der erste weltkrieg ist osteuropa: berichterstattung der
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Historisches SeminarSeminartitel
Dozierende_rSemester Jahr
Der Erste Weltkrieg ist Osteuropa: Berichterstattung derZEIT in den Monaten Januar bis September 2014
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Eingereicht am: Datum
InhaltsverzeichnisEinleitung.............................................................................................................................................1 1 Printmedien und kollektives Gedächtnis..........................................................................................3
1.1 Gedächtnis und Medialität........................................................................................................3 1.2 Klassische Topoi des deutschen Geschichtsjournalismus.........................................................5
2 Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg in Osteuropa.....................................................................6 2.1 Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs........................................................................................7 2.2 Kriegsfolgen............................................................................................................................10 2.3 Erinnerung..............................................................................................................................13
3 Fazit................................................................................................................................................16Bibliographie......................................................................................................................................18
EinleitungIm Juni dieses Jahres jährten sich die Ermordung des österreichischen Thronfolgers und
der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. In diesem Zusammenhang
rückte der Erste Weltkrieg wieder stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, was
sich u.a. in einer beachtlichen Zahl an journalistischen Publikationen zu der Zeit zwischen
1914 und 1918 niederschlug.
Diese grosse mediale Aufmerksamkeit in Bezug auf ein längst vergangenes Ereignis mag
auf den ersten Blick erstaunen, denn ist es nicht gerade ein zentrales Merkmal des
Journalismus, sich mit aktuellen Geschehnissen zu befassen?1 Dieses Diktum mag
grundsätzlich stimmen, jedoch haben die Medien in den letzten Jahrzehnten das Nicht-
Aktuelle, das Vergangene als ein „Reservoir an spannenden, dramatischen, konfliktreichen
und oft gut zu personalisierenden Geschichten“ entdeckt.2 Diese neue Sparte des
'Geschichtsjournalismus' ist Teil eines steigenden Interesses der Leserschaft an historischen
Themen, das Nolte gar als „eine fundamentale kulturelle Historisierung“ der westlichen
Gesellschaft seit den 1980er Jahren bezeichnet.3 Die Entwicklung betrifft in einem
besonderen Masse Deutschland, wo ab den späten 1970er Jahren eine kritische
Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft, Geschichte und Identität einsetzte, die nicht
nur Historiker oder Intellektuelle umfasste.4
Obwohl Osteuropa in grossem Masse vom Ersten Weltkrieg betroffen war, wird die Region
in der westeuropäischen Erinnerung meist nur als sekundärer Kriegsschauplatz
wahrgenommen.5 Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, inwiefern dies auch für
Deutschland gilt, dessen Grenzen sich zeitweise weit in osteuropäisches Gebiet erstreckten
und dessen (z.T. ehemalige) Staatsangehörige schon seit vielen Generationen in den
verschiedensten Teilen Osteuropas ansässig waren.
Auf der überindividuellen, kollektiven Ebene können Gedächtnis und Erinnerung nur
medial vermittelt und konstruiert werden: durch Sprache, Bücher oder Massenmedien.6
Letztere bestimmen nicht nur jeden Morgen und Abend, „[...] was gewesen ist und was
1 Arnold/Hömbert/Kinnebrock, Einführung, S. 7.2 Ebd.3 Nolte, Öffentliche Geschichte, S. 133.4 Ebd., S. 134f. 5 Rudolf/Oswalt, Weltgeschichte, S. 164.6 Erll, Medium, S. 4.
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man sich für die Zukunft zu erwarten hat, was vergessen wird und was erinnert werden
soll“, sondern vertreten dabei auch ihre eigene Perspektive auf historische Ereignisse.7
Dass die grossen Zeitungen mit meinungsführendem Anspruch grossen Einfluss auf die
Geschichtswahrnehmung der Bevölkerung haben, zeigen in Deutschland die zahlreichen
zeithistorischen Debatten, die von den Medien angestossen und von der Forschung
aufgenommen wurden. Ein Beispiel dafür ist die ZEIT, bei der führende Redaktorenstellen
oft von ausgebildeten Historikern besetzt sind und die eine tragende Rolle bei der Fischer-
Kontroverse, dem „Historikerstreit“ und der Goldhagen-Debatte einnahm.8 Im Fokus dieser
Arbeit steht deshalb folgende Fragestellung:
Wie berichtet die deutsche Wochenzeitung die ZEIT in den Monaten Januar bis September
20149 über Osteuropa im Ersten Weltkrieg?
Der Terminus 'Osteuropa' umfasst in dieser Arbeit folgende Länder, die in den Ersten
Weltkrieg involviert waren: Russisches Reich, Serbien, Bulgarien sowie die
osteuropäischen Gebiete des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns.
Zur Beantwortung der Fragestellung wird in einem ersten Schritt ein Überblick über die
theoretischen Konzepte, die für das Verhältnis von Medialität und Gedächtnis relevant
sind, gegeben (Kapitel 1.1) und der aktuelle Forschungsstand zur inhaltlichen Orientierung
des Geschichtsjournalismus in Deutschland zusammengefasst (Kapitel 1.2). In einem
zweiten Schritt soll untersucht werden, in welchem quantitativen und qualitativen Umfang
Osteuropa in der Berichterstattung der ZEIT thematisiert wird (Kapitel 2). Neben dem
Anteil der Artikel mit Osteuropa-Bezug (Kapitel 2.1) interessieren insbesondere die drei
Topoi, um die sich die Berichterstattung zu Osteuropa dreht (Kapitel 2.1, 2.2 und 2.3). Im
Mittelpunkt dieses qualitativen Interpretationsschrittes steht die Frage, was in den Artikeln
thematisiert wird, in welcher Form und aus welchem Anlass dies geschieht sowie welchen
(geschichtstheoretischen) Zugang die ZEIT dabei wählt.
7 Esposito, Soziales Vergessen, S. 262.8 Ullrich, Streitgeschichte, S. 178, 180; Bösch, Getrennte Sphären, S. 60.9 Die Arbeit wurde in den Monaten Oktober und November 2014 verfasst.
