die parks der abruzzen reiseführer

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Die Parks der Abruzzen Reiseführer

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Page 1: Die Parks der Abruzzen Reiseführer

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ABRUZZO ITALIA

Die Parksder AbruzzenReiseführer

Page 2: Die Parks der Abruzzen Reiseführer

ORT TELEFON EMAIL

ALBA ADRIATICA (TE) 0861.712426-711871 [email protected] FUCENS (AQ) 0863.22143 [email protected] TERME (PE) 085.922202-9290209 [email protected] 0871.63640 [email protected] AL MARE (CH) 085.817169-816649 [email protected] (TE) 085.8003013 [email protected] (CH) 0872.717810 [email protected]’AQUILA 0862.410808-410340 [email protected]

0862.22306 [email protected] APRUTINO (PE) 085.8290213 [email protected] (TE) 0861.762336 [email protected] VASTESE (CH) 0873.944072 [email protected] (PE) 085.4458859-4483095 [email protected] (AQ) 0862.959158 [email protected] (CH) 085.9063841 [email protected] (AQ) 0863.706079 [email protected] 085.42900219 [email protected]

ORT TELEFON EMAIL

PESCARA CENTRO 085.4225462 [email protected] AEROPORTO 085.4322120 [email protected] (AQ) 0863.910461-910097 [email protected] (AQ) 0864.641440 [email protected] (TE) 085.9491745-9491341 [email protected] (AQ) 0864.69351 [email protected] (PE) 085.8572614 [email protected] (AQ) 0864.62210 [email protected] DEGLI ABRUZZI (TE) 085.8991157 [email protected] SALVO (CH) 0873.345550 [email protected] (AQ) 0864.74317 [email protected] SILVI MARINA (TE) 085.930343 [email protected] (AQ) 0864.53276 [email protected] (AQ) 0863.610318 [email protected] 0861.244222 [email protected] (TE) 0861.787726 [email protected] (CH) 0873.367312 [email protected]

INFORMATIONSBÜROS UND TOURISTISCHE KUNDENBETREUUNG ABRUZZEN

Herausgeber und Texte: CARSA srl. Übersetzungen: Virginia D'Alò, Sabine Duwe. © Abruzzo Promozione Turismo, 2012. Alle Rechte vorbehalten.Fotos: archivio CARSA Edizioni (R. Monasterio, S. Ardito, V. Battista, G. Cocco, P. Iammarrone, L. Del Monaco, M. Minoliti, E. Micati, S. Servili, G. Tavano), archivio PNALM(V.Mastrella, U. Esposito, R. Visci,), archivio PNGL (M. Anselmi, G. Damiani, L. Parisse), archivio PNM (A. Antonucci, M. Carafa, G. Ciaschetti, E. Di Michele, J. Forcone),archivio PRSV (S. Di Benedetto, G. Senzannona), archivio APTR Abruzzo. Druck und Bindung Litografia Brandolini, Sambuceto di San Giovanni Teatino (Ch).

+39.085.42900900+39.085.42900900

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Die Abruzzen,Europas grüne Region

Der NationalparkAbruzzen, Latiumund Molise

Der Nationalparkdes Gran Sasso undder Monti della Laga

Der Majella-Nationalpark

Der RegionalparkSirente Velino

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DIE ABRUZZEN,Unter den italienischen Regionen befinden sichin den Abruzzen die meisten Naturparks: eineVorrangstellung, die die Abruzzen zum größteneuropäischen Naturgebiet, einer wahren„Anthologie der europäisch-mediterranenLandschaft“ machen, und die der Region eineHauptrolle als absoluten Leader im Bereichdes „grünen Tourismus“ erteilen, mit übereinem Drittel des eigenen Territoriums unterUmweltschutz.

Diese Eigenschaft beruht auf dem hauptsächlich bergigen Gebietder Region (auch wenn sie sich direkt an der Adria befindet, mitnicht weniger als 130 km Küste), deren Landschaft und Ökosystem,die - abhängend von der Höhe - zwischen typischen mediterranenSzenarien und echtem alpinem Panorama wechseln. Die Abruzzen besitzen die größten und höchsten Berge dergesamten Apenninen, deren Gipfel 3000 m Höhe erreichen undderen Oberfläche zwei Drittel oberhalb der 750 m liegen. Diesemächtige Bergkette schiebt sich bis zu wenigen Kilometern vor dieKüste, auf die sie sich, wie ein spektakulärer Balkon, beugt; der Rest

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der Region besteht aus hügeligen Ausläufern, die sanft zum Meer hinabfallen. Der enge Küstenstreifen mit den Endabschnitten derFlusstäler stellt die einzige Flachebene der Region dar. Eine solch mühselige und starke Natur, in der man sich anpassenmusste, um überleben zu können, hat die Erhaltung - in denjeweiligen verschiedenen Lebensräumen - vielzähliger Tier- undPflanzenarten ermöglicht, darunter viele, die einstmals in dengesamten Apenninen verbreitet waren, nun in den Abruzzen dieletzten geschützten Gebiete gefunden haben und so vor demAussterben bewahrt sind. Typische Spezies und gleichzeitigWahrzeichen der Region sind die Gämse, der Wolf, der Braunbär,Tiere, die ausschließlich unseren Bergen ihre Erhaltung verdanken;außerdem auch Adler, Luchs, Otter und Gänsegeier, darüber hinausauch in der nördlichen Tundra vertretene Tierarten, wie dieSchneemaus (ein kleines Nagetier), der Mornellregenpfeifer (einsympathisches Vögelchen) oder die Latschenkiefer, von Biologen als„Eiszeitrelikte“ definiert, Reste jener Flora und Fauna, die dasmediterrane Gebiet während der letzten Eiszeit bewohnten und vonden großen Höhen der Berge Abruzzens bis heute behütet wurden.

Europas grüne Region

Die Abruzzen der Nationalparks spielen innerhalbder Erhaltung der Umwelt und biologischenVielfalt national und international gesehen eineschwer zu unterschätzende Rolle, wenn manbedenkt, dass die Region allein zirka 75% allerTier- und Pflanzenarten Europas bewahrt!

Auf der Nebenseite, oben: Blüte der Anemone, Steinadler, Apennin-Wolf und Blüte desSteinbrechgewächses; unten: Wanderer auf dem Monte Morrone im Majella-Nationalpark. Auf dieser Seite: oben, das Dorf Opi im Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise; unten,Luftbild von Rocca Calascio im Nationalpark des Gran Sasso und der Monti della Laga.

