deutschland –eine republik der panikmacher? - schwenk.de · anzahl artikel mit ausgewählten...
TRANSCRIPT
Prof. Dr. Walter Krämer, TU Dortmund
Deutschland – eine Republik der Panikmacher?
Warum wir uns vor den falschen Dingen
fürchten
BETONSEMINAR 2018, Schweinfurt, 25. Januar
Todesursachen in Deutschland
1910 2010Krebs 3,7% 25,1%
Herz-Kreislauf 10,4% 46,4%
Tbc 10,3% 0,1%
Altersschwäche 9,7% 1,0%
Unfälle und
Selbstmord 3,0% 4,9%
Sonstige Ursachen 62,9% 22,5%
Alter 1970 ´ 20120-4 7 35-9 6 2
10-14 4 115-19 6 220-24 8 425-29 12 530-34 21 1035-39 45 2140-44 84 4045-49 144 7450-54 214 13855-59 305 21560-64 415 31665-69 601 45470-74 850 59075-79 1183 81180-84 1644 1154
So viele Frauen (von 100.000 in den jeweiligen Altersgruppen) sind in Deutschland an Krebs gestorben
Quelle: Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistk
Determinanten der Risikoüber- oder Unterschätzung
Natürlich (Gefahr)
Beeinflußbar
Sofort wirksam
Faßbar/greifbar
Neu
Jüngere Präzedenzfälle vorhanden
Wahrscheinlichkeiten bekannt
Freiwillig übernommen
Künstlich (Risiko)
Nicht beeinflußbar
Verzögert wirksam
Unfaßbar, geheimnisvoll
Alt
Keine jüngeren Präzedenzfälle vorhanden
Wahrscheinlichkeiten unbekannt
Unfreiwillig übernommen
Natürliche Gifte in ausgewählten NahrungsmittelnAvocados: Gefährlich für Diabetiker, die darin enthaltene Mannohetulose hemmt die Produktion von Insulin.Bananen: Enthalten das herzschädigende Serotonin. Beerenobst: Salicylsäure kann bei Allergikern zu Magenbeschwerden oder Asthma führen.Rohe Bucheckern: Enthalten Fagin, gefährlich bei Nierenerkrankungen, Gicht und Arthritis.Rohe Eier: Gefahr einer Salmonellenvergiftung.Schwarzer Holunder: Enthält Sambunigrin, ein sogenanntes cyanogenes Glykosid. Kaffee, Tee, Kakao: Enthalten Koffein und Theobromin, können Herzrhythmus stören.Rohes Mett: Überträgt Bandwürmer. Rhabarber: Enthält Oxalsäure, die führt zu Krämpfen und Herzlähmung. Saubohnen: Führen zu hämolytischer Anämie sowie Milz- und Leberschwellung bei Menschen, die an einem Gendefekt namens Favismus leiden.Sauerampfer: Enthält wie der Rhabarber die giftige OxalsäureSalbei: Enthält in seinem ätherischen Öl das toxische Thujon.Senf: Hoher Salicylsäuregehalt kann zu Übelkeit, Erbrechen und Nierenschäden führen.Sojabohnen: Enthalten cyanogene Glykoside, ähnlich denen im schwarzen Holunder.Stachelbeeren: Enthalten giftiger Glyoxylsäure. Süßkartoffeln: Enthalten Terpene, die Leber, Lungen und Nieren vergiften.Schwarzer Tee: Enthält Gerbstoffe, die sich mit Eisen wie auch mit Vitamin B1 verbinden. Wacholderbeeren: Enthalten Cardinen, Sabinen und Sabinol, welche die Schleimhäute des Magen-Darmtraktes und die Nieren reizen.
Anzahl Artikel mit ausgewählten Angstvokabeln in deutschen und internationalen Tageszeitungen 2000-2010 (aus W. Krämer: Die Angst
der Woche, München 2011)
asbest-verseucht
BSE dioxin-belastet
Schweine grippe
Summe
Süddeutsche Zeitung 484 2611 303 823 4221Frankfurter Rundschau 584 2320 230 730 3864Corriere de la Sera 540 2274 150 558 3522FAZ 317 1985 115 439 2856Times 569 521 89 830 2342Guardian 461 1356 121 336 2274Le Monde 949 527 290 231 1997Le Figaro 210 322 86 396 1014La Repubblica 102 522 99 275 998El Pais 110 369 120 342 941
Ausgabe Januar 2018
„Was das nit gift ist?All ding sind gift und nicht ist ohn gift.Allein die dosis macht dass ein ding
kein gift ist.“
Jahr Anzahl Fälle1946 2.800.000
1961 (nach Einführung vonDDT)
110
1962 311963 17
1964 (ab jetzt ist DDT verboten)
150
1965 3081966 4991967 3.4661968 2.500.000
Malariafälle in Sri Lanka vor und nach dem Verbot von DDT
Ausgewählte epidemiologische Falschmeldungen
Cholesterinreiche Diät: Um 65% erhöhtes Risiko für Rektumkarzinom bei Männern.Verzehr von Joghurt mindestens einmal im Monat: Verdoppeltes Risiko für Eierstockkrebs bei Frauen.Wöchentliche Spülung der Geschlechtsorgane: Vierfach erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen.Regelmäßige Benutzung von stark alkoholhaltiger Mundspülung: Um 50% erhöhtes Mundkrebsrisiko.Geburtsgewicht von 3.6 kg oder mehr: Um 30% erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Frauen.Sterilisation (Vasektomie): Um 60% erhöhtes Risiko für Prostatakrebs bei Männern.Pestizide im Blut: Um den Faktor vier erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Frauen.Trinken von mehr als 3.3 Liter Flüssigkeit an einem Tag (insbesondere chlorhaltiges Leitungswasser): Verdopplung des Risikos von Blasenkrebs.Stress am Arbeitsplatz: Um den Faktor 5 erhöhtes Risiko für Mastdarmkrebs.Verzehr von mehr als 20 Gramm verarbeiteten Fleischs am Tag (z.B. Fleischwurst): Um 70% erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs.Arbeiten in der Nähe von elektromagnetischen Feldern: Um 37% erhöhtes Brustkrebsrisko für Frauen.Jemals eine Höhensonne genutzt: Um 30% erhöhtes Risiko für schwarzen Hautkrebs.Abtreibung: Um 50% erhöhtes Risiko für Brustkrebs.Über- oder unterdurchschnittlich lange Menstruationszyklen: Verdopplung des Risikos für Brustkrebs.
Aus einem Leserbrief an die Rheinische Post in Düsseldorf:
„Stimmt es, daß ich mich mit BSE anstecken kann, wenn ich lange auf
meinem Rindsledersofa sitze?“