2
1 Printmedien und kollektives Gedächtnis
1.1 Gedächtnis und Medialität
Mit der Bedeutung, die Gruppen einem historischen Ereignis zumessen, beschäftigt sich
seit Beginn der 1980er Jahre auch die Geschichtswissenschaft. Unter dem Eindruck des
'cultural turn' begannen die Historiker, sich mit den Kategorien kollektives Gedächtnis und
Erinnerungskultur auseinanderzusetzen.10 Mittlerweile gehören die beiden Konzepte zu
den bedeutsamsten innerhalb einer interdisziplinär ausgerichteten Kulturwissenschaft.11 Im
Zentrum der historischen Forschung steht die Frage, „[...] wie Menschen in heutiger Zeit
oder in früheren Zeiten Vergangenheit wahrnehmen oder wahrgenommen haben, wie sie
diese gedeutet, anverwandt oder funktionalisiert haben und wie gedeutete Geschichte auf
diese Weise wiederum selber geschichtsmächtig geworden ist“.12 Nach dem Gedächtnis-
Konzept von Aleida und Jan Assmann wird in der vorliegenden Arbeit Gedächtnis als ein
primär soziales Phänomen verstanden, das gleichwohl eine neuronale und psychische
Komponente hat, denn: „Das Gedächtnis entsteht nicht nur in, sondern vor allem zwischen
den Menschen.“13 Gedächtnis entsteht somit durch Gruppen und lässt gleichzeitig Gruppen
entstehen, indem es eine identitätsstiftende Funktion besitzt. Assmann/Assmann
unterscheiden zwischen einem kommunikativen Kurzzeit-Gedächtnis und einem
kulturellen Langzeit-Gedächtnis.14 Unter den Begriff des kommunikativen Kurzzeit-
Gedächtnisses, auch kollektiv-episodisches Gedächtnis oder Generationengedächtnis
genannt, fallen jene vergangenen Erfahrungen, die von mindestens zwei Personen erlebt,
geteilt und erinnert werden.15 Das Generationengedächtnis umfasst somit maximal 80 bis
100 Jahre und wird von den Zeitzeugen in der „alltäglichen Face-to-Face-Kommunikation“
hergestellt.16 Mit seinen Trägern stirbt auch das Generationengedächtnis.17 Aus der
heutigen Perspektive bedeutet dies, dass wir in Bezug auf den Ersten Weltkrieg nicht mehr
mit einem Generationengedächtnis rechnen können. Die deutsche Öffentlichkeit ist
demnach in ihrer Erinnerung an die Zeit zwischen 1914 und 1918 auf die Existenz eines
10 Oexle, Memoria, S. 9; Nolte, Öffentliche Geschichte, S. 141f.11 Erll, Medium, S. 3.12 Horn/Sauer, Vorwort, S. 10. 13 Assmann/Assmann, Das Gestern im Heute, S. 114.14 Ebd., S. 119f.15 Vgl. dazu auch Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 157; Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 75.16 Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 157.17 Assmann/Assmann, Das Gestern im Heute, S. 120.
3
kulturellen Langzeitgedächtnisses angewiesen, das durch den Einsatz von externen und
gesellschaftlich organisierten Speicher- und Trägermedien entsteht.18 Diese „externe
semiotische Fixierung“, beispielsweise durch Symbole, Texte oder Bilder, ermöglicht, dass
Wissen über die Vergangenheit dauerhaft „kollektiv wirksam“ wird und die Angehörigen
einer Gruppe zeit- und ortsunabhängig auf Informationen zugreifen können.19 Innerhalb
des kulturellen Langzeitgedächtnisses unterscheiden Assmann/Assmann zwischen
Funktions- und Speichergedächtnis. Letzteres steht für den unbewohnten Bereich des
Gedächtnisses, in dem sich jene neutralen oder identitätsirrelevanten Elemente befinden,
die vergessen, verdrängt oder zurzeit nicht benötigt werden. Wird ein Element des
Speichergedächtnisses für die Gemeinschaft relevant, so wird es vom bewohnten Teil des
Gedächtnisses, dem Funktionsgedächtnis, aufgegriffen und weiterverarbeitet. Dabei muss
der entsprechende Wissensbestand verknüpft, angeeignet und mit Sinn versehen werden.20
Das soziale Gedächtnis verfährt (re)konstruktiv und Erinnerung ist immer auch ein
„kreativer Konstruktionsprozess“21, der mehr umfasst als objektive historische Fakten.22
Gedächtnis und Erinnerung bilden demnach nicht einfach die Vergangenheit ab, sondern
sind immer an eine Gruppe gebunden, die anhand gegenwärtiger Bedürfnisse bestimmt,
was und wie sie erinnert.23 Durch den Akt der Erinnerung wird ein vergangenes Ereignis
mit der Gegenwart verknüpft und eröffnet für die Erinnerungsgemeinschaft eine
Perspektive auf die Zukunft.24 Um erinnert zu werden, müssen vergangene Ereignisse
demnach relevant für gegenwärtige oder zukünftige Situationen oder Handlungen der
betreffenden Gemeinschaft sein.25 Von besonderer Bedeutung für die Erinnerung sind
deshalb zeitgeschichtliche Themen, bei denen der Gegenwartsbezug offen ersichtlich ist,
die als die eigene Geschichte wahrgenommen werden und somit zur
„Identitätskonstruktion“ geeignet sind.26 Daraus folgt auch, dass das soziale Gedächtnis ein
zeitgebundenes und somit „wandlungsfähiges“ Produkt eines „aktiv und kreativ
Wirklichkeit erzeugenden [...] Verfahren[s] der Kultur“ ist27, das sich immer zwischen
18 Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 157; Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 77.19 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 80f.20 Assmann/Assmann, Das Gestern im Heute, S. 122f. 21 Erll, Medium, S. 4, 17; vgl. dazu Bergmann, Gedenktage, Gedenkjahre und historische Vernunft, S. 27.22 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 79f.23 Oexle, Memoria, S. 26; Erll, Medium, S. 4, 17.24 Rüsen, Historische Orientierung, S. 216, 219.25 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns , S. 79f.26 Arnold/Hömbert/Kinnebrock, Einführung, S. 7; vgl. dazu auch Sauer, Einführung, S. 26.27 Erll, Medium, S. 4.
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Erinnern und Vergessen bewegt.28
Wie bereits in der Einleitung angesprochen, sind es auf kollektiver Ebene neben den
Schulen und Universitäten insbesondere die Massenmedien, die mit ihren
Rekonstruktionen der Vergangenheit eine quantitativ relevante Menge an
Diskursteilnehmern erreichen können.29 Wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der
Teilnehmer keinen direkten, nicht massenmedial vermittelten Zugang zu
zeitgeschichtlichen Themen besitzt, dann stellt sich die Frage, inwiefern der
Geschichtsjournalismus durch seine Themenwahl einen Einfluss auf die Bildung sozialer
Erinnerungskulturen hat.30 Gleichzeitig ist zu fragen, inwiefern die
Medienberichterstattung selbst vom kollektiven Gedächtnis abhängt.
