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8 Dossier Smart Building
Das Spital wird smartUm- und Neubauten von Gesundheitseinrichtungen gehören zu den komplexesten und anspruchsvollsten Projekten im Baubereich. Digitale Hilfsmittel bieten Chancen, die Effizienz im Bau wie auch im Betrieb erheblich zu steigern. Doch es gibt noch Hürden – sie sind nicht in erster Linie technischer Natur.
Text Simon EberhardBilder Bruno Helbling, Frank Blümler, Derek Li Wan Po, KSA, Sitem
In Basel und in Schlieren ist es bereits vollbracht. Im Februar 2019 wurde in der Rheinstadt der Neubau des auf universitäre Altersmedizin spezialisierten Felix Platter Spitals eröffnet.
Noch etwas früher war das neue Spital Limmattal in Schlieren (ZH) fertig: Der Neubau konnte im September des vergangenen Jahres in Betrieb genommen werden. Der Effort blieb nicht unbelohnt: Rund ein halbes Jahr später, im Juni 2019, konnte das Projektteam den Real Estate Award in der Kategorie «Projektentwicklung» entgegennehmen.
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20 Milliarden InvestitionenSo weit wie in den beiden Städten sind andere Spitäler noch nicht. Viele Projekte befinden sich derzeit im Bau, andere in der Planung. Auf rund 20 Milliarden Franken schätzte ein gemeinsames Themenpapier von PwC, IttenBrechbühl und Elsener + Partner AG im Jahr 2016 das anstehende Investitionsvolumen im Bereich der Gesundheitsbauten in der Schweiz. Eine riesige Summe, die in den drei Jahren seit der Publikation des Themenpapiers nicht kleiner geworden sein dürfte, wie Autor Christian Elsener bestätigt. «Viele Spitäler haben damals Liegenschaften übernommen, die sich nicht in einem tadellosen Zustand be fanden», sagt er. «Nachdem bei ver
Der Neubau des Spitals Limmattal in Schlieren erstreckte sich über rund sieben Jahre und konnte im September des vergangenen Jahres eröffnet werden.
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schiedenen Spitälern das Eigentum von den Kantonen auf die jeweiligen Spitalge-sellschaften übergegangen ist, haben diese Um- oder Neubauprojekte aufgegleist, um die baulichen Missstände zu beheben.» So gebe es heute kaum mehr eine öffentliche Spitalgesellschaft ohne ein entsprechen-des Investitionsvorhaben, so Elsener.
Der Bau- und Wirtschaftsingenieur ist Experte für Infrastruktur- und Immobili-enmanagement mit Expertise im Gesund-heitswesen und im öffentlichen Sektor und zählt dabei auch die meisten Spital-gesellschaften zu seinen Kunden. Wie erlebt er die aktuelle Situation bei seinen Kunden? «Sehr viele Investitionsvorhaben sind weiterhin primär auf stationäre Leistungen ausgerichtet, welche auf dem Spitalareal erbracht werden», sagt er. Doch der Trend «ambulant vor stationär» Blick in den Gang des kürzlich neu eröffneten Neubaus im Felix Platter Spital.
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(AVOS) verlangt nach anderen Infrastrukturen an zentraler Lage. Das ambulante Geschäft ist ein völlig anderes Geschäftsmodell mit einer tendenziell niedrigeren Marge und muss dementsprechend effizient organisiert sein. «Weil die ambulanten Konsultationen und Eingriffe schneller ablaufen, das heisst weniger Zeit brauchen, braucht es mehr Fälle pro Tag, damit alles ausgelastet und somit wirtschaftlich ist. Die deutlich tiefer angesetzten Tarife verlangen nach tieferen Infrastrukturkosten.»
Dies wirkt sich auch auf die bauliche Infrastruktur aus. «Bei einer ambulanten Behandlung – sofern sie überhaupt noch auf dem Spitalareal stattfindet – verbringt man nur noch ein paar Stunden im Spital», so der Experte. «Dementsprechend braucht es eine andere Infrastruktur.» Privatzimmer im Basler Spital, das auf universitäre Altersmedizin spezialisiert ist.
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nehmend ein Bewusstsein, doch besteht insgesamt noch grosser konkreter Umsetzungsbedarf», sagt die Wissenschaftlerin, deren Forschungsschwerpunkte unter anderem im Spitalorganisationsmanagement und der SpitalIT liegt.
Ein Grund dafür, dass das Gesundheitswesen in digitaler Hinsicht anderen Sektoren hinterher hinkt, liegt in ihren Augen auch in einem Rollenkonflikt: «In der Vergangenheit war der Hauptfokus der Leistungserbringung im Gesundheitswesen sehr stark auf den medizinischen Kontext ausgerichtet und somit von Medizinern geprägt, welche im Allgemeinen ICT eher als Behinderung denn Hilfs mittel empfanden», erklärt sie. «Mit der Digitalisierung kann die ICT nicht mehr ignoriert werden, nun müssen entsprechend fehlende Investitionen in Infrastruktur, Personal und Knowhow nachgeholt werden.» Damit die Spitäler die digitale Barriere brechen können, braucht es laut Gerber die Bereitschaft, intra und interdisziplinär zusammenzuarbeiten – intern in der Organisation wie auch mit externen Partnern wie Hochschulen oder Startups. «Dies bedingt, dass das hierarchische Silodenken aufgebrochen und eine positive Fehlerkultur gepflegt wird.» Ausserdem müsse systemisches und vernetztes Denken bewusst gefordert und gefördert werden.
Klar definiertes BetriebskonzeptDie Teamarbeit stand auch im Neubau in Schlieren im Fokus. «Um ein solches Projekt innerhalb der Vorgaben stemmen zu können, muss ein kompetentes und leistungsfähiges Team konstituiert werden, bei dem alle die gleichen Ziele haben», sagt Stéphane Bézille, Gesamtprojektleiter Neubau Spital Limmattal bei Losinger Marazzi, die als Totalunterneh
In vielen Schweizer Spitälern sind derzeit Um- oder Neubauprojekte im Gang. Die Bilder zeigen Visualisierungen für den Neubau des Kantonsspitals Aarau (KSA).
Doch die Technik ist nur ein Aspekt. Für Nicole Gerber vom Institut für Facility Management der ZHAW ist klar, dass es für die erfolgreiche Umsetzung eine digitale Kultur der Organisationen und der digitalen Kompetenz aller Stakeholder braucht. «Dafür gibt es bei den Gesundheitsorganisationen zwar zu
Konkret: Es braucht weniger Patientenzimmer, dafür beispielsweise Warteräume oder sonstige Angebote, mit denen sich die wartenden Patienten die Zeit bis zur Behandlung vertreiben können, ohne dass sie dabei dem Spitalpersonal in die Quere kommen.
Silodenken aufbrechenEinen Beitrag dazu leisten auch smarte Systeme, die unter dem Begriff «Ambient Intelligence» zusammengefasst werden. Sie können unter anderem dafür eingesetzt werden, Gegenstände oder Patienten zu lokalisieren, Personenströme innerhalb des Gebäudes zu verfolgen, die Zugangs und Sicherheitskontrollen zu verbessern, die Beschaffung von Gütern zu optimieren oder die Anlagen und Geräte vor dem effektiven Reparaturbedarf zu warten.
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merin für die Planung, Realisierung, Funktionalität, Kosten und den Termin-plan verantwortlich war. «Ausserdem braucht es ein klar definiertes Betriebs-konzept, das die Abhängigkeiten sowie die Betriebsprozesse des Spitals definiert.»
Bézille streicht weiter die Bedeutung der Kommunikation hervor. «Als Total-
In vielen Schweizer Spitälern sind derzeit Um- oder Neubauprojekte im Gang. Die Bilder zeigen Visualisierungen für den Neubau des Kantonsspitals Aarau (KSA).
unternehmerin waren wir für unseren Kunden die einzige Ansprechpartnerin; dies bedeutet jedoch nicht, dass dieser nicht laufend und transparent informiert werden muss.» Dank einer gemeinsamen Risikoanalyse und einem feinschichtigen Reporting habe das Spital während allen Phasen begleitet werden können. Rück-
blickend hat sich die Organisation im Projektteam laut Bézille bewährt. Eben-falls streicht er die Vorteile heraus, die sich in der Planung und Realisierung mit BIM ergeben haben: «Die Qualität der Planung hat zugenommen, es gab weniger Koordi-nationsfehler, so konnten wir enorm viel Zeit gewinnen.» Für den Gesamtprojekt-leiter gewinnt so die Digitalisierung immer mehr an Wichtigkeit. «Themen wie ICT gilt es künftig ganz am Anfang eines Projekts zu betrachten.»
Erfahrung höher gewichtenGleicher Meinung ist Magnus Willers: «Wir sehen einen deutlich höheren Bedarf an ICT- und Technologie-Know-how im Planungsteam als noch vor zehn Jahren», sagt der stellvertretende Geschäftsführer im Planungs- und Beratungsunternehmen Jobst Willers Engineering AG. Dieses ist
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Simon Eberhard, M. sc. Com, ist seit 2016 Chefredaktor von Haustech.
Zuvor arbeitete er unter anderem als Chefredaktor VSE des Bulletin SEV/VSE und als Kommunikationsberater bei ABB Schweiz. [email protected]
seit 30 Jahren im Bereich Energie- und Gebäudetechnik tätig und legt dabei einen Fokus auf komplexen Hochbau, Pharma, Labore und Spitäler. So hat das Unterneh-men im Mai dieses Jahres den Forschungs-neubau Sitem auf dem Inselspital- Campus in Bern den Nutzern übergeben und ist aktuell bei der neuen Spitalpharmazie des
Kantonsspitals Aarau, dem Neubau des Zürcher Kinderspitals oder dem Neubau des Herz-Neuro-Zentrums in Münster-lingen engagiert.
«Wir gehen davon aus, dass das Inter-net der Dinge die Gesundheitsbauten noch viel stärker durchdringen wird, als wir es uns heute vorstellen können», sagt
Willers, der auch bei seinen Kunden eine vermehrte Nachfrage nach smarten Lösungen ortet. Damit diese in komplexen Projekten wie dem Bau eines Spitals um-gesetzt werden können, ist es für ihn aber zwingend, die entsprechende Fach-kompetenz bereitzustellen. «Wir können nicht ernsthaft behaupten, dass es für einen technischen Gesundheitsbau aus-reicht, schon mal einen Kindergarten geplant und gebaut zu haben», spricht er Klartext. Aus diesem Grund sei die Erfah-rung und Expertise bei der Zusammen-stellung der Teams höher zu gewichten. Ausserdem müsse bei einem Technologie-projekt wie beispielsweise einem Opera-tionstrakt zwingend ein technischer Koordinator eingesetzt werden. Hier ver-misst Willers heute in den häufig ge-werblich geprägten Teams eine konse-quente Haltung. Ausserdem sieht er das Potenzial der Digitalisierung häufig noch unterschätzt. «Hier fehlt teilweise einfach noch der Mut zum grossen Sprung.»
Wissen einholenDieser Sprung muss aber gewagt werden. Denn – in dieser Frage sind sich die Experten weitgehend einig – das grösste Risiko für Spitäler besteht vor allem darin, sich dem Trend zu verweigern, kein Risiko eingehen zu wollen und das Bauprojekt auf die konventionelle Infrastruktur aus-zurichten. Dabei gilt es auch, auf bestehende Erfah-rungen zurückzugreifen und daraus zu lernen. Stéphane Bézille von Losinger Marazzi plädiert dafür, als Erstes das Wis-sen des Spitals einzuholen. «Es ist unab-dingbar zu verstehen, wie das Spital funk-tioniert und wie es in Zukunft funktionie-ren möchte», so der Gesamtprojektleiter des Spitals Limmattal. «Transparenter Di-alog und partnerschaftliche Zusammen-arbeit sind dabei eine Voraussetzung, um die Herausforderungen solcher Projekte bewältigen zu können.» y
Auf dem Campus des Berner Inselspitals entsteht derzeit ein Neubau für das Forschungsgebäude Sitem.