bildung schafft zukunft - das bildungsprogramm der arbeitgeber
DESCRIPTION
In der Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft erleben wir eine Vielzahl von neuen Herausforderungen, die neue Antworten verlangen. Die Leistungsfähigkeit der Unternehmen und die Stabilität der gesellschaftlichen und politischen Institutionen haben in den vergangenen Jahrzehnten viele dieser neuen Herausforderungen verdeckt. Deutschland macht sich daher verspätet auf den Weg. Auch wenn noch über die Art und Weise der Veränderungen diskutiert wird, hat sich jetzt ein Konsens gebildet, dass Reformen in den verschiedensten Bereichen notwendig sind und dass diese Reformen durchgreifend und grundlegend sein müssen.TRANSCRIPT
Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände
im Haus der Deutschen Wirtschaft
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ISBN 3-938349-04-2
BILDUNG schafft ZUKUNFT
Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber
Impressum
Redaktion
Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände
Abt. Bildungspolitik, Gesellschaftspolitik
und Grundsatzfragen
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Schul- und HochschulpolitikAbt. Bildungspolitik, Gesellschaftspolitik
und Grundsatzfragen
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Berufliche BildungAbt. Betriebliche Personalpolitik,
Berufliche Bildung
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Gestaltung
JÜRGENS. Design + Kommunikation, Berlin
1. BILDUNG schafft ZUKUNFT für die Menschen.
Für jeden Einzelnen ist die Entwicklung seiner Be-
rufsfähigkeit und seiner Persönlichkeit der entschei-
dende Schlüssel, um beruflich erfolgreich zu sein
und seine Möglichkeiten nutzen zu können. Nur
eine umfassende Bildung schafft wirkliche Teilhabe
der Menschen an der wirtschaftlichen, gesellschaft-
lichen und kulturellen Entwicklung der Zeit. Persön-
liches Engagement und Eigeninitiative sind dafür
unabdingbare Voraussetzungen.
2. BILDUNG schafft ZUKUNFT für die Wirtschaft.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist abhängig
vom Bildungsstandort Deutschland. Unsere wirt-
schaftliche Entwicklung hängt davon ab, mit welchen
Kompetenzen die Menschen in den Betrieben, in
Forschung und Entwicklung ausgerüstet sind. Die
wissensbasierte Innovationswirtschaft braucht die
volle Entfaltung des Potenzials der Talente und Fä-
higkeiten, um sich im Wettbewerb behaupten zu
können.
3. BILDUNG schafft ZUKUNFT für das Land.
Eine massive Umschichtung von teuren sozialpoliti-
schen Reparaturmaßnahmen hin zu Investitionen
in Bildungschancen ist ebenso notwendig wie eine
tabufreie Überprüfung der Mittel-Allokation inner-
halb des Bildungssystems. Bislang ist vieles nur poli-
tisches Lippenbekenntnis geblieben. Die enorme
Tragweite bildungspolitischer Entscheidungen und
Veränderungen muss erst noch verstanden werden.
Unser Land braucht endlich eine wirkliche Prioritä-
tensetzung bei der Bildung.
Wir Arbeitgeber engagieren uns mehr denn je in
der Bildungspolitik, denn unsere Betriebe und Unter-
nehmen sind elementar auf eine bessere Bildungs-
qualität in Deutschland angewiesen. Bildung schafft
Zukunft – für alle. Unser Programm liegt vor.
Berlin, im April 2005
Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident
Dr. Norbert Bensel, Vorsitzender des BDA-Bildungsausschusses
Wolf-Rainer Lowack, Vorsitzender des BDA-Berufsbildungsausschusses
In der Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft erleben
wir eine Vielzahl von neuen Herausforderungen,
die neue Antworten verlangen. Die Leistungsfähig-
keit der Unternehmen und die Stabilität der gesell-
schaftlichen und politischen Institutionen haben in
den vergangenen Jahrzehnten viele dieser neuen
Herausforderungen verdeckt. Deutschland macht
sich daher verspätet auf den Weg. Auch wenn
noch über die Art und Weise der Veränderungen
diskutiert wird, hat sich jetzt ein Konsens gebildet,
dass Reformen in den verschiedensten Bereichen
notwendig sind und dass diese Reformen durch-
greifend und grundlegend sein müssen.
Wir stehen an der Schwelle tief greifender Verän-
derungen in Schule und Hochschule, Ausbildung
und Weiterbildung. Das deutsche Bildungssystem
befindet sich an einem entscheidenden Wende-
punkt seiner Entwicklung. Eine umfassende Debatte
über Bildungsreformen ist in Gang gekommen. Es
kommt nun darauf an, das Bildungssystem auf die
neuen Herausforderungen auszurichten und die
notwendigen Reformen konsequent umzusetzen.
Bildung gewinnt eine neue, wesentlich größere
Bedeutung:
BILDUNG schafft ZUKUNFT Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber
BILDUNG schafft ZUKUNFT – das Bildungsprogramm der Arbeitgeber
Unser Interesse
Deutschlands Unternehmen brauchen gut qualifi-
zierte Fach- und Führungskräfte, die unternehme-
risch und eigenverantwortlich denken und handeln.
Nur mit kompetenten, kreativen und leistungsfähi-
gen Mitarbeitern können Unternehmen neue Pro-
dukte, Produktionsmethoden und Dienstleistungen
entwickeln und im Wettbewerb bestehen. Die Aus-
bildungsfähigkeit der Schulabgänger, die Berufsfä-
higkeit der Absolventen der dualen Ausbildung und
der Hochschulabsolventen sowie der Erhalt eines
hohen Qualifikationsstands der Beschäftigten sind
entscheidende Schlüsselfaktoren für den Unterneh-
menserfolg am Wirtschaftsstandort Deutschland.
Bildungspolitik gehört deshalb zum Kerngeschäft
der Arbeitgeberverbände wie der BDA als ihrem
Spitzenverband. Wir engagieren uns für eine ziel-
gerichtete und umfassende Qualitätsverbesserung
der Leistungsergebnisse in den Schulen und Hoch-
schulen, den Ausbildungsbetrieben und beruflichen
Schulen. In Bund und Ländern, in vielen Schulen
und Hochschulen sind Reformen bereits in Gang
gekommen. Die Novellierung des Berufsbildungs-
gesetzes hat die Rahmenbedingungen der beruf-
lichen Ausbildung in wenigen Punkten verbessert.
Wir unterstützen die begonnenen Reformen, be-
gleiten ihre Durchführung aufmerksam und dringen
auf die weiter notwendigen Schritte, Konzepte und
Umsetzungen.
Mit dem vorliegenden Konzept »BILDUNG schafft
ZUKUNFT« skizzieren wir unser Leitbild eines
modernen und leistungsfähigen Bildungssystems
und geben zugleich einen kompakten Überblick
über unsere Forderungen und Konzepte für Schule,
Hochschule und Berufliche Bildung.
5Das Bildungsprogramm der ArbeitgeberBILDUNG schafft ZUKUNFT
Inhalt 1. Unser Interesse – unsere Prinzipien – unser Bildungsbegriff
1. Unser Interesse – unsere Prinzipien –
unser Bildungsbegriff 5
2. »SCHULE schafft ZUKUNFT« – Qualität
verbessern, Ausbildungsreife sichern 8
2.1. Ziele 8
2.2. Vorschläge und Forderungen 9
2.3. Umsetzungsplan 15
3. »HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT« –
Autonomie steigern, Exzellenz fördern 18
3.1. Ziele 18
3.2. Vorschläge und Forderungen 19
3.3. Umsetzungsplan 23
4. »BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT« –
Rahmenbedingungen verbessern,
Betriebe stärken 26
4.1. Ziele 26
4.2. Vorschläge und Forderungen 27
4.3. Umsetzungsplan 34
5. Das Wichtigste in Kürze 36
Unser Bildungsbegriff
Schule, Hochschule und Berufsbildung haben in
einer hochkomplexen, dynamischen und interna-
tional ausgerichteten Wirtschaft und Gesellschaft
eine neue gemeinsame Aufgabe: Das Individuum,
die Bildung seiner Persönlichkeit wie die Entwick-
lung seines Potenzials und seiner Berufsfähigkeit
müssen im Zentrum der Bildungspolitik stehen.
Nicht nur die systematische und solide Vermittlung
von Fachwissen und -kompetenzen, sondern auch
von Methoden- sowie von personalen und sozialen
Kompetenzen sind notwendig. Entscheidend ist die
Fähigkeit zu Anwendung und Transfer des gelernten
Wissens und seiner Methodik auf reale Probleme
und neue Fragestellungen. Bildung soll jedem die
Kompetenzen mitgeben, die er im Beruf, im Privat-
leben und als Staatsbürger braucht. Dieser hand-
lungs- und kompetenzorientierte Bildungsbegriff
prägt alle bildungspolitischen Forderungen der BDA.
Einerseits stehen für die Unternehmen und ihre
bildungspolitischen Aktivitäten die betriebsnahen
Fächer der Mathematik und Naturwissenschaften,
der Technik und Ingenieurwissenschaften im
Vordergrund, denn auf ihnen baut die innovative
Forschung und Entwicklung und damit die spezifi-
sche Stärke der deutschen Wirtschaft auf. Ebenso
notwendig sind kaufmännisches und unternehmeri-
sches Denken und Handeln. Andererseits werden
die Persönlichkeitsbildung, die Entwicklung fächer-
übergreifender Kompetenzen und Kreativität be-
sonders auch durch die geistes- und kulturwissen-
schaftlichen wie durch die musisch-ästhetischen
Fächer gefördert. Diese Fächer müssen daher
elementare Bestandteile der Allgemeinbildung in
Schule und Hochschule bleiben. Der kompetente
Umgang mit der Sprache schafft Kommunikations-,
Kritik- und Teamfähigkeit; Fremdsprachenkenntnis
trägt zur interkulturellen Kompetenz bei, die in
einer zusammenwachsenden Welt an Bedeutung
gewinnt. Es sind innovative und kreative Persönlich-
keiten gefragt, die über analytische Fähigkeiten,
Problemlösungskompetenz, Flexibilität und Phantasie
verfügen.
Unsere Prinzipien
Wir sind überzeugt, dass die erfolgreichen Prinzipien
der Marktwirtschaft auch im Bildungsbereich greifen:
Leistung, Wettbewerb, Profilbildung, Qualität. Wir
setzen auf leistungsfähige Schulen und Hochschulen,
Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen, die im
Wettbewerb untereinander Profil bilden und konti-
nuierlich ihre Qualität überprüfen und verbessern.
Unternehmerisches Handeln ist grundsätzlich auch
Schulen, Berufsschulen und Hochschulen möglich.
Die Selbstständigkeit der Bildungseinrichtungen
in Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen ist
dafür ebenso Voraussetzung wie die konsequente
Entbürokratisierung und Deregulierung. Dazu
gehört ebenfalls die Möglichkeit einer stärker leis-
tungsorientierten Bezahlung von Lehrkräften und
Dozenten.
Wir brauchen insgesamt in Deutschland ein politi-
sches und gesellschaftliches Klima, das Bildung
eine hohe Priorität zumisst. Jungen Menschen
muss deutlich signalisiert werden, dass Bildung
auch Leistung und Anstrengung verlangt, wenn
sie gute Berufschancen gewährleisten und auf eine
eigenverantwortliche Lebensführung vorbereiten
soll. Dieses persönliche Engagement muss sich
dann auch im Lebenslangen Lernen und bei der
Weiterbildung im Betrieb fortsetzen.
Das Engagement wird durch eine verbesserte Ko-
operation zwischen der beruflichen und der akade-
mischen Aus- und Weiterbildung befördert. Durch-
lässigkeit muss zwischen diesen beiden Aus- und
Weiterbildungsformen ebenso erreicht und vertieft
werden wie zwischen den Schulformen, zwischen
Berufstätigkeit und Weiterbildung und zwischen
den verschiedenen europäischen Ländern. Es darf
keine Sackgassen geben, die Abschottung der
verschiedenen Bildungswege gegeneinander muss
überwunden werden. Das ist zentrale Vorausset-
zung dafür, dass der enge Zusammenhang von so-
zialer Herkunft und Bildungsgangwahl entkoppelt
wird. Abschlüsse dürfen nicht das Ende sein, son-
dern müssen neue Anschlüsse eröffnen. Nur so
erreichen wir ein hohes Qualifikationsniveau der
Gesamtbevölkerung, eröffnen individuelle Entwick-
lungsmöglichkeiten von Fach und Führungskräften
und ermöglichen zugleich die Herausbildung von
Eliten im Wettbewerb. Und nur so erreichen wir
die nötige Flexibilität gegenüber neuen Heraus-
forderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Damit
gewinnen auch Fort- und Weiterbildung für jeden
Einzelnen wie für die Unternehmen eine neue,
herausragende Bedeutung.
