bedeutung von ballsicherheit und ballzirkulation · fussballtraining 9/2010 leistungszentren 27...
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fussballtraining 9/2010 � Leistungszentren 27
Ballzirkulation,aber wie?
Iniesta und Co. haben anders als die oft ansehn-lich, aber erfolglos spielenden früheren spani-schen Nationalteams Effektivität und Fußball auftechnisch und taktisch höchstem Niveau verbun-den. Markantestes Merkmal sind die langen, indie Breite angelegten Aufbauphasen mit sichererBallzirkulation, um dann mit einem plötzlichenRhythmus- und Tempowechsel in die Tiefe anzu-greifen und zum Abschluss zu kommen. Sascha Eickel, Stephan Schmidt und Heiko Flott-mann erläutern, wie das sichere Zusammenspielin den Leistungszentren von Borussia Dortmund,VfL Wolfsburg und VfL Osnabrück trainiert wird.
So wird in den Leistungszentren von Borussia Dortmund, VfL Wolfs-burg und VfL Osnabrück das sichere Zusammenspiel verbessert
� Taktik26
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INFO
Ziele der Leistungszentren
� Sascha Eickel, U17 Borussia Dortmund
Ballzirkulation ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck!
Nicht aus jeder Situation kontern!Spanien hat eindrucksvoll demonstriert, dass das Ballhalten im
Aufbau- und Übergangsspiel in die gegnerische Hälfte kein
Selbstzweck ist, sondern ein Mittel zur Vorbereitung eines An-
griffs durch das Zentrum oder über die Flügel darstellt.
Selbstzweck wäre es vor allem auch dann, wenn nach einer
Balleroberung die Gelegenheit zum schnellen Gegenstoß gera-
dezu ‘verschlafen’ wird. Betrachtet man z. B. ein Wettspiel im
Nachwuchsleistungsbereich der U17 oder U19, fällt auf, dass
sich Ballbesitz und Ballverlust sehr häufig abwechseln. Das
liegt zum einen daran, dass die Spieler bei Ballbesitz nicht in
der Lage sind, ihre technischen Fähigkeiten unter Zeit-, Geg-
ner- und Raumdruck erfolgreich anzuwenden. Auf der anderen
Seite denken sie zuerst ‘offensiv’ und versuchen in jeder Situa-
tion (auch wenn der Gegner geordnet und ein direkter Schnell-
angriff nach Balleroberung nicht möglich ist!), möglichst
schnell in die Tiefe zum Torabschluss zu kommen. Es fehlt
ihnen an der notwendigen Geduld, einen Angriff optimal vorzu-
bereiten.
Deshalb trainieren wir neben Übungsformen zum sicheren
Passspiel auch stets in komplexen Spielformen, die diese Ent-
scheidungsfähigkeiten schulen.
von S. Eickel, S. Schmidt und H. Flottmann
Bedeutung von Ballsicherheit und Ballzirkulation
� Stephan Schmidt, U19 VfL Wolfsburg
Ballbesitz und Kombinationssicherheit sind stabile Trends des Spitzenfußballs
Mit Ballzirkulation das Spiel bestimmenVorrangiges Ziel der Leistungszentren ist es, die Talente auf die
Anforderungen des Profifußballs vorzubereiten. Dieser wird
auch in den nächsten Jahren maßgeblich durch größtmögli-
chen Ballbesitz und sicheres Kombinationsspiel mit wenigen
Kontakten geprägt sein. Entsprechend streben diese Qualität
alle Nachwuchsmannschaften des VfL Wolfsburg an. Wir versu-
chen grundsätzlich, jedes Spiel offensiv und dominant zu ge-
stalten, seinen Rhythmus zu variieren und möglichst jede
Spielsituation aktiv zu bestimmen.
Diese Spielphilosophie erfordert ausgezeichnet entwickelte
technische und taktische Fähigkeiten. Entsprechend finden
sich ihre Elemente regelmäßig in den Inhalten unserer fußbal-
lerischen Nachwuchsausbildung wieder.
Dabei ermutigen die Trainer jeden Spieler auf jeder Position,
sich je nach Spielsituation konstruktiv am Spielaufbau aus der
Abwehr und an dem sogenannten ‘Übergangsspiel’ zu beteili-
gen. Dieser aus dem Eishockey stammende Begriff (= Transi ti-
on Game) hat auch im Fußball Einzug gehalten und bezeichnet
das Spiel in der Mittelzone (bis etwa 30 Meter vor dem gegne-
rischen Tor) mit dem Ziel, Torchancen überlegt und geplant vor-
zubereiten.