Im Hinblick auf die in dieser Arbeit angestrebte Medieninhalts- oder Gedächtnisanalyse
bedarf es einer letzten begrifflichen Differenzierung: Ziel ist es zwar, das
Funktionsgedächtnis zu analysieren, allerdings handelt es sich beim Gedächtnis um etwas
Virtuelles, das sich weder beobachten noch empirisch untersuchen lässt.31 Seine sicht- und
untersuchbare Ausprägung findet das Gedächtnis in der Erinnerung oder unterschiedlichen
Erinnerungskulturen, die aus konkreten Handlungen von Gruppen oder Individuen
bestehen. Terminologisch korrekt gesprochen, werden in der vorliegenden Arbeit folglich
Erinnerungskulturen und keine Gedächtnisse untersucht.
1.2 Klassische Topoi des deutschen Geschichtsjournalismus
Die zu Beginn dieser Arbeit gestellte Frage kann in diesem Sinne folgendermassen
umformuliert werden: Welche Wissensbestände mit Bezug zum Ersten Weltkrieg in
Osteuropa werden von der ZEIT als ausreichend relevant erachtet, um durch
Aktualisierung und Verknüpfung Teil des Funktionsgedächtnisses zu werden?
Obwohl die Forschung erkannt hat, wie wichtig die Massenmedien bei der Konstruktion
und Kultivierung von Vergangenheitsversionen sind, gibt es bisher noch keine
systematische Untersuchung des Verhältnisses von Medialität und kollektivem
Gedächtnis.32 Im Bereich der deutschen Printmedien finden sich jedoch einige
aufschlussreiche Untersuchungen dazu, welche geschichtlichen Themen aufgegriffen
28 Assmann, Mediengeschichte, S. 47.29 Echterhoff, Das Außen des Erinnerns, S. 81; Sauer, Einführung, S. 27; Barricelli/Hornig, Einführung, S.
19.30 Donk/Herbers, Journalismus zwischen öffentlichem Erinnern und Vergessen, S. 195. 31 Oexle, Memoria, S. 11f. 32 Ammann, Gedenktagsjournalismus, S. 153f.; Borsò, Einleitung, S. 9.
5
werden. Große Kracht unterscheidet drei Faktoren, auf denen die Themenwahl basiert:
Aktualitätsbezug, kommunikative Anschlussfähigkeit und Moralisierungsfähigkeit. Die
Massenmedien behandeln demnach vor allem zeitgeschichtliche Themen, die im Rahmen
von Gedenktagen oder Gedenkjahren einen zusätzlichen Aktualitätsbezug aufweisen und
das Publikum emotional oder moralisch ansprechen, indem sie beispielsweise vom
Handeln konkreter Personen berichten.33 Verschiedene jüngere Inhaltsanalysen bei
deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Geschichtsmagazinen zeigen, dass die Redaktionen
mehrheitlich auf die deutsche Zeitgeschichte setzen, wobei NS- und Zweit-Weltkrieg-
Themen eindeutig dominieren, so auch in der ZEIT.34
2 Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg in OsteuropaVon Anfang Januar bis Ende September 2014 erschienen in den 40 Ausgaben der ZEIT
insgesamt 79 Artikel mit klarem Bezug zum Ersten Weltkrieg. In elf Ausgaben finden sich
keine Beiträge zum Ersten Weltkrieg; alle anderen Ausgaben enthalten im Schnitt 2.7
Artikel, die sich mit dem Ersten Weltkrieg befassen. Spitzenreiter ist die Ausgabe 8 vom
13. Februar 2014, in der gleich 27 Artikel erschienen, wobei 24 dieser Artikel eine Serie zu
berühmten deutschen Persönlichkeiten im Ersten Weltkrieg bilden.35
14 der 79 Artikel weisen einen direkten thematischen Bezug zu Osteuropa auf. Dies
bedeutet nicht, dass in den restlichen 65 Artikeln Osteuropa nie erwähnt wird, gerade das
Russische Reich wird öfters herangezogen, wenn eine Entwicklung anhand von Beispielen
aus verschiedenen Ländern illustriert oder kontrastiert werden soll. In der vorliegenden
Arbeit wurden jedoch nur jene Artikel berücksichtigt, die sich hauptsächlich mit Osteuropa
beschäftigen oder in denen die Region eine wichtige Rolle in der Argumentation spielt. Bei
den Artikeln handelt es sich mehrheitlich um Hintergrundberichte, wobei einige eine
Tendenz zum Meinungsartikel aufweisen. Eine Ausnahme bildet das einzige Interview mit
der Franz-Ferdinand-Biographin Alma Hannig. Insgesamt dominieren in der
33 Große Kracht, Kontroverse Zeitgeschichte, S. 20f.34 Zur ZEIT vgl. Wilke, Journalismus, S. 143-147. Zu weiteren deutschen Medien siehe Arnold,
Schwellenressort, S. 97f.; Demantowsky, Einführung, S. 46; Hannig, Aufklärende Geschichte, S. 77-92; Spieß, Zeitgeschichte in populären Geschichtsmagazinen, S. 66; van Laak, Zeitgeschichte in kommerziellen Printmedien, S. 102; Thiele, Geschichtsvermittlung, S. 189.
35 Diese Serie widerspiegelt die unter Punkt 1.2 genannten Vorlieben des deutschen Geschichtsjournalismus: Fokus auf das deutsche Beispiel und Personalisierung der historischen Ereignisse. Jede/r der Portraitierten steht mit seiner Person für einen spezifischen Aspekt der Kriegszeit, z.B. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst.
