1Tod als Therapie

3. Mai 2011 15:51:53http://www.triskel-hof.de/leseprobeANG1.html

MECKERER-VERLAG

Leseprobe: Angelus Domini – Angelus Tyranni

Bücher I-IV (Genesis)

°Als Luzifer geendet hatte, nun schwieg und zu Gott sah, erhob jener seineStimme und sprach laut und schneidend scharf: "Habe ich nicht gesagt, daß diesmeine neue Schöpfung ist? Seht ihr nicht, daß ich Großes vollbracht habe?Huldigt ihr und verbeugt euch vor ihr!"Luzifer stutzte und hob nachdenklich die Brauen. Dann verbeugte er sich vorGott und kniete vor ihm nieder. "Mein Gott, ich sehe, daß du ein großes Wundervollbracht hast, und ich bin erfülltvon Ehrfurcht vor dem Wesen, das duerschaffen hast. Aber du befahlst mir, daß ich mich nur vor dir und nur dir alleinverbeugen soll, und siehe, dies tue ich!"Gott grollte vor Wut, so daß dunkle Wolken aufzogen am Himmel über demGarten Eden; die Luft wurde schwer wie vor einem Gewitter, und es grummelteleise."Luzifer", donnerte Gott, "ich befehle dir: Beuge dein Haupt vor demMenschen!"Luzifer hob den Kopf an, den er vor Gott zu Boden gesenkt hatte. Langsamrichtete er sich auf, langsam kam er auf die Füße und streckte sich. Sein Gesichtwar angespannt, und er schaute mehrmals irritiertvon Gott zu den Menschenund von den Menschen zurück zu Gott.Da trennte sich Uriel von uns und trat zu Luzifer, beschwor ihn nachzugeben.Aber Luzifer sagte: "Meine früheren Anweisungen waren eindeutig. Ich solltemich niemals vor jemand anderem verbeugen denn vor Gott. Wenn ich michnun vor dem Menschen verbeuge, verstoße ich dagegen. Woher weiß ich, obdies nicht eine Prüfung meiner Gesetzestreue ist? Was auch immer ich wähle,bei beiden Entscheidungen breche ich ein Gebot und mißachte ich einen BefehlGottes. Und so bin ich, was auch immer ich tue, verflucht."Er schickte Uriel zurück in unsere Reihen, damit ihm kein Leid widerfahre.Dann hob er den Kopf und sah Gott in das Angesicht."Mein geliebter Gott, mein Vater! Ich kann mich nicht vor dem Menschenverbeugen, denn ein Geschöpf des Lichtes verbeugt sich nicht vor einemGeschöpf aus Dreck!"

°Buch V (Makedonien vs. Persien)

°Einige Zeit später, wir hatten unser Mahl beendet und saßen noch derGemütlichkeithalber beisammen, klopfte es an der Haustür."Ich gehe schon", sagte Luzifer, der ohnehin hatte abräumen wollen.Er kam ziemlichschnell wieder. Sein Gesicht hatte sich verändert, und er sagte

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Er kam ziemlichschnell wieder. Sein Gesicht hatte sich verändert, und er sagteknapp: "Für dich!" Dann begann er, den Tisch abzuräumen.Als ich aber gerade an ihm vorbeiging, bemerkte er über die Schulter: "Wannwarst du denn das letzte Mal mit einer Frau zusammen?"Ich stoppte überrascht und sah mich um. "Das weißt du doch! Mit Sarai!""Mmh!" macht er nur und drehte sich zur Küche um.Verwundert schüttelte ich den Kopf und ging zur Haustür. Als ich diese öffnete,traf mich der Schlag: Ich sah mir selbst ins Gesicht!Vor mir stand ein junger Mann von vielleichtzwanzig Jahren, mittelgroß,athletisch, hellhäutig – und blond. Er war mir aus dem Gesicht geschnitten – mitAusnahme der griechischen Nase vielleicht. Über der noch jugendlich runden,etwas niedrigen Stirn tobten dunkelblonde, von der Sonne ausgeblichene,lockige Haare, die sich in der Mitte wie eine Löwenmähne scheitelten. Undunter dunklen, ausdrucksvollen Brauen sahen mich graublaue Augen an,mustertenmich kurz. Dann hob sich eine Braue, und er sagte nüchtern: "Alsostimmtes!"Die anderen, seine Begleiter, die an der Seite bei den Pferden standen, gabenerstaunte Laute von sich und tauschten leise Bemerkungen aus.Mit einem Schlag fiel mir die blonde Frau wieder ein, die ich vor etwa zwanzigJahren vor Chalkidike begattet hatte. Und ich brauchte keinen Atemzug lang,um zu begreifen, daß dieser makedonische Soldat mein Sohn war.

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