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Auslandsbericht Nagasaki
PJ Nagasaki University Hospital
17.11.2016-08.03.2017
Vera Christine Dufner
Vom 21.11.2016 bis zum 08.03.2017 absolvierte ich am Nagasaki University Hospital
im Japan das erste Tertial meines Praktischen Jahres. Organisiert habe ich dieses
über den seit langen Jahren bestehenden Austausch über meine Universität
(Würzburg) und der Universität Nagasaki. Die Organisation gestaltete sich dabei vor
allem auf Grund des schon existenten Erfahrungsschatzes über den Austausch
reibungslos.
Vorbereitungen
Über ein Jahr im Voraus bewarb ich mich fristgerecht bei meiner Universität um
einen Platz im Austauschprogramm Würzburg-Nagasaki. Nach einem kurzen
Interview über meine Beweggründe, kam rasch von Frau Moll eine schriftlich Zusage,
dass ich mein Tertial in der inneren Medizin in Nagasaki verbringen werden dürfe.
Als nächstes nahm Frau Kusomoto, die den Austausch von japanischer Seite aus
organisiert, mit mir Kontakt auf und informierte mich über die Formalien und
Dokumente, die ich einzureichen hatte, um ein Visum zu erlangen und mich an der
Universität von Nagasaki einschreiben zu können. Beispielsweise war es nötig
meinen Impfstatus nachzuweisen und einen aktuellen Röntgen-Thorax anfertigen zu
lassen. Meinen Flug buchte ich recht frühzeitig bei Lufthansa (722€) über Tokyo
Haneda. Eine Kommilitonin aus Würzburg, die das PJ-Tertial vor mir in Nagasaki
verbracht hatte, versorgte mich mit allen wichtigen praktischen Informationen.
Nachdem das von Frau Kusomoto in Japan beantragte Certificate of Eligibilty bei mir
angekommen war, konnte ich mich mit diesem Dokument in der japanischen
Botschaft in München bewerben (bei Erstwohnsitz in Würzburg). Dabei wurde
allerdings durch meinen Reisepass ein Teil des Certificate of Eligibility leicht
beschädigt, so dass die Botschaft in München zunächst kein Visum ausstellen wollte.
Doch dank des unermüdlichen Einsatzes von Frau Kusomoto, die sowohl mit der
Botschaft, als auch mit den hiesigen Einreisebehörden Kontakt aufnahm, gelang es
mir doch, das Visum einen Tag vor Abflug in Händen zu halten, sodass ich am
17.11.2016 umso motivierter meinem Abenteuer Japan entgegenblicken konnte.
Besonders über die Kontaktaufnahme von japanischen Studenten bereits im Vorfeld
habe ich mich sehr gefreut und mich sehr willkommen gefühlt. Da mein erster Flug
einige Minuten Verspätung hatte, gelang es mir trotz dem Einsatz der Stewardessen
und des Bodenpersonals nicht, den Anschlussflug nach Nagasaki noch rechtzeitig zu
erreichen, der Flug konnte problemlos umgebucht werden, daher aber mein Tipp:
genügend Zeit zum Umsteigen einplanen und nicht auf die Fluglinie vertrauen. Beim
Rückflug hatte ich genau das gleiche Problem, was wesentlich unangenehmer war.
Am Flughafen wurde ich von Herrn Kawakami, einem Mitarbeiter von Frau Kusomoto
schon erwartet und nach einem Sushi-Snack machten wir uns auf nach Nagasaki.
Dort holten wir zunächst die Schlüssel für das Guesthouse ab, und erkundeten dann
den Campus, die Klinik und das nähere Umfeld. In den ersten Tagen sollte ich dann
noch bei einem Betriebsarzt zu einem Health Checkup vorstellig werden, dazu
musste ich denn anderen Campus aufsuchen. Ich bekam eine detaillierte
Wegbeschreibung, damit war das dann gar kein Problem, die Untersuchung an sich
dauerte keine 5 Minuten (allerdings sollte man seinen Röntgen-Thorax auch
mitbringen, ich habe das nicht getan, weil ich davon ausging, dass die
Bescheinigung meiner Hausarztes, das alles o.k. sei genüge, das führte zu einer
kurzen Diskussion). Auch im City Office sollte ich mich mit der vom Immigration
Office erhaltenen Resident Permit einfinden, dabei begleitete mich Frau Kusomoto.
Dort meldete ich mich dann offiziell als Bürgerin der Stadt Nagasaki an, füllte meine
Rentenversicherung aus (als eingeschriebener Student der Universität Nagasaki
muss man sich dafür registrieren lassen) und beantragte meine Krankenversicherung
(trotz abgeschlossener Auslandskrankenversicherung ein Muss. Die japanische
Krankenversicherung kommt allerdings nur für 70% der Kosten auf, weswegen eine
Auslandskrankenversicherung trotzdem zu empfehlen ist.). Die Unterlagen, wie auch
sämtliche andere Post werden an die Verwaltung der Uni geschickt, wo ihr sie dann
abgeben könnt. Wenn immer Post ankommt, bekommt ihr von Frau Yu eine E-Mail.
In den ersten Tagen sollte man auch die Resident Permit und den Reisepass mit
Visum zur Kopie vorlegen. Außerdem bezahlt man dort auch unkompliziert seine
Miete für das Guesthouse (bar, im Voraus für jeweils jeden Monat). Und auch für die
Anerkennung des Tertials ist Frau Yu zuständig (einfach Äquivalenzbescheinigung
und PJ-Bescheinigung mitbringen, und dann wie einen Laufzettel von mindestens
drei Ärzten unterschreiben lassen). Auch die Rechnungen der japanischen
Krankenversicherung werden an Frau Yu geschickt, die Schecks kann man dann
entweder monatlich oder alle auf einmal in jedem Convenience Store (z.B. auch dem
Lawson im Krankenhaus) bezahlen. Ich habe für die 16 Wochen in Japan 7400 Yen
bezahlt.
