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Barbara Falanga interior designer for AW Architektur & Wohnen - january 2013TRANSCRIPT
SCHWARZ AUF
WEISS IHR STIL IST SO WELTLÄUFIG WIE SIE SELBST: DIE INTERIORDESIGNERIN BARBARA
FALANGA AUS MAILAND HAT IN VIELEN LÄNDERN EUROPAS UND IN DEN USA GELEBT. JETZT WOHNT SIE IN IHRER HEIMATSTADT – IN EINEM APPARTEMENT-HAUS
VON DESIGNLEGENDE GIO PONTI, DAS SIE IM MANHATTAN-STYLE GESTALTETE.
So elegant wie ein Esszimmer wirkt der
Konferenzraum. Tisch und Stühle sind
ein Entwurf von Luigi Caccia Dominioni,
einem Weggefährten der Castiglioni-
Brüder. Die Leuchte „The big one“ ist
vom Norweger Jac Jacobsen, für Farbe
sorgt nur Alessandro Mendinis frühe
Version des Sessels „Poltrona di Proust“.
TEXT Cecilia Fabiani
FOTOS Filippo Bamberghi/Photofoyer
62 A &W 1/13
1/13 A &W 6564 A &W 1/13
Aus der Serie „Masken und Geister“ von Giovanni Gastel ist
das Foto, flankiert von „Toio“-Leuchten und „Proust“-Sessel.
Weiße Polstermöbel sind im Salon mit französischen Streifen -
tischen der 1940er und Fotokunst von Urs Lüthi kombiniert.
Schwarz-weiß heißt für Barbara Falanga Eleganz. So richtet
sie sich ein, und das trägt sie auch. Ausnahme: die Brille.
Ein Meisterstück ist die Schreibkommode im Wohnraum,
entworfen von Gio Ponti, bedruckt von Piero Fornasetti.
Vom kleineren der beiden Salons hat
man Zugang zur Terrasse – durch das
Rautenmuster an den Wänden wird der
Raum zur Gartenlaube, in welcher der
zierliche Sessel von Jacques Adnet aus
den 50er-Jahren wie ein Outdoormöbel
erscheint. Auch das Tablett von Piero
Fornasetti zeigt eine Scheinarchitektur.
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Doch, hier wird gekocht: Die Küche
mit ihren hochglänzenden Oberflächen
aus schwarzem Lack und Marmor ist
trotz aller Eleganz praxistauglich – außer
man lässt sich von den psychodelischen
Wandscheiben und -tellern von Piero
Fornasetti irritieren. Die Fotos mit Obst
und Gemüse machte Giovanni Gastel.
1/13 A &W 67
1/13 A &W 6968 A &W 1/13
ies ist Mailand, nicht Manhattan.
Das muss betont werden, denn aufden ersten Blick würde man ein
solches Appartement wohl eher an derUpper East Side erwarten: zehn Zimmer auf 330 Quadratmetern, gruppiert um einen 36 Meter langen Flur; das Interieurkonsequent in Schwarz-Weiß gehalten.Die Wohnung nimmt die gesamte fünfteEtage eines schmalen, zehnstöckigenBacksteingebäudes aus den 30er-Jahrenein, dessen markanter halbrunder Erkersich über alle Etagen erstreckt und denBau viel höher erscheinen lässt. Der Aus-blick: ein Park – mitten in der Stadt.
„Meine letzte Bleibe in New York warim Museum Tower, dem Wohnturmüber dem MoMA. Der Central Park liegtda nur ein paar Straßen entfernt“, sagtBarbara Falanga wie zur Erklärung. Nunlebt die Interiordesignerin wieder inihrer Heimatstadt und hat sich eineBleibe zum Wohnen und Arbeiten ge-schaffen, die dem New Yorker Wohnge-fühl nahekommt und doch ganz und gar italienisch ist. Das Haus steht in denStadtgärten der Porta Venezia, einem derwenigen großen Parks in Mailand, und
es wurde 1932 von keinem Geringerementworfen als Gio Ponti. Auch die Ein-richtung stammt zum größten Teil vonden Klassikern des italienischen Designs– von Franco Albini oder den GebrüdernCastiglioni, von Piero Fornasetti, Ales-sandro Mendini oder Gio Ponti selbst.Und sogar die Fotokunst an den Wän-den ist mehrheitlich von Italienern. Da-zwischen: ein wenig Skandinavisches,ein paar Stücke aus Frankreich, Spanien,den USA oder der Schweiz. „Eklektisch“nennt Barbara Falanga ihren Stil. Mankönnte auch sagen: Er ist internationalund bleibt doch seinen Wurzeln treu –so wie sie selbst.
Barbara Falanga verließ schon mit 20Jahren Italien, um in der Schweiz, inEngland und in den USA Innenarchitek-tur und Bühnenbild zu studieren. „MeinLebenslauf ist etwas ungewöhnlich, weilich nie in einem Interiorbüro angestelltwar, sondern mich noch sehr jung Mitteder 1970er-Jahre in New York gleichselbstständig gemacht habe“, erklärt sie.Ihr Leben hat sie zwischen den Staaten,Mailand und Paris verbracht, Häuser,Läden und Hotels in Frankreich, Italien,
in den USA und der Karibik gestaltet.Dreimal hat sie geheiratet, dreimalwurde sie geschieden, heute wohnt sieallein, von ihren beiden Katzen einmalabgesehen – ein sehr weltläufiges, selbst-ständiges und selbstbewusstes Leben.