6 7BILDUNG schafft ZUKUNFT Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber
8 9SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern
An der hohen Zahl von knapp einem Viertel
leistungsschwacher und nicht ausbildungsreifer
Schüler hat sich in den letzten Jahren nichts geän-
dert. Dabei beklagen Unternehmen nicht nur in-
haltliche Defizite im Lesen, Schreiben und Rech-
nen, sondern auch Verhaltensdefizite und fehlende
Berufsorientierung der Schulabgänger. Die meisten
dieser Schüler verlassen schon die Grundschule
mit unzureichenden Leistungen, ohne dass dies
erkannt und zu wirksamen Unterstützungsmaß-
nahmen führen würde. Die Mehrzahl findet sich
dann an den Hauptschulen wieder, darunter viele
Migrantenkinder. Im Jahr 2020 wird jeder dritte
Jugendliche einen Migrationshintergrund haben.
Die Unternehmen sind auf die Erschließung und
Entfaltung dieses großen Potenzials ebenso dringend
angewiesen wie die Gesellschaft auf die gelingende
Integration der Migrantenkinder.
Zu lange wurde in Deutschland geglaubt, dass die
Erfüllung des staatlichen Bildungs- und Erziehungs-
auftrags nur mit Hilfe einer Detailsteuerung über
Lehrpläne, Verordnungen und Erlasse erreicht wer-
den kann. Dabei wurde eine Illusion der Gleich-
wertigkeit von Schulangeboten genährt, obwohl in
Wahrheit große Leistungsunterschiede zwischen
einzelnen Schulen und Regionen bestehen.
Leidtragende sind dabei die Kinder und Jugend-
lichen, die in der falschen Schule falsch gefördert
werden. Die Leistungsunterschiede zwischen ein-
zelnen Schulen sind zum Teil gewaltig, gerade auch
zwischen Schulen des gleichen Schultyps, wie z. B.
zwischen verschiedenen Hauptschulen. In diesen
Leistungsdifferenzen verbirgt sich jenseits aller Schul-
strukturdebatten das eigentliche Potenzial für Ver-
besserungen.
2.1. Ziele
Orientiert an den international leistungsfähigsten
Bildungssystemen heißt das für die Zielsetzung für
das Jahr 2015:
> Der Anteil der Leistungsschwächeren
(Kompetenzstufe I und darunter im PISA-
Test) ist auf ein Drittel des heutigen Anteils
von rund 25 % reduziert, d. h. er liegt bei
maximal 8 %.
> Der Anteil der Schulabbrecher ist auf ein
Drittel des heutigen Anteils von rund 10 %
reduziert, d. h. er liegt bei maximal 3 %.
> Auch die Migrantenkinder, bei denen heute
der Anteil der Leistungsschwächeren (rund
50 %) und der Schulabbrecher (rund 20 %)
doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt,
erreichen diese Kennziffern.
> Der Anteil der Leistungsstärksten (Kompe-
tenzstufe V im PISA-Test) ist von rund 10 %
heute auf mindestens 15 % gestiegen.
> Deutschland erreicht regelmäßig in inter-
nationalen Vergleichstests wie PISA eine
Platzierung im oberen Drittel.
2.2. Vorschläge und Forderungen
Wo die zentralen Ansatzpunkte für die Verbesserung
der Schulqualität und der Sicherung der Ausbildungs-
reife liegen, zeigen einerseits die Erfahrungen der
PISA-Siegerstaaten und andererseits die vielfältigen
Ergebnisse aus den Projekten und Initiativen der
SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit. Daraus ergibt sich
das Bild einer leistungsfähigen, chancengerechten
und selbstständigen Schule, für die sich die BDA
einsetzt:
1) Klare Leistungsstandards erweisen sich im inter-
nationalen Vergleich als ein entscheidender Hebel
zur Verbesserung der untersten Leistungsstufe. Leis-
tungsstandards legen nicht den abzuarbeitenden
Stoff fest, sondern die Kompetenzen, die an be-
stimmten Stationen der Schullaufbahn erreicht sein
sollen. So müssen beispielsweise die Schüler am
Ende der 10. Klasse im Fach Mathematik grafische
Darstellungen und Tabellen von statistischen Erhe-
bungen auswerten können. Standards entsprechen
damit dem handlungs- und kompetenzorientierten
Bildungsbegriff der Arbeitgeber. Die Arbeitgeber
begrüßen, dass die Kultusminister bundesweite
Standards verabschiedet haben. Entscheidend ist
nun ihre Verwirklichung, d. h. die Überprüfung der
Zielerreichung an den Schulen und die Messung
von Lernfortschritten. Schulen brauchen dafür wirk-
same Unterstützung und Beratung.
2) Für die notwendige Qualitätskontrolle und
-verbesserung gibt es viele internationale Vorbilder
wie z. B. die Niederlande, Großbritannien oder die
skandinavischen Nationen. Aber auch im eigenen
Land können Schulen bewährte Strategien z. B.
aus den Unternehmen nutzen. Arbeitgeber und
SCHULEWIRTSCHAFT haben in Baden-Württem-
berg zusammen mit Schulleitern und Lehrern ein
Konzept zum Qualitätsmanagement entwickelt;
darauf aufbauend entsteht ein Service-Paket,
das den Schulen verständliche und praktikable
2. »SCHULE schafft ZUKUNFT« – Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern
»SCHULE schafft ZUKUNFT«
Wirksame Überprüfung von
bundesweiten Kompetenz-Standards
Qualitätsfördernder Wettbewerb
zwischen selbstständigen Schulen
Starke Schulleitung
10 11SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern
»SCHULE schafft ZUKUNFT«
Besser ausgebildete Lehrkräfte
Verstärkte Zusammenarbeit mit Eltern
Mehr Ganztagsangebote mit neuen
Lehrerarbeitszeitkonzepten
6) Voraussetzung dafür ist eine zielführende, hoch-
wertige und praxisnahe Ausbildung der Lehrkräfte,
die ihnen außer Fachwissen mehr psychologische
und pädagogische, diagnostische und methodi-
sche Schlüsselkompetenzen vermittelt. Wie die
PISA-Studien belegen, muss insbesondere der Um-
gang mit den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen
der Schüler Priorität in der Aus- und Fortbildung
der Lehrer an allen Schulformen gewinnen. Davon
werden leistungsschwache wie -starke Schüler und
die hohe Zahl der Migrantenkinder gleichermaßen
profitieren. Die Neukonzeption des Studiums zum
»Master of Education« muss als neue Chance ge-
nutzt werden, die theoretisch-wissenschaftlichen
mit den berufspraktischen Elementen von Anfang
an systematisch zu verzahnen. Die bisherige Praxis-
phase des Referendariats kann durch die direkte In-
tegration der neuen Lehrkräfte in den Schulbetrieb
ersetzt werden und als Trainee-Programm mit früh
einsetzender Personalentwicklung gestaltet werden.
7) Zur Förderung der Schüler gehört auch die Zu-
sammenarbeit mit den Eltern. Insbesondere zur Le-
sekompetenz als dem entscheidenden Schlüssel für
den Schulerfolg der Kinder und Jugendlichen trägt
das Elternhaus maßgeblich bei, wenn z. B. schon
dem Kleinkind vorgelesen wird. Familienpolitik und
Bildungspolitik müssen daher stärker in Zusammen-
hang gebracht werden. Gerade bei Kindern mit Mi-
grationshintergrund ist die Einbeziehung der Eltern
entscheidend für den Bildungserfolg.
8) Ganztagsschulen sind nicht in Konkurrenz, son-
dern als Unterstützung der elterlichen Erziehung zu
sehen. Die neuen Ganztagsschulangebote sollen
sich durch ein ganzheitliches pädagogisches Kon-
zept auszeichnen, das sowohl die Gestaltung des
Vormittags als auch des Nachmittags prägt und die
Förderung der Schüler verbessert. Bei der Umset-
zung der Ganztagsschul-Programme ist sorgfältig
darauf zu achten, ob und wie diese Ziele tatsäch-
lich verwirklicht werden. Dazu gehört die selbst-
verständliche Kooperation mit außerschulischen Bil-
dungsträgern und der ganztägige Einsatz von Lehr-
kräften.
9) Die Arbeitszeit der Lehrkräfte muss dementspre-
chend neu geregelt werden und ist mit der Berück-
sichtigung der höchst unterschiedlichen Belastung
durch Vor- und Nacharbeit, Korrekturarbeit, Beteili-
gung an der Schulentwicklung, spezifisches Engage-
ment und besondere pädagogische Herausforde-
rungen gerechter zu erfassen als bisher.
Handlungsanleitungen an die Hand gibt, um Qualitäts-
management und interne Evaluation erfolgreich
zu gestalten. Dazu gehört das Evaluationsinstrument
»Q-Prozess«, das die Schule mit ihren Prozessen
und Akteuren in aller Komplexität erfasst.
3) Schulen in Deutschland sind im Unterschied zu
vielen anderen Ländern nicht mit Selbstständigkeit
vertraut, auch wenn in einigen Bundesländern zur-
zeit Modellversuche laufen. Die Unsicherheit ist
groß, zugleich aber liegt in mehr Selbstständigkeit
der Schulen und mehr Wettbewerb zwischen ih-
nen ein zentraler Schlüssel für mehr Qualität. Dazu
gehören Bildungskonzepte zur individuellen Förde-
rung der Schüler, mit denen die Schulen ihr Profil
schärfen und sich im Wettbewerb bewähren.
Die BDA bietet eine Handreichung an, die der Bil-
dungsverwaltung wie den Schulen die konkreten
Instrumente für mehr Selbstständigkeit verdeutlicht:
Die Schule betreibt Profilbildung, schließt selbst-
ständig Rechtsgeschäfte und Verträge ab, bindet vor
allem Eltern und Unternehmen mit ein, steuert die
Personalauswahl und -entwicklung, erhält ein Glo-
balbudget und betreibt ein systematisches Qua-
litätsmanagement. Kultusministerium, Schulaufsicht
und Schulträger haben sich mehr als Dienstleister
und Berater für die Schulen zu verstehen und weni-
ger als vorgesetzte Behörden.
4) Neue Bedeutung gewinnt in der selbstständigen
Schule die Schulleitung als Entscheidungsträgerin
und Dienstvorgesetzte. Die Hauptaufgaben umfas-
sen vor allem die Mitarbeiterführung und die Quali-
tätsentwicklung. Schulleitung ist ein eigenständiger
Beruf; Schulleiter brauchen für ihre verantwortungs-
volle Aufgabe entsprechende Qualifikationsangebo-
te in Schulmanagement und Personalentwicklung.
5) Lehrerinnen und Lehrer haben eine Schlüsselrol-
le für die Qualität der Schule. Sie brauchen ein pro-
fessionelles und zeitgemäßes Leitbild als pädagogi-
sche Führungskraft im »Unternehmen« Schule, wie
es die BDA modellhaft vorgeschlagen hat.
12 13SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern
13) Der Bildungsgang Hauptschule kann an und
innerhalb verschiedener Schulformen angeboten
werden; entscheidend ist, dass die Hauptschüler
eine individuelle Förderung erfahren, die Leistungs-
standards erreichen und ihnen konkrete weiter-
führende Chancen in der Schullaufbahn eröffnet
werden. Wir brauchen gezielte Förderangebote ins-
besondere zur Verbesserung der Lesekompetenz:
»15-Jährige, die viel lesen, aber sozio-ökonomisch
benachteiligt sind, erreichen bessere Leistungen als
Jugendliche aus besser situierten und sozial intakteren
Elternhäusern, die wenig lesen.« (OECD »Education
at a glance« 2002).
14) Die Schule muss ihren erzieherischen Auftrag,
den sie gemeinsam mit dem Elternhaus hat, stärker
wahrnehmen. Werteerziehung soll fächerübergrei-
fend Teil des Schulprogramms und der Schulent-
wicklung sein. Selbstständigkeit, Leistungs- und Ver-
antwortungsbereitschaft, Team- und Kommunika-
tionsfähigkeit sind Schlüsselqualifikationen. Eine
moderne Form von Kopfnoten mit einer Bewer-
tung der persönlichen und sozialen Kompetenzen
ist notwendig, um den Schülern die Verbindlichkeit
dieser Bildungs- und Erziehungsziele zu verdeut-
lichen, die Lehrkräfte zur Beobachtung und Umset-
zung dieser Ziele zu verpflichten und für Eltern wie
spätere Arbeitgeber Transparenz zu schaffen. Auch
der Religionsunterricht oder ersatzweise der Ethik-
unterricht bietet die Möglichkeit, Werte, Menschen-
bilder und Weltanschauungen und ihre Begründun-
gen zu reflektieren. Dabei muss der christliche Reli-
gionsunterricht als Alternative zum Werte oder
Ethikunterricht fester Bestandteil des Schulangebots
bleiben. Ebenso erfordert das die Einrichtung eines
deutschsprachigen islamischen Religionsunterrichts
an den Schulen, der den Werten des Grundgeset-
zes verpflichtet ist.
»SCHULE schafft ZUKUNFT«
Persönlichkeiten bilden
Vermittlung von mehr ausbildungs-
relevanten Qualifikationen
Verstärkte Berufsorientierung
Verbesserter Ökonomie- und
MINT-Unterricht
10) Im internationalen Vergleich werden in
Deutschland wenig öffentliche Mittel in die ersten,
grundlegenden Bildungsjahre eines jungen Menschen
investiert, aber viel in Abitur und Studium, ohne je-
doch die international üblichen hohen Hochschul-
absolventenzahlen zu erreichen. So ist der private
Anteil der Ausgaben in den deutschen Kindergärten
doppelt so hoch wie im OECD-Mittel. Dagegen
machen die privaten Aufwendungen an den Hoch-
schulen weniger als die Hälfte des OECD-Durch-
schnitts aus. Die öffentliche Finanzierung der Bildung
muss – wie auch OECD und Sachverständigenrat
zu Recht anmahnen – vom Kopf auf die Füße ge-
stellt und eine wirkliche Priorität in der Frühförde-
rung in Kindergarten und Grundschule gesetzt
werden. Hier werden die entscheidenden Weichen
für die Bildungsbiografien und für die Entkopplung
von sozialer Herkunft und Bildungserfolg gestellt.
Der Kindergarten braucht einen Bildungs- und
Erziehungsplan mit verbindlichen Zielen, an den
eine frühestmögliche Einschulung anknüpfen muss.
Zu diesem Bildungs- und Erziehungsplan gehört an
erster Stelle die Förderung der sprachlichen Aus-
drucks- und Kommunikationsfähigkeit sowie auch
die Begegnung mit Naturphänomenen. Die Kinder-
garten-Leitung bedarf einer wissenschaftlich fun-
dierten Hochschulausbildung.
11) Insbesondere Migranten sind von dieser bis-
herigen ungünstigen Prioritätensetzung betroffen:
Sprachfeststellungen und gezielte Sprachförder-
maßnahmen schon in Kindergarten, Vor- und
Grundschule sind notwendig, um ihnen Chancen
auf einen erfolgreichen Bildungsweg zu eröffnen.
Es muss regelmäßig überprüft werden, ob diese
Maßnahmen wirksam greifen.
12) Differenzierung im Lernen und individuelle
Förderung ist für eine Verbesserung der Schüler-
leistungen von zentraler Bedeutung und zugleich
das größte Defizit in allen Schulformen. Der wich-
tigste Bestandteil aller Schulreformen ist ein an-
schaulicher und anregender Unterricht, denn Lern-
fortschritte werden am nachhaltigsten durch aktives
Lernen erreicht. Wochenplan-, Frei- und Projektar-
beit schaffen Individualisierungsmöglichkeiten in
der Lerngruppe. Die Lehrkräfte sollen neue Unter-
richtsmethoden wie auch die Erkenntnisse der
Lern- und Entwicklungspsychologie sowie der Hirn-
forschung in der Aus- und Weiterbildung kennen
lernen und kontinuierlich nutzen.
»SCHULE schafft ZUKUNFT«
Neue Prioritäten in der frühen Förderung
Intensive Sprach- und Leseförderung
Differenziertes Lernen
2.3. Umsetzungsplan
Nur wenn jetzt Reformen konsequent vorange-
trieben werden, sind die für 2015 gesetzten Ziele
erreichbar. Dabei müssen Zwischenziele formuliert
und die anstehenden Aufgaben mit einer klaren
Zeitplanung versehen werden, um Entwicklungen
und Erfolge transparent und messbar zu machen.
Die Zwischenziele sollten vorsehen, dass
> der Anteil der Leistungsschwächeren bis 2008
auf max. 16 % und bis 2012 auf max. 12 % re-
duziert wird, bis 2015 das angestrebte Ziel der
Reduzierung auf max. 8 % erreicht wird.
> der Anteil der Schulabbrecher bis 2008 auf
max. 7 % und bis 2012 auf max. 5 % reduziert
wird, bis 2015 das angestrebte Ziel der Redu-
zierung auf max. 3 % erreicht wird.
> der Abstand zwischen Kindern mit und ohne
Migrationshintergrund sowohl im Leistungs-
niveau als auch bei den Schulabbrecherzahlen
bis 2008 um ein Drittel und bis 2012 um zwei
Drittel abgebaut wird, bis 2015 die Angleichung
im Leistungsniveau und bei den Schulabbrecher-
zahlen erreicht wird.
> der Anteil der Leistungsstärksten bis 2010 auf
mind. 13 % erhöht wurde, bis 2015 das an-
gestrebte Ziel von mind. 15 % erreicht wird.
Um die Ziele zu erreichen, muss neben einem
verstärkten Engagement der Schüler und Eltern der
folgende Umsetzungsplan in den nächsten zwei
Jahren verwirklicht werden:
15) Berufsorientierung muss an allen weiterführen-
den Schulen ein größeres Gewicht erhalten. Betriebe
können mit Einblicken in die berufliche Praxis,
regelmäßigen Schüler- und Lehrerpraktika, Erkun-
dungen und Tagen der offenen Tür wirksam helfen,
wenn es darum geht, Jugendlichen ein fundiertes
Wissen über die Berufswelt zu verschaffen. Ein
Großteil des Engagements wird gebündelt und be-
fördert durch die Arbeit von SCHULEWIRTSCHAFT.
Im Rahmen von rund 450 regionalen Arbeitskreisen
initiiert und gestaltet SCHULEWIRTSCHAFT den
Dialog und die Kooperation von Schule und Wirt-
schaft. Diese Aktivitäten werden künftig noch weiter
intensiviert.
16) Ökonomisches Grundwissen gehört zur moder-
nen Allgemeinbildung. Auch wenn die Kultusminis-
ter auf Drängen der Arbeitgeber ein Curriculum
»ökonomische Bildung« mit einer beachtlichen Zahl
von 200 Stunden in der Sekundarstufe I vereinbart
und seine Anwendung empfohlen haben, lässt
doch die flächendeckende Umsetzung auf sich
warten. Daher bleibt unsere Forderung nach einem
Fach »Wirtschaft« mit speziell dafür ausgebildeten
Lehrkräften bestehen.
17) Unter den inhaltlichen Themen der Schulbil-
dung sind für die deutschen Unternehmen die
MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissen-
schaft, Technik) besonders wichtig. Die Arbeitgeber
sind seit längerem mit verschiedenen Initiativen
und Projekten für die Förderung der MINT-Fächer
aktiv, um junge Menschen für die entsprechenden
Berufe zu begeistern. Fortschritte aus den ergriffe-
nen Maßnahmen zur praxisnahen Gestaltung des
MINT-Unterrichts machen sich in PISA II vor allem
in der besseren Problemlösungskompetenz bereits
bemerkbar, sind aber noch nicht flächendeckend
wirksam. Der Mathematikunterricht muss qualitativ
anspruchsvoller sein und auf die Anwendbarkeit
der mathematischen Modelle im täglichen Leben
zielen. Der naturwissenschaftliche Unterricht muss
kontinuierlicher gegeben sowie innovativer und
moderner gestaltet werden.
18) Zur Allgemeinbildung gehört nach wie vor ein
Grundwissen über die prägenden historischen
und kulturellen Traditionen in unserer Gesellschaft.
Die sprachlichen, geistes- und kulturwissenschaft-
lichen sowie musisch-ästhetischen Fächer vermitteln
darüber hinaus Schlüsselkompetenzen – wie
sprachliche, interkulturelle und methodische Kom-
petenzen – und fördern maßgeblich die Persönlich-
keitsbildung; ähnliches gilt für den Sportunterricht.
Es ist daher nicht hinzunehmen, dass der Unter-
richtsausfall insbesondere in Fächern wie Musik
oder Sport als »nebensächlich« toleriert wird.
14 15SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern
16 17SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern
Kultusministerkonferenz
> erarbeitet/vervollständigt als gemeinsame Plattform
bundesweite Standards für die Schülerleistungen,
für Qualitätssicherungsverfahren und für die Lehrer-
bildung
> verbessert/aktualisiert diese Standards
> gibt nationale und internationale Vergleichs-
untersuchungen in Auftrag
> wertet diese Untersuchungen aus
> veröffentlicht einen jährlichen Bildungs- und
Fortschrittsbericht, der sich an klaren Zielen
und Indikatoren orientiert
> berücksichtigt in diesem Bericht besonders die
Fortschritte der Migrantenkinder
Schulen
> machen sich die Qualitätsverbesserung des
Unterrichts zum obersten Ziel
> orientieren daran ihr Schulprogramm und die
Schulentwicklung
> überprüfen und verbessern systematisch und
kontinuierlich ihre Leistungen
> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler
> führen Lehrkräfte zur Teamarbeit zusammen und
bilden sie fort
> kooperieren je nach Bedarf mit Sozialpädagogen,
Psychologen, Berufsberatern etc.
> greifen auf Unterstützungssysteme und Angebote
z. B. der Jugendhilfe zurück
> nehmen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag
wahr
> arbeiten mit den Eltern zusammen
> kooperieren mit Unternehmen, besonders im
SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk
Unternehmen und Arbeitgeberverbände
> kooperieren mit Schulen, besonders im
SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk
> bieten betreute Praktika für Schüler, Lehrer und
Lehrer in der Ausbildung an
> wirken mit z. B. bei MINT-Projekten an der
Schule
> übernehmen Verantwortung für die Schule im
Schulbeirat
> bieten Know-how in Qualitätsmanagement und
Personalentwicklung an
> bieten Qualifizierungen für Schulleiter an
Der Umsetzungsplan
Kultusminister der Länder
> überprüfen systematisch und kontinuierlich die
Erreichung der Standards für die Schülerleistungen
> sorgen für externe Evaluation unter Beachtung
der Standards für Qualitätssicherungsverfahren
> unterstützen die Schulen im Rahmen ihrer Auf-
sichtsfunktion durch Beratung
> geben Schulen Instrumente zur internen Evaluation
an die Hand
> geben Schulen Selbstständigkeit in Verwaltungs-,
Finanz-, Unterrichts- und Personalfragen
> qualifizieren Schulleiter für ihre Leitungs- und
Personalverantwortung
> sorgen für Unterstützung der Schulen
> ermöglichen leistungsorientierte Bezahlung
> reformieren die Lehrerausbildung mit
mehr Praxisnähe und diagnostisch-methodischen
Kompetenzen
> setzen dabei die Standards für die Lehrerbildung
um und überprüfen die Umsetzung
> sorgen für Fort- und Weiterbildung der
Lehrkräfte
> erweitern Ganztagsangebote und stellen dafür
die Ressourcen zur Verfügung
> entwickeln neue und gerechtere Regelungen der
Lehrerarbeitszeit
> konzentrieren die öffentlichen Mittel verstärkt auf
die frühe Förderung
> führen flächendeckende Sprachfeststellungen und
-förderungen ein
> evaluieren die Förderwirkung dieser Sprach-
angebote
3.2. Vorschläge und Forderungen
Wir brauchen in Deutschland exzellente und wett-
bewerbsfähige Hochschulen, die auf hohem Niveau
forschen und lehren. Die Hochschulpolitik in den
Ländern ergreift zunehmend Reformmaßnahmen,
entspricht aber in der Regel noch nicht der syste-
matischen Umsetzung eines Gesamtkonzeptes für
die Hochschulen, wie es die BDA vertritt:
»HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT«
Profilbildung im Wettbewerb
Autonomie in Studierendenauswahl,
Finanzen, Personal und Management
Vergleichbare und valide Kriterien der
Qualitätssicherung
Akkreditierung statt Genehmigung
1) Zum Leitbild eines zukunftsfähigen Hochschul-
systems gehört die Vielfalt der Profile von Fach-
hochschulen und Universitäten in staatlicher und
privater Trägerschaft sowie die eigenverantwort-
liche wissenschaftliche Schwerpunktsetzung im
Wettbewerb. Diese muss sich in Forschung und
Lehre gleichermaßen widerspiegeln. Die Zusammen-
arbeit der Hochschule mit der Praxis und die Berück-
sichtigung der Anforderungen von Unternehmen
und Arbeitsmarkt sind dabei ebenso gefordert wie
eine verstärkte internationale Kooperation. Durch
hochschulinterne Qualitätssicherungsverfahren wird
sichergestellt, dass die Leistungen in den verschie-
denen Tätigkeitsbereichen der Hochschule syste-
matisch und kontinuierlich überprüft und gesteigert
werden.