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Berichterstattung die Militär- und Politikgeschichte. Die untersuchten Artikel beschäftigen
sich mit folgenden thematischen Schwerpunkten:
- Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs in Osteuropa
- Folgen des Ersten Weltkriegs in Osteuropa
- Der Erste Weltkrieg in der heutigen Erinnerungskultur
Mit zwei Ausnahmen sind die Artikel monothematisch, d.h. es kommt zu keinen
Überschneidungen mit einem anderen Topos. Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick
über alle 14 Artikel:
Vorgeschichte Folgen Erinnerungskultur
Lothar Höbelt: Flucht nach vorne x
Alma Hannig/Joachim Riedl: „Er war nie ein Kriegsgegner“ x
Anne Hanning: Franz Joseph, der Friedensfürst x
Herfried Münkler: 1914, 2014 x x
Joachim Riedl: „Vorwärts: Jetzt oder nie!“ x
Peter Roos: Der unbekannte Tote x
Timothy Garton Ash: Europa und seine Kriege x
Ludger Heid: Im Reich Ober Ost x
Jens Jessen: Jahrhundertkrieg x
Andreas Kossert: Der Mythos von Tannenberg x x
Joachim Riedl: Krieg! Was aber wäre, wenn... x
Alexander Cammann: Die Geschichten von 1914 x
Jens Jessen: Teufelspakt für die Ukraine x
Thumann Michael: Anderes Land, anderer Krieg x
In den folgenden drei Unterkapiteln sollen die einzelnen Topoi im Hinblick auf die unter
Punkt 1 festgehaltenen theoretischen Erkenntnisse analysiert werden.
2.1 Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs
In sechs der 14 Artikel zu Osteuropa wird die Vorgeschichte zum Kriegsausbruch im
Juni/Juli 2014 thematisiert. Beim Topos Vorgeschichte handelt es sich um eine klassische
Form von Gedenktagsjournalismus, wobei in diesem Fall die Berichterstattung um den
hundertsten Todestag des österreichischen Thronfolgers angelegt ist. Insgesamt vier der
sechs Artikel erschienen zwischen Ende Mai und dem 28. Juni 2014, als sich die
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Ermordung Franz Ferdinands zum hundertsten Mal jährte. Ausserdem ergibt es
chronologisch betrachtet Sinn, im Jahre 2014 über die Kriegsvorgeschichte und den
Kriegsausbruch zu berichten und somit die Basis für alle weitere Berichterstattung zu
legen. Alle Artikel thematisieren – wenn auch in unterschiedlichem Umfang – die
Auswirkungen, welche die territorialen Veränderungen in Südosteuropa vor und während
der Balkankriege auf das Selbstverständnis Österreich-Ungarns und den Kriegsausbruch
hatten. Die Informationen, die der Leser über die dem Ersten Weltkrieg vorangehenden
Ereignisse in Südosteuropa erhält, sind folglich stark an Wien und die österreichische
Perspektive geknüpft. Dies widerspiegelt sich einerseits in den Quellen, auf die die
Verfasser der Artikel zurückgreifen: In der Mehrheit zitieren sie Franz Ferdinand oder
bedeutende österreichische Politiker jener Zeit, nicht jedoch ihre osteuropäischen
'Gegenspieler'. Dieser Fokus auf Österreich und die 'Politik der grossen Männer' zeigt sich
auch bei den drei personalisierten Artikeln: Franz Joseph, der Friedensfürst, „Er war nie
ein Kriegsgegner“ und Der unbekannte Tote. Alle drei beschäftigen sich mit der
Persönlichkeit und dem Agieren der k.u.k. Monarchen in der Vorkriegszeit.
Am ausführlichsten werden die Entwicklungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien
vor Kriegsbeginn jedoch in den allgemein gehaltenen Artikeln geschildert, die auf einen
personalisierten 'Aufhänger' verzichten: „Vorwärts: Jetzt oder nie!“ von Riedl, Flucht
nach vorne von Höbelt sowie – zwar deutlich kürzer und allgemeiner gehalten – 1914,
2014 von Münkler. Am frühesten setzt Riedl an; seine Ausführungen beginnen mit dem
Berliner Kongress von 1878, auf dem nach der Niederlage des Osmanischen Reichs gegen
Russland Serbien zumindest formal die Unabhängigkeit erhielt und Österreich-Ungarn das
Recht zugesprochen wurde, Bosnien-Herzegowina zu besetzen. Als nächste Entwicklung
in Richtung Krieg sieht Riedl den serbischen Königsmord von 1903, der Österreich-
Ungarn zu einem erfolglosen Wirtschaftskrieg gegen die neue serbische Führung
animierte, die mittlerweile auf die Unterstützung Russlands und Frankreichs zählen konnte.
Die Annexionskrise von 1908 wird sowohl von Riedl aus auch von Anne Hanning in Franz
Joseph, der Friedensfürst behandelt. Bei Hanning spielen die Hintergründe der Annexion
keine grosse Rolle, die Autorin erwähnt die Krise lediglich, um einen „Treppenwitz der
Geschichte“ zu illustrieren:36 Ausgerechnet jener Monarch, der 1914 als Erster den Krieg
36 Hanning, Friedensfürst, S. 1. Die Seitenangaben zu den Artikeln beziehen sich hier und im Folgenden nicht auf die Print-Ausgabe, sondern auf die Seitennummerierung der Artikel im Online-Archiv der ZEIT(siehe entsprechende Links in der Bibliographie).
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erklärte, war zwischen 1908 und 1914 drei Mal für den Friedensnobelpreis nominiert
worden. Um die Absurdität dieser Nominierung zu belegen, schildert Hanning dessen
tatsächliches Verhalten bei der Annektierung Bosnien-Herzegowinas und in den
Balkankriegen. Im Gegensatz dazu schildert Riedl ausführlicher die Hintergründe der
Annexion aus österreichischer und deutscher Sicht sowie die heftigen Reaktionen, die sie
in Serbien auslöste. Riedl ist es auch, der festhält, dass hier „[...] der Kontinent am Rand
eines Krieges [stand]“, weil „die Bündniskonstellation von 1914 schon zu diesem
Zeitpunkt einigermaßen eingerastet [war]“.37
Alle Autoren setzen spätestens bei den beiden Balkankriegen in den Jahren 1912 und 1913
an und betonen die steigende Nervosität in der Donaumonarchie angesichts der
territorialen Gewinne Serbiens, was zu wiederholten Mobilisierungen der k.u.k. Truppen
führte. Vertieft behandelt werden die Balkankriege jedoch nur von Riedl und Höbelt, wobei
sie unterschiedliche thematische Schwerpunkte setzen. Riedl fokussiert in Bezug auf den
Ersten Balkankrieg auf die Affäre um den k.u.k. Konsul Prochaska in der osmanischen
Provinz Kosovo, die fast zum Kriegseintritt Österreich-Ungarns geführt hatte und nur
durch die fehlende Unterstützung der zivilen deutschen Regierung verhindert wurde.