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Der NationalparkAbruzzen,

NAZIONALEarco

’AbruzzoLazio e Molise

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Latium und Molise

Der Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise erstreckt sich übereine Oberfläche von 50.683 ha und liegt auf dem Gebiet von 24Gemeinden der drei Regionen: 12 in den Abruzzen (drei Viertel derGesamtfläche), alle in der Provinz L‘Aquila, 5 im Molise und 7 imLatium). Die Berge des Parks muten wild und ursprünglich an undcharakterisieren sich durch Schluchten, Karstfelder und Hochebenen,in deren Nähe die Seen von Scanno, Barrea, Castel Vincenzo und derkleine See Lago Vivo liegen. Vom geomorphologischen Gesichtspunktaus befinden wir uns im Herzen des großen Kalksteinparadieses dessüdlichen Zentral-Apennins, das sich ununterbrochen von den MontiSibillini in den Marken bis zum Pollino-Massiv erstreckt. AusladendeBergkuppen, offene Täler, steil abfallende Hänge und schierundurchdringliche Schluchten, wie die bei der Mündung des Barrea,faszinierende Felsenkulissen, wie die Camosciara, von bewaldetenHängen umgebene Grasflächen, wie Forme und Campitelli,

ausgedehnte Geröllfelder, helle und geschichtete Felsen, auf denensich eindrucksvolle Schwarzkiefern winden: Das alles prägt dievielfältigen und abwechslungsreichen Parkregionen. Eine große Anzahlan verborgenen und im Allgemeinen in trockenen Kalkzonen eherseltenen Wasserläufen durchzieht die blütenweißen Gesteinsmassiveund die erhabenen Buchenwälder. Ein großer Stausee, der See vonBarrea, der sich perfekt der Landschaft angepasst hat, ergänzt inRichtung Osten die vielfältige Parklandschaft. In dieses Szenariogliedert sich die Vegetation ein, die sich gürtelartig von den Tälern biszu den Gipfeln ausdehnt.

1922 entstanden, ist er der älteste undwichtigste Nationalpark Italiens. Erkonzentriert in sich alle Eigenschaften, die denZentralapennin kennzeichnen, einschließlichder auf der Welt einzigartigen Flora- undFaunaelemente, die nunmehr im restlichenApennin ausgestorben sind. Angezogen von derunbeschreiblich schönen Natur kommen übereine Million Besucher jedes Jahr.

Auf der Nebenseite, von oben bis unten: der Apennin-Wolf, Ausflug mit Schneeschuhenzur Cicerana, Ausflug zur Val Fondillo, das Besucherzentrum von Pescasseroli,Goldschmiedekunst, Altstadt von Opi.Oben: Blüte der Frauenschuh-Orchidee.Unten: der Ort von Barrea und der gleichnamige See.

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Die Artenvielfalt des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise istreich und variiert in der Pflanzen- aber auch Tierwelt. Fast 6000Insektenarten leben in diesem Gebiet. Dies stellt auf italienischerEbene einen Rekord der entomologischen Fauna dar. Vertreten sindherrliche Käfer, wie der Alpenbock oder der Chrysochola sipari – sehrseltene Arten, die nur an bestimmten Orten vorkommen. Zu denSäugetieren, die als Wahrzeichen des Parks gelten, gehört neben demBären, dem ältesten Symbol des italienischen Nationalparks, derApennin-Wolf , die Abruzzen- Gämse, das Wildschwein, der Hirsch,der Luchs, das Reh, der Fuchs, der Dachs, der Steinmarder, dasMauswiesel und das Südliche Eichhörnchen. Unter den Vögeln sindneben dem Adler erwähnenswert: der Bussard, der Turmfalke, derWanderfalke, der Uhu, der Steinkauz, der Gänsegeier sowie derüberaus seltene Weißrückenspecht, ein typischer Waldbewohner. Aufden Weiden sind Steinhühner und Alpenkrähen zu beobachten, anden Seen Graureiher, Haubentaucher, Kraniche und verschiedeneEntenvögel, während untern den Amphibien der Feuersalamander, derBrillensalamander und die Gelbbauchunke erwähnenswert sind, die alsseltene, aber gleichzeitig typische Vertreter der amphibischen Apennin-Fauna gelten. Herzstück des Gebiets und Sitz der Parkverwaltung istPescasseroli mit optimalen Fremdenverkehrsmöglichkeiten; dieOrtschaft liegt umgeben von knapp 2000 m hohen Gipfeln, Wiesen,Tälern, Wasserläufen, der italischen Nekropolen in Barrea undAmplero, der samnitischen Akropolis in Alfedena, sowie schönenDörfern wie Bisegna, San Sebastiano, Gioia Vecchio, Opi, Villetta Barreaund Barrea mit seinem See, Civitella Alfedena, das einsame Scontrone,das stolze Scanno mit seiner herrlichen Altstadt und derGoldschmiede- und Klöppeltradition.Da dieses Gebiet seit fast einem Jahrhundert unter Naturschutzsteht, sind die Fremdenverkehrseinrichtungen gut integriert undorganisiert. Über 150 Wanderwege und etwa ein DutzendNaturpfade bieten nahezu unendliche Möglichkeiten für Trekking,Wanderungen, Reit- und Mountainbike-Touren. Erwähnenswert sind

6 PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE

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Orte, die Bergtouristen bereits ein Begriff sind, wie die Camosciaraoder das Val Fondillo, der Vivo-See und Forca Resuni, der Diavolo-Pass mit den Quellen des Sangro und der See Montagna Spaccata,um nur einige der berühmtesten zu nennen. Der Barrea-See bietetKanufahrern und Windsurfern die perfekte Gelegenheit für ihrenLieblingssport und ist außerdem – neben anderen kleineren Seen –ideal zum Birdwatching. Die breiten Verbindungsstraßen eignen sichhervorragend für bequeme Radtouren. Der Park bietet didaktischeEinrichtungen, wie das Museum und der Tierpark von Pescasseroli,das Centro Rapaci (Raubvogelzentrum) in Barrea, die Tierreservatein Opi (für Gämsen), in Civitella Alfedena (für Wölfe und Luchse), inBisegna (ebenfalls für Gämsen), das Insektenmuseum und dasTierreservat für Rehe in San Sebastiano.Von Villetta Barrea fährt man auf den kurvenreichen Straßen vonPasso Godi bergauf. Am Pass kann man im Berghotel eine Pauseeinlegen und sich dann einen schönen Spaziergang auf der Ebenegönnen, von wo man auf der anderen Seite wieder bis Scanno, demHauptort eines kleinen, aber interessanten Berggebiets, hinabsteigenkann. Weltweit bekannt ist dieses Dorf für seine von internationalberühmten Künstlern wie Cartier Bresson und Giacomellifotografierte herrliche Altstadt, für die mit der traditionellen Trachtbekleideten Frauen und für seinen See, der die Berge desNationalparks Abruzzen, Latium und Molise vom wilden Massiv desMonte Genzana trennt. Zur Verfügung steht ein erhebliches Angebotan Hotels und interessanten Restaurants mit typischen Gerichten wiedie Polenta und die Orapi, wildem Spinat, der im Frühling wächst undmit dem eine Sauce zu hausgemachter Pasta zubereitet wird. DerLago di Scanno bietet sich zum Kanufahren und Windsurfen, dieUferstraße eignet sich hervorragend für schöne Radausflüge.

Auf der Nebenseite: das Iannanghera-Tal.Auf dieser Doppelseite, unten: der Wallfahrtsort von Monte Tranquillo.Auf dieser Seite: oben, die Vallelonga; links, Ski-Bergsteigen in Serra delle Gravare.