2) Moderne Hochschulen sollen ihre Studierenden
vollständig selbst auswählen. Dabei können sie auf
Erfahrungen von privaten Hochschulen sowie der
Wirtschaft mit Personalauswahlverfahren ebenso
zurückgreifen wie auf die Handreichung »Auswahl-
gespräche mit Studienbewerbern« der BDA. Profil-
bildung und Qualitätssicherung sind überhaupt nur
möglich, wenn Studierende und Hochschulen zu-
sammen passen
19Autonomie steigern, Exzellenz fördern
Das deutsche Hochschulsystem ist durch eine Viel-
zahl von Fehlsteuerungen und Ineffizienzen ge-
kennzeichnet. Hohe Abbrecherquoten und über-
lange Studienzeiten belegen dies genauso wie eine
oftmals zu praxisferne Ausbildung. Trotz eines im
internationalen OECD-Vergleich hohen öffentlichen
Mitteleinsatzes pro Studiengang und Studierenden
von rund 73.000 $ – in Großbritannien werden da-
gegen nur rund 41.000 $ und in Frankreich rund
46.000 $ aufgewandt – fehlen die notwendigen
Ressourcen oftmals da, wo sie gebraucht werden.
Mangelnder Wettbewerb und Überregulierung er-
schweren das Entstehen von Spitzenhochschulen
und begünstigen die Abwanderung von Spitzen-
kräften aus Forschung und Lehre in das Ausland.
Deutschland braucht viel mehr Leuchttürme in der
Hochschullandschaft, die auch international zu den
Besten gehören. Das setzt eine konsequent wett-
bewerblich organisierte Vergabe der staatlichen
Mittel für Forschung und Lehre voraus.
3.1. Ziele
Orientiert an den international leistungsfähigsten
Bildungssystemen heißt das für die Zielsetzung für
das Jahr 2015:
> Alle Hochschulen und ihre Studienangebote
sind akkreditiert, unterliegen einer regelmäßigen
internen Evaluation und werden kontinuierlich
mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes
abgeglichen.
> Die heutige Quote der Studienabbrecher
von durchschnittlich 25 % ist auf ein Fünftel
reduziert, d. h. liegt bei maximal 5 %.
> Die realen Studienzeiten entsprechen den in
der Akkreditierung überprüften Regelstudien-
zeiten.
> In allgemein anerkannten internationalen
Rankings belegen mindestens 6 deutsche
Hochschulen in Forschung und Lehre Plätze
unter den ersten 50.
18 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT
3. »HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT« – Autonomie steigern,Exzellenz fördern
Um Verzerrungen zu vermeiden, sind verschiedene
Kostenkategorien zu berücksichtigen, da beispiels-
weise ein Medizin-Studium ungleich teurer ist
als ein Betriebswirtschafts-Studium. Im Forschungs-
bereich ist die Mittelvergabe im Wettbewerb zu
Lasten der institutionellen Förderung von Forschungs-
einrichtungen zu stärken. Davon profitieren vor
allem die Hochschulen.
7) Hochschulen müssen darüber hinaus über eigene
Einnahmemöglichkeiten verfügen können. Dazu
gehören Drittmittel, Verwertungsgewinne, Einnah-
men aus Studienbeiträgen und aus Weiterbildungs-
angeboten. Die privatrechtliche Organisation der
Hochschule bietet dafür die besten Gestaltungs-
spielräume.
8) Staaten mit Studienbeiträgen haben die kürzes-
ten Studienzeiten und geringsten Abbrecherquoten.
Während in Deutschland im Durchschnitt nach
OECD-Vergleich 6,5 Jahre studiert wird, verbringen
Studierende in Großbritannien nur 3,8 Jahre und
in Australien sogar nur 2,6 Jahre an der Hochschule.
Die BDA befürwortet daher entschieden Studien-
beiträge und schlägt ein Splitting-Modell vor: Jeder
Studierende zahlt seiner Hochschule einen einheit-
lichen Grundbeitrag und einen fachbezogenen vari-
ablen Beitrag für den gewählten Studiengang.
9) Die Studierenden finanzieren diesen Beitrag
nach den BDA-Vorschlägen zum einen aus dem
Ausbildungsbudget, das anstelle des BAföGs und
des an ihre Eltern ausgezahlten Kindergelds sowie
der Kinderfreibeträge vom Staat zur Verfügung
gestellt wird. Die bisherigen Transferzahlungen an
die Eltern von Studierenden werden somit umge-
lenkt und zielgenauer in die Ausbildung investiert.
Zum anderen kann ein Darlehen in Anspruch ge-
nommen werden, das nach dem Studium in dem
Einkommen angepassten Tilgungszeiträumen zurück-
zuzahlen ist. Das Darlehen ist jedem Studierenden
und bundesweit zugänglich.
10) Die wissenschaftliche Weiterbildung ist eine
bislang weitgehend unerschlossene Einnahmequelle,
die erheblich ausgebaut werden kann; sie ist zu-
gleich ein weiteres Feld der Kooperation zwischen
Hochschulen und Unternehmen sowie anderen
Bildungseinrichtungen z. B. aus der Wirtschaft.
Insbesondere vor dem Hintergrund der gestuften
Studienstruktur gewinnt wissenschaftliche Weiter-
bildung zunehmend an Bedeutung.
21Autonomie steigern, Exzellenz fördern
3) Profilbildung setzt Autonomie in der Personal-
rekrutierung, in Finanzverantwortung und Manage-
ment voraus. Gemeinsam mit der Hochschulrekto-
renkonferenz hat die BDA ein Leitbild entwickelt,
bei dem effiziente Leitungsstrukturen mit klar defi-
nierten Zuständigkeiten eine wesentliche Voraus-
setzung für das erfolgreiche Streben nach Exzellenz
darstellen. Ohne Autonomie ist Wettbewerb nicht
denkbar. Dieser entscheidende Punkt darf bei der
intensiv zwischen Bund und Ländern geführten
Debatte über die Zuständigkeiten im Hochschul-
bereich nicht vernachlässigt werden. Wesentlich
wichtiger als die Frage nach der richtigen föderalen
Regulierungsebene sind die konsequente Deregu-
lierung und die Schaffung von Freiräumen für die
Hochschulen z. B. bei der Gestaltung der Leitungs-
strukturen oder bei der Drittmittelbewirtschaftung.
Die wenigen dann noch zu regelnden Punkte kön-
nen die Länder auf dem Vereinbarungsweg lösen;
das Hochschulrahmengesetz wird somit überflüssig.
4) Zu den wenigen übergreifend zu regelnden
Punkten zählt vor allem die Festlegung vergleichba-
rer und valider Kriterien für die externe Qualitäts-
sicherung unter Einbeziehung der Wirtschaft als
Voraussetzung für die Akkreditierung. Dieser Rahmen
muss in besonderer Weise neben der wissenschaft-
lichen Befähigung die Aspekte der Berufsbefähigung
und des Praxisbezugs, der Internationalität sowie
des Qualitätsmanagements und der internen Evalu-
ation innerhalb der Hochschulen berücksichtigen.
5) Akkreditierungsverfahren ersetzen die bisher
üblichen Genehmigungsverfahren für neue Studien-
gänge. Sie sorgen für Qualität, für Berufsbefähigung
und Transparenz. Die Einbindung von Vertretern
der Berufspraxis ermöglicht ein rasches und flexi-
bles Reagieren auf neue Anforderungen mit verän-
derten Studienangeboten. Noch zielgerichteter
unterstützen Programm- und Hochschulräte diesen
Prozess.
»HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT«
Nachfrageorientierte Vergabe der öffent-
lichen Mittel in Forschung und Lehre
Eigene Einnahmen in privatrechtlicher
Organisation
Private Studienbeiträge, Ausbildungsbudget
und bundesweites Darlehensmodell
Wissenschaftliche Weiterbildung als
eigene Einnahmequelle
6) Die Grundfinanzierung der Hochschulen in
Forschung und Lehre muss staatliche Aufgabe blei-
ben. Neben einem angebotsorientierten Teil, der
durch die institutionelle Förderung gesichert wird,
soll ein Teil der öffentlichen Mittel in Form einer
nachfrageorientierten Mittelzuweisung vergeben
werden. Im Bereich der Lehre können die durch
die Studierenden angemeldeten Leistungspunkte
(Credit Points) Maßstab für die Mittelvergabe sein.
20 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT
15) Das Ziel der besseren europaweiten Vergleich-
barkeit der Studienabschlüsse muss weiter mit
Nachdruck vorangetrieben werden. Ein wichtiges
Instrument dafür ist ein Hochschule und Berufs-
bildung übergreifender »European Qualifications
Framework«, der verschiedene Kompetenzstufen
europaweit definiert. Die BDA unterstützt diesen
europäischen Prozess aktiv, um Transparenz und
Qualitätssicherung nicht nur auf nationaler, sondern
auch auf internationaler Ebene zu erreichen. Ent-
scheidend ist, dass die Entwicklungen im Berufsbil-
dungssystem und im Hochschulbereich frühzeitig
zusammengeführt werden.
3.3. Umsetzungsplan
Nur wenn jetzt Reformen konsequent vorangetrie-
ben werden, sind die für 2015 gesetzten Ziele er-
reichbar. Dabei müssen Zwischenziele formuliert
und die anstehenden Aufgaben mit einer klaren
Zeitplanung versehen werden, um Entwicklungen
und Erfolge transparent und messbar zu machen.
Die Zwischenziele sollten vorsehen, dass
> bis 2008 flächendeckend ein System der exter-
nen Überprüfung der Qualitätssicherung und
bis 2012 an allen Hochschulen interne Quali-
tätsmanagementsysteme fest verankert und
funktionstüchtig sind.
> die Quote der Studienabbrecher bis 2008
auf max. 18 % und bis 2012 auf maximal 8 %
reduziert wird, bis 2015 das angestrebte Ziel
der Reduzierung auf maximal 5 % erreicht
wird.
> in allgemein anerkannten internationalen
Rankings bis 2008 mindestens 2 und bis 2012
mindestens 4 deutsche Hochschulen Plätze
unter den ersten 50 belegen, bis 2015 das an-
gestrebte Ziel von mindestens 6 deutschen
Hochschulen unter den ersten 50 erreicht wird.
> das politische Ziel der flächendeckenden Ein-
führung der gestuften Studienstruktur mit den
Abschlüssen Bachelor und Master wie vereinbart
bis 2010 erfolgreich umgesetzt wird.
Um die Ziele zu erreichen, muss neben einem
verstärkten Engagement der Studierenden der
folgende Umsetzungsplan in den nächsten zwei
Jahren verwirklicht werden:
23Autonomie steigern, Exzellenz fördern
»HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT«
Kompatible Abschlüsse Bachelor und
Master im europäischen Qualifikations-
rahmen
Vermittlung und Dokumentation von
berufsbefähigenden Qualifikationen
Persönlichkeiten bilden
11) Die deutschen Arbeitgeber begrüßen und unter-
stützen aktiv die derzeitige Neukonzeption aller
Studiengänge in Deutschland mit den Abschlüssen
Bachelor und Master. Das sichert die internationale
Anschlussfähigkeit, fördert Mobilität und trägt zur
Verkürzung der überlangen Studienzeiten bei.
Die Arbeitgeber brauchen die beiden Abschlüsse
Bachelor und Master sowie die Vielfalt der Studien-
profile, die üblicherweise in anwendungs- und
forschungsorientierte unterschieden werden.
12) Bachelor und Master dürfen auf keinen Fall bloße
Umetikettierungen der bestehenden Studienstruk-
turen sein, sondern sollen das Studium zu einer
modular aufgebauten und berufsfeldbezogenen
Ausbildung umgestalten. Eine solche Ausbildung
muss in einem neuen Maße neben dem fundierten
Fachwissen Schlüsselqualifikationen und Metho-
denwissen beinhalten und zudem interdisziplinär
und international ausgerichtet sein. Die Hochschulen
müssen jetzt die Chance zur Modernisierung und
zur Profilbildung mit attraktiven Studienangeboten
und Schwerpunktsetzungen nutzen. Dabei ist der
Arbeitsmarktorientierung hohe Priorität einzuräu-
men, die insbesondere durch den Ausbau von dua-
len Studienangeboten in Kooperation zwischen Be-
trieb und Hochschule erreicht wird.
13) Die Neukonzeption der Studiengänge als Ba-
chelor und Master müssen die geistes- und kultur-
wissenschaftlichen Fächer als besondere Chance
nutzen, ihre Angebote gezielt an der Stärkung der
Schlüsselkompetenzen und der Persönlichkeits-
bildung der Studierenden zu orientieren und dies
auch zu dokumentieren. Die Bedeutung der Inter-
disziplinarität wird weiter wachsen: Sie macht die
musisch-ästhetischen, sprachlichen und sozial-,
geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächer für Ko-
operationen mit anderen Fachbereichen in neuer
Weise interessant.
14) Für die Arbeitgeber kommt es entscheidend auf
die transparente Dokumentation der erreichten
Kompetenzen und des spezifischen Ausbildungs-
profils der Absolventen an. Das »Diploma Supple-
ment« muss dies als Zeugnisergänzung leisten und
darf nicht lediglich eine Aufzählung der besuchten
Lehrveranstaltungen sein.
22 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT
25Autonomie steigern, Exzellenz fördern24 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT
Der Umsetzungsplan
Hochschulen
> geben sich ein wissenschaftliches Profil in
Forschung und Lehre
> entwickeln Verfahren für die Auswahl der
Studierenden
> stellen ihre Studienangebote komplett auf
das gestufte System (mit den Abschlüssen
Bachelor und Master) um
> sorgen für eine stärkere Internationalisierung
von Studienangeboten und eine größere
Mobilität von Hochschulpersonal und
Studierenden
> achten auf Berufsfeldbezug, Fach- und
Schlüsselkompetenzen
> vereinbaren interne Qualitätskriterien und -
sicherungsverfahren
> bemühen sich um Betreuung, Beratung und
Erfolg ihrer Studierenden
> unterziehen sich externer Qualitätsüberprü-
fung durch Akkreditierungsverfahren
> unterbreiten neue Angebote in der wissen-
schaftlichen Weiterbildung
> kooperieren mit Unternehmen
Unternehmen und
Arbeitgeberverbände
> kooperieren mit Hochschulen
> bieten betreute Praktika für Studierende an
> wirken mit bei der Gestaltung neuer berufs-
feldbezogener Studiengänge BA/MA
> übernehmen Verantwortung für die Hoch-
schule im Hochschulrat
> bieten Know-how in Qualitätsmanagement
und Personalentwicklung an
> wirken in den Akkreditierungsagenturen mit
> setzten sich für die adäquate Einordnung
der neuen Abschlüsse im Beschäftigungs-
system ein
Bundesregierung
> vergibt die öffentlichen Mittel für Forschung
verstärkt nachfrageorientiert
> schafft die Voraussetzungen für das Ausbil-
dungsbudget zur Studienfinanzierung
> gibt den Weg frei für ein bundesweites
Darlehensmodell zur Studienfinanzierung
> beteiligt sich an der Entwicklung eines
»European Qualifications Framework«
Kultusministerkonferenz
> sorgt für die Erarbeitung und Einhaltung
bundesweiter Kriterien für die Akkreditierung
> beteiligt sich an der Entwicklung eines
»European Qualifications Framework«
> schafft die Voraussetzungen für ein bundes-
weites Darlehensmodell zur Studienfinan-
zierung
> veröffentlicht einen jährlichen Bildungs- und
Fortschrittsbericht, der sich an klaren Zielen
und Indikatoren orientiert
Wissenschaftsminister der Länder
> sorgen für eine ausreichende Ausstattung
der Hochschulen
> vergeben die öffentlichen Mittel für Forschung
und Lehre verstärkt nachfrageorientiert
> geben Hochschulen Autonomie in Finanz-,
Verwaltungs- und Personalfragen
> ermöglichen Hochschulen privatrechtliche
Organisationsformen
> überlassen den Hochschulen die Gestaltung
von Studienbeiträgen
> verzichten auf Genehmigungs- zugunsten
Akkreditierungsverfahren
> schaffen die Grundlage für Studienreformen
mit Umstellung auf Bachelor und Master
> ermöglichen leistungsorientierte Vergütungs-
vereinbarungen
27Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken26 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT
Wesentliches Merkmal und Erfolgsfaktor des beruf-
lichen Ausbildungssystems in Deutschland ist die
Praxis- und Bedarfsorientierung. Die Ausbildung ist
eng mit dem Beschäftigungssystem verknüpft und
bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten durch
äußerst vielseitige Berufe. Um diese Vorteile des
dualen Systems zu erhalten, ist eine Stärkung der
betrieblichen Ausbildung und die ständige Moder-
nisierung der Berufe entsprechend den Anforderun-
gen der betrieblichen Praxis erforderlich. Betriebe
investieren heute jedes Jahr rund 28 Mrd. Euro in
ihre zurzeit 1,6 Mio. Auszubildenden. Das Engage-
ment wird ihnen aber zunehmend durch mangel-
hafte Rahmenbedingungen wie die fehlende Aus-
bildungsreife der Schulabgänger, die hohen Ausbil-
dungskosten oder gesetzliche Ausbildungshemm-
nisse erschwert.
Die zunehmende Internationalisierung der Wirt-
schaft, vor allem im Rahmen der europäischen In-
tegration, stellt neue Anforderungen an die berufli-
che Bildung, die eine europäische Dimension ent-
wickeln und mit den globalen Herausforderungen
Schritt halten muss. Insbesondere vor dem Hinter-
grund der mittelfristigen demographischen Entwick-
lung mit einem Rückgang der Schulabgängerzahlen
muss die Attraktivität der Berufsbildung gerade für
leistungsstarke Jugendliche auch gegenüber Alter-
nativen wie beispielsweise dem Bachelor-Studium
gesteigert werden.
Für die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer
und die Innovationsfähigkeit der Unternehmen
gewinnt zunehmend die berufliche Weiterbildung
an Bedeutung. Um das Engagement der Wirtschaft
von derzeit jährlich 17 Mrd. Euro zu sichern, müssen
auch hier die Rahmenbedingungen stimmen. Erfor-
derlich ist ein flexibles, praxisorientiertes Weiter-
bildungssystem ohne staatliche Regulierungen
sowie eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer
am Weiterbildungsaufwand.
4.1. Ziele
Die Zielsetzung für das Jahr 2015 heißt:
> Senkung des Anteils Jugendlicher ohne Aus-
bildungsabschluss von zurzeit rund 14 % der
20- bis 29-Jährigen auf 5 %.
> Senkung des Anteils der Ausbildungsvertrags-
lösungen an den neu abgeschlossenen Aus-
bildungsverträgen von zurzeit rund 20 % auf
unter 10 %.
> Senkung des Anteils der am Ende des Vermitt-
lungsjahres bei den Arbeitsagenturen gemel-
deten unbesetzten Ausbildungsplätze von
2004 rund 3 % auf 1 %.
4. »BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT« – Rahmenbedingungen verbessern,Betriebe stärken
> Reduzierung der von Unterrichtsausfällen an
Berufsschulen betroffenen Schüler von 25 %
auf unter 10 %.
> Steigerung des Anteils der Auszubildenden
mit Auslandsaufenthalt von derzeit rund 1 %
auf 10 %.
> Steigerung der Anzahl der beruflich Ausge-
bildeten ohne formale Hochschulzugangs-
berechtigung, die ein Studium beginnen,
von derzeit rund 1.500 pro Jahr auf 20.000
oder von unter 0,5 % auf rund 5 % der Stu-
dienanfänger.
4.2. Vorschläge und Forderungen
Daraus ergibt sich das Bild einer modernen, markt-
orientierten und effizienten Berufsbildung, für die
sich die BDA einsetzt:
»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«
Effiziente Berufsvorbereitung
Einstiegsqualifizierungen etablieren
Ausbildungsvermittlung optimieren
1) Jugendliche, denen das für eine Ausbildung erfor-
derliche Rüstzeug fehlt, brauchen eine zielgruppen-
orientierte und zielgerichtete Berufsvorbereitung.
Die Berufsvorbereitung muss auf die Integration in
den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ausgerichtet
sein, sich auf die wirklichen Problemgruppen kon-
zentrieren sowie für den tatsächlichen Bedarf quali-
fizieren und die realen Bedingungen des Arbeits-
marktes im Auge behalten. Bei der Gestaltung von
Berufsvorbereitung sind bewährte modulare bzw.
Teilqualifizierungskonzepte, die Praxisphasen in Be-
trieben umfassen, weiterzuentwickeln und breiter
umzusetzen. Für mehr Transparenz sind die ver-
mittelten Qualifikationen durch Träger oder Unter-
nehmen zu dokumentieren und zu zertifizieren.
2) Mit den Einstiegsqualifizierungen ist durch die
Partner des Ausbildungspaktes ein effizientes, da
betriebsnahes Instrument der Hinführung leistungs-
schwächerer Jugendlicher auf Ausbildung und Be-
schäftigung eingeführt worden. Einstiegsqualifizie-
rungen müssen dauerhaft neben den bestehenden
Angeboten einer schulischen Berufsvorbereitung
etabliert und von den Jugendlichen verstärkt ge-
nutzt werden.
29Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken28 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT
7) Prüfungen sind als wichtiges Qualitätssiche-
rungsinstrument in der Ausbildung effizienter zu
gestalten. Hierzu müssen die Möglichkeiten zur
Übertragung bestimmter Prüfungen auf Dritte (z. B.
Ausbildungsbetriebe) erprobt werden. Die betrieb-
liche Wahrnehmung solcher Prüfungen muss mit
dem öffentlich-rechtlichen Charakter der Prüfung
vereinbar sein.
»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«
Berufsschule als Dienstleister
Berufsschullehrernachwuchs sichern
Modernes Zeitmanagement in den
Berufsschulen
8) Die Berufsschule ist wie ein modernes Dienst-
leistungsunternehmen zu führen und muss zur
Erfüllung ihrer Aufgaben und als Partner der Betriebe
über finanzielle, personelle und inhaltliche Selbst-
ständigkeit verfügen. Länder und Kommunen sind
in der Pflicht, einen Entwicklungs- und Investitions-
schub in den Berufsschulen auszulösen, um Mo-
dernitätsrückstände aufzuarbeiten, die Unterrichts-
ausfälle zu minimieren und Qualitätssicherungs-
instrumente einzuführen.
9) Die Lehrerfortbildung muss systematisiert wer-
den, damit der Unterricht ständig mit den neusten
Entwicklungen in der Arbeitswelt Schritt hält und
zugleich die Attraktivität des Berufsschullehrerberufs
erhöht wird. Die Fortbildung muss Betriebspraktika
der Lehrer in unterrichtsfreier Zeit einschließen und
– in Zusammenarbeit mit Betrieben und Verbänden
– besonders bei neu geordneten Berufen intensi-
viert werden.
10) Um den Unterrichtsausfall zu minimieren, von
dem zur Zeit jeder vierte Berufsschüler betroffen
ist, müssen nach den Berechnungen der Kultus-
ministerkonferenz bis 2008 jährlich mehr als 5.500
und von 2009 bis 2015 noch 4.000 Berufsschul-
lehrer pro Jahr eingestellt werden. Selbstständige
Berufsschulen, die flexibler und handlungsfähiger
sind als bisher, können zudem mit verschiedenen
Instrumenten die Unterrichtsversorgung sicherstellen;
dazu gehört an erster Stelle eine gute Personalpolitik
und -führung, die Beschäftigung von Quereinstei-
gern, die Einbeziehung von Mitarbeitern aus Unter-
nehmen sowie der Einkauf von Honorarkräften.
3) Um zu vermeiden, dass jedes Jahr Tausende von
Ausbildungsplätzen unbesetzt bleiben, muss die
berufliche und regionale Mobilität der Bewerber
durch eine vermittlungsorientierte Berufsberatung
der Bundesagentur für Arbeit verbessert werden.
