curriculum monte sole neue deutsche version
DESCRIPTION
The "History and Memory" curriculum examines the events of World War Two through a direct examination of authentic material, literature, films, local case studies and fieldwork excursions in and around Italy and Germany. The analysis of complex relationship between past and present is intended to promote awareness and involvement in the students, by understanding the social and public function of historical research and its impact on the present and the future. A model curriculum is provided, in order to give useful guidelines when approaching to these crucial historical events.TRANSCRIPT
Das Curriculum von Monte Sole
Il curriculum di Monte Sole
Erstellt im Rahmen eines ERASMUS+ -Projektes von
der Johann-Philipp-Reis-Schule in Friedberg/Hessen
und
dem Liceo Attilio Bertolucci in Parma.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
DIE CHARTA FÜR FRIEDEN AN DER SCHULE
Freiheit ist ein Recht, daher sollte es geschützt werden.
Es gibt keine Freiheit ohne Gerechtigkeit, und Freiheit setzt eine Gesellschaft voraus, in der jeder von allen Rechten profitieren kann.
Mit Frieden einher geht die Überwindung von Vorurteilen, dass man die Welt und die Menschlichkeit von einer anderen Perspektive betrachtet, damit jeder von jedem akzeptiert und willkommen geheißen wird.
Es ist notwendig, dass sich jeder von uns persönlich darum bemüht, und zwar bewusst, verantwortlich und fortwährend - auch in der Schule - um seinen Beitrag zum Frieden zu leisten.
Darum betrachten wir folgende Dinge als essentiell:
Respekt für andere, für ihre Ideen und Religionen;
Dialoge, in denen man zuhört und offen ist, um eine wirkliche Zusammenarbeit unter Menschen zu fördern;
Bildung mit dem Ziel, Frieden zu garantieren, den wir heute zu sehr als selbstverständlich hinnehmen; Frieden, der aber jederzeit gefährdet ist
Vergeben können bzw. den Mut zeigen, Konflikte zu überwinden, um die Balance zwischen verschiedenen Parteien wiederherzustellen;
Solidarität und Brüderlichkeit hinsichtlich menschlicher Beziehungen.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 3
RELEVANZ DES THEMAS 3 ITALIENISCHE UND DEUTSCHE SCHÜLER BEFASSEN SICH MIT DEN DUNKLEN KAPITELN DER GEMEINSAMEN GESCHICHTE 4 DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN ZUM EINSATZ DES MATERIALS IM UNTERRICHT 5
BESETZUNG ITALIENS 1943-1945 6
DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN 6 DER DEUTSCHE SOLDAT OTTO ZELLER 7 AB 1: DEUTSCHLAND UND ITALIEN IM ZWEITEN WELTKRIEG – AUS VERBÜNDETEN WERDEN FEINDE 8 AB 2: OTTO ZELLERS WEHRPASS: GEFECHTE, SCHLACHTEN, UNTERNEHMUNGEN 10 AB 3: TODESMITTEILUNG 11 ARBEITSFRAGEN UND ERWARTETE ERGEBNISSE 12
DER WIDERSTAND IN ITALIEN 13
DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN 13 AB 1: DER WIDERSTAND IN ITALIEN – EIN ÜBERBLICK 14 DER PARTISAN RENATO LORI UND SEIN KAMPF IM WIDERSTAND 15 AB 2: DER TOD VON MARCO 16 AB 3: BILDER VON RENATO LORI 18 AB 4: DAS MASSAKER VON MARZABOTTO / MONTE SOLE AM 29. UND 30. SEPTEMBER 1944 20 AB 5: DAS MASSAKER VON SANT’ANNA DI STAZZEMA AM 12. AUGUST 1944 22 ARBEITSFRAGEN UND ERWARTETE ERGEBNISSE 24
DIE EUROPÄISCHE UNION 26
DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN 27 INHALTLICHE ERARBEITUNG 28 ARBEITSFRAGEN UND ERWARTETE ERGEBNISSE 29
JUDENVERFOLGUNG IN PARMA 31
DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN 31 LILIANA UND LUCIANO FANO, DONATO UND CESARE DELLA PERGOLA 32 AB 1: DIE VERFOLGUNG DER JUDEN IN PARMA 33 ARBEITSFRAGEN UND ERWARTETE ERGEBNISSE 36
ITALIENISCHE MILITÄRINTERNIERTE UND ZWANGSARBEIT IN FRIEDBERG 37
DIDAKTISCHE ÜBERLEGUNGEN 37 VORBEMERKUNG 37 EXEMPLARISCHE POWERPOINTPRÄSENTATION 38
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Vorwort
Relevanz des Themas Anfang März 2015 wurde in der kleinen Gemeinde Engelsbrand in Baden-Württemberg ein
93-Jähriger für seine Verdienste um die Gemeinde mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet,
der in Italien wegen seiner Beteiligung am Massaker von Marzabotto zu einer lebenslangen
Haft verurteilt worden war. Als dies ein Jahr später bekannt wurde, sorgte das in Italien für
Empörung, man appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel und forderte eine Rücknahme
dieser Ehrung, was dann auch am 15. März 2016 geschah.1
Exemplarisch für die Empörung in Italien ist folgende Veröffentlichung von
„bologna.repubblica.it“ am 4. März 2016:
„Medaglia tedesca a uno dei boia di Marzabotto, rabia e sconcerto a Bologna. Wilhelm
Kusterer, condannato all’ ergastolo per la strage del 1944 (quasi 800 morti), premiato dal suo
Comune come “cittadino onorevole”. Da istituzioni e politici bolognesi l’appello alla
cancelliera Merkel: “Via quel riconoscimento”.“2
„Deutsche Verdienstmedaille für einen der Henker von Marzabotto, Zorn und Erschütterung
in Bologna. Wilhelm Kusterer, verurteilt zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe für das Massaker
von 1944 (ca. 800 Tote), wurde von seiner Gemeinde eine Ehrenmedaille verliehen.
Institutionen und Politiker in Bologna appellieren an Kanzlerin Merkel: „Weg mit der
Ehrung“.“3
Nichts verdeutlicht mehr, wie tief die Wunden reichen, die die deutsche Besetzung Italiens
1943-1945 in der italienischen Bevölkerung verursacht haben und nichts verdeutlicht mehr,
wie notwendig noch heute, über 70 Jahre nach dem Krieg, die Aufarbeitung dieser Zeit für
das deutsch-italienische Verhältnis ist.
Das vorliegende Curriculum möchte hierzu einen Beitrag leisten.
1 Vgl. hierzu https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Ernst_Kusterer; 8.4.2016
2 http://bologna.repubblica.it/cronaca/2016/03/04/news/marzabotto_cardi_medaglia_boia-
134766770/?ref=fbpr; 08.04.2016 3 Übersetzung: O.Lomb
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Otto Zeller war ein junger deutscher Soldat, der 1944 im Alter von 20 Jahren in Italien sein Leben verlor und u.a. in der sogenannten „Bandenbekämpfung“ eingesetzt war, während auf italienischer Seite Renato Lori aus Parma als Mitglied der Resistenza gegen die deutsche Besatzungsmacht kämpfte. Die persönliche Geschichte beider kreuzte sich im Laufe eines deutsch-italienischen Schülerprojektes zwischen der Johann-Philipp-Reis-Schule in Friedberg/Hessen und dem Liceo Attilio Bertolucci aus Parma, sind doch deren Angehörige in dem Projekt eingebunden.
Dieses Projekt trägt den Namen „Today we make tomorrow through yesterday – Vom
Massaker in Marzabotto bis zum Aufbau der Europäischen Union“ und konnte dank der Förderung der hessischen Ministerin für Bundes-und Europaangelegenheiten Lucia Puttrich begonnen und der Aufnahme in das ERASMUS-Programm der Europäischen Union weitergeführt werden. Inhaltlich geht es um zwei Schwerpunkte. Zum einen sollen die Schülerinnen und Schüler die dunklen Kapitel der Geschichte ihrer Völker kennenlernen, vor allem ausgehend vom Massaker einer SS-Einheit 1944 im 120 km von Parma entfernten Marzabotto, wo 770 Zivilisten, Kinder, Frauen und alte Männer, getötet wurden. Zum anderen suchen die Schüler nach Wegen der Versöhnung in einem gemeinsamen Europa. Mehrfach trafen sich Schüler- und Lehrergruppen aus beiden Schulen, um sich an geschichtsträchtigen Orten wie Marzabotto, Sant’Anna di Stazzema oder auch in der Gedenkstätte Dachau – der Urgroßvater einer italienischen Schülerin war in Dachau interniert - und vor allem durch die persönliche Begegnung mit Angehörigen und Zeitzeugen das Ausmaß
der damaligen Gewaltorgie bewusst zu machen, aber auch durch Besuche europäischer Institutionen und Gesprächen mit in der Europapolitik engagierten Menschen, eine Zukunftsperspektive in einem gemeinsamen Europa zu entwickeln.
Ein greifbares Ergebnis ist die Erstellung eines Curriculums, mit dessen Hilfe sich an der Fragestellung interessierte deutsche und italienische Schulen der Thematik annähern können. Dieses Curriculum wird am Ende des Projektes publiziert und Verantwortlichen überreicht werden, um einen Beitrag zur Versöhnung zwischen beiden Völkern zu leisten und andere Schulen zu ermutigen, diesem Schritt zu folgen.
Italienische und deutsche Schüler befassen sich mit den dunklen Kapiteln der gemeinsamen Geschichte
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Didaktische Überlegungen zum Einsatz des Materials im Unterricht Diese Unterrichtsreihe ist konzipiert für Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse / Einführungsphase im Alter von ca. 16 Jahren. Der Einsatz kann im Geschichts-, Politik-, Religions- oder Ethikunterricht erfolgen. Sie ist in 5 Themenschwerpunkte gegliedert:
- Die Besetzung Italiens 1943-1945
- Der Widerstand in Italien
- Die Europäische Union
- Judenverfolgung in Parma
- Italienische Militärinternierte in Friedberg
Die Einheit ist chronologisch aufgebaut und die einzelnen Abschnitte ergänzen sich
inhaltlich.
Der Arbeitsumfang eines jeden Schwerpunktes umfasst jeweils eine
Unterrichtsdoppelstunde (90 Minuten) und enthält Vorschläge für den Einsatz
unterschiedlicher Arbeitsmethoden und abwechslungsreicher Sozialformen.
Erwartete Aufgabenlösungen sind für die Lehrkraft am Ende jedes Kapitels angehängt und
erleichtern somit die Unterrichtsvorbereitung.
Es ist selbstverständlich auch möglich, die Schwerpunkte einzeln zu bearbeiten und/oder
Teile wegzulassen. Da es sich hierbei um eine Einheit handelt, die im Lehrplan nicht fest
verankert ist, sondern optional angeboten wird, kann sie zeitlich gerafft werden.
Im Idealfall wird das Thema im Rahmen einer Projektwoche oder eines Schüleraustausches
oder Studienfahrt mit geschichtlichem Schwerpunkt sowie es hier im vorliegenden Fall
geschehen ist. Alle Aufgaben und Arbeitsmaterialien wurden im Rahmen des Erasmus +
Projektes sowohl mit den deutschen als auch mit den italienischen Schülern ausgearbeitet
und getestet.
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Besetzung Italiens 1943-1945
Didaktische Überlegungen
Zunächst ist ein intuitiver Bildeinstieg im Plenum möglich. Hierzu sollte die Information und
die Bilder „Der Soldat Otto Zeller“ auf Folie kopiert und den Schülern präsentiert werden.
Über erste Bildbeschreibungen und spontanen Gedanken gelingt der Einstieg in das Thema.
Die Schüler werden sich zunächst bestürzt darüber äußern, dass der Soldat noch ein Kind ist.
Die Identifizierung mit annähernd gleichaltrigen Jugendlichen fällt den Schülern leichter und
macht betroffen. Die individuelle Darstellung der Kriegserlebnisse durch die Anbindung an
die Lebensgeschichte eines einzelnen Soldaten, Otto Zeller, lässt das Thema lebendiger
werden und den Schülern fällt es leichter, das Ausmaß des Massakers zu verstehen bzw. in
Ansätzen nachzuempfinden.
Das AB 1 kann in einer ersten Erarbeitungsphase in Einzelarbeit bearbeitet werden. Die
Tabelle kann für eine gemeinsame Sicherung im Plenum auf Folie gezogen werden und von
einzelnen Schülern die erste Spalte zeilenweise ausgefüllt werden.
In Ergänzung der anderen Spalten mithilfe der Arbeitsblätter 2 und 3 können die Schüler in
Partnerarbeit die Tabelle ergänzen. Eine Zuordnung wird hierbei leichter fallen, da die
Vorstrukturierung durch das AB 1 bereits im Plenum erfolgt ist.
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Der deutsche Soldat Otto Zeller Der deutsche Soldat Otto Zeller wurde geboren am 14.01.1924 und starb am 30.09.1944 in Italien. Sein Leben und Sterben bildet den Hintergrund des ersten Teils des Curriculums.4
Otto Zeller und seine Familie, 1942 Otto Zeller als Soldat, 2 Jahre vor seinem Tod
4 Fotos aus Familienbesitz; Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Familie
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AB 1: Deutschland und Italien im Zweiten Weltkrieg – Aus Verbündeten werden Feinde In der ersten Phase des Zweiten Weltkrieges waren Deutschland und Italien Verbündete.
Beide Länder hatten unter Adolf Hitler und Benito Mussolini 1936 ein Bündnis geschlossen,
die Achse Rom-Berlin, dem der „Stahlpakt“ im Mai 1939 folgte. Am 10.Juni 1940 trat Italien
in den Zweiten Weltkrieg als Bündnispartner von Deutschland ein.
Dieses Bündnis zerbrach, nachdem die amerikanischen und britischen Truppen am 10. Juli
1943 in Sizilien einmarschiert waren. Es kam zu innenpolitischen Unruhen in Italien und
Benito Mussolini wurde am 25. Juli 1943 abgesetzt. Italien schloss unter Marschall Pietro
Badoglio einen Waffenstillstand mit den Alliierten, der am 8. September 1943 in Kraft trat.
Italien war nun kein Verbündeter Deutschlands mehr, erklärte am 13.10.1943 Deutschland
den Krieg und der Kampf gegen den ehemaligen Verbündeten Deutschland begann.
Deutschland war auf die Kapitulation Italiens am 8. September 1943 vorbereitet und
marschierte in Italien ein. Italien wurde geteilt, in Nord-und Mittelitalien hatten die
Deutschen die Kontrolle, im Süden die Alliierten. Deutschland installierte wieder eine
faschistische Regierung, die „Italienische Sozialrepublik“, RSI, („Repubblica Sociale Italiana“)
oder auch „Republik von Salò“ (Repubblica di Salò) genannt.
Die ehemals verbündeten italienischen Soldaten wurden verhaftet und rund 450.000
Soldaten des ehemals verbündeten italienischen Heeres kamen zur Zwangsarbeit nach
Deutschland. Diese galten auf Anweisung Hitlers nicht als „Kriegsgefangene“, sondern als
„Militärinternierte“ (IMI) und hatten somit nicht den Schutz, der Kriegsgefangenen laut
Genfer Konvention von 1929 zustand. Später erhielten sie den Status von Zivilarbeitern. Von
der deutschen Bevölkerung wurden sie „Badoglios“ genannt.
Die deutschen Gruppen lieferten sich im September und Oktober 1945 schwere Kämpfe
gegen die alliierten Truppen und stoppten zunächst deren Vormarsch. Die Schlacht bei
Monte Cassino zählt dabei zu den blutigsten Schlachten im Zweiten Weltkrieg und begann
am 17.Januar bei Garigliano und Rapido.5 Am 18. Mai 1944 schließlich siegten die Alliierten
in Monte Cassino. Die deutschen Truppen mussten sich zurückziehen und verteidigten sich
bis zum Frühjahr 1945 im nördlichen Apennin und in Emilia Romagna.
Verschiedene Gruppierungen der italienischen Bevölkerung begannen, Widerstand in
unterschiedlichen Formen zu leisten, wobei es auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen
zwischen Deutschen und der italienischen Resistenza kam. Deutschland verstand die
Widerstandskämpfer als „Banditen“ und der Kampf gegen diese wurde als
„Bandenbekämpfung“ bezeichnet.6 In vielen Massakern töten deutsche Verbände,
insbesondere SS-Truppen, zahlreiche Italiener, darunter etwa 10.000 Zivilisten. Die
blutigsten Massaker fanden in Marzabotto und Sant’Anna di Stazzema statt. Neben den
kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und den Alliierten und Deutschen
und der Resistenza kam es auch zu Kämpfen zwischen der italienischen Resistenza und
italienischen Faschisten, also zu einem Bürgerkrieg innerhalb Italiens.
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Monte_Cassino; 23.2.2016
6 Vgl. Eintrag im Wehrpass Otto Zeller
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Nach der Besetzung Nord- und Mittelitaliens durch Deutschland begann auch die Jagd auf
die Juden, wie es in allen von den Deutschen besetzten Ländern geschah. Die ersten
antisemitischen Erlasse wurden schon 1938 verabschiedet, doch kam es nicht zu einer
umfassenden Verfolgung der Juden. Erst mit dem Einmarsch der deutschen Truppen und der
Errichtung der Repubblica sociale italiana (RSI) begann die systematische Verfolgung und
Deportation der Juden in die Vernichtungslager, insbesondere Auschwitz. Das wichtigste
Durchgangslager war in Fossoli nahe Carpi.
