der brief im klammergriff von digitalisierung und quasi ... · (1) ist ein lizenznehmer auf einem...
TRANSCRIPT
DER BRIEF IM KLAMMERGRIFF VON DIGITALISIERUNG UND QUASI-MONOPOL
Referent: Klaus GettwartVorstand DVPT e.V.Geschäftsführer MailConsult GmbH
2018© DVPT e.V. 1
© DVPT e.V. 22018
Inhaltsverzeichnis
Liberalisierung Briefmarkt Deutschland
Postgesetz
Preis- Mengenentwicklung Brief
Marktgeschehen
Zustellung E+1
Beispiel ISR
Marktanforderungen und Briefentwicklung
© DVPT e.V. 3
Rückblick Liberalisierung Postmarkt
2018
1998 Neues Postgesetz
Erste Lizenzen zur Briefbeförderung werden an Wettbewerber vergeben
1999 Zugang zu Postfachanlagen
2000 Zugang zu Teilleistungen (Rabatte für Vorsortierung)
2001 Modifikation des Price-Cap-Verfahrens
2008 Öffnung des Briefmarktes (Anpassung des Postgesetzes)Geplant war 2002: Problem war das Postgesetz
© DVPT e.V. 4
Postgesetz
2018
§ 1- § 4 Allgemeine Vorschriften Lizenzen § 5- § 10
§ 11 - § 17 Universaldienst
(1) Universaldienstleistungen sind ein Mindestangebot an Postdienstleistungen nach § 4 Nr. 1, die
flächendeckend in einer bestimmten Qualität und zu einem erschwinglichen Preis erbracht werden. .. Er
umfasst nur solche Dienstleistungen, die allgemein als unabdingbar angesehen werden… In der
Rechtsverordnung sind darüber hinaus die Mindestqualität der Dienstleistungen einschließlich der
Qualitätsmerkmale für das Annahme- und Zustellnetz (Briefkästen, Einrichtungen, in denen Verträge über
Brief- oder Paketbeförderungsleistungen abgeschlossen und abgewickelt werden können, Briefauslieferung)
und für die Brieflaufzeiten sowie die Maßstäbe für die Bestimmung des Preises einer Universaldienstleistung
festzulegen.
§ 18 Postdienstleistungsverordnung
§ 19 - § 27 Entgeltregulierung
§ 28 Angebot von Teilleistungen
(1) Ist ein Lizenznehmer auf einem Markt für lizenzpflichtige Postdienstleistungen marktbeherrschend, so
hat er, soweit dies nachgefragt wird, auf diesem Markt Teile der von ihm erbrachten
Beförderungsleistungen gesondert anzubieten, sofern ihm dies wirtschaftlich zumutbar ist.
© DVPT e.V. 5
Postgesetz
2018
§ 29 Zugang zu Postfachanlagen und Adressänderungen
…
§ 33 Förmliche Zustellung nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften
…
§ 39 Postgeheimnis, Datenschutz(1) Dem Postgeheimnis unterliegen die näheren Umstände des Postverkehrs bestimmter natürlicher oder juristischer Personen sowie der Inhalt von Postsendungen.(2) Zur Wahrung des Postgeheimnisses ist verpflichtet, wer geschäftsmäßig Postdienste erbringt oder daran mitwirkt...
§ 40 - § 58 Mitteilungen an Gerichte und Behörden, Datenschutz, Kontrolle und Durchsetzung von Verpflichtungen,
Postwertzeichen, Regulierungsbehörde, Auskunfts- und Prüfungsrecht, Beschlusskammer, Tätigkeitsbericht,
Zusammenarbeit mit dem Bundeskartellamt, Bußgeldvorschriften, Befristete gesetzliche
§ 51 Exklusivlizenz
(1) Bis zum 31. Dezember 2007 steht der Deutschen Post AG das ausschließliche Recht zu,
Briefsendungen und adressierte Kataloge, deren Einzelgewicht bis 50 Gramm und deren Einzelpreis
weniger als das Zweieinhalbfache des Preises für entsprechende Postsendungen der untersten Gewichtsklasse
beträgt, gewerbsmäßig zu befördern (gesetzliche Exklusivlizenz).
© DVPT e.V. 6
Preis- Mengenentwicklung Brief
2018
2003: Standardbrief 55ct
2012: Standardbrief 58ct +5%
2015: Standardbrief 70ct +21%
In 12 Jahren stieg der Preis um 27%
Jährlich im Mittel um 2,25%
© DVPT e.V. 7
Mengenentwicklung Brief
2018
Rückgang der jährlichen Briefmengen in Europa 2000-2017
Quelle: Geschäftsberichte, Eurostat, UPU, BNetzA
© DVPT e.V. 8
Mengenentwicklung Brief
2018
2007: Marktanteil Wettbewerber: 9%
2017: Marktanteil Wettbewerber: 19%
Seit 10 Jahren steigt der Marktanteil der Wettbewerber jährlich im Mittel um 1%-Punkt
Seit 10 Jahren sinken die Briefmengen jährlich im Mittel um 1%-Punkt
Mrd. Sendungen p.A.Quelle BNetzA
© DVPT e.V. 9
Mengenentwicklung Brief
2018
Seit 10 Jahren steigt der Marktanteil der Wettbewerber jährlich um 1%-Punkt
In Wirklichkeit ist der Anteil kleiner, da die Briefmengen der Wettbewerber untereinander nicht konsolidiert werden
Wettbewerb findet nur regional statt
Der Wettbewerb insgesamt hat sich nicht zufriedenstellend entwickelt
Die DPAG hat nach wie vor eine marktbeherrschende Stellung, an der sich nicht viel ändert
Die Zustellqualität ist nur für den Universaldienst garantiert
© DVPT e.V. 10
Marktentwicklung Brief - Marktgeschehen
2018
Die DPAG verhält sich nicht kundenfreundlich
Tests werden durchgeführt ohne den Markt zu informieren
• Zustellung an 5 Tagen in Absprache des Empfängers
• Reduzierte Zustelltage zu Ferienzeiten
Laufzeitmessungen im eigenen Namen und nur für den lizenzierten Bereich
Beschwerden haben sich letztes Jahr verdoppelt: Informationspolitik zur Einführung des ISR-Rabatt
Einführung Digitale Kopie in Vorbereitung ???
Die Wettbewerber orientieren sich in ihren Angeboten zu sehr an der DPAG
Die Wettbewerber arbeiten überregional nicht gut zusammen
Keine Standardisierung der Abwicklung und der Prozesse!
© DVPT e.V. 11
Marktentwicklung Brief
2018
Interessante Angebote für den Businessbereich fehlen
A und B-PostFormat-UnabhängigkeitInhaltsunabhängige PortiFeste Zeitzustellung mit ZustellgarantieKostengünstige Umleitung von Briefen (Großempfängerpostleitzahl..)TrackingMarketingkombination Brief und andere Medien
© DVPT e.V. 12
Die PUDLV
2018
Post-Universal-dienstleistungs-
verordnung (PUDLV
Stand 7.7.2005)
Rechtsgrundlage: § 11 PostG
Der Universaldienst ist eine Verordnung zur Regelung von> Briefe bis 2000g und Pakete bis 20kg, Zeitungen und
Zeitschriften> Sendungsformen: Brief, Einschreiben, Wertsendung,
Nachnahme, Eilzustellung> Infrastruktur (Briefkästen)> Briefe unter 50 Stück (Inland)
> E+1 mindestens 80% im Jahresdurchschnitt> E+2 mindestens 95% im Jahresdurchschnitt
> Pakete (Inland)> E+2 mindestens 80% im Jahresdurchschnitt
> Zustellhäufigkeit einmal werktäglich
Der Universaldienst ist eine Verordnung zur Regelung von> Briefe bis 2000g und Pakete bis 20kg, Zeitungen und
Zeitschriften> Sendungsformen: Brief, Einschreiben, Wertsendung,
Nachnahme, Eilzustellung> Infrastruktur (Briefkästen)> Briefe unter 50 Stück (Inland)
> E+1 mindestens 80% im Jahresdurchschnitt> E+2 mindestens 95% im Jahresdurchschnitt
> Pakete (Inland)> E+2 mindestens 80% im Jahresdurchschnitt
> Zustellhäufigkeit einmal werktäglich
Die zugesicherte Zustellzeiten sind von allen Dienstleistern im Mittel in Deutschland zu erbringen
Für den Business-Bereich ist dies nicht relevant, da Werbe- oder Teilleistungs-Sendungen nicht enthalten sind und die Aufliefermengen meist mehr als 50 Briefe sind
Betroffen ist der vollbezahlte Brief der im Briefkasten eingeworfen wird oder bei der Postfiliale abgegeben wird
© DVPT e.V. 13
Zustellleistungen „E+1“
2018
Informationspolitik:
Im September 2017 informiert die DPAG ausgewählte Groß-kunden einen „Infrastrukturrabatt“, zum 1.1.2018 einzuführenIn Wirklichkeit ist er Preiserhöhung bei Nichterfüllung von neuen Anforderungen!
© DVPT e.V. 14
Infrastrukturrabatt - Rückblick
2018
Fakten:
Uneinheitliche Information des Marktes
Technische Voraus-setzungen unklar
Zeitplan unrealistisch
© DVPT e.V. 15
Infrastrukturrabatt - Rückblick
2018
Fakten:
Frankiermaschinen sind nur zum Teil nachrüstbar!
© DVPT e.V. 16
Infrastrukturrabatt - Rückblick
2018
Fakten:
Umrüstmöglichkeitnur bei Frankit-Modellen
Technische Voraus-setzungen der Anbindung an das AM-Portal unklar
Umrüstkostenunbekannt
© DVPT e.V. 17
Infrastrukturrabatt - Rückblick
2018
Frankiermaschinen:
Fakten:
Massive Umstellungs-kosten durch Änderung hunderter von Druck-jobsfür die DV-Freimachung in den Anwendungs-programmen
© DVPT e.V. 18
Infrastrukturrabatt - Rückblick
2018
DV-Freimachung:
Der DVPT gibt Pressemeldungen zum Thema heraus und fordert die Verschiebung der EinführungOffizielles Schreiben an die Bundesnetzagentur BNetzAUmfrage im DVPT-Arbeitskreis GroßversenderÖffentliche Umfrage zum ThemaHerausgabe von MitgliederinformationenVereinbarung eines Gesprächs mit der BNetzA in BonnVorstellung der Probleme bei BNetzA zur Umstellung insbesondere im Bereich DV-Freimachung am 1.12.2017 mit Postkunden aus unsere Arbeitskreis (offen für alle Mitglieder!)
© DVPT e.V. 19
Infrastrukturrabatt - Maßnahmen
2018
Die Postkunden würde die Umstellung 12 Mio. € Posto kosten
Die Probleme bei der DPAG sind nicht gelöst und die Fragen werden nicht ausreichend beantwortet
Die BNetzA beschließt die Verschiebung zum 1.4.2018
© DVPT e.V. 20
Infrastrukturrabatt - Ergebnis
2018
Die Probleme bei der Einführung bestätigen sichDVPT startet eine weitere Befragung am 11.4.2018 bei Mitgliedern (64 Unternehmen antworten)
© DVPT e.V. 21
Infrastrukturrabatt - Erfahrungen
2018
© DVPT e.V. 22
Infrastrukturrabatt - Erfahrungen
2018
36%
44%
12%
8%
Das Software-Update für dieFrankiermaschine (und DV-Freimachung) war
bisher nicht verfügbar.
Das Hardware-Update für dieFrankiermaschine (und DV-Freimachung) war
bisher nicht verfügbar.
Der Zugang zum AM-Portal war nicht möglich.
Der ISR-Vertrag der Deutschen Post AGkonnte nicht pünktlich zum 01.01.18
abgeschlossen werden.
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Welche Probleme traten nach der Umstellung auf?
Die Einführung des ISR durch die DPAG ist eines Weltkonzerns nicht würdig. Sie muss bezeichnet werden als:
Ausnutzung des De-Facto-Monopols der DPAG
Unprofessionell
Bis heute ist ein großer Teil der technischen Probleme ungelöst
Bei den Postkunden sind erhebliche Kosten entstanden
© DVPT e.V. 23
Infrastrukturrabatt - Ergebnis
2018
Wir werden die DPAG beim Wort nehmen!Der ISR und die Vorleistungen der Postkunden müssen im Price-Kap-Verfahren als portosenkender Effekt einfließen!
© DVPT e.V. 24
Infrastrukturrabatt – Zielstellung des ISR
2018
Laufzeitmessung der DPAG Geschäftspost (B to C) durch den DVPTStichprobendesign des Messsystems
Grundgesamtheit Menge aller interessierender Objekte (hier >5 Mrd. Sendungen / Jahr deutschlandweit verteilt auf alle PLR)Auswahl je Großversender (mind. 15 Teilnehmer) und kumuliert deutschlandweit
ObjektSendungen vollbezahlt / konsolidiert DIN Lang bis C4
Zufallsstichprobe zufällige Auswahl von Objekten der Grundgesamtheit unter Berücksichtigung aller PLR100-400 Testsendungen je Großversender / Monat6.000 Testsendungen bundesweit / Monat72.000 Testsendungen bundesweit / Jahr
Merkmale / ParameterLaufzeitquote =Anteil rechtzeitig zu zugestellt E+1 und E+2Zielquoten nach PUDLV E+1 (80%), E+2 (95%)
Um repräsentative Ergebnisse nach DIN EN 13850 / bzw. 14534 über die Grundgesamtheit in Erfahrung bringen zu können, bedient man sich der Zufallsstichproben und der anschließenden Intervallschätzungen. Messung erfolgt mind. 12 Monate mit täglicher Einspeisung.
Der Brief zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:
© DVPT e.V. 26
Vorteile eines Briefes
2018
„Der Briefkasten ist offen“
Briefe werden bemerkt: - Der Briefkasten ist leerer als früher- Man muss Briefe in die Hand nehmen- Sie sind haptisch und nicht virtuell
Die Vertraulichkeit des Inhalts ist von Rechts wegen garantiert
1. „Niemand wartet auf einen Brief“
2. E+1 ist für Businesspost die Ausnahme
3. Ausschließlich die Zustellqualität ist relevant
a. Der Brief muss ankommen!
b. Der Brief muss im zugesagten Zeitfenster ankommen!
© DVPT e.V. 27
Was braucht der B2C-Postkunde
2018
Die Briefmengen werden in der Zukunft stärker zurückgehen als bisher:
Vermeidung von Kosten, wenn• .. nicht erforderlich• .. nicht gewünschtUmstieg der öffentlichen Verwaltung auf digitale ProzesseUmsetzung digitaler Verwaltungsprozesse in UnternehmenGewohnheiten der neuen GenerationRechtliche Vorgeben der Schrift- und Textformvorgaben
© DVPT e.V. – www.dvpt.de 28
Zukunft des Briefs in Deutschland
2018
Die besondere Chance des Briefes als Premiumprodukt
Qualitätsoffensive der DPAG und der WettbewerberDatenschutz und ZugangsmöglichkeitNutzung für kleine WarensendungenMarketing im Verbund mit anderen MedienFokussierter Wettbewerb und Koordination der „vielen Kleinen“ Wettbewerber mit attraktivenAngeboten
FormatunabhängigkeitZeitzusagenTrack & Trace
© DVPT e.V. 29
Zukunft des Briefs in Deutschland
2018
© DVPT e.V. 302018
Bildquellen:Jay Mitlo, Danato, Dreamstime, Hausjournal
• Deutscher Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation e. V. (DVPT)Weiskircher Weg 963150 HeusenstammTel.: +49 69 829722-0E-Mail: [email protected]
[email protected]: +49-170 91 24 199
• MailConsult GmbHKompetenzpartner DVPT, Bereich Beratung Post und InformationslogistikFrank-L.-Howley-Weg 2614167 BerlinE-Mail [email protected]: +49-170 91 24 199
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Die dargestellten Ausführungen sind nach bestem Wissen und Gewissen auf Basis der aktuellen Informationslage erstellt worden. Sie erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit und stellen keine Rechtsberatung dar. Es gilt das gesprochene Wort.Copyright: Kopien auch in Auszügen und Weitergabe an Dritte sind ohne Einverständnis des Autors nicht erlaubt.