breyer francis. die etymologie von tekri-, einem hapax legomenon. 37 (2010) 1, 95–103

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  • 7/25/2019 Breyer Francis. Die Etymologie Von Tekri-, Einem Hapax Legomenon. 37 (2010) 1, 95103

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    Abstract

    One of the best-known episodes described in the Deeds of Suppiluliuma is, when the Hittite kingreceives a letter from an Egyptian queen whose name is given as Dahamunzu in the cuneiform script.One crucial sentence in this part of the text (tekri-wa na

    hmi) has always been difficult to understand

    since the exact meaning of the lexeme tekri- is not known. Nevertheless, many scholars have guesseda translation such as I fear such disgrace or similar. Since Dahamunzu has long been discovered to bethe rendering of the Egyptian royal title tI-h.

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    Weil ihr Herr Bibhurusias berdies gestorben war, sandte die Knigin von gyp-ten, welche Dahamunzu war, einen Botschafter (Boten) zu meinem Vater undschrieb ihm folgendermaen: Mein Mann ist gestorben, einen Sohn aber habeich nicht. Dir hingegen spricht man viele Shne zu. Wenn Du mir einen einzigen

    deiner Shne gibst, so soll er mir ein Gatte sein.Denn einen meiner Diener will ichniemals nehmen und ihm zum Gatten machen.Ich frchte mich vor (solcher) Be-fleckung?. Sowie nun mein Vater solches hrte, berief er in dieser Angelegenheitdie Groen ein (und sprach): So (et)was ist mir (im Leben ja) noch nie passiert!(lit.: Eine solche Sache hat sich zu meiner Zeit niemals zuvor ereignet).

    Da sich die Forschung sehr stark um die historischen Implikationen des in Frage stehen-den Abschnittes fokussiert hat3, war die lexikalische Unsicherheit an dieser Stelle in denHintergrund getreten.

    In seiner immer noch fundamentalen Bearbeitung der Mannestaten hat H. G. Gter-

    bock zwei mgliche Erklrungen fr dieses Syntagma angegeben.4 Entscheidend ist vorallem die Interpretation des Wortes tekri-, das mit Ausnahme von KBo XXVI 10, Rs. IV: 10dessen Duplikat KBo XXVI 11, Rs.? 8 nur an der in Frage stehenden Textstelle belegt ist.5

    Es knnte sich dabei um ein verstrkendes Adverb handeln, was zu der bersetzungich frchte mich frwahr fhren wrde. Oder es handelt sich um ein Nomen der Be-deutung contamination o.., was in die bersetzung ich frchtete mich vor (solcher)Befleckung mndete. Seit Gterbock wurde diese Deutung favorisiert. Danach bestehtder Satz aus einem antizipatorisch fokussierten direkten Objekt (tekri-), an dem diePartikel der zitierten direkten Rede -wa tritt und von einer Verbalform gefolgt wird.6

    Wie angedeutet kann die Semantik von tekri- durchaus als gesichert gelten. Der Grunddafr ist eine parallele Textstelle, in welcher der Satz paraphrasiert wird und zwar mit demgut ableitbaren hethitischen Lexem tapnumar- Demtigung, das mit tepnu- geringmachen,demtigen zusammenhngt.

    E3 III 5154+A IV 1 ff.

    (51) SAL.LUGAL URUMIZRI tuppijaz EGIR-pa kissan (52) hatraizzi kuwatwaapenissan TAQBI (53) appalliskanziwamu ammukmanwa (54) kuwapi DUMU-JA esta ammuknanwa ammel (1) RAMANIJA ammel-a KUR-eas tepnumar(2) tametani KUR-e hatranun (3) nu-wamukan para UL ijashatta (4) nuwamu

    enissan imma TAQBI ammelwa (5)L

    MUTI-JA kuis esta muwarasmukanBA.BAD (6) DUMU-JA-wamu NU.GL R-JA-mawa numaan dahhi (7) nu-waranzan LMUTI-JA ijami (8) nuwa damedanija KUR-e UL kuedanikki (9)ASPUR nuwa tuk ASPUR

    Francis Breyer, Die Etymologie von tekri-, einem hapax legomenon in den ,Mannestaten Supp.

    3 Ausfhrlich bei F. Breyer (Diss.), Teil E. Literatur und Disskussion zuletzt auch bei J. L. Miller (2007),252293.

    4 H.G. Gterbock (1956), 94,Anm. g.5 J.Tischler (2001),302.6 Zur Konstruktion von nahh- mit DativLokativ vgl.CHD, Band L-N, 340.