Sie sollte jeweils ein breites Berufsspektrum umfas-
sen und insbesondere auch die Chancen von Beru-
fen und Regionen mit Bewerbermangel hervorhe-
ben. Zudem gilt es, den Anteil der Jugendlichen zu
erhöhen, die sich flexibel um Ausbildungsplätze in
zwei oder mehreren Berufen bewerben. Die Bera-
tungs- und Vermittlungsleistung der Arbeitsagenturen
muss durch eine genaue Diagnose der Fähigkeiten
der Ausbildungsbewerber auf der Basis gezielter
Profilings und Kompetenzchecks – auch unter
Beteiligung von Unternehmen, Verbänden und
Kammern – unterstützt und verbessert werden.
4) Die hohe Quote von rund 20 % gelösten Ausbil-
dungsverträgen stellt für die Betriebe einen gewich-
tigen Verlustfaktor an Kosten, Zeit und Ausbildungs-
motivation dar. Um die Quote der Ausbildungs-
abbrüche nachhaltig zu senken, die zum großen
Teil auf falsche Vorstellungen der Jugendlichen vom
Ausbildungsberuf und von der Arbeitswelt zurück-
zuführen sind, muss die Berufsberatung der Arbeits-
agenturen verstärkt schon in der Schule ansetzen
und eng mit den schulischen Berufsorientierungs-
konzepten verknüpft werden. Die Betriebe müssen
zu mehr und längeren Praktika motiviert werden.
»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«
Ausbildungsvergütung flexibilisieren
Ausbildung geht vor Übernahme
Prüfungsaufwand beschränken
5) Die Praxis zeigt, dass durch mehr Flexibilität bei
der Ausbildungsvergütung zusätzliche Ausbildungs-
plätze geschaffen werden können. Deshalb muss
bei tariflich vereinbarten Ausbildungsvergütungen
der Anstieg gestoppt werden. Auch Absenkungen
dürfen kein Tabu sein. Darüber hinaus muss es Öff-
nungsklauseln in Tarifverträgen geben, die im Sinne
betrieblicher Bündnisse für Ausbildung Abweichun-
gen von der Ausbildungsvergütung ermöglichen.
Auch im außertariflichen Bereich muss durch eine
gesetzliche Neudefinition der Angemessenheit die
Flexibilität der Ausbildungsvergütung erhöht werden.
6) Ausbildungsbetriebe sollten grundsätzlich freiwillig
und je nach dem individuellen Bedarf sowie den
Leistungen des Auszubildenden über eine Weiter-
beschäftigung entscheiden können. Bei tarifvertrag-
lichen Übernahmeverpflichtungen wird die Ausbil-
dungsentscheidung zu einem unkalkulierbaren Risiko.
In Tarifverträgen sollte daher stets der Grundsatz
»Ausbildung geht vor Übernahme« gelten. Im
Betriebsverfassungsgesetz müssen die Sonderrechte
von Jugend- und Auszubildendenvertretern bei der
Übernahme in Beschäftigung gestrichen werden.
31Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken30 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT
11) Die Berufsschulen müssen ihr Zeitmanagement
modernisieren, damit die Auszubildenden mehr
Zeit im Betrieb verbringen können. Neben Block-
unterricht sollte der Berufsschulunterricht im Sinne
einer jahrgangsübergreifenden Flexibilisierung auf
zwei volle Tage im ersten Ausbildungsjahr und nur
einen Schultag in den folgenden Ausbildungsjahren
konzentriert und der Sportunterricht in Vereine aus-
gelagert werden.
12) Da Fremdsprachen eine grundlegende Voraus-
setzung für internationale Berufskompetenz darstel-
len, müssen entsprechende Qualifizierungsangebote
als primäre Aufgabe der Berufsschulen dringend
ausgeweitet werden. Der Anteil der Auszubildenden,
die in ihrer Berufsschule Englischunterricht erhalten,
muss von heute nur 25 % mindestens verdoppelt
werden.
»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«
Neuordnungen beschleunigen
Gestaltungsoffene Ausbildungsinhalte
Angebote für Leistungsschwächere
und -stärkere
13) Die Ordnung neuer und die Novellierung be-
stehender Ausbildungsberufe muss sich noch stärker
als bisher an dem Qualifikationsbedarf der Branchen
und dem Ausbildungs- und Beschäftigungspotenzial
der Betriebe orientieren. Neuordnungen müssen
zügig durchgeführt werden, um dem Bedarf der
Praxis rechtzeitig Rechnung tragen zu können. Die
Gremienstruktur der Neuordnung muss verschlankt
werden. Das federführende Ministerium muss bei
Stillstand und Blockaden seine Entscheidungskom-
petenz stärker wahrnehmen. Die Länder müssen
auch für neue Berufe berufsschulische Kapazitäten
in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen.
14) Ausbildungsordnungen sollten sich stärker auf
die erforderlichen Mindestanforderungen konzen-
trieren und die Ausbildungsinhalte gestaltungsoffen
formulieren, indem weniger auf Lernziele als auf
Kompetenzen, über die die Jugendlichen am Ende
der Ausbildung verfügen müssen, abgestellt wird.
Dies ermöglicht zum einen eine betriebsspezifische
Gestaltung von Freiräumen, zum anderen die Inte-
gration von Jugendlichen mit unterschiedlichem
Leistungsspektrum in die Ausbildung. Hierbei ist eine
praxisorientierte Vielfalt und Branchenorientierung
gefragt.
15) Das Ausbildungsspektrum, das sehr vielfältig
angelegt ist, ist nach oben und unten weiter zu
differenzieren: Anspruchsvolle zweijährige Ausbil-
dungsberufe, duale Studiengänge, die einen Stu-
dienabschluss mit einer betrieblichen Ausbildung
kombinieren sowie Zusatzqualifikationen stellen
gute Möglichkeiten für leistungsstarke Jugendliche
dar. Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe müs-
sen vor allem verstärkt Zusatzqualifikationen oder
Wahlkomponenten zur Vermittlung internationaler
Kompetenzen anbieten.
16) Für leistungsschwächere Jugendliche müssen
in Wirtschaftsbereichen mit entsprechendem Bedarf
und Beschäftigungschancen zügig weitere flexible
Berufe mit weniger komplexen Anforderungen
geschaffen werden. Verstärkt sollen auch Kombina-
tionen von Berufen eingeführt und genutzt werden,
die ermöglichen, dass eine Ausbildung in einem
zweijährigen Beruf bei entsprechenden Leistungen
und Bedarf auf eine Ausbildung in einem dreijährigen
Beruf angerechnet werden kann. Mit Qualifizierungs-
bausteinen, Modulen und Teilqualifizierungskon-
zepten wird auch Jugendlichen mit ausgeprägten
Defiziten der Einstieg in Ausbildung und Beschäfti-
gung ermöglicht.
»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«
Auslandsaufenthalte fördern
Mobilität steigern
Durchlässigkeit sichern
17) Auslandsaufenthalte während der Ausbildung
sind der direkte Weg zum Erwerb internationaler
Kompetenzen. Die Förderung von Auslandsaufent-
halten im Rahmen der Ausbildung durch das LEO-
NARDO-Programm sollte erweitert und zusätzlich
auf individuelle Maßnahmen, d. h. die Förderung
einzelner Auslandsaufenthalte, ausgerichtet werden.
Flankierend ist auch ein nationales Förderprogramm
sinnvoll, das den individuell gestalteten Auslands-
aufenthalt unterstützt.
18) Die Anstrengungen im Rahmen des Brügge-
Kopenhagen-Prozesses zur Schaffung eines euro-
päischen Raums der Berufsbildung müssen fortge-
setzt und intensiviert werden. Die BDA unterstützt
das Ziel, die Transparenz und die Durchlässigkeit
der europäischen Berufsbildungssysteme sowie die
Mobilität der Arbeitnehmer in Europa zu verbessern
und wirkt deshalb aktiv an diesem Prozess mit.
19) Es müssen einfach handhabbare und zuverläs-
sige Transparenzinstrumente entwickelt werden.
Es ist notwendig, diese Instrumente kompatibel zu
bereits bestehenden Instrumenten aus dem Hoch-
schulbereich, insbesondere dem ECTS-Leistungs-
punktesystem, zu gestalten bzw. sie als Hochschule
und berufliche Bildung überspannende Instrumente
zu entwickeln wie beispielsweise den einheitlichen
»European Qualifications Framework«. Dieser soll
die in unterschiedlichen Bildungsabschnitten und
bereichen erworbenen Kompetenzen in verschie-
denen Niveaustufen auf quantitativer und qualitati-
ver Ebene vergleichbar machen. Nur so kann so-
wohl die transnationale Durchlässigkeit als auch die
Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungs-
bereichen der nationalen Systeme erhöht werden.
Für die Akzeptanz und Anwendung dieser Instru-
mente ist es entscheidend, dass alle geplanten
Maßnahmen für die Unternehmen umsetzbar sind
und dass ihrer Einführung ein Konsultations- und Er-
probungsprozess vorausgeht, in den die Expertise
aus den Unternehmen und der Sozialpartner maß-
geblich einfließt.
23) Die Gleichwertigkeit von allgemeiner und
beruflicher Bildung ist seit langem eine zentrale
Forderung der Wirtschaft. Dazu gehört auch die
Öffnung des Hochschulzugangs für beruflich
Qualifizierte. Die derzeit bestehenden Regelungen
für den Hochschulzugang von Berufspraktikern
sind in den einzelnen Bundesländern unterschied-
lich, unübersichtlich und meist durch wesentliche
Beschränkungen gekennzeichnet. Beruflich Qualifi-
zierten, die mindestens die Meisterprüfung, die
Prüfung zum Fachwirt oder Fachkaufmann oder ei-
ne vergleichbare Weiterbildungsprüfung abgelegt
haben, muss daher der Hochschulzugang ermög-
licht werden. Beruflich Qualifizierten mit Fortbil-
dungsabschlüssen unterhalb dieser Ebene sollte der
fachgebundene Hochschulzugang ermöglicht werden
– ebenfalls durch bundesweit einheitliche Länder-
regelungen. Auszubildende mit mittlerem Schulab-
schluss sollten an ihrer Berufsschule über eine nach
einheitlichen Maßstäben geregelte Zusatzqualifizie-
rung die Fachhochschulreife erwerben können.
4.3. Umsetzungsplan
Nur wenn jetzt Rahmenbedingungen konsequent
verbessert werden, sind die für 2015 gesetzten Ziele
erreichbar. Dabei müssen Zwischenziele formuliert
und die anstehenden Aufgaben mit einer klaren
Zielsetzung versehen werden, um Entwicklungen
und Erfolge transparent und messbar zu machen.
Die Zwischenziele sollten vorsehen, dass:
> der Anteil der Jugendlichen ohne Ausbil-
dungsabschluss bis 2010 auf 10 % gesenkt
wird, bis 2015 das angestrebte Ziel von 5 %
erreicht wird.
> der Anteil der Ausbildungsvertragslösungen
an den neu abgeschlossenen Ausbildungs-
verträgen bis 2010 auf 15 % gesenkt wird,
bis 2015 das angestrebte Ziel von unter 10 %
erreicht wird.
> der Anteil der Auszubildenden mit Auslands-
aufenthalt bis 2010 auf 5 % gesteigert wird, bis
2015 das angestrebte Ziel von 10 % erreicht
wird.
> die Anzahl der beruflich Ausgebildeten ohne
formale Hochschulzugangsberechtigung, die
ein Studium beginnen, bis 2010 auf 10.000
oder 2,5 % der Studienanfänger erhöht wird,
bis 2015 das angestrebte Ziel von 20.000 oder
5 % erreicht wird.
> Erhöhung der EQJ-Vertragsabschlüsse von rd.
10.000 (2004) auf rd. 25.000 im Rahmen der
Laufzeit des Ausbildungspaktes und Stabilisie-
rung auf diesem Niveau.
Um die Ziele zu erreichen, muss neben einem
verstärkten Engagement der Auszubildenden und
Eltern der folgende Umsetzungsplan in den nächsten
zwei Jahren verwirklicht werden:
33Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken32 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT
20) Der neue Europass als umfassendes Bewerber-
portfolio hilft den Unternehmen, die Stärken ihrer
Bewerber und Mitarbeiter besser einzuschätzen.
Damit der Europass zukünftig eine breite Nutzung
und Akzeptanz erfährt, muss er in einer konzertier-
ten Informationskampagne beworben werden.
