentlich therapiebedürftigen Patienten
Kompressionsstrümpfe trugen. Bei 46,6% der Studienteilnehmer wurden trotz
diagnostizierter chronisch venöser Insuffizienz bis zum Untersuchungszeitpunkt keine
MKS verordnet. Die Zahl der bereits mit MKS therapierten Patienten nimmt aber auch
hier mit dem klinischen Stadium der Erkrankung zu (Ziaja et al., 2011).
14
2.6 Moderne Therapie der Varikose
Das grundlegende Therapieziel ist die Verminderung der venösen Hypertonie in der
unteren Extremität. Dies kann durch die Kombination verschiedener Maßnahmen je
nach individueller Situation erreicht werden. Zu unterscheiden sind konservative,
interventionelle und operative Therapieansätze.
Tabelle 4: Übersicht der verschiedenen Ansätze und Formen der Therapie bei
Varikosis
Ein wichtiger Aspekt der konservativen Varikosistherapie ist die Förderung der
physiologischen Mechanismen der Hämodynamik im Bein. Dies erfordert eine gewisse
Beeinflussung der jeweiligen Lebensführung nach dem „3S-3L“ Grundsatz: „Sitzen und
Stehen sind schlecht, lieber Laufen und Liegen“. Ziel dieser einprägsamen und
alltagstauglichen Regel ist zum einen die Erhöhung der Sprunggelenksbeweglichkeit
und zum anderen die Verbesserung der Muskelpumpleistung (Partsch, 2004; Gerlach,
2006).
Die pharmazeutischen Therapiemöglichkeiten von chronischen Venenerkrankungen
sind umstritten und werden höchstens als adjuvant angesehen (Partsch, 2004). Eine
abschwellende Wirkung zeigen das Aescin (Rosskastanienextrakt) und Flavonoide.
Dihydroergotamin wird als venentonisierendes Medikament eingesetzt (Brinkmeier,
2006).
Therapieansatz Therapieform
Konservativ Bewegung
Medikation
Kompression
Interventionell, nicht-
operativ
Sklerosierung/ Schaumsklerosierung
Radiofrequenzablation
Endovenöse Laserbehandlung
Operativ Varizenstripping nach Babcock (Crossektomie,
Ligatur der Seiten- und Perforansäste und
Venenstripping)
15
Da für die vorliegende Arbeit die Kompressionstherapie von Relevanz ist, soll auf diese
Basistherapieform im Folgenden näher eingegangen werden.
Je nach Gefäßbeteiligung, Schweregrad und Lokalisation der Insuffizienz wird
schließlich der Umfang des invasiven Eingriffs gewählt. Ziel dieser aktiven, invasiven
Therapieform ist die Ausschaltung des epifaszialen Refluxes („Blow-down“) durch eine
Entfernung oder Ausschaltung der störenden Varize (Partsch, 2004). Die beiden
grundsätzlichen Methoden sind zum einen die Verödung (Sklerosierung) und zum
anderen die Varizenoperation.
Bei der Sklerosierung wird die betroffene Varize in einen soliden, undurchlässigen
fibrösen Strang umgewandelt. Dies geschieht durch Einbringen von intimaschädigenden
Substanzen (flüssige oder Schaumsklerosierungsmittel) und anschließender
Kompression. Bei der Therapie der Besenreiser- und der retikulären Varizen gilt die
Sklerosierung als Mittel der Wahl (Baccaglini et al., 1997; Kern et al., 2007; Kluess et
al., 2009). Eine Untersuchung aus dem Jahre 2011 zeigt, dass bei diesen geringeren
Ausprägungsformen die Sklerotherapie in Kombination mit MKS eine umfassendere
Beschwerdenlinderung als die alleinige Kompressionstherapie bietet (Schul et al.,
2011). Bei kleinlumigen Perforans- und Seitenastvarizen kann eine alleinige
Sklerosierung erfolgreich sein. Bei größeren Gefäßdurchmessern wird eine
Kombination aus selektiver operativer Exzision und anschließender Sklerosierung
empfohlen (Grotewohl, 2002a; Partsch, 2004; Altmeyer, 2005; Kluess et al., 2009).
Voraussetzung für die Sklerosierung kleinerer Äste ist allerdings die erhaltene
Suffizienz der Stammvenen.
Zusätzlich gibt es noch verschiedene weitere interventionelle
Behandlungsmöglichkeiten. Hierzu zählen die endoluminalen Verfahren wie die
Venenobliteration mit dem Laser oder der Radiofrequenztechnik sowie die
Valvuloplastie an den Crossen. Speziell bei der Lasertherapie und der
Radiofrequenztechnik zum Beispiel weisen umfangreiche Daten auf ebenfalls sehr gute
und bezüglich der Nebenwirkungen teilweise bessere postinterventionelle Ergebnisse
hin (Kluess et al., 2009; Siribumrungwong et al., 2012; Rass et al., 2012).
Die operative Therapie wird angewendet, falls die Stammvenen teilweise oder komplett
insuffizient sind. Es sollen die Rezirkulationskreisläufe (nach Hach 1977) am
proximalen und distalen Insuffizienzpunkt unterbrochen werden. Weiterhin soll sich der
16
operative Eingriff auf die erkrankten Venenabschnitte beschränken. Dieses Vorgehen
wird als stadiengerechtes Operieren definiert (Kluess et al., 2009). Die Stammvarikose
der V. saphena magna wird beispielsweise ab dem Stadium 2-3 nach Hach als
Crossektomie mit Saphenateilresektion durchgeführt. Das Stadium 4 hingegen wird
mittels Crossektomie und kompletter Saphenaresektion nach Babcock behandelt.
Hierbei werden die Crosse entfernt, insuffiziente Perforans- und Seitenäste ligiert und
schließlich via Babcock-Sonde das Stripping der Stammvene durchgeführt (Partsch,
2004; Rassner, 2009; Kluess et al., 2009).
2.7 Prinzip der Kompression
Grundsätzlich wird durch die Anwendung einer externen Kompression der
Gefäßdurchmesser der großen oberflächlichen Venen messbar verringert (Partsch et al.,
1999d). Zudem soll sie den venösen und lymphatischen Rückstrom in zentrale
Kompartimente beschleunigen (Partsch et al., 1999d; Lyons et al., 2002). Falls noch
funktionsfähige Venenklappen vorhanden sind, kann die Kompression deren Funktion
verbessern (Partsch, 1984; Jünger et al., 1998; Wienert et al., 2008). Desweiteren wird
das Extremitätenödem reduziert (Van Geest et al., 2000) und die Lebensqualität
verbessert (Benigni et al., 2003). Das venöse Volumen insgesamt wird vermindert
(Christopoulos et al., 1987; Partsch et al., 2005a). Positive Effekte auf die
Mikrozirkulation (Smith, 1996; Altintas et al., 2011), die Mikrothrombenbildung
(Bollinger et Fagrell, 1991), lokale Entzündungsreaktionen (Chant, 1999; Murphy et
al., 2002; Beidler, 2009) sind beschrieben. Durch den erhöhten Rückstrom zum Herzen
und die verbesserte Klappensuffizienz wirken MKS auch der ambulatorischen venösen
Hypertonie beim Gehen entgegen (Partsch, 2003).
Die Kompressionstherapie kann mit Kompressionsverbänden, medizinischen
Kompressionsstrümpfen (MKS) oder apparativen Methoden unterschiedlicher Form und
Anwendungsweise durchgeführt werden. Insgesamt stellt sie die Basistherapie fast aller
venösen Erkrankungen der unteren Extremität dar (Wienert et al., 2008; Rassner, 2009).
Prinzipiell sind MKS aus elastischem Gewebe gefertigt. Sie werden nach ihrer Länge
eingeteilt und sind als Maßanfertigungen oder normierte Seriengrößen erhältlich. Durch
genaues Anmessen im Stehen kann die Anatomie des jeweiligen Beines besser
17
berücksichtigt werden (Wienert et al., 2008). Es muss sich um einen Zweizugstrumpf
handeln, der längs- und querelastisch ist (Wienert et al., 2008).
Der erste wichtige Wirkungsfaktor ist die Elastizität des komprimierenden Materials.
Diese kann mit dem Static Stiffness Index (SSI) beschrieben werden. Hierzu wird der
Anpressdruck am Übergang vom M. gastrocnemius zur Achillessehne jeweils im
Liegen und im Stehen bestimmt. Die Druckdifferenz beider Messungen ergibt den SSI
des Kompressionsmittels (Partsch, 2005b).
Der zweite wesentliche Wirkungsfaktor ist der Anpressdruck. Er soll von distal nach
proximal abnehmen, wobei die Kompressionsklasse nach dem Ruhedruck im
Fesselbereich (B-Mass) definiert wird (Wienert et al., 2008). Die Kompressionsklassen
unterliegen keiner einheitlichen Norm und variieren national. Die Zuordnung von
angeordneter Kompressionsklasse zur Diagnose ist ebenfalls nicht einheitlich geregelt
und zudem bisher nicht ausreichend untersucht (Partsch et al. 2008, Consensus
Statement IUP). Faktoren wie die Lokalisation der Abflussstörung und der klinische
Befund sowie Kontraindikationen müssen bei der Verordnung berücksichtigt werden
(Wienert et al., 2008).
Tabelle 5: Kompressionsklassen MKS nach Leitlinie DGP 2008 (Wienert et al., 2008)
in der BRD (nach RAL GZG 387)
Kompressionsklasse (KKL) Intensität Druck/mmHg kPA
1 leicht 18-21 2,4-2,8
2 mittel 23-32 3,1-4,3
3 kräftig 34-46 4,5-6,1
4 sehr kräftig 49 und größer 6,5 und größer
Im Jahr 2001 entstand der Entwurf einer europaweit gültigen Norm für MKS (ENV
12718), der aber bis heute nicht umgesetzt wurde. Dieser Standard des Comité
Européen de Normalisation (CEN) schlägt fünf Kompressionsklassen vor. Realität ist
allerdings eine Vielzahl von national variierenden Einteilungen. Trotz dieser
uneinheitlichen Normierung werden MKS seit langem im klinischen Alltag akzeptiert
und eingesetzt. In den CEAP Stadien C0 bis C4 überwiegen in den meisten Studien die
18
Vorteile der MKS gegenüber Bandagen (Partsch et al., 2008, Consensus Statement
IUP).
Abbildung 1: Vergleich verschiedener Kompressionsdrücke und Kompressions-
klassen in unterschiedlichen Ländern (nach A. Cornu-Thénard, in
Partsch, 2004. Quelle siehe Abbildung A1 im Anhang)
Ein wichtiger Anwendungsbereich der MKS ist die mittelfristige Therapie nach einem
invasiven Eingriff wie der Sklerosierung oder der Varizenchirurgie. Die meisten
bisherigen Studien weisen allerdings unterschiedliche methodische Schwachpunkte auf.
So werden alle Studien zur postinterventionellen MKS Therapie lediglich mit dem
Empfehlungsgrad B (mittelmäßig fundiert, EV-GR 2) der DEGAM (Deutsche
Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin) bewertet (Wienert et al., 2008).
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (Wienert et al., 2008)
empfiehlt die Nachbehandlung der Sklerotherapie mit MKS. Weiss et al. zeigten 1999
eine Reduktion der Hyperpigmentierung nach der Sklerosierung von Besenreisern und
retikulären Varizen (Weiss et al., 1999b). Zudem verbesserten sich die Ergebnisse
hinsichtlich Thrombophlebitiden und der Zufriedenheit der Patienten (Scurr et al., 1985
und 2001). Die Sklerotherapie wird auch ergänzend zur Operation oder im Verlauf der
Nachbehandlung eingesetzt.
19
Travers et al. untersuchten 1994 die Wirkung der Kompressionstherapie auf das
postoperative Frührezidivrisiko während eines Jahres (Travers et al., 1994). Bond et al.
zeigten 1999, dass der Kompressionsstrumpf dem Kompressionsverband postoperativ
gleichwertig, bezüglich Schmerzreduktion und Mobilität allerdings überlegen ist (Bond
et al., 1999). Shouler et al. untersuchten im Jahre 1989 eine Gruppe von 99 Patienten
nach einer klassischen Varizenoperation. Postoperativ bekamen alle Patienten einen
Verband. Ab dem ersten postoperativen Tag sollte eine Gruppe von n=51 Patienten
einen MKS mit einem Knöcheldruck (B-Mass) von 40 mmHg und die andere Gruppe
n=48 einen MKS mit 15 mmHg tragen. Dies entspricht nach dem deutschen System
ungefähr MKS der Klassen 3 und 1. Nach 10 Tagen ununterbrochenen Tragens sollten
die MKS dann für vier Wochen nur noch tagsüber getragen werden. Die Entwicklung
von Schwellungen wurde nicht beschrieben, bei der Entwicklung von Phlebitiden fand
sich kein Unterschied zwischen beiden Gruppen. Patienten mit MKS der Klasse 3
empfanden die Strümpfe in 35,3% der Fälle als unangenehm. Bei der niedrigeren
Kompression waren dies nur 29,2% der Studienteilnehmer (Shouler et al., 1989). Die
Studie macht allerdings keine Aussagen zu den insgesamt ausgewerteten
Patientenzahlen. Laut Evaluation dieser Studie von M. Perrin wird aufgrund der
methodischen Fehler nur ein Empfehlungsgrad C ausgesprochen (Partsch, 2004).
Bezogen auf die Lebensqualität und den rein volumenreduzierenden Effekt untersuchten
Strölin et al. 2005 die Wirkung unterschiedlicher Kompressionsklassen bei CVI. Es
handelt sich dabei um keine postinterventionelle Untersuchung. Trotzdem zeigt diese
Studie, dass sich Patienten auch im fortgeschrittenen Stadium der CVI eher für einen
Strumpf geringerer Kompression entscheiden. Sowohl die subjektiven als auch die
objektiven Parameter der Beinbeschwerden verbesserten sich signifikant (Strölin et al.,
2005). Es finden sich verschiedene Studien, die einen positiven Effekt niedriger
Kompressionsdrücke (10-15 mmHg) auf die Symptomverbesserung, die
Ödemverringerung und die Hämodynamik bei CVI zeigen (Weiss, 1999a; Benigni et
al., 2003; Liu et al., 2008). Genannte Untersuchungen beziehen sich ausdrücklich nicht
auf die postinterventionelle Therapie mit MKS. Außerdem befassen sich genannte
Studien größtenteils mit der Kompressionstherapie bei CVI in den Anfangsstadien.
Eine Arbeit von Mosti et Partsch aus dem Jahr 2010 zeigte, dass unelastisches
Kompressionsmaterial bei venöser Insuffizienz auch in niedrigeren Druckbereichen eine
signifikante, druckabhängige Verbesserung der Auswurfleistung am Bein bewirkt.
20
Diese hämodynamische Verbesserung konnte sogar schon bei Ruhedrücken von 20
mmHg gemessen werden (Mosti et Partsch, 2010).
Noppeney und Nüllen zeigten 2011 in ihrer Metaanalyse, dass es im Prinzip nur sechs
Studien zur postoperativen Kompressionstherapie gibt. Diese Arbeiten weisen teilweise
sehr geringe Fallzahlen auf. Den Leitlinien zur Kompressionstherapie (Wienert et al.,
2008) liegen genau diese wenigen Literaturstellen zugrunde. Gleichzeitig kommen die
Autoren aber auch zu dem Ergebnis, dass die Kompressionstherapie zu den
Basismaßnahmen nach interventionellen Eingriffen gehört. Es werden sowohl die
postoperativen Hämatome als auch die Inzidenz der Thrombophlebitis verringert.
Zudem wird das postoperative Beinvolumen durch Kompression signifikant reduziert
(Noppeney et Nüllen, 2011).
Partsch et al. untersuchten 2008 die Indikationen für die Kompressionstherapie bei
venösen und lymphatischen Erkrankung. Es wird eine gute Evidenz für die
Kompressionstherapie an sich beschrieben. Allerdings bemängeln die Autoren fehlende
Evidenz und Empfehlungen unter anderem bezüglich des zu wählenden Druckniveaus
oder der Therapiedauer. Ausdrücklich wird hier auf eine unzureichende Datenlage bei
der Behandlung von Varizen im Hinblick auf die Kompression nach chirurgischer und
sklerotherapeutischer Behandlung hingewiesen (Partsch, 2008: Consensus Statement).
Zusammenfassend wird folgendes deutlich: Medizinische Kompressionsstrümpfe
stellen ein Basistherapeutikum sowohl zur konservativen als auch zur
postinterventionellen/ adjuvanten Behandlung der Varikosis dar (Bond et al., 1999;
Wienert et al., 2008; Partsch, 2008; Noppeney et Nüllen, 2011). Die Studienlage zur
Untersuchung der MKS nach Sklerosierung und speziell nach einer Varizenoperation ist
laut Consensus Statement 2008 unzureichend (Partsch, 2008). Zudem gibt es aktuelle
Untersuchungen zur Wirksamkeit und Patientenfreundlichkeit von MKS mit niedrigem
Anpressdruck, die sich allerdings hauptsächlich auf die Behandlung der CVI
beschränken (Weiss, 1999a; Benigni et al., 2005; Liu et al., 2008). Insgesamt weisen
diese Studien also daraufhin, dass die Patientin oder der Patient sich aus verschiedenen
Gründen eher für einen MKS niedrigerer Kompressionsklasse entscheidet (Strölin et al.,
2005). Gleichzeitig scheint die therapeutische Wirksamkeit beider Kompressionsklassen
ähnlich zu sein (Shouler et al., 1989).
21
In einer weiteren Metaanalyse von elf randomisierten klinischen Studien zeigten Amsler
et Blättler 2008 genau diese Problematik. Eine Kompression mit 10-20 mmHg wirkte
sich deutlich positiv auf die Ödembildung und die Symptomatik des Patienten aus.
Verglichen wurde dies mit Placebostrümpfen, MKS mit Anpressdrücken unter 10
mmHg oder keiner Therapie. Es fand sich keine Studie, die Unterschiede zwischen
MKS mit 10-20 mmHg und mehr als 20 mmHg Fesseldruck beschrieb. Die
Forschungsgruppe folgerte daraus, dass ein Anpressdruck von 10-15 mmHg eine
effektive Behandlung der CVI sein könnte und dass ein höherer Druck nicht unbedingt
Vorteile bringen würde (Amsler et Blättler, 2008).
22
III. Zielsetzung
Aufgrund der genannten epidemiologischen Daten und dem bereits stattfindenden
demographischen Wandel mit einer Zunahme älterer und übergewichtiger Patienten
wird deutlich, wie wichtig in diesem medizinischen Bereich die stetige Optimierung der
Diagnostik, Therapie und Compliance ist.
Es soll explizit untersucht werden, welche subjektiven und medizinischen Unterschiede
in der postoperativen Versorgung der betroffenen Patientin mit zwei unterschiedlichen
Kompressionsklassen auftreten.. Bei dem operativen Eingriff handelte es sich um eine
Varizenoperation (Cross- und Saphenektomie der V. saphena magna/ parva, Re-
Crossektomie der V. saphena magna/ parva, Seitenastexhairese, Extraluminale
Valvuloplastie).
Postoperativ werden die in Deutschland standardmäßig verordneten MKS der
Kompressionsklasse 2 (23-32 mmHg Ruheanpressdruck am B-Mass) mit denen der
Klasse 1 (18-21 mmHg) verglichen. Entsprechend bisheriger Erkenntnisse gibt es keine
Hinweise darauf, dass eine Kompression mit geringereren beziehungsweise höhereren
Anpressdrücken zu einer erhöhten postoperativen Komplikationsrate führen könnte.
Letztlich gab es aber auch keine Studien, die diesen Vergleich wie hier geplant, bei
genau dieser Indikation untersuchten.
Gleichzeitig sollen der subjektive Befund, die Compliance und die Zufriedenheit der
Patientin in beiden Kompressionsklassen erfasst und miteinander verglichen werden.
Diese Arbeit setzt sich also zum Ziel, die medizinische Kompressionstherapie und die
Zufriedenheit der Patientin mit ihrer postoperativen MKS-Behandlung zu untersuchen.
Die resultierenden Daten können Ansatzpunkte für eine Optimierung des
Therapieverlaufs im Anschluss an eine Varizenoperation geben.
23
IV. Material und Methodik
4.1 Studienziel
In dieser prospektiven, randomisierten, monozentrischen Studie sollte an Patientinnen,
die sich im Venenzentrum der Ruhr-Universität Bochum einer Varizenoperation (Cross-
und Saphenektomie der V. saphena magna/ parva, Re-Crossektomie der V. saphena
magna/ parva, Seitenastexhairese, Extraluminale Valvuloplastie) unterzogen hatten,
untersucht werden, ob sich ein Kompressionsstrumpf der Klasse 1 (Mediven® elegance,
Länge AG, 18-21 mmHg) von einem Kompressionsstrumpf der Klasse 2 (Mediven®
elegance, Länge AG, 23-32 mmHg) hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und
Anwendungskomfort in der postoperativen Versorgung unterscheidet.
4.2 Patientenkollektiv
Bei allen Probandinnen wurde eine Varizenoperation an mindestens einem Bein
durchgeführt. Im Anschluss an diesen chirurgischen Eingriff sollte dann die übliche
Therapie mit MKS für mindestens sechs Wochen durchgeführt werden.
Die Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Studie waren:
Alter zwischen 18 und 80 Jahren,
Varizenoperation im Venenzentrum der Dermatologischen und
Gefäßchirurgischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum,
Kompressionsstrumpfversorgung durch das für die Studie kooperierende
Sanitätshaus,
Körperliche und geistige Fähigkeit des Patienten zur Erfassung und
Beantwortung des Fragebogens.
