der alltag als Übung - kit
TRANSCRIPT
Der Alltag als Übung
WARUM NICHT ANDERS?Der Alltag als Übung
zusammengestellt von Anna Lehner & Michael Stolle
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Warum nicht anders? Der Alltag als Übungzusammengestellt von Anna Lehner & Michael Stolle
mit Texten von Michael Stolle
und Beiträgen von Siegfried Bütefisch, Ruth Floeren, Annika Fricke,
Andrea Geipel, Daniela Geraets, Britta Hoffmann, Julia Hufnagel, Nina Kiese, Andrea Legge, Anna Lehner, Andreas Lelley,
Marie-Hélène Seidl-Scheerer, Manuela Schnaubelt, Dirk Schuka, Stephan Veith OSB, Bettina Werner und Berthold Winkler.
Zeichnungen, Gestaltung und Realisation: Merve Simsek & Immanuel Zeh
Fotos: iStockDruck: Systemedia GmbH, Wurmberg
Printed in Germany
Verlag, Herausgeber und Autoren übernehmen keine Haftung für inhaltliche oder drucktechnische Fehler.
© Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe 2019House of Competence (HoC)
Straße am Forum 3, 76131 Karlsruhe www.hoc.kit.edu
DOI: 10.5445/IR/10000949451. Auflage 2019
www.blauer-engel.de/uz14· energie- und wassersparend hergestellt
· aus 100% Altpapier
· besonders schadstoffarm
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»Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu.«
Ödön von Horváth
Warum nicht anders? – Ein VorwortDer Alltag als Übung – eine Gebrauchsanweisung
InnehaltenAtem-Meditation
Drei Minuten Achtsamkeit
Sitzplatz
Geräusch-Meditation
Achtsam warten
Morgenseiten schreiben
Gewaltfreie Kommunikation
Beim Essen nur essen
Achtsam duschen
Werte-Schatzkarte
Mein Konsumverhalten
Meine Rolle im Team
Die Zeit läuft – wie leben wir sie?
Positives wahrnehmenMachen Sie eine Bestandsaufnahme
Kaffeebohnen-Methode
Tagesrückblick in Dankbarkeit
50 Wege, Glück zu finden
Genuss im Alltag
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Inhalt
Freudenlisten
Positive Kommunikation
Der ›Mini-Urlaub‹ (Teil 1)
Die Zukunft schreiben
Metta Meditation
Negative Emotionen annehmen und zulassen
Mit den Augen eines Goldwäschers
Stärken entdeckenCharakterstärken
Stärken-Training
Alle guten Dinge sind drei
Erfolge bewusst machen
Reflected Best Self
Flow erleben
Brief an einen Förderer
Vision Board
Mein Powerhouse
Der Film meines Lebens
Initiative ergreifen
Wenn-Dann-Pläne
Raus aus der Routine!
Die andere Hand
Kompliment
Das Netzwerk erweitern
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Kluge Entscheidungen
Etwas Gutes tun
›Müssen‹ in ›frei wählen‹ übersetzen
Offline sein
Verantwortung übernehmen
Der ›Mini-Urlaub‹ (Teil 2)
Das Streben nach Glück
Zielauslöser setzen
Priorisieren mit der Eisenhower-Methode
Interkulturalitäts-Journal
Selbstsicher auftretenScheinwerfer an
Kurzes Powertraining für die Stimme
Achtsam in Beziehungen
Die Indifferenzlage finden
Wunschkonzert
Offen Kommunizieren
Power Poses
Steh-Übung
Inhalt und Fokus
Marionette
Kraftatmung
Literaturliste
Dank
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In der öffentlichen Debatte wird immer wieder festge-
stellt, dass gerade ein fundamentaler gesellschaftlicher
Veränderungsprozess stattfindet. Und dass »wir alle« da-
von mitgerissen werden. Dass wir uns darauf einstellen
müssen, diesen Wandel zu gestalten. Und bereit sein müs-
sen, uns selbst zu ändern.
Gleichzeitig verändert sich aber gar nicht so viel. Hoch-
gesteckte Ziele im Klimaschutz werden nicht eingehalten.
Der Energie- und Müllverbrauch nimmt weiterhin zu, die
Burnoutraten sind nach wie vor hoch. Wachstum, Be-
schleunigung und Innovationsdruck bestimmen beinhart
das wirtschaftliche Denken und Handeln. Die Möglichkeit
des Andersseins ist Sehnsucht und Alptraum zugleich.
Auch Universitäten verändern sich eher langsam und trä-
ge. Wie soll ein Bildungssystem aus dem 19. Jahrhundert
die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen? Noch immer
Warum nicht anders? Ein Vorwort
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wird Prüfungswissen auswendig gelernt und ein Kanon
unterrichtet, der für das Berufsleben des 20. Jahrhunderts
ausgerichtet war.
Die rasante Beschleunigung der digitalen Revolution
macht es schier unmöglich Karriereverläufe vorherzusa-
gen. Häufige Jobwechsel, verbunden mit persönlichen
Neuerfindungsphasen, sind heutzutage eher die Regel
als die Ausnahme. Um als Mensch bestehen zu können,
braucht es eine Menge an geistiger Flexibilität, emotiona-
ler Ausgeglichenheit und psychischer und physischer Re-
silienz. Diese Anforderungen gehen über die bisherigen
Postulate an ein lebenslanges Lernen hinaus.
Am House of Competence (HoC) wollen wir den Studie-
renden nicht nur »Skills« an die Hand geben, um in einer
sich verändernden Welt zu bestehen. Vielmehr unterstüt-
zen wir die Studierenden dabei, selbst aktiv zu werden
und zu Machern und Gestaltern dieser Veränderungspro-
zesse zu werden. Wir fördern Praktiken der Selbstbestim-
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mung und des verantwortlichen Handelns und schaffen
Raum zur Orientierung, zur Reflexion und zum Ausprobie-
ren von wertebewussten Handlungsmustern. Unter die-
ser Prämisse wurde vor zwei Jahren ein neuer Programm-
schwerpunkt mit dem Titel ›Zukunft gestalten‹ eingeführt.
Uns ist klar, dass die Reichweite unserer Angebote be-
grenzt ist. Dennoch wollen wir den Korridor, den wir
haben, so nachhaltig wie möglich nutzen: Am HoC for-
schen wir zur Wirksamkeit unserer Angebote, bieten
Peer-to-Peer-Beratungen an und entwickeln Lehrmateria-
lien, die über den Besuch der Seminare und Workshops hi-
nausweisen. Das vorliegende Booklet gibt davon Zeugnis.
Es versammelt Übungen, hauptsächlich aus dem Schwer-
punkt ›Zukunft gestalten‹, und soll dazu anregen, die
Themen und Inhalte unserer Angebote auch außerhalb
der Kurse auszuprobieren. Die Übungen werden von den
Dozierenden am HoC in Seminaren und Tagesworkshops
eingesetzt. Sie stammen beispielsweise aus der Praxis der
Meditation, dem ressourcenorientierten Coaching oder
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aus der Positiven Psychologie. Zum Teil sind die Übungen
jahrhundertealt und weithin bekannt; inzwischen haben
auch wissenschaftliche Studien ihre Wirksamkeit belegt.
In mehreren Semestern konnten auch die Studierenden
am KIT die Übungen erproben. Aus einer Vielzahl von Re-
flexionsberichten und Feedbackgesprächen lässt sich ab-
leiten, dass sie bei den Studierenden sehr gut ankommen.
Die Übungen in diesem Booklet zielen nicht nur auf kog-
nitive Fähigkeiten ab, sondern beziehen Gefühle und den
Körper mit ein. Die Übungen vermitteln kein Handwerks-
zeug zur persönlichen Oprimierung, sondern Reflexions-
angebote zur Selbstbesinnung und zur Selbstbestimmung.
Sie sind eine Art Challenge – eine Ermutigung zum Aus-
probieren. Die Übungen sollen neugierig machen, sich
selbst besser kennenzulernen – in der Haltung des for-
schenden Lernens. Aber Achtung: Die Übungen sind kein
Werkzeug zur Selbstoptimierung. Sie funktionieren nicht,
wenn man sie nur wegen ihrer Wirkung macht.
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Es mag vielleicht naiv wirken, auf personale Transforma-
tion zu setzen, wo die zentralen Probleme doch politisch
gelöst werden müssen. Wenn wir hier Übungen vorstel-
len, die auf der individuellen Ebene ansetzen, heißt das
nicht, dass wir denken, es bräuchte keine großen politi-
schen und weltgemeinschaftlichen Anstrengungen. Im
Gegenteil!
Die Herausforderung in einer scheinbar alternativlosen
und krisenanfälligen Welt besteht darin, aus den gewohn-
ten Denk- und Verhaltensmustern auszusteigen. Warum
nicht anders? Wer eine ergebnisoffene, an Alternativen
reiche und für nachfolgende Generationen attraktive Zu-
kunft schaffen will, muss nicht darauf warten, bis im Gro-
ßen alles anders ist, sondern darf im Kleinen schon einmal
beginnen. So gesehen können Schlüsselqualifikationsein-
richtungen wie das HoC einen Beitrag leisten. Die beste
Gelegenheit für eine Transferübung bietet aber keine
noch so gelungene Lehrveranstaltung, sondern der Alltag.
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Um den Transfer von einer HoC-Veranstaltung in den Alltag zu
verbessern, bieten wir in unseren Kursen eine Reihe von Übun-
gen als Lehrmaterialien an, die wir nun in diesem Booklet prä-
sentieren. Frei nach dem Motto: »Es gibt nichts Gutes, es sei
denn man tut es«, können die Übungen von Ihnen im Alltag
ausprobiert werden.
Das Booklet richtet sich an alle, die bereits einen HoC-Kurs be-
sucht haben und nun dranbleiben wollen. Darüber hinaus wol-
len wir natürlich alle Studierenden neugierig auf das HoC und
seine Themen machen – und unabhängig von einem Kursbe-
such eine Art Hilfestellung geben, um bestimmte typische Si-
tuationen im Studium besser zu bewältigen. Zum Beispiel die
Prüfungsphase oder den keineswegs einfachen Prozess der Vor-
bereitung auf den Berufseinstieg. Viele Übungen sind ein Ange-
bot, um den Kopf wieder klar zu bekommen und den Blick auf
das Wesentliche zu richten.
Der Alltag als Übung – eine Gebrauchsanweisung
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Den Untertitel dieses Buches haben wir bei Karlfried Graf von
Dürckheim (2012) entlehnt, in der festen Überzeugung, dass es
gar keinen besseren Ort zur Selbst-Werdung gibt, als den Alltag.
In fünf Kapiteln bieten wir ein breites Spektrum an: Zunächst be-
kommen Sie Anleitungen zum Innehalten, um achtsam zu be-
obachten, in welchen Kontexten Sie sich gerade befinden. Wir
zeigen Ihnen, wie Sie den Fokus auf das richten, was gut läuft
(Positives wahrnehmen), um aus dieser Grundstimmung her-
aus in Verbindung mit Ihren eigenen Ressourcen zu treten (Stär-ken entdecken). Wir demonstrieren Ihnen, wie Sie ins Handeln
kommen (Initiative ergreifen) und im vollen Bewusstsein Ihrer
selbst kommunizieren können (selbstsicher auftreten).
Sie können die Übungen völlig unabhängig von der Kapitelstruk-
tur auswählen. Es gibt keine Reihenfolge, die es zu beachten
gäbe. Einige Übungen bauen aufeinander auf oder ergänzen
sich wechselseitig. Aber letztendlich kommt es darauf an, dass
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Sie sich einfach auf eine bestimmte Aufgabe einlassen. Gehen
Sie die Übungen in einer experimentierfreudigen Haltung an:
Wetten, dass Sie es schaffen, aus dem mitunter unerquicklichen
Alltagstrott auszusteigen? Fühlen Sie sich herausgefordert, mög-
lichst viele Dinge über sich selbst herauszufinden. Üben Sie nicht,
um eine Leistung zu erbringen (oder sich selbst zu optimieren),
sondern mit der Entdeckerfreude eines Wissenschaftlers bzw.
einer Wissenschaftlerin, der bzw. die alles über eine Sache her-
ausfinden möchte, die ihn oder sie brennend interessiert.
Es geht gerade nicht darum, Ihre Effizienz im Studium zu stei-
gern, sondern aus dem Zustand des Funktionieren-Müssens aus-
zusteigen. Es geht um Resilienz in stressigen Zeiten, die Würdi-
gung von Fehlern als Teil des Lernens und Wertschätzung der
eigenen Stärken und Schwächen. Dies alles in einer forschenden
Haltung: Seien Sie sich selbst das beste Beobachtungsobjekt!
Die Übungen laden zur Reflexion ein. Es empfiehlt sich, Ihre Be-
obachtungen sofort oder zeitnah schriftlich festzuhalten: in
einer Art Tagebuch oder Zettelkasten, mit dem Ziel etwas ›aus
sich heraus zu schreiben‹. Weil das regelmäßige Üben im Alltag
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leicht vergessen werden kann, empfehlen wir, mit Gedächtnis-
stützen zu arbeiten (Handy-Erinnerungen, Bildern oder Textno-
tizen).
Für die meisten Übungen sollten Sie circa 15 Minuten einpla-
nen; einige Aufgaben brauchen mehr, andere weniger Zeit. Wir
haben bewusst auf eine genaue Zeitangabe verzichtet. Wählen
Sie aus den Übungen diejenigen aus, die Ihnen spontan am
meisten zusagen (Sie können später immer noch weitere Übun-
gen ausprobieren). Es empfiehlt sich, eine Übung regelmäßig
über einen bestimmten Zeitraum hinweg durchzuführen.
Viele der Übungen in diesem Booklet eignen sich dazu, zu ei-
nem Ritual zu werden. Wenn Sie wissen, welche Übungen Ihnen
guttun, können Sie sie auf eine fixe Uhrzeit legen und Ihren Tag
damit beginnen oder am Abend beenden. Rituale geben dem
Alltag Struktur und Halt. Sie sind ein Weg mitten in der hekti-
schen Betriebsamkeit des Alltags wieder an einem geschützten
Ort anzukommen. Wo alles Äußerliche abfällt und Sie ohne Leis-
tungsdruck so sein können, wie Sie in Ihren Körper-, Geistes-
und Gefühlszuständen gerade sind (Grün 2016).
2020
Während der PrüfungszeitSie können das Booklet während der Prüfungszeit nutzen. Ge-
rade die Übungen zum Innehalten und Achtsam-Sein werden
Ihnen wieder mehr Klarheit und Konzentration geben. Mittler-
weile werden in einigen Unternehmen Meditationseinheiten an-
geboten, um die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz zu erhöhen.
Üben Sie aber nicht nur deswegen. Gönnen Sie sich die Ruhe und
Aufgeräumtheit, die Sie in der Selbstreflexion erfahren. Danach
können Sie immer noch Vollgas geben. Stress kann man besser
kompensieren, wenn man ruhiger und gelassener geworden ist
und das Gefühl hat, wieder selbstbestimmt zu sein.
Erlauben Sie sich eine tägliche Achtsamkeitsmeditation. Mit
einer Übung zum Spüren von Dankbarkeit, werden Sie nicht nur
zufriedener und gestärkter durch die Prüfungszeit kommen, Sie
stärken auch Ihre sozialen Beziehungen und können sich gegen-
seitig mehr Unterstützung geben (Watkins/van Gelder/Frias
2009). Probieren Sie ›Power-Poses‹ aus, um Ihren Körper einzu-
beziehen. Oder praktizieren Sie die Metta-Meditation, um sich
in einer schweren Zeit Selbstmitgefühl zu schenken.
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Lernen, sich und andere zu führenWer später einmal andere Menschen führen will, muss erst ein-
mal lernen sich selbst zu führen. Viele meinen dagegen, dass
man als angehende Führungskräfte vor allem Führungsinstru-
mente, Delegationsprinzipien oder Werkzeuge der Personalfüh-
rung kennenlernen muss, um handlungsfähig zu sein. Doch das
wäre zu kurz gedacht.
Führung fängt mit Selbstführung und der Selbst-Befragung an,
wie man beschaffen sein muss, um andere führen zu können.
Wer Führung lernen will, gerade in einer Zeit des dynamischen
Wandels, tut gut daran sich mit Voraussetzungen, Anforderungen
und Handlungsspielräumen des Führens und Geführt-Werdens zu
beschäftigen. Führung in diesem Verständnis ist keine Karrierelei-
ter, sondern ein persönlicher Reifungsweg. Die hier vorgestellten
Übungen bieten Ihnen dafür viele Trainingsmöglichkeiten.
Nutzen Sie die Übungen, um Ihre eigenen Sichtweisen zu reflek-
tieren und neue Perspektiven zu entdecken. Erst wenn Sie ein
Gespür dafür haben, Ihre eigenen Stärken, Ihre Werte oder Ihre
Kreativität zu entdecken, können Sie dies auch für andere tun.
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Nutzen Sie die Übungen als Weg zur Selbstorientierung und
Selbstreflexion, die Sie als angehende Führungskraft brauchen.
Auf den Berufseinstieg vorbereitenIrgendwann (spätestens gegen Ende Ihres Studiums) fragen Sie
sich wahrscheinlich, welchen Beruf Sie einmal ergreifen wollen.
Und wie Sie Ihren potentiellen Arbeitgeber davon überzeugen
können, dass Sie die oder der Richtige für den Job sind. Viel-
leicht lesen Sie die ein oder andere Stellenanzeige und fragen
sich, ob Sie die Qualifikationen und Kompetenzen haben, die
darin verlangt werden. Und was Sie tun können, damit Sie zu
der Ausschreibung passen.
Die Übungen in diesem Booklet sollen Sie dazu einladen, sich
NICHT auf dieses Abgleichspiel (»Wie werde ich so, wie andere
es wollen?«) einzulassen. Dementsprechend lernen Sie mit ih-
nen nicht, wie Sie sich am besten verkaufen, sondern was Sie der
Welt zu geben haben. Berufsbefähigung durch Schlüsselqualifi-
zierung ist nach unserem Verständnis keine mechanische Karrie-
replanung, sondern die Förderung der eigenen Selbst-Werdung
und die Ermutigung zur Selbst-Erprobung.
2323
Die Übungen können Sie als Etappen einer Entdeckungsreise
nutzen, bei der Sie sich selbst begegnen werden. Auf dem Be-
sichtigungsprogramm stehen Ihre eigenen Gedanken, Gefühle
und Empfindungen, Ihre Stärken, Ihre Entscheidungen, Ihre In-
teressen, die Themen und Menschen, mit denen Sie sich ger-
ne beschäftigen, Ihre Vision und Passion und nicht zuletzt Ihre
Werte. Durch regelmäßiges Üben können Sie Ihr Auftreten nach
außen verbessern und lernen Sie selbst zu sein. Darauf wird es
dann auch im Bewerbungsprozess ankommen: Authentizität.