Höbelt wiederum analysiert in Flucht nach vorne die finanziellen Auswirkungen, die die
angespannte Lage in den Balkankriegen inklusive der wiederholten
Truppenmobilisierungen für Österreich-Ungarn hatte. Österreich-Ungarns Eliten seien
spätestens nach dem Attentat auf Franz Ferdinand zur Einsicht gekommen, dass man sich
„Frieden“ auch aus rein finanzieller Sicht „nicht mehr leisten“ könne und deshalb einen
Präventivkrieg entfesseln müsse.38 In Franz Joseph, der Friedensfürst, „Er war nie ein
Kriegsgegner“ und Der unbekannte Tote begegnet uns die wachsende Anspannung in der
Donaumonarchie in der Person der österreichischen Monarchen. Im Artikel zu Franz
Joseph, dem vermeintlichen Friedensfürsten, dienen die beiden Balkankriege wie bereits
die Annexion Bosnien-Herzegowinas als Beispiele für die Unangebrachtheit der
Nominierungen des österreichischen Kaisers für den Friedensnobelpreis in den Jahren
1912 und 1914. Einen ähnlichen Ansatz wie Hanning verfolgen auch die beiden Artikel zu
Franz Ferdinand, die das Bild eines ambitionierten, in weiten Kreisen unbeliebten und
keinesfalls pazifistischen Thronfolgers zeichnen, der bereits im Ersten Balkankrieg einen
37 Riedl, Vorwärts, S. 5.38 Höbelt, Flucht, S. 1, 3.
9
Präventivkrieg gegen Serbien gefordert hatte, um mithilfe Deutschlands die gefährdete
Vormachtsstellung der österreichisch-ungarischen Monarchie zu verteidigen und auf dem
Balkan „'aufzuräumen'“.39
Der Politikwissenschaftler Münkler stellt innerhalb dieses Topos als Einziger einen
Aktualitätsbezug her. Vor dem Hintergrund der Krim-Krise diagnostiziert er bei Russland
im Jahr 2014 die Furcht um die eigene „Rolle als weltpolitischer Akteur“, wie dies 1914
bei Österreich-Ungarn der Fall gewesen sei.40 In anderen Worten: Waren es im Falle der
Donaumonarchie die Auswirkungen der Balkankriege gewesen, die diese zu einem
„Befreiungsschlag“ provozierten, so ist es im Falle Russlands 2014 der Umsturz in der
Ukraine.41 Doch obwohl Analogien sehr schnell einleuchtend erscheinen, sind
Ausgangslagen eben immer höchstens „ganz ähnlich“, wie Münkler selbst schreibt.42
Gerade bei Ereignissen, die weit auseinander liegen, müssen viele Einschränkungen
gemacht werden, damit sie vergleichbar werden, was auch Münkler am Ende seiner
Ausführungen zugibt. So glaubt er auch nicht, dass heute ein Konflikt von ähnlicher
Grössenordnung droht, da „keine vergleichbaren Bündnisstrukturen und
Eskalationsmechanismen“ vorhanden seien.43
2.2 Kriegsfolgen
Die mittel- und langfristigen Folgen des Ersten Weltkriegs in Osteuropa stellen den
quantitativ bedeutsamsten Topos dar. So schreibt etwa Riedl in Krieg! Was aber wäre,
wenn...:
„Wäre an jenem heißen Juni-Tag der Chauffeur des Thronfolgers in Sarajevo nicht falsch am Appel-Kai abgebogen und geradewegs vor der Pistole des Attentäters zum Halten gekommen, dann hätte der junge Nationalist Gavrilo Princip nur dem Konvoi tatenlos nachblicken können. Wäre dann die Vernichtungsspirale nicht in Gang gekommen? Keine Jahrhundertverbrecher wie Hitler und Stalin, keine mörderischen Ideologien [...]?“44
Im Fokus der Autoren stehen drei Zeitabschnitte, in denen sich die Auswirkungen des
39 Hannig/Riedl, Kriegsgegner, S. 3.40 Münkler, 1914, 2014, S. 1.41 Ebd.42 Ebd.43 Ebd. Allerdings widerspricht Münkler sich mit dieser Aussage bis zu einem gewissen Grad selbst: Wenn
er von unpersönlichen „Bündnisstrukturen und Eskalationsmechanismen“ schreibt, die den Krieg ausgelöst hätten, so steht das im Widerspruch zum „militärisch offensiven Agieren“, das er im Abschnitt davor den österreichisch-ungarischen Eliten attestiert.
44 Riedl, Krieg, S. 2. Eine weitere Kriegsfolge sieht Riedl in der Russischen Revolution durch die Bolschewiki, die ohne den Krieg seiner Meinung nach von den Menschewiken durchgeführt worden wäre.
10
„Grossen Krieges“ zeigen: der Zweite Weltkrieg, der Krieg in Jugoslawien in den 1990er
Jahren und die Krise in der Ukraine heute. Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf
den Zweiten Weltkrieg werden insbesondere von Kossert und Heid thematisiert, die sich
mit Ostpreussen beziehungsweise Ober Ost beschäftigen. Hier zeigt sich der unter Punkt
1.2 beschriebene Fokus der deutschen Medien auf die eigene Geschichte sehr deutlich:
Einerseits standen Ostpreussen und Ober Ost damals unter deutscher Herrschaft und
andererseits ist der Zweite Weltkrieg in der deutschen Erinnerung immer noch sehr präsent
und deshalb auch das dominierende Thema in der Sparte des Geschichtsjournalismus.
