Das KreuzReflektionen:

Mit den „Reflektionen“ wollen wir mit Ihnen unsere Gedanken teilen. Sie in unseren Glauben hineinnehmen und mit Ihnen ins Gespräch kommen. Wir wünschen uns, dass Sie Ihr Verständnis unseres christlichen Glaubens vertiefen können und diese Lektüre zu Ihrem Gewinn lesen.

In dieser Ausgabe lesen Sie Reflektionen über das Kreuz. Sie entstammen aus der Karfreitagspredigt von Pfarrer Holger Holtz am 03. April 2015 in der Johanniskirche Aschersleben.

Wir wünschen Ihnen Gottes Segen beim Lesen.

Anne Bremer Holger Holtz(Pfarrerin) (Pfarrer)

Reflektionen für Sie2

In unserer Welt gehen wir jeden Tag mit Kräften um, die uns umbringen

können. Ist uns das noch bewusst? Alles was sich bewegt, fährt, rollt, fliegt -

wir Menschen bedienen es. Das ist ganz normal und selbstverständlich. Doch

ein rutschiger Untergrund, und das Auto kommt von der Straße ab. Ein Stein

im Weg, und ich falle. Ausgefeilte Sicherheitssysteme - und der Pilot kommt

nicht mehr ins Cockpit.

In Syrien bedienen auch

heute wieder Menschen

Geräte und fahren mit

Fahrzeugen – mit dem Ziel

zu töten. Um Syrien herum

sitzen traumatisierte Flüchtlinge. Mit Erlebnissen, die sie nie wieder

vergessen werden. Darunter sind viele Christinnen und Christen. Sie werden

verfolgt, weil sie zu denen gehören, die das Kreuz in die Mitte ihres Lebens

stellen.

Das Kreuz in unserer Welt. Es fasst wie kein anderes Symbol den Zustand des

Unfriedens zusammen. Ja, es erscheint gerade dort, wo alles andere versagt:

Technik, Mensch, Verstand. Das Kreuz ist fester Bestandteil in unserer Welt.

Es lässt sich nicht kleinmachen oder vertreiben.

An jenem Tag, richtete Gott es für uns Menschen auf. Der Tag an dem Jesus

seinen Weg ans Kreuz ging. „Er trug sein Kreuz selbst aus der Stadt hinaus zu

der so genannten Schädelstätte; auf hebräisch heißt sie Golgata. Dort

kreuzigte man ihn und mit ihm zwei andere, einen auf jeder Seite; Jesus hing

in der Mitte.“ (Johannes-Evangelium Kapitel 19, 17f). Jesus hing dort. Er

starb dort. Wäre jener Tag nicht gewesen, an dem Jesus gekreuzigt wurde –

wo würden wir heute unsere Toten bestatten, das Leid beklagen und Unrecht

sehen?

Reflektionen - Das Kreuz 3

Was bedeutet das Kreuz in unserer Welt?

Was bedeutet es für mein Leben?

Welche Bedeutung hat es für Gott?

Das Kreuz ist kein Glücksbringer -

kein bloßer Schmuck. Von ihm geht

Kraft aus.

Wo hat das Kreuz in meinem Leben Platz? Nehme ich es wahr, als Zeichen der

Bedrohung oder ist es mehr für mich? Taucht es immer mal wieder im

Vorbeifahren am Straßenrand auf? Kurze Schrecksekunde. Dann aber wieder

weiter im Text….

Manchmal sticht es zu, wie eine Nadel. Dieses Gefühl im Herzen, wenn ich

das Leid der anderen sehe und mich so machtlos fühle. Das Gesicht des

kleinen Mädchens in einem Flüchtlingslager, vielleicht so alt wie Elisabeth,

meine vierjährige Tochter. Sie schaut entsetzt in die Kamera eines

Fotographen und reißt die Hände hoch, weil sie denkt, die Kamera ist ein

Gewehr. Und ich denke: dieses Kind wird nie die Freude erleben, die unsere

Kinder erleben können.

Mein Blick wendet sich in diesem Moment zum Kreuz. Wohin denn auch

sonst? Was gäbe es denn noch als Alternative zum Weggucken? Das Kreuz in

meinem Leben: es ist die Richtung meines Gebets: Jesus, du weißt, was in mir

vorgeht. Du weißt, was ich gerade fühle. Du weißt, wie es ist hilflos gefesselt

zu sein. Ich halte mein Kreuz

hoch. Es darf nicht im Alltags-

geschäft vorbeisausen. Wenn ich

es in mir spüre, wenn ich es sehe,

soll es mich zum Beten bringen.

Es gibt Menschen, die hängen sich ein Kreuz an einer Kette um den Hals.

Wenn ich nachfrage: „Oh, sind Sie Christin?“ – „Nein, wieso?“ „Sie tragen

ein Kreuz.“ – „Ja, das ist doch nur ein Glückbringer“.

Das Kreuz als Glücksbringer? Das Kreuz war die schlimmste Todesform in

der Antike. Was soll daran Glück bringen? Bitte: hängen Sie sich kein Kreuz

um, wenn es ein Glücksbringer für Sie sein soll. Sprechen Sie ein Gebet,

wenn Sie es sich umlegen. Erinnern Sie sich dran, wenn Ihnen Leid begegnet.

Vom Kreuz geht Kraft aus. Es gibt mir festen Halt bei allem, was ich nicht

anders bewältigen kann.

Reflektionen - Das Kreuz4

Das Kreuz ist das Zeichen der

größten Hingabe, die es geben

kann.

Damals an jenem Tag. Drei Frauen und ein Jünger unter dem Kreuz: Danke,

dass ihr ausgehalten habt. Dass ihr nicht weggerannt seid oder weggeschaut

habt. Ihr habt es ausgehalten. Die Liebe, die unsichtbar, irgendwie verdeckt

aber trotzdem in der Nähe der Menschen da ist, die im Leid zueinander

stehen.

Welche Bedeutung mag das Kreuz für Gott haben? In mir hallt das letzte Wort

Jesu nach: „Es ist vollbracht.“ (Johannes-Evangelium, Kapitel 19, 30)

Rückblick: erinnern Sie sich an die Weihnachtsgeschichte. Bei seiner Geburt

wurde Jesus von dem Engel als der „Retter“ angekündigt. Jesus hatte einen

Auftrag. Auf den Punkt gebracht lautete sein Auftrag: „Rette die Welt“.

Nochmal sein letztes Wort: „Es ist vollbracht“. Müsste es nicht heißen: es ist

gescheitert?

Wenn es Gottes Ziel gewesen wäre, mit Gewalt die Welt zu verändern, hätte er

uns einen Superhelden á la Batman geschickt. Wenn die Menschheit

wirtschaftliche Lösungen gebraucht hätte – hätte Gott uns einen Ökonom

geschickt. Wenn wir Menschen mehr Unterhaltung gebraucht hätten – hätte

Gott uns einen Entertainer geschickt. Wenn wir Menschen ein neues

politisches System gebraucht

hätten – hätte Gott uns einen

Politiker geschickt.

Unter dem Kreuz merken wir, wie

sehr dieser Satz Winston

Churchills wahr wird: „Das Herz aller Menschheitsprobleme ist das

menschliche Herz“ – Genau deshalb hat er uns einen Retter geschickt. Einen,

der unser Herz mit seiner Liebe rettet.

Wie sonst kann jemand seine Liebe beweisen, als so, dass er für die, die er liebt

Reflektionen - Das Kreuz 5

Reflektionen - Das Kreuz6

sogar stirbt. Gott setzt aber noch einen drauf: denn er liebt sogar die, die ihn

töten. Es ist vollbracht – der Gipfel des Möglichen ist erreicht. Stärkere Liebe

kann es nicht mehr geben. Seine Mission, den Menschen Gottes Liebe zeigen,

ist vollbracht. Deshalb ihr Menschen: seht auf das Kreuz, denn es ist das

Zeichen der größten Liebe, die es geben kann.

Wie dreckiges Wasser aus dem Waschbecken durch den Abfluss läuft, so geht

der Dreck dieser Welt durch das Kreuz Jesu. Wie in einem Strudel der Gewalt

entlädt sich das menschenverachtende Handeln der Menschen an ihm. Seine

Antwort darauf ist: Liebe. Liebe, die all meinen eigenen Dreck erträgt und

aufnimmt. Liebe, die ich nachahmen will, so gut ich es kann.

Das Kreuz ist für mich Zeichen des Lebens. Wenn ich nichts mehr habe, das

Kreuz bleibt. Es ist Gottes Geschenk, Gottes Gabe an mich, der ich in dieser

Welt leben muss. Das Kreuz hat Kraft. Die unendliche Kraft der Liebe. Die

Jünger Jesu haben die wahre Stärke der Liebe Gottes drei Tage später erlebt.

„Es ist vollbracht“, sagt Jesus: Du hast einen Ort für das Unaussprechliche

dieser Welt. Du hast eine Richtung für deine Gebete. Das Kreuz steht - auch

wenn nichts mehr in deinem Leben da ist - für die Rettung deines Herzens. Du

hast die Rettung für dein Leben bekommen. Mach was draus.

Gebet:

Jesus, danke für die Liebe, die du uns gezeigt hast. Liebe, die über die Grenzen des

Todes geht. Du weißt, was in mir vorgeht. Du weißt, was ich gerade fühle. Ich bitte

dich für dafür, dass ich durch dich neues Leben, Kraft und Hoffnung für alles, was in

meinem Leben passiert, erhalten kann. Ich bitte dich, dass deine Sehnsucht nach

Liebe und Frieden in dieser Welt auch dort Menschen erreicht, wo Krieg und Angst

herrschen.

Mach mich zu einem Botschafter deiner Liebe. Amen.

Reflektionen - Ihr Kontakt zu uns 7

Anne BremerPfarrerinTel. 03473 - 888 130Email: anne.bremer@web.de

Holger HoltzPfarrerTel. 03473 - 888 140Email: holger.holtz@gmail.com

Thomas WiesenbergKantorTel. 03473 - 888 145Email: thwiesenberg@gmx.de

Erika Jagusch, GemeindepädagoginTel. 0177 - 1751119Email: nagyerika@yahoo.de

Anke GrothGemeindebüroTel. 03473 - 888 147Email: kirchspiel.aschersleben@gmail.com

Öffnungszeiten des Gemeindebüros Öffnungszeiten der Kirche:Mo. 13:00 - 18:00 Uhr Mo-Fr. 10 - 16:00 UhrDi. 8:00 - 15:00 Uhr Kirchenführungen sind auf Anfrage Do. 8:00 - 15:00 Uhr möglich.

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Gestaltung und Herausgeber: Anne Bremer, Holger HoltzFotos:

Reflektionen über unseren Glauben sind in unserem Kirchspiel nicht nur zu hören sondern auch zu lesen. Mit dieser kleinen Lektüre möchten wir Ihnen unsere Gedanken in die Hand geben. Wir wollen hiermit zum Nachdenken und Mitdenken anregen. In dieser Ausgabe lesen Sie Reflektionen über das Symbol der Christen: das Kreuz. Was bedeutet es, welche Bedeutung kann es für uns haben?

Der Text ist der Inhalt einer Predigt zu Karfreitag 2015 in der Johanniskirche, Aschersleben, gehalten von Pfarrer Holger Holtz.