Klinische Tätigkeit
Hämatologie: 4 Wochen
An meinem ersten Tag wurde ich von Dr. Imaizumi sehr freundlich begrüßt. Er
händigte mir einen Plan für die kommenden vier Woche aus und nahm sich den
ganzen Vormittag Zeit, mich herumzuführen und mir alles zu zeigen. Die Verwaltung
der Patienten geschieht nämlich auf dem 9. Stock des Bürogebäudes, die
Patientenbetten befinden sich je nach Abteilung auf verschiedenen Stockwerken des
Krankenhausgebäudes, während die Ambulanz im 3. Stock ist. Man kann nicht in
jedem Stockwerk einfach von Krankenhaus- zu Bürogebäude wechseln, das macht
die Angelegenheit in der ersten Woche eventuell etwas kompliziert.
Schließlich lernte ich auch den Chefarzt Prof. Miyazaki kennen, der mir zum Einstieg
eine Vorlesung zum Thema der Folgen von Tschernobyl und Fukushima hielt und
gern auf meine Fragen einging. Für mich war
es sehr ungewohnt, dass eine Vorlesung nur
für mich abgehalten wurde. Das Essen
wurde gemeinsam im Refreshment Room
eingenommen und besonders freute ich
mich, dass das Department als Geschenk
die ersten zwei Wochen mein Mittagessen
aussuchte und auch bezahlte. Auch die
jüngeren Ärzte sprachen gut Englisch (sonst
half Google Translator) und freuten sich mir viel zu erklären und sich mit mir zu
unterhalten.
Ähnlich ging es auch weiter: Fast täglich wurden von verschiedenen Professoren und
Oberärzten Einzelvorlesungen zu unterschiedlichen Themen (z.B. das endemische
HTLV1 Virus und T-Zell Leukämie/ Lymphom, Ablauf der verschiedenen Arten von
Stammzelltransplantationen, MDS, AML, CML, Strahlenfolgen, Transfusionsmedizin,
Fallbesprechungen…) abgehalten. Ich war entweder der Ambulanz oder der
stationären Patientenbetreuung zugeteilt, nahm am wöchentlichen Journal Club teil
und der darauf folgenden Professor’s Round, bei der alle Patienten genau
durchgesprochen und visitiert wurden. Bei allen aufwendigeren Prozeduren
(Knochenmarkpunktion, Liquorpunktion, ZVK-Anlagen) wurde ich dazu gebeten und
durfte zusehen. So hatte ich auch die Möglichkeit bei den verschiedenen Schritten
der Stammzelltransplantation dabei zu sein, Dr. Hata, Dr. Tsukada und Dr. Toriyama
erläuterten mir des Öfteren Ausstriche unter dem Mikroskop. Ich durfte mein eigenes
Blut färben und unter dem Mikroskop analysieren. Auch am Ultraschallgerät durfte
ich mich ausprobieren. Abends wurden noch einmal alle Patienten ausführlich in der
Conference besprochen, einmal wöchentlich gab es einen Vortrag (Drug Information)
mit Verköstigung von einem Pharmavertreter. Einmal die Woche wurden spezielle
infektiologische Fälle auf Station mit dem mikrobiologischen Team besprochen, auch
diese Falldiskussionen waren sehr lehrreich. Als ein Patient nach Infektion und GvHD
nach Stammzelltransplantation mit Multiorganversagen auf die Intensivstation verlegt
werden musste, durfte ich auch mehrmals auf die ICU.
Bei allen Besprechungen musste ich immer darauf vertrauen, dass sich ein Arzt
neben mich setzte und übersetzte, es gab aber selten einmal 10 Minuten, die ohne
Übersetzung oder hilfreiche Erklärung verstrichen und auch wenn ich nicht zu jedem
Patienten alles in jeder Einzelheit verstand, so wurden die wichtigsten Dinge
hervorgehoben und – was fast noch wichtiger war – doch wertvolle Erklärungen
ergänzt. Fragen war auch erwünscht und immer erlaubt.
Zusätzlich bat ich darum, selbst einen Patienten in der Conference vorstellen und
eine Epikrise schreiben zu dürfen und bekam aber der dritten Woche auch einen
Patienten mit MDS, Werner-
Syndrom und Sarkoidose
zugeteilt, der zugegebenermaßen
nicht ganz einfach war, die
hilfreichen Erklärungen von Dr.
Tsukada und Dr. Fujioka machten
die Vorstellung dann in den
letzten zwei Wochen dann
problemlos möglich. Besonders
freute ich mich, dass mich Dr.
Baba einen Nachmittag mit zu der Nachbetreuung der Atombombenopfer, die auch
in den Aufgabenbereich der Hämatologie fällt, mitnahm. Zwar geht es dabei eher um
einen generellen Gesundheitscheckup, der kostenlos zweimal jährlich von der
Regierung gestellt wird, doch der Nachmittag bot für mich die Gelegenheit mehr über
die praktische Arbeit und Forschung der Organisation zu erfahren. Wer sich also für
Hämatologie interessiert, kann in Nagasaki ein breites Spektrum erfahren.
Die Stimmung auf der Station war sehr angenehm, alle Ärzte sprachen englisch.
Gleich in der ersten Woche wurde ein Welcome Dinner für mich veranstaltet, an dem
die jungen Ärzte mit mir
Shabushabu-Essen gingen
(unbedingt ausprobieren!). In der
ersten Woche war ich auch zu einem
sehr interessanten Gastvortrag zur
Genetik des Multiplen Myelom
eingeladen. Und natürlich feuerte ich
„meine“ Hämatologen auch gern
beim Baseball-Match gegen die
Chirurgen an! Auch außerhalb der Klinik fühlten sich die Ärzte für die Gestaltung
meines Japanaufenthaltes mitverantwortlich: Die Ärztinnen der Station nahmen mich
mit auf den Mt. Inasa mit anschließendem Sushi-Essen, um die sagenhafte Aussicht
von dort zu genießen. Dr. Imaizumi erteilte ganz nebenbei bei Mittagessen immer
einmal wieder eine Lektion in Japanisch. Oder ich begleitete einige Ärzte und
Schwestern der Station mit zum Badminton. Jede Woche war das Team bemüht mir
einen neuen kulinarischen Aspekt der japanischen Küche zu präsentieren. So trug
einfach jeder im Team dazu bei, dass ich in der kurzen Zeit eine wahnsinnige
Lernkurve verzeichnen konnte, und mich dazu noch, sehr wohl und gut
aufgenommen fühlte. Die Betreuung war wirklich gut und ich kann die Hämatologie
uneingeschränkt wärmstens empfehlen.