Im April 1945 ging der Krieg in seine letzte Phase. Die alliierten Truppen starteten in
Norditalien eine Offensive, am 25. April befreiten die Partisanen Mailand und Turin,
Mussolini wurde am 28. April erschossen und das CLN, das Komitee für nationale Befreiung
(„Comitato di Liberazione Nazionale“) übernahm in den befreiten Gebieten die Macht.
In der Nacht vom 8. Mai 1945 wurde in Berlin die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet
und der Zweite Weltkrieg war beendet.
Otto Lomb
Aufgaben
1) Erstellen Sie eine Liste der wichtigsten Phasen des Krieges zwischen Deutschland und Italien.
2) Vervollständigen Sie die Tabelle der Kriegseinsätze Otto Zellers. Tragen Sie in die unten stehende Tabelle die Angaben zur Zeitdauer des Einsatzes von Otto Zeller ein (AB 2).
Kriegsphasen (AB 1)
Aktivitäten Otto Zellers (AB 2 und 3)
Einsatzzeiten Otto Zellers (AB 2)
- -
- -
3) An welchen Ereignissen im Kriegsverlauf (AB 1) war Otto Zeller beteiligt? Ergänzen Sie die Tabelle! 4) Tragen Sie in die Tabelle den Tod Otto Zellers ein (AB 3).
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AB 2: Otto Zellers Wehrpass: Gefechte, Schlachten, Unternehmungen
2.3.43 – 3.8.43: Aufstellung der Division und Sicherung Dänemarks 4.8. 43 – 8.9.43: Besetzung Italiens 9.9.43 – 12.1.44: Sicherung Oberitaliens, dabei Bandenbekämpfung in der Operation
zum Adriatischen Küstenland 13.1.44 – 25.1.44: Abwehrschlacht am Garigliano und Rapido 28.1.44 – 18.2.44: 1. Abwehrschlacht bei Cassino 15.3.44 – 24.3.44: 2. Abwehrschlacht bei Cassino
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AB 3: Todesmitteilung Sehr verehrter Herr Zeller! 10.10.44
Ich habe heute die sehr schwere Pflicht, Sie von dem Heldentod Ihres Sohnes, des Gefreiten
Otto Zeller, zu benachrichtigen. Otto ist am 30.09. bei einem Tieffliegerangriff während des
Transportes in einen neuen Raum gefallen, nachdem er alle auch, die schwersten Einsätze
glücklich bestanden hatte.
Ich verlor mit Ihrem Sohn einen in jedem Einsatz trotz seiner Jugend bewährten braven
Soldaten. Er tat nicht nur stets und gerne seinen oft schweren Dienst, sondern war ernst
bemüht, darüber hinaus seinen Mann zu stehen, sodass er bei seinem Vorgesetzten beliebt
und seine Kameraden ihn ebenso gern hatten. Sonst als ruhiger und ehrlicher Charakter
bekannt, konnte man gewiss sein, dass er jede ihm gestellte Aufgabe ohne weiteres erfüllen
würde. Mit Castelforte schon hat sich Otto einen Namen gemacht und bewiesen, dass er
diesen auch jetzt in letzter Zeit hochhalten konnte.
Ich bedaure mit der Kompanie sehr den Verlust Ihres Sohnes und versichere Sie aller
Hochachtung, die Otto weiterhin bei uns genießt. Sein Opfer wird uns Ansporn sein. Ich
selbst möchte Ihnen und Ihrer schwer geprüften Gattin mein tief empfundenes Beileid
sagen.
Ihr S., Leutnant
Anmerkung:
Diese Todesmitteilung ist das offizielle Schreiben. Der Familie Otto Zellers liegen aber Hinweise vor, dass er von einer Partisanin bei der Überquerung eines Flusses erschossen wurde.
Aufgaben 1) Notieren Sie Ihre ersten Gedanken zu dem Todesbrief.
Was stimmt Sie nachdenklich? 2) Versetzen Sie sich in die Rolle von Otto Zeller und beurteilen Sie die Wirkung des
Briefes auf seine Familie.
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Arbeitsfragen und erwartete Ergebnisse
AB 1-3
1) Erstellen Sie eine Liste der wichtigsten Phasen des Krieges zwischen Deutschland und Italien.
2) Vervollständigen Sie die Tabelle der Kriegseinsätze Otto Zellers. Tragen Sie in die unten stehende Tabelle die Angaben zur Zeitdauer des Einsatzes von Otto Zeller ein (AB 2).
3) An welchen Ereignissen im Kriegsverlauf (AB 1) war Otto Zeller beteiligt? Ergänzen Sie die Tabelle!
4) Tragen Sie in die Tabelle den Tod Otto Zellers ein (AB 3).
Kriegsphasen (AB 1)
Aktivitäten Otto Zellers (AB 2 und 3)
Einsatzzeiten Otto Zellers (AB 2)
Deutschland und Italien: Verbündete bis 8.9.1943
Aufstellung der Division und Sicherung Dänemarks
11.2.43 - 17.6.43
Besetzung Italiens nach Waffenstillstand („Fall Achse“) am 8.9.1943; Gefangennahme der italienischen Soldaten („Militärinternierte“); „Repubblica Sociale Italiana“
Besetzung Italiens 4.8.43 –8.9.43
Resistenza; „Bandenbekämpfung“
Sicherung Oberitaliens, dabei Bandenbekämpfung in der Operation zum Adriatischen Küstenland
9.9.43 – 12.1.44
Krieg gegen die Alliierten; Schlacht bei Garigliano, Rapido und Monte Casino: 17.1.-18.4.1944
Abwehrschlacht am Garigliano und Rapido
13.1.44 –25.1.44
1. Abwehrschlacht bei Cassino
28.1.44-18.2.44
2. Abwehrschlacht bei Cassino
15.3.44– 24.3.44
Tod Otto Zellers 30.9.1944
Jagd auf Juden - -
Kriegsende - -
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Der Widerstand in Italien
Didaktische Überlegungen
Zunächst wird mithilfe eines Informationstextes des Historikers Lutz Klinkhammer ein
historischer Überblick über den Widerstand in Oberitalien gewährleistet. Die Schüler können
in Einzelarbeit die dazugehörigen Aufgaben bearbeiten. Wichtig ist an dieser Stelle die
gemeinsame Auswertung im Plenum, um ggf.- aufkommende Fragen der Schüler zu klären.
Die Information über den Partisanen Renato Lori kann zum Einstieg ebenfalls, in Anlehnung
an die Strukturierung der vorherigen Einheit, auf Folie präsentiert werden. Hier ist bereits
ein direkter Vergleich möglich, indem man in einem Rückgriff nochmals das Bild des
deutschen Soldaten Otto Zeller hinzuzieht.
Das AB 2 Der Tod von Marco kann in Kleingruppen von bis zu vier Schülern bearbeitet
werden. Muss aber ebenfalls abschließend im Plenum besprochen werden, um offene
Fragen zu klären. Diese Besprechung kann anhand der Bilder von Renato Lori erfolgen,
welche auf Folie gezeigt werden können. Hieran kann man den Inhalt des vorherigen Textes
besprechen und im Unterrichtsgespräch auf die intuitiven Einstiegsfragen zurückgreifen.
Die zwei folgenden Informationstexte inklusive Aufgaben, AB 4 und Ab 5, können von den
Schülern in arbeitsteiliger Gruppenarbeit bearbeitet werden. Hierzu wird der Kurs in zwei
Gruppen unterteilt und jedenr von ihnen bekommt einen Arbeitstext. Ziel der Bearbeitung
soll es sein, die Arbeitsergebnisse der jeweilig anderen Gruppe am Ende zu präsentieren.
Ggf. kann dies auch mit der Methode Gruppenpuzzle geschehen. Hierzu sollte die Gruppe
allerdings an selbstständiges Arbeiten gewöhnt sein und Arbeitsergebnisse selbstständig in
ordentlicher Form fixieren.
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AB 1: Der Widerstand in Italien – Ein Überblick Der Historiker Lutz Klinkhammer fasst zusammen:
„Italien wurde nach der Kapitulation vom 8. September 1943 militärisch von NS-Deutschland
besetzt. Es kam zur Wiederherstellung einer faschistischen Regierung, die Nord- und
Mittelitalien verwalten sollte und die einer politischen wie militärischen Kontrolle durch den
deutschen Besatzungsapparat unterlag. Wie in allen nationalsozialistisch besetzten Staaten
Europas haben auch in Italien Teile der Bevölkerung den Entschluss gefasst, sich der
Okkupationsmacht zu widersetzen – mittels politischer und propagandistischer Aktion,
Obstruktion, Sabotage oder Verweigerung der Zusammenarbeit. Ein kleinerer Teil hat im
Untergrund zu den Waffen gegriffen. *…+
Formen des Kampfes der Widerstandsgruppen und der von der Besatzungsmacht
angewandten Repressionsformen, unterschieden nach den beiden verschiedenen Formen
des Widerstandes [waren]: auf der einen Seite der Partisanenkrieg in den unwegsamen
Hügel- und Bergregionen, wo deutsche (und faschistische) Militärformationen auf recht
heterogene Partisanengruppen stießen und auf der anderen Seite ein Guerillakrieg vor allem
in den großen Städten, in denen die Gestapo und faschistische Polizei auf eine
antifaschistische Stadtguerilla trafen. Carlo Gentile kam jüngst zum Ergebnis, dass der
italienische Partisanenkrieg einer der blutigsten in Westeuropa war: allein ca. 10.000
unbewaffnete Zivilisten wurden Opfer von Massakern der Wehrmacht oder der Waffen-SS.
Aber es waren vor allem die „Strafaktionen“ in den großen Städten – wie das Massaker in
den Fosse Ardeantine am Stadtrand von Rom -, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der
italienischen Bevölkerung eingegraben haben, quasi als zentrale Symbole des Terrors der
nationalsozialistischen Besatzung.“ 7
Aufgaben 1) Beschreiben Sie die Folgen der Italienischen Kapitulation am 8. September 1943.
2) Beschreiben Sie, wer gegen wen und wo gekämpft hat.
3) Nennen Sie die Zahl der getöteten Zivilisten.
7 Lutz Klinkhammer, Widerstand und Partisanenkrieg in Italien, 1943-1945, in: Bernd Heidenreich, Marzia Gigli,
Sönke Neitzel (Hg.), Besatzung, Widerstand und Erinnerung in Italien, 1943-1945, Wiesbaden 2010, 49 – 61, hier 61; Übersetzung O. Lomb. Wir danken der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des gekennzeichneten Zitates.
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Der Partisan Renato Lori und sein Kampf im Widerstand8
Renato Lori war der Partisan „Crik“, geboren in Felino (Parma) 1924, einberufen ins 8. Regiment der Alpini. Im Juni 1944 schloss er sich dem Widerstand, der Resistenza, an und trat in die 47. Brigade „Garibaldi“ ein. In seinem Buch „C‘era un ragazzo … un partigiano. 1943 - 1945“, erschienen in der Edizioni Diabasis, beschreibt er seine Lebensgeschichte als Partisan zwischen Juli 1943 und April 1945.
8 Im Folgenden beziehen wir uns auf sein Buch: Renato Lori, C’era un ragazzo … un partigiano. 1943 – 1945,
Parma (Edizione Diabasis), 2005. Wir danken dem Verlag Diabasis für die Erlaubnis, Fotos und Textpassagen aus diesem Buch verwenden zu dürfen. Ferner danken wir Franco Lori für die Erlaubnis, Fotos und Bilder verwenden zu dürfen.
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AB 2: Der Tod von Marco Im Folgenden beschreibt Renato Lori den Tod von Marco Pontirol Battisti, 17 Jahre alt, im
Rahmen eines Angriffs auf die Grundschule von San Michele di Tiorre, wo sich eine Einheit
von Soldaten der Armee der RSI festgesetzt hatte.
Nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 hatte Deutschland Italien besetzt und
Mussolini konnte eine faschistische Regierung installieren, die RSI, „Repubblica Sociale
Italiana“ (mitsamt einer Armee), die aber total den Deutschen unterworfen war.9
Renato Lori beschreibt zunächst die Schießerei:
„Beim Echo der ersten Schüsse richtete sich Mama Olga auf und schnellte vom Bett hoch,
verharrte einen Moment unbeweglich, rannte dann zum Fenster, horchte am Fensterladen
und ihre plötzliche Intuition bestätigte sich: Es wurde in der Schule geschossen und Marco
war noch nicht zurückgekommen. *…+
Als intelligente, sensible und kultivierte Frau sah sie im Engagement ihres Sohnes die Frucht
einer familiären Erziehung, die eindeutig gegen Faschismus und Nationalsozialismus
gerichtet war, getragen vom Grundsatz der Freiheit und Gerechtigkeit.
Auf dem Gymnasium hatte die antifaschistische und freiheitliche Grundorientierung einer
Gruppe von Lehrern und Freunden der Schule diese Ideale noch weiter intensiviert.
Inzwischen nahm die Schießerei an Intensität zu. Für einen Augenblick versuchte sie sich
einzureden, dass alles nicht wahr wäre.
Sie näherte sich dem Zimmer ihres Sohnes, lehnte sich an die Tür an, warf einen Blick auf das
noch unbenutzte Bett, schaute umher und sah eine Nachricht auf dem Regal der Kommode
*…+ und las:
„Liebe Mamma, ich bin mit meinen Kameraden gegangen, weine nicht und sei eine starke
Mutter. Denke daran, dass Dein Sohn für Italien kämpft und dies das Ergebnis der Erziehung
ist, die Du mir hast angedeihen lassen. Sei diesbezüglich stolz. Worte allein sind nicht mehr
genug, ein aktiver Einsatz ist nötig, um zur Rückeroberung beizutragen. Sage Papa, dass er
nicht beunruhigt sein soll und dass sein Sohn sich bemüht, seiner würdig zu sein, einem
Gebirgsjäger, verwundet von den Deutschen. Ich weiß nun nichts mehr zu sagen, bleibe
ruhig, ich werde vorsichtig sein. Ich küsse Dich und Dein Marco umarmt Dich zusammen mit
Papa, Paola und Franca. Es lebe Italien, es leben die Gebirgsjäger.“
Sie setzte sich einen Moment, zitterte, im selben Moment völlig durchdrungen von Angst
und Stolz. Sie stieg wieder die Treppe hinauf und begab sich erneut zum Fenster. Marco war
sicher dort, in diesem Inferno! Der Kampf schien nicht zu enden. *…+
Bei Tagesanbruch begannen die Schüsse zu verhallen, um schließlich ganz zu verstummen.
Die Schlacht war zu Ende und von einigen hastig passierenden Menschen, die sich
vorsichtshalber vom Ort des Geschehens entfernten, erfuhr sie, dass die Partisanen es nicht
geschafft hatten, die Faschisten zu bezwingen.“
9 Vgl. Curriculum “”Besetzung Italiens”, AB (Arbeitsblatt) 1
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
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Renato Lori beschreibt nun den Abschied der Mutter vom Sohn:
„Für Mama Olga folgten Minuten, nicht endende Stunden entsetzlichen Wartens, geprägt
von der wachsenden Angst um ihr Kind, das nicht zurückkehrte. Sie kamen, um ihr das
Marco Widerfahrene zu berichten und versuchten *…+, die brutale Realität zu verschleiern.
Doch sie wusste innerlich um die Tragödie, die sich vollzogen hatte. Sie verspürte einen
stechenden Schmerz, der ihr durch die Glieder fuhr, sie war wie benebelt, die Kräfte
schwanden. Aber nur für einen Moment.
Sie stand auf, zog sich ein schwarzes Schultertuch um und näherte sich mit energischem
Schritt dem Ort des Geschehens.
Beim Anblick des leblosen Körpers ihres Sohnes, der auf dem Rücken am Fuß einer Linde auf
dem Kirchplatz lag, erbebte Mama Olga, unterdrückte einen verzweifelten Schrei, der ihr aus
der Brust emporstieg, presste ihr Gesicht zwischen die Hände, taumelte auf ihren letzten
Schritten und warf sich auf den leblosen Körper, drückte ihn an sich und küsste ihn. Dann
richtete sie sich langsam auf die Knie, verweilte lange Zeit unbeweglich, die starren Augen
auf das noch blutverschmierte Gesicht ihres Sohnes gerichtet, das zum Teil durch
Verletzungen entstellt war, die nach dem Tod verursacht worden waren. *…+
Dann setzte sie sich an die Seite ihres Marco und blieb dort den ganzen Tag *…+ Die kleine
Linde vermochte nicht den leblosen Körper mit ihrem wenigen Schatten vor der sengenden
Sonne zu schützen. Der Körper musste den ganzen Tag so liegen bleiben, zur Abschreckung
für die „Banditen“ und eines Landes, das zu sehr Freund von „Gesetzlosen“ war. Es war auch
den Frauen nicht erlaubt (die Männer wurden als Geiseln festgehalten oder konnten in die
Felder flüchten), sich zu nähern, um eine Blume niederzulegen oder ein Wort des Trostes zu
spenden.
Bei Anbruch der Dunkelheit kamen sie mit einer Bahre und sie selbst wollte den Körper
würdig herrichten, als letzten Liebesdienst, entfernte das rote Halstuch, das von Blut
durchtränkt war und drückte den Körper an die Brust.
Der Priester kam und segnete den Leichnam, die Soldaten versuchten boshaft ihn daran zu
hindern, aber Don Natale war standhaft: „Den Toten gebührt all mein Respekt!“. Er erteilte
den Segen.
Mit vor Schmerz versteinertem Gesicht, eine Hand an der Bahre, die auf einen Karren gelegt
wurde, in einer irrealen Stille, unterbrochen nur vom Geräusch der Räder auf dem Pflaster,
begleitete die Mutter ihren Sohn zum Friedhof.“
Aufgaben 1) Beschreiben Sie die Motive Marcos, sich dem Widerstand (resistenza) anzuschließen.
2) Beschreiben Sie den Umgang der Soldaten der RSI mit dem getöteten Marco.
3) Beschreiben Sie das Verhalten und die Gefühle der Mutter Marcos.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
18
AB 3: Bilder von Renato Lori Renato Lori drückte seine Erinnerungen und Gefühle in Bildern aus.10
Die beiden folgenden Bilder halten die Ereignisse bei San Michele Tiorre fest. Beim Angriff
auf die Grundschule, in der sich eine Abteilung der RSI verschanzt hatte, starb Marco.
Bild 1: Renato Lori, Die Nacht von San Giovanni in St. Michele Tiorre (1994) 11
10
Renato Lori, C’era un ragazzo, 82 – 88; vgl. Anm. 2 11
Renato Lori, C’era un ragazzo, p. 82 und Privatbesitz von Franco Lori
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
19
Bild 2: Der Tod von Marco12
Aufgaben 1) Beschreibt die beiden Bilder.
2) Versetzt Euch in Marcos Mutter und beschreibt deren Gefühle.
12
Bilder aus Privatbesitz von Franco Lori
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
20
AB 4: Das Massaker von Marzabotto / Monte Sole am 29. und 30. September 1944 Das Massaker von Marzabotto ereignete sich am 29. und 30. September auf dem
Hochplateau um den Monte Sole in der Nähe von Marzabotto, wo die Partisanenbrigade
„Stella Rosa“ unter der Führung von Mario Musolesi, genannt: „Lupo“, agierte.
Der Historiker Carlo Gentile fasst zusammen:
„Zu den umfangreichsten Zerstörungen und den größten Zivilopfern kam es Ende September
in den Bergen zwischen Grizzana und Marzabotto. Den Mittelpunkt des Geschehens bildete
das felsige Hochplateau um den Monte Sole, der sich zwischen den beiden Tälern der Flüsse
Setta und Reno erhebt. Das gebirgige Gelände des Plateaus war durchsetzt mit
Ansiedlungen, in denen Zivilisten und Partisanen in räumlicher Nähe zueinander lebten. Im
Herbst 1944 wurde dieses Territorium Schauplatz eines Massakers, bei dem etwa 770
unbewaffnete Zivilisten, darunter fast ausschließlich Alte, Frauen und Kinder, von SS-
Soldaten ermordet wurden. Das ist die höchste Opferzahl, die im besetzten Italien jemals bei
einem derartigen Unternehmen registriert wurde. Durch das Massaker und die
strafrechtliche Verfolgung Walter Reders ist der Name Marzabotto in Italien und
international zu einem Symbol des NS-Vernichtungskriegs geworden.“13
Zum Verlauf des Massakers schreibt Carlo Gentile:
„Die 3. Kompanie zog von Gardelletta in die Berge. *…+ Während die Partisanen und die
Männer sich Verstecke in den umliegenden Wäldern und in den höheren Lagen des Gebirges
gesucht hatten, hatte ein Großteil der übrigen Zivilisten - etwa einhundert Personen, vor
allem Frauen und Kinder - in der Kirche von Casaglia Zuflucht gesucht. Die erste Gruppe der
3. Kompanie, etwa zehn Soldaten, erreichte die Ortschaft gegen 9 Uhr und umstellte die
Kirche. Die SS-Männer trieben die Zivilisten hinaus und erschossen in der Kirche drei
Personen, die versucht hatten, sich zu verstecken. Dann führten sie sie auf die Straße nach
Dizzola, das tiefer im Tal liegt. Kaum hundert Meter hinter der Kirche wurden sie auf Befehl
eines SS-Führers *…+ festgehalten, dann nach einer halben Stunde auf den Friedhof des Ortes
gesperrt.
Der junge Pfarrer, der 26-jährige Don Ubaldo Marchioni, war inzwischen von den Soldaten
zur Kirche zurückgebracht, um dort nach dem Verbleib der Männer und der Partisanen
befragt zu werden, und erschossen, als er keine Auskunft geben konnte. Auf dem Friedhof
von Casaglia fand dann die Tötung der Alten, der Frauen und der Kinder statt. Etwa 80
Personen starben an dieser Stelle, darunter 38 Kinder. Bei den Tätern handelte es sich um
einen kleinen Trupp von höchstens neun SS-Männern, mit einem Maschinengewehr auf die
13
Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943-1945, Reihe: Krieg in der
Geschichte, Band 65, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, hier: 238. Wir danken dem Verlag für die
Genehmigung, die vorliegenden längeren Textpassagen zu den Massakern von Marzabotto und Sant’Anna di Stazzema verwenden zu dürfen.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
21
eingeschlossenen Frauen und Kinder zu schießen und Handgranaten auf sie zu werfen
begannen. *…+
Im Anschluss an das Massaker auf dem Friedhof zog eine Gruppe Soldaten zu dem wenig
entfernten Weiler Caprara weiter, der etwa um die Mittagszeit erreicht wurde. Caprara war
der wichtigste Ort der Gegend, mit einem Geschäft und einem Wirtshaus. Das Morden ging
auch hier routiniert vonstatten. Die angetroffenen Bewohner - es handelte sich um etwa 35
bis 50 Personen, davon fast die Hälfte Kinder - wurden in einem Raum eingeschlossen und
anschließend aus geringer Entfernung durch Schüsse und Handgranaten getötet.“ 14
Aufgaben
1) Beschreiben Sie, wann und wo sich das Massaker von Marzabotto abspielte.
2) Beschreiben Sie, was wir von den Tätern und den Opfern wissen.
3) Beschreiben Sie Ihre Gefühle angesichts dieses Massakers.
14
Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS, 243 f.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
22
AB 5: Das Massaker von Sant’Anna di Stazzema am 12. August 1944 Sant’Anna di Stazzema war ein Gebirgsdorf unweit von Lucca, wo die erste
Dorfvernichtungsaktion durch Truppen der SS-Division „Reichsführer SS“ in Italien
stattfand.15
Die Operation gegen Sant’Anna di Stazzema ereignete sich am 12. August 1944 und muss
genau geplant gewesen sein. Sie begann um 05 Uhr morgens und wurde ausgeführt vom
Bataillon Galler, dem II. Bataillon des SS-Panzergrenadier-Regiments 35.
Zur Anzahl der Opfer schreibt Carlo Gentile:
„Die exakte Zahl der Opfer ist nicht mehr zu ermitteln. Während einerseits nicht bekannt ist,
wie viele Menschen sich tatsächlich am 12. August in Sant'Anna aufgehalten haben, machten
zum anderen die Zerstörung eines Großteils der Leichen durch das Feuer und die
Bedingungen, unter denen die Bergung und die Bestattung stattfanden, die restlose
Identifizierung unmöglich. Die Angaben schwanken zwischen etwa 400 und 560 Toten. Diese
unterschiedlichen Zahlen diskutiert Paoletti, der bei seinen Berechnungen auf insgesamt 389
identifizierte Todesopfer kommt. Diese Angabe dürfe der tatsächlichen Opferzahl wohl auch
am nächsten kommen.“16
Die größte Erschießung:
„Die größte Erschießung fand auf dem kleinen Platz vor der Dorfkirche statt. Hier traf früh
eine Gruppe von Soldaten ein. Sie begann, die Einwohner des Hauptortes und die von den
Weilern Pero und Vinci sowie die vielen Flüchtlinge, die im Pfarrhaus und in der Dorfschule
provisorisch untergebracht waren, aus ihren Häusern zu holen und konzentrierte sie vor der
Kirche. Es sind vor allem Männer der 7. und 8. Kompanie, die bei ihren Vernehmungen die
Situation auf dem Kirchplatz detailliert beschrieben haben. Der wichtigste deutsche Zeuge ist
Adolf B., Angehöriger der 8. Kompanie. Er berichtet, er sei einer der ersten Soldaten
gewesen, die auf dem Platz eingetroffen seien. Hier habe er von seinem Zugführer den
Befehl erhalten, zusammen mit einem Kameraden ,,die beiden Häuser gegenüber oder
neben der Kirche" zu durchsuchen - also das damalige Pfarrhaus und das einzige Geschäft
des Ortes. Sie ,,sollten den Pfarrer suchen", den sie aber zunächst nicht angetroffen hätten.
Er habe dabei beobachtet, wie Soldaten einer anderen Kompanie begannen, mit Gewehren
im Anschlag schubweise Zivilisten auf den Platz zu bringen. ,,Es waren nur Frauen, Kinder
und alte Männer". Ihre Zahl habe er auf etwa 200 Personen geschätzt. *…+
Irgendwann sei der Pfarrer gefunden worden und nach einiger Zeit ,,ein Offizier in
Begleitung seines Funkers mit einem Sprechfunkgerät auf dem Platz" erschienen. *…+ Der SS-
Führer soll den Pfarrer mehrfach nach dem Verbleib der Männer befragt haben, deren Flucht
als Beweis ihrer Schuld gedeutet worden sei. *…+ Ignaz L., auch er Angehöriger der 8.
Kompanie, gab zu Protokoll, dass er einer der Soldaten gewesen sei, die die Zivilisten mit
Karabiner im Anschlag aus den Häusern geholt und zum Kirchplatz gebracht hätten. *…+ Ignaz
15
Vgl. im folgenden Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS, 215-227 16
Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS, 225
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
23
L. will anschließend den Befehl erhalten haben, MG-Munition zu holen, die er dann seinem
Gruppenführer habe übergeben müssen. Womöglich handelte es sich um die Munition, die
für die Erschießung verwendet werden sollte.
Adolf B. will beobachtet haben, wie noch während des Gesprächs zwischen dem Pfarrer und
dem SS-Führer ,,links und rechts des Platzes [...] zwei Maschinengewehre in ca. zehn Meter
Entfernung zu den Menschen aufgebaut" worden seien. Der Funker habe dann einen
Funkspruch erhalten und dem SS-Führer davon berichtet. Danach soll der Pfarrer nochmals
gerufen und aufgefordert worden sein, den Verbleib der Männer bekannt zu geben. Nach
einer Weile will der Soldat beobachtet haben, dass sich die Zivilisten hinknieten und zu
beten anfingen. „Dann kam der Befehl ‚Feuer frei‘, und die Leute wurden mit den
Maschinengewehren erschossen. Es war ein schlimmer Anblick, die Leute starben lautlos, sie
gaben keine Schreie oder Ähnliches von sich". Tatsächlich wurden hier insgesamt zwischen
120 und 140 Einwohner getötet. Nach dem nur wenige Minuten dauernden Massaker wurde
auch hier der Leichenhaufen mit Brennstoff übergossen und angezündet. Um das Feuer zu
nähren, wurden Möbel aus den Häusern, die Bänke aus der Kirche und Stroh über die Toten
gestapelt.“17
Aufgaben 1) Beschreiben Sie, wann und wo sich das Massaker von Sant‘Anna di Stazzema
abspielte.
2) Beschreiben Sie, was wir von den Tätern und den Opfern wissen.
3) Beschreiben Sie Ihre Gefühle angesichts dieses Massakers.
17
Carlo Gentile, Wehrmacht und Waffen-SS, 222 f
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
24
Arbeitsfragen und erwartete Ergebnisse AB 1: Der Widerstand in Italien – Ein Überblick 1) Beschreiben Sie die Folgen der Italienischen Kapitulation am 8. September 1943. 2) Beschreiben Sie, wer gegen wen und wo gekämpft hat. 3) Nennen Sie die Zahl der getöteten Zivilisten. Zu 1) - Nord- und Mittelitalien wird von Deutschland besetzt und die faschistische Regierung wiederhergestellt - Italien widersetzt sich den Deutschen in verschiedener Weise Zu 2) - Partisanenkrieg in den Hügel- und Bergregionen und Guerillakrieg in den Städten - Gegner: Deutschland und (italienisch-) faschistische Gruppen Zu 3) - Anzahl der getöteten Zivilisten: ca. 10 000 AB 2: Der Tod von Marco 1) Beschreiben Sie die Motive Marcos, sich dem Widerstand (resistenza) anzuschließen. 2) Beschreiben Sie den Umgang der Soldaten der RSI mit dem getöteten Marco. 3) Beschreiben Sie das Verhalten und die Gefühle der Mutter Marcos. Zu 1) - Kampf für Italien, gegen Faschismus und Nationalsozialismus, getragen vom
Grundsatz der Freiheit und Gerechtigkeit - möchte seinem Vater nacheifern Zu 2) - die Soldaten des RSI lassen den Leichnam zur Abschreckung liegen und hindern Menschen daran, sich dem Leichnam zu nähern Zu 3) - Mutter: geht trotz des Verbotes zum Leichnam des Sohnes und begleitet den toten
Sohn schließlich mit zum Friedhof - Gefühle der Mutter: vor Schmerz versteinert AB 4: Das Massaker von Marzabotto / Monte Sole am 29. und 30. September 1944 1) Beschreiben Sie, wann und wo sich das Massaker von Marzabotto abspielte.
2) Beschreiben Sie, was wir von den Tätern und den Opfern wissen.
3) Beschreiben Sie Ihre Gefühle angesichts dieses Massakers.
Zu 1) - Am 29. und 30. September 1944 auf dem Hochplateau Monte Sole, südlich von
Bologna
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
25
Zu 2) - Täter: Verbände der Wehrmacht und der 16. SS-Panzer-Division „Reichsführer SS“ - Opfer: 770 Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder AB 5: Das Massaker von Sant’Anna di Stazzema am 12. August 1944 1) Beschreiben Sie, wann und wo sich das Massaker von Sant‘Anna di Stazzema
abspielte.
2) Beschreiben Sie, was wir von den Tätern und den Opfern wissen.
3) Beschreiben Sie Ihre Gefühle angesichts dieses Massakers.
Zu 1) - 12. August in Sant’Anna di Stazzema Zu 2) - Täter: Verbände der SS-Division Reichsführer-SS - Opfer: nicht genau zu ermitteln, wahrscheinlich 389 Bewohner des Ortes, vor allem
Ältere, Frauen und Kinder
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
26
Die Europäische Union
Plakat erstellt an der Johann-Philipp-Reis-Schule, Friedberg/Hessen
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
27
Didaktische Überlegungen Der Workshop zum Thema Europäische Union
Nachdem der erste und zweite Teil des Curriculums sich mit der Geschichte aus deutscher
und italienischer Sicht befasst, geht es in einem weiteren Schritt um die gegenwärtige und
künftige Situation mit Blick auf Europa. In dem Workshop zum Thema „Europäische Union“
erarbeiten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Internetrecherche
unterschiedliche Schwerpunkte, die sie im Anschluss vor der gesamten Gruppe anhand eines
Plakats präsentieren.
Bei der Gruppenbildung wurde darauf geachtet, dass in den jeweiligen Gruppen stets
italienische mit deutschen Schülerinnen und Schülern zusammenarbeiten. Auf diese Weise
soll nicht nur Faktenwissen in der Fremdsprache ausgetauscht werden, um ein Ergebnis zu
erzielen, sondern auch das gegenseitige Kennenlernen gefördert werden.
Die zu erarbeitenden Schwerpunkte sind zum einen die Entwicklung der EU, zum anderen
erfahren die Schülerinnen und Schüler etwas über die Struktur (Organe der EU) und die
Aufgaben und Ziele der Europäischen Union sowie über Mitgliedstaaten und den
symbolischen Hintergrund (Name, Flagge, Hymne).
Um die Schülerinnen und Schüler bei der Recherchearbeit zu unterstützen, erhalten die
Gruppen jeweils Leitfragen, die sie bei der Plakaterstellung berücksichtigen können. Zudem
erhalten sie eine Übersicht mit Links zu hilfreichen Webseiten und Online-Material.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
28
Inhaltliche Erarbeitung Im Folgenden sind die Leitfragen der Gruppen 1-4 und die Links aufgelistet:
1) Die Geburt der EU
- Seit wann gibt es die EU und wer gilt als Gründervater?
- Welche Organisationen gingen der EU voraus? Worin liegen ihre Wurzeln?
- Warum ist der Vertrag von Maastricht von Bedeutung?
2) Aufgaben und Ziele der EU
- Welche die Aufgaben der EU?
- Welche Rolle spielt der Handel? Was ist hier besonders?
- Welche Rolle spielt die EU in der Welt? Welche Ziele hat sie sich hier gesetzt?
3) Organe der EU
- Welche Organe der EU gibt es und was sind deren Aufgaben?
- Wie werden in der EU Gesetze gemacht?
- Wie viele Kommissare gibt es und wie lange bleiben sie im Amt?
4) Mitgliedstaaten und Fakten
- Welche Bedeutung haben Farben und Symbole der EU-Flagge und wie lautet das
Motto der EU?
- Inwiefern unterstützt die EU ihre Mitgliedstaaten?
- Wie kann man Mitgliedstaat werden?
Links zu hilfreichen Webseiten / zu Online-Material: http://www.bpb.de/internationales/europa/europaeische-union/ <01.03.2016> (Geschichte, Mitgliedstaaten, etc.) http://europa.eu/about-eu/index_de.htm <01.03.2016> (Symbole, Institutionen, etc.) http://bookshop.europa.eu/en/europe-in-12-lessons-2010-edition-pbNA3110652/ <01.03.2016> (hier findet man einen kostenlosen Download der Broschüre „Europe in 12 lessons“, die unter anderem Aufschluss über Aufgaben und Ziele der EU gibt) „Europe in 12 lessons“. Hrsg. von Pascal Fontaine. Luxembourg: Publications Office of the European Union, 2010.
Darüber hinaus kann mit dem Werk „Was ist Was? Band 113: Europa." Hrsg. von Ulrike Reisach. Tessloff Verlag, 2012. gearbeitet werden, das man ggf. in der Schulbibliothek ausleihen kann. Außerdem liefert die Broschüre „Panorama oft he European Union.“ European Commission. Directorate-General for Communication Publications. Brüssel: 2009. eine Vielzahl an Informationen zum Thema.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
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Arbeitsfragen und erwartete Ergebnisse Zu 1) Die Geburt der EU
Seit wann gibt es die EU und wer gilt als Gründervater?
- 9.5.1950: Robert Schuman, französischer Außenminister, stellt Idee eines
gemeinsamen Europa vor; Geburtstag der EU
- 1992: Gründung der EU (Vertrag von Maastricht)
Welche Organisationen gingen der EU voraus? - 1951: Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, „Montanunion“ (EGKS)
- 1957: Gründung der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der
Europäischen Atomgemeinschaft (EAG und Euratom); Römische Verträge
Warum ist der Vertrag von Maastricht von Bedeutung?
- Aus der wirtschaftlichen Union wird jetzt eine politische Union
Zu 2) Aufgaben und Ziele der EU
Welche die Aufgaben der EU?
- Einsatz für Frieden, Demokratie und Menschenrechte innerhalb der EU und weltweit
Welche Rolle spielt der Handel? Was ist hier besonders?
- Europas Wohlstand hängt vom Handel ab; aber auch Unterstützung des Handels mit Entwicklungsländern
- Keine Zölle innerhalb der EU
Welche Rolle spielt die EU in der Welt? Welche Ziele hat sie sich hier gesetzt?
- Einsatz für Frieden, Demokratie und Menschenrechte; als EU hohe politische Bedeutung
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
30
Zu 3) Organe der EU
Welche Organe der EU gibt es und was sind deren Aufgaben?
- Europäisches Parlament: Gesetzgeber (Legislative), gewählt von Bürgern der EU
- Europäischer Rat: Gremium der Staats- und Regierungschefs; Richtlinien und Impulse; Suche nach Kompromissen
- Rat der Europäischen Union (EU-Ministerrat) : zusammen mit dem Parlament Gesetzgeber (Länderkammer)
- Europäische Kommission: Regierung (Exekutive)
- Gerichtshof der Europäischen Union: Judikative
- Europäischer Rechnungshof: Kontrolliert Ein- und Ausgaben
- Europäische Zentralbank: Verantwortlich für die Geldpolitik
Wie werden in der EU Gesetze gemacht?
- Gesetzgeber: Europäisches Parlament und EU-Ministerrat;
Wie viele Kommissare gibt es und wie lange bleiben sie im Amt?
- 28 Kommissare (für jedes Land ein Kommissar); 5 Jahre im Amt
Zu 4) Mitgliedstaaten und Fakten
Wie kann man Mitgliedstaat werden?
- Demokratisches System Voraussetzung; Achtung der Menschenrechte; Schutz von Minderheiten vor Verfolgung; Pressefreiheit; diverse wirtschaftliche Bedingungen;
Inwiefern unterstützt die EU ihre Mitgliedstaaten?
- Solidarität: z.B. unterstützen reiche Länder finanziell arme Länder
Welche Bedeutung haben Farben und Symbole der EU-Flagge und wie lautet das Motto der
EU?
- Blau: Himmel;
- Sterne: Länder
- 12 Sterne: Zahl der Vollkommenheit und Harmonie;
- Motto: In Vielfalt geeint
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
31
Judenverfolgung in Parma
Didaktische Überlegungen
Auch in diesem Abschnitt wurde auf eine Personalisierung der Geschehnisse Wert gelegt
und geschieht hier anhand von vier jüdischen Kindern aus Parma. Der Einstieg in die Sequenz
sollte wieder über einen Bildeinstieg geschehen.
Hiernach kann die Bearbeitung des AB 1 in Einzelarbeit geschehen und in Partnerarbeit
verglichen werden.
Eine Thematisierung im Plenum ist abschließend insofern nötig, als dass die Schüler dazu
angehalten werden, ihr Vorwissen über die Judenverfolgung in ganz Europa einzubringen.
Diese Sequenz erfordert nicht zwingend eine Doppelstunde, sondern kann auch in 45
Minuten bearbeitet werden.
Sollte die Einheit im Rahmen eines Schulprojektes bzw. Schüleraustausches zum Einsatz
kommen, ist diese Sequenz durch eine Recherche zur Judenverfolgung im jeweiligen
Aufenthaltsort zu ersetzen.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
32
Liliana und Luciano Fano, Donato und Cesare Della Pergola18 Diese vier jüdischen Kinder aus Parma wurden in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Ihr Schicksal werden wir im Folgenden erzählen.
Liliana und Luciano Fano, ermordet in den Gaskammern von Auschwitz am 10.04.1944
Donato und Cesare Della Pergola, ermordet in den Gaskammern von Auschwitz
18
Fotos bei: Stefania Campanini und Guido Psi, Übersetzung Nadja Bennewitz, Giorgio kam nicht mehr zum Unterricht. Die Verfolgung jüdischer Menschen in Parma: von den „Rassegesetzen“ 1938 bis zur Shoa, La resistenza, in: la resistenza. Beiträge zu Faschismus, deutscher Besatzung und dem Widerstand in Italien (3), Schriftenreihe des Vereins zur Förderung alternativer Medien e.V., Bd.2, Erlangen 2006 (ISSN 1612-5223), S. 31-33. Wir danken ausdrücklich dem Herausgeber limovobi – Verein zur Förderung alternativer Medien e.V., für die Erlaubnis, Fotos und Texte der Broschüre benutzten zu dürfen. Die (deutschsprachige) Broschüre kann bestellt werden bei: www.resistenza.de; im Folgenden abgekürzt mit: Campanini-Psi, Giorgio
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
33
AB 1: Die Verfolgung der Juden in Parma Die italienische jüdische Gemeinde, die älteste ununterbrochene bestehende jüdische
Gemeinde in Europa19, war in besonderer Weise in die Gesellschaft integriert.
„Juden waren in der italienischen Gesellschaft und Politik voll integriert; Laufbahnen im
Diplomatischen Korps, im Staatsdienst und in der Armee standen ihnen offen – Karrieren die
ihnen sonst in der westlichen Welt meistens verschlossen waren.“20
In Parma und Umgebung lebten Juden seit dem 14. Jahrhundert. 1938 bestand die jüdische
Gemeinde aus 134 Personen, als die Verfolgung begann.21
„Angekündigt durch das „Manifest der Rasse“ vom 14. Juli 1938 und begleitet von einer
aggressiven Pressekampagne wurden Anfang September 1938 die ersten antisemitischen
Erlasse vom Ministerrat bekannt gegeben. Im November trat eine weitere Reihe legislativer
und administrativer Bestimmungen in Kraft, die die jüdische Minderheit an den Rand der
Gesellschaft drängte. Auch in Parma wurden Jüdinnen und Juden aus den öffentlichen
Schulen, aus der Universität und den staatlichen Behörden ausgeschlossen. Es wurde ihnen
der Besitz von Grundstücken und Häusern verboten, sie durften sich nicht mehr freiberuflich
niederlassen, konnten keine Handelszulassung erwerben oder nichtjüdische Hausangestellte
einstellen.“
Nach der Besetzung Nord- und Mittelitaliens durch Deutschland begann dann die Jagd auf
die Juden, wie es in allen von den Deutschen besetzten Ländern geschah. Die ersten
antisemitischen Erlasse wurden schon 1938 verabschiedet, doch kam es nicht zu einer
umfassenden Verfolgung der Juden. Erst mit dem Einmarsch der deutschen Truppen und der
Errichtung der Repubblica sociale italiana (RSI) begann die systematische Verfolgung und
Deportation der Juden in die Vernichtungslager, insbesondere Auschwitz. Das wichtigste
Durchgangslager war in Fossoli nahe Carpi.
Auch die Juden aus Parma wurden interniert und ins Lager Fossoli überführt.
„Die nach Fossoli gebrachten Gefangenen blieben dort nur ca. drei Wochen. Am Morgen des
5. April 1944 wurden die jüdischen BewohnerInnen Parmas in verschlossenen Viehwagons
verfrachtet und mit dem Konvoi Nr. 9 nach Auschwitz deportiert *…+ Laut den Akten des
Archivs der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz entgingen von den insgesamt
600 Personen aus dem Zug Nr. 9 nur 80 Frauen und 154 Männer nach der Ankunft der
Gaskammer. *…+
19
Artikel Italien, in: Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Band II, hrsg. von Israel Gutmann, Herausgeber der deutschen Ausgabe Eberhard Jäckel u.a., München – Zürich o.J., 645-654, hier: 645 20
Enzyklopädie des Holocaust, 645 21
Vgl. hierzu: Campanini-Psi, Girgio, 31-33
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
34
Die genaue Zahl der ermordeten Jüdinnen und Juden, die aus Parma stammten, lässt sich
noch nicht mit Bestimmtheit nennen. Aufgrund der bislang zumeist von der israelitischen
Kultusgemeinde in Parma gesammelten Nachrichten wird die Zahl der Opfer aus Parma auf
22 bis 24 Menschen geschätzt.“ 22
Dies trifft auch auf die Familien Della Pergola-Camerini und Fano aus Parma zu.
„Die Familie Della Pergola-Camerini:
Donato und Cesare waren die Söhne des Rabbiners Enrico Della Pergola und Emilia Camerini
aus Parma. Als die antijüdischen Gesetze in Kraft traten, musste der 6-jährige Donato, sein
Bruder war erst drei, die öffentliche Schule verlassen. In den Jahren von 1938 bis 1943
bewegte sich das Leben der Familie zwischen dem Ausschluss aus dem öffentlichen Leben
und der gleichzeitigen Hoffnung, dass sich die Dinge eines Tages wieder einrenken würden.
Diese Hoffnung, die mit dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 Wirklichkeit zu werden schien,
wurde jedoch bald zerschlagen. Anstatt, dass Krieg und Diskriminierungen ein Ende fanden,
kam die deutsche Besatzung. Während der Vater und andere Männer in die Schweiz
flüchteten, weil sie als Gemeindevertreter stark gefährdet waren, zog sich die Mutter mit
den beiden Söhnen, den Tanten, der Großmutter und anderen jüdischen Familien in den
Apenin zurück in dem Glauben, somit der Gefangenschaft zu entgehen. Am 12. Dezember
wurden sie von einem faschistischen Trupp gefangen genommen und in das
Frauenkonzentrationslager von Monticelli Terme verfrachtet, wo sie nahezu drei Monate
blieben. Von dort aus kamen sie in das Lager von Fossoli und wurden alle, bis auf die [Tanten
und]23 Großmutter, nach Auschwitz deportiert. Am Tag der Ankunft wurden Donato und
Cesare zusammen mit allen anderen Kindern, die mit ihnen im selben Zug deportiert worden
waren, in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Es war der 10. April 1944. “24
Ähnlich verläuft das Schicksal der Familie Fano:
„ Liliana und Luciano Fano waren in Pellegrino Parmense zur Welt gekommen, wohin ihre
Eltern schon 1931 gezogen waren. Der Vater Ermanno, Doktor der Chemie, führte dort die
Ortsapotheke. 1938 erhielt er aufgrund der „Rassengesetze“ Berufsverbot. Er war
gezwungen, mit seiner Familie nach Parma zu ziehen, um dort bei den Großeltern
unterzukommen. *…+ Am 7. Dezember 1943 wurde die gesamte Familie einschließlich der
Großmutter Giulia Bianchini und des Großvaters Enrico Fano von zuhause abgeholt und
eingesperrt. *…+ Die Kinder mussten denselben Weg mit ihren Eltern gehen wie die anderen
Jüdinnen und Juden aus Parma: von Fossoli nach Auschwitz. Die Großeltern kamen in andere
Lager. Aus den Vernichtungslagern kehrte niemand von ihnen zurück.“25
22
Campanini-Psi, Giorgio, 32 23
Im italienischen Originaltext werden die Tanten erwähnt, in der deutschen Übersetzung nicht 24
Campanini-Psi, Giorgio, 33 25
Campanini-Psi, Giorgio, 33
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
35
Aufgaben 1) Beschreiben Sie, was wir vom Leben der Juden in Italien bis 1938 wissen.
2) Beschreiben Sie die konkreten Auswirkungen der 1938 in Italien verabschiedeten
Rassengesetze.
3) Beschreiben Sie, warum die italienischen Juden ab September 1943 systematisch
verfolgt und in Konzentrationslager verbracht wurden.
4) Beschreiben Sie, was wir von der Deportation der Juden Parmas wissen.
5) Beschreiben Sie die Auswirkungen der Verfolgung auf die Familien Della Pergola-
Camerini und Fano.
6) Beschreiben Sie Ihre Gefühle, wenn Sie die Fotos der Kinder sehen.
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
36
Arbeitsfragen und erwartete Ergebnisse 1) Beschreiben Sie, was wir vom Leben der Juden in Italien bis 1938 wissen. 2) Beschreiben Sie die konkreten Auswirkungen der 1938 in Italien verabschiedeten Rassengesetze. 3) Beschreiben Sie, warum die italienischen Juden ab September 1943 systematisch
verfolgt und in Konzentrationslager verbracht wurden. 4) Beschreiben Sie, was wir von der Deportation der Juden Parmas wissen. 5) Beschreiben Sie die Auswirkungen der Verfolgung auf die Familien Della Pergola-
Camerini und Fano. 6) Beschreiben Sie Ihre Gefühle, wenn Sie die Fotos der Kinder sehen. Zu 1) - Juden waren gut integriert Zu 2) - Ausschluss aus öffentlichen Schulen, Universitäten und staatlichen Behörden - Besitz von Häusern etc. verboten - durften sich nicht mehr freiberuflich niederlassen etc. Zu 3) - Besetzung Nord- und Mittelitaliens durch Deutschland ab 8.9.1943 und Errichtung
einer faschistischen Regierung, von Deutschland kontrolliert zu 4) - von Fossoli aus am 5.April 1944 mit Transport Nr. 9 - Opfer aus Parma: zwischen 22 – 24 Menschen zu 5) - Familie Della Pergola-Camerini: Donato muss die Schule verlassen; Gefangennahme durch faschistische Trupps; Deportation von Fossoli nach Auschwitz; Ermordung in Auschwitz am 10.4.1944 - Familie Fano: Berufsverbot des Vaters; Deportation von Fossoli nach Auschwitz; Ermordung in Auschwitz
Das Curriculum von Monte Sole deutsche Fassung
37
Italienische Militärinternierte und Zwangsarbeit in Friedberg
Didaktische Überlegungen Dieser Teil des Curriculums ist als Vortrag gestaltet und kann entweder von der Lehrkraft
vorgetragen werden oder auszugweise vorgestellt werden. Das verwendete Bildmaterial
liefert gute Eindrücke.
Allerdings ist dieser Teil auf Friedberg/Hessen beschränkt, da die Schüler, die bei der
Durchführung des Projektes teilnehmen, im Wetteraukreis leben und aufwachsen. Der
regionale Bezug ist dementsprechend für die Schüler interessant und weckt die Neugier auf
Informationen „aus der Nachbarschaft“. Fehlt dieser Lebensweltbezug, ist der Einsatz des
Materials für die Schüler evtl. befremdlich.
Hierzu wird angeregt, eine ähnliche Recherchearbeit für die eigene Heimatregion
durchzuführen. Dies kann von Schülern in Kleingruppen übernommen werden und in einem
Kurzreferat im Plenum präsentiert werden.
Informationen zur regionalen Geschichte von italienischen Zwangsarbeitern in Deutschland
findet man u.a. in Museen, Stadtarchiven, Bibliotheken, jüdischen Gemeinden, etc. Zudem
sind Kontakte zu Überlebenden bzw. deren Hinterbliebenen möglich oder
Zeitzeugenberichte können herangezogen werden
Vorbemerkung Nach dem Sturz Mussolinis im Sommer 1943 wurden die ehemals verbündeten italienischen
Soldaten verhaftet und rund 450.000 Soldaten des ehemals verbündeten italienischen
Heeres kamen zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Diese galten auf Anweisung Hitlers nicht
als „Kriegsgefangene“, sondern als „Militärinternierte“ (IMI) und hatten somit nicht den
Schutz, der Kriegsgefangenen laut Genfer Konvention von 1929 zustand. Später erhielten sie
den Status von Zivilarbeitern. Von der deutschen Bevölkerung wurden sie abschätzig
„Badoglios“ genannt:
„Badoglios wurden sie von der deutschen Bevölkerung genannt, nach dem italienischen
Ministerpräsidenten Badoglio, der Mussolini gestürzt und am 3. September 1943 einen
Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen hatte.“26
Wir danken ausdrücklich Herrn Lutz Schneider M.A., Stadtarchivar von Friedberg, für die
Erlaubnis, die folgende Präsentation verwenden zu dürfen (vgl. Impressum).
26 Katja Augustin- Lutz Schneider, „Mit seiner Rückkehr ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen“. Zwangsarbeit in Friedberg und seinen Stadtteilen, in: Fern der Heimat unter Zwang. Der „Einsatz fremdländischer Arbeitskräfte“ während des Zweiten Weltkriegs in der Wetterau, Im Auftrag des Wetteraukreises herausgegeben vom Geschichtsverein für Butzbach und Umgebung, Butzbach 2004, S. 239 – 293, hier: 241 f