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COMENIUS Regio 2009‐2011 Lernen von‐ und miteinander
3. Begegnungstreffen 5. bis 8. Mai 2010 Antje Großheim/Marina Grogger 1
COMENIUS Regio 2009 ‐2011; Lernen von‐ und miteinander
3. Begegnungstreffen 05.‐ 08.05.2010
Projektteam Tamsweg
Bezirksschulrat Tamsweg: Robert Griessner; Bezirksschulinspektor, BSR Tamsweg
Pädagogische Hochschule Salzburg: Marina Grogger; Mitarbeiterin, International Office, PH Salzburg
Schulen: Johann Lüftenegger; Schulleiter VS Seetal Katharina Macheiner; Schulleiterin VS Mariapfarr/VS Weißpriach Elke Bärnthaler; Lehrerin, VS Mauterndorf
Detailliertes Arbeitsprogramm
Mittwoch, 5. Mai 2010
Erfurt Projektteam Tamsweg
Ankunft Anreise und Ankunft Hotel Intercity, Erfurt, Ankunft um 23.00 Uhr
Donnerstag, 6. Mai 2010 vormittags
Erfurt Projektteam Tamsweg Hilde Dötsch, Antje Großheim, Urte Beger , Cornelia Münch, Elke Müller, Michaela Rißmann
Schulbesuch an der GS „Otto Lilienthal“ GS „Am Wiesenhügel“ Besuch der Kita „Rieth‐zwerge“
Themen: Schuleingangsphase – Jahrgangsgemischter Unterricht – Gestaltung der Übergänge
GS „Otto‐ ilienthal“, Kita Riethzwerge; Hilde Dötsch, Andrea Freund, Johann Lüftenegger, Elke Bärnthaler
GS „Otto‐ Lilienthal“
- Nach der freundlichen Begrüßung durch die Schulleiterin Frau
Münch stellte ein kompetentes Schülerteam die Besonderheiten der
Institution vor: Diese zeigt sich als eigenverantwortliche, offene
Ganztagsschule mit individuellen Lern‐ und Freizeitangeboten.
- Stammgruppen bilden den Rahmen für lehrerzentrierte, gebundene
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Unterrichtseinheiten. Darüber hinaus arbeiten die Kinder in
schulstufenübergreifenden Lernverbänden.
- Vielfältige Projekte und Lernstudios gehen auf Interessen,
Begabungen und besondere Bedürfnisse der Schüler ein.
- In einer abschließenden Hospitationsstunde konnten wir uns von der
Qualität und Besonderheit der pädagogischen Leistungen
überzeugen.
Kita „Riethzwerge“
- Begrüßung durch die Leiterin Frau Weitz
- Vielfältige offene Angebote für die Kinder
- Portfolio, Bilderbuch zeigt die Entwicklung des Kindes auf,
Beobachtungen durch die Erzieherinnen ergänzen Arbeitsergebnisse
der Kinder
- Enge Kooperation mit der GS „Otto Lilienthal“
GS „Am Wiesenhügel“ Robert Griessner, Marina Grogger, Katharina Macheiner, Michaela Rißmann, Urte Beger, Antje Großheim
Schulleiterin Frau Wenig begrüßt, die Schule und die Schulstruktur wird vorgestellt. GS 34 früherer Name, aufgrund Schulzusammenlegungen, neue Bezeichnung.
11 Stammgruppenlehrer, 5 Erzieher (mit Lehrbefähigung) 3 Lehramtswärter, 1 Sekretärin (4h pro Tag)
- Unterrichtsstunden werden analog zur Schülerzahl zugewiesen (143), Erzieher/innen anhand der gemeldeten Hortkinder
- Kosten für Hort: 40 € – 80 €, soziale Abstufung, Kinder sind auch aus sozial schwierigen Familien, sie brauchen Strukturen, Erzieherinnen kennen die Lern‐ und Spielmaterialien.
- Jahrgangsmischung 1 und 2, in 3 und 4 teilweise.
- Begleitlehrer für Diagnostik und Förderung (Mobiler Sonderpädagogischer Dienst) betreut einzelne Schüler/innen.
- Schüler/innen können 1 und 2 in drei Jahren absolvieren.
- Zugänge von freien und konfessionsgebundenen Kindergärten
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- Schülereinzugsgebiete sind festgelegt oder frei (zB Jena)
- Integration macht Probleme, soziale Rahmenbedingungen in der Herkunftsfamilie (Hartz IV Empfänger und andere Probleme)
- Kontrolle der Lernbereitschaft der Schüler/innen
- In Kindergärten werden Integrative Plätze zur Verfügung gestellt.
- Projekt der Universität Erfurt nach Sozialtraining von Petermann
zB Führung eines Tagebuches zur Entwicklung sozialer Kompetenzen Wahrnehmungsschulung, Befragung am Beginn und Ende des Schuljahres und nach einem halben Jahr.
- Kooperationen mit Ortsteilbürgermeister, mit Kindergärten des Einzugsgebietes.
- Jahrgangsmischung begann vor 10 Jahren, Kinder im jahrgangsgemischten Unterricht fordern mehr Selbständigkeit, andereLeistungsbeurteilung und Mitgestaltung von Unterricht. In den Regelschulen ist der Unterricht fachbezogener. Andere didaktische Umsetzung ist gefordert und die Heterogenität ist eine zusätzliche Herausforderung für die Lehrer/innen. Frontalunterricht steht manchmal im Widerspruch zum offenen Unterricht. Regeln und Rhythmisierung werden von den Schüler/innen mitgetragen, Regeln von den Schüler/innen an andere weitergegeben.
- Organigramm der Schule wird uns übermittelt.
Wie erfolgt die Ausbildung für das Arbeiten mit dem Wochenplan, welche Fortbildung wird angeboten? Wie sieht die Grundschullehrerausbildung aus?
- Bolognakonform, Bacc (6 Semester), MA (2 Semester), Referendariat mit bedarfsdeckendem Unterricht (5‐6h 1. Jahr, 11h 2. Jahr) Lehramtsanwärter sind beamtet auf Zeit, Entschädigung ca. 900 €
- Auswahl der Lehramtsanwärter Bedarf der Schule, Lehrproben, mit Nutzen für die Schule als Hilfe für die Lehrer/innen im Unterricht.
Klassenbesuche Die Räume besitzen Computerecken, Rückzugsräume bzw. Teppiche am Boden, dass die Kinder im Kreis sitzen können, großes Raumangebot. Der Beginn am Morgen ist mittels Morgenkreis und die Woche endet mit Abschlusskreis. Es wird nach Wochenplan und Lernstraßen gearbeitet. In 3 und 4 sind 50% der Stunden jahrgangsübergreifend.
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Es gibt eine Hausordnung, Stammgruppenregeln und Morgenkreisregeln. Lern‐ und Spielmaterialien: freie Auswahl und Methodenwahl des Lehrers, es herrscht Einigkeit für die Schule. Klassenbesuch: Frau Lüdt, Frau Schwensky
- Die Klassen haben Tierbezeichnungen. (Schmetterlinge, Meerschweinchen, Schildkröten, etc.)
- Arbeiten mit Wochenplan, alle Gruppen arbeiten am selben Thema. - Stammgruppe 3: 1. Und 2. Jahrgang, Alter der Kinder 6‐8 Jahre - Es gibt gemeinsame Aufgaben und freie Wahl von Aufgaben - Kursstunden für jahrgangsbezogenen Unterricht, Stammgruppen
sind jahrgangsübergreifend geführt. - Die Ausstattung mit Lernmaterialien ist ident in allen Klassen (zB
Lesetraining Tinto) - Kinder sitzen jahrgangsgemischt in Gruppen an Tischen - Die Stundenzuteilung von Zweitlehrer/innen hängt von
unterschiedlichen Kriterien ab. (päd. und sonderpäd. Unterstützung) - Klassenteiler: 30 Schüler/innen, abhängig von der Gesamtzahl
Klassenbesuch: Stammgruppe 1, Frau Schultz
- 1. und 2. Klasse - Arbeiten am Wochenplan, in Jahrgangsstufen unterteilt,
selbständiges Eintragen der Schüler/innen für gewählte Aufgaben Wie erfolgt die Absprache der Themen zwischen den Lehrer/innen. Es fällt auf, dass alle Stammgruppen am selben Thema arbeiten?