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LA CAMOSCIARAFür viele Besucher schlägt das Herz des Nationalparks Abruzzens in

Pescasseroli, der kleinen „Hauptstadt“ des Naturschutzgebiets; für anderetrifft der Höhepunkt des Besuchs mit der Ankunft am Passo Cavuto

überein, den man über einem steilen Pfad von Alfedena aus erreicht undwo sich der Hauptbestandteil der Park-Gämsen befindet. Wenn man aberdie Geschichte des Nationalparks bedenkt, so ist die Camosciara ohne

weiteres das Herzstück des ersten Schutzgebietes des Apennins. In dieserwilden Gegend leben Bären, Gämsen, Wölfe, Luchse und Hirsche. Vorallem hat die unwegsame Natur zu ihrem Überleben beigetragen: ihredichten Wälder und die steilen Berghänge, die von talabschließenden

Felssprüngen unterbrochen werden, haben eine Entwaldung zugunsten vonWeiden nicht zugelassen. Um die Camosciara von Opi oder von Barreaaus zu erreichen, fährt man am besten auf der Nationalstraße Marsicana83 bis zum „Casone Antonucci“, ein altes Steingebäude, das heute vomErziehungsdienst als Stützpunkt für das Projekt für ehrenamtliche Arbeit

im Park genutzt wird. Hier beginnt die asphaltierte Straße der Camosciara,die nach einem Kilometer mit einer Schranke versperrt ist. Nachdem man

das Auto verlassen hat, folgt man zu Fuß oder mit dem Fahrrad derasphaltierten Straße, die erst leicht abfällt, aber dann ansteigt, bis man dasgleichnamige, von prächtigen Buchenwäldern umgebene Hochland auf

1100 m Höhe erreicht. Von hier aus überwindet ein kurzer Naturpfad miteiner Brücke den Bach und führt in wenigen Minuten direkt vor den

Wasserfall Cascata delle Ninfe. Ein anderer,steilerer Waldpfad führt oberhalb des

Wasserfalls, von wo man darauf blicken undihn bewundern kann; von hier aus kann manauch in einer Stunde die in 1440 m Höheliegende Berghütte Belvedere della Lisciaerreichen. Für Hin- und Rückweg von der

Schranke aus bis zum Hochland braucht manetwa eine Stunde zu Fuß und natürlich viel

weniger mit dem Fahrrad.Links: Blüte der Feuerlilie.

DAS TAL VAL FONDILLO UND DIE GÄMSENUnter den meist besuchten Ausflugszielen gehört das Val Fondillo, ein Tal,das reizvolle Wanderwege bietet, ob zu Fuß, mit dem Mountain-Bikeoder Skilanglauf. Der Spaziergang in der Talsenke ist für alle geeignet (auch mitKinderwagen), während die schwierigeren Wege zum „Passaggiodell’Orso” (Bären-Pass) und zu den Bergkämmen des Monte Amaro vonOpi führen. Die Schotterstraße verläuft von seiner Einmündung aus nacheinem Kilometer zu einer Lichtung, direkt vor der Grotte Fondillo, woman eine über dem Wildbach Scerto gebaute Holzbrücke überquerenkann und so zu wundervollen Wiesen, einem Picknick-Platz und demBeginn des Pfades zum Monte Amaro von Opi gelangt. Folgt man diesemleicht abfallenden Weg einige Hundert Meter lang, dort wo die

Wegmarkierungen zur Bergspitzezu steigen anfangen, kommt man zueinem Bach mit reizvollen, kleinenWasserfällen. Der Schotterweg derTalsenke setzt abwechselnd malsteigend, mal eben fort, überwindetdie bis zur Wasserscheide zwischenVal Fondillo und Camosciarasteigende Taleinmündung des ValleCacciagrande, durchquert einenkleinen Nadelholzwald und gelangtschließlich zu einer Lichtung auf1201 m Höhe und einer kleinen,einst nur von Schäfern benutztenBerghütte. Seitlich der Berghüttebeginnt rechts ein Pfad, der sichdurch einen prachtvollenBuchenwald bis zur Serra delle

Gravare auf 1960 m Höhe vordringt. Kurz danach geht dieserSchotterweg in einen steilen und steinigen Saumpfad über, der durcheinen Nadelholzwald weiter über einen dichten Buchenwald bis zumBären-Pass auf 1672 m Höhe führt. Nach diesem, vollkommen mit Waldumgebenen Pass, kann man zum Tal Val Canneto und Settrati, der zu derRegion Latium gehört, hinabsteigen. Abgesehen von dieser Route - dafürist ein Fahrzeug für die Rückfahrt zur Ausgangsstelle erforderlich - wäredie in Richtung Tre Confini (die drei Grenzen), Forca Resuni, Valle di Roseund Civitella Alfedena empfehlenswert. Es handelt sich um einen langenund faszinierenden Wanderweg, auf welchem man drei der schönstenTäler des Naturschutzgebietes bewundern und weidende Gämsen in derNähe des Passo Cavuto und der Talmulde des alta Valdirose beobachtenkann. Weiteren Gämsen kann der Ausflügler des Fondillo-Tals auf denhohen Bergkämmen des Monte Amaro von Opi begegnen, einem elegant-anmutenden Berg, dessen Gipfel stolze 1862 m erreicht; von hier aus kannman den Blick über das Val Fondillo-Tal, die Camosciara, das Tal des Sanground die Talsenke mit den malerischen Dörfern Pescasseroli und Opi, aberauch über den größten Teil der höchsten Berggipfel des Naturparks, wieden Monte Marsicano und den Monte Petroso, schweifen lassen.Die Apennin-Gämse, die „Gipfel-Herrin“ der abruzzesischen Parks,verschwand Ende des 19. Jh. aus allen Bergen des Apennins, mitAusnahme der des Abruzzen-Nationalparks, wo sie ihren letztenZufluchtsort fanden. Heute steigt die Zahl dieser Spezies wieder an undsie wird schon seit geraumer Zeit auch in den anderen abruzzesischenParks eingeführt. Im Sommer ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnunggrößer- solange man sich ruhig verhält und mit etwas Glück - da dieHerden mit ihren im Spätfrühling geborenen Kleinen bis zu den höherenWeiden steigen, kann man ihnen auch ganz nah beim Weiden auf denWiesen oder beim Ausruhen auf den Felsenvorsprüngen zuschauen.Auf der Nebenseite, das Tal Val Fondillo; links, Gämsen.