� Heiko Flottmann, NLZ VfL Osnabrück
Immer den Bezug zur Spielsituation herstellen!
Das präzise Passspiel ist die Basis!Das temporeiche, sichere Kombinationsspiel ist eine Schlüssel-
disziplin im modernen Fußball. In diesem Zusammenhang tau-
chen in der letzten Zeit permanent die Begriffe ‘One-Touch-
Fußball’, ‘No-look-Pässe’ oder ‘Ballzirkulation’ auf. Letztendlich
verbirgt sich dahinter nichts anderes als die sichere Kombina-
tion bzw. der geschickte, kreative Pass, mit dem der gegne ri-
sche Abwehrblock aufgerissen wird, um Torchancen herauszu-
spielen.
Eine gezielt durchgeführte Ballzirkulation verfolgt immer eines
oder mehrere der folgenden taktischen Ziele:
• Spielaufbau und Raumgewinn
• Tempovariation und Spielkontrolle
• Vorbereitung eines Flügelwechsels
• Vorbereitung von Torchancen und Torabschluss.
Basis der Ballzirkulation ist das präzise und variantenreiche
Passspiel, das wiederum im Wettspiel das situativ richtige
Anbieten und Freilaufen benötigt. Entsprechend muss es in den
Leistungszentren in allen Altersbereichen immer wieder geübt
und unter Bezug zur Spielsituation trainiert werden. Die Spieler
müssen wissen, wie und wo sie das Erlernte im Wettkampf
wiederfinden.
Kooperation mit Amateur -
vereinen der Region
Fördern der besten Talente einer Region
Integration eigener Talente in den Profi-Kader
Identifikation derFans mit jungen Lizenzspielern
Ausbildung eigener Talente zuProfis
Refinanzierungdurch lukrative
Transfers
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fussballtraining 9/2010 � Leistungszentren 29� Taktik28
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ÜBUNG
15 m
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ÜBUNG
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20mA B
C
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Passkombination auf Minitore IOrganisation• 2 Minitore stehen ca. 25 Meter nebeneinander.• Dazwischen 2 Starthütchen (Abstand zu den Toren: 8 Meter) und
davor jeweils 2 weitere Hütchen (Abstand 10 Meter) aufstellen.• Mehrere Spieler A und B mit Ball an den Starthütchen und je
1 Spieler C, D, E und F ohne Ball an den anderen postieren.
Ablauf• A führt ein Wandspiel mit C durch und passt diagonal zu F. • F nimmt an- und mit und schließt mit dem zweiten (spätestens
dritten) Kontakt mit einem flachen Innenseitstoß auf das Minitorab.
• Dann führt er unterschiedliche koordinative Übungen um dasAußenhütchen bis zur Grundlinie durch.
• Gleicher Ablauf von B über D zu E
Passkombination auf Minitore IIOrganisation• Wie zuvor
Ablauf• A führt ein Wandspiel mit C durch und passt diagonal zu F. • C dreht sich nach dem Wandspiel sofort und startet zu F. • F lässt auf C prallen, startet nach vorne-seitlich und erhält von C
einen Pass in den Lauf.• F schließt direkt oder spätestens mit dem zweiten Kontakt auf
das Minitor ab und sprintet um das Hütchen herum nach (‘spielund geh’).
• Gleicher Ablauf von B über D zu E
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ÜBUNG
30 m
30 m
3-Farben-PassspielOrganisation• Ein etwa 30 x 30 Meter großes Feld markieren.• Drei 6er-Gruppen haben jeweils 1 Ball.
Ablauf• Die Spieler jeder Gruppe passen sich frei in der Bewegung zu.• Danach die Spieler durchnummerieren. Jetzt passen sie sich in
festgelegten Reihenfolgen zu (1-2-3-4-5-6; 6-5-4-3-2-1 usw.).• Wie zuvor, doch jetzt lässt jede Gruppe 2 Bälle durch die eige-
nen Reihen laufen.• Eine Gruppe ohne Ball fungiert als Wandspieler für die anderen
beiden Gruppen. Variation: Jeder Spieler einer Gruppe hat 1 Ball, die anderen beiden Gruppen keinen. Wandspiel mit halbhohen Pässen
• Feste Passfolgen zwischen den Gruppen: rot-weiß-blau usw.
