das längsschnittprojekt familienentwicklung im lebenslauf...
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Das Längsschnittprojekt
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL):
Familienentwicklung beim Schulübertritt
O.Univ.-Prof. Dr. Brigitte ROLLETT, Ass.-Prof. Dr. Harald WERNECK
und Mag. Barbara Hanfstingl
FORSCHUNGSBERICHT
Universität Wien
Fakultät für Psychologie
Institut für
Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt (t5)
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung beim Schulübertritt
Projektleitung
O.Univ.Prof. Dr. Brigitte Rollett
Ass.Prof. Dr. Harald Werneck
Mitarbeiterinnen des Projektes „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung beim Schulübertritt“
Mag. Sandra Blaas
Vera Engenhart-Klein
Manuela Gratzer
Mag. Barbara Hanfstingl
Mag. Heidelinde Hirsch
Mag. Dagmar Inwanschitz
MMag. Sandra Reichenauer
Katharina Roth
Mag. Gudrun Schmitt
Mag. Doris Wölbitsch
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt (t5)
Inhaltsverzeichnis 1. Das Projekt „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL)........................................ 5 Brigitte Rollett und Harald Werneck
1.1 Überblick über die Resultate der ersten vier Erhebungswellen des Längsschnittsprojekts „Familienentwicklung im Lebenslauf“ (FIL) .......................... 8 1.2 Das Projekt „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung beim Schulübertritt“: Auswirkungen des Schulübertritts eines Kindes auf das Familiensystem ..................................................................................................... 10
1.2.1 Einleitung ............................................................................................ 10 1.2.2 Methodisches Vorgehen ..................................................................... 11
2. Die Familie beim Schulübertritt des Kindes: Mütter- und Vätertypen ................ 13 Gudrun Schmitt
2.1 Die Müttertypen zum fünften Untersuchungszeitpunkt ............................... 13 2.1.1 Beschreibungen der Müttertypen ........................................................ 15
2.2 Die Vätertypen zum fünften Untersuchungszeitpunkt................................. 16 2.2.1 Beschreibungen der Vätertypen.......................................................... 17
2.3 Aufteilung der Haushaltstätigkeiten ............................................................ 19 2.4 Aufteilung der kindbezogenen Tätigkeiten ................................................. 20 2.5 Zufriedenheit der Partnerinnen mit der Aufteilung der Zeit für Familie, Freizeit und Beruf.................................................................................................. 21 2.6 Partnerschaftsqualität aus Väter- und Müttersicht...................................... 22 2.7 Eingeschätzte Bedeutung der Familie, positive Bewertung der Kinderbetreuungs- und der Hausarbeit bei den Müttern ....................................... 24 2.8 Reaktionen der Partnerinnen auf die von den Vätertypen gelebten Rollenkonzepte ..................................................................................................... 25 2.9 Mütterliche Belastung durch die Berufstätigkeit ......................................... 26 2.10 Paarkombinationen von Müttern und Vätern .............................................. 27
2.10.1 Längsschnittliche Betrachtung der Partnerschaftsqualität................... 28 Harald Werneck, Brigitte Rollett, Barbara Hanfstingl und Sandra Reichenauer
2.11 Prädiktoren elterlicher Trennung und Scheidung ....................................... 31 3. Sozial-emotionale Entwicklung des Kindes: Das kindliche Temperament, die Bindung an die Eltern und die Beziehung zu Freunden............................................ 37 Brigitte Rollett und Barbara Hanfstingl
3.1 Das kindliche Temperament....................................................................... 37 3.1.1 Die Skalen des Temperamentfragebogens......................................... 37
Heidelinde Hirsch und Harald Werneck 3.1.2 Interkorrelationen der Skalen .............................................................. 40 3.1.3 Die kindlichen Temperamentstypen und ihre Charakterisierung......... 41
Brigitte Rollett und Barbara Hanfstingl 3.1.4 Beschreibung der Temperamentstypen .............................................. 43 3.1.5 Die Wanderung der Temperamentstypen im Längsschnitt ................. 46 3.1.6 Die Temperamentstypen im NEO-Fünf-Faktoren-Inventar.................. 48
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt (t5)
3.1.7 Die Temperamentstypen im Wiener Persönlichkeitsfragebogen für Kinder ............................................................................................................ 51 3.1.8 Temperamentstypen und Intelligenz ................................................... 53 3.1.9 Temperamentstypen und Anstrengungsvermeidung........................... 54
3.2 Die Bindung an die Eltern und die Beziehung zu den Freunden ................ 56 3.2.1 Die Bindung an die Eltern: Skalen des Fragebogens „Bindung an die Eltern“ ............................................................................................................ 57 3.2.2 Die Beziehung zu den Freunden: Skalen des Fragebogens „Beziehung zu Freunden“ ..................................................................................................... 59
3.3 Bindung an die Eltern, Beziehung zu Freunden und Temperamentstypen 62 4. Der Schulübertritt des Untersuchungskindes: Belastung und Bewältigung ....... 67 Brigitte Rollett und Barbara Hanfstingl
4.1 Der Fragebogen zum Schulübertritt ........................................................... 67 4.2 Die Schulübertrittstypen und ihre Charakterisierung .................................. 72 4.3 Schulübertritt und Temperament ................................................................ 79 4.4 Bindung an die Eltern und Schulübertrittsbewältigung ............................... 82 4.5 Beziehung zu den Freunden und Schulübertrittsbewältigung .................... 84 4.6 Anstrengungsvermeidung und Schulübertrittsbewältigung......................... 87 4.7 Intelligenz und Schulübertrittsbewältigung ................................................. 89 4.8 Veränderung der Schulnoten von der Grundschule zur weiterführenden Schule ................................................................................................................... 90
5. Familiale Ursachen der Entwicklung schulischer Anstrengungsvermeidung ..... 92 Brigitte Rollett
5.1 Neigung zur Anstrengungsvermeidung, Bindungserleben und Persönlichkeit: Korrelative Beziehungen............................................................... 92 5.2 Pfadanalytische Auswertungen .................................................................. 94
6. Kurzzusammenfassung ..................................................................................... 99 7. Literaturverzeichnis ......................................................................................... 100 ANHANG 1: Erhebungsinstrumente ....................................................................... 105
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
1. Das Projekt „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL)
Brigitte Rollett und Harald Werneck
Die vorliegenden Studie stellte die fünfte Erhebungswelle des Längsschnittprojektes
„Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL)“ dar, deren Globalziel es ist, die familiäre
Entwicklung von Familien, die ihr erstes, zweites oder drittes Kind erwarteten, von
der Schwangerschaft der Mutter bis zum Erwachsenenalter zu begleiten, um
günstige und ungünstige Bedingungskonstellationen für das familiäre
Zusammenleben und die kindliche Entwicklung ermitteln zu können. Wie in diesem
Bericht dargestellt wird, können die erhaltenen Resultate für die Praxis, vor allem
aber die Prävention problematischer Entwicklungen (z.B. Schulschwierigkeiten bzw.
Verhaltensstörungen auf Seiten des Kindes oder Partnerschaftsprobleme auf Seiten
der Eltern, die im ungünstigsten Fall zu Trennung und Scheidung führen) wesentliche
Aufschlüsse liefern.
Der hier berichtete Projektabschnitt befasst sich mit der individuellen
Familienentwicklung in der Zeit des Übertritts des Untersuchungskindes von der
Grundschule in die Sekundarstufe 1. Allgemein sind derartige Übergänge als
„kritische Lebensereignisse“ anzusehen. Der Übertritt eines Kindes in die
weiterführende Schule bedeutet daher sowohl für es selbst als auch für die Familie
als Ganzes, dass neue Anforderungen bewältigt werden müssen: Die damit
verbundenen Umorientierungen und Belastungen können sich auf die
Partnerschaftsqualität der Eltern und das familiäre Zusammenleben allgemein sowie
auf die weitere kindliche Entwicklung auswirken. Im Unterschied zu
Querschnittuntersuchungen ist es im Rahmen einer Längsschnittstudie wie der
vorliegenden möglich, diese Veränderungen auf Grund der bereits vorliegenden
Informationen über die Biographie der jeweiligen Familie und die zugeordneten
Datensätze differenziert zu untersuchen und zu interpretieren.
Das Projekt „Familienentwicklung im Lebenslauf: Familienentwicklung beim
Schulübertritt“ basiert auf folgenden Vorläuferstudien: Das vom Jubiläumsfonds der
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Nationalbank in den Jahren 1990 bis 1992/93 geförderte Jubiläumsfondsprojekt Nr.
3722 „Die Bedeutung von Rollenauffassungen junger Eltern für den Übergang zur
Elternschaft” (vgl. den Abschlussbericht von Rollett & Werneck, 1993 und die im
Literaturverzeichnis angeführten Veröffentlichungen), das Projekt
„Familienentwicklung beim Übergang in das Kindergartenalter“ (Institutsfinanzierung)
und das von 1999 bis 2001 geförderte Jubiläumsfondsprojekt Nr. 7518,
„Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung im Schulalter des
Kindes“ (vgl. den Abschlussbericht von Rollett & Werneck, 2001a, 2001b, 2001c und
die im Literaturverzeichnis angeführten Veröffentlichungen). Diese Studien führten zu
wesentlichen Erkenntnissen über Bewältigungsformen familiärer Transitionsphasen
von der Geburt eines Kindes bis zu dessen Schuleintritt.
In der ersten Vorläuferstudie wurden 175 Ehepaare untersucht, die ihr erstes,
zweites oder drittes Kind erwarteten. Die erste Erhebungswelle fand im 6.
Schwangerschaftsmonat statt; die zweite, als das Kind 3 Monate alt war. Die dritte
Erhebungswelle erfolgte, als das Kind 3 Jahre alt war und die vierte Erhebungswelle
im Grundschulalter des Kindes).
Im Rahmen der ersten beiden, unter dem Projekttitel „Die Bedeutung von
Rollenauffassungen junger Eltern für den Übergang zur Elternschaft” laufenden
Erhebungswellen wurde vor dem Hintergrund der beobachtbaren gesellschaftlichen
Veränderungen, im Verhältnis zwischen Müttern und Vätern untersucht, wie junge
Eltern die zumeist mit großen Umstellungen verbundene Phase der
Familiengründung bzw. -erweiterung gestalten, von welchen Rollenvorstellungen sie
geleitet werden und welche Problemkonstellationen dabei typischerweise auftreten.
Zu diesem Zweck wurde sowohl zum ersten Erhebungszeitpunkt im 6.
Schwangerschaftsmonat (t1) als auch drei Monate nach der Geburt des Kindes (t2)
ein umfassendes Fragebogeninventars eingesetzt: Zur Anwendung kamen dabei der
Partnerschaftsfragebogen von Hahlweg (1979), der Elternschaftsfragebogen von
Nickel, Grant und Vetter (1990) zur Erfassung der elterlichen Rolleneinstellungen
sowie ein umfassender Fragebogen zur Erfassung der Gesamtsituation (betreffend
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
die Geburtsvorbereitung bzw. den Geburtsverlauf, den Gesundheitszustand des
Kindes, Umgang mit dem Kind, Kinderwunsch, Änderungen durch das Kind,
Änderungswünsche, Freizeitverhalten, Bedeutung von Beruf und Familie,
Arbeitsteilung zwischen den Partnern, Verhältnis zur Herkunftsfamilie,
Freundeskreis, Wohnsituation, soziodemographische Daten usw.). Beim zweiten
Testzeitpunkt wurden diese Erhebungsinstrumente zur Erfassung der elterlichen
Situation erneut eingesetzt. Außerdem wurden die 3 Monate alten Kinder mit den
Bayley-Scales auf ihre mentale und psychomotorische Entwicklung hin getestet und
die Mütter mit Hilfe eines eigens in Anlehnung an das Konzept von Thomas und
Chess (1977) konstruierten Temperamentfragebogen über das Temperament ihrer
Kinder befragt.
Drei Jahre später erfolgte die dritte Erhebung (t3), bei der 152 Familien erneut
befragt werden konnten, wobei neben den bereits erwähnten Verfahren
(Partnerschaftsfragebogen, Elternschaftsfragebogen und Fragebogen zur
Gesamtsituation – in leicht modifizierten Versionen) die „Kaufman Assessment
Battery for Children“ (Melchers & Preuß, 1991) und der „Wiener Entwicklungstest“
(Kastner-Koller & Deimann, 1998) zur umfassenden Erhebung des
Entwicklungsstandes der Dreijährigen eingesetzt. Außerdem kam eine adaptierte
Version des Fragebogens zur Erfassung des Temperaments zum Einsatz.
Bei der vierten Erhebungswelle (t4), die im Rahmen des Projekts
„Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung im Schulalter des
Kindes“ durchgeführt wurde, wurden folgende Verfahren verwendet: Neben den
bereits bewährten (dem Alter entsprechend adaptierten) Fragebogenbatterie kamen
der HAWIK-III (Tewes, Schallberger & Rossmann, 2000) zur Erfassung der
Intelligenz der Kinder, die Hamburger Erziehungsverhaltensliste HAMEL
(Baumgärtel, 1979), ein eigens entwickelter Persönlichkeitsfragebogen für die
Kinder, die Bildversion des Anstrengungsvermeidungstests (AVT; vgl. H. Ambros,
1982, R. Ambros, 1985) ein Erfassungsinstrument zur Erhebung der
Bindungssicherheit, der Geschwisterbeziehung und der Beziehung der Kinder zu den
Eltern zum Einsatz.
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
1.1 Überblick über die Resultate der ersten vier Erhebungswellen des Längsschnittsprojekts „Familienentwicklung im Lebenslauf“ (FIL)
Ein wesentliches Ziel der differentiellen Befunde des Längsschnittprojektes ist es,
Möglichkeiten aufzuzeigen, negative Entwicklungen in der Familie frühzeitig zu
erkennen, um entsprechende präventive Maßnahmen setzen zu können.
Betrachtet man die ersten Jahre der Familiengründungs- bzw. -erweiterungsphase
aus Perspektive der Eltern, so fallen in erster Linie die markanten Veränderungen im
Bereich der Partnerschaftsqualität ins Auge. Diese entwickelte sich von der
Schwangerschaft bis drei Jahre nach Geburt des Kindes signifikant negativ (vor
allem bei Ersteltern). Sowohl aus Sicht der Mütter wie auch der Väter kam es zu
einem Anstieg des Streitverhaltens bei gleichzeitiger Einschränkung der
Kommunikation und Abnahme des empfundenen Zärtlichkeitsverhaltens zwischen
den Partnern (speziell wenn es sich um ein männliches Kind handelte). In diesem
Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass bei der Arbeitsaufteilung im Haushalt
und bei der Kinderversorgung die Mütter – entgegen den Vorstellungen vor der
Geburt des Kindes – in zunehmendem Maß eindeutig die Hauptlast übernahmen.
Auch in den sozialen Kontakten kam es im Beobachtungszeitraum für beide
Elternteile zu beträchtlichen Veränderungen. Väter gaben dabei durchschnittlich
einen kleineren Freundes- und Bekanntenkreis an als die Mütter, wobei der Wunsch
nach mehr außerfamilialen Kontakten interessanterweise drei Jahre nach der Geburt
des Kindes deutlich anstieg. Damit zusammenhängend erhöhte sich auch
kontinuierlich, sowohl bei Vätern und Müttern (speziell den nicht-erwerbstätigen), der
Eindruck einer Belastung durch das Kind, was jedoch nicht mit generell negativer
werdenden Einstellungen gegenüber Kindern einherging. Die empfundene Belastung
der Eltern hängt – wie pfadanalytisch gezeigt werden konnte – generell vor allem von
Partnerschaftsvariablen, der Freude an Kindern, aber (insbesondere für Mütter) auch
stark vom Temperament des betreffenden Kindes ab.
Bei den Väter ergaben sich aufgrund clusteranalytischer Auswertungen folgende
Einstellungstypen: Die „Neuen“ Väter (15.9%), die „familienorientierten“ Väter
(31.7%) und die „eigenständigen“ Väter (52.4%). Die Mütter wurden unterteilt in
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
„selbstbewusste, kinderliebende“ Mütter (23.8%), „emanzipierte Mütter, die Kinder
nicht als Belastung erleben“ (13.4%), „emanzipierte Mütter, die Kinder als Belastung
erleben“ (31.7%), „überforderte Mütter, die Kinder weniger als Belastung erleben“
(9.8%) und „überforderte Mütter, die Kinder als starke Belastung erleben“ (21.3%).
Von Interesse waren nun wiederum Veränderungen bzw. Verschiebungen zwischen
diesen Gruppen von einem Erhebungszeitpunkt zum nächsten. So reduzierte sich
etwa bei den Vätern die Gruppe der „Neuen“ Väter vom ersten Zeitpunkt (d.h. von
der Geburt des Kindes) bis zum zweiten, als das Kind 3 Monate alt war, fast um die
Hälfte, während in den folgenden 3 Jahren ein deutlicher Zuwachs der Gruppe der
„eigenständigen“ Väter, interpretierbar als zunehmende Distanzierung von familiären
Belangen, beobachtet wurde.
Mit Hilfe der beiden neu konstruierten Temperamentfragebögen konnten
(clusteranalytisch) Gruppen mit jeweils typischem Temperamentskalenprofil
unterschieden werden: Dies waren – analog zur klassischen New Yorker
Längsschnittstudie von Thomas und Chess, 1977 – bei den 3 Monate alten Kindern
die gut angepassten „Easy“-Babys (47.2%), die im Umgang schwierigen „Difficult“-
Babys (9.2%) und die langsam reagierenden „Slow-to-warm-up“-Babys (43.6%). Drei
Jahre später ergaben sich vier Temperamentformen: Kontaktscheue und
introvertierte Zurückgezogene Kinder (45.1%), pflegeleichte und emotional
intelligente „Easy“-Kinder (17.7%), schwierige „dominante“ Kinder (8.8%) und eine
unauffällige „Normalgruppe“ (28.3%). Im Beobachtungszeitraum von drei Jahren
konnten dabei einige bemerkenswerte Veränderungen bzw. Verschiebungen
festgestellt werden: So wurden nun etwa 90% der „Difficult“-Babys den
Zurückgezogenen Kindern zugeordnet oder fast doppelt so viele „Slow-to-warm-up“-
Babys wie erwartet den „dominanten“ Kindern.
Von den Resultaten zur vierten Erhebungswelle sind vor allem die weiter negativen
Entwicklungen im Partnerschaftsbereich bemerkenswert, wobei insbesondere die im
Vergleich zum dritten Untersuchungszeitpunkt sich nochmals deutlich
verschlechternden Werte aus Sicht der Väter hervorstechen (s. genauer z. B.
Werneck, submitted a). Aus Sicht der Mütter scheint sich die Partnerschaftsqualität in
den vorangegangenen 5 Jahren eher stabilisiert zu haben, allerdings doch auf
deutlich niedrigerem Niveau als vor der Geburt des Kindes oder auch kurz danach.
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Ein interessantes Ergebnis ist, dass weniger traditionell strukturierte Partnerschaften
besonders gefährdet für negative Entwicklungen der Partnerschaftsqualität sind. Für
die Mütter lassen sich die Veränderungen in der Partnerschaftsqualität auch durch
Temperamentindikatoren des Kindes vorhersagen, da Wechselwirkungen zwischen
der Partnerschaftsqualität und dem kindlichen Temperament vorliegen.
Die Ergebnisse der Studie zur weiteren Entwicklung der verschiedenen
Temperamentstypen widersprechen vor allem einem strikten Stabilitätskonzept des
Temperaments (s. genauer z.B. Rollett & Werneck, 2001d; Werneck, submitted b).
Insbesondere im Fall eines schwierigen Temperaments im Säuglingsalter („difficult
temperament“) ist es daher eine wichtige Konsequenz für die Praxis, den prädiktiven
Wert, etwa für spätere Verhaltensstörungen, nicht über zu bewerten, sondern als
Signal zu nützen, um durch entsprechende Maßnahmen rechtzeitig gegenzusteuern.
1.2 Das Projekt „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung beim Schulübertritt“: Auswirkungen des Schulübertritts eines Kindes auf das Familiensystem
1.2.1 Einleitung
Das Projekt „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL): Familienentwicklung beim
Schulübertritt“ stellt die fünfte Erhebungswelle des Längsschnittprojekts dar. Es
konnte terminlich so festgesetzt werden, dass sich die Untersuchungskinder gerade
in dieser Schulübertrittsphase befanden. Der Übertritt von der Grundschule in eine
Sekundarstufe 1 stellt einen wichtigen Übergang dar. Als „kritische
Lebensereignisse“ werden sowohl positive als auch negative Ereignisse bezeichnet,
die einen Einschnitt in das Leben eines Menschen bedeuten, wie etwa die Heirat,
aber auch die Geburt eines Kindes oder der Tod eines Familienangehörigen (siehe
dazu z.B. Bronfenbrenner, 1981; Filipp, 1995; Lohaus, Elben, Ball & Klein-Hessling,
2004; Meckelmann, 2004; Sirsch, 2000; Valtin & Wagner, 2004). „Kritische
Lebensereignisse Probleme schaffen können und Verluste mit sich bringen, sie
machen eine Umstellung von Lebensplänen und Handlungsroutinen notwendig“
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
(Montada, 2002, S. 42). Es kann daher davon ausgegangen werden, dass auch der
Übertritt von der Grundschule in die Sekundarstufe 1 Einfluss auf das Gesamtsystem
der Familie hat, da nicht nur für die betroffenen Kinder Umstellungen und neue
Anforderungen zu bewältigen sind, sondern auch die Familie, die das Kind in einer
Phase der sozialen und leistungsbezogenen Veränderungen begleiten.
1.2.2 Methodisches Vorgehen
Wie dies bereits bei den ersten vier Erhebungswellen der Fall war, wurden die Kinder
erneut im Rahmen von Hausbesuchen untersucht. Die Fragebögen für die Eltern
wurden bei dieser Gelegenheit ausgeteilt und darum gebeten, sie postalisch zu
retournieren. Eine Gruppe der eingesetzten Erhebungsinstrumente bestand aus
Adaptationen der bereits in den Vorläuferstudien verwendeten Verfahren, um die
Vergleichbarkeit mit den bisherigen Resultaten zu sichern, wobei gelegentlich
Anpassungen an die veränderte Alterssituation des Kindes durch entsprechende
Umformulierungen der Items vorgenommen wurden.
Kernstücke der Untersuchungsinstrumente der vierten Erhebungswelle, die in die
hier berichtete fünfte Untersuchungswelle übernommen wurden, bildeten folgende
Verfahren: Die bereits bewährten Skalen zur Erfassung der Gesamtsituation
(soziodemographische Daten, Umgang der Eltern mit dem Kind, Änderungswünsche
hinsichtlich des familiären Zusammenlebens, Freizeitverhalten, Bedeutung von Beruf
und Familie, Arbeitsteilung zwischen den Partnern, Verhältnis zur Herkunftsfamilie,
Freundeskreis, berufliche Situation, Wohnsituation usw.), die Erfassung der
elterlichen Rollenauffassungen und Einstellungen (mit dem Elternschaftsfragebogen
von Nickel, Grant und Vetter, 1990), die Erhebung der elterlichen
Partnerschaftsqualität mit Hilfe des Partnerschaftsfragebogens von Hahlweg (1979),
Erfassung der kindlichen Entwicklung durch den Wiener Persönlichkeitsfragebogen
für Kinder (WPK) und den an die Altersgruppe angepassten
Temperamentsfragebogen.
An neuen Verfahren zur Ermittlung der mit dem erfolgten Schulübertritt
zusammenhängenden Veränderungen auf Seiten des Kindes wurden folgende
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Instrumente eingesetzt: Zur Erfassung der Bewältigung des Schulübertritts in seinen
verschiedenen Facetten wurde eine adaptierte Kurzversion eines von Ensbacher
(2001) in Anlehnung an Sirsch (2000) entwickelten Instrumentariums eingesetzt.
Ensbacher wertete den Fragebogen nur auf Einzelitemebene aus. Ein wesentliches
Anliegen der vorliegenden Studie war es, entsprechende Skalen zu entwickeln, um
anspruchsvollere statistische Auswertungen durchführen zu können. Außerdem
wurde ein Veränderungsindex zur Bewertung der erfahrenen Veränderungen infolge
des Schulübertritts in den Schularbeitenfächern Mathematik und Deutsch berechnet.
Um den Einfluss der Beziehungsgestaltung zu den Eltern und Freunden einbeziehen
zu können, wurde eine Übersetzung des Inventory of Parent and Peer Attachment
von Armsden und Greenberg (1987) in die Testbatterie aufgenommen.
Auswirkungen auf die Bereitschaft der Untersuchungskinder, Anstrengungen in
schulrelevante Tätigkeiten zu investieren, wurden mit Hilfe des
Anstrengungsvermeidungstests von Rollett und Bartram (19983) erfasst. Weitere
Indikatoren bezogen sich auf die Erfassung der Peerakzeptanz und die Zufriedenheit
mit der gewählten Schultype. In Tab. 1 sind die Teilnehmerquoten der
Untersuchungsfamilien zu den einzelnen Erhebungszeitpunkten ersichtlich.
