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Datum
WÖLFE IN NIEDERSACHSEN 22. JULI 2014
BERICHT DER LJN ZUM WOLFSMONITORING FÜR
DAS ZWEITE QUARTAL 2014 AN DEN NLWKN Dr. Britta Habbe
1. ÜBERSICHT MELDUNGEN Im Rahmen des Wolfsmonitorings der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. (LJN) wurden
im zweiten Quartal 2014 vom 1.4.2014 bis zum 30.6.2014 insgesamt 148 Meldungen zum
Wolfsvorkommen in Niedersachsen zusammengetragen. Diese lassen sich in neun unter-
schiedliche Kategorien einteilen. Es wurden insgesamt 45 Fotofallenbilder, 37 Sichtungen, 16
Losungen und acht Fährten gemeldet. Zudem entstanden 14 handausgelöste Fotodokumen-
tationen und es wurden fünf Haarproben eingesendet. Übergriffe auf Nutztiere wurden in
acht Fällen dokumentiert. Auch konnten 15 Wildtierrisse aufgenommen werden. Jeweils vier
der Wildtierrisse sowie Nutztierrisse wurden genetisch beprobt. Teilweise erbrachten die
Proben jedoch kein Ergebnis.
2. KATEGORISIERUNG UND BEWERTUNG Die gesammelten Daten werden nach bundeseinheitlichen Standards für das Monitoring von
Großraubtieren in Deutschland bewertet (KASZENSKY et al., 2009). Je nach Überprüfbarkeit
werden die Daten in unterschiedliche Kategorien eingeordnet. Diese Einordnung erfolgt in
Anlehnung an die SCALP-Kriterien, die in dem Projekt „Status and Conservation of the Alpine
Lynx Population“ (SCALP) für das länderübergreifende Luchsmonitoring in den Alpen entwi-
ckelt und anschließend auch auf die Tierarten Bär und Wolf angepasst worden sind. Wäh-
rend die Kategorie „C1-Nachweis“ definitive Nachweise enthält (z.B. überprüfte Fotos, DNA-
Ergebnisse), zählen zur „C2-Bestätiger Hinweis“ Kategorie alle Meldungen, die vor Ort von
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Wolfsberatern dokumentiert und von mehreren Experten bestätigt werden konnten. Somit
erhalten sie ebenfalls Nachweischarakter (möglich z. B. bei Rissen, Losungen, Fährten). Die
letzte Kategorie „C3-Hinweis“ enthält alle Meldungen, die mangels Aussagekraft nicht als
Nachweis für Wölfe dienen können, als Hinweise auf mögliche Wolfsvorkommen jedoch
ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Monitorings sind (z.B. Sichtungen, einzelne Trittsie-
gel).
Insgesamt konnten N = 35 sichere Wolfsnachweise der C1-Kategorie erbracht werden
(Tab. 1). Es handelt sich hierbei um Fotofallenbilder bzw. handausgelöste Fotos, als auch Er-
gebnisse genetischer Untersuchungen.
Der Großteil der Meldungen wurden als C3-Hinweise eingestuft (N = 76). Bei insgesamt 19
Meldungen steht eine endgültige Bewertung noch aus und bei 14 Meldungen konnte ein
Wolf als Verursacher ausgeschlossen werden. Bei vier Meldungen waren so wenige Merkma-
le vorhanden, dass eine Bewertung nicht möglich war.
SCALP-Bewertung
Kategorie Anzahl C1 C2 C3 Bewertung ausstehend
Falsch-meldung
Bewertung nicht
möglich
Fotofallenbild/serie/film 45 26 - 18 - 1 -
Foto/Film 14 7 - 6 - 1 -
Sichtung 37 - - 37 - - -
Fährte 8 - - 6 1 - 1
Wildtierriss (DNA)* 15 (1) - 14 (3) 5 2
Nutztierriss (DNA)* 8 (1) - 1 - 5 1
Losung (DNA)* 16 - - 4 (10) 2 -
Heulen - - - - - - -
Östrusblut - - - - - - -
Haare 5 - - - (5) - -
Urin (DNA)* - - - - - - -
Summe 148 35 - 76 19 14 4
Tab. 1: Aufteilung der Meldungen für das II. Quartal 2014 in die jeweiligen Kategorien sowie deren Bewertung nach
den SCALP-Kriterien. ()*Genetische Untersuchungen.