Sowohl Heid als auch Kossert sehen im Ersten Weltkrieg einen Vorläufer oder ein Vorspiel
des Zweiten Weltkriegs in Bezug auf die Ideologisierung bestimmter Gebiete und der
unmenschlichen Behandlung der osteuropäischen Juden. Mit dem ideologischen Aspekt
setzt sich Kossert in Der Mythos von Tannenberg auseinander. Er schildert, wie sich die
Nationalsozialisten die erfolgreiche Schlacht von Tannenberg und den darum entstandenen
Hindenburg-Kult zu Nutze machten, um Ostpreussen zu einem „germanischen Bollwerk“
und „deutschen Heiligtum“ im slawischen Osten zu stilisieren – mit verheerenden
Konsequenzen im Zweiten Weltkrieg.45 Eine noch deutlichere Kontinuität zwischen Erstem
und Zweitem Weltkrieg zeigt sich im Bild, das Heid in Im Reich Ober Ost von der
Unterdrückung und systematischen Ausbeutung der jüdischen Bevölkerung während des
Ersten Weltkriegs zeichnet. Ausführlich schildert Heid die Pläne des deutschen Militärs,
das neu eroberte, multiethnische Gebiet, das die nordöstliche Region Polens sowie Teile
des heutigen Litauens, Lettlands (das Kurland) und westliche Teile des heutigen
Weissrusslands umfasste, „nach deutschem Bilde“ umzuformen.46 Der
Nationalsozialismus, folgert Heid, stehe in direkter Kontinuität zu den Erfahrungen, die die
Deutschen während des Ersten Weltkriegs im Umgang mit den (jüdischen) Minderheiten
machten:
„Schon hier gab es den germanischen Herren- und den jüdischen Untermenschen. Schon hier gab es Menschenjagden, um Juden in die Zwangsarbeit zu zwingen. Schon hier gab es deutsche Ärzte, die Juden für arbeitstauglich oder -untauglich erklärten und entsprechend selektierten. Es gab Deportationen in Viehwaggons zur Arbeit in Deutschland. Es gab stigmatisierende Kennzeichen auf der Kleidung zur besseren Unterscheidung von fremden und deutschen Arbeitern. Und nicht zuletzt kreisten die Überlegungen zunehmend darum, wie man die Juden am besten "loswürde". Es waren eingeübte und antizipierende Elemente einer Repression, die vorauswies auf das, was nach1939 folgte. Denn von dieser Politik der Unterdrückung war es nur noch ein kleiner Schritt zur
45 Kossert, Tannenberg, S. 3, 6.46 Heid, Ober Ost, S. 1.
11
Politik der Vernichtung.“47
Um seine Aussagen zu belegen, zitiert Heid vor allem Angehörige des deutschen Militär-
und Verwaltungsapparats, die teilweise vor Ort die Repressalien miterlebten. Die jüdischen
Bewohner Ober Osts selbst kommen im Artikel nur indirekt zu Wort, etwa durch den
deutschen Schriftsteller Arnold Zweig, der im Pressedienst von Ober Ost tätig war.
Den Krieg in Jugoslawien in den 1990er Jahren thematisieren jene Autoren, die ihr
Hauptaugenmerk auf heutige Konflikte richten, nämlich Garton Ash in Europa und seine
Kriege, Jessen in Jahrhundertkrieg und Münkler48 in 1914, 2014. Der Konflikt auf dem
Balkan, den Garton Ash als Kampf um „Puzzleteile von Österreich-Ungarn und des
Ottomanischen Reichs“49 bezeichnet, ist für diese drei Autoren eine Art Wendepunkt, an
dem Europa durch das Ende des Kalten Krieges „[...] zum ersten Mal seit fünfzig Jahren
aus dem Schatten des Zweiten Weltkriegs heraus[trat] – aber nur um sich unversehens im
Schatten des Ersten Weltkriegs wiederzufinden“.50 Die Geschehnisse seit dem Ende des
Zweiten Weltkriegs bilden jedoch nur eine Art Übergangsphase, um an den aktuellen
Konflikt in der Ukraine anknüpfen zu können. In der Krim-Krise sehen Jessen51 und
Garton Ash eine direkte Nachwirkung der Friedensverträge resp. der Nachkriegsgrenzen:
Garton Ash spricht in Bezug auf die östliche Ukraine neutral von einem „Kampf [...] um
die Grenzen des Russischen Reichs“52, während Jessen pointierter von der Ukraine als
„eine[r] Kunstschöpfung des Kriegs“53 spricht. Aus diesen Feststellungen leiten beide eine
Handlungsrelevanz für die deutsche resp. europäische Gesellschaft ab. Jedoch ziehen sie
ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen, wie genau zu handeln zu sei. Garton Ash sieht
Europa in der Pflicht „die langfristigen Folgen seines eigenen Handelns zu bewältigen“,
wodurch er zumindest indirekt die Vorstellung vertritt, dass Staaten eine Art Kontinuum
bilden und dadurch auch 100 Jahre danach noch für ihr 'eigenes' Handeln belangt werden
können.54 Aus dieser Annahme leitet der britische Historiker die „moralische“
47 Heid, Ober Ost, S. 6.48 Da Münkler den Ukraine-Konflikt jedoch nicht als Kriegsfolge präsentiert, wird hier nicht weiter auf
seine Ausführungen zur Krim-Krise eingegangen.49 Garton Ash, Europa, S. 1.50 Jessen, Jahrhundertkrieg, S. 1.51 Jessen erwähnt ausserdem die Brisanz, welche der Vertrag von Trianon in Ungarn zurzeit hat.52 Garton Ash, Europa, S. 1. 53 Jessen, Jahrhundertkrieg, S. 1.54 Garton Ash, Europa, S. 2.
12
Verpflichtung der europäischen Staaten ab, angesichts aktueller Konflikte nicht zu
schweigen.55 Im Rahmen dieser moralischen Verpflichtung heisst er nicht nur die bereits
verhängten Wirtschaftssanktionen gut, sondern fordert ausserdem von der EU, die Ukraine
davon zu überzeugen, eine „[...] möglichst großzügige interne Lösung auszuhandeln,
sobald die Kontrolle über das eigene Staatsgebiet wiederhergestellt ist“.56 Dies fordert er
nicht zuletzt aus „praktischen“ Gründen, denn „[w]er die kleineren Kriege ignorieren will,
sitzt vielleicht eines Tages im Flieger [...] und wird über der Ukraine abgeschossen“.57
Ausserdem seien die europäischen Staaten in ihren Bemühungen um Frieden in anderen
Regionen der Welt, wie beispielsweise im Nahen Osten, auf Russland angewiesen. Jessen
wiederum verlangt keine praktischen Massnahmen oder Sanktionen von Seiten
Deutschlands. Vielmehr fordert er von den Deutschen, sich mit dem Ersten Weltkrieg und
der „Hinterlassenschaft seiner Friedensverträge“ auseinanderzusetzen:58
„Des Ersten Weltkriegs zu gedenken ist keine akademische Übung, kein bloßer Volkstrauertagsanlass. Es ist eine politische Aufgabe – eine Notwendigkeit, vor die die Politik auch den Geschichtsvergessenen stellt.“59
Das Gedenken erschöpft sich für ihn nicht im blossen Erinnern, sondern soll gewisse
politische Handlungsspielräume definieren. Im Hinblick auf seinen Artikel zur Rolle
Deutschlands in der ukrainischen Geschichte (Teufelspakt für die Ukraine, siehe Kapitel
2.3) kann davon ausgegangen werden, dass er im Gegensatz zu Garton Ash kein
Unterstützer der deutschen Sanktionen gegen Russland ist und die deutsche Öffentlichkeit
aufgrund der historischen Schuld Deutschlands eher zu Zurückhaltung aufrufen will.
