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Die gebürtige Amerikanerin und Malerin Michelle Bird setzt alles daran, in Winter- thur eine Künstlergemein- schaft nach dem Muster von Amsterdam oder San Francisco ins Leben zu rufen. Warum ihr Grüntee so wunderbar duf- tet, bleibt ihr Geheimnis. Offen spricht sie dagegen über die Gefühle, die in ihr aufsteigen, wie der aromatische Duft aus dem Teeglas, das sie gera- de ihrem Gast reicht. «Grüntee weckt Kindheitserinnerungen», sagt sie, Er- innerungen an gemeinsame Stunden mit ihrer Grossmutter, zu Hause in San Francisco. Wer mit der Künstlerin ins Ge- spräch kommt, ist überrascht, wie sehr sie sich zunächst aus dem Blick- feld nimmt. Wenn sie über sich selbst reden muss, dann beginnt sie mit ih- rer Familie, denjenigen Menschen, denen sie sich verbunden fühlt und denen sie, wie sie sagt, viel verdankt. «Mein Vater kam als erst 16-jähriger Junge von Schanghai in die Vereini- gten Staaten», erklärt sie. Er schlug sich in einer Curryfabrik durch, arbei- tete sich hoch und holte seine Fami- lie nach, auch seine Mutter, Michelles Grossmutter. «Wie er so jung und ganz auf sich allein gestellt Fuss fas- sen konnte, beeindruckt mich sehr», sagt sie. Ihr Vater arbeitet später als Maler und Fotograf, ihre Grossmutter ist Schauspielerin und Tänzerin am Chinesischen Theater von San Fran- cisco. In dieser Stadt kommt Michelle 1965 zur Welt. Malkurs statt Kinderkrippe Entscheidend für ihre Karriere sei aber ihre Mutter gewesen. Sie setzt ihre Tochter während der Arbeitszeit statt in einer teuren Kinderkrippe in den Mal- und Töpferklassen ab, die in den zahlreichen Museen von San Francisco für Kinder nahezu kosten- los angeboten werden. Die Mutter ist die Geschäftsfrau, die erfolgreich ein Design- und Architekturbüro aufbaut. Sie ermuntert ihre Tochter auch, ihren Traum, Künstlerin zu werden, in die Realität umzusetzen. «Lebe deinen Traum» – von ihrer Mutter sei sie ty- pisch amerikanisch geprägt, schmun- zelt die Künstlerin. Von ihr habe sie ihr Durchsetzungsvermögen und ihren Geschäftssinn geerbt. Michelle wächst in San Francisco und an verschiedenen Orten der ame- rikanischen Westküste auf, «die Vä- ter kamen und gingen», sagt sie, aber ganz ohne Groll. Sogar in Hawaii lebte sie einige Jahre – dann kehrte sie nach Kalifornien zurück. Überall, wo sie lebt, wandert sie mit offenen Augen durch die Natur, durch in die sanften grünen Hügel mit den roten Felsen in den Marin Headlands bei San Francis- co, den Redwood-Nationalpark oder durch die Vulkanlandschaft mit ihren intensiven Farben in Hawaii. «So sieht das dort aus», erklärt sie der Europäe- rin und holt aus ihrem Bücherfundus Bildbände, die ahnen lassen, wo die opulenten und glühenden Farben der Gemälde ihre Wurzeln haben: in der Wüste, im Urwald, im Meer, in dem sich der Himmel spiegelt. Kunst ohne Kompromisse Wie ihr Vater stellt sich Michelle mit 16 Jahren auf eigene Füsse, schlägt sich mit Servicejobs durch, arbeitet sich für kleine Firmen in Buchhaltung und Marketingmethoden ein, sie geht aufs College und arbeitet daneben im Designbüro ihrer Mutter. Eine kleine Erbschaft ihres (dritten und Adoptiv-) Vaters verändert alles in ihrem Leben. Sie kehrt San Francisco als 25-Jährige den Rücken und lässt sich in