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AUF DER SUCHE NACH DEMMARSIKANISCHEN BRAUNBÄREs ist nie einfach gewesen, den Braunbären in den Wäldern desNationalparks Abruzzen, Latium und Molise anzutreffen. Jedoch wird dieChance durch die in einigen Ortschaften und bestimmten Jahreszeitenorganisierten „Bearwatching“-Touren konkreter. Ein landschaftlich sehr reizvoller und dem Zweck dienlicher Ausflug istder, der von Pescasseroli zur Berghütte von di Jorio führt. Bis Augustkann man diesen allein durchführen. Von August bis Anfang Oktoberregelt die Parkverwaltung in diesem von Bären durchstreifte Gebiet dieBesucherzahl auf höchstens 20 Personen pro Tag, die nur in Begleitungeines Reiseführers hinaufsteigen dürfen. Man beginnt die Tour underreicht das hoch gelegene Schutzgebiet zu einer Tageszeit, an dereigentlich leidenschaftliche Wanderer wieder ihren Rückweg zurTalsenke antreten. Sobald die Gruppe die kürzlich sanierte Berghüttehinter sich gelassen hat, läuft sie in rigoroser Stille weiter. Wer keinFernglas bei sich hat, kann sich eins bei den Reiseführern ausleihen. Hinter jeder Pfadkrümmung bleibt der voranlaufende Reiseführer stehen,visiert mit dem Fernglas die Lichtungen am Fuße des Bergkamms und diesie säumenden Buchenwälder an, danach erkundet er das Gelände Schrittfür Schritt, mit äußerster Vorsicht. Eine halbe Stunde nachdem sie dieBerghütte verlassen hat, hält die Gruppe auf einer steil abfallenden Wiesezwecks Beobachtung mit Hilfe eines auf einem Dreifuß montiertenPräzisionsfernglases. Objekt all dieser Aufmerksamkeit ist der Bär, Symboldes Parks und aller Naturschutzgebiete Abruzzens: Etwa die Hälfte allerBesucher wird das Glück haben, ihn beobachten zu können. Außer demBären, den man manchmal an seinem Platz finden kann, erscheinen fastimmer Hirsche und Rehe. Bei der Abenddämmerung kann esvorkommen, dem durch die Täler und Wälder des Parks widerhallendenHeulen der Wölfe zuzuhören. Auch wenn die Fauna diesenBeobachtungstouren nicht sehr entgegenkommt, so bleibt doch derRückweg nach Pescasseroli in vollkommener Finsternis, nur im Licht derTaschenlampen, ein unvergessliches Erlebnis.

10 PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE: das sollten Sie nicht versäumen

SCANNO UND SEIN SEEScanno ist ein wunderschönes Dorf mit mittelalterlichem Flair und einsder bekanntesten Reiseziele der Abruzzen-Besucher. Der Anblick der

antiken Ortschaft wird durch das harmonische Zusammenlebenverschiedener Stile, vom Mittelalter über die Renaissance bis zum

Barock, beeinflusst. Ein idealer Besuch sollte mit der Kirche Santa Mariain Valle beginnen, wo man alle drei Stile bewundern kann, wobei aber die

ganze Altstadt mit ihren wundervollen Kirchen, den sichaneinanderschmiegenden Häusern, seinen kleinen Palazzi, den Treppen,einen Besuch wert ist. In den Straßen und unter den Torbögen trifft mannicht selten auf die alten Dorffrauen, die es gewohnt sind, ihre traditionelleTracht möglicher Montenegriner Herkunft zu tragen, eine wahre Wonnefür Fotografen auf der Suche nach einem reizvollen Bildmotiv. Hier floriertdie Klöppelspitzen- und Goldschmiedekunst: Spitzendeckchen, Schals undTischdecken, sowie Anhänger, Ringe und Ketten in feinster Filigranarbeitgibt es bei vielen Kunsthandwerkern des Dorfes zu kaufen. Am Fuße vonScanno, entlang der Straße, die zur Saggitario-Schlucht (gole del Sagittario)führt, liegt der gleichnamige See. Von landschaftlicher Schönheit und durchein angenehmes Klima gekennzeichnet, bietet dieser Ort ein optimales

Reiseziel für Touristen auf der Suche nach frischer Luft, für Angler,Birdwatcher und Kanufahrer. Es waren einst ungeheure Erdmassen, die

vom Monte Genzana in das Tal des Sagittario hinabrutschten undversperrten und so diesen See entstehenließen, der eine große Mulde auf gut 922m Höhe füllte. In den letzten Jahrzehntenkamen zu den traditionellen Besucherndes Sees, wie Angler und Fischer, die sicham Ufer und auf Booten einfinden (derSee ist reich an kostbaren Fischarten),

auch Badegäste, Touristen (sie mieten vorallem Tretboote) und Sportler (Surfer

und Kanufahrer) hinzu.Links, Badeeinrichtungen.

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DER SEE LAGO VIVO Die eleganteste Bergkette des Parks dient dem einzigen See natürlichenUrsprungs des Schutzgebietes als Kulisse und ist für viele Wanderer eingeschätztes Ziel. Der See ist klein und größtenteils sumpfig und wird imSommer von frei weidenden Rindern und Pferden genutzt. Der LagoVivo besetzt den Grund einer weitläufigen karstigen Landsenke auf

1591 m Höhe und befindet sich an seiner Südseite (links, wenn man dasBecken auf dem Pfad von Barrea aus erreicht) neben einer kleinen, nieversiegenden Quelle. Vor allem im Frühling, wenn der letzte Schnee imKontrast mit dem Grün der jungen Buchenblätter steht, erhebt sich

majestätisch hinter dem See die Bergkette, die den Monte Tartaro undden Monte la Meta mit den Felstürmen des Monte Altare und dem

Gipfel des Monte Petroso vereint, der höchsten Bergspitze innerhalbdes Schutzgebiets. Der einfache, zum Lago Vivo führende Pfad ist unterden interessantesten und am meisten besuchten des Parks. Man gelangtam besten von Barrea aus zu ihm; er bietet eine angenehme Wanderung

(anderthalb Stunden für den Hinweg, höchstens eine Stunde für denRückweg) inmitten eines Buchenwaldes, reich an hochstämmigen

Exemplaren, der sich plötzlich zur Mulde hin öffnet, in der sich der Seegebettet hat. Zwischen Mai und Juni ist die spontane Blütezeit

atemberaubend; im höchstenSommer bleibt das Klima durch die

Frische des Wassers und desBuchenwaldes angenehm; im

Herbst erstrahlt der Wald in seinentausend Farben; auch im Winter

schließlich kann man gutenGewissens einen Ausflug machen(zu Fuß oder mit Schneeschuhen),

da der dichte Wald vorLawinengefahr schützt.

Rechts, Blick auf den See Lago Vivoim Sommer; links, ein Winterausflug.

DIE ALTSTADT VON PESCASSEROLI“Hauptstadt” und Ausgangspunkt für den Besuch des Parks, mithervorragenden Skipisten ausgestattet, bietet Pescasseroli demTouristen auch eine elegante Altstadt mit schönen Denkmälern: dieReste des antiken langobardischen Schlosses auf dem Hügel des „Pesco“(Pfirsichbaum), die Verteidigungsanhöhe, aus der viele mittelalterlicheZentren entstanden, die Barock-Kirche del Carmelo, der große PalazzoSipari (in dieser Familie wurde der Philosoph Benedetto Croce und dergroße Umweltschützer Erminio Sipari, Gründer des Nationalparks imJahr 1922, geboren) und vor allem die aus dem Mittelalter stammendePfarrkirche der Santi Pietro e Paolo, die jedoch ein Zusammentreffenverschiedener Epochen, wie der Romanik, Gotik, Renaissance undBarock, bietet. Die strenge aber harmonische, dreischiffige Kirche wirdvon Säulenbündeln getragen, die auf Themen der Zisterzienser-Architektur hinweisen; die Fassade ist horizontal gekrönt; derGlockenturm hat die heutige Form im 16 Jh. erhalten. Das am meistenverehrte Kunstwerk ist das der schwarzen Madonna, in dieser Gegendmit der Bezeichnung „L’Incoronata“ (die Gekrönte) bekannt, wie diegleichnamige aus Foggia, was wiederum die engen Kontakte beiderGebiete durch die „Transumanza“beweist. In den letzten Jahren ist dieZahl der Hotels, Restaurants undKunsthandwerkläden gestiegen,wodurch auch die Sanierung desälteren Dorfteils vorangetriebenwurde. Am Ortseingang, wenn manvon Avezzano anreist, trifft man aufeinen Brunnen mit einer in Steingemeißelten Inschrift, die an dieEröffnung des Parks am 9. September1922 erinnern soll.Links, die Ortsmitte von Pescasseroli;rechts, die Schloss-Ruine.