Bei Vorliegen der folgenden Ausschlusskriterien war eine Studienteilnahme für
Patientinnen nicht möglich:
Fehlende Einwilligung der Patientin,
Vorausgegangene Tiefe Beinvenenthrombose (TVT),
24
Bekannte Thrombophilie/ Hyperkoagulabilität,
Kontraindikation gegen Kompressionstherapie,
Bekannte Unverträglichkeit gegenüber dem Strumpfmaterial,
Mangelhafte Compliance/ Möglichkeit zur Teilnahme an den Kontrollterminen,
Patientin möchte eine andere Art der Kompressionsstrumpfversorgung (z.B.:
Kniestrumpf AD, Strumpfhose AT),
Mediven® elegance ist für die Patientin ungeeignet.
4.3 Studiendesign
Es handelt sich um eine monozentrische, prospektive und randomisierte Untersuchung
von 108 Patientinnen des Venenzentrums der Ruhr-Universität Bochum mit einer
postoperativen Kompressionstherapie.
Die Randomisierung erfolgte konsekutiv unter Zuteilung der Patientinnen auf die
Gruppe 1 (Therapie mit MKS der KKL 1) und Gruppe 2 (MKS der KKL 2) im
Wechsel.
4.4 Methode
Zunächst wurde studienunabhängig die Indikation für eine Cross- und Saphenektomie
durch eine Vorstellung des Patienten im Venenzentrum der Ruhr-Universität Bochum
geprüft. Im Vorfeld der Strumpfanpassung fand die Aufklärung und Einwilligung der
Patientin bezüglich der Studie und die Randomisierung statt. Zudem erhielten die
Patientinnen eine Mappe mit den Fragebögen (siehe 9.1 im Anhang) für die
postoperativen Wochen 1, 3 und 6. Diese waren nach genannten Zeiträumen auszufüllen
und abzugeben.
Die Anpassung der MKS erfolgte für alle teilnehmenden Probandinnen durch einen
Mitarbeiter des Sanitätshauses Amberg. Im Verlauf dieser Anpassung wurde einmal der
jeweilige Anpressdruck des MKS am Bein durch den Doktoranden ermittelt. Mithilfe
des Kikuhime Messgerätes (KIKUHIME, TTMediTrade®, Denmark) wurden die
Anpressdrücke am B-, B1-, C- und G-Mass im Sitzen und im Stehen bestimmt.
25
Dieser pneumatische Drucksensor wird für die Verwendung in vergleichenden,
klinischen Studien empfohlen und wird zudem in der Praxis bereits regelmäßig
angewendet (Partsch, 2005; Van den Kerkhove, 2007). Es wurde der kleine Kikuhime
Sensor verwendet, welcher laut Herstellerangaben eine Messungenauigkeit von +/- 1
mmHg aufweist. Partsch zeigte, dass diese Abweichung bei Anpressdrücken im Bereich
von 20 mmHg 15% (3 mmHg) betragen kann, wobei das Mercury Manometer die
Referenzwerte lieferte (Partsch, 2005).
Im weiteren Therapieverlauf erhielten alle Patientinnen seitens der
Sanitätshausmitarbeiter eine einheitliche Anleitung zur Handhabung beim An- und
Ausziehen sowie zur Pflege der Kompressionsstrümpfe. Die Patientinnen wurden
angewiesen, ihre Kompressionsstrümpfe täglich über mindestens acht Stunden für sechs
Wochen nach der Operation zu tragen.
Die postoperative Vorstellung der Patientinnen erfolgte – wie im Routinebetrieb üblich
– 24 Stunden, eine Woche, drei Wochen und sechs Wochen nach der Operation. Im
Rahmen der Vorstellungen wurden anamnestische und optische Kontrollen des
Therapieverlaufs durchgeführt. Außerdem wurde das Ergebnis mittels
Duplexsonographie (Sonoline G60S, Acuson X300, Acuson Antares, alle Produkte der
Firma Siemens, Germany) kontrolliert. Gegebenenfalls wurden Restvarizen durch eine
Sklerosierung therapiert, dies geschah allerdings auch studienunabhängig.
Studienbezogen wurden die Patientinnen im Rahmen der Nachsorgevorstellungen nach
jeweils einer, drei und sechs Wochen gebeten, einen Fragebogen zu bearbeiten. Das
Ausfüllen der Fragebögen erfolgte durch die Patientin selbst, entweder allein oder mit
Hilfe eines Angehörigen. Standen diese nicht zur Verfügung, beantwortete ein
Mitarbeiter des Venenzentrums die Fragen mit den Patientinnen.
26
4.5 Statistik
Die Patientendaten aus der ersten und sechsten postoperativen Woche sowohl der
Untersuchungsbögen als auch der Patientenfragebögen wurden mit den
Datenverarbeitungsprogrammen Microsoft® Excel 2007 und SPSS (IBM® SPSS
Statistics 19) verwaltet. Die Tabellen und Abbildungen wurden mit Microsoft® Excel
2007, SPSS (IBM® SPSS Statistics 19) und Microsoft® Word 2007 erstellt.
Aufgrund der annähernden Normalverteilung der Daten kann für die Auswertung
quantitativer, unverbundener Variablen der T-Test verwendet werden. Kategorielle
Variablen wurden mit dem Chi²-Test ausgewertet und verglichen. Es wurde ein
Signifikanzniveau von 5% angenommen.
Ven
enze
ntr
um
der
Ruhr-
Univ
ersi
tät
Boch
um
1. Studienunabhängige Erstvorstellung der Patientin
(Anamnese, klinische Untersuchung, Duplex)
2. Randomisierung
3. Aufklärung über die Studie, Einverständniserklärung
4. Anpassung des Kompressionsstrumpfes im kooperierenden
Sanitätshaus Amberg
5. Operation (studienunabhängig)
6. Nachuntersuchungen und Einsammeln der
Patientenfragebögen nach jeweils einer, drei und sechs
postoperativen Woche(n)
Abbildung 2: Schematische Chronologie des Studienablaufs
27
V. Hauptteil mit Darstellung der Ergebnisse
5.1 Patientenkollektiv
Insgesamt nahmen 108 Patientinnen an der Studie teil. Im Laufe der Studie mussten
zwei Patientinnen wegen mangelnder sprachlicher Fähigkeiten ausgeschlossen werden.
Vier Patientinnen hatten keinen einzigen Patientenfragebogen abgegeben und vier
weitere Teilnehmerinnen stiegen aufgrund ambulanter Nachuntersuchungen aus der
Studie aus. Eine Probandin schied wegen unpassender Strümpfe und eine weitere
Teilnehmerin wegen postoperativer Wundinfektion aus.
Von diesen verbleibenden 98 Patientinnen lagen von insgesamt 88 die vollständigen
Datensätze, also mindestens die Befunde der Wochen 1 und 6 und die dazugehörigen
Patientenfragebögen vor. Falls einzelne Fragen von einigen Patientinnen nicht
beantwortet wurden, ist die ausgewertete Anzahl der Antworten im Folgenden beziffert.
Es wurde ausschließlich das Datenmaterial dieser 88 Teilnehmerinnen ausgewertet,
wovon 41 einen MKS der Klasse 1 und 47 einen MKS der Klasse 2 trugen. Im
Folgenden werden die Patientinnen, die mit der KKL 1 versorgt worden waren, unter
dem Begriff „Gruppe 1“ zusammengefasst. Dementsprechend bezeichnet „Gruppe 2“
die Patientinnen mit MKS der KKL 2.
28
Tabelle 6: Mittelwerte im Patientenkollektiv bezogen auf das Alter, die
Körpergröße und das Gewicht
Durchschnittswerte bezüglich Alter, Größe und Gewicht in den Gruppen
unterscheiden sich nicht signifikant voneinander, die Gruppen können
miteinander verglichen werden. Einige Patientinnen machten keine
Angaben zu diesen Items.
KKL
Alter
(in Jahren)
Größe
(in cm)
Gewicht
(in kg)
KKl 1 N 41 39 40
Mittelwert 55,2 169,0 72,5
Standardabweichung 12,5 5,8 13,1
KKl 2 N 47 46 45
Mittelwert 53,2 164,0 73,3
Standardabweichung 13,1 25,2 14,2
Insgesamt N 88 85 85
Mittelwert 54,1 166,3 72,9
Standardabweichung 12,8 19,0 13,6
Das Alter der Patientinnen war mit 55,2 SD 12,5 Jahren in Gruppe 1 und 53,2 SD 13,1
Jahren in Gruppe 2 vergleichbar. Bezogen auf die durchschnittliche Körpergröße und
das Körpergewicht ergaben sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen
den beiden Gruppen (siehe auch Tabelle 6).
Bei 28 Patientinnen (43,2%) wurden beide Beine, bei 27 (30,7%) das linke und bei 23
(26,1%) das rechte Bein therapiert (siehe auch Tabelle 7 und Abbildung 3). Im Fall der
beidseitigen identischen Therapie wurde durch die Patientin ein Studienbein bestimmt,
welches dann auch ausschließlich in die Auswertung eingeflossen ist.
29
Tabelle 7: Häufigkeitsverteilung der operierten Beine
43,2% der Operationen wurden an beiden Beinen durchgeführt, 30,7% am
linken und 26,1% am rechten Bein. Es bestand kein signifikanter
Unterschied zwischen den Gruppen (p=0,823)
KKL
Gesamt KKl 1 KKl 2
Bein rechts Anzahl 12 11 23
% innerhalb von KKL 29,3% 23,4% 26,1%
links Anzahl 12 15 27
% innerhalb von KKL 29,3% 31,9% 30,7%
beide Anzahl 17 21 38
% innerhalb von KKL 41,5% 44,7% 43,2%
Gesamt Anzahl 41 47 88
% innerhalb von KKL 100,0% 100,0% 100,0%
Abbildung 3: Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage „Welches Bein
wurde bei Ihnen operiert?“ (im Gesamtkollektiv)
Der überwiegende Teil der Operationen (43,2%) wurde an beiden Beinen
durchgeführt, 30,7% am linken und 26,1% am rechten Bein.
Tabelle 8 zeigt die Häufigkeitsverteilungen bezogen auf die operierten Gefäße. Es
wurde in insgesamt 69 Fällen (78,4%) ein operativer Eingriff an der V. saphena magna
durchgeführt. Bei 19 Patientinnen (21,6%) wurde die V. saphena parva operiert.
43,2%
30,7%
26,1%
beide
links
rechts
30
Tabelle 8: Verteilung der operierten Gefäßtypen
In 78,4% der Fälle wurde die V. saphena magna operiert, in 21,6% die V.
saphena parva. Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren statistisch
nicht signifikant (p=0,551).
KKL
Gesamt KKl 1 KKl 2
OP_Vene V.saphena
magna
Anzahl 31 38 69
% innerhalb von KKL 75,6% 80,9% 78,4%
V.saphena
parva
Anzahl 10 9 19
% innerhalb von KKL 24,4% 19,1% 21,6%
Gesamt Anzahl 41 47 88
% innerhalb von KKL 100,0% 100,0% 100,0%
Von den 88 Patientinnen gaben 42 an, sich in der Vergangenheit schon einmal
mindestens einer Krampfaderoperation unterzogen zu haben, dies entspricht knapp
47,7%. Auffällig ist, dass 13,6% (12 Patientinnen) des untersuchten
Patientenkollektivs in der Vergangenheit bereits zwei oder drei Mal ein
Varizenstripping bekommen haben. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen
den Gruppen 1 und 2 (siehe auch Tabelle 9).
Tabelle 9: Absolute und relative Häufigkeiten von Voroperationen
Ungefähr die Hälfte (47,7%) aller Studienteilnehmerinnen hatte sich
schon mindestens einer Voroperation unterzogen. Die in der Tabelle
dargestellten Unterschiede zwischen den Gruppen waren nicht signifikant.
KKL
Gesamt KKl 1 KKl 2
Anzahl der
Voroperationen
1,0 Anzahl 11 19 30
% innerhalb von KKL 26,8% 40,4% 34,1%
2,0 Anzahl 7 3 10
% innerhalb von KKL 17,1% 6,4% 11,4%
3,0 Anzahl 1 1 2
% innerhalb von KKL 2,4% 2,1% 2,3%
Gesamt Anzahl 19 23 42
% innerhalb von KKL 46,3% 48,9% 47,7%
Außerdem hatten nach eigenen Angaben 48 Patientinnen (54,5% der Fälle) in der
Vergangenheit zumindest eine Kompressions- oder Verödungstherapie erhalten. 39
31
Studienteilnehmerinnen (44,3%) machten keine Angaben zu vorangegangenen
Therapien (siehe auch Tabelle 10). Zwischen den Gruppen bestanden keine
signifikanten Unterschiede.
Tabelle 10: Häufigkeit und Art von präoperativen Maßnahmen/Therapien
54,5% der Patientinnen gaben an, sich mindestens einer präoperativen
Sklerosierungs- oder Kompressionstherapie unterzogen zu haben, 44,3%
machten keine Angaben dazu.
KKL
Gesamt KKl 1 KKl 2
Präoperative
Maßnahmen
Keine Angabe Anzahl 17 22 39
% innerhalb von KKL 41,5% 46,8% 44,3%
Kompressions-
therapie
Anzahl 15 18 33
% innerhalb von KKL 36,5% 38,3% 37,5%
Verödung/-
Sklerosierung
Anzahl 8 7 15
% innerhalb von KKL 19,5% 14,9% 17,0%
Gesamt Anzahl 40 47 87
% innerhalb von KKL 97,6% 100,0% 98,9%
Zusammenfassend wird deutlich, dass bei den bisher erwähnten Variablen die
Häufigkeitsverteilung zwischen den sowie die Relationen innerhalb der beiden Gruppen
ähnlich waren. Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied deutlich. In beiden
Gruppen konnte man folglich von einer vergleichbaren Ausgangslage hinsichtlich der
betrachteten Variablen ausgehen.
32
5.1 Strumpfversorgung
Von den 88 Patientinnen erhielten 79 (89,8%) einen Serienstrumpf, neun
Teilnehmerinnen (10,2%) wurden durch einen Sanitätshausmitarbeiter mit einem MKS
nach Maßanfertigung versorgt. Tabelle 11 zeigt die Verteilung im Gesamtkollektiv, laut
Chi2-Test bestand zwischen den Gruppen 1 und 2 kein signifikanter Unterschied
(p=0,400).
Tabelle 11: Häufigkeit der MKS nach Serien- und Maßanpassung im Kollektiv
89,8% trugen einen Serienstrumpf, 10,2% eine Maßanfertigung. Ein
signifikanter Unterschied bestand zwischen den Gruppen nicht (p=0,400).
Häufigkeit
KKL 1
(Prozent von
KKL)
KKL 2
(Prozent von
KKL)
Prozent %
Serie 79 38 (92,7%) 41 (87,2%) 89,8%
Maßanfertigung 9 3 (7,3%) 6 (12,8%) 10,2%
Gesamt 88 41 47 100,0%
Die 79 Patientinnen (89,8%) mit einem Serienstrumpf bekamen im Schnitt einen MKS
der Größe MW=2,7 SD 0,85. In Gruppe 1 war der Mittelwert mit MW=2,63 SD 0,883
unwesentlich kleiner als der in Gruppe 2 (MW= 2,76 SD 0,830). Die Werte sind zudem
in Tabelle 12 aufgeführt.
Tabelle 12: Mittelwerte der Strumpfgrößen in den Gruppen 1 und 2
Die Mittelwerte der Strumpfgrößen in beiden Gruppen wiesen keine
statistisch signifikanten Unterschiede auf.
KKL Mittelwert N Standardabweichung
Klasse 1 2,63 38 0,883
Klasse 2 2,76 41 0,830
Insgesamt 2,70 79 0,853
77 Studienteilnehmerinnen (87,5%) wählten einen MKS mit geschlossener Spitze, elf
(12,5%) wählten die offene Spitze. 57 Patientinnen (64,8%) entschieden sich für
33
schwarze und 31 (35,2%) für naturfarbene MKS. Diese beiden Variablen hatten
allerdings keinen Einfluss auf die Kompression am Bein und so werden hier die
Häufigkeitsverteilungen in den beiden Untersuchungsgruppen auch nicht dargestellt.
Zudem war kein relevanter Unterschied zwischen den Gruppen zu erkennen (p=0,467
beziehungsweise p=0,112)
Beim Anpassen der MKS wurde einmalig eine Untersuchung des Anpressdrucks an den
Maßen B, B1, C und G durchgeführt.
Tabelle 13: Mittelwerte der Anpressdrücke an den Maßen B, B1, C und G (in
mmHg), aufgeteilt nach KKL
MKS der KKL 1 lagen mit einem Mittelwert des B-Masses von 22,6 SD
3,6 mmHg etwas über dem geforderten Bereich für KKL 1 (18-23 mmHg
am B-Maß), Strümpfe der KKL 2 lagen genau im geforderten Bereich.
Außerdem nahm - wie gefordert - der Ruheanpressdruck von distal nach
proximal ab (siehe auch Abbildung 4).
Kompressionsklasse B-Maß B1-Maß C-Maß G-Maß
KKL 1
Mittelwert 22,6 22,3 16,5 8,5
Standardabweichung 3,6 4,7 4,6 2,5
Median 22,0 22,0 16,0 8,0
KKL 2
Mittelwert 29,5 28,4 18,0 10,8
Standardabweichung 3,8 4,0 4,2 3,0
Median 30,0 28,5 18,0 10,0
Es zeigte sich, dass in Gruppe 1 der Anpressdruck am B-Maß oberhalb des von der
deutschen Norm geforderten Ruheanpressdrucks lag (siehe auch Tabelle 13). Bei den
untersuchten Patientinnen lag er im Mittel bei 22,6 SD 3,6 mmHg, die KKL 1 sollte
einen Druck von im Mittel 18-21 mmHg am B-Maß auf das Gewebe ausüben. Es
bestand also eine Abweichung vom oberen Grenzwert der Norm von 1,6 mmHg im
Mittel.
Die MKS der KKL 2 lagen mit ihrem in Gruppe 2 gemessenen Mittelwert von 29,5 SD
3,8 mmHg sehr gut im geforderten Bereich von 23-32 mmHg. Weiterhin zeigte sich,
dass die Ruheanpressdrücke wie von der Leitlinie (Wienert et al., 2008) gefordert,
kontinuierlich von distal nach proximal abnahmen (siehe auch Tabelle 13 und
Abbildung 4). Insgesamt wurde deutlich, dass die Ruheanpressdrücke, bis auf eine
34
Abweichung (in KKL 1) von 1,6 mmHg über den oberen Grenzwert, den von der
deutschen Norm geforderten Werten entsprachen.
Bei einem durchschnittlichen Bein lässt sich häufig beobachten, dass der Anpressdruck
am B1-Maß geringer oder gleich dem Druck am B-Maß ist. Dieses Phänomen spiegelt
sich auch in den gemessenen Daten wider. Dieser fehlende Druckanstieg vom B- zum
B1-Maß spricht dafür, dass es keinen systematischen Fehler durch anatomische
Besonderheiten im Patientenkollektiv gab.
Abbildung 4: Mittelwerte der Ruheanpressdrücke (im Sitzen, gemessen im Rahmen
der Erstanpassung) beider Kompressionsklassen (in mmHg,
gemessen mit Kikuhime Drucksensor)
Eine kontinuierliche Abnahme der Drücke von distal nach proximal war
zu erkennen. Zudem lagen die Werte, bis auf KKL 1, genau innerhalb der
in Deutschland geforderten Grenzwerte.
35
5.2 Trageverhalten
84 Patientinnen (95,5%) trugen den Kompressionsstrumpf wie empfohlen
ausschließlich tagsüber, vier (4,6%) trugen ihn am Tag und in der Nacht. Zwischen den
beiden Gruppen gab es keinen signifikanten Unterschied (p=0,376).
Abbildung 5: Tragezeit der MKS aufgeteilt nach KKL
Die MKS wurden wie gefordert hauptsächlich tagsüber getragen.
Ein überwiegender Anteil der Patientinnen (insgesamt n=53, entspricht 60,2% des
Gesamtkollektivs) gab an, die Kompressionsstrümpfe zwischen 12 und 18 Stunden am
Tag zu tragen (siehe auch Abbildung 6).
98%
6%
94%
2%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
tagsüber tagsüber und nachts
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
Tragezeit der MKS
KKL 1
KKL 2
36
Abbildung 6: Tragedauer des MKS im gesamten Kollektiv nach sechs Wochen
60,2% der Patientinnen gaben an, den MKS 12-18 Stunden am Tag zu
tragen. 37% trugen ihn 6-12 Stunden, 2% 18-24 Stunden und 1% weniger
als zwei Stunden. Die Angaben entsprachen also größtenteils der
empfohlenen Tragedauer.
In Gruppe 1 waren dies nach sechs Wochen 28 Probandinnen (68,3%) und in Gruppe 2
25 (53,2%). Der festere Strumpf der KKL 2 wurde von 20 (42,6%) Patientinnen für 6
bis 12 Stunden am Tag getragen, in Gruppe 1 waren es für diese Tragedauer 12
Teilnehmerinnen (29,3%). Zwar gaben mehr Patientinnen in der Gruppe 1 eine längere
Tragedauer als in Gruppe 2 an, statistisch betrachtet war dieser Unterschied allerdings
nicht signifikant (p=0,428). Abbildung 7 zeigt deutlich, dass die Compliance bezogen
auf die empfohlene Tragedauer in beiden Gruppen sehr gut war. Tendenziell wurde der
Strumpf in KKL 1 etwas länger getragen.
1,1%
36,4%
60,2%
2,3%
weniger als 2 h 6h-12h 12h-18h 18h-24h
37
Abbildung 7: Tragedauer der MKS pro Tag nach sechs Wochen
Insgesamt wurde der Strumpf am häufigsten zwischen 12 und 18 Stunden
pro Tag getragen. Der MKS der KKL 1 wurde etwas länger getragen,
wobei der Unterschied zwischen den Gruppen nicht signifikant war
(p=0,428).
5.3 Subjektive Einschätzung der Kompressionstherapie
Die erste Frage zur subjektiven Einschätzung des Therapieverlaufs bezog sich auf die
Angabe von Beschwerden, die seit der Operation am betroffenen Bein bestehen (siehe
auch Tabelle 14). Mehrfachnennungen waren möglich.
5.3.1 Hämatome
Hämatome traten als häufigste Nebenwirkung bei insgesamt 79 Patientinnen (89,8%)
nach einer Woche auf, nach sechs Wochen waren noch 19 (21,6%) betroffen. Zwischen
den Gruppen gab es weder nach einer Woche (p= 0,400) noch nach sechs Wochen
(p=0,265) einen signifikanten Unterschied in Bezug auf das Vorhandensein von
Hämatomen. Tendenziell hatten aber weniger Patientinnen in Gruppe 2 Blutergüsse als
in der Gruppe 1, wobei der Vorteil der KKL 2 zu beiden Messzeitpunkten bestand.
0,0%
29,3%
68,3%
2,4% 2,1%
42,6%
53,2%
2,1%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
< 2h 6h-12h 12h-18h 18h-24h
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
Tragedauer der MKS pro Tag
KKL 1
KKL 2
38
Tabelle 14: Postoperative Beschwerden in Woche 1 und 6
Bezogen auf die postoperativen Schmerzen, die Verhärtungen im OP-Areal und
die Verfärbungen traten zwar zu keinem Zeitpunkt statistisch signifikante, aber
dennoch relativ große Unterschied zwischen den Gruppen auf.
Beschwerden
1 Woche post-
OP
(% innerhalb der
KKL)
6 Wochen post-
OP
(% innerhalb der
KKL)
Veränderung
(Veränderung als %
vom Ausgangswert)
Blutergüsse KKL 1 38 (92,7%) 11 (26,8%) -27 (-71%)
KKL 2 41 (87,2%) 8 (17,0%) -33 (-80%)
Verhärtungen
im OP-Areal
KKL 1 13 (31,7%) 22 (53,7%) +9 (+69,2%)
KKL 2 21 (44,7%) 25 (53,2%) +4 (+19,1%)
Rötungen im
OP Bereich
KKL 1 10 (24,3%) 10 (24,4%) 0 (0%)
KKL 2 14 (29,8%) 11 (23,4%) -3 (-21,4%)
Rötung im
Verlauf
KKL 1 7 (17,1%) 3 (7,3%) -4 (-57,1%)
KKL 2 8 (17,0%) 8 (17,0%) 0 (0%)
Schmerzen KKL 1 19 (46,3%) 8 (19,5%) -11 (-57,9%)
KKL 2 16 (34,0%) 3 (6,4%) -13 (-81,25%)
Verfärbungen KKL 1 10 (24,4%) 15 (36,6%) +5 (+50%)
KKL 2 15 (31,9%) 19 (40,4%) +4 (+26,7%)
Keine
Beschwerden
KKL 1 0 6 (14,6%) +6 (+600%)
KKL 2 2 (4,3%) 8 (17,0%) +6 (+300%)
5.3.2 Verhärtungen
Bezogen auf die Verhärtungen im Operationsareal wurde in insgesamt 34 Fällen
(38,6%) eine Angabe gemacht. Bemerkenswert war, dass die Wahrnehmung von
Verhärtungen im Laufe der postoperativen Therapie zunahm. Es bestand aber zu
keinem Zeitpunkt (Woche 1: p= 0,212; Woche 6: p=0,965) ein deutlicher Unterschied
zwischen den Gruppen. Nach sechs Wochen waren die Verhältnisse sogar nahezu
identisch. In Gruppe 1 war allerdings die Zunahme von Verhärtungen im
Therapieverlauf mit 69,2% gegenüber 19,1% deutlich erhöht.
39
5.3.3 Rötungen
Rötungen an den Operationsstellen am Oberschenkel und/oder Unterschenkel traten
insgesamt etwas seltener als Blutergüsse oder Verhärtungen auf. Die Patientinnen
berichteten in 21 Fällen (23,9%) von Rötungen im Operationsgebiet und in elf Fällen
(12,5%) von Rötungen im Verlauf des Oberschenkels beziehungsweise Unterschenkels.
Es fanden sich weder nach einer noch nach sechs Wochen auffällige Unterschiede bei
der Ausprägung von beiden genannten Formen der Rötung.
5.3.4 Postoperative Schmerzen
Bezüglich der postoperativen Schmerzen, die nach einer Woche bei insgesamt 35
Patientinnen (39,8%) und nach sechs Wochen bei elf Patientinnen (12,5%) vorhanden
waren, zeigte sich in beiden Gruppen eine deutliche Besserung der Symptomatik. Nach
einer Woche bestand ein geringer Unterschied zwischen dem niedrigen und dem hohen
Kompressionsdruck (p=0,24), nach sechs Wochen allerdings wiesen die Daten auf einen
vergleichsweise großen Unterschied hin. Zu diesem Zeitpunkt hatten innerhalb der
Gruppe 1 noch acht Patientinnen (19,5%) Schmerzen, wohingegen es in Gruppe 2 nur
drei Angaben (6,4%) zum Vorhandensein von Schmerzen gab. In Relation zur
Gruppengröße von 47 Teilnehmerinnen waren dies nur 6,4%. Dieser Unterschied
zwischen den Gruppen 1 und 2 nach sechs Wochen entsprach einem p-Wert von 0,063.
Aus diesem Grund konnte man nicht von einem statistisch signifikanten Unterschied
sprechen. Deutlich wurde dieser mögliche Vorteil von MKS der KKL 2 auch bei dem
Ausmaß der Symptomverbesserung zwischen Woche 1 und Woche 6. In Gruppe 1
verringerte sich die Häufigkeit des Auftretens von Schmerzen um 57,9%, in Gruppe 2
waren es 81,25%.
5.3.5 Verfärbungen
Verfärbungen traten nach einer Woche bei insgesamt 25 Patientinnen (28,4%) und nach
sechs Wochen sogar bei 34 (38,6%) auf. Es zeigte sich also eine Zunahme um 36%
nach fünf Wochen Therapie mit MKS. In Gruppe 1 gaben nach sechs Wochen fünf
zusätzliche Patientinnen Verfärbungen am Bein an (bezogen auf den Wert der Woche 1
40
ergab sich eine Steigerung von 50%). In Gruppe 2 waren dies vier Teilnehmerinnen,
was einem Zuwachs von 26,7% entsprach. Zwischen den Gruppen ergaben sich weder
nach einer noch nach sechs Wochen bemerkenswerte Unterschiede (p=0,435
beziehungsweise p=0,712).
Auffällig war, dass nach sechs Wochen Therapie in Gruppe 1 insgesamt sechs
Patientinnen (14,6%) keinerlei Beschwerden angaben, in Gruppe 2 waren dies acht
(17,0%). Wiederholt fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den
Gruppen. Auffällig war aber, dass im Gesamtkollektiv nach sechs Therapiewochen 14
Patientinnen nach eigenen Angaben völlig beschwerdefrei waren. Dies entspricht einem
Anteil von 15,9%.
5.4 Empfindungen
Eine weitere wichtige Frage im Patientenfragebogen zur subjektiven Einschätzung
lautete: „Wie empfinden Sie das Tragen der Kompressionstherapie?“. Nach einer
Woche antworteten darauf 62 Studienteilnehmerinnen (70,5%) mit „zweckmäßig“, 28
(31,8%) gaben „angenehm“ und sieben (8%) „unangenehm“ an. Eine Patientin (1,1%)
empfand das Tragen der MKS als „unerträglich“. Nach sechs Wochen änderten sich die
Häufigkeitsverteilungen bei den Antworten geringfügig. Als zweckmäßig stuften die
Therapie zu diesem Zeitpunkt 66 Patientinnen (75,0%) ein. „Angenehm“ wurde nur
noch in 20 Fällen (22,7%) ausgewählt, für „unangenehm“ entschieden sich acht
Patientinnen (9,1%). Eine Studienteilnehmerin gab das Tragen als „unerträglich“ an,
eine weitere Probandin trug ihre MKS gar nicht mehr.
41
Abbildung 8: „Wie empfinden Sie das Tragen der Kompressionstherapie?“,
Verteilung der Antworten nach sechs Wochen (Mehrfachantworten
möglich)
Ein Großteil der Patientinnen empfand die Kompressionstherapie als
zweckmäßig oder angenehm. Leichte Unterschiede zwischen den Gruppen
sind erkennbar, diese sind aber statistisch nicht signifikant (p=0,501).
Betrachtet man die einzelnen Gruppen gesondert (siehe Abbildung 8 und Tabelle 15),
ergab sich für die Antwortmöglichkeit „angenehm“ kein deutlicher Unterschied
zwischen den Gruppen 1 und 2, weder nach einer (p=0,983) noch nach sechs Wochen
(p=0,501). Die Angaben zur Antwortmöglichkeit „zweckmäßig“ waren auch nach sechs
Wochen noch häufig und ergaben zu keinem Messzeitpunkt einen statistisch
signifikanten Unterschied. Erstaunlicherweise lagen die Prozentwerte vor allem bei den
Empfindungen „angenehm“ und „zweckmäßig“ zu beiden Zeitpunkten relativ nahe
beieinander.
19,5%
80,5%
7,3% 2,4%
2,4%
25,5%
70,2%
10,6%
0,0% 0,0% 0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
90,0%
100,0% Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
42
Tabelle 15: Absolute und relative Häufigkeitsverteilung bei der Beantwortung der
Frage: „Wie empfinden Sie das Tragen der Kompressionstherapie?“
nach einer und sechs Wochen
Die Verteilungen waren ähnlich, wobei nach einer Woche relativ viele
Trägerinnen der KKL 2 den Strumpf als unangenehm empfanden.
Gleichzeitig wurde der festere Strumpf sowohl nach Woche 1 als auch nach
Woche 6 im Vergleich zum MKS der KKL 1 tendenziell häufiger als
angenehm eingestuft.
Empfindungen
1 Woche post-OP
(% innerhalb der
KKL)
6 Wochen post-OP
(% innerhalb der
KKL)
Veränderung
(Veränderung als
% vom
Ausgangswert)
Angenehm KKL 1 13 (31,7%) 8 (19,5%) -5 (-38,5%)
KKL 2 15 (31,9%) 12 (25,5%) -3 (-20%)
Zweckmäßig KKL 1 31 (75,6%) 33 (80,5%) +2 (6,5%)
KKL 2 31 (66,0%) 33(70,2%) +2 (6,5%)
Unangenehm KKL 1 1 (2,4%) 3 (7,3%) +2 (200%)
KKL 2 6 (12,8%) 5 (10,6%) -1 (16,7%)
Unerträglich KKL 1 1 (2,4%) 1 (2,4%) 0
KKL 2 0 0 0
Trage MKS
nicht
KKL 1 0 1 (2,4%) +1 (100%)
KKL 2 0 0 0
Auffällig war außerdem, dass nach einer Woche nur eine Patientin (2,4%) den
weicheren MKS der Klasse 1 als unangenehm einstufte, in KKL 2 waren es sechs
Patientinnen (12,8%). Im Chi2-Test ergab sich ein p-Wert von p=0,074. Dieser
Unterschied war zwar deutlich, konnte bei einem Signifikanzniveau von 5% aber nicht
als signifikant gewertet werden und kann somit auch zufällig zustandegekommen sein.
„Unerträglich“ erschien der MKS der Klasse 1 nur einer einzigen Patientin zu beiden
Befragungszeitpunkten. Zu dem letzten Befragungszeitpunkt (nach sechs postoperativen
Wochen) wurde der Kompressionsstrumpf von einer Teilnehmerin in Gruppe 2 nicht
mehr getragen.
43
5.5 Nebenwirkungen der Kompressionstherapie
Auf die Frage „Welche Veränderungen haben Sie unter der Kompressionstherapie an
Ihrem Bein festgestellt?“ gab es insgesamt 17 Antwortmöglichkeiten, wobei auch hier
Mehrfachantworten möglich waren. In Abbildung 9 ist die Häufigkeitsverteilung nach
einer Woche dargestellt, wobei Mehrfachnennungen möglich waren.
Abbildung 9: Häufigkeitsverteilung der Veränderungen am Studienbein nach
Woche 1 im Gesamtkollektiv (in Prozent, Mehrfachantworten
möglich)
Die häufigen Nennungen beinhalteten sowohl positive (beispielsweise
„MKS gibt Halt“, „Beine sind leichter als zuvor“) als auch negative
(beispielsweise „Trockenheit“, „Starke Schuppung“) Veränderungen.
Bei der Betrachtung des Gesamtkollektivs wurde deutlich, dass es relativ große
Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung der Veränderungen sowohl nach einer als
auch nach sechs Wochen gab. Nach einer Woche postoperativer Kompressionstherapie
gaben 48% aller Patientinnen an, dass der MKS ihnen bisher Halt gegeben hätte. Mit
47% bemerkten aber auch ähnlich viele Teilnehmerinnen eine neu aufgetretene
48% 47%
28% 27%
20% 20%
10% 9% 8% 8% 7% 6% 5% 5% 3% 3% 2%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60% Anteil der
Patientinnen
in Prozent
44
Trockenheit ihrer Beine. Als positiver Effekt wurde in 28% der Fälle angegeben, dass
das Bein beziehungsweise die Beine durch die Kompressionstherapie subjektiv leichter
erschienen. Zudem gaben etwas mehr als ein Viertel der Studienteilnehmerinnen (27%)
an, an weniger Beschwerden gelitten zu haben als ohne Kompressionstherapie.
Inwieweit in diese Antwortmöglichkeit allerdings der Operationserfolg einfloss, lässt
sich nicht exakt differenzieren. Zu 20% beziehungsweise 22% traten eine starke
Schuppung und ein Juckreiz der Beine auf. Die selteneren Veränderungen (Auftreten
bei weniger als 10% der Studienteilnehmerinnen) lassen sich Abbildung 8 entnehmen.
Abbildung 10: Häufigkeitsverteilung der Veränderungen am Studienbein nach
Woche 6 im Gesamtkollektiv (in Prozent, Mehrfachantworten
möglich)
Trockenheit wurde zu diesem Zeitpunkt bei 60% der Patientinnen
angegeben, auch in Bezug auf das „Rutschen“ des Strumpfes und das
„Schwitzen“ unter dem MKS gab es zusätzliche Antworten. Die häufigen
Veränderungen konnten sowohl positiv als auch negativ für die Patientin
sein.
60%
39% 39%
30%
22% 20%
18% 17%
11% 9%
5% 3% 3% 3% 3% 2% 1%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70% Anteil der
Patientinnen
in Prozent
45
Nach sechs Wochen hatte sich die Häufigkeitsverteilung der Antworten auf diese Frage
relativ stark verändert (siehe auch Abbildung 10). Immerhin 60% der Patientinnen litten
zu diesem Zeitpunkt unter Trockenheit der Haut (nach einer Woche waren es hier 48%).
Jeweils 39% aller Studienteilnehmerinnen verspürten mehr Halt (nach Woche 1: 48%)
und weniger Beschwerden (nach Woche 1: 27%). Nahezu unverändert wurde zu 30%
(vorher 28%) angegeben, dass die Beine sich leichter anfühlten. Wenig Veränderung
gab es bei den Items „Starke Schuppung“ und „Juckreiz“ zwischen Woche 1 und 6. Im
Vergleich zur ersten Woche nahm die Anzahl der Patientinnen, die unter einem
Rutschen des MKS und einem Scheuern in der Kniekehle litten um mehr als das
Doppelte zu. Bezogen auf die selteneren Veränderungen (weniger als 10% der
Patientinnen betroffen) zeigten sich nur sehr geringe Veränderungen. Die
Häufigkeitswerte sind der Abbildung 10 zu entnehmen.
Für den Vergleich der beiden Kompressionsklassen ist die gesonderte Betrachtung der
einzelnen Gruppen von größerem Interesse. Die detaillierte Auswertung dieser Frage
wird sich auf die am häufigsten aufgetretenen Veränderungen beschränken (siehe auch
Tabelle 16). Zudem werden im Folgenden die großen (siehe auch Abbildung 11) und
speziell die statistisch signifikanten Unterschiede (siehe auch Abbildung 12) zwischen
den Gruppen ausführlicher beschrieben.
Die Tatsache, dass der MKS Halt gibt, wurde in beiden Gruppen von einem ähnlichen
Anteil der Patientinnen beschrieben und verringerte sich auch in ähnlichem Maße nach
weiteren fünf Therapiewochen. In Woche 1 verspürten in Gruppe 1 19 (46,3%)
Patientinnen mehr Halt durch ihren MKS gegenüber 23 (48,9%) in Gruppe 2. Sowohl
nach Woche 1 (p=0,808) als auch nach sechs Wochen (p=0,611) war der Unterschied
nicht signifikant.
Bezogen auf die stark ausgeprägte Trockenheit am Bein zeigte sich in beiden Gruppen
eine Zunahme der Symptomatik im Laufe der Therapie. Sowohl die Ausgangswerte
nach einer Woche als auch die Werte nach sechs Wochen unterschieden sich nicht
signifikant voneinander, lediglich war in Gruppe 1 die Zunahme der betroffenen
Patientinnen mit 47,1% größer als in Gruppe 2 (16,7%).
Wie im vorausgegangenen Teil beschrieben, gab ungefähr ein Drittel der Patientinnen
an, leichtere Beine und weniger Beschwerden im Laufe der Kompressionstherapie zu
verspüren. Nach einer Woche hatten in Gruppe 1 12 (29,3%) und in Gruppe 2 13
46
(27,7%) Patientinnen das Gefühl, leichtere Beine zu haben. In der Gruppe, die den MKS
mit dem höheren Anpressdruck trug, vergrößerte sich diese Anzahl nach weiteren fünf
Wochen sogar noch um drei Patientinnen (23,3% Zunahme), in Gruppe 1 verringerte sie
sich im gleichen Zeitraum um zwei Probandinnen (16,7% Abnahme).
Abbildung 11: Vergleich der sechs häufigsten Antworten nach sechs Wochen (in
Prozent, Mehrfachantworten möglich)
Bezogen auf die insgesamt häufigsten Nennungen traten gewisse
Unterschiede nach sechs Wochen z.B. beim Juckreiz oder beim Schwitzen
auf. Statistisch signifikante Differenzen sind bei diesen sechs Items
allerdings nicht zu finden (siehe hierzu Tabelle 16 und Abbildung 12).
Der erste statistisch signifikante Unterschied bei einem angenommenen
Signifikanzniveau von 5% (p=0,05) trat bei der Frage nach der Beschwerdenabnahme
auf. Nach einer Woche gaben sechs Studienteilnehmerinnen (14,6%) in Gruppe 1 an,
weniger Beschwerden zu haben. In Gruppe 2 traf dies in 18 Fällen (38,3%) zu.
Erstaunlicherweise verringerte sich dieser deutliche Unterschied (p=0,013) wieder bei
der Betrachtung der Ergebnisse der postoperativen Woche 6. Es erklärte in Gruppe 2
mit 20 (42,6%) Patientinnen tendenziell immer noch eine größere Anzahl an
Studienteilnehmerinnen, geringere Beschwerden zu haben als in Gruppe 1 (34,1%).
Statistisch signifikant war dieser Unterschied allerdings nicht mehr (p=0,419).
60%
37%
34%
15%
19%
26%
61%
42%
24%
22%
24%
15%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Trockenheit
MKS gibt Halt
Beine leichter
Schwitzen
Schuppung
Juckreiz
Anteil der Patientinnen in Prozent
KKL 1
KKL 2
47
Tabelle 16: Absolute und relative Häufigkeit der Veränderung am Bein unter
postoperativer Kompressionstherapie
Der karminrote Hintergrund markiert statistisch signifikante Unterschiede
(p≤0,05; beim Spannungsgefühl in den Beinen und der Verminderung von
Beschwerden nach Woche 1), ein oranger Hintergrund kennzeichnet
auffällige, aber bei einem Konfidenzintervall von 95% nicht signifikante
Unterschiede)
Veränderungen
1 Woche
post-OP
(% der
Patientinnen
innerhalb
der KKL)
6 Wochen
post-OP
(% der
Patientinnen
innerhalb
der KKL)
Veränderung
Absolut
Veränderung
als Prozent
vom
Ausgangswert
(Differenz W
6 und 1)
Trockenheit KKL 1 17 (41,5%) 25 (61,0%) 8 47,1
KKL 2 24 (51,1%) 28 (59,6%) 4 16,7
Rötung KKL 1 1 (2,4%) 0 -1 -100
KKL 2 1 (2,1%) 3 (6,4%) 2 200
Starke Schuppung KKL 1 6 (14,6%) 10 (24,4%) 4 66,7
KKL 2 12 (25,5%) 9 (19,1%) -3 -25
Beine schwerer als zuvor KKL 1 1 (2,4%) 2 (4,9%) 1 +100
KKL 2 2 (4,3%) 2 (4,3%) 0 0
Beine leichter als zuvor KKL 1 12 (29,3%) 10 (24,4%) -2 -16,7
KKL 2 13 (27,7%) 16 (34,0%) 3 23,1
Beine spannen KKL 1 5 (12,2%) 2 (4,9%) -3 -60
KKL 2 0 1 (2,1%) 1 100
Schmerzen in den Beinen KKL 1 3 (7,3%) 3 (7,3%) 0 0
KKL 2 1 (2,1%) 0 -1 -100
Weniger Beschwerden KKL 1 6 (14,6%) 14 (34,1%) 8 133
KKL 2 18 (38,3%) 20 (42,6%) 2 11,1
Bewegungs-
einschränkungen
KKL 1 5 (12,2%) 1 (2,4%) -4 -80
KKL 2 3 (6,4%) 2 (4,3%) -1 -33
Brennen am Bein KKL 1 1 (2,4%) 2 (4,9%) 1 +100
KKL 2 3 (6,4%) 0 -3 -100
Schwitzen unter Strumpf KKL 1 1 (2,4%) 9 (22,0%) 8 +800
KKL 2 6 (12,8%) 7 (14,9%) 1 +16,7
Juckreiz KKL 1 8 (19,5%) 6 (14,6%) -2 -25
KKL 2 10 (21,3%) 12 (25,5%) 2 +20
Gefühlsstörung KKL 1 0 1 (2,4%) 1 +100
KKL 2 3 (6,4%) 0 -3 -100
Kältegefühl KKL 1 3 (7,3%) 5 (12,2%) 2 +66,7
KKL 2 6 (12,8%) 3 (6,4%) -3 -50
MKS geben Halt KKL 1 19 (46,3%) 17 (41,5%) -2 -10,5
KKL 2 23 (48,9%) 17 (36,5%) -6 -21,7
MKS rutschen KKL 1 3 (7,3%) 7 (17,1%) 4 +133
KKL 2 4 (8,5%) 8 (17,0%) 4 +100
MKS scheuern in der
Kniekehle
KKL 1 3 (7,3%) 6 (14,6%) 3 +100
KKL 2 3 (6,4%) 4 (8,5%) 1 +33,3
48
Häufig genannt wurden desweiteren das Gefühl von Juckreiz und das Auftreten von
starker Schuppung unter dem Kompressionsstrumpf. Nach einer Woche waren knapp
ein Viertel (25,5%) der Studienteilnehmerinnen in Gruppe 2 und weniger als ein
Sechstel (14,6%) in Gruppe 1 von schuppender Haut betroffen. Am Studienende nach
sechs Wochen war der Unterschied etwas kleiner geworden, statistisch signifikant war
er aber zu keinem Zeitpunkt. Eine ähnliche Verteilung galt für den Juckreiz. Nach einer
Woche standen acht (19,5%) mit KKL 1 versorgte Patientinnen zehn (21,3%) KKL 2-
Trägerinnen gegenüber. Nach fünf weiteren Wochen stieg diese Anzahl in Gruppe 2 um
zwei, was einem Zuwachs von 25% entspricht.
Große (p=0,074) Unterschiede zwischen den Gruppen gab es bei den Angaben zum
Schwitzen nach einer Woche (KKL1: 2,4% vs. KKL2: 12,8%). Weiterhin löste der
MKS der Klasse 2 nach einer Wochen bei drei Patientinnen (6,4%) Gefühlsstörungen
aus, in Gruppe 1 gab dies keine Patientin an (p=0,074).
Neben den verringerten Beschwerden in Gruppe 2 nach einer Woche fand sich beim
Auftreten eines Spannungsgefühls ein weiterer statistisch signifikanter Unterschied
(p=0,014) zwischen den Untersuchungsgruppen (siehe auch Abbildung 12). Nach einer
Woche gab keine Studienteilnehmerin aus Gruppe 2 an, dass ihre „Beine spannten“. In
Gruppe 1 waren es fünf (12,2%) Fälle. Während der Therapie mit MKS der KKL 2
spannten die Beine der Probandinnen in dieser Untersuchung nach einer Woche also im
Mittel weniger als mit Strümpfen der Klasse 1.
49
Abbildung 12: Statistisch signifikante Unterschiede (p<0,05) nach einer post-
operativen Woche (in Prozent, Mehrfachantworten möglich)
Nach Woche 1 traten in Gruppe 2 bei 38% der Patientinnen weniger
(p=0,013) Beschwerden auf als in Gruppe 1 (15%). Zudem trat bei 12%
der Gruppe 1 ein Spannungsgefühl am Bein auf, in Gruppe 2 waren es 0%
(p=0,014).
Mithilfe der Frage „Hätten sie gerne eine andere Form der Kompressionstherapie?“
konnte ein weiterer Hinweis auf die subjektive Einschätzung der Patientin bezüglich
ihres Kompressionsstrumpfes ermittelt werden. Insgesamt hatten sich nur 83
Patientinnen zu dieser Frage geäußert. Davon gaben nach einer Woche 74 (89,2%) an,
keine andere Therapieform zu wünschen und mit ihrer derzeitigen
Kompressionstherapie zufrieden zu sein. Jeweils drei Patientinnen des Gesamtkollektivs
(je 3,6%) wünschten sich einen Verband, eine Strumpfhose oder wollten gar keine
Kompressionstherapie mehr erhalten. Nach sechs Wochen drückten von 85
Studienteilnehmerinnen noch insgesamt 71 (83,5%) ihre Zufriedenheit mit der
derzeitigen Kompressionstherapie aus. Sieben Patientinnen (8,2%) wollten gar keine
15% 12%
38%
0% 0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
Weniger Beschwerden Spannungsgefühl
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
50
Strümpfe mehr tragen, vier (4,7%) wollten eine Strumpfhose, zwei (2,4%) einen
Strumpf und eine Teilnehmerin wollte lieber einen Kompressionsverband haben.
Betrachtet man die Gruppen gesondert (siehe auch Abbildung 13), wird deutlich, dass
die Patientinnen in Gruppe 1 tendenziell etwas zufriedener mit ihrem Strumpf waren.
Dies galt sowohl nach Woche 1 (95% waren mit KKL 1 zufrieden, in KKL 2 waren es
nur 83,7%) als auch ähnlich ausgeprägt nach Woche 6. Zu diesem Zeitpunkt zeigten
sich 38 Teilnehmerinnen (90%) mit dem weicheren MKS zufrieden, beim festeren
Strumpf waren es noch 31 (77,8%). Zudem interessierten sich weniger Patientinnen für
andere Formen der Kompressionstherapie. In Gruppe 2 wollten insgesamt 11,1% (n=5)
gar keinen MKS mehr tragen, in Gruppe 1 waren es zwei Patientinnen (5%). Der
Unterschied war mit p=0,306 nach Woche 1 und p=0,285 nach sechs Wochen allerdings
statistisch nicht signifikant.
Abbildung 13: Häufigkeitsverteilung der Antworten (nach sechs Wochen) auf die
Frage „Hätten Sie gerne eine andere Form der
Kompressionstherapie?“ (Einfachauswahl)
Eine deutliche Mehrheit der Patientinnen insgesamt (83,5%) war mit ihrer
Kompressionstherapie zufrieden, wobei mit 90,0% zu 77,8% die
Trägerinnen der KKL 1 tendenziell zufriedener waren (p=0,285).
2,5% 0,0%
2,5%
90,0%
5,0%
0,0% 4,4%
6,7%
77,8%
11,1%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
90,0%
100,0%
Verband Strumpf Strumpfhose Zufrieden keine
Kompression
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
51
Auf Frage 21 des Patientenfragebogens „Würden Sie Ihre Kompressionstherapie auch
fortführen wollen, wenn Sie es nicht mehr unbedingt müssten?“ konnte die befragte
Patientin entweder mit „ja, ich habe mich so daran gewöhnt“, „vielleicht“ oder „auf
keinen Fall“ antworten. Nach einer Woche beantworteten 87 von 88 Patientinnen diese
Frage. Insgesamt sechs (6,9%) Probandinnen wollten die Kompressionstherapie
fortführen, weil sie sich daran gewöhnt hätten. 56 (64,4%) gaben „vielleicht“ an und 25
(28,7%) Patientinnen wollten die Kompressionstherapie auf keinen Fall fortsetzen.
Nach sechs Wochen verdoppelte sich die Zahl der MKS-Trägerinnen, die sich eine
Fortsetzung der Therapie vorstellen konnten auf 12 (13,6%). Zu diesem Zeitpunkt
gaben sechs Patientinnen weniger (56,8%) „vielleicht“ an und ungefähr der gleiche
Anteil wie nach einer Woche (29,5%) äußerte, die Kompressionstherapie nicht
fortführen zu wollen.
Bei den Antworten zu dieser Frage fiel auf, dass zwischen den Gruppen nur sehr
geringe Unterschiede sowohl nach einer als auch nach sechs Wochen bestanden.
Speziell nach einer Woche waren die Werte nahezu identisch (siehe auch Abbildung
14), der Chi2-Test ergab einen p-Wert von p=0,98.
52
Abbildung 14: Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage: „Würden Sie
Ihre Kompressionstherapie auch fortführen wollen, wenn Sie es nicht
mehr unbedingt müssten?“ nach einer postoperativen Woche (nur
Einfachantworten möglich)
Ein Großteil der Patientinnen beider Gruppen hätte die
Kompressionstherapie unter Umständen fortgesetzt, einen bedeutsamen
Unterschied zwischen den Gruppen gab es nicht.
In der Befragung zum Studienende änderte sich diese Verteilung nur geringfügig. In
Gruppe 1 hätten sieben Studienteilnehmerinnen (17,1%) den Strumpf gerne weiterhin
getragen, in Gruppe 2 waren dies nur fünf (10,5%). Die Antwortmöglichkeit
„vielleicht“ gaben mit 23 (56,1%) bei Strümpfen der KKL 1 und 27 (57,4%) bei
Strümpfen der Klasse 2 anteilig ungefähr gleich viele Patientinnen an. Trägerinnen, die
ihre Kompressionstherapie auf keinen Fall fortsetzen wollten, gab es in Gruppe 1 in
26,8% (n=11) und in Gruppe 2 in 31,9% (n=15) der Fälle (siehe auch Abbildung 15).
Der Unterschied war statistisch nicht signifikant (p=0,649).
7,3%
63,4%
29,3%
6,5%
65,2%
28,3%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
ja, habe mich so
daran gewöhnt
vielleicht auf keinen Fall
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
53
Abbildung 15: Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage: „Würden Sie
Ihre Kompressionstherapie auch fortführen wollen, wenn Sie es nicht
mehr unbedingt müssten?“ nach sechs postoperativen Wochen (nur
Einfachantworten möglich)
Tendenziell hatten sich mehr Patientinnen (17,1%) aus Gruppe 1 als aus
Gruppe 2 (10,6%) an ihren MKS gewöhnt. Zudem schlossen in Gruppe 2
mehr Probandinnen eine weitere Kompressionstherapie kategorisch aus,
statistisch signifikant waren die Unterschiede aber nicht.
5.6 Anziehen des Kompressionsstrumpfes
Der Fragebogen enthielt insgesamt drei Fragen, die sich mit der Anziehtechnik, dem
Anziehzeitpunkt und schließlich mit der Mühsamkeit des Anziehens befassten.
Auf die Frage „ Wie ziehen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe an?“ konnten verschiedene
Antwortmöglichkeiten gegeben werden (siehe Fragebogen im Anhang und Tabelle 17).
Betrachtet man das Gesamtkollektiv, wird deutlich, dass die MKS hauptsächlich ohne
jede Anziehhilfe oder mit Gummihandschuhen angezogen wurden. Nach einer Woche
machten 86 Patientinnen Angaben, nach sechs Wochen waren es 88.
Nach einer Woche konnten 43 Patientinnen (50%) ihren MKS selbstständig anziehen,
nach sechs Wochen erhöhte sich die Anzahl um acht auf 51 (58,8%). Verglichen mit der
17,1%
56,1%
26,8%
10,6%
57,4%
31,9%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
ja, habe mich
so daran
gewöhnt
vielleicht auf keinen Fall
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
54
Verwendung von mitgelieferten Gummihandschuhen waren die Daten zumindest nach
einer Woche ähnlich. Zu diesem Zeitpunkt benutzten noch 40 der
Studienteilnehmerinnen (46,5%) ihre Gummihandschuhe, nach weiteren fünf Wochen
verringerte sich deren Anzahl auf 37 (42,1%). Nach einer Woche verwendeten zwei
(2,3%), nach sechs Wochen insgesamt vier (4,6%) Patientinnen eine große Anziehhilfe
(Drahtgestell zum Aufspannen und anschließendem erleichterten Überstreifen des
MKS). Die Anzahl der Frauen, die auf Hilfe beim Strumpfanziehen angewiesen waren,
verringerte sich von sechs (7,0%) nach einer Woche auf drei (3,4%) nach sechs
Wochen.
Tabelle 17: Anziehmethoden im Gesamtkollektiv nach einer und sechs Wochen
(Mehrfachnennungen möglich)
In 50,0% (Woche 1) und 58,0% (Woche 2) wurden in beiden Gruppen
die MKS ohne jede Anziehhilfe angezogen, wobei die Häufigkeit dieser
Angabe von Woche 1 zu Woche 6 zunahm. Weiterhin wurden
Gummihandschuhe in 46,5% beziehungsweise 42,1% der Fälle zum
Erleichtern des Anziehens verwendet. Nach einer Woche machten zwei
Patientinnen keine Angaben zur Technik des Anziehens.
Anziehmethode 1 Woche post-OP
(n=86)
6 Wochen post-OP
(n=88)
Ohne jede Anziehhilfe 43 (50,0%) 51 (58,0%)
Mit Gummihandschuhen 40 (46,5%) 37 (42,1%)
Mit kleiner Gleithilfe für
die Knöchelregion 2 (2,3%) 2 (2,3%)
Mit großer Anziehhilfe 2 (2,3%) 4 (4,6%)
Alleine nicht möglich,
auf Hilfe angewiesen 6 (7,0%) 3 (3,4%)
Für die Ergebnisauswertung zwischen den Gruppen wurden die Items „mit
Gummihandschuhen“, „mit kleiner Gleithilfe für die Knöchelregion“ und „mit großer
Anziehhilfe“ zum Punkt „mit Hilfsmitteln“ zusammengefasst. Nach einer Woche waren
die Werte in den beiden Gruppen sehr ähnlich verteilt. 47,5% (n=19) in Gruppe 1
beziehungsweise 45,7% (n=21) in Gruppe 2 zogen den Strumpf ohne Hilfe an und
45,0% (Gruppe 1) beziehungsweise 47,8% (Gruppe 2) verwendeten ein Hilfsmittel. In
55
beiden Gruppen waren je 3 Patientinnen (7,5% beziehungsweise 6,5%) auf fremde Hilfe
angewiesen. Nach sechs Wochen hatten sich die Relationen nur leicht verändert (siehe
Abbildung 16). Weder nach einer Woche (p=0,960) noch nach sechs Wochen (p=0,165)
waren die Unterschiede zwischen den Gruppen statistisch signifikant.
Abbildung 16: Häufigkeitsverteilung der Anziehtechniken nach sechs Wochen
(Einfachantworten, n=40 in KKL1, n=46 in KKL2)
Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant. 57,4% der
Patientinnen in KKL 2 konnten ihren MKS selbstständig anziehen (in
Gruppe 1 sind es 51,2%). Zudem brauchten nach sechs Wochen 7,3% der
Teilnehmerinnen Hilfe beim Anziehen (0% in Gruppe 2). In beiden
Gruppen machte je eine Probandin keine Angabe.
Betrachtet man den Zeitpunkt des Anziehens insgesamt, wurde der Strumpf bei einem
Großteil der Patientinnen nach der Morgentoilette angezogen. Nach einer Woche gaben
dies im Gesamtkollektiv 62 Studienteilnehmerinnen (71,3% von 87 abgegebenen
Antworten) an, nach sechs Wochen waren es bereits 68 (77,3%). Mit 20 Fällen (23,0%)
folgte nach einer Woche an zweiter Stelle der häufigsten Nennungen das Item „vor dem
Aufstehen“. Diese Antwort wurde in der letzten Befragung nur in 13 Fällen (14,8%)
ausgewählt. Desweiteren zogen nach einer Woche fünf (5,7%) Patientinnen den MKS
51,2%
41,5%
7,3%
57,4%
42,6%
0,0%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
keine
Hilfsmittel
mit Hilfsmittel nicht alleine
möglich
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
56
nach der Morgentoilette und dem Frühstück an, nach sechs Wochen wählten sechs
(6,8%) Teilnehmerinnen diesen Zeitpunkt.
Ein statistisch signifikanter Unterschied bestand bezüglich des Anziehzeitpunktes
zwischen den Gruppen nicht (p=0,184 im Chi2-Test nach Woche 1 beziehungsweise
p=0,142 nach Woche 6). Auffällig war allerdings, dass der MKS der Klasse 2 im
betrachteten Kollektiv tendenziell etwas früher angezogen wurde. Nach einer Woche
begannen beispielsweise 13 (28,3%) Mitglieder der Gruppe 2 ihre
Kompressionstherapie noch vor dem Aufstehen, in Gruppe 1 gaben dies nur sieben
(17,1%) an. Gleichzeitig wurden die Strümpfe in Gruppe 1 in 9,8% der Fälle erst nach
dem Frühstück und der Morgentoilette angezogen (Vergleich 2,2% in Gruppe 2).
Nach sechs Wochen waren die Relationen ähnlich (siehe auch Abbildung 17), wobei zu
diesem Zeitpunkt der Strumpf sowohl in Gruppe 1 als auch in Gruppe 2 mehrheitlich
nach der Morgentoilette angezogen wurde.
57
Abbildung 17: Häufigkeitsverteilung der Mehrfachantworten auf die Frage: „Wann
ziehen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe an?“ nach sechs Wochen
MKS der KKL 1 wurden im betrachteten Kollektiv von 9,8% der
Patientinnen vor dem Aufstehen angezogen, bei KKL 2 waren es 19,1%.
Ansonsten zog die Mehrheit in beiden Gruppen den Strumpf nach der
Morgentoilette an.
Um zu untersuchen, wie mühsam das Anziehen des Kompressionsstrumpfes empfunden
wurde, sollten die Patientinnen diesbezüglich ihre Einschätzung auf einer Skala von 1
(geht einfach) bis 10 (kaum zu schaffen) angeben. Nach einer Woche gaben 83
Studienteilnehmerinnen ihre Bewertung ab, nach sechs Wochen waren es 85 gültige
Antworten.
9,8%
78,0%
12,2%
0,0% 0,0%
19,1%
76,6%
2,1% 2,1% 0,0%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
90,0%
vor dem
Aufstehen
nach
Morgentoilette
nach
Morgentoilette
und Frühstück
erst im Laufe
des Vormittags
nur ab und
wann
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
58
Tabelle 18: Teststatistische Daten zur Frage: „Wie mühsam würden Sie das
Anziehen einschätzen auf einer Skala von 1 (geht einfach) bis 10
(kaum zu schaffen)?“
Es bestand ein statistisch signifikanter Unterschied der Mittelwerte nach
Woche 1 (karminroter Hintergrund). Mit 95%iger Sicherheit kann
behauptet werden, dass Gruppe 2 das Anziehen des Strumpfes mühsamer
einschätzte.
n Mittel-
wert
Standard-
abweichung
(SD)
Signifikanz,
p-Wert
T-Wert; 95%
Konfidenz-
intervall
Woche 1
KKL
1 39 3,577 1,704
0,010
T= -2,648
KI= (-2,393;-
0,34) KKL
2 44 4,943 2,794
Woche 6
KKL
1 40 3,325 2,162
0,240
T= 1,183
KI= (-0,35
;1,376) KKL
2 45
2,811 1,841
Nach einer Woche Tragedauer lag der Mittelwert der Bewertungen in Gruppe 1 bei
3,577 SD 1,704. Gruppe 2 wies mit 4,943 SD 2,794 einen deutlich höheren Mittelwert
diesbezüglich auf. Im zweiseitigen T-Test bei zwei unabhängigen Variablen ergab sich
(bei einem Konfidenzintervall von 95%) mit einer gemessenen Signifikanz von p=0,010
der statistisch signifikante Unterschied (siehe auch Tabelle 18). Folglich wurde das
Anziehen des Kompressionsstrumpfes in dieser Gruppe nach einer Woche Tragezeit als
deutlich mühsamer empfunden (siehe auch Abbildung 18).
Aus den Daten der letzten Fragebögen (nach sechs Wochen) ergaben sich in Gruppe 1
ein Mittelwert von 3,325 SD 2,162 und in Gruppe 2 ein Mittelwert von MW= 2,811 SD
1,841. Tendenziell wurde zu diesem Zeitpunkt also das Anziehen des
Kompressionsstrumpfes der Klasse 2 als leichter und der Klasse 1 als aufwändiger
bewertet. Dieses Ergebnis zeigte eine entgegengesetzte Tendenz zur Woche 1, wobei zu
diesem Zeitpunkt der Unterschied nicht mehr statistisch signifikant war.
59
Abbildung 18: Statistisch signifikanter Unterschied der Mittelwerte nach einer
Woche bei der Beantwortung der Frage: „Wie mühsam würden Sie
das Anziehen einschätzen auf einer Skala von 1 (geht einfach) bis 10
(kaum zu schaffen)?“
Patientinnen der Gruppe 2 empfanden das Strumpfanziehen nach einer
Woche mühsamer als Patientinnen in Gruppe 1 (p=0,010).
5.7 Abschlussbenotung der subjektiven Einschätzungen
Durch die abschließende Frage zur subjektiven Einschätzung des medizinischen
Kompressionsstrumpfes sollte der Gesamteindruck des verwendeten Strumpfes nach
einer beziehungsweise sechs Wochen ermittelt werden. Zu diesem Zweck wurden die
Studienteilnehmerinnen in ihrem Fragebogen gebeten, eine Schulnote von 1 (sehr gut)
bis 6 (ungenügend) zu vergeben. Hier war es irrelevant, wie die einzelnen Aspekte der
Kompressionstherapie (Beschwerden, Veränderungen am Bein, Anziehverhalten) von
der Patientin gewichtet wurden. Es sollte der Gesamteindruck durch eine Gesamtnote
dargestellt werden. Aus den Daten, die nach einer Woche erhoben worden waren,
wurden nur 83 Fälle in die Auswertung eingeschlossen. Fünf Patientinnen gaben hier
ohne Angabe von Gründen kein Urteil ab. Nach sechs Wochen beteiligten sich 87 von
60
88 Studienteilnehmerinnen an der Beantwortung der abschließenden Frage des letzten
Fragebogens.
Besonders erwähnenswert ist bei der Auswertung dieses Items sicherlich, dass die
durchgeführte Therapie durchgehend positiv eingeschätzt wurde. Bei den teilweise
signifikanten Unterschieden in den oben beschriebenen Teilbereichen ist dieses
Ergebnis nicht selbstverständlich. Gruppenunabhängig ergab sich nach einer Woche
Therapie ein Mittelwert der Gesamtnote von 2,145 mit einer Standardabweichung von
0,767 Gesamtnoten (auf einer Skala von 1 bis 6). Nach sechs postoperativen Wochen
veränderte sich diese Bewertung praktisch nicht. 87 Patientinnen gaben im Schnitt eine
Gesamtnote von 2,149 SD 0,956 an. Der Median lag zu beiden Zeitpunkten bei exakt
2,0.
Weiterhin tauchte diese große Ähnlichkeit der Werte auch beim Vergleich der einzelnen
Gruppen auf. Nach einer Woche befand sich der Mittelwert in Gruppe 1 (38
ausgewertete Antworten) bei 2,118 SD 0,73 und in Gruppe 2 (45 ausgewertete
Antworten) bei 2,167 SD 0,805. Laut zweiseitigem T-Test für unabhängige Stichproben
liegt die Signifikanz bei p=0,777. Dies bedeutet, dass der Unterschied zwischen den
Gruppen zu 77,7% zufällig war. Beschriebene Verhältnisse waren bezüglich der Daten
aus Woche 6 extrem ähnlich. In Gruppe 1 (n=41) lag der Mittelwert bei 2,122 SD 0,781
und in Gruppe 2 (n=46) bei 2,174 SD 1,097. Hier errechnete sich sogar ein p-Wert von
p=0,802, die Unterschiede zwischen den Gruppen waren zu 80,2% zufällig und daher
bei einem Konfidenzintervall von 95% statistisch nicht signifikant.
Zusammenfassend wurden beide MKS zu beiden Zeitpunkten auffallend ähnlich
bewertet. Die abschließende Bewertung nach sechs Wochen fiel zudem sowohl im
Gesamtkollektiv (MW=2,149 SD 0,956) als auch in den Gruppen gut aus.
61
5.8 Befunde der Klinischen Untersuchung
Genau wie bei den Patientenfragebögen fließen auch bei den Befundbögen die Werte
der insgesamt 88 Patientinnen nach einer und sechs postoperativen Wochen ein. Falls
einzelne Items zu einem Zeitpunkt nicht ausgefüllt worden waren, wurde die Anzahl der
ausgewerteten Fälle auch weiterhin exakt beziffert.
5.8.1 Klinisch erfassbare Nebenwirkungen
Bei jeder Nachkontrolle wurden zunächst eine Inspektion und Palpation des betroffenen
Beines durchgeführt und die rein klinischen Befunde notiert. Die Prüfärzte untersuchten
das Studienbein auf Hämatome, Schnürfurchen, Ödeme, Hinweise auf eine Infektion
der Nahtstelle (entweder an der Crosse oder an einem Seitenast) oder
Hyperpigmentierungen. Der Ausprägungsgrad dieser möglichen Veränderungen konnte
mit „keine“, „wenig“, „mittel“ oder „stark“ bewertet werden. Von allen Items liegen die
kompletten Datensätze mit jeweils 88 Einzelbefunden vor.
Abbildung 19: Häufigkeitsverteilung der Hämatombewertung im Gesamtkollektiv
nach einer und nach sechs Wochen
Hämatome als häufigste Nebenwirkung waren im Therapieverlauf
regredient, mehr als zwei Drittel der Patientinnen (68,2%) hatten nach
sechs Wochen keine klinisch detektierbaren Hämatome mehr.
12,5%
35,2% 35,2%
17,0%
68,2%
27,3%
3,4% 1,1%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
keine wenig mittel stark
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
Woche 1
Woche 6
62
Zu den häufigsten sichtbaren postoperativen Nebenwirkungen insgesamt zählten die
Hämatome. Besonders nach einer Woche litten nur elf (12,5%) der Patientinnen nicht
unter Hämatomen. Zu gleichen Teilen (jeweils 31 Studienteilnehmerinnen (35,2%))
wurde die Hämatomausprägung mit „wenig“ beziehungsweise „mittel“ bewertet. 15
(17,1%) Fälle litten unter starken Blutergüssen. Nach sechs Wochen besserte sich diese
Symptomatik im Gesamtkollektiv deutlich. Bei insgesamt 60 (68,2%) Patientinnen
waren keine Hämatome mehr sichtbar, 24 (27,3%) wiesen noch „wenige“ Hämatome
auf. Mittlere (3,4%) bis starke (1,1%) Ausprägungsformen waren sehr selten (siehe
auch Abbildung 19).
Schnürfurchen traten in der gesamten Untersuchungsgruppe sowohl nach einer als auch
nach sechs Wochen vergleichsweise selten auf. Nach einer Woche waren lediglich vier
(4,5%) Patientinnen betroffen, nach sechs Wochen waren es zwei (2,3%) von insgesamt
88.
Nach einer Woche hatten 15 (17,0%) Studienteilnehmerinnen „wenig“ Ödeme, elf
(12,5%) hatten mittlere und zwei (2,3%) starke Ausprägungsformen. Nach sechs
Wochen hatte sich diese Symptomatik sehr deutlich verbessert, in 83 (94,3%) Fällen
wurde kein Ödem mehr diagnostiziert, fünf Fälle hatten wenig bis mittlere Ödeme.
Abbildung 20 veranschaulicht die Verbesserung dieses Symptoms.
63
Abbildung 20: Häufigkeitsverteilung der Ödembewertung im Gesamtkollektiv nach
einer und nach sechs Wochen
Insgesamt zeigt sich eine bemerkenswerte Verbesserung der Symptomatik,
nach sechs Therapiewochen im postoperativen Verlauf waren 94,3% der
Probandinnen frei von einem klinisch detektierbaren Ödem des
betroffenen Beines.
Bei der Beurteilung von möglichen Infektionen an der Nahtstelle kam es nach einer
Woche insgesamt nur zu drei (3,4%) entzündlichen Vorgängen an der Crosse und zwei
(2,3%) weiteren Fällen an einem Seitenast. Bei dieser Nebenwirkung zeigte sich die
deutlichste Verbesserung der Symptomatik. Nach sechs Wochen wurde lediglich bei
einer Patientin eine geringe Crosseninfektion diagnostiziert. Seitenastinfektionen traten
nicht mehr auf.
Das Auftreten einer Hyperpigmentierung scheint durch die postoperative
Kompressionstherapie nicht beeinflussbar zu sein. Grundsätzlich waren nach einer
Woche zwar mit acht (9,1%) Fällen wenige Verfärbungen der Haut aufgetreten,
allerdings wurde diese Nebenwirkung nach sechs Wochen bei insgesamt zehn (11,4%)
Patientinnen beobachtet. Im Rahmen der Abheilung von Hämatomen (siehe auch
Abbildung 19) nahm die Hyperpigmentierung zu.
Relevanter für die Fragestellung dieser Arbeit ist der Vergleich der beiden untersuchten
Kompressionsklassen untereinander. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die
68,2%
17,0% 12,5%
2,3%
94,3%
3,4% 2,3% 0,0%
0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
90,0%
100,0%
kein wenig mittleres starkes
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
Woche 1
Woche 6
64
Mittelwerte der einzelnen Skalen von 0 (keine), 1 (wenig), 2 (mittlere) und schließlich 3
(starke Ausprägung) betrachtet.
Tabelle 19 zeigt eine Zusammenfassung der Ergebnisse und der statistischen
Bewertungen. Aufgrund der großen Datenmenge werden nur die besonders auffälligen
Unterschiede, etwaige markante Veränderungen von Woche 1 zu Woche 6 oder
mögliche statistisch signifikante Ergebnisse im Textteil beschrieben.
In Bezug auf die postoperativen Hämatome war neben dem relativ hohen
Ausgangsniveau (Mittelwert von 1,610 SD 0,981 beziehungsweise 1,532 SD 0,952) vor
allem der starke Rückgang etwaiger Blutergüsse zwischen Woche 1 und 6 auffallend.
Dieses Ergebnis zeigte bereits die Betrachtung der Gesamthäufigkeiten (siehe
Abbildung 19). Zusätzlich kann die Betrachtung der Mittelwerte einen bedeutsamen
Unterschied zwischen den beiden Gruppen ausschließen (p=0,694).
Ein größerer Unterschied fiel bei der Diagnose von Schnürfurchen auf. In Gruppe 1
errechnete sich nach einer Woche ein Mittelwert von 0,122 SD 0,458, in Gruppe 2 war
es ein MW von 0,021 SD 0,146. Nach einer Woche traten tendenziell in Gruppe 1
stärkere oder mehr Schnürfurchen auf als in Gruppe 2. Nach sechs Wochen waren
sowohl die Ausprägung als auch der Unterschied zwischen den Gruppen deutlich
geringer. Zu diesem Zeitpunkt konnte in Gruppe 1 keine Schnürfurchenbildung
beobachtet werden, in Gruppe 2 lag der Mittelwert bei 0,064 SD 0,323 (p=0,210).
65
Tabelle 19: Mittelwerte, Signifikanzen und T-Werte der postoperativen
Nebenwirkungen (durch Inspektion des Prüfarztes festgestellt)
In Bezug auf Schnürfurchen und Infektionen an Seitenästen traten
besonders nach einer Woche in Gruppe 1 mehr Nebenwirkungen auf.
Bemerkenswert ist, dass Ödeme statistisch signifikant (karminroter
Hintergrund) seltener bei MKS mit hohem (KKL2) als bei denen mit
niedrigem Ruheanpressdruck auftraten (KKL 1).
Mittel-
wert
Standard-
abweichung
(SD)
Signifikanz
(p-Wert)
T-Wert;
zweiseitig, unab-
hängige Variablen
WOCHE 1
Hämatome KKL 1 1,610 0,981 0,694 T= 0,394
KKL 2 1,532 0,952
Schnürfurchen KKL 1 0,122 0,458 0,157 T= 1,427
KKL 2 0,021 0,146
Ödem KKL 1 0,707 0,901 0,016 T= 2,457
KKL 2 0,298 0,657
Infektion Crosse KKL 1 0,073 0,469 0,686 T= 0,406
KKL 2 0,043 0,204
Infektion
Seitenast
KKL 1 0,098 0,436
0,129 T= 1,535 KKL 2 0,000 0,000
Hyper-
pigmentierung
KKL 1 0,098 0,375
0,904 T= -0,121 KKL 2 0,106 0,311
WOCHE 6
Hämatome KKL 1 0,317 0,650
0,410 T= -0,827 KKL 2 0,426 0,580
Schnürfurchen KKL 1 0,000 0,000
0,210 T=-1,263 KKL 2 0,064 0,323
Ödem KKL 1 0,073 0,346
0,873 T= -0,160 KKL 2 0,085 0,351
Infektion Crosse KKL 1 0,000 0,000
0,353 T= -0,933 KKL 2 0,021 0,146
Infektion
Seitenast
KKL 1 0,000 0,000
KKL 2 0,000 0,000
Hyper-
pigmentierung
KKL 1 0,146 0,358 0,240 T= 1,183
KKL 2 0,106 0,375
Der einzige mittels T-Test für unabhängige Stichproben ermittelbare statistisch
signifikante Unterschied (p=0,016) bestand bezüglich der Ödemausprägung nach einer
66
Woche. In KKL 1 lag der Mittelwert bei 0,707 mit einer SD von 0,901 und damit
deutlich über dem MW in Gruppe 2 (MW=0,298 SD 0,657). Mit 95%iger Sicherheit
lässt sich also behaupten, dass ein Strumpf der KKL 2 nach einer postoperativen Woche
das Auftreten und/oder den Ausprägungsgrad von Ödemen am Bein effektiver
verringerte als ein MKS der KKL 1.
Lediglich die Anzahl an Infektionen an den Seitenästen der Stammvenen zeigte nach
Woche 1 einen gewissen Unterschied. Gruppe 1 wies einen MW von 0,098 SD 0,436
auf, in Gruppe 2 litt keine Patientin unter einer solchen Entzündung. Nach sechs
Wochen war in keiner Gruppe genannte Nebenwirkung festzustellen.
67
5.8.2 Duplexsonographisch erfassbare Nebenwirkungen
Ergänzend zur klinischen Beurteilung erfolgte die duplexsonographische Untersuchung
des operierten Beines.
Abbildung 20: Duplexsonographisch diagnostizierte Hämatome in verschiedenen
Ausprägungen nach einer postoperativen Woche
Zu diesem Zeitpunkt fanden sich in Gruppe 1 häufiger stärker ausgeprägte
Hämatome als in Gruppe 2, auch wenn der Unterschied der Mittelwerte
nicht signifikant war.
Genau wie durch die reine Inspektion bereits festgestellt worden war, waren Hämatome
auch nach sonographischer Kontrolle die häufigste Nebenwirkung. Insgesamt hatten
nach einer Woche nur 15 (17,0%) Patientinnen keine Hämatome, davon waren sechs
(14,6%) Mitglieder der Gruppe 1, neun (19,1%) Mitglieder der Gruppe 2. „Wenig“
duplexsonographisch feststellbare Hämatome wurden in Gruppe 1 bei elf (26,8%) und
in Gruppe 2 bei 17 (36,2%) Patientinnen festgestellt. „Mittlere“ Ausprägungsformen
diagnostizierten die Prüfärzte in der ersten Gruppe bei 19 (46,3%) und in der zweiten
Gruppe bei 18 (38,3%) Patientinnen. „Starke“ Hämatome traten eher selten auf (fünf
(12,2%) Fälle in Gruppe 1 und drei (6,4%) Fälle in Gruppe 2). Abbildung 20 stellt diese
Verteilung etwas anschaulicher dar. Der Mittelwert der Hämatombewertung lag bei
14,6%
26,8%
46,3%
12,2%
19,1%
36,2% 38,3%
6,4%
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
30,0%
35,0%
40,0%
45,0%
50,0%
keine wenig mittel stark
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
68
1,561 SD 0,896 in Gruppe 1 und 1,319 SD 0,862 in Gruppe 2. Diese Ergebnisse zeigen
keinen statistisch signifikanten Unterschied (p=0,201). Tendenziell wurden aber
weniger und insgesamt geringer ausgeprägte Hämatome in KKL 2 diagnostiziert.
Nach sechs Wochen verbesserte sich die Symptomatik im Gesamtkollektiv deutlich. Zu
diesem Zeitpunkt waren in Gruppe 1 bereits 24 (58,5%) Studienteilnehmerinnen und in
Gruppe 2 26 (55,3%) frei von sonographisch nachweisbaren Blutergüssen. Die
Bewertung „wenig“ wurde in 12 (29,3%, KKL 1) beziehungsweise 18 (38,3%, KKL 2)
Fällen vergeben. „Mittlere“ Hämatome zeigten sich in Gruppe 1 bei vier (9,8%) und in
Gruppe 2 bei drei (6,4%) Patientinnen. Lediglich in Gruppe 1 fand sich nach sechs
Wochen ein (2,4%) starkes Hämatom. Bei der Betrachtung der Mittelwerte fiel
weiterhin auf, dass der Unterschied zwischen den Gruppen deutlich kleiner geworden
war (Gruppe 1: MW=0,561 SD 0,766, Gruppe 2: MW=0,511 SD 0,621). Im T-Test für
unverbundene Stichproben ergab sich eine Signifikanz von p=0,736, was einen
eindeutigen Unterschied zwischen den Gruppen ausschloss (siehe auch Tabelle 23).
Die zweithäufigste Nebenwirkung neben den Hämatomen waren auch in der
Ultraschalluntersuchung die Beinödeme. Tabelle 20 zeigt die Häufigkeitsverteilung
dieser Nebenwirkung.
69
Tabelle 20: Häufigkeitsverteilung der duplexsonographisch festgestellten Ödeme
am Studienbein nach einer Woche
Mit 70,2% waren in Gruppe 2 deutlich mehr Patientinnen frei von einem
Ödem als in Gruppe 1 (46,3%). Außerdem wurden in der ersten Gruppe
häufiger stärkere Ausprägungsformen des Ödems diagnostiziert. Die
Unterschiede sind statistisch signifikant (p=0,013 im T-Test der
Mittelwerte; siehe auch Tabelle 23 und Abbildung 21).
KKL
Gesamt KKL 1 KKL 2
Ödeme nach
Woche 1
keine Anzahl 19 33 52
% innerhalb von KKL 46,3% 70,2% 59,1%
wenig Anzahl 12 9 21
% innerhalb von KKL 29,3% 19,1% 23,9%
mittel Anzahl 7 5 12
% innerhalb von KKL 17,1% 10,6% 13,6%
stark Anzahl 3 0 3
% innerhalb von KKL 7,3% 0,0% 3,4%
Gesamt Anzahl 41 47 88
% innerhalb von KKL 100,0% 100,0% 100,0%
Auffällig war, dass bei 19 (46,3%) Studienteilnehmerinnen in Gruppe 1 und 33 (70,2%)
in Gruppe 2 nach einer Woche kein Ödem nachgewiesen werden konnte. Weiterhin
traten sowohl bezüglich der Bewertung „wenig“ (29,3% gegenüber 19,1%), „mittel“
(17,1% gegenüber 10,6%) als auch „stark“ (7,3% gegenüber 0%) mehr fortgeschrittene
Stadien des Beinödems in Gruppe 1 als in Gruppe 2 auf. Mittelwerte von 0,854 SD
0,963 in Gruppe 1 und 0,404 SD 0,681 in Gruppe 2 bestätigten nach dem T-Test für
unabhängige Stichproben den Verdacht eines statistisch signifikanten Unterschieds
zwischen den Gruppen (p=0,013; siehe auch Tabelle 23). Ein Kompressionsstrumpf der
KKL 2 (23-32 mmHg) verringerte folglich das Auftreten von postoperativen
Beinödemen signifikant besser als ein MKS der KKL 1.
70
Abbildung 21: Häufigkeitsverteilung bei der duplexsonographischen Bewertung der
Beinödeme nach einer Woche
In Gruppe 2 waren mit 70,2% deutlich mehr Patientinnen frei von einem
Beinödem als in Gruppe 1 (46,3%). Zudem erzielte ein MKS der KKL 1
auch bei den stärkeren Ausprägungsformen des Ödems schlechtere
Ergebnisse. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant (p=0,013 im T-
Test der Mittelwerte; siehe auch Tabelle 23).
Bemerkenswert war, dass sich die Symptomatik im Gesamtkollektiv nach sechs
Wochen deutlich verbesserte. 37 (90,2%) Studienteilnehmerinnen der Gruppe 1 zeigten
am Studienende keinerlei sonographisch feststellbares Ödem, in Gruppe 2 waren es 43
(91,5%). Lediglich bei zwei (4,9% der Gruppe 1) beziehungsweise vier (8,5% der
Gruppe 2) Patientinnen wurde ein vorliegendes Ödem mit „wenig“ bewertet. Insgesamt
war der Unterschied hier nicht besonders hervorzuheben (p=0,459 im T-Test der
Mittelwerte).
46,3%
29,3%
17,1%
7,3%
70,2%
19,1%
10,6%
0,0% 0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
60,0%
70,0%
80,0%
kein wenig mittel stark
Anteil der
Patientinnen
in Prozent
KKL 1
KKL 2
71
Tabelle 23:
Mittelwerte, Standardabweichungen und statistische Bewertung der
duplexsonographisch festgestellten postoperativen Nebenwirkungen
Ein großer Unterschied der Mittelwerte trat bei der Hämatomverteilung
nach einer Woche auf (oranger Hintergrund), ein signifikanter Unterschied
(p=0,013) zeigte sich nach einer Woche hinsichtlich der Mittelwerte der
Ödemausprägung (karminroter Hintergrund).
Mittelwert
Standardabweichung
(SD) p-Wert
T-Wert;
zweiseitig,
WOCHE 1
Hämatome
Duplexsono
KKL 1 1,561 0,896 0,201 1,289
KKL 2 1,319 0,86241
Ödeme
Duplexsono
KKL 1 0,854 0,963 0,013 2,551
KKL 2 0,404 0,681
Abszesse
Duplexsono
KKL 1 0 0
KKL 2
Thrombo-
phlebitis
KKL 1 0 0
KKL 2
TVT
Duplexsono
KKL 1 0 0
KKL 2
WOCHE 6
Hämatome
Duplexsono
KKL 1 0,561 0,776 0,736 0,338
KKL 2 0,511 0,621
Ödeme
Duplexsono
KKL 1 0,146 0,478 0,459 0,743
KKL 2 0,085 0,282
Abszesse
Duplexsono
KKL 1 0 0
KKL 2
Thrombo-
phlebitis
KKL 1 0,073 0,469 0,567 -0,575
KKL 2 0,149 0,722
TVT
Duplexsono
KKL 1 0,024 0,156 0,644 -0,464
KKL 2 0,043 0,204
Nach einer postoperativen Woche wurde duplexsonographisch in keiner Gruppe ein
Abszess, eine Thrombophlebitis oder eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT)
diagnostiziert (siehe auch Tabelle 23).
72
Auch nach sechs Wochen trat kein einziger Abszess auf. Jeweils eine Patientin in jeder
Gruppe (2,4% beziehungsweise 2,1%) litt unter einer Thrombophlebitis der Seitenäste,
in Gruppe 2 war zudem eine Studienteilnehmerin von einer solchen oberflächlichen
Venenentzündung ihrer Perforansäste betroffen.
Nach sechs Wochen wurde bei einer (2,4%) Studienteilnehmerin in Gruppe 1 eine TVT
einer Muskelvene in der Duplexsonographie festgestellt, in Gruppe 2 waren es zwei
(4,3%) Patientinnen.
In Bezug auf diese seltenen Nebenwirkungen waren die Gruppenunterschiede zwischen
den Mittelwerten statistisch nicht signifikant (siehe auch Tabelle 23).
5.8.3 Beinumfänge
Ein letztes interessantes Kriterium für die Beurteilung der postoperativen
Kompressionstherapie war die Untersuchung des Beinumfangs in Zentimeter im
Verlauf der Behandlung. Zu diesem Zweck wurden die Differenzen des B-, B1-, C- und
G-Maßes zwischen den postoperativen Wochen 1 und 6 gebildet. Anschließend wurden
die Mittelwerte der Differenzen jeder Gruppe mittels zweiseitigem T-Test für
unverbundene Stichproben untersucht.
Der Mittelwert der Differenzen der Beinumfänge im Vergleich von Woche 6 und 1 am
B-Maß lag in Gruppe 1 bei 0,132 SD 1,635 cm und in Gruppe 2 bei 0,006 SD 1,499 cm.
Folglich nahm in beiden Gruppen der Umfang an diesem Messpunkt in sehr geringem
Maße zu.
Am B1-Maß nahm der Mittelwert sowohl in Gruppe 1 (MW= -0,453 SD 4,157 cm) als
auch in Gruppe 2 (MW= -0,489 SD 3,731 cm) um durchschnittlich knapp 0,5 cm ab.
Am C-Maß kam es relativ betrachtet zu den größten Zunahmen des Beinumfangs. Mit
Mittelwerten von 0,6439 SD 2,7181 cm (Gruppe 1) und 0,575 SD 1,978 cm (Gruppe 2)
vergrößerte sich der Beinumfang insgesamt aber auch nur moderat.
Am G-Maß wurde bei Patientinnen, die mit einem Kompressionsstrumpf der KKL 1
versorgt worden waren, eine negative Differenz der Mittelwerte berechnet (MW= -
0,024 SD 4,951 cm). Dieses Ergebnis bedeutet, dass der Beinumfang an dieser Stelle
73
bei Patientinnen der Gruppe 1 minimal abnahm. In Gruppe 2 dagegen nahm er im Mittel
um mehr als 0,5 cm zu (MW= 0,6234 SD 3,6731).
Zusammenfassend betrachtet waren die genannten Veränderung relativ gering. Zudem
ergaben sich keinerlei statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen 1 und
2 hinsichtlich der Beinumfänge.
74
VI. Diskussion
Die Kompressionstherapie ist die wesentliche Basis in der Nachbehandlung einer
Varizenoperation. Das eingesetzte Kompressionsmittel, die Dauer der Kompression
sowie der dabei verwendete Anpressdruck variieren jedoch je nach Operateur erheblich.
Medizinische Kompressionsstrümpfe verringern effektiv die Häufigkeit und Heftigkeit
des Auftretens von postoperativen Nebenwirkungen (Wienert et al., 2008; Rassner,
2009). Zudem zählen Kompressionsstrümpfe zu den häufigsten phlebologischen
Therapieformen (14,6% der in der Bonner Venenstudie befragten Teilnehmer trugen
bereits MKS; Rabe et al., 2003). Ein protektiver Einfluss wurde bereits in Bezug auf
Hämatome, Thrombophlebitiden, Beinödeme und die Schmerzsymptomatik beschrieben
(Noppeney et Nüllen, 2011; Mariani, 2011). In der Literatur finden sich aktuelle
Untersuchungen zur Wirksamkeit und Patientenfreundlichkeit von MKS mit niedrigem
Anpressdruck, die sich allerdings hauptsächlich auf die konservative Behandlung der
CVI beschränken (Weiss, 1999a; Benigni et al., 2005; Liu et al., 2008; Mosti et Partsch,
2010). Es wurde bereits häufig bemängelt, dass die Studienlage zur
Kompressionstherapie nach Varizenoperationen nicht ausreichend sei (Partsch et al.,
2008). Noppeney et Nüllen zeigten 2011, dass sich selbst die Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Phlebologie (Wienert et al., 2008) im Prinzip auf nicht mehr als sechs
Studien zur postoperativen Kompressionstherapie stützen. Es wurden folglich weitere
randomisierte Untersuchungen mit ausreichenden Fallzahlen gefordert (Noppeney et
Nüllen, 2011).
Genau hier wollte diese Arbeit ansetzen. Es sollten dabei sowohl medizinische Befunde
als auch subjektive Einschätzungen der Patientin in der Nachbehandlungsphase über
sechs Wochen nach einer Varizenoperation (Re-/Cross- und Saphenektomie der V.
saphena magna oder parva, Seitenastexhairese, extraluminale Valvuloplastie) unter der
Therapie mit einem gleichartigen MKS (Mediven® elegance) aus zwei verschiedenen
Kompressionsklassen (Klasse 1 vs. Klasse 2) untersucht werden. Während dem
postoperativ untersuchenden Arzt die von der jeweiligen Patientin verwendete
Kompressionsklasse nicht bekannt war, wusste die Studienteilnehmerin um ihre
Strumpfklasse. Hier war entsprechend eine testpsychologische Fehlerquelle möglich,
die die Ergebnisse beeinflusst haben könnte.
75
6.1 Patientenkollektiv
Bei allen Patientinnen fand vor der operativen Intervention eine klinische,
photoplethysmographische und duplexsonographische Untersuchung statt. Auf Basis
dieser Ergebnisse wurde durch einen erfahrenen dermatologischen oder
gefäßchirurgischen Phlebologen die Indikation zur Varizenoperation gestellt.
Insgesamt wurden 108 Patientinnen in die Studie aufgenommen und konsekutiv im
Wechsel in die Gruppe 1 und 2 randomisiert. Aus verschiedenen Gründen (ambulante,
heimatnahe Nachsorge, fehlende oder unvollständige Fragebögen) konnten lediglich die
Datensätze von 88 Patientinnen ausgewertet werden. In Gruppe 1 erhielten 41
Teilnehmerinnen einen medizinischen Kompressionsstrumpf der KKL 1, in Gruppe 2
trugen 47 einen Strumpf der KKL 2. Die beiden Untersuchungsgruppen unterschieden
sich bezüglich etwaiger Vorerkrankungen oder Vorbehandlungen nicht signifikant
voneinander (siehe 5.1). Auch die Körpergröße, das Alter, das Körpergewicht, die
Häufigkeitsverteilung der operierten Gefäße und Beine sowie der Voroperationen in den
jeweiligen Gruppen wiesen im Mittel keinen statistisch signifikanten Unterschied auf.
Auffällig war, dass sich die hier behandelten Patientinnen in 47,7% der Fälle bereits
mindestens einer Voroperation unterzogen hatten. Die Bonner Venenstudie
beispielsweise beschrieb Voroperationen bei lediglich 8,8% der untersuchten
weiblichen Studienteilnehmerinnen (Rabe et al., 2003). Dieser Unterschied liegt
vermutlich darin begründet, dass es sich bei den in der vorliegenden Arbeit untersuchten
Patientinnen um chronische Risikopatientinnen an einem Venenzentrum handelte und
die Bonner Venenstudie die generelle epidemiologische Häufigkeitsverteilung von
Venenerkrankungen in der Wohnbevölkerung untersuchte.
Partsch et al. forderten im Konsensuspapier des Compression Club der UIP, dass
zukünftige Arbeiten zur Kompressionstherapie ausreichende Fallzahlen aufweisen
sollten (Partsch et al., 2004). Die vorliegende Arbeit erfüllt mit 88 ausgewerteten
Patientinnen diese Anforderung. Leider kann die vorliegende Arbeit dabei nur Aussagen
zur Therapie weiblicher Patientinnen machen, da der verwendete MKS der Firma Medi
(Mediven® elegance) ein reiner Damenstrumpf ist. Eine Arbeit aus dem Jahr 2010
zeigte, dass das weibliche Geschlecht ein statistisch signifikanter Risikofaktor (p≤0,05)
für das Auftreten von Komplikationen nach einer Schaumsklerotherapie ist (Thomasset
et al., 2010). Inwieweit dieses Ergebnis für Komplikationen nach einer
76
Varizenoperation und damit für die hier vorliegende Arbeit gültig ist, könnte
Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Zudem wurden einzelne Fragen von einigen Studienteilnehmerinnen nicht beantwortet,
wodurch die Qualität mancher Ergebnisse eingeschränkt werden könnte. Bei fehlenden
Angaben wurde aber immer die tatsächlich ausgewertete Fallzahl angegeben. Es
erfolgten keine Hochrechnungen.
Shouler et al. wählten 1989 in einer Studie zum Vergleich von MKS mit
Anpressdrücken von 15 mmHg versus 40 mmHg eine ähnliche Kollektivgröße (n=99),
wobei hier keine Angaben über die genaue Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe
oder die tatsächlich ausgewertete Anzahl der Patienten gemacht wurden. Zudem wurden
weniger Ergebnisse zur subjektiven Einschätzung oder zu medizinischen Befunden
ausgewertet als in der vorliegenden Arbeit. Shouler et al. beschrieben beispielsweise
nur, dass eine niedrigere Kompression tendenziell weniger Beschwerden verursachte,
sich keine Unterschiede in Bezug auf ein Auftreten der Thrombophlebitis zeigten und
dass sich die untersuchten Strümpfe im Anschaffungspreis unterschieden (Shouler et al.,
1989).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Vergleich zweier unterschiedlicher
Kompressionsklassen, der im Studiendesign geplant worden war, an dem untersuchten
Patientenkollektiv durchgeführt werden konnte. Es ergaben sich keinerlei signifikante
Unterschiede bezüglich der Ausgangssituationen in den beiden gebildeten Gruppen.
77
6.2 Statistisch signifikante Ergebnisse
Im Vergleich der subjektiven Einschätzungen der Patientinnen und der objektivierbaren
Befunde in den Gruppen 1 und 2 ergaben sich folgende vier statistisch signifikante
Unterschiede:
6.2.1 Schnellerer Beschwerdenrückgang durch höheren Anpressdruck in der
initialen postoperativen Phase
Nach einer postoperativen Woche mit Kompressionstherapie gaben 14,6% der
Patientinnen in Gruppe 1 und 38,3% in Gruppe 2 an, weniger Beschwerden am
Bein zu verspüren (siehe auch Tabelle 16 und Abbildung 12). Sicherlich hat die
Entfernung der insuffizienten Varizen einen großen Anteil an dieser
Verbesserung der Symptomatik im Gesamtkollektiv. Die deutliche Differenz
zwischen den Gruppen im postoperativen Verlauf ist jedoch aufgrund der
grundsätzlich gleichen Ausgangslage beider Gruppen wahrscheinlich auf die
verschiedenen Kompressionsklassen zurückzuführen. Nach sechs Wochen war
der Unterschied zwar nicht mehr signifikant, tendenziell gaben aber immer noch
mehr Studienteilnehmerinnen in Gruppe 2 an, weniger Beinbeschwerden zu
haben (42,6% gegenüber 34,1%).
Im Gegensatz dazu zeigten Shouler et al. im Jahr 1989, dass bezüglich der
subjektiven Einschätzung der Beschwerden durch die Patienten die hohe
Kompression (40 mmHg) der niedrigeren (15 mmHg) tendenziell unterlegen
war. Bei 40 mmHg Anpressdruck machten 18 Patienten (35,3%) Angaben über
Beschwerden, beim Anpressdruck von 15 mmHg waren es 14 beziehungsweise
29,2% der Patienten (Shouler et al., 1989). Die Ergebnisse der genannten Arbeit
konnten allerdings keine statistische Signifikanz erreichen. Kombiniert man die
Aussagen dieser und der vorliegenden Arbeiten, ergibt sich die effektivste
Beschwerdenminderung durch eine hohe Kompression in der Frühphase und
eine niedrigere Kompression, eventuell sogar mit weniger als 20 mmHg, im
weiteren Therapieverlauf.
78
Möglicherweise könnte diese Verminderung der Beschwerdesymptomatik mit
der Verbesserung der Hämodynamik durch die postoperative
Kompressionstherapie assoziiert sein. Mosti et Partsch zeigten 2010, dass bereits
relativ geringe Ruheanpressdrücke von 20 mmHg (erzeugt durch unelastische
Verbände) eine statistisch signifikant gesteigerte venöse Pumpfunktion
erreichten (p<0,01). Die Auswurffraktion (EF) der Wadenpumpe wurde bei 20,5
mmHg Ruheanpressdruck am B-Maß um 61,5% gesteigert. Weitere
Steigerungen des Ruhedrucks verbesserten die EF noch stärker. Im Vergleich zu
unelastischen Verbänden konnten MKS (Druck von 27 mmHg im Mittel)
Steigerungen der venösen Pumpfunktion von immerhin 17% erzielen (Mosti et
Partsch, 2010).
6.2.2 Weniger Spannungsgefühl in der initialen postoperativen Phase durch die
höhere Kompressionsklasse
Ähnlich den bereits unter Punkt 6.2.1 geschilderten Beschwerden im
untersuchten Patientinnenkollektiv beschrieben nach einer Woche 12,2% der
Probandinnen in Gruppe 1 und 0% in Gruppe 2 ein „Spannen“ im Studienbein.
Nach sechs Wochen war dieser deutliche Unterschied nicht mehr vorhanden.
Dieses Ergebnis spricht eindeutig für einen weiteren Vorteil von MKS der
Kompressionsklasse 2 in der Frühphase der postoperativen
Kompressionstherapie (siehe auch Tabelle 16 und Abbildung 12). Ein ständiges
Spannungsgefühl im therapierten Bein kann sich einschränkend auf die
Lebensqualität auswirken, wurde allerdings in der Vergangenheit in dieser Form
noch nicht beschrieben. Das Gefühl des „Spannens“ kann möglicherweise auch
mit dem im Mittel ausgeprägteren Beinödem in Gruppe 1 in der postoperativen
Phase zusammenhängen (siehe Tabelle 20 und Abschnitt 6.2.4).
Eine Linderung des Spannungsgefühls gaben in der Bonner Venenstudie 78,9%
der MKS tragenden Studienteilnehmer an, wobei hier nicht zwischen Patienten
mit Dauerindikation oder passagerer Indikation (nach Varizenoperation,
Sklerotherapie oder Schwangerschaft) unterschieden wurde (Rabe et al., 2003).
Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigt, dass Risikopatienten ohne
vorhergegangenen operativen Eingriff grundsätzlich von einer
79
Kompressionstherapie profitieren. Es wurde eine signifikante Verringerung
(p<0,001) eines Symptomscores aus Schmerzen und Spannungsgefühl von 12%
durch MKS in einer Gruppe von Frisören festgestellt (Blazek et al., 2012).
Möglicherweise könnte sich ein MKS der KKL 2 in einem Risikokollektiv
ebenfalls, wie in der vorliegenden Arbeit, positiver auf das Spannungsgefühl
auswirken. Der Mangel an Studien und die nicht ausreichende Evidenz wird
aber auch hinsichtlich der Prävention von CVI generell oder in Risikogruppen
bemängelt (Shingler et al., 2011; Robertson et al., 2012)
6.2.3 MKS der Klasse 1 lassen sich leichter anziehen als MKS der Klasse 2
Betrachtet man das Anziehverhalten der beiden Subgruppen ergab sich ein
dritter statistisch signifikanter Unterschied (siehe Tabelle 18). Nach der ersten
postoperativen Woche fiel es den Patientinnen in Gruppe 1 deutlich leichter,
ihren MKS anzuziehen als denen in Gruppe 2. Durch den höheren Anpressdruck
des festeren Strumpfes mag dieses Ergebnis nachvollziehbar sein. Da in der
Frühphase der Nachbehandlung die Beine noch stärker schmerzten und
insgesamt empfindlicher auf Manipulationen reagierten, ist der Vorteil des
weniger mühsamen Anziehens des MKS KKL 1 sicherlich nicht zu
unterschätzen. Bezogen auf den geringeren Aufwand beim täglichen Anziehen
überwiegen also in der postoperativen Frühphase die Vorteile eines Strumpfes
der KKL 1. Dennoch unterschied sich die mittlere Tragezeit der beiden
Kompressionsklassen nicht wesentlich voneinander. Nach dem Anziehen scheint
sich also der Anpressdruck nicht mehr wesentlich auf das Trageverhalten
auszuwirken.
6.2.4 Weniger postoperatives Ödem in der initialen postoperativen Phase unter
KKL 2
Im Verlauf der Auswertung der medizinischen Befunde wird nach einer Woche
ein weiterer bemerkenswerter Unterschied deutlich. Sowohl die klinische als
auch die duplexsonographische Kontrolle der Ödemausprägung zeigten zu
80
diesem Zeitpunkt ausgeprägte Vorteile der Kompressionstherapie mit dem
höheren Anpressdruck (KKL 2). Durch die klinische Beurteilung konnten
geringer ausgeprägte Ödeme in KKL 2 diagnostiziert werden. Auf einer
Bewertungsskala von 0-3 wurde in Gruppe 2 ein Mittelwert von MW=0,298 SD
0,657 gegenüber einem MW=0,707 SD 0,901 in Gruppe 1 ermittelt (p=0,016).
Der festere MKS der KKL 2 verhinderte folglich die Ödembildung nach einer
Woche effektiver als ein Strumpf der KKL 1. Nach duplexsonographischer
Kontrolle bestätigte sich dieses Ergebnis (p=0,013). Nach einer Woche wurden
in Gruppe 2 bei 70,2% der Patientinnen keine Ödeme mehr nachgewiesen, in
Gruppe 1 hatten nur 46,3% kein feststellbares Ödem. Außerdem waren in
Gruppe 2 die vorhandenen Ödeme deutlich geringer ausgeprägt als jene in
Gruppe 1 (siehe Tabelle 20).
Strölin et al. kamen im Jahre 2005 zu ähnlichen Ergebnissen (Strölin et al.,
2005). In ihrer Arbeit wurde allerdings das Unterschenkelvolumen bei Patienten
mit CVI der Stadien 1 und 2 nach Widmer unter der Therapie mit
unterschiedlichen Kompressionsklassen verglichen. Zu diesem Zweck wurden
31 Patienten mit drei Kompressionsklassen versorgt (Stützstrumpf, KKL 1 und
KKL 2), das Unterschenkelvolumen wurde optoelektronisch und
wasserplethysmographisch bestimmt. Strümpfe der KKL 2 konnten das
Unterschenkelvolumen am effektivsten verringern. Blazek et al. zeigten im Jahr
2012 in ihrer Crossover-Studie, dass das Tragen von MKS in einer
Risikokohorte von 108 Frisören das Volumen der unteren Extremität signifikant
(p<0.001) verringert, wobei auch hier ein vergleichsweise geringer
Anpressdruck von 15-20 mmHg verwendet wurde (Blazek et al., 2012). In der
vorliegenden Arbeit wurden lediglich die Veränderung des Beinumfangs und die
Ausprägung eines Ödems als Korrelat für das Volumen des Unterschenkels
bewertet. Hinsichtlich der Reduktion der Unterschenkelumfänge wurde kein
Unterschied zwischen den Kompressionsklassen festgestellt (siehe Abschnitt
5.9.3). Ödeme allerdings wurden durch die stärkere Kompression der KKL 2
zumindest in der ersten Woche signifikant besser reduziert als durch MKS der
KKL 1.
81
Jünger zeigte in einer Arbeit aus dem Jahr 2006, dass eine phasengerechte
Kompression auch bei der Versorgung von Ulcus-cruris-Patienten sinnvoll ist.
Initial sollten erhöhte Ruheanpressdrücke (50-60 mmHg) zur raschen
Ödembeseitigung verwendet werden. Im späteren Therapieverlauf (nach
Entstauung und Ulkusverkleinerung) kann dann auf niedrigere Anpressdrücke
(30-40 mmHg) umgestellt werden. Natürlich ist bei der Ulcus-cruris-Therapie
die Kompression insgesamt stärker, tendenziell scheint aber auch bei dieser
Indikation ein initial höherer Anpressdruck eine effektivere Ödemverringerung
zu bewirken (Jünger, 2006).
Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2008 mutmaßte, dass eine Kompression von 10-
15 mmHg eine durchaus effektive konservative Behandlungsoption der CVI
darstellen könnte und ein höherer Anpressdruck nicht unbedingt Vorteile
bringen würde (Amsler et Blättler, 2008). Die vorliegende Arbeit weist nach,
dass diese Schlussfolgerung für die postoperative Behandlung nicht gültig ist.
Postoperative Ödeme werden zumindest in der Frühphase effektiver durch eine
stärkere Kompression reduziert.
6.3 Trageverhalten
In einer Arbeit von Reich-Schupke et al. aus dem Jahr 2009 wurden die Daten von 110
phlebologischen Patienten auf Unterschiede bezüglich Nutzung, Lebensqualität oder
Indikation verschiedener Kompressionsmittel (Bandagen, MKS verschiedener Länge
und Kompressionsklasse) untersucht. Von den 110 untersuchten Patienten trugen 105
ihre Kompressionstherapie nach eigenen Angaben länger als sechs Stunden pro Tag
(Reich-Schupke et al., 2009).
In der Bonner Venenstudie wurden die MKS laut Patientenangaben in 89,4% der Fälle
acht Stunden und länger getragen, wobei hier zum Untersuchungszeitpunkt nur 31,8%
der mit MKS versorgten Studienteilnehmer ihre Strümpfe überhaupt trugen (Rabe et al.,
2003). Eine Arbeit an einem großen Kollektiv von 16.770 polnischen CVI-Patienten
weist auf mögliche große Defizite bezüglich der Compliance hin. Trotz eindeutiger
Diagnose einer chronisch venösen Insuffizienz trugen hier nur 25,6% der
Studienteilnehmer Kompressionsstrümpfe. Während der Kontrolluntersuchung trugen
82
37,4% der Patienten ihre MKS (Ziaja et al., 2011). Die vorliegende Arbeit zeigt, dass
MKS postoperativ deutlich länger getragen werden. 60,2% der Patientinnen gaben nach
sechs Wochen an, ihren MKS 12 bis 18 Stunden am Tag zu tragen, 37% trugen ihn
sechs bis 12 Stunden. Möglicherweise hängt diese bessere Compliance bezüglich des
postoperativen Trageverhaltens zum einen mit dem begrenzten Therapiezeitraum (sechs
Wochen nach Varizenoperation) zusammen. Zum anderen könnten die unmittelbar
durch den operativen Eingriff hervorgerufenen sichtbaren und spürbaren
Nebenwirkungen die Therapieeinsicht bei der betroffenen Patientin verbessert haben.
Offensichtlich scheint es durch die Kompressionstherapie auch zu einer
Beschwerdenlinderung im Sinne einer Reduktion von Ödemen und
„Spannungsgefühlen“ zu kommen. Dieser positive Effekt wirkt sich sicherlich
förderlich auf die Therapiecompliance aus.
Bezüglich des Trageverhaltens wurde zudem deutlich, dass ein Kompressionsstrumpf
der KKL 1 tendenziell etwas länger getragen wird als ein stärker komprimierender der
KKL 2. 68,3% der Patientinnen trugen ihren medizinischen Kompressionsstrumpf der
KKL 1 für 12-18 Stunden pro Tag, in KKL 2 waren es nur 53,2% (siehe auch
Abbildung 7). Bei der Betrachtung der Daten zur Tragezeit („tagsüber“, „tags und
nachts“) ergaben sich kaum Unterschiede (p=0,376) zwischen den beiden Gruppen
(siehe auch Abbildung 5).
Eine Arbeit aus Großbritannien untersuchte 2006 die Rezidivrate von Ulcus cruris
venosum und die Therapiecompliance im Vergleich von zwei Stärken medizinischer
Kompressionsstrümpfe (18-24 mmHg vs. 25-35 mmHg). Diese Werte entsprechen
ungefähr den in dieser vorliegenden Arbeit betrachteten Anpressdrücken. Bezüglich der
Rezidive wies der leichtere Anpressdruck tendenziell Nachteile auf (39% Rezidive bei
18-24 mmHg vs. 32% bei 25-35 mmHg). Auffällig an dieser Vergleichsstudie war, dass
in der höheren Kompressionsklasse 42% (n=63) der Studienteilnehmerinnen ihre
Strümpfe nicht trugen, die leichtere Kompression wurde in 28% (n=43) nicht getragen
(Nelson et al., 2006). Dieser tendenzielle Vorteil der Kompression mit 18-24 mmHg
konnte in der vorliegenden Arbeit nicht bestätigt werden. Insgesamt wurde der Strumpf
von allen Teilnehmerinnen nach Patientinnenangaben die kompletten sechs Wochen
getragen. Natürlich beziehen sich diese Ergebnisse auf die subjektiven Angaben der
Studienteilnehmerinnen, die tatsächliche Tragezeit konnte nicht kontrolliert werden.
83
Desweiteren kann durch diese Arbeit kein Hinweis auf die effektivste
Gesamttherapiedauer gegeben werden. Der Zeitraum von sechs Wochen nach dem
Eingriff wurde gewählt, da er der üblichen Therapiedauer entspricht. Zwar gab Fegan
1963 diesen Zeitraum als ideale Gesamttherapiedauer an (Fegan, 1963), aktuellere und
umfangreichere Daten liegen zu dieser Fragestellung allerdings nicht vor. Shouler et al.
gaben in ihrer Untersuchung zwar keine Daten zum Trageverhalten ihrer
Studienteilnehmer an, bei ihnen wurde aber ebenfalls eine Gesamttherapiedauer von
sechs Wochen gewählt (Shouler et al., 1989).
6.4 Subjektive Einschätzung der Kompressionstherapie
Datenerhebungen von subjektiven Eindrücken sind, speziell bei der Einschätzung von
Symptomausprägungen, immer stark individuell geprägt. Trotzdem zeigten sich außer
den oben beschriebenen statistisch signifikanten Unterschieden weitere deutliche
Tendenzen (mehr als 10% Unterschied in der Häufigkeitsverteilung der Antworten) in
der Bewertung des Therapieerfolgs durch die einzelnen Patientinnen. Rein statistisch
betrachtet könnten diese Unterschiede aber auch zufällig aufgetreten sein.
Bis auf die Verhärtung im Operationsareal, die bei den betroffenen Patientinnen in
beiden Gruppen von Woche 1 zu Woche 6 sogar zunahmen, waren alle
Beschwerdeformen im Verlauf der Therapie rückläufig. Auffällig war allerdings, dass
sowohl nach Woche 1 (46,3% gegenüber 34,0%) als auch in Woche 6 (19,5%
gegenüber 6,4%) anteilig mehr Patientinnen in Gruppe 1 Schmerzen angaben als in
Gruppe 2. Da Schmerzen einen bedeutenden negativen Einfluss auf die Lebensqualität
haben, sollte dieses Ergebnis besonders beachtet werden. Bond et al. zeigten 1999
lediglich, dass Kompressionsstrümpfe im Vergleich zu Kompressionsverbänden in
Hinsicht auf die Schmerzsymptomatik bessere Ergebnisse erzielten. Diese Unterschiede
waren aber wie in der vorliegenden Arbeit nicht signifikant (Bond et al., 1999). Auch
die Bonner Venenstudie zeigte, dass in 60,9% der Fälle eine Kompressionstherapie
CVI-bedingte Schmerzen effektiv verringerte (Rabe et al., 2003). Die Ergebnisse der
vorliegenden Arbeit werden von einer aktuellen Untersuchung aus dem Jahr 2012
unterstützt. In dieser Fall-Kontroll-Studie wurde gezeigt, dass sich durch Einbringen
eines Schaumpads zwischen den MKS ähnlich der KKL 1 (15-20 mmHg Anpressdruck
am B-Maß) und den Oberschenkel eine Anpressdruckerhöhung auf 49,2 SD 4,7 mmHg
84
erzielen ließ. Durch diese Maßnahme ließ sich die Schmerzempfindung nach einem
Stripping der V. saphena magna im Beobachtungszeitraum von sieben Tagen statistisch
signifikant reduzieren (p<0,0001). Möglicherweise könnte also durch ein Schaumpad
am Oberschenkel die Schmerzsymptomatik noch effektiver verringert werden, als dies
in dieser vorliegenden Arbeit durch einen MKS der KKL 2 tendenziell geschehen ist
(Benigni et al., 2011). Die positiven Effekte von MKS auf die Schmerzsymptomatik
sind auch von Untersuchungen an Ulcus-cruris-venosum-Patienten (Amsler, 2009) und
Risikokohorten für CVI bekannt (Blazek et al., 2012).
Die vorliegende Arbeit weist daraufhin, dass die grundsätzlich bekannte
Schmerzreduktion durch eine Kompression im postoperativen Verlauf effektiver durch
höhere Anpressdrücke erreicht werden kann.
Desweiteren wurde die Kompressionstherapie von den in dieser Arbeit untersuchten
Patientinnen mehrheitlich als „zweckmäßig“ oder „angenehm“ empfunden (siehe
Abbildung 8). Die insgesamt positive Bewertung der Kompressionstherapie schlug sich
auch in der Gesamtnote nieder (siehe Kapitel 3.8). Dieser Sachverhalt wurde bereits von
Klüken et al. beschrieben. Zwar wurden in diesem Fall verschiedene Therapieformen
(Operation, Verödung, Kompression, Arzneimittel) bei verschiedenen Stadien der CVI
untersucht, dennoch erfreute sich speziell die Kompressionstherapie bei
fortgeschrittenen CVI-Stadien einer sehr guten Akzeptanz (Klüken et al., 1999). Auch
Reich-Schupke et al. zeigten 2009 unter anderem, dass 29,1% ihrer befragten Patienten
die Kompressionstherapie als angenehm einschätzten (Reich-Schupke et al., 2009). Die
vorliegende Arbeit weist daraufhin, dass dieser Wert mit 89,2% nach einer Woche und
83,5% nach sechs Wochen in der postoperativen Behandlung deutlich höher liegt.
Weiterhin beschrieben Mariani et al. 2011, dass Patienten mit MKS eine bessere
Akzeptanz und Lebensqualität nach einer Varizenoperation zeigten als
Studienteilnehmer, die postoperativ mit Kompressionsverbänden versorgt worden
waren (Mariani et al., 2011).
Diese eindeutigen Vorteile des medizinischen Kompressionsstrumpfes wurden in der
vorliegenden Arbeit genauer untersucht. Bemerkenswert ist, dass nach sechs Wochen in
Gruppe 1 90,0% mit der Form der Kompressionstherapie zufrieden waren und sich
keine andere Form wünschten, in KKL 2 waren es nur 77,8% (p=0,285). Weiterhin
85
wollten 11,1% mit KKL 2-Strümpfen nach sechs Wochen keine Kompression mehr
durchführen, in Gruppe 1 waren es nur 5% (siehe Abbildung 13).
Betrachtet man die wahrgenommenen Veränderungen im Gesamtkollektiv wird
deutlich, dass sich die Unterschiede zwischen den Gruppen nach sechs Wochen im
Vergleich zur Situation nach Woche 1 insgesamt deutlich verringert hatten. Gerade
wegen der eindeutigen Vorteile der KKL 2 in Hinsicht auf die Beschwerdenminderung
und das Spannungsgefühl in den Beinen scheint der höhere Kompressionsdruck in der
Frühphase nach der Varizenoperation eine effektivere Therapie darzustellen. Da diese
Vorteile nach sechs Wochen nicht mehr feststellbar waren, konnten in der Spätphase
des postoperativen Therapieverlaufes offensichtlich beide Kompressionsklassen
ähnliche Ergebnisse erzielen. Erwähnenswert ist aber auch, dass tendenziell (statistisch
nicht signifikant) mehr Patientinnen mit MKS der KKL 1 mit ihrer Form der
Kompressionstherapie zufrieden waren als mit Strümpfen der KKL 2. Für die Praxis
könnte dies beispielsweise bedeuten, dass zumindest in der ersten Woche nach der
Operation die KKL 2 getragen wird und im Verlauf der weiteren Therapie dann bei
Bedarf auf die Kompression mit KKL 1 umgestellt werden könnte.
Die vorliegende Arbeit kann allerdings keine Hinweise darauf geben, wie lange nach
der Operation eine stärkere Kompression sinnvoll sein könnte, da nur die Daten aus den
Wochen 1 und 6 ausgewertet wurden.
Es zeigte sich bezüglich der weiteren abgefragten Veränderungen unter der
Kompressionstherapie ein eher uneinheitliches Bild der Häufigkeitsverteilungen
zwischen den beiden Gruppen. Dieses Nebenwirkungsprofil könnte zukünftig
Gegenstand weiterer Untersuchungen an größeren Gesamtkollektiven sein.
Die tendenziell große Zufriedenheit mit einem niedrigeren Anpressdruck ist auch bei
der Untersuchung von phlebologisch gesunden Menschen unter einer MKS-Behandlung
aufgetreten. Blättler et al. beschrieben, dass MKS mit einem Anpressdruck von 15-20
mmHg Beschwerden und Ödeme bei Menschen ohne Venenerkrankung effektiv
verhinderten. Allerdings wurden Drücke über 19 mmHg schlechter ertragen als Drücke
von 15 mmHg (Blättler et al., 2008).
Eine weitere Arbeit aus dem Jahr 2009 machte deutlich, dass eine
Kompressionstherapie mit Anpressdrücken von 23-32 mmHg am Knöchel (B-Maß)
keinerlei negative Auswirkungen auf die Lebensqualität hatte. Dies wurde bei 96
86
Patienten während der dreiwöchigen Nachbehandlung einer Sklerosierungstherapie von
retikulären und Besenreiservarizen festgestellt (Kern, 2007).
Die bereits erwähnte Arbeit von Blazek et al. untersuchte die Auswirkung von MKS mit
einem ebenfalls niedrigen Anpressdruck (15-20 mmHg) auf die Lebensqualität einer
Risikokohorte von 108 Frisören. Im Rahmen dieser Cross-Over-Studie wurde deutlich,
dass eine MKS-Therapie auch bei nicht interventionell behandelten Risikopatienten
einen deutlichen positiven Effekt auf viele Aspekte der Lebensqualität hat.
Beispielsweise verbesserten sich Symptome wie Schlaflosigkeit, das subjektive Gefühl
unattraktiver Beine oder Depressivität signifikant (Blazek et al., 2012).
6.5 Anziehen des Kompressionsstrumpfes
Das Anziehen des Kompressionsstrumpfes muss alltäglich wiederholt werden und hat
gerade deshalb einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Patientin mit ihrer
Behandlung. Sowohl nach einer Woche als auch nach sechs Wochen zog ein Großteil
der Patientinnen den MKS entweder selbstständig (nach sechs Wochen 58,8%) oder
selbstständig mit Hilfe von Gummihandschuhen (nach sechs Wochen 42,1%) an. Die
Tatsache, dass nach sechs Wochen 77,3% der Studienteilnehmerinnen ihre MKS bereits
nach der Morgentoilette anzogen, weist auf eine gute Compliance hin.
Hinsichtlich der genannten Parameter (Selbstständigkeit beim Anziehen,
Anziehmethode und Anziehzeitpunkt) konnten in dieser Arbeit keine bemerkenswerten
Unterschiede zwischen den beiden Kompressionsklassen gefunden werden.
Es war für Trägerinnen des MKS der KKL 2 allerdings statistisch signifikant
mühsamer, ihren Strumpf anzuziehen (siehe Tabelle 18). Erstaunlicherweise galt diese
Schlussfolgerung nur für die Daten, die nach einer Woche erhoben worden waren. Nach
sechs Wochen fiel es den Patientinnen der Gruppe 2 sogar tendenziell leichter, ihre
MKS anzulegen. Möglicherweise ist dieser Effekt durch das Erlernen eines besseren
Umgangs mit dem MKS durch die mehrwöchige Tragezeit zu erklären.
Das Anziehen von Kompressionsstrümpfen und die Compliance unter einer
Kompressionstherapie waren ebenfalls Gegenstand einer Untersuchung von Renner et
al. im Jahr 2010. Es wurden 73 Patienten mit floridem Ulcus cruris venosum untersucht,
87
von denen 16,4% (n=12) einen Kompressionsstrumpf trugen. Elf der 12 (91,6%) MKS-
Träger zogen ihren Strumpf selbstständig an (Renner et al., 2010). Diese Ergebnisse
stimmen mit den in der vorliegenden Arbeit erhobenen Daten bezüglich des
Anziehverhaltens überein.
Insgesamt sprechen die Daten, die das Anziehverhalten über einen Zeitraum von sechs
Wochen untersuchten, für eine einfachere Anwendung eines medizinischen
Kompressionsstrumpfes der KKL 1. Diese Aussage gilt in dieser Arbeit zumindest im
Frühstadium der postoperativen Nachbehandlung, im weiteren Studienverlauf konnten
keine auffälligen Unterschiede zwischen den Kompressionsklassen festgestellt werden.
Reich-Schupke et al. zeigten, dass ältere (über 60 Jahre) und übergewichtige (BMI ≥
25kg/m²) phlebologische Patienten (C2-C6) Schwierigkeiten beim Anziehen des
Kompressionsstrumpfes haben und stärker auf die Hilfe von Familienmitgliedern
angewiesen sind (Reich-Schupke et al., 2012). Weiterhin wurde durch eine kleine
Studie (n=20) im Jahr 2011 gezeigt, dass gerade das An- und Ausziehen eines
Kompressionsstrumpfes (15-20 mmHg) älteren Patienten (68-85 Jahre) Probleme
bereitet. Durch die subjektive Verbesserung der bekannten Symptome wurden diese
Schwierigkeiten allerdings kompensiert (Carpentier et al., 2011). Gerade in Hinblick auf
die zunehmende Anzahl älterer und körperlich eingeschränkter Patientinnen und
Patienten in unserer Gesellschaft könnte eine einfachere Handhabung eines MKS mit
geringerem Anpressdruck eine bessere Compliance zur Folge haben.
6.6 Subjektive Abschlussbewertung
Es finden sich in der Literatur verschiedene Arbeiten, die einer phlebologischen
Therapie mit niedrigeren Kompressionsdrücken eine möglicherweise bessere Akzeptanz
oder größere Zufriedenheit beim Patienten zusprechen (Shouler et al., 1989; Strölin et
al., 2005; Amsler et Blättler, 2008). Allerdings wurden für diese Arbeiten aus einzelnen
Parametern wie der Häufigkeit des Auftretens von Beschwerden, dem Tragekomfort
oder der zukünftig gewählten Kompressionstherapie spezielle Gesamtaussagen
formuliert. In der vorliegenden Arbeit sollte eine abschließende Bewertung mithilfe der
Vergabe einer Schulnote (1=sehr gut bis 6=sehr schlecht) erfolgen. Eine derartige, alle
Aspekte der Therapie mit MKS zusammenfassende Benotung gab den Patientinnen die
88
Möglichkeit, sämtliche Erfahrungen mit ihrem Strumpf individuell zu gewichten und in
eine Gesamtwertung einfließen zu lassen.
Die Ergebnisse wiesen keinen eindeutigen Unterschied zwischen den Gruppen (KKL1
versus KKL2) auf. Beide Kompressionsklassen wurden von den Teilnehmerinnen
sowohl nach Woche 1 als auch nach Woche 6 sehr ähnlich mit im Mittel guten Noten
bewertet (siehe 5.8).
6.7 Medizinische Bewertung
Im Rahmen der Strumpfanpassung durch das Sanitätshaus wurden durch den
Doktoranden einmalig die Ruhe- und Belastungsanpressdrücke des jeweiligen MKS
bestimmt. Partsch et al. forderten im Jahr 2004 für zukünftige randomisierte,
kontrollierte Studien (RCTs) bei der Anpassung des MKS die in vivo Anpressdrücke
zumindest am B-Maß des betroffenen Studienbeins zu messen (Partsch et al., 2004).
Der Mittelwert der gemessenen Drücke am B-Maß wich in KKL 1 mit einem MW=22,6
SD 3,6 mmHg leicht vom in Deutschland geforderten Wert (18-21 mmHg) für diese
Kompressionsklasse ab. Partsch et al. beschrieben 2005, dass die Messungenauigkeit
des „Kikuhime“-Messsensors bei Anpressdrücken im Bereich von 20 mmHg bis zu
15% (3 mmHg) betragen kann, wobei das Mercury Manometer die Referenzwerte
lieferte (Partsch, 2005).
MKS der KKL 2 (23-32 mmHg) erfüllten mit einem Mittelwert von 29,5 SD 3,8 mmHg
die Anforderungen der Richtlinie RAL GZG 387 in der Leitlinie für Medizinische
Kompressionsstrümpfe (Wienert et al., 2008). Trotz dieser Abweichung in KKL 1 gab
es bisher kein derartiges Studiendesign, denn letztendlich wurde eine postoperative
Kompressionstherapie mit Anpressdrücken am B-Maß von im Mittel 22,5 mmHg mit
einer Therapie mit im Mittel 29,5 mmHg Anpressdruck verglichen. Lediglich Shouler et
al. verglichen 1989 ,wie bereits erwähnt, Ruheanpressdrücke von 15 mmHg und 40
mmHg am B-Maß (Shouler et al., 1989).
Im Rahmen der durchgeführten Nachuntersuchungen für die vorliegende Arbeit wurden
im Venenzentrum der Ruhr-Universität Bochum mögliche Nebenwirkungen am
Studienbein sowohl klinisch als auch duplexsonographisch kontrolliert. Zudem
bestimmten die Prüfärzte den jeweiligen Beinumfang.
89
6.7.1 Klinische Bewertung
Postoperativ kommt es häufig zu Beinschwellungen. Zwischen den Gruppen bestand
bezüglich der Ödembildung ein statistisch signifikanter Unterschied (p=0,016). Nach
Woche 1 wurde durch den festeren Strumpf der KKL 2 eine bessere Reduktion des
Beinödems bewirkt. Nach sechs Wochen war dieser Unterschied nicht mehr
nachweisbar. Weiterhin litten in Gruppe 1 nach einer Woche tendenziell mehr
Studienteilnehmerinnen unter Schnürfurchen durch den MKS und Infektionen an der
Stelle der Seitenastexhairese (siehe auch Tabelle 19). Diese Ergebnisse wiesen auf
weitere deutliche Vorteile einer stärkeren Kompression in der Frühphase der
postoperativen Kompressionstherapie hin.
Eine Umfrage unter 71 Phlebologen und 188 phlebologischen Patienten in Frankreich
beschrieb eine Art phasengerechte Kompressionstherapie bei der Ödembehandlung.
Laut dieser Befragung werden fortgeschrittene Stadien mit Kompressionsverbänden
behandelt. Nach einem Rückgang des Ödems oder bei anderen ernsten Komplikationen
werden Kompressionsstrümpfe mit in Frankreich üblichen Anpressdrücken von 20-36
mmHg verschrieben. Leider macht die Umfrage keine genauen Aussagen zur Häufigkeit
der Strumpfversorgung. Zudem ist das Kompressionsintervall von 20-36 mmHg sehr
groß und umfasst beinahe die KKL 1 und 2 der deutschen Einteilung. Tendenziell wird
aber auch hier zwischen einer initialen und einer Folgephase bei der Ödembehandlung
differenziert (Guex, 2007).
Da es sich bei der vorliegenden Arbeit um inspektorisch und palpatorisch
semiquantitative Einschätzungen handelte, konnte allerdings grundsätzlich nicht
ausgeschlossen werden, dass die Bewertungen in Grenzfällen (bei der Ausprägung einer
Nebenwirkung, die nicht eindeutig einer der vier Kategorien zuzuordnen war)
voneinander abwichen, wobei sämtliche Befunde von phlebologisch versierten
Prüfärzten erhoben wurden. Dieses Fehlerpotenzial könnte möglicherweise in
zukünftigen Studien durch standardisierte Bewertungsskalen oder umfangreichere
objektive Messungen der Befunde verringert werden.
90
6.7.2 Duplexsonographische Bewertung
Gerade wegen des möglichen subjektiven Einflusses auf die rein inspektorisch-
palpatorische Beschreibung der Nebenwirkungen wurde zusätzlich eine
duplexsonographische Untersuchung durchgeführt. (Sonoline G60S, Acuson X300,
Acuson Antares, alle Produkte der Firma Siemens, Germany). Mit diesem Verfahren
können sowohl die Strömungsgeschwindigkeit, der Volumenfluss, die groben
anatomischen Verhältnisse als auch die möglichen Refluxe präzise gemessen werden
(Partsch et al., 2004). Die Duplexsonographie gilt als Goldstandard und
Referenzmethode bei der Diagnostik phlebologischer Erkrankungen (Bays et al., 1994;
Campbell et al., 1996; Schultheiss et al., 1997; Wills et al., 1998; Kluess et al., 2009;
Gloviczki et al., 2011; Malgor et Labropoulos, 2012).
