das magazin zur domsanierung (3/2012, nr. 9)
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Was Steine erzählen...TRANSCRIPT
Z u k u n f t f ü r d a s E r b e
815 > 2015 > >20153/2012 Nr. 9
das maGaZIN Zur domsaNIeruNG
Verputzt mit dem Flieger die Wand hoch
Zerlegt der Lettner in der Werkstatt
Beschenkt Präsente aus dem dom-shop
was steine erzählen …
LIebe LeserINNeN uNd Leser,
viel ist in diesem Sommer auf der Dom-
baustelle und rund um den Domhof
passiert: Die Pflasterung des Platzes ist
fortgeschritten und man sieht schon, wie
der Domhof künftig aussehen wird. Der
Boden im Dom ist wieder aufgefüllt und
der Eingang zum Rosenstock mit seinem
Domladen umgezogen. Und das neue
Museum wächst sichtlich.
Der Anbau des Dommuseums wird ein
ganz besonderer sein, denn er wird extra
für den ehemaligen Dom-Lettner gebaut.
Was es mit dieser kostbaren Chorschranke
auf sich hat, erzählen wir Ihnen in dieser
Ausgabe. Außerdem präsentieren wir
Ihnen die Ergebnisse der spannenden
Putzuntersuchung in unserer Kathedra-
le. So viel sei schon gesagt: Es hat mich
fasziniert, was Steine erzählen ... Falls Sie
übrigens noch ein paar Geschenke für
Weihnachten suchen: Wir haben einige
schöne Angebote für Sie!
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche
Adventszeit und wiederum viel Spaß
beim Lesen.
Ihre Petra meschede
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
auF deN PutZGehaueN
ImPressum
d a s P r o j e k t 3>2015 3/2012
„>2015“ wird umweltfreundlich auf FSC®-zertifiziertem Papier
und Co2-kompensiert gedruckt.
>2015 Das MaGazin zUr DOMsanierUnG
wird herausgegeben von der Hauptabteilung Kommunikations-
und Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Generalvikariats
Hildesheim, Domhof 24, 31134 Hildesheim
Verantwortlich für den inhalt: Dr. Petra Meschede
Konzept, redaktion und Gestaltung:
Bernward Medien GmbH, Hildesheim
text: Hildegard Mathies, Köln
Druck: Fischer Druck GmbH, Peine
Fotos: Bernward Medien GmbH S. 9, 10, 11; Bischöfliche
Pressestelle Hildesheim S. 6, 7; Antje Rinne S. 2, 3;
Hildegard Mathies, Köln, Titel, S. 3, 4, 5; Stadt Hildesheim S. 6;
Ingenieurbüro PGH, Dormagen, S. 8; Manfred Zimmermann S. 8
>2015 3/2012
Der Kamera-Hubschrauber „Pixel-kopter“ kann die Arbeit von drei Jahren an einem Tag leisten. Mit ihm wurde der Putz im Hildeshei-mer Dom abgeflogen. Das Ergebnis übertraf manche Erwartung …
der klang des Putzes am mauer-
werk gibt bauingenieurin antje
rinne einen ersten hinweis auf
den Zustand der Wandverkleidung.
Quadrat um Quadrat haben sie sich vorgearbeitet, in schwin-
delnder Höhe genauso wie an den Fundamenten der Säulen:
Antje Rinne und ihr Kollege Holger Naumann. In den vergan-
genen Monaten haben die beiden Diplom-Ingenieure zweimal
wöchentlich den Putz im Hildesheimer Dom untersucht. Unter-
stützt wurden sie dabei von Thomas Harland und seinem Pixel-
kopter, einem fliegenden Kamera-Hubschrauber im Miniformat.
Dank des kleinen Gerätes mit den vielen Rotorarmen konn-
ten sie den Putz auch an Stellen begutachten, die sonst nur mit
einem extrem hohen, aufwändig aufzubauenden Gerüst er-
reichbar gewesen wären. „Wir
konnten sehen, wo Risse sind,
Verstaubungen, was noch gut
aussieht“, erzählt Rinne. Für
die Ingenieurin war das Beflie-
gen des Domes eine große Er-
leichterung: „Sonst hätten wir
drei Jahre hier untersuchen
müssen, um zu einem hundertprozentigen Ergebnis zu kom-
men.“
Dieses sieht leider nicht gut aus. Bei ihrer Arbeit in verschie-
denen, repräsentativen Teilen des Domes wie den Kapellen, der
Krypta und im Mittelschiff haben Antje Rinne und Holger Nau-
mann den Putz in vielen 50 mal 50 Zentimeter großen Qua-
draten untersucht, vorsichtig mit dem Hämmerchen beklopft,
Risse und Fehlstellen begutachtet. Das Fazit: Der gesamte Innen-
putz im Dom muss erneuert werden.
Damit endet die Arbeit der 44-Jährigen, der die Leidenschaft
für ihren Beruf aus den Augen blitzt, aber nicht: Sie berät auch
in der Frage der Mörtelauswahl für den neuen Putz. Ökologisch
und gesundheitlich unbedenklich muss er sein. „Und mindes-
tens zwei Generationen halten“, sagt Antje Rinne. Und wenn sie
könnte, dann würde sie gerne zwei Zeitreisen unternehmen:
eine in die Vergangenheit, um zu sehen, wie der alte Putz beim
Wiederaufbau aufgebracht worden ist. Die Zweite in die Zu-
kunft, um zu sehen, wie der neue Putz hält und wie künftige
Generationen mit dem Hildesheimer Weltkulturerbe umgehen.
> eine ausführliche Version lesen sie
unter www.domsanierung.de
5>2015 3/20124 >2015 3/2012d a s P r o j e k t d a s P r o j e k t
LebeNdIGe steINeEs ein Puzzlespiel zu nennen, wäre despek-tierlich. Und untertrieben. Trifft aber ein bisschen die Realtität: Der berühmte Hildesheimer Dom-Lettner befindet sich gerade in rund 200 Einzelteile zerlegt in der Restaurierungswerkstatt von Thomas Lehmkuhl in Steinfurt bei Münster.
Was sich sonst unnahbar majestätisch in die Höhe schraubt und
sich dem Auge weitgehend entzieht, breitet sich nun in Augenhö-
he, Hüfthöhe, Kniehöhe auf Tischen, Ablagen und Paletten in der
Werkstatt des Diplom-Restaurators aus: der Lettner. Einst trennte
die 8,20 Meter hohe Chorschranke im Dom geweihte Klosterherren
von Laienbrüdern, Priester vom Christenvolk. Nun also begegnen
sie uns endlich einmal Auge in Auge: Adam und Eva, Abraham und
Melchisedek, die Königin von Saba und König Salomo. Und natür-
lich Jesus und seine Jünger, die Gottesmutter Maria und der heilige
Bischof Bernward, der als Verbeugung vor der Hildesheimer Bis-
tumsgeschichte nicht fehlen darf. So lebendig gemeißelt sind die
Gesichter, dass man direkt eintauchen kann in die biblischen Ge-
schichten. Die erzählt der Lettner des spätmittelalterlichen Münste-
raner Bildhauers Johann Brabender auf der Vorder- und Rückseite.
Hier spiegeln sich die Darstellungen, die letztlich alle zu einem gro-
ßen Thema führen: der Opferung Christi als Erlösung für die ganze
Menschheit.
Ein bisschen ehrfürchtig und atemlos steht man vor all den Sze-
nen und Figuren. Atemlos ob ihrer Schönheit und der hohen Kunst-
fertigkeit der Bildhauer und Steinmetzen um Brabender, die das al-
les aus weichem Baumberger Kalksandstein schufen. Atemlos aber
auch, weil es erst einmal ein kleiner Schock ist, diese große Kostbar-
keit plötzlich in lauter Einzelteilen zu sehen. Nun erst werden die
vielen Schäden deutlich, die im Laufe von 466 Jahren entstanden.
„Von den über 40 einzelnen Reliefs sind nicht mehr viele intakt und
an einem Stück“, sagt Lehmkuhl. Aber immerhin: „90 bis 95 Prozent
der Original-Bausubstanz sind erhalten.“ Der Restaurator und sein
Team müssen bei jedem Detail entscheiden: Wo wird „nur“ die Sub-
stanz gereinigt und erhalten? Ergänzen wir hier ein Stück, das fehlt,
etwa Kopf, Arm oder Gewand? Oder bleibt eine Leerstelle? „Das ist
immer eine Grundsatzfrage“, erläutert Lehmkuhl. Schließlich soll
auch die Geschichte eines Objektes nachvollziehbar und lebendig
bleiben. Im Fall des Hildesheimer Lettners haben sich der Braben-
der-Experte Lehmkuhl und seine Auftraggeber – das Domkapitel –
dafür entschieden, dass die Schäden und die Fehler, die man beim
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht hat, beseitigt
werden. Alles, was nach dem Gegenstück auf der anderen Seite des
Lettners oder anhand von Fotos rekonstruiert wird, soll später nach
Brabender aussehen und wird für den Besucher nicht zu unterschei-
den sein. Die Ergänzungen werden bis zur Oberfläche ausgeführt.
Entschieden wurde, frühere qualitätsvolle Ergänzungen aus der
Zeit nach 1945 beizubehalten, wo es sinnvoll ist. An anderen Stellen
werden Angleichungen vorgenommen. Weniger qualitätsvolle alte
Ergänzungen werden entfernt und durch neu geformte ersetzt.
4.500 Arbeitsstunden hat der Restaurator für die umfassende
Arbeit am Lettner kalkuliert. Aber weder er noch seine Mitarbei-
terinnen Katja Hameling und Vera von Rüden zählen die Minuten
bis zum Zweiten Weltkrieg stand der renaissance-Lettner im
hildesheimer dom zwischen den westlichen Vierungspfeilern als
trennwand von hochchor und mittelschiff. Vorsorglich wurde er
abgebaut und ausgelagert – und entging so seiner Zerstörung beim
Luftangriff auf hildesheim am 22. märz 1945. der Lettner kehrte
dann 1960 in die an den dom grenzende st.-antonius-kirche als
rückwand des altares zurück. seine besonderheit ist die hausform:
er zeigt eine repräsentative, durchbrochene renaissance-Fassade mit
türen, säulen, einem hohen Geschoss mit fünf Giebeln und einer
alles überkrönenden großen kreuzigungsgruppe.
der oft körperlich anstrengenden Arbeit, die eine ruhige Hand und
einen sicheren Blick erfordert. „Es ist einfach eine Freude, mit solch
einem Objekt arbeiten zu können“, sagt Lehmkuhl. Drei Monate
wird der Wiederaufbau des Lettners mindestens dauern. Doch bis
es 2015 soweit ist, wird noch einiges passieren. Sein neues Zuhau-
se wird er in einem eigens für ihn geschaffenen Anbau des neuen
Dommuseums finden. Darauf freut sich der Restaurator schon:
„Das wird eine tolle Sache!“ Hätte er den Lettner nicht gerne wieder
im Dom gesehen? „Nein“, sagt er, „das ist kein Thema.“
Vorsichtig werden die skulpturen gereinigt.
Lettner, Lettner überall: blick in die Werkstatt.
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kontakt
Dombauverein Hohe Domkirche
Hildesheim e.V.
Domhof 2 · 31134 Hildesheim
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Fax 0 51 21 / 307-214
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zur domsanierung.
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zu hildesheim eG
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Gmbh & co. kG
> dkm, darlehnskasse münster eG
> autohaus dobbratz, Lamspringe
> bauunternehmen kubera, hildesheim
> gbg, Gemeinnützige baugesellschaft
zu hildesheim aG
Menschen für den Dom
ZeItstrahL –ZWeI PateN aus dem bIschoFshaus
musLIme heLFeN dem dom
Zu ihrem 70. Geburtstag im September
ließen sich Bischof Norbert Trelle und
seine Zwillingsschwester Gisela nicht nur
beschenken, sondern machten dem Dom
selbst ein großes Geschenk: Sie übernah-
men jeder eine Premium-Patenschaft im
Wert von je 5.000 Euro für Abschnitte auf
dem Zeitstrahl im Kreuzgang am Dom –
und leisteten somit wertvolle Unterstüt-
zung für die Sanierung des Domes. Es
waren nicht irgendwelche Daten, die sie
sich ausgesucht hatten: 815, das Jahr der
Bistumsgründung, und 2015, das Jahr des
1200. Geburtstags, stifteten der Bischof
und seine Schwester. Statt ihrer Namen
ließen sie auf der Tafel biblische Verse
eingravieren, die den Gedanken von Jesus
Christus als Fundament unseres Lebens
und Glaubens untermauern, darunter
den Wahlspruch von Bischof Norbert: „Ei-
nen anderen Grund kann niemand legen,
als den, der gelegt ist: Jesus Christ.“
> mehr Informationen zum Zeitstrahl unter
www.domsanierung.de
Ein besonderes Geburtstagsgeschenk bekam Bischof Norbert Trelle von der muslimischen Moscheegemeinde Selimiye Merkez Camii aus Hildesheim: Sie überreichte ihm anlässlich seines 70. Geburtstags eine Spende von 1.000 Euro für die Sanierung des Domes.
Die Spende war nicht nur ein Geschenk zum Ehrentag des Bi-
schofs, sondern sollte auch ein Zeichen der Freundschaft und der
geschwisterlichen Verbundenheit der Weltreligionen sein, mach-
ten die Vertreter der Moscheegemeinde deutlich: Im interreligi-
ösen Arbeitskreis „Abrahams runder Tisch“ arbeiten Muslime,
Juden, Christen und Bahai’i seit Jahren vertrauensvoll zusam-
men. Emin Tuncay, der die muslimische Gemeinde am Runden
Tisch vertritt, bekräftigte: „Die Bereitschaft zum Dialog ist etwas
Selbstverständliches geworden, wir treffen uns unter Freunden.“
Dafür seien die Muslime dankbar – und der Geburtstag des Bi-
schofs sei ein schöner Anlass, diese Dankbarkeit zu zeigen.
Bischof Trelle hat sich schon immer für den Dialog der Reli-
gionen und Kulturen eingesetzt. Bereits als Weihbischof in Köln
war er Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die so-
genannte Zigeunerseelsorge an Sinti und Roma, von denen viele
Muslime sind. Bei der alljährlichen großen Roma-Wallfahrt zum
Kölner Dom feierte er offen und herzlich mit den Menschen, er-
füllte gern ihre Bitten um Segnungen, die für sie nicht nur heilige
Handlungen, sondern auch Glück verheißende Rituale sind.
Zudem ist der Bischof Vorsitzender der Migrationskommissi-
on der Bischofskonferenz. Dialog ist für den Hildesheimer Ober-
hirten keine Pflichtübung, sondern selbstverständlich: „Es ist ein
Zeichen der Wertschätzung, über das zu reden, was uns verbin-
det und trennt“, sagte der Bischof beim Besuch der Hildesheimer
Muslime in seinem Haus. Die Spende der Moscheegemeinde hat
ihn sehr bewegt. In ihr spiegelt sich auch das gemeinsame Wissen
darum, dass jede Religion heilige Orte für das Gespräch mit Gott
und für ihre Gemeinschaft braucht.
Regelmäßig setzt Trelle sich für mehr Toleranz gegenüber dem
Islam ein. Das Zusammenleben mit Menschen anderer Kulturen
sieht er als Bereicherung an. Er appelliert auch an die gemeinsa-
me Verantwortung: Die Weltreligionen Christentum, Islam und
Judentum müssten immer wieder „auf die friedensstiftenden
und freiheitlichen Dimensionen unserer Religionen hinweisen“,
hatte Trelle zuletzt in einer Botschaft zum Fastenbrechen der
Muslime betont.
Große Freude: die hildesheimer moscheegemeinde
übergab bischof Norbert trelle eine spende für den dom.
er ist oberbürgermeister von hildesheim
und verwurzelt in seiner stadt. deshalb
kennt kurt machens den dom seit seiner
kindheit.
ein japanischer milliardär bietet Ihnen an,
hildesheim auf Generationen zu einer blü-
henden stadt zu machen, wenn er dafür
den dom abbauen und in japan wieder
aufbauen darf. Ihre antwort an ihn?
Ganz abgesehen davon, dass hildesheim
bereits eine blühende stadt ist: der dom
ist unverkäuflich, aber der japanische
milliardär herzlich eingeladen, sein Geld
hier auszugeben!
sie können eine Zeitreise in die Geschichte des
domes machen. In welcher Zeit landen sie?
keine Frage, im Zeitalter der ottonen,
in der Zeit der bischöfe bernward und
Godehard. mit denen möchte ich mich gern
über die kirche und die stadt von damals
unterhalten und ihnen zeigen, was heute
daraus geworden ist.
Was war es für ein Gefühl, den dom
entkernt zu sehen?
das ist richtig so, habe ich gedacht. Vieles,
was im Laufe der Zeit hinzugefügt war und
vielleicht nicht so ganz zueinander passte,
wurde entfernt und der dom auf das We-
sentliche reduziert.
Verraten sie uns Ihren Lieblingsplatz
im dom?
der war bisher nicht in der großen kirche,
mehr in der krypta. mal sehen, wie das in
Zukunft aussieht.
bitte vollenden sie den satz „hildesheim
ohne dom …“
… ist wie currywurst ohne soße.
d I e u N t e r s t ü t Z e r
8 >2015 3/2012r u N d u m d e N d o m 9>2015 3/2012 r u N d u m d e N d o m
Wer die etwa 20 bis 30 Jahre alte Frau mit der Glasperlenkette
wirklich war, deren Grab bei Ausgrabungsarbeiten im Dom ge-
funden wurde, wird sich nicht mehr ermitteln lassen. Weil der
ungewöhnliche Fund aber auf die Keimzelle von Stadt und Bis-
tum verweist, hat sie ehrenhalber den Namen „Hilde“ bekom-
men. Neben den gut erhaltenen roten und grünen Glasperlen
hatte die Frau ein Messer bei sich.
Das Grab und der Friedhof, zu dem es gehört, stammen aus
einer Übergangszeit: Die Menschen waren schon getauft, erhiel-
ten aber noch Grabbeigaben, wie es zuvor im alten Glauben üb-
lich war. Datieren lassen sich die Perlen auf das siebte bis neunte
Jahrhundert. Mit der sogenannten C14-Methode kann man abge-
storbenes organisches Gewebe datieren, indem der Gehalt radio-
aktiven Carbons gemessen wird. Erste Untersuchungen haben er-
geben, dass Hilde und eine weitere Verstorbene um das Ende des
siebten und den Anfang des achten Jahrhunderts gelebt haben.
Was bislang nur im Reich der Legenden verankert war, rückt
damit ins Licht der Wissenschaft: dass das auf das Jahr 815 datier-
te Bistum Hildesheim auf dem Domhügel seinen Anfang nahm.
„Hier hatte sich jemand angesiedelt, der mit den Franken her-
kam und sich in Sachsen schon verdient gemacht hatte“, erzählt
Kruse. „Dafür hat er den Hügel bekommen und hier das erste
Dorf gegründet.“ Das hat er später vielleicht mit Ludwig dem
Frommen – dem Stammvater des Bistums – getauscht. Weil es
keine verlässlichen schriftlichen Zeugnisse gibt, ist die Archäo-
logie nun die einzige und wichtigste Quelle für die Aufdeckung
der Bistumsgeschichte. Kruse ist froh, dass die umfassende Sa-
nierung des Domes ihm und seinem Team die Chance zu diesen
erfolgreichen Ausgrabungen gegeben hat. Um ein halbes Jahr
war der Zeitraum für die Arbeiten von Generalvikar Dr. Werner
Schreer verlängert worden. Zum Glück, denn genau in dieser Zeit
kamen die entscheidenden Funde ans Licht. Inzwischen sind die
insgesamt 20 Gräber wieder zugeschüttet. Umso wichtiger sind
die Funde für die Wissenschaftler, die sie jetzt ausführlich unter-
suchen und auswerten werden. Wir dürfen also gespannt sein.
hILde seI daNk – Wo hILdesheIm GeboreN Wurde
Geahnt hat er es immer: Diözesan-Konservator Karl-Bernhard Kruse war sich stets sicher, dass unter dem Dom und dem Domhof Hinweise auf die Geschichte von Stadt und Bistum Hil-desheim auf ihre Enthüllung warten. Dank der in ihrem Grab entdeckten „Hilde“ hat er jetzt handfeste Beweise.
eine Frau mit Geschichte: „hilde“
wurde die unbekannte tote getauft,
die zusammen mit den bunten Perlen
ihrer halskette wichtige kenntnisse
über die bistumsgeschichte preisgibt.uNsIchtbareheLFer
Weil der Dom kein kaltes, leeres Haus ist, braucht es allerlei Dinge, die im Verborgenen liegen und wirken: Kabel, Rohre, Leitungen und vieles mehr. Mit dem Leerrohrplan für die Elektrotechnik behalten die Fachleute den Überblick.
Das Einzige, was ich zweifelsfrei erkenne, sind die Umrisse des
Domes: Querschiff, Langhaus mit Mittelschiff, Seitenschiffen
und eine der Kapellen. Der Rest scheint ein unentwirrbares, un-
durchdringliches Dickicht aus geraden Linien, Schlangenlinien,
Zahlen – und ist das da hinten etwa ein Wölkchen? Puh … Aber
bringen wir etwas Klarheit in die Wirrnis.
Bei der Sanierung bleibt ja fast nichts an seinem Platz oder so,
wie es mal war. So werden natürlich auch viele alte Kabel und Lei-
tungen herausgerissen und neue verlegt. Und weil etwa die neue
Chor-Orgel später ihren Platz in einer der Kapellen bekommt,
muss auch die Elektro-Unterverteilung neu angelegt werden.
Im Zuge der Arbeiten wurden 16 Kilometer Kabel und Leitungen
verlegt. Das entspricht fast einer Strecke zwischen Hildesheim
und Nordstemmen. Sie sorgen später zum Beispiel für gutes
Licht und einen guten Klang der Chor-Orgel. Fünf neue Elektro-
Unterverteilungen waren dafür nötig. In den umgangssprachlich
Verteilerkästen genannten Boxen befinden sich die Sicherungs-
und Schaltelemente, die den Strom in einem Gebäude oder in
Gebäudeabschnitten verteilen.
Damit die Gläubigen nicht nur die Orgel, sondern auch die
Predigten und jedes andere gesprochene Wort klar und deutlich
verstehen, wurden neue Leitungen für die Beschallungsanlage
verlegt. Zusammen mit der Sicherheitstechnik ergeben sie eine
Strecke von drei Kilometern. Das entspricht dem Weg vom Dom
zum Hildesheimer Bahnhof, hin und zurück.
Auf immerhin noch zwei Kilometer Länge bringen es die ver-
legten Leerrohre, von denen manche vom Dach des Domes bis in
den sogenannten Regieraum der Technik gezogen wurden. Leere
Rohre? Wozu braucht man die denn? Für zwei Dinge: Zum einen
helfen sie dabei, die elektrischen Leitungen einzuziehen. Zum
anderen dienen sie der Vorsorge für schnelle und kostengünstige
Veränderungen oder Anpassungen, die in Zukunft einmal nötig
werden könnten.
Wie dicke schwarze schlangen sehen die
Leerrohre im dom aus. jedes einzelne ist
im Leerrohrplan verzeichnet.
Unterstützen sie uns mit ihrer spende bei der sicherung, der restau-
rierung und der Präsentation der zahlreichen und zum teil sensatio-
nellen archäologischen Funde im rahmen der sanierung des hildes-
heimer doms – schätze unserer Geschichte und teil des Welterbes.
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konto 1 404 200, bLZ 251 205 10, stichwort „domarchäologie 2012“
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Wunder, Kriege, Feuersbrünste: Die
1200-jährige Geschichte des Hildesheimer
Doms ist abenteuerlich, oft dramatisch –
und nie langweilig. Diese Dokumentation
nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch die
bewegte Baubiographie der Bischofskirche.
Eindrucksvolle 3D-Animationen zeigen ihre
Entwicklung – von der kleinen Kapelle
über die imposanten Gottesburgen des Mit-
telalters bis hin zum Dom von heute. Wir
begegnen der Gottesmutter Maria, Heiligen
und Bischöfen, Kaisern und Handwerkern.
Umfangreiches Bonus-Material mit vielen
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derschöne Bilder zum Dom entstehen lassen. Es gibt die Würfel in
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Kunstschätzen wie dem Albani-Psalter oder der Christussäule.
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Festliche Stimmung und besinnliche Stunden
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jerusalem“ mit mittelalterlichem gregoriani-
schem Gesang und Chormusik romantischer
und zeitgenössischer Komponisten. Es singen
der Hildesheimer Domchor, die Schola Grego-
riana, der Kammerchor und Solisten.
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Weihnachten steht vor der Tür: Tun Sie Gutes mit schönen Geschenken. Wir haben Ihnen einen kleinen Gabentisch vorbereitet. Mit diesen exklusiven Produkten erfreuen Sie Ihre Lieben und unterstützen gleichzeitig die Domsanierung.
schöN. Gut. Neu.
gig alles ist“, freut sich Marlen Busche. „Die Besucher können jetzt
viel mehr herumgehen und ich fühle mich auch sehr wohl hier.“
Oft kommt die freundliche und ihren Kunden immer zugewandte
53-Jährige mit den Menschen ins Gespräch. Die Reaktionen auf den
neuen Eingang sind überwiegend positiv, auch wenn für manchen
die zwölf Stufen zum Kreuzgang beschwerlich sind. „Aber die Men-
schen sind froh, dass sie den Rosenstock weiterhin besuchen kön-
nen, auch wenn der Dom zu ist“, erzählt Marlen Busche. „Und viele
sind erstaunt, dass der Preis von 50 Cent geblieben ist.“
Marlen Busche ist froh über ihren schönen neuen Arbeitsplatz,
auch wenn es noch nicht der endgültige ist. Der entsteht erst
dann, wenn auch das neue Dommuseum fertig ist, das die Besu-
cher ebenfalls über diesen Eingang erreichen können. Seit 1994
saß sie immer allein hinter der Kasse des Kreuzgangs in ihrem
Mini-Laden. Künftig kann sie sich die Betreuung der Besucher mit
den Kolleginnen vom Dommuseum teilen.
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Der neue Domladen ist groß, hell und freundlich. Damit gibt es schon einen Vorgeschmack auf die neue Domwelt, auch wenn der jetzige Verkaufsort immer noch ein Provisorium ist.
Das enge Büdchen, in dem Marlen Busche bislang Eintrittskarten
zum Rosenstock, Souvenirs und Rosenkränze verkauft hat, ist Ver-
gangenheit. Nun heißt sie die Besucher in einem großzügigen Raum
willkommen und lädt sie zum Stöbern im Laden ein. Die Produkte
lassen sich jetzt, auf rund 30 Quadratmetern, viel besser ins rech-
te Licht rücken und übersichtlich präsentieren. In den Regalen fin-
den sich neben den üblichen Andenken an einen Besuch am Dom
und in Hildesheim natürlich auch die exklusiv zur Förderung der
Domsanierung hergestellten Produkte. „Es ist schön, wie großzü-
mehr raum für den domladen:
marlen busche kann ihr angebot nun
viel ansprechender präsentieren.
12 >2015 2/2011r u N d u m d e N d o m12 >2015 2/2011r u N d u m d e N d o m
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Unternehmenskultur.
Nicht umsonst baut das Bistum Hildesheim
als Hausbank auf uns – auch bei der
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Modernisierung des Hildesheimer Doms.
Damit der feier lichen Wiedereröffnung dieses
UNESCO-Weltkulturerbes pünktlich zum
Bistumsjubiläum in 2015 nichts im Wege steht.
Weihbischof Hans-Georg Koitz mit DKM-Berater Wolfgang Klose