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Die Ghanaische Diaspora in Deutschland
Potenziale der Kooperation mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Autorin: Verena Mrath
Stand 15. Juni 2015
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Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums fr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vom Pro-gramm Migration fr Entwicklung erstellt.
Weltweit sind Gesellschaften und Individuen in Bewegung: Rund 250 Millionen Menschen leben derzeit auerhalb ihres Herkunftslandes. Das bietet Chancen: Vielfalt und der Austausch ber Grenzen hinweg frdern wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Prozesse im Aufnahme- und im Herkunftsland.
Die Migranten selbst werden dabei zu wichtigen Brckenbauer zwischen den Lndern. Mit ihrem Know-how, ihren Ideen, Erfahrungen und Kontakten gestalten sie nachhaltige Vernderungen. Auf vielfltige Weise untersttzen sie ihre Herkunfts-lnder dabei, zukunftsfhig zu bleiben und gestalten gleichzeitig die Gesellschaft im jeweiligen Aufnahmeland mit. Darin sehen wir enormes Potenzial fr Entwicklung. Im Auftrage des Bundesministeriums fr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) frdern wir das Engagement von Migranten aus Schwellen- und Entwicklungslndern und beraten unsere Partnerlnder dabei, Migration fr nachhaltige Entwicklung zu nutzen
Das Programm Migration fr Entwicklung konzentriert sich dabei auf vier Handlungsfelder:
Wissenstransfer durch Rckkehrende Fachkrfte
Kooperation mit Diasporaorganisationen
Migranten als Unternehmer
Migrationspolitikberatung
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Inhalt
Tabellenverzeichnis 4Abkrzungsverzeichnis 5I. Kontext und Zielstellungen des Gutachtens 6II. Methodisches Vorgehen 8III. Die ghanaische Diaspora in Deutschland 10
3.1 Gre der ghanaischen Diaspora: eine Schtzung 103.2 Altersstruktur, Familienstand, Geschlechterverteilung und Aufenthaltsdauer 123.3 Beschftigungssituation 133.4 Herkunft und geographische Verteilung 143.5 Geldtransfers nach Ghana 15
IV. Soziale Organisationsformen 174.1 Vereine und Verbnde 17 4.1.1 Profil und Struktur 17 4.1.2 Organisatorische Kontinuitt, Ressourcen und Kompetenzen 20 4.1.3 Agenda und Ziele 214.2 Exkurs: Religise Vereinigungen und Parteien 224.3 Exkurs: Parteien 23
V. Organisationsvielfalt und Ausprgungen entwicklungsrelevanten Engagements: neun Beispiele 245.1 Eine internationale NGO: Ghana Diaspora Fund (GDF) 245.2 Ein Beratungsforum: African Consultative Forum Hamburg (ACF) 255.3 Ein regionaler Dachverband: Ghana Council NRW 265.4 Die Ghana Unions 275.5 Panafrikanisch: African German Network Association e.V. (AGNA e.V.), Hamburg 285.6 Engagiert fr Entwicklung: Deutsch-Ghanaischer Entwicklungsverein e.V. (GDE e.V.), Kiel 295.7 Entwicklung fr Nordghana: Maaka e.V., Mnster 315.8 Untersttzung von Benachteiligten: Haskey Project e.V., Bochum 325.9 Kein Dachverband fr alle: UGAG 335.10 FEGHADE 34
VI. Ghanaische Diasporapolitik ab 2000 bis heute 35VII. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen zu Potenzialen der Kooperation mit der ghanaischen Diaspora 38
7.1 Hemmende Faktoren: die Sicht der ghanaischen Diaspora 397.2 Bedarfsanalyse, Visionen und Handlungsempfehlungen der ghanaischen Diaspora 417.3 Weitere Handlungsempfehlungen auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse 41
Literaturverzeichnis 44Links zu Websites mit Ghanabezug 50
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Migranten ghanaischer Staatsangehrigkeit und eingebrgerte Ghanaer in Deutschland,
19802014 (Stand 31.12.2014) 11Tabelle 2: Migranten ghanaischer Staatsangehrigkeit nach Alter und Geschlecht (Stand: 31.12.2014) 12Tabelle 3: Geographische Verteilung von Migranten ghanaischer
Staatsangehrigkeit in Deutschland (Stand: 31.12.2014) 14
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ACF African Consultative Forum Hamburg
ADPC The African Diaspora Policy Centre
AEDP Africa-Europe Development Platform
AFFORD African Foundation for Development
AGEF Arbeitsgruppe Entwicklung und Fach-krfte im Bereich der Migration und der
Entwicklungszusammenarbeit
AGNA e.V. African German Network Association e.V.
ANAMED Aktion Natrliche Medizin in den Tropen
AZR Auslnderzentralregister
BA Bundesagentur fr Arbeit
BAMF Bundesamt fr Migration und Flchtlinge
BMZ Bundesministerium fr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
CIM Centrum fr internationale Migration und Entwicklung
CMS Centre for Migration Studies, University of Ghana
COMCAD Center on Migration, Citizenship and Development
DAAD Deutscher Akademischer Austauschdienst
DAB Diaspora Affairs Bureau
DEP Diaspora Engagement Project
DFD Diaspora Forum Development
DGE e.V. Deutsch-Ghanaischer Entwicklungs- verein e.V.
DSU Diaspora Support Unit
ECDPM European Centre for Development Policy Management
ECOWAS Westafrikanische Wirtschafts gemeinschaft
EZ Entwicklungszusammenarbeit
FEGHADE Federation of the Ghanaian Diaspora in Europe
GDEP Ghanaian Diaspora Engagement Policy
GDF Ghana Diaspora Fund
GPRS Ghana Poverty Reduction Strategy
GIPC Ghana Investment Promotion Centre
GIZ Deutsche Gesellschaft fr Internationale Zusammenarbeit GmbH
GU Ma-Lu Ghana Union Mannheim- Ludwigshafen e.V.
HTA Home Town Association
ICMPD International Centre for Migration Policy Development
INTERACT Researching Third Country Nationals Integration as a Three-Way Process
Immigrants, Countries of Emigration and
Countries of Im- migration as Actors for
Integration
IMF International Monetary Fund
IOM International Organisation for Migration
IPPF International Planned Parenthood Federation
IWF Internationaler Whrungsfond
IZAM Informationszentrum Asyl und Migration
JSS Junior Secondary School
MIDA Migration for Development in Africa
MIEUX Migration EU eXpertise
MPI Migration Policy Institute
M4D Migration for Development Programme
NRW Nordrhein-Westfalen
NRGS Non-Resident Ghanaians Secretariat
OECD Organisation for Economic Cooperation and Development
PME Programm Migration fr Entwicklung
PPP Public Private Partnership
ROPAA. Representation of the People Amendment Act
SV Sektorvorhaben
UGAG Union of Ghanaian Associations Germany
WUS World University Service
ZAV Zentrale Auslands- und Fachvermittlung
Abkrzungsverzeichnis
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Die bedeutende Rolle der Diaspora1 als Akteur fr die Entwick-lung in ihren Herkunftslndern ist unumstritten. Diese Studie soll unter anderem dazu dienen, das entwicklungspolitische Engagement der ghanaischen Diaspora in Deutschland, ihrer Vereine, Zusammenschlsse und Netzwerke sowie auch von Individuen zu untersuchen. Auf der Grundlage der Untersu-chungsergebnisse werden Handlungsempfehlungen fr das Programm Migration fr Entwicklung (PME) formuliert. Das PME ist ein BMZ finanziertes Globalvorhaben, das den Wissenstransfer von Migranten und Migrantinnen in ihre Herkunftslnder untersttzt, wobei sich das Programm auf 26 Schwerpunktlnder konzentriert. In Deutschland sollen im Rahmen des PME verschiedene Migrantengruppen als Mittler/Trger von Wissen und Know-how gestrkt und in die Lage versetzt werden, ber unterschiedliche Wege Wissenstransfer zu leisten. Davon sollen in den Herkunftslndern lokale Arbeitge-ber wie auch zivilgesellschaftliche Institutionen und Organi-sationen profitieren. Das PME spricht einerseits qualifizierte Migranten und Migrantinnen an, die in ihr Herkunftsland zurckkehren wollen, andererseits aber auch solche, die sich in Deutschland etabliert haben und hier ihren Lebensmittelpunkt sehen.
Das PME zielt sowohl auf hochqualifizierte Einzelpersonen ebenso wie auf Migrantenorganisationen (MOs) und andere Netzwerke der Diasporagruppen. Um die PME-Handlungsfel-der und die operative Ebene weiter zu entwickeln, gibt es nach wie vor einen Bedarf an qualitati-ven Analysen der verschiede-nen Diasporagruppen in Deutschland.
Die Deutsche Gesellschaft fr Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat schon 2006 die Studie gyptische, afgha-nische und serbische Diasporagemeinden und ihre Beitrge zur Entwicklung ihrer Herkunftslnder publiziert. 2007 und 2008 folgten sechs weitere Studien zu verschiedenen Diasporage-meinschaften in Deutschland (Marokko, Senegal, Vietnam, Ka-merun, Armenien und Philippinen). Eine auf Ghana fokussierte Studie wurde 2009 (Schmelz 2009) verffentlicht. Vizzoli/Lacroix beschftigten sich in ihrer Untersuchung mit der ghana-ischen, serbischen und indischen Diasporapolitik (2010). Diese Publikationen trugen dazu bei, Wissenslcken hinsichtlich des Engagements von Migranten2 in ihren Herkunftslndern zu schlieen und Kooperationsanstze fr gemeinsame Projekte in den Herkunftslndern zu identifizieren. Seit 2007 wurden zunchst im Rahmen eines Pilotfrderprogrammes und danach
1 Zur Definition des Terminus Diaspora siehe S. 7.
2 Aus Grnden der Lesbarkeit wird auf eine durchgngige Verwendung der geschlechtsspezifischen Form verzichtet.
als Programmkomponente des PME punktuell Projekte von Diasporaorganisation in ihren Herkunftslndern untersttzt. 2011 wurden auf der Grundlage von gesammelten Erfahrungen des Pilotfrderprogramms der Leitfaden Mit Diasporage-meinschaften zusammenarbeiten. Orientierung fr die Praxis verffentlicht (GIZ 2011).
Die nun vorliegende Untersuchung soll dazu beitragen, die Po-tenziale einer Kooperation der deutschen Entwicklungszusam-menarbeit (EZ) mit der ghanaischen Diaspora in Deutschland fr die Entwicklung in Ghana genauer und auf aktualisierter Inf