daniel barenboim | staatskapelle berlin · sätzen, und auch in skalkottas’ werk bricht sich das...

15
DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN 15.5.  19 UHR ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

Upload: others

Post on 18-Oct-2019

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN

15.5.   19 UHRELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

Page 2: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

Ein gemeinsames Festival von:

2 7. 4 .   2 9. 5 .2 0 1 9

2019-04-30 IMF Dt Kammerphilharmonie Bremen v5.indd 3 23.04.19 15:32

Abbildung zeigt Sonderausstattungen.

BMW 7erDER ANSPRUCH VON MORGEN

BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE

8213 BMW 7er_G11_G12 AZ HH Elbphil Front 148x210 Abendprogramm 201903.indd 1 21.03.19 09:19

Page 3: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

15. Mai | 19 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

STAATSKAPELLE BERLINCHOR DER STAATSOPER UNTER DEN LINDEN BERLINMartin Wright Einstudierung

ANITA RACHVELISHVILI Mezzosopran

Klavier und Leitung DANIEL BARENBOIM

Nikos Skalkottas (1904 – 1949) Kleine Suite für Streichorchester (1942) Al legroAndanteAl legro v ivo

ca. 10 Min.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Konzert für Klavier und Orchester B-Dur KV 595 (1791) Al legroLarghettoAl legro

ca. 35 Min. Pause

Sergej Prokofjew (1891 – 1953) Alexander Newski Kantate für Mezzosopran, Chor und Orchester op. 78 (1939)

Russland unter dem MongolenjochLied über Alexander NewskiDie Kreuzr i t ter in PskowErhebt Euch, Menschen RusslandsDie Schlacht auf dem EisDas Totenfe ldAlexanders E inzug in Pskow

ca. 40 Min.

EXKLUSIV FÜR

ALLE

TICKETS FÜR DIE NEUE SAISON 2019/20 AB SOFORT UNTER WWW.ELBPHILHARMONIE.DE

Page 4: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

DAS PARKETT BRÖCKELTNikos Skalkottas: Kleine Suite für Streichorchester

Nikos Skalkottas gilt heute als eine der wichtigsten Figuren der frühen Avant-garde in Griechenland – nur kennen tut ihn kaum jemand. Dabei begann seine Laufbahn vielversprechend: 1904 geboren, schloss Skalkottas sein Geigenstudium in Athen mit Auszeichnung ab. Ein Stipendium ermöglichte dem 17-jährigen Virtuosen, nach Berlin zu reisen. In der rasant wachsenden Musikmetropole tum-melten sich die versiertesten Musiker, die visionärsten Denker und Komponisten. Skalkottas verdiente sich mit Auftritten in Kaffeehäusern und Stummfilmkinos sein Zubrot, sein wirkliches Interesse jedoch galt der Komposition. 1927 trat er in die Kompositionsklasse von Arnold Schönberg ein, dem berüchtigtsten Auf- rührer und Urvater der Neuen Musik. Mit seiner Zwölftontechnik hatte Schönberg wenige Jahre zuvor das jahrhundertealte harmonische Regelwerk, die Hierarchie der Klänge, in Schutt und Asche gelegt. Töne organisierte er nicht mehr als Netz-werk von Akkorden, sondern – gleichberechtigt – in mathematischen Reihen. Wohlklang war kein Kriterium mehr.

Skalkottas sog die revolutionären Impulse auf und ging sogar noch darüber hinaus – statt mit einer Zwölftonreihe experimentierte er in seinen Werken mit mehreren gleichzeitig. Mit Erfolg: Die Stücke wurden an der Berliner Akademie aufgeführt; laut eigener Aussage installierte ihn Schönberg als seine »rechte Hand«. Als das Stipendium 1931 auslief und die Kompositionsklasse sich auflöste, rutschte Skalkottas jedoch sozial und künstlerisch in die Isolation. Er trennte sich von seiner Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Kind und reiste mittellos zurück nach Athen. Selbst seine Manuskripte ließ er in Berlin zurück – offenbar hatte er mit einer baldigen Rückkehr gerechnet. Doch dazu kam es nie: Angeblich wurde ihm die Ausreise wegen eines nie abgeleisteten Militärdienstes verwehrt.

Ein harter Übergang: Aus dem Kreis der visionärsten Köpfe der europäischen Musik ausgeschieden, stieß Skalkottas in Athen auf das Unverständnis einer konservati-ven Komponistenszene. Sie lehnte seine fremdartigen, knirschenden Harmonien, die errechneten Tonfolgen ab. Dabei zog Skalkottas auch Inspiration aus der Ver-gangenheit: Seine Werke mäandern zwischen Dur- und Moll-Akkorden und Zah-lenanarchie, zwischen Kalkül und Extremen des Gefühlsausdrucks. Griechische Folklore, barocker Kontrapunkt, die Berliner Jazz- und Cabaret-Szene setzen sich

in seinem Werk fort. Vieles davon auch in der »Kleinen Suite für Streich orchester«, komponiert 1942. Im Barock bestand eine Suite aus aneinandergereihten Tanz-sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn.

Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen sich Stimmgruppen wie Mückenschwärme. Aus dem wuchernden Dickicht schälen sich Tonfolgen und wandern durch die Stimmen. Kantige Rhythmen schneiden die wabernde Menge in Form und verleihen dem Satz einen stellenweise fast bissigen Tonfall. In sphärischer Düsternis wandelt hingegen der langsame Mittelsatz. Eine Kanti-lene schwebt über dem Boden; Celli seufzen im Untergrund, die Geigen wispern. Wie dumpfe Schritte das Zupfen der Bässe – auch hier, ganz sacht, tanzt einer. Ungestüm nimmt die Suite im Schlusssatz nochmals Fahrt auf. Doch es knarzt erneut: Mehrfach drosselt Skalkottas das Tempo, das Orchester lahmt wie ein Plattenspieler – um dann erneut voranzupreschen. Daniel Barenboim übrigens, geboren im Jahr der Komposition, kam mit dem Stück bereits 1954 in Berührung: Als Elfjähriger studierte er es bei einem Dirigierkurs ein.

LAURA ETSPÜLER

Nikos Skalkottas

Page 5: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

Das Wichtigste für einen selbstständigen Musiker waren damals – genau wie heute – Kontakte. Deshalb trat Mozart so oft wie möglich als Pianist in adeligen Salons auf, um seine musikalische Visitenkarte abzugeben und wichtige Persön-lichkeiten des Wiener Kulturlebens kennenzulernen. Bezahlt wurde dafür aber nicht; Geld verdienen ließ sich nur mit öffentlichen Konzerten, die man »Akade-mie« nannte. Doch das war ein riskantes Unter nehmen. Ein Saal musste gemietet, ein Orchester engagiert und bezahlt werden. Mozart zögerte daher lange, bis zum 3. März 1782, ehe er sein erstes eigenes Konzert organisierte. Der Start gelang gut, Mozart trat nun regelmäßig auf und stellte der Öffentlichkeit neue Werke vor – vor allem Klavierkonzerte, in denen er als Komponist und Pianist gleichermaßen brillieren konnte. 1785 gab er nicht weniger als sechs Akademien; selbst Kaiser Joseph II. zählte zu den Zuhörern. Und Mozarts Vater Leopold, der seinen Sohn zum ersten und letzten Mal in Wien besuchte, platzte vor Stolz.

Doch der Hype um Mozart in Wien kühlte sich auch schnell wieder ab, und der Komponist, der mit Geld ohnehin nicht gut umgehen konnte, erlebte die Schat-tenseiten der Selbstständigkeit. Gleichzeitig konzentrierte er sich auf ambitio-nierte Großprojekte wie die Opern »Don Giovanni« und »Die Zauberflöte« und wandte sich vom Klavierkonzert als Show-Vehikel ab. Ergo ist in seinem letzten Klavierkonzert in B-Dur aus dem Todesjahr 1791 von der Dramatik und Virtuosität früherer Werke nichts mehr zu spüren. Ein entspannter Tonfall prägt alle drei Sätze. Natürlich vertraut Mozart dem Solopart besonders im ersten Satz auch viel Laufwerk an. Aber die lang gespannten Sechzehntelketten sind nicht emotional aufgeladen, sondern sorgen eher für Beruhigung. Die häufige Diskantlage schafft helle Färbungen. Das Larghetto ist ein ganz nach innen gerichteter Satz ohne eine ernstzunehmende dramatische Erschütterung – die kurzen Molleintrübungen sind nur Klangfärbungen. Auch das Finale schlägt einen freundlichen Ton an und meidet die Konfrontation. Solist und Orchester sind eng miteinander verwoben, immer wieder geht die Musik ganz bewusst ins Piano zurück. Kein dunkler Schatten fällt auf dieses Werk – ganz im Gegenteil: Ein fast überirdisches Licht liegt über diesem letzten Klavierkonzert von Wolfang Amadeus Mozart, dem »von Gott geliebten«.

GEORG RUDIGER

Ein Tritt in den Allerwertesten muss nicht immer schlecht sein. Manchmal kann solch eine doch eher ungewöhnliche Art der Konfliktlösung auch Energien freisetzen, Entwicklungen forcieren und Entscheidungen klarer machen. Auch Wolfgang Amadeus Mozarts Gesäß wurde auf diese Weise traktiert – und zwar von seinem Arbeitgeber. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mozart wollte sich nämlich ohnehin von seinem Salzburger Dienstherrn lösen, dem Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo. Als Hoforganist fühlte er sich unter fordert und unterbezahlt. Außerdem zehrten die Maßregelungen des strengen Chefs sehr an seinen Nerven, der sich in Briefen an Vater Leopold Mozart immer wieder über den »Erzlimmel« beklagte.

Im März 1781 eskalierte die Situation. Mozart hatte wegen der Premiere seiner Oper »Idomeneo« in München Urlaub beantragt, ihn aber bereits um knapp drei Monate überzogen. Daraufhin beorderte Colloredo den aufmüpfigen Kompo-nisten zu sich nach Wien. Der Erzbischof wollte ihn nicht nur zurechtstutzen, sondern der Gesellschaft auch seinen brillan-testen Musiker vorführen. Deshalb musste Mozart seine Klavierkünste bereits am Ankunftstag in einem ausgewählten Kreis zeigen. In jenen Wochen reifte in Mozart der Entschluss, in dieser Stadt sein Glück als selbstständiger Künstler zu versuchen. Wien sei als »Clavierland« der »beste Ort von Welt« für ihn, berichtet er seinem Vater. Dreimal versuchte er vergeblich, seinem Dienstherrn ein Kündigungsschreiben zu übergeben. Schließlich riss dem Grafen Arco, seinem direkten Ansprechpartner im Hof- staat Colloredos, der Geduldsfaden. Und er beförderte den Querulanten mit dem viel- zitierten »Tritt im Arsch« zur Tür hinaus – und damit direkt in die Selbstständigkeit als freier Künstler.

LICHT UND SCHATTENWolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert B-Dur

Wolfgang Amadeus Mozart

Page 6: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

Wer sind die zehn größten Russen aller Zeiten? Dieser Frage ging 2008 die rus- sische Fernsehsendung »Der Name Russlands« per Publikumsbefragung nach. Nun darf die Sinnhaftigkeit solcher Formate – das hiesige, nicht minder fragwür-dige Pendant im ZDF hieß »Unsere Besten« – getrost bezweifelt werden, gerade angesichts ihrer Manipulierbarkeit. Das Ergebnis dürfte dennoch überraschen: Der bedeutendste Russe war demzufolge Alexander Newski.

Alexander wer? Tatsächlich wäre es so, als hätte das ZDF Hermann den Cherusker auf Platz eins gewählt. Alexander Newski lebte im 13. Jahrhundert. Damals steckte das russische Volk gewaltig in der Klemme. Von allen Seiten wurde es in die Zange genommen: Von Süden drängten die kriegerischen Mongolen auf schnellen Pferden ins Land, von Norden die Schweden und von Westen die hochgerüsteten Ritter des Deutschen Ordens. Da brauchte es einen starken Führer, der helden- mütig dagegenhielt. Alexander verfolgte unterschiedliche Strategien an den drei Fronten. So erkannte er im Süden die Vorherrschaft von Dschingis Khans Erben an und ver pflichtete sich zu Tributzahlungen, um sich den Rücken freizuhalten. Im Gegen zug konnte er im Norden ein eigenes Machtzentrum aufbauen und 1240 festigen, als er an der Mündung der Newa bei Sankt Petersburg die Schweden zu- rückschlug und sich so den Ehrennamen »Newski« verdiente.

Derart gestärkt, stellte er sich anschließend erfolgreich den deutschen Rittern entgegen, die ihr Herrschaftsgebiet vom Baltikum aus nach Osten ausdehnten und dabei wichtige Handelswege blockierten. 1242 kam es zur Entscheidungs-schlacht auf dem zugefrorenen Peipus-See, der bis heute die Grenze zwischen Estland und Russland markiert. Die Ordensritter wurden vernichtend geschlagen, Russland war gerettet.

In den folgenden Jahrhunderten wurde Alexander Newski von vielen Seiten als Pro- jektionsfläche vereinnahmt. 1547 etwa sprach ihn die russisch-orthodoxe Kirche heilig – ihren Einflussbereich gegenüber dem Papsttum zu behaupten, war ein willkommener Nebeneffekt von Newskis militärischen Erfolgen gewesen. Ideali-sierende Ikonen aus dieser Zeit zeigen ihn in der Kutte eines orthodoxen Mönchs. 200 Jahre später wurden seine Gebeine von Zentralrussland – wo er auf dem

Rückweg von einer Diplomatenreise zu den Mongolen verstorben war – in ein eigens angelegtes Kloster in Sankt Petersburg überführt. Da Zar Peter der Große gleichzeitig die Kirche verstaatlichte, durfte Newski von nun an aber nur noch als weltlicher Fürst dargestellt werden.

Doch am nachhaltigsten griff Diktator Josef Stalin (der in der TV-Show übrigens den dritten Platz belegte) auf die mythisch verklärte Figur zurück. Denn Mitte des 20. Jahrhunderts drohte sich die Geschichte zu wiederholen: Im Osten machte Japan den Russen wichtige Bergbau-Konzessionen streitig, im Westen rüstete Nazi-Deutschland. Um im Volk die entsprechend nationalistische Stimmung zu schüren, es auf einen Krieg einzustimmen und sich selbst als starken Mann und logischen Nachfolger Newskis zu inszenieren, nutzte Stalin das modernste Medium der Zeit, den Kinofilm.

Filmplakat für »Alexander Newski«

NAZI-RITTER IM ANMARSCHSergej Prokofjew: Alexander Newski

Page 7: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

stehenden Mitteln um. So unterlegte Prokofjew die fiesen deutschen Ritter in ihren Rüstungen mit scheppernder, martialischer Blechbläsermusik, während die russischen Helden zu folkloristisch anmutenden Flöten und Geigen agieren. Zudem baute er mehrere Lieder und Chöre ein, die das Volk seinem glorreichen Helden darbringt. Der Film wurde sogar überwiegend auf die Musik geschnitten – und nicht andersherum. Und Prokofjew leistete sich einen besonderen Gag: Die Ordensritter ziehen mit pseudo-gregorianischen Gesängen in die Schlacht, deren Text sich bei näherem Hinsehen als völliges Nonsens-Latein entpuppt. Tatsächlich entlehnte der Komponist dafür einzelne, nun sinnfreie Brocken aus der »Psalmensinfonie« seines Kollegen und Rivalen Igor Strawinsky, mit dem er lebenslang Sticheleien austauschte. Im Kino bemerkte das garantiert niemand; die Leute tobten vor Begeisterung. Und so arrangierte Prokofjew aus der gefeier-ten Film musik in Windeseile auch noch eine sinfonische Kantate, die am heutigen Abend erklingt.

Doch politisch aufgeladene Kunst ist ein zweischneidiges Schwert und stets der Zeitgeschichte unterworfen. Ein gutes halbes Jahr nach der Filmpremiere Ende

1938 drehte sich der politische Wind: Hitler und Stalin schlossen ihren Nichtangriffs-pakt, und der Film kam auf den Index. Erst nach dem deutschen Überfall auf Russland 1941 wurde er wieder gezeigt, besonders zur Erbauung von Soldaten der Roten Armee. Im Westen war er selbst- verständlich tabu, erst recht in der Nach-kriegszeit. Dass wir der Musik heute lauschen können, zeugt also nicht nur vom Wandel der Zeit, sondern auch von einem gesteigerten Bewusstsein für die gezielte Konstruktion nationaler Identitäten – ob dies- oder jenseits des Peipus-Sees.

CLEMENS MATUSCHEK

Für einen Newski-Film kam damals nur ein Mann in Frage: Sergei Eisenstein, der berühmte Regisseur des 1925er Revolutionsfilms »Pan-zerkreuzer Potemkin«. Dummerweise hatte er sich inzwischen sträflich vom Bolschewismus entfremdet, sich sogar vom Geld der Holly- wood-Studios in die USA locken lassen. Doch da er dort nie recht landen konnte, nahm er Stalins Angebot an, der ihm sicherheitshalber einen linientreuen Ko-Regisseur zur Seite stellte. »Alexander Newski« wurde sein erster Film seit zehn Jahren, sein erster Tonfilm überhaupt – und sein größter Erfolg.

Selbst für unsere heutigen Maßstäbe, geprägt durch die Computereffekte von »Der Herr der Ringe« und »Game of Thrones«, sind die mittelalterlichen Kulissenbauten und die üppigen Schlachtenszenen beeindruckend – vor allem, wenn auf dem Höhepunkt das Eis des Sees unter dem fliehenden deutschen Ritterheer nachgibt und Menschen und Pferde ins eisige Wasser stürzen. Besonders perfide aber sind die Mittel, durch die Eisenstein die Ordensritter – die im Film mit äußerster Brutalität vorgehen – mit den Nazis gleichsetzt. So erinnern die Helme des Fußvolks stark an Wehr-machts- Stahlhelme, das geistliche Oberhaupt der Ritter trägt eine Bischofs- mütze mit stilisierten Hakenkreuzen – und ein Ritter als Helmzier sogar eine zum Hitler-Gruß ausgestreckte Hand, die während des Gefechts symbolträchtig zu Boden geht. Stalin jedenfalls war begeistert und lobte Eisenstein als »guten Bolschewiken«.

Ein beträchtlicher Teil der Wirkung allerdings rührt nicht von den epischen Szenen her, sondern von der Filmmusik Sergej Prokofjews. Wie Eisenstein hatte auch der Komponist versucht, sein Glück außerhalb der Sowjetunion zu finden, war aber mehr oder weniger unverrichteter Dinge zurückgekehrt und hatte Kredit nun bitter nötig – im finanziellen wie im ideologischen Sinne. Sein Soundtrack dachte Eisensteins Ansatz konsequent zu Ende und setzte ihn mit allen zur Verfügung

Filmstill: Alexander Newski vor der Schlacht

Sergej Prokofjew

Page 8: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

Lied über Alexander NewskiEs begab sich damals auf dem Newafluss,auf dem Newafluss, auf dem großen Fluss.Unser Volk zerschlug dort das arge Heer,schlug der Schweden Heer.

Ha! Wir schlugen los, ja wir schlugen zu,und zerschlugen ihrer stolzen Schiffe Zahl!Unser rotes Blut, wir haben’s nicht geschont,für das große, das russische Heimatland.

Hei! Wo die Streitaxt traf, war freie Bahn.Wo die Lanze flog, war der Weg gebahnt.Nieder warfen wir Schwedens Kriegerwie das Federgras auf dem dürren Feld.

Unser russisch’ Land geben wir nicht preis.Wer nach Russland greift, ist des Todes.Russland stand erhoben wider seinen Feind.Rüste dich zum Kampf, großes Nowgorod!

Die Kreuzritter in Pskow[Nonsens-Latein] Peregrinus, expectavi pedes meos in cymbalis …

Erhebt euch, Menschen RusslandsErhebt euch, Russen, auf zum Kampf,zum Kampf um Ruhm, zum Kampf um Tod!Erhebt euch, Freie,auf zum Schutz für unser teures Heimatland!

Den kühnen Kämpfern sei Preis und Ehr’.den toten Kriegern ewiger Ruhm!Fürs Vaterhaus, für Russlands Schutz,erhebt euch, Russen, auf zum Kampf!

Unser Heimatland, das große Russland,duldet keinen Feind!Hebe dich empor, Mutter Russland, du!Nach Russland darf der Feind nie geh’n,in Russland Feindesheer nie steh’n,den Weg nach Russland nimmer seh’n,die Felder Russlands nie begeh’nl

Die Schlacht auf dem Eis[Nonsens-Latein] Peregrinus, expectavi, pedes meos in cymbalis.

Vincant arma crucifera! Hostis pereat!(Mögen die Waffen der Kreuzritter siegen! Mögen die Feinde fliehen!)

Das TotenfeldIch will gehen übers weiße Feld,ich will fliegen übers Totenfeld.Ich will seh’n nach kühnen Falken dort,mir in Treu verlobt, edles junges Blut.

Da liegt einer, durch ein Schwert gefällt,hier liegt einer, den ein Pfeil verletzt.Mit ihrem Blut haben sie getränktunser teures russisches Land.

Wer für Russland tapfer in den Tod ging,dem werde ich die toten Augen küssen.Doch dem jungen Helden, der überlebte,will ich eine treue und liebevolle Gattin sein.

Einen Mann, der schön ist, nehm’ ich nicht,denn irdische Schönheit schwindet bald.Tapfer sei der, den ich haben will.Sendet mir euren Ruf, kühne Falken!

Einzug Alexanders in PskowIn den großen Kampf zog Russlands Volk.Russlands Volk hat den Feind besiegt.Unser Heimatland duldet keinen Feind.Wer sich naht, fällt dem Tod anheim.

Freue dich und sing, Mutter Russland du!Unser Heimatland duldet keinen Feind.Schauen darf er nie Russlands Feld und Flur.Wer nach Russland greift, ist des Todes.

Unser Heimatland, das große Russland,duldet keinen Feind.Freue dich und sing, Mutter Russland, du!Zum großen Fest macht sich Russland auf.Russland, freue dich, du Heimatland!

Deutsche Übertragung: Enns Fr ied

GESANGSTEXT

Page 9: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

DANIEL BARENBOIMKlavier und Leitung

Daniel Barenboim zählt zu den zentralen Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Als Pianist und Dirigent ist er seit Jahrzehnten in den Metropolen Europas und der Welt aktiv, als Orchestergründer und Initiator viel beachteter Projekte hat er das internationale Musikleben maßgeblich bereichert.

Daniel Barenboim wurde 1942 in Buenos Aires geboren; zehn Jahre später zog die Familie nach Israel. Klavierunterricht erhielt er von seinen Eltern. Sein erstes öffentliches Konzert gab er im Alter von sieben Jahren in Buenos Aires. Mit elf Jahren nahm er in Salzburg an Dirigierklassen von Igor Markevitch teil. 1954 lernte er Wilhelm Furtwängler kennen und spielte ihm vor. Dessen Urteil: »Der elf jährige Daniel Barenboim ist ein Phänomen.« Im Alter von zehn Jahren gab er sein Solo- debüt als Pianist in Wien und Rom, anschließend in Paris, London und New York, wo er mit Leopold Stokowski spielte. Seitdem unter nahm Daniel Baren boim regelmäßig Tourneen in Europa, den USA sowie in Südamerika, Australien und Fernost.

Seit seinem Dirigierdebüt 1967 mit dem Philharmonia Orchestra London ist Daniel Barenboim bei den führenden Orchestern der Welt gefragt, einschließlich der Wiener und Berliner Philharmoniker, mit denen ihn eine jahrzehntelange Zusam-menarbeit verbindet. Zwischen 1975 und 1989 war er Chefdirigent des Orchestre de Paris. Sein Debüt als Operndirigent gab er beim Edinburgh Festival 1973, wo er Mozarts »Don Giovanni« leitete. 1981 dirigierte er zum ersten Mal in Bayreuth und war bis 1999 jeden Sommer dort tätig. Von 1991 bis Juni 2006 wirkte Daniel Barenboim als Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra. 2006 wählten ihn die Musiker des Orchesters zum Ehrendirigenten auf Lebenszeit. Seit 1992 ist er Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Im Herbst 2000 wählte ihn die Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. Zahlreiche Aufnahmen bezeugen den hohen künstlerischen Rang Daniel Barenboims als Pianist und Dirigent.

1999 rief Daniel Barenboim gemeinsam mit dem palästinensischen Literatur-wissen schaftler Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra ins Leben, das junge Musiker aus Israel, Palästina und den arabischen Ländern zusammenführt.

Seit 2015 studieren talentierte junge Musiker aus dem Nahen Osten an der Baren- boim- Said-Akademie in Berlin, einer weiteren Initiative Daniel Barenboims, die im ehemaligen Magazingebäude der Staatsoper untergebrach ist. Dort ist auch der von Frank Gehry entworfene Pierre-Boulez-Saal beheimatet, der seit März 2017 das musikalische Leben Berlins bereichert und in dem Daniel Barenboim regel-mäßig als Dirigent, Klaviersolist, Kammermusiker und Liedbegleiter auftritt.

Daniel Barenboim ist Träger zahlreicher hoher Preise und Auszeichnungen. So erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundes- r epublik Deutschland. Queen Elisabeth II. verlieh ihm den Titel eines »Knight Commander of the Most Excellent Order of the British Empire«. Zudem hat er mehrere Bücher veröffentlicht, darunter die Autobiografie »Die Musik – mein Leben« und – gemeinsam mit Edward Said – »Parallelen und Paradoxien«.

www.danie lbarenboim.com

Page 10: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

ANITA RACHVELISHVILIMezzosopran

»Eine Stimme wie ein Vulkan – kein Mezzosopran klingt aktuell so pfeffrig, funkelnd und klar«, schrieb »Die Zeit« über den georgischen Shootingstar Anita Rachvelis-hvili. Ihre internationale Karriere begann mit einem regelrechten Pauken schlag: 2009 wählte Daniel Barenboim die junge Sängerin für die Saisoneröffnung der Mailänder Scala, wo sie in der Titelrolle von Bizets »Carmen« brillierte. Die Auf-führung wurde weltweit übertragen. Seitdem debütierte die Mezzosopranistin in dieser Partie an der New Yorker Metropolitan Opera, der Münchner Staatsoper, der Berliner Staatsoper, der San Francisco Opera, dem Teatro Regio in Turin und der Arena di Verona.

Weltweit gefragt, singt Anita Rachvelishvili an den großen internationalen Opern- und Konzerthäusern. An der New Yorker Met stand sie als regelmäßiger Gast in Verdis »Aida« und in der Titelrolle von Saint-Saëns’ »Samson et Dalila« auf der Bühne. Als Dalila überzeugte Anita Rachvelishvili auch am Concertgebouw in Amsterdam. Die Mezzosopran-Partie in Verdis »Requiem« übernahm sie bei den Salzburger Festspielen unter Christian Thielemann und an der Mailänder Scala. Im kommenden Sommer wird sie darin zu den Salzburger Festspielen zurück- kehren, dann unter Riccardo Muti. Mit einem Solo-Programm begeisterte die Sängerin am Royal Opera House in London unter der Leitung von Antonio Pap-pano und ging mit Jonas Kaufmann auf Konzerttournee in Deutschland. 2018 erschien ihr erstes Solo-Album mit Auszügen unter anderem aus »Carmen« und Verdi-Opern, das von der internationalen Presse sehr gelobt wurde.

DASELBPHILHARMONIE MAGAZIN

∙ GYÖRGY LIGETI Lust am Spiel

∙ DIE SUCHE NACH DEM EIGENEN MUSIKGESCHMACK Der Fetisch und der Algorithmus

∙ KRAFTWERK BILLE Vorteil für den Standortnachteil

∙ NILS FRAHM Die Kathedrale im Ohr

und vieles mehr …

Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, den Vorverkaufsstellen der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel oder unter www.elbphilharmonie.de/publikationen

2 | 2

019

Euro

6,5

0

INTERNATIONALES MUSIKFEST HAMBURG György Ligeti, Krystian Zimerman, Blues der Großstadt, »Hyper! Sounds« …

NILS FRAHM Die leise Musik zur Zeit

KRAFTWERK BILLE Potenzielles Paradies der Kreativität

ELB

PHIL

HA

RM

ON

IE M

AGAZIN

2 | 2

019

ANZ-A5_ELPHI_Magazin_IDAENTITAET-2019_v2RZ.indd 1 23.04.19 15:23

Page 11: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

CHOR DER STAATSOPER UNTER DEN LINDEN BERLIN

Der Chor der Staatsoper Unter den Linden zählt zu den führenden Opernchören in Deutschland und Europa. Seit seiner Gründung 1821 im Zuge der Uraufführun-gen von Webers »Freischütz« und Spontinis »Olimpia« ist das Ensemble mit dem Opernhaus Unter den Linden fest verbunden. Mit seinen heute 84 Planstellen widmet sich der Chor der Pflege des großen Opernrepertoires ebenso wie chor - sinfonischen Werken, zumeist gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin, etwa bei Aufführungen von Rossinis »Petite Messe solennelle«, Haydns »Die Schöpfung« und Elgars »The Dream of Gerontius«. Dabei gibt der Chor regelmäßig Zeugnis von seiner stilistischen Flexibilität, die sich in seinem weit gefächerten Repertoire aus vier Jahrhunderten niederschlägt – von Werken des Barock über die Klassiker der Opernliteratur wie Mozart, Wagner, Verdi und Puccini bis hin zu zeitgenössi-schen Kompositionen. Zahlreiche Aufnahmen unter Daniel Barenboim dokumen-tieren den hohen künstlerischen Rang des Staatsopernchores.

Von 1998 bis 2013 stand Eberhard Friedrich an der Spitze des Staatsopernchores. Unter seiner Leitung wurde der Chor 2004 von der Zeitschrift »Opernwelt« als Chor des Jahres und 2009 mit dem Europäischen Chor-Preis ausgezeichnet. Mit Beginn der Saison 2013/14 wurde Martin Wright zum neuen Chordirektor berufen. Von ihm einstudiert und geleitet beeindruckte der Chor in letzter Zeit in den großen Opern und Musikdramen Wagners, in Beethovens »Fidelio«, Berlioz’ »La damnation de Faust«, Verdis »Macbeth« oder Cherubinis »Medea«.

SOPRAN IRosana Barrena Minjou von Blomberg Yang-Hee Choi Anne Halzl Alena Karmanova Jinyoung Kim Christina Liske Andrea Réti Courtney Ross Maximiliane Schünemann Birgit Siebart-Schulz Stefani Szafranski Olga Vilenskaia

SOPRAN I I Michelle Cusson Lotta Hultmark MinJi KimDominika Kocis Regina Köstler-Motz Konstanze Löwe Julia Mencke Hanaa Oertel Bettina Wille

ALT IAntje Bahr-Molitor Ileana Booch-Gunescu Miho Kinoshita Nele Kovalenkaite Andrea Möller Karin Rohde Carsta Sabel Anna Warnecke Hannah Wighardt Ilona Zimmermann

ALT I IVerena Allertz Veronika Bier Elke Engel Martina HeringBok-Hee Kwun Olivia Saragosa Christiane SchimmelpfennigYehudit Silcher Claudia Tuch Maria-Elisabeth Weiler

TENOR I Hubertus Aßmann Jury Bogdanov Andreas Bornemann Seong-Hoon HwangMotoki Kinoshita Soongoo Lee Jin Hak Mok David Oliver Jaroslaw Rogaczewski Andreas Werner

TENOR I IPeter Aude Javier Bernardo Günther Giese Jens-Uwe Hübener Christoph Lauer Stefan Livland Sönke Michaels Andreas Möller Mike Sowade Frank Szafranski

BASS I Dominik Engel Alejandro Greene Georg Grützmacher Ireneus Grzona Mike Keller Renard Kemp Sergej Shafranovich Jens-Eric Schulze Thomas Vogel Gerd Zimmermann

BASS I I Wolfgang Biebuyck James Carr Bernd Grabowski Artur Grywatzik Bernhard Halzl Insoo Hwoang Andreas Neher Waldemar Sabel Eric Visser

Page 12: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

Die Staatskapelle Berlin gehört mit ihrer seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Tradition zu den ältesten Orchestern der Welt. Von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg als Hofkapelle gegründet, wurde sie in einer Kapellordnung von 1570 erstmals urkundlich erwähnt. Zunächst dem musikalischen Dienst bei Hof verpflichtet, erhielt das Ensemble mit der Gründung der Königlichen Hofoper 1742 durch Friedrich den Großen einen erweiterten Wirkungskreis. Bedeutende Musikerpersönlichkeiten leiteten den Opernbetrieb sowie die seit 1842 regulär stattfindenden Konzertreihen des Orchesters, darunter Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner, Giacomo Meyerbeer, Felix von Weingartner, Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan und Franz Konwitschny.

Seit 1992 steht Daniel Barenboim als Generalmusikdirektor an der Spitze des traditionsreichen Klangkörpers. 2000 wurde er vom Orchester zum Dirigenten auf Lebenszeit gewählt. Mit jährlich acht Abonnementkonzerten in der Philhar-monie und in der Staatsoper, flankiert durch weitere Sonderkonzerte im neuen Pierre-Boulez-Saal, nimmt die Staatskapelle einen zentralen Platz im Berliner Musikleben ein. Bei zahlreichen Gastspielen in Musikzentren auf der ganzen Welt beweist das Orchester zudem regelmäßig seine internationale Spitzenstellung. Zu den Höhepunkten der vergangenen Jahre zählen Auftritte bei den Londoner Proms sowie in Madrid, Barcelona, Shanghai und in der neu eröffneten Elbphil- harmonie. Im Mittelpunkt standen dabei häufig zyklische Aufführungen der Sinfonien von Beethoven, Schumann, Brahms, Bruckner und Mahler. Im Juli 2018 spielte die Staatskapelle Berlin Wagners »Tristan und Isolde« im Teatro Colón in Buenos Aires und präsentierte zudem die Sinfonien von Johannes Brahms. Auch auf den jüngsten Konzertreisen nach Peking und Sydney im November 2018 erklangen die vier Brahms-Sinfonien.

Die Staatskapelle Berlin wurde von der Zeitschrift »Opernwelt« insgesamt fünf- mal zum »Orchester des Jahres« gewählt, 2003 erhielt sie den Wilhelm-Furt- wängler- Preis. Eine ständig wachsende Zahl von vielfach ausgezeichneten CD- Aufnahmen dokumentiert ihre Arbeit: In jüngster Zeit wurden – jeweils unter Daniel Barenboims Leitung – Einspielungen von Strauss’ »Ein Heldenleben« und den »Vier letzten Liedern« (mit Anna Netrebko) veröffentlicht, außerdem Elgars

1. und 2. Sinfonie sowie das Oratorium »The Dream of Gerontius«, die Violin- konzerte von Tschaikowsky und Sibelius (mit Lisa Batiashvili) und Gesamtauf- nahmen der vier Brahms- und der neun Bruckner-Sinfonien.

Die Mitglieder der Staatskapelle engagieren sich als Mentoren in der seit 1997 bestehenden Orchesterakademie sowie im 2005 auf Initiative von Daniel Barenboim gegründeten Musikkindergarten Berlin. 2009 riefen sie die Stiftung NaturTon e.V. ins Leben, für die sie regelmäßig Konzerte spielen, deren Erlös internationalen Umweltprojekten zugute kommt. Neben Oper und Konzert widmen sich die Instrumentalisten auch der Kammermusik, die in mehreren Konzertreihen im Apollosaal der Staatsoper ihren Platz findet. Auf dem Bebel-platz direkt neben dem Opernhaus Unter den Linden erreicht das jährliche Open-Air-Konzert »Staatsoper für alle« stets Zehntausende von Besuchern.

www.staatskapel le-ber l in .de

UBS ist Par tner der Gastspie l re isen der Staatskapel le Ber l in .

Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin am 29. Juni 2017 in der Elbphilharmonie

STAATSKAPELLE BERLIN

Page 13: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

ELBPHILHARMONIE MAGAZINErhältlich ab sofort im Zeitschriftenhandel und im Shop auf der Elbphilharmonie Plaza

TIPP

ImpressumHerausgeber: Internationales Musikfest Hamburg c/o HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant

Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Janna Berit Heider Lektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: flyer-druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 45069803, [email protected]

BildnachweisNikos Skalkottas (Universal Edition); Wolfgang Amadeus Mozart: Porträt von Johann Georg Edlinger, 1790 (Gemäldegalerie Berlin); Filmplakat und Filmstill »Alexander Newski« (Mosfilm); Sergej Prokofjew (unbe- zeichnete Fotografie um 1935); Daniel Barenboim (Monika Rittershaus); Anita Rachvelishvili (Dario Acosta); Chor der Staatsoper Unter den Linden (Thomas Bartilla); Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim in der Elbphilharmonie (Claudia Höhne)

Das Internationale Musikfest Hamburg, in dessen Rahmen das heutige Konzert stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Motto »Identität«. Und um diesen schillernden Begriff – der durchaus nicht immer so patriotisch ausgelegt werden muss wie bei Prokofjew – geht es in der neuesten Ausgabe des Elbphilharmonie Magazins. Etwa, ob und wie er sich durch Musik aus-drücken lässt – oder auch durch Fußball. Dazu gibt es lesenswerte Porträts über den Komponisten György Ligeti, dem das Musikfest einen besonderen Schwer-punkt widmet, über den Pianisten Krystian Zimerman und über Nils Frahm, der das nächste »Reflektor«- Wochenende in der Elbphilharmonie gestaltet. Repor-tagen, Interviews und Foto strecken geben zudem ex-klusive Einblicke hinter die Kulissen.

2 | 2

019

Euro

6,5

0

INTERNATIONALES MUSIKFEST HAMBURG György Ligeti, Krystian Zimerman, Blues der Großstadt, »Hyper! Sounds« …

NILS FRAHM Die leise Musik zur Zeit

KRAFTWERK BILLE Potenzielles Paradies der Kreativität

ELB

PHIL

HA

RM

ON

IE M

AGAZIN

2 | 2

019

VIOLINE IWolfram BrandlJiyoon LeeJuliane WinklerChristian TromplerUlrike EschenburgSusanne DabelsMichael EngelHenny-Maria RathmannTitus GottwaldAndré WitzmannAndreas JentzschTobias SturmRüdiger ThalMartha CohenCarla Marrero*Darya Varlamova*

VIOLINE I IKnut ZimmermannKrzysztof SpecjalJohannes NaumannSascha RiedelBeate SchubertSarah MichlerUlrike BassengeLaura PerezNora HapcaAsaf LevyKatharina HägerJos Jonker*Pablo Aznarez Maeztu*

BRATSCHEFelix SchwartzYulia DeynekaHolger EspigMatthias WilkeKatrin SchneiderClemens RichterFriedemann MittenentzweiBoris BardenhagenWolfgang HinzpeterStanislava StoykovaJoost KeizerSophia Reuter

HORNSamuel Seidenberg**Markus BruggaierAxel GrünerFrank Mende

TROMPETEMathias MüllerRainer AuerbachNoemi Makkos

POSAUNEFilipe Alves Ralf ZankHenrik Tißen

TUBAThomas Keller

HARFEAlexandra ClemenzStephen Fitzpatrick

PAUKENTorsten Schönfeld

SCHLAGZEUGDominic OelzeMatthias MarckardtMartin BarthAndreas HaaseMatthias PetschMoisés Santos Bueno*Thomas Kuhn**

* Orchesterakademie der Staatskapelle Berlin** Gast

VIOLONCELLOAndreas GregerSennu LaineNikolaus Hanjohr-PopaAlexander KovalevIsa von WedemeyerClaire So Jung HenkelMichael NellessenJohanna HelmAleisha VernerElise Kleimberg

KONTRABASSChristoph AnackerMathias WinklerAxel ScherkaRobert SeltrechtAlf MoserKaspar LoyalHeidi Rahkonen*Chia-Chen Lin**

FLÖTEThomas BeyerChristiane WeiseLeonid Grudin

OBOECristina GómezFlorian HanspachCharlotte Schleiss

KLARINETTETibor RemanTillmann StraubeSylvia Schmückle-Wagner

SAXOFONKarola Elßner**

FAGOTTMathias BaierSabine MüllerRobert Dräger

Page 14: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

Mehr Infos unter:hawesko.de/elphi

Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

Der offizielle Weinpartner der Elbphilharmonie

AZ_A5_Elbphilharmonie_Hawesko_Image_148x210mm_RZ.indd 1 15.05.18 15:57

2 7. 4 .   2 9. 5 .2 0 1 9

dem Hauptförderer

dem Förderkreis Internationales Musikfest Hamburg

Jürgen AbrahamErica ArenholdIngeborg Pr inzess in zu Schleswig-Holste inund Nikolaus BroschekAnnegret und Claus-G. BudelmannChrista und Alber t Bül lB i rg i t Ger lachMichael Haent jesBarbara und Ian Kiru KaranErnst Peter KomrowskiSabine und Dr. K laus LandryMarion MeyenburgBirg i t t und Lei f Ni lsson

Zai und Edgar E . NordmannChrist iane und Dr. Lutz PetersÄnne und Hartmut P le i tzMartha Pulvermacher St i f tungGabr ie le und Peter SchwartzkopffMargaret und Jochen SpethmannBirg i t Steenholdt-Schüttund Hert igk DiefenbachProf. Dr. Volker Ste inkrausSarah Ann und Eggert VoscherauAnja und Dr. Fred WendtHi ldegard und Franz Günter WolfConstanze und Chr ist ian Wriedt

sowie weiteren Förderern , d ie n icht genannt werden möchten.

den Förderern dem Partner

WIR DANKEN

2019-04-30 IMF Dt Kammerphilharmonie Bremen_v1-Template Jens.indd 29 23.04.19 17:24

Page 15: DANIEL BARENBOIM | STAATSKAPELLE BERLIN · sätzen, und auch in Skalkottas’ Werk bricht sich das Tänzerische Bahn. Doch das Parkett bröckelt. Im unruhigen Allegro durchkreuzen

juliusbaer.com

MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT.

PRINCIPAL SPONSOR

Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg.

MÖCHTEN SIE VERWIRKLICHEN?

WELCHE VISION

Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47