Das Appartement hat sie vor zwei Jah-ren gemietet, komplett renoviert und soaufwendig wie respektvoll gegenüber derBausubstanz ausgebaut – von der origi-nalen Ausstattung war nichts mehr vor-handen. Den Grundriss behielt sie bei,den Korridor – „heute verzichtet man jaeher auf Flure“ – betonte sie sogar noch,indem sie ihn auf ganzer Länge als Bi-bliothek nutzt. Er verbindet so auch dieWohnräume am einen Ende des Appar-tements mit dem Arbeits- und Konfe-renzbereich am anderen. Schlafzimmer,Ankleide und das prächtige Marmorbadliegen der Eingangstür gegenüber, ver-borgen hinter einer Wandverkleidungaus Metall – eine Art Bambuswald, denAndrea Salvetti eigens entwarf. Der tos-kanische Bildhauer und Designer ist ein guter Bekannter von ihr. Befreundetist sie mit Barnaba, dem Sohn des gro-ßen Allround-Künstlers Piero Fornasetti
Eine Geheimtür in der Wandverkleidung aus Metall führt vom
Flur ins Schlafzimmer. Die Teppiche entwarf die Hausherrin.
Im Essraum stehen Möbel aus Frankreich und den USA der
1930er und 1940er, der Spiegelschrank dient als Hausbar.
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Ein wandhoher Spiegel verdoppelt den
Raumeindruck im Salon. Das kostbare
Stück ist mit Tierkreiszeichen verziert
und wurde von Gio Ponti in den 1930er-
Jahren entworfen. In den Marmorvasen
zwischen den weißen Sesseln sorgen
rote Amaryllis für einen der wenigen
Farbtupfer im Schwarzweiß-Ambiente.
(A&W 6/2011), dessen magisch-surrealeTrompe-l’oeil-Wandteller die Küche be-herrschen. Die Räume sind alle großzü-gig geschnitten und hell, die Deckenschmückt sparsam weißer Stuck, dieHolzböden sind schwarz gebeizt, dieTeppiche, die Möbel, die Polster, die Vor-hänge: alles in Schwarz-Weiß.
„Für mich ist das schon immer der In-begriff von Eleganz gewesen“, erklärtBarbara Falanga. Grafische Muster –Streifen, Rauten, Quadrate – spannensich wie Netze von Raum zu Raum, ver-binden das Mobiliar und verleihen denZimmerfluchten einen harmonischenRhythmus. Barbara Falanga schätzt vorallem Entwürfe aus den 1930er- bis1970er-Jahren, Art-déco-Stücke ausFrankreich und den USA sowie Objekteaus dem Bauhaus. Sämtliche Türen ver-sah sie mit Türknäufen, die der Archi-tekt Luigi Caccia Dominioni entwarf.Auch die Kunst ist schwarz-weiß: DieHausherrin sammelt Fotokunst, vor al-lem Arbeiten des Mailänder Mode- undPorträtfotografen Giovanni Gastel.
„Die eigene Wohnung kann ich radi-kaler und konsequenter gestalten als das
bei Projekten für Kunden der Fall ist“,erklärt sie. Viele ihrer Klienten schätzenOpulenz, Silber, Gold und andere wert-volle Materialien. Sie versucht, deren Ge-schmack zu mildern und sie beispiels-weise auch für einen „wärmeren undmatteren französischen Goldfarbton“ zubegeistern. Und wer sie einmal erlebthat, offen und freundlich, doch in der Sache stets direkt und unabhängig, derahnt, dass dies meist zu einem befriedi-genden Ergebnis für beide Seiten führt.Zu ihrem Team gehören vier feste Mitar-beiter und ein Netzwerk aus Handwer-kern und Künstlern, die je nach Projekthinzukommen.
erufliches und Privates fließen beiBarbara Falanga nicht nur räum-lich ineinander, wie so viele Kreati-
ve trennt sie kaum zwischen Arbeit undFreizeit. Ihre wenigen Mußestunden ver-bringt sie mit Zeitunglesen unten imPark, wo sie auch öfters spazieren geht.Joggen dagegen: „Non! Das interessiertmich nicht, ich mache Pilates.“ Die klei-ne Terrasse, die zur Wohnung gehört,nutzt sie vor allem zum Kaffeetrinken –
„La Cupola“, die bekannte Espressoma-schine, die Aldo Rossi 1985 für Alessi ent-warf, steht immerhin in drei Größen inihrer Küche – natürlich alle in Schwarz.„Und ich koche gern“, betont sie, „amliebsten Pastagerichte aus Apulien oderNeapel. In New York habe ich in Restau-rants die Küchen der ganzen Welt ken-nengelernt, aber ich koche italienisch!“Der große Toaster allerdings ist amerika-nisch, ihre Frühstücksgepflogenheitensind international: „Am liebsten im Bett,mit Milchkaffee, Marmelade und einemGlas frischen Mandarinensaft.“
Irgendwie hat man den Eindruck, einLand allein ist zu klein für sie. Und obsie das perfekte Ambiente, das sie sichhier geschaffen hat, langfristig in Mai-land hält, wer weiß das schon? „Ichkönnte mir auch Paris vorstellen“, sagtsie. Erst beim Verlassen der Wohnungfällt einer der raren Farbakzente auf, derzugleich als kleine, selbstironische Meta-pher auf die eigene Rastlosigkeit verstan-den werden kann, den Wunsch, überallzugleich zu sein. Über der Tür zum Kon-ferenzraum steht in leuchtendem Rotder Schriftzug „Coca-Cola“.
Eine Vase des Objektkünstlers Mimmo Palladino ist im Salon
auf dem Marmortisch von Angelo Mangiarotti von 1970 platziert.
Prunkvoll mit schwarzem Marmor und Nostalgie-Armaturen
ausgestattet wurde das Bad im vorderen Teil der Wohnung.
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Mehr im Register ab Seite 176
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