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G eboren im Sternzeichen des Kreb- ses und familiäre Wurzeln am Bo- densee – damit ist die Liebe zum Wasser Brigitte Ott-Goebel in die Wiege ge- legt worden. „Da bin ich einfach in meinem Element“, schwärmt sie. Das gilt für Som- mer und Winter. Von Mitte Mai bis Mitte September zieht sie jeden Morgen um 7 Uhr ihre Bahnen im Sillenbucher Bädle. Die Unternehmensberaterin zählt dort zu den besonders Sportlichen unter den Besu- chern. „Ich schwimme stets mit Brille und Bademütze“, betont sie. „Die Mütze schützt die Ohren. So bin ich abgeschottet, auch vor Lärm.“ Und deshalb besitzt Brigit- te Ott-Goebel eine veritable Sammlung an Badehauben. Jene allerdings mit der Start- nummer 173 sticht heraus. Mit ihr schwamm sie bei der Bodensee- Open-Water zwischen Bregenz und Lindau mit und belegte beim ersten Mal vor zwei Jahren auf Anhieb den dritten Platz in ihrer Altersgruppe. „Dafür habe ich mich längere Zeit vorbereitet“, er- zählt sie. Eigentlich ging es ihr nur darum, die 2,4 Kilometer zu schaffen. „Die Zeit war mir egal.“ Wo immer sie beruflich unter- wegs war, hielt sie in dieser Phase nach 50- Meter-Becken Ausschau: In Berlin-Char- lottenburg fand sie ein schönes, auch in Es- sen, und ihr Stammtrainingsbad war in Sin- delfingen. Aber im See ist alles anders als im Pool: „Man hat den Wind und die Wellen gegen sich“, sagt sie. Hinzu kommt, dass sie als passionierte, schnelle Brustschwimme- rin bei der Open Water sich gegen die Über- zahl an Kraulern behaupten muss. „Und wenn 200 Leute auf einmal ins Wasser ren- nen, muss man ganz schön aufpassen, dass man sich nicht ins Gehege kommt.“ Der Ohrschutz Lieblingsstück Brigitte Ott-Goebels Bademütze hat sie beim Wettkampf im Bodensee begleitet. Von Sybille Neth Schau her! „Im Wasser bin ich in meinem Element.“ Brigitte Ott-Goebel, Beraterin Von Bregenz bis Lindau schwamm Brigitte Ott-Goebel mit der Badekappe. Foto: Ines Rudel

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Geboren im Sternzeichen des Kreb­ses und familiäre Wurzeln am Bo­densee – damit ist die Liebe zum

Wasser Brigitte Ott­Goebel in die Wiege ge­legt worden. „Da bin ich einfach in meinemElement“, schwärmt sie. Das gilt für Som­mer und Winter. Von Mitte Mai bis MitteSeptember zieht sie jeden Morgen um7 Uhr ihre Bahnen im Sillenbucher Bädle.Die Unternehmensberaterin zählt dort zu den besonders Sportlichen unter den Besu­chern. „Ich schwimme stets mit Brille undBademütze“, betont sie. „Die Mützeschützt die Ohren. So bin ich abgeschottet,auch vor Lärm.“ Und deshalb besitzt Brigit­te Ott­Goebel eine veritable Sammlung anBadehauben. Jene allerdings mit der Start­nummer 173 sticht heraus.

Mit ihr schwamm sie bei der Bodensee­Open­Water zwischen Bregenz und Lindaumit und belegte beim ersten Mal vor zweiJahren auf Anhieb den dritten Platz in ihrer

Altersgruppe. „Dafürhabe ich mich längereZeit vorbereitet“, er­zählt sie. Eigentlichging es ihr nur darum,die 2,4 Kilometer zuschaffen. „Die Zeit warmir egal.“ Wo immersie beruflich unter­

wegs war, hielt sie in dieser Phase nach 50­Meter­Becken Ausschau: In Berlin­Char­lottenburg fand sie ein schönes, auch in Es­sen, und ihr Stammtrainingsbad war in Sin­delfingen. Aber im See ist alles anders als im Pool: „Man hat den Wind und die Wellengegen sich“, sagt sie. Hinzu kommt, dass sieals passionierte, schnelle Brustschwimme­rin bei der Open Water sich gegen die Über­zahl an Kraulern behaupten muss. „Und wenn 200 Leute auf einmal ins Wasser ren­nen, muss man ganz schön aufpassen, dassman sich nicht ins Gehege kommt.“

Der Ohrschutz Lieblingsstück Brigitte Ott­Goebels

Bademütze hat sie beim Wettkampf im

Bodensee begleitet. Von Sybille Neth

Schau her!