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12 PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISE: das sollten Sie nicht versäumen

VALLELONGA UND DER WALD VON VALLE CERVARA Villavallelonga ist der östliche Zugang zum Park und liegt im

bergischsten Gebiet des Tals Vallelonga (langes Tal), das von langen,schwierigen und unzugänglichen Gebirgsketten umsäumt ist. Genau hierist der älteste Buchenwald Europas entdeckt worden: Valle Cervara mitseinen bis zu 600 Jahre alten Buchen, wo der marsikanische Braunbärauch heute noch sein natürliches Habitat gefunden hat. Unter den 11Wanderwegen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad ist wohl dersuggestivste der, der durch Valle Cervara zum Monte von Valle Capraraführt. Nachdem man das Auto in Prati d'Angro abgstellt hat, läuft manweiter über einen Schotterweg bis zum Taleingang, wo der Pfad entlangdes Ufers eines ausgetrockneten Wildbachs beginnt. Man kann sich hiereine Pause gönnen, dabei die großen Buchen bewundern und auch malausprobieren, wie breit ihre Stämme sind. Wenn man versucht, sie zuumarmen, entdeckt man, dass man mindestens drei Personen dafür

braucht! So gelangt man zum Brunnen von Valle Cervare und es beginntdie Steigung, die nach oben zum eben verlaufenden, letzten Kamm desMonte Caprara führt. Hier ist ein atemberaubendes Panorama sicher:Die Mulde des Serrone, im Süden alle Berge des Parks, wie der Monte

Amaro von Opi, der Marsicano, le Gravare und der San Nicola, dieSeitenwände des Monte Petroso und des Monte Meta, dann der Velino,der Sirente, der Corno Grande und auf der anderen Seite der Berg

Montagna Grande (Großer Berg). Will man sich die Mühe des Fußwegsersparen, kann man den "sentiero natura dell'orso" (Natur-Weg des

Bären) wählen, dessen Ausgangspunkt das Besucherzentrum inVillavallelonga ist und der zum Tierschutzgebiet mit seinen beiden

Exemplaren des marsikanischen Braunbären führt. Weiterhin kann mandie Dörfer Bisegna, San Sebastiano und Ortona besichtigen, kleine

mittelalterliche Ortschaften der Valle del Giovenco, wo man außer demZentrum für Rehe von Bisegna und dem Grünen Zentrum von Ortonaauch viele schöne Wanderwege nutzen kann. Ein nicht zu versäumendesHighlight ist der Besuch des Äquadukts der alten Eisenhütte in Bisegna.

AUF DEN SPUREN DER SAMNITERZWISCHEN ALFEDENA UNA BARREAAn den Füssen der Massive des Monte la Meta und des Monte Grecoentstanden Alfedena und Barrea, dort, wo sich einst bedeutendeSamniteransiedlungen befanden. Sie werden als Ausgangspunkt fürAusflüge in den Abruzzen-Nationalpark genutzt und verdienen einegrößere Beachtung, auch wegen der Vielzahl an archäologischenZeugnissen und Funden, die hier aufbewahrt werden. Wenige Gebietesind in den Abruzzen so reich an Nekropolen, Burgen, Tempel- undHausruinen wie diese.Eine schöne Reiseroute ist die von Alfedena zum Monte Curino, wosich die Reste einer Wallfahrtskirche und ein Stück der megalithischenMauern befinden. In Alfedena lohnt ein Besuch der Schlossruine undder Kirche der Santi Pietro e Paolo aus dem 13. Jh. Das städtischeMuseum bewahrt nur einen kleinen Teil der samnitischen Sammlungenauf: Die antike Sammlung der kostbaren Fundstücke ist heute imarchäologischen Museum von Chieti zu sehen, während die im 2.Weltkrieg von der Wehrmacht entwendeten Funde nach Alfedenazurückgekommen sind, nachdem sie an der Universität Tübingensorgfältig restauriert worden sind. Von der Piazza Umberto I ausgelangt man zu den Gebäuden von Fonticella, von wo aus man dieRoute auf einem steigenden Saumpfad fortsetzt. An der erstenGabelung biegt man rechts ab und folgt einem steilen Pfad, der sichzick-zackmäßig durch eine Senke windet und zur grasbewachsenenHochebene des Monte Curino auf 1020 m Höhe führt. Eine alte Umschließung signalisiert die Reste eines Tèmenos, einergeweihten, elf Meter langen, seitlichen Einfriedung. Nachdem mandurch ein wirres Dickicht hinaufgestiegen ist, gelangt man zu denResten der megalithischen, zum Schutz der Siedlung errichtetenMauern. Man kehrt auf demselben Weg nach Alfedena zurück. Für Hin-und Rückmarsch braucht man weniger als eine Stunde.Links: Samnitischer Rüstungsschild in Bronze, ausgestellt im städtischenarchäologischen Museum von Alfedena.

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Die Veranstaltungen im ParkDie vielzähligen, für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kindergeeigneten Aktivitäten, die die Parkleitung innerhalb seines Gebiets

fördert und organisiert, finden im Internet detailgetreu und umfassendVerbreitung und können auf folgenden Webseiten abgerufen werden:www.parcoabruzzo.it und www.parks.it/parco.nazionale.abruzzo, miteinem reichhaltigen, ständig aktualisierten Veranstaltungskalender

(Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins,Wanderungen in der Natur, kulturelle Veranstaltungen).

ABRUZZO ITALIA 13

PARCO NAZIONALE D’ABRUZZO, LAZIO E MOLISEViale Santa Lucia, 67032 Pescasseroli (Aq)tel. +39 0863 91131 – fax +39 0863 [email protected] – www.parcoabruzzo.it

Parkstrukturen

PESCASSEROLI (Aq)• Centro Visita, Museo Naturalistico, Ufficio Informazioni,Parco Faunistico, Giardino Appenninico tel. +39 0863 9113221

CIVITELLA ALFEDENA (Aq)• Centro Visita, Museo del Lupo appenninico, Ufficio Informazioni,Sentieri Natura, Aree Faunistiche del Lupo appenninico e della Lincetel. +39 0864 890141

BISEGNA (Aq)• Centro Visita, Museo del Capriolo, Ufficio Informazioni, Area Faunisticadel Capriolo, Sentiero Natura – Associazione “Montagna Grande”tel. +39 333 1948465

VILLAVALLELONGA (Aq)• Centro Visita dell’Orso, Museo Naturalistico, Ufficio Informazioni,Area Faunistica dell’Orso, Sentiero Natura – Cooperativa “Sherpa”tel. +39 0863 1940278• Ufficio Territoriale del Parco tel. +39 0863 949221-9492617

VILLETTA BARREA (Aq)• Centro Servizio Educazione tel. +39 0864 89102• Museo della Transumanza – Associazione “Borgo Fattoria Didattica”tel. +39 340 3174515