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Abb. 1: Wolfsnachweise und –hinweise in Niedersachsen für das II. Quartal 2014 (Meldungen ohne genaue Orts-
angabe sind nicht dargestellt).
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Abb. 2: Wolfsnachweise und –hinweise in Niedersachsen für das I. Halbjahr 2014 (Meldungen ohne genaue Orts-
angabe sind nicht dargestellt).
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3. INTERPRETATION DER DATEN 3.1 TERRITORIALE VORKOMMEN
3.1.1 WOLFSRUDEL BEI MUNSTER
Auch im zweiten Quartal 2014 gelangen
im Streifgebiet des Munsteraner Wolfsru-
dels im Rahmen von Forschungsprojekten
des Instituts für Terrestrische und Aquati-
sche Wildtierforschung mehrere Nach-
weise von einzelnen Wölfen. Bis zu drei
Tiere konnten gleichzeitig bestätigt wer-
den. Über die aktuelle Anzahl der sich
noch im Streifgebiet befindlichen Jährlin-
ge und Welpen kann aber keine genaue
Angabe gemacht werden. Auch erste Hinweise auf diesjährige Welpen liegen noch nicht vor.
3.1.2 WOLFSRUDEL TRUPPENÜBUNGSPLATZ BERGEN
Für das Rudel auf dem Truppenübungsplatz Bergen kann anhand einer Fährtendokumentati-
on aus April dieses Jahres vermutet werden, dass sich zu dem Zeitpunkt fünf Tiere in dem
Territorium aufgehalten haben. Somit wären die letztjährigen Welpen noch nicht abgewan-
dert. Für einen sicheren Nachweis reichten die Daten allerdings nicht aus.
Zudem bestätigen Standbilder von Fotofallenvideosequenzen der Bundesforst bereits die
diesjährige Reproduktion: Mindestens zwei Welpen wurden dokumentiert. Da die durch-
schnittliche Wurfgröße bei 4-6 Jungtieren liegt, könnte die tatsächliche Anzahl aber durchaus
noch höher liegen.
Abb. 2: Jährling des Munsteraner Rudels © LJN
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3.1.3 WOLFSRUDEL BEI GARTOW
Für das zweite Quartal 2014 können im Territorium des Gartower Rudels die beiden Eltern-
tiere sicher anhand von Fotonachweisen bestätigt werden. Die Fähe ist darauf mit einem
deutlich sichtbaren Gesäuge zu erkennen, so dass Reproduktion stark vermutet werden
kann. Fotos von etwaigen Welpen liegen aber noch nicht vor.
3.1.4 RESIDENTE WOLFSFÄHE LANDKREIS CUXHAVEN
Im Landkreis Cuxhaven kann weiterhin ein Wolf anhand von genetischen Proben sowie Foto-
nachweisen bestätigt werden.
3.1.5 WOLFSPAAR BEI ESCHEDE
Im Raum Eschede enstanden im zweiten Quartal 2014 verschiedene Nachweise von einem
Wolf. Einen Hinweis auf Reproduktion in diesem Territorium gibt es bislang nicht.
3.2 REGIONEN MIT VERMUTETEM WOLFSVORKOMMEN
3.2.1 SCHIEßPLATZ MEPPEN, NORDHORN RANGE
Aus dem Emsland wurden im zweiten
Quartal 2014 lediglich zwei Sichtungen
gemeldet. Weitere Nachweise von einem
Wolf in der Region konnten nicht doku-
mentiert werden.
Dahingegen gelangen im Nachbarlandkreis
Grafschaft Bentheim im diesem Quartal
mehrere Nachweise von einem Wolf im Abb. 3: Wolfsnachweis bei Nordhorn. © Günter Niehaus
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Bereich der Nordhorn Range. Sowohl Fotofallenbilder aus April und Mai sowie händische
Fotoaufnahmen aus April weisen einen Wolf sicher nach. Im Mai sichergestellte Losungspro-
ben befinden sich zurzeit in der Analyse und sollen über die Herkunft des Tieres Auskunft
geben.
3.2.2 VEREIN NATURSCHUTZPARK LÜNEBURGER HEIDE (VNP)
Im zweiten Quartal 2014 entstanden auf dem Gelände
des VNP mehrere Fotofallenaufnahmen von verschie-
denen Wolfsjährlingen. Es wird vermutet, dass hier die
Nachkommen der Rudel Bergen oder Munster Ausflü-
ge außerhalb der elterlichen Territorien unternommen
haben und so außerhalb der bekannten elterlichen
Streifgebiete fotografiert werden konnten.