Beiden Autoren ist jedoch gemein, dass sie die Ukraine-Krise vor dem Hintergrund
aktueller Bedürfnisse aktualisieren und aus der Geschichte Handlungsmaximen für die
Gegenwart ableiten.
2.3 Erinnerung
Dieser Topos umfasst jene Artikel, die sich explizit mit dem Gedächtnis und
Erinnerungsformen auseinandersetzen. Für die vorliegende Arbeit interessieren erstens
jene Artikel, die sich mit nationalen Erinnerungskulturen in Osteuropa befassen. Zweitens
gehören dazu Versuche der 'Erinnerungskorrektur', bei denen die Verfasser explizit auf
55 Garton Ash, Europa, S. 2.56 Ebd.57 Ebd.58 Jessen, Jahrhundertkrieg, S. 1.59 Ebd.
13
einen Missstand in der deutschen Erinnerung in Bezug auf Geschehnisse in Osteuropa
hinweisen, weil die deutsche Erinnerung aus ihrer Sicht diesbezüglich lückenhaft oder gar
falsch ist.
Zur ersten Kategorie gehört Die Geschichten von 1914, ein von Alexander Cammann
verfasster Bericht über eine Historikertagung, sowie Anderes Land, anderer Krieg, in dem
ein Überblick über die verschiedenen Erinnerungskulturen und -formen der ehemaligen
Kriegsparteien gegeben wird. In beiden Artikeln wird die russische Erinnerung an den
Ersten Weltkrieg thematisiert: Cammann nutzt Russland in Die Geschichten von 1914 als
Beispiel, um aufzuzeigen, wie unterschiedlich ein und dasselbe Ereignis je nach nationaler
Perspektive erinnert wird. In der russischen Wahrnehmung endet die Kriegsperiode nicht
1918, sondern erst 1922 und umfasst auch den weitaus blutigeren Bürgerkrieg nach der
Revolution. Dadurch, dass er nur auf Russland eingeht, verleiht er der russischen
Erinnerung zumindest indirekt eine Art 'Sonderstatus' und kontrastiert sie mit den anderen,
bei ihm ungenannten nationalen Erinnerungsformen. In Anderes Land, anderer Krieg
kommt der russischen Erinnerungskultur kein solcher 'Sonderstatus' zu. Der Artikel enthält
sechs kürzere Artikel, in denen die Korrespondenten der ZEIT für Frankreich, Belgien,
Russland, Indien, Österreich und Grossbritannien über die jeweilige Erinnerungskultur
berichten. Der Abschnitt zur russischen Erinnerungskultur von Michael Thumann steht im
Zeichen der aktuellen politischen Entwicklungen auf der Krim. Putins Erinnerungspolitik,
so der Autor, ziele darauf ab, den bisher eher verdrängten Ersten Weltkrieg in eine
kremlkonforme „ruhmreiche Geschichte vom großen Russland“ zu integrieren und die
Gegensätze zum Westen herauszuheben.60 Aber auch hier ist Russland das einzige
osteuropäische Land, über das berichtet wird. Dieser westeuropäische Fokus – mit
Ausnahme Indiens – zeigt sich zudem darin, dass zwar über die österreichische Erinnerung
an die k.u.k. Zeit berichtet wird, jedoch nicht darüber, wie das heutige Ungarn den Ersten
Weltkrieg erinnert, obwohl beide Nachfolgestaaten der Donaumonarchie sind. Aber auch
andere osteuropäische Länder hätten sich innerhalb dieser Thematik angeboten,
beispielsweise Serbien, wo seit Clarks Monographie über die serbische Kriegsschuld
diskutiert wird, oder auch jene Staaten, die ihre Entstehung dem Ersten Weltkrieg
verdanken.
Die zweite Kategorie, nämlich jene der Erinnerungslücken oder Erinnerungskorrekturen,
60 Thumann, Anderes Land, S. 4.
14
umfasst ebenfalls zwei Artikel: Teufelspakt für die Ukraine von Jens Jessen und Der
Mythos von Tannenberg von Andreas Kossert. Letzterer diagnostiziert in Deutschland eine
Erinnerungslücke in Bezug auf die östlichen Kriegsschauplätze, denn
„[d]er Blick nach Westen, auf Langemarck und Verdun, hat im deutschen Gedächtnis den östlichen Kriegsschauplatz weitgehend verdrängt. In den Jahren nach 1945 geriet er zusätzlich inVergessenheit, und heute dürfte es kaum noch Teil der kollektiven Erinnerung sein, dass der einst östlichste Teil Deutschlands als einzige Provinz während des Weltkriegs die Erfahrung von Kampf, Besatzung und Zerstörung machen musste.“61
Mit seinem Artikel beabsichtigt Kossert, diesen Missstand zumindest in Bezug auf
Ostpreussen zu beheben. Er geht relativ ausführlich und detailliert auf den Kriegsverlauf
und die mittelfristigen Auswirkungen, die der Erste Weltkrieg auf die Zwischenkriegszeit
und den Zweiten Weltkrieg in dieser Region hatte, ein. Es ist jedoch für die hier
untersuchte Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg in der ZEIT bezeichnend, dass Kossert
zwar eine generelle Wissens- oder Erinnerungslücke zu Osteuropa feststellt, dann aber
ganz spezifisch über ein ehemals deutsches Gebiet schreibt. Allerdings ist hervorzuheben,
dass Kossert nicht nur die deutsche Militärriege zu Wort kommen lässt, sondern auch viele
ostpreussische Privatpersonen und Institutionen zitiert.
Auch Jessen macht in Teufelspakt für die Ukraine bei den Deutschen eine
Erinnerungslücke aus, jedoch in Bezug auf die ukrainisch-deutsche Geschichte. Anders als
Kossert verbindet er seine Feststellung mit einer Wertung: Vor dem Hintergrund der Krim-
Krise und den von Deutschland verhängten Sanktionen gegen Russland unterstellt Jessen
der deutschen Öffentlichkeit, die Besatzung der Ukraine durch deutsche Truppen in den
beiden Weltkriegen zu verdrängen. Um seine Aussagen zu belegen, schlägt er einen Bogen
von den beiden Weltkriegen, in denen die Deutschen versucht hätten, die Ukraine vom
Russischen Reich respektive der Sowjetunion loszulösen, zur sowjetischen
Nationalitätenpolitik der Nachkriegszeit. Doch obwohl er sich auf historische Ereignisse
bezieht, wirkt sein Artikel verglichen mit Kossert eher wie ein moralischer Appell, den er
mit der Forderung schliesst, Deutschland dürfe nicht die Loslösung ukrainischen Gebiets
fordern, „nicht noch einmal“.62 Im Unterschied zu Der Mythos von Tannenberg erschienen
Jessens Ausführungen auch nicht in der Rubrik Geschichte, sondern unter Kultur.