LECCE NEI MARSI (Aq)• Area Faunistica del Cervo

SCANNO (Aq)• Punto informativo tel. +39 348 0548804 • Area Faunistica del Cervo

OPI (Aq)• Centro Visita, Museo e Area Faunistica Camoscio appenninicoCoop. SO.R.T. tel. +39 333 4228260

CAMPOLI APPENNINO (Fr)• Centro Visita, Museo e Area Faunistica dell’OrsoCooperativa “VerdeBlu” tel. +39 335 6846414

ALVITO (Fr)• Centro Visita – Cooperativa “VerdeBlu” tel. +39 335 6846414• Ufficio Territoriale del Parco tel. +39 0776 513032

SAN DONATO VAL DI COMINO (Fr)• Punto Informativo di Forca d’AceroCooperativa “VerdeBlu” tel. +39 335 6846414

CASTEL SAN VINCENZO (Is)• Centro Visita e Museo dell’Avifauna tel. +39 0865 951354

PIZZONE (Is)• Centro Visita dell’Orso Marsicano tel. +39 0865 951435

Tourismusinformationen

IAT Pescasseroli (Aq) tel. +39 0863 910461 IAT Scanno (Aq) tel. +39 0864 74317 Pro Loco di Opi (Aq) tel. +39 0863 910622 Pro Loco di Villetta Barrea (Aq) tel. +39 0864 89333

Oben: Die monumentale Buche vom Monte Tranquillo.

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Der Nationalparkdes Gran Sasso und

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ABRUZZO ITALIA 15ABRUZZO ITALIA 15

der Monti della LagaDer Park setzt sich aus zwei verschiedenenBerggruppen zusammen, dem Bergmassiv desGran Sasso (kalkig, karstig, trocken und vorrangigfelsig) und dem der Laga (sandig-mergelig, dichtbewaldet, reich an Oberflächenwasser). Darausergeben sich sehr unterschiedlicheNaturlandschaften mit einer vielfältigen Faunaund Flora mit den beiden, im Tal Val Vomanobuchstäblich ineinander eingekeiltenBergmassiven, in perfekter Ökokontinuität. Dieseaußerordentliche Natur und geographische Lagesind untrennbar mit der tausendjährigenAnwesenheit des Menschen verbunden, was dieweitläufigen Weiden, die hochgelegenenAnbaugebiete, die mittelalterlichen Dörfer, dieKirchen und die Schlösser und Burgen bezeugen.

Der Park besitzt eine Oberfläche von 148.935 ha und erstreckt sichteilweise auch über Latium und Marken. Der abruzzesische Teil beträgtneun Zehntel der Gesamtfläche und erstreckt sich mit vierzigGemeinden über die Provinzen Teramo, l’Aquila und Pescara. Zu denMarken gehört nur die Provinz Ascoli Piceno mit zwei Gemeinden,auch das Latium zählt mit der Provinz Rieti und zwei Gemeinden dazu.Das Massiv des Gran Sasso ist das bedeutendste Gebirge des Apennin,mit seinen majestätischen Gipfeln aus Dolomitstein, den höchsten dergesamten Gebirgskette: Corno Grande (2912 m), Corno Piccolo, Pizzo

Auf der Nebenseite, von oben bis unten: ein Uhu, blütende Pfingstrose, abruzzesischeSchäferhunde inmitten einer Herde, Käseprodukte, Abtei von S. Bartolomeo in Carpinetodella Nora, das Dorf S. Stefano di Sessanio.Oben: Abruzzen-Gämse und Ausflug zum Corno Grande.Unten: der kleine See von Pietranzoni in Campo Imperatore.

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d’Intermesoli und Monte Camicia. Das Massiv beherbergt auch denCalderone, südlichster Gletscher Europas und einziger im Apennin, undgrenzt im Süden an die Hochebene Campo Imperatore , eine schierunendliche, nahezu tibetisch anmutende Karstlandschaft vonatemberaubender Schönheit, in einer Höhe von 1600 bis über 2000m. Der Gran Sasso weist hohe Steilhänge, Moränen, Karmulden,Schluchten, Talmulden, die weitläufige Hochebene Campo Imperatore,ausgedehnte Karstfelder und zahlreiche kleine Seen, auch karstigenUrsprungs, auf; im Nord-Westen ist der Gran Sasso mit den Montidella Laga verbunden, geologisch gesehen sind sie aber unterschiedlich,da sie aus Mergel- und Sandstein geformt sind. Sie befinden sich imnördlichen Teil des Parks zwischen den drei Regionen (Abruzzen,Latium und Marken). Die unterschiedliche Bewaldung beweist diemenschliche Nutzung der Berge: Dichte und ununterbrochene Wälderan den teramanischen Berghängen des Gran Sasso und der Laga,vorwiegend Wiesen und Weiden sowohl an den aquilanischenBerghängen des Gran Sasso als auch denen zur Laga des Latiums

gehörenden. Sie liefern den Beweis dafür, dass der Boden im Südeneher als Weidegrund diente, im Norden und Osten dagegen für dieForstwirtschaft genutzt wurde. Zur Vegetation der Laga-Berge und desGran Sasso auf seiner der Provinz Teramo zugewandten Seite gehörenauch die Buchenwälder (mit der seltenen Weißtanne, in diesenBreitengraden ein Relikt der Eiszeit), aber auch die Weiden derHochebenen Campo Imperatore und Voltigno und schließlich dieHochgebirgsflora. Nicht nur die naturalistischen Aspekte machendiesen Park attraktiv, der durch eine unauflösliche Verflechtung vonNatur und menschlichem Wirken geprägt ist. Den Beweis dafür lieferndie unzähligen, antiken Dörfer und Burgen, die auf den Berghängenverstreut sind, welche die intramontanen Becken dominieren: Auf der

16 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA

Auf dieser S.: der Klettersteig, der zum Bivacco Basile führt; unten, der See von Campotostobei Sonnenuntergang.Auf der Nebenseite: oben, Wanderung mit Schneeschuhen (ciaspole) im Buchenwald inPrati di Tivo und Ausflug in der Valle delle Cento Fonti; unten, die ‘offenen Felder’ beiS. Stefano di Sessanio.

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ABRUZZO ITALIA 17

Teramo zugewandten Seite sind es in erster Linie die verlassenenmittelalterlichen Ortschaften in den Wäldern der Laga und dieEinsiedeleien auf der Montagna dei Fiori, das herrliche StädtchenCampli, mit seinen Bauten aus der Renaissance, Civitella del Tronto undihre erhabene Burg, die spektakuläre, auf die Schlucht von Salinelloblickende Ruine Castel Manfrino, die mittelalterlichen Burgen in Casteldi Luco und Piano di Roseto, Castelli mit den Werkstätten, in denen diebekannten und edlen Keramikarbeiten hergestellt werden, diezauberhaften historischen Zentren Isola del Gran Sasso, Cortino, ValleCastellana, Tossicia und Pietracamela. Auf der Seite von L’Aquila stechendagegen Campotosto mit seinem großen See, die uralten, historischenOrtschaften am Gran Sasso mit ihrem mittelalterlichen Flair hervor: Zuletzteren zählen Assergi, Barisciano, Santo Stefano di Sessanio, Calasciomit ihrer herrlichen Festung, Castelvecchio Calvisio und CarapelleCalvisio, Castel del Monte, Ofena und Bussi sul Tirino. Auf der Pescarazugewandten Seite, die schnell und steil zu den Hügeln und schließlichzum Meer hin abfällt, Farindola mit dem bekannten Schafskäse.