3.3 EINZELNACHWEISE AUS WEITEREN REGIONEN
Neben den territorialen bzw. vermuteten Wolfvorkommen wurden im ersten Quartal 2014 in
Niedersachsen einzelne C1-Nachweise aus weiteren Regionen bekannt:
a) Landkreis Celle, Heidekreis
An der Grenze der Landkreise Heidekreis und Celle enstanden in diesem Quartal Wolfsnach-
weise zwischen Wietzendorf und Hermannsburg. Hier konnten jeweils einzelne Wolfsjährlin-
ge nachgewiesen werden. Auch hier wird, wie auf dem Gelände des VNP, vermutet, dass es
sich um Nachkommen der bekannten Rudel Munster oder Bergen handelt.
b) Landkreis Diepholz
Ein erster Wolfsnachweis entstand in diesem Quartal im Landkreis Diepholz. Hier konnte ein
junger Wolf bei Barnstorf fotografiert werden.
Abb. 4: Wolfsjährling auf dem Gelände des
VNP. © VNP Archiv / M. Sander
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c) Göhrde
Nachdem in den vergangenen Monaten immer wieder vereinzelt Wolfshinweise aus der
Göhrde im Landkreis Lüchow-Dannenberg gemeldet wurden, kann nun anhand einer Fotofal-
lenbilderserie eine Wolfsfähe nachgewiesen werden. Da die Fähe auf den Aufnahmen beim
Markieren fotografiert wurde, liegt die Vermutung nah, dass sich die Wölfin im Raum Göhr-
de territorial etabliert.
3.4 WEITERE MELDUNGEN
Weitere Hinweismeldungen (C3) wurden aus den Landkreisen Rotenburg, Harburg, Oster-
holz, Osterode, Göttingen, Goslar, Vechta, Verden und Nienburg sowie der Region Hannover
bekannt. Ein Haarfund aus dem Landkreis Oldenburg stellte sich anhand genetischer Analy-
sen als Falschmeldung heraus.
3.5 NUTZTIERRISSE
Folgende Nutztierrisse wurden im ersten Quartal 2014 im Zuge des Wolfsmonitorings an den
NLWKN gemeldet:
Datum Land-kreis
Ort Tierart Anzahl getöte-ter Tiere
Verursacher* Bemerkung
11.04.14 CE Bergen/Belsen Schaf 5 Hund
17.04.14 NOH Nordhorn-Range Schaf 2 verletzt Wolf
12.05.14 CUX Uthlede Schaf 17 tot, 13 ver-
letzt Wolf
19.05.14 NI Heemsen Rind 1 kein Wolf Kalb
27.05.14 CE Eschede Rind 1 kein Wolf Kalb
17.06.14 ROW Rockstedt Schaf 2 verletzte keine Beurteilung
möglich
18.06.14 ROW Selsingen Rind 2 in Bearbeitung Zwillingskälber
26.06.14 H Oldhorst Rind 1 in Bearbeitung Kalb
Tab. 2: Gemeldet Nutztierrisse im II. Quartal 14. *Verursacher amtlich durch den NLWKN festgestellt. Die
vollständige Liste ist einsehbar unter: www.wildtiermanagement.com/wildtiere/haarwild/Wolf
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4. ZUSAMMENFASSUNG: In allen bekannten Wolfsterritorien Niedersachsens konnten im II. Quartal 14 sichere Nach-
weise von einzelnen Wölfen erbracht werden. Aussagen darüber, wie viele der Welpen aus
dem Vorjahr sich noch in den Gebieten der Elterntiere jeweils aufhalten, können allerdings
weiterhin nicht genau getroffen werden. Im Bergener Rudel kann für dieses Jahr schon Re-
produktion bestätigt werden.
Neben den bekannten Territorien gelangen Nachweise im Landkreis Diepholz, Grafschaft
Bentheim und Lüchow-Dannenberg, Raum Göhrde. Der Status des jeweiligen Vorkommens
ist noch unklar. Eine territoriale Ansiedlung in der Göhrde wird vermutet.
5. LITERATUR Kaszensky, P., Kluth, G., Knauer, F., Rauer, G., Reinhardt, I. & Wotschikowsky, U. (2009): Monitoring von Großraubtieren in Deutschland - BfN-Skripten 251. Bonn - Bad Godesberg, Bundesamt für Naturschutz.
6. ANLAGEN CD mit allen Daten in digitaler Form