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    an meinen Vater in einem Brief wie folgt: Warum gibst Du mir zu verstehen, Siewollen mich irgendwie betrgen?Wenn ich einen Sohn htte, wrde ich dann die

    Demtigung meiner Person und meines Landes einem fremden Land geschriebenhaben? Du hast mir nicht geglaubt und mich davon sogar wissen lassen! Er, der

    mein Gemahl war, er ist gestorben. Einen Sohn habe ich nicht und (einen) meinerDiener will ich niemals nehmen, um ihn zu meinem Gemahl zu machen! Ich habenicht an irgendein anderes Land geschrieben, sondern nur Dir habe ich geschrie-ben!

    E3 IV 1039

    (13) [UMMA IH]ani-MA ANA ABU-JA BELI-JA apatwa (14) [a]nzel KUR-astepnumar (15) [DUMU.LUGAL-wa] m[a]nnas kuwapi esta anzasmanwa (16)[da]m[e]dani KUR-e uwauen manwanas (17) [an]zel BELI uekiskiuen anzaswaEN-NI (18) [k]uis INibhururias esta nuwaras BA.BAD (19) [DU]MU-asma-

    wassi NU.GL DAM BELI-NI-mawannas (20) [w]annummias nuwa DUMUBELI-NI INA KUR URUMIZRI (21) [A]SSUM LUGAL-UTIM uekiskiweniANA MUNUS-TI (22) BELTI-NI-mawaran ASSUM [L]MUTI-SU uekisskiweni(23) namma-wa damedania KUR-e UL kuedanikki (24)paiuen kapatwa uwawennuwanas BELI-NI (25) DUMU-KA pai nu-smas ABU-JA ANA

    [Folgendermaen]sprach (nun) [H]ani zu meinem Vater: Mein Herr, dies ist [...]eineErniedrigungfr unser Land.Wenn wir einen [Knigssohn] htten, wren wirdann in ein fremdes Land gekommen,und htten wir eindringlich einen Herrn fruns erbeten? Nibhururia, der unser Herr war, er ist gestorben. Einen Sohn hat erallerdings nicht; die Frau unseres Herrn ist kinderlos! Wir erbeten also einen Sohnunseres Herrn fr das Knigsamt in gypten; fr die Frau, unsere Herrin erbetenwir einen Gemahl. Ferner sind wir nicht zu irgendeinem anderen Land gegangen,nur hierher sind wir gekommen.Oh unser Herr, gibt uns einen Deiner Shne.

    Es scheint fast so, als sei tapnumar- Demtigung die bersetzung von tekri-. Dann wreLetzteres vielleicht gar kein genuin hethitisches Wort, sondern ein Fremdwort.

    Bei genauerem Betrachten des Kontextes wird man in der Tat feststellen, da eine solcheThese sehr warscheinlich ist, denn immerhin steht tekri- in einem Zitat. Wiedergegeben

    wird der Brief einer gyptischen Knigswitwe, der wahrscheinlich in der damaligen Diplo-matensprache Akkadisch geschrieben war. Nach Ausweis der akkadistischen Wrter-bcher handelt es sich jedoch nicht um ein akkadisches bzw. mittelbabylonisches Wort.Was liegt nun nher, als einen Blick in das Wrterbuch der gyptischen Sprache zu werfen?Unter *tkrwird man nicht fndig wahrscheinlich ist denmach der wortinitiale Dental dieWiedergabe des femininen Artikels im Neugyptischen .

    Vor der Regierungszeit Echnatons waren offizielle Texte in gypten ausschlielich inmehr oder weniger reinem Mittelgyptisch geschrieben worden. In dieser Sprachstufe gibtes noch keinen Artikel, sondern lediglich die Demonstrativa, aus denen sich der Artikelentwickeln sollte. In der Amarnazeit wird nun die zeitgenssisch gesprochene Sprache,

    welche sich zunehmend von der mittelgyptischen Schriftsprache entfernt hatte, in den

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    Rang einer Schriftsprache erhoben. Der Grund fr das Aufkommen eines Artikels ist dieReduktion des Auslautes und damit der Femininendung (*-at) zu einem Murmel-vokal. Um nun im Wrterbuch der gyptischen Sprache ein tekri- entsprechendes Wort zufinden, mu man unter der Wurzel *krnachschlagen, versehen mit einer Femininendung