In der vorliegenden Arbeit bestätigten die Ultraschalluntersuchungen die Ergebnisse der
klinischen Befunderhebung. Medizinische Kompressionsstrümpfe der KKL 2
verminderten die Ödementwicklung im untersuchten Patientengut dieser Arbeit
statistisch signifikant besser als Strümpfe der KKL 1. Diese Aussage gilt ausschließlich
für die Befunde nach einer postoperativen Woche, nach sechs Wochen waren keine
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen mehr feststellbar.
6.7.3 Beinumfänge
Die Beinumfänge wurden nach den Wochen 0, 1 und 6 gemessen. Da die Messung
durch den Sanitätshausmitarbeiter (nach „Woche 0“) 0,5 cm als kleinstes Messintervall
beinhaltete und die späteren Messungen durch die Prüfärzte als kleinstes Intervall 0,1
cm angaben, konnten in der vorliegenden Arbeit nur die Daten der Wochen 1 und 6
miteinander verglichen werden. Diesbezüglich ergaben sich an allen Maßen nur
minimale Veränderungen von maximal etwa 0,7 cm im Mittel. Zwischen den
untersuchten Gruppen konnte kein auffälliger Unterschied festgestellt werden.
Sicherlich wäre ein Vergleich der postoperativen Umfangsmaße mit den präoperativen
Werten interessant gewesen. Auf diese Weise hätten zudem das Ausgangsniveau des
jeweiligen Beinumfangs und die durch Operation und Kompression erreichbaren
Umfangsverminderungen in beiden Gruppen beschrieben werden können.
91
VII. Zusammenfassung
Die Kompressionstherapie stellt eine Basismaßnahme im Rahmen der Nachbehandlung
des Varizenstrippings dar. Bei dieser Therapieform werden in Deutschland
Medizinische Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse 2 empfohlen.
In der vorliegenden Arbeit wurden von 108 Studienteilnehmerinnen die Daten von
letztendlich 88 Patientinnen des Venenzentrums der Ruhr-Universität Bochum
untersucht. In dieser prospektiven, randomisierten, monozentrischen Studie sollte an
Patientinnen, die sich im Venenzentrum der Ruhr-Universität Bochum einer Cross- und
Saphenektomie der V. saphena magna oder V. saphena parva unterzogen hatten,
untersucht werden, ob sich ein Kompressionsstrumpf der Klasse 1 (Mediven® elegance,
Länge AG, 18-21 mmHg) von einem Kompressionsstrumpf der Klasse 2 (Mediven®
elegance, Länge AG, 23-32 mmHg) hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und
Anwendungskomfort in der postoperativen Versorgung vom Patienten mit einer
Varizenoperation unterscheidet.
Zu diesem Zweck wurden Daten bei der Anpassung des MKS, nach einer und nach
sechs postoperativen Wochen mithilfe eines Patientenfragebogens beziehungsweise
während der medizinischen Nachkontrollen erhoben. Nach der Randomisierung
erhielten 41 Patientinnen ein MKS der KKL 1 und 47 Studienteilnehmerinnen einen
Strumpf der KKL 2 für eine Gesamttherapiedauer von sechs Wochen. Bei einem
Signifikanzniveau von 5% (p=0,05) konnten insgesamt vier eindeutige Unterschiede
zwischen den Gruppen festgestellt werden.
Patientinnen mit Kompressionsstrümpfen der Klasse 2 gaben nach einer
postoperativen Woche an, an weniger Beschwerden zu leiden als jene mit MKS der
KKL 1 (38,5% gegenüber 14,6%).
Weiterhin trat nach dem gleichen Zeitraum bei dem niedrigeren Kompressionsdruck
(KKL 1) in 12,2% der Fälle ein Spannungsgefühl auf, beim Strumpf der Klasse 2
waren es 0%.
MKS der KKL 1 wiesen nach einer Woche Vorteile beim Anziehen auf, bei festeren
Strümpfen der Klasse 2 wurde das Anziehen als deutlich mühsamer eingeschätzt.
Sowohl durch die klinische Kontrolle als auch durch die Duplexsonographie konnte
festgestellt werden, dass eine Kompressionstherapie der KKL 2 Ödeme bis zur
92
ersten Nachuntersuchung (nach einer Woche) statistisch signifikant besser
vermindert als eine Therapie mit der niedrigeren KKL 1.
Aufgrund des großen Einflusses von Schmerzen auf die Lebensqualität der Patientin
soll darauf hingewiesen werden, dass postoperative Schmerzen durch den höheren
Anpressdruck möglicherweise besser verhindert wurden. Zwar ist dieses Ergebnis
nicht signifikant, dennoch beschrieben sowohl nach einer Woche (46,3% mit KKL 1
gegenüber 34,0% mit KKL 2) als auch nach sechs Wochen (19,5% mit KKL 1
gegenüber 6,4% mit KKL 2) tendenziell mehr Trägerinnen der KKL 1 Schmerzen
als jene der KKL 2.
Eine wichtige Schlussfolgerung dieser Arbeit ist zudem, dass sich die beiden
Kompressionsklassen in der Spätphase (also hier nach sechs Wochen) in keinem
untersuchten Aspekt signifikant voneinander unterschieden. Beide
Kompressionsklassen führen insgesamt zu ähnlichen Ergebnissen und können
demnach in der Spätphase der Therapie gleichwertig eingesetzt werden.
Abschließend sprechen die vorliegenden Ergebnisse dafür, dass in der Frühphase (nach
einer Woche) der postoperativen Kompressionstherapie die KKL 2 bezüglich
Beschwerdereduktion, Verminderung eines Spannungsgefühls und Ödemreduktion
effektiver war als eine Therapie mit der leichteren Kompression in KKL 1. Der
Vorgang des Anziehens wurde von Trägerinnen der KKL 1 hingegen nach einer Woche
als weniger mühsam beschrieben.
Die offenen Fragen nach der optimalen Dauer einer postoperativen
Kompressionstherapie und einer möglichen Differenzierung zwischen Früh- und
Spätphase könnten Gegenstand weiterer Forschung sein.
93
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101
IX. Anhang
9.1 Patientenfragebögen
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
wir bitten Sie ausdrücklich um eine ehrliche Beantwortung des Fragebogens. Wir sind uns
bewusst, dass der ein oder andere von Ihnen vielleicht geneigt ist, den Fragebogen so zu
beantworten, wie er glaubt, dass wir es gerne hätten (z.B. „ich trage meine
Kompressionsstrümpfe regelmäßig“). Das ist jedoch nicht Sinn der Befragung. Wir bitten Sie
alles genau so anzugeben, wie Sie es empfinden und handhaben. Wir versichern, dass die
wahrheitsgemäße Beantwortung des Fragebogens keinerlei Einfluss auf Ihre sonstige
Behandlung im Venenzentrum hat. Die Auswertung der Fragebögen erfolgt durch eine nicht
unmittelbar an der täglichen Sprechstunde beteiligte Person. Ihr behandelnder Arzt erfährt Ihre
Antworten im Einzelnen nicht, sondern lediglich die Ergebnisse der Gesamtauswertung.
Persönliche Daten
1 Initialen _________ ________
(Nachname) (Vorname)
Alter
Geschlecht 1 – männlich 2 – weiblich
Gewicht & Größe ___________ kg ______________ cm
Zeitpunkt der Befragung
2 Datum
Zeit nach der Operation ca. 1 – 1 Woche
2 – 3 Wochen
3 – 6 Wochen
102
Zur Operation
3 Welche Vene wurde bei Ihnen operiert? 1 – V. saphena magna (OP ab der
Leiste)
2 – V. saphena parva ( OP ab der
Kniebeuge)
4 Welches Bein wurde bei Ihnen operiert? 1 – rechts
2 – links
3 – beide
4 Ist dies Ihre erste Krampfaderoperation?
Falls nein, wann sind Sie schon an
Krampfadern operiert worden?
1 – ja
2 – nein
3 – Voroperationen:
_____________________
5 Wurden vor der aktuellen Therapie bereits
andere Maßnahmen an den Krampfadern bei
Ihnen durchgeführt?
1 – Kompressionstherapie
2 – Verödungstherapie/
Sklerosierung
3 – Lasertherapie
4 – andere:
_____________________________
6 Wie viele Tage sind Sie nun durch die
aktuelle Krampfaderoperation arbeitsunfähig?
Tage ___________________
103
7 Welche Beschwerden haben Sie noch von
der aktuellen Operation?
1 – sichtbare Blutergüsse
2 – Verhärtungen im Bereich des OP-
Areals
3 – Rötungen an den
Operationsstellen in der Leiste/
Kniebeuge
4 – Rötungen an den
Operationsstellen am Ober- und/
oder Unterschenkel im Verlauf
5 – Schmerzen im Bereich des OP-
Areals
6 – Verfärbungen
8 Wurde/ Wird bei Ihnen in Ergänzung der
Operation eine Verödungstherapie/
Sklerosierung durchgeführt?
1 – ja
2 – nein
Aktuelle Kompressionstherapie
9 Welche Kompressionsklasse tragen Sie
derzeit?
1 – Klasse I
2 – Klasse II
10 Welche Farbe hat Ihr aktueller
Kompressionsstrumpf?
1 – natur/ haut
2- schwarz
3 – dunkel blau
4 – dunkel braun
5 – andere Farbe:
________________________
104
11 Wann tragen Sie Ihre Kompressionstherapie? 1 – nur tagsüber
2 – tags und nachts
3 – nur, wenn ich zum Arzt muss
4 – gar nicht
12 Wie viele Stunden am Tag tragen Sie Ihre
Kompressionstherapie?
1 – weniger als 2 Stunden
2 – 2 bis 6 Stunden
3 – 6 bis 12 Stunden
4 – 12 bis 18 Stunden
5 – 18 bis 24 Stunden
13 Bei welchen der genannten Tätigkeiten/
Gelegenheiten tragen Sie KEINE
Kompressionstherapie?
1 – tägliche Besorgungen
2 – Haushaltsarbeit
3 – Sport
4 – bei der Arbeit
5 – in der Freizeit zu Hause (z.B.
lesen, fernsehen)
6 - schlafen
Sonstiges:
__________________________
14 Wie empfinden Sie das Tragen der
Kompressionstherapie?
1 – angenehm
2 – zweckmäßig
3 – unangenehm
4 – unerträglich
5 – trage die Kompressionstherapie
nicht
105
15 Welche Veränderungen haben Sie unter der
Kompressionstherapie an Ihrem Bein
festgestellt?
1 – Haut sehr trocken
2 – Rötungen der Haut
3 – Starke Schuppung der Haut
4 – Beine schwerer als zuvor
5 – Beine leichter als zuvor
6 – Beine spannen
7 – Schmerzen in den Beinen
8 – Weniger Beschwerden an den
Beinen
9 – Bewegungseinschränkung an
den Knöcheln
10 – Brennen an den Beinen
11 – Schwitzen unter dem Strumpf
12 – Juckreiz an der Haut des Beines
13 – Gefühlsstörungen am Bein
14 – Kältegefühl am Bein
15 – Kompressionsstrumpf gibt mir
Halt
16 – Kompressionsstrümpfe rutschen
17 – Kompressionsstrümpfe
scheuern in der Kniekehle
18 - Sonstiges:
____________________________
16 Hätten Sie gerne eine andere Form der
Kompressionstherapie?
1 – Verband
2 – Strumpf
3 – Strumpfhose
4 – nein, bin mit meiner
Kompressionstherapie zufrieden
5 – ich möchte gar keine
Kompressionstherapie
106
17 Wie ziehen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe
an?
1 – ohne jede Anziehhilfe
2 – mit Gummihandschuhen
3 – mit kleiner Gleithilfe für die
Knöchelregion
4 – mit großer Anziehhilfe (z.B.
Gestell)
5 – alleine schaffe ich es gar nicht,
Hilfe durch Angehörige o.ä.
Sonstiges:
____________________________
18 Wie mühsam würden Sie das Anziehen
einschätzen auf einer Skala von 1(geht
einfach) bis 10 (kaum zu schaffen)?
_______________________
1 (geht einfach) bis 10 (kaum zu
schaffen)
19 Wann ziehen Sie Ihre Kompressionsstrümpfe
an?
1 – noch vor dem Aufstehen
2 – nach der Morgentoilette
3 – nach Morgentoilette und
Frühstück
4 – erst im Laufe des Vormittags
5 – nur ab und wann
Sonstiges:
____________________________
20 Weiß Ihr Umfeld, dass Sie einen
Kompressionsstrumpf tragen?
1 – niemand
2 – nur meine Familie
3 – gute Bekannte & Freunde
4 – entferntere Bekannte und
Arbeitskollegen
107
21 Würden Sie Ihre Kompressionstherapie auch
fortführen wollen, wenn Sie es nicht mehr
unbedingt müssten?
1 – ja, ich habe mich so daran
gewöhnt
2 – vielleicht
3 – auf keinen Fall
22 Welche Gesamtnote geben Sie Ihrem
Kompressionsstrumpf?
_______________________
1(sehr gut) – 6 (ungenügend)
Falls Sie noch etwas äußern möchten, nach dem wir nicht gefragt haben, bitten wir Sie,
dieses hier aufzuschreiben.
_____________________________________________________________________
_____________________________________________________________________
_____________________________________________________________________
_____________________________________________________________________
_____________________________________________________________________
_____________________________________________________________________
______________________________________________________
Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit!
108
9.2 Befundbögen
Befunddokumentation
Persönliche Daten
1 Initialen _________ (Vorname) ________ (Nachname)
2 Geburtsdatum ___________________________
3 Datum der Einwilligung ___________________________
4 Betroffenes Bein 1 rechts
2 links
3 beide
5 CEAP-Klassifikation des betroffenen Beines
präoperativ (C1-C6)
1 rechts: ___________
2 links: _____________
Anpassung des Kompressionsstrumpfes durch das Sanitätshaus
6 Datum:
_______________________________
Uhrzeit:
___________________________________
7 Kompressionsklasse 1 Klasse I
2 Klasse II
8 Serienstrumpf/ Maßanfertigung 1 Serie
2 Maß
9 Wenn Serienstrumpf, welche Größe? _______________________________
109
10 Spitze 1 offen
2 geschlossen
11 Farbe 1 natur/ haut
2 schwarz
3 dunkel blau
4 dunkel braun
5 andere
Farbe:______________________
12 Umfangsmaße bei der Anpassung
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
13 Besonderheiten bei der Anpassung
110
Klinische Untersuchung/ Duplex 1 Woche postop.
14 Datum:
_______________________________
Uhrzeit:
____________________________________
15 Inspektion
Wertung: keine – wenig – mittel stark
1 Hämatome: ___________________
2 Schnürfurchen ________________
3 Ödem: ______________________
4 Hinweis auf Infektion der Nahtstelle
a) Crosse: _________________
b) Seitenast: _______________
5 Hyperpigmentierungen
16
Umfangsmaße im Sitzen (cm)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
17 Anpressdruck im Sitzen (mmHg)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
18 Anpressdruck im Stehen (mmHg)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
111
19 Duplexsonographie
Wertung: keine – wenig – mittel - stark
1 Hämatome: _________________
2 Ödem: _____________________
3 Abszess: ___________________
20 Thrombophlebitis 1 V. saphena magna
2 V. saphena parva
3 Seitenäste
4 Perforansvene
21 Tiefe Beinvenenthrombose/ Lungenembolie 1 Muskelvene
2 V. poplitea isoliert
3 V. femoralis isoliert
4 Mehretagenthrombose
5 Lungenembolie
22 Besonderheiten
Patienten-Fragebogen eingesammelt?
112
Klinische Untersuchung/ Duplex 3 Wochen postop.
23 Datum:
_______________________________
Uhrzeit:
____________________________________
24 Inspektion
Wertung: keine – wenig – mittel stark
5 Hämatome: ___________________
6 Schnürfurchen ________________
7 Ödem: ______________________
8 Hinweis auf Infektion der Nahtstelle
c) Crosse: _________________
d) Seitenast: _______________
5 Hyperpigmentierungen
25
Umfangsmaße im Sitzen (cm)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
26 Anpressdruck im Sitzen (mmHg)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
27 Anpressdruck im Stehen (mmHg)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
113
28 Duplexsonographie
Wertung: keine – wenig – mittel - stark
4 Hämatome: _________________
5 Ödem: _____________________
6 Abszess: ___________________
29 Thrombophlebitis 5 V. saphena magna
6 V. saphena parva
7 Seitenäste
8 Perforansvene
30 Tiefe Beinvenenthrombose/ Lungenembolie 5 Muskelvene
6 V. poplitea isoliert
7 V. femoralis isoliert
8 Mehretagenthrombose
5 Lungenembolie
31 Besonderheiten
Patienten-Fragebogen eingesammelt?
114
Klinische Untersuchung/ Duplex 6 Wochen postop.
32 Datum:
_______________________________
Uhrzeit:
____________________________________
33 Inspektion
Wertung: keine – wenig – mittel stark
9 Hämatome: ___________________
10 Schnürfurchen ________________
11 Ödem: ______________________
12 Hinweis auf Infektion der Nahtstelle
e) Crosse: _________________
f) Seitenast: _______________
5 Hyperpigmentierungen
34
Umfangsmaße im Sitzen (cm)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
35 Anpressdruck im Sitzen (mmHg)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
36 Anpressdruck im Stehen (mmHg)
RECHTS LINKS
B
B1
C
G
115
37 Duplexsonographie
Wertung: keine – wenig – mittel - stark
7 Hämatome: _________________
8 Ödem: _____________________
9 Abszess: ___________________
38 Thrombophlebitis 9 V. saphena magna
10 V. saphena parva
11 Seitenäste
12 Perforansvene
39 Tiefe Beinvenenthrombose/ Lungenembolie 9 Muskelvene
10 V. poplitea isoliert
11 V. femoralis isoliert
12 Mehretagenthrombose
5 Lungenembolie
40 Besonderheiten
Patienten-Fragebogen eingesammelt?
116
9.3 Abbildungen im Anhang
Abbildung A1: Comparison of compression pressure at B-level (mmHg) and
compression classes (I–IV) in different countries (A. Cornu-
Thénard). In the European CEN concept a class A is proposed
additionally.
Aus: Partsch, H. (2004). Evidence based compression therapy.
An initiative of the International Union of Phlebology (IUP).
VASA 34, 63-4
Es herrschen national stark variierende Einteilungen der
Kompressionsklassen vor.
Danksagung
Danken möchte ich meinem Doktorvater Prof. Dr. med. Markus Stücker für die
Überlassung dieses Themas, die Betreuung und die wertvollen
Verbesserungsvorschläge.
Herrn Prof. Dr. med. Peter Altmeyer danke ich für die Ermöglichung dieser Arbeit in
seiner Klinik.
Zudem gilt mein besonderer Dank Frau PD Dr. med. Stefanie Reich-Schupke für die
intensive Betreuung am Venenzentrum und die allzeit zuverlässige, unkomplizierte und
freundliche Zusammenarbeit in jedem Stadium der vorliegenden Arbeit.
Weiterhin bedanke ich mich bei Frau Cornelia Leiendecker und den unglaublich
freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Venenzentrums
der Ruhr-Universität Bochum.
Für die Hilfestellung bei der statistischen Auswertung möchte ich zudem Herrn Dr. rer.
nat. Tim Holland-Letz meinen Dank aussprechen.
Mein spezieller Dank gilt meinen Eltern Susanne und Stefan Feldhaus, meiner
Schwester Hannah Feldhaus, meinen Großeltern, meiner weiteren Familie und meinem
Glauben. Ohne deren verlässliche Unterstützung in jeder Hinsicht wären sowohl mein
Studium als auch die Fertigstellung dieser Arbeit nicht möglich gewesen.
Nicht zuletzt möchte ich besonders meiner Freundin Frauke Sinder für jedwede
Unterstützung danken.
Lebenslauf
Name Felix Wilhelm Feldhaus
Geburtsdatum 06.10.1986
Geburtsort Datteln
Schullaufbahn 1993-1997 Grundschule Datteln-Ahsen
1997-2006 Comenius- Gymnasium Datteln
2006 Abitur mit der Note 1,6
Studium 2007 Aufnahme des Studiums der
Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum
2009 Physikum mit der Note „sehr gut“
2010 Aufnahme in die Studienstiftung des
Deutschen Volkes als Vollstipendiat
Wehrdienst 01. Oktober 2006 – September 2007
Sportfördergruppe der Bundeswehr in Nienburg a. d.
Weser/ Warendorf
Sonstige Aktivitäten August 2009 bis heute:
Studentische Hilfskraft in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie der Vestischen Kinder- und
Jugendklinik Datteln, Universität Witten-
Herdecke
Herbst 2010 bis heute:
Studentische Hilfskraft auf der onkologischen
und palliativmedizinischen Station des St.
Vincenz-Krankenhauses Datteln
März 2009 bis heute:
Leitender Tutor der Ruderkurse der Technischen
Universität Dortmund
Sportliche Aktivitäten Von 2003 bis 2007 Mitglied der Deutschen Ruder-
Nationalmannschaft
2004: 4. Platz Juniorenweltmeisterschaft
Banyoles (ESP)
2005: U23-Weltmeister im Vierer mit
Steuermann, Amsterdam (NL)
Sieger „Head of the Charles Race“ im U23-
Achter, Boston/USA 2005
2006: U23-Vizeweltmeister im Achter mit
Steuermann, Hazewinkel (BEL)
2007: U23-Vizeweltmeister im Achter mit
Steuermann, Glasgow (UK)
7 mal Deutscher Meister
Seit 2010 1. Ruder-Bundesliga im Achter