61 Kossert, Tanenberg, S. 1.62 Jessen, Teufelspakt, S. 4.
15
3 FazitAusgangspunkt der vorliegenden Untersuchung bildete die Frage, was in den Artikeln mit
Osteuropa-Bezug thematisiert wird, in welcher Form und aus welchem Anlass dies
geschieht sowie welchen (geschichtstheoretischen) Zugang die ZEIT dabei wählt.
Die Auswertung der 79 Artikel, die zwischen Januar und September 2014 in der ZEIT zum
Ersten Weltkrieg erschienen, hat gezeigt, dass der Fokus der ZEIT-Journalisten eindeutig
auf Deutschland bzw. Westeuropa liegt; lediglich 14 Artikel weisen einen eindeutigen
Bezug zu Osteuropa auf. Und selbst in diesen 14 Artikeln bleibt die Perspektive
westeuropäisch, was sich u.a. in den von den Autoren zitierten Zeitzeugen zeigt, die mit
wenigen Ausnahmen 'grosse', westeuropäische Männer sind. Dieser Befund widerspiegelt
die unter Punkt 1.2 festgehaltenen Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen kollektivem
Gedächtnis und Massenmedien: Als Agenten und Träger des Funktionsgedächtnisses
bilden Massenmedien nicht einfach die Vergangenheit ab, sondern rekonstruieren sie vor
dem Hintergrund aktueller Bedürfnisse der Gesellschaft. Oder anders gesagt: Um von den
Redaktoren und Journalisten der ZEIT erinnert zu werden, müssen vergangene Ereignisse
für die deutsche Gegenwart oder Zukunft relevant sein, sozusagen den gesellschaftlichen
'Nerv der Zeit' treffen. Wie die Analyse der 14 Artikel zu Osteuropa zeigte, wurden von der
ZEIT jene Wissensbestände als relevant erachtet, die sich entweder mit dem Blick auf den
Kalender anboten oder die für die deutsche Gesellschaft einen klaren Bezug zum Jetzt
aufweisen, indem sie entweder die eigene geschichtliche Identität thematisieren oder
Handlungsperspektiven in aktuellen politischen Krisen eröffnen.
Eine klassische Form von Gedenktagsjournalismus findet sich im Topos Vorgeschichte,
wobei in diesem Fall der hundertste Todestag Franz Ferdinands als kalendarischer
'Aufhänger' dient. Dementsprechend ist die Perspektive der Artikel österreichisch:
Einerseits wird der Rolle der österreichischen Monarchen sehr viel Raum eingeräumt und
andererseits werden Entwicklungen in Südosteuropa nur dann thematisiert, wenn sie auf
österreichischer Seite Gegenreaktionen hervorriefen. Die ungarische Reichshälfte wird
weitgehend ausgeblendet. Diese Nicht-Beachtung Ungarns zeigt sich auch beim Topos
Erinnerung, wo nur die österreichische Erinnerung thematisiert wird, obwohl gerade in
Ungarn das Erbe des Vertrages von Trianon aktuell grosse politische Brisanz birgt.
Die andern beiden Topoi, Kriegsfolgen und Erinnerung, lassen sich jedoch nicht ohne
16
Weiteres unter das Stichwort 'Gedenktagsjournalismus' subsumieren. Sicherlich spielt auch
hier die Tatsache, dass soeben das erste von vier Gedenkjahren angebrochen ist, eine Rolle.
Allerdings gibt es 2014 weder thematisch passende Gedenktage, noch lässt es sich aus
chronologischer Sicht erklären, dass bereits im ersten von vier Gedenkjahren über die
Folgen des Kriegs und seinen Platz in der Erinnerung geschrieben wird. Wie die
Untersuchung gezeigt hat, werden die beiden Topoi in der deutschen Gesellschaft als
relevant hinsichtlich gegenwärtiger oder zukünftiger Situationen und Handlungen erachtet.
Einerseits widerspiegeln die Artikel das unter Punkt 1.2 beschriebene Interesse der Leser
an der eigenen Geschichte. Dies zeigt sich beim Topos Kriegsfolgen, wo die Auswirkungen
des Ersten auf den Zweiten Weltkrieg sehr ausführlich beleuchtet werden. Offensichtlich
ist das Verhalten des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg aktuell und identitätsrelevant,
weil es den Deutschen ermöglicht, die Schrecken des Zweiten Weltkriegs besser zu
verstehen. Die Autoren richten deshalb ihren Blick auf jene osteuropäischen Gebiete, die
unter deutscher Herrschaft standen. Dieser Fokus auf die eigene Geschichte manifestiert
sich auch im Topos Erinnerung bei jenen Artikeln, die explizit Lücken in der deutschen
Erinnerung bezüglich Osteuropa anprangern. Andererseits begannen die Autoren der ZEIT
nach dem Ausbruch der Krim-Krise in diesem Jahr, sich mit den historischen
Hintergründen des Konflikts auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang rückte auch
der Erste Weltkrieg wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ziel dieser
Auseinandersetzung war jedoch nicht, Erkenntnisse über den Kriegsverlauf in der Ukraine
selbst darzustellen. Vielmehr ging es darum, anhand der Geschichte konkrete
Anhaltspunkte für eine historisch vertretbare Position Deutschlands in der Krim-Krise zu
gewinnen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, insbesondere in Hinblick auf die von
Deutschland mitgetragenen Sanktionen gegenüber Russland.
Abschliessend kann gesagt werden, dass die Berichterstattung der ZEIT im
Untersuchungszeitraum in den meisten Fällen aus deutscher Perspektive verfasst und auf
die eigenen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Das zeigt nicht zuletzt, dass die Massenmedien
kollektives Gedächtnis nicht nur zu einem bedeutenden Teil konstituieren, sondern selbst
ein Teil der Gedächtnisgemeinschaft sind und somit nicht komplett unabhängig von
bestehenden Erinnerungskulturen agieren können.
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