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CIVITELLA DEL TRONTO UND IHRE FESTUNGDie Festung erhebt sich auf einem hohen, den Tronto bewachenden Hügelund war jahrhundertlang Grenzpunkt zwischen dem Königreich Neapelund dem Vatikanstaat, heute zwischen Abruzzen und Marken. Die aktuelleStruktur ist die aus dem 16./17. Jh, jedoch beginnt ihre blutgetränkteGeschichte schon früher, im Mittelalter, und schließt mit der Einheit Italiensab, und zwar mit der Belagerung im Jahr 1860-61, die mit der Kapitulationder bourbonischen Garnison endete. Nachdem man das aus dem 13 Jh.stammende Tor durchquert hat, gelangtman in den historischen Stadtkern (dieverwinkelten Gassen mit bemerkenswertenDenkmälern sind sehenswert) und steigt biszur Festung, wo man den großen Waffenplatz,die Bastion San Giacomo und den Palazzodes Gouverneurs besichtigen kann. Diealten bourbonischen Kasernen beherbergenein kleines aber interessantes Museum, dasder Festungsgeschichte und der großenBelagerung der Jahre 1860-61 gewidmet ist.Links, Luftbild des historischen Stadtkerns;rechts, die bourbonischen Festungskasernen.

CAMPLI UND DIE NEKROPOLE IN CAMPOVALANO.VOM MITTELALTERLICHEN DORF ZUM REICHSTENARCHÄOLOGISCHEN GELÄNDE DER ABRUZZENAn den Füßen der Laga-Berge war die Ebene von Campovalanojahrhundertelang, und zwar zwischen dem 13. und 14. Jh., ein riesiger, wennauch einzigartiger “Friedhof ohne Stadt”, in dem sich die Grabstätten desaus einem weitläufigen Gebiet stammenden Adels konzentrierten, mittausenden von Gräbern und ihren Fundstücken von außerordentlicherKostbarkeit, Eleganz und Erhaltungszustand. Das Museum, in dem sieaufbewahrt sind, befindet sich in Campli, eine reizende, mittelalterlicheStadt mit einer wunderschönen Piazza,antiken Palazzi und den Kirchen SanFrancesco (Anfang 13. Jh.) und Santa Mariain Platea (Ende 14. Jh.). Sehenswert ist auchdie aus dem frühen 13. Jh. stammendeKirche San Pietro am Rande der Ebene vonCampovolano, in der Nähe der Ruinen einesbenediktinischen Klosters.Links, die Kirche S. Pietro in Campovalano; rechts,Dekorelement aus Elfenbein, ausgestellt imNationalen Archäologischen Museum von Campli.

CASTEL MANFRINO, DIE SCHLUCHTENUND EINSIEDELEIEN VON SALINELLO

Einer der eindrucksvollsten Canyons des Apennins ist vom Flusslauf desSalinello zwischen der Montagna der Fiori und der Montagna di Campli

ausgehöhlt worden. Bei seiner Einmündung ist die Grotte vonSant’Angelo, in Ripe di Civitella del Tronto das erste, das uns in

Erstaunen versetzt. Es handelt sich um eine Höhle, die schon seit 10.000Jahren unantastbar ist. Auf den Felsvorsprüngen der oberen Seite der

Schlucht befinden sich einige Einsiedeleien, die sehr beeindruckend sind:Santa Maria Maddalena, Santa Maria

Scalena, San Francesco alle Scalelle unddie spektakulärste von allen, Sant’Angeloin Volturino (der Name stammt aus dem

lateinischen Vultur, “Aasgeier”).Über die engen, von den wilden Wasserndes Salinello durchströmten Schluchten,ragt die alles dominierende Ruine von

Castel Manfrino, die 1258 im Auftrag desschwäbischen Königs Manfredi

errichtete Burg.Links, der Innenraum der Grotte Sant’Angelo;

rechts, die Schluchten des Salinello.

18 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

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ABRUZZO ITALIA 19

DAS TAL VALLE DELLE CENTO FONTIIN CESACASTINA DI CROGNALETO

Im Gegensatz zu den anderen abruzzesischen Bergmassiven, die durchihre Beschaffenheit (Kalkstein, daher karstisch) sehr trocken sind, haben

die Monti della Laga eine Sand - undMergelsteinstruktur und begünstigen daherden Wasserlauf an der Oberfläche, das hier

also überall und reich fließt. Derspektakulärste Wasserlauf befindet sich inder Nähe von Cesacastina, wo der Fosso

dell’Acero ungestüm in Richtung Tal strömt.Diese Stelle am Fuße des Monte Gorzanound den Gipfeln der Laghetta bietet ein

märchenhaftes Panorama, mit Blick auf dieBergkette des Gran Sasso vom Monte San

Franco bis zum Monte Camicia. Links, die kleine Kirche Santi Pietro e Paolo in

Cesacastina; rechts, eins der Wasserfälle des Tals.

DER WALD BOSCO MARTESEUND DIE WASSERFÄLLE DER MORRICANADer größte Wald der Laga erstreckt sich über die östlichen Ausläufer desMassivs zwischen der Cavata und der Morricana und ist abwechselnd mitden typischen apenninischen Buchen und großen regelmäßigen Tannenbewachsen. Der Valico del Ceppo ist die optimale Zugangsstelle für alle,die ihn besuchen wollen; von hier aus führt ein ebener Schotterweg fastsechs km lang durch den eindrucksvollsten Teil des Waldes. Auf einemsteileren Pfad gelangt man vom Ceppo ausbis zuerst zu den Jacci di Verre, wo maneinen herrlichen Blick auf die höchstenGipfel der Laga hat, dann folgt man demPfad und gelangt zu den „faggi torti“ (vomSchnee gebeugte Buchen), dem WasserfallCavata oder zum Pizzo di Moscio. Der Pfadendet an einer Enel-Wasserkraftanlage,danach führt ein anderer Weg zu den wildenWasserfällen der Morricana, autenthischesJuwel dieser Seite des Massivs.Links, Luftbild des Waldes Bosco Martese;rechts der Wasserfall der Morricana.

AN DEN UFERN DES SEES VON CAMPOTOSTO Der See von Campotosto ist der größte Stausee der Abruzzen. ImFrühling treffen sich hier an den Ufern Kanufahrer, Windsurfer undPicknickfans, während der vereiste See im Winter ein nicht zuversäumendes Schauspiel bietet. Die Lage von 1313 m oberhalb desMeeresspiegels garantiert auch im Hochsommer den Genuss vonfrischer Luft. Zu empfehlen sind die Routen zum Monte Cardito, demMonte di Mezzo und den Gipfeln der Laghetta, während dieSeepromenade ideal zumSpazierenfahren mit dem Fahrrad sind;interessant aber kurz sind dieLanglaufausflüge im Winter. Außer demSee verdankt Campotosto seinen Rufauch den leckeren Wurstsorten, wie derberühmten Mortadella di Campotosto(die Einheimischen nennen diese Wurst„coglioni di Mulo“, was übersetzt„Maultierhoden“ heißt) mit Slow-Food-Gütesiegel und den dort hergestelltenKäse- und Fleischprodukten.Links, Blick auf den See; rechts, dieMortadella von Campotosto.