    (*kr.t), schlielich sind die Lemmata im Allgemeinen unter ihrer klassisch-mittelgypti-schen Form angegeben. Zu Gterbocks Zeit wre einer solchen Suche kein Erfolg be-schieden gewesen, zumindest nicht nach einem *kr.tder Bedeutung Demtigung o..In der Zwischenzeit hat sich in der gyptischen Sprachwissenschaft als comunis opiniodurchgesetzt, da es neben dem translitterierten Phonem im gyptischen nochweitere Liquida gab.Leider wird dieser Umstand durch das immer noch gebruchliche undin seinen Grundzgen mehr als ein Jahrhundert alte Transkriptionssystem verschleiert.Der Laut, welcher als Aleph bezeichnet und transkribiert wird, war nmlichzumindest ursprnglich ein /r/.7 Erst nach dem Alten Reich wurde er meist reduziert undkonnte so im Neuen Reich bei semitischen Fremdwrtern zur Wiedergabe von Aleph bzw.

    Vokal /a/ dienen.

    Altes Reich Mittelgyptisch Neugyptisch

    /r/ /#/ //

    /l/ /r/ /r/

    Mit anderen Worten, fr eine Erklrung von tekri- sollte man unter kI.tnachschlagen. Deraufmerksame Leser wird einwenden, da sei doch bereits geschwunden und knnedaher nicht mehr fr keilschriftliches stehen. Prinzipiell stimmt dies zwar, nur gibt es

    wenige Flle, bei denen das sog. Aleph nicht geschwunden war.8 Um dies explizit zunotieren, schrieben die gyptischen Schreiber im Neugyptischen nach altem /r/, ge-schrieben das neue /r/, geschrieben .

    Altes Reich9 Mittelgyptisch Neugytisch

    Wortinterne Glossierungen dieser Art werden als komplexe Graphoneme gezeichnet undsind im gyptischen Schriftsystem keine Seltenheit,insbesondere im neugyptischen.10

    Wie es der Zufall will, gibt es tatschlich ein gyptisches Wort, das diesen Anforderungengerecht wird, d.h. ein mittelgyptisches , das im Neugyptischen mit einem kom-plexen Graphonem geschrieben wird (Wb.V, 107: 10 f.).

    Francis Breyer, Die Etymologie von tekri-, einem hapax legomenon in den ,Mannestaten Supp.

    7 C.Peust (1999),127 ff.8 C.Peust (1999),131 f.9 Defektive Schreibung in den Pyramidentexten PT 1273b (Spruch 534) und 2065b (Spruch 685), vgl.

    R. Hannig (2003), 1350, Lexem Nr. 34877.Die Wiedergabe des Determainativs folgt dem Original undWb.V,93.

    10 F. Kammerzell (1995), lii ff.

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    In den lteren Sprachstufen bedeutet es seit dem ersten Beleg in den PyramidentextenScham,Vulva (Wb V, 93:1214).

    Im Neugyptischen kann es auch bertragen als verchtliche Bezeichnung fr eine Fraugebraucht werden (Wb.V, 94: 1), im Sinne von die Schamlose auch als Wort fr Dirne(Wb. 101:14 f.): tI-kIr.t tIh. w.tschamloses Weibsbild!.11

    Sowohl auf der phonologischen, als auch auf der semantischen Ebene sind das tekri- derMannestaten und das neugyptische tI-kIr.tdeckungsgleich.

    Wenn es sich bei tekri- also um ein Lexem gyptischer Herkunft handelt, stellt sich dieFrage, in welchem Mae es in den hethitischen Wortschatz integriert war.Traditionell wird

    bei Sprachkontakt zwischen Lehnwortund Fremdwortunterschieden. Im Gegensatz zuseinem Fremdwort ist ein Lehnwort bereits so in den Sprachgebrauch bergegangen, dasein fremder Ursprung nicht mehr als solcher wahrgenommen wird.12 Da der hethitischeRedaktor der Mannestaten ein gyptisches Wort aus einem Protokoll oder gar aus demOriginal des Kniginnenbriefes einfach nur abschrieb, ohne es zu verstehen, scheint sehrunwahrscheinlich zu sein. Jeder Verfasser gerade eines Propagandawerkes wie denMannestaten will verstanden werden. Man kann daher mit Fug und Recht davon aus-gehen, da der Sinn von tekri- in der Rezipientenschaft, der Elite in Hattusa,wohlbekanntwar. Zumindest die ungefhre Bedeutung wird man gekannt haben, der Kotext tut seinbriges. Dies wiederum bedeutet: das Wort gyptischer Herkunft war keine vereinzeltead hoc-Wiedergabe; zwar kein Lehnwort, so doch vielleicht etwas mehr als ein Fremdwort.Wahrscheinlich handelte es sich um ein Wort, das durch die gyptische Vorherrschaft inPalstina und Sdsyrien dort gebruchlich und von dort aus auch im hethitischen Bereichbekannt geworden war. Es kann sogar angezweifelt werden, ob die Dahamunzu in ihremBrief an den Groknig den Begriff berhaupt verwendete immerhin scheint er imNeugyptischen eher einem unteren Sprachregister anzugehren. Mglicherweise dientedas gyptische Lexem sogar dazu, die Exotik der Dahamunzu-Erzhlung zu steigern,gerade weil sein gyptischer Ursprung im allgemeinen Bewutsein war.

    Ich mchte daher folgendes Szenarium postulieren: Durch die gyptische Expansion

    nach Vorderasien wurde in der Levante ein gyptisches Wort fr Scham,Vulva bekannt,und zwar hchstwahrscheinlich aus der Soldatensprache im Sinne von Fotze metony-misch fr Nutte.Da ein solches Wort in keinem geschriebenen Text der Region bezeugtist, mu nicht verwundern im Gegenteil. Schlielich wird man auch das englische bitchin kaum einem geschriebenen deutschen Text finden, obwohl es allgemein bekannt seindrfte. Der Redakteur/Verfasser der Mannestaten verwendete dieses gyptische Fremd-wort, um ein gewisses Lokalcholorit zu erzeugen, wohl wissend, da den Rezipienten desTextes seine Herkunft wohlbekannt war. Gleichzeitig lie sich durch Gebrauch dieses

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    11 R. Hannig (1995), 877b.12 M.Scherner (1974),262282;P. von Polenz (1967),6380.

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    drastischen Wortes die Drammatik der beschriebenen Situation sehr prgnant in Wortefassen. Eine gyptische Knigin htte ein solches Wort sicherlich nie geschrieben, schongar nicht in der internationalen diplomatischen Korrespondenz. Dies wiederum ltinteressante Einblicke in die Textproduktion der Mannestaten zu.Wie uns der erhaltene

    Teil des Originalbriefes bzw. einer Abschrift zeigt (HK 1), standen zumindest theoretischdem Verfasser des Textes nicht nur Kriegstagebcher, itinerare o.. zur Verfgung, son-dern auch Originaldokumente. Da er gleichwohl nicht einfach nur Exzerpte kompiliertund Textstcke montiert haben drfte, liegt auf der Hand. Die kompositorische Arbeitwurde bislang eher in Form von intertextuellen Bezgen nachgewiesen13, seltener aufeiner solch komplexen Ebene.

    Neben tekri- gibt es noch weitere Lexeme in hethitischen Texten, die letztlich aus demgyptischen stammen, allerdings sind diese ber das Hurritische ins Hethitische ge-drungen: heth. DUGaganni- c.Schale < g. n

    h Spiegel

    mit >nh leben im gyptischen.19 Erstens wird der Spiegel im gyptischen nur >n

    h ge-

    nannt, weil die Form gyptischer Spiegel an das >nh-Zeichen erinnert20, zweitens wird

    heute huisa- als Wort fr Spindel betrachtet.21

    Zeugnisse direkten Sprachkontakts lassen sich daher neben der Wiedergabe vong. tI-kIr.t bislang lediglich durch die Wiedergabe gyptischer Namen und Titel er-schlieen: SALDahamunzu-22 < g. tI-h

    . uw25) Herr der Erscheinungen, ein Re;

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    Es ist kein Zufall, da sich die Indizien fr gyptischen Spracheinflu im Hethitischen inder Zeit Hattusilis verdichten, schlielich kam es mit den Vertragsverhandlungen zu be-sonders hufigen diplomatischen Kontakten, die sich mit der Vermhlung der hethitischenPrinzessin nach gypten noch verstrkt haben drfte. Beide Vertragspartner schmckten

    sich mit dem diplomatischen Erfolg. Ramses nannte sich als einziger Pharao GroeSonne gyptens 28, was mglicherweise ein Reflex der heth. Formel dUTUSImeineSonne = Meine Maiestt 29 darstellt. Nicht umsonst schreiben die gypter in der ge-samten Korrespondenz mit dem Hof in Hattusa den Sonnengott nur einmal in baby-lonischer Manier dAMAR.UTU (HK 6, Rs. 5) und sonst immer nach hethitischemVorbild dUTU. Immerhin wird in der gesamten gyptisch-hethitischen Korrespondenz derSonnengott mit nur einer Ausnahme (HK 6, Rs. 5) immer hethitischem Usus gemdUTU geschrieben und nicht, wie in der babylonischen Keilschrift dAMAR.UTU.Auf deranderen Seite scheint sich Hattusili in seiner Titulatur an die gyptische Formel Geliebtvon Re (mri

    .y R>(.w)) anzulehnen30: Tabarna Hattusili LUGAL.GAL LUGAL KUR

    URUHATTI UR.SAGNARAM dUTU URUArinnader Tabarna Hattusili, der Groknig,der Knig des Landes Hattusa, der Held, der Geliebte der Sonnengttin von Arinna.Deutlicher ist die Anlehnung in einem Fall, bei dem eine hethitische Schreibung nur miteinem gyptischen Rebus funktioniert, d.h. hier wird eindeutig mit der gyptizitt einesWortes gespielt. Es handelt sich um den Anlaut des Knigsnamens Hattusili durchKU.BABBAR31 das gyptische quivalent von Silber (KU.BABBAR), (Wb. III, 209: 9210: 6) wurde nach Ausweis des koptischen Hat.32 nmlich /h. a t/ ausge-sprochen und mit keinem der anderen bekannten altorientalischen Silber-Wrter ergibtdie Schreibung einen Sinn. Da das gyptische Wort fr Silber in Hattusa bekannt war istmehr als nur wahrscheinlich: immerhin ist in der gyptisch-hethitischen Korrespondenzlaufend von den Silbertafeln die Rede, auf denen die beiden Versionen des Vertrageszwischen Ramses und Hattusili festgehalten waren. In den jahrelangen Verhandlungen mitden gyptern lernte der Hof das gyptische Wort fr Silber kennen und der Groknigkonnte sich durch eine solche Rebusschreibung besonders weltmnnisch geben.

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    25 Zur Rekonstruktion des Gottesnamens Re: E. Edel (1954), 3043; W. Schenkel (1990), 89; E. Edel

    (1955/64), 106. Zur Struktur der Knigsnamen und zur Rekonstruktion des Elementes Xpr vgl.H. Buchberger (1993), 249277, 614 und 624. Zur Vokalisation von Xprr.w vgl. J. Osing (1976),552562.

    26 R.Stefanini (1964),7071;J.L.Miller (2007),252293.27 Lautwandel *h.

    Iab > *h.ab > *h. b > *h. b

    > *h. .Anders G. Fecht (1960), 78:*mah. Iab > *mah. Iab >*mah. Ia > *mah. Ia. berholt: K. C. Seele (1945), 234239. Vgl. auch E. Lddeckens (1992), 812 f.;W. Spiegelberg (1929),25;W. Erichsen (1952),1419 und J. von Beckerath (1997),222 f.

    28 D.Wildung (1973), 33 ff.29 H.Th. Bossert (1957),97126;W. Fauth (1979),260.30 Zum Beispiel in KBo VI, 28:1 f.31 Zusammenfassend A. Kamenhuber (1969), 124 und J. Tischler (1983), 211f. mit ausfhrlicher Litera-

    tur.32 W.Vycichl (1983),314.

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    In gypten hat der Kontakt mit den Hethitern ebenfalls einen linguistischen Nieder-schlag gefunden. Nach einer ersten Untersuchung zu anatolischen Wrtern in gyptischenTexten33 konnten fast 40 Lehn- bzw. Fremdwrter hethisicher und luwischer Provinienzfestgestellt und in den greren Kontext der gyptisch-hethitischen Beziehungen gestellt

    werden.34

    Es ist zu erwarten, da tekri- nicht das einzige gyptische Fremdwort im Hethitischendarstellt. Wie die hier beschriebenen Unwegsamkeiten beim Aufspren der Verbindungzwischen tekri- und tI-kIr.t gezeigt haben, ist der Nachweis gyptischen Sprachgutes inhethitischen Texten ein sehr schwieriges Unterfangen. Auerdem wird vor dem Abschluder hethitischen Wrterbuchprojekte nur wenigen mglich sein, einen berblick ber dienicht-anatolischen und daher potenzielle gyptischen Wrter zu gewinnen. Die weiterenmit Bestimmtheit vorhandenen gyptischen Lehnwrter im Anatolischen werden daherwohl noch lnger auf ihre Entdeckung warten mssen.

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    Dr.Francis Breyer

    Reuterstrae 4D - 12053 Berlin

    Altoriental. Forsch. 37 (2010) 1 103