Tab. 1 Teilnahmequoten am FIL-Projekt zu den fünf Erhebungszeitpunkten (3 Monate vor, 3 Monate nach, 3 Jahre nach, 8 Jahre und 11 Jahre nach der Geburt des Kindes)
t1 t2 t3 t4 t5 Väter 175
(100 %)a167 (95 %)
147 (84 %)
124 (71 %)
120 (69%)
Mütter 175 (100 %)
168 (96 %)
152 (87 %)
137 (78 %)
135 (77%)
Kinder – 164 (94 %)
117 (67 %)
143 (82 %)
144 (82%)
a in runden Klammern: Prozente, in Relation zum ersten Testzeitpunkt (175=100 %);
12
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2. Die Familie beim Schulübertritt des Kindes: Mütter- und Vätertypen
Gudrun Schmitt
Wie Eltern ihre Elternrolle zu einem gegebenen Zeitpunkt der Familienentwicklung
ausfüllen, ist mit dafür verantwortlich, wie sie mit den familiären Aufgaben umgehen
und sie bewältigen. Parallel zur Entwicklung der Kinder in der Familie ändern sich die
familiären Rahmenbedingungen und damit die Art der Bewältigung der familiären
Entwicklungsaufgaben (Rollett & Werneck, 2002b).
Um die typischen familiären Rollenkonzepte von Müttern und Vätern zum Zeitpunkt
des Schulübertritts den Untersuchungskindes ermitteln zu können, wurden
hierarchische Clusteranalysen nach dem Modell von Ward (vgl. Rollett & Bartram,
1976) mit Hilfe der Skalen des Elternschaftsfragebogens von Nickel, Grant und
Vetter (1990) durchgeführt. Dies führte zu in dem im Folgenden beschriebenen
Mütter- und Vätertypen.
2.1 Die Müttertypen zum fünften Untersuchungszeitpunkt
Die Clusteranalyse des Elternschaftsfragebogens der Mütter ergab fünf Typen. In
Tab. 2 bzw. Abb. 1 sind die Cluster anhand der Mittelwerte der jeweiligen Skalen
dargestellt.
13
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 2 Skalenmittelwerte der fünf Müttercluster Skalen des Elternschafts-fragebogens für Mütter
Kindorientierte Mütter
Emanzipierte, Unbelastete Mütter
Wenig traditionelle, Belastete Mütter
Berufs-orientierte, Belastete Mütter
Traditionelle Mütter
Belastung durch Kinder
2.6741
1.9969
2.8569
2.9107
2.1184
Wert von Kindern
3.4599
2.8210
2.9027
2.9676
3.3636
Traditionelle Elternrolle
1.8081
1.3868
1.5432
1.7444
1.9545
Reproduktiver Wert der Familie
2.4931
1.6999
1.6254
2.4590
2.4230
Mutterrolle vs. Berufsrolle
2.6892
1.8595
2.2398
1.6911
2.1266
-1,5
-1
-0,5
0
0,5
1
1,5
Belastu
ng
Wert des
Kindes
Tradit.
Eltern
rolle
Repro
dukt. W
ert
Mutterro
lle
Kindorientierte Mütter(N = 32)
Emanzipierte,Unbelastete Mütter (N = 23)Wenig traditionelle,Belastete Mütter (N = 21)Berufsorientierte,Belastete Mütter (N = 20)Traditionelle Mütter (N = 22)
Abb. 1 Müttertypen (Elternschaftsfragebogen von Nickel, Grant & Vetter)
14
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2.1.1 Beschreibungen der Müttertypen
1. Kindorientierte Mütter (27.1 %)
Die „Kindorientierten Mütter“ sind stark an ihrer Mutterrolle orientiert. Ihr
Lebensmittelpunkt sind die Kinder, nicht der Beruf. Sowohl den emotionalen Wert als
auch den reproduktiven Wert von Kindern schätzen sie sehr hoch ein, erleben aber
auch die Belastung durch Kinder. Ihre Rolleneinstellung ist eher traditionell.
2. Emanzipierte, Unbelastete Mütter (19.5 %)
Die Gruppe der „Emanzipierten, Unbelasteten Mütter“ umfasst berufstätige Mütter mit
ausgeprägt egalitärer Rolleneinstellung, die Kinder nicht als Belastung erleben. Der
Beruf ist ihnen sehr wichtig. Sowohl den emotionalen als auch den reproduktiven
Wert von Kindern schätzen sie als niedrig ein.
3. Wenig traditionelle, Belastete Mütter (17.8 %)
Die wenig „Traditionellen, Belasteten Mütter“ haben zwar eine egalitäre
Rollenauffassung, fühlen sich aber durch Beruf und Kind(er) stark belastet. Den Wert
von Kindern schätzen sie als gering, den reproduktiven Wert der Familie als sehr
gering ein.
4. Berufsorientierte, Belastete Mütter (16.9 %)
Für die „Berufsorientierten, Belasteten Mütter“ ist der Beruf extrem wichtig, sie fühlen
sich jedoch stark belastet. Für sie steht der reproduktive (funktionale) Wert von
Kindern gegenüber dem emotionalen Wert im Vordergrund. Bezüglich ihrer
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Rolleneinstellung liegen sie in der Mitte zwischen dem egalitären und dem
traditionellen Pol.
5. Traditionelle Mütter (18.6 %)
Die Mütter dieser Gruppe sind hinsichtlich der Rollenauffassung sehr traditionell
eingestellt. Sie schätzen sowohl den Wert von Kindern an sich als auch deren
reproduktiven Wert als hoch ein und erleben Kinder nicht als Belastung.
2.2 Die Vätertypen zum fünften Untersuchungszeitpunkt
In ähnlicher Weise wie die Müttertypen wurden Typen von Vätern bestimmt. Auch
hier ergaben sich fünf Cluster (vgl. Tab. 3 bzw. Abb. 2).
Tab. 3 Skalenmittelwerte der fünf Vätercluster Skalen des Elternschafts-fragebogens für Väter
Belastete, Traditionelle Väter
Familien-orientierte, Traditionelle Väter
Neue Väter
Belastete, nicht-Traditionelle Väter
Distanzierte Väter
Belastung durch Kinder
2.7619
2.5055
2.0381
2.7905
2.0370
Funktionaler Wert von Kindern
2.5460
2.9445
2.8880
2.1460
1.8519
Traditionelle Rollenaufteilung
2.0434
2.2805
1.4797
1.4167
1.6627
Emotionaler Wert von Kindern
2.7582
3.3383
3.1630
2.5921
2.5385
16
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
-1,5
-1
-0,5
0
0,5
1
1,5
Belastu
ng
Funkt. W
ert
Tradit.
Rollenau
ft.
Emot. Wert
Belastete, TraditionelleVäter (N = 21)
Familienorientierte,Tradit. Väter (N = 23)
Neue Väter (N= 24)
Belastete, Nicht-tradit.Väter ( N = 18)
Distanzierte Väter (N = 18)
Abb. 2 Vätertypen (Elternschaftsfragebogen von Nickel, Grant & Vetter)
2.2.1 Beschreibungen der Vätertypen
Anhand ihrer Ausprägungen in den Einstellungsskalen lassen sich die fünf
Vätertypen folgendermaßen beschreiben:
1.Belastete, Traditionelle Väter (20.2 %)
Diese Väter schätzen die Belastung durch Kinder sehr hoch ein. Sie vertreten eine
traditionelle Rolleneinstellung. Den emotionalen Wert von Kindern empfinden sie als
eher gering.
17
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2. Familienorientierte, Traditionelle Väter (22.1 %)
Die „Familienorientierten, traditionellen Väter“ zeichnen sich durch eine sehr
traditionelle Einstellung bezüglich der Rollenaufteilung aus. Die Familie hat für sie
einen hohen Stellenwert: Sie schätzen sowohl den Wert von Kindern an sich als
auch deren funktionalen Wert als sehr hoch ein. Die Belastung durch Kinder
empfinden sie als vergleichsweise gering.
3. Neue Väter (23.1 %)
Die Gruppe der „Neuen Väter“ vertritt eine sehr egalitäre Rolleneinstellung. Diese
Väter schätzen sowohl den emotionalen als auch den funktionalen Wert von Kindern
als hoch ein und fühlen sich durch sie nicht belastet.
4. Belastete, Nicht-traditionelle Väter (17.3 %)
Die Väter dieses Clusters empfinden Kinder als große Belastung. Im Unterschied zu
„Belasteten, traditionellen Vätern“ haben sie allerdings eine sehr egalitäre
Rolleneinstellung. Sowohl den emotionalen als auch den funktionalen Wert von
Kindern stufen sie als sehr gering ein.
5. Distanzierte Väter (17.3 %)
Die „Distanzierten Väter“ fühlen sich am wenigsten belastet. Die Familie spielt in
ihrem Leben eine geringe Rolle. Den emotionalen Wert von Kindern sowie deren
funktionalen Wert schätzen sie als extrem gering ein. Ihre Rolleneinstellung ist eher
nicht traditionell.
18
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Im nächsten Abschnitt soll die Bewältigung der familiären Aufgaben und die
Zufriedenheit mit den jeweiligen Lösungen aus der Sicht der Väter dargestellt
werden.
2.3 Aufteilung der Haushaltstätigkeiten
Vergleicht man die Vätertypen hinsichtlich ihrer Bereitschaft, sich an den
Haushaltstätigkeiten zu beteiligen, werden folgende Unterschiede deutlich (Tab. 4):
Die relative Beteiligung an den Haushaltstätigkeiten ist nach eigenen Aussagen bei
den Neuen Vätern am größten, dicht gefolgt von den Belasteten, Nicht-traditionellen
Vätern. An dritter Stelle stehen die Distanzierten Väter. Auf diese folgen die
Belasteten, Traditionellen Väter, und am wenigsten engagieren sich die
Familienorientierten Väter.
Tab. 4 Vätertypen und selbsteingeschätzte Beteiligung an den Haushaltstätigkeiten N M SD F p
Belastete, Tradit. Väter 21 2.20 .42 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.04 .47 Neue Väter 22 2.51 .51 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.45 .63
Aufteilung der Haushalts-tätigkeiten
Distanzierte Väter 17 2.31 .40
3.254 .015 signifikant
p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalyse; Kodierung: 1=ich nie, 2=ich seltener, 3=beide zu gleichen Teilen, 4=überwiegend ich, 5=immer ich.
Hinsichtlich der Zufriedenheit mit der Aufteilung bestehen keine Unterschiede
zwischen den Gruppen (Tab. 5).
Tab. 5 Vätertypen und Zufriedenheit mit der Aufteilung der Haushaltstätigkeiten N M SD p(1)
Belastete, Tradit. Väter 21 1.99 .13 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.07 .18 Neue Väter 22 2.05 .20 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 1.94 .20
Zufriedenheit mit der Aufteilung der Haushaltstätigkeiten Distanzierte Väter 17 1.99 .13
.366 nicht signifikant
(1)=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: 1=sie sollte sich mehr darum kümmern, 2=ja, bin so zufrieden, 3=sie sollte es mehr mir überlassen.
19
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2.4 Aufteilung der kindbezogenen Tätigkeiten
Hinsichtlich der Beteiligung an kindbezogenen Tätigkeiten existieren zwischen den
Vätertypen hoch signifikante Unterschiede (Tab. 6): Neue Väter engagieren sich bei
der Kinderbetreuung am meisten, dicht gefolgt von den Belasteten, Nicht-
traditionellen Vätern. An dritter Stelle stehen gemeinsam die Belasteten,
Traditionellen und die Distanzierten Väter. Das geringste Engagement zeigen die
Familienorientierten Väter. Tab. 7 zeigt die Ergebnisse für die Teilskalen. In der
Skala „Aktivität“ bestehen signifikante Unterschiede: Das größte Engagement zeigen
demnach die Neuen Väter und die Belasteten, Nicht-traditionellen Väter. Es folgen
die Belasteten, Traditionellen und die Distanzierten Väter. An letzter Stelle stehen
erneut die Familienorientierten Väter. An fürsorglichen Tätigkeiten beteiligen sich die
Belasteten, Nicht-traditionellen Väter am meisten, dicht gefolgt von den Neuen
Vätern. An dritter Stelle stehen die Belasteten, Traditionellen, an vierter die
Distanzierten und an letzter Stelle die Familienorientierten Väter. In der Skala
„Schule“ bestehen tendenziell signifikante Unterschiede: Wiederum ist das
Engagement der Neuen Vätern am größten, an letzter Stelle stehen die Distanzierten
und die Familienorientierten Väter.
Tab. 6 Vätertypen und selbsteingeschätzte Beteiligung an der Kinderbetreuung (Gesamtskala) N M SD p(1)
Belastete, Tradit. Väter 21 2.38 .31 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.25 .40 Neue Väter 22 2.65 .28 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 2.59 .40
Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Kind - Gesamtskala Distanzierte Väter 17 2.32 .40
.001 hoch signifikant
(1)=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: 1=ich nie, 2=ich seltener, 3=beide zu gleichen Teilen, 4=überwiegend ich, 5=immer ich.
20
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 7 Vätertypen und selbsteingeschätzte Beteiligung an der Kinderbetreuung (Teilskalen) N M SD p(1)
Belastete, Tradit. Väter 21 2.13 .59 Familienorient., Tradit. Väter 22 2.05 .49 Neue Väter 21 2.46 .55 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 2.34 .92
Skala „Schule“
Distanzierte Väter 17 2.09 .41
.126 nicht signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 2.84 .37 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.65 .57 Neue Väter 22 3.05 .39 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 3.03 .44
Skala „Aktivität“
Distanzierte Väter 17 2.79 .58
.035 signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 2.37 .31 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.17 .41 Neue Väter 22 2.48 .23 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 2.55 .36
Skala „Fürsorge“
Distanzierte Väter 17 2.25 .43
.012 signifikant
(1)=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: 1=ich nie, 2=ich seltener, 3=beide zu gleichen Teilen, 4=überwiegend ich, 5=immer ich.
Von Interesse ist, wie weit die von den Vätern realisierte Übernahme von Haushalts-
und Kinderbetreuungstätigkeiten von ihren Partnerinnen akzeptiert wird. Dies soll im
Folgenden dargestellt werden.
2.5 Zufriedenheit der Partnerinnen mit der Aufteilung der Zeit für Familie, Freizeit und Beruf
Wie die statistische Überprüfung ergab, bestehen hinsichtlich der Zufriedenheit der
Partnerinnen der Vätertypen mit der Aufteilung der Zeit für Familie, Freizeit und Beruf
signifikante Unterschiede (Tab. 8): Die Frauen der Belasteten, Nicht-traditionellen
Väter und die Frauen der Familienorientierten Väter sind am unzufriedensten. Am
ehesten zeigen sich die Partnerinnen der Distanzierten Väter zufrieden.
21
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 8 Vätertypen und Zufriedenheit der Partnerinnen mit der Zeitaufteilung N M SD p(1)
Belastete, Tradit. Väter 21 2.43 .51 Familienorient., Tradit. Väter 21 2.14 .48 Neue Väter 21 2.33 .48 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 2.12 .49
Zufriedenheit der Partnerinnen mit der Zeitaufteilung für Familie, Freizeit und Beruf Distanzierte Väter 17 2.59 .51
.032 signifikant
(1)=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: 1=„nein, überhaupt nicht zufrieden“, 2=„nein, nicht ganz zufrieden“, 3=„ja, sehr zufrieden“
2.6 Partnerschaftsqualität aus Väter- und Müttersicht
Hinsichtlich der Beurteilung der Partnerschaftsqualität unterscheiden sich die
Vätertypen in folgender Weise voneinander (Tab. 13).
Tab. 9 Vätertypen und Partnerschaftsqualität aus Vätersicht N M SD F p
Belastete, Tradit. Väter 20 1.90 .66 Familienorient., Tradit. Väter 20 1.72 .46 Neue Väter 21 1.73 .70 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 1.81 .55
Streitverhalten aus Sicht der Väter
Distanzierte Väter 16 1.58 .49
.705 .591 nicht signifikant
Belastete, Tradit. Väter 20 2.41 .75 Familienorient., Tradit. Väter 20 2.61 .76 Neue Väter 20 2.75 .69 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.09 .75
Zärtlichkeit aus Sicht der Väter
Distanzierte Väter 16 2.31 .52
2.539 .045 signifikant
Belastete, Tradit. Väter 20 2.73 .54 Familienorient., Tradit. Väter 20 2.86 .57 Neue Väter 21 3.18 .63 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.44 .61
Gemeinsamkeit/ Kommunikation aus Sicht der Väter
Distanzierte Väter 16 2.71 .58
4.144 .004 sehr signifikant
p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen; Kodierung: 1=nie/sehr selten, 2=selten, 3=oft, 4=sehr oft.
Die größte Zärtlichkeit und die größte Gemeinsamkeit/Kommunikation in der
Partnerschaft erleben die Neuen Väter. An zweiter Stelle stehen die
Familienorientierten Väter. Es folgen die Belasteten, Traditionellen und die
Distanzierten Väter. Mit Abstand am wenigsten Zärtlichkeit und
Gemeinsamkeit/Kommunikation nehmen die Belasteten, Nicht-traditionellen Väter in
22
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
ihrer Partnerschaft wahr. Hinsichtlich der Partnerschaftsqualität aus Sicht der
Partnerinnen bestehen keine Unterschiede zwischen den Typen (Tab. 9).
Tab. 10 Vätertypen und Partnerschaftsqualität aus Müttersicht N M SD F p
Belastete, Tradit. Väter 20 1.56 .67 Familienorient., Tradit. Väter 19 1.60 .37 Neue Väter 19 1.64 .61 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 1.74 .61
Streitverhalten aus Sicht der Mütter
Distanzierte Väter 16 1.59 .49
.288 .885 nicht signifikant
Belastete, Tradit. Väter 20 2.80 .68 Familienorient., Tradit. Väter 19 2.69 .58 Neue Väter 19 2.88 .80 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 2.44 .61
Zärtlichkeit aus Sicht der Mütter
Distanzierte Väter 16 2.69 .70
1.068 .378 nicht signifikant
Belastete, Tradit. Väter 20 2.85 .52 Familienorient., Tradit. Väter 19 2.78 .71 Neue Väter 19 3.03 .66 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 2.68 .57
Gemeinsamkeit/ Kommunikation aus Sicht der Mütter
Distanzierte Väter 16 2.78 .64
.791 .534 nicht signifikant
p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen; Kodierung: 1=nie/sehr selten, 2=selten, 3=oft, 4=sehr oft.
Auch hinsichtlich der Bewertung des erlebten „Partnerschaftsglücks“ bestehen keine
signifikanten Unterschiede zwischen den Partnerinnen der Vätertypen. Tendenziell
beurteilen die Frauen der Neuen Väter und der Familienorientierten Väter in ihre
Partnerschaft als glücklicher, als dies bei den drei anderen Vätergruppen der Fall ist
(Tab. 11).
Tab. 11 Vätertypen und „Glücklichkeit“ der Partnerschaft aus Väter- und aus Müttersicht N M SD p(1)
Belastete, Tradit. Väter 20 4.45 1.15 Familienorient., Tradit. Väter 22 4.95 .79 Neue Väter 22 4.77 1.48 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 4.50 1.15
„Glücklichkeit“ der Partnerschaft aus Sicht der Väter Distanzierte Väter 17 4.35 1.11
.260 nicht signifikant
Belastete, Tradit. Väter 20 4.25 1.37 Familienorient., Tradit. Väter 22 4.64 1.05 Neue Väter 18 4.83 1.20 Belastete, Nicht-tradit. Väter 17 4.18 1.07
„Glücklichkeit“ der Partnerschaft aus Sicht der Mütter Distanzierte Väter 17 4.24 1.15
.182 nicht signifikant
(1)=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: 1=sehr unglücklich, 2=unglücklich, 3=eher unglücklich, 4=eher glücklich, 5=glücklich, 6=sehr glücklich.
23
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2.7 Eingeschätzte Bedeutung der Familie, positive Bewertung der Kinderbetreuungs- und der Hausarbeit bei den Müttern
Das Zusammensein mit der Familie wird von allen Mütter als „wichtig“ bis „sehr
wichtig“ eingeschätzt, es bestehen jedoch sehr signifikante Unterschiede (Tab. 12) je
nach Zugehörigkeit des Partners zu den Vätertypen: Die Partnerinnen der
Distanzierten Väter, der Familienorientierten Väter und der Neuen Väter messen
dem Zusammensein mit der Familie eine höhere Bedeutung zu als die Frauen der
beiden belasteten Gruppen. Auch an der Kinderversorgung und -betreuung haben
die Frauen der Distanzierten, der Familienorientierten und der Neuen Väter die
größte Freude, es folgen die Partnerinnen der Belasteten, Traditionellen Väter und
mit einigem Abstand jene der Belasteten, Nicht-traditionellen Väter. Der Erledigung
der Hausarbeit können die Frauen der Familienorientierten und der Distanzierten
Väter tendenziell am meisten Spaß abgewinnen.
Tab. 12 Vätertypen und Bedeutung von Familie und Haushalt für die Partnerinnen Bewertungen der Mütter
Vätertypen N M SD p
Belastete, Tradit. Väter 21 3.67 .48 Familienorient., Tradit. Väter 22 3.91 .29 Neue Väter 21 3.90 .30 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 3.56 .51
Bedeutung des Zusammenseins mit der Familie
Distanzierte Väter 18 3.94 .24
.006 sehr signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 3.52 .60 Familienorient., Tradit. Väter 23 3.74 .45 Neue Väter 22 3.64 .58 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 3.00 .77
„Ich habe Spaß daran, das Kind/die Kinder zu versorgen und zu betreuen.“
Distanzierte Väter 18 3.78 .43
.002 sehr signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 2.10 .94 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.39 .84 Neue Väter 22 1.86 .56 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 1.78 1.00
„Die Hausarbeit zu erledigen macht mir Spaß.“
Distanzierte Väter 18 2.22 .94
.114 nicht signifikant
p=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: Zusammensein mit Familie: 1=unwichtig, 2=weniger wichtig, 3=wichtig, 4=sehr wichtig; Spaß/Schuldgefühle/Hausarbeit: 1=stimme überhaupt nicht zu, 2=stimme weniger zu, 3=stimme eher zu, 4=stimme voll zu.
24
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2.8 Reaktionen der Partnerinnen auf die von den Vätertypen gelebten Rollenkonzepte
Um die Reaktionen der Mütter auf die von den Vätertypen realisierten Rollen zu
ermitteln, wurden ihre Werte in den Skalen des Elternschaftsfragebogens von Nickel,
Grant und Vetter herangezogen (siehe Tab. 13).
Tab. 13 Vätertypen und Ergebnisse der Mütter in den Skalen des Elternschaftsfragebogens Mütter Vätertypen N M SD F p
Belastete, Tradit. Väter 21 2.61 .34 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.57 .49 Neue Väter 22 2.42 .41 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.73 .42
Belastung durch Kinder
Distanzierte Väter 18 2.23 .54
3.536
.010 sehr signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 3.10 .45 Familienorient., Tradit. Väter 23 3.36 .42 Neue Väter 22 3,21 .33 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.84 .44
Wert von Kindern
Distanzierte Väter 18 2.99 .38
4.891
.001 hoch signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 2.19 .56 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.53 .52 Neue Väter 22 2.05 .64 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.07 .49
Funktionaler Wert der Familie
Distanzierte Väter 18 1.88 .48
4.207
.003 sehr signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 1.81 .36 Familienorient., Tradit. Väter 23 1.87 .42 Neue Väter 22 1.50 .27 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 1.64 .29
Traditionelle Elternrolle Distanzierte Väter 18 1.55 .48
4.125
.004 sehr signifikant
Belastete, Tradit. Väter 21 2.26 .48 Familienorient., Tradit. Väter 23 2.51 .56 Neue Väter 22 2.00 .43 Belastete, Nicht-tradit. Väter 18 2.03 .43
Berufsrolle versus Mutterrolle Distanzierte Väter 18 2.14 .52
3.938
.005 signifikant
p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen; Kodierung: 1=lehne voll ab, 2=lehne eher ab, 3=stimme eher zu, 4=stimme voll zu.
Dabei zeigten sich folgende Ergebnisse: Die Partnerinnen der beiden belasteten
Vätertypen (Belastete, Traditionelle Väter und Belastete, Nicht-traditionelle Väter)
fühlen sich ebenfalls stärker durch Kinder belastet als die Frauen der anderen
Vätertypen. Die Partnerinnen der Belasteten, Traditionellen Väter sind außerdem
eher traditionell eingestellt, während jene der Belasteten, Nicht-traditionellen Väter
und der Neuen Väter egalitäre Einstellungen vertreten. Die Frauen der Neuen Väter
25
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
schätzen außerdem den Wert von Kindern sehr hoch ein. Die traditionelle Mutterrolle
wird weitaus am stärksten von den Frauen der Familienorientierten, Traditionellen
Väter befürwortet. Diese Mütter sind es auch, die sowohl den funktionalen als auch
den emotionalen Wert von Kindern und Familie am höchsten einschätzen. Die
Partnerinnen der Distanzierten Väter empfinden Kinder am wenigsten als Belastung,
schätzen aber auch ihren emotionalen und funktionalen Wert eher niedrig ein.
Zudem sind sie eher egalitär eingestellt.
2.9 Mütterliche Belastung durch die Berufstätigkeit
Um zu überprüfen, ob die von den Vätertypen gelebten Rollenkonzepte
Auswirkungen auf die erlebte Belastung jener Partnerinnen haben, die in Folge einer
Berufstätigkeit eine Doppelbelastung aufwiesen, wurden für sie Belastungsscores
erhoben. Zum Erhebungszeitpunkt waren 86.5% der betreffenden Mütter berufstätig.
Tab. 14 Vätertypen und Belastung bzw. erlebte Einschränkung in ihrer Freizeit bei ihren berufstätigen Partnerinnen
N M SD p(1)
Belastete, Tradit. Väter 18 2.61 .85 Familienorient., Tradit. Väter 18 2.78 .65 Neue Väter 21 2.33 .73 Belastete, Nicht-tradit. Väter 16 2.31 .87
Belastung der Partnerinnen durch Berufstätigkeit
Distanzierte Väter 17 2.29 .77
.173 nicht signifikant
Belastete, Tradit. Väter 18 3.00 .77 Familienorient., Tradit. Väter 17 3.18 .53 Neue Väter 22 2.95 .58 Belastete, Nicht-tradit. Väter 15 3.20 .77
Einschränkung der Partnerinnen in der Freizeit durch Doppelbelastung Beruf / Familie Distanzierte Väter 16 2.44 .96
.061+
tend. signifikant
(1)=Signifikanz des Kruskal-Wallis-Tests; Kodierung: Belastung: 1=unbelastet, 2=eher unbelastet, 3=eher belastet, 4=belastet; Einschränkung durch Doppelbelastung: 1=nein, überhaupt nicht, 2=kaum, 3=ja, ein wenig, 4=ja, sehr stark.
Wie aus Tab. 14 hervorgeht, konnte mit Hilfe einer Kruskal-Wallis-Analyse zwischen
den durch die Vätertypen bestimmten Gruppen keine signifikanten Unterschiede in
der Belastung nachgewiesen werden. In ähnlicher Weise wurde die empfundene
Einschränkung in der Freizeit untersucht. Hier zeigte sich eine gewisse Tendenz: Die
Mütter, deren Partner zu den Belasteten, Nicht-traditionellen Vätern, den Belasteten,
26
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Traditionellen Vätern und den Familienorientierten, Traditionellen Vätern zählten,
gaben eine etwas höhere Einschränkung im Freizeitbereich an.
2.10 Paarkombinationen von Müttern und Vätern
Durch die Bildung von fünf Väter- und fünf Müttertypen ergeben sich 25 theoretisch
mögliche Paarkombinationen. Um zu überprüfen, ob einige Kombinationen
überzufällig häufig auftauchen, wurde die Häufigkeitstabelle mit Hilfe von Gart’s 2i
Test ausgewertet (Tab. 15). Zwar ist das Gesamtergebnis nicht signifikant, doch sind
einige Kombinationen auffällig: So tritt z.B. die Kombination Familienorientierter,
Traditioneller Väter und Kindorientierter Mütter doppelt so häufig auf als der
Erwartungswert angibt. Ähnlich verhält es sich bei der Kombination Distanzierter
Väter und Emanzipierter, Unbelasteter Mütter.
Tab. 15 Paarkombinationen Belastete,
Traditionelle Väter
Fam.orient., Traditionelle Väter
Neue Väter
Belastete, Nicht-tradit. Väter
Distanzierte Väter
Kindorientierte Mütter
7(1)
6(2)12 6.5
5 6.3
3 5.1
2 5.1
Emanzipierte, Unbelastete Mütter
1 4.3
1 4.7
7 4.5
4 3.7
8 3.7
Wenig traditionelle, Belastete Mütter
5 4.3
3 4.7
5 4.5
5 3.7
3 3.7
Berufsorientierte, Belastete Mütter
4 3.1
2 3.4
2 3.2
5 2.6
2 2.6
Traditionelle, Unbelastete Mütter
4 3.3
5 3.6
3 3.5
1 2.8
3 2.8
Signifikanz
Gart’s 2i=21.28483; df=16; p=.1678 nicht sign.
(1)=tatsächliche Anzahl; (2)=erwartete Anzahl
27
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
2.10.1 Längsschnittliche Betrachtung der Partnerschaftsqualität
Harald Werneck, Brigitte Rollett, Barbara Hanfstingl und Sandra Reichenauer
Eine hohe elterliche Partnerschaftsqualität stellt eine zentrale Voraussetzung für
befriedigende familiäre Interaktionen dar, wie sich in den letzten Jahren – in seltener
Homogenität der Befunde – in verschiedensten Untersuchungen bestätigte (vgl. z.B.
den Überblick in Reichle & Werneck, 1999). Da für die Betrachtung der
Partnerschaftsqualität auch die Ergebnisse der ersten vier Erhebungszeitpunkte
vorliegen, konnte eine längsschnittliche Betrachtung der Entwicklung der
Partnerschaftsqualität vorgenommen werden (siehe Abb. 3 und Abb. 4).
Abb. 3 Entwicklung der Partnerschaft (Bewertungen der Partner durch die Partnerinnen): 3 Monate vor (t1) / 3 Mon. nach (t2) / 3 Jahre nach (t3) / 8 J. (t4) und 11 J. (t5) nach der Geburt des Kindes
28
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 4 Entwicklung der Partnerschaft (Bewertungen der Partnerinnen durch die Partner): 3 Monate vor (t1) / 3 Mon. nach (t2) / 3 Jahre nach (t3) / 8 J. (t4) und 11 J. (t5) nach der Geburt des Kindes
Insgesamt zeigte sich aus Sicht der Väter eine Abnahme der Bewertungen der
erlebten Zärtlichkeit und der Gemeinsamkeit/Kommunikation vom ersten bis zum
aktuellen fünften Erhebungszeitpunkt.
Als weiterer Indikator der Entwicklung der Partnerschaftsqualität wurden
Bewertungen der Glücklichkeit der Partnerschaft sowohl durch die Mütter als auch
durch die Väter vorgenommen. Auch hier zeigte sich insgesamt ein kontinuierlicher
Rückgang. Gewisse Differenzierungen ergaben sich bei der Unterscheidung danach,
ob es sich bei den Untersuchungskind um das erste, zweite oder dritte Kind der
Familie gehandelt hatte: So konnte bei den Erstmüttern zum vierten Testzeitpunkt ein
29
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
leichter Anstieg der Glücklichkeit beobachtet werden, zum fünften Testzeitpunkt sank
diese jedoch wieder. Bei den Zweitmüttern verringerte sich die Glücklichkeit
kontinuierlich über die Testzeitpunkte. Bei den Drittmüttern zeigte sich zwischen dem
dritten und vierten Testzeitpunkt eine Stagnation; zum fünften Erhebungszeitpunkt
sank die Glücklichkeit weiter (s. Abb. 5).
Abb. 5 Glücklichkeit der Müttern nach Erst-, Zweit- und Drittkind
Abb. 6 Glücklichkeit der Väter nach Erst-, Zweit- und Drittkind
30
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Bei den Erstvätern verminderte sich die Glücklichkeit kontinuierlich über die
Testzeitpunkte hinweg. Bei den Zweitvätern stieg die Glücklichkeit zum zweiten
Testzeitpunkt, nahm anschließend bis zum vierten Testzeitpunkt ab und stieg zum
fünften Testzeitpunkt wieder etwas an. Bei den Drittvätern sank die Glücklichkeit bis
zum dritten Testzeitpunkt, zum vierten stieg sie etwas an und sank zum aktuellen
Zeitpunkt wieder ab (Abb. 6).
2.11 Prädiktoren elterlicher Trennung und Scheidung
Harald Werneck
Unter Berücksichtigung der hohen Scheidungs- bzw. Trennungsquoten (in Österreich
seit den 1990er-Jahren weit über 40 %, siehe z. B. zusammenfassend in Werneck &
Werneck-Rohrer, 2003) besteht ein zentrales Anliegen bzw. ein wichtiger Ansatz der
Familienpsychologie darin, längsschnittlich Ursachen für eine negative Entwicklung
der Partnerschaftsqualität zu ermitteln. In diesem Sinn ist es nicht nur theoretisch
interessant, sondern auch für den gelebten Familienalltag höchst relevant,
Scheidungs- bzw. Trennungsrisiken schon zu einem möglichst frühen Zeitpunkt der
Partnerschaft bzw. Elternschaft zu identifizieren, um ihnen präventiv gegensteuern
zu können. Die Analyse potentieller Risikofaktoren in der Partnerschaft stellt die
Voraussetzung für effiziente und effektive Präventionsansätze dar.
Nach den vorliegenden Daten leben elf Jahre nach der Geburt des Kindes insgesamt
18 % der Mütter vom Kindesvater getrennt bzw. geschieden (Abb. 7).
31
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
0% 0%2%
12%
18%
0%
5%
10%
15%
20%
t1 t2 t3 t4 t5
Mütter(getrennt)
Abb. 7 Vom Kindesvater getrennte bzw. geschiedene Mütter
Unter Einbeziehung der längsschnittlich erhobenen Daten wurden nun mögliche
Faktoren, die eine spätere Trennungs- bzw. Scheidungsrisiken prädizieren können,
gesucht und analysiert. Vorerst interessierten dabei soziodemographische
Parameter, wie z.B. das Alter der Eltern bei der Geburt des Kindes; dabei ergaben
sich folgende Befunde: Je jünger die Mutter bei der Geburt des Kindes (t1) ist bzw.
war, desto höher stellt sich das (spätere) Risiko für eine Scheidung bzw. Trennung
vom Kindesvater dar (p < .000). Analoges gilt für das Alter der Väter: je jünger
(erfasst zu t1), desto wahrscheinlicher eine Scheidung/Trennung von der
Kindesmutter (p = .001). Eine Konfundierung mit der Zahl der Kinder liegt allerdings
nicht vor: die Scheidungs-/Trennungswahrscheinlichkeit ist unabhängig von der
Kinderanzahl (p = .562) zu sehen. Eine wichtige Rolle spielt hingegen die Dauer der
Beziehung vor der Geburt des Kindes: Je kürzer sich die Partner vor der Geburt des
ersten Kindes kannten (p = .010) und je kürzer sie vor der Geburt ihres (ersten)
Kindes zusammen wohnten (p = .049), desto wahrscheinlicher trennen sie sich
später.
Interessante Aufschlüsse liefert in diesem Zusammenhang auch die Analyse der
Schichtzugehörigkeit: Je niedriger sich der Schichtindex des Vaters (gebildet aus
Indikatoren der Ausbildung, des beruflichen Status und des Einkommens – zu t1)
32
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
darstellt, desto höher erweist sich die Scheidungs-/Trennungswahrscheinlichkeit 11
Jahre nach der Geburt des Kindes (p = .002). Keine Rolle spielt hier allerdings die
Schichtzugehörigkeit der Kindesmutter. Zu den äußeren Rahmenbedingungen, die
im Zug des Übergangs zur Elternschaft ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, zählen
u. a. die Wohnbedingungen. Hier zeigte sich, dass eine geringe zur Verfügung
stehende Wohnfläche (zu t1) ebenfalls mit einem hohen Scheidung-/Trennungsrisiko
(t5) assoziiert ist (p = .038).
Jene „genuin psychologischen“ Variablen, die sich als Prädiktorvariablen für eine
spätere Scheidung bzw. Trennung anbieten, nämlich die Zärtlichkeit, das
Streitverhalten und die partnerschaftliche Kommunikation (PFB; Hahlweg, 1979),
erweisen sich hingegen als relativ schlechte Vorhersage-Kriterien (zu t1 und t2). Am
ehesten ergaben sich hier noch Trends für die Skala Streitverhalten: Je höher das
Streitverhalten der Männer von den Frauen beurteilt wird (zu t1 bzw. t2), desto höher
die Scheidungs-/Trennungswahrscheinlichkeit, allerdings nicht signifikant (p = .099
bzw. p = .065) und nicht bei Ersteltern.
Mehr Aussagekraft kann den frühen „Lebensorientierung“ der Eltern, im Alter von ca.
16 Jahren (retrospektiv erfasst zu t1) beigemessen werden: Je weniger die Mütter
mit ca. 16 Jahren vor der Familiengründung eine gute Berufsausbildung und eine
sichere finanzielle Grundlage anstrebten, desto wahrscheinlicher kommt es 11 Jahre
nach der Familiengründung zu einer Trennung bzw. Scheidung (p = .038). Derselbe
Zusammenhang gilt tendenziell auch für Väter (p = .051). Für die Väter erweist es
sich in diesem Zusammenhang weiters als wichtig, ob sie mit 16 Jahren vor einer
Vaterschaft finanzielle Unabhängigkeit anstrebten (p = .038) und ob sie schon bei der
Berufswahl die Vereinbarkeit dieses Berufes mit einer Familiengründung bedachten
(p = .073). Für die Mütter besitzen diese beiden Überlegungen hingegen keine
prädiktive Aussagekraft für ihre spätere Partnerschaftsstabilität (p = .141 bzw.
p = .254).
Ein Ansatz zur Erklärung bzw. Prädiktion von Partnerschaftsstabilität liegt in
Transmissionseffekten des partnerschaftlichen Umgangs und Klimas von einer
Generation auf die nächste (s. z. B. Zartler & Werneck, 2004). Davon ausgehend
wurde auch analysiert, ob sich getrennte bzw. geschiedene Eltern in der Beurteilung
33
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
des Klimas in ihrer Herkunftsfamilie unterscheiden. Für Väter konnte hier auch ein
signifikantes Ergebnis gefunden werden: Getrennte Väter (t5) beurteilten (zu t1) das
Verhältnis innerhalb ihrer Herkunftsfamilie deutlich schlechter (p = .013) als Väter,
die in einer nach wie vor aufrechten Beziehung leben. Für Mütter scheinen die
Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie hingegen nicht eine so bedeutsame Rolle für
ihrer eigene Partnerschaftsstabilität zu spielen (p = .469).
Ein weiterer Bereich, der im Kontext der Analyse von Qualität und Stabilität von
Beziehungen immer wieder herangezogen wird, sind die Einstellungen der beiden
Partner. Hier wurden – interessanterweise wiederum ausschließlich für die Väter –
Einstellungsmuster (erfasst mit dem Einstellungsfragebogen von Nickel, Vetter &
Grant, 1990) gefunden, die schon vor der Geburt des Kindes Schlüsse auf die
Scheidungs-/Trennungswahrscheinlichkeit elf Jahre danach erlauben. Jene Väter,
die (zu t5) getrennt/geschieden sind, schätzen (zu t1) familiäre Werten signifikant
positiver ein (p = .004) und sehen Kinder weniger als Belastung (p = .003). Auf
Clusterebene weisen daher jene Väter, die (zu t1) als „familienorientiert“ bezeichnet
werden können, die höchste Trennungs-Scheidungswahrscheinlichkeit auf,
„eigenständige“ (karriereorientiert) Väter die geringste, dazwischen die „Neuen Väter“
(p = .019). Für die Mütter ergeben sich hier keinerlei auffällige Abweichungen von der
Zufallsverteilung (p = .819).
Die Aufteilung der Arbeit im Haus und mit dem Kind bzw. mit den Kindern und auch
das Freizeitverhalten (zu t1 und t2) beeinflussen die Scheidungs-
/Trennungswahrscheinlichkeit (zu t5) generell schwach bis gar nicht. In diesem
Zusammenhang ist nur ein Befund erwähnenswert, wonach die zu t5
getrennten/geschiedenen Frauen die Bedeutung der Freizeit (zu t1) als wichtiger
einschätzen als jene, die nach wie vor mit dem Kindesvater zusammenleben
(p = .022).
34
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Dauer der Partnerschaft
Dauer der Partnerschaft
Beruf und finanz. Grundl.
zuerst (Mu)
Beruf und finanz. Grundl.
zuerst (Mu)
Wert d. Familie (für Vater)
Wert d. Familie (für Vater)
Kind. als Belast. (für Vater)
Kind. als Belast. (für Vater)
+Verh. (d. Vat.) in Herk.fam.
+Verh. (d. Vat.) in Herk.fam.
Scheidg./Trenng. (zu t5)
Scheidg./Trenng. (zu t5)
-.30
-.21
.24
-.26
-.29
-.20
Abb. 8 Vorhersagemodell (zu t1) für einen elterliche Trennung (zu t5) Dauer der Partnerschaft (Mutter, t1 / „m12j“) gute Berufsausbildung und sichere finanz. Grundlage vor Familiengründung (Mutter, t1 / „mlor8“) positives Verhältnis innerhalb der Herkunftsfamilie (Vater, t1 / „vj14“) Wert der Familie (Vater, t1 / „fawertve“) Kinder als Belastung (Vater, t1 / „belastve“)
Auch kindbezogene Variablen, wie z. B. die Anzahl der Kinder, das Geschlecht oder
auch das Temperament beeinflussen die Scheidung-/Trennungswahrscheinlichkeit
der Eltern nur sehr schwach bis gar nicht.
Abschließend dazu wurden nun diese gesammelten Befunde in ein Pfadmodell
integriert (s. Abb. 8). Daraus wird nochmals ersichtlich, dass vor allem eine längere
Partnerschaftsdauer (-.30), eine „pragmatische“ Lebensorientierung der Mutter (-.21)
und ein gutes Verhältnis des Vaters innerhalb der Herkunftsfamilie (-.26), jeweils zu
t1 erfasst, mit einer geringeren Trennungs-/Scheidungswahrscheinlichkeit (zu t5)
einhergehen. Ein gutes Verhältnis des Vaters innerhalb seiner Herkunftsfamilie
35
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
reduziert auch seine Sichtweise von Kindern als Belastung (-.20). Geringe Werte der
Väter in der Skala „Kinder als Belastung“ (-.29) steigern aber interessanterweise
ebenso wie hohe Werte in der Einstellungsskala „Wert der Familie“ (.24) das
Scheidungs-/Trennungsrisiko. Dies ist unter Berücksichtigung der Befunde aus den
vorigen Untersuchungswellen (z. B. Rollett & Werneck, 2001a; Werneck, 1998) wohl
am ehesten dahingehend zu interpretieren, dass eine hohe Familienorientierung und
Aufgeschlossenheit der Väter den Kindern gegenüber für die Partnerschaft auch
durchaus mit Risiken verbunden sein kann.
Insgesamt kann mit diesem Modell, durch fünf zu t1 erhobene Variablen, zu einem
Drittel erklärt bzw. vorhergesagt werden, ob sich die Eltern in den folgenden elf Jahre
trennen bzw. scheiden lassen.
Zusammenfassend zur Prädiktion der Partnerschaftsstabilität elf Jahre nach der
Geburt lässt sich festhalten, das die Indikatoren der Partnerschaftsqualität rund um
die Geburt erstaunlich wenig Rückschlüsse auf die Entwicklung der Partnerschaft in
den darauf folgenden Jahren zulässt. Soziodemographische, „harte“ Daten, wie das
Alter bei der Geburt des Kindes, die Beziehungsdauer, Schichtzugehörigkeit oder zur
Verfügung stehende Wohnfläche, weisen hingegen relativ hohen prädiktiven Wert
auf. Ebenfalls gut geeignet zur Vorhersage der Partnerschaftsstabilität sind auch
Indikatoren der frühen Lebensorientierung (mit ca. 16 Jahren), insbesondere eine
starke Orientierung an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder an einer
finanziellen Absicherung. Interessanterweise trugen insgesamt eher Variablen des
Vaters zur Prädiktion der Partnerschaftsstabilität bei.
Für die Prävention lässt sich aus den vorliegenden Befunden in erster Linie ableiten,
jungen Eltern schon zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu raten, auch die – nicht
unmittelbar psychologisch wirksamen – Rahmenbedingungen der Partnerschaft, die
eher „pragmatischen“ Aspekte nicht zu sehr aus dem Blick zu verlieren, da diese
mittel- und langfristig Partnerschaftsqualität und -stabilität offenbar relativ stark
moderieren.
36
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
3. Sozial-emotionale Entwicklung des Kindes: Das kindliche Temperament, die Bindung an die Eltern und die Beziehung zu Freunden
Brigitte Rollett und Barbara Hanfstingl
Zu den bedeutenden Bedingungsfaktoren der kindlichen Entwicklung, die die
Interaktion zwischen Kind und Eltern beeinflussen, zählen das Temperament des
Kindes als eine zum Teil angeborenen Komponente (vgl. z.B. Zentner, 2000,
Werneck & Rollett, 2002) und die Bindung des Kindes an die Eltern und daraus
abgeleitete Bindungsverhalten. Auf ihre Auswirkungen soll im Folgenden
eingegangen werden.
3.1 Das kindliche Temperament
3.1.1 Die Skalen des Temperamentfragebogens
Heidelinde Hirsch und Harald Werneck
Wegen der Bedeutung der Temperamentsvariable wurde zu allen
Erhebungszeitpunkten das kindliche Temperament aufgrund der mütterlichen
Einschätzungen erfasst, wobei der verwendete Einschätzungsfragebogen und die
Skalenbezeichnungen jeweils an die Altersstufe angepasst wurde. Der in
Anlehnung an Thomas und Chess (1977) entwickelte Temperamentfragebogen
wurde beim zweiten Erhebungszeitpunkt, als die Untersuchungskinder drei Monate
alt waren, eingesetzt (vgl. Tab. 16).
37
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 16 Skalen des Temperamentfragebogens für Kinder zu t2 Skalenbezeichnung Interne
Konsistenz (Cronbach’s Alpha)
Beispielitems
(Positive) Stimmungslage (8 Items)
α=.71 Mein Kind ist nach dem Aufwachen fröhlich und lächelt.
Unruhe (6 Items)
α=.62 Mein Kind ist vor dem Einschlafen unruhig und weinerlich.
Irritierbarkeit (7 Items)
α=.70 Mein Kind reagiert auf neue Situation irritiert und weint.
Rhythmizität (11 Items)
α=.76 Mein Kind wacht morgens zur selben Zeit auf.
Triebhaftigkeit (8 Items)
α=.60 Mein Kind saugt beim Trinken heftig.
Zu den weiteren Erhebungszeitpunkten (t3, t4 und t5) wurde er jeweils in
altersentsprechend adaptierter Form administriert.
Eine Faktorenanalyse des aktuellen Temperamentsfragebogens ergab drei
Faktoren: Der erste, bipolare Faktor „Erziehbarkeit versus Ärgerneigung“ wurde zur
besseren Interpretierbarkeit in zwei Subskalen aufgespalten. Der zweite Faktor
beinhaltet Items, die Zielstrebigkeit und Kontrolliertheit erfassen. Die Skala wurde
entsprechend benannt. Auch der dritte bipolare Faktor „Extraversion versus
Offenheit“ wurde ebenfalls in zwei Skalen aufgeteilt. Die Skalen werden im
Folgenden beschrieben.
Erziehbarkeit
Im Vergleich zu den Temperamentsskalen, die beim vierten Erhebungszeitpunkt
konstruiert worden waren, konnte keine eigene Skala „Folgsamkeit“ ermittelt
werden. Die Skala „Erziehbarkeit“ umfasst daher auch die Items dieser Skala. Sie
beschreibt die Bereitschaft des Kindes, sich auf elterliche Anweisungen
einzulassen (Beispielitem: „Wenn mein Kind schlecht gelaunt ist, kann man es
38
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
schnell durch einen Scherz wieder umstimmen.“, Cronbach’s Alpha: α=.81). Hohe
Werte auf der Skala „Erziehbarkeit“ erreichen Kinder mit einer positiven
Stimmungslage, die rasch elterliche Vorschläge akzeptieren und in schwierigen
Situationen leicht ablenkbar sind. Auf Veränderungen können sie sich gut
einstellen.
Ärgerneigung
Diese Skala stellt den Gegenpol zum Faktor 1a dar. Kinder, die in dieser Skala
hohe Werte erzielen, können als schwer ablenkbar beschrieben werden, sie neigen
zu Wutausbrüchen und zu einer negativen Stimmungslage (Beispielitem: „Wenn
mein Kind über etwas zornig wird, ist es schwer, es abzulenken.“, Cronbach’s
Alpha: α=.74).
Zielstrebigkeit / Kontrolliertheit
Der zweite ermittelte Faktor „Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit“ beinhaltet einerseits
Items, die erfassen, ob Kinder sich selbständig Beschäftigungen suchen und
eigene Ziele stecken können, andererseits solche, die erheben, ob sie bei einer
Aufgabe stillsitzen und sie zielstrebig abarbeiten können (Beispielitem: „Wenn mein
Kind eine neue Tätigkeit erlernt, z.B. Eislaufen oder Snowboarden, verbringt es viel
Zeit mit dem Üben.“, Cronbach’s Alpha: α=.85).
Extraversion
Die Skala entspricht weitgehend der von Moser (2001, S. 91) bei der vierten
Erhebungswelle ermittelten Skala „Extraversion vs. Introversion“. Hohe Werte in der
Skala „Extraversion“ beschreiben Kinder, die kontaktfreudig und nicht schüchtern
sind. Sie können sich auf fremde Personen und neue Situationen leicht einstellen
39
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
(Beispielitem: „Mein Kind überwindet normalerweise Scheu gegenüber Fremden
rasch.“, Cronbach’s Alpha: α=.82).
Offenheit
Kinder mit hohen Werten in dieser Skala sind jederzeit an Neuem (z.B. einem Spiel
oder Entdeckungsreisen) interessiert und wissbegierig (Beispielitem: „Mein Kind
lässt sich leicht für ein neues Spiel begeistern.“, Cronbach’s Alpha: α=.73).
3.1.2 Interkorrelationen der Skalen
In folgender Tab. 17 sind die Interkorrelationen der Skalen dargestellt.
Erwartungsgemäß besteht zwischen den Subskalen „Erziehbarkeit“ und
„Ärgerneigung“ eine höhere negative Korrelation von -.667, zwischen den
Subskalen „Extraversion“ und „Offenheit“ eine positive Korrelation von .500. Die
bestehende Korrelation zwischen „Offenheit“ und „Erziehbarkeit“ von .501 deutet
an, dass aus Sicht der Mütter beide Verhaltensaspekte zusammenhängen: Kinder,
die nach den Bewertungen ihrer Mütter offen für Neues sind, werden von diesen
auch als leicht erziehbar beschrieben.
Tab. 17 Interkorrelationen der Temperamentsskalen aus Sicht der Mütter Erziehbarkeit Ärgerneigung Zielstrebigkeit/
Kontrolliertheit Extraversion Offenheit
Erziehbarkeit - -.667** .233* .240** .501** Ärgerneigung - .009 -.222 -.350** Zielstrebigkeit/ Kontrolliertheit
- .240** .428**
Extraversion - .500** Offenheit -
Von Interesse für die Erziehungspraxis ist die Nullkorrelation zwischen
„Ärgerneigung“ und „Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit“: Hier deutet sich die in der
40
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Beratungspraxis häufig beobachtete von Kindern mit hohem Aggressionspotential
an, bei kontrollierten Tätigkeiten zu versagen. Ein Interventionsprogramm muss in
diesen Fällen daher zunächst die Neigung zu Ärgermanifestationen reduzieren,
bevor Trainings zu einem kontrolliertem Arbeitsverhalten greifen können.
3.1.3 Die kindlichen Temperamentstypen und ihre Charakterisierung
Brigitte Rollett und Barbara Hanfstingl
Um Typen von Kindern nach ihren Ausprägungen auf den oben beschriebenen
Temperamentsskalen ermitteln zu können, wurden hierarchische Clusteranalysen
nach dem Ward’schen Algorithmus (vgl. Rollett & Bartram, 1976) durchgeführt.
Nach dem Elbow-Kriterium ergaben sich sieben Temperamentscluster. In Tab. 18
sind die Varianzanalysen und die Gruppenunterschiede bezüglich der Skalen des
Temperamentfragebogens und in Abb. 9 die Skalenmittelwerte der jeweiligen
Cluster dargestellt.
41
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 18 Kindliche Temperamentstypen (Bewertungen der Mütter): Skalenmittelwerte Skalen des Temperament-fragebogens
Temperamentstyp N Mean sd p
Pflegeleichte 48 .6720 .6908 Langsam Auftauende 38 -.0690 .5473 Zurückgezogene 19 .4829 .5981 Kontrollierte Schwierige 9 -1.7714 .8117 Taktierer 14 -.8687 .5316 Unkontrollierte Schwierige 6 -1.3563 .6929
Erziehbarkeit
Autist 1 -2.5646 .
.000*** höchst signifikant
Pflegeleichte 48 -.8214 .6156 Langsam Auftauende 38 .4145 .7745 Zurückgezogene 19 -.1824 .5762 Kontrollierte Schwierige 9 1.6174 .6232 Taktierer 14 .3495 .8184 Unkontrollierte Schwierige 6 .9879 .6371
Ärgerneigung
Autist 1 2.0996 .
.000*** höchst signifikant
Pflegeleichte 48 .5418 .8423 Langsam Auftauende 38 -.3474 .7018 Zurückgezogene 19 -.0776 .7330 Kontrollierte Schwierige 9 .8124 .3722 Taktierer 14 -.1570 .5829 Unkontrollierte Schwierige 6 -2.0906 .9594
Zielstrebigkeit/ Kontrolliertheit
Autist 1 -3.4878 .
.000*** höchst signifikant
Pflegeleichte 48 .5526 .5557 Langsam Auftauende 38 .4917 .5674 Zurückgezogene 19 -1.2677 .6981 Kontrollierte Schwierige 9 -.6830 .5380 Taktierer 14 -.9679 .6613 Unkontrollierte Schwierige 6 .4145 .5149
Extraversion
Autist 1 -4.2033 .
.000*** höchst signifikant
Pflegeleichte 48 .7906 .5471 Langsam Auftauende 38 -.0996 .6413 Zurückgezogene 19 -.0597 .6970 Kontrollierte Schwierige 9 -.2991 1.1086 Taktierer 14 -1.2738 .6335 Unkontrollierte Schwierige 6 -1.5204 .9511
Offenheit
Autist 1 -3.0786 .
.000*** höchst signifikant
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalyse
Cluster 7 wird aus einem einzigen Extremfall gebildet: Es handelt sich um ein Kind,
das unter frühkindlichem Autismus leidet. Entsprechend dem autistischen
Störungsbild zeigt es die höchste Ausprägung an Ärgerneigung, die geringste
Erziehbarkeit, Zielstrebigkeit und Kontrolliertheit, Extraversion und Offenheit. Bei
42
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
den im nächsten Abschnitt dargestellten Vergleichen der Cluster wird dieser Fall
daher nicht mehr berücksichtigt, um die Ergebnisse nicht zu verzerren.
Abb. 9 Kindliche Temperamenttypen (Bewertungen der Mütter)
Im Folgenden sollen die sechs verbleibenden Temperamentscluster näher
beschrieben werden:
3.1.4 Beschreibung der Temperamentstypen
1. Kinder mit pflegeleichtem Temperament
Das erste Cluster beinhaltet die Kinder mit „pflegeleichtem Temperament“ nach
Thomas und Chess (1977), die sich durch die höchste Erziehbarkeit und
Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit und die geringste Ärgerneigung auszeichnen. Sie sind
43
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
eher extravertiert und an ihrer Umwelt interessiert, wie ihre hohen Offenheitswerte
zeigen.
2. Langsam auftauende Kinder
Auch das zweite Cluster repliziert eine Temperamentsform, die bereits von Thomas
und Chess beobachtet wurde. Die langsam auftauenden Kinder bewegen sich
charakteristischerweise bei allen Skalen des Temperamentsfragebogens im
Mittelbereich, wobei die Ärgerneigung und die Extraversion etwas erhöht sind. Bei
Berücksichtigung der im Rahmen der Studie erhobenen weiteren Merkmale werden
ihre Besonderheiten, die trotz des eher unauffälligen Temperamentmusters
bestehen, deutlicher: So zeigen sie z.B. die zweithöchste Ausprägung an Neigung,
Anstrengungen zu vermeiden und Aktivitäten eher anderen zu überlassen.
3. Die zurückgezogenen Kinder
Die dritte Temperamentsgruppe wird von den bereits bei der dritten
Erhebungswelle, als die Kinder drei Jahre alt waren, gefundenen
„zurückgezogenen“ Kindern gebildet. Sie zeigen von allen Gruppen die niedrigsten
Extraversionswerte. Mit Ausnahme eines nur knapp unter dem der pflegeleichten
Kinder liegenden Wert an guter Erziehbarkeit liegen die übrigen Scoremittelwerte
im unauffälligen Mittelbereich.
4. Die kontrollierten schwierigen Kinder
Die weiteren drei Clustergruppen stellen verschiedene Varianten von Kindern mit
einem auffälligen Temperament dar. Das vierte Cluster setzt sich aus Kindern
zusammen, die die höchste Ausprägung an Zielstrebigkeit und Kontrolliertheit bei
sehr geringer Erziehbarkeit, sehr hoher Ärgerneigung und eher mäßiger
44
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Extraversion und Offenheit besitzen. Wie unten noch dargestellt werden wird,
handelt es sich um die intelligentesten Kinder der Untersuchungsstichprobe. Es
sind Kinder, die mit ihrer Umgebung eher konfliktreiche Beziehungen aufnehmen,
sich aber im schulischen Bereich durch gute Leistungen auszeichnen.
5. Die Taktierer
Auch das fünfte Cluster zeigt eine sehr interessante Temperamentsvariante: Die
Erziehbarkeit dieser Kinder ist zwar niedrig, wie der z-tranformierte Mittelwert von -
.87 zeigt, aber um fast eine Standardabweichung günstiger ausgeprägt, als dies bei
der sechsten Gruppe, denn „Kontrollierten Schwierigen“ der Fall ist (M=-1.77).
Auffällig sind ihre niedrigen Extraversions- und Offenheitswerte. Im Wiener
Persönlichkeitsfragebogen für Kinder (WPK) fallen sie dadurch auf, dass sie die
niedrigsten Traurigkeitswerte aller Gruppen und eine etwas erhöhte
Dominanzneigung aufweisen. Es handelt sich um eher hedonistisch eingestellte
Kinder, die es verstehen, Schwierigkeiten mit ihrer sozialen Umwelt geschickt zu
umschiffen, indem sie ihre Gedanken für sich behalten und, wenn immer es
möglich ist, ihren eigenen Weg gehen. Sie wurden daher als „Taktierer“ bezeichnet.
6. Die unkontrollierten schwierigen Kinder
Die sechste Gruppe stellt eine besondere Problemgruppe dar. Sie ist am ehesten
mit dem von Thomas und Chess als „schwierig“ charakterisiertem
Temperamenttypus im Säuglingsalter zu vergleichen: Von allen Gruppen weist sie
die niedrigste Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit auf, ihre Erziehbarkeit ist gering, ihre
Ärgerneigung hoch. Ihre Offenheit ist gering, doch zeigen die Kinder dieser Gruppe
im Unterschied zu den anderen beiden problematischen Gruppen ein eher
extravertiertes Verhalten. Wie unten noch dargestellt wird, fallen sie im NEO-FFI
durch eine extrem niedrige Verträglichkeit auf. Ihre niedrigen Werte in der Skala
45
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Gewissenhaftigkeit des NEO-FFI spiegeln die niedrige Zielstrebigkeit und
Kontrolliertheit ihres Temperaments wider.
3.1.5 Die Wanderung der Temperamentstypen im Längsschnitt
Im Folgenden soll ein Vergleich zwischen der zweiten mit der fünften
Untersuchungswelle durchgeführt werden, um die Wanderung der
Temperamentstypen vom Erhebungszeitpunkt im Alter von drei Monaten bis zum
fünften Erhebungszeitpunkt, als die Kinder elf Jahre alt waren, darstellen zu
können.
Wie Tab. 19 und Abb. 10 zeigen, ist die Stabilität der Temperamentsgruppen
gering, das Ergebnis ist nicht signifikant (Gart’s 2i: p=.190). Selbst die Gruppe der
pflegeleichten Kinder bleibt nur zu 59% erhalten. (Überraschenderweise war z.B.
das oben beschriebene autistische Kind von der Mutter mit drei Monaten als
„pflegeleicht“ eingestuft worden). 55% der langsam auftauenden Kinder befinden
sich mit elf Jahren ebenfalls in dieser Gruppe. Bei den ursprünglich schwierigen
Säuglingen treten höchst unterschiedliche Entwicklungen auf, sie verteilen sich mit
Ausnahme des Clusters 4 (kontrollierte Schwierige), in dem keines zu finden ist, auf
alle Clustergruppen. Es kann daher nicht davon ausgegangen werden, dass es sich
beim frühkindlichen Temperament um eine stabile Persönlichkeitseigenschaft
handelt.
46
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 19 Zuordnung der Kinder zu den jeweiligen Temperamentstypen im Alter von drei Monaten und elf Jahren (t5)
2. Testzeitpunkt
5. Test- zeitpunkt
Pflegeleichte Babys
Langsam Auftauende Babys
Schwierige Babys
Zeile total
Pflegeleichte Kinder
26 (1)17.4 (2)
59.1% (3)53.1% (4)
1522.4
34.1%23.8%
3 4.3
6.8% 25.0%
44 35.5%
Langsam auftauende Kinder
1114.2
30.6%22.4%
2018.3
55.6%31.7%
8 5.0
14.5% 80.0%
36 29.0%
Zurückgezogene
86.7
47.1%16.3%
78.6
41.2%11.1%
2 1.6
11.8% 16.7%
17 13.7%
kontrollierte Schwierige
23.2
25.0%4.1%
64.1
75.0%9.5%
0 0.8
0.0% 0.0%
8 6.5%
Taktierer
05.1
0.0%0.0%
126.6%
92.3%19.0%
1 1.3
7.7% 8.3%
13 10.5%
unkontrollierte Schwierige
22.4
33.3%4.1%
33.0
50.0%4.8%
1 0.6
16.7% 8.3%
6 4.8%
Spalte total
4939.5%
129.7%
63 50.8%
124 100%
(1) tatsächlich gezählte Fälle (2) erwartete Anzahl (3) Zeilenprozente (4) Spaltenprozente; Pearson’s Chi²-Test: p=.067, Gart’s 2i-Test: p=.190
47
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 10 Die Wanderung der Temperamentstypen vom zweiten zum fünften Erhebungszeitpunkt
3.1.6 Die Temperamentstypen im NEO-Fünf-Faktoren-Inventar
Das NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI, Borkenau & Ostendorf, 1993) enthält
folgende Skalen: „Neurotizismus“, „Extraversion“, „Offenheit“, „Verträglichkeit“ und
„Gewissenhaftigkeit“ Um Persönlichkeitsunterschiede zwischen den
Temperamentstypen untersuchen zu können, wurden Varianzanalysen
durchgeführt. (siehe Tab. 20).
48
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 20 Unterschiede zwischen den Temperamentstypen hinsichtlich der Skalen des NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993)
Skalen des NEO-FFI
Temperamentstyp N Mean sd p
Pflegeleichte 48 -.3674 .9287 langsam Auftauende 38 .4952 1.0633 Zurückgezogene 19 -.1817 .9359 kontrollierte Schwierige
Neurotizismus
9 .0666 .7277 Taktierer 14 -.0882 .6753 unkontrollierte Schwierige 5 .3745 .7163
.002** sehr signifikant
Pflegeleichte 48 .2717 .9833 langsam Auftauende 38 -.0910 .9748 Zurückgezogene 19 .0008 .9140 kontrollierte Schwierige 9 -.2544 .6717 Taktierer 14 -.4846 1.3633
Extraversion
unkontrollierte Schwierige 5 -.1518 .2850
.162 nicht signifikant
Pflegeleichte 48 .4007 .8627 langsam Auftauende 38 .0001 1.0037 Zurückgezogene 19 -.1085 .8060 kontrollierte Schwierige 9 -.4854 1.3913
Offenheit für Erfahrung
.000** sehr signifikant
Taktierer 14 -.8376 .7366 unkontrollierte Schwierige 5 -.7361 .8598 Pflegeleichte 48 .1696 .8045 langsam Auftauende 38 -.1065 1.1663 Zurückgezogene 19 .2944 .7175 kontrollierte Schwierige 9 -.3377 .9032 Taktierer 14 -.0116 .9135
Verträglichkeit
unkontrollierte Schwierige 5 -1.2584 1.6427
.026* signifikant
Pflegeleichte 48 .4086 .9363 langsam Auftauende 38 -.2099 .9368 Zurückgezogene 19 .1336 .8027 kontrollierte Schwierige 9 -.2489 1.3193 Taktierer 14 -.3284 1.1324
Gewissenhaftig- keit
unkontrollierte Schwierige 5 -1.2627 .8515
.001** sehr signifikant
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
Zwischen den Temperamentstypen sind mit Ausnahme der Skala Extraversion
signifikante bis sehr signifikante Unterschiede zu verzeichnen. Die Pflegeleichten
fallen durch die geringsten Neurotizismuswerte und die höchste Offenheit und
Gewissenhaftigkeit auf, während die langsam auftauenden Kinder die höchsten
Neurotizimuswerte zeigen. Die zurückgezogenen Kinder schätzen sich am
verträglichsten ein, ihre Neurotizimuswerte sind gering. Bei der Gruppe der
kontrollierten schwierigen Kinder zeigt sich im auch NEO-FFI ihre geringere
Extraversion und Offenheit. Sie weisen außerdem eine sehr geringe Verträglichkeit
49
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
auf. Im Unterschied zu den Taktierern sind ihre Neurotizimuswerte nicht auffällig.
Neben der bereits oben erwähnten erhöhten Neurotizimusneigung ist die Gruppe
der unkontrollierten Schwierigen durch sehr geringe Offenheitswerte und eine
extrem niedrige Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit charakterisiert.
-1,4
-1,2
-1
-0,8
-0,6
-0,4
-0,2
0
0,2
0,4
0,6
Neurot
izimus
Extrav
ersion
Offenh
eit
Verträg
lichke
it
Gewiss
enha
ftigke
it
Pflegeleichte(n=48)
LangsamAuftauende (n=38)
Zurückgezogene(n=19)
Kontr. Schwierige(n=9)
Taktierer (n=14)
Unkontr.Schwierige (n=5)
Abb. 11 Temperamentstypen und NEO-FFI
50
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
3.1.7 Die Temperamentstypen im Wiener Persönlichkeitsfragebogen für Kinder
Weitere Aufschlüsse über die Charakterisierung der Temperamentstypen bietet der
Wiener Persönlichkeitsfragebogen für Kinder (siehe Tab. 21 und Abb. 12). Er
enthält die folgenden Skalen: „Neigung zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten“,
„Neigung zu oppositionellem und Risikoverhalten“, „Prüfungsangst“,
„Dominanzneigung“, „Ängstlichkeit“ und „Traurigkeit“. Die Unterschiede zwischen
den Temperamentstypen wurden varianzanalytisch überprüft. Bezüglich der Skalen
Prüfungsangst, Ängstlichkeit und Traurigkeit sind sie nur tendenziell signifikant, der
übrigen Skalen jedoch sehr signifikant. Vor allem die Gruppe der unkontrollierten
schwierigen Kinder fällt im Gegensatz zu den kontrollierten schwierigen Kindern
durch ihre Neigung zu überaktivität-unaufmerksamen Verhalten und
oppositionellem und Risikoverhalten, hohe Prüfungsangst und Dominanzneigung
auf. Die pflegeleichten und die zurückgezogenen Kinder zeigen dagegen im WPK
keinerlei Anzeichen von problematischen Tendenzen. Auch die Langsam
Auftauenden sind im WPK eher unauffällig, wenn man von einer gewissen Neigung
zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten absieht. Hier schlägt sich vor allem ihre
Tendenz zur Unaufmerksamkeit durch. Die Taktierer zeigen eine etwas erhöhte
Neigung zur Dominanz und schätzen sich ausdrücklich als nicht traurig ein.
51
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 21 Unterschiede zwischen den Temperamentstypen hinsichtlich der Skalen des NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 1993)
Skalen des WPK Temperamentstyp N Mean sd p
Pflegeleichte 48 -.3674 .9287 langsam Auftauende 38 .4952 1.0633 Zurückgezogene 19 -.1817 .9359 kontrollierte Schwierige 9 .0666 .7277 Taktierer 14 -.0882 .6753
Neigung zu unaufmerksamen, überaktivem Verhalten
unkontrollierte Schwierige 5 .3745 .7163
.002** sehr signifikant
Pflegeleichte 48 .2717 .9833 langsam Auftauende 38 -.0910 .9748 Zurückgezogene 19 .0008 .9140 kontrollierte Schwierige 9 -.2544 .6717 Taktierer 14 -.4846 1.3633
Neigung zu oppositionellem und Risikoverhalten
unkontrollierte Schwierige 5 -.1518 .2850
.008** sehr signifikant
Pflegeleichte 48 .4007 .8627 langsam Auftauende 38 .0001 1.0037 Zurückgezogene 19 -.1085 .8060 kontrollierte Schwierige 9 -.4854 1.3913 Taktierer 14 -.8376 .7366
Prüfungsangst
unkontrollierte Schwierige 5 -.7361 .8598
.118 (Tendenz)
Pflegeleichte 48 .1696 .8045 langsam Auftauende 38 -.1065 1.1663 Zurückgezogene 19 .2944 .7175 kontrollierte Schwierige 9 -.3377 .9032 Taktierer 14 -.0116 .9135
Dominanzneigung
unkontrollierte Schwierige 5 -1.2584 1.6427
.002** sehr signifikant
Pflegeleichte 48 .4086 .9363 langsam Auftauende 38 -.2099 .9368 Zurückgezogene 19 .1336 .8027 kontrollierte Schwierige 9 -.2489 1.3193 Taktierer 14 -.3284 1.1324
Ängstlichkeit
unkontrollierte Schwierige 5 -1.2627 .8515
.083 (Tendenz)
Pflegeleichte 48 .4086 .9363 langsam Auftauende 38 -.2099 .9368 Zurückgezogene 19 .1336 .8027 kontrollierte Schwierige 9 -.2489 1.3193 Taktierer 14 -.3284 1.1324
Traurigkeit
unkontrollierte Schwierige 5 -1.2627 .8515
.116 (Tendenz)
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
52
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
-0,8-0,6-0,4-0,2
00,20,40,60,8
11,21,4
überakti
v-unau
fmerk
sam
Oppo., Risi
kove
rh.
Prüfungsa
ngst
Dominanzn
eigung
Ängstlich
keit
Traurig
keit
Pflegeleichte (n=48)
LangsamAuftauende (n=38)
Zurückgezogene(n=19)
Kontr. Schwierige(n=9)
Taktierer (n=14)
Unkontr. Schwierige(n=6)
Abb. 12 Temperamentstypen und WPK
3.1.8 Temperamentstypen und Intelligenz
Die Gruppenvergleiche aufgrund der Ergebnisse des Hamburg-Wechsler
Intelligenztests für Kinder (HAWIK III) erbrachten keine signifikanten Ergebnisse, es
besteht lediglich ein tendenzieller Unterschied hinsichtlich des Verbal-IQ. Hier
weisen die kontrollierten Schwierigen die besten Ergebnisse auf. Die niedrigsten
Resultate zeigen die zurückgezogenen Kinder.
53
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 22 Temperament und Intelligenz HAWIK Temperamentstyp N Mean sd p
Pflegeleichte 43 114.0465 13.9914 langsam Auftauende 34 110.5588 12.6639 Zurückgezogene 17 107.5294 11.6840 kontrollierte Schwierige 8 120.7500 6.9437 Taktierer 13 109.8462 9.9066
Gesamt IQ
unkontrollierte Schwierige 4 110.7500 6.9462
.152 nicht signifikant
Pflegeleichte 43 109.0233 13.1267 langsam Auftauende 34 107.1765 13.5836 Zurückgezogene 17 104.9412 12.7302 kontrollierte Schwierige 8 112.3750 11.0187 Taktierer 13 103.8462 15.5609
Handlungsteil
unkontrollierte Schwierige 4 109.2500 7.1356
.645 nicht signifikant
Pflegeleichte 43 115.9767 15.2276 langsam Auftauende 34 111.5294 13.7670 Zurückgezogene 17 108.5882 13.0243 kontrollierte Schwierige 8 123.3750 5.2898 Taktierer 13 113.5385 6.3063
Verbalteil
unkontrollierte Schwierige 4 110.2500 10.8743
.107 (Tendenz)
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
3.1.9 Temperamentstypen und Anstrengungsvermeidung
Für die Bewältigung schulischer und häuslicher Arbeitsaufgaben stellt die
Bereitschaft, sich ihnen pflichteifrig zu unterziehen einerseits, die geringe
Ausprägung von Tendenzen der Anstrengungsvermeidung andererseits eine
wichtige Vorrausetzung dar. Im Rahmen der Studie wurde daher auch der
Anstrengungsvermeidungstest (Rollett & Bartram, 1998) durchgeführt, der die
beiden Skalen „Pflichteifer“ und „Anstrengungsvermeidung“ enthält. Wie die in Tab.
23 dargestellten Varianzanalysen zeigen, unterscheiden sich die
Temperamentsgruppen sehr signifikant hinsichtlich ihrer Anstrengungs-
vermeidungstendenz und signifikant hinsichtlich des Pflichteifers.
54
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 23 Unterschiede zwischen den Temperamentstypen in den Skalen „Anstrengungsvermeidung“ und „Pflichteifer“ des AVT (Rollett & Bartram, 1998)
Skala Temperamentstyp N Mean sd p Pflegeleichte 48 6.00 3.930 langsam Auftauende 38 9.87 4.186 Zurückgezogene 19 7.16 4.475 kontrollierte Schwierige 9 7.67 4.848 Taktierer 14 8.50 3.132
Anstrengungs- vermeidung
unkontrollierte Schwierige 5 10.40 4.561
.001** sehr signifikant
Pflegeleichte 48 2.104 .304 langsam Auftauende 38 2.231 .362 Zurückgezogene 19 1.770 .406 kontrollierte Schwierige 9 2.774 .925 Taktierer 14 2.219 .593
Pflichteifer
unkontrollierte Schwierige 5 1.949 .872
.014* signifikant
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
0
2
4
6
8
10
12
AV P
Pflegeleichte(n=43)LangsamAuftauende (n=34)Zurückgezogene(n=17)Kontr. Schwierige(n=8)Taktierer (n=13)
Unkontr.Schwierige (n=4)
Abb. 13 Temperamentstypen und Anstrengungsvermeidung (AV: Skala „Anstrengungsvermeidung; P: „Pflichteifer“)
55
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Die höchsten Pflichteifer- und die niedrigsten Anstrengungsvermeidungswerte
haben erwartungsgemäß die pflegeleichten Kinder, gefolgt von den
Zurückgezogenen. Mit Abstand die ungünstigste Konstellation zeigt sich bei den
unkontrollierten Schwierigen, die nicht nur die niedrigsten Pflichteiferwerte, sondern
auch die höchsten Anstrengungsvermeidungswerte aufweisen. Bei den langsam
Auftauenden sind einerseits hohe Anstrengungsvermeidungswerte zu verzeichnen,
andererseits aber doch befriedigende Pflichteiferwerte, was auf eine Ambivalenz in
ihrem Leistungsverhalten hindeutet. Aus der lerntherapeutischen Praxis ist bekannt,
dass Kinder, die diesem Temperamenttypus angehören, auf
Leistungsanforderungen zunächst abweisend reagieren, sich aber durch eine
entsprechend geduldige, freundlich-konsequente Interventionsform der
Erziehungspersonen motivieren lassen, was bei den unkontrollierten schwierigen
Kindern kaum gelingt, wenn diese sich einmal entschlossen haben, eine
Arbeitsanforderung zu vermeiden. Auch die Taktierer zeigen relativ hohe
Anstrengungsvermeidungs- bei entsprechend niedrigen Pflichteiferwerten, gefolgt
von den kontrollierten Schwierigen und den Zurückgezogenen.
3.2 Die Bindung an die Eltern und die Beziehung zu den Freunden
Wichtige Komponenten, die für die Lebensbewältigung eines Kindes von
Bedeutung sind, stellen die Bindung an die Eltern und die Beziehung zu den
Freunden dar. In der vorliegenden Studie wurden sie mit Hilfe einer Übersetzung
des von Armsden und Greenberg (1985) entwickelten „Inventory of Parent and
Peer Attachment“ erhoben. Die Items wurden fünfkategoriell vorgegeben: immer -
oft - manchmal - selten - nie. Die faktorenanalytische Auswertung
(Hauptkomponenten-analyse, Varimaxrotation) legte es nahe, sowohl beim Eltern-
als auch beim Freundefragebogen außer den drei Skalen des Originals (Trust,
Communication, Alientation) eine vierte Skala „Negative emotionale Beziehung“ zu
konstruieren. Zusätzlich wurde zum Originalfragebogen von Armsden und
Greenberg beim Elternfragebogen das Item „Manchmal liebe und hasse ich meine
56
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Eltern zugleich.“ hinzugefügt, um eine ambivalente Beziehung abzuklären. Im
Folgenden werden die Skalen genauer dargestellt.
3.2.1 Die Bindung an die Eltern: Skalen des Fragebogens „Bindung an die Eltern“
Skala Vertrauen (Bindung an die Eltern)
Die Skala „Vertrauen” setzt sich aus acht Items zusammen, Cronbach’s Alpha
beträgt α=.80. Wie aus Tab. 24 ersichtlich, thematisieren die Items sowohl
gegenseitiges Vertrauen zwischen den Kindern und ihren Eltern, als auch ein von
den Kindern wahrgenommenes Einfühlungsvermögen der Eltern.
Tab. 24 Skala Vertrauen (Bindung an die Eltern) Item Trennschärfe Ich finde, meine Eltern sind gute Eltern. .57 Meine Eltern akzeptieren mich wie ich bin. .69 Meine Eltern respektieren meine Gefühle. .58 Meine Eltern spüren, wenn ich über etwas beunruhigt bin. .49 Wenn ich etwas alleine unternehme, können sich die Eltern auf mich verlassen. .36 Ich bekomme zu Hause viel Beachtung. .45 Meine Eltern verstehen mich. .62 Ich vertraue meinen Eltern. .60
Hohe Werte in dieser Skala bedeuten, dass das Vertrauen zu den Eltern bzw. das
von den Kindern wahrgenommene Vertrauen zu ihnen hoch ist.
Skala Kommunikation (Bindung an die Eltern)
In der Skala „Kommunikation“ (8 Items, Cronbach’s Alpha: α=.82) sind Items
enthalten, in denen es einerseits um die Förderung der Kommunikation zwischen
Eltern und Kind sowie der Förderung der Verbalisierung von Problemen, die das
Kind hat (z.B. „Meine Eltern ermutigen mich, über meine Schwierigkeiten zu
57
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
sprechen.“) und andererseits um die Akzeptanz des Kindes in Diskussionen mit den
Eltern geht (Tab. 25).
Tab. 25 Skala Kommunikation (Bindung an die Eltern) Item Trennschärfe Bei Dingen, die mich beschäftigen, höre ich mir gerne die Meinung meiner Eltern an.
.33
Wenn ich mit meinen Eltern diskutiere, berücksichtigen sie meinen Standpunkt. .48 Meine Eltern helfen mir, mich selbst besser zu verstehen. .59 Ich erzähle meinen Eltern von meinen Problemen und Schwierigkeiten. .60 Meine Eltern ermutigen mich, über meine Schwierigkeiten zu sprechen. .53 Wenn ich mich über etwas ärgere versuchen meine Eltern, mich zu verstehen. .66 Ich kann auf meine Eltern zählen, wenn ich mir etwas von der Seele reden muß.
.62
Wenn meine Eltern merken, dass mich etwas bedrückt, sprechen sie mich darauf an.
.56
Skala Negative emotionale Beziehung (Bindung an die Eltern)
Die Skala “Negative emotionale Beziehung” (5 Items, Cronbach’s Alpha: α=.71)
enthält Items, die im originalen Fragebogen von Armsden und Greenberg (1987) in
der Skala „Alientation“ (= „Entfremdung“) zusammengefasst sind, sich aber
faktorenanalytisch von der Skala „Entfremdung“ trennten. Der Unterschied zur
Skala „Entfremdung“ besteht darin, dass das Kind sich noch mit den Eltern
auseinandersetzt, was auf eine, wenn auch negative Beziehung hindeutet.
Tab. 26 Skala Negative emotionale Beziehung (Bindung an die Eltern) Item Trennschärfe Ich wünschte, ich hätte andere Eltern. .45 Ich ärgere mich über meine Eltern. .53 Manchmal liebe und hasse ich meine Eltern zugleich. .43 Meine Eltern haben keine Ahnung, was ich alles mitmache. .49 Ich glaube, dass mich NIEMAND versteht. .56
58
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Skala Entfremdung (Bindung an die Eltern)
Zur Erfassung der Entfremdung bzw. Ablösung von den Eltern bzw. der Mutter
dient die Skala “Entfremdung” (5 Items, Cronbach’s Alpha: α=.63). Je höher die
Ausprägung in dieser Skala ist, umso höher ist auch die Überzeugung, dass man
sich auf seine Eltern nicht verlassen kann, wenn man Sorgen oder Probleme hat. In
diesem Fall haben Kinder das Gefühl, hinsichtlich emotionaler Angelegenheiten von
ihren Eltern nicht verstanden zu werden.
Tab. 27 Skala Entfremdung (Bindung an die Eltern) Item Trennschärfe Ich bin auf mich selbst gestellt, wenn ich ein Problem zu lösen habe. .31 Ich finde es unnötig, meine Gefühle zu zeigen. .46 Wenn ich mit meinen Eltern über meine Gefühle rede, schäme ich mich oder fühle mich dumm.
.46
Meine Eltern wissen gar nicht, dass ich mir über viele Dinge Sorgen mache. .33 Meine Eltern haben ihre eigenen Probleme, deshalb belästige ich sie nicht noch mit meinen.
.38
3.2.2 Die Beziehung zu den Freunden: Skalen des Fragebogens „Beziehung zu Freunden“
Für Kinder und Jugendliche stellt die Beziehung zu Freunden eine wesentliche
Komponente ihres Lebens dar. In der hier vorgestellten Untersuchung wurde sie
daher ebenfalls erfasst. Als Erhebungsinstrument diente der von Armsden und
Greenberg (1987) erstellte Fragebogentest, der, wie auch der oben beschriebene
Bindungsfragebogen, im Rahmen dieser Studie übersetzt wurde. Entsprechend des
Originalversion von Armsden und Greenberg wurde auf eine Ergänzung „und
Freundinnen“ verzichtet: In einem Vorversuch mit anderen Kindern hatte es sich
gezeigt, dass einige Schwierigkeiten hatten, die Fragen zu beantworten, da sie
angaben, dass sie „nur Freunde“ oder „nur Freundinnen“ hätten. Auch bei diesem
Verfahren legte die Hauptkomponentenanalyse eine Vierskalenlösung nahe, die im
59
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Folgenden dargestellt wird: Vertrauen, Kommunikation, Negative emotionale
Beziehung und Entfremdung.
Skala Vertrauen (Beziehung zu Freunden)
Die Skala Vertrauen (6 Items, Cronbach’s Alpha: .86) erfasst jenen
Beziehungsaspekt, der durch die Gefühle der Akzeptanz und des Verständnisses
von Seiten der Freunde charakterisiert ist.
Tab. 28 Skala Vertrauen (Beziehung zu Freunden) Item Trennschärfe Meine Freunde verstehen mich. .73 Meine Freunde akzeptieren mich, wie ich bin. .68 Ich finde ich habe gute Freunde. .59 Meine Freunde möchten, dass es mir gut geht. .75 Ich vertraue meinen Freunden. .59 Meine Freunde respektieren meine Gefühle. .65
60
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Skala Kommunikation (Beziehung zu Freunden)
Die elf Items umfassende Skala “Kommunikation”(Cronbach’s Alpha: .89) erfasst
die Gesprächskultur zwischen dem Kind und den Freunden.
Tab. 29 Skala Kommunikation (Beziehung zu Freunden) Item Trennschärfe Bei Dingen, die mich beschäftigen, höre ich mir gerne die Meinung meiner Freunde an.
.52
Meine Freunde spüren, wenn ich über etwas beunruhigt bin. .64 Wenn ich mit meinen Freunden diskutiere, berücksichtigen sie meinen Standpunkt.
.57
Meine Freunde ermutigen mich, über meine Schwierigkeiten zu sprechen. .72 Meine Freunde hören mir zu, wenn ich etwas zu sagen habe. .53 Mit meinen Freunden kann man ziemlich gut reden. .58 Wenn ich mich über etwas ärgere versuchen meine Freunde, mich zu verstehen.
.73
Meine Freunde helfen mir, mich selbst besser zu verstehen. .60 Ich kann auf meine Freunde zählen, wenn ich mir etwas von der Seele reden muss.
.68
Ich erzähle meinen Freunden von meinen Problemen und Schwierigkeiten. .63 Wenn meine Freunde merken, dass mich etwas bedrückt, sprechen sie mich darauf an.
.67
Skala Negative emotionale Beziehung (Beziehung zu Freunden)
Wie im Elternbindungsfragebogen erwies es sich als notwendig, eine Skala
“Negative emotionale Beziehung” zu konstruieren. Obwohl sie nur drei Items
enthält, ist Cronbach’s Alpha mit .74 befriedigend.
61
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 30 Skala Negative emotionale Beziehung (Beziehung zu Freunden) Item Trennschärfe Ich wünschte, ich hätte andere Freunde. .57 Ich fühle mich allein oder nicht zugehörig, wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin.
.55
Ich ärgere mich über meine Freunde. .58
Skala Entfremdung (Beziehung zu Freunden)
Die Skala “Entfremdung” (4 Items, Cronbach’s Alpha: .67) erfasst Gefühle des
Isoliertseins und des Nicht-verstanden-werdens in Bezug auf den engeren
Freundeskreis.
Tab. 31 Skala Entfremdung (Beziehung zu Freunden) Item Trennschärfe Wenn ich mit meinen Freunden über meine Gefühle rede, schäme ich mich oder fühle mich dumm.
.43
Meine Freunde haben KEINE Ahnung, was ich alles mitmache. .44 Meine Freunde wissen nicht, dass ich mir über viele Dinge Sorgen mache. .46 Es scheint, als ob meine Freunde sich ohne Grund über mich aufregen. .47
3.3 Bindung an die Eltern, Beziehung zu Freunden und Temperamentstypen
Da zu vermuten war, dass die im Kapitel 3.1.3 bzw. Kapitel 3.1.4 dargestellten
Temperamentstypen sich in ihren sozialen Beziehungen unterscheiden, wurden
entsprechende Varianzanalysen gerechnet. Wie Tab. 32 und Abb. 14 zeigen
ergeben sich bezüglich des Elternbindungsfragebogens sowohl hinsichtlich der
Skala Vertrauen als auch der Skala Negative emotionale Beziehung signifikante
Unterschiede zwischen den Gruppen. Die problematischste Beziehung zu den
Eltern gibt die Gruppe der unkontrollierten Schwierigen an, die das geringste
Vertrauen und den höchsten Wert in der Skala „Negativer emotionale Beziehungen“
62
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
haben. In weniger ausgeprägter Form findet sich ein ähnliches Muster bei den
kontrollierten Schwierigen. Die günstigsten Ausprägungen finden sich bei den
pflegeleichten und den zurückgezogenen Kindern. Die Gruppe der langsam
auftauenden Kinder befindet sich hinsichtlich der Skalen Vertrauen und
Kommunikation im unauffälligen Mittelbereich, zeigen aber etwas erhöhte
Mittelwerte in den Skalen Negative emotionale Beziehung und Entfremdung. Auch
die Taktierer liegen mit ihren Werten im Elternbindungsfragebogen eher im
Mittelbereich.
Tab. 32 Temperamentstypen und Bindung an die Eltern
N Mean sd p Pflegeleichte 48 .16834 .82078 langsam Auftauende 37 -.08636 .99508 Zurückgezogene 19 .39515 .75898 kontrollierte Schwierige 9 -.50353 1.46503 Taktierer 14 -.12797 1.02494 unkontrollierte Schwierige 5 -.99808 1.04764
Vertrauen
Gesamt 132 .00817 .97676
p=.024
Pflegeleichte 48 .14627 1.10612 langsam Auftauende 37 .04586 1.00820 Zurückgezogene 19 .13057 .78289 kontrollierte Schwierige 9 -.68774 .72297 Taktierer 14 -.17181 .95517 unkontrollierte Schwierige 5 -.27150 .91450
Kommunikation
Gesamt 132 .00944 .99990
p=.265
Pflegeleichte 48 -.28785 .84315 langsam Auftauende 38 .23696 1.03169 Zurückgezogene 19 -.43780 .81760 kontrollierte Schwierige 9 .36708 1.53456 Taktierer 14 .16826 .70486 unkontrollierte Schwierige 5 .69455 .62520
Negative emotionale Beziehung
Gesamt 133 -.03006 .97445
p=.011
Pflegeleichte 48 -.19685 1.16021 langsam Auftauende 37 .22238 .95818 Zurückgezogene 19 -.10670 .80647 kontrollierte Schwierige 9 .17852 .80152 Taktierer 14 -.06160 .69275 unkontrollierte Schwierige 5 .70594 .50168
Entfremdung
Gesamt 132 .00777 .98515
p=.226
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
63
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 14 Temperamentstypen und Bindung an die Eltern
Hinsichtlich der Beziehung zu den Freunden bestehen zwischen den Gruppen in
den Skalen Negative emotionale Beziehung und Entfremdung signifikante, in den
Skalen Vertrauen und Kommunikation nur tendenziell signifikante Unterschiede
(p=.098 bzw. .071, siehe Tab. 33). Die Mittelwertsunterschiede zwischen den
Gruppen sind in Abb. 15 dargestellt. Wieder fallen die unkontrollierten Schwierigen
durch ihre ungünstigen Beziehungen auf: Sie zeigen die niedrigsten Vertrauens-
und die höchsten Entfremdungsscores. Eine günstige Beziehungsgestaltung findet
sich bei den pflegeleichten Kindern mit erhöhten Vertrauens- und
Kommunikationswerten und niedrigen Ausprägungen in den Skalen Negative
emotionale Beziehung und Entfremdung. Die Taktierer fallen durch erhöhte Werte
in den Skalen Negative emotionale Beziehung und Entfremdung auf. Die
Zurückgezogenen liegen in allen Skalen im Mittelfeld. Bei den kontrollierten
64
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Schwierigen ist nur die eher niedrige Bewertung der Kommunikation mit Freunden
auffällig. Trotzdem zeigen sie in der Skala Entfremdung einen ähnlich günstigen
Wert wie die pflegeleichten Kinder, was darauf hindeutet, dass sie die von ihnen
durchaus wahrgenommene reduzierte Kommunikation mit ihren Freunden nicht im
Hinblick auf Isoliertheit interpretieren. Bei den langsam auftauenden Kindern
besteht eine eher negative Gestaltung der Beziehung zu Freunden im Sinne
erlebter negativer emotionaler Beziehungen und Entfremdung von ihnen.
Tab. 33 Temperamentstypen und Beziehung zu den Freunden
N Mittelwert sd p Pflegeleichte 48 .27056 .82461 langsam Auftauende 38 -.07919 .98396 Zurückgezogene 19 -.04885 1.03561 kontrollierte Schwierige 9 -.13555 1.22783 Taktierer 14 -.37480 1.35406 unkontrollierte Schwierige 5 -.84938 1.00127
Vertrauen
Gesamt 133 -.01252 1.01693
p=.098
Pflegeleichte 48 .33791 .83621 langsam Auftauende 38 -.18556 1.07328 Zurückgezogene 19 -.02977 1.10317 kontrollierte Schwierige 9 -.34994 .95857 Taktierer 14 -.33005 1.02112 unkontrollierte Schwierige 5 -.34198 .91524
Kommunikation
Gesamt 133 -.00659 .99871
p=.071
Pflegeleichte 47 -.36282 .71452 langsam Auftauende 38 .35900 1.24953 Zurückgezogene 19 .07693 1.10462 kontrollierte Schwierige 9 .16240 .77035 Taktierer 14 .10440 1.04981 unkontrollierte Schwierige 5 .38977 .63524
Negative emotionale Beziehung
Gesamt 132 .02215 1.01961
p=.034
Pflegeleichte 47 -.28554 1.02225 langsam Auftauende 38 .34809 1.13866 Zurückgezogene 19 .05149 .93063 kontrollierte Schwierige 9 -.25314 .52762 Taktierer 14 -.07907 .59399 unkontrollierte Schwierige 5 .72165 .81738
Entfremdung
Gesamt 132 .00764 1.00709
p=.038
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
65
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 15 Temperamentstypen und Beziehung zu den Freunden
Wie die dargestellten Befunden zeigen, spiegeln die sozialen Beziehungen sowohl
zu den Eltern als auch den Freunden die Besonderheiten der
Temperamentsgruppen wider.
66
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
4. Der Schulübertritt des Untersuchungskindes: Belastung und Bewältigung
Brigitte Rollett und Barbara Hanfstingl
Wie in der Einleitung dargestellt, war es ein wesentliches Anliegen der vorliegenden
Untersuchung, den Schulübertritt des Untersuchungskindes, der ein
bedeutungsvolles Lebensereignis für das Kind und die Familie darstellt, in seinen
Auswirkungen zu untersuchen.
4.1 Der Fragebogen zum Schulübertritt
Für die Erhebung der Bewältigung des Schulübertritts durch die
Untersuchungskinder wurde eine verkürzte Version eines von Sirsch entwickelten
Verfahrens (Ensbacher, 2001) erstellt und faktorenanalytisch überprüft
(Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation). Im Folgenden werden die
resultierenden Skalen dargestellt.
Die Skala „Belastung durch den Schulübertritt“
Die Skala „Belastung durch den Schulübertritt“ umfasst die subjektiven
Einschätzungen der Belastung durch Veränderungen in relevanten Bereichen, die
sich im Zuge des Schulübertritts ergeben. Falls das Kind keine Veränderungen in
dem betreffenden Bereich angab, wurde diese mit 1 kodiert. Der Grad der jeweils
empfundenen Belastung wurde vom Kind auf einer fünfstufigen Skala (leicht, eher
leicht, mittel, eher schwer, schwer) bewertet. Der Aufbau des Fragebogens sieht vor,
dass zunächst die Veränderung in einem bestimmten Inhaltsbereich abgefragt wird
und anschließend bewertet wird, wie sehr eine etwaige Veränderung das Kind
belastet hat. Die Skala umfasst zehn Items, das Cronbach’s Alpha beträgt .91 (siehe
Tab. 34). Je höher die Ausprägungen in dieser Skala sind, umso mehr nimmt das
67
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Kind die durch die Items beschriebenen Veränderungen durch den Schulübertritt als
Bedrohung wahr, während davon ausgegangen werden kann, dass der Schulübertritt
bei niedrigen Ausprägungen eher als Herausforderung empfunden wird.
Tab. 34 Skala Belastung durch den Schulübertritt Item Trennschärfe Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Kinder in der Klasse), wie ist es dir dabei ergangen?
.71
Wenn es für dich anders geworden ist (Geschlechterverhältnis der Schüler in der Klasse), wie ist es dir dabei ergangen?
.65
Wenn es für dich anders geworden ist (Mitkommen im Unterricht), wie ist es dir dabei ergangen?
.74
Wenn es für dich anders geworden ist (Geschlechterverhältnis bei den Lehrern), wie ist es dir dabei ergangen?
.62
Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Freunde außerhalb der Schule), wie ist es dir dabei ergangen?
.66
Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Parallelklassen), wie ist es dir dabei ergangen?
.67
Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Freunde innerhalb der Schule), wie ist es dir dabei ergangen?
.66
Wenn es für dich anders geworden ist (Auskommen mit den Kindern), wie ist es dir dabei ergangen?
.66
Wenn es für dich anders geworden ist (Wie bist du jetzt in den Fächern), wie ist es dir dabei ergangen?
.77
Wenn es für dich anders geworden ist (Zurechtkommen mit den Hausübungen und dem Lernen), wie ist es dir dabei ergangen?
.70
Die Skala umfasst sowohl Items, die allgemein dem Leistungsbereich als auch
solche, die dem sozialen Bereich zuzuordnen sind. Um differenzierte Analysen
vornehmen zu können, wurden daher zwei Subskalen gebildet (vgl. Tab. 35 bzw.
Tab. 36). Die Subskala 1a) „Schulübertrittsbezogene Belastung im Leistungsbereich“
umfasst drei Items (Cronbach’s Alpha: 86), die Subskala 1b)
„Schulübertrittsbezogene Belastung im sozialen Bereich“ sieben Items (Cronbach’s
Alpha: .87).
Tab. 35 Skala Belastung - Leistungsbereich Item Trennschärfe Wenn es für dich anders geworden ist (Mitkommen im Unterricht), wie ist es dir dabei ergangen?
.73
Wenn es für dich anders geworden ist (Wie bist du jetzt in den Fächern), wie ist es dir dabei ergangen?
.79
Wenn es für dich anders geworden ist (Zurechtkommen mit den Hausübungen und dem Lernen), wie ist es dir dabei ergangen?
.68
68
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 36 Skala Belastung - sozialer Bereich Item Trennschärfe Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Kinder in der Klasse), wie ist es dir dabei ergangen?
.72
Wenn es für dich anders geworden ist (Geschlechterverhältnis der Schüler in der Klasse), wie ist es dir dabei ergangen?
.59
Wenn es für dich anders geworden ist (Geschlechterverhältnis bei den Lehrern), wie ist es dir dabei ergangen?
.62
Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Freunde außerhalb der Schule), wie ist es dir dabei ergangen?
.64
Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Parallelklassen), wie ist es dir dabei ergangen?
.69
Wenn es für dich anders geworden ist (Anzahl der Freunde innerhalb der Schule), wie ist es dir dabei ergangen?
.66
Wenn es für dich anders geworden ist (Auskommen mit den Kindern), wie ist es dir dabei ergangen?
.64
Die Skala „Bewältigung der veränderten Unterrichtsorganisation“
Die Skala „Bewältigung der veränderten Unterrichtsorganisation“ (4 Items,
Cronbach’s Alpha: .62) setzt sich aus Items zusammen, die die Bewältigung der
unterrichtsorganisationsbezogenen Veränderungen durch den Wechsel von der
Volksschule zur Sekundarstufe 1 thematisieren. Die Beantwortung erfolgte auf einer
fünfstufigen Likertskala.
Tab. 37 Skala Bewältigung der veränderten Unterrichtsorganisation Item Trennschärfe Einige Fächer aus der Volksschulzeit habe ich jetzt nicht mehr (z.B. Sachunterricht). Das war für mich...
.41
Wie war für dich der Wechsel von der Volksschule in Deine neue Schule? .37 Einige meiner Fächer (z.B. Biologie) habe ich heuer zum ersten Mal. Das war für mich...
.47
Ich habe jetzt fast jede Stunde einen anderen Lehrer. Das war für mich... .36
Liegen die Werte eines Kindes in dieser Skala hoch, kann es die veränderte
Unterrichtsorganisation gut bewältigen.
69
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Die Skala „Bewältigung der Trennung von Mitschülern und Freunden“
Die Skala „Bewältigung der Trennung von Mitschülern und Freunden“ aus der
Volksschulzeit umfasst zwar nur zwei Items, zeigt aber ein hohes Cronbach’s Alpha
von .88 (siehe Tab. 38).
Tab. 38 Skala Bewältigung der Trennung von Mitschülern und Freunden Item Trennschärfe Einige meiner Freunde aus der Volksschule kann ich jetzt nicht mehr so oft sehen. Das war für mich...
-
Meine Mitschüler von der Volksschule kann ich nun nicht mehr alle sehen. Das war für mich...
-
Die Skala „Schulübertrittsbewältigung“
Die „Schulübertrittsbewältigung“ benannte Skala umfasst sechs Items (Cronbach’s
Alpha: .80, siehe Tab. 39).
Tab. 39 Skala Schulübertrittsbewältigung Item Trennschärfe Wie gut kennst du deine neuen Mitschüler? .80 Wie kommst du bis jetzt mit deinen neuen Mitschülern aus? .74 Wie kommst du jetzt mit den Kindern aus Deiner Klasse aus? .76 Wie bist du jetzt in der Schule, wenn du an alle Fächer denkst? .77 Wie kommst du jetzt im Unterricht mit? .76 Wie kommst du jetzt mit den Hausaufgaben und dem Lernen zurecht? .78
Wie dies bei der Skala „Belastung durch den Schulübertritt“ der Fall ist, lassen sich
auch bei der Schulübertrittsbewältigungsskala zwei Subskalen bilden, die die
Schulübertrittsbewältigung im sozialen Bereich einerseits, die
Schulübertrittsbewältigung im Leistungsbereich andererseits erfassen. Sie werden im
Folgenden dargestellt.
70
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Die Skala „Schulübertrittsbewältigung im Leistungsbereich“
Die Skala „Schulübertrittsbewältigung im Leistungsbereich“ (3 Items, Cronbach’s
Alpha: .78) beinhaltet Items, die den erfolgreichen Umgang mit den
Leistungsanforderungen in der neuen Schule thematisieren.
Tab. 40 Skala Schulübertrittsbewältigung im Leistungsbereich Item Trennschärfe Wie bist du jetzt in der Schule, wenn du an alle Fächer denkst? .64 Wie kommst du jetzt im Unterricht mit? .66 Wie kommst du jetzt mit den Hausaufgaben und dem Lernen zurecht? .58
Die Skala „Schulübertrittsbewältigung im sozialen Bereich“
Die in Tab. 41 dargestellte Skala „Schulübertrittsbewältigung im sozialen Bereich“ (3
Items, Cronbach’s Alpha: .79) setzt sich aus Items zusammen, die erfassen, wie gut
das Kind mit den neuen Mitschülern und Mitschülerinnen zurechtkommt.
Tab. 41 Skala Schulübertrittsbewältigung im sozialen Bereich Item Trennschärfe Wie gut kennst du deine neuen Mitschüler? .56 Wie kommst du bis jetzt mit deinen neuen Mitschülern aus? .69 Wie kommst du jetzt mit den Kindern aus Deiner Klasse aus? .65
71
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Die Skala „Schulwegsbelastung“
Die Skala „Schulwegsbelastung“ (2 Items, Cronbach’s Alpha: .82) erfasst die
Belastung durch den veränderten Schulweg.
Tab. 42 Skala Schulwegsbelastung Item Trennschärfe Wenn es für dich anders geworden ist (Hauptbeförderungsmittel in die Schule), wie ist es dir dabei ergangen?
-
Wenn es für dich anders geworden ist (Wegzeit in die Schule), wie ist es dir dabei ergangen?
-
4.2 Die Schulübertrittstypen und ihre Charakterisierung
Um Typen von Kindern ermitteln zu können, die sich hinsichtlich der Bewältigung des
Übertritts von der Grundschule in die Sekundarstufe 1 unterscheiden, wurde eine
Hierarchische Clusteranalyse nach Ward gerechnet. In die Clusteranalyse wurden
die unten genannten Schulübertrittsskalen (siehe Kapitel 4.1, Skalen des
Fragebogens zum Schulübertritt) einbezogen. Wegen der leichteren
Interpretierbarkeit der Resultate wurde bei den Belastungsskalen Umkodierungen
vorgenommen, so dass eine hohe Belastung durch hohe Werte ausgedrückt wird.
1.) "Belastung durch den Schulübertritt: Leistungsbereich",
2.) "Belastung durch den Schulübertritt: sozialer Bereich",
3.) "Bewältigung der veränderten Unterrichtsorganisation,
4.) "Schulübertrittsbewältigung im Leistungsbereich".
5.) "Schulübertrittsbewältigung im sozialen Bereich",
72
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Die Skalen wurden einer z-Transformation unterzogen, um die durch die
unterschiedliche Itemanzahl pro Skala entstandenen Ungleichgewichtungen zu
kompensieren.
Das Struktogramm des Fehlerwertabfalls legte eine Unterscheidung von vier
„Schulübertrittstypen“ nahe. Wie die in Tab. 43 dargestellten Varianzanalysen
zeigen, unterscheiden sich die vier Gruppen in sämtlichen Skalen hoch signifikant.
Die Skalenmittelwerte der einzelnen Cluster sind in Abb. 16 dargestellt.
Tab. 43 Mittelwerte in den Schulübertrittsskalen: Schulübertrittstypen Schulübertrittsskalen (in der Clusteranalyse verwendet)
Schulübertritts-cluster N Mean sd p Unauffällige 64 -.04779 .60110 Herausgeforderte 32 -.99953 .45918 Überforderte 26 .83708 .82964 Bedrohte 16 1.35237 .55434
Belastung - Leistungsbereich
Gesamt 138 .06057 .97489
p=.000
Unauffällige 64 .07660 .84798 Herausgeforderte 32 -.85282 .36243 Überforderte 26 .41086 .75378 Bedrohte 16 1.27067 .75259
Belastung - sozialer Bereich
Gesamt 138 .06250 .95675
p=.000
Unauffällige 64 .07383 .86406 Herausgeforderte 32 .81771 .43580 Überforderte 26 -.16831 .64129 Bedrohte 16 -1.60648 .83113
Bewältigung der veränderten Unterrichtsorganisation
Gesamt 138 .00588 1.00123
p=.000
Unauffällige 64 .02570 .67125 Herausgeforderte 32 1.02135 .39043 Überforderte 26 -1.28264 .84742 Bedrohte 16 -.22836 .69889
Schulübertritts-bewältigung - Leistungsbereich
Gesamt 138 -.01938 .99404
p=.000
Unauffällige 64 .22674 .63637 Herausgeforderte 32 .46817 .52291 Überforderte 26 -1.23700 1.31228 Bedrohte 16 .11159 .81196
Schulübertritts-bewältigung - sozialer Bereich
Gesamt 138 -.00641 1.00078
p=.000
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
73
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 16 Schulübertrittstypen: Schulübertrittsskalen, die in der Clusteranalyse verwendet wurden
Die Schulübertrittscluster unterscheiden sich hinsichtlich der einbezogenen Skalen in
charakteristischer Weise: Die größte Gruppe bilden die „unauffälligen“ Schüler und
Schülerinnen. Sowohl in den Bewältigungskalen als auch den Belastungsskalen
befinden sie sich im Mittelfeld. Die „Herausgeforderten“ zeigen die niedrigsten
Belastungswerte im Leistungs- und im sozialen Bereich sowie die höchsten Werte
bezüglich der Bewältigungsskalen. Die „Überforderten“ fallen besonders durch
extrem schlechtes Coping sowohl im sozialen als auch im Leistungsbereich und die
zweithöchste Belastetheit im Leistungsbereich auf. Eine besonders problematische
Gruppe stellt das vierte Cluster dar, da die betreffenden Schüler und Schülerinnen
die höchsten Ausprägungen an Belastung im Leistungsbereich und im sozialen
Bereich sowie bezüglich der veränderten Unterrichtsorganisation zeigen, während
74
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
ihre Bewältigungskompetenz in beiden Bereichen nur im Mittelfeld liegt. Es kann
daher davon ausgegangen werden, dass die neue Schulsituation für sie eine
Bedrohung darstellt. Wie unten noch gezeigt wird, ist ihre Beziehung zu den Eltern
durch sehr geringes Vertrauen und Kommunikation gekennzeichnet, so dass sie
auch nicht bereit sind, ihre schulischen Probleme mit den Eltern zu besprechen. Die
Gruppe wurde daher mit „bedrohte“ Schüler und Schülerinnen bezeichnet.
Abb. 17 Schulübertrittstypen: Schulübertrittsskalen
Im nächsten Schritt sollen die Unterschiede zwischen den Schulübertrittsgruppen im
NEO-Fünf-Faktoren Inventar (NEO-FFI) dargestellt werden (siehe Abb. 18). Mit
Ausnahme der Skala Verträglichkeit, in der nur ein tendenzieller Unterschied
zwischen den Schulübertrittsgruppen (p=.088) besteht, zeigen sich hinsichtlich aller
Skalen signifikante Unterschiede (siehe Tab. 44).
75
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 44 Schulübertrittscluster: Mittelwerte in den NEO-FFI Skalen
Skalen des NEO-FFI Schulübertrittscluster N Mean sd p Unauffällige 64 .18685 1.00336 Herausgeforderte 32 -.61060 .89819 Überforderte 26 .43918 .84572 Bedrohte 16 -.16931 .79384
Neurotizismus
Gesamt 138 .00818 .99413
p=.000
Unauffällige 64 .02953 .93664 Herausgeforderte 32 .48843 .75019 Überforderte 26 -.49488 1.23140 Bedrohte 16 -.19359 .98968
Extraversion
Gesamt 138 .01127 1.01073
p=.002
Unauffällige 64 .12293 1.08935 Herausgeforderte 32 .22440 .83917 Überforderte 26 -.26687 .90116 Bedrohte 16 -.53805 .89589
Offenheit
Gesamt 138 -.00362 1.00362
p=.028
Unauffällige 64 .08295 1.04672 Herausgeforderte 32 .20258 .84342 Überforderte 26 -.42151 1.13345 Bedrohte 15 -.13141 .78192
Verträglichkeit
Gesamt 137 -.00831 1.00870
p=.088
Unauffällige 64 .14694 .96296 Herausgeforderte 32 .26662 .94630 Überforderte 26 -.35914 1.01897 Bedrohte 16 -.62902 .97824
Gewissenhaftigkeit
Gesamt 138 -.01062 1.01023
p=.004
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
Während die Werte der Unauffälligen in allen NEO-FFI Skalen um den Mittelwert
liegen, weisen die Herausgeforderten den niedrigsten Wert in der Skala Neurotizimus
und die höchsten in den Skalen Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und
Gewissenhaftigkeit auf. Der höchste Wert in der Skala Neurotizismus ist in der
Gruppe der überforderten Schüler und Schülerinnen zu beobachten. Dieses Cluster
zeigt außerdem die geringsten Werte in den Skalen Extraversion und Verträglichkeit.
Die bedrohten Kinder fallen durch eine sehr niedrige Offenheit und
Gewissenhaftigkeit auf.
76
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 18 Die Schulübertrittstypen: NEO-FFI Skalen
Es wurde weiters untersucht, inwiefern sich die Schulübertrittscluster hinsichtlich der
Skalen des Wiener Kinderpersönlichkeitsfragebogens (WPK) unterscheiden. Wie aus
Tab. 45 bzw. Abb. 19 ersichtlich ist, bestehen keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Schulübertrittstypen, obwohl z.B. die Richtung der Ausprägungen der
Neigung zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten insofern in die erwartete Richtung
geht, als die niedrigsten Werte bei den Herausgeforderten, gefolgt von den
Unauffälligen und Überforderten liegen und die Gruppe der Bedrohten die höchste
Ausprägung zeigen.
77
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 45 Schulübertrittscluster: Mittelwerte in den WPK Skalen
Skalen des WPK Schulübertrittscluster N Mittelwert sd
p Unauffällige 64 -.03319 1.08374 Herausgeforderte 32 -.25412 .88866 Überforderte 26 .15503 .92763 Bedrohte 16 .37072 .98597
Neigung zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten
Gesamt 138 -.00213 1.00919
p=.182
Unauffällige 64 -.09751 .95272 Herausgeforderte 32 -.12492 .99503 Überforderte 26 .22597 1.11935 Bedrohte 16 .08609 1.04744
Neigung zu oppositionellem Verhalten und Risikobereitschaft
Gesamt 138 -.02163 1.00417
p=.485
Unauffällige 64 .01393 1.08356 Herausgeforderte 32 -.29419 .79314 Überforderte 26 .27623 .93079 Bedrohte 16 .02677 1.01371
Prüfungsangst
Gesamt 138 -.00661 .99383
p=.185
Unauffällige 64 -.14733 1.07446 Herausgeforderte 32 -.07096 .85700 Überforderte 26 .30077 .97321 Bedrohte 16 .26505 1.05128
Dominanzneigung
Gesamt 138 .00262 1.01370
p=.180
Unauffällige 64 .10261 1.06374 Herausgeforderte 32 -.27387 .81082 Überforderte 26 .08152 1.09987 Bedrohte 16 -.04969 .92672
Ängstlichkeit
Gesamt 138 -.00632 1.00391
p=.357
Unauffällige 64 .16998 1.01497 Herausgeforderte 32 -.27828 .83290 Überforderte 26 -.13438 1.09253 Bedrohte 16 .05504 1.02172
Traurigkeit
Gesamt 138 -.00369 .99829
p=.184
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
78
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 19 Die Schulübertrittscluster: WPK Skalen
4.3 Schulübertritt und Temperament
Bezüglich der Temperamentsskalen bestehen in der Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit
sehr signifikante, der Ärgerneigung und Offenheit signifikante
Mittelwertsunterschiede (siehe Tab. 46 und Abb. 20). Die herausgeforderten Kinder
fallen durch die höchste Erziehbarkeit, Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit, Extraversion
und Offenheit und die geringste Ärgerneigung auf. In gewisser Hinsicht den
Gegenpol bildet die Gruppe der überforderten Schüler und Schülerinnen, die die
geringste Erziehbarkeit und Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit und die höchste
Ärgerneigung aufweisen. Ihre Offenheit ist eher gering. Die durch die neue
79
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Schulsituation bedrohten Kinder werden von den Müttern hinsichtlich aller Skalen mit
Ausnahme der Offenheit, in der sie die niedrigsten Werte aufweisen, im unteren
Mittelbereich eingeschätzt. Die unauffälligen Kinder befinden sich in allen Skalen im
Mittelbereich.
Tab. 46 Schulübertrittscluster: Mittelwerte in den Temperamentsskalen Skalen des Temperaments-fragebogens N Mean sd p
Unauffällige 58 -.04028 .90063 Herausgeforderte 30 .28498 .97840 Überforderte 24 -.19874 1.02723 Bedrohte 16 -.09800 1.19827
Erziehbarkeit
Gesamt 128 -.00097 .98586
p=.294
Unauffällige 59 -.00067 .99245 Herausgeforderte 30 -.35406 .90199 Überforderte 24 .39368 .82667 Bedrohte 16 -.07310 1.09094
Ärgerneigung
Gesamt 129 -.01847 .97553
p=.046
Unauffällige 59 .14263 .81916 Herausgeforderte 30 .37684 .76919 Überforderte 24 -.56101 1.01973 Bedrohte 16 -.09856 .75773
Zielstrebigkeit/ Kontrolliertheit
Gesamt 129 .03628 .89095
p=.001
Unauffällige 59 .04226 .83968 Herausgeforderte 30 .21778 .87622 Überforderte 24 -.09743 1.12553 Bedrohte 16 -.17523 1.10755
Extraversion
Gesamt 129 .03011 .93886
p=.495
Unauffällige 59 .03921 .80674 Herausgeforderte 30 .46734 .80312 Überforderte 24 -.32019 1.11498 Bedrohte 16 -.39389 1.16663
Offenheit
Gesamt 129 .01819 .95609
p=.005
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
80
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 20 Die Schulübertrittscluster: Temperamensskalen
Um zu untersuchen, ob Unterschiede zwischen den Schulübertrittstypen und den
Temperamentstypen bestehen, wurden die beiden Clusterlösungen kreuztabelliert
und die Abweichung von einer zufälligen Verteilung der Schulübertrittstypen und
Temperamentstypen mittels Gart’s 2i Test überprüft. Die beiden Gruppierungsformen
unterscheiden sich nur tendenziell voneinander (siehe Tab. 47).
81
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 47 Schulübertrittstypen und Temperamentstypen
Schulübertrittscluster Gesamt
Unauf-fällige
Heraus-geforderte
Über-fordete Bedrohte
Pflegeleichte Anzahl 18 18 3 6 45 Erwartete Anzahl 20.4 10.5 8.4 5.6 45.0 langsam Auftauende
Anzahl 21 3 10 3 37
Erwartete Anzahl 16.8 8.7 6.9 4.6 37.0 Zurückgezogene Anzahl 7 4 4 3 18 Erwartete Anzahl 8.2 4.2 3.4 2.3 18.0 kontrollierte Schwierige
Anzahl 4 3 1 1 9
Erwartete Anzahl 4.1 2.1 1.7 1.1 9.0 Taktierer Anzahl 7 2 2 3 14 Erwartete Anzahl 6.3 3.3 2.6 1.8 14.0 unkontrollierte Schwierige
Anzahl 1 0 4 0 5
Tem
pera
men
tsty
pen
(Bew
ertu
ngen
der
M
ütte
r)
Erwartete Anzahl 2.3 1.2 .9 .6 5.0 Gesamt Anzahl 58 30 24 16 128 Erwartete Anzahl 58.0 30.0 24.0 16.0 128.0
Gart’s 2i: p=.137
Die Abweichungen betreffen die folgenden Zellen: Während sich unter den
Unauffälligen mehr langsam auftauende Kinder befinden, werden von den
Herausgeforderten auffällig viele von ihren Müttern als pflegeleichte Kinder,
überzufällig wenige dagegen als langsam auftauend eingestuft. Die Überforderten
sind seltener unter den Pflegeleichten, häufiger hingegen unter den langsam
Auftauenden und unkontrollierten Schwierigen zu finden.
4.4 Bindung an die Eltern und Schulübertrittsbewältigung
Die Schulübertrittscluster differerieren in charakteristischer Weise hinsichtlich der
Bindung an die Eltern: Die Typen unterscheiden sich mit Ausnahme der Skala
„Negative emotionale Beziehung“ (hier nur tendenziell) in sämtlichen Skalen
signifikant voneinander (siehe Tab. 48 und Abb. 21).
82
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 48 Schulübertrittscluster und Bindung an die Eltern (Mittelwerte) Skalen des Elternbindungs- fragebogens N Mean sd p
Unauffällige 64 .08537 .84875 Herausgeforderte 32 .54657 .60639 Überforderte 25 -.48271 1.07351 Bedrohte 16 -.74918 1.43255
Vertrauen
Gesamt 137 -.00803 1.01477
p=.000
Unauffällige 64 .13889 .89434 Herausgeforderte 32 .35860 .80585 Überforderte 25 -.26415 1.12688 Bedrohte 16 -.78666 1.18371
Kommunikation
Gesamt 137 .00857 1.01097
p=.001
Unauffällige 64 .02222 .97461 Herausgeforderte 32 -.34618 .72185 Überforderte 25 .34315 1.17303 Bedrohte 16 .14195 1.21218
Negative emotionale Beziehung
Gesamt 137 .01114 1.00969
p=.067
Unauffällige 64 -.07630 .88264 Herausgeforderte 32 -.35035 .97136 Überforderte 25 .37210 1.08355 Bedrohte 16 .10607 1.02128
Entfremdung
Gesamt 137 -.03719 .97734
p=.042
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
Während die Unauffälligen in allen Skalen im durchschnittlichen Bereich liegen,
weisen die Herausgeforderten erwartungsgemäß hohe Ausprägungen in den Skalen
„Vertrauen“ und „Kommunikation“ und die niedrigsten Scores in den Skalen
„Negative emotionale Beziehung“ und „Entfremdung“ auf. Die von den Müttern
eingeschätzte niedrige Offenheit der überforderten Gruppe spiegelt sich in ihren
extrem niedrigen Werten in den Skalen Vertrauen und Kommunikation wider. Die
bedrohte Gruppe zeigt erniedrigte Werte in diesen beiden Skalen und die höchsten
Ausprägungen in den Skalen Negative emotionale Beziehung und Entfremdung.
83
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 21 Schulübertrittscluster und Bindung an die Eltern
4.5 Beziehung zu den Freunden und Schulübertrittsbewältigung
Ein ähnliches Muster wie bei der Bindung an die Eltern ist bei der Beziehung zu den
Freunden zu beobachten (siehe Tab. 49 und Abb. 22). Die Differenzen zwischen den
Schulübertrittsgruppen sind allerdings in der Skala „Entfremdung“ nur tendenziell
signifikant (p=.068). In den Skalen „Vertrauen“, „Kommunikation“ und „Negative
emotionale Beziehung“ sind varianzanalytisch signifikante bis hoch signifikante
Unterschiede festzustellen.
84
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 49 Schulübertrittscluster und Beziehung zu den Freunden (Mittelwerte) Skalen des Beziehungs-fragebogens N Mittelwert sd p
Unauffällige 64 .02575 .95207 Herausgeforderte 32 .40498 .64477 Überforderte 26 -.46290 1.13339 Bedrohte 16 -.15271 1.21743
Vertrauen
Gesamt 138 .00093 .99478
p=.009
Unauffällige 64 -.02419 1.02008 Herausgeforderte 32 .39728 .93876 Überforderte 26 -.23823 .93954 Bedrohte 16 -.36268 1.05100
Kommunikation
Gesamt 138 -.00603 1.01153
p=.035
Unauffällige 64 .06090 1.02896 Herausgeforderte 32 -.42631 .54996 Überforderte 26 .29982 1.12862 Bedrohte 16 -.06090 .98853
Negative emotionale Beziehung
Gesamt 138 -.02118 .97774
p=.031
Unauffällige 64 -.04847 1.00966 Herausgeforderte 32 -.32192 .92967 Überforderte 26 .37954 .91558 Bedrohte 16 .06418 1.13002
Entfremdung
Gesamt 138 -.01596 1.00514
p=.068
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
Die Gruppe der unauffälligen Kinder bewegt sich in allen Skalen im Mittelbereich. Die
besten Beziehungen berichten die Herausgeforderten: Sie haben die höchsten Werte
in den Skalen Vertrauen und Kommunikation und die niedrigsten bezüglich der
Negativen emotionalen Beziehung und der Entfremdung. Die überforderten Schüler
und Schülerinnen zeigen niedrige Werte in den Skalen Vertrauen und
Kommunikation und die höchsten bezüglich der Negativen emotionalen Beziehung
und Entfremdung von den Freunden. Bei den Bedrohten liegen die Werte in den
letzteren beiden Skalen im Mittelbereich, sie weisen jedoch die niedrigsten
Kommunikationsscores von allen Gruppen auf.
85
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 22 Schulübertrittscluster und Beziehung zu den Freunden
86
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
4.6 Anstrengungsvermeidung und Schulübertrittsbewältigung
Eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung des Schulübertritts und der
neuen Anforderungen in der aufnehmenden Schule stellt die Bereitschaft zum
Leistungseinsatz dar. Mit den Kindern wurde daher der
Anstrengungsvermeidungstest (AVT, Rollett & Bartram, 1998) durchgeführt, der zwei
Skalen enthält: Die Skala Anstrengungsvermeidung erfasst die Tendenz zur
habituellen Vermeidung von Anstrengungen in Leistungssituationen. Die Skala
Pflichteifer misst die Bereitschaft zur gewissenhaften Bewältigung von
Anforderungen.
Während sich die Schulübertrittscluster in der Skala „Pflichteifer“ des
Anstrengungsvermeidungstest nur tendenziell signifikant unterscheiden (p=.063),
liegen in der Skala „Anstrengungsvermeidung“ höchst signifikante Unterschiede vor
(siehe Tab. 50 und Abb. 23).
Tab. 50 Schulübertrittscluster und Anstrengungsvermeidung: Mittelwerte N Mittelwert sd p
Unauffällige 64 7.77 4.400 Herausgeforderte 32 5.22 3.687 Überforderte 26 9.65 3.815 Bedrohte 16 10.00 4.676
Skala Anstrengungsvermeidung
Gesamt 138 7.79 4.450
p=.000
Unauffällige 64 6.59 2.173 Herausgeforderte 32 6.38 1.980 Überforderte 26 6.04 2.323 Bedrohte 16 4.94 2.645
Skala Pflichteifer
Gesamt 138 6.25 2.253
p=.063
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
87
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 23 Schulübertrittscluster und Anstrengungsvermeidung (AV: Anstrengungsvermeidung; P: Pflichteifer)
Die mit Abstand niedrigste Ausprägung in der Skala „Anstrengungsvermeidung“
weisen die Herausgeforderten auf, gefolgt von den Unauffälligen. Wie erwartet sind
die Überforderten und die Bedrohten durch die höchsten Werte in dieser Skala
charakterisiert. In der Skala Pflichteifer unterscheidet sich vor allem die Gruppe der
Bedrohten durch ihren niedrigen Pflichteiferwert von den anderen Gruppen.
88
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
4.7 Intelligenz und Schulübertrittsbewältigung
Tab. 51 und stellen Abb. 24 die vier Schulübertrittscluster hinsichtlich ihrer
Intelligenzunterschiede dar. Die Varianzanalysen sind nur für den Verbal-IQ
tendenziell signifikant (p=.146). Dies lässt den Schluss zu, dass für die Bewältigung
des Schulübertritts der Intelligenz zunächst nur eine untergeordnete Bedeutung
zukommt. Entsprechend niedrige Korrelationen bestehen zwischen den Noten im
ersten Halbjahrszeugnis in der neuen Schule und den IQ-Werten: Zwischen den
Zeugnisnoten in Deutsch, Mathematik und Englisch in der neuen Schule und dem
Verbal-IQ bestehen zwar signifikante bis sehr signifikante, aber sehr niedrige
Korrelationen (Deutsch: -.279**, Mathematik: -.233*, Englisch: -.227*). Der
Handlungs-IQ weist nur bezüglich des Faches Mathematik eine niedrige signifikante
Korrelation auf (-.190*).
Tab. 51 Schulübertrittscluster im Vergleich in der Intelligenz
N Mean sd p Unauffällige 60 111.57 11.70 Herausgeforderte 30 114.23 14.85 Überforderte 20 108.15 9.41 Bedrohte 14 113.07 10.13
HAWIK-Gesamt-IQ
Gesamt 124 111.83 12.08
p=.363
Unauffällige 60 107.12 13.00 Herausgeforderte 30 108.10 13.63 Überforderte 20 106.50 13.09 Bedrohte 14 109.14 8.47
HAWIK-Handlung-IQ
Gesamt 124 107.48 12.63
p=.924
Unauffällige 60 113.30 12.68 Herausgeforderte 30 117.33 16.49 Überforderte 20 108.40 9.35 Bedrohte 14 113.43 12.59
HAWIK-Verbal-IQ
Gesamt 124 113.50 13.39
p=.146
N=Stichprobengröße; Mean=Stichprobenmittelwert; sd=Standardabweichung; p=Signifikanz der einfaktoriellen Varianzanalysen
89
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Abb. 24 Schulübertrittscluster und Intelligenz (HAWIK III)
4.8 Veränderung der Schulnoten von der Grundschule zur weiterführenden Schule
Im nächsten Schritt wurde untersucht, ob und welche Veränderungen der Schulnoten
von der Volksschule zur weiterführenden Schule stattfanden. Für die Fächer Deutsch
und Mathematik wurden daher Differenzwerte zwischen den Noten der 4. Klasse
Volksschule und jenen des Halbjahreszeugnis in der neuen Schule gebildet. Ein
negativer Wert bedeutet, dass sich die Noten verschlechtert, ein positiver Wert, dass
sich die Noten verbessert haben. Auf diese Weise konnten fünf Gruppen gebildet
werden: Schüler und Schülerinnen der ersten Gruppe (N=6) hatten sich sowohl in
90
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Deutsch als auch in Mathematik verbessert. Jene Schüler und Schülerinnen, die sich
in Deutsch verschlechtert und in Mathematik verbessert hatten, bilden die zweite
(N=13), Kinder, die sich in Deutsch verbessert und in Mathematik verschlechtert
haben, die dritte Gruppe (N=29). Schüler und Schülerinnen der vierten Gruppe
(N=48) haben sich in beiden Fächern verschlechtert. Bei 28 Schülern hatten sich die
Noten nicht verändert. Wie Tab. 52 zeigt, besteht keine Unterschiede zwischen den
Schulübertrittsgruppen und den Notenveränderungen in den Fächern Deutsch und
Mathematik).
Tab. 52 Schulübertrittstypen und Schulnotenveränderung in den Fächern Deutsch und Mathematik
Notenindex Mathematik und Deutsch Gesamt
D und M verbessert
D verschlechtert, M verbessert
D verbessert, M verschlechtert
D und M verschlechtert
keine Veränderung
Unauffällige Anzahl 1 3 12 15 14 45 Erwartete
Anzahl 2.2 5.2 10.9 16.6 10.0 45.0
Herausgeforderte Anzahl 1 5 5 11 5 27 Erwartete
Anzahl 1.3 3.1 6.6 10.0 6.0 27.0
Überforderte Anzahl 3 3 4 8 1 19 Erwartete
Anzahl .9 2.2 4.6 7.0 4.2 19.0
Bedrohte Anzahl 0 1 4 4 3 12
Sch
ulüb
ertri
ttscl
uste
r
Erwartete Anzahl .6 1.4 2.9 4.4 2.7 12.0
Gesamt Anzahl 5 12 25 38 23 103 Erwartete
Anzahl 5.0 12.0 25.0 38.0 23.0 103.0
Chi Quadrat: p=.296
91
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
5. Familiale Ursachen der Entwicklung schulischer Anstrengungsvermeidung1
Brigitte Rollett
Mangelnde Bereitschaft von Kindern, schulischen Leistungseinsatz zu zeigen, stellt
einen der wichtigsten familiären Konfliktursachen dar. In diesem Kapitel soll daher
die längsschnittliche Entwicklung von schulbezogener Anstrengungsvermeidungs-
tendenzen vor dem Hintergrund der familiären Bedingungen untersucht werden.
5.1 Neigung zur Anstrengungsvermeidung, Bindungserleben und Persönlichkeit: Korrelative Beziehungen
Wie Tab. 53 zeigt, korreliert Anstrengungsvermeidung zu t5 mit jenen
Persönlichkeitsdimensionen, die externalisierenden Störungsbildern entsprechen,
signifikant bis sehr signifikant positiv, mit der Skala Ängstlichkeit, die eine
internalisierende Reaktionen erfasst, hingegen negativ. Interessant ist in diesem
Zusammenhang, dass zwar die Konfrontation mit aversiv erlebten schulischen
Aufgabensituationen (Skala Prüfungsangst) mit Anstrengungsvermeidung in einer
positiven Beziehung steht, was den Einsatz von entsprechenden Ausweichstrategien
nahe legt, nicht aber die habituelle Angstneigung: Anstrengungsvermeidung, die eine
aktive Form der Bewältigung unangenehmer Anforderungssituationen darstellt, wird
offenbar von ängstlichen Heranwachsenden weniger genutzt. Die Korrelationen mit
der Pflichteiferskala des AVT, die die Neigung zur sorgfältigen, pflichtgemäßen
Erledigung übernommener schulischer und anderer Aufgaben erfasst, gehen mit
einer Ausnahme (Skala Traurigkeit) in die theoretisch zu erwartende Richtung, wobei
vor allem die „Neigung zu überaktiv-unaufmerksamem Verhalten“ bzw. die „Neigung
zu oppositionellem Verhalten und Risikobereitschaft“ sehr signifikant negativ mit dem
Pflichteifer korrelieren.
1 Erscheint in erweiterter Form in R. Vollmeyer & J. C. Brunstein (Hrsg.), 2005, Motivationspsychologie und ihre Anwendung. Stuttgart: Kohlhammer.
92
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 53 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen Persönlichkeitsskalen und Anstrengungsvermeidung bzw. Pflichteifer zu t5
Skala Neigung zuüberaktiv-unaufmerksamen Verhalten
Neigung zuoppositionellem Verhalten und Risikobereitschaft
Prüfungsangst Dominanzneigung
Ängstlichkeit Traurigkeit
AV .607** .397** .220** .291* -.449** .160
P -.316** -.365** -.154 -.148 -.042 .224*
AV: Anstrengungsvermeidung; P: Pflichteifer **: signifikant auf dem Niveau von .01 (zweiseitig) *: signifikant auf dem Niveau von .05 (zweiseitig)
Wie aus Tab. 54 hervorgeht, sind die Korrelationen zwischen den Skalen des
Bindungsfragebogens und den Variablen Anstrengungsvermeidung und Pflichteifer
zwar niedrig bzw. nicht signifikant, entsprechen aber dem zu erwartenden Muster:
Anstrengungsvermeidung geht mit negativer emotionaler Beziehung und
Entfremdung einher, Pflichteifer mit intakter Kommunikation mit den Bezugspersonen
und der Abwesenheit der Erlebens von Entfremdung.
Tab. 54 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen Bindungsskalen (t5) und Anstrengungsvermeidung bzw. Pflichteifer (t5)
Skala Vertrauen Kommunikation Negative emotionale Beziehung
Entfremdung
Anstrengungsvermeidung -.121 -.089 .337** .344**
Pflichteifer .145 .220* -.125 -.243*
**: signifikant auf dem Niveau von .01 (zweiseitig) *: signifikant auf dem Niveau von .05 (zweiseitig)
Da erwartet werden konnte, dass negative Schulerfolge sich auf die Neigung zur
Anstrengungsvermeidung auswirken, wurden die Abschlussnoten der 4. Klasse
Grundschule in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht und die Noten
in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch im Rahmen der 5.
Erhebungswelle erfasst und mit Anstrengungsvermeidung bzw. dem Pflichteifer zu t5
93
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
korreliert. Signifikante bis sehr signifikante Korrelationen mit der
Anstrengungsvermeidung sind in den Leistungsfächern Deutsch und Mathematik zu
t4 und t5 und in Englisch zu t5 zu beobachten. Der Pflichteifer spielt nur beim Fach
Deutsch zu t4 eine, wenn auch geringe Rolle.
Tab. 55 Produkt-Moment-Korrelationen zwischen Schulnoten (nicht umgepolt) und Anstrengungsvermeidung (AV) bzw. Pflichteifer (P)
Deutsch Mathematik Sachunterricht Englisch
Erhebungs-welle t4 t5 t4 t5 t4 t5
AV .414** .485** .332** .236* . 136 .295**
P -.221* -.067 -.029 .051 -.029 -.037
**: signifikant auf dem Niveau von .01 (zweiseitig) *: signifikant auf dem Niveau von .05 (zweiseitig)
5.2 Pfadanalytische Auswertungen
Um die Entwicklung des Anstrengungsvermeidungsmotivs von t2 zu t5 abbilden zu
können, wurden im nächsten Schritt für jene Familien, für die zu allen Zeitpunkten
vollständige Daten vorlagen, Pfadanalysen nach dem PLS-Modell von Wold und
Lohmöller gerechnet (vgl. Wold, 1979; Lohmöller, 1981; Betzin, 2000). Das
Verfahren ist voraussetzungsärmer als dies bei LISREL-Modellen der Fall ist und
eignet sich daher besonders zur Exploration der Zusammenhänge in kleineren
Stichproben.
Ausgehend von der Annahme, dass sich die Anstrengungsvermeidungsneigung als
habituelle Motivkonstellation über die Zeit hinweg stabilisiert, wurden zwei Modelle
gerechnet, die sich außer in den jeweils aktuellen Bewertungen der Partnerschaft
(Variable mütterliches Streitverhalten) nur darin unterscheiden, dass in die eine
Analyse die Ergebnisse des Persönlichkeitsfragebogens WPK zu t4 und in die
94
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
andere jene zu t5 einbezogen wurden. Zu t2 wurden mit dem kindlichen
Temperament und dem Streitverhalten Variablen in die Analyse aufgenommen, von
denen zu erwarten war, dass sie die langfristige Entwicklung in ungünstiger Weise
beeinflussen.
Abb. 25 Pfadanalyse (Persönlichkeit zu t4): 37% der Varianz aufgeklärt, N=84
Da die Entwicklung des Anstrengungsvermeidungsmotivs an Belastungserlebnisse
gebunden ist, stellt die Verarbeitung der schulischen Sozialisation durch die Familie
einen entscheidenden Faktor dar: Eltern und Kinder werden zum ersten Mal mit
Leistungsvergleichen konfrontiert, denen, wie bereits erwähnt, heute eine besondere
Brisanz zugemessen wird. Außer dem Persönlichkeitsfragebogen zu t4 wurden
daher folgende t4-Variablen in die Analysen einbezogen: Die Ergebnisse des HAWIK
III zur Erfassung der kindlichen Leistungsvoraussetzungen, das mütterliche
95
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Erziehungsverhalten (HAMEL), die Skala mütterliches Streitverhalten aus dem
Partnerschaftsfragebogen von Hahlweg (1979) sowie die Jahresabschlussnoten des
4. Schuljahres in Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Zu t5 wurden außer der
Zielvariable Anstrengungsvermeidung die zu t5 erhobene kindliche Bindungsqualität
als Moderatorvariable eingeführt (siehe Abb. 25 und Abb. 26).
Abb. 26 Pfadanalyse (Persönlichkeit zu t5): 61% der Varianz aufgeklärt, N=83
Das wichtigste Ergebnis stellt die wesentlich höhere Varianzaufklärung dar, die durch
den Ersatz der WPK-Ergebnisse zu t4 durch jene zu t5 erfolgt: Im ersten Fall beträgt
der Pfad von der latenten Variable Persönlichkeit zur Anstrengungsvermeidung .22,
im zweiten .63. Die vermutete Stabilisierung der persönlichkeitsbedingten
Anstrengungsvermeidungsneigung von t4 zu t5 hat sich daher bestätigt. Außerdem
lassen sich Rückschlüsse auf den zugrunde liegenden Entwicklungsprozess ziehen:
96
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Während bei der Bildung der latenten Variable Persönlichkeit zu t4 die
Prüfungsangst noch eine größere Rolle spielt, sinkt ihre Bedeutung zu t5. Die
Neigung zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten nimmt in ihrer Bedeutung zu,
während jene der Neigung zu offener Opposition zurückgeht. Traurige Gefühle
spielen zu t5 keine Rolle mehr, Dominanzverhalten wird dagegen bedeutungsvoller.
Hier spiegelt sich offenbar die stressreduzierende und (von den Erziehungspersonen
nicht unbedingt erwünschte) persönlichkeitsstützende Funktion der
Anstrengungsvermeidung wider. Wenn ein Anforderungsbereich vom Betroffenen
nicht mehr als Leistungssituation interpretiert wird, werden leistungsbezogene
Misserfolge für ihn nach und nach irrelevant, die erfolgreiche Abwehr der von den
Erziehungspersonen eingesetzten Druckmaßnahmen durch entsprechende
oppositionelle Verhaltensweisen nehmen an Bedeutung für die Sicherung des
eigenen Wohlbefindens zu. Die über die Erhebungszeitpunkte hinweg äußerst stabile
Partnerschaftsvariable „Streitverhalten“ wirkt sich über ein ungünstiges, durch
negative emotionale Beziehung und Entfremdung geprägtes Bindungsverhalten auf
die Anstrengungsvermeidung aus. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn man die
Persönlichkeit zu t4 in das Pfadmodell aufnimmt. Bei Einbeziehung der
Persönlichkeit zu t5 nimmt ihre Bedeutung ab, ein weiteres Indiz für die zunehmende
Ablösung der Heranwachsenden von den Eltern und ihren Erziehungseinflüssen und
einer dementsprechend größeren Bedeutung der eigenen Persönlichkeit.
Ein schwieriges Temperament im Säuglingsalter hat einen gewissen Einfluss auf die
Persönlichkeit zu t4 bzw. t5. Die aus den Skalen „Unterstützung“, „Zuwendung“ und
„Strenge“ gebildete latente Variable „mütterliches Erziehungsverhalten“ beeinflusst
die Abschlussnoten der Grundschule, wobei in der Pfadanalyse, die die
Persönlichkeit zu t4 (Abb. 25) berücksichtigt, noch ein negativer Pfad zur
Bindungsqualität besteht. Die Grundschulnoten beeinflussen ihrerseits die vom Kind
erlebte Bindungsqualität. Der negative Pfad der Intelligenz zur Persönlichkeit zu t4
weist darauf hin, dass eine niedrigere Intelligenz die Entwicklung einer
problematischeren Persönlichkeit begünstigen kann. Nach der (relativen)
Konsolidierung der Persönlichkeit zu t5 verschwindet dieser Pfad.
97
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Insgesamt zeigen die beschriebenen Zusammenhangsmuster, dass verschiedene
Entwicklungswege, die sich gegenseitig stützen, zur Entstehung der Neigung zu
schulbezogener Anstrengungsvermeidung beitragen. Familiäre Reaktionen auf
kindliches Problemverhalten, das sich im ersten Lebensjahr in einem schwierigen
Temperament und in der Grundschulzeit in Schulschwierigkeiten manifestiert,
begünstigen diesen Prozess. Ein besonderes Gewicht kommt der sich von t4 zu t5
zunehmend konsolidierenden Persönlichkeit des Kindes zu. Eine ungünstige, durch
Streit gekennzeichnete familiäre Situation stellt dabei einen zusätzlichen Risikofaktor
dar. Wie die berichteten Resultate des FIL-Projektes zeigen, stellt die Gestaltung der
familiären Beziehungen eine Einflussgröße dar, die neben dem kindlichen
Temperament die spätere Leistungsbereitschaft der Kinder mitbestimmt. Bei
auftretenden familiären Problemen sollten daher auch im Interesse des Kindes
möglichst früh interveniert werden.
98
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
6. Kurzzusammenfassung
Die Studie „Familienentwicklung beim Schulübertritt“ stellt die 5. Welle des
Längsschnittprojekts „Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL)“ dar, an der
ursprünglich 175 Familien teilnahmen. Zum gegenwärtigen Erhebungszeitpunkt
konnten noch 141 Familien erreicht werden. Insgesamt hat die Partnerschaftsqualität
seit dem ersten Erhebungszeitpunkt (6. Schwangerschaftsmonat) abgenommen, die
Familiensituation ist schwieriger geworden. 18% der Eltern leben getrennt, wobei
sich zeigte, dass das Scheidungsrisiko umso höher ist, je jünger die Partner vor der
Geburt des ersten Kindes waren und je kürzer sie sich kannten. Durch
Clusteranalysen der Belastungs- und Bewältigungsscores im Leistungs- und sozialen
Bereich konnten vier kindliche „Schulübertrittstypen“ identifiziert werden: Einer
Gruppe „Unauffälliger“ stehen durch den Schulübertritt „Herausgeforderte“,
„Überforderte“ und „Bedrohte“ gegenüber. Während die Unauffälligen in den
Persönlichkeitsskalen im Mittelfeld liegen, fallen die Herausgeforderten durch
niedrige Neurotizismuswerte, höhere Extraverion, Verträglichkeit und
Gewissenhaftigkeit auf. Die Überforderten zeigen hohe Neurotizismuswerte, sind
eher introvertiert, eher weniger offen und weniger gewissenhaft. Für die Bedrohten
ist ihre extrem geringe Gewissenhaftigkeit und ihre Neigung zur
Anstrengungsvermeidung bei sehr geringer Offenheit charakteristisch.
99
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
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103
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
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Werneck, H. & Werneck-Rohrer, S. (Hrsg.). (2003). Psychologie der Scheidung und Trennung. Theoretische Modelle, empirische Befunde und Implikationen für die Praxis. Wien: Facultas Universitätsverlag.
Wold, H. (1979). Model construction and evaluation when theoretical knowledge is scarce: An example of the use of Partial Least Squares. Cahier 79.06 du département d’économétrie, faculté des sciences économiques et sociales, Université de Genève.
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104
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
ANHANG 1: Erhebungsinstrumente
1.1 Der Temperamentsfragebogen
Der Temperamentfragebogen ist eine Adaption des Fragebogens von Thomas und
Chess (1977). Das Temperament der Kinder wurde von den Müttern bewertet und
siebenkategoriell erhoben (1: fast nie; 7: fast immer).
Skala 1a: Erziehbarkeit 12 Items, Cronbach’s Alpha: α=.81
Tab. 56 Temperament des Kindes (Bewertungen der Mütter): Skala Erziehbarkeit Item Trennschärfe Wenn mein Kind über etwas beunruhigt oder verärgert ist, beruhigt es sich schnell wieder (Item 26)
.69
Wenn mein Kind schlecht gelaunt ist, kann man es schnell durch einen Scherz wieder umstimmen (Item 12)
.53
Mein Kind lässt sich schnell trösten, wenn etwas passiert ist oder es traurig ist (Item 34)
.52
Wenn mein Kind ermahnt oder zurechtgewiesen wird, reagiert es eher mit einer leichten Verstimmung als mit einem Wutausbruch (Item 39)
.42
Wenn mein Kind ein Spiel oder Süßigkeiten haben will, zum Beispiel beim Einkaufen, akzeptiert es schnell etwas anderes (Item 22)
.52
Mein Kind ist fröhlich und zufrieden (Item 8) .50 Mein Kind scheint Dinge zu nehmen, wie sie sind. Es nimmt Sachen wie sie kommen, ohne sich aufzuregen (Item 50)
.43
Wenn mein Kind lästig ist, kann es davon abgebracht werden, indem man ihm etwas anderes zu tun gibt (Item 30)
.50
Wenn mein Kind etwas von mir will, ich aber zu beschäftigt bin und nicht tun kann, was es will, sucht es sich rasch eine andere Beschäftigung (Item 23)
.48
Bei Veränderungen der täglichen Routine, also der gewöhnlichen Tätigkeiten, gewöhnt sich mein Kind leicht an die neue Routine (Item 4)
.34
Wenn etwas, auf das sich mein Kind schon freut (z.B. auf einen Kinobesuch), um eine Stunde oder mehr verzögert wird, wartet mein Kind geduldig und macht sich nicht viel daraus (Item 27)
.37
Wenn mein Kind nicht anziehen darf, was es möchte, akzeptiert es nach einer kurzen Diskussion, was ich vorschlage (Item 16)
.33
105
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Skala 1b: Ärgerneigung 7 Items, Cronbach’s Alpha: α=.74
Tab. 57 Temperament des Kindes (Bewertungen der Mütter): Skala Ärgerneigung Item Trennschärfe Wenn mein Kind über etwas zornig wird, ist es schwer, es abzulenken (Item 40) .67 Wenn mein Kind über eine Aufgabe verärgert ist, wirft es etwas auf den Boden, schimpft, schreit oder schmeißt die Tür zu (Item 47)
.56
Wenn mein Kind aufgeregt ist, ist es schwer zu beruhigen (Item 10) .50 Wenn mein Kind müde ist, ist es grantig (Item 51) .34 Mein Kind weigert sich Nahrungsmittel zu essen, die es nicht mag (Item 20) .29 Auf neue Situationen reagiert mein Kind irritiert (Item 35) .38 Wenn bei der Lieblingsbeschäftigung meines Kindes etwas kaputt ist oder etwas nicht funktioniert, ist mein Kind sehr irritiert und durcheinander (Item 14)
.45
Skala 2: Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit 11 Items, Cronbach’s Alpha: α=.85
Tab. 58 Temperament des Kindes (Bewertungen der Mütter): Skala Zielstrebigkeit/Kontrolliertheit Item Trennschärfe *Mein Kind springt öfter während der Hausübung auf (Item 41) .69 Mein Kind sitzt still, wenn es eine Hausübung erledigt (Item 38) .53 Wenn mein Kind sich mit einer faszinierenden und schwierigen Aufgabe beschäftigt, arbeitet es alleine ohne Unterbrechung, auch über einen längeren Zeitraum, bis es fertig ist (Item 2)
.52
Mein Kind steckt sich selbst neue Ziele (Item 18) .42 Mein Kind geht gerne in die Schule (Item 48) .52 Wenn mein Kind mit anderen zusammen ist, macht es einen glücklichen Eindruck (Item 1)
.50
Wenn während einer Aufgabe Hilfe angeboten wird, setzt mein Kind trotzdem die Aufgabe alleine fort (Item 28)
.43
*Wenn eine Aufgabe oder ein Spiel zu schwierig ist, wendet sich mein Kind rasch einer anderen Tätigkeit zu (Item 3)
.50
Mein Kind kann während eines ganzen Kinderfilms oder eines langen TV-Programms stillsitzen (Item 36)
.48
Wenn mein Kind eine neue Tätigkeit erlernt, z.B. Eislaufen oder Snowboarden, verbringt es viel Zeit mit dem Üben (Item 33)
.34
Wenn mein Kind alleine ist, ist es im Allgemeinen aktiv und findet eine Beschäftigung (Item 11)
.37
*: rekodiert
106
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Skala 3a: Extraversion 8 Items, Cronbach’s Alpha: α=.82
Tab. 59 Temperament des Kindes (Bewertungen der Mütter): Skala Extraversion Trennschärfe Mein Kind überwindet normalerweise Scheu gegenüber Fremden rasch (Item 21) .77 Im Park oder bei Besuchen, geht mein Kind offen auf andere Kinder zu (Item 13) .58 Mein Kind ist sofort freundlich und offen gegenüber fremden Erwachsenen, die uns zu Hause besuchen (Item 29)
.60
Mein Kind fühlt sich bereits beim ersten Besuch in einem fremden Haus wohl (Item 6)
.53
*Wenn mein Kind neue Kinder trifft, ist es schüchtern (Item 9) .64 *Im Garten, am Spielplatz oder im Park beschäftigt sich mein Kind lieber leise und mit sich selber als mit Spielgeräten oder anderen Kindern (Item 42)
.35
Mein Kind verhält sich fremden Erwachsenen gegenüber scheu (Item 5) .51 *In einer neuen Situation, wie zum Beispiel beim Schuleintritt oder bei einem Schul- oder Wohnungswechsel, fühlt sich mein Kind auch nach Tagen noch unbehaglich und lebt sich nur schwer ein (Item 17)
.40
*: rekodiert
Skala 3a: Offenheit 4 Items, Cronbach’s Alpha: α=.73
Tab. 60 Temperament des Kindes (Bewertungen der Mütter): Skala Offenheit Trennschärfe Im Urlaub geht mein Kind gern auf Entdeckungsreisen (Item 32) .41 Mein Kind ist an allem Neuen interessiert (Item 49) .60 Mein Kind lässt sich leicht für ein neues Spiel begeistern (Item 46) .58 Wenn wir gemeinsam spazieren gehen, ist mein Kind an allem, was es sieht, sehr interessiert (Item15)
.55
107
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
1.2 Der Elternschaftsfragebogen von Nickel, Grant und Vetter (1990)
Die Einstellung zur Elternschaft wurde getrennt bei Müttern und Vätern mit dem
Elternschaftsfragebogen erfasst.