Die Übungen in diesem Booklet sind kein Bewerbungstraining.
Aber vielleicht eine ebenso wohltuende wie erkenntnisreiche
Möglichkeit, den eigenen Weg zu bahnen.
Los geht´s Unser Ziel ist es, zu Ihrer Selbstentfaltung beizutragen. Wir wol-
len, dass Sie sich und anderen zutrauen Herausforderungen
zu meistern und planvoll etwas zu bewirken. Und dabei auch
die wertvollen Kenntnisse aus dem Fachstudium anzuwenden.
Wenn Ihre persönlichen und gesellschaftlichen Ziele geklärt sind,
werden die großen Errungenschaften der Technologie, die Sie
am KIT studiert haben, umso nützlicher.
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Im Alltag ist man meistens dabei, irgendeine Leistung zu
erbringen. Oder sich von den äußeren Erfordernissen ab-
zulenken, zum Beispiel mit sozialen Medien. In den fol-
genden Übungen geht es weder um das eine, noch um
das andere. Innehalten meint, sich (wieder) auf sich selbst
zu besinnen.
Schaffen Sie sich einen Raum zum Luftholen ganz ohne
Verpflichtungen, in dem Sie sich entspannen können. Tre-
ten Sie bildhaft einen Schritt zurück und beobachten Sie
sich selbst dabei, was Sie gerade JETZT denken, fühlen
und empfinden. Innehalten ist der Beginn jedes geistigen
Fortschritts und wird seit Jahrhunderten von verschiede-
nen östlichen wie westlichen Religionen praktiziert. Auch
in der Wissenschaft sind Meditation, Kontemplation und
Achtsamkeit längst angekommen. Forschungen belegen,
dass Übungen zur Achtsamkeit die Gesundheit erhalten,
Stressbelastungen verringern, Konzentration und Klarheit
schenken und letztlich die Leistungsfähigkeit erhöhen.
Innehalten
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In allen Übungen dürfen Sie einfach nur wahrnehmen,
den Geist beruhigen und damit aufhören, sich in Gedan-
ken zu verbeißen. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit freund-
lich und vorurteilsfrei auf Ihre Gedanken, Emotionen und
Empfindungen, die in Ihrem Innern auftauchen. Machen
Sie sich im Stillen eine Notiz: »Ah, das ist es, was ich jetzt
gerade denke, fühle und erlebe«. Werden Sie zum Beob-
achter Ihrer eigenen Gedankenströme. Und dann wenden
Sie sich wieder den neuen Gedanken, Gefühlen und Emp-
findungen zu, die unweigerlich auftauchen werden. Inne-
halten schenkt Ihnen die Freiheit zu entscheiden, welche
flüchtigen Eindrücke Sie für real und wahr halten wollen.
Sie schulen damit die Genauigkeit Ihrer Wahrnehmung
und können Dinge wieder neu bewerten oder anders ge-
wichten. Ihre Fähigkeit, in Alternativen zu denken, wird
Ihnen bewusstwerden. Und unweigerlich werden Sie sich
mit Ihrer Umwelt bzw. den Menschen in Ihrem Umfeld
verbunden fühlen. Probieren Sie es aus!
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Die einfachste Art zum Innehalten ist, den eigenen Atem zu
spüren. Und dabei völlig ruhig zu werden. Das klingt einfach,
ist aber gar nicht so leicht, weil in der Stille sofort verschiedene
Gedankenströme auftauchen werden, die Ihre Aufmerksamkeit
auf sich ziehen. Die Kunst oder auch der Zweck der Übung ist,
sich davon nicht vereinnahmen zu lassen und die Aufmerksam-
keit wieder ausschließlich auf den Atem zu richten.
Atem-Meditationen sind sowohl in östlichen wie in westlichen
Kulturkreisen verbreitet. Der Atem wird als Symbol des Lebens
betrachtet, als Verbindung mit allem Lebendigen. Der Luftstrom
verbindet Kopf, Herz und Bauch und verweist auf die Dynamik
menschlicher Selbstwerdung im Wechsel von Annehmen und
Loslassen. Die Wirksamkeit von Atemmeditationen zum Abbau
von Stress ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Einige Minu-
ten am Tag helfen bereits, ruhig zu werden und wieder besser in
Kontakt mit sich selbst zu kommen.
Und so geht es: Setzen Sie sich bequem und aufrecht hin. Schlie-
ßen Sie die Augen. Nehmen Sie nun Ihren Atem bewusst wahr,
Atem-Meditation
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das Einatmen und das Ausatmen. Vielleicht spüren Sie den Atem
als Luftstrom an der Nasenspitze, beim Heben und Senken des
Brustraumes oder der Bauchdecke.
Wenn Gedanken kommen – was unweigerlich der Fall sein wird,
dann nehmen Sie die Gedanken wahr, ohne an ihnen festzu-
halten. Verabschieden Sie die Gedanken freundlich. Und wenn
neue Gedanken kommen, dann lassen Sie sie vorüberziehen
wie Wolken am Himmel. Konzentrieren Sie sich wieder auf den
Atem. Entspannen Sie sich. Es gibt nichts, was Sie jetzt leisten
müssen. Seien Sie einfach nur da.
Nach 5-10 Minuten können Sie die Augen wieder öffnen. Neh-
men Sie sich noch einige Minuten Zeit, um nachzuspüren und in
der Entspannung zu bleiben.
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Nehmen Sie sich drei Minuten, um zur Besinnung zu kommen.
1. Minute: Machen Sie einen ›Stopp‹: »Wie bin ich hier? Wie
geht es mir jetzt?«
Welche Körperempfindungen spüren Sie? Anspannung, Ent-
spannung, Wärme, Kälte, Unruhe oder Ruhe? Und wo genau im
Körper können Sie das spüren?
Welche Gefühle gehen mit den körperlichen Empfindungen
einher? Unsicherheit, Gelassenheit, Ungeduld, Ängstlichkeit,
Freude oder etwas anderes?
Welche Gedanken, Glaubenssätze gehen mit den körperlichen
Empfindungen, den Gefühlen einher? Z.B. »Ich schaffe das
nicht, ich fühle mich überfordert, ich freue mich darauf, bin ge-
spannt…«
Nehmen Sie die drei Ebenen bewusst wahr, ohne diese zu be-
werten. Üben Sie eine freundliche, akzeptierende Haltung dem
Wahrgenommenen gegenüber.
Drei Minuten Achtsamkeit
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2. Minute: Lenken Sie Ihre Wahrnehmung auf den Atem, folgen
Sie dem Ein- und Ausatmen. Nehmen Sie den Atem als Anker,
um im gegenwärtigen Moment zu sein. Spüren Sie wie ›Es‹ Sie
ein- und ausatmet.
3. Minute: Dehnen Sie den Atem auf den ganzen Körper aus,
nehmen Sie den Atem im Köper wahr. Nehmen Sie sich ›Atem-
raum‹ oder ›Breathing Space‹. Es gibt dabei nichts zu tun, zu
machen oder zu erreichen: Einfach Dasein – hier und jetzt.
Beenden Sie die Übung. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit lang-
sam wieder nach außen. Bleiben Sie soweit wie möglich in der
Achtsamkeit, wenn Sie sich wieder den Dingen Ihres Alltags zu-
wenden.
von Bettina Werner
3232
Die Natur ist ein Ort, in der wir uns entspannen können. Auch
die Wissenschaft hat diverse gesundheitsfördernde Auswirkun-
gen festgestellt, die eintreten, wenn wir uns in die Natur bege-
ben. Je bewusster dies geschieht, desto größer der Effekt. Die
folgende Aufgabe ist bei vielen Naturvölkern der Erde sehr ver-
breitet.
Nehmen Sie sich etwa eine halbe Stunde oder mehr Zeit. Finden
Sie einen Platz in der Natur, der Sie anspricht. Es kann unter
einem schönen Baum sein oder an einem kleinen Fluss, am
Waldrand oder auf einer kleinen Lichtung. Es kann aber auch
auf einer Parkbank, auf Ihrem Balkon oder sogar am geöffneten
Fenster sein. Der Aufwand, den Sie damit haben, sollte mög-
lichst gering sein und gut in Ihren Alltag passen.
Nun setzen Sie sich hin. Achten Sie darauf, dass Sie es bequem
haben und Ihnen warm genug ist. Nehmen Sie sich dann einen
Moment Zeit, um anzukommen, bevor Sie mit der Übung be-
ginnen.
Sitzplatz
3333
Sehen: Ihr Blick geht zum Horizont. Versuchen Sie alles in Ihrem
Sichtfeld zu sehen, ohne den Fokus auf irgendetwas zu legen
(alles sehen, nichts anschauen). Nehmen Sie die Bewegungen
wahr, das ›Spiel‹ zwischen Hell und Dunkel. Sehen Sie den drei-
dimensionalen Raum.
Hören: Öffnen Sie Ihre Ohren dafür, alles in Ihrer Umgebung
zu hören. Bleiben Sie beim gegenwärtigen Moment. Lassen Sie
die Geräusche quasi durch sich durch – nichts haftet an Ihnen
an. Lassen Sie einen dreidimensionalen Klangraum um Sie her-
um entstehen. So können Sie Dinge in der Umgebung um sich
herum wahrnehmen, die Sie mit dem Auge nicht sehen können.
Wiederholen Sie diese Aufgabe fünfmal innerhalb einer Woche.
Wenn es möglich ist, können Sie sie zu ganz unterschiedlichen
Uhrzeiten machen. Mal früh morgens zum Sonnenaufgang, mal
mittags, wenn die Sonne am höchsten steht, oder mitten in der
Nacht.
von Andreas Lelley
3434
Neben dem Atem sind Geräusche eine gute Gelegenheit
Achtsamkeit zu üben. Die Aufgabe besteht darin, Geräusche
Ihres Alltags zu bemerken, ohne sie zu bewerten. Es gibt nichts,
was Sie dabei leisten oder erreichen müssen.
Wählen Sie für diese Übung eine passende Umgebung aus –
vielleicht der Schlosspark oder das Foyer vor dem Audimax oder
vielleicht möchten Sie auch den ›Raum der Stille‹ dafür nutzen.
Setzen Sie sich entspannt hin. Wenn Sie möchten, schließen Sie
die Augen. Lassen Sie den Atem einfach fließen. Achten Sie nun
auf das, was Sie hören. Die folgenden Fragen (nach Hoffmann
2015, S. 20) können dabei helfen:
Stellen Sie sich vor, Sie wären wie ein Mikrofon, das nicht weiß,
was auf es einströmt. Welche Geräusche erreichen Sie? Sind sie
jeweils laut oder leise? Schwanken Lautstärken oder Tonhöhen?
Empfinden Sie sie als angenehm oder als unangenehm? Was ist
das leiseste Geräusch, das Sie hören? Wie wirken die Geräusche
auf Sie? Wie fühlen sie sich an?
Geräusch-Meditation
3535
Bei Unterhaltungen von Menschen besteht die Kunst darin, das
Geräusch zu hören, ohne den Worten einen inhaltlichen Sinn zu
geben. Ganz so als würden die Personen in einer uns fremden
Sprache sprechen.
Manchmal tun sich Pausen zwischen den Geräuschen auf.
Können Sie die Stille hören? Beenden Sie die Übung. Öffnen
Sie langsam die Augen und hören wieder ›ganz normal‹.
Wiederholen Sie diese Übung mehrmals innerhalb einer Woche,
vielleicht auch an unterschiedlichen Orten.
3636
Selbst unliebsame Wartezeiten (vor der Kasse am Supermarkt, an
der Haltestelle oder vor der roten Ampel) bieten Gelegenheiten
für kleine Achtsamkeitsübungen (Hoffmann 2015, Iding 2015).
Achten Sie doch einmal darauf, wie Sie Ihren Körper wahrneh-
men, wenn Sie nichts tun müssen, als zu warten. Versuchen Sie
einmal durch Ihren Körper zu wandern, von Kopf bis Fuß: Neh-
men Sie Ihren Kopf, Ihren Hals, Brust, Schultern, den oberen
Rücken, Arme, Hüfte, Oberschenkel, Waden und Füße wahr.
Wenn Sie stehen, stehen Sie aufrecht. Probieren Sie den ›stolzen
Schwan‹. Stellen Sie sich vor, dass jemand an einem unsicht-
baren Faden zieht, der vom höchsten Punkt Ihres Kopfes nach
oben führt. Das Kinn geht dadurch etwas nach unten. Nehmen
Sie die Schultern nach hinten und die Brust leicht nach vorn. Das
Becken ist aufgerichtet, sodass weder ein Hohlkreuz noch ein
Rundrücken entstehen.
Wie fühlt sich Ihr Körper direkt nach der Übung an? Wie erleben
Sie diese Minuten, in denen Sie im Körper sind?
Achtsam warten
3737
Eine besondere Form des Innehaltens ist das Schreiben von Mor-
genseiten. Die Übung ist ein Klassiker der Schreibmeditation
(Cameron 2009).
Schreiben Sie jeden Morgen mit der Hand drei Seiten am Stück
(per Hand schreiben ist langsamer als tippen und hilft, sich bes-
ser zu konzentrieren). Cameron empfiehlt, sich 20 Minuten
dafür zu reservieren. Schreiben Sie auf, was Ihnen in den Sinn
kommt – ohne jeden literarischen Anspruch. Sie schreiben nur
für sich. Wenn Sie fertig sind, legen Sie den Text weg. Sie brau-
chen das Geschriebene nicht wieder durchzulesen. Sie schreiben
buchstäblich etwas aus sich heraus. Probieren Sie zwei Wochen
am Stück durchzuhalten. Was fällt Ihnen auf?
Die Übung ist hervorragend geeignet, um Gedankenkreisen zu
beenden oder um negative Gedanken zu regulieren. Die Idee ist,
das, was Sie beschäftigt, für die 20 Minuten des Schreibens zu be-
achten – und es dann wieder gut sein zu lassen. Vielleicht bemer-
ken Sie, wie sich die Geräuschkulisse in Ihrem Innern minimiert
und Sie wieder einen klaren Kopf bekommen. Weitere Übungen
in diesem Zusammenhang finden Sie bei Robinson 2013, S. 40ff.
Morgenseiten schreiben
3838
Konflikte gehören zum Leben. Im Privaten wie im Beruf, auch
wenn es schwierig ist, professionell damit umgehen. Meistens
sind es Gefühle, die den Konflikt auslösen. Marshall B. Rosenberg
hat eine Vorgehensweise beschrieben, wie diese Gefühle beach-
tet und gehört werden können – und wie daraus eine Haltung
zum Umgang mit Konflikten wird. Die folgende Übung skizziert
die Grundlage dieser Sprache der ›Gewaltfreien Kommunikation‹.
Beginnen Sie damit, Ihre eigene Wahrnehmung dem Gegenüber
zu schildern. Und benennen Sie das Gefühl, das Sie damit ver-
binden. Überlegen Sie: Hinter jedem Gefühl versteckt sich ein
Bedürfnis. Welches Bedürfnis versteckt sich hinter Ihrem Gefühl
im Konflikt? Ist es eine Verletzung Ihres Bildes von Gleichberech-
tigung, von Ordnung, von Anerkennung, von Neugierde, oder
etwas anderem? Durch Kommunikation dieses Bedürfnisses hat
Ihr Konfliktpartner die Chance, Sie zu verstehen und die sich
anschließende Bitte zu erfüllen.
Reflektieren Sie Ihre Bedürfnisse hinten Ihren Gefühlen – sorgen
Sie für Selbstklärung. Notieren Sie Ihre Erfahrungen und Heraus-
forderungen bei der Anwendung dieser Methode.
Gewaltfreie Kommunikation
3939
Wahrnehmung »Wenn ich sehe/höre/wahrnehme/daran denke ...,«
Gefühl »...fühle ich mich/ bin ich (Gefühlswort) …,«
Bedürfnis
»...weil mir ... (+ Bedürfniswort) wichtig ist.«
»...weil ich brauche ...«
»...weil ich gerne hätte, dass ...«
»...weil mir sehr daran liegt, dass …«
Bitte »Bist du bitte bereit (+ konkrete Handlung im Jetzt) ...?
»Und ich möchte gerne, dass du bitte ...«
» Ist es für Dich in Ordnung, wenn Du bitte...«
Experimentieren Sie damit und üben Sie eine Vielzahl von unter-
schiedlichen Gefühlsworten und Bedürfnissen. Erweitern Sie Ihr
Repertoire um Feinheiten und Synonyme. Achten Sie auf den
Unterschied von Gefühlen und Bedürfnissen!
von Daniela Geraets
4040
Bei dieser Übung geht es darum, die Mahlzeiten mit Achtsam-
keit einzunehmen. Dazu gehört, den Fernseher oder Radio aus-
schalten, die Zeitung/Zeitschrift oder das Smartphone beiseite-
legen. Der Fokus liegt nur auf der jetzigen Tätigkeit, dem Essen.
Nehmen Sie vor dem Essen drei tiefe Atemzüge und beginnen
Sie erst dann zu essen. Öffnen Sie beim Essen alle Sinne: Ma-
chen Sie sich bewusst, wie Sie sitzen. Betrachten Sie die Farben,
Formen, Zutaten. Achten Sie auf Gerüche und auf Geschmäcker
in Ihrem Mund. Notieren Sie Ihre Erfahrungen während einer
Woche.
von Manuela Schnaubelt
Beim Essen nur essen
4141
Auch das Duschen kann als Achtsamkeitserfahrung genutzt
werden. Schon früh am Morgen kann man beginnen, achtsam
zu sein. Die nachfolgenden Fragen dienen Ihrer Inspiration.
• Wie fühlt sich die Haut an?
• Wie fühlt sich das Wasser auf der Haut an?
• Wie fühlen sich Shampoo und Duschgel an? Wie ist der Duft?
• Wie fühle ich mich zu Beginn, wie danach?
• Ist mir das Duschen eine Last oder eine Freude?
von Manuela Schnaubelt
Achtsam duschen
4242
Welche Werte haben Sie? Welche Haltungen, Ideen, Eigenschaf-
ten, Prinzipien oder Qualitäten halten Sie für erstrebenswert?
Welche sind Ihnen besonders wichtig? Welche haben eine be-
sondere Bedeutung in Ihrem Leben?
Rufen Sie sich eine Situation in Erinnerung, in der der betreffende
Wert entweder missachtet oder verwirklicht wurde. Wenn Sie bei
einem Wert stark negativ reagieren, wenn er missachtet wurde
oder stark positiv, wenn er verwirklicht wurde, spielt er für Sie
eine wichtige Rolle.
Sie können nun die Werte, die Sie als besonders wichtig erkannt
haben auf einer Schatzkarte gleichmäßig verteilen. Je größer die
Schrift, desto wichtiger die dazugehörigen Werte (nach Schwep-
pe/Long 2016, S. 25). Zeichnen Sie Ihre Werte-Schatzkarte!
Werte-Schatzkarte
4343
EhrlichkeitBeharrlichkeit
Toleranz
Wertschätzung
Disziplin
Gerechtigkeit
Mitgefühl
NeugierOffenheit
Humor
SpontanitätGelassenheit
Mut
DankbarkeitBeharrlichkeit
4444
In der Wirtschaftswissenschaft spricht man davon, dass Unter-
nehmen Produkte und Dienstleistungen in die Welt bringen,
um Bedürfnisse zu befriedigen. Individueller Konsum bildet die
Nachfrage in einer Volkswirtschaft und hat somit enorme Aus-
wirkungen auf die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und
Gesellschaft. Das heißt, um als Individuum zu nachhaltiger Ent-
wicklung beizutragen, ist es notwendig, das eigene Konsumver-
halten zu reflektieren. Um tiefer zu gehen, hilft es, die eigene
Bedürfnisstruktur zu betrachten.
Max-Neef u.a. (1991) postulieren 9 Grundbedürfnisse: • Lebenserhaltung (z.B. Essen, Trinken, Lebensunterhalt ver-
dienen)
• Schutz (z.B. Versicherungen abschließen, sicheren Wohn-
ort suchen)
• Zuneigung (z.B. Zeit mit Familie, Freunden verbringen)
• Verständnis (z.B. Lernen, Lesen)
• Teilnahme (z.B. gesellschaftliche Partizipation, Arbeiten)
• Muße (z.B. Ausruhen, Fernsehen)
Mein Konsumverhalten
4545
• Kreativität (z.B. Musizieren, Malen)
• Identität (z.B. Zugehörigkeit zu Status, Geschlecht)
• Freiheit (z.B. Leben der Meinungsfreiheit)
Welche Bedürfnisse sind bei Ihnen besonders stark? Welche
Bedürfnisse werden durch Ihre Lieblingsprodukte und Dienst-
leistungen erfüllt? Auf welche Lieblingsprodukte und Dienst-
leistungen könnten Sie verzichten und wie könnten Sie das
darunterliegende Bedürfnis anders erfüllen? Welche Lieblings-
produkte und Dienstleistungen fungieren als Pseudo-Befriediger
(das heißt: Sie glauben nur, dadurch ein Bedürfnis zu befriedi-
gen, tun es aber gar nicht)?
von Julia Hufnagel
4646
In einem Team gibt es viele verschiedene Rollen. Rollen, die man
bewusst einnimmt, die zugeteilt oder zugeschrieben werden.
Rollen können sein: Erfinderin, Wegbereiter, Koordinatorin, Ma-
cherin, Beobachter, Mitspielerin, Umsetzer, Perfektionist, Spezia-
listin …
Welche Rolle nehmen Sie im Team ein und welche Rolle wollen
Sie wirklich einnehmen? Stellen Sie sich folgende Fragen:
• Wie definieren Sie ›konstruktiv‹? Können Sie konstruktiv
mit anderen zusammenarbeiten?
• Welche Meinung haben Sie zu Vielfalt im Team? Was den-
ken Sie zu den unterschiedlichen Charakteren, Talenten
und Meinungen? Welche finden Sie spannend und anzie-
hend oder eher uninteressant und weniger ansprechend?
• Wie respektvoll und tolerant gehen Sie mit diesen Unterschie-
den um? Welche konkreten Erlebnisse hatten Sie mit gleichen
Meinungen und welche mit ungleichen Meinungen?
• Wann sind Sie proaktiv tätig?
• Wann sind Sie motiviert mit anderen an einem Thema tätig?
Meine Rolle im Team
4747
• Wie selbstbewusst verteidigen Sie Ihre Ideen? In welchen
Kontexten sind Sie so und in welchen nicht?
• Wie nehmen Sie Kritik an?
• Schlichten Sie Streit?
• Auf welche Teammitglieder achten Sie und auf welche
nicht?
Gehen Sie gern auch mit einer anderen Person ins Gespräch und
fragen Sie nach deren Einschätzung. Selbstbild und Fremdbild
ergeben interessante Einblicke.
von Daniela Geraets
4848
Kennen Sie die Geschichte von Momo und den Zeitdieben? Als
in Momos Stadt die grauen Herren auftauchten, rechneten sie
den Bewohnern vor, wie viel Zeit sie sparen könnten, wenn sie
scheinbar unnütze Dinge unterließen. Die gesparte Zeit sollten
sie bei der ›Zeitsparkasse‹ anlegen und später mit Zins und Zin-
seszinsen zurückerhalten. Und tatsächlich: Nach und nach lie-
ßen sich immer mehr Menschen von dieser Idee überzeugen. Sie
begannen, durchs Leben zu hetzen, scheinbar unnütze Beschäf-
tigungen aufzugeben, wurden im zeitökonomischen Sinne im-
mer effizienter – doch gleichzeitig freudloser. Es dauerte einige
Zeit, bis sie selbst feststellten, dass sie betrogen worden waren:
Ihre Zeit für das Wesentliche wurde ihnen gestohlen.
So die Geschichte, die der Jugendbuchautor Michael Ende sie-
ben Jahre lang aufschrieb und 1973 schließlich veröffentlichte.
Vorausschauend traf er damit den heutigen Zeitgeist. Denn die
grauen Herren aus Momos Städtchen haben inzwischen Besitz
von unseren Köpfen genommen. Wir versuchen immer mehr
aus unserem Tag herauszuholen, schlafen weniger. Gestresst zu
sein, gilt beinahe als Auszeichnung. Sich längere Zeit auszuruhen,
wirkt auf viele suspekt, das schiere Nichtstun gilt als Todsünde.
Die Zeit läuft- wie leben wir sie?
4949
Nur wer wirklich lebt, kann sich und andere Menschen füh-
ren. Menschen mit einer festen Tagesstruktur, mit einem klaren
Rhythmus und geregelten Pausenzeiten erleben, wie dadurch
Ruhe und Ordnung in ihr Leben kommen.
Aus der Erfahrung eines gesunden Lebens sind es fünf Priori-
täten, die im Leben nicht fehlen sollen.
Schlaf: Viele Menschen haben zu wenig Schlaf und gehen oft
›schlafend‹ durch den Tag und sind nicht präsent in den ver-
schiedenen Interaktionen.
Träume enthalten zahlreiche Hinweise über unsere Bedürfnisse
oder über eine bisher unbekannte psychologische Wirklichkeit.
Es kann helfen Sie aufzuschreiben, um hinter ihr Geheimnis zu
kommen.
Bewegung: Äußere Bewegung wie Radfahren, Joggen etc. gibt
dem Leben innere Bewegungen. Was sind Ihre Beweggründe,
ob Sie etwas tun oder nicht tun?
5050
Beziehungen aus denen Sie schöpfen und leben können. Die
gepflegt sein wollen, die manchmal auch ruhen und dann wie-
der sehr lebendig sind. Menschen, die einfach da sind und die
Ihnen mit einer großen Offenheit, Anteilnahme und Interesse
gut tun.
Arbeit ist für manche Menschen so wichtig, als gäbe es sonst
nichts im Leben. Arbeit, die Ihnen Freude und Lust am Leben
schenkt. Arbeit ist nicht nur schön. Sie kann sehr ernüchtern
sein, auch das gehört zum Leben.
Nehmen Sie sich 10 Minuten für folgende Übung Zeit: Betrach-
ten Sie den Verlauf eines typischen Tages, den Sie in Erinnerung
haben. Tragen Sie in der abgebildeten Uhr möglichst konkret
ein, wann Sie wie viel Zeit Sie für welche der fünf Prioritäten
verwenden. Wie sieht das Ergebnis aus? Was fällt Ihnen auf?
Überrascht Sie etwas? Sagt die Tageszeit-Analyse etwas zur Fra-
ge, wie Sie die Zeit leben?
von Stephan Veith OSB
VORMITTAG
NACHMITTAG
A
BEND
NACHT
5151
VORMITTAG
NACHMITTAG
A
BEND
NACHT
12
18
6
24
5454
Im menschlichen Erleben gibt es positive und negative Ge-
fühle. Und beide haben ihre Berechtigung und ihren Sinn
für unser Leben. Wenn in den folgenden Übungen die
positiven Gefühle im Mittelpunkt stehen, dann nicht, um
so zu tun, als gäbe es diese negativen nicht oder als käme
es darauf an, die negativen Gefühle zu unterdrücken. Im
Gegenteil: »All sunshine makes a desert.«
Nicht ein esoterisches ›Positives Denken‹ ist das Ziel, son-
dern die wissenschaftlich begründete Fokussierung des
Guten und Bereichernden im Leben. Positive Gefühlen
fördern nachweislich das Denken, die Kreativität und die
Problemlösefähigkeit und tragen zu stabilen sozialen Be-
ziehungen bei. Also genau das, was man im Studium gut
gebrauchen kann.
Während negative Gefühle schneller wahrgenommen
werden, mehr Aufmerksamkeit binden und länger nach-
wirken (»only bad news are good news«), sind die positi-
ven Gefühle zwar im Durchschnitt häufiger, werden aber
im Alltag nicht so leicht bemerkt, was wohl auch daran
Positives wahrnehmen
5555
liegt, dass sie nicht so eindeutig sind und sich oft über-
lappen. D.h. man muss gezielte Strategien anwenden, um
das Positive wahrzunehmen.
Die wissenschaftliche Forschung hat die Wirkung positi-
ver Emotionen nachgewiesen und stellt viele Trainings-
möglichkeiten zur Verfügung, wie sie bemerkt und in das
eigene Erleben integriert werden können.
Die Positive Psychologie hat sich Ende der 1990er Jahre
entwickelt und betreibt wissenschaftliche Forschung zu
optimaler menschlicher Leistungsfähigkeit und psychi-
scher Gesundheit. Das Ziel ist es, Möglichkeiten aufzuzei-
gen, wie Einzelne und Gemeinschaften aufblühen können.
Mittlerweile finden die Konzepte in vielen Bereichen der
Wirtschaft und in der Gesellschaft Anwendung. So kon-
zentrieren sich zum Beispiel ›positive Führungskräfte‹ da-
rauf, ihr Unternehmen aufblühen zu lassen und die Be-
schäftigten zu motivieren, anstatt nur Probleme zu lösen,
Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder das Konkur-
renzvermögen und die Rendite zu erhöhen.
5656
Die amerikanische Psychologin Barbara L. Fredrickson hat einen
Schnelltest entwickelt, die sog. ›Positivity Ratio‹, mit dem man
seinen alltäglichen Gefühlen auf die Spur kommt (Fredrickson
2009). Nahm man zunächst an, dass es einen optimalen Quo-
tienten von positiven zu negativen Emotionen gibt, so ist diese
These inzwischen widerlegt. Unbestritten ist dagegen, dass der
Fokus auf positives Erleben eine Aufwärtsspirale in Gang setzt,
bei der die Aufmerksamkeit erweitert und langfristige Ressour-
cen aufgebaut werden (sog. ›Broaden-and-Build-Theorie‹).
Es ist daher lohnend, immer wieder diesen Schnappschuss sei-
ner Emotionen zu machen, um Schwankungen zu bemerken
und sie auf äußere Einflüsse zurückzuführen.
Hier geht es zum Test: www.positivityratio.com
Machen Sie eine Bestandsaufnahme
5757
Schöne Erlebnisse mitzubekommen, ist gar nicht so leicht. Im
Alltag ist man häufig im ›Problemmodus‹: Man bemerkt vor al-
lem, was nicht gut läuft; was positiv ist, braucht nicht erwähnt
zu werden. Ganz nach der Binse des schwäbischen Dorflehrers
»Net gschimpft isch a scho globt.« Damit es anders sein kann,
gibt es eine simple Methode.
Legen Sie morgens eine Anzahl von Kaffeebohnen (oder ande-
re Bohnen) in die rechte Hosentasche. Wenn gerade etwas gut
läuft, wandert unauffällig eine Kaffeebohne von der rechten in
die linke Hosentasche. Am Abend ziehen Sie Bilanz: Was ist heu-
te gut gelaufen?
von Marie-Hélène Seidl-Scheerer
Kaffeebohnen-Methode
5858
Eine der am schnellsten aufzuspürenden positiven Emotionen
ist die Dankbarkeit. Viele spirituelle Traditionen weisen seit Jahr-
hunderten auf die besondere Rolle der Dankbarkeit hin und se-
hen in ihr ein Merkmal tief empfundener Lebensqualität.
Dankbarkeit für Großes wie für ganz Kleines kann eine Kraft-
quelle sein, um aktiv, beherzt oder gelassen seine täglichen Auf-
gaben zu meistern. Dabei gibt es kein Ziel zu erreichen. Sondern
nur Dankbarkeit zu empfinden.
Ein Klassiker der Dankbarkeitsübungen ist das ›Dankbarkeitsta-
gebuch‹, manchmal auch ›positiver Tagesrückblick‹ oder ›Drei-
gute-Dinge-Übung‹ genannt (Emmons 2008, S. 193; Bannink
2012, S. 97).
Nehmen Sie sich täglich Zeit, um sich abends vor dem Schla-
fengehen an Augenblicke mit Dankbarkeit zu erinnern. Diese
können mit alltäglichen oder ganz normalen Ereignissen ver-
bunden sein, mit Ihren persönlichen Eigenschaften oder Men-
schen in Ihrem Leben, die Sie besonders schätzen.
Tagesrückblick in Dankbarkeit
5959
Schreiben Sie auf, welche drei guten Dinge Ihnen an diesem
Tag passiert sind. Manchmal müssen Sie vielleicht erst danach
suchen, aber Sie werden entdecken, bald auch für kleine und
nebensächliche Dinge dankbar zu sein. Notieren Sie, wie es zu
diesen Erfahrungen gekommen ist und ergänzen Sie – wenn
Sie möchten, welchen Einfluss Sie darauf hatten.
Wenn Sie Ihre eigenen Stärken kennen, dürfen Sie die positiven
Erlebnisse auch gerne damit in Verbindung bringen, etwa so:
»Heute ist gut gelaufen, dass (...)«. »Der Grund dafür ist, dass
ich folgende Stärke einbringen konnte: (...)«
Führen Sie diese Übung mindestens eine Woche lang durch. Wie
geht es Ihnen dabei? Können Sie am Ende der Woche Verände-
rungen feststellen? Beobachten Sie, wie sich Ihre Stimmung ver-
ändert und halten Sie die Ergebnisse fest.
6060
In dieser Übung (nach Bannink 2012, S. 64) geht es darum, das
Glück, das schon da ist, aber oft übersehen wird, zu bemerken
und zusammenzutragen. Besonders viel Freude bereitet diese
Übung, wenn man sie zusammen mit einer guten Freundin
oder einem guten Freund an einem schönen Abend bei einem
leckeren Getränk macht. Oder man nimmt sich einen Zettel und
schreibt den Tag über etwas auf.
• Nennen Sie zehn positive Eigenschaften von Ihnen selbst.
• Nennen Sie zehn Erfolge aus Ihrem Leben.
• Nennen Sie zehn Arten, wie Sie nett zu anderen sind.
• Nennen Sie zehn Glückstreffer in Ihrem Leben.
• Nennen Sie zehn Arten, auf die Sie von anderen unterstützt
werden.
Reflektieren Sie anschließend: Was nehmen Sie mit aus der
Übung? In welchem Licht sehen Sie sich, nachdem Sie die Liste
vervollständigt haben? Wie erleben Sie die Menschen in Ihrem
Umfeld?
50 Wege, Glück zu finden
6161
Die folgende Übung verbindet die Haltung der Achtsamkeit mit
der aus der Resilienzforschung bekannten Praxis des bewussten
Genießens (Savouring).
Achten Sie in der nächsten Woche ganz bewusst auf Schönes
in Ihrem Alltag. Nehmen Sie bewusst wahr, was Ihnen Freude
bereitet, Sie als angenehm empfinden und genießen können.
Dies können besondere Ereignisse sein (z. B. dass Sie sich eine
Massage gegönnt haben) oder – viel wichtiger – ganz alltägliche
Freuden. Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Augenblicke Zeit,
um sich zu erinnern und Notizen zu machen.
Notieren Sie, am besten abends bzw. vor dem Schlafengehen:
• Was war heute schön?
• Warum war das schön? Welche Gefühle wurden dadurch
bei Ihnen ausgelöst?
• Reflektieren Sie für sich, wie es Ihnen beim Aufschreiben und
Erinnern geht. Spüren Sie den guten Gefühlen nach.
von Manuela Schnaubelt
Genuss im Alltag
6262
Haben Sie schon mal eine Liste geschrieben, was Ihnen alles
Freude bereitet? Berühmte Personen wie Bertolt Brecht haben
solche Listen geführt (Knopf 2000, S. 174f.).
Schreiben Sie Ihre eigene Freudenliste. Versuchen Sie immer
wieder etwas zu ergänzen. Schön ist es, sich seine Freudenlis-
te (leise oder laut) vorzusprechen und sich dabei die einzelnen
Punkte sehr lebendig vor Augen zu führen. Es wirkt wie eine
erfrischende Dusche.
Freudenlisten
6363
Bertolt Brecht, »Vergnügungen«
Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.
6464
Die Art, wie wir kommunizieren, hat einen großen Einfluss auf
die Qualität unserer Beziehungen. Wählen Sie sich für die fol-
gende Übung verschiedene Personen aus Ihrem Umfeld aus, mit
denen Sie diese Übung ausprobieren möchten. Sprechen Sie
nicht darüber, was Sie vorhaben, tun Sie es einfach.
Nehmen Sie sich für die kommende Woche vor, an mindestens
drei Tagen Folgendes zu tun:
Äußern Sie mehr Positives als Negatives! Für jede kritische Aus-
sage, jede Kritik, die Ihnen mal wieder rausrutscht, sagen Sie der
Person etwas Nettes, das nicht an den Haaren herbeigezogen
ist. Es gibt bestimmt viel ›Echtes‹, das es lohnt, ausgesprochen
zu werden!
Sie können auch gerne erst einmal eine Vorübung machen:
Wenn Sie sich bei einer negativen Aussage gegenüber einer
Person ›ertappen‹, formulieren Sie in Gedanken zwei bis drei
positive Aussagen, die Sie aber nicht aussprechen. Dies können
Sie direkt in der Situation oder im Rückblick tun.
Positive Kommunikation
6565
Bei der Übung kommt es auf die Quantität an: Die positiven
Aussagen sollten die negativen überwiegen. Es ist wissenschaft-
lich belegt, dass negative Äußerungen viel mehr nachwirken als
positive. Kritik bliebt länger im Gedächtnis als Lob. Um das zu
kompensieren, braucht es mehr positive Aussagen.
Beobachten Sie, welchen Einfluss die veränderte Kommunika-
tion auf Ihre Beziehungen hat. Verändert die positive Kommu-
nikation Ihr eigenes Empfinden? Notieren Sie Ihre Erfahrungen.
6666
Diese Übung ist eine der klassischen Strategien aus dem Bereich
des bewussten Genießens (Savouring) (Blickhan 2015, S. 72f.).
Die Übung besteht aus mehreren Phasen, die aufeinander auf-
bauen. Sie kann Ihnen helfen, sich von Ihren Alltagsproblemen
zu distanzieren und zur inneren Ruhe zu finden.
Die Übung basiert darauf, dass Sie eine Liste von Aktivitäten
erstellen, die Ihnen guttun. Je verschiedenartiger die einzelnen
Einträge sind, desto besser (wie verhaltenstherapeutische Stu-
dien gezeigt haben).
Was also tut Ihnen richtig gut? Welche Umgebung, welche Ri-
tuale? Was fühlt sich wie eine Art ›Mini-Urlaub‹ an? Denken Sie
an kürzere oder längere Aktivitäten. Solche, die Sie alleine aus-
führen oder mit anderen zusammen. Es können spontane oder
geplante Aktivitäten sein.
Beispiele: Mittagsschlaf machen, Musik hören, mit einer wei-
chen Decke auf dem Sofa liegen, Film schauen, mit einem
Freund ausgehen, tanzen, spazieren gehen, sich massieren las-
sen, kochen, einen Cappuccino/Tee trinken etc.
Der ›Mini-Urlaub‹ (Teil 1)
6767
Ziel ist es, eine Liste von mindestens 30-50 Einträgen zusammen-
zubringen, die Sie dann in eine Tabelle mit 3 Spalten eintragen:
• Kurze Aktivitäten
• Längere Aktivitäten
• Aktivitäten mit anderen
Anstelle der Liste oder der Tabelle können Sie auch eine Collage
machen: mit eigenen Fotos oder mit Bildmaterial aus Zeitschrif-
ten oder dem Internet.
Anschließend können Sie den zweiten Teil der Übung machen
(auf S. 119).
6868
Diese Schreibübung soll Ihnen helfen, sich Ihren Ziele und deren
Auswirkungen auf Ihr Leben bewusst zu werden, um ebenso
entschlossen wie gelassen im Studienalltag zu bleiben (Blickhan
2015, S. 153).
Nehmen Sie sich an vier aufeinander folgenden Tagen mindes-
tens 10 Minuten Zeit zum Schreiben. Wenn Sie mehr Zeit zwi-
schen den Schreibtagen lassen wollen, achten Sie darauf, die
Abstände nicht zu groß zu wählen, damit der innere Zusammen-
hang gewahrt bleibt.
An Tag 1 wählen Sie einen bestimmten Lebensbereich (z.B. Stu-
dium, privates Leben, freundschaftliche oder romantische Be-
ziehung, Gesundheit, Umgang mit sich selbst, Sport, Auslands-
erfahrung) und passende Zeitspannen dafür: z.B. in 5 Jahren, in
10 Jahren, in 20 Jahren.
Stellen Sie sich nun vor, dass bis zu diesem Zeitpunkt alles best-
möglich verlaufen ist: Sie haben Ihre Stärken aktiv eingesetzt
und sind insgesamt Ihren Lebenszielen nähergekommen.
Die Zukunft schreiben
6969
Versetzen Sie sich in Ihr zukünftiges Selbst hinein und nehmen
Sie sich Zeit, um gefühlsmäßig dort anzukommen: Welche in-
neren Bilder sind hier präsent? Wie fühlt sich das an? Schreiben
Sie nun spontan, aus dem Bauch heraus ohne groß nachzuden-
ken auf, wie es Ihnen geht, was Sie tun und was Ihnen wichtig
ist. Schreiben Sie mindestens 10 Minuten lang, ohne Unterbre-
chung, ohne das Geschriebene gleich wieder durchzulesen und
zu überarbeiten.
Wiederholen Sie an Tag 2, 3 und 4 die Übung mit einem ande-
ren Lebensbereich.
Ganz wichtig: Schreiben Sie kontinuierlich weiter, auch und
gerade wenn Sie denken, dass Ihnen jetzt nichts mehr einfällt.
Schreiben Sie trotzdem weiter und lassen Sie sich vom Ergeb-
nis überraschen. Legen Sie das Geschriebene am Ende beiseite
und nehmen Sie sich kurz Zeit, um mögliche Veränderungen in
Ihrem Befinden wahrzunehmen. Am besten lesen Sie Ihren Text
erst ein paar Tage nach Abschluss der gesamten Übung wieder
durch und lassen ihn solange wirken.
7070
Die Psychologie hat seit einigen Jahren das Konzepts des ›Selbst-
mitgefühls‹ entdeckt, das seine Wurzeln in der östlichen Philoso-
phie hat. Selbstmitgefühl verbindet drei Aspekte: Freundlichkeit
sich selbst gegenüber (auch in schwierigen, leidvollen Zeiten, bei
Versagen oder Imperfektion), ein Gefühl der Verbundenheit mit
allen Menschen und eine achtsame Grundhaltung. Die positive
Wirkung von Selbstmitgefühl ist inzwischen wissenschaftlich be-
stätigt: Personen mit einem hohen Maß an Selbstmitgefühl sind
insgesamt offener, zeigen nach Angriffen weniger Aggressivität,
haben weniger Angst und weniger selbstbezogene negative Ge-
danken (Fredrickson 2009, Neff 2012).
In der folgenden Metta-Meditation wird eine freundlich-wohl-
wollende Haltung geübt. Lesen Sie die Übung ein bis zweimal
durch, dann legen Sie das Booklet beiseite und stellen einen
Wecker auf zehn Minuten. Richten Sie sich nun in einer beque-
men Haltung ein, in der Sie in aller Ruhe bleiben können, bis der
Wecker klingelt. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem.
Wenn Sie Gedanken bemerken, lassen Sie sie ziehen. Sprechen
Sie im Stillen die folgenden Sätze.
Metta-Meditation
7171
Mögest du sicher und geborgen sein.
Mögest du glücklich sein.
Mögest du gesund sein.
Mögest du in Frieden und Leichtigkeit leben.
Denken Sie zunächst an eine Ihnen nahestehende Person, für
die Sie warme Gefühle haben. Sobald sich die Gefühle der Liebe
und des Mitgefühls manifestiert haben, wenden Sie Ihre Auf-
merksamkeit auf sich selbst. Sprechen Sie sich selbst diese Sätze
zu. Die meisten brauchen dafür viel Geduld und Übung. Dann
richten Sie die Worte und Empfindungen wieder auf andere. Zu-
nächst auf einen Menschen, den Sie gut kennen, dann schritt-
weise auf Freunde und weiter entfernt stehende Personen. Zum
Schluss auf alle Lebewesen.
Die Übung können Sie Schritt für Schritt auf 25 Minuten ver-
längern. Vielleicht hilft Ihnen dabei, der Stimme der amerikani-
schen Psychologin Kristin Neff zu folgen: self-compassion.org/
wp-content/uploads/2016/11/LKM_cleaned.mp3
7272
Positive Emotionen wirken wie kleine ›Kraftwerke‹ der Verän-
derung und stärken unsere persönlichen Ressourcen. Das regel-
mäßige Erleben positiver Gefühle fördert unsere Selbstakzep-
tanz, stabilisiert unsere Beziehungen und unsere Gesundheit.
Wir erfahren in unserem Alltag mehr Kompetenz und Sinn und
fühlen uns optimistisch. Jedoch erfüllen auch unangenehme
Emotionen eine wichtige Funktion: Sie informieren über kriti-
sche Ereignisse und signalisieren in erster Instanz ›Gefahr‹. Somit
konzentrieren wir uns im Alltag zwar häufiger auf negative Ge-
fühlsqualitäten, schieben diese jedoch gerne zur Seite, da wir sie
als unangenehm und störend empfinden. Förderlicher wäre es
jedoch, sich bei der Wahrnehmung negativer Gefühlsqualitäten
in Akzeptanz und Toleranz zu üben.
Üben Sie, in Kontakt mit Ihren Gefühlen zu treten: Versuchen
Sie, Ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen. Nehmen Sie bei
unangenehmen Gefühlsqualitäten wie Ärger, Trauer oder Hilf-
losigkeit eine neugierige Beobachterhaltung ein. Somit wahren
Sie Distanz, setzen Sich jedoch gleichzeitig mit Ihren Emotionen
Negative Emotionen annehmen und zulassen
7373
auseinander. Folgende Haltung kann dabei unterstützen: »Das
ist ja interessant, dass ich wütend, traurig, hilflos (…) reagiere!«
Wenn Sie sich unwohl und von negativen Emotionen regelrecht
überflutet fühlen, kann es hilfreich sein, sich ins Bewusstsein
zu rufen, dass wir nicht unsere Gefühle ›sind‹. Vielmehr ist ein
Gefühl ein Zustand, der auch wieder vergeht (aus dem Lateini-
schen ›emovere‹ – ›herausbewegen‹). Nutzen Sie die Formulie-
rung: »Ich fühle mich gerade traurig«, anstatt: »Ich bin traurig«.
Variante: Stellen Sie sich das Bild eines Orchesters vor, das aus
vielen Musikern und Instrumenten besteht. Die Instrumente
spielen zusammen, wechseln sich ab, führen an und verstum-
men. Genauso bestehen wir aus ›inneren Anteilen‹, deren Zu-
sammenspiel uns zu dem Menschen macht, der wir sind. Fol-
gende Haltung kann dabei unterstützen: »Ein Teil von mir fühlt
sich gerade sehr kritisch, traurig, hilflos…«.
von Marie-Hèlène Seidl-Scheerer
7474
›Rückblick‹ des Tages bedeutet, dass jeder Tag wertvoll ist. Kost-
bar darf ich mit den Augen eines Goldwäschers betrachten, was
mir an Goldkörnern geschenkt worden ist und was Sie an Staub
und Schmutz (Belastungen und Sorgen) loslassen dürfen. Denn
das Leben beinhaltet beides, Gutes und weniger Gutes. Damit
Sie den Schatz der Goldkörner heben können und alle Belastun-
gen/Sorgen loslassen können, nehmen Sie sich bitte 15 Minu-
ten Zeit für diese Übung.
Vorbereitung»Ich nehme mich wahr, wie ich jetzt da bin. Ich spüre meinen
Atem, wie er kommt und geht. Ich werde innerlich ruhig und
gelassen. Ich darf mit den Augen eines Goldwäschers meinen
heutigen Tag anschauen.«
Tag durchgehen»Ich gehe den Tag in den einzelnen Stunden durch; Morgen,
Mittag, Nachmittag, Abend… Es darf alles so sein, wie ich es
jetzt wahrgenommen habe.«
Mit den Augen eines Goldwäschers
7575
Goldkörner sehen – mein Bedauern ausdrücken»Mit einem gütigen Herzen blicke ich auf die gewonnenen
Goldkörner meiner Life-Balance. Was wurde mir heute an Gold-
körnern geschenkt: in Form von Ermutigung, Freude, Hoffnung,
ein liebender Blick, eine helfende Hand, Trost und Zuversicht?
Was ist mir heute nicht gelungen, blieb auf der Strecke, kam ins
Stocken, ist nicht gut gelaufen, konnte nicht recht ›gewaschen‹
werden? All das verabschiede ich mit einem großen Bedauern,
bitte um Versöhnung und Loslassen für alles, was nicht gewor-
den ist.«
Vorausblick auf meine Life-Balance für den morgigen Tag»Ich bitte um die Kraft, mich für das Gute meiner Life-Balance
zu entscheiden, was morgen gut gelingen möge, was mich in
ein gutes Gleichgewicht bringt.«
von Stephan Veith OSB
76
77
7878
Die Frage nach den eigenen Stärken begegnet Studieren-
den von der Studienwahl bis zum Vorstellungsgespräch
immer wieder. Eine Antwort fällt oft schwer. Zu sehr ist
man mit seinen Schwächen beschäftigt oder konzentriert
sich auf das Beheben von Problemen und Schwierigkeiten.
So wichtig es ist, sich Problemen zu stellen und Schwä-
chen zu akzeptieren, so wichtig ist es auch, seine Stärken
zu entdecken und zu trainieren.
Stärken sind Muster von Gedanken, Gefühlen und Verhal-
tensweisen, die Energie, Leistung, Erfolg und Zufrieden-
heit geben. Wer in Kontakt mit seinen Stärken ist, spricht
klarer und fließender, sitzt aufrechter, zeigt mehr Aus-
druck in Gestik oder Mimik und hat mehr Reichweite und
Erfolg (Blickhan 2015, S. 155). Nach Petersen/Seligman
(2004) ermöglicht die Stärken-Orientierung eine höhere
Vitalität, eine gute mentale Gesundheit, bessere Stressre-
sistenz und Resilienz, höhere Erfolgserwartung und Leis-
tungsstärke. Das Wissen um die eigenen Stärken fördert
die persönliche Selbstachtung, das Selbstvertrauen und
die Selbstwirksamkeit.
Stärken entdecken
7979
Das Stärken-Konzept der Positiven Psychologie geht da-
von aus, dass jeder Mensch dieselben Stärken hat und es
nur eine Frage der jeweiligen Lebenserfahrungen ist, wel-
che Stärken im Denken, Fühlen und Verhalten zum Tragen
kommen. Jeder Mensch hat demnach ein eigenes Stärken-
muster, das ebenso individuell ist wie ein Fingerabdruck.
In der Verwirklichung unserer Stärken sind wir Menschen
immer aufeinander angewiesen. Stärken wirken niemals
nur individuell, sondern sind immer auch gemeinschafts-
bezogen.
Mit unseren Übungen wollen wir Sie anregen, Ihre Ein-
zigartigkeit schöpferisch zum Ausdruck zu bringen. Wir
möchten Sie einladen, mit Ihren Stärken das Beste zu le-
ben und zu geben: Für sich, für ein sinnvolles Leben und
die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.
von Michael Stolle und Berthold Winkler
8080
Wer seine eigenen Stärken herausfinden möchte, kann auf ei-
nen Test aus der Positiven Psychologie zurückgreifen. Der Test
misst ›Values in Action‹ oder 24 Charakterstärken, die jedem
Menschen zu eigen sind und kulturbergreifend als positiv und
wünschenswert anerkannt sind:
Ausdauer, Authentizität, Bescheidenheit, Bindungsfähigkeit,
Dankbarkeit, Enthusiasmus, Fairness, Freundlichkeit, Führungs-
vermögen, Hoffnung, Humor, Kreativität, Liebe zum Lernen,
Neugier, Sinn für das Schöne, Soziale Intelligenz, Selbstregula-
tion, Spiritualität, Tapferkeit, Teamwork, Urteilsvermögen, Ver-
gebungsbereitschaft, Vorsicht, Weisheit.
Der wissenschaftlich gut evaluierte Test wird auf einem Portal
des Psychologischen Instituts der Universität Zürich angeboten.
Der Fragebogen ›Values in Action Inventory of Strengths‹ (VIA-
IS) umfasst 240 Items, bei denen man einschätzen soll, wie tref-
fend oder unzutreffend man die jeweiligen Aussagen erlebt.
Charakterstärken
8181
Der Fragebogen ist ausschließlich individuell aussagekräftig. Er
eignet sich nicht zum Vergleich zweier Individuen. Die Ergeb-
nisse sind eine Momentaufnahme. Erscheint für eine Charakter-
stärke ein hoher Wert, heißt das, dass Sie diese Stärke gewohn-
heitsmäßig häufig einsetzen; bei einem niedrigen Wert spielt er
in Ihrem Handeln keine so große Rolle.
Führen Sie den Test durch unter: www.charakterstaerken.org
Reflektieren Sie das Ergebnis: Was haben Sie durch den Test
über sich erfahren? Wo setzen Sie Ihre Stärken im Studium, in
Beziehungen oder in der Freizeit ein?
Charakterstärken kann man durch häufigen Einsatz trainieren,
ähnlich wie einen Muskel beim Sport. Auf den folgenden Seiten
finden Sie Anregungen und Vorschläge, wie Sie Ihre Stärken ein-
setzen und trainieren können.
von Berthold Winkler
8282
Finden Sie eine neue Weise, Ihre Stärken zum Ausdruck zu brin-
gen. Reservieren Sie sich in der kommenden Woche einen be-
stimmten Zeitraum dafür, eine Ihrer Charakterstärken auf neue
Weise auszuüben, entweder im Studium, zu Hause oder in der
Freizeit. Stellen Sie auf jeden Fall sicher, sich eine klar definierte
Möglichkeit zu ihrer Ausübung zu schaffen.
Wenn Ihre charakteristische Stärke Kreativität ist, dann kön-
nen Sie sich dafür entscheiden, sich an einem oder zwei Tag(en)
zwei Stunden für eine kreative Arbeit zu reservieren (Bild malen,
Wohnung neu dekorieren, in Büchern/Magazinen neue Anre-
gungen suchen etc.).
Wenn Sie Ausdauer für Ihre Stärke halten, können Sie sich ent-
schließen, mindestens zweimal zwei Stunden an einem schwieri-
gen Lernstoff zu arbeiten. Oder zweimal in der Woche ausgiebig
Sport oder eine Entspannungsübung zu machen.
Stärken-Training
8383
Wenn Ihre Stärke Sinn für das Schöne ist, dann könnten Sie
einen längeren und schöneren Heimweg von der Uni wählen,
selbst wenn sich die Fahrzeit dadurch um 20 Minuten erhöht.
Oder Sie planen eine Fahrradtour durch die Natur von mindes-
tens einer Stunde ein.
Dokumentieren Sie hinterher: Wie haben Sie sich gefühlt, bevor
Sie aktiv wurden, wie während der Aktivität, wie danach? War
die Aktivität eine Herausforderung oder ging sie Ihnen leicht von
der Hand? Verging die Zeit schnell? Möchten Sie die Übung wie-
derholen?
von Manuela Schnaubelt
8484
Schreiben Sie drei Dinge auf, die heute und gestern gut gelau-
fen sind (z.B. Gespräche, Erledigungen, Arbeitsaufträge, Vorha-
ben, Erlebnisse etc.).
Dann gehen Sie weiter zurück. Erinnern Sie sich an etwas, das
Ihnen früher richtig gut gelungen ist. Wie war das nochmal, als
Sie damit begonnen haben? Was wollten Sie erreichen? Wel-
che Probleme oder Widrigkeiten mussten Sie überwinden? Wie
sind Sie vorgegangen? Was war das Ergebnis? Woran haben
Sie gemerkt, dass es gelungen war? Schreiben Sie Ihre Erfolgs-
geschichte(n) auf.
Falls Sie den VIA-Stärken-Test gemacht haben (S. 79), können
Sie Ihre Beobachtungen damit in Verbindung bringen. Welche
Charakterstärken haben Sie eingesetzt? Was nehmen Sie sich
vor?
Alle guten Dinge sind drei
8585
Die folgende Übung aus der Praxis der Positiven Psychologie hilft
Ihnen, Erfolgserlebnisse bewusst zu machen (Härtl-Kasulke/Re-
vers 2018, S. 149). Überlegen Sie nach dem Aufstehen, was Sie
abends erledigt haben wollen. Erstellen Sie eine To-Do-Liste für
den Tag. Denken Sie auch an die kleinen Dinge, die vielleicht gar
nicht so wichtig scheinen, aber doch Zeit in Anspruch nehmen.
Packen Sie die Liste nicht zu voll – bleiben Sie realistisch.
Im Laufe des Tages haken Sie nach und nach die Punkte ab, die
Sie erledigt haben. Ist Ihnen etwas Anderes dazwischengekom-
men? Kein Problem. Tragen Sie es nachträglich in die Liste ein
und haken Sie es ab. Freuen Sie sich über jeden Haken.
Schauen Sie abends noch einmal auf die Liste, setzen Sie die
letzten Häkchen des Tages und erfreuen Sie sich an der Menge
der Häkchen. Sie haben etwas geschafft! Unzufrieden, da nicht
alles abgehakt werden konnte? Kein Problem. Es fällt kein Meis-
ter vom Himmel. Planen Sie die nächsten Tage etwas vorsichtiger
und schreiben Sie lieber später noch etwas dazu.
von Manuela Schnaubelt
Erfolge bewusst machen
8686
Können Sie spontan Ihre Stärken beschreiben? Den meisten
Menschen fällt das eher schwer. Bitten Sie daher Personen aus
Ihrem Umfeld Ihnen diese Rückmeldung zu geben. Die meisten
werden das gerne tun! Sie erfahren dadurch, was andere für
Stärken in Ihnen sehen, wenn Sie sich von Ihrer besten Seite zei-
gen. In der Positiven Psychologie spricht man bei dieser Übung
von ›Reflected Best Self‹ (Blickhan 2015, S. 188).
Wählen Sie möglichst viele Personen aus (um die zehn wären
gut). Am besten kommen diese Personen aus verschiedenen
Kontexten: Familie, Freunde, Verein, Nachbarschaft, Hochschul-
gruppe, Gemeinde etc.
Bitten Sie jede dieser Personen um ein kurzes schriftliches Feed-
back zu Ihrer Person. Bitten Sie um eine ehrliche Meinung, nicht
um Komplimente. Die Verfasser sollen möglichst schnell (10 Mi-
nuten) aufschreiben, welche Stärken sie in Ihnen sehen und drei
oder vier Stärken nennen. Bitten Sie um Erlebnisse oder Ereig-
nisse mit konkreten Beispielen zu diesen Stärken.
Reflected Best Self
8787
Nachdem Sie alle Texte eingesammelt haben, lesen Sie sie durch.
Versuchen Sie Gemeinsamkeiten zu finden. Halten Sie Ihre Er-
gebnisse fest: auf Karteikarten, als Mindmap, gerne auch mit
Zeichnungen angereichert.
Dann legen Sie die Texte und Ihre Auswertung wieder weg.
Schreiben Sie nun mindestens 15 Minuten am Stück expressiv
und aus dem Bauch heraus einen Text in der Ich-Form, wie Sie
sind, wenn Sie am allerbesten sind.
8888
Waren Sie schon einmal im ›Flow‹? Kennen Sie das Gefühl der
völligen Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit, bei der
die Zeit wie im Flug vergeht und Ihnen scheinbar alles gelingt?
Falls nicht, dann schauen Sie doch mal, wie Robert Lewandowski
(beim Spiel Bayern München wegen Wolfsburg am 22.09.2015)
im Flow fünf Tore in neun Minuten schießt. Achten Sie beson-
ders auf das fünfte Tor und die Reaktionen der Mitspieler und
des Trainerstabs: www.youtube.com/watch?v=XEfguy2M3yE
Nehmen Sie sich für die kommende Woche eine größere Aufga-
be vor und reservieren Sie dafür in Ihrem Kalender zwei bis drei
Stunden. Lassen Sie sich in dieser Zeit durch Nichts ablenken.
Stellen Sie das Handy aus, gehen Sie nicht ans Telefon, lassen
Sie sich nicht durch E-Mails, Whats-App-Nachrichten oder ein
Klingeln an der Tür ablenken. Vertiefen Sie sich voll und ganz
in die Aufgabe.
Flow erleben
8989
Abends können Sie nochmals reflektieren: Wie haben Sie sich
bei der Arbeit gefühlt? Wie war Ihre Konzentration? Wie war
Ihr Gefühl für die Zeit? Ist die Zeit langsam oder schnell ver-
gangen? Wie viel haben Sie erreicht? Sind Sie zufrieden mit den
Ergebnissen?
von Manuela Schnaubelt
9090
Stellen Sie sich in folgender Schreibübung (nach Robinson 2014,
S. 279f.) vor, Sie seien jemand anderes. Jemand, der Ihre Interes-
sen, Ihre inneren Einstellungen, Hoffnungen und Ziele gut kennt.
Stellen Sie sich vor, dieser Jemand schreibt nun einen Brief an
einen Förderer, der Sie bei Ihren Zukunftsplänen unterstützen
möchte, Sie aber nicht kennt. Schreiben Sie diesen Brief so
schnell wie möglich und überarbeiten Sie den Brief nicht noch
einmal. Sie können den Brief auch an zwei aufeinander folgen-
den Tagen schreiben (jeweils 15 Minuten).
Wenn der Brief fertig ist, lassen Sie ihn mindestens einen Tag
liegen. Dann lesen Sie ihn durch und machen sich eine Liste der
für Sie wichtigsten Punkte. Anschließend machen Sie für sich
eine Mindmap, auf der Sie die nächsten Schritte festhalten, die
Sie unternehmen möchten, um noch mehr über Ihre Interessen
und Talente zu erfahren.
Brief an einen Förderer
9191
Diese Übung (nach Robinson 2014, S. 38f.) ist wunderbar ge-
eignet für alle, die gerne mit ihren Händen arbeiten, ihren in-
tuitiven Impulsen folgen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Erstellen Sie ein persönliches Vision-Board! Ein Vision Board ist
eine Collage aus Bildern, die Ihre Hoffnungen, Wünsche und
Träume in Bezug auf Ihre Zukunft darstellen. Der Hauptzweck
eines Vision Boards ist, eine Visualisierung des Lebens zu schaf-
fen, das Sie führen möchten. Richten Sie sich nicht danach, was
andere sagen. Folgen Sie Ihrer eigenen Stimme! Es geht um Ihr
Leben, nicht um das von jemand anderem.
Schneiden Sie Fotos, Illustrationen oder Worte aus Zeitschriften
aus, die Sie ansprechen. Natürlich können Sie auch Abbildungen
aus dem Internet verwenden. Nur eigene Fotos sind nicht ziel-
dienlich, denn sie repräsentieren die Vergangenheit, nicht die
Zukunft.
Bringen Sie die Bilder auf einer großen Fläche an; am besten so,
dass Sie sie immer wieder umhängen können. Hängen Sie das
Vision Board dort auf, wo Sie es oft sehen. Ergänzen Sie fort-
während. Was bemerken Sie, welche Ideen tauchen auf?
Vision Board
9292
Mein PowerhouseDurch diese Übung werden Sie einige Ihrer Stärken entdecken.
Der Weg dorthin geht über Ihre Herkunftsfamilie, denn dort ha-
ben Sie viel lernen dürfen, egal ob durch positive oder negative
Erfahrungen. Und vielleicht gibt es Stärken bei Verwandten, die
in Ihrem Erbgut stecken und noch auf Entfaltung warten. Zeich-
nen Sie Ihren Stammbaum auf. Wie weit Sie in die Vergangen-
heit gehen möchten, ob bis zu der Generation Ihrer Großeltern
oder Urgroßeltern, bleibt Ihnen überlassen. Sie können sich an
der Abbildung orientieren und diese an Ihre Familienverhältnisse
anpassen. Lassen Sie genügend Platz neben den einzelnen Per-
sonen. Sie brauchen ihn im folgenden Schritt.
Was hat die Verwandte/der Verwandte in ihrem/seinem Le-
ben gemeistert? Schreiben Sie dies in Stichworten neben den
Kreis bzw. das Quadrat. Welche Stärken, Fähigkeiten, Charak-
tereigenschaften brauchte die Person dazu? Notieren Sie diese
ebenso in der Grafik. Nun überlegen Sie: Was bewundern Sie an
dieser Person? Was schätzen Sie an ihr oder ihm? Vermerken Sie
dies ebenfalls in der Grafik. Führen Sie diesen Schritt bei allen
Verwandten durch, so dass sich am Ende eine Sammlung vieler
Stärken, die in Ihrer Familie stecken, ergibt.
9393
Lesen Sie sich die Stärken Ihrer Familie durch. Dies ist das ›Po-
werhouse‹ Ihrer Familie. Werden Sie sich bewusst, dass diese
Stärken auch in Ihnen angelegt sind. Denn was wir an anderen
bewundern, erkennen wir gerade deshalb, weil es auch in uns
selbst ist. Welche drei Stärken möchten Sie in der folgenden
Woche bewusst einsetzen?
von Andrea Legge
ICH
9494
Der Film meines LebensIn Umbruchsituationen oder Phasen der Veränderung werden
wir häufig mit der Frage konfrontiert, ob wir uns auf dem ›rich-
tigen Weg‹ befinden. Ob wir so leben, wie wir es uns vorstel-
len oder aus tiefstem Herzen wünschen. In solchen Momenten
kann es hilfreich sein, sich in Selbstreflexion zu üben.
Werden Sie sich darüber bewusst, was Ihnen wirklich wichtig ist
und welche Vorstellungen Sie von einem erfüllten Leben haben.
Eine kreative Herangehensweise, sich mit dieser Frage auseinan-
derzusetzen, ist, sich als Regisseur seiner Lebensgeschichte zu
betrachten.
Wenn Sie einen Film über Ihr Leben verfassen würden: Welche
Art von Film wäre es? Ein Krimi, eine Komödie, ein Science Fic-
tion-Film oder ein anderes Genre? Wie würde der Titel des Films
lauten? Welche Rolle würden Sie bzw. Ihre Freunde oder Fami-
lienmitglieder darin spielen? Welche Schauspielerin oder welcher
Schauspieler würde Ihre Rolle besetzen? Welche Darstellerinnen
oder Darsteller würden Sie für die anderen Rollen buchen? In
welcher Szene des Films befinden Sie sich aktuell? Wie würde der
Film enden? Gibt es eine besondere Titelmusik?
9595
Notieren Sie Ihre Gedanken. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen
gesetzt. Prüfen Sie anschließend: Welche Werte können Sie
aus Ihren Ideen ableiten? Entsprechen Ihre Vorstellungen Ihrer
gegenwärtigen Lebenssituation? Welche Ziele möchten Sie sich
setzen, um Ihre Ideen zu realisieren? Welche Schritte sind zu tun?
von Marie-Hèlène Seidl-Scheerer
96
97
9898
Die folgenden Übungen zeigen Ihnen Möglichkeiten, wie
Sie mit sich und anderen umgehen können, wenn Sie et-
was bewegen wollen. Wir geben Tipps, wie Sie festgefah-
rene Wahrnehmungs- und Erlebnismuster destabilisieren,
mit Widerständen wertschätzend umgehen oder Strate-
gien entwickeln, um Neues zu verankern.
Veränderung ist mehr als die oberflächliche Gestaltung
von ›Change-Prozessen‹. Es geht darum, eine Haltung und
die Klarheit zu finden, mit dem Verändern (im Kleinen)
anzufangen. Folgende Leitgedanken können Ihnen dabei
helfen: Veränderung ist kein chirurgischer Eingriff. Wenn
Sie etwas verändern, ist das Alte trotzdem noch da. Es ist
normal, dass Sie zunächst auf der alten Bahn laufen. Aber
je ausdauernder Sie üben, desto selbstverständlicher wer-
den Sie die neue Bahn finden.
Veränderungen sind schwierig, aber machbar. Neurobio-
logisch müssen die neuen Verbindungen im Gehirn erst
Initiative ergreifen
9999
noch etabliert werden. Dies gelingt umso besser, wenn
Leidenschaft, Mitgefühl oder Liebe ins Spiel kommen.
Lebensgewohnheiten können umso nachhaltiger verän-
dert werden, je mehr positive Emotionen Sie bemerken.
Wenn Sie bei Veränderungen früh Erfolgserlebnisse ha-
ben und andere Menschen in Ihrem unmittelbaren Umfeld
Ihnen das rückmelden, wird das Ihrem Vorhaben guttun.
Gehen Sie also in Beziehung und holen Sie sich bei ande-
ren Wertschätzung und Wohlwollen ab.
Eine Veränderung bringt nicht immer gleich eine Verbes-
serung. Damit sich neue Verhaltensmuster etablieren kön-
nen, müssen Sie sich gestatten, Fehler zu machen. Versöh-
nen Sie sich mit der Ausgangslage, die Sie vorfinden. Das
Neue entsteht immer auf dem Boden des Bisherigen.
Denken Sie immer daran: Es gibt keine Formel, wie man
Veränderungen gestalten kann. Es gibt tausende. Ergrei-
fen Sie die Initiative und seien Sie mutig!
100100
Eigene Vorhaben in die Tat umzusetzen, ist nicht gerade leicht.
Eine wissenschaftlich als wirksam erwiesene Methode ist die so-
genannte ›strategische Automatisierung von Intentionen‹ oder
auch ›Wenn-Dann-Pläne‹ genannt.
Dabei geht es darum, ein unbestimmt beschriebenes Vorhaben
sehr präzise und sorgfältig zu benennen. Nicht: »Ich beabsichtige
XY zu tun«, sondern »Ich beabsichtige, in folgender Weise XY
zu tun, wenn Situation Z eintritt« (Storch, Krause 2014, S. 177).
Solcherart beschriebene Vorhaben erhöhen zum einen das Ge-
fühl der Selbstverpflichtung und verknüpfen zum anderen die
konkret beschriebene Situation mit der gewünschten Handlung,
sodass es zu zieldienlichen Automatismen kommt.
Wenn Sie zum Beispiel aufhören wollen in Lernpausen Süßkram
zu essen und Whatsapp Nachrichten zu checken, könnte Ihr
Wenn-Dann-Plan wie folgt aussehen:
Wenn-Dann-Pläne
101101
dann...
Immer wenn...
»Immer wenn ich am Nachmittag in der Bibliothek sitze, um auf
die Klausur zu lernen, und sich kein klarer Gedanke mehr ein-
stellen will, dann stehe ich auf und laufe einmal um den Platz am
Forum, vielleicht sehe ich ja jemanden, den ich gut kenne.«
Probieren Sie es aus:
102102
Wer etwas anders machen und eingeschliffene Gewohnheiten
verändern will, kann mit einer einfachen Übung anfangen (Iding
2015, S. 59). Und dabei jede Menge ungeplante Entdeckungen
machen, die mit dem eigenen Vorhaben vielleicht (erst einmal)
gar nichts zu tun haben, das Leben aber ungemein bereichern.
Probieren Sie in der nächsten Woche drei alternative Wege aus,
um zum KIT zu kommen. Sie können auch drei verschiedene
Wege zu Ihrer Sportstätte oder zu Ihrer Freizeitbeschäftigung
auswählen, Hauptsache Sie nehmen wirklich neue, bisher nicht
begangene Wege. Scheuen Sie keinen Umweg. Planen Sie et-
was mehr Zeit als üblich ein und öffnen Sie Ihre Sinnesorgane.
Was ist anders als sonst? Was fällt Ihnen auf? Beachten Sie sorg-
fältig Ihre Wahrnehmung, Gedanken, Gefühle und Körperemp-
findungen. Notieren Sie Ihre Erfahrungen.
Wer etwas verändern will, tut gut daran, festgefahrene Rou-
tinen zu unterbrechen. Wer aufhören will, immer das Gleiche
zu tun, darf seinem Wahrnehmungssystem eine Frischzellenkur
gönnen und bisherige Erfahrungsmuster ganz beiläufig unter-
Raus aus der Routine!
103103
brechen. Aus der Systemtheorie wissen wir: Wenn ein Teil des
Systems verändert wird, verändert sich das ganze System. Üb-
rigens: Im afrikanischen Buschland galt es als äußerst unklug,
immer denselben Weg zu gehen. »Never walk the same way
twice. This means death«, hieß es dort.
104104
Eine gute Möglichkeit seine Erfahrungsmuster zu destabilisieren,
um Kraft für Neues zu gewinnen und fehlertoleranter und fle-
xibler zu werden, ist folgende Übung:
Verwenden Sie so oft wie möglich bei Ihren alltäglichen Hand-
griffen Ihre nicht-dominierende Hand. Rechtshänder nehmen
ihre linke Hand und Linkshänder die rechte, um sich ein Brot zu
schmieren, Zähne zu putzen, Geld aus dem Portemonnaie zu
holen oder das Passwort auf dem Handy einzugeben.
Gehen Sie rücksichtsvoll, humorvoll und gelassen mit allen Lap-
sus um, die Ihnen zwangsläufig passieren werden. Genießen Sie
es, wieder eine Anfängerin oder ein Anfänger zu sein (während
in Ihrem Gehirn unbemerkt die Synapsen feuern).
Gehen Sie davon aus, die Übung eine Woche lang durchzuhal-
ten. Reflektieren Sie: Wie erging es Ihnen, als Sie die Übung zum
ersten Mal ausgeführt haben? Wie geht es Ihnen am Ende der
Woche? Welche Auswirkungen bemerken Sie?
Die andere Hand
105105
Machen Sie eine Woche lang mindestens einmal am Tag jeman-
den, den Sie gut kennen, ein Kompliment oder sagen Sie etwas
Nettes zu einer Person: »Ich mag, wie du lächelst«; »Es gefällt
mir, dass du mir so gut zuhörst«; »Du hast heute toll gekocht«.
Versuchen Sie auch Komplimente zu bemerken, die Ihnen ge-
macht werden.
Reflektieren Sie am Abend, ob sich etwas bei Ihnen oder bei
anderen verändert hat. Was nehmen Sie wahr? Wie fühlen Sie
sich? Nehmen Sie sich täglich Zeit für eine Reflexion und doku-
mentieren Sie Ihre Erfahrungen.
von Manuela Schnaubelt
Kompliment
106106
Ein gutes Netzwerk hilft nicht nur im Studium, sondern vor
allem auch beim Einstieg in das Berufsleben. Sich ein eigenes
Netzwerk aufzubauen, erfordert ein zielgerichtetes Vorgehen
und ganz viel Üben.
Vergegenwärtigen Sie sich zunächst Ihre kurz- und langfristigen
Ziele in Studium und Beruf. »Wer könnte mir helfen ein Prakti-
kum in Firma XY zu bekommen? Welche Personen könnten mir
mehr über mein gewünschtes Berufsfeld erzählen? Kenne ich
jemanden, der bereits dort arbeitet, wo ich mich bald bewerben
möchte?«
Knüpfen Sie, ausgehend von diesen Fragestellungen, innerhalb
des kommenden Monats zwei neue Kontakte, die für Ihren be-
ruflichen Weg relevant sein könnten. Erstellen Sie hierfür entwe-
der ein Online-Profil auf Seiten, wie ›LinkedIn‹, ›Researchgate‹,
›Academia‹ oder ›Xing‹, oder nehmen Sie an einer Veranstaltung
in Ihrem oder einem verwandten Fachgebiet (z.B. Berufsmesse,
Tagung, Workshop, Podiumsdiskussion) teil.
Das Netzwerk erweitern
107107
Suchen Sie online nach Personen, die auch in Ihrem Berufsfeld
arbeiten und versuchen Sie eine Kontaktaufnahme. Kommen
Sie während einer Veranstaltung mit anderen Teilnehmerinnen
oder Teilnehmern z.B. während der Kaffeepausen direkt ins Ge-
spräch und tauschen Sie Kontaktdaten aus.
Wenn es Ihnen schwerfällt aktiv fremde Personen anzusprechen,
überlegen Sie sich Situationen, in denen der Einstieg leichter
fällt und formulieren Sie erste Sätze (z.B. »Wie fanden Sie den
Vortrag gerade?«; »Wo gibt es denn den Kaffee?«) oder bitten
Sie Kolleginnen und Kollegen oder Freundinnen und Freunde,
Ihnen Personen vorzustellen.
von Andrea Geipel
108108
Kluge EntscheidungenSchaut man sich an, welche Kompetenzen in einer durch Digitali-
sierung bestimmten Welt immer wichtiger werden, kommt man
schnell zum Thema ›Entscheidungen treffen‹ (Bashki et al. 2017).
Wenn es um statistische Prognosen oder um die Maximierung
von Profit geht, Vorgänge also, bei denen es hilfreich ist, viele
Daten auszuwerten, werden immer häufiger Algorithmen zur
Entscheidungsfindung eingesetzt. Unter welchen Bedingungen
werden Menschen in Zukunft wohl den Vor-Entscheidungen
von Künstlicher Intelligenz folgen?
Bei den folgenden Übungen geht es darum, dass Sie im All-
tag ausprobieren, bei Entscheidungen so etwas wie Autonomie
zu bewahren. Dafür ist es hilfreich, sich klarzumachen, dass es
so etwas wie ›richtige‹ oder ›falsche‹ Entscheidungen gar nicht
gibt. Entscheidungen sind klug, wenn die Rahmenbedingungen
für den Entscheidungsprozess gut gestaltet sind. Und das sind
sie dann, wenn beide menschlichen Intelligenzsysteme – die be-
wusste und die unwillkürliche Intelligenz – beteiligt sind (Storch
2015). Es geht also um die Verbindung von Kopf und Bauch,
wenn Sie so wollen. Denn dann besteht zumindest die Aussicht,
dass Ihre Entscheidungen Sie zufrieden machen.
109109
Methode ›Weniger macht glücklicher‹Bei Konsumentscheidungen können Sie überlegen, ob Sie wirk-
lich bei allem das Beste haben müssen. Sonst stehen Sie vor dem
Regal von Marmeladengläsern und überlegen und überlegen,
welches davon Sie nun kaufen möchten. Falls Sie sich überhaupt
entscheiden können, schmeckt die Marmelade am Ende sowieso
nicht wirklich gut, denn Sie wissen ja nicht, ob es nicht doch eine
bessere gegeben hätte. Schränken Sie also Ihre Wahl bei Dingen
ein, die von keiner großen Wichtigkeit sind. In unserer Überfluss-
gesellschaft sind das so ziemlich alle Konsumentscheidungen.
Zwei oder drei Alternativen reichen locker aus. Genießen Sie Ihre
(schnelle) Entscheidung und wenden sich wieder den Dingen im
Leben zu, die Ihnen Sinn vermitteln (Schwartz 2006).
Methode ›Mit etwas schwanger gehen‹Bei Richtungsentscheidungen hilft es eine Weile so tun, als ob
Sie sich bereits entschieden hätten. Wenn Sie nicht wissen, ob
Sie A oder B wählen, wählen Sie A und leben Sie drei bis fünf
Tage mit dieser Entscheidung. Verbieten Sie sich in dieser Zeit
die Option B. Beobachten Sie, wie es Ihnen geht. Sind Sie voller
Energie und Freude? Oder haben Sie einen Knoten im Bauch
110110
und schlafen schlecht? Was beobachten Sie? Anschließend ge-
hen Sie drei bis fünf Tage mit der Variante B schwanger. Wie
geht es Ihnen hierbei? Vergleichen Sie Ihre Beobachtungen.
Methode ›10-10-10‹Diese Methode eignet sich bei Unzufriedenheit über eine be-
stimmte Situation und dem diffusen Gefühl, dass Sie nun end-
lich mal etwas anders machen sollten (Welch 2012). Formulieren
Sie in dieser Situation Entscheidungsmöglichkeiten für sich. Be-
antworten Sie folgende Fragen ehrlich und ausführlich: »Welche
möglichen Folgen hat die Alternative A (B, C …) für mein Leben
in zehn Minuten? In zehn Monaten? In zehn Jahren?« Anschlie-
ßend überlegen Sie, welche Alternative Ihrer Vorstellung von
einem gelingenden Leben am nächsten kommt.
Die oben beschriebenen und noch viele weitere Übungen finden
sich in Arts and Science Exhibitions (2014, S. 93ff.). Wenn Sie
sich generell damit beschäftigen wollen, nach welchen Faustre-
geln Sie unwillkürlich entscheiden, lesen Sie Gigerenzer (2008)
und Kahnemann (2011).
111111
Machen Sie eine Woche lang jeden Tag etwas Gutes, worüber
andere sich freuen könnten. Tun Sie es, ohne darüber zu spre-
chen und ohne Aufsehen zu erzeugen (Iding 2015, S. 51).
Sie brauchen nicht gleich die Welt retten. Etwas ganz Einfaches
reicht auch, zum Beispiel Kaffee am AKK ausschenken, Kau-
gummis herumreichen oder für die WG etwas kochen.
Notieren Sie, was Sie geben, warum Sie gerade das geben und
wie es Ihnen damit geht. Wie fühlen Sie sich nach dieser Wo-
che?
Unbewusst erhoffen sich Menschen Liebe und Aufmerksamkeit,
wenn sie anderen Menschen Geschenke machen. Wir wollen
geliebt werden – und dafür strengen wir uns oft über die Maße
an. Großzügig etwas zu geben, kann eine bereichernde Erfah-
rung sein, weil wir dadurch viel über uns selbst und unseren
Wunsch lernen, geliebt zu werden.
Etwas Gutes tun
112112
Die folgende Übung ist dem Konzept der ›Gewaltfreien Kommu-
nikation‹ nach Marshall B. Rosenberg (2016, S. 132f.) entnom-
men. Sie ist geeignet, um mehr Flexibilität in das eigene Handeln
zu bringen. Denn sie befreit von der trügerischen Illusion, dass
man bei ungeliebten Tätigkeiten keine andere Wahl hat.
Schritt 1: Überlegen Sie: Was tun Sie in Ihrem Leben, das Ihnen
keine Freude bereitet? Erstellen Sie eine Liste von Aufgaben, bei
denen dies zutrifft. Schreiben Sie auch alle Tätigkeiten auf, die
Sie furchtbar finden, die Sie dennoch tun, weil Sie denken, dass
Sie keine Wahl hätten.
Schritt 2: Gehen Sie, ohne weiter darüber nachzudenken, da-
von aus, dass Sie all diese Dinge tun, weil Sie es so (irgendwann)
frei gewählt haben, und nicht, weil Sie von irgendjemandem
dazu gezwungen worden sind.
Setzen Sie daher die Worte »Ich habe frei gewählt zu…« vor je-
den Punkt auf Ihrer Liste. Beobachten Sie, welche Widerstände
sich in Ihnen regen, und was sich verändert, wenn Sie den Satz
dennoch stehen lassen.
›Müssen‹ in ›frei wählen‹ übersetzen
113113
Schritt 3: Wenn Sie erkannt haben, dass Sie eine bestimmte
ungeliebte Tätigkeit frei gewählt haben, dann versuchen Sie
herauszubekommen, welches Anliegen wohl dahinter steckt.
Hierbei können Sie wieder ein Satzfragment einbauen und ver-
vollständigen: »Ich habe frei gewählt zu…, denn ich möchte…«
Typischerweise geht es um Geld, Bestätigung oder um Werte
(die gar nicht bewusst sein müssen). Oder darum, einer Bestra-
fung zu entgehen, sich nicht zu schämen, nicht schuldig zu füh-
len. Oder um Pflichtgefühl oder Loyalität.
Wenn Ihnen Ihr Anliegen oder Ihr Bedürfnis klargeworden ist,
können Sie entscheiden, ob Sie weiter so handeln wollen (weil
Ihnen der Sinn oder die Bedeutung aufgegangen sind) oder ob
Sie es abstellen wollen, weil Sie Ihr Anliegen auch auf andere
Weise befriedigen können.
114114
Hinschauen in die ›Gegenwärtigkeit‹ – in das, was gerade ist,
mit einem unverstellten, freien Blick – und sich am Moment er-
freuen. Es gibt viele Möglichkeiten, das zu lernen. Die folgende
Übung ist vielleicht eine der schwersten.
Schalten Sie Ihr Smartphone aus und checken Sie auch keine
Nachrichten auf dem Computer. Steigen Sie aus Outlook, Face-
book, WhatsApp & Co. aus.
Legen Sie sich dafür bestimmte Zeiträume fest (beispielsweise in
der Mittagspause, am Feierabend oder am Wochenende). Über-
legen Sie, wie lange Sie es wirklich schaffen können, offline zu
sein. Ziehen Sie davon noch einmal eine Viertelstunde ab. Die-
se Zeitspanne gilt nun. Halten Sie mindestens eine Woche lang
durch.
Wenn Sie Freundinnen oder Freunde überzeugen können, mit-
zumachen, fällt es leichter. Und Sie verpassen auch nicht so viele
Nachrichten.
Offline sein
115115
Beobachten Sie, welche Gedanken und Gefühle oder auch Kör-
perempfindungen in Ihnen aufsteigen, wenn Sie offline sind.
Wenn die Woche vorüber ist: Wie geht es Ihnen? Was haben Sie
wahrgenommen? Was nehmen Sie sich vor?
Studien belegen, dass der ständige Gebrauch eines Handys zu
Schlafstörungen und Depressionen führen kann. Handykonsum
ist auch ›embodied‹: Der gesenkte Blick hält davon ab, die Welt
wahrzunehmen. Und er erzeugt eine Körperhaltung, in der man
sich klein, beengt und nicht wirkungsvoll fühlt.
116116
Wir leben in einer Zeit des fundamentalen Wandels, in der wir
erkennen, dass etwas zu Ende geht und etwas im Entstehen be-
griffen ist, dessen Ausmaße wir nicht überblicken. Große Trans-
formationen müssen politisch und institutionell gestaltet werden,
wenn es weltweit gelingen soll, den Ausstoß fossiler Verbrennung
zu senken, Müll zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.
Gleichzeitig gibt es einen individuellen Weg, die Transformation
mit zu gestalten, ohne dabei ausschließlich an das große Gan-
ze zu denken. Es geht darum, in einem Leben des Überflusses
wieder Zeit und Gestaltungsfreiheit für wesentliche Dinge zu
gewinnen, die Teil des eigenen ›guten Lebens‹ sind. Gibt es so
etwas wie ›Zeitwohlstand‹? Während die Wissenschaft dabei ist,
alternative Wege für ein gelingendes Leben ohne Zwang zum
›Weiter-So‹ zu definieren (Rosa 2016; Hunecke 2013; Paech
2012), können Sie selbst im Alltag anfangen zu üben.
Ernährung: Beim Essen scheiden sich die Geister. Möglichst
günstig soll es sein, gesund und vor allem auch lecker. Einige
schwören auf Fleisch, andere halten es für unethisch, Tiere für
Verantwortung übernehmen
117117
unsere Ernährung zu töten. So oder so spielt unsere Ernährung
eine große Rolle bei der Klimaerwärmung und dem weltweiten
Ressourcenverbrauch.
Was können Sie tun? Leben Sie eine Woche vegan! Vielleicht
gelingt es Ihnen, regional und saisonal einzukaufen.
Dokumentieren Sie eine Woche, was Sie einkaufen und essen.
Was würden Sie davon als nachhaltige Ernährung einstufen?
Wie teuer wäre es, ökologischere Produkte zu kaufen?
Konsum: Ohne Konsum geht es in unserer heutigen Gesell-
schaft nicht mehr – wir haben unser Wirtschaftssystem daran
ausgerichtet. Täglich werden wir, bewusst und unbewusst, bom-
bardiert mit Werbung und zu Kaufentscheidungen gedrängt.
Durch den massenweisen Konsum beuten wir unseren Planeten
aus und produzieren (Verpackungs-) Müll.
Was können Sie tun? Vermeiden Sie eine Woche Plastikmüll!
Dokumentieren Sie Ihren Verbrauch!
118118
Misten Sie zuhause mal aus: Was kann aussortiert werden und
wie können Sie das nachhaltig tun?
Kleidung: Der Trend liegt heute bei Fast Fashion: möglichst viele
Kleidungsstücke und alle billig. Der Preis ist für den Konsumen-
ten klein – den höheren Preis zahlen Menschen in anderen Teilen
der Welt mit ihrer Gesundheit, Sicherheit und manchmal auch
mit ihrem Leben (Lessenich 2016).
Was können Sie tun? Zwei Vorschläge: Fragen Sie beim Einkau-
fen nach, wo die Kleidung produziert wurde. Informieren Sie
sich, wo faire Kleidung angeboten wird.
Reflektieren Sie Ihr Konsumverhalten beim Thema Kleidung:
Woher kommt die Kleidung aus Ihrem Kleiderschrank und wie
alt ist sie? Entwickeln Sie Ideen, was Sie bei Ihrem Konsumver-
halten ändern und wie Sie dabei sogar Zeit sparen können.
von Annika Fricke und Nina Kiese
119119
Die folgende Übung (Blickhan 2015, S. 72f.) können Sie nur
machen, wenn Sie den ersten Teil auf S. 66f. bereits erledigt und
eine Liste mit ›Mini-Urlauben‹ vor sich haben.
Gehen Sie nun daran einen Wochenplan zu erstellen, in dem Sie
feste Zeiten für einige dieser ›Mini-Urlaube‹ eintragen. Achten
Sie darauf, auch längere Aktivitäten (ca. 20 Minuten) zu berück-
sichtigen.
Halten Sie sich an die geplanten Zeiten und Gelegenheiten für
die ›Mini-Urlaube‹ und erlauben Sie sich, sie bewusst zu genie-
ßen. Vielleicht möchten Sie sogar Urlaubsfotos machen. Das
wäre eine willkommene Möglichkeit, Ihre Collage aus dem ers-
ten Teil der Übung zu ergänzen.
Wenn die erste Woche vorüber ist, nehmen Sie sich Zeit, um zu-
rückzuschauen und zu reflektieren, wie Sie die ›Mini-Urlaube‹ in
die Tat umgesetzt haben. Genießen Sie die Urlaubserinnerungen
und lassen Sie sich inspirieren für neue Ideen und Urlaubsziele.
Vielleicht wird der ›Mini-Urlaub‹ in Zukunft ein selbstverständ-
licher Teil Ihres Alltags.
Der ›Mini-Urlaub‹ (Teil 2)
120120
›The Pursuit of Happiness‹– das Streben nach Glück ist Grund-
recht und Sehnsucht jedes Menschen gleichermaßen. Doch was
ist Glück? Jahrhundertelang haben Menschen darüber nachge-
dacht, geschrieben und geforscht. Mittlerweile gibt es in über
100 Schulen ein eigenes Schulfach ›Glück‹ (Fritz-Schubert 2017).
Aus der Positiven Psychologie kommt die Überlegung, dass, wer
weiß, was Glück im individuellen Einzelfall bedeutet, zu einer
besseren Ausgabe seiner Selbst werden kann (›Personal Best
Self‹). Wer Glück erlebt, lebt auf und kommt in die Lage, seine
Potentiale besser auszuschöpfen.
Welche Aktivitäten, Dinge, Ereignisse sind in Ihrem Leben Quel-
len für Glück (Blickhan 2015, S. 33)?
Bedenken Sie, dass es zwei verschiedene Arten von Glück gibt:
Wohlfühlglück: Genuss, Wohlbefinden, angenehme Gefühle
Werteglück: Persönliche Erfüllung und Zufriedenheit
Schreiben Sie mehrere Begriffe auf, die für Sie Wohlfühlglück
und Werteglück bedeuten!
Das Streben nach Glück
121121
Wie lange hält das Glücksgefühl an? Welche Zeitperspektive
verbinden Sie damit: Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft?
Inwiefern erleben Sie das Glück für sich allein, wo in Verbindung
mit anderen Menschen?
Welche Impulse ergeben sich daraus für Ihre zukünftigen Planun-
gen? Was nehmen Sie sich vor? Wohin geht die Reise für Sie?
122122
Zielauslöser setzenWenn Sie eine Gewohnheit ändern wollen, müssen Sie damit
rechnen, automatisch wieder in Ihre alten Muster zu fallen. Sie
können sich das bildhaft so vorstellen, als ob Ihre bisherige Ge-
wohnheit eine Art neuronale Autobahn ist, auf die Sie sofort
auffahren, sobald bestimmte äußere oder innere Reize dies
nahelegen. Ihr Wunsch, es anders zu machen, ist dagegen zu-
nächst nur eine Art Trampelpfad.
Die folgende Selbstmanagement-Übung aus dem ›Zürcher Res-
sourcen Modell‹ (Storch, Krause, 2014) zielt darauf ab, Sie zu
unterstützen, an der Autobahnauffahrt den Trampelpfad zu
nehmen, der immer breiter und fester wird, je häufiger Sie ihn
nutzen. Bis eines Tages die alte Auffahrt verschwunden und der
neue Pfad automatisiert ist.
Suchen Sie sich einen Gegenstand aus, den Sie assoziativ und
bildhaft, mit Ihrem (Verhaltens-)Ziel in Verbindung bringen. Das
kann ein spezieller Stein in der Hosentasche sein, ein farbiger
Pullover, ein ledernes Armband, ein Aufkleber neben der Woh-
nungstür, ein Parfüm, ein Handyklingelton oder ein Foto auf Ih-
rem Startbildschirm. Der Gegenstand kann mobil oder stationär
123123
sein. Er sollte auf jeden Fall unter Ihrer eigenen Kontrolle stehen
und er sollte neu sein, da ›alte‹ Gegenstände neurobiologisch
schon anders besetzt sind.
Machen Sie sich eine Liste, was für Gegenstände dies sein könn-
ten. Es gibt kein Richtig oder Falsch, legen Sie einfach los.
Bringen Sie Ihre Gegenstände in Position. Wenn es etwas in
Ihrem WG-Zimmer ist, platzieren Sie es sichtbar; wenn es etwas
zum Herumtragen ist, nehmen Sie es mit.
Die Gegenstände funktionieren unwillkürlich als sogenann-
te ›Primes‹. Das sind Stimuli, die unterhalb der Bewusstseins-
schwelle wirken. Sie lernen gewissermaßen Ihr neues Ziel, ohne
daran zu denken. Die Methode der unbewussten Zielverfolgung
ist schnell und effektiv, weil Sie keine kognitiven Ressourcen
brauchen.
124124
Priorisieren mit der Eisenhower-MethodeGerade wenn wir besonders viel zu tun haben, verlieren wir
schnell den Überblick und wissen gar nicht, mit welcher Auf-
gabe wir beginnen sollen. Eine Methode, die hilft, sich einen
Überblick zu verschaffen und Prioritäten zu setzen, ist die Eisen-
hower-Matrix. Hierbei werden zu erledigende Aufgaben nach
Wichtigkeit und Dringlichkeit in vier Kategorien aufgeteilt.
Schreiben Sie zunächst alle Aufgaben auf, die zu erledigen sind.
Anschließend bewerten Sie diese im Hinblick auf ihre Wichtig-
keit und ihre Dringlichkeit.
Eine Aufgabe ist wichtig, wenn sie der Erreichung Ihrer Ziele dient.
Bringt Sie eine Aufgabe Ihren Zielen nicht näher, wird sie als un-
wichtig eingestuft. Hierfür ist es sinnvoll, sich seine Ziele im Vorfeld
noch einmal genau vor Augen zu führen (z.B. Klausur XY bestehen).
Eine Aufgabe ist dringlich, wenn sie bis zu einem nahen Termin
in der Zukunft erledigt sein muss (nahende Deadline). Muss eine
Aufgabe erst zu einem späteren Zeitpunkt erledigt werden, ist
sie nicht dringlich.
125125
Aufgaben der Kategorie B sind insofern interessant, weil sie Sie
Ihren größeren Zielen näherbringen. In Kategorie C fallen All-
tagsgeschäfte. Vielleicht kann in einer stressigen Phase eine Mit-
bewohnerin oder ein Mitbewohner Ihnen etwas abnehmen. In
die Kategorie D fallen alle Aufgaben, die Sie vom Eigentlichen
abhalten (Mails, Nachrichtenseiten, Facebook etc.).
von Britta Hoffmann
wich
tig
dringend
Asofort selbst
erledigen
Cdelegieren
Bterminieren und selbst erledigen
Dnicht bearbeiten
nicht dringend
nich
t wich
tig
126126
Interkulturalitäts-Journal Unterschiedliche Sprachen, Traditionen und Religionen sind
schon lange fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Für ein har-
monisches Zusammenleben in einer kulturell vielfältigen Welt ist
es wichtig, Unbekanntem und kulturell Andersartigem mit To-
leranz und Wertschätzung zu begegnen. Hierfür sind vor allem
Empathie, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, Offenheit und
Aufmerksamkeit bedeutsam.
Um diese Fähigkeiten zu üben, können Sie in den nächsten zwei
Wochen ein Interkulturalitäts-Journal führen: Suchen Sie sich
dafür mindestens vier Situationen (eigene Begegnungen, Beob-
achtungen, mediale Darstellungen), zum Beispiel interkulturelle
Begegnung am KIT, im Sportverein, im Restaurant, in Filmen
oder auf Social Media.
Es muss sich hierbei nicht um künstliche Situationen handeln,
es können spontane Begegnungen oder Beobachtungen aus
Ihrem Alltag sein. Beschreiben und reflektieren Sie diese Situa-
tionen. Die folgenden Leitfragen können Ihnen Anreize bieten
Ihre Erfahrungen systematisch zu reflektieren.
127127
Wie ging es Ihnen in/mit der interkulturellen Situation? Was ha-
ben Sie wahrgenommen? Was denken Sie, wie sich die anderen
beteiligten Personen in der Situation gefühlt haben? Haben Sie
sich in der Lage gefühlt, angemessen zu reagieren? Falls nicht,
was bräuchte es dafür noch? Wurden Ihre Erwartungen an die
Situation erfüllt? Was hat Sie überrascht? Haben Sie bei sich
selbst Stereotype feststellen können? Welche Schlüsse ziehen
Sie aus der Situation? Welche weiterführenden Denkanstöße
haben Sie durch die Situation gewonnen?
Falls sich im Zeitraum von zwei Wochen nicht ausreichend
›neue‹ interkulturelle Situationen ergeben, können Sie eine frü-
here Situation reflektieren.
von Anna Lehner
128
129
130130
Wer sich seiner selbst bewusst und mit sich im Reinen ist,
der spürt so etwas wie Selbstsicherheit. Viele der Übun-
gen, die in den vorigen Kapiteln behandelt worden sind,
haben vielleicht dazu beigetragen, dass Sie sich Ihrer
selbst (besser) gewahr geworden sind. Und vielleicht ha-
ben Sie bei der ein oder anderen Aufgabe bemerkt, wie
Ihnen das regelmäßige Üben Sicherheit verleiht.
Die nun folgenden Übungen werden Ihnen Möglichkeiten
aufzeigen, wie Sie auch in der Kommunikation nach außen
mit sich verbunden bleiben können. Die meisten Übungen
stammen von den Lehrbeauftragten aus dem Schwerpunkt
»Kommunizieren und Präsentieren« am HoC. Die Übungen
wirken einmal mehr nicht als Werkzeuge, die Ihnen bei der
Selbstinszenierung helfen. Sie bekommen keine künstli-
chen Muskeln, um wie ein Cowboy oder Superman durch
die Welt zu staksen. Vielmehr geht es darum, dass Sie sich
Ihrer Körperlichkeit bewusst werden: in der Stimme, in der
Körperhaltung, mit der eigenen Handschrift oder in der Art
und Weise, wie Sie mit anderen in Beziehung treten.
Selbstsicher auftreten
131131
In der Wissenschaft spricht man dabei von ›Embodiment‹,
was wörtlich Verkörperung bedeutet und die Einbezie-
hung des Körpers in das Denken bezeichnet. Embodi-
ment-Ansätze betrachten Menschen als Einheit von Leib
und Geist. Körperliches und psychisches Geschehen wir-
ken permanent und wechselseitig aufeinander (Bidirek-
tionalität) und sind untrennbar miteinander verbunden.
Der Körper ist das Organ, mit dem Sie die äußere Welt
erleben.
Den eigenen Körper als Wahrnehmungsraum zu erfahren,
ist ein direkter und verhältnismäßig leicht zu lernender
Weg der Emotionsregulation. Wissenschaftliche Studien
zum Embodiment zeigen, dass die gezielte Beeinflussung
von Körpervariablen wie Gesichtsausdruck, Handbewe-
gungen, Körperhaltungen und Körperbewegungen Ein-
fluss haben auf Affekte und Emotionen, motivationale
Prozesse, Gehirnaktivität sowie auf Einstellungen und Be-
wertungen (Storch u.a. 2015).
132132
Wie andere Muskeln im Körper kann auch die Stimme vor ihrem
Einsatz ›aufgeweckt‹ werden. Um die Stimme fit zu machen,
sollte zuvor der ganze Körper aufgewärmt werden, um ihn in
einen aktiven Spannungszustand zu versetzen. Dabei ist auf
eine aufrechte Körperhaltung zu achten. So wird der Atemfluss
positiv beeinflusst, das Zwerchfell ist beweglich, die Spannungs-
verhältnisse der Muskulatur befinden sich in Balance.
Diese aufrechte Körperhaltung – nicht zu verwechseln mit dem
soldatischen »Bauch rein, Brust raus« – erreichen Sie, wenn Sie
Ihr Brustbein ›öffnen‹. Da, wo Ihre vorderen mittleren Rippen
zusammenkommen – Sie können diese Stelle deutlich mit den
Fingern spüren, da ist der Punkt, auf den es ankommt. Lassen
Sie sich dort einmal zusammensinken: Ihr Oberkörper hängt wie
›ein Schluck Wasser in der Kurve‹, d.h. spannungslos. Jetzt be-
wegen Sie langsam Ihr Brustbein nach oben. Sie merken, wie
sich dabei auch Ihr Brustkorb aufrichtet. Dieser Punkt Ihres Kör-
pers ist wie ein ›Scheinwerfer‹. Sinken Sie an dieser Stelle ein,
ist der ›Scheinwerfer‹ aus und Ihre Präsenz schwach. Stehen Sie
aufrecht, ist der ›Scheinwerfer‹ an.
Scheinwerfer an!
133133
Experimentieren Sie nun mit dieser Übung, indem Sie bewusst
den ›Scheinwerfer‹ ein- und ausschalten. Wiederholen Sie zwi-
schendurch diese Übung. Wie geht es Ihnen nach dieser Übung?
Spüren Sie, dass sich Ihre Ausstrahlung innerhalb von Sekunden
verändert?
Machen Sie Ihren ›Scheinwerfer‹ an, wenn Sie vor einer Grup-
pe sprechen. Diese Haltung hat auf den Zuhörer eine positive
Wirkung.
von Ruth Floeren
134134
Die Stimme fit halten, wie macht man das? Zum Beisiel mit
Atemübungen. Vielleicht denken Sie: »Warum sollte ich Atem-
übungen machen? Atmen kann doch wohl jeder!« So ist es. Der
Atem ist die Grundlage unseres Lebens. Doch in Stresssituatio-
nen, bei Aufregung, Lampenfieber oder unter Leistungsdruck
wird unser ruhiger Atemrhythmus unterbrochen. Wir schnap-
pen nach Luft, wir atmen laut, keuchend, geraten in Atemnot.
Der Atem ist eine vegetative Körperfunktion, aber der Mensch
kann den Atem beeinflussen und trainieren. Sie kennen sicher
den Rat: »Erst einmal tief Luft holen!« Worauf man sich mit Luft
vollsaugt und dann atemlos mit seiner Rede beginnt. Bei dem
Gefühl von Atemnot hat der Redner zu viel und nicht zu wenig
Luft. Der Spruch ist zwar verbreitet, aber atemtechnisch falsch!
Versuchen Sie es mal umgekehrt. Bevor Sie anfangen zu spre-
chen, atmen Sie erst einmal aus.
Nehmen Sie eine aufrechte, ausbalancierte Haltung einStehen Sie geerdet, Beine hüftbreit auseinander, Arme locker
verräumt, Körperspannung: ›Scheinwerfer‹ an (siehe S. 132).
Powertraining für die Stimme
135135
Wecken Sie Ihr Zwerchfell aufAtmen Sie kräftig »fffff« aus. Stellen Sie sich vor, Sie blasen eine
Kerze aus. Atmen Sie kräftig und lang auf »sch« aus. Stellen Sie
sich vor, Sie verscheuchen mindestens zehn Hühner. Atmen Sie
langsam auf »sssss« (scharfes s) aus, kurz innehalten, anschlie-
ßend mit »sch« ausfließen lassen, innehalten, gesamten Atem auf
»ff« mit einem kraftvollen Impuls ausblasen, innehalten. Lassen
Sie ›es‹ automatisch einatmen.
Trainieren Sie Ihre ArtikulationsmuskelnZiehen Sie Ihre Lippen abwechselnd breit und bilden Sie einen
Rüssel. Kreisen Sie mit Ihrer Zunge zwischen Lippen und Zähnen.
Schliesen Sie mit Lippenflattern ab.
Entfalten Sie Ihre StimmeGähnen Sie und lassen Sie dabei ›Urlaute‹ hören. Klopfen Sie
Ihren Körper wach und lassen dabei ›Orang-Utan-Geräusche‹
hören. Brummen Sie gemütlich auf »mmmm«. Schmatzen und
kauen Sie genüßlich: »Hmm, schmeckt das lecker!« (Indiffe-
renzlage finden, siehe S. 138f.). Legen Sie Ihre Hände wie eine
Klangschale vor den Mund und summen Sie »hmmmmm« hin-
ein, öffnen Sie zu »mooh, maah, meeeh, miiih, muuh«. Finden
136136
Sie die Stelle in der Hand, an den Fingern ..., die deutlich vibriert
(= vorne sprechen)! Legen Sie Ihre Hände trichterförmig vor den
Mund und rufen Sie: »hallo«, »komm her«, »he du«, »hierher«,
»halt«; dann wiederholen Sie die Rufe ohne Trichter. Das geht
jetzt viel müheloser, oder?
Fokussieren Sie sich auf die jeweilige Sprechsituation Konzentrieren Sie Ihre Energie auf Ihre Zuhörerinnen und Zu-
hörer, Ihre Gesprächspartnerinnen und Gesrpächspartner oder
Ihr Publikum.
Wiederholen Sie diese Übungen eine Woche lang jeden Tag.
Wie geht es Ihnen nach diesen Übungen? Spüren Sie, wie diese
Übungen die Gesichts- und Kiefermuskeln, Zunge und Lippen
lockern und die Stimme auf ihren Einsatz vorbereiten?
von Ruth Floeren
137137
Selbstsicherheit gewinnen Sie nicht nur, wenn Sie auf sich ach-
ten, sondern auch, wenn Sie sich mit anderen Menschen in Ihrer
Umgebung verbinden. Es gehört zu den Grundbedürfnissen
jedes Menschen, sich autonom zu entfalten und mit anderen
in Resonanz zu treten. Beide Seiten – aktiv werden und in Be-
ziehung treten – gehören zusammen. Daher ist die folgende
Übung tatsächlich auch hilfreich, um sich selbst besser gewahr
zu werden.
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit eine Woche lang auf die Art,
wie Sie zuhören. Achten Sie besonders auf die verschiedenen
Impulse, die Sie möglicherweise haben: Ihrem Gegenüber ins
Wort zu fallen; schon an Ihre Antwort zu denken, bevor der
andere ausgesprochen hat oder gedanklich abzuschweifen. Ist
es Ihnen möglich, zuzuhören, ohne mit dem Gesagten einver-
standen zu sein? Einfach zuhören? Achten Sie auf Ihre Emp-
findungen, Ihren Gesichtsausdruck und lenken Sie Ihre Auf-
merksamkeit auf die Stimme Ihres Gesprächspartners: auf den
Klang, ihre Beschaffenheit und ihre Intensität.
von Manuela Schnaubelt
Achtsam in Beziehungen
138138
Für die Stimmgesundheit ist das Sprechen in der mittleren
Sprechstimmlage, der sogenannten Indifferenzlage, von beson-
derer Wichtigkeit. Es ist die Tonlage, in der Sie mit dem gerings-
ten Kraftaufwand sprechen. Hier klingt Ihre Stimme am besten.
Die Muskelentspannung des Sprechers überträgt sich auf die
Zuhörer: Das bewirkt, dass man konzentrierter zuhören kann.
Der Sprecher wird als kompetent und souverän wahrgenom-
men. Wie finden Sie diese Wohlfühllage der Stimme?
Setzen oder stellen Sie sich bequem, aber aufrecht hin. Stellen
Sie sich vor, Sie hätten Ihr Lieblingsgericht im Mund. Sie kauen
und genießen: »hmmm!«. Ihre Stimme bewegt sich entspannt
von oben nach unten, Ihre Lippen vibrieren locker. Kauen Sie
weiter und verlängern Sie nach jedem dritten »hmmm!« zu
»hmmmschmecktdaslecker«. Strengen Sie sich dabei nicht an,
bleiben Sie aber aktiv. Dazu nicken Sie leicht mit dem Kopf:
»hmmmschmecktdaslecker.Jaaa.Jaaa!« Wiederholen Sie das so
lange, bis Sie merken, dass Ihr Hmmm... immer und ohne Nach-
denken in der gleichen Höhe erklingt. Das ist Ihre sogenannte
Indifferenzlage. Die Lage, in der Ihnen die Stimmerzeugung völ-
lig mühelos gelingt.
Die Indifferenzlage finden
139139
Sprechen Sie jetzt folgenden Satz ohne Modulation in genau
dieser Lage: »Das Wetter soll noch mal richtig schön werden!«
Das klingt doch fast ein wenig gelangweilt, oder? Genau: eben
indifferent, aber dafür mühelos.
Jetzt sagen Sie diesen Satz noch einmal. Sie starten in Ihrer In-
differenzlage. Dann versuchen Sie sich und andere davon zu
überzeugen. Sie sprechen also mit Emotion. Sie spüren, dass
Ihre Stimmlage jetzt ungefähr ein bis zwei Töne über Ihrer Indif-
ferenzlage erklingt. Hier liegt also Ihre natürliche Sprechtonlage,
d.h. nah an Ihrer Indifferenzlage.
Wiederholen Sie täglich zwischendurch diese Übung. Wie geht
es Ihnen nach dieser Übung? Spüren Sie, wie angenehm, mü-
helos und schonend der Körper das Sprechen organisiert, wie
authentisch das Schwingen um die normale Tonlage ist?
von Ruth Floeren
140140
Falls es Ihnen schwerfällt, Ihre Wünsche zu äußern, kann Ihnen
diese Übung (nach Rubin 2015, S. 50) helfen, das Wünschen zu
üben: selbstbewusst und freundlich.
Überlegen Sie, welche Wünsche Sie in letzter Zeit nicht adres-
siert haben. Vielleicht möchten Sie, dass ein lieber Mensch mehr
Zeit mit Ihnen verbringt oder dass eine Kommilitonin Ihnen
bei einer Präsentation hilft. Oder Sie wünschen sich, dass Ihre
Mitbewohner mal wieder saubermachen. Oder Sie möchten in
diesem Jahr mal bestimmen, wohin Sie mit Ihrer Freundin oder
Ihrem Freund in den Urlaub fahren.
Überlegen Sie sich vier Dinge, die Sie sich von jemand anderem
wünschen. Schreiben Sie auf, wie Sie Ihre Wünsche formulieren
möchten. Seien Sie deutlich und direkt. Statt: »Es muss mal wie-
der saubergemacht werden!«, sollte es heißen: »Ich bitte dich,
morgen den Abwasch zu machen«. Achten Sie darauf, dass Sie
sich dabei nicht ›klein machen‹ oder entschuldigen. Wichtig ist
auch, dass Sie Ich-Botschaften verwenden.
Wunschkonzert
141141
Tragen Sie Ihren Wunsch nicht zwischen Tür und Angel vor und
sprechen Sie in einem ruhigen, freundlichen Ton. Halten Sie da-
bei Blickkontakt. Wenn Ihr Wunsch keinen Anklang findet, ver-
suchen Sie den Grund dafür herauszufinden. Zeigen Sie dann
mögliche Alternativen auf. Wenn Ihr Wunsch akzeptiert wird,
freuen Sie sich darüber und nehmen Sie es ohne schlechtes Ge-
wissen an.
142142
Diese Übung kann als praktische Hilfestellung eingesetzt wer-
den, um sich in zwischenmenschlichen Beziehungen zu positio-
nieren, die eigenen Bedürfnisse zu vertreten oder einen Konflikt
anzusprechen. Durch die Berücksichtigung der Ebenen Wahr-
nehmung, Wirkung und Wunsch treten wir unserer Gesprächs-
partnerin und unserem Gesprächspartner wertschätzend gegen-
über und vermeiden so unnötige Vorwürfe, Verletzungen oder
Abwertungen.
.
Wahrnehmung: Beginnen Sie damit, Ihre Wahrnehmung der
Situation darzustellen. Beschreiben Sie ganz konkret, was Sie ge-
sehen oder gehört haben. Vermeiden Sie dadurch Verallgemei-
nerungen und bewerten Sie nicht. »Mir ist aufgefallen, dass…«
Wirkung: Beschreiben Sie die Auswirkungen, die das Verhalten
oder das Gesagte Ihres Gegenübers auf Sie selbst und gegebe-
nenfalls auf andere hat. Äußern Sie vor allem, was Sie dabei
fühlen. Gefühle sind unsere ›Privatereignisse‹, die von außen
nicht in Frage gestellt werden können. Sie dienen dem Anderen
außerdem als wichtigen Anhaltspunkt im Gespräch. »Das be-
deutet für mich/ Ich habe mich darüber geärgert…«
Offen Kommunizieren
143143
Wunsch: Beschreiben Sie Ihre Bedürfnisse. Sagen Sie klar, was
Sie sich in Zukunft wünschen. Gerade in angespannten Gesprä-
chen neigen wir dazu in Muster zu fallen, dem anderen Vorwür-
fe zu machen oder Forderungen zu stellen. Wünsche können wir
hingegen frei formulieren, ohne unser Gegenüber unter Druck
zu setzen. »Ich wünsche mir in Zukunft / Ich möchte dich bit-
ten…«
von Marie-Hélène Seidl-Scheerer
144144
Wenn Sie denken, Ihr Gehirn sei ein reines Denkorgan, das weit-
gehend losgelöst und unabhängig vom Körper existiert, irren Sie
sich. Menschen haben keine leibliche und daneben emotionale
und daneben kognitive Beziehung zur Welt; es handelt sich viel-
mehr um ein und dieselbe Weltbeziehung (vgl. Rosa 2016, S.
144 ff.).
Embodiment-Ansätze (›Embodiment‹ bedeutet wörtlich ›Verkör-
perung‹) betrachten Menschen als Einheit von Leib und Geist.
Körperliches und psychisches Geschehen wirken permanent
aufeinander und sind untrennbar miteinander verbunden. Die
meisten Menschen kennen die Verbindung oft nur aus der einen
Richtung: Wenn Sie sich nicht wohl fühlen, weil Sie zum Bei-
spiel denken, dass Sie als einziger Mensch mal wieder die selbst
gesteckten Ziele bei der Prüfungsvorbereitung nicht schaffen,
werden Sie wahrscheinlich Ihre Schultern zusammenziehen und
ganz gekrümmt am Schreibtisch sitzen. Aber die Beeinflussung
funktioniert auch in die andere Richtung.
Power Poses
145145
Studien zum Embodiment zeigen, dass die experimentelle Mani-
pulation von Körpervariablen wie Gesichtsausdruck, Handbewe-
gungen, Körperhaltungen und Körperbewegungen Einfluss auf
Emotionen, motivationale Prozesse, Gehirnaktivität, Einstellun-
gen und Bewertungen haben. Wenn Sie also zu viel Zeit am Tag
mit gesenktem Blick und rundem Rücken vor Ihrem Smartphone
verbringen, wird das Auswirkungen auf Ihre Gefühle und Ihre
Befindlichkeit haben (Storch et al. 2010).
Probieren Sie es aus, indem Sie zwei Minuten am Tag Körper-
haltungen einnehmen, in denen Sie sich machtvoll fühlen. Die
amerikanische Sozialpsychologin Amy Cuddy erklärt Ihnen in
ihrem TED-Talk (www.youtube.com/watch?v=Ks-_Mh1QhMc)
die Hintergründe dieser ›Power Poses‹. Auch wenn die Wirkun-
gen der ›Power Poses‹ wissenschaftlich nicht eindeutig erwiesen
sind, ist es eine gute Methode, um Embodiment im Alltag aus-
zuprobieren.
146146
»Ein wichtiger Weg, zu sich selbst zu kommen, und bei sich zu
sein, ist der Weg über den Leib«, schreibt Pater Anselm Grün
(2014, S. 59). Die folgende Steh-Übung folgt seinen Empfeh-
lungen. Probieren Sie sie doch einmal aus, wenn Sie einen Vor-
trag halten oder eine Präsentationsprüfung haben. Es geht nicht
darum, dass Sie versuchen, auf eine künstliche Art zu imponie-
ren, sondern dass Sie durch den Körper langsam mehr Selbst-
vertrauen einüben. Im Körper können Sie spüren, dass Sie ohne
Schauspielerei zu sich selbst stehen können, mit allem, was Sie
ausmacht.
Stellen Sie sich hüftbreit auf. Die Knie sind leicht angewinkelt.
Wippen Sie leicht vor und zurück, gerade so, dass Sie bemerken,
wie Sie gegensteuern müssen, um nicht nach vorne oder hinten
zu kippen. Pendeln Sie sich ein, bis Sie spüren, dass Sie genau in
der Mitte der Füße ausgerichtet sind.
Stellen Sie sich vor, Sie seien ein Baum, dem Wurzeln in die Erde
wachsen. Spüren Sie, wie Sie fest verwurzelt stehen.
Steh-Übung
147147
Dann fokussieren Sie Ihren Brustkorb, Ihre Wirbelsäule und Ihren
Kopf und stellen sich vor, wie Sie als Baum Ihre Krone breit und
groß ausrichten. Wenn Sie möchten, schließen Sie die Augen.
Nun sagen Sie sich (laut oder leise) folgende Sätze:
»Ich habe einen Standpunkt. Ich stehe mit beiden Füßen auf
dem Boden. Ich habe Stehvermögen. Ich kann etwas durchste-
hen. Ich kann für etwas einstehen. Ich kann für mich einstehen.
Ich stehe zu mir. Ich stehe in mir.«
Sie können diese Sätze mehrmals wiederholen. Blieben Sie
einen Augenblick stehen. Spüren Sie nach. Danach halten Sie
Ihren Vortrag oder Ihre Präsentation. Was macht diese Übung
mit Ihnen?
148148
Viele denken beim Visualisieren von Flipcharts an hübsche ›Bild-
chen‹ und ›Symbole‹ – und vergessen dabei eine wichtige visu-
elle Vokabel: die Schrift! Folgende Übung gibt Anstöße, wie es
gelingt, nur mit Schrift Dinge auf den Punkt zu bringen.
Immer wenn es um ein Thema, ein Problem oder eine Lösung
geht, gibt es das ›Wichtigste‹, ›Wichtiges‹, ›weniger Wichtiges‹
und letztlich ›Nebensächliches‹.
Erst wenn Sie Prioritäten klar herausarbeiten, wird aus Informa-
tion verdaubares Wissen. Visualisierung heißt, Information ver-
dichten! Wie bei einem gelungenen Rezept sind nicht allein die
Zutaten ausschlaggebend, sondern vor allem die Abstimmung
und Mengen der einzelnen Zutaten! Wenn alles gleich wich-
tig oder unwichtig ist, entsteht ungenießbarer Einheitsbrei. Die
Qualität bleibt auf der Strecke.
Eine Übung dazu: Sicherlich treibt Sie gerade ein bestimmtes
Thema um. Oder Sie müssen etwas für andere zusammenfassen.
Inhalt und Fokus
149149
1. Wie können Sie das gesamte Thema in einem kurzen Satz
bzw. Schlagwort für Ihre Überschrift zusammenfassen?
2. Welche Schlagworte sind notwendig, um das Thema weiter
zu erklären? Schreiben Sie diese Schlagworte in der passen-
den Reihenfolge (kleiner als die Überschrift!) auf. Lassen Sie
dazwischen Raum für weitere Ergänzungen.
3. Nutzen Sie nun eventuell Symbole wie Pfeile, Linien zum
Trennen oder Verbinden, Textboxen und Unterstreichungen,
um einzelne Wörter hervorzuheben, und vielleicht noch
eine zusätzliche Farbe, um noch mehr Klarheit herzustellen.
Vielleicht möchten Sie in kleiner Schreibschrift noch kleine
Kommentare einfügen. Achten Sie aber darauf, dass trotz
dieser Ergänzungen das Blatt nicht zu voll wird.
4. Nehmen Sie ein weiteres Blatt, Ihr ›Papierkorbblatt‹. Darauf
schreiben Sie, welche Informationen Sie bewusst weggelas-
sen haben. Vertrauen Sie grundsätzlich darauf, dass unser
Gehirn eine wunderbare Eigenschaft hat: »Wenn ich auf
der richtigen Spur bin, fallen mir notwendige Details ein.«
Es ist wie bei der Orientierung. Erinnere ich mich an eine
bestimmte Kreuzung, erinnere ich mich automatisch wie-
der an weitere Wegpunkte.
150150
5. Nun schauen Sie sich Ihr Blatt mit den Notizen bewusst
an. Es sieht doch schon anders aus als Ihre üblichen Auf-
schriebe. Schon die unterschiedlichen Schriftgrößen und
die bewusstere Platzierung aller Elemente schaffen Struktur
und Gliederung. Wie Sie das noch weiter optimieren, dazu
gleich mehr.
6. Wenn Sie Lust haben, machen Sie das Gleiche nochmals.
Aber nutzen Sie Ihr Nachdenken über die erste Version, um
alles noch präziser auf den Punkt zu bringen. Vielleicht wird
Ihr Papierkorbblatt voller. Optimieren Sie die Aufteilung auf
dem Blatt ebenso wie die Schriftgrößen hinsichtlich Über-
sichtlichkeit und klarer Bedeutung.
7. Und wenn Sie Lust haben, machen Sie es zum dritten Mal.
Experimentieren Sie diesmal aber mit einem anderen For-
mat. So gewinnen Sie erste Erfahrungen für welches The-
ma sich ein Hoch- oder Querformat besser eignet.
Denken Sie künftig immer an folgende Fragen, um den Inhalt
und Fokus eines Themas herauszuarbeiten: »Um was geht es?
Und um was geht es im Detail? Wie setze ich die Prioritäten, was
lasse ich weg? Wie reduziere ich sinnvoll die Komplexität?«
151151
Dies alles können Sie durch die Größenverhältnisse und die An-
ordnung der Schrift klar zum Ausdruck bringen. Und wenn Ih-
nen dann zu den wichtigsten Punkten doch noch ein ›Bildchen‹
und ›Symbol‹ einfällt, gelingt alles noch besser.
Text und Illustration von Siegfried Bütefisch
LEAFIEST1 Ägäis
Ä j
müssen ganz wichtigvergüten
f
152152
Unsere Haltung ist ein Muster der Spannungsverteilung der
Muskulatur. Wenn wir uns bestimmte Bilder vorstellen, regen
wir unser Nervensystem an, dieses Muster zu überprüfen und
ggf. zu verbessern. Dadurch wird die Spannungsverteilung aus-
geglichen. Das führt zu einer aufrechteren und entspannteren
Haltung, größeren Beweglichkeit und mehr Leichtigkeit in der
Bewegung.
Stellen Sie sich aufrecht hin, die Füße parallel nach vorne aus-
gerichtet, um etwa Hüftgelenksbreite (nicht Hüftbreite!) ausei-
nander. Schultern und Arme hängen nach unten, der Kopf ist
aufgerichtet und der Nacken lang, der Blick geht zum Horizont.
Schließen Sie die Augen (evt. richtet sich der Kopf dann noch-
mal ein wenig auf).
Stellen Sie sich nun vor, dass am obersten Punkt ihres Kopfes,
am Schädeldach, ein Marionettenfaden befestigt ist. Er hält
Ihren Körper aufrecht. Sie müssen also nichts dafür tun, um auf-
gerichtet zu sein. Bleiben Sie bei dieser Vorstellung für etwa eine
Marionette
153153
Minute. Lassen Sie zu, dass Ihre Schultern und Ihre Schulterblät-
ter sinken, Ihr Kopf sich aufrichtet und Ihr Hals sich verlängert.
Stellen Sie sich dann vor, dass am oberen Ende des Brustbeins
(dort, wo die Schlüsselbeine fast zusammenkommen) ein Ma-
rionettenfaden befestigt ist. Ihr Brustkorb wird an diesem Faden
gehalten. Bleiben Sie bei dieser Vorstellung für etwa eine Minu-
te. Lassen Sie zu, dass Ihr Brustkorb sich hebt und Ihr Atem sich
vertieft. Vielleicht seufzen Sie sogar.
Wenn Sie wollen, können Sie eine andere Person bitten, Sie
zu unterstützen, indem sie die beiden Punkte mit einem Finger
leicht berührt. Dadurch können Sie sich die Orte, an denen die
Fäden befestigt sind, leichter vorstellen. Beobachten Sie, wie
sich durch die Vorstellungen Ihre Körperhaltung und vielleicht
sogar Ihr Gesichtsausdruck verändert, und Sie sich gelassener
und zuversichtlicher fühlen. Fragen Sie dann die andere Person,
ob sich ihr Eindruck von Ihnen verändert hat.
von Dirk Schuka
154154
Unter Stress wird unsere Atmung flacher: Der Bauch wird fest,
beim Einatmen gibt es weniger Bewegung im Zwerchfell; der
Brustkorb bleibt im Zustand der Einatmung, die Muskeln der
Schultern und Rippen können beim Ausatmen nicht mehr ent-
spannen. Eine flache Atmung geht einher mit dem Gefühl der
Anspannung und Unsicherheit, eine tiefe und volle Atmung mit
einem Gefühl der Ruhe und Kraft.
Stellen Sie sich aufrecht hin, die Füße parallel, um Hüftgelenks-
breite (nicht Hüftbreite!) auseinander. Die Knie ganz leicht ge-
beugt, so dass das Becken etwas beweglicher wird. Der Kopf ist
aufgerichtet und der Nacken lang, der Blick geht zum Horizont.
Legen Sie eine Hand auf Ihren Unterbauch (in den Bereich zwi-
schen Bauchnabel und Schambein), die andere auf Ihr Brustbein.
Beobachten Sie für jeweils einige Atemzüge lang die Atembe-
wegung zuerst im Bauch-, dann im Brustbereich: Wo gibt es
Bewegung beim Einatmen und beim Ausatmen? Was verändert
sich im Unterbauch, was im Brustkorb, wenn Sie atmen? Lassen
Sie Ihre Atmung dabei unverändert, greifen Sie also nicht gezielt
in den Ablauf Ihrer Atmung ein!
Kraftatmung
155155
Schicken Sie nun für einige Atemzüge mit jedem Einatmen in
Ihrer Vorstellung den Atem bis hinunter in das Becken (oder so-
gar bis zum Beckenboden). Falls Sie eine Bewegung im Bauch
merken, verstärken Sie sie sanft, ohne dabei etwas zu forcieren.
Lassen Sie dann für einige Atemzüge mit jedem Ausatmen die
Schultern und die Rippen nach unten sinken (nicht aktiv nach
unten ›ziehen‹).
Kombinieren Sie beide Abläufe miteinander: Für einige Atem-
züge jeweils beim Einatmen in der Vorstellung den Atem ins
Becken schicken, beim Ausatmen Schultern und Rippen sinken
lassen. Schließlich probieren Sie es auch ohne Hilfe der Hände
aus. Genießen Sie die Ruhe, die dabei entsteht und beobachten
Sie, wie die Anspannung nachlässt und sich ein Gefühl der Kraft
in Ihnen einstellt.
von Dirk Schuka
Arts & Sciences Exhibitions and Publishing GmbH in Kooperation mit Stapferhaus Lenzburg (2014): Entscheiden. Das Magazin zur Ausstellung. Essays und Expertengespräche, Interviews und Reportagen, Bildstrecken und Infografiken, Tipps und Tricks. Heidelberg: Arts & Sciences Exhibitions and Publishing GmbH
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DankAllen Beiträgerinnen und Beiträgern zu diesem Booklet
danken wir für den fruchtbaren Austausch und die vie-
len Ideen. Es war wichtig, so viele Verbündete zu haben:
Herzlichen Dank dafür! Leni Seidl-Scheerer danken wir
zudem für ihr Fachlektorat, Carina Lübben für ihre Unter-
stützung bei der Endredaktion.
Mit dem Booklet stehen wir als Zwerge auf den Schultern
von Riesen: Es gibt viele Autorinnen und Autoren, die uns
inspiriert haben; das Literaturverzeichnis kann unseren
Dank nur nominell zum Ausdruck bringen. Das Booklet
gäbe es nicht ohne Merve Simsek und Immanuel Zeh, die
mit Herzblut und kreativen Ideen das Werden des Book-
lets begleitet und es gestalterisch realisiert haben – an sie
geht ein besonderer Dank! Schließlich danken wir den
lieben Dozierenden am HoC für ihr breites und abwechs-
lungsreiches Veranstaltungsangebot, mit dem sie die The-
men dieses Booklets unseren Studierenden nahebringen.
Anna Lehner und Michael Stolle