Was ich gelernt habe: ALL, AML, ATL, NHL, CML, MPS, MDS, neue Antikörper-
Therapien, kritischer Umgang mit Studien, Einsatz von Chemotherapie bei
hämatologischen Erkrankungen, Management von Stammzelltransplantation,
Transfusionsmedizin, Beurteilung von Ausstrichen von Knochenmark und peripheren
Blut, Folgen von Strahlenschäden, Epikrise, Patientenvorstellung
Gastroenterologie: 4 Wochen
Als zweite Abteilung hatte ich mir die Gastroenterologie ausgesucht. Am ersten Tag
wurde ich gefragt, ob ich meinen Schwerpunkt eher gastroenterologisch oder
hepatologisch setzen wollte. Ich habe mich für gastroenterologisch entschieden, da
in Japan die Inzidenz des Magen-Carcinoms höher ist und es damit
Behandlungsansätze gibt (ESD), die man in Deutschland nicht so häufig sieht. Die
Behandlung des Magenfrühcarcinoms liegt in Japan ganz in den Händen der
Internisten. Die ESD (endoskopische Submukosdissektion) bekam ich auch gleich
am ersten Tag gezeigt und erklärt.
Zuständig für mich waren Prof. Takeshima und Dr. Okihara. In der ersten Woche
waren noch sechs andere Studenten mit auf der Station, mit denen ich mich sehr gut
verstanden habe, die mir alles erklärt und übersetzt haben. Besonders gefallen hat
mir auch der Unterricht am Sono-Modell, der Oberarzt hat sich viel Zeit genommen
die Anatomie gut zu erklären. Gleich am ersten Abend wurde ich zum Barbecue-
Welcome-Dinner eingeladen, sodass ich mich auch hier gleich willkommen gefühlt
habe. Die anderen Studenten sollten diese Woche zwei Tage in Sasebo verbringen,
um dort auch einmal eine andere Klinik zu erleben, wir haben dann ganz lieb gefragt,
ob ich wohl auch mitkommen dürfte und nach kurzem Zögern hieß es dann: gar kein
Problem. Ich war sehr dankbar für die Möglichkeit für zwei Tage auch einmal in
einem kleineren japanischen Krankenhaus hospitieren zu dürfen. Der Professor dort
hielt zwei Vorlesungen: eine zu Appendizitis/ Ileus, und eine zu endoskopischen
Interventionsmöglichkeiten. Meine Anwesenheit wurde auch gleich genutzt, um eine
neue Übersetzungssoftware zu testen. Zuerst war ich etwas überrumpelt von den
Kameras und der Idee, aber es ging dann doch ganz gut. Auch hier wurden wir
wieder sehr großzügig zum Essen eingeladen und verbrachten die meiste Zeit in der
Endoskopie.
In der Woche zwischen den Jahren, waren keine japanischen Studenten mehr auf
der Station, sodass ich eine sehr intensive und gute Betreuung erhielt. Ich durfte
auch am Endoskop assistieren und bekam durch den raschen Wechsel der Patienten
Einblick in eine Vielzahl von gastroenterologischen Krankheitsbildern. Besonders
spannend fand ich es, selbst Gastroskopie und Koloskopie am Simulator zu üben
(was ich immer machen durfte, wenn gerade keine Patienten da waren). In die
Patientenbetreuung auf Station war ich hingegen kaum involviert, da ich eigentlich
ausschließlich in der Endoskopie eingesetzt war. Allerdings konnte man sich dort
auch zusammen mit den Ärzten Patientenakten anschauen und wenn man Glück
hatte, bei der ein oder anderen Notfallendoskopie mit dabei sein, es waren also
durchaus abwechslungsreiche vier Wochen, auch wenn ich sagen muss, dass ich
gerne die Nachmittagskonferenzen auch mitgemacht hätte, um etwas mehr über die
Patienten zu lernen.
Ein kleines Problem in der Gastro war, dass meine Betreuerin öfter außer Haus
gearbeitet hat (fast alle Ärzte tun das, um ihr Gehalt etwas aufzubessern) und ich
somit viel Leerlauf hatte. Diesen habe ich dann entweder für Selbststudium genutzt
oder versucht, bei anderen Ärzten zu hospitieren, was manchmal auch sehr gut
geklappt hat. Generell hat es geholfen, auch mal Eigeninitiative zu zeigen und zu
fragen, ob man auch bei den Chirurgen (gleich nebenan, die Chirurgen machen
genauso Gastroskopie und Koloskopie, die Krankheitsbilder sind nur etwas
abweichend) zuschauen darf, wenn gerade nichts los war. Hin und wieder gab es
kleine Kommunikationsschwierigkeiten, aber da die Endoskopie ohnehin etwas
praktischer war, fiel das kaum ins Gewicht.
Was ich gelernt hab: Endoskopie (!!), Sonotraining, Gastroskopie und Koloskopie am
Modell, ESD, EMR, Kolon-, Magen-, Ösophagus, Pankreas-Ca, Pankreatitis,
Hepatitis, CCC, HCC, H.p. und Eradikation, Gastritis, Reflux, ERCP, MRCP,
Ösophagitis, M. Crohn, Colitis ulcerosa, Färbemethoden in der Endoskopie
Endokrinologie/ Rheumatologie: 3 Wochen
Die Endokrinologie arbeitet in Nagasaki eng mit der Rheumatologie zusammen,
weswegen ich das Glück hatte, Einblick in beide Fächer erhalten zu können. Zudem
betreuen beide Abteilungen nur jeweils etwa 10-15 Patienten auf den Stationen,
sodass es durch diese Regelung auch nicht langweilig wurde. Angenehm fand ich in
der Endokrinologie/ Rheumatologie, dass ich wie in der Hämatologie einen
Wochenplan bekam, an den ich mich dann mehr oder weniger halten konnte, der mir
aber Orientierung gab, sodass ich auch meine Freizeit planen konnte.
Dr. Mori, mein Betreuer auf der Endokrinologie, hat sich sehr gefreut, Englisch
sprechen zu können. Am ersten Tag lernte ich die ganze Abteilung kennen. Zu
diesem Zeitpunkt waren auch sehr viele japanische Studenten aus dem 4. und 5.
Jahr dort, von denen wiederum einige sehr gut Englisch sprachen, was den
Lerneffekt enorm vergrößerte. Ich bekam quasi eine 1:1 Simultanübersetzung der
Konferenzen und Visiten, was schon ein ziemlicher Luxus war, teils dazu noch mit
Ergänzungen.
Tagsüber war ich entweder auf der Station eingeteilt oder in der Ambulanz. Auf
Station wurden die notwendigen Hormontests, v.a. der OGTT durchgeführt, aber
auch der ein oder andere Stimulations- oder Suppressionstest. Es blieb aber auch
viel Zeit, sich zusammen mit den Ärzten mit den einzelnen Patientengeschichten
auseinander zu setzen, die Patienten zu visitieren, Testergebnisse zu interpretieren
und Fragen zu stellen. Einmal die Woche war pro Fach große Visite und
Patientenbesprechung mit anschließendem Journal Club (dienstags in der
Endokrinologie und mittwochs in der Rheumatologie), fast jeden Morgen gab es eine
„Early Bird“ Vorlesung für die Studenten und dank der hervorragenden Übersetzung
mit Ergänzung durch Studenten des 5. Jahres oder der Oberärzte, konnte ich wirklich
eine gute Lernkurve verzeichnen. In der Ambulanz kam es wieder sehr auf die
Motivation und die Englischkenntnisse des jeweiligen Arztes an, aber auf Grund der
schnellen Patientenabfolge und des breiten Spektrums der Erkrankungen, hat es mir
auch hier sehr gut gefallen. Ich durfte mich selbst mehrfach am
Schilddrüsenultraschall versuchen und einmal die Woche bei den
Feinnadelaspirationen dabei sein.
Auch hier wurde ich sehr herzlich empfangen, gleich am ersten Tag in die Sky
Lounge eingeladen und in der zweiten Woche fand mein Welcome Dinner statt.
Dieses Tempura-Dinner mit den anderen Studenten und Prof. Mori war so ziemlich
das kulinarische Highlight meines Aufenthaltes. Inhaltlich lag der Schwerpunkt in der
Endokrinologie ganz klar auf Diabetes mellitus und Schilddrüsenerkrankungen und
hier auf der Radiojodtherapie, über die ich am Ende wirklich gut Bescheid wusste. In
der Rheumatolgie gab es vorwiegend SLE, systemische Sklerose und DM/ PM-Fälle.
Ich hatte aber auch das Glück, während meiner Zeit auf der Endokrinologie/
Rheumatologie einigen „Zebras“ zu begegnen und ich fand es am Ende dann sehr
schade, dass ich nur drei Wochen in diesem Fachbereich verbringen konnte, da die
„Lernausbeute“ samt dem Spaßfaktor hier sehr hoch war.
Was ich gelernt habe:
Schilddrüsen-Ca, Radiojod-Therapie, M. Basedow, Hashimoto-Thyreoidits,
Schilddrüsenultraschall, Feinnadelaspiration, Diabetes, OGTT, speziell
Diabetes-Therapie, metabolisches Syndrom, Sheehan-Syndrom, Cushing,
hypothalamische Amenorrhö, Technik der Anamneseerhebung
SLE, ScS, CREST, SS, Dermato- und Polymyositis, Granulomatose mit
Polyangiitis, Polyangiitis nodosa, M. Behcet, ankylosierende Spondylitis,
SAPHO-Syndrom
Pulmonologie/ Infektiologie: 3 Wochen
Im Nagasaki University Hospital ist die Pulmonologie mit der Infektiologie zusammen
gelegt, was mir genau wie in der Endokrinologie/ Rheumatologie die Möglichkeit gab,
zwei Fächer in einem zu Lernen und auch die Leerlaufzeiten verkürzt hat. Zuständig
für mich war hier Dr. Yamamoto, die nicht nur wirklich perfektes fließendes Englisch
spricht, sondern sich auch hervorragend um mich gekümmert hat. So bekam ich
einen eigenen Schreibtisch zum Arbeiten zugeteilt und schon vor Arbeitsantritt via
Email einen Wochenstundenplan. Gleich zu Beginn wurde ich gefragt, wie ich denn
meine persönlichen Schwerpunkte setzen möchte. Außerdem wurde ich einem Team
bestehend aus drei Ärzten, einem Resident und einem Studenten zugeteilt, mit
denen ich unterwegs sein konnte, wenn es einmal nichts zu tun gab.
Ich durfte an den Konferenzen für interstitelle Lungenkrankheiten, Lungen-Ca.,
Infektionskrankheiten und der chirurgisch-radiologischen Konferenz teilnehmen. Das
infektiologische Team ist viel im Krankenhaus auf anderen Stationen in beratender
Funktion zu Besuch, auch das fand ich sehr spannend, da ich so Einblick in viele
verschiedene Krankheiten und Problemstellungen erhielt. Dienstags und
donnerstags Vormittag war ich eingeteilt an den Bronchoskopien teilzunehmen.
Morgens begann der klinische Alltag um 7:45 Uhr mit der Vorstellung der neuen
Patienten und den infektiologischen Konsultationen oder einem kurzen
medizinischen Vortrag (montags), gefolgt von einer kleinen Pharma-Vorstellung, was
den angenehmen Nebenaspekt hatte, dass dabei kleine Lunch-Pakete für später
ausgeteilt wurden und das Mittagessen somit für diese drei Wochen stets gesichert
war. Besonders gefielen mir dabei die infektiologischen Konsultationen, bei denen
ich dank den hervorragenden Übersetzungen und Erklärungen sehr viel lernen
konnte. Freitags Vormittag verbrachte ich in der Ambulanz und durfte mir dabei
relativ frei aussuchen, welche Krankheitsbilder mich gerade interessierten und ob ich
lieber Neuaufnahmen oder Nachverfolgungen sehen wollte. Ich wählte dabei die
COPD/ Asthma Sprechstunde bei Prof. Obase, da diese Patienten im klinischen
Alltag auf Station eher weniger vertreten waren und die Behandlung großenteils im
ambulanten Setting stattfindet. Gleich zu Beginn erkundigte sich Dr. Yamamoto, ob
es mir denn erlaubt sei, auch praktisch zu arbeiten, etwa Drainagen zu legen oder
ähnliches. Das überraschte mich sehr, die anderen Ärzte waren bisher automatisch
von einem reinen „Observership“ ausgegangen.
Gleich am ersten Tag wurde mir ein Patient zugeteilt, den wir erst gemeinsam
visitierten und untersuchten und dessen Krankheitsgeschichte Dr. Yamamoto mir
dann ausführlich an Hand von Blutbild und CT-Aufnahmen schilderte. Der Patient litt
an Bronchiektasen und folglich an einer pulmonalen Aspergillose und war nun zur
Voriconazol-Therapie aufgenommen worden. In der zweiten Woche bekam ich auch
noch einen zweiten, diesmal etwas anspruchsvolleren Patienten (mit
medikamentenassoziierter interstiteller Pneumonie nach Chemotherapie bei Lungen-
Karzinom) zugeteilt. Ich verfasste ähnlich wie in der Hämatologie zu diesen Patienten
eine Epikrise und stellte sie in den Fallkonferenzen und Visiten vor, was eine sehr
gute Übung darstellte.
Außerdem verfügte die Pulmonologie ähnlich wie die Gastroenterologie über einen
Bronchoskopietrainer, den ich nutzen durfte, um so meine praktischen Fähigkeiten zu
verbessern.
Vormittags kümmerten sich wirklich alle Ärzte abwechselnd um mich und jeder war
froh, wenn er etwas zu meiner Ausbildung beitragen konnte. So wurde ich häufig zu
Patienten mitgenommen, durfte mituntersuchen, war bei verschiedenen Prozeduren
(Punktion, Drainage, usw.) mit dabei oder bekam interessante Patienten am
Computer vorgestellt.
Auch für mein leibliches Wohl
wurde mal wieder bestens gesorgt
und so wurde ich nicht nur mittags
in die Sky Lounge eingeladen,
sondern auch abends zu einem
sehr leckeren und geselligen
Barbecue und selbst eine Woche
später noch einmal in ein super
leckeres Sushi-Restaurant! An der
Pulmonologie/ Infektiologie gab es wirklich nur zu bemängeln, dass ich nicht mehr
Zeit auf dieser Station eingeplant hatte.
Was ich gelernt habe: Asthma bronchiale, COPD, Bronchiektase, alle Arten des
Lungen-Ca, Aspergillose, Bronchoskopie, interstitielle Lungenerkrankungen,
Tuberkulose, Sarkoidose, Pneumonie, Bronchitis, ARDS, Sepsis
Antibiotikabehandlung (auch sehr komplizierte Fälle), Auswertung BGA,
Färbemethoden (Gram, Ziehl-Neelsen) Epikrise, Patientenvorstellung, körperliche
Untersuchung, Bronchoskopietraining
Kardiologie: 2 Wochen
Den krönenden Abschluss meines Tertials stellte die Rotation in die Kardiologie dar.
Prof. Koide begrüßte mich herzlich und händigte mir den bisher detailliertesten Plan
aus. Gleich zu Anfang durfte ich aufschreiben, was meine Lernziele wären. Das
Programm war sehr abwechslungsreich. Nach der Morgenbesprechung um 8.15 Uhr
ging es entweder in die Ambulanz, oder zur großen Visite (dienstags), meistens war
ich allerdings auf Station. Dieser Abschnitt war zu meiner Überraschung auch etwas
praktischer gestaltet, da ich nicht nur wirklich viel auskultiert habe, sondern mich
auch oft am Echo versuchen durfte und in jeder freien Minute Übungs-EKGs
ausgewertet habe. Bei der großen Visite waren unsere Stethoskope mit dem des
Chefarztes verbunden, so dass die Studenten mithören konnten, ergänzt wurde das
durch hilfreiche Erläuterungen der Herzgeräusche. Außerdem hatte ich wieder
meinen eigenen Patienten, diesmal sprach er sogar hervorragend englisch und ich
konnte die komplette Anamnese und Untersuchung selbst durchführen.
Jeden Tag gab es zusätzlich 1-2 Vorlesungen. In der Kardiologie sprachen die Ärzte
(v.a. die älteren) eher durchwachsen englisch, paradoxerweiser habe ich aus den
Vorlesungen trotzdem einiges mitgenommen, da sie viel ans Whiteboard gezeichnet
oder die Herzgeräusche vorgemacht haben. Die Vorlesungen waren eher
grundlagenorientiert zum EKG, Auskultation, Echo, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz,
usw., aber wirklich sehr gut gestaltet und immer mit Übungen verbunden, was den
Lerneffekt enorm vergrößert hat. Die kleinen „Hausaufgaben“ wurden in den kurzen
Zwischenpausen in der Klinik absolviert und oft wurden wir zwischendurch
aufgefordert EKG oder Echobefunde zu interpretieren.
Wenn immer etwas Spannendes passiert ist, wurde ich sofort dazu geholt. Ich durfte
in den Herzkatheter, habe bei der Anlage einer TAVI zugesehen oder wurde in den
Echo-Funktionsbereich gerufen, sodass ich in kurzer Zeit wirklich schnell und viel in
der Kardiologie mitgenommen habe.
Was ich gelernt habe: EKG auswerten, Auskultation (auch am Simulator), Echo
Basics, Herzrhythmusstörungen, Brugada-Syndrom, Schrittmacher-Therapie, ICD,
CRT, Herzkatheter, ACS, Herzinsuffizienz, Klappenvitien, TAVI, Pharmakotherapie,
Myokarditis, Endokarditis
Organisatorisches
Für den Klinikalltag bietet es sich an, Stethoskop, Kittel (kann man aber auch im
Unishop neben der Cafeteria kaufen, es gibt bei Frau Yu auch einen Würzburger
Damenkittel, der
zurückgelassen wurde) und
geeignete Schuhe
mitzubringen, ein
Namensschild bekommt man
gestellt. Dieses Schild fungiert
sowohl als Studentenausweis,
als auch als elektronischer
Türöffner für das Krankenhaus.
Im Krankenhaus lieber
Stoffhose als Jeans (wobei ich
auch Studenten in Jeans oder sogar Jogginghosen gesehen habe) und vielleicht
keine zu schrillen Farben. Studenten ist es (wie ich erst nach drei Wochen erfahren
habe) nicht erlaubt Schmuck zu tragen oder sich die Haare zu färben, aber bei
Ausländern sieht man das wohl nicht so eng. Das Krankenhaus tendiert außerdem
dazu leicht überheizt zu sein, ein Shirt unter dem Kittel reicht völlig aus. Für Internet
im Krankenhaus muss man einfach seine IP-Adresse angeben und 1-2 Tage später
ist das entsprechende Gerät dann auch schon freigeschaltet. Außerdem habe ich am
ersten Tag noch ein kleines Telefon für das Krankenhaus bekommen, sodass ich für
die Ärzte immer erreichbar war.
Das Guesthouse (ca. 1500 Yen pro Nacht) ist mit Bett, Schrank, Schreibtisch mit
Lan-Kabel (kein Wifi) ausgestattet. Außerdem verfügt jedes Zimmer über einen
eigenen kleinen Kühlschrank und eine Nasszelle und Klimaanlage. Die voll
ausgestattete Küche teilt man
sich mit den drei weiteren
Bewohnern. Zudem gibt es
noch eine Waschmaschine
samt Trockner. Einmal in der
Woche wird das Zimmer
geputzt und man erhält
frische Bettwäsche und
Handtücher (mehrmals
wöchentlich). Im Winter ist
das Guesthouse eher kühl,
daher ist es ratsam einen warmen Pulli (vielleicht sogar eine Wärmflasche, es ist
wirklich kalt) mitzunehmen. Die Klimaanlage kann man aber auch zu einer Heizung
umfunktionieren. Das Gebäude sieht von außen nicht so schick aus, es ist aber das
einzige Haus, das den Atombombenabwurf überlebte. Leider soll es wohl bald
abgerissen werden.
Das Guesthouse liegt praktischerweise direkt auf dem Medizinercampus, gleich
neben der Bibliothek, in der man auch lernen kann, 1 min entfernt von der Cafeteria,
in der man zu angemessenen Preisen (350 Yen für das Tagesgericht) zu Abend
essen kann, und gleich gegenüber der Verwaltung. Zur Klinik hat man 2 Minuten
Fußweg.
Im Klinikum gibt es auch eine Cafeteria im Untergeschoss, das Tagesgericht kostet
dort 450 Yen und man bestellt es einfach, indem man auf dem Automaten links
neben der Tür auf das orange Feld drückt. Es gibt noch eine Auswahl an anderen
Gerichten, da ich aber die ausgerufenen Nummern nicht verstanden habe, war ich
dabei immer auf die Hilfe meiner japanischen Kommilitonen oder des
Küchenpersonals angewiesen. In der Klinik findet sich auch das Post-Office mit
einem ATM, bei dem bei mir das Abheben immer einwandfrei funktioniert hat
(Höchstsumme 50.000 Yen). Des Weiteren befindet sich im Erdgeschoss der Klinik
neben einem Frisör und einem Bäcker (die Lunchboxen habe ich als die Besten
befunden) auch ein kleiner Supermarkt (Lawson, 6.30-22.00 Uhr), in dem man sich
das allerwichtigste für den täglichen Bedarf kaufen kann, auch Lunchboxen werden
dort angeboten (und es gibt Wifi). Einen ähnlichen Laden findet man, wenn man den
Campus über das Haupttor Richtung Atomic Bomb Museum verlässt nach ca. einer
Minute Fußweg (Daily). Der Daily hat auch 24/7 geöffnet. Für größere Einkäufe kann
man den Cocowalk, erkennbar an dem Riesenrad, eigentlich kaum verfehlen, dort
gibt es alles, was das Herz begehrt, der Supermarkt dort heißt Red Cabbage (und ist
ein bisschen teuer). Es gibt dort auch ein Kino, das englische Filme zeigt. Fast noch
schöner ist aber das Kino am Bahnhof (mit 4D). Außerdem gibt es Richtung Urakami
Kirche auch noch einen weiteren Supermarkt mit dem verheißungsvollen Namen
Joyful San, der etwas näher gelegen ist. Es gibt zwar nicht so viel Auswahl, aber
man findet eigentlich alles für den täglichen Bedarf. Außerdem ist dieser Supermarkt
der preiswerteste den ich gefunden habe. Viel Auswahl bietet auch das YouMe
Einkaufscenter beim Hafen mit Supermarkt im Untergeschoss. Leider muss man in
Japan vor allem für Obst und Gemüse oft einiges mehr bezahlen als in Deutschland,
ansonsten sind die Preise meist halbwegs vergleichbar.
Freizeit Nagasaki
Generell kommt man in Nagasaki sehr gut zurecht. Um mobil zu sein stehen einem
zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Zum einen zwei Fahrräder (Schlüssel hat mir
Tomoko gegeben), zum anderen die Streetcars, mit denen eine Fahrt nur 120 Yen
kostet und mit denen man in der Innenstadt praktisch überall hinkommt. Zum Essen
haben mich die Ärzte öfter mit dem Auto oder dem Taxi mitgenommen und dann
wieder beim Guesthouse abgesetzt.
Der Mediziner-Campus liegt in Urakami (Nord-Nagasaki). Von dort lassen sich
bequem per pedes die Urakami Cathedral (einst größte Kirche Asiens, vollständig
zerstört und wieder aufgebaut nach dem Atombombenangriff) und das Nagai-
Takashi-Gedenkmuseum (Dr. Nagai setzte sich, obwohl selbst an CML leidend sehr
für die Bevölkerung von Nagasaki ein) samt dem dazugehörigen Nyokodo
besichtigen. Das Hypozentrum (markiert durch eine schwarze Steinsäule) des
Atombombenangriffs, das Atombombenmuseum, der Friedenspark mit der
berühmten Nagasaki-Friedensstatue und die nationale Friedensgedenkhalle für die
Atombombenopfer in Nagasaki liegen in unmittelbarer Nachbarschaft.
In der Stadt lassen sich (gut durch das Streetcar zu erreichen) die Dejima samt
Museum (ehemaliger holländischer Handelsposten) und das nahegelegene
Kunstmuseum der Präfektur Nagasaki besichtigen (Dachgarten nicht verpassen!). In
der Nähe liegt auch der Seaside Park (schön für ein Picknick).
Ganz am anderen Ende der
Stadt befinden sich Glover
Garden (in diesem hügeligen
Garten wurden einige Häuser
europäischer Bewohner wieder
aufgebaut), von dem man einen
wunderschönen Blick über
Nagasaki und vor allem den
Hafen hat. Einer meiner
Lieblingsplätze in der Stadt! Die
Oura Cathedral (älteste Kirche Japans) lohnt allerdings eher von außen denn von
innen. Den Holländerhang (gesäumt von alten holländischen Holzhäusern) fand ich
auch eher unspektakulär, dafür kann ich den konfuzianischen Koshi-byo-Schrein mit
dem Chinamuseum empfehlen (es gibt zwar keine englischen Beschriftungen, aber
das tut dem Ganzen keinen Abbruch).
Lohnenswert ist auch ein
Abstecher in die Chinatown (vor
allem um das chinesische
Neujahrsfest im Februar herum).
Besonders empfehlenswert ist das
Geschichts- und Kulturmuseum
Nagasaki, das die Geschichte
Nagasakis im internationalen
Handel dokumentiert (mit
englischem, kostenlosem
Audioguide).
Nagasaki ist für die Aussicht von Mount Inasa berühmt. Es soll gar die dritt-schönste
Nachtaussicht der Welt sein, ob das zutrifft, darf jeder gerne selbst beurteilen, einen
Abstecher ist der Mt. Inasa (ob mit der Ropeway oder mit dem Auto) auf jeden Fall
wert. Auf dem Berg befindet sich auch ein relativ großes Onsen, zu dem ein
Shuttlebus von Urakami Station aus fährt, und das ich wärmsten empfehlen kann.
Das Buffet dort ist sehr lecker und man kann im Badebereich gut zwei Stunden
zubringen und die herrliche Aussicht auf Nagasaki genießen. Danach fühlt man sich
wie neugeboren.
Kulinarisch hat Nagasaki wahnsinnig viel zu bieten. Mich haben die Ärzte der
jeweiligen Abteilung beinahe wöchentlich zum Essen eingeladen, am Wochenende
war ich häufig mit Freunden
unterwegs und hatte so das Glück,
sehr viel Verschiedenes
ausprobieren zu dürfen. Manchmal
muss man nachfragen, wenn sich
nicht sofort erschließt, was man
gerade auf dem Teller hat, aber ich
habe in Nagasaki kein einziges Mal
schlecht gegessen und
Experimentierfreudigkeit wird belohnt. Gute Restaurants findet man eigentlich
überall, die Preise können allerdings variieren.
Für Ausflüge in die Umgebung bietet sich die Stadt Unzen (heißt nicht nur ähnlich
wie Onsen, es gibt auch sehr viele dort) an. Am besten reißt man mit Auto an, allein
die Anfahrt ist schon sehr schön, am Meer entlang und dann durch nebelige Berge.
Dort angekommen kann man dann
entweder (wenn es nicht zu nebelig
ist) mit der Seilbahn zu den
Vulkangipfeln hochfahren und eine
kurze Rundwanderung
unternehmen, oder die vielen
Onsen dort genießen. Besonders
interessant ist die „Hölle“, durch die
man durchspazieren kann und
dabei durch den Nebel der
unterirdischen Schwefelquellen wandert: sehr mystisch. Wenn man allerdings im
Hinterkopf hat, dass dort japanische Christen in den heißen Quellen gefoltert wurden,
bekommt das ganze einen sehr nachdenklichen Aspekt. Wer sich für diese Thematik
interessiert, dem sei der Film „Silence“ von Martin Scorsese ans Herz gelegt.
Auch die vorgelagerten Inseln
sind im Winter schön (Iojima/
Takeshima) und allein die
Bootsfahrt (1340 Yen für 20
min hin und wieder zurück
nach Iojima) ist lohnenswert
für den schönen Blick auf die
Stadt. Die Inseln selbst sind
eher ruhig, es gibt auch einen
kleinen Strand. Eine Insel der
anderen Art ist Hashima
Island (Battleship Island). Diese Insel wurde im späten 19. Jahrhundert von
Mitsubishi gekauft und ausgebaut, um dann die darunter gelegenen Ölvorkommen zu
erschließen. Sie war zeitweise das am dichtesten besiedelte Gebiet der Welt. Als
Mitsubishi schließlich in den 1970ern die Kohleförderung stoppte, wurde die Insel
nach und nach verlassen und ist jetzt eine Ansammlung von Häuser-Ruinen, sie
diente sogar als Kulisse für 007 Skyfall. Touristische Touren kann man im Voraus für
ca. 4000 Yen buchen, allein die Bootsfahrt (45 min.) ist es schon wert (allerdings
wurde einer meiner Freunde ernsthaft seekrank) und die Insel bietet vor allem von
der See aus einen grotesken Anblick. Es gibt zwar englische Audioguides, diese
haben aber sehr schlechte Qualität, so dass es sich lohnt, vorher eine der
Reportagen auf YouTube anzusehen.
Ein Wochenende reicht gut aus, um bequem Fukuoka, die größte Stadt Kyushus, zu
besichtigen. Mit dem Bus braucht man etwas mehr als drei Stunden und es gibt
ermäßigte Tickets im Convenient Store neben der Mensa. Man kann dort den
Ausblick vom Fukuoka Tower genießen, durch die vielen Parks oder
Einkaufsarkaden streifen oder in das Museum für asiatische Kunst gehen.
Hervorheben möchte ich noch
die beiden Organisationen
NUSIA (für Mediziner) Und
NUFSA (alle Studierenden,
anderer Campus), die viele
Events (Kochen, Badminton,
Wanderungen,…) organisieren
und so Begegnungen zwischen
japanischen und
internationalen Studenten
schaffen. Beide sind auch auf Facebook vertreten. Tomoko (NUSIA) hatte schon vor
meinem Abflug Kontakt zu mir aufgenommen und wesentlich dazu beigetragen, dass
ich mich in Nagasaki sehr wohl gefühlt habe. So haben wir oft abends zusammen
gegessen, am Wochenende
etwas unternommen und
sobald auch nur das kleinste
Problemchen am Horizont
auftauchte, hat sie
mitgeholfen es zu lösen. Sie
hat mich gleich am Anfang
auch ihren Freunden
vorgestellt, so dass die
Integration in sehr kurzer Zeit
geklappt hat. So durfte ich
mich in Judo probieren (der Judo-Club ist generell sehr offen und freut sich über
Schnuppermitglieder) und wurde auch zum Badminton-Club eingeladen. Einmal in
der Woche haben wir in einer kleinen Gruppe auch Arzt-Patienten-Interaktion auf
Englisch trainiert, was immer sehr witzig war. Generell empfand ich die japanischen
Medizinstudenten als sehr offen, herzlich und interessiert, sodass man immer
jemanden für Unternehmungen gefunden hat und keine Langeweile aufkommen
konnte. Auch die internationalen Studenten aus den Forschungsinstituten Nekken
und Genken freuen sich über neue Kontakte.
Da zwischen den Jahren relativ viele Feiertage lagen und das Guesthouse vom
29.12 bis zum 4.01 geschlossen hatte, nutze ich diese, um die Städte Tokyo und
Kyoto zu besuchen. Ich buchte einen Flug nach Osaka (am billigsten mit der Airline
Peach, ca. 6800 Yen zur Hauptreisezeit des Jahres), von dort fahren dann Busse
(ca. 1000 Yen) nach Kyoto. Nach ein paar Tagen in Kyoto ging es via Shinkansen
(mit einer speziellen Bescheinigung, die es im Student Office bei Frau Yu gibt,
kostet’s 30% weniger, wenn man es persönlich am JR Schalter am Hauptbahnhof
bucht, allerdings wurde mir versichert, dass diese Regelung eine absolute Ausnahme
für internationale Studenten ist, damit dann ca. 12500 Yen) nach Tokyo. Von dort
dann wieder zurück nach Nagasaki (mit der Airline Solaseed, ca. 11.000 Yen zur
Hauptreisezeit des Jahres). Hostelzimmer habe ich für ungefähr 2500 Yen die Nacht
in Tokyo bekommen, bzw. AirBnB für 1500 die Nacht in Kyoto, wenn man aber nicht
gerade zum Jahreswechsel reist, geht das sicherlich auch billiger. Ich fand es aber
eigentlich ganz angenehm, da gerade Tokyo nicht so überlaufen war, aufpassen
muss man aber sicherlich bei den Schreinen und Tempeln beim hatsu-mode (1.
Schreinbesuch nach Neujahr), da kann es voll werden, einige Museen haben zum
Jahreswechsel geschlossen. Ich würde einen kleinen Städtetrip aber auf jeden Fall
empfehlen!
Fazit
Ich habe mein Tertial in Nagasaki sehr genossen. Sehr hilfreich war, dass sich auf
den Stationen immer jemand fest für mich zuständig gefühlt hat und diese Person
ihre Aufgabe dann auch sehr ernst genommen hat. Im Vergleich zu Deutschland
arbeitet man sicherlich weniger selbstständig auf der Station mit, was aber
keinesfalls heißt, dass man sich langweilt oder nichts lernt. Ich kann guten
Gewissens sagen, dass ich jeden Tag etwas Neues dazu gelernt habe. Sicherlich
gibt es manchmal eine oder zwei Stunden Leerlauf, in denen man sich dann still
beschäftigt und kurz mal etwas nachlesen kann, das habe ich aber eher positiv
empfunden, weil ich so Gelerntes vertiefen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass es
sehr erwünscht war, Fragen zu stellen, allerdings hat die Antwort, auch wenn sie
interessant war, nicht immer ganz zur Frage gepasst. Die Arbeitszeiten haben
zwischen 7.30 bis 10.00 morgens bis 17.00 bis 20.00 abends variiert, von Station zu
Station und von Tag zu Tag sehr unterschiedlich, hilfreich war es, wenn ich, wie z.B.
in der Hämatologie, Endokrinologie oder Pulmonologie oder Kardiologie einen
Wochenstundenplan hatte, ansonsten war das Tagesende manchmal sehr
unvorhersehbar, was die Planung etwas erschwert hat. Ab 17.30 kann man fragen,
ob man gehen darf, aber ehrlich gesagt waren die spannendsten Konferenzen immer
um diese Zeit und ich habe davon keinen Gebrauch gemacht, ich denke die
japanischen Studenten tun das auch nicht.
Bei den Studenten ist es sehr einfach Anschluss zu finden, einfach ansprechen,
Smalltalk und fragen, ob man was unternehmen möchte (oder man wird selbst
gefragt). Die NUSIA organisiert auch immer einmal wieder Events, bei denen man
andere Internationals kennen lernen kann, durch die Institute Nekken und Genken
gibt es in Nagasaki viele internationale Studierende. Außerdem wurde ich beinahe
jede Woche von meinen Kollegen zum Essen, auf Abendvorträge oder zum Sport
eingeladen, sodass man eigentlich kaum einen Abend alleine im Guesthouse hocken
muss, wenn man das nicht will.
Die Organisation hat bei mir sehr gut geklappt. Frau Kusomoto kümmert sich wirklich
gut und für den täglichen Bedarf liegt Frau Yus Office nur 1 min vom Guesthouse
entfernt, sodass man sofort jemanden zur Hand hat. Sobald ich etwas nicht
verstanden habe (japanische Verwaltungspost) oder es ein Problem gab, wurde
sofort eine Lösung gesucht und gefunden. Für mich bedeutete Nagasaki das
Rundum-Sorglos-Paket.