Hinweise zu Kombinationen auf Minitore• Auftaktbewegung
• Drehung in offene Spielstellung, dabei stetsden Ball im Blick haben
• Passschärfe, Passgenauigkeit, Beidfüßigkeit
• Spiel und geh! Anschlussaktion wie Dribbling,Koordination oder Sprint mit hoher Intensitätund Konzentration
• Schnell nachrücken: Umorientierung auf denDritten
• Qualität vor Quantität (Grundform)
• Spielnahes Tempo (Variation)
Hinweise zum 3-Farben-Passspiel• Passgenauigkeit und Passschärfe
• Den Passweg zur Entscheidung über dieFolgeaktion nutzen: Dribbeln, Klatschenlas-sen, Spiel über den Dritten
• Dreiecke bilden: mindestens 2 Anspielstatio-nen für den Ballbesitzer
• Spiel und geh! Anschlussaktion durchführenbzw. ermöglichen (nicht abschalten)!
• Kommunikation innerhalb der Gruppen bzwzwischen den Gruppen!
� Kommentar
Das Aufwärmen für die technischen und taktischen Grundlagen des Zusammenspiels nutzen!
Technische und taktische ‘Basics’Voraussetzungen für eine sichere Ballzirkulation sind zunächst die
technischen Grundlagen ( u. a. ballhaltendes Dribbling, Passen über
kürzere und längere Distanzen, Ballan- und mitnahme unter Geg-
ner-, Zeit- und Raumdruck) sowie individual- (Freilaufen/Anbieten)
und gruppentaktische (Spiel über den Dritten, Doppelpass, Ballüber-
gabe etc.) Verhaltensweisen.
Ferner sind mannschaftstaktische Strategien wie das Auffächern in
Tiefe (vertikales Spiel) und Breite (horizontales Spiel) sowie die
Dreiecksbildung (mindestens zwei Anspielstationen für den Ballbe-
sitzer!) entscheidende ‘Basics’, damit der sichere Spielaufbau in der
Spieleröffnung und Übergangsspiel gewährleistet ist.
Vorgegebene Kombinationen oder Passspiel im RaumEinige Elemente schulen wir bereits im Aufwärmteil einer solchen
Trainingseinheit. Das können Passübungen im Raum wie auch ziel-
gerichtete Kombinationen mit Torabschluss sein. Bei den vorgege-
benen Kombinationen auf Minitore tauchen die Faktoren Spiel in die
Tiefe, Diagonalpass, Dreiecksbildung auf. Die Spieler sollen das
Anspiel fordern, sich absetzen, neu anbieten usw.
Das 3-Farben-Passspiel hingegen erfordert zusätzlich die Orientie-
rung im Raum, wobei die große Spielerzahl, die beiden anderen
Gruppen sowie das lautstarke Coachen als ‘Störfaktoren’ dienen.
Außerdem schult es den Prozess von der Wahrnehmung bis zur
Handlungsumsetzung (Sehen-Wissen-Entscheiden-Handeln).
Übungsformen Ballzirkulation U17 Borussia Dortmund
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SPIELFORM
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SPIELFORM
Übergangsspiel I: 2 x 5 gegen 4 auf MinitoreOrganisation• Zu beiden Seiten der Mittellinie ein 25 x 35 Meter großes Feld
mit je 2 Mini toren auf den tornahen Grundlinien markieren.• 2 Teams zu je 9 Spielern zum 2 x 5 gegen 4 aufteilen.
Ablauf• In beiden Feldern greift jeweils Überzahl auf die MInitore an. • Unterzahl kombiniert oder dribbelt bei Ballgewinn über die Mit-
tellinie.• Ggf. nach 5 Minuten Spielzeit die Besetzungen durch Rotation
ändern, so dass jeder mal in Unter-, mal in Überzahl spielt.
Variation• In nur einem Feld beginnen. Bei Ballgewinn spielt Unterzahl zur
eigenen Überzahl im anderen Feld usw.
Übergangsspiel II: 7 gegen 7 plus 2 NeutraleOrganisation• Das Feld auf 50 Meter verbreitern.• Zwei 7er-Teams bilden und 2 Neutrale bestimmen (Mittelfeld-
spieler oder Innenverteidiger).
Ablauf• Beide Mannschaften spielen bei Ballbesitz in Überzahl mit den
Neutralen auf die Minitore.• Freies Spiel ohne Kontaktbegrenzung• Nach einer Balleroberung können Tore entweder nach höchs -
tens 3 Stationen oder aber nach mindestens 6 Stationen erzieltwerden.
• Diese Vorgabe schult einerseits den ersten Blick in die Tiefe,aber auch das Erkennen, wann ein Abbruch des Angriffs sinnvollist.
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SPIELFORM
Übergangsspiel III: 6 gegen 6 auf 2 gegen 2Organisation• Das Großfeld mit 2 Toren mit Torhütern in 3 Querzonen aufteilen
(25-50-25 Meter).• 2 Teams bilden und je 2 Spieler (Innenverteidiger und Spitzen) in
den Endzonen sowie je 6 Spieler in der Mittelzone postieren.
Ablauf• Spieleröffnung jeweils in der Mittelzone (Übergangszone)• Nach 10 (8, 6) Stationen darf zu den Spitzen in der Endzone ge-
spielt werden, die im 2 gegen 2 zum Abschluss kommen sollen.• Bei Ballgewinn spielen die Verteidiger in ihre Mittelzone usw.• Bei Torerfolg bleibt das jeweilige Team in Ballbesitz.
Variationen• Mit Neutralen; Nachrücken nach dem Pass in die Endzone.
Hinweise zu den Übergangsspielformen• Spielen und Gehen
• Dreiecksspiel: Der Ballbesitzer muss immermindes tens zwei Anspielstationen haben!
• Aus dem Deckungsschatten freilaufen.
• Das Zuspiel fordern.
• Entscheidungsfindung: Risiko- oder Siche-rungsbälle
• Die Tiefe und Breite des Spielraums nutzen!
• Direktspiel, falls möglich – mehr Kontakte, fallsnötig
• Schnell orientieren, wahrnehmen, antizipie-ren, entscheiden und handeln: Bevor ich den Ball habe, muss ich mindes tenseine Alternative zur geplanten Spielfortset-zung parat haben und ggf. angemessen ein-setzen (Mitnahme mit dem ersten Kontakt,Drehung, Pass in den freien Raum/zum Rück-raumspieler, Ballsicherung usw.).
• Den Passweg beurteilen und ‘nutzen’, um die optimale Entscheidung zu treffen undausreichend Zeit für die Ausführung zu ha-ben!
� Kommentar
Handlungsschnell ist der, der erkennt, wann der Konter oder die Ballzirkulation sinnvoll ist!
‘Erster Blick tief’ heißt nicht zwingend, tief spielen zu müssenNach der Balleroberung gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
Wenn der Gegner ungeordnet ist, muss es das Ziel sein, durch ein
schnelles Umschalten und das schnelle Spiel in die Tiefe (Konter)
zum Torerfolg zu kommen (Schlagworte: 1. Blick tief/1. Ball tief). Ist
er hingegen geordnet, macht der sofortige Schnellangriff wenig
Sinn. Ziel ist dann eine variable Spieleröffnung mit einem sicheren
Spielaufbau im Übergangsspiel (= mittlere Spielfeldzone) um Tor-
chancen durch die Mitte oder über die Flügel vorzubereiten.
Dabei ist die Ballzirkulation ein Mittel, um ballorientiert verschie-
bende und kompakt im Zentrum stehende Mannschaften mit länge-
ren Ballpassagen in die Breite auseinanderzuziehen, dann die grö-
ßer werdenden Abstände innerhalb der verteidigenden Mannschaft
zu einem plötzlichen Tempo- und Rhythmuswechsel zu nutzen und
durch das ‘offene Fenster’ in die Tiefe zu kommen.
Provokationsregeln einsetzen!Zum Abschluss einer Trainingseinheit können Provokationsregeln
bestimmte Verhaltensweisen fordern, die die Ballzirkulation auch
im Ausklang noch einmal herausstellen. Sehr gut geeignet ist z. B.
innerhalb eines ansonsten freien Spiels auf 2 Tore ein zu Spielbe-
ginn festgelegter 3:0-Vorsprung für eine Mannschaft. Das provoziert
die Ballzirkulation beim führenden und Angriffspressing beim
zurückliegenden Team. Bei Halbzeit erfolgt ein Aufgabenwechsel.
Spielformen Ballzirkulation U17 Borussia Dortmund
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fussballtraining 9/2010 � Leistungszentren 33� Taktik32
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ÜBUNG
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Passen in rechteckigen RäumenOrganisation• 6 Rechtecke (Größe: 12 x 15 Meter) bilden ein großes Rechteck.• 18 Spieler haben 3 Bälle zur Verfügung.
Ablauf• Die Spieler bewegen sich frei in den Räumen und bilden immer
wieder Dreiecke um zu kombinieren.• Nach jeder Dreiecks-Kombination muss in ein anderes Feld
gepasst werden, so dass die Bälle ständig ‘unterwegs’ sind.• Ausschließlich kurze Pässe spielen!
Variationen• Mit bis zu 5 Bällen spielen.• Die erlaubten Kontakte begrenzen• Jeden Felderwechsel mit einem Tempowechsel verbinden.
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ÜBUNG
24 m
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3 gegen 1 in rechteckigen RäumenOrganisation• Wie zuvor, doch jetzt jedes Feld mit einem festen Abwehrspieler
besetzen, so dass sich ein 12 gegen 6 ergibt.
Ablauf• Die Offensivspieler können sich frei bewegen, doch es dürfen
immer nur 3 von ihnen in einem Feld sein, um zu kombinieren.• Der Raum muss nach einer Dreieckskombination nach maximal
4 Sekunden wieder geöffnet werden (Trainer zählt laut mit).• Nach insgesamt 8 Balleroberungen/Ausbällen die Abwehrspieler
austauschen.
Variationen• Mit 2 Bällen spielen.• Die erlaubten Kontakte begrenzen.
Hinweise zum Passen in Räumen• Den begrenzten Raum möglichst groß machen.
• ‘Raumgefühl’: Wann ein Dreieck bilden? Wannper Laufweg einen neuen Raum öffnen?
Hinweise zum 3 gegen 1 in Räumen• Offene Stellung vor der Ballmitnahme: Den Raum für die Anschlussaktion öffnen!
• Wahrnehmungsfähigkeit und Kommunikation
� Kommentar
Dreiecke auf engem Raum bilden und auflösen, um dann woanders neue zu bilden!
Das Spiel in engen Räumen schrittweise verbessernDer kurze Pass ist grundsätzlich sicherer als das lange Zuspiel. Ent-
sprechend findet die Ballzirkulation vorwiegend auf engem Raum
statt. Nachteil ist dann allerdings, dass dadurch auch ein hoher Zeit-
und Gegnerdruck entsteht.
In taktischer Hinsicht müssen daher vor allem die Elemente Drei-
ecksbildung, Doppelpass und Klatschenlassen beherrscht und um-
gesetzt werden, stets verbunden mit den ‘Coaching-Schlüsselwör-
tern’ „klatsch!“, „dreh!“, „Zeit!“, „ja!“, die unsere Spieler ebenso
automatisieren sollen wie technische Abläufe.
Das Prinzip ‘Dreiecksbildung’ mit 2 möglichen Anspielstationen hat
dabei einen übergeordneten Stellenwert.
Ziele und Schwerpunkte der ÜbungsformenDie Übungsformen sind sowohl für das Aufwärmen wie auch für den
Hauptteil geeignet und verfolgen nachstehende Zielsetzungen:
• Räume öffnen durch Lauf- und Passwege
• Rhythmusveränderung durch Tempowechsel
• Orientierungsfähigkeit im Raum
Entsprechend sollten sie eine oder mehrere der folgenden Kriterien
erfüllen:
• viele Ballkontakte für jeden Spieler
• erschwertes Zusammenspiel durch enge Räume
• hohe Anforderungen an Antizipation und Handlungsschnelligkeit
• Passspiel, Ballmitnahme und Dribbling
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Kartothek 7: B- und A-JuniorenAufbau der Kartothek: • Technikintensiv schulung •Gruppen-/Mannschaftstaktik • Schnelligkeits-, Aus-dauer- und Kraftschulung • Stretching
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Auf Ballhalten ohne ZweikämpfeOrganisation• Ein 40 x 30 Meter großes Feld markieren.• 2 Achter-Teams bilden und 2 Neutrale bestimmen.
Ablauf• 8 gegen 8 auf Ballhalten mit maximal 2 Kontakten• Die Neutralen spielen immer bei dem ballbesitzenden Team. • Ballgewinne sind nur durch Zustellen des Passwegs bzw.
Abfangen des Passes erlaubt: Also keine Zweikämpfe!• Wechsel des Ballbesitzes bei Kontaktfehler und Ausball
Variationen• Direktes Spiel• Nur die Neutralen müssen direkt spielen.• Rückpässe zum vorherigen Ballbesitzer sind verboten.
9 gegen 9 auf 9 HütchentoreOrganisation• Ein 45 x 40 Meter großes Feld mit 9 Hütchentoren (Breite:
1 Meter) markieren. Freies Spiel 9 gegen 9
Ablauf• 1 Punkt: Pass durch das Tor zum Mitspieler• 1 Punkt: 10 Stationen in Folge (einschließlich Torwertung)• 2 Punkte: Mitspieler spielt nach dem Pass durch das Tor direkt
zu einem Dritten.
Variationen• Bestimmte Hütchentore als Dribbeltore nutzen.• Mit 2 Neutralen spielen.• Rückpässe zum vorherigen Ballbesitzer sind verboten.• Maximal 2 Kontakte
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SPIELFORM
Spiel auf 6 MinitoreOrganisation• An der Mittellinie ein 32 x 60 Meter großes Spielfeld markieren.• Auf jeder Grundlinie 3 Minitore aufstellen: mittig und auf Höhe
der Strafraumecken
Ablauf• 10 gegen 10• Es sind nur flache Pässe erlaubt.
Variationen• 9 gegen 9 mit 2 Neutralen• Auch lange und hohe Pässe sind erlaubt. • Maximal 2 Kontakte
Hinweise zu Spielform 1• Ballgewinn und Ballverlust wechseln ständig.Deshalb immer wieder anbieten und freilaufen,um das Dreiecksspiel zu gewährleisten.
• Dafür sind eine hohe Konzentration und Lauf -bereitschaft erforderlich.
Hinweise zu Spielform 2• Diese Spielform provoziert und erfordert Dop-pelpässe, Spiel mit dem Dritten sowie ständi-ges Anbieten und Freilaufen.
• Schlüsselwörter („ja!“, „klatsch!“, „dreh!“) benutzen!
Hinweise zu Spielform 3• Mit Geduld, aber mit wenigen Kontakten spielen („Der Ball ist unser schnellster Mit-spieler“)!
• Den gegnerischen Abwehrverbund durchschnelles Spiel in die Breite auseinander -ziehen, um den richtigen Zeitpunkt für denPass oder das Dribbling in die Tiefe zu findenund Tore zu erzielen!
• Dazu auch ‘Scheinangriffe’ auf ein Tor star-ten, abbrechen und schnell auf ein anderesTor verlagern!
� Kommentar
Spielformen erfordern komplexe Fähigkeiten. Deshalb Schwerpunkte setzen!
Die Offensive coachen!Um möglichst jederzeit das Spieltempo und den Spielrhythmus zu
bestimmen, gilt im Trainingsbetrieb folgende Leitlinie: „Die primäre
Aufmerksamkeit des Trainers gilt der Mannschaft in Ballbesitz!“
Diese Philosophie verlangt von jedem Spieler bestimmte, positions-
unabhängige Fähigkeiten aus verschiedenen Bereichen:
• Technik: präzises, druckvolles beidfüßiges Passen, offene Spiel-
stellung für die Ballmitnahme, ballhaltendes und raumüberwin-
dendes Dribbling
• Taktik: Freilaufen, Anbieten, Absetzen, den Raum unter Gegner-
und Zeitdruck öffnen bzw. besetzen
• Kondition: Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination
• Handlungsschnelligkeit: Orientierung, Wahrnehmung, Antizipa -
tion, Entscheidung, Umstellungs- und Rhythmus fähigkeit
• Persönlichkeitsmerkmale und -fähigkeiten: Eigenverantwortung,
Disziplin, Selbstvertrauen, Mut, Spielfreude, Kommunikation,
Konzentration, Coaching
In den Spielformen müssen die Spieler diese Fähigkeiten in unter-
schiedlichen Ausprägungen einsetzen. So fordert Spielform 1 in
besonderem Maße Faktoren der Handlungsschnelligkeit (offene
bzw. geschlossene Passwege erkennen/antizipieren), Spielform 2
akzentuiert eher technisch-taktische Elemente. In Spielform 3 geht
es darum, während der Ballzirkulation mögliche Abwehrlücken zu
erkennen und blitzschnell und präzise in die Tiefe zu spielen.
Spielformen Ballzirkulation U19 VfL Wolfsburg
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fussballtraining 9/2010 � Leistungszentren 37� Taktik36
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ÜBUNG
15 m
10 m
A
B C
D
Passkombination I: Y-FormOrganisation• Ein Dreieck in Kegelform markieren (Schenkellängen A bis B
sowie A bis C: 15 Meter, B bis C: 10 Meter).• In dem Dreieck steht 6 Meter vor A 1 weiteres Hütchen D.
Ablauf• A passt kurz zu D und bietet sich seitlich nach rechts an.• D lässt in den Lauf von A prallen und dreht sich in Richtung B. • A spielt in die Tiefe zu B und wechselt zu Position D. • B spielt zu dem entgegenkommenden D. • D lässt in den Lauf von B prallen und läuft auf Position B; • B dribbelt zu Position A und eröffnet die nächste Kombination
zur anderen Seite (über C).