Die verantwortlichen nationalen Stellen müssen
sich in diesem Kontext stärker als Dienstleister für
die Unternehmen und ihre Mitarbeiter verstehen
»Berufsbildung schafft Zukunft«
Reaktionsfähiges Weiterbildungssystem
Potenziale Älterer nutzen
Hochschulzugang liberalisieren
21) Die Wirtschaft braucht ein reaktionsfähiges
Weiterbildungssystem, das den raschen Verände-
rungen des wirtschaftlichen und technischen Struk-
turwandels Rechnung trägt und die differenzierten
Qualifizierungsbedürfnisse der Betriebe berücksich-
tigt. Dazu gehört, dass die berufliche Weiterbildung
vor staatlichen reglementierenden Eingriffen bewahrt
wird. Weiterbildung erfolgt zunehmend integriert
in den Arbeitsprozess und stärker in Selbstverant-
wortung der Lernenden. Um dies zu unterstützen,
muss die Markttransparenz verbessert werden. Es
geht um kundenorientierte Qualitätssicherungssys-
teme. Eindimensionale Qualitätstests und einen-
gende Qualitätsvorschriften werden dagegen den
komplexen Strukturen des Weiterbildungsmarktes
nicht gerecht. Die Qualität der Weiterbildungsange-
bote hängt vielmehr von der Funktionsfähigkeit des
Weiterbildungsmarktes und den Rahmenbedingun-
gen ab. Zudem muss – neben dem Engagement
der Unternehmen in der Weiterbildung – die Betei-
ligung der Arbeitnehmer am Aufwand steigen, da
auch sie von betrieblicher Weiterbildung profitieren.
22) Es geht darum, die spätere Arbeits- und Be-
schäftigungsfähigkeit der heute noch jüngeren Mit-
arbeiter im Blick zu haben – als präventiver Ansatz
des Lebenslangen Lernens ist dies eine wachsende
Aufgabe der Personalpolitik im Betrieb. Der demo-
graphische Wandel und die älter werdenden Beleg-
schaften stellen für die Weiterbildung eine große
Herausforderung dar. Die Potenziale Älterer müssen
stärker genutzt werden, um die Innovations-
und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auch
bei künftig alternden Belegschaften sicherzustellen.
Die Weiterbildungsangebote müssen von älteren
Mitarbeitern verstärkt wahrgenommen und deren
Anteil an Weiterbildung erhöht werden.
Der Umsetzungsplan
35Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken34 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT
Berufsschulen
> machen sich die Qualitätsverbesserung des
Unterrichts zum obersten Ziel
> orientieren daran ihr Schulprogramm und die
Schulentwicklung
> überprüfen und verbessern systematisch und
kontinuierlich ihre Leistungen
> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler
> arbeiten im Rahmen der Lernortkooperation
mit den Betrieben zusammen
> bieten betrieblichen Ausbildern die Möglichkeit
zu Praktika in der Berufsschule
Unternehmen und
Arbeitgeberverbände
> mobilisieren neue Ausbildungsplätze
> unterstützen die Bereitstellung von betrieb-
lichen Einstiegsqualifizierungen und die Weiter-
entwicklung der Berufsvorbereitung
> bauen ihre Berufsinformationen aus, v. a. in
weniger nachgefragten Berufen
> sorgen für eine intensive Betreuung der Aus-
zubildenden
> betten ihre Ausbildung in ein systematisches,
frühzeitig einsetzendes Personalentwicklungs-
Konzept ein
> verknüpfen Ausbildung mit daran anschließen-
den Qualifizierungs- und Entwicklungsstrategien
bis hin zur Aufnahme eines Hochschulstudiums
> fördern leistungsstarke Auszubildende durch
Zusatzangebote
> fördern die internationalen Kompetenzen ihrer
Auszubildenden und Mitarbeiter und nutzen
die entsprechenden Instrumente und Programme
> sorgen für eine gezielte Personalentwicklung
der Ausbilder
> arbeiten im Rahmen der Lernortkooperation
eng mit den Berufsschulen zusammen
> stellen betriebliche Praktika für Berufsschul-
lehrer zur Verfügung
> investieren nachhaltig in die Weiterbildung der
Mitarbeiter entsprechend dem betrieblichen
Bedarf
> unterstützen KMUs bei der Entwicklung und
Nutzung von Personalentwicklungskonzepten
Bundesregierung
> baut gesetzliche Ausbildungshemmnisse ab
(Nachbesserung des novellierten BBiG)
> strafft die Neuordnungsverfahren und macht
von Entscheidungsbefugnis Gebrauch
> setzt die Unterstützung von Einstiegsqualifizie-
rungen fort
> unterstützt aktiv den Brügge-Kopenhagen-
Prozess und beteiligt sich an der Entwicklung
eines »European Qualifications Framework«
> schafft Anreize für Auslandsaufenthalte durch
nationale Förderprogramme und die Optimie-
rung der Mobilitätsprogramme auf europäi-
scher Ebene
> schafft Möglichkeiten zur Anerkennung von
Leistungen aus dem Hochschulbereich in der
Berufsbildung
Sozialpartner
> arbeiten an der zügigen Umsetzung des
Neuordnungsbedarfs
> schaffen als Tarifpartner mehr Flexibilität bei
den tariflichen Ausbildungsvergütungen und
orientieren sich am Grundsatz »Ausbildung
geht vor Übernahme«
> gestalten die Entwicklungen auf europäischer
Ebene aktiv mit
Bundesagentur für Arbeit
> gestaltet die Berufsvorbereitung effizient
> optimiert die vermittlungsorientierte Berufs-
beratung, das Profiling der Bewerber und die
Ausbildungsvermittlung
> etabliert EQJ in der Vermittlung
Kultusminister der Länder
> investieren nachhaltig in die Berufsschulen
> sichern die Unterrichtsversorgung an den
Berufsschulen
> geben Berufsschulen Selbstständigkeit
in Verwaltungs-, Finanz, Unterrichts- und
Personalfragen
> gestalten schulische Berufsvorbereitung
effizient
> erweitern und regeln den Hochschulzugang
für beruflich Qualifizierte
> ermöglichen allen Auszubildenden über
Zusatzqualifizierung an der Berufsschule den
Erwerb der Fachhochschulreife
37Das Wichtigste in Kürze
1) Das Engagement der
Arbeitgeber
Die Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger, die
Berufsfähigkeit der Absolventen der dualen Aus-
bildung und der Hochschulstudien sowie der
Erhalt eines hohen Qualifikationsstands der Be-
schäftigten sind entscheidende Schlüsselfaktoren
für den Unternehmenserfolg am Wirtschaftsstand-
ort Deutschland. Schule, Hochschule und Berufs-
bildung haben in einer hoch-komplexen, dynami-
schen und international ausgerichteten Wirtschaft
und Gesellschaft eine gemeinsame Aufgabe:
Das Individuum, die Bildung seiner Persönlichkeit
wie die Entwicklung seines Potenzials und seiner
Berufsfähigkeit müssen im Zentrum der Bildungs-
politik stehen. Nicht nur die systematische und
solide Vermittlung von Fachwissen und -kompe-
tenzen, sondern auch von Methoden- sowie von
personalen und sozialen Kompetenzen sind drin-
gend notwendig.
Deutschlands Unternehmen brauchen gut qualifi-
zierte Fach- und Führungskräfte, die unternehme-
risch und eigenverantwortlich denken und handeln.
Nur mit kompetenten, kreativen und leistungsfähigen
Mitarbeitern können Unternehmen neue Produkte,
Produktionsmethoden und Dienstleistungen entwi-
ckeln und im Wettbewerb bestehen. Bildungspolitik
gehört somit zum Kerngeschäft der Arbeitgeber-
verbände wie der BDA als ihrem Spitzenverband.
Wir engagieren uns für eine zielgerichtete und um-
fassende Qualitätsverbesserung der Leistungs-
ergebnisse in den Schulen und Hochschulen, den
Ausbildungsbetrieben und beruflichen Schulen.
36 BILDUNG schafft ZUKUNFT
5. Das Wichtigste in Kürze
2) Ziele für das Jahr 2015
im Schulbereich
> ist der Anteil der Leistungsschwächeren von
25 % auf maximal 8 % reduziert,
> ist der Anteil der Schulabbrecher von rund
10 % auf maximal 3 % gesunken,
> erreichen auch Migrantenkinder, bei denen
heute der Anteil der Leistungsschwächeren
und der Schulabbrecher doppelt so hoch ist
wie im Durchschnitt, diese Kennziffern,
> ist der Anteil der Leistungsstärksten von rund
10 % auf mindestens 15 % gestiegen,
> erzielt Deutschland in internationalen Ver-
gleichstests wie PISA eine Platzierung im oberen
Drittel.
im Hochschulbereich
> sind alle Hochschulen und ihre Studienangebote
akkreditiert, unterliegen einer regelmäßigen
internen Evaluation und werden kontinuierlich
mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes ab-
geglichen,
> ist die Studienabbrecher-Quote von durch-
schnittlich 25 % auf maximal 5 % gesunken,
> entsprechen die realen Studienzeiten den Re-
gelstudienzeiten,
> belegen mindestens 6 deutsche Hochschulen
in Forschung und Lehre Plätze unter den ersten
50 in allgemein anerkannten internationalen
Rankings.
im Bereich Berufliche Bildung
> ist der Anteil Jugendlicher ohne Ausbildungs-
abschluss von rund 14 % auf 5 % reduziert,
> ist der Anteil der Ausbildungsvertragslösungen
von rund 20 % auf unter 10 % gesunken,
> ist der Anteil der am Ende des Vermittlungs-
jahres bei den Arbeitsagenturen gemeldeten
unbesetzten Ausbildungsplätze von 2004 rund
3 % auf 1 % reduziert,
> ist der Anteil der von Unterrichtsausfällen an
Berufsschulen betroffenen Schüler von 25 %
auf unter 10 % gesunken,
> ist der Anteil der Azubis mit Auslandsaufenthalt
von rund 1 % auf 10 % gestiegen,
> ist Anteil der beruflich Ausgebildeten, die ohne
Abitur ein Studium beginnen, von 0,5 % auf
rund 5 % der Studienanfänger gehoben.
39Das Wichtigste in Kürze
3) Bildungspolitische
Forderungen
Diese Zielsetzungen sind verknüpft mit notwendigen
Reformen in allen Bildungsbereichen:
Für den Schulbereich heißt das
> bundesweite, klare und verbindliche Leistungs-
standards und ihre regelmäßige Überprüfung
> eine systematische Qualitätskontrolle und
-verbesserung
> mehr Selbstständigkeit der einzelnen Schule
durch Profilbildung, Personalauswahl und
Globalbudget
> Schulleiter als Entscheidungsträger in Schul-
management und Personalentwicklung
> intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, auch
den Migranteneltern
> Kooperation mit außerschulischen Partnern,
vor allem Betrieben
> Lehrer als pädagogische Führungskräfte
> praxisnahe Lehrer-Ausbildung im »Master of
Education« mit dem Schwerpunkt auf diagnos-
tischen und methodischen Kompetenzen
> Integration der angehenden Lehrer als Trainees
in den Schulbetrieb
> eine gerechter geregelte Arbeitszeit für die
Lehrer
> ein neuer Umgang mit den unterschiedlichen
Lernvoraussetzungen der Schüler
> aktives Lernen in einem anschaulichen und
anregenden Unterricht
> differenziertes Lernen und eine intensive indivi-
duelle Förderung
> ganzheitliche pädagogische Konzepte von
Ganztagsschulangeboten
> Werteerziehung zu Selbstständigkeit, Leistungs-
und Verantwortungsbereitschaft, Team- und
Kommunikationsfähigkeit mit Dokumentationen
> kontinuierliche Berufsorientierung mit regel-
mäßigen Schüler- und Lehrerpraktika, Erkun-
dungen und Tagen der offenen Tür
> intensive Zusammenarbeit im Netzwerk
SCHULEWIRTSCHAFT
> ein Bildungs- und Erziehungsplan für die
Frühförderung im Kindergarten
> frühestmögliche Einschulung
> Sprachfeststellungen und gezielte Sprach-
fördermaßnahmen in Kindergarten, Vor- und
Grundschule für Migrantenkinder
38 BILDUNG schafft ZUKUNFT
Für den Hochschulbereich heißt das
> eigenverantwortliche wissenschaftliche Schwer-
punktsetzung in Forschung und Lehre
> Autonomie in Personalrekrutierung, Finanz-
verantwortung und Management
> Deregulierung und Freiräume für die Hoch-
schulen
> externe Qualitätssicherung und Akkreditierung
> nachfrageorientierte Mittelzuweisung durch
den Staat
> Verfügung über eigene Einnahmemöglichkeiten
und privatrechtliche Organisation
> vollständige Auswahl der Studierenden
> Studienbeiträge im Splitting-Modell (Grund-
beitrag und fachbezogener variabler Beitrag für
den gewählten Studiengang)
> Finanzierung der Studienbeiträge und des
Lebensunterhalts aus einem einheitlichen Aus-
bildungsbudget sowie Darlehen mit individuell
angepassten Tilgungszeiträumen
> neue und verstärkte Aktivitäten in der wissen-
schaftlichen Weiterbildung
> neu konzipierte Studiengänge mit den Ab-
schlüssen Bachelor und Master
> attraktive Studienangebote mit klarer Arbeits-
marktorientierung
> eine modular aufgebaute und berufsfeldbezo-
gene Ausbildung mit Schlüsselqualifikationen
und Methodenwissen
> mehr duale Studienangebote in Kooperation
zwischen Betrieb und Hochschule
> transparente Dokumentation des Ausbildungs-
profils im »Diploma Supplement«
> europaweite Vergleichbarkeit der Studienab-
schlüsse durch »European Qualifications Frame-
work«
4) Umsetzungspläne
Die Realisierung der Zielsetzungen und Reformvor-
stellungen erfordert ein konsequentes Handeln auf
allen Ebenen:
Umsetzungsplan Schule
Kultusministerkonferenz
> entwickelt bundesweite Standards für Schüler-
leistungen, die Lehrerbildung und Qualitätssi-
cherungsverfahren weiter
> gibt einen jährlichen Bildungs- und Fortschritts-
bericht heraus, der sich an klaren Zielen und
Indikatoren orientiert
Kultusminister der Länder
> überprüfen kontinuierlich die Erreichung der
Standards für die Schüllerleistungen
> räumen den Schulen mehr Selbstständigkeit in
Verwaltungs-, Finanz-, Unterrichts- und Personal-
fragen ein
> reformieren die Lehrerausbildung grundlegend
> stellen mehr Ressourcen für Ganztagsangebote
zur Verfügung
> fördern Kindergärten und Grundschulen besser
Schulen
> verbessern den Unterricht unter Nutzung von
Qualitätssicherungsinstrumenten kontinuierlich
> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler
> nehmen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag
wahr und kooperieren dabei mit den Eltern
und außerschulischen Partnern, besonders im
SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk
Unternehmen und Arbeitgeberverbände
> kooperieren mit Schulen, besonders im
SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk
> bieten Know-how in Qualitätsmanagement
und Personalentwicklung an
Umsetzungsplan Hochschule
Bundesregierung
> vergibt die öffentlichen Mittel für Forschung
verstärkt nachfrageorientiert
> schafft die Voraussetzungen zur Neuordnung
der Studienfinanzierung
Kultusministerkonferenz
> sorgt für die Erarbeitung und Einhaltung
bundesweiter Kriterien für die Akkreditierung
> bereitet ein bundesweites Darlehensmodell
zur Studienfinanzierung vor
41Das Wichtigste in Kürze
Für den Berufsbildungsbereich heißt das
> zielgruppenorientierte und zielgerichtete
Berufsvorbereitung
> Einstiegsqualifizierungen für leistungsschwächere
Jugendliche
> berufliche und regionale Mobilität der Ausbil-
dungsplatzbewerber
> gezielte Profilings und Kompetenzchecks durch
die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Rahmen
einer vermittlungsorientierten Berufsberatung
> ausführliche Berufsorientierung in der Schule
und mehr Betriebspraktika
> Flexibilität bei der Ausbildungsvergütung
> freiwillige Entscheidung der Ausbildungsbetriebe
über die Weiterbeschäftigung
> eine effiziente Prüfungsgestaltung
> selbstständige Berufsschulen als Partner der
Betriebe
> systematische Fortbildung der Berufsschullehrer
zu den neuesten Entwicklungen der Arbeits-
welt
> modernes Zeitmanagement der Berufsschulen
> ausgeweitetes Fremdsprachenangebot an
Berufsschulen
> zügige Schaffung neuer und Neuordnung
bestehender Ausbildungsberufe nach Qualifika-
tionsbedarf der Branchen und Ausbildungs-
und Beschäftigungspotenzial der Betriebe
> Konzentration der Ausbildungsordnungen auf
Mindestanforderungen
> Differenzierung des Ausbildungsspektrums mit
Angeboten für Leistungsstärkere (anspruchsvolle
zweijährige Berufe, duale Studiengänge, Zusatz-
qualifikationen) und Leistungsschwächere
(weniger komplexe Berufe, Qualifizierungsbau-
steine)
> Förderung von Auslandsaufenthalten während
der Ausbildung
> Schaffung eines europäischen Raums der Berufs-
bildung
> handhabbare und zuverlässige Transparenz-
instrumente (z. B. »European Qualifications
Framework«)
> Europass als umfassendem Bewerberportfolio
> reaktionsfähiges und bedarfsorientiertes
Weiterbildungssystem
> Nutzung der Potenziale älterer Mitarbeiter
durch konsequente Einbeziehung in betrieb-
liche Weiterbildung
> Öffnung des Hochschulzugangs für beruflich
Qualifizierte
40 BILDUNG schafft ZUKUNFT
Berufsschulen
> verbessern kontinuierlich den Unterricht unter
Nutzung von Qualitätsmanagementinstrumenten
> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler
> kooperieren eng mit den Betrieben
Unternehmen und Arbeitgeberverbände
> mobilisieren neue Ausbildungsplätze und Ein-
stiegsqualifizierungen
> fördern leistungsstarke Auszubildende durch
Zusatzangebote
> sorgen für eine gezielte Personalentwicklung
der Ausbilder
> investieren bedarfsgerecht in die Weiterbildung
der Mitarbeiter
43Das Wichtigste in Kürze
Wissenschaftsminister der Länder
> sorgen für eine ausreichende Ausstattung der
Hochschulen
> vergeben die öffentlichen Mittel für Forschung
und Lehre verstärkt nachfrageorientiert
> räumen den Hochschulen Autonomie in
Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen ein
Hochschulen
> geben sich ein wissenschaftliches Profil in
Forschung und Lehre
> stellen ihre Studienangebote komplett auf
Bachelor und Master um
> achten auf Berufsfeldbezug und Vermittlung
von Schlüsselkompetenzen
> vereinbaren interne Qualitätskriterien und
Qualitätssicherungsverfahren
> entwickeln neue Angebote in der wissenschaft-
lichen Weiterbildung
Unternehmen und Arbeitgeberverbände
> kooperieren mit Hochschulen, zum Beispiel
bei der Gestaltung neuer Studiengänge
> bieten Know-how in Qualitätsmanagement
und Personalentwicklung an
> setzen sich für die adäquate Einordnung der
neuen Abschlüsse in das Beschäftigungssystem
ein
Umsetzungsplan Berufsbildung
Bundesregierung
> baut gesetzliche Ausbildungshemmnisse ab
> strafft die Neuordnungsverfahren und macht
von Entscheidungsbefugnis Gebrauch
> unterstützt die europäische Integration des
deutschen Berufsbildungssystems aktiv
Sozialpartner
> arbeiten zügig an der Umsetzung des Neu-
ordnungsbedarfs
> schaffen als Tarifpartner mehr Flexibilität bei
den Ausbildungsvergütungen
Bundesagentur für Arbeit
> gestaltet die Berufsvorbereitung effizient
> optimiert die vermittlungsorientierte Berufs-
beratung, das Profiling der Bewerber und die
Ausbildungsvermittlung
Kultusminister der Länder
> investieren nachhaltig in die Berufsschulen und
geben ihnen mehr Selbstständigkeit
> sichern die Unterrichtsversorgung an den
Berufsschulen
> erweitern und regeln den Hochschulzugang für
beruflich Qualifizierte
42 BILDUNG schafft ZUKUNFT
45Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber44 BILDUNG schafft ZUKUNFT
1. Positionspapiere der BDA
zur Bildungspolitik
BILDUNG schafft ZUKUNFT
Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber (2005),
ISBN 3-938349-04-2
Band 1: Führungskraft Lehrer
Empfehlungen der Wirtschaft für ein Lehrerleitbild
(2001), ISBN 3-938349-03-4
Band 2: Bildungsauftrag Werteerziehung
Selbstständig denken, verantwortlich handeln
(2002), ISBN 3-938349-02-6
Band 3: Weiterbildung durch Hochschulen
Gemeinsame Empfehlungen (2003),
ISBN 3-936074-28-3
Band 4: Option für die Jugend
Schulbildung verbessern, Ausbildungsfähigkeit
fördern, Berufsorientierung intensivieren (2003),
ISBN 3-9808995-1-9
Band 5: Wegweiser der Wissensgesellschaft
Zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unserer
Hochschulen (2003), ISBN 3-936074-27-5
Band 6: Master of Education
Für eine neue Lehrerbildung (2003),
ISBN 3-9808995-3-5
Band 7: Memorandum zur gestuften Studienstruktur
Bachelor und Master
(2003), ISBN 3-938349-06-9
Band 8: Studienbeiträge und die Reform der
Studienfinanzierung
Ein Modellvorschlag (2004),
ISBN 3-9808995-5-1
Band 9: Selbstständige Schule
Freiräume schaffen, Verantwortung übernehmen,
Qualität entwickeln (2004),
ISBN 3-938349-00-X
Band 10: Bildungsbiografien und Berufskarrieren
neu entwickeln
Für ein durchlässiges Bildungssystem
(vsl. Sommer 2005), ISBN 3-938349-07-7
Weitere Publikationen zum Thema
2. Sozialpartner-Erklärungen zur
Bildungspolitik
Wirtschaft – notwendig für die schulische
Allgemeinbildung
Gemeinsame Initiative von Eltern, Lehrern, Wissen-
schaft, Arbeitgebern und Gewerkschaften (2000)
Gemeinsame Erklärung von BDA und DGB zu
Ganztagsangeboten (2003)
Eckpunkte – Empfehlungen für ein Kerncurricu-
lum Wirtschaft einschließlich Qualitätskriterien für
die Lehreraus- und Fortbildung sowie Betriebs-
praktika von Lehrern und Schülern
Gemeinsame Arbeitsgruppe von WMK, KMK, BDA,
BDI, DIHK, ZDH und DGB (2003)
Gemeinsame Erklärung von BDA und DGB zu den
Konsequenzen aus den Ergebnissen von »PISA 2«
(2005)
3. Positionspapiere europäischer
Arbeitgeberverbände zur
Bildungspolitik
In search of quality in schools
The employers’ perspective (2000)
Empowering the teaching profession and
modernizing school management
The employers’ perspective (2003),
ISBN 3-9808995-0-0
Notizen
4. Handreichungen zur
Bildungsarbeit
Auswahlgespräche mit Studienbewerbern
Handreichung für Hochschulen (2001)
Der Ausbildungspakt beginnt in der Schule
Handreichung für Schulen, Unternehmen und
Verbände (2005)
Innovation durch Nachwuchsförderung –
MINT-Initiativen der Arbeitgeber
Handreichung für Schulen, Unternehmen und
Verbände, 2. erweiterte Auflage (2005),
ISBN 3-938349-01-8
Auf Erfolgskurs mit Bachelor- und
Masterabsolventen in Ihrem Unternehmen
Handreichung für Unternehmen (2005),
ISBN 3-938349-08-5
PROFILehrer
Handreichung für Lehrer, Schulleiter und Studierende
zur Personalentwicklung von Lehrkräften
(vsl. Sommer 2005), ISBN 3-938349-09-3
Q-Prozess
Online-Evaluationsinstrument zur internen Qualitäts-
entwicklung von Schulen (vsl. Sommer 2005)
5. Chroniken/Dokumentationen
der BDA-Bildungsarbeit
50 Jahre SCHULEWIRTSCHAFT –
Tradition, Innovation, Vision
Chronik eines Erfolges (2003)
Mit der Abschlussprüfung die Hauptschule stärken
Dokumentation der gemeinsamen Tagung von
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber-
verbände und Initiative Hauptschule e. V.
16. Dezember 2002 & Ergebnisse einer Umfrage
der BDA zu den Anforderungen der Betriebe an
einen Hauptschulabschluss (2004)
5 Jahre Deutscher Arbeitgeberpreis für Bildung
Dokumentation (2004)
46 BILDUNG schafft ZUKUNFT
Weitere Publikationen zum Thema