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DER GRAN SASSO, SEINE HISTORISCHEN BERGHÜTTENUND DER GLETSCHER DES CALDERONEDer Gran Sasso ist, was den Alpinismus anbelangt, der wichtigsteBerggipfel des Apennins. Hier entstand geschichtlich gesehen dasBergsteigen selbst (mit der von Hauptmann Antonio De Marchi 1573dokumentierten Besteigung); seine historischen Berghütten („Garibaldi“aus dem Jahr1886 und Duca degli Abruzzi”,1908) werden noch heutestark besucht und sind sorgfältig saniert worden, sie habenGenerationen von Bergsteigern und Ausflüglern aufgenommen.Der „Paretone“, die 1600 m hohe in denHimmel ragende Wand des Corno Grandeund dessen Symbol, dominiert die Hügeldes Gran Sasso und Castelli. In dieserausgesprochen alpinen Natur - steile, raue,nackte Felswände – ist auch der südlichsteGletscher Europas zu finden: derCalderone.Links, der östliche Gipfel des Corno Grandeund der Calderone; rechts, die BerghütteGaribaldi.

CAMPO IMPERATORE, DAS “KLEINE TIBET”“Campo Imperatore ist unendlich, ein Ozean von Weiden, durchwehtvon Wind und Nebel. Es könnte sehr gut Tibet sein“: So beschrieb dergroße florentinische Alpinist und Orientalist Fosco Maraini 1937 diesesNaturwunder der Abruzzen. Campo Imperatore war jahrhundertlangSchauplatz der großen Blüte derabruzzesischen Weidewirtschaft (alshunderttausende von Schafen hier weideten),selbst die Medici aus Florenz, internationaleWollhändler), hatten hier, am Fuße des GranSasso, Schlösser und Weiden erkauft. Heute wieeinst bietet es unendliche und surrealePerspektiven. Seit Jahrzehnten dient es alsaußergewöhnliches Setting für dieFilmindustrie. Die Hochebene variiert zwischen1600 m und 2200 m Höhe, sie ist 25 km langund 8 km breit, an ihrem Ende befindet sich dashistorische Hotel, in dem Mussolini 1943 vondeutschen Fallschirmspringern befreit wurde.Links: Campo Imperatore; rechts, blütender Enzian.

CASTELLI, DIE “HAUPSTADT” DER ABRUZZESISCHENMAJOLIKA UND IHRE GROßE TRADITION

Am Fuße der eindrucksvollen Nordwand des Monte Camicia liegtCastelli, eins der malerischsten Dörfer der Abruzzen, seit demMittelalter Heimat eine der bedeutendsten und raffiniertesten

Traditionen Europas der Majolikaherstellung höchster Qualität. DieMeisterwerke der Majolika-Kunst wurden von den Königshäusern ganzEuropas erworben (und heute sind sie in den größten Museen der Weltzu sehen), ihre höchste Blüte erlangte sie zwischen 15. und 17. Jh. Den

Schulen der Künstlerfamilien Grue, Fuina, Gentili und Cappellettiverdankt man die im örtlichen Museum derKeramik aufbewahrten und gut illustrierten

Meisterwerke von beachtlicher Schönheit. Diekleine Kirche San Donato, auch „die

Sixtinische Kapelle der abruzzesischenMajolika“ genannt, zeigt mit der

wunderschönen Fliesen-Decke aufeindrucksvoller Weise, wie auch die

Bevölkerung Castellis zu einem höherenNiveau strebte.

Links, Majolika-Vase, ausgestellt im Keramik-Museum; rechts, die Ortschaft Castelli.

20 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

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SANTO STEFANO DI SESSANIO. DAS ANTIKEMITTELALTERLICHE DORF, LEHEN DER MEDICI

Eines der interessantesten Dörfer an der Südseite des Gran Sasso istohne Zweifel Santo Stefano di Sessanio, auf 1251 m Höhe auf einer derwichtigsten Zugangswege zu der reichen Weidelandschaft von CampoImperatore. Aus diesem Grund wurde es ein Lehen der Medici aus

Florenz, die hier erhebliche Interessen an der Woll-Herstellung hatten.Sein historisches, perfekt mittelalterliches Zentrum ist unversehrt undvollständig restauriert worden (es wurde auf originellste Art saniert

und in ein „offenes Hotel“ verwandelt); nur der emporragendeWachtturm aus der Medici-Zeit ist durch das Erdbeben 2009

beschädigt worden, jedoch wird er baldrenoviert werden. Das Dorf ist voneinem sehr interessanten antiken

System kleiner Karsttäler umgeben,inmitten einer archaischen Landschaft„offener Felder“, wo die berühmtenlokalen Linsen mit dem Slow-Food-

Gütesiegel, hergestellt werden. Links, Linsen; rechts, eine Gasse in der

Altstadt.

DIE BURG ROCCA CALASCIO, DIE THEATRALISCHSTEUNTER DEN BURGEN ABRUZZENSEinem Adlerhorst gleich, ist die Burg von Calascio auf einer Höhe von1460 m die spektakulärste unter den vielen Burgen, die die „Wege derWolle“ von und zu der Hochebene Campo Imperatore bewachten. Siethront über ein gewaltiges Gebiet mit einer atemberaubendenAussicht. Um das Jahr 1000 errichtet, bestehtsie anfänglich nur aus einem einzigen,viereckigen Wachtturm, der später mit eineräußeren Befestigungsanlage und vier wuchtigenRundtürmen versehen wird, die ihr einunverwechselbares Aussehen verleihen und sienoch weit sichtbar macht. Im Laufe derJahrhunderte gehörte sie den Benediktinernvon San Vincenzo al Volturno, danach denAcclozemora und den Piccolomini an. 1579kam sie zusammen mit Santo Stefano diSessanio in den Besitz der Medici, derenReichtum sich auf den Wollhandel stützte. Rechts, die Kirche S. Maria della Pietà.

CASTEL DEL MONTE, DAS MUSEUMSDORFDER TRANSHUMANZ-SCHÄFER Die “Hauptstadt” der Schäfer des Gran Sasso empfängt noch heute dieBesucher, die von der Piana di Navelli zum Campo Imperatore gelangen,dem „kleinen Tibet“ der Berge Abruzzens, deren Wirtschaft sich seit derAntike auf die Weidewirtschaft der Transhumanz gestützt hat. Die vielen,reich geschmückten Palazzi und Kirchen beweisen den von derWeidewirtschaft erreichten Reichtum. Herz der Ortschaft bildet dasbefestigte Viertel des Ricetto mit seinen steilenTreppenwegen (die „Rue“), seinen Bögen undden schönen Steinhäusern. Die vielen Bereicheseines originellen „ökologischen-Museums“bieten heute eine vollständige Vision desLebens und der kulturellen Traditionen dereinstigen Schäfer. Hier ist die Heimat voneinigen der besten Schafskäsesorten Abruzzens,darunter der bekannte Canestrato von Casteldel Monte, mit Slow-Food-Qualitätssiegel.Links, historischer Ortskern von Castel del Monte;rechts, Ausstellungszentrum mit Gegenständen derSchäferkultur.

Page 24: Die Parks der Abