av-info 06 / 2019 (037) - alpenverein · wann isch genug genug und wann isch oans mehr als koans?...
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Ortsgruppe Neuhofen / Krems
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ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS
AV-INFO 06 / 2019 (037) Neuhofen/Krems, 29.08.2019
Liebe Bergfreunde,
in unserem aktuellen AV-Info beschäftigen wir uns wieder einmal mit einem Wetterphänomen -
Wieviel wiegen Wolken? Man glaubt kaum das dies möglich ist: Doch für „Experten“ - und
unter Zuhilfenahme einiger Hilfsmittel - ist dies bei einigen (wenigen) Wolkenformationen
tatsächlich (zumindest annäherungsweise) möglich.
Der Tiroler Schauspieler Tobias Moretti hat sich auf Einladung der Tourismuswerbung Tirol zu
deren 125-Jahr-Jubiläum einige Gedanken gemacht und bei der Feier in Erl im Jahre 2014 eine
kritische und viel beachtete Rede über Tirol und den Tourismus gehalten - Wann isch genug
genug …
Eine ebenso ernste Angelegenheit ist der „Hilferuf“ der Bayrischen Bergwacht - Bergwacht am
Limit. Die Bergrettungskräfte jenseits und diesseits der österreichischen Grenze stoßen an ihre
personellen (ehrenamtlichen) Kapazitäten. Angeschlossen drei Berichte von Bergrettungseinsätzen
mit denen sich die freiwilligen Helfer „herumschlagen“ müssen.
Heuer wäre E.T. Compton, ein exzellenter Bergsteiger und genialer Maler 170 Jahre alt
geworden - eine kurze Würdigung.
In einem Cartoon nimmt Georg Soier das Thema Handys auf Berghütten auf die Schippe, wobei
die Wirklichkeit den Comic bei weitem schon übertrifft.
Ein herzliches Berg Heil
wünscht euch
das AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems
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Wetterphänomen:
Wie viel wiegen Wolken?
Sie sehen so schwerelos aus
und doch haben Wolken ein Gewicht
Wolke über dem Matterhorn (4476m)
So leicht, wie sie aussehen, sind sie nicht!
Wolken sehen so wunderbar leicht aus. Sie schweben scheinbar schwerelos hoch über uns und
lassen sich vom Wind mittreiben. Und selbst bei großen Gewitterwolken ist es kaum vorstellbar,
dass sie tonnenschwer sein können. Doch der Schein täuscht! Wolken wiegen tatsächlich viel
mehr, als viele annehmen. Selbst eine flauschige Schönwetterwolke kann ganze tausend Tonnen
auf die Waage bringen - so viel wie 200 große Elefanten.
Woraus besteht eine Wolke?
Wolken bestehen aus schwebenden Partikeln (Ruß, Staub und Abgase) unterschiedlichster Größe,
Form und Zusammensetzung. Überwiegend ist es jedoch eine große Ansammlung von
Wassertröpfchen.
Diese Wassertröpfchen sind meist winzig - typischerweise kleiner als zehn Mikrometer, das ist
viel weniger als ein Haar dick ist. Sie entstehen, indem feuchtwarme Luft abkühlt und das
überschüssige Wasser auf noch viel kleinere Staubteilchen trifft, die durch die Luft schweben.
Das Wasser macht diese Staubteilchen nass - es kondensiert auf ihnen. Wenn auf diese Weise
eine große Menge Wassertröpfchen entstanden ist, lagern sie sich zusammen und werden immer
schwerer. Die Wolke wird so zur Regenwolke und die Tropfen fallen zu Boden. Wolken bilden
sich also immer dann, wenn warme Luft abkühlt.
Befinden sich die Wolken in höheren Luftschichten oder sind die Temperaturen niedrig, können
Wolken auch teilweise oder ganz aus Eis- bzw. aus Schneekristallen bestehen. Darin können
Hagelkörner Durchmesser von mehreren Zentimetern erreichen.
Wie kann man das Gewicht einer Wolke berechnen?
Doch wie wird das Gewicht der Wolken bestimmt? Schließlich kann man sie nicht einfach so
vom Himmel holen und auf die Waage legen.
Tatsächlich ist die Gewichtsbestimmung von Wolken nicht ganz einfach. Um einzuschätzen, wie
schwer die Wolke ist, sind zwei Angaben nötig: Man muss wissen, wie groß die Wolke ist und
wie viel Wasser sie enthält. Meteorologen erforschen mit Hilfe von Radar, Flugzeugen und
Satelliten zunächst den Wassergehalt, um so anschließend ihr Gesamtgewicht zu ermitteln.
Doch diese Hilfsmittel stehen selten zur Verfügung, sodass die Meteorologen die Wolkengröße
meistens schätzen müssen. Leider sind Wolkenformen zu komplex, als dass man immer ihre
genauen Maße bestimmen könnte.
Wolke ist eben nicht gleich Wolke. Tatsächlich gibt es enorme Unterschiede zwischen den
Himmelskörpern: Ob Schäfchenwolke, Wolkenschleier, Quell- oder Gewitterwolke - das
Gewicht, die Ausdehnung und Geschwindigkeit variieren enorm und wenn bei Regenwetter der
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Himmel mit großen, dunklen Wolken verhangen ist, lässt sich nicht einmal sicher sagen, wo die
eine aufhört und die andere anfängt. Und selbst Einzelwolken sind so unterschiedlich in ihrer
Form, dass pauschale Größen- oder Gewichtsangaben unmöglich sind.
Bei kleineren Schönwetterwolken (Cumulus) ist es etwas einfacher, weil sie meist klare
Begrenzungen haben, was eine Schätzung vereinfacht. Eine Cumulus-Wolke enthält etwa ein
Gramm Wasser pro Kubikmeter und kann leicht einen Kilometer lang, breit und hoch sein - dann
hat sie ein Volumen von einer Milliarde Kubikmeter und wiegt dementsprechend an die tausend
Tonnen.
Gewitterwolken sind echte Schwergewichte
Gewitterwolken (Cumulonimus) sind noch
gewaltiger. Die riesig aufgetürmten
Wolkentürme können bis zu elf Kilometer
hoch und genauso breit werden. Das bringt
mehrere Millionen Tonnen Wasser auf die
Waage.
Doch so gewichtig das klingt, es ist fast nichts
im Vergleich zu den Wolken tropischer
Regionen. Weil dort die Luft wärmer ist,
speichern sie mehr Wasser: Bis zu sieben
Gramm sind es pro Kubikmeter. Folglich sind sie im Schnitt siebenmal schwerer als Wolken hier
zu Lande. So können Wolken, die Tropenstürme bringen, sogar hunderte von Millionen Tonnen
schwer sein.
Und wie kommt es, dass diese schweren Ungetüme nicht einfach vom Himmel fallen?
Das gesamte flüssige Wasser einer großen Wolke kann mehrere hundert Tonnen wiegen. Doch
obwohl flüssiges Wasser ja viel schwerer ist als Luft, fallen die Wolken nicht in einem Schlag
vom Himmel. Das liegt daran, dass sich das Gesamtgewicht der Wolken aus einzelnen, winzigen
und unzählbar vielen Wassertröpfchen zusammensetzt, die jedes für sich federleicht ist.
Allerdings würden auch diese winzigen Tröpfchen langsam zur Erde sinken. Weil es aber so
wenig wiegt und die Luft so zäh ist, sinkt es langsamer als eine Schnecke kriecht, mit nur
wenigen Millimetern pro Sekunde und wird dabei zusätzlich durch warme aufsteigende Luft in
der Höhe gehalten. Erst ab einer bestimmten Größe kann die Wolke nicht mehr schweben und
„fällt“ auf den Boden: Es fängt an zu regnen.
Quelle: www.wetter.de, www.spektrum.de, www.wissenschaft-im-dialog.de, www.simplyscience.ch
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Wann isch genug genug und wann isch oans mehr als koans?
Aktueller denn je:
Der Tiroler Schauspiel-Star Tobias Moretti hat sich
zum 125-Jahr-Jubiläum der Tourismuswerbung in Tirol
Gedanken gemacht und bei der Feier in Erl 2014 eine
viel beachtete Rede über Tirol und den Tourismus
gehalten.
Tobias Moretti
„Wann ist genug genug?“
Wenn selbst ein Peter Habeler als eine der Bergsteiger-Persönlichkeiten des Jahrhunderts
gemeint hat, dass er schlichtweg Angst hat, wenn er in unsere Zukunft schaut hier in Tirol, hat
mich das sehr bewegt. Das hat sicher weniger damit zu tun, dass er ein ängstlicher Mensch wäre,
sondern eher wohl damit, dass ein besonnener Mensch vielleicht eigentlicher in die Zukunft
schaut.
Ich habe auch weder Angst vor der Google-Brille noch vor den Selfies noch vor sonstigen
Innovationen. Nur wenn man, was die Brille betrifft, von Demokratisierung der Wahrnehmung
spricht, dann weiß ich, dass die zukünftige Wahrnehmung sicher die von sich selbst ist und nicht
die der Eindrücke dieses Landes.
Ich bin beeindruckt von der Gesamtleistung und von allem, was die Touristologie da so alles
durchanalysiert hat, alles digital und technisch top aufgestellt, alles einbindet. Sie hat also den
Schwung der Zeit mitgenommen. Kann nur sein, dass der Touristiker sich damit grad selber
abschafft, weil es ihn nimmer braucht.
Es ehrt mich sehr, dass Joe Magreiter mich gebeten hat, zur 125-Jahr-Feier der
Tourismuswerbung in Tirol im Festspielhaus Erl etwas zu sagen. Aber je mehr ich darüber
nachgedacht habe, umso weniger fiel mir ein. Denn dazu ist der Tourismus mittlerweile ein zu
komplexes Fachgebiet mit eigenen Gesetzmäßigkeiten. Wozu ich eigentlich Lust gehabt hätte,
wenn man das hier alles so hört und sieht, Qualitätstourismus, Hochglanz alles, wäre ein kleiner
Dokumentarfilm à la Ulli Seidel gewesen: nur 15 Minuten, über lautere kreative Absichten - und
das, was dann als Realität dabei herauskommt. Eine Gegenüberstellung.
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Almhütten und Paläste
Ich bin kein Touristiker, ich kenne mich damit nicht aus, finde aber all diese Strategien auch
überzeichnet: Destinationsmanagement, Innen-Marketing, Außen-Marketing oder all diese
Wortungetüme wie Markenidentität, an sich schon ein abstruser Begriff. Ich sehe nur, dass die
Panorama-Paläste auf den Gipfeln, in denen sich die Touristiker, die Gemeinderäte, die
Bürgermeister und Architekten verewigen, leer sind und man in den kleineren gemütlichen
Hütten nie einen Platz kriegt, weil alle hinwollen.
Ja, Markenidentität - was heißt denn das? Was ich kenne, ist „Identität“, also erst einmal ohne
Marke: Identität als Prägung des Seins durch die Kultur, durch die Menschen, durch die
Landschaft, die einen hervorgebracht haben. Diese Prägung ist für mich selbstverständlich, also
nicht aus einer Konstruktion heraus, sondern sie ergibt sich von allein, aus der
Lebenswirklichkeit, wie bei den meisten hier, die nicht nur im ländlichen Raum leben, sondern
mit ihm leben - und auch von ihm leben.
Dass mich das Thema „Identität“ in diesem Zusammenhang nicht loslässt, hat ja auch damit zu
tun, dass sich der Tourismus immer, auch in der modernen Vermarktung, auf das bäuerliche
Umfeld und die bäuerliche Prägung beruft: starkes Land, starke Menschen, kantige Menschen,
Eigenheiten. Aber gleichzeitig distanziert er sich in seiner Verspreizung und weicht diese
Eigenheit wieder auf. Das kommt davon, wenn man Markenidentität mit Identität verwechselt.
Eigenheit erzeugt immer die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Und der Reiz des Reisens lag
und liegt bis heute in der Begegnung mit der jeweiligen Eigenheit des Anderen, anderen
Regionen, anderer Gegend, anderem Klima, anderen Kulturen aber immer in der Authentizität
des Anderen.
Zu Zeiten von Sepp Schluiferer im Jahr 1907 hatte das Tirolische noch seinen „exotischen“ Reiz,
fern von Europa, für Preußen, Rheinländer und sonstige, und der einzelne Tiroler (damals noch
nicht kollektiv im Verband auf Marketing programmiert) verstand es, diese Exotik in einer Art
individuellem Marketing ökonomisch und für Eroberungen aller Art zu nutzen. Als „jottvoll
ursprüngliche Menschen“ sind wir heute nicht mehr glaubwürdig zu vermarkten. Als wir vor 25
Jahren die Piefke-Saga gemacht haben, haben alle, die Touristen und die Tourismus-Arbeiter,
sich damit identifiziert. Die Touristiker nicht: Die fühlten sich offiziell in ihrer Existenz so
bedroht und so gefährdet, dass der Andreas Braun damals kurz vor seiner noch vorzeitigeren
Abwahl stand.
Welcher Tourist sucht was? Es gibt ja kein einheitliches Bild mehr. Es gibt nach wie vor Gäste,
die suchen hier etwas, was sie zuhause nicht haben: eine Kongruenz, eine Übereinstimmung
zwischen der Lebenswelt - der Landschaft, der Kultur - und ihren Bewohnern. Diese
Übereinstimmung ist nichts anderes als Authentizität.
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Ein Diener seiner Herren
Zu diesem Traditionsmodell des Gastes kommen aber ganz andere Schichten: Die jungen
„User“, die, obwohl sie sich nicht auskennen, auch im alpinen Bereich Anspruch ihre Gaudi
haben wollen, alle Ressourcen gnadenlos ausnutzen, ohne Rücksicht auf Verluste und das gleich
posten; und da setzen wir auch nichts dagegen, sondern warten erst einmal ab. Dann haben wir
die Russen, die ihr Hauptinteresse auf die Exklusivität des Standorts legen. Gut ist nur, was teuer
ist. Und die Versuchung angesichts dessen, was da im Lande bleibt, ist riesig. Und wir verbiegen
uns bis in alle Windungen hinein. Mit einem Bein sind wir traditionell, mit dem anderen hip, mit
dem dritten ein lächelnder Diener seiner Herren.
Es ist mir schon klar, dass sich der Tourismus hat verändern müssen, dass das Marketing sich
vor der Kurzfristigkeit und dem rasanten Lebenstempo seiner Zielgruppen nicht verschließen
kann: Heute entscheidet einer am Mittwoch, wo er am Freitag sein will, will dort aber gleich
wieder weg, sobald die Selfies geschossen und gepostet sind. Ich kann und will die Flüchtigkeit,
die Kurzlebigkeit und die Geschwindigkeit der neoliberalisierten Welt weder ignorieren noch
sonst was, aber eines muss einem klar sein: Wenn man sich ihr immer unterordnet, ihr keinen
Standpunkt entgegensetzt, ihr immer hinterherhinkt (immer noch was mitnehmend), dann wird
unsere Identität, die gewachsene Lebenswelt aussterben. Und dann wird’s schwierig, den
Friedhof zu vermarkten.
Nordkette überlebt Marke
Tirol ist ein starkes Land, mit hoffentlich noch mutigen und nicht zu biegsamen Menschen. Ein
Land, das schon da war, ehe es als Marke definiert wurde. Und dieses Land wird es noch geben,
wenn alle Werbekonzepte längst Geschichte sind. Es spricht zumindest geologisch einiges dafür,
dass die Nordkette eine höhere erdgeschichtliche Lebenserwartung hat als die Markenstrategie.
Tourismus ist in unserem Lande zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor geworden. Und so wie unser
gesamtes globalisiertes Wirtschaftssystem huldigt er dem Dogma grenzenlosen Wachstums:
mehr an Nächtigungen, mehr an Aktivitäten etc.
In diesem Denkmuster aus dem 19. Jahrhundert, dass alles immer mehr werden muss, ist
jeder von uns, ob er will oder nicht, immer noch verhaftet. Die meisten ziehen daraus auch
ihre Existenzberechtigung, ihre Lebensleistung. Aber: Dieses Land, unsere Ressource,
unser Lebensraum - wird nicht mehr. Wenn wir ihn dauerhaft erhalten wollen, und zwar
auch als Wirtschaftsfaktor, müssen wir uns genau zwei Fragen stellen, die in diesem
Muster nicht vorgesehen sind: Wann ist genug genug? Und: Wann ist oans mehr als
koans?
Quelle: www.alpenverein.at/tirol, Bilder: www.tirolwerbung.at
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Bergwacht am Limit - Die Schattenseite des Alpen-Booms
Während es in den meisten Unternehmen in der Urlaubszeit eher ruhig zugeht, herrscht in den
Alpen Hochkonjunktur. Bergsport ist „in“. Entsprechend passieren mehr Unfälle. Dieser Boom
bringt Ehrenamtliche der bayerischen Bergwacht zunehmend ans Limit.
Um bei Notfällen schnell helfen zu können, muss in den einzelnen Sektionen der Bergwacht
ständig jemand in Alarmbereitschaft stehen. Das sind fast ausschließlich ehrenamtliche Helfer.
In Grainau zum Beispiel Wilhelm Kraus. Der selbständige Raumausstatter muss während der
Arbeit jederzeit damit rechnen, dass ein Notruf kommt und das passiert in letzter Zeit immer
häufiger. „Früher hat man gewusst, am Wochenende wird’s heftig, aber jetzt kommen auch unter
der Woche immer mehr Einsätze herein. Montag, Dienstag und Mittwoch zum Einsatz, das ist
schon fast Standard.“ Wilhelm Kraus, Einsatzleiter
Wenn sich Wanderer rund um Grainau verlaufen, umgeknickt sind oder in einem Schneefeld
nicht mehr weiterkommen, geht sein Pieper los. Den trägt er immer mit einem Clip am Gürtel.
Vier hohe Pieptöne - kurze Pause - dann das Gleiche von vorn. So klingt es, wenn Kraus
alarmiert wird. Dann muss er sofort alles stehen und liegen lassen und es heißt: raus zur Rettung.
Mit Blaulicht und Martinshorn - auch Bergwacht-Fahrzeuge sind Rettungswagen.
8.516 Einsätze im Jahr 2018
Im letzten Jahr musste die Bayerische Bergwacht 8.516 Mal zu solchen Einsätzen ausrücken. Ein
neuer Rekord. Das hängt mit den trendigen Sommersportarten zusammen.
„Die Einsatzzahlen haben sich in den letzten Jahren verdoppelt, weil Modesportarten wie
Gleitschirmfliegen, Canyoning oder Mountainbiking boomen. Oft überschätzen sich die Leute
einfach. Jedem muss klar sein, dass er in den Bergen auch eine Eigenverantwortung hat und
vorher abschätzen sollte, wie lang und wie schwierig zum Beispiel eine Tour ist und ob er dafür
fit genug ist.“ Roland Ampenberger, Sprecher Bayerische Bergwacht.
Vollkasko-Mentalität und Egoismus mancher Bergwanderer stark angestiegen
Im Notfall ist mit dem Handy schnell die 112 gewählt und man wird vom Berg geholt. Die
Retter stellen fest, dass sich eine Art Vollkasko-Mentalität unter den Bergwanderern breitmacht.
Das belastet vor allem die Ehrenamtlichen und führt dazu, dass mancherorts nur noch schwer
freiwillige Einsatzleiter gefunden werden.
Außerdem dauert es, bis ein Bergwacht-Mitarbeiter voll einsatzfähig ist. Die Ausbildung dauert
rund drei Jahre: Die rotblauen Retter brauchen umfangreiche Erste-Hilfe-Kenntnisse, es gibt
sogar eigene Bergwacht-Notärzte. Klettern und Skifahren zu können ist sowieso
Grundvoraussetzung.
Bergrettung kann mehrere Tage dauern
Die Bergwächter müssen bereit sein, große Teile ihrer Freizeit zu opfern. Eine Bergrettung kann
mehrere Tage dauern, je nachdem wie schwierig die Unglücksstelle zu erreichen ist. Hinzu
kommt, dass nach der Rettung der Einsatz noch lange nicht beendet ist. Trotz Erschöpfung
müssen die Helfer, oft mit klammen Fingern, noch die Einsatzprotokolle erstellen.
„Die Bürokratie hat auch zugenommen. Gerade nach dem Einsatz ist das manchmal schwierig
und eine Belastung. Aber es geht nicht anders - ein notwendiges Übel.“ Axel Miller,
Einsatzleiter Bergwacht Garmisch-Partenkirchen
Die Rettungsorganisation denkt auch aus diesem Grund darüber nach, mehr Hauptamtliche als
Unterstützung einzustellen. Das geht aber aus finanziellen Gründen nur begrenzt. Die
Ehrenamtlichen sind und bleiben in der Bergrettung unverzichtbar.
Quelle: www.br.de, 18.08.2019
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Gerettete Schneeschuhwanderer drohen Bergrettung mit Klage
Mit einem kuriosen Fall sieht sich die Bergrettung in Tannheim in Tirol konfrontiert. Zwei von
ihr gerettete deutsche Schneeschuhwanderer weigerten sich, die Kosten für ihre Rettung in Höhe
von 2261 Euro zu bezahlen - unter Hinweis darauf, dass diese quasi überdimensioniert über die
Bühne gegangen sei. Den Bergrettern flatterte daraufhin ein Schreiben eines der Männer - er ist
Rechtsanwalt - ins Haus. Zwei Bergretter, ausgerüstet mit einer Lampe, hätten für den Einsatz
ausgereicht, die Rechnung sei viel zu hoch.
„Wir erfuhren von den Beiden telefonisch, dass sie völlig erschöpft seien, stark durchnässt und
stark frieren, sie wussten nicht mehr vor noch zurück“, erinnerte sich Ortsstellenleiter Reinhold
Bilgeri an den Einsatz. Zudem herrschte Lawinenwarnstufe 3, also erhebliche Gefahr, das Gebiet
war zudem weitläufig und von zahlreichen Gräben durchzogen. Im Zuge des Einsatzes hatten
sich drei Trupps mit je fünf Mann auf die Suche nach den beiden Deutschen gemacht. Leider
hielten sich die Schneeschuhwanderer nicht an die ausdrückliche Aufforderung, am zuletzt
georteten Platz zu bleiben. Schließlich erreichten die Bergretter die beiden Deutschen. Sie
statteten sie mit trockener Kleidung aus, versorgten sie mit Getränken und brachten sie sicher
zum Zugspitzblick. Dann folgte der Transport retour nach Schattwald. Wie sich später
herausstellte, war damit das letzte Kapital des Einsatzes noch nicht geschrieben.
„Die Einsatzstärke des Rettungsteams sei verhältnismäßig und den schwierigen Wetter- und
Lageverhältnissen angepasst gewesen, keinesfalls überdimensioniert“, so Anton Mattle, seines
Zeichens stellvertretender Leiter der Tiroler Bergrettung. Dass die beiden Deutschen in einer
großen Notlage waren und dies selbst so schilderten, würden die Aufzeichnungen des
eingegangen Notrufes in der Leitstelle Tirol eindeutig zeigen.
Quelle: www.diepresse.com, 07.05.2019
Frau am Ende ihrer Kräfte - Junges Paar aus Mittelfranken mit sehr schweren Rucksäcken kehrt an der
Mittelspitze (Watzmann) wieder um
RAMSAU - Zwölf Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau und die Besatzung des Traunsteiner
Rettungshubschraubers Christoph 14 haben in der Nacht von Montag auf Dienstag ein junges
Paar vom Watzmann-Hocheck gerettet, da die Frau nach einer missglückten Überschreitung im
Abstieg zwischen Hocheck und Hochstieg völlig kraftlos war und nicht mehr weiterkam.
Die jungen Franken hatten am Watzmannhaus übernachtet und waren am Morgen mit rund 16
bis 17 Kilo schweren Rucksäcken zu einer geplanten Sieben-Tages-Tour über den Watzmann ins
Steinerne Meer aufgebrochen, kamen aber wesentlich langsamer als vorgesehen voran. Auf der
Überschreitung war dann an der Mittelspitze Schluss: die beiden Urlauber erkannten, dass sie
mit den schweren Rucksäcken im ausgesetzten Gelände kein Tempo machen konnten, ihr
nächstes Etappen-Ziel an der Grieshütte nicht mehr erreichen würden und kehrten wieder um
zum Hocheck.
Gegen 18.20 Uhr setzten sie dann einen Notruf ab, da die Frau zwischen Hocheck-Gipfel und
Hochstiege am Ende ihrer Kräfte war. Die Besatzung des Rettungshubschraubers Christoph 14
flog im Pendelverkehr insgesamt sieben Ramsauer Bergretter zum Watzmannhaus, die dann zu
Fuß aufstiegen und zum Teil mit zusätzlicher Ausrüstung so weit wie möglich mit dem Tau
unterhalb der Wolkenschicht geflogen und abgesetzt wurden. Sie stiegen weiter auf, versorgten
die Frau so weit, dass sie entgegen der ersten Erwartungen dann doch in einer dreistündigen
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Aktion aus eigener Kraft gehen und am kurzen Seil zum Haus geführt werden konnte. Die
zusätzliche Ausrüstung für einen zunächst geplanten liegenden Abtransport in der Trage wurde
nicht mehr benötigt. Ein Rettungsflug für die Frau per Tau unterhalb des Nebels war wegen
Dunkelheit nicht mehr möglich. Die in Bergnot Geratenen übernachteten wieder im
Watzmannhaus und planten am Dienstagvormittag selbst abzusteigen. Die Bergretter gingen
nach einer Brotzeit am Watzmannhaus zu Fuß weiter zur Mitterkaseralm, wo sie ihre Kameraden
per Fahrzeug abholten und ins Tal fuhren. Der aufwendige Einsatz dauerte bis 2 Uhr in der Früh.
Quelle: Bergwacht Ramsau, 16.07.2019
Beim ersten Notruf schon gewarnt -
Mann geht trotzdem weiter auf Zugspitze - dann schlägt ein Blitz ein
Schon beim ersten Notruf riet ihm die Bergwacht Grainau vom weiteren Aufstieg auf die
Zugspitze ab: Doch ein 23-jähriger Mann wollte nicht hören und stieg weiter. Dann schlug ein
Blitz neben ihm ein.
GRAINAU - Die Wetterbedingungen - schwierig. Insbesondere die Prognose, dass Gewitter
aufziehen sollten, lud wahrlich nicht zu einer Bergtour ein. Davon ließ sich ein 23-jähriger
Unterfranke am Montag allerdings nicht beirren. Er versuchte trotzdem, übers Höllental auf die
Zugspitze zu gelangen - und löste einen Großeinsatz der Bergwacht aus.
Bei schlechter Sicht verlor der Kleinlangenheimer (Landkreis Kitzingen) bereits gegen Mittag die
Orientierung auf dem Höllentalferner. Um 13.17 Uhr setzte er seinen ersten Notruf ab. Per
Telefon gelang es dem Einsatzleiter der Bergwachtbereitschaft Grainau, ihn wieder auf den
richtigen Weg zu lotsen. „Allerdings habe ich ihm aufgrund der für nachmittags vorhergesagten
Wetterverschlechterung mit Gewittern von einem weiteren Aufstieg durch den oberen
Klettersteig zwischen Höllentalferner und Zugspitz-Gipfel abgeraten“, sagt Christoph Vogg.
Stattdessen empfahl er ihm dringend, zurück zur Höllentalhütte zu gehen und durch die Klamm
abzusteigen. Leider vergeblich.
Den jungen Mann zog es aber weiter auf Deutschlands höchsten Berg - gut eine Stunde später
rief er erneut um Hilfe. Mittlerweile war er in das angekündigte Gewitter geraten und hatte einen
elektrischen Schlag über das Stahlseil durch einen nahen Blitzeinschlag erlitten. Bei seinem
zweiten Notruf klagte er über Herzrasen und hatte panische Angst.
Daraufhin machten sich - zum Eigenschutz erst nach Abklärung der weiteren Wetterlage - sieben
Einsatzkräfte und ein Bergwacht-Notarzt der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen mit der
Seilbahn Zugspitze auf den Weg zum Gipfel. Aufgrund der Rückmeldung, dass das Wetter etwas
besser geworden war, forderte Vogg parallel einen Hubschrauber an. Etwa 20 Minuten später
startete der ADAC-Hubschrauber Christoph Murnau mit einem Bergretter ins Höllental. Der
erste Anflug musste jedoch wegen unsicherer Sichtverhältnisse abgebrochen werden.
Mittlerweile waren drei Retter zu dem Patienten abgestiegen und kümmerten sich um die
Erstversorgung. Nach einem erneuten Wettercheck wagte der Pilot einen zweiten Anflug.
Diesmal gelang es, den Bergwachtmann mit der Winde an der Einsatzstelle abzusetzen und mit
dem Patienten im Rettungsdreieck gesichert wieder aufzunehmen. Der Hubschrauber brachte den
Unterfranken zur medizinischen Abklärung in die Unfallklinik Murnau. Die anderen Retter
stiegen wieder zum Gipfel auf und fuhren mit der Seilbahn ins Tal. Insgesamt waren bei diesem
Einsatz zehn Retter aus Grainau, ein Bergwacht-Notarzt und das Team des Hubschraubers vier
Stunden lang gefordert.
Quelle: www.merkur.de, 16.08.2019
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Edward Theodore Comton
Ein genialer Künstler
* 29. Juli 1849 in Stoke Newington, England
† 22. März 1921 in Feldafing
„Gestern mittag ist nun endlich erlösend der Tod zu meinem
Vater gekommen. Ob er wohl jetzt die strahlenden lichten Höhen
und die Gottesherrlichkeiten schaut, auf die er immer so
zuversichtlich gebaut hat?“, schrieb Comptons Tochter Marion
am 23. März 1921 an Dr. Karl Blodig, dem treuen Freund und
langjährigen Seilgefährten des Verstorbenen.
Schon Fritz Schmitt, der bekannte Bergsteiger-Biograf, der sich
auch mit E. T. Compton beschäftigt hat, nannte diesen einen
zweifachen Klassiker: Als Maler und Zeichner hat er an die 2000
Zeichnungen und Gemälde geschaffen und als Bergsteiger konnte er gut 300 bedeutende
Ersteigungen durchführen. Die meisten Bergsteiger haben sicher schon einmal eine alpine Szene
dieses bedeutenden Malers zu Gesicht bekommen, doch nur wenigen ist bekannt, dass Compton
auch außeralpine Gebiete besucht hat, wie beispielsweise die Lofoten und das Schottische
Hochland, aber auch die Hohe Tatra, das Nordkap und die Hebriden.
Edward Theodore Compton, meist E. T. Compton wurde 1849 in Stoke Newington (heute ein
Vorort von London) als Sohn des kunstsinnigen Versicherungsagenten Theodore Compton
geboren. 1863 begann Compton mit ersten Naturstudien und besuchte verschiedene englische
Kunstschulen, so auch für kurze Zeit die Royal Academy of Arts in London. Ansonsten bildete
er sich autodidaktisch weiter und arbeitete an Motiven aus den englischen Seengebieten.
Comptons Vater versuchte, seinen Kindern eine möglichst gute Schulbildung zu ermöglichen.
Die hohen Schulkosten in England und um eine - insbesondere für seinen kunstbegabten Sohn
Edward Theodore - ideale Umgebung zu schaffen, veranlassten die Familie 1867 nach
Deutschland auszuwandern und nach Darmstadt zu übersiedeln. Tatsächlich war Darmstadt zu
jener Zeit als Residenz des Großherzogtums Hessen unter Großherzog Ludwig III. eine
Künstlerhochburg. Aus Comptons Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, dass nicht nur sein
Vater, sondern auch er in Darmstadt Zeichenunterricht erteilten.
Im Juli 1868 reiste die gesamte Compton-Familie in das Berner
Oberland, nachdem E. T. bereits 1867 den Thuner See besucht und
davon begeistert berichtet hatte. Auf dieser zweiten Reise soll sich
Compton während der Überfahrt über den Thuner See, als sich der
Nebel überraschend teilte und Eiger, Mönch und Jungfrau fast visionär
über ihm standen, spontan dazu entschlossen haben, Bergmaler und
Bergsteiger zu werden. Ab 1869 wohnte Compton in München und
stellte dort zwei Jahre später zum ersten Mal im Glaspalast aus.
1872 heiratete er die Münchnerin Gusti von Romako (Auguste Amalie
Plötz) und unternahm mit ihr eine zweijährige Reise, die das junge Paar
nach Tirol, Kärnten und Italien führte. 1874 - Compton war jetzt 24
Jahre alt - ließen sich die beiden schließlich in Feldafing am
Starnberger See nieder. Königssee
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E. T. Compton bereiste nun Nordafrika, Spanien, Korsika und Skandinavien, den größten
Eindruck machten auf ihn jedoch die gewaltigen hochalpinen Szenerien im Berner Oberland, so
dass er sich fortan nur mehr der Gebirgsmalerei widmete.
Anfänglich noch der englischen Romantik verhaftet,
entwickelte Compton später eine realistische neue Art der
Naturdarstellung, indem er sich zwar von seinen künstlerischen
Ideen leiten ließ, aber dabei größtmöglich geographisch exakt
blieb.
Schon seine frühen Aquarelle zeigen die hohe Bedeutung von
Helligkeit und Licht in Comptons Werken. Auffallend in den
Kompositionen Comptons ist auch die Art, wie er die diffuse
Technik der verschiedenen Medien wie Wasser und Luft, auch
aufsteigender Dunst und Nebel, für die Darstellung der
Eigenheiten und momentanen Stimmungen seiner Landschaften
nutzte. Seine vom eigenen Erleben geprägten Werke mit ihren
äußerst anschaulichen Szenen sind häufig von hohem
dokumentarischem Wert, lassen sie uns doch einen
eindrucksvollen Blick in die Frühzeit des Alpinismus tun.
Auch wenn Compton nie eine Schule gegründet oder initiiert hatte, nahmen doch viele Künstler
Comptons Stil zum Vorbild: so z. B. Ernst Platz und Karl Arnold sowie Comptons Sohn Edward
Harrison Compton und seine Tochter Dora Compton.
Europaweit bekannt wurde Compton auch als Illustrator in den Publikationen des Deutschen und
Oesterreichischen Alpenvereins (DuÖAV) und verschiedene alpine Publikationen und
Zeitschriften. So etwa gehen die Abbildungen in Emil Zsigmondys Buch „Im Hochgebirge“
(1889) auf ihn zurück, ebenso die Illustrationen in „Alpinismus in Bildern“ von Steinitzer (1913)
oder „Über Fels und Firn“ von H. Hess (1901). Viele seiner Arbeiten kamen in Form von
Ansichtskarten auf den Markt, die heute vor allem in Sammlerkreisen sehr geschätzt werden.
Aber auch die alpinen Vereine erwarben seine Bilder, und noch heute hängt in so manchem
Vereinslokal ein „echter Compton“ an der Wand.
In der Zeit des Ersten Weltkriegs
erreichte Compton eine Einladung
des österreichischen Heeres-
kommandos, Bilder von der
Gebirgsfront zu malen. Das
Bayerische Oberkommando
untersagte ihm dies aber, obwohl
sich Berlin zustimmend äußerte.
Zudem wurde er damals von der
Münchener Künstlergenossenschaft
ausgeschlossen, weil er Engländer
war. Bis zu diesem Zeitpunkt
konnte er sich mit seinen Werken
an zahlreichen Ausstellungen beteiligen, was seiner Popularität als Künstler, der seit 1880 auf
eine Mitgliedschaft bei der angesehenen Royal Academy verweisen konnte, sehr entgegenkam.
Mit seinen Arbeiten beeinflusste E. T. Compton die Werke von Ernst Heinrich Platz, Karl
Arnold und nicht zuletzt auch die seines Sohnes Edward Harrison Compton (1881 - 1960).
Guglia di Brenta
Gipfelkreuz Großer Priel
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Viele seiner Berggefährten konnten E. T. Compton bei seinen Arbeiten beobachten. Von einer
Begegnung mit einem Kärntner Bauern berichtet Dr. Karl Blodig im „Bergsteiger“ (1938/39, S.
678 ff.) folgendermaßen: „Als er (Compton) einmal einem Bauern sein Skizzenbuch
durchzublättern erlaubte, brach der zuletzt in die Worte aus: ,Bua, Bua, aber du kannst es!“
Über eine weitere köstliche Begegnung berichtet Blodig in dem erwähnten Aufsatz an anderer
Stelle. Compton arbeitete in der Umgebung von Chamonix an einem Bild der kühn aufragenden
Aiguille du Midi, als ein Spaziergänger gönnerhaft bemerkte: „C’est bien, continuez comme
ça!“ („Das ist gut, machen Sie nur weiter so!“) Nach einer halben Stunde kam der Mann wieder,
blickte Compton über die Schulter und sagte: „Ah, Monsieur, vous êtes peintre“ („Ah, mein Herr,
Sie sind ein Maler“.) Schließlich kam der Franzose ein drittes Mal vorbei. Das Bild war schon
ziemlich weit gediehen, und voller Staunen sagte er diesmal: „Ah, Monsieur, vous êtes un
artiste!“ („Ah, mein Herr, Sie sind ein Künstler!“). Als dann der Kritiker nach einiger Zeit noch
einmal bei Compton vorbeischaute, verneigte er sich tief und rief: „Pardon Monsieur, vous
n’êtes ni peintre et ni artiste, vous êtes un grand génie!“ („Entschuldigung, mein Herr, Sie sind
weder ein Maler, noch ein Künstler, sondern ein großes Genie!“).
Der geniale Hochgebirgsmaler war jedoch auch ein ausgezeichneter Bergsteiger. Unter seinen
zahlreichen Touren in Ost- und Westalpen finden sich nicht weniger als 27 Neutouren bzw.
Erstbesteigungen. „Nach Purtscheller nimmt Compton von allen trefflichen Bergsteigern, mit
denen zu wandern mir beschieden war, unbestritten den ersten Platz ein“, schreibt Dr. Karl
Blodig. „Sein glänzendes bergsteigerisches Können auf Eis und Fels, seine geradezu
bewundernswerte Ausdauer, seine unerschöpfliche Geduld im Ertragen von Mühseligkeiten, sein
wirklich geniales Pfadfindertalent, sie alle werden
vielleicht noch von seinem erhabenen Gleichmute
und seiner unverwüstlichen olympischen
Heiterkeit übertroffen“. Diese Leistungen waren
es auch, die 1880 den exklusiven britischen Alpine
Club bewogen, E. T. Compton die Mitgliedschaft
anzubieten. Im selben Jahr konnte er auch dem
Österreichischen Alpenklub beitreten. Darüber
hinaus nahmen ihn der Deutsche und
Österreichische Alpenverein (DuÖAV) und der
Schweizer Alpenklub (SAC) in ihre Reihen auf.
1919 unternahm Compton seine letzte große Bergfahrt, die ihn auf den Großglockner führte.
Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde der Bau der Compton-Hütte am Reißkofel (Kärnten)
beschlossen, ihre Eröffnung fand jedoch erst nach seinem Tod im Jahr 1928 statt.
Im Alter von 72 Jahren starb der Maler und Bergsteiger Edward Theodore Compton am 22.
März 1921 in Feldafing am Starnberger See.
Nennenswerte Erstbesteigungen und Touren (Auswahl)
Torre di Brenta - Erstbesteigung 1882
Cima Brenta - Erstbesteigung durch die Südwand 1882
Große Fermeda (Geislergruppe)
Aiguille Blanche de Peuterey - erste führerlose Besteigung, gemeinsam mit Karl Blodig
Großglockner - Besteigung mit 70 Jahren
Seilgefährten (Auswahl)
Karl Blodig, Ludwig Purtscheller, Emil Zsigmondy, …
Quelle: www.bergnews.com, www.wikipedia.com
Großglockner
Ortsgruppe Neuhofen / Krems
www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Spitzmauer / Totes Gebirge
Ortsgruppe Neuhofen / Krems
www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Piesling Ursprung / Totes Gebirge
Ortsgruppe Neuhofen / Krems
www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Vernagthütte 2755m Capanna Margherita 4554m
Brandenburger Haus 3277m Monte Rosa Hütte 2883m
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