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ÜBUNG A
B
C
1
2
3
4
Passkombination II: Mit TorschussOrganisation• Links und rechts neben dem Tor mit Torhüter stehen an den
Schnittpunkten Strafraumlinie/Grundlinie mehrere Spieler A mitBällen.
• 5 Meter vor den Strafraumecken steht jeweils B ohne Ball und30 Meter vor dem Tor mehrere Spieler C ebenfalls ohne Ball.
Ablauf• A spielt zu B und setzt sich seitlich nach innen ab. • B lässt zu A klatschen und setzt sich nach innen in Richtung C
ab. • A passt flach und diagonal zu C.• C geht ‘in den Ball’, spielt einen Doppelpass mit B und schießt
direkt auf das Tor.• Im Wechsel gleicher Ablauf über die andere Seite
Hinweise zu Passkombination I• Jeweils auf das richtige Spielbein (= Außenfuß)passen!
• Präzision geht vor Schärfe!
• Die Passschärfe je nach Distanz variieren bzw.anpassen.
• Bezug zur Spielsituation: – Diese Kombination ist in erster Linie für dasSpiel in die Tiefe geeignet. – Sie kann aber auch zur Einleitung einer Spielverlagerung (Außenverteidiger - Sechser)genutzt werden.
Hinweise zu Passkombination II• A passt B auf den Außenfuß.
• Die Passschärfe spielgemäß optimieren: dosiertes Wandspiel zwischen A und B, harterPass von A zu C!
• Timing von Fordern, Passen und Starten beimZuspiel von A zu C
• Zielstrebiger, schneller Torabschluss von C
� Kommentar
Nicht in starren Übungsformen, sondern stets aus der Bewegung und mit Anschlussaktion trainieren!
Auf jeden Pass folgt eine Anschlussaktion!Grundlage der Ballzirkulation ist eine präzise, beidfüßige Technik,
richtige Laufwege und ein hohes ‘Spieltempo’.
Abgerundet wird die Aktion stets durch die gezielte Bewegung nach
dem gespielten Pass: Absetzen zur Seite, nach vorn oder nach hin-
ten, um schnell wieder in der Spielrichtung anspielbar zu sein oder
auch durch Wegdrehen über die rechte oder linke Schulter, um ein
neues Dreieck zu bilden und den nächs ten Pass zu fordern.
Entsprechend trainieren wir nicht in starren Übungsformen mit Päs-
sen aus dem Stand, sondern immer mit der Ballannahme und -wei-
terleitung ‘aus der Bewegung in die Bewegung’. Diese Folgeaktion
kann ein erneutes Zuspiel, Dribbling oder Schuss sein. Die Übung
‘Y-Form’ etwa vereint das Passen, das Prallenlassen, das Wegdre-
hen und die An- und Mitnahme ins Dribbling innerhalb weniger Se-
kunden. Passschärfe, Lauf- und Dribbelwege können über unter-
schiedliche Abstände variiert und/oder der Schwierigkeitsgrad
durch einen zweiten Ball und mehrere Spieler erhöht werden (siehe
Fotos). Bei Übung 2 kommt noch der Torschuss hinzu. Sie sollte in
kleinen Gruppen auf mindestens 2 große Tore durchgeführt werden.
Passen als Sondertraining oder Hausaufgabe Das Passen kann gar nicht häufig genug trainiert werden. Daher
sollte es durchaus für einzelne Spieler als Hausaufgabe oder vor
bzw. nach dem Mannschaftstraining auf dem Trainingsplan stehen.
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Besonderer Vorteil: Alle Trainingsideen lassen sich mit Hilfe einer einzigen Organisationsform durchführen (3 Teams à 6 Spieler +
2 Torhüter, Spielfeld: doppelter Strafraum, 2 Großtore).
Trainer sollten B- und A-Jun iorenteams ein Training anbieten, bei dem sie mit Spaß Fußball spielen können, sich dabei fußballerisch
weiterentwickeln und „nebenbei“ mit viel Motivation die Fitness verbessern! Trainingselemente dazu bietet dieser Band.
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fussballtraining 9/2010 � Leistungszentren 39� Taktik38
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SPIELFORM
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SPIELFORM
25 m
25 m
8 gegen 4 im RaumOrganisation• Ein 20 x 20 Meter großes Feld markieren• 3 Vierer-Gruppen A, B und C bilden
Ablauf• 8 gegen 4: A und B spielen gegen C auf Ballhalten.• Dabei agieren jeweils 6 von ihnen im ‘Außenkreis’ und 2 in der
Mitte. • Es sind maximal 2 Kontakte erlaubt. • Spieldauer auf Zeit (wie viele Bälle erobert C in 5 Minuten) oder
nach Stationen (wie viele Minuten benötigen A und B, um 5Pass folgen über jeweils 10 Stationen zu schaffen?)
Variationen • 6 gegen 3; Spielfeldgröße variieren (30 x 15 Meter)
4 plus 4 gegen 4 plus 4 auf 4 MinitoreOrganisation• Ein 25 x 25 Meter großes Feld markieren.• Neben der gegnerischen Hälfte und neben den gegnerischen
Toren stehen pro Team 4 Angreifer als Anspielstationen
Ablauf• 4 plus gegen 4 plus auf 4 Tore. • Torabschluss ist erst erlaubt, nachdem mindestens 1 Außen-
spieler in den Spielaufbau einbezogen wurde.• Die Anspieler müssen direkt spielen.
Variationen • Auf 2 Tore mit Torhütern spielen (siehe Foto oben links).• Kontaktbegrenzung auch für die Feldspieler• Keine Kontaktbegrenzung für die Außenspieler
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SPIELFORM
10 gegen 10 in 3 QuerzonenOrganisation• Das Großfeld mit 2 Toren mit Torhütern in 3 gleich große Quer -
zonen aufteilen.• 2 Teams bilden (mindestens 9 Feldspieler pro Team, ansonsten
das Feld verkleinern).
Ablauf• Freies Spiel im Abwehrdrittel• 3 Kontakte im Mitteldrittel • Mindestens 4 Stationen, bevor in die Angriffszone gespielt oder
gedribbelt wird.
Variation • Kontakt- bzw. Stationsbegrenzung auch in der Angriffszone: den
schnellen Abschluss nach dem Pass in die Spitze fordern!
Hinweise zum 8 gegen 4• Das Spiel über die Mitte suchen!
• Die Spieler in der Mitte haben 2 Funktionen:– als Schaltstationen zur Spielverlagerung – als Anspielpunkte, die lediglich prallen lassenund das Spiel so verzögern bzw. ruhig machen.
Hinweise zum 4 plus 4 gegen 4 plus 4• Spielverlagerung über den Rückraum oderüber die Außenspieler neben den Minitoren(Sechser bzw. Spitzen lassen prallen)
• 3-Stationen-Konter über nur 1 Außenspielererlauben (Ballgewinn, Pass, Abschluss)
� Kommentar
Wer den Ball kontrolliert, kontrolliert auch das Spiel!
Im Mittelpunkt: Technik, Koordination und CoachingDer flache Pass hat den Vorteil, dass er leicht kontrolliert und damit
auch schnell weitergespielt werden kann. Somit stellt eine schnelle
Kombination über mehrere Stationen den Gegner vor immer neue
Spielsituationen, wechselnde Probleme und Herausforderungen. Je
länger die Mannschaft in Ballbesitz ist, umso mehr kontrolliert sie
das Spiel.
In den Spielformen achten wir dabei vor allem auf zwei Punkte:
• die richtige Stellung (offen zum Spiel, geschlossen zum Gegner)
bei der An- und Mitnahme. Sie ermöglicht je nach Spielsituation
eine Temposteigerung oder -verschleppung.
• das gegenseitige und präzise getimte Coachen (angesichts des
hohen Spieltempos und Gegnerdrucks): Mit dem gespielten Pass
erfolgt ein kurzer Hinweis auf die Spielsituation („Klatsch“,
„Platz“, „Dreh dich“ usw.).
Durch Variationen den Schwierigkeitsgrad anpassenIn der Spielform 3 kann der Schwierigkeitsgrad durch die Reduzie-
rung von Spielerzahl und ggf. der Spielfeldgröße gesenkt werden.
Dieses Dreifelderspiel bietet übrigens auch die Möglichkeit, andere
Schwerpunkte zu trainieren, z. B. das schnelle Überbrücken des
Mittelfeldes durch eine Begrenzung der Kontakte. Weitere Variatio-
nen können bei allen Spielformen über Vorgaben für Zeit und Tempo
bzw. die Aktivität/Teilaktivität der Gegenspieler erfolgen.
Spielformen Ballzirkulation
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NLZ VfL Osnabrück
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