„Im Wasser bin ich in meinem Element.“Brigitte Ott­Goebel, Beraterin

Von Bregenz bis Lindau schwamm BrigitteOtt­Goebel mit der Badekappe. Foto: Ines Rudel

S­West

Freunde finden beim Exit­GameExit­Games, bei denen man in einem Team mit Freunden, Kollegen oder Bekannten zusammen eine Aufgabe lösen muss, sind schon lange eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Bisher konnte man bei den meisten Anbietern nur als Gruppe an den Start gehen. Am Montag, 29. Januar, bietet Enmaze – Livegames nun erstmals ein Spieleabend an, bei dem es nicht nur darum geht, eine knifflige Aufgabe zu lö­sen, sondern auch neue Leute kennenzulernen. Zur Auswahl stehen zwei Missionen, Beginn ist einmal um 17 Uhr und einmal um 20 Uhr. Eine Runde dauert jeweils zwei Stunden. Der Spiele­abend findet an der Weimarstraße 31 statt. Eine Anmeldung ist erforderlich unter www.enmaze.de oder unter der Telefonnum­mer 01 76 / 80 36 54 26.

S­Mitte

Stau in der Ebene 0Im Rahmen des internationalen Figurenthea­terfestivals Imaginale 18 findet in der Ebene 0 und im Züblin­Parkhaus an vier Tagen ein spannendes Programm statt. „Stau in der Ebe­ne O“ heißt das Stück. 500 Meter nordöstlich des Figurentheaters Fitz, im Züblin­Parkhaus an der Lazarettstraße 5, laden aufstrebende Nachwuchskünstler des Studiengangs Figuren­theater an der HMDK Stuttgart dazu ein, zwischen kleinen Experimenten aus Bewegung und Stillstand die Abende gemeinsam ausklin­gen zu lassen und die Künstler kennenzulernen. Die Veranstaltung findet am Samstag, 20. Januar, um 22 Uhr, am Montag, 22. Januar, um 20 Uhr und am Dienstag, 23. Januar, um 22 Uhr und am Mittwoch, 24. Januar, je von 21 Uhr an, statt. Der Eintritt ist frei. nay

Schaufenster

Die Schauplatz­Redaktion freut sich über Tipps und Themenvorschläge unter E­Mail: [email protected].

Schauplatz

Die Nase voll

Nach einigen befremdlichen Erfahrungen in diver­sen Lokalen dieser Stadt ist das eine gute Gelegen­heit, sich einmal eindringlicher mit einem wichti­

gen Organ zu beschäftigen: dem Rüssel. In einer Enzyklo­pädie zur Evolution von Säugetieren kann man lesen, dassder Rüssel vor zig Millionen Jahren aus der Verschmelzungder Nase mit der Oberlippe entstand, was zur Bildung eineslang gezogenen, fleischigen und recht wendigen Schlauchsetwa bei Elefanten und Tapiren führte.

Interessanterweise entwickelte sich das ursprünglicheRiechorgan dann zu einem Multifunktionsgerät: Der Rüs­sel dient wahlweise als Saugapparatur, Druckpumpe, Greifhand, Obstpflücker, Kratzarm, Tröte, Fummelschlan­ge oder Imponierschwengel. Wer sich mit der Variabilität eines Rüssels vertraut machen will, dem sei ein Besuch derWilhelma empfohlen, wo seit einigen Monaten der unwi­derstehliche Schabrackentapir namens Ketiga anzutreffenist. Dank seiner schicken Rückenfellpartie ist der noch jun­ge Ketiga nicht nur einer der attraktivsten Neuzugänge derStadt (neben Mario Gomez), sondern auch ein vortreffli­cher Schwimmer, der seinen Rüssel bei Bedarf als Schnor­chel verwendet.

All das gibt Anlass zur Annahme, dass der genussfreudi­ge Stuttgarter irgendwann einmal, vielleicht in 30 Millio­nen Jahren, mit einem sehr tüchtigen Rüssel ausgestattetsein wird. Morgens wird er ihn als Duschdüse gebrauchenund mit ihm die kniffligsten Ecken am Körper abspritzen.

Abends dann kann Benjamin Blümle mit seiner quirligenSchnüffelröhre sogar die Weinbouquets drei Nachbarti­sche weiter erschnuppern und hernach einige dadaeskePhrasen in perfektem Weindeutsch heraustrompeten.

Täräää. Die evolutionäre Verrüsselung des hiesigenHobbysommeliers ist in vollem Gange. „Rund im Abgang“,„frisch geöffnete Zigarrenkiste“ oder auch „Honigmelone mit einem Hauch von frisch gemähtem Gras“ – wer oft undgern essen geht, der bekommt in dieser Stadt adjektivischvoll was aufs Ohr. Selbst in den letzten Klitschen, wo dieBratensoße aus der Tüte und der völlig überteuerte Char­donnay aus dem untersten Regal des nächstbesten Dis­counters kommt, stecken nun die Riechkolben tief im Glas,und es wird wild fantasiert wie in einer chinesischenOpiumhöhle. Statt „Pferdeschweiß“ oder „Frittieröl“ wol­len selbst ehemalige Bierdosenstecher und Schnapsglas­

zerbeißer plötzlich ein „anregendes Süße­Säure­Spiel“ er­kannt haben, dabei können sie gerade mal den Unterschiedzwischen Fanta und Meister Proper herauszuzeln. Dazuwird auch jede Plörre so lang im Glas ohne Unterlass ge­schwenkt, bis das ganze Lokal in Eigenschwingung gerät und alle Tischnachbarn samt Kellner in Trance geraten.Letztens hat es eine Frau in einem der hiesigen Sterneloka­le tatsächlich geschafft, praktisch ununterbrochen wäh­rend des Menüs ihren armen Wein wie in einer Zentrifugezu penetrieren, um ihre Kennerschaft auch optisch unterBeweis zu stellen. Peinlich nur, dass sie dabei das Weinglasnicht am Stiel, sondern am Kelch hielt, was ohnehin eine grassierende Unsitte ist.

Apropos Imponierschwengel: Noch nerviger als dieWeinschnüffler sind allerdings die nervigen Craftbeer­und Gin­Inhalierer, die man seit einiger Zeit überall in derStadt antrifft. Ein spontanes Gin­Tasting in fröhlicher Bar­runde, also die rudelweise Verkostung von Wachholder­schnaps an einer Theke, kann einen praktisch überall er­eilen, außer beim Brunnenwirt oder im Osten. Man steckt dann mit anderen mittelalten Möchtegern­Hipstern dieZinken und Zauselbärte so lang in die „Tumbler“, bis einemdie Spirituose etwas Sinnliches zu erzählen hat oder dasNasenwasser Schlieren auf dem Schnaps zieht. Ist aberokay. Hauptsache, die Nasenspitze ist feucht geworden,und nur darauf kommt es an. Zeigen, dass man von allenden längsten Rüssel hat.

Der feine Unterschied

Genuss Trinken war einmal.Heute wird geschnüffelt,bis die Rechnung kommt.Von Tomo Pavlovic

Kopf oder Herz? Handwerk oderKunst? Bei Alexander Ljaschko(50) sind die Übergänge fließend.

Der Stuttgarter Friseur weiß: ohne das einegeht das andere nicht. Ohne die Präzisiondes Handwerks könnte kein kreatives Er­gebnis entstehen. In diesem Zweiklang hat er etwas Besonderes erreicht: Sein Salon ander Paulinenbrücke (ehemals Kugler) istvon der Jury eines Fachmagazins zu einemder besten in Deutschland gekürt worden.

Was aber hebt ihn von dem Heer seinerKollegen ab? Im Grunde ist es Demut. Ale­xander Ljaschko nimmt sich zurück undrückt den Menschen, mit dem er zu tun hat,in den Mittelpunkt. Statt sich selbst zu in­szenieren, geht er mit seinen Kunden auf Entdeckungsreise. Bei ihm gebe es bei der20­minütigen Beratung einen echten Dia­log, keinen einseitigen Monolog, sagt er. Essei die gemeinsame Suche nach Persönlich­keit und Ausdruck. „Dazu braucht man eingutes Gefühl für Menschen“, sagt er, „ichversuche auf diese Weise immer ihr eigenesIch auf ihren Kopf zu transportieren.“ SeinCredo lautet: „Die Frisur endet nicht mit dem Scheitel. Und jedes Mal, wenn mir dasgelungen ist, mache ich Menschen glückli­cher.“

Freilich bewegt sich Ljaschko dabeinicht im luftleeren Raum. Auch er kannsich dem Diktat der Mode nicht entziehen. Aber noch lieber ist es ihm, wenn er selbstTrends setzt. Voraussetzung dafür sei die Bereitschaft, „jeden Tag dazuzulernen“.

Mode Alexander Ljaschko wird von einer Fachjury ausgezeichnet. Von Martin Haar

Der beste Friseur kommt aus Stuttgart

Alexander Ljaschko mit einer Kundin auf Entdeckungsreise Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der neue hippe Hölderlinplatz

Blumen, Kosmetik, italienische undfranzösische Feinkost, Einrich­tungssachen, ein paar Meter weiter

die Apotheke, der Bäcker, der Metzger undzwei Supermärkte. Wer am Hölderlinplatzwohnt, braucht quasi kein Auto. Alles, wasman so benötigt, findet sich vor der Haus­tür. Eigentlich braucht man fast nicht ein­mal den Rest von Stuttgart. Der Hölderlin­platz hat sich in den letzten Monaten zu einem eigenen, lebendigen Quartier ge­mausert. Junge Familien, Hipster, Künstlerund Kreative leben gerne in dieser Ecke desStuttgarter Westens.

Viele Lädchen und einige Cafés habenaus dem Hölderlinplatz, der ja nicht mal einrichtiger Platz, sondern nur eine Straßen­kreuzung ist, ein besonderes Quartier ge­macht. Ein kleines Dorf in der Großstadt.Man kennt sich, man grüßt sich, man kauftseine Sachen bei den Nachbarn.

Zoé Amor hat ihren Laden Milk Woodgenau deshalb dort eröffnet, aus Liebe zu ihrem Stadtteil: „Ich wohne hier, ich kaufehier ein, meine Kinder gehen hier in den Kindergarten.“ Für sie war klar, dass sieihren Concept Store nirgends anders eröff­nen kann. „Er passt einfach ins Viertel“, sagt die 40­jährige Einzelhändlerin mitgriechischen Wurzeln. Warum das so ist?„Milk Wood ist für Menschen, denen esnicht egal ist, woher ihre Produkte kom­men.“ Mode, Schmuck und Papierdesign inihrem Laden an der Traubenstraße 60stammen hauptsächlich aus Griechenland.

„Das ist mein Laden geworden“, sagt dieNachbarin Bärbel Wendt­Riede, die sichwährend des Gesprächs zufällig gerade imLaden von Amor aufhält. Sie ist mit ihrem Geschäft Augenweide längst selbst eineInstitution im Viertel. Vor 20 Jahren hat siemit ihren Kolleginnen Christiane Hart­mann und Isolde Stapf das Geschäft für

Wohnaccessoires, Taschen, Kissen, Kin­derspielzeug und Krimskrams an derSchwabstraße 191 eröffnet, in dem es einbisschen aussieht wie im „Schöner Woh­nen“­Katalog. Bei den drei Damen, dieeigentlich schon im Ruhestand sein könn­ten, gibt es im Prinzip alles, was ein Zuhau­se schöner macht, was man aber nicht un­bedingt zum Überleben braucht.

Sinkende Kaufkraft, zu teure Ladenmie­ten, Online­Konkurrenz – alles, was andereEinzelhändler so plagt, konnte den dreiFrauen trotzdem nichts anhaben. Natür­lich liege es auch an der Lage, direkt an derGrenze zur Halbhöhe. „Viele unsererStammkunden sind aus dem Quartier“, sagtChristiane Hartmann. Man habe im Laufeder Jahre das Sortiment anden Zeitgeist angepasst, seidamit spannend geblieben; je­des Stück sei bewusst und lie­bevoll ausgewählt.

Doch das machen andereGeschäfte ja auch. Trotzdemkönnen sie sich oft gegen dieKonkurrenz durch Kettennicht durchsetzen. Was ist dasGeheimnis der drei Einzelhändlerinnen von der Augenweide? „Wir sind sehr nett“,sagt Hartmann und lacht. Viele Stamm­kunden sind Freunde geworden. Die drei Frauen begleiten sie durch gute undschlechte Zeiten. „Bei uns geht nicht nurschnell das Geld über den Tresen“, sagt die Einzelhändlerin. „Wir nehmen uns Zeit.“

Und die vielen Läden und Cafés be­fruchten sich auch gegenseitig. Im Septem­ber ist der Zimt­und­Zucker­Macher JeanRavel mit dem Café Heilignüchtern amHölderlinplatz eingezogen, das sich in der kurzen Zeit zu einem Treffpunkt in derNachbarschaft entwickelt hat. Eine Kon­kurrenz zur quasi gegenüberliegenden Caf­

fèbar Hölderlin ist er nicht wirklich. „Beidenen ist es immer voll abends“, sagtWendt­Riede, der anscheinend nichts inder Nachbarschaft entgeht. „Da stehenabends die jungen Leute bis auf die Straße.“

Ein paar Ecken weiter, an der Kornberg­straße 50, bereichert Katharina Eberle seit zwei Jahren das Viertel mit ihren französi­schen Spezialitäten. Seit Kurzem kommennun auch die Italienfans nicht mehr zukurz: Die 22­jährige Giulia Cardascia mitihrer Bottega da Giulia an der Ecke Trau­ben­/Schwabstraße haben die Nachbarnschon ins Herz geschlossen – in nicht ein­mal drei Monaten. Während des Mittagsti­sches sind die Sitzplätze heiß begehrt, da­nach kommen viele auf einen Kaffee oder,

um italienische Spezialitätenwie Olivenöl, Pasta und Sala­mi, Schinken oder Käse zu be­sorgen.

Jeder neue Laden ist einGewinn. „Die Anwohner freu­en sich über alles“, sagtWendt­Riede. Das Viertel ha­be sich „unglaublich ge­macht.“ Die Mischung aus al­

ten und neuen Geschäften hält es lebendig.Für Brigitte Alkan­Reimann ist ihr Ate­

lier mit Ladeneinheit Von Herzen an derSchwabstraße 185 deshalb ein Glücksgriff.Ihr Sortiment – edle, handgefertigte Wohn­accessoires aus Leder – passt gut zu den an­deren Geschäften und den eher anspruchs­volleren Kunden. Denen scheint es wohllieber zu sein, sie bezahlen für etwas mehr Geld und wissen dafür, woher und von wemes kommt. „Vor Weihnachten ging die Türbei uns überhaupt nicht mehr zu“, erzählt Alkan­Reiman. Dabei ist die 52­Jährige da grade erst hergezogen gewesen. „Wir sindtotal happy hier“, sagt sie. Und die Nachba­rinnen, die waren natürlich auch schon da.

Einzelhandel Rund um die Straßenkreuzung haben im letzten Jahr einige neue Läden und Cafés eröffnet. Daraus ist ein schöner Mix aus traditionellen und neuen Geschäften entstanden. Von Nina Ayerle

Brigitte Alkan­Reimann (oben links) ist mit ihrem Ladenatelier Von Herzen ebenso wie Zoé Amor (rechts) mit ihrem Concept Store seit De­zember am Hölderlinplatz. Bärbel Wendt­Riede und Christiane Hartmann gehören seit 20 Jahren zum Quartier. Fotos: Lichtgut/Max Kovalenko

Und mit offenen Augen durch die Welt zugehen. „Ich bin wie ein Dieb auf der Suchenach dem Zeitgeist. Ich versuche, über Bil­der neue Welten zu entdecken. Ich hole mirdazu viele Inspirationen aus der Architek­tur und der Kunst“, sagt er und verweist aufden Fotografen und Filmemacher PeterLindbergh.

Dessen Ansatz lautet: „Ich glaube, manfotografiert, was aus einem Menschen he­rauskommt.“ Ljaschko und Lindbergh: bei­de geben nichts hinzu. Sie wirken schlicht am Objekt und bringen es so am wirkungs­vollsten zur Geltung. Durch dieses Zoom wird bei Lindbergh Nacktheit zum Kleid,bei Ljaschko die Frisur zum Gemälde.

Auf diese Weise entsteht oft Neues. AberLjaschko ist dabei oft nur der Coach auf dem Weg zu einem neuen Look. Und dabeigelte immer die Maxime seines Vorbilds,des französischen Maître Claude Juillard:„Der Kunde kauft keine Technik, er kauft das Ergebnis, das Gesamtbild im Spiegel,also die Beziehung zwischen der Frisur unddem Gesicht.“

„Ich wohne hier, ich kaufe hier ein, meine Kinder gehen hier in den Kindergarten.“Zoé Amor, Inhaberin von Milk Wood

26 Nr. 15 | Freitag, 19. Januar 2018STUTTGARTER ZEITUNGSTUTTGARTSchauplatz