- Frühstückspause: 1. Stunde 07.45. bis 08.30 Uhr, manche Schüler/innen kommen ohne Frühstück in die Schule
- Schulspeisung: Mittagessen und Trinkmilch Klassenbesuch: Stammgruppe 2, Frau Gießler, Frau Rasch
- Ähnliche Beobachtungen - Partnerarbeit auch außerhalb des Klassenraums möglich.
3. Klasse, kein Schulbesuch möglich. http://www.schulportal‐thueringen.de/web/guest/schulentwicklung/kompetenzentwicklung
- Kompetenztests (Thüringer Vergleichsarbeiten) werden durchgeführt
- Schülercode ist anonymisiert - Vorlagen für Deutsch, Mathematik und Englisch werden übermittelt. - . Vergleich Standardisierung in Österreich/Salzburg und
Erfurt/Thüringen ist von Interesse. - Die Auswertung erfolgt durch die Universität Jena - Eingabe der Resultate ins Internet - Schule und Lehrer/innen haben Zugang zu ihren Klassen und
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Ergebnissen einzelner Schüler/innen. Ergebnisse werden im Sommer geliefert.
- Es erfolgt auch eine thüringenweite Auswertung. Schulen im Ländervergleich, Rahmenbedingungen der Schulen werden einbezogen und nur ähnliche Bedingungen werden verglichen.
Zusammenfassung:
- Klarheit, Ordnung und Übersichtlichkeit, es ist ruhig und angenehm, das Klima zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen wirkt sehr gut. Die Ausstattung der Räume ist gut, die Raumsituation großzügig.
- Starke Orientierung an der Herkunft der Schüler/innen, die soziale Situation wird gut wahrgenommen und feste Strukturen angeboten.
- Jahrgangsübergreifender Unterricht wird mittels reformpädagogischen Ansatzes umgesetzt.
- Differenzierung der einzelnen Schüler/innen nicht so gut erkennbar.
Donnerstag, 6. Mai 2010 nachmittags
Erfurt Projektteam Tamsweg Rektor der Fachhochschule, Dr. Ing. Heinrich H. Kill Leiter des Schulamtes Erfurt, Rigobert Krug Leiter des Jugendamtes Erfurt; Hans Winkelmann Projektleiterin Hilde Dötsch Team Erfurt: Antje Großheim, Urte Beger, Cornelia Münch, Elke Müller, Michaela Rißmann
Besuch der Fachhoch‐schule Erfurt
Rektor Dr. Kill stellt die Fachhochschule sowie deren Geschichte vor. Die Teilnahme der FH am Projekt wird für den Bereich Sozialwesen unter Leitung von Frau Rißmann bestätigt. Die Projektleiter Fr. Dötsch und Hr. Griessner stellen die aktuelle Situation des Projekts mit den Besonderheiten von Comenius Regio dar. An der FH wird eine Tafel zum Zeichen der Teilnahme am Comenius Regio Projekt enthüllt. Prof. Grogger stellt die Situation der Kleinschulen im Bundesland Salzburg vor:
- anhand des Forschungsprojekts: Is Small Beautiful - 55 Schulen von 187 Volksschulen sind einklassige, zwei‐ oder
dreiklassige Volksschulen. - Der jahrgangsübergreifende Unterricht ist aufgrund der Lage und
demographischer Situation zwingend. - Einstellung der Lehrer/innen wurde in einem
Selbsteinschätzungsfragebogen abgefragt - Rücklaufquote 36 von 55 Schulen - Der Arbeitsaufwand wird wesentlich höher eingeschätzt als in
Regelschulen, die Anerkennung bei den Eltern, in der Gemeinde und bei der Schulbehörde weniger hoch betrachtet.
- Es wäre wichtig zu erheben, was guter jahrgangsübergreifender
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Unterricht ist: z.B. Kriterienkatalog und Kompetenzraster. Seminar zum Fachthema: Portfolio
1. Gesondertes Protokoll liegt bei. 2. Präsentation von Prof. Rißmann liegt bei. 3. Präsentation der Kindertagesstätte: Riethzwerge, liegt bei.
Donnerstag, 6. Mai 2010 abends
Führung Erfurter Dom
Freitag, 7. Mai 2010
Weimar Projektteam Tamsweg Hilde Dötsch, Antje Großheim, Urte Beger , Cornelia Münch, Elke Müller, Olaf Hopfgarten
Besuch in Weimar Staatliche Grundschule „Christoph Martin Wieland“ mit Jena Plan Profil
Direktorin Ilka Drewke stellt die Schule vor:
- 286 Kinder - zwei zusätzliche Stammgruppen - 36 Pädagoginnen, 2 Pädagogen davon 20 Lehrerinnen, 12 Erzieherinnen - 2 Lehramtsanwärter, 1 Praktikanten (Hort), 1 Sozialarbeiter - 3 Lehrerinnen (Projekt: Geld statt Stellen) Versuch dem Profil
entsprechend Menschen zu beschäftigen „Wir sind eine Schule mit viel Musik, Theater und wir orientieren uns an den Interessen der Kinder.“ Es gibt eine Zusammenarbeit mit dem Nationaltheater Weimar, jede Stammgruppe hat Paten. Es gibt eine Schulband.
- Schule arbeitet nach dem Jenaplan Prinzip (Peter Petersen) - Altersgemischte Stammgruppen, 50% im Kurssystem (Sport, Religion,
Englisch - Kinder lernen in der Stammgruppe besser, daher wird in Betracht gezogen,
die Schule als Gemeinschaftsschule fortzusetzen. (1‐10) 1‐3, 4‐6, 7‐9, 10 + Abitur
Grundzüge der Jenaplanpädagogik nach Peter Peteresen: Prinzipien seit 1923
- Selbständigkeit - Eigenverantwortung - Gruppe als Ort, ähnlich der Familie - Kinder die voneinander lernen
4 Säulen: Arbeit, Spiel, Feier, Gespräch, Feiern
- Wocheneröffnungsfeier (1‐3 Lehrer/innen bearbeiten gemeinsame Themen
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- Wochenabschlussfeier (eine Stammgruppe präsentiert ihre Ergebnisse). Wir nehmen an der Abschlussfeier teil.
- Schulfeiern für alle möglichen Höhepunkte, jede Gelegenheit wird genutzt um Eltern und Schulpartner mitfeiern zu lassen.
- Rolle der Lehrerin in der Stammgruppe: Sie ist Begleiterin und soll erspüren und umsetzen.
- Große Themen sind vorgegeben - Zweijahresplan - Voneinander lernen, was ist gemeinschaftsfördernd und fördert das
Zugehörigkeitsgefühl. Spiel
- Ist ein Mittel zum Lernen - Offene Ganztagesschule - Soziale Kompetenzen werden entwickelt.
Gespräch - Zielvereinbarungsgespräche um Ziele zu erreichen und sich gegenseitig
auszutauschen mit Verantwortlichen, mit Eltern, mit Kollegen
- Die Schulleiterin ist ein Mitglied im Team. Es gibt ein Kollegiumsteam als erweiterte Schulleitung, welches einmal pro Woche tagt.
Arbeit - Selbständig und eigenverantwortlich arbeiten - Fördern der Lernkompetenz - Am Beginn der Woche wird das Ziel besprochen und altersheterogen
bearbeitet. - Fragen: Was und wie komme ich zum Ziel? Wie werden wir das Ergebnis
präsentieren? - Fachübergreifendes Prinzip
Soziale Kompetenz - Gutes Miteinander, partnerschaftlich - Flüstersprache - Schulordnung, Verhaltensvereinbarungen, Plenumsvereinbarungen - In Stammgruppen arbeiten, die bestehen bleiben - Kinder übernehmen Rituale von anderen Kindern - Andere Rolle der Lehrperson - Regeln sind systemimmanent vorhanden als Rituale - 1. Schulwoche ist Höflichkeitswoche
Wer sind wir, was müssen wir tun, Rhythmus, Erklärung, Ablauf Stammgruppensprecher und Schulleitung führt Schulmeinungen zusammen
- Kinder überlegen sich bei Problemen eigene Lösungen Wie erfolgt der Übergang in das Gymnasium, in die Regelschule?
- Zugangsberechtigung, Gespräch mit den Kindern - Kinder sind sehr selbständig, fragen viel mehr, ist den Lehrer/innen der
weiterführenden Schulen nicht immer angenehm.
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3. Begegnungstreffen 5. bis 8. Mai 2010 Antje Großheim/Marina Grogger 8
- Stammgruppe und Kursgruppen: Welches des Raumes, der Methoden führt zu Spannungen, es entsteht eine Zerrissenheit, die durch die Umstellung auf nur Stammgruppen gelöst werden soll.
Was passiert beim Lehrerwechsel? - Das Problem ist geringer, da die Stammgruppe das Kind prägt, nicht die
Lehrperson. (durch Rituale, Feste, soziale Gefüge) Wie erfolgt die Einbindung und Freiheit der Lehrpersonen
- Altersmischung muss von den Lehrer/innen gewollt werden - In Entscheidungen einbinden
Was passiert mit einem Kind in der Jenaplanschule? - Selbstbewusst, fragt viel, größeres Selbstverständnis - Anderer Umgang mit Anpassung und Einbindung - Selbstständiges Handeln - Anderer Umgang mit Autorität - Intellektuell, wissens‐ und inhaltsgelenkt nicht gelenkt von Anweisungen
Die Eltern der Jenaplanschule sind in der Regel engagierter, treffen sich häufig, beteiligen sich viel stärker am Schulleben. Von der Selbständigkeit der Schüler/innen konnte man sich bei der Führung, die völlig von den Kindern gestaltet wurde, überzeugen. Die Präsentationen bei der Wochenabschlussfeier waren ausgesprochen interessant und auf hohem Niveau.
Freitag, 7. Mai 2010 nachmittags und abends
Führung durch die Stadt Weimar Gemeinsames Abendessen im „Zum goldenen Schwan“ in Erfurt
Samstag, 8. Mai 2010
Erfurt Projektteam Tamsweg Hilde Dötsch, Antje Großheim, Urte Beger , Cornelia Münch, Elke Müller
Teilnahme am 8. Thüringer Bildungssymposium
Das Symposium stand unter dem Motto: Gleiche Chancen in der Bildung; Campus der Universität Erfurt. Es wurden zwei Vorträge bzw. Workshops besucht:
1. Bildungsforscher Prof. Andreas Schleicher, OECD Koordinator für das Programme for International Students Assessment (PISA)
Thema: Herausforderungen an Bildungssysteme in einer neuen globalen Realität; Siehe Handout und Präsentation: http://www.bs.th.schule.de/home/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=84&Itemid=120
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3. Begegnungstreffen 5. bis 8. Mai 2010 Antje Großheim/Marina Grogger 9
2. Prof. Dr. C. Rosebrock; Johann Wolfgang Goethe Universität
Frankfurt Thema: Verstehendes Lesen fördern und begleiten, Dimensionen der Lesedidaktik.Das Handout ist beigefügt.
Samstag, 8. Mai 2010 11.30‐12.30
Erfurt Hilde Dötsch, Antje Großheim; Robert Griessner; Marina Grogger
Teilnahme am 8. Thüringer Bildungssymposium
Das Symposium stand unter dem Motto: „Gleiche Chancen in der Bildung“; Campus der Universität Erfurt. Es wurden zwei Vorträge bzw. Workshops besucht:
1. Bildungsforscher Prof. Andreas Schleicher, OECD Koordinator für das Programme for International Students Assessment (PISA) Thema: Herausforderungen an Bildungssysteme in einer neuen globalen Realität; Siehe Handout und Präsentation
2. Prof. Dr. C. Rosebrock; Johann Wolfgang Goethe Universität
Frankfurt Thema: Verstehendes Lesen fördern und begleiten, Dimensionen der Lesedidaktik. Das Handout wurde zur Verfügung gestellt (gescannt)
Feedback zum Aufenthalt
Feedback zum Aufenthalt und Ausblick auf die kommenden (kurzfristigen) Aktivitäten Fr. Dötsch:
- Bei Aktivitäten tiefer gehen, in den Austausch kommen - Ergebnisse auf Papier bringen (zB Kindertagesstätten, Portfolio) - Vorschlag: Zusammenarbeit der Schulen in künftigen Comenius
Schulpartnerschaften. - Märchenprojekt der Ministerien (Termin: 16. Juni 2010)
Hr. Griessner: - Das Thema „Portfolio“ muss offen bleiben, nur abrunden und
reflektieren. - Kolleg/innen arbeiten unterschiedlich, wir müssen ein Gerüst
schaffen, keine Verpflichtung zum Portfolio möglich. - Beim nächsten Treffen sind wieder neue Mitarbeiter/innen dabei. - Worüber würden die Kolleg/innen gerne mehr wissen?
Fazit: Das Programm des Aufenthalts war inhaltsreich und spannend. Es war ausgezeichnet vorbereitet und wurde professionell durchgeführt. Die Teilnahme am Bildungssymposium war sehr bereichernd. Neue Mitarbeiter/innen, die in das Projekt kommen, müssen von ihrem Team in der Partnerregion informiert werden, Wiederholungen sind nicht möglich.
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Wie wird die Verbreitung und Nachhaltigkeit, die das Programm Comenius Regio fordert, sicher gestellt?
- Netzwerktreffen in der Region - Verbreitung von Materialien - Homepage - Flyer, Broschüren, Handouts
Wie wird die Evaluierung des Projekts nach dem zweiten Jahr erfolgen? Zwischenbericht mit Termin Juli 2010
- Nächste Mobilität: 14. bis 17. Juni 2010 - Ort: PH Salzburg - Teilnehmer/innen: Antje Großheim, Marina Grogger - Inhalte: - Erstellen des Zwischenberichts - Überarbeitung der Protokolle des ersten Arbeitsjahres - Vorlage eines Diskussionspapiers
Andreas Schleicher, Erfurt, 8. Mai 2010 – Entwurf
Herzlichen Dank für die Einladung, ich freue mich insbesondere über das Thema Zukunftsperspektiven. In der turbulenten Diskussion über die Tagespolitik verlieren wir ja oft den Blick darauf, wo die Reise eigentlich hingeht.
Slide: There is nowhere to hide
Nie zuvor hat Bildung denen, die gut qualifiziert sind, derartig viele Chancen eröffnet. Die Kehrseite aber ist, dass Bildungsmängel heute sinkende Lebensqualität bedeutet, das gilt sowohl für den Einzelnen als auch für Staaten, die am Übergang in die Wissensgesellschaft scheitern. Diese Tendenz hat die Wirtschaftskrise noch einmal deutlich beschleunigt. In einer globalisierten Gesellschaft ist der Maßstab für Erfolg auch nicht mehr allein die Verbesserung der Bildungsergebnisse im nationalen Rahmen, sondern die Leistung der erfolgreichsten Bildungssysteme der Welt.
In formalen Abschlüssen gerechnet hat es auch enorme Fortschritte gegeben. Allein in den letzten zehn Jahren ist die Absolventenquote im tertiären Bildungsbereich in den Industriestaaten um durchschnittlich 40% gestiegen, auch wenn Deutschland von dieser Entwicklung weniger profitiert hat als andere Staaten.
Slide: Formale Abschlüsse
Einige sagen, diese Entwicklung zu immer höheren Qualifikationen muss letztendlich zu einer Entwertung höherer Abschlüsse am Arbeitsmarkt führen, so nach dem Motto, irgendwann werden wir alle mal einen Hochschulabschluss haben und trotzdem zum Mindestlohn arbeiten. Dafür gibt es aber bislang noch keinerlei Anzeichen
Slide: Net present value
Andere sagen es werden uns irgendwann die öffentlichen Gelder ausgehen. Aber auch hier sieht die Rechnung anders aus
Slide: Public costs and benefits
All diese Daten deuten also auf einen weiteren Ausbau der Bildungssysteme hin.
In einer sich rasant verändernden Welt reicht mehr vom Gleichen aber nicht mehr aus. Die globale Wissenschaft hat die Anforderungen an Schüler, Lehrer und Schulen grundlegend verschoben:
Slide: Transitions
• In der Industriegesellschaft waren Märkte stabil, der Wettbewerb national ausgerichtet, und Organisationsformen hierarchisch. In der Wissensgesellschaft sind Märkte dynamisch, der Wettbewerb global und Organisationsformen vernetzt.
• In der Industriegesellschaft basierten Wachstumsimpulse auf Mechanisierung und Wettbewerbsvorteile auf „economies of scale“. Heute kommen Wachstumsimpulse aus Digitalisierung und Miniaturisierung und Wettbewerbsvorteile beruhen auf Innovation und Zeitnähe.
• In der Industriegesellschaft war das Firmenmodell der Einzelbetrieb, heute sind es flexible Allianzen der Mitbewerber.
• In der Industriegesellschaft war Vollbeschäftigung das politische Ziel, heute ist es „employability“, Menschen dazu zu befähigen ihren eigenen Horizont in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt zu erweitern.
• In der Industriegesellschaft hatten Berufsprofile eine klare Identität im berufsspezifischen Kontext und formale Qualifikationen waren der Schlüssel zum Erfolg. Heute sind Konvergenz, Transformation und lebensbegleitendes Lernen die entscheidenden Voraussetzungen.
Vielleicht die wichtigste Herausforderung an Bildungssysteme ist heute, den Übergang von situationsgebunden Wertesystemen zu nachhaltigen Wertesystemen zu fördern. Wir können uns heute morgen lange darüber unterhalten was die Ursachen der Finanzkrise oder der Umweltkrise sind, aber letztlich stehen hinter all diesen großen Krisen situationsgebundene
Wertesysteme, ich tue alles was mir die gegenwärtige Situation erlaubt. Ihr Bankmanager gibt Ihnen einen Kredit auch wenn er genau weiß dass Sie diesen nie zurückzahlen können, denn er weiß dass wenn es soweit ist, die Verschuldung längst an jemand anders verkauft wurde. Ich runiere heute die Umwelt weil morgen jemand anders die Folgen dafür übernimmt. Und so funktionieren ja auch unsere nationalen Haushaltsrechnungen. Jeder Stau auf der Straße träg zu unserem Bruttosozialprodukt bei, weil da Benzin verbrannt wird, die Kosten für die Umwelt gehen dort nirgendwo ein. Bildung dagegen steht immer noch auf der Ausgaben und Konsumseite der Haushaltsrechnung. Wir werden die globalen Krisen nur mit nachhaltigen Wertesystemen bewältigen.
In der Vergangenheit konnten Schulen davon ausgehen, dass das Wissen das sie vermitteln für ein Arbeitsleben ausreicht. Heute ist es unverantwortlich, einem Schüler eine Arbeit auf Lebenszeit zu suggerieren. Je mehr Menschen Eigenverantwortung für ihre Karriereplanung sowie wirtschaftliche und soziale Absicherung übernehmen müssen, umso mehr müssen wir erwarten, dass Bildung Schülern hilft, sich in einer sich immer schneller verändernden Welt zurechtzufinden; sie auf Berufe vorbereiten, die wir heute noch nicht kennen; ihnen helfen Technologien zu nutzen, die erst morgen erfunden werden; und strategische Herausforderungen zu bewältigen von denen wir heute noch nicht ahnen dass es sie gibt. Noch einmal, was heute zählt ist die Motivation und Fähigkeit der Menschen ihren eigenen Horizont in einer sich ständig verändernden Gesellschaft jeden Tag zu erweitern. Das erfordert Unterrichtsstrategien, die an die Schüler hohe Erwartungen stellen, die die Schüler in Lernprozesse einbinden, die Lehrer und anderes Personal kreativ und flexibel einsetzen, und die neue Technologien besser nutzen um verschiedene Lernwege und Lernstiele individuell zu unterstützen.
Die Reproduktion von Fachwissen, das man Schülern leicht im Gleichschritt vermitteln kann, reicht für den Erfolg nicht mehr aus, zum einen weil derartiges Wissen schnell veraltet, zum anderen weil Arbeit die digitalisiert oder automatisiert werden kann in Hochlohnländern keine Zukunft mehr hat. Traditionell legen wir in Schulen immer noch großes Gewicht darauf, fachliche Probleme immer weiter zu zerlegen und Schülern die Routinefähigkeiten zu vermitteln die dabei entstehenden Teilprobleme zu lösen. Die großen
Durchbrüche und Paradigmenwechsel entstehen heute aber meist dann, wenn es gelingt verschiedene Aspekte oder Wissensgebiete, zwischen denen Beziehungen zunächst nicht offensichtlich sind, zu synthetisieren.
Einfach Wissen anzuhäufen bringt deswegen auch wenig, denn dieses Wissen verliert rasant an Wert. Alles was Sie heute ihr eigenes Wissen nennen auf dem Sie ihren Wettbewerbsvorteil aufbauen ist in der Zeit des Internet morgen überall in der Welt ein Handelsgut, jedem zugänglich. Sie können heute fast jede multiple‐choice Klassenarbeit mit Hilfe eines SmartPhones in Sekundenschnelle lösen. Wenn Sie wollen, dass Ihre Kinder nicht nur fast so gut wie ein SmartPhone sind, dann müssen Sie Fähigkeiten entwickeln Wissen zu vernetzen, diejenigen denen es gelingt die Punkte isolierter Wissensbereiche zu verbinden aus denen sich die nächste Innovation ergibt sind diejenigen die gewinnen.
Je komplexer unsere Arbeitswelt wird, und je mehr der Umfang kodifizierten Wissens zunimmt, umso mehr gewinnen außerdem Menschen an Bedeutung, die die Komplexität nicht nur verstehen, sondern auch für Menschen anderer Fachrichtungen zugänglich machen können. Fächerübergreifendes Lernen wird in der Schule der Zukunft daher eine immer wichtigere Rolle spielen.
Die Gesellschaft lässt sich auch nicht mehr so einfach in Generalisten und Spezialisten einteilen. Natürlich behalten Generalisten, die einen weiten Wissensbereich überschauen und entsprechend transversal agieren können, ihre Bedeutung. Auch Spezialisten die vertieftes Wissen über einen begrenzten Bereich besitzen, werden innerhalb ihrer Profession weiterhin Anerkennung finden. Der Erfolg von Schule muss sich, wie schon eingangs betont, deshalb an der Fähigkeit und Motivation der Menschen messen, lebensbegleitend zu lernen, sich in einer sich verändernden Welt immer wieder neu zu positionieren, eigenständig und verantwortungsbewusst zu Handeln, und eigene Pläne und Projekte in größere Zusammenhänge zu stellen.
Traditionell erfolgte der Zugang zum Lernen durch den Lehrer, der Wissen vermittelt. Die Zukunft braucht aber Lehrer als Experten, die Schüler begleiten und dabei unterstützten, durch eigenständiges Denken und Handeln selbstständig und kooperativ zu lernen. Es geht um Kreativität und Erfindungsreichtum anstelle von Konformität, um Lernerzentrierung anstelle
von Lehrplanzentrierung, um erarbeitetes Wissen anstelle von vermitteltem Wissen. Lernen ist dabei ein aktiver und sozialer Prozess, mit wem wir lernen und arbeiten beeinflusst in entscheidender Weise was wir lernen.
Traditionell lernt der Schüler für sich. In der Gesellschaft immer entscheidender wird aber die Fähigkeit, gute und tragfähige Beziehungen aufzubauen, in Teams zu arbeiten, mit Konflikten umzugehen und sie zu lösen, uns in pluralistischen Gesellschaften konstruktiv einzubringen. Soziale Intelligenz, emotionale Sicherheit und Gründergeist sind dabei entscheidende Dimensionen. Die Zukunft braucht deswegen Lehrer, die Schüler dazu befähigen miteinander und voneinander zu lernen.
Lassen Sie mich diese Entwicklung kurz mit einigen Daten nachzeichnen.
Slide: Levy and Murnane
Aber es geht nicht alleine um andere Kompetenzen, die erfolgreichen Bildungssystem zeigen uns auch, dass es um ein Umdenken in der Organisation von Schule geht, in einer Art und Weise die den individuellen Lernfortschritt in den Mittelpunkt stellt, und in der Schulen Verantwortung für ihre Ergebnisse übernehmen anstatt diese auf andere Schulformen oder Institutionen abzuwälzen.
Traditionell benutzen wir Klassenarbeiten und Zensuren zur Kontrolle, etwa um Leistungen zu zertifizieren und den Zugang zu weiterer Bildung zu rationieren. Was die erfolgreichen Bildungssysteme heute aber auszeichnet, sind motivierende Leistungsrückmeldungen, die Vertrauen in Lernergebnisse schaffen, mit denen Lernpfade und Lernstrategien individuell entwickelt und begleitet werden können.
In Schweden z.B. bekommt der Schüler am Ende des Schuljahres nicht einfach eine Zeugnisnote, sondern der Lehrer setzt sich mit dem Schüler und dessen Eltern zusammen um anhand objektiver Leistungsergebnisse zu überlegen wie weitere Verbesserungen individuell erzielt werden können. Und, wie Herr Kahl immer wieder hervorhebt gilt dabei gilt eine Grundregel: Es beklagt sich bei diesen Gesprächen niemand über die Arbeit des anderen, sondern Schüler, Eltern und Lehrer sind gefordert, ihren eigenen Beitrag zur Verbesserung der Bildungsleistungen darzulegen. Die daraus resultierende verbindliche Vereinbarung ist dann das Zeugnis.
Die große Herausforderung hierbei ist natürlich immer, wie man Flexibilität in den Lernwegen mit Verantwortung auf der Seite der Bildungsanbieter verbinden kann. Flexibilität ohne Verantwortung führt ganz schnell zur Herabsetzung der Leistungsanforderungen. David Milliband, der ehemalige Bildungsminister Englands, hat hierfür einmal das Wort „intelligent accountability“ geprägt, ein Konzept das Verbesserung fördert und gleichzeitig intolerant gegenüber Fehlleistungen ist. Damit ist die Bildungspolitik auch gefordert für die fragmentierte Stimme aller Bildungsteilnehmer zu sprechen, und nicht zu akzeptieren dass, um nur ein Beispiel zu nennen, dass Schüler mit Migrationshintergrund fast automatisch in Schulen und Schulformen mit geringeren Leistungsanforderungen landen. Ebenso ist sie gefordert durch verlässliche Informationen das Vertrauen der Lehrer und Eltern zu stärken, Freiräume für Schulen zu schaffen um Bildungsziele kreativ umzusetzen, gleichzeitig aber auch dort gezielt zu unterstützen, wo der Erfolg noch ausbleibt.
Traditionell sind Lehrer und Schulen die letzte ausführende Instanz eines komplexen Verwaltungsapparates. In Zukunft wird sich die Relevanz und Effizienz dieses Verwaltungsapparates, und es ist ganz egal ob das die Gemeinden, Bundesländer oder das Bundesministerium ist, daran messen müssen, wie gut sie jede Schule unterstützen und welchen zusätzlichen Wert sie selber schöpfen, d.h. über das hinaus leisten, was die Schule, als selbstständige und pädagogisch verantwortliche Einheit leisten kann.
In der Vergangenheit, wo der Bedarf an hochqualifizierten Menschen begrenzt war, reichte es für Schulen aus, gute und schlechte Lerner frühzeitig zu sortieren. Heute müssen wir von Schulen erwarten, dass sie das Potenzial aller Schüler mobilisieren und erkennen, dass gewöhnliche Schüler außergewöhnliche Fähigkeiten haben aber unterschiedlich lernen und sie demensprechend individuell fördern, durch Lehr‐ und Lernformen die nicht defizitär angelegt sind, und den Schüler damit ständig vor Misserfolge stellen, sondern die wirklich auf den einzelnen Schüler zugeschnitten sind. Die Schulen der Zukunft antworten auf die verschiedenen Interessen, Fähigkeiten und sozialen Kontexte der Schüler deswegen nicht mit Selektion und institutioneller Fragmentierung, sondern mit einem konstruktiven und individuellen Umgang mit Vielfalt. Es reicht dazu nicht, überall gleichförmige Lernbedingungen zu
schaffen sondern es gilt umgekehrt sicherzustellen, dass Lernbedingungen so flexibilisiert werden, dass Lernerfolg nicht länger vom sozialen Kontext abhängt. Genau hier muss auch die Förderung in sozial benachteiligten Gebieten ansetzen, denn es ist ja nicht das Potenzial junger Menschen an den sozialen Hintergrund gekoppelt, sondern die Unterstützung und Rahmenbedingungen die Schüler aus benachteiligten Schichten in Deutschland vorfinden um ihr Potenzial zu nutzen, ganz egal ob in der Schule oder zu Hause. Ebenso gilt es natürlich das im deutschsprachigen Raum weit verbreitete Phänomen zu überwinden, das den Schülern Erfolg in der Schule peinlich ist und das dieser Erfolg nicht entsprechend anerkannt und gefördert wird, weil er eben an der anderen Seite des Leistungsspektrums aus dem Raster fällt.
Fortlaufende Diagnostik, im angelsächsischen Sprachgebrauch „assessment for learning“ und der ständige Dialog zwischen Schüler und Lehrer sind dabei Grundvoraussetzung um Schülern strukturierte Rückmeldungen zu geben, um individuelle Lernpfade festzulegen, und um Unterrichtsplanung auf die individuellen Anforderungen der Schüler auszurichten.
Die Schule der Zukunft ist auch nur eine von mehreren Lernumgebungen. Es geht nicht mehr darum, den Schüler zur Schule zu bringen, sondern darum, das Lernen und die Lernumgebung zum Lernenden zu bringen, Lernen als Aktivität aufzugreifen, nicht als Ort. Die Infrastruktur der zukünftigen Schule wird sicher noch örtlich bestehen, aber zunehmend virtuell geprägt sein. Neue Technologien können dabei neue Perspektiven eröffnen: Sie schaffen authentische Kontexte die viel spannender sind als langweilige Schulbücher. Sie können virtuelle Gemeinschaften innerhalb aber auch zwischen Schulen schaffen, nicht nur für Schüler sondern auch für Lehrer. Und sie erlauben, neue Fähigkeiten zu entwickeln und Lehrmaterialien "just in time" ins Unterrichtsgeschehen zu integrieren. Dazu wird man neue Verknüpfungen und Netzwerke zwischen den Lernenden, sozialen Innovatoren, den Bildungsanbietern, den Ressourcen und den Innovatoren finden.
Wir beklagen uns hier heute darüber, dass Schüler das Interesse an Schule verlieren und im schlimmsten Fall die Schule abbrechen. Supermarkt.
Es wird in der Schule der Zukunft auch um andere Anreiz‐ und Unterstützungssystemen gehen, die Lehrer in ihrer täglichen Arbeit vorfinden. Viele hoch qualifizierte und motivierte Menschen brauchen ein Arbeitsumfeld, das Perspektiven für Entwicklung und Kreativität bietet, sich durch mehr
Differenzierung im Aufgabenbereich, bessere Karriereaussichten, eine Stärkung der Verbindungen zu anderen Berufsfeldern und mehr Verantwortung für Lernergebnisse auszeichnet. Ein Arbeitsumfeld, in dem die Schule Lernorganisation wird, mit einem professionellen Management, das sich durch interne Kooperation und Kommunikation, etwa in den Feldern strategische Planung, Qualitätsmanagement, Selbstevaluation und Weiterbildung auszeichnet, aber auch durch Dialog nach außen mit den verschiedenen Interessengruppen, vor allem mit den Eltern. In der Schule der Zukunft wird es deswegen mehr Vielfalt in den Arbeitsbedingungen und vertraglichen Vereinbarungen der Lehrer geben, mehr Mobilität in der Lehrerschaft und, insbesondere, ein Zusammenwirken vielfältiger Professionen auf gleicher Augenhöhe, im Zusammenspiel mit anderen gesellschaftlichen Trägern. Warum gibt es heute in Finnland 10 Bewerber für jede Lehrerstelle, obwohl die Bezahlung der Lehrer deutlich schlechter ist als in Deutschland? Weil das Arbeitsumfeld, nicht allein das Geld, Wissensarbeiter überzeugt den Lehrerberuf zu ergreifen.
Schließlich muss die Schule der Zukunft Systeme von kontinuierlicher Innovation und Rückmeldung aufbauen, so dass Lehrer und Schulen miteinander, und Bildungssysteme voneinander lernen, Lehrpläne, Bildungsstandards, Rückmelde‐ und Unterstützungssysteme eng verknüpft sind, die Lehrenden eingebunden sind in den Prozess der Entwicklung und informiert sind über die Wirkungen ihres Handelns.
Kurz zusammengefasst:
Im alten System des verwalteten Lernens, waren die Lehrer oft alleine gelassen im Klassenzimmer, mit vielerlei Anweisungen was sie wie, wo und wann zu unterrichten hatten. Zukünftige Bildungssysteme zeichnen sich dadurch aus, dass sie anspruchsvolle Bildungsstandards setzen die aufzeigen, was Schüler können sollten und wie gute Lernergebnisse aussehen, und den Lehrkräften dann die Instrumente anbietet, die sie benötigen um für die ihnen anvertrauten Schüler geeignete Unterrichtsmaterialien und Unterichtsformen zu schaffen. In der Vergangenheit ging es um überlieferte Weisheit, in der Zukunft geht es über Nutzergeneriertes Wissen, und das gilt für Schüler und Lehrer gleichermaßen.
In der Vergangenheit wurden verschiedene Schüler in gleicher Weise unterrichtet. Heute geht es heute um individualisierte Lernerfahrungen. Die Vergangenheit war Lehrplanzentriert, die Zukunft ist Lernerzentriert.
In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt von Bildungspolitik auf dem Lernangebot, heute geht es um Lernergebnisse, darum den Blick der heraufschaut zur nächsten Ebene der Bildungsverwaltung zu verlagern auf den Blick zum nächsten Lehrer, der nächsten Schule. Angesichts der wachsenden Komplexität moderner Bildungssysteme kann auch der beste Bildungsminister nicht die Probleme von zigtausenden Schülern und Lehrern lösen. Wohl aber können zigtausende Schüler und Lehrer die Probleme des einen Bildungssystems lösen, wenn sie vernetzt an der Lösung der Probleme arbeiten. Genau das ist ja, was die Wissensgesellschaft ausmacht und dafür müssen moderne Bildungssysteme die Grundlagen schaffen.
Bildungssysteme haben schon immer über Chancengerechtigkeit geredet. Bildungssysteme in Finnland, Japan oder Kanada zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Einfluss von sozialem Hintergrund auf Bildungsergebnisse erfolgreich moderieren. In der Vergangenheit haben wir sozialen Hintergrund und kulturelle Vielfalt als Hindernis für Bildungserfolg betrachtet, heute geht es darum wir das Potenzial das in der Verschiedenheit der Lerner liegt nutzbar machen. Vielfalt ist nicht das Problem sondern das Potenzial der Wissensgesellschaft.
Ein Schlüsselbegriff für die Nutzung neuer Technologien war lange Zeit „Interaktivität“. Heute geht es um „Partizipation“. Der Schlüssel zur Nutzung des Potenzials der Globalisierung liegt in der Fähigkeit Wissen zu vernetzen und neues Wissen zu schaffen.
In der Vergangenheit ging es um Schulmanagement. Das Schlüsselwort heute ist Leadership, mit dem Schwerpunkt auf der Unterstützung, Evaluation und Entwicklung der Lehrer, nicht der Verwaltung von Schulgebäuden.
Und noch einmal, Lernen ist kein Ort, sondern eine Aktivität. Bildungssysteme müssen darauf eingehen, dass Individuen unterschiedlich lernen, und dass sich Lernverhalten und Lernmuster auch über den Lebensverlauf beständig verändern.
Die Herausforderungen sind groß, aber der internationale Vergleich zeigt auch, dass diese Herausforderungen durchaus gemeistert werden können, dass Qualität und Chancengerechtigkeit miteinander vereinbar sind und sogar das gute Bildung zu einem vertretbaren Preis realisiert werden kann.
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Verstehendes Lesen fördern und begleiten. Dimensionen der
Lesedidaktik.
8. Thüringer Bildungssymposion:
Gleiche Chancen in der Bildung. 08.05.2010
Prof. Dr. Cornelia [email protected]
1
„Whole Language“
Ganzheitliche, selbstgesteuerte Leseaktivitäten
„Skill Drill“
Training einzelner Teilfertigkeiten beim Lesen
Angloamerikanische Leseförderung
2
Gelungener Erwerbsprozess des Lesens
Leselehrgang im ersten Grundschuljahr
Automatisierung der Worterkennung
Viellesephase der späten Kindheit
Weiterentwicklung der Worterkennung und der Leseflüssigkeit; „langer
Leseatem“ ; Selbstkonzept als LeserIn
Am Ende der Kindheit:
Lesen ist mental mühelos geworden; kognitive Ressourcen stehen für höhere
Textverstehensleistungen bereit.
Bei etwa einem Viertel der
SchülerInnen gelingt dieser Erwerbs-
prozess nicht.
3
= schnelle, flüssige, automatisierte und sinngestaltende Fähigkeit zur leisen und
lauten Textlektüre
Leseflüssigkeit (Fluency)
Dekodier-fähigkeit
Text-verstehen
Leseflüssigkeit
4
Leseflüssigkeit
5
Lesekompetenz hat mehrere Dimensionen
Leseflüssigkeit: hierarchieniedrige Leistungen auf der Prozessebene
Leseprobe Niklas, Prä-Test, 07.06.2006
• F Der Die F kleine kleinen F Wilde Wilden
Die kleinen Wilden hatten|| schon oft|| versucht,||
das große dicke Mammut zu jagen.|| [Wortbetonung, Geschwindigkeit]
Weil ihnen dauernd|| nur Nüsse und Beeren|| zu langweilig waren.||
Sie F wollen wollten|| auch mal|| C lecken lecker Fleisch!|| Mit Soße!||
„Schließlich sind|| wir|| nicht|| nur|| Sammler,||
sondern auch Jäger“;|| F sagt sagte der Allerkleinste immer.||
Und die F ander anderen || F gab gaben || ihm|| Recht.||
Einmal hatten|| sie|| F den dem Mammut|| eine Falle||R gegraben,||
6
2
aber|| die war|| viel zu klein geraten.||
Das Mammut hatte sich gerade mal|| den|| linken|| Zeh||F [ferstaoxt] verstaucht.||
Und F sie sich || fürchterlich|| aufgeregt:|| „Euch|| geht’s wohl nicht gut!|| [Lautstärke]
Jagd|| auf|| F friedlichen friedliche || Dickhäuter zu machen!“||
So ein|| wütendes|| Mammut|| F hatte hatten sie|| noch nie gesehen.||
„Auf der Stelle|| buddelt|| ihr die||C läch[x]erliche F lächerlichen lächerliche F Gruben Grube zu!“,||
schimpfte|| es.||
Und die kleinen Wilden|| mussten wohl|| oder übel||
gehorchen.||
7
Beim zweiten Mal|| hatten sie es|| mit einem|| F [spēR] Speer versucht|| [Stimmsenkung]
und|| R sogar einen|| Volltreffer gelandet.||
Aber so ein|| Mammuthintern|| ist nicht|| von Pappe.||
Trotzdem|| war das Mammut||stinksauer||-F furchsteufel fuchsteufelswild.||
„F Zielt Zieht|| F mit mir den F [spēR] Speer|| aus dem C Spech Speck,|| aber dalli!“|| [Lautstärke]
Es sah aus,|| als wollte|| es die|| vier|| F num zum ||Nachtisch|| verspeisen.||
„Bitte|| tu uns nichts!“,|| F beteilten bettelten || die kleinen Wilden.||
„Wir schmecken|| auch gar nicht|| besonders.||C An uns|| ist F gar nix ja nichts || dran!“||
8
Mühelosigkeit
Unbewusstheit
Autonomie
„Ohne Aufmerksamkeit“
Zusammenhang zwischen Leseflüssigkeit und Textverstehen
Leseflüssigkeit
Textverstehen
• Schnelligkeit
• Automatisierung
• Segmentierungsfähigkeit („Prosodic Parsing“)
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„Wortüberlegenheitseffekt“
Afugrnud enier Sduite an enier elingsheen Uvnirestäit ist es eagl, in
wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen. Das
enizg wcihitge dbaei ist, dsas der estre und ltzete Bcuhtsbae am
rcihgiten Paltz snid. Der Rset knan ttolaer Bölsdinn sein, und du
knasnt es torztedm onhe Porbelme lseen. Das ghet dseahlb, weil wir
nchit Bcuhtsbae für Bcuhtsbae enizlen lseen, snodren Wröetr als
Gnaezs.
Nach: Valtin, Renate: Lesen und Schreiben lernen. Komplexe Anforderungen und individuelle Lernwege. In: Aufwachsen. Reihe Schüler, Friedrich Verlag 2004
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Verfahren zur Leseförderung : Lautleseverfahren
1. Lautlese-Verfahren
Direkte Förderung hierarchieniedriger Leseprozesse durch Verbesserung der Leseflüssigkeit
eindeutig positive Effekte auf Leseflüssigkeit und Leseverstehen.
Dies gilt sowohl für den Tutor als auch für den Tutanden.
Der Lerner liest einem Tutor einen kürzeren Text wiederholt laut vor, bis er den Text gut lesen kann
oderTutor und Tutand lesen im Chor
oderKombinationen aus Vorlesen / chorischem Lesen.
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Beispiel: Lautlesetandem
Zwei Schüler, 5./6. Klasse
Gesamtschule
Verfahren zur Leseförderung: Lautleseverfahren
3
Verfahren zur Leseförderung: Vielleseverfahren
2. Vielleseverfahren
These: „Lesen lernt man
durch lesen“
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Argumente für einen Einfluss der Lesemenge auf die Lesekompetenz:
Leseflüssigkeit
Weltwissen
Lesebezogenes Selbstkonzept
Balance kognitiver und metakognitiver Leseziele
Zusammenhang zwischen Lesemenge und Leseverständnis
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Verfahren zur Leseförderung: Vielleseverfahren
2. Vielleseverfahren
Umsetzungsbeispiel 1: „Leseolympiade“ (R. Bamberger)
Umsetzungsbeispiel 2: „Sustained SilentReading“, freie Lesezeiten
Umsetzungsbeispiel 3: Frankfurter Projekt „Leseflüssigkeit“
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Verfahren zur Leseförderung: Vielleseverfahren
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Frankfurter Projekt „Stille Lesezeiten“, 6. Klasse Hauptschulen
• 3X die Woche 20 Min. freie Lesezeit über ½ Jahr
• Ziel ist ungezwungenes Leseklima in der Klasse
• Gelesenen Bücher werden grundsätzlich nicht im Unterricht inhaltlich behandelt
• Lehrperson soll als Lesevorbild fungieren
• Bei Nichtgefallen darf Lektüre abgebrochen werden („10 Seiten-Chance“)
Verfahren zur Leseförderung: Vielleseverfahren
„Stille Lesezeiten“
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• Ca. 70 Bücher• Zusammenstellung von Büchern
unterschiedlicher Komplexität und Thematik
• Minimale Kontrolle, Anreize
Verfahren zur Leseförderung: Vielleseverfahren
„Stille Lesezeiten“
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• ob die Interventionen im Unterricht zur Steigerung der Leseflüssigkeit in 6. Hauptschulklassen wirksam sind
• ob die Treatments auch Verbesserungen von Leseverstehen und Lesemotivation bedingen
• wie sich die differentielle Wirksamkeit (z.B. Migration, Geschlecht, bessere/schlechtere Leser) darstellt
Die Studie soll ermitteln,
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Verfahren zur Leseförderung:Vielleseverfahren
Umsetzungsbeispiel 1: „Leseolympiade“ (R. Bamberger)
Umsetzungsbeispiel 2: „Sustained Silent Reading“, freie Lesezeiten
Umsetzungsbeispiel 3: Frankfurter Projekt „Leseflüssigkeit“
Uneindeutige empirische Belege für den Erfolg solcher Verfahren
Indirekte Förderung hierarchieniedriger und hierarchiehöherer Leseprozesse
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Verfahren zur Leseförderung: Strategien
3. Lesestrategien
„Eine Lesestrategie ist eine Sequenz bzw. ein Plan
von (mentalen) Handlungen, mit der ein
bestimmtes Leseziel erreicht werden soll.“
(Bimmel, 2002)
Direkte Förderung hierarchiehöherer Leseprozesse
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Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
Die SchülerInnen übernehmen nach und nach die Rolle der Lehrperson.
Grundlagen:
Lautes Denken
Kooperatives Lernen
Laufende Unterstützung
Metakognition
Routinen:
Zusammenfassen
Fragen stellen
Unklarheiten beseitigen
Vorhersagen treffen
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Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
Memo-Kärtchen für das Lehrer-Kind
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Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
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Trainer: Wir fangen den nächsten Text an. (teilt Texte aus.) Okay, Ariane fängt an und ist zuerst Lehrer.
Ariane: Jonas, lies mal die Überschrift vor.Jonas: „Eisbären“.Ariane: Peter, was würdest Du denn sagen, was darin so alles steht?Peter: Wie sie leben und wie sie sich ernähren.Ariane: Und Jonas?Jonas: Ja, da wird wahrscheinlich drinstehen, wie sie leben, sich
ernähren, wie sie ihre Jungen aufziehen, und der erste Abschnitt wird wahrscheinlich das Aussehen behandeln und die Lebensweise.
Ariane: Weiß jeder, was Eisbären sind?Peter: Ja.Ariane: Peter, lies bitte vor!Peter: (liest vor) „Der Eisbär ist eines der größten und stärksten
Fleisch fressenden Tiere. Er kommt nur in der Arktis vor.
Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
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Wenn er ausgewachsen ist, wiegt er bis zu 1 600 Pfund. Mit seinem langen, schweren Körper und schmalen Kopf wirkt er schwerfällig; er kann sich aber sehr schnell bewegen. Der Eisbär kann sich im Wasser leicht bewegen. Die meisten Tiere müssen heftig paddeln, um sich über Wasser zu halten, aber der Eisbär kann lange Zeit ruhig im Wasser treiben. Luftkammern in seinem Fell sowie eine ölige Haut und eine dicke Fettschicht ermöglichen es ihm, sich über Wasser zu halten.“
Jonas: (wendet sich an Ariane)Ich hab mal eine Frage. Was bedeutet denn „Pfund“?
Ariane: Wo steht das?Jonas: Hier (zeigt auf die Stelle): „1 600 Pfund“.Ariane: Pfund ist, ich glaube, so wie Kilo.
(blickt sich vergewissernd zum Trainer um)
5
Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
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Jonas: Kann man also auch sagen: „1 600 Kilogramm“?Ariane: Ich glaub schon.Peter: Ich glaub nicht, sonst hätte es ja nicht einen anderen Namen.
[.... Klärung der Frage durch Nachschlagen]Ariane: Gibt es sonst noch Unklarheiten? Luftkammern, was ist denn
das? Also Kammern mit Luft.Jonas: Also, das ist so etwas Ähnliches wie eine Schwimmblase bei
Fischen. Ist doch auch ne Luftkammer. Ist halt ein Körperteil,wo der Bär Luft speichert.
Ariane: Jonas, fass mal bitte zusammen!Jonas: Ich? (zu Ariane) Darf ich das Wichtigste unterstreichen? (Ariane
nickt und Jonas unterstreicht sich das Wichtigste)Jonas: (mehr zu sich selbst) Was mach ich’s mir eigentlich so
schwer? (deckt den Text mit einem anderen Blatt ab).
Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
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So, also es geht, es handelt um den Eisbären, er ist eins der größten und stärksten Fleisch fressenden Tiere, (Pause), und er wiegt 1 600 Pfund oder 800 Kilogramm, er kann sich sehr gut über Wasser halten, weil er hat Luftkammern und Fettschichten, wo sich die anderen Tiere sehr schwer tun bei, und ja, das war´s und es ist das Wichtigste.
Ariane: Gut.Jonas: Und? einfach nur gut?Ariane: Ja, war gut. (überlegt eine Weile und schaut auf ihr
Lesezeichen). Okay, Peter, stell mal eine Frage.Peter: Eine Frage? (Ariane nickt)
Wieso muss sich der Eisbär, also, wieso muss sich der Eisbär,wieso kann sich der Eisbär im Wasser leicht bewegen?
(Jonas meldet sich) [...]
In: Demmrich, A. ; Brunstein, J.C. (2004): Förderung sinnverstehenden Lesens durch „Reziprokes Lehren“. In: G.W. Lauth, M. Grünke, J.C. Brunstein (Hrsg.): Intervention bei Lernstörungen. Förderung, Training und Therapie in der Praxis. Göttingen u.a.: Hogrefe, S. 279-287
Beispiel eines Lesestrategietrainings: „Reziprokes Lehren“
Die SchülerInnen übernehmen nach und nach die Rolle der Lehrperson.
Grundlagen:
Lautes Denken
Kooperatives Lernen
Laufende Unterstützung
Metakognition
Routinen:
Zusammenfassen
Fragen stellen
Unklarheiten beseitigen
Vorhersagen treffen
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Verfahren zur Leseförderung: Sachtextlektüre unterstützen
4. Textsorten- und Kontextwissen vermitteln
Wortschatz und Weltwissen, Textsorten
„Kognitive Schemata“ sind mentale Ordnungsmuster.
Beispiel: •„Böse Hexe“ (Objektschema im Märchen), •„Aufgabe -Auszug – Bewährung – Heimkehr-Belohnung“ (Ereignisschema im Märchen)
Ausgebildete kognitive Schemata sind wichtig, weil
• sie den Lesevorgang „von oben“ unterstützen; • sie Lesedefizite auf anderen Ebenen zum Teil kompensieren können.
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Verfahren zur Leseförderung: Animation
5. Leseanimation
Die Effekte des Verfahrens sind empirisch nahezu vollständig unerforscht.
Wirksamkeit bei schwächern LeserInnen?
Indirekte und undifferenzierte Förderung des unmittelbaren Leseprozesses
Verfahren, die für Lektüre als anregende, genuss- und gewinnreiche
Freizeitaktivität werben.
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Verfahren zur Leseförderung
6. Literaturunterricht
Aufgaben des Literaturunterrichts im Rahmen von Lesedidaktik:
Anschlusskommunikation inszenieren, um
Förderung hierarchiehoher und höchster Leseverstehensleistungen
Gattungs- und Textsortenwissen zu
vermitteln
die Bedeutung von Literatur für das eigene Leben zu erfahren
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Verstehendes Lesen fördern und begleiten. Dimensionen der Lesedidaktik. 8. Thüringer Bildungssymposion: Gleiche Chancen in der Bildung. 08.05.2010
Prof. Dr. C. Rosebrock Johann Wolfgang Goethe-Universität/Frankfurt
Leseförderung: Systematik der Handlungsdimensionen
[Dekodier-
übungen auf
Wortebene]
Lautlese-
Verfahren
Viellese-Verfahren
Lesestrategien
trainieren
Textsorten- und
Kontextwissen
erwerben
Leseanimation
Literaturunter-
richt
Zielen auf Automati-
sierung der Worter-
kennung (hierarchie-niedriger Bereich)
Zielen auf die Verbes-
serung von Leseflüs-
sigkeit (indirekt auf Verbesserung des Textverstehens)
Zielen global auf Stei-
gerung der Leseleis-
tungen auf allen Pro-zessebenen und auf Steigerung der Moti-
vation
Zielen auf die Verbes-
serung von
Leseverstehensleistungen von Sequenzen und Texten
Zielt auf domänenspe-zifisches Sprach-,
Text- und Weltwissen
Zielt auf Motivations-
steigerung durch In-szenierung literari-scher Kultur , zielt auf Selbststeuerung auch der Handlungsebene
Zielt auf Textsorten-
kenntnis, Vertiefung des Textverstehens, ggf. Intensivierung der subjektiven Beteili-
gung
Trainiert den Aufbau des Sichtwortschatzes
Trainiert den Aufbau des Sichtwortschatzes und die Fähigkeit zum Sequenzieren von Sät-zen („prosodic par-sing“)
Trainiert die Selbst-steuerung auf Prozess-ebene; tangiert das Selbstbild als LeserIn
Trainiert die metakog-nitive Steuerung und Überprüfung von Le-seprozessen
Trainiert die „Top-Down“-Leistungen beim Textverstehen
Indirekte (prozessfer-ne) Förderung, tangiert das Selbstbild als Le-serIn
Top-down-Leistungen trainieren + indirekte (prozessferne) Förde-rung
[Integrierter Unterricht Grundschule]
[Deutschunterricht + Fachunterricht]]
[Deutschunterricht + Schulkultur]
[Deutschunterricht + Fachunterricht]
[Fachunterricht + Deutschunterricht]
[Schulkultur + Deutschunterricht]
[Literaturunterricht]
Empfehlungen zum Weiterlesen zu den einzelnen hier angesprochenen Leseförder-Verfahren:
Bamberger, R. (2000): Erfolgreiche Leseerziehung in Theorie und Praxis mit besonderer Berücksichtigung des Projekts „Leistungs- und Motivationssteigerung im Lesen und Lernen unter dem Motto Lese- und Lernolympiade“. Wien: öbv und hpt
Demmrich, A. & Brunstein, J.C. (2004). Förderung sinnverste-henden Lesens durch „Reziprokes Lehren“. In G.W. Lauth, M. Grünke & J. Brunstein (Hrsg.), Interventionen bei Lernstörun-
gen. Förderung, Training und Therapie in der Praxis. (S. 279-290). Göttingen: Hogrefe.
Gold, A. (2007): Lesen kann man lernen. Lesestrategien für das 5. und 6. Schuljahr. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Hurrelmann, Bettina (2002): Leseleistung – Lesekompetenz. In: Praxis Deutsch 176 / 29. Jahrgang, S. 6-18
Klicpera, C. & Gasteiger, Klicpera, B. (2004). Aufbau von Lese-fertigkeiten. In G.W. Lauth et. al. (Hrsg.), Interventionen bei
Lernstörungen. Förderung, Training und Therapie (S. 268-278). Göttingen: Hogrefe [auch zu Lautlese-Verfahren]
National Reading Panel.[…] http://www.nichd.nih.gov/publications/nrp/upload/smallbook_pdf.pdf (Komplett und kostenlos, Feb.07).
Rasinski, T.V., & Hoffman, J.V. (2003). Oral reading in the school literacy curriculum. Reading Research Quar-terly, 38(4), 510-522.
Rosebrock, C., &Nix, D. (2008): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Schneider Hohengehren: Baltmannsweiler
Schoenbach, R., Greenleaf, C., Cziko, C. & Hurwitz, L. (2006). Lesen macht schlau. Neue Lesepraxis für weiterführende Schu-
len. Berlin: Cornelsen Scriptor