1.2.1 Einstellung zur Elternschaft (Mütter)
Skala 1: Belastung durch Kinder (14 Items, Cronbach’s Alpha: α=.86)
Tab. 61 Einstellung der Mütter zur Elternschaft: Skala Belastung durch Kinder Item Trennschärfe Kinder lassen einem zu wenig Zeit für eigene Interessen. .66 Die Verantwortung für ein Kind zu tragen, ist erdrückend. .45 Kinder zu haben, bedeutet ein ständiges Eingebundensein. .40 Durch ein Kind wird man vom Partner stärker abhängig. .45 Wenn man Kinder hat, hat man kaum mehr eigene Freizeit. .64 Wenn Kinder da sind, kann man nie richtig abschalten. .53 Durch Kinder wird man vom Partner abhängig. .54 Kinder schränken die Eltern stark ein. .76 Kinder machen eine Einschränkung der Berufsarbeit notwendig. .31 Die Beziehung zu dem Partner wird durch Kinder beeinträchtigt. .44 Kinder bedeuten eine finanzielle Belastung, die den Lebensstandard einschränkt. .33 Ich glaube, eine Frau fühlt sich durch ein eigenes Kind in ihrer persönlichen Freiheit ziemlich eingeschränkt.
.68
Durch Kinder bin ich gezwungen, eigene Bedürfnisse stark zurückzustellen. .75 Ich glaube, Kinder verändern eine Partnerschaft enorm. .35
Skala 2: Wert von Kindern (17 Items, Cronbach’s Alpha: α=.86)
Tab. 62 Einstellung der Mütter zur Elternschaft: Skala Wert von Kindern Item Trennschärfe Kinder bringen die Partner einander näher. .43 Ein Leben ohne Kinder stelle ich mir langweilig und eintönig vor. .53 Ich glaube, daß einer Partnerbeziehung ohne Kinder etwas ganz Entscheidendes fehlt.
.60
Mit Kindern zu leben heißt, die Welt neu zu entdecken. .44
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Kinder geben einer Partnerbeziehung erst ihren eigentlichen Sinn. .61 Die ersten Bewegungen des Kindes im Mutterleib zu spüren, ist ein besonders schönes Erlebnis.
.30
Ohne Kinder bleibt das Leben leer. .48 Es macht mich stolz, ein Kind gebären zu können. .40 Indem man die Verantwortung für ein Kind übernimmt, wird man erst richtig erwachsen.
.51
Durch eigene Kinder erfahre ich, was wirklich wichtig ist. .59 Für das Heranwachsen eines Menschen gebraucht zu werden, ist für mich ein wichtiger Lebensinhalt.
.59
Kinder großzuziehen vermittelt einem das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. .59 Durch die Geburt meines Kindes bzw. meiner Kinder sind mein Partner und ich uns näher gekommen.
.42
Durch das Zusammenleben mit meinem Kind/meinen Kindern habe ich mich innerlich verändert.
.33
Kindergroßziehen ist für mich eine der interessantesten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann.
.62
Von einem Kind gebraucht zu werden, ist ein schönes Gefühl. .36 Die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, ist eine wichtige Erfahrung. .44
Skala 3: Traditionelle Elternrolle 16 Items, Cronbach’s Alpha: α=.84
Tab. 63 Einstellung der Mütter zur Elternschaft: Skala Traditionelle Elternrolle Item Trennschärfe Ich meine, ein Kind kann eher auf seinen Vater als auf seine Mutter verzichten. .43 Das Essen für das Kind herzurichten und bei den Hausaufgaben zu helfen, macht Müttern mehr Spaß als Vätern.
.53
Wenn die Kinder im Schulalter sind, benötigen sie meines Erachtens mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung der Mutter, nicht so sehr die des Vaters.
.60
Ich glaube, daß eher der Vater das Vorbild für einen Sohn sein sollte als die Mutter.
.44
Ich halte es eher für die Aufgabe einer Mutter, dem Kind Geborgenheit zu geben und nicht für die des Vaters.
.61
Wenn das Kind im Schulalter ist, kann der Vater nicht viel mehr tun, als seine Frau/Freundin gefühlsmäßig zu unterstützen.
.30
Ich glaube, daß eher die Mutter das Vorbild für eine Tochter sein sollte als der Vater.
.48
Ich glaube nicht, daß der Vater ein Kind so gut versorgen kann wie die Mutter. .40 Im Schulalter braucht das Kind mehr die Nähe zur Mutter als zum Vater. .51 Hausarbeit und die Versorgung des Kindes sind Arbeiten in einer Familie, die von beiden Elternteilen zu gleichen Teilen erledigt werden müssen.
.59
Meines Erachtens kann ein Vater seinem Kind Werte wie Respekt und Gehorsam viel besser vermitteln als die Mutter.
.59
Meiner Meinung nach ist Baby- und Kinderpflege allein Frauensache. .59 Wenn das Kind im Schulalter ist, können Väter genausoviel mit dem Kind anfangen wie Mütter.
.42
Vater und Mutter sind gleich wichtig für ein Kind. .33 Ich denke, Männer haben einfach nicht so viel Gespür für die Bedürfnisse eines .62
109
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Kindes. Ich halte Väter für ungeschickt und hilflos im Umgang mit Kindern. .36
Skala 4: Funktionaler Wert der Familie 9 Items, Cronbach’s Alpha: α=.82
Tab. 64 Einstellung der Mütter zur Elternschaft: Skala Wert der Familie Item Trennschärfe Kinder zu haben ist für mich wichtig, um die Beziehung zu meiner Familie zu stärken.
.50
Für mich ist es wichtig, die Tradition meiner Familie durch eigene Kinder fortzuführen.
.58
Das Wichtigste im Leben eines Menschen ist, ein eigenes Kind zu haben. .39 Es war wichtig für meine Eltern, daß ich ihnen Enkel schenke. .56 Die Beziehung zur Familie und zu Verwandten wird durch Kinder gestärkt. .49 Für mich ist es wichtig, Kinder zu haben, damit ich im Alter nicht allein bin. .47 Wenn man Kinder hat, dann hat man später jemanden, auf den man sich in Notfällen verlassen kann.
.55
Es ist/war wichtig für mich, meinen Eltern Enkel zu schenken. .73 Mein Ansehen innerhalb meiner Familie erhöht sich durch meine Kinder. .41
Skala 4: Berufsrolle versus Mutterrolle 8 Items, Cronbach’s Alpha: α=.72
Tab. 65 Einstellung der Mütter zur Elternschaft: Skala Berufsrolle versus Mutterrolle Item Trennschärfe Verglichen mit der Berufstätigkeit ist Kindergroßziehen eine wesentlich befriedigendere Aufgabe.
.36
Wenn der Vater zu Hause ist, sollte er die Versorgung des Kindes übernehmen, um seine Frau zu entlasten.
.34
Berufliches Weiterkommen und Kinderhaben lassen sich nicht miteinander vereinbaren.
.31
Ich glaube, daß es für die Entwicklung eines Kindes schlecht ist, wenn die Mutter berufstätig ist.
.59
Eine Frau sollte auf jeden Fall berufstätig sein, egal ob sie Kinder hat oder nicht. .41 Ich halte es für äußerst wichtig, daß man sich seinen eigenen Freizeitbereich bewahrt, auch wenn ein Kind da ist.
.26
Ich meine, man muß sich entscheiden: entweder für berufliches Weiterkommen oder für eine Familie.
.49
Solange kleine Kinder da sind, sollte eine Frau nicht außer Haus arbeiten. .52
110
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
1.2.2 Einstellung zur Elternschaft (Väter)
Skala 1: Belastung durch Kinder 21 Items, Cronbach’s Alpha: α=.92
Tab. 66 Einstellung der Väter zur Elternschaft: Skala Belastung durch Kinder Item Trennschärfe Kinder lassen einem zu wenig Zeit für eigene Interessen. .72 Berufliches Weiterkommen und Kinderhaben lassen sich nicht miteinander vereinbaren.
.45
Die Verantwortung für ein Kind zu tragen, ist erdrückend. .57 Kinder zu haben, bedeutet ein ständiges Eingebundensein. .40 Durch ein Kind wird man vom Partner stärker abhängig. .61 Kinder schaffen Probleme mit Nachbarn, auf Reisen und in der Öffentlichkeit. .56 Wenn man Kinder hat, hat man kaum mehr eigene Freizeit. .72 Durch das Zusammenleben mit meinem Kind/meinen Kindern habe ich mich innerlich verändert.
.38
Wenn Kinder da sind, kann man nie richtig abschalten. .70 Ein Kind richtig zu erziehen, ist sehr schwierig. .50 Durch Kinder wird man vom Partner abhängig. .71 Männer müssen den Umgang mit dem eigenen Kind erst lernen. .42 Kinder schränken die Eltern stark ein. .76 Kinder machen eine Einschränkung der Berufsarbeit notwendig. .54 Die Beziehung zu dem Partner wird durch Kinder beeinträchtigt. .69 Kinder bedeuten eine finanzielle Belastung, die den Lebensstandard einschränken.
.43
Ich glaube, eine Frau fühlt sich durch ein eigenes Kind in ihrer persönlichen Freiheit ziemlich eingeschränkt.
.51
Ich meine, man muß sich entscheiden: entweder für berufliches Weiterkommen oder für eine Familie.
.53
Durch Kinder bin ich gezwungen, eigene Bedürfnisse stark zurückzustellen. .80 Ich glaube, Kinder verändern eine Partnerschaft enorm. .46 Ich finde, man sollte das Leben erst richtig genießen, bevor man Kinder bekommt.
.35
Skala 2: Funktionaler Wert von Kindern 15 Items, Cronbach’s Alpha: α=.85
Tab. 67 Einstellung der Väter zur Elternschaft: Skala Funktionaler Wert von Kindern Item Trennschärfe Kinder zu haben ist für mich wichtig, um die Beziehung zu meiner Familie zu stärken.
.53
Kinder bringen die Partner einander näher. .43 Für mich ist es wichtig, die Tradition meiner Familie durch eigene Kinder fortzuführen.
.46
Ein Leben ohne Kinder stelle ich mir langweilig und eintönig vor. .53
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Es war wichtig für meine Eltern, dass ich ihnen Enkel schenke. .43 Die Beziehung zur Familie und zu Verwandten wird durch Kinder gestärkt. .41 Es macht mich stolz, ein neues Leben gezeugt zu haben. .53 Indem man die Verantwortung für ein Kind übernimmt, wird man erst richtig erwachsen.
.53
Durch eigene Kinder erfahre ich, was wirklich wichtig ist. .43 Kinder großzuziehen vermittelt einem das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. .57 Für mich ist es wichtig, Kinder zu haben, damit ich im Alter nicht allein bin. .46 Wenn man Kinder hat, dann hat man später jemanden, auf den man sich in Notfällen verlassen kann.
.46
Es ist wichtig für mich, meinen Eltern Enkel zu schenken. .61 Mein Ansehen innerhalb meiner Familie erhöht sich durch meine Kinder. .54 Die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, ist eine wichtige Erfahrung. .32
Skala 3: Traditionelle Rollenaufteilung 14 Items, Cronbach’s Alpha: α=.85
Tab. 68 Einstellung der Väter zur Elternschaft: Skala Traditionelle Rollenaufteilung Item Trennschärfe Ich meine, ein Kind kann eher auf seinen Vater als auf seine Mutter verzichten. .44 Das Essen für das Kind herzurichten und bei den Hausaufgaben zu helfen, macht Müttern mehr Spaß als Vätern.
.60
Wenn die Kinder im Schulalter sind, benötigen sie meines Erachtens mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung der Mutter, nicht so sehr die des Vaters.
.64
Ich halte es eher für die Aufgabe einer Mutter, dem Kind Geborgenheit zu geben und nicht für die des Vaters.
.48
Wenn das Kind im Schulalter ist, kann der Vater nicht viel mehr tun, als seine Frau/Freundin gefühlsmäßig zu unterstützen.
.45
Ich glaube, dass es für die Entwicklung eines Kindes schlecht ist, wenn die Mutter berufstätig ist.
.39
Ich glaube nicht, daß der Vater ein Kind so gut versorgen kann wie die Mutter. .64 Im Schulalter braucht das Kind mehr die Nähe zur Mutter als zum Vater. .61 Meines Erachtens kann ein Vater seinem Kind Werte wie Respekt und Gehorsam viel besser vermitteln als die Mutter.
.34
Wenn das Kind im Schulalter ist, können Väter genauso viel mit dem Kind anfangen wie Mütter. (rekodiert)
.31
Ich halte es für eine typisch weibliche Eigenschaft, Kinder umsorgen und pflegen zu wollen.
.50
Ich denke, Männer haben einfach nicht so viel Gespür für die Bedürfnisse eines Kindes.
.68
Solange kleine Kinder da sind, sollte eine Frau nicht außer Haus arbeiten. .38 Ich halte Väter für ungeschickt und hilflos im Umgang mit Kindern. .57
Skala 4: Emotionaler Wert von Kindern 14 Items, Cronbach’s Alpha: α=.82
112
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 69 Einstellung der Väter zur Elternschaft: Skala Emotionaler Wert von Kindern Item Trennschärfe Verglichen mit der Berufstätigkeit ist Kindergroßziehen eine wesentlich befriedigendere Aufgabe.
.44
Kinder im Haus zu haben und sie aufwachsen zu sehen, finde ich aufregend und schön.
.60
Das Wichtigste im Leben eines Menschen ist, ein eigenes Kind zu haben. .64 Mit Kindern zu leben heißt, die Welt neu zu entdecken. .48 Ich fand meine Frau/Freundin in der Schwangerschaft besonders attraktiv. .45 Die ersten Bewegungen des Kindes im Mutterleib zu spüren, ist ein besonders schönes Erlebnis.
.39
Ohne Kinder bleibt das Leben leer. .64 Für das Heranwachsen eines Menschen gebraucht zu werden, ist für mich ein wichtiger Lebensinhalt.
.61
Durch die Geburt meines Kindes bzw. meiner Kinder sind meine Partnerin und ich uns näher gekommen.
.34
Kindergroßziehen ist für mich eine der interessantesten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann.
.31
Ich finde die Zeit der Schwangerschaft zu lang und lästig. .50 Ich finde schwangere Frauen anziehend. .68 Kinder geben einer Partnerbeziehung erst ihren eigentlichen Sinn. .38 Ich glaube, dass einer Partnerbeziehung ohne Kinder etwas ganz Entscheidendes fehlt.
.57
113
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
1.3 Der Partnerschaftsfragebogen von Hahlweg (1979)
Zur Erfassung der Partnerschaft wurde – wie bereits in den vier vorangegangenen
Erhebungswellen – auf den Partnerschaftsfragebogen von Hahlweg (1979)
zurückgegriffen, der sowohl den Müttern als auch den Vätern vorgegeben wurde.
Hahlweg unterscheidet drei Skalen: 1. Streitverhalten, 2. Zärtlichkeit, 3.
Gemeinsamkeiten/Kommunikation die sich, wie unten beschrieben,
zusammensetzen. Das Item Nr. 2 („Er/Sie streichelt mich während des Vorspiels so,
dass ich sexuell erregt werde“) aus der Skala „Zärtlichkeit“ wurde nicht vorgegeben,
da es schon bei den früheren Erhebungszeitpunkten zu
Beantwortungsverweigerungen geführt hatte.
Wie aus Tab. 70 ersichtlich, weisen alle drei Skalen sehr hohe Stabilitäten auf.
Tab. 70 Reliabilitäten des Partnerschaftsfragebogen (PFB, Hahlweg, 1979) Skala Reliabilität:
Cronbach’s Alpha: Partnerin Partner Skala Streitverhalten .89 .90 Skala Zärtlichkeit .92 .94 Skala Gemeinsamkeiten / Kommunikation 88 .90
Skala Streitverhalten
Tab. 71 Skala „Streitverhalten“ (PFB, Hahlweg, 1979) Item Trennschärfe Partnerin Partner Er/Sie wirft mir Fehler aus der Vergangenheit vor. .60 .67 Er/Sie bricht über Kleinigkeiten einen Streit vom Zaun. .69 .76 Wenn wir uns streiten, beschimpft er/sie mich. .67 .72 Er/Sie kritisiert mich auf eine sarkastische Weise. .71 .74 Er/Sie äußert sich abfällig über meine Meinung. .67 .71 Wenn wir streiten, können wir kein Ende finden. .38 .54 Er/Sie gibt mir die Schuld, wenn etwas schief gegangen ist. .72 .69 Während eines Streits schreit er/sie mich an. .64 .68 Wenn wir streiten, verdreht er/sie meine Aussage. .75 .60 Er/Sie schränkt mich in meiner persönlichen Freiheit ein. .52 .48
114
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Skala Zärtlichkeit
Tab. 72 Skala „Zärtlichkeit“ (PFB, Hahlweg, 1979) Item Trennschärfe Partnerin Partner Ich merke, dass er/sie mich körperlich attraktiv findet. .65 .82 Er/Sie sagt, er/sie ist zufrieden, wenn er/sie mit mir zusammen ist. .76 .77 Vor dem Einschlafen schmiegen wir uns aneinander. .66 .66 Er/Sie reagiert positiv auf meine sexuellen Wünsche. .62 .73 Er/Sie berührt mich zärtlich und ich empfinde es als angenehm. .80 .79 Er/Sie macht mir ein ernst gemeintes Kompliment. .70 .82 Er/Sie nimmt mich in den Arm. .81 .80 Er/Sie spricht mit mir über meine sexuellen Wünsche. .59 .70 Er/Sie streichelt mich zärtlich. .83 .88
Skala Gemeinsamkeit/Kommunikation
Tab. 73 Skala „Gemeinsamkeit/Kommunikation“ (PFB, Hahlweg, 1979) Item Trennschärfe Partnerin Partner Er/Sie teilt mir Gefühle und Gedanken mit. .66 .59 Wir schmieden gemeinsam Zukunftspläne. .66 .66 Er/Sie erzählt mir aus der Arbeit und möchte meine Meinung dazu. .60 .63 Wir planen gemeinsam das Wochenende. .62 .66 Er/Sie bespricht Dinge aus dem Beruf mit mir. .62 .66 Er/Sie bemüht sich, meine Wünsche zu merken. .53 .65 Wenn er/sie mich falsch behandelt, entschuldigt er/sie sich. .46 .66 Wir unterhalten uns am Abend mind. eine ½ Stunde. .62 .59 Er/Sie fragt mich abends, was ich gemacht habe. .63 .65 Er/Sie sagt mir, dass er/sie mich gern hat. .73 .65
115
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Wiener Kinderpersönlichkeitsfragebogen (WPK)
Der „Wiener Persönlichkeitsfragebogen für Kinder“ (WPK) wurde als Instrumentarium
zur Erfassung problematischer Persönlichkeitsdimensionen im Schulalter entwickelt.
Zu t4 wurden die Items den Kindern vorgelesen und die Antworten von den
Testleiterinnen eingetragen. Zu t5 füllten die Testpersonen den WPK unter
Anwesenheit der Testleiterin bereits selbständig aus.
Skala Neigung zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten 13 Items, Cronbach’s Alpha: α=.81
Tab. 74 Skala Neigung zu überaktiv-unaufmerksamen Verhalten aus dem WPK Item Trennschärfe
Ich kann NICHT lange still sitzen .41
In der Schulstunde tratsche ich gerne .44
Bei den Hausaufgaben kann ich NICHT lange still sitzen .52
Dinge, die von mir verlangt werden, mache ich NICHT gerne .42
Ich denke manchmal vor mich hin, so dass ich gar nicht merke, was die anderenzu mir sagen
.33
Oft rutsche ich vor Ungeduld auf dem Sessel hin und her .55
Ich bin ziemlich schlampig .31
In der Klasse passe ich oft NICHT auf .55
Wenn mir jemand etwas Schönes versprochen hat, fällt es mir schwer, darauf zuwarten
.40
Ich werde schnell zornig .41
Wenn ich ruhig sitzen soll, muss ich immer etwas in den Händen haben, umdamit herumzuspielen
.52
Ich zapple oft herum .62
Die Leute sagen mir oft, dass ich NICHT so viel reden soll .45
Skala Neigung zu oppositionellem Verhalten und Risikobereitschaft 8 Items, Cronbach’s Alpha: α=.80
116
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Tab. 75 Skala Neigung zu oppositionellem Verhalten und Risikobereitschaft aus dem WPK Item Trennschärfe
Manchmal macht es mir Spaß, schlimm zu sein .51
Es macht mir Spaß, bei gefährlichen Spielen mitzumachen .58
Wenn mir jemand etwas verbietet, mache ich es trotzdem .59
Es macht mir Spaß, andere zu ärgern .54
Ich mag Filme, in denen gekämpft wird .36
Ich bin bei wilden Spielen gerne dabei .54
Es macht mir Spaß, andere zu erschrecken .43
Es macht mir Spaß, etwas Gefährliches zu tun .71
Skala Prüfungsangst 5 Items, Cronbach’s Alpha: α=.82
Tab. 76 Skala Prüfungsangst aus dem WPK Item Trennschärfe
Vor einem Rechentest habe ich Angst, dass ich ihn NICHT gut mache .72
Wenn mich die Lehrerin / der Lehrer etwas fragt, bin ich so aufgeregt, dass mirnichts einfällt
.36
Wenn ich einen Rechentest schreiben muss, klopft mein Herz ganz laut .64
Wenn die Lehrerin / der Lehrer mich im Unterricht etwas fragt, habe ich Angst,dass ich es NICHT weiß
.59
Vor einem Rechentest bin ich meistens sehr aufgeregt .67
Skala Dominanzneigung 5 Items, Cronbach’s Alpha: α=.59
Tab. 77 Skala Dominanzneigung aus dem WPK Item Trennschärfe
Wenn ich mit anderen Kindern spiele, bin ich gerne der Anführer/die Anführerin .41
Wenn mich jemand anschreit, schreie ich zurück .45
117
Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Wenn mich jemand haut, schlage ich zurück .44
Es muß immer alles so sein, wie ich es will .43
Ich streite oft mit anderen Kindern .39
Wenn ich mich ärgere, schlage ich um mich .34
Skala Ängstlichkeit 6 Items, Cronbach’s Alpha: α=.61
Tab. 78 Skala Ängstlichkeit aus dem WPK Item Trennschärfe
Ich habe öfter Bauchweh .29
Ich schlafe oft NICHT ein, weil ich zuviel nachdenken muß .38
Ich habe öfter Kopfweh .38
Ich habe öfter schlechte Laune .31
Wenn ich nachts Durst habe oder auf die Toilette muss, habe ich Angst aufzustehen
.42
Ich habe öfter Angst, dass mir etwas Schlimmes passieren könnte .30
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Familienentwicklung im Lebenslauf (FIL) / Schulübertritt
Skala 6: Traurigkeit 2 Items, Cronbach’s Alpha: α=.78
Tab. 79 Skala Traurigkeit aus dem WPK Item Trennschärfe
Wenn jemand NICHT nett zu mir ist, bin ich sehr traurig .64
Wenn mich jemand anschreit, bin ich traurig .64
119