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Ausgabe 49 MosKultInfo 1
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Ausgabe 49 1. Februar 2016
„Vogelhäuschen“ im Park Sokolniki
Ausgabe 49 MosKultInfo 2
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Die nächste Ausgabe erscheint am Dienstag, 1. März 2016.
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Montag, 22. Februar 2016 - eintreffen, berücksichtigen können.
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Simone Hillmann
Ausgabe 49 MosKultInfo 3
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Die Geschichte der Moskauer Brände
Das Feuer war schon immer einer der Hauptfeinde der Menschen in Dörfern und Städten, vor allem
wenn das Hauptbaumaterial das Holz war. Und auch Moskau blieb von Bränden nicht verschont, das
Feuer machte es mehrmals fast dem Erdboden gleich, doch jedes Mal erstand es von neuem wie Phönix
aus der Asche.
Das erste Feuer, an das man sich in den Chroniken erinnert, wurde 1177 von Fürst Gleb verursacht. In
den Chroniken wurden nur Brände erwähnt, die große Teile der Stadt vernichteten. Moskau litt oft unter
feindlichen Überfällen, mehrere Male brannten die Tataren Moskau ab, im 17. Jahrhundert die Polen.
1237 brannte Moskau durch den Überfall von Baty, auch in der Nähe liegende Dörfer und Klöster wa-
ren betroffen. Weitere Brände folgten 1293 und 1300. Zwar konnte Moskau immer wieder schnell auf-
gebaut werden, die einstige Stadtgrenze wurde jedoch erst im 14. Jahrhundert erreicht.
Doch noch öfter wurden Brände durch die Moskauer Bevölkerung ausgelöst. Das hölzerne Moskau
brannte ungefähr alle zwanzig bis dreißig Jahre bis auf die Grundmauern nieder. Kleine Feuer gab es
fast jeden Tag, vor allem im Winter, wenn überall die Öfen geheizt
wurden. Da die Gassen sehr eng waren und die Häuschen ziemlich
dicht nebeneinander standen, konnte das Feuer schnell auf andere
Gebäude übergreifen. Zudem waren die Öfen meist sehr primitiv und
man ging oft unverantwortlich mit dem Feuer um. Natürliche Hin-
dernisse waren in der Regel nur sumpfige, nicht besiedelte Orte.
Mit dem Wachstum der Stadt und seiner Bevölkerung vergrößerte
sich auch die Zahl der Brände und deren Opfer. 1365 wurde die Stadt durch ein schreckliches Feuer
fast ausgelöscht. Es wurde nach der Allerheiligenkirche, von der der Brand ausging, benannt. Die vo-
rausgehende Trockenheit und ein sehr starker Wind begünstigten die Ausbreitung der Flammen. Inner-
halb von zwei Stunden war alles verkohlt, niemand konnte etwas von seinem Hab und Gut retten.
Nach dem Brand verfügte der damals herrschende 16-jährige Fürst Dmitrij Donskoj, Moskau in Stein
wieder aufzubauen. 1367 bekam der Kreml eine Mauer aus Stein mit Türmen und Toren. Doch im glei-
chen Jahr fiel Tochtamysch ein. Viele wertvolle Bücher und Dokumente, die in Kirchen aufbewahrt
wurden, verbrannten. Mehr als 60000 Menschen kamen um.
1400 löste eine nicht sachgemäße Anwendung von Pulver eine Feuersbrunst aus. 1408 setzten zum wie-
derholten Male die Tataren Moskau in Brand. Es gab auch Menschen, die aus Rache Gebäude anzünde-
ten. Die Armen stahlen dabei aus den brennenden Häusern den Reichen deren Besitztümer, obwohl
darauf hohe Strafen standen.
Zwar wurden inzwischen Handwerker, die mit Feuer umgehen mussten, an den Stadtrand hinter eine
Wassergrenze umgesiedelt, doch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde Moskau noch 17 Mal von
Großfeuern heimgesucht. 1445 konnte nicht ein hölzernes Gebäude im Kreml vor den Flammen gerettet
werden. 1492 fiel das Peter Kloster den Flammen zum Opfer.
1493 brannte Samoskworetschie, ein schlimmer Sturm trug die Flammen über die ganze Stadt. Neben
dem Kreml fingen der Arbat, die Neglinnaja, die Sretenka und viele andere Bezirke Feuer. Letztlich
wurde der Platz rund um den Kreml von Bauwerken befreit, auch in Samoskworetschie gegenüber vom
Kreml wurden Häuser abgerissen. Dort wurde dafür der Zarengarten angelegt. Um den Kreml herum
wurden Wassergräben ausgehoben. Erste Feuerwehrmannschaften wurden eingesetzt. Trotzdem brannte
es weiter. 1501 erreichte das Feuer das Roschdestwenskij Kloster. 1547 suchte ein weiteres Großfeuer
Kitaigorod heim. Im gleichen Jahr brannte es bei den Töpfern und Gerbern. Später fiel der Kreml den
Flammen zum Opfer, die Uspenskij Kirche, der Zarenpalast, die Rüstkammer, die
Blagoweschtschenskij Kirche, die Pferdeställe. Die beiden Klöster im Kreml brannten ebenfalls nieder.
Lange Zeit waren die Stadtväter der Meinung, dass die Bevölkerung sich selbst um den Brandschutz zu
kümmern habe. Nachts wurden Wachhabende eingeteilt.
Die organisierte Bekämpfung der Brände begann in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Schon 1504
wurden Gesetze erlassen, die es verboten, im Sommer Öfen und Banjas ohne Notwendigkeit zu heizen.
Abends sollte das Feuer in den Häusern gelöscht werden. Eimer mit Löschwasser und feuchte Besen
sollten bereitgehalten werden. Moskau wurde erst in elf und danach in 17 Feuerlöschbezirke aufgeteilt.
1550 wurde das Strelitzenregiment geschaffen, das auf Befehl des Zaren auch zum Feuerlöschen heran-
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gezogen wurde. Mitte des 17. Jahrhunderts lebten ungefähr 20 000 Strelitzen, die auch als Feuerwehr-
männer fungierten, innerhalb des Erdwalls.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es bereits hundert hauptamtliche Feuerwehrleute, ihre Zahl wuchs
mit der Bevölkerung. 1641 verfügte Alexej Michailowitsch, dass sich die Moskauer unverzüglich zum
Brandort zu begeben haben und beim Löschen helfen müssen.
Unter Fjodor Johannowitsch wurden erste Versuche der Straßenplanung unternommen. Die Straßen
wurden verbreitert. Gebäude an der Kitaigorodsker und der Mauer der Weißen Stadt wurden entfernt.
1584 wurde verfügt, mehr aus Stein zu bauen. Allerdings zählten zu den ersten Gebäuden aus Stein
nicht Wohnhäuser, sondern Kirchen. Die Bevölkerung wehrte sich gegen Wohnhäuser aus Stein, zum
einen wegen des Preises des Materials, zum anderen wegen der vorherrschenden Meinung, in steinernen
Mauern zu leben sei ungesund. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörten Steinbauten trotzdem zu den
Eliteobjekten. Alle Holzkirchen wurden durch Steinkirchen ersetzt.
Ein schreckliches Feuer brach im Zuge des Einfalls der Tataren unter Dewlet-Girej aus. Unterirdisch
explodierten viele Pulverlager. Die große Hitze beschädigte auch die Gebäude aus Stein, Glocken fielen
von den Kirchtürmen. Das Feuer wütete sechs Stunden lang und vernichtete die Stadt vollständig. Erst-
mals erhielten Opfer des Feuers staatliche Unterstützung. 1591 verfügte Boris Godunov 5000 Rubel
auszuzahlen. Der Verkauf von preiswertem Holz wurde organisiert, um die Stadt wieder aufzubauen.
Auch in den Zeiten der Wirren wüteten Feuersbrünste in der Stadt. Zwei Mal legten die Polen Moskau
in Schutt und Asche.
Doch auch die Moskauer verursachten weiterhin Brände, vor allem im 16./17. Jahrhundert, als viel ge-
baut, aber wenig für den Brandschutz getan wurde. Bei den Löschaktionen kippte man Wasser in die
Flammen. Die Dächer der benachbarten Häuser wurden mit feuchten Tüchern bedeckt. Oftmals wurden
mit Hämmern die brennenden Holzteile abgehackt, ohne Rücksicht auf Verluste, so dass bei einem
Großfeuer in der Regel zwei Drittel der Schäden dem Feuer zuzuschreiben war und ein Drittel den Zer-
störungen durch die Feuerwehrleute.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde eine Brandwarnung organisiert. Auf einigen Kremltürmen saßen stän-
dig Beobachtungsposten. Brach ein Feuer aus, wurden die Glocken der Türme geläutet, dabei gab es
verschiedene Signale für die Stadtbezirke. Peter I. bestellte aus Holland die neuesten Feuerspritzen.
1711 befahl Peter I., dass Soldaten der Moskauer Garnison zum Feuerlöschen heranzuziehen sind.
1763 wurde ein Feuerwehrkontor eingerichtet. Die einzelnen Feuerlöscheinheiten unterstanden der Poli-
zei.
Weitere zerstörerische Brände folgten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, vor allem nachdem die
Gesetze zum Brandschutz, die Peter I. erlassen hatte, ignoriert wurden. Ein besonders starkes Feuer
wurde 1737 durch eine Kerze, die eine Soldatenwitwe vor eine Ikone gestellt hatte, ausgelöst. Das tro-
ckene Wetter und starker Wind begünstigten die Verbreitung der Flammen, 2500 Höfe, 486 Geschäfte
und viele Kirchen wurden zerstört. Dieses Feuer bekam den Namen Dreifaltigkeitsfeuer, da es am Drei-
faltigkeitstag ausbrach. Und genau während dieses Brandes zersprang die gerade gegossene Glocke Zar-
Kolokol, als sie mit kaltem Wasser übergossen wurde.
Auf Geheiß Alexanders II. wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Berufsfeuerwehr geschaffen mit
einem „Brandmajor“ an der Spitze. Die Abteilungen wurden von „Brandmejstern“ befehligt. Die Feu-
erwehrleute waren Soldaten, die nicht für den Militärdienst taugten, aber 25 Jahre bei der Feuerwehr
bleiben mussten. Sie wohnten in Kasernen, auf die Feuertürme gebaut wurden. Zum Löschen waren sie
mit Pferdefuhrwerken, die mit Fässern bestückt waren, unterwegs. Gab es Feueralarm, mussten sie in-
nerhalb von 2,5 Minuten einsatzbereit sein. So konnte das Ausmaß vieler Brände endlich reduziert wer-
den. Auf Geheiß des Zaren wurden die Einwohner Moskaus vom Feuerlöschdienst befreit.
Eins der größten Unglücke in der Geschichte Moskaus war das Feuer von 1812. Die genaue Ursache
schwebt wohl noch im Dunkeln. Bekannt ist, dass die Stadtväter die Pulverlager der Armee selbst
sprengen ließen und einige Patrioten ihre Häuser selbst anzündeten. Das Feuer begann am 2. September
und zog sich fast eine Woche hin. 6500 Häuser von 9000 wurden zerstört, 7000 von 8500 Geschäften,
122 von 329 Kirchen, die anderen Kirchen wurden geplündert. Tausende Menschen und Tiere kamen
ums Leben. Es verbrannte eine der reichsten Sammlungen altrussischer Handschriften, die
Musin-Puschkin zusammengetragen hatte, die riesige Bibliothek des Universitätsrektors Bause, die be-
rühmte Dreifaltigkeitschronik sowie die einzige Originalschrift des Igorliedes. Mit den Brandfolgen
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hatte man zwanzig Jahre lang zu kämpfen. Das Zentrum wurde mit steinernen Häusern bebaut, vor al-
lem im klassizistischen Stil. Sie sind auch heute noch zu bewundern. Aus Stein wurden auch die Wirt-
schaftsgebäude der Adelsanwesen und die Pfarrhäuser errichtet. Somit hatte das Feuer weniger An-
griffsfläche.
Bemerkenswerte Brände gab es 1837, da brannte das Malyj Theater, und
1853, in diesem Jahr suchte das Feuer das Bolschoi Theater heim.
Inzwischen versorgte man sich mit neuer Technologie und kaufte im Ausland
Dampfspritzen und hohe, ausziehbare Leitern. Die Feuerwehrleute wurden
geschult. Mit dem Bau hoher Gebäude genügten die Feuertürme bald nicht
mehr. Die Ausfahrt der Feuerwehr beeindruckte. Ganz vorn fuhr der „Pfad-
finder“, der den Ort des Feuers ausfindig zu machen suchte, es folgte ein Vie-
rergespann mit Feuerwehrleuten und der im Wind wehenden Fahne des Feu-
erwehrkommandos. Danach kamen Zweispänner mit Fässern voller Wasser.
Auf einem Vierspänner wurde die Leiter und andere Ausrüstung transportiert.
Zum Schluss kam die Dampfspritze.
Während des Dezemberaufstandes 1905 wurde fast der ganze Bezirk Presnja durch Artilleriefeuer zer-
stört. Begünstigt wurde das Feuer durch den Generalgouverneur von Moskau, der befohlen hatte, die
Druckerei von Iwan Sytin anzuzünden, als er hörte, dass die Arbeiter dort aktiv am Aufstand teilnah-
men.
1918 wurde eine Brandschutzabteilung beim Innenministerium geschaffen. 1926 wurde das letzte Pfer-
degespann abgeschafft. Die Gespanne wurden durch LKWs ersetzt. Das erste Feuerwehrauto, ein Daim-
ler-List, kam 1908 nach Russland. Erste sowjetische Feuerwehrautos fuhren seit 1927.
1936 wurden spezielle Feuerwehren mit automatischer Wasserpumpe eingesetzt. Die kostenfreie Ruf-
nummer 01 existiert seit 1932. Die Feuertürme wurden nach und nach abgerissen. Sie waren nicht mehr
notwendig. Einige von ihnen stehen allerdings noch heute (siehe
https://moskultinfo.wordpress.com/2014/03/01/feuerturme-in-moskau/).
In neuerer Zeit verringerten die vielen Steingebäude und die Fernheizungen die Zahl der Brände erheb-
lich. Sogar während des Zweiten Weltkrieges litt Moskau trotz der Bombardements nicht sehr unter
Zerstörungen. Viele Hausbewohner wurden außerdem in der Bombenabwehr geschult und verhinderten
das Ausbreiten vieler Brände.
Heute gehören zu den meisten Gründen, warum Brände ausbrechen, dass im
Bett geraucht wurde, Kurzschlüsse sowie das Fehlen selbst einfachster Feuer-
löschmittel.
Ein großes Feuer brach 1977 im Hotel Rossija aus, mehr als tausend Men-
schen wurden gerettet, 1400 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
1993 brannte auf der Dmitriewskoje Chaussee ausgelaufenes Benzin, 15
Menschen starben. Im gleichen Jahr brannte während des Putsches das Weiße
Haus, der Sitz der russischen Regierung.
2000 brach im Fernsehturm ein Feuer aus, für lange Zeit waren Fernsehübertragungen nur noch auf
Sparflamme möglich.
2004 brannte es am Tag der Wahl des russischen Präsidenten in der Manege. Das klassizistische Archi-
tekturdenkmal brannte fast völlig aus.
Das Feuer in der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften fügte dem Gebäude, der Bibliothek und
den dort arbeitenden Institutionen wie das Deutsche Historische Institut großen Schaden zu.
Eine häufige Brandursache findet meist keine Erwähnung: Brandstiftung. Sowohl Eigentümer von histo-
rischer Bausubstanz als auch Interessenten von Grundstücken sehen in Brandstiftung ein perfektes Mit-
tel, etwaige Probleme lösen zu können.
Wer sich eingehender mit der Geschichte des brennenden Moskau beschäftigen möchte, dem sein ein
Besuch im Feuerwehrmuseum empfohlen. Es befindet sich seit 1957 in der ul. Durowa 49. Dort kann
man unter anderem die Feuerspritze, die bei der Bekämpfung des Feuers im Bolschoi Theater zum Ein-
satz kam, ansehen.
Simone Hillmann
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Moskauer Friedhöfe, Teil 3
Der ehemalige Deutsche (Wwedenskoje) Friedhof
Der Wwedenskoje Friedhof gehört zu den interessantesten in Mos-
kau. Er hat nicht nur eine spektakuläre Geschichte, er birgt auch
viele Legenden und Geheimnisse. Er ist ein Skulpturenmuseum
unter freiem Himmel und der einzige Friedhof mit einem Territori-
um, das zu Frankreich gehört.
Er befindet sich in Lefortowo, einem Stadtteil im Osten Moskaus
auf einem der sieben Hügel, der Erhebung Wwedenskie gory am
linken Ufer der Jausa. Der Haupteingang liegt in der ul. Nalitschnaja 1, einen Ein- und Ausgang gibt es
auch am Gospitalnyj Wal, beide sind durch eine zentrale Allee verbunden.
Erste Begräbnisstätten für Andersgläubige existierten in Moskau schon im 17. Jahrhundert. Zu den Per-
sonen, die dort bestattet worden waren, gehörten beispielsweise Kaufleute aus dem europäischen Aus-
land, darunter auch viele Deutsche. Auf den damals weit verbreiteten Kirchhöfen der Stadt konnten die
Verstorbenen nicht beigesetzt werden, da diese Kirchhöfe orthodoxen Christen vorbehalten waren.
Ende des 17. Jahrhunderts entstand in der östlichen Umgebung Moskaus eine speziell für Ausländer
erbaute Siedlung, die unter dem Namen Nemezkaja sloboda (Deutsche Vorstadt) bekannt war. Dort
befand sich seit dieser Zeit und bis zum 19. Jahrhundert das erste lutherische Kirchengebäude Moskaus,
an das ein kleiner Gemeindefriedhof angrenzte. Die wohl prominenteste dort beigesetzte Person war der
Schweizer Admiral François Le Fort, der in der Vorstadt lebte und nach dem der dort gelegene Stadtteil
Lefortowo später benannt wurde. Dieser Kirchhof und somit auch Le Forts Grab sind heute nicht mehr
erhalten. Damit sind auch die Gräber vieler Zeitgenossen Peters I. aus der deutschen Vorstadt nicht
mehr auffindbar.
Der Wwedenskoje Friedhof wurde auf Weisung Katharinas der Großen unter Beteiligung deutscher
Architekten 1771 während der Pestepidemie angelegt. Ursprünglich sollten nichtorthodoxe Stadtbewoh-
ner, also vorwiegend Ausländer, bestattet werden.
Ende des 19. Jahrhunderts erhielt der Friedhof eine Mauer aus Ziegelsteinen und diverse Wirtschaftsge-
bäude. Zwei lutherische Kirchen befinden sich dort sowie 14 Kapellen. 1960 wurde eine Urnenwand
errichtet. Und auch die Glaubensrichtungen der Bestattungen wurden vielfältiger.
Viele Skulpturen und Grabsteine wurden von bedeutenden Künstlern gestaltet, beispielsweise zeichnet
Franz Schechtel, ein Vertreter des Jugendstils, verantwortlich für die Grabgestaltung der Familien Er-
langer und Ferrein. Jede Gruft stellt ein Architekturdenkmal dar.
Berühmte Persönlichkeiten wurden auf dem Friedhof beerdigt:
54 Helden der Sowjetunion, z. B. der Flieger S. Kretow, der mehr als 400 erfolgreiche Flüge ins feindli-
che Hinterland absolvierte oder der Polarflieger I.T.Spirin,
27 Helden der sozialistischen Arbeit, 90 Revolutionäre und Bolschewiki, mehr als 770 Wissenschaftler,
circa 300 Komponisten und Dirigenten, unter ihnen A.F.Gedeke, der Begründer der sowjetischen Orgel-
schule,
95 Schriftsteller, mehr als 80 Künstler, Bildhauer und Architekten, wie beispielsweise die Malerbrüder
Wasnezow oder die Architekten Roman Klein und Konstantin Melnikow sowie der Schriftsteller Mi-
chail Prischwin,
fast 200 verdiente Ärzte, Lehrer, Ingenieure, unter ihnen viele Flugzeugkonstrukteure, Kulturschaffen-
de, Sportler, Geistliche.
Weiterhin fanden dort einer der größten Hausbesitzer Moskaus Jakob
Rekk, der Verleger Iwan Sytin und der Gründer der Konditoreifabrik
Roter Oktober Ferdinand Theodor von Einem ihre letzte Ruhestätte. Von
Einem kam 1850 nach Moskau, war zuerst im Zuckergeschäft tätig, da-
nach organisierte er auf dem Arbat eine kleine Manufaktur, in der Scho-
kolade und Konfekt hergestellt wurde. 1857 traf er auf seinen zukünfti-
gen Partner Julius Heuss, mit dem er am Theaterplatz eine Konditorei
eröffnete. Als sie genug Geld zusammen hatten, bestellten sie Maschinen aus Europa und bauten die
Fabrik am Sophienufer.
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Im 19. Jahrhundert wurden dorthin die sterblichen Überreste der Begleiter Peters I. umgebettet. Das
Grab Patrik Gordons (1635-1699), von dem Peter viel lernen konnte, gehört zu den beeindruckendsten.
Der Wwedenskoje-Friedhof blieb bis zur Oktoberrevolution die Hauptbegräbnisstätte der Moskauer
Evangelisten, Lutheraner und Katholiken. Danach wurde den Friedhöfen ihr konfessioneller Status ab-
erkannt. So konnte seitdem jeder, unabhängig von seiner Nationalität oder Religionszugehörigkeit auf
dem Friedhof beigesetzt werden.
Bis heute sind dennoch relativ viele Grabstätten der vorrevolutionären Zeit erhalten geblieben, was das
architektonische Erscheinungsbild des Gottesackers von den anderen Moskauer Friedhöfen unterschei-
det.
Viele Grabstätten verfallen langsam, was dem Friedhof einen etwas morbiden Charme gibt. Viele inte-
ressante Denkmäler ziehen den Blick auf sich. Das strenge Mausoleum aus weißem
Stein im Empirestil der Gräfin Musina-Puschkina geborene von Werthensleben ist
die älteste Grabstätte in diesem Stil.
Die Gruft der Familie von Knoop wurde in Anlehnung an antike Ruinen errichtet.
Die Kapelle der Familie Erlanger wurde von Franz Schechtel geplant. Innen ziert sie
eine ungewöhnliche Darstellung von Jesus Christus, ein Gemälde des russischen
Malers Petrow-Wodkin. Viele Menschen schreiben ihre Wünsche und Bitten an Gott
außen an die Mauer.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Friedhof französische Piloten der Luftstreitkräfte
Normandie-Neman, die an der sowjetisch-deutschen Front bei der Verteidigung der UdSSR ums Leben
kamen, beigesetzt. Ihre Särge wurden inzwischen nach Frankreich überführt, der Begräbnisort blieb
allerdings erhalten.
Daneben befindet sich ein Grab für die Franzosen, die sich auf Geheiß des Zaren in Russland befanden
und 1812 umkamen. Dieses Territorium gehört bis heute zu Frankreich.
Ein berühmtes Grab ist das von Friedrich Haas. Er wird immer noch sehr verehrt. Im
19. Jahrhundert war „der heilige Doktor“, wie vom Volk genannt wurde, als oberster
Gefängnisarzt in Moskau tätig und hat viel für die Verbesserung der Haftbedingungen
der Inhaftierten unternommen. Seinen ganzen Besitz investierte er, um den ärmsten der
Armen zu helfen. Mehr als 20000 Menschen folgten bei der Beerdigung seinem Sarg.
Vielleicht hat der eine oder andere schon einmal Salat Olivier gegessen. In der
russischen Familie darf er auf keiner Neujahrstafel fehlen. Lucien Olivier war ein
französischer Koch, der zu Beginn der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts in Moskau das Restaurant
Eremitage betrieb. Angeblich servierte er einmal Kaufleuten ein neues Gericht. Zwei Haselhühner mit
Kaviar und Zunge waren bedeckt von Kartoffelsalat. Sobald er sich vom Tisch entfernt hatte,
vermischten die Kaufleute alles auf dem Teller, begossen das mit Wodka. Lucien Olivier war
schockiert; nicht seine Kreation war gewünscht, sondern alle Zutaten sollten vermengt auf den Teller
kommen. In Folge wurde das Restaurant gerade wegen dieses Salates gerühmt, dessen Rezept der Koch
nicht verraten haben soll. Erst zwanzig Jahre nach dem Tod Oliviers hat man angeblich das
Originalrezept herausgefunden. In den Salat gehören Kalbszunge, zartes Haselhuhnfilet, Aspik,
Kartoffelsalat mit Kaviar, Cornichons und Kapern sowie Eier und Krabbenfleisch, alles vermischt mit
der Soße Provancal.
Eine weitere Legende besagt, dass zu Beginn der dreißiger Jahre der Chefkoch des Restaurants Moskwa
(er hatte in seiner Jugend bei Olivier gearbeitet) den Salat aus der Erinnerung zubereitete und das
ideologisch zweifelhafte Haselhuhn durch das proletarische Haushuhn ersetzte. Dieser Salat heißt jetzt
Stolitschnyj. Studenten der Gastronomie und Hotellerie kommen noch heute an sein Grab, um sich bei
bevorstehenden Prüfungen seiner Unterstützung zu versichern.
Spaziert man über den Friedhof, ziehen einen die weinenden Engel, die leidenden Frauen, die alten
Grüfte und die ungewöhnlichen Kapellen in ihren Bann. Es ist ausreichend auf der zentralen Allee
entlang zu gehen, um viele Beispiele europäischer Grabkultur würdigen zu können.
Simone Hillmann
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Die verlassene Rolltreppe
Eins der interessantesten Objekte, was der entwickelte Sozialismus hinterlassen hat, ist die Rolltreppe
neben der Metrostation Worobjowy Gory, die früher die Passagiere vom südli-
chen Ausgang bis zur ul. Kosygina nach oben gebracht hat. Damals erfreute
sich die kostenfreie Einrichtung großer Popularität. Leider befand sie sich, wie
die Metrostation Leninskie Gory insgesamt, in einer Zone mit schwierigen Bo-
denverhältnissen. Das zeigte sich bereits während der Bauarbeiten in den fünf-
ziger Jahren. Die Metrostation wurde im Januar 1959 auf der Brücke, die
Luschniki mit den Sperlingsbergen verbindet, eröffnet, die Rolltreppe mit einer
Länge von 90 Metern erst am 23. Juli. Leider zeigten sich bereits zu Beginn der
achtziger Jahre Risse in den Wänden. 1983 wurden sowohl Metrostation als
auch die Rolltreppe geschlossen. Die Rekonstruktion dauerte sehr lange. Erst
2002 wurde die Metrostation wieder eröffnet, die Rolltreppe jedoch nicht, ob-
wohl es dafür ebenfalls Pläne gab. Mehr als 25 Jahre liegt dieses Bauwerk nun
verlassen da und mutiert immer mehr zu einer Ruine.
Das Segel-Haus
In Moskau stehen einige ganz ungewöhnliche Bauten,
wie beispielsweise das Segel-Haus. Es wird auch als
Ohr-, Tabletten- oder Tropfen-Haus bezeichnet, je nach-
dem, als was man seine Form gerade erkennt. Es hat 24
Etagen, in den ersten beiden befinden sich Büros und
Geschäfte. Auf den anderen Etagen befinden sich über
250 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Das Haus
wurde zum „Gebäude 2008“ gewählt. Es befindet sich in
der ul. Grisodubowoj 2, Metro Dinamo, auf dem ge-
schichtsträchtigen Chodynkafeld (Chodynskoje pole).
Dort wurde die Krönung des letzten russischen Zaren
Nikolaus II. mit einem riesigen Volksfest gefeiert. Als Geschenke verteilt wurden, kam es zu einer Mas-
senpanik, fast 1400 Menschen kamen ums Leben, das Fest endete in einer Katastrophe.
Der Wohnkomplex Avantgarde
Dieses Gebäude befindet sich im Bezirk Nowye Tscherjomuschki, ul.
Nowotscherjomuschinskaja 60. Die Fassade des 22-geschossigen Hauses ist mit unter-
schiedlich farbigen Kacheln bedeckt. Die Wohnungen, deren Größe zwischen 58 und
145 m² liegt, gehören zur Eliteklasse.
Runde Häuser
Die runden Häuser sollten die fünf olympischen Ringe symbolisieren,
allerdings wurden nur zwei davon gebaut. Für die Moskauer erinnern
sie eher an das Gebäck bublik.
In der Nähe der Deutschen Botschaft, ul. Dowschenko 6, steht ein run-
der Wohnkomplex aus den siebziger Jahren. Hier gibt es 26 Eingänge
und über 900 Wohnungen. Der Innenhof ist größer als ein Fußballfeld.
Ein zweites rundes Wohnhaus befindet sich in der ul. Neschinskaja 13.
Simone Hillmann
Ausgabe 49 MosKultInfo 9
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Rund um die Metro Majakowskaja
Die Metrostation Majakowskaja gehört zur grünen Linie und ist an sich schon eine Sehenswürdigkeit.
Sie trägt den Namen des bedeutenden russischen Dichters Wladimir Majakowski, dessen ungewöhnli-
che Reime und Rhythmen für seine Zeit genauso avantgardistisch waren wie die Architektur der Station.
Sie wurde am 11. September 1938 eröffnet.
Der Architekt hat eine für die dreißiger Jahre sehr moderne Station geschaffen. Innovative Materialien
und Formen heben den Unterschied zu Stationen wie Kiewskaja oder Komsomolskaja, die später ent-
standen und traditionell in ihrer Ausführung sind, hervor. So ist die Metrostation „Majakowskaja“ die
erste in der Welt tief angelegte (33 Meter tief) Säulenstation mit drei Gewölben. Die Neuerung des Ar-
chitekten bestand darin, dass er auf die Pfeiler verzichtete und die Stationshalle und die Streckentunnels
zu einer einheitlichen Konstruktion vereinigte. Das Gewölbe der Halle stützt auf den Säulen, die mit
rostfreiem Stahl bedeckt waren. Daher kommt das Gefühl der Höhe, des Räumlichen und des Lichts.
Die verwendeten Materialien wurden von allen Ecken und Enden der Sowjetunion herbeigeschafft. Man
findet hier Orlets-Rhodinit und Ufalej-Marmor aus dem Ural, verschiedene Arten Sandstein aus Georgi-
en sowie Granit aus unterschiedlichsten Vorkommen. In 34 ovalen Nischen an der Decke des zentralen
Saales befinden sich Leuchter. Dort oben sind auch die berühmten aus Kobaltglas ausgeführten Mosa-
ikwandbilder zu sehen, die nach Skizzen des Malers Alexander Denejka zum Thema „24 Stunden des
sowjetischen Landes“ geschaffen wurden. Vor dem Hintergrund eines friedlichen Himmels fliegen
Flugzeuge, blühen Apfelbäume, Pioniere lassen Modellflugzeuge steigen, Turner machen ihre Übungen.
Dies alles soll die Freude am Leben in der UdSSR ausdrücken und ein neues Menschenbild zeigen.
Während des Zweiten Weltkrieges diente die dem Frieden gewidmete Station Dank der geräumigen
Halle und ausreichenden Tiefe als Luftschutzraum.
Gegenüber vom Eingang in die Metro steht das Majakowski-Denkmal. Vor kurzem wurde der gesamte
Platz umgestaltet, sogar Schaukeln wurden angebracht – für die romantische Stimmung.
Gleich neben der Metro ist der Tschaikowski-Konzertsaal gelegen. Die Kenner und Liebhaber klassi-
scher Musik kommen hier voll auf ihre Kosten. Eigentlich wurde dieser Saal als Theater für Wsewolod
Meierhold errichtet. Sein ursprüngliches Projekt wurde nicht verwirklicht, Meierhold wurde 1937
repressiert und das Gebäude musste mit vielen Vereinfachungen leben. Aus dem Theater wurde ein
Konzertsaal, der 1940 eröffnet wurde.
Daneben befindet sich das Theater der Satire. Das mehr als hundert Jahre alte Gebäude erhielt in den
sechziger Jahren eine neue Fassade in Form eines Bildschirms. Nur die große Kuppel weist noch auf das
ursprüngliche Gebäude hin – den Zirkus der Gebrüder Nikulin.
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Wie eine kleine Stalinschwester sieht das Viersterne-Hotel Peking,
ul. Bolschaja Sadowaja 5, aus. Gebaut wurde es in den fünfziger
Jahren als Symbol der Freundschaft zwischen der UdSSR und Chi-
na. Als sich die Beziehungen allerdings abkühlten, nahm der KGB
das Elitehotel für sich in Anspruch.
Der kleine Park Aquarium, ul. Bolschaja Sadowaja 16, ist einer
der ersten Vergnügungsparks Moskaus. In ihm ist ein Springbrun-
nen mit Skulpturen gelegen. Vom Park aus gelangt man zum Thea-
ter Mossoweta und zum Theater Praktika. Das ist nicht einfach ein
Theater, sondern ein regelrechtes Kulturzentrum. Vor allem moderne und kritische Stücke werden dort
gespielt.
Neben dem Park, ul. Bolschaja Sadowaja 14, steht das etwas düster wirkende ehemalige Gebäude des
Mechanischen Instituts, geplant Ende der zwanziger Jahre im Stil des Konstruktivismus. 1938 ging das
Institut an die Militärisch-Politische Akademie übe. Die Orden an der Fassade wurden der Akademie
verliehen, die die Politfunktionäre für die Rote Armee und die Flotte ausbildete. Auch heute noch hat
dort eine Militäruniversität ihren Sitz.
Im Weiteren trifft man auf die Gegend um den Patriarchenteich. Der stille Teich mit Häuschen für
Schwäne und der ihn umgebene Platz ist einer der Lieblingsorte der Moskauer zum Spazierengehen und
für romantische Dates. Auch die kleinen Gassen rings um den Patriarchenteich lohnen sich für einen
Spaziergang. In der Ermolajewskij Gasse 28/15 sieht man das Wohnhaus von Franz Schechtel im Ju-
gendstil. Es erinnert an ein echtes mittelalterliches Schloss. Seit 2003 gehört der Patricharchenteich zu
den Moskauer Kulturdenkmälern. Kleine Cafés wie das Café Margarita laden zum Verweilen ein.
Auf dem Gartenring, ul. Bolschaja Sadowaja 10, 4. Etage, Wohnung 50, befindet sich das Bulgakow-
Museum. Es versetzt uns in die Atmosphäre des berühmten Romans von Michal Bulgakow „Meister
und Margarita“.
Simone Hillmann
Iwan-Tschai – russischer Tee
Schon seit langem kennt man in Russland die Technologie der Zubereitung eines ge-
sunden Tranks aus dem Schmalblättrigen Weidenröschen, hierzulande Iwan-Tschai
genannt. In Chroniken wird Iwan-Tschai bereits im 12. Jahrhundert genannt. Im Prin-
zip kann die gesamte Pflanze als Nahrungsmittel verwendet werden. Die jungen unter-
und oberirdischen Pflanzenteile können als Salat oder Gemüse zubereitet werden. Der
Geschmack der Stengel erinnert etwas an Spargel. Im Kaukasus hat man aus den ge-
trockneten Wurzeln Mehl hergestellt und daraus Brot gebacken.
Die zarten Blätter sind zwar etwas säuerlich, haben aber viel Vitamin C. Man kann sie
mit anderen Kräutern mischen oder eben als Tee trinken. Der russische oder Iwan-
Tschai ist fermentierter Weidenröschentee. Er schmeckt so ähnlich wie Schwarzer Tee,
hat aber kein Teein.
Die Russen schwören auf seine Heilwirkung. Das kleine Weidenröschen ist ein Män-
ner-Kraut. Es wurde bereits im Mittelalter bei Prostataerkrankungen und Beschwerden
beim Wasserlassen angewendet. Als Teeaufguss wirken die Inhaltsstoffe des Heilkrautes entzündungs-
hemmend, antibakteriell und leicht harntreibend. Außerdem beruhigen Aufgüsse das Nervensystem,
helfen bei Migräne, Angina, Magengeschwüren, Schlafstörungen und Erkältung.
Ausgabe 49 MosKultInfo 11
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Schokoladenfabrik und Kloster
Die Metrostation Krasnoselskaja befindet sich nicht gerade im Zentrum Moskaus, aber trotzdem hat das
Gebiet dort einiges zu bieten.
Von der Metrostation aus beginnt leicht ansteigend die ul. Werchnjaja
Krasnoselskaja. Auf der ungeraden Seite unter der Nummer 15 beeindruckt ein
großes helles Gebäude. Es wurde als ein Armenhaus Ende des 19. Jahrhunderts
von Lew Kekuschew errichtet.
Die künstlerische Ausgestaltung der Fassade, das Interieur des Haupteingangs
sowie Elemente der ursprünglichen Inneneinrichtung der Kirche sind noch im
Original erhalten.
Die Straße führt bis zur ul. Lobatschika, genau auf die Ecke der Konditoreifabrik
Babajewskij. Dort befindet sich der süße Supermarkt Aljonka, in dem die Hol-
ding „Vereinigte Konditoren“ ihr Konfekt preiswerter als irgendwo sonst ver-
kauft. Auch Pralinen, die von Hand gefertigt werden, sind im Angebot. Der Su-
permarkt löst den zu klein gewordenen Werksladen ab und befindet sich rechts
von der Ecke, der man von der Metro aus entgegengeht, ul. Lobatschika 1.
Die Babajewskij Konditoreifabrik ist die älteste ihrer Art in Russland. Somit ist die Schokolade mit
Namen Babajewskij die älteste russische Marke. Im Jahre 1804 zog der leibeigene Stepan Nikolajew
mit Erlaubnis seiner Gutsbesitzerin, für deren Tisch er Süßigkeiten bereitete, aus dem Gouvernement
Pensa nach Moskau. Dort eröffnete er einen kleinen Familienbetrieb und stellte Warenie und Pastila aus
Aprikosen her. Er erarbeitete genug Geld, um sich und seine Familie freizukaufen.
1814 erhielten seine Nachfahren den Namen Abrikosow. Stepans Sohn vergrößerte
das Sortiment und investierte. Hergestellt wurden Warenie, Lebkuchen, Säfte, gla-
sierte Nüsse, gezuckerte Früchte, Marzipan, Biskuit, Schokolade und Konfekt. Ende
des 19. Jahrhunderts konnte man die Produktionsstätte bereits als Fabrik bezeichnen.
Die Schokolade war in ganz Russland gefragt. Seit 1875 handelte die Familie mit
Tee. 1880 wurde die Handelsgesellschaft „Abrikosow und Söhne“ gegründet. Sie
lieferten ihre Süßigkeiten sogar an den Zarenhof. Das Wohnhaus der Familie
Abrikosow wurde 1905 vom Architekten Schnaubert im Jugendstil geplant.
1918 wurde die Fabrik nationalisiert und hieß Staatliche Konditoreifabrik Nr. 2. Den
Namen des Vorsitzenden des Parteibezirkskomitees von Sokolniki Babajew erhielt das Werk 1922. Die
Produktion vergrößerte sich immer weiter. 1946 wurden erstmals in Russland Schokoladentafeln herge-
stellt, außerdem auch Schokoladenfiguren in Folie.
Die Konditoren entwickelten mehr als 200 neue Sorten Schokolade und Konfekt.
In den siebziger Jahren wurde sie rekonstruiert und mit neuester Technik ausgerüstet.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde das Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Für die
Optimierung der Preispolitik und die Erhöhung der Effektivität der Produktion vereinigte die Fabrik
einige kleinere regionale Konditoreiwerke in einen Konzern, der nunmehr „Konditerskij konzern
Babajewskij“ hieß. 2002 trat er der Holding „Vereinigte Konditoren“ bei, zu der auch Krasnyj Oktjabr
und Rot Front gehören.
Schon immer wurde viel für die Vermarktung der süßen Produkte getan. Bereits in den 1870er Jahren
schuf Abrikosow eine Abteilung, in der sehr schöne Verpackungen hergestellt wurden. Auf den russi-
schen Industrieausstellungen wurden der Schokolade höchste Auszeichnungen verliehen. Schließlich
erhielt das Werk das Recht, das Staatswappen auf der Verpackung abzudrucken.
In der Nähe der Konditoreifabrik befinden sich Überreste des Aleksij-Frauenklosters, 2. Krasnoselskij
pereulok 3, 5 und 7, das 1358 ursprünglich auf dem Gelände des Empfängnis-Klosters in der ul.
Ostoshenka gegründet wurde. Mehrfach wurde es besetzt, zerstört und umgebaut. 1837 schließlich wur-
de es nach Krasnoe Selo verlegt.
Ausgabe 49 MosKultInfo 12
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Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden mehr als vierzig Gebäude errichtet, darunter vier Kirchen. 1926
wurde das Kloster geschlossen. Die Bewohnerinnen wurden verhaftet und einige zum Erschießen verur-
teilt. Das Krankenhaus wurde abgetragen, Kirchen wurden zerstört. Anstelle des Friedhofs wurde ein
Spielplatz angelegt, die Erzengel-Michael-Kirche ging in ein Wohnhaus ein, die Kreuzkirche verwan-
delte sich in ein Institut für Fischwirtschaft und Ozeanologie, ul. Werchnjaja Krasnoselskaja 17, in der
Allerheiligenkirche fand ein Archiv Platz und in der Heiligen-Aleksij-Kirche, die lange Zeit das Zent-
rum des Klosters bildete, das Haus der Pioniere. 1980 teilte eine Straße, heute der Dritte Ring, das Ge-
lände des Klosters. 1991 konnte das Territorium der russisch-orthodoxen Kirche wieder übereignet wer-
den.
Die Allerheiligen-Kirche, 2. Krasnoselskij pereulok 5-7, wurde 1887 bis 1891 auf dem Friedhof des
Klosters im russischen Stil errichtet. Sie weist national-romantische Formen auf,
ihre roten Ziegel mit Elementen aus weißem Stein sind weithin zu sehen. Innen ist
die Kirche restauriert und sehr dezent ausgemalt. Sie hat eine schöne Ikonenwand
aus Marmor.
In den benachbarten ehemaligen Gebäuden, in denen sich die Klosterzellen der
Nonnen befanden, wurde 2013 das Nowoaleksejewskij Kloster wieder eröffnet.
Hier laden Klosterläden, die Milchprodukte, Honig, Wurst
und Käse vom Bauernhof anbieten und eine kleine Teestube
zum Aufwärmen ein.
Die Aleksij-Kirche, ul. Werchnjaja Krasnoselskaja 17, wurde 1853 gebaut und
trägt Züge der altrussischen Architektur. In ihr wurde eine Ikonenwand aus Holz
errichtet.
Diese beiden Kirchen stehen auch heute noch. Zu erreichen sind die Kirchen am
besten über den Dritten Ring, parken kann man im Parkhaus des Einkaufszent-
rums gleich daneben, unter dem Dritten Ring führt ein Durchgang von einer auf die andere Seite.
Simone Hillmann
Ungewöhnliche Süßigkeiten …
… kann man an folgenden Orten probieren:
Café Conversation, ul. Bolschaja Nikitskaja 23 – Eis mit Möhren-Ingwer-Soße
Café Max Brenner Chocolate Bar, Zwetnoi Boulevard 2 – Schokoladenpizza
Schokoladenatelier La Princesse Choco, ul. Baltijskaja 5 – handgemachte Pralinen, Rosenschokolade
Konditorei Pate D’or, ul. Miklucho-Maklaja 6 – libanesische Süßigkeiten
Restaurant Tanuki, http://www.tanuki.ru - Nachtisch aus Eis und Reisteig
Juice Bar, ul. Petrovka 2 (ZUM) – Eis mit Borschtschgeschmack oder mit dem Geschmack von Olivier-
Salat
Teehaus „Tschainaja wysota“, ul. Pokrovka 27 – Eis mit dem Geschmack ungewöhnlicher Teesorten
Ausgabe 49 MosKultInfo 13
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Moroschka – die Moltebeere
Auf unserem Ausflug auf die Halbinsel Kola im letzten Sommer lernten wir bei Rentierhirten die
Moltebeere kennen. Im Deutschen wird sie auch als Sumpfbrombeere oder Torfbeere bezeichnet. In
Mitteleuropa kommt sie fast gar nicht vor, die wenigen
Pflanzen in Norddeutschland stehen unter Naturschutz.
Die Moltebeere wächst im Norden in der Tundra. Die
weißen Blüten der kleinen Pflanzen erscheinen im Mai.
Die Beeren sind zuerst rot, aber noch nicht reif, erst im
Juli/August werden sie gelb bis orange und können
gesammelt werden. Im Volksmund heißt die Beere
auch sumpfiger Bernstein.
Frisch gepflückt schmeckt die Beere, obwohl sie so
ähnlich wie eine Himbeere aussieht, lange nicht so gut
und aromatisch. Doch die Beeren sind sehr gesund. Sie
enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe. In den
Beeren ist drei Mal mehr Vitamin C enthalten als in Apfelsinen. Sie werden als Nahrungsmittel bei vie-
len Krankheiten eingesetzt, bei Magen- und Darmbeschwerden sollte man sie wegen ihres Säuregehalts
allerdings nicht zu sich nehmen. Bei Stoffwechselstörungen und Durchfall hilft Tee aus den Blättern der
Pflanze. Wegen ihres hohen Ascorbin- und Benzoesäure-Gehaltes wird die Beere als Mittel gegen Skor-
but eingesetzt.
Die Moltebeeren hatten ihren ständigen Platz auf dem Tisch des Zaren. Und sie waren die Lieblingsbee-
ren Puschkins, vor seinem Tod bat er um ein Glas Moltebeerensaft.
Vor kurzem erstanden wir ein Glas dieser Beeren auf dem Kirchenmarkt und mussten überlegen, was
wir damit anstellen …
Moltebeerentorte
Zutaten: 200g Butter, 350 g Mehl, 1 TL Backpulver, 4 Eier, 400 g saure Sahne, 200 g Zucker, 1 Pfund
Moltebeeren, 2 TL Stärke
Zubereitung: Butter mit der Hälfte des Zuckers vermischen, Mehl und Backpulver zugeben, 1 Ei zuge-
ben, alles vermischen. In einem anderen Gefäß Zucker mit Sahne mischen, dann die drei Eier zugeben
sowie die Stärke und wiederum vermengen. Den Teig in die gefettete Form geben, darauf die Beeren
verteilen und die Flüssigkeit darauf gießen. Circa 1 Stunde bei 180 Grad backen.
Schnelle Warenie
In einen Topf 1,5 Gläser Wasser gießen. Ein kg Zucker in kleinen Portionen zugeben und auf kleinem
Feuer in 5-7 Minuten einen Sirup kochen. Ein kg Beeren in einen Topf geben und mit dem Sirup über-
gießen. Zum Kochen bringen, den Schaum abschöpfen und 5 Minuten köcheln lassen. Abkühlen lassen
und nochmals 5 Minuten kochen. Die Beeren durch ein Sieb streichen, abkühlen lassen, wieder zum
Sirup geben und nochmals 5 Minuten kochen. Heiß in Gläser füllen, auf den Kopf stellen und bei Zim-
mertemperatur erkalten lassen. Kühl und dunkel aufbewahren.
Simone Hillmann
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Flexibel, professionell, anders
MASSGESCHNEIDERTE TOUREN AUF DEUTSCH IN MOSKAU UND ST. PETERSBURG
Wir planen individuell mit Ihnen. Alles kann - nichts muss: Stadtrund-
fahrt mit einem russischen Guide mit guten Deutschkenntnissen, Besich-
tigung des Kremls, der Rüstkammer, der Tretjakow-Gemäldegalerie
und des Leo-Tolstoi-Museums sowie des Sowjetischen Museums oder
des GULAG-Museums. Spaziergänge durch alte Moskauviertel lassen Sie
das „andere“ Moskau abseits von Hektik und Stress genauso erleben, wie
Ausflüge zu den Klöstern und Landgütern in der Moskauer Umgebung.
MOSKAU
Stadtrundfahrt
Sind Sie neu in Moskau oder möchten Ihrem Besuch besondere Eindrücke ver-
mitteln?
Der beste und schnellste Weg einen Überblick über die hektische Stadt mit ih-
ren vielen ruhigen Oasen zu gewinnen ist eine 3-4stündige Stadtrundfahrt mit
Ihrem oder unserem Auto. Die Stadtrundfahrt ist sowohl am Tag als auch durch
das abendliche beleuchtete Moskau möglich.
Tretjakow-Gemälde-Galerie
Eine der ersten und größten Nationalgalerien Russlands: Hier lernen Sie nicht nur die Kunst, sondern
auch die Geschichte kennen. Wir schlagen vor, die Galerie an zwei Tagen zu entdecken.
Am ersten Tag folgen wir in der Alten Tretjakow-Gemäldegalerie den Spuren der russischen Ikonen.
Am zweiten Tag tauchen wir in der Neuen Tretjakow-Gemäldegalerie in die Welt der russischen Avant-
garde ein. Die russische Ikonenmalerei und russische Avantgarde haben die internationale Kulturszene
besonders stark beeinflusst.
Malkurs in Fedoskino, in einem der drei Zentren der russischen Lackmalerei. Sie werden nicht glau-
ben, dass Sie es gemacht haben, so professionell sehen die mit mehreren Schichten lackierten und abge-
brannten Schatullen aus - ein besonderes Erlebnis für Erwachsene und Kinder.
Tagesausflug nach Swenigorod, in das Sawwino-Storoschewski-Kloster (15. Jahrhundert): der Weg
nach Swenigorod führt über die Uspenskoje-Rubljowskoje-Chaussee (durch Rubljowka, eine der am
dichtesten von Millionären bewohnten Gegend Moskaus), vorbei an der Residenz des russischen Präsi-
denten. Sie besuchen eine der drei ältesten Kirchen in der Moskauer Region. Sie wurde aus weißem
Stein gebaut und befindet sich in einer ruhigen Straße mit typischen einstöckigen Holzhäusern. Sie es-
sen zu Mittag im Refektorium und besteigen den Glockenturm.
ST. PETERSBURG
Die Stadt von Peter dem Großen fasziniert seit 300 Jahren jeden Besucher.
Wohnen Sie in Moskau, dann planen Sie an einem der Wochenenden eine
Fahrt nach St. Petersburg. Rufen Sie uns an und wir unterstützen Sie bei
der Vorbereitung Ihrer Reise.
Weitere Touren und Ausflüge auf Nachfrage.
Ihr Experte für Moskau & St. Petersburg
stage4russia +7 926 229 10 61 [email protected]
Ausgabe 49 MosKultInfo 15
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Mein Moskau Abseits der breiten Magistralen und allseits bekannten Sehenswürdigkeiten lädt das historische, typisch
russische Moskau ein, entdeckt und erkundet zu werden. In dieser lauten und hektischen Stadt gibt es
charmante, oftmals versteckte und gemütliche Ecken, meine kleinen Besonderheiten, die ich Ihnen im
Rahmen einer individuellen Exkursion (maximal 5 Personen) gern zeigen möchte.
Gemächer, Villen, Mietshäuser – Architektur in Moskau
Dieser Spaziergang führt durch zwei Moskauer Prachtstraßen, die Ostoshenka
und Pretschistenka sowie die angrenzenden Gassen. Wir schlendern vorbei an
originellen Stadtvillen im Jugendstil, klassizistischen Palästen und
repräsentativen Bürogebäuden und betrachten Architektur vom 17. bis zum 21.
Jahrhundert.
Ein Streifzug durch Samoskworetschie
Gegenüber vom Kreml erstreckt sich auf der anderen Seite der Moskwa Samoskworetschie, einer der
ältesten Stadtbezirke der Hauptstadt. Hier befindet sich nicht nur die weltberühmte Tretjakowgalerie.
Das malerische Viertel wird von zwei- bis dreistöckigen Stadtvillen und Kirchen geprägt.
Der Iwanowhügel
In der Nähe der Metro Kitajgorod, zwischen ul. Pokrowka und ul. Soljanka, erstreckt sich ein bewegtes
Gebiet. Interessante historische und architektonische Denkmäler wie einer der ältesten Profanbauten
Moskaus, Anwesen aus dem 18. Jahrhundert, Einrichtungen verschiedener Konfessionen, so die
Hauptsynagoge, die evangelisch-lutherische Peter und Pauls Kirche, die Kirche der Baptistengemeinde,
russisch-orthodoxe Kirchen sowie stille Gärten und Höfe lassen diesen Spaziergang durch krumme
Gassen zu einer abwechslungsreichen Tour werden.
Auf den Spuren russischer Ingenieure
Auf diesem Spaziergang werden wir Moskau mit anderen Augen betrachten - was haben
russische Ingenieure geleistet und hinterlassen? Keine Angst, es geht nicht vorrangig um
technische Details. Wir werden uns beispielsweise mit Glasdächern, verschobenen Gebäu-
den, der Wasser- und Stromversorgung oder dem Bau der Metro beschäftigen und das mit
den Architekturdenkmälern auf unserem Weg durch das Moskauer Zentrum verbinden.
Eine kurze Fahrt mit der Metro bringt uns zum Radioturm auf der Schabolowka.
Auf der Suche nach Wohnformen für den „neuen Alltag“ – Konstruktivismus an der
Schabolowka
Das Gebiet rund um den originellen Schuchowschen Radioturm in der Nähe der Metro Schabolowskaja
gehört zu den Vorzeigeobjekten der russischen Avantgarde der zwanziger und dreißiger Jahre des vori-
gen Jahrhunderts. Neuartige Elemente der Stadtplanung wie Kommunehäuser, Wohnheime, Kulturpa-
läste oder ganze Wohnanlagen wurden für die Besonderheiten des damaligen Alltags konzipiert und
zeugen von den Vorstellungen des „neuen Lebens“ und des „neuen Menschen“. Wir spazieren vorbei an
Schulen, einem Industriedenkmal, Wohnheimen, einem Kaufhaus, Kommunehäusern und besichtigen
damals moderne avantgardistische Wohnviertel.
Die Deutsche Vorstadt
Wer gut zu Fuß ist, kann auf dieser Tour nicht nur die Spuren der Deutschen und der russischen Zaren
verfolgen, sondern in das Moskauer Leben abseits der großen Sehenswürdigkeiten eintauchen. Links
und rechts der Jausa erkunden wir das ehemalige Gebiet der Vorstadt, wo der zukünftige Zar Peter I. oft
zu Gast war, modernes Leben kennenlernte und wo er Paläste, Kirchen und Kasernen bauen ließ. End-
punkt ist der sogenannte Deutsche Friedhof mit Gräber von Deutschen und anderen Ausländern.
Wenn Sie mit mir zu einer diesen Touren aufbrechen (Termine auf Anfrage) möchten, dann melden Sie
sich bitte unter E-Mail: [email protected] oder Telefon: +7 917 505 8862.
Ich freue mich auf Sie, Simone Hillmann
Ausgabe 49 MosKultInfo 16
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Gottesdienste und Veranstaltungen Februar 2016
07.02. 11.00 Uhr Gottesdienst
10.02. 19.00Uhr Ökumenische Aschermittwochsliturgie im Katholischen Pfarr-
zentrum, Prospekt Vernadskogo 103/3/139
14.02. 11.15 Uhr Gottesdienst
20.02. ab 11.00 Uhr Konfirmandentag, Prospekt Vernadskogo 103/3/26
21.02. 11.15 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl
26.02. 20.00 Uhr Abendandacht mit Taizé-Liedern, Prospekt Vernadskogo
103/3/26
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Unsere Gottesdienste finden, wenn nicht anders angegeben, im Botschaftssaal,
Mosfilmowskaja ul. 56, statt. Wenn kein Familiengottesdienst stattfindet, gibt es in der
der Regel einen Kindergottesdienst oder eine Kinderspielecke.
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http://www.emmausgemeinde-moskau.de
Vertrauensausschuss: Elke Bernstein, Matthias Borcholt, Britta Bracher-Klucke, Katja Bruisch,
Siggi Geike, Tim Lassen, Alexander Wansiedler, Reiner Mehr Vorsitzende: Katja Bruisch
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St. Elisabeth Deutschsprachige Katholische Gemeinde Moskau
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Termine unter http://www.elisabethgemeinde-moskau.de/.
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Termine und Veranstaltungen
Ausstellungen und Festivals
Ausstellungen im Puschkin-Museum
Iljasd
Die erste Retrospektive des Schaffens von Ilja Sanewitsch ist bis zum 14. Februar einem bedeutenden
Theoretiker der russischen Avantgarde, Ethnografen, Stoffdesigner und Künstler gewidmet.
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Ausstellungen in der Tretjakow-Galerie
Xylografie
Xylografie ist die meist verwendete Reproduktionstechnik für Illustrationen im 19. Jahrhundert, der
Begriff bezeichnet allerdings oft nur den Holzstich, eine Sonderform des Holzschnittes. Bis zum 15.
Mai werden in der Tretjakowgalerie Meisterwerke des Holzschnittes gezeigt.
Malewitsch
In der Neuen Tretjakowka ist bis zum 14. Februar eine Ausstellung Kasimir Malewitsch gewidmet, der
vor achtzig Jahren verstorben ist.
Anna Golubkina
Das Atelier-Museum der ersten russischen Bildhauerin Anna Golubkina, Bolschoi Ljowschinskij per.
12, zeigt vom 29. Januar bis zum 26. Juni eine Ausstellung, in der ihr letztes Werk Bereska im Zentrum
steht.
Bildhauerei
Die neue Tretjakowgalerie, ul. Krymskij Wal 10, stellt bis zum 27. März Skulpturen zum Thema
„Schriftsteller mit den Augen der Bildhauer“ aus.
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Breschnew
Im Ausstellungssaal des Russischen Archivs, ul. Bolschaja Pirogowskaja 17 kann man sich bis zum 28.
Februar mit dem Leben des einstigen sowjetischen Generalsekretärs der KPdSU Leonid Breschnew
bekannt machen.
Stadtarchitektur
Das Kraftwerk GES-2, Bolotnaja nabereshnaja 15, das wohl bald zum Museum umfunktioniert wird,
lädt bis zum 30. April ein, sich mit der Gestaltung städtischen Raumes auseinander zu setzen.
Russland aus Holz
Unter diesem Blickwinkel hat das Architekturmuseum, ul. Wosdwischenka 5, eine Exposition vorberei-
tet. Bis zum 14. Februar wird die Geschichte der hölzernen Architektur beleuchtet, es wird das Bemü-
hen um die Restaurierung alter Holzgebäude gezeigt und auch Modelle neuer Architektur aus Holz wer-
den vorgestellt.
Michelangelo
Das Kulturzentrum Artplay, ul. Nishnjaja Syromjatnitscheskaja 10, Metro Kurskaja, ist inzwischen
bekannt für seine ungewöhnlichen Ausstellungen. Bis zum 28. Februar wurde die Multimediashow
„Michelangelo. Die Erschaffung der Welt“ verlängert. Sie basiert auf den Fresken in der Sixtinischen
Kapelle.
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Kunstschätze Russlands
Im Kunstzentrum auf der Gelände der Christi Erlöser Kirche, ul. Wolchonka 15, werden bis zum 14.
Februar Werke der russischen realistischen Kunst gezeigt. Die Bandbreite reicht von Ikonen bis zu
Repin und Nesterow.
Fotoausstellung
Im Multimediaartmuseum, ul. Ostoschenka 16, kann man sich noch bis zum 28. Februar unter dem
Blickwinkel Defizit und Reklame mit der Geschichte der Sowjetunion auseinandersetzen. Infos unter
http://mamm-mdf.ru/exhibitions/dream/.
Die Künstler der WDNCH
Bis zum 13. März werden auf der WDNCH im Pavillon 1 Kunstwerke des romantischen Realismus
gezeigt, Malerei, Grafik und Bildhauerei, die in den dreißiger bis fünfziger Jahren die sozialistischen
Errungenschaften der jungen Sowjetunion dokumentierten bzw. zeigten, wie der moderne sowjetische
Mensch aussehen sollte.
Russia on the road
Bis zum 22. Mai lädt das Institut der russischen realistischen Kunst, ul. Derbenjewskaja 7, Malerei und
Grafik, die dem Thema verschiedener Verkehrsmittel gewidmet ist, anzusehen.
Ursprüngliches Russland
Auch in diesem Jahr werden wieder Fotos der russischen Natur gezeigt. Bis zum 25. Februar lädt das
Zentrale Haus des Künstlers, ul. Krymskij Wal 10, ein, wundervolle und interessante Fotos der russi-
schen Fauna und Flora zu bestaunen. Infos unter http://www.fotocult.ru/about/.
Orchideen
Bis zum 3. April lädt der Apothekergarten, Prospekt Mira, Metro Prospekt Mira 26, ein, mehr als 1000
blühende Orchideen anzuschauen.
Musik, Theater, Ballett und Kino Musik im Glinkamuseum, ul. Fadejewa 4
In der Saison laufen verschiedene Konzertzyklen wie Orgelmusik, Jazz, Musik auf alten Instrumenten,
Gitarrenmusik und Jazz und viele andere.
Empfehlenswert im Februar:
„Es erklingen Instrumente aus der Sammlung des Glinka-Museums“ – Violoncello
5. Februar, 19 Uhr, Musik von Brahms und Prokowjew
„Musikalische Porträts“ – Brahms
13. Februar, 19 Uhr, Musik von Johannes Brahms
„Zauberflug“ - Jazz
18. Februar, 19 Uhr, Persönliches Programm mit Blues, Disco, Rock und Tanzmusik
„Musikalische Bibel“
25. Februar, 19 Uhr, Bach – die Kunst der Fuge
Allgemeine Informationen unter http://www.glinka.museum/. Infos zu den Konzerten und Abonnements
unter http://www.glinka.museum/for_visitor/concerts/index.php?ELEMENT_ID=1395 Karten gibt es
an der Kasse des Museums sowie unter http://www.ticketland.ru.
Gitarrenmusik
Das Internationale Haus der Musik lädt vom 20. bis zum 27. Februar zum internationalen Festival „Gi-
tarre. Von Klassik bis Rock“ ein. Programm unter http://www.mmdm.ru/ru/content/afisha/2016-02.
Orgelkonzerte
Viele schöne Konzerte auf der Sauer-Orgel finden in der evangelisch-lutherischen Peter-und-Paul-
Kirche, Starosadskij Gasse 7, statt. http://www.lutherancathedral.ru/главная/концерты/
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Sonstiges Für Handarbeiterinnen
Eine Verkaufsausstellung für Stoffe, Textilien und Handarbeitszubehör findet vom 4. bis zum 7. Februar
im Ausstellungszentrum Tischinka, Tischinskaja Ploschtschad 1, Metro Majakowskaja oder
Belorusskaja, statt. Infos unter www.grandtextil.com.
Handarbeits- und Bastel-Verkaufsausstellung
Vom 11. bis zum 14. Februar lädt das Zentrum im Park Sokolniki zum Schauen, Mitmachen und Kau-
fen ein. Wolle, Stoffe, Stickvorlagen, Perlen und vieles mehr werden im Angebot sein.
http://www.formularukodeliya.ru/exh/formula_rukodeliya_moskva__vesna_2016
Ladja – Frühlingsfantasien
Vom 2. bis zum 6. März lädt die Assoziation der Volkskünstler zur Ausstellung in das Ausstellungs-
zentrum Krasnaja Presnja, Metro Wystawotschnaja, ein. Viele Handwerker aus allen Regionen Russ-
lands werden ihre Gewerke vorstellen und ihre Produkte anbieten. http://www.nkhp.ru/ladya.spring.htm
Honigmarkt
Bis zum 28. Februar verkaufen die Imker im Park Kolomenskoje leckeren Honig aus ganz Russland.
Erst kosten, dann kaufen!
Veranstaltungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau
Alle angekündigten Veranstaltungen finden statt. Bitte beachten Sie die Informationen auf der Website
des DHI und auf Facebook.
Informationen unter http://www.dhi-moskau.org/
Goetheinstitut
Leninskij Prospekt 95a, Metro Prospekt Wernadskogo
Veranstaltungen unter http://www.goethe.de/ins/ru/mos/deindex.htm
Deutsch-Russisches Haus
Malaja Pirogowskaja 5, Metro Frunsenskaja
Veranstaltungen des Deutsch-Russischen Hauses finden Sie unter http://www.drh-moskau.ru.
Ausgabe 49 MosKultInfo 20
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Nützliches, Wissenswertes und Kurioses
Stadtnachrichten
Skifahren in Moskau und Umgebung
In Moskau gibt es gar nicht so wenige Möglichkeiten, um mit den Ski den Berg hinunter zu brausen.
Klar, es sind nicht die Alpen, aber wer es ausprobieren möchte – hier wird man fündig
http://mski.ru/77.html, auch in Podmoskowie ist für Pisten gesorgt http://mski.ru/50.html. Will man
etwas weiter weg und von weiter oben fahren, dann im Kaukasus http://mski.ru/kavkaz.html oder in
Russlands Norden, in Kirowsk http://mski.ru/north.html. Die Langläufer können praktisch überall fah-
ren. Eine der schönsten Möglichkeiten für Geübte ist die Skiarena in Krasnogorsk, westlich von Mos-
kau, ul. Retschnaja 37. Dort gibt es Loipen zwischen 5 und 45 km, die Strecken führen durch einen
wunderschönen Wald. In Demino bei Rybinsk (Jaroslawskaja oblast) befinden sich die einzigen russi-
schen FIS-zertifizierten Loipen. Übernachten kann man im Sporthotel. Nicht so weit entfernt liegt die
Loipe an der Bahnstation Firsanowka in Chimki. Eine weitere Möglichkeit zum Skilaufen ergibt sich
von der Bahnstation Chljupino aus, die Loipe beginnt rechts vom Zug aus. Loipen werden auch gespurt
im Bitzewskij Park in der Nähe von Jasenjewo an der MKAD, im Park Sokolniki oder im Ismailowskij
Park.
Hinweis Deutschsprachige Psychotherapeutin in Moskau
Ekaterina Makarova ist Magistra der Psychotherapiewissenschaft (SFU, Wien), akkreditierte
Supervisorin bei der Professionellen Psychotherapeutischen Liga Russlands, transkulturelle Mentalitäts-
beraterin und praktizierende deutschsprachige Psychotherapeutin in Moskau.
Frau Mag.a. pth. Makarova ist seit Oktober 2014 in einer Praxis für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychologie in Moskau tätig. Die Praxis befindet sich im Zentrum von Moskau, in der Arbat Straße.
Frau Makarova arbeitet mit Erwachsenen, aber auch mit Kindern und Jugendlichen in russischer, deut-
scher und englischer Sprache.
Kontaktdaten: mob.: +7 916 5075810, E-Mail: [email protected], Skype: praxis.makarova
Weitere Informationen finden Sie hier: http://psychotherapie-in-moskau.ru
Private Anzeigen
Erfahrener Schachtrainer, Meister FIDE, deutsche Staatsangehörigkeit, erteilt qualifizierten
Schachunterricht für Kinder und Erwachsene in deutscher und englischer Sprache.
Handynummer: +7 925 296 2387
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Literaturkreis freut sich über neue Interessenten.
Treffen: 1 x monatlich an einem vereinbarten Vormittag
Kontakt: Gabi Katzer, Telefon: 8-495-4332491, E-Mail: [email protected]
Alle anderen Anzeigen finden Sie unter
http://moskultinfo.wordpress.com/category/service/