Amster- dam nieder. Wieder stürzt sie sich in die Arbeit, lernt Niederländisch, ar- beitet für Architekturbüros, Designfir- men, vertieft sich in Computertechnik, Tanz, Handwerk. Die Malerei ver- folgt sie, wenn sie Zeit findet. Der Tod eines Freundes 1998 sei so etwas wie ein Wendepunkt in ihrem Leben ge- wesen. Sie malt, findet darin so etwas wie inneren Frieden. «Damals habe ich entschieden, Kunst zu machen, ohne Kompromisse», blickt sie zurück. Sie verlässt Amsterdam und reist wäh- rend eines Jahres durch Asien. Heiratsantrag am Telefon Nach Amsterdam zurückgekehrt, stu- diert sie an der Rietveld Art Acade- my Kunst – und ist enttäuscht, Malerei gilt hier als Auslaufmodell. Sie findet einen Mentor, den Dichter und Maler Anton Martineau. «Er teilte mit mir die Liebe zur Malerei», erinnert sie sich, bei ihm findet sie zu ihrer ganz eigenen Handschrift. «Er hat mich ge- lehrt, an mich zu glauben», sagt sie. Bird lebt und arbeitet inmitten ei- ner quirligen Künstlerkolonie, die sie ungemein inspiriert. Keine Jury habe bestimmt, wer hier Mitglied sein kön- ne und wer nicht. Sie malt ungegenständlich, aber auch figurativ und sitzt tagelang in Coffeeshops und hält mit dem Zei- chenstift das Leben im bekannten Rot- lichtquartier De Wallen fest und pu- bliziert diese Zeichnungen gemeinsam mit Bruce Harris in einem Buch. Die Arbeit in dieser Community gehört zu ihren produktivsten überhaupt. An einem Kunstfestival lernt sie ei- nen Schweizer kennen, der von weit, weit weg, aus Winterthur, angereist ist. Nach dem Festival verliert sie ihn zwar aus den Augen, nur zwei Wochen spä- ter aber macht er ihr einen Heiratsan- trag – am Telefon. «Ich wusste, er ist der Mann meines Lebens», lacht sie und wartet, bis der Gast, der sich gera- de am Grüntee verschluckt hat, nicht mehr husten muss. In Winterthur zu Hause Sie folgt dem Ruf des Herzens – und lässt sich 2004 in Winterthur nieder, baut mit ihrem Mann ein Haus an der Breitestrasse, hier hat sie heute auch ein geräumiges Atelier. «Ich fühlte mich sofort zu Hause», sagt sie. Es ist die Natur rund um die Stadt, die sanften Hügel, das satte Grün der Wälder, das sie an die Marin Head- lands erinnert. Begeistert war sie von der Kultur, den Museen, aber auch von der reichen zeitgenössischen Kunst. Etwas ernüchtert war sie, dass es hier keine «Art World» gibt. «Die Künstler hier sind Einzelkämpfer, es fehlt die Gemeinschaft», stellte sie fest – und begann, die Kunstschaf- fenden auf Trab zu bringen. Sie or- ganisiert seit 2007 einmal im Jahr die Open Doors, Tage des offenen Ate- liers, und gibt seit 2008 ein Heft in fre- chem Pink heraus und baut eine Web- plattform auf. «Kunst funktioniert in- haltlich und wirtschaftlich langfristig besser in einer grösseren Communi- ty», ist sie überzeugt. Dass sie mit ihren Ideen in Win- terthur nicht überall auf Resonanz stösst, ist ihr bewusst. Längst nicht alle Künstler ziehen mit, aber «alle haben ihre guten Gründe», sagt Bird, diese könne sie akzeptieren. Auf Ab- lehnung sei sie nirgends gestossen, sondern immer auf Wohlwollen und Interesse: «Die Winterthurer haben mich mit offenen Armen empfangen.» Langsam beginnt ihr Traum von ei- ner Community Gestalt anzunehmen. Nicht ganz in kalifornischem Tempo, aber immerhin. Apropos USA: wirk- lich gar kein Heimweh? Vielleicht ein wenig – «Mir fehlt das Meer», seufzt sie. Und schenkt Grüntee nach. lCHRISTINA PEEGE www.michellebird.ch «Kunst braucht eine gute Community» Michelle Bird in ihrem Atelier. Mit ihren farbigen und impulsiven Gemälden sorgt sie ebenso für Aufmerksamkeit wie mit ihren Ideen. Bild: Marc Dahinden 14 l STADTKULTUR l DER LANDBOTE l MITTWOCH, 10. FEBRUAR 2010 «Winterthur soll auch für künftige Generationen lebens- und liebenswert sein. Gesunde Finan- zen sind Voraussetzung für eine nachhaltige Sozial-, Bildungs- und Sicherheitspolitik. Deshalb brauchen wir das Engagement von Verena Gick!» Susanne Haelg, Präsidentin Kreisschulpflege Seen Verena Gick wieder in den Stadtrat www.verenagick.ch ANZEIGE Being Azem Maksutaj: Die Filmemacher stellen den Kämpfer ins Zentrum. Bild: ste Azem Maksutaj schaut sich im Kino an. Der Thaibox- weltmeister zeigt im Film «Being Azem» seine Stärken. Pressevisionierungen von Filmen, die ins Kino kommen, finden in Win- terthur nur wunderselten statt. Eine Ausnahme ist «Being Azem», das Por- trät der Filmemacher Nicolò Settegra- na und Tomislav Mestrovic über den 14-maligen hiesigen Thaiboxweltmeis- ter Azem Maksutaj – sein Wing Thai Gym ist ja schliesslich nur ein paar Schritte vom Kiwi entfernt. Und so steht er gestern da, als käme auf dem Neumarkt aus dem kalten Grau des Morgens gerade die Sonne heraus: Azem Maksutaj, den sie Schwarzer Adler nennen. Zusammen mit den Re- gisseuren stellt er sich vor dem Kino den Fotografen: in einer Pose für die Ewigkeit. In knapp 90 Minuten zieht dann im Kiwi 7 zwei Jahre aus dem Leben eines Kämpfers vorbei. Azem in Thai- land, Azem in Kosovo, Azem im Trai- ning, Azem im Bellagio von Las Ve- gas, wo sich ein grosser Traum erfül- len könnte, ganz oben auf dem Olymp angekommen zu sein (Olymp auf Ja- panisch heisst: K1). Es ist ein berüh- render Film, denn er zeigt die Stär- ken, die ein grosses Herz hat. Nach dem Abspann steht Azem Maksutaj im Foyer und spricht über die Kämp- fe, die er hinter sich hat, und über die, die noch kommen. Und er ist glücklich über «Being Azem». Der Film hat in Winterthur am 24. Februar Premiere. Dann mit rotem Teppich. (bu) www.beingazem.ch Black Eagle ist gelandet OUTSIDEINSIDE INTERNATIONALE KUNST Wie Kunstschaffende aus aller Welt Winterthur sehen und beleben In Winterthur leben und arbeiten Kunst- schaffende aus aller Herren Länder. Sie sind auf abenteuerlichen, versch- lungenen oder ganz direkten Wegen (und machmal auch einfach wegen der Liebe) hierhergekommen. Wir stel- len in dieser neuen Serie Künstler vor, die zwar von ihrer Herkunft («from out- side») geprägt sind, die ihr Leben und ihr Schaffen aber mit dieser Stadt ver- bunden haben. Was sie aus ihrer Hei- mat mitbringen, bereichert das Leben dieser Stadt («inside»). Die Auswahl der ersten sechs Künstler geht von einer Ausstellung unter dem Titel «Outside Inside» aus, die im Januar 2010 auf In- itiative von Michelle Bird im Alten Stadt- haus Winterthur stattgefunden hat. Weitere Interessenten für ein Porträt sind willkommen, Hinweise aus der Le- serschaft auf Kunstschaffende eben- falls auf: [email protected]. (cp) AUSSENSICHT UND BLICK NACH INNEN Die Winterthurer haben mich mit offenen Armen empfangen » Michelle Bird

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In Winterthur zu Hause Malkurs statt Kinderkrippe Heiratsantrag am Telefon inTERnATionALE Kunst SusanneHaelg,Präsidentin KreisschulpflegeSeen Wüste, im Urwald, im Meer, in dem sich der Himmel spiegelt. www.beingazem.ch www.verenagick.ch www.michellebird.ch Warum ihr Grüntee so wunderbar duf­ tet, bleibt ihr Geheimnis. Offen spricht sie dagegen über die Gefühle, die in ihr aufsteigen, wie der aromatische Duft aus dem Teeglas, das sie gera­ de ihrem Gast reicht. «Grüntee weckt AnzEigE

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Page 1: Bird

Die gebürtige Amerikanerin und Malerin Michelle Bird setzt alles daran, in Winter­thur eine Künstlergemein­schaft nach dem Muster von Amsterdam oder San Francisco ins Leben zu rufen.

Warum ihr Grüntee so wunderbar duf­tet, bleibt ihr Geheimnis. Offen spricht sie dagegen über die Gefühle, die in ihr aufsteigen, wie der aromatische Duft aus dem Teeglas, das sie gera­de ihrem Gast reicht. «Grüntee weckt

Kindheitserinnerungen», sagt sie, Er­innerungen an gemeinsame Stunden mit ihrer Grossmutter, zu Hause in San Francisco.

Wer mit der Künstlerin ins Ge­spräch kommt, ist überrascht, wie sehr sie sich zunächst aus dem Blick­feld nimmt. Wenn sie über sich selbst reden muss, dann beginnt sie mit ih­rer Familie, denjenigen Menschen, denen sie sich verbunden fühlt und denen sie, wie sie sagt, viel verdankt. «Mein Vater kam als erst 16­jähriger Junge von Schanghai in die Vereini­gten Staaten», erklärt sie. Er schlug sich in einer Curryfabrik durch, arbei­tete sich hoch und holte seine Fami­lie nach, auch seine Mutter, Michelles Grossmutter. «Wie er so jung und ganz auf sich allein gestellt Fuss fas­sen konnte, beeindruckt mich sehr», sagt sie. Ihr Vater arbeitet später als Maler und Fotograf, ihre Grossmutter ist Schauspielerin und Tänzerin am Chinesischen Theater von San Fran­cisco. In dieser Stadt kommt Michelle 1965 zur Welt.

Malkurs statt KinderkrippeEntscheidend für ihre Karriere sei aber ihre Mutter gewesen. Sie setzt ihre Tochter während der Arbeitszeit statt in einer teuren Kinderkrippe in den Mal­ und Töpferklassen ab, die in den zahlreichen Museen von San Francisco für Kinder nahezu kosten­los angeboten werden. Die Mutter ist die Geschäftsfrau, die erfolgreich ein Design­ und Architekturbüro aufbaut. Sie ermuntert ihre Tochter auch, ihren

Traum, Künstlerin zu werden, in die Realität umzusetzen. «Lebe deinen Traum» – von ihrer Mutter sei sie ty­pisch amerikanisch geprägt, schmun­zelt die Künstlerin. Von ihr habe sie ihr Durchsetzungsvermögen und ihren Geschäftssinn geerbt.

Michelle wächst in San Francisco und an verschiedenen Orten der ame­rikanischen Westküste auf, «die Vä­ter kamen und gingen», sagt sie, aber ganz ohne Groll. Sogar in Hawaii lebte sie einige Jahre – dann kehrte sie nach Kalifornien zurück. Überall, wo sie lebt, wandert sie mit offenen Augen durch die Natur, durch in die sanften grünen Hügel mit den roten Felsen in den Marin Headlands bei San Francis­co, den Redwood­Nationalpark oder durch die Vulkanlandschaft mit ihren intensiven Farben in Hawaii. «So sieht das dort aus», erklärt sie der Europäe­rin und holt aus ihrem Bücherfundus Bildbände, die ahnen lassen, wo die opulenten und glühenden Farben der Gemälde ihre Wurzeln haben: in der

Wüste, im Urwald, im Meer, in dem sich der Himmel spiegelt.

Kunst ohne KompromisseWie ihr Vater stellt sich Michelle mit 16 Jahren auf eigene Füsse, schlägt sich mit Servicejobs durch, arbeitet sich für kleine Firmen in Buchhaltung und Marketingmethoden ein, sie geht aufs College und arbeitet daneben im Designbüro ihrer Mutter. Eine kleine Erbschaft ihres (dritten und Adoptiv­) Vaters verändert alles in ihrem Leben. Sie kehrt San Francisco als 25­Jährige den Rücken und lässt sich in Amster­dam nieder. Wieder stürzt sie sich in die Arbeit, lernt Niederländisch, ar­beitet für Architekturbüros, Designfir­men, vertieft sich in Computertechnik, Tanz, Handwerk. Die Malerei ver­folgt sie, wenn sie Zeit findet. Der Tod eines Freundes 1998 sei so etwas wie ein Wendepunkt in ihrem Leben ge­wesen. Sie malt, findet darin so etwas wie inneren Frieden. «Damals habe ich entschieden, Kunst zu machen, ohne Kompromisse», blickt sie zurück. Sie verlässt Amsterdam und reist wäh­rend eines Jahres durch Asien.

Heiratsantrag am TelefonNach Amsterdam zurückgekehrt, stu­diert sie an der Rietveld Art Acade­my Kunst – und ist enttäuscht, Malerei gilt hier als Auslaufmodell. Sie findet einen Mentor, den Dichter und Maler Anton Martineau. «Er teilte mit mir die Liebe zur Malerei», erinnert sie sich, bei ihm findet sie zu ihrer ganz eigenen Handschrift. «Er hat mich ge­lehrt, an mich zu glauben», sagt sie.

Bird lebt und arbeitet inmitten ei­ner quirligen Künstlerkolonie, die sie ungemein inspiriert. Keine Jury habe bestimmt, wer hier Mitglied sein kön­ne und wer nicht.

Sie malt ungegenständlich, aber auch figurativ und sitzt tagelang in Coffeeshops und hält mit dem Zei­chenstift das Leben im bekannten Rot­lichtquartier De Wallen fest und pu­bliziert diese Zeichnungen gemeinsam mit Bruce Harris in einem Buch. Die Arbeit in dieser Community gehört zu ihren produktivsten überhaupt.

An einem Kunstfestival lernt sie ei­nen Schweizer kennen, der von weit, weit weg, aus Winterthur, angereist ist. Nach dem Festival verliert sie ihn zwar aus den Augen, nur zwei Wochen spä­ter aber macht er ihr einen Heiratsan­trag – am Telefon. «Ich wusste, er ist der Mann meines Lebens», lacht sie und wartet, bis der Gast, der sich gera­de am Grüntee verschluckt hat, nicht mehr husten muss.

In Winterthur zu HauseSie folgt dem Ruf des Herzens – und lässt sich 2004 in Winterthur nieder, baut mit ihrem Mann ein Haus an der Breitestrasse, hier hat sie heute auch ein geräumiges Atelier. «Ich fühlte mich sofort zu Hause», sagt sie. Es ist die Natur rund um die Stadt, die sanften Hügel, das satte Grün der Wälder, das sie an die Marin Head­lands erinnert. Begeistert war sie von der Kultur, den Museen, aber auch von der reichen zeitgenössischen Kunst. Etwas ernüchtert war sie, dass es hier keine «Art World» gibt. «Die

Künstler hier sind Einzelkämpfer, es fehlt die Gemeinschaft», stellte sie fest – und begann, die Kunstschaf­fenden auf Trab zu bringen. Sie or­ganisiert seit 2007 einmal im Jahr die Open Doors, Tage des offenen Ate­liers, und gibt seit 2008 ein Heft in fre­

chem Pink heraus und baut eine Web­plattform auf. «Kunst funktioniert in­haltlich und wirtschaftlich langfristig besser in einer grösseren Communi­ty», ist sie überzeugt.

Dass sie mit ihren Ideen in Win­terthur nicht überall auf Resonanz stösst, ist ihr bewusst. Längst nicht alle Künstler ziehen mit, aber «alle haben ihre guten Gründe», sagt Bird, diese könne sie akzeptieren. Auf Ab­lehnung sei sie nirgends gestossen, sondern immer auf Wohlwollen und Interesse: «Die Winterthurer haben mich mit offenen Armen empfangen.» Langsam beginnt ihr Traum von ei­ner Community Gestalt anzunehmen. Nicht ganz in kalifornischem Tempo, aber immerhin. Apropos USA: wirk­lich gar kein Heimweh? Vielleicht ein wenig – «Mir fehlt das Meer», seufzt sie. Und schenkt Grüntee nach.

lCHRISTINA PEEGE

www.michellebird.ch

«Kunst braucht eine gute Community»

Michelle Bird in ihrem Atelier. Mit ihren farbigen und impulsiven Gemälden sorgt sie ebenso für Aufmerksamkeit wie mit ihren Ideen. Bild: Marc Dahinden

14 l STADTKULTUR l der lAndBote l MiTTwoch, 10. FEBRUAR 2010

«Winterthur soll auch für künftigeGenerationen lebens- undliebenswert sein. Gesunde Finan-zen sind Voraussetzung für einenachhaltige Sozial-, Bildungs-und Sicherheitspolitik. Deshalbbrauchen wir das Engagementvon Verena Gick!»Susanne Haelg, PräsidentinKreisschulpflege Seen

VerenaGickwieder in denStadtratwww.verenagick.ch

AnzEigE

Being Azem Maksutaj: die Filmemacher stellen den Kämpfer ins Zentrum. Bild: ste

Azem Maksutaj schaut sich im Kino an. Der Thaibox­weltmeister zeigt im Film «Being Azem» seine Stärken.

Pressevisionierungen von Filmen, die ins Kino kommen, finden in Win­terthur nur wunderselten statt. Eine Ausnahme ist «Being Azem», das Por­trät der Filmemacher Nicolò Settegra­na und Tomislav Mestrovic über den 14­maligen hiesigen Thaiboxweltmeis­ter Azem Maksutaj – sein Wing Thai Gym ist ja schliesslich nur ein paar Schritte vom Kiwi entfernt. Und so steht er gestern da, als käme auf dem Neumarkt aus dem kalten Grau des Morgens gerade die Sonne heraus: Azem Maksutaj, den sie Schwarzer Adler nennen. Zusammen mit den Re­gisseuren stellt er sich vor dem Kino

den Fotografen: in einer Pose für die Ewigkeit.

In knapp 90 Minuten zieht dann im Kiwi 7 zwei Jahre aus dem Leben eines Kämpfers vorbei. Azem in Thai­land, Azem in Kosovo, Azem im Trai­ning, Azem im Bellagio von Las Ve­gas, wo sich ein grosser Traum erfül­len könnte, ganz oben auf dem Olymp angekommen zu sein (Olymp auf Ja­panisch heisst: K1). Es ist ein berüh­render Film, denn er zeigt die Stär­ken, die ein grosses Herz hat. Nach dem Abspann steht Azem Maksutaj im Foyer und spricht über die Kämp­fe, die er hinter sich hat, und über die, die noch kommen. Und er ist glücklich über «Being Azem». Der Film hat in Winterthur am 24. Februar Premiere. Dann mit rotem Teppich. (bu)

www.beingazem.ch

Black Eagle ist gelandet

OUTSIDEINSIDEinTERnATionALE Kunstwie Kunstschaffende aus aller welt winterthur sehen und beleben

in winterthur leben und arbeiten Kunst­schaffende aus aller herren Länder. Sie sind auf abenteuerlichen, versch­lungenen oder ganz direkten wegen (und machmal auch einfach wegen der Liebe) hierhergekommen. wir stel­len in dieser neuen Serie Künstler vor, die zwar von ihrer herkunft («from out­side») geprägt sind, die ihr Leben und ihr Schaffen aber mit dieser Stadt ver­bunden haben. was sie aus ihrer hei­

mat mitbringen, bereichert das Leben dieser Stadt («inside»). Die Auswahl der ersten sechs Künstler geht von einer Ausstellung unter dem Titel «outside inside» aus, die im Januar 2010 auf in­itiative von Michelle Bird im Alten Stadt­haus winterthur stattgefunden hat. weitere interessenten für ein Porträt sind willkommen, hinweise aus der Le­serschaft auf Kunstschaffende eben­falls auf: [email protected]. (cp)

AUSSEnSichT UnD BlIcK nAch Innen

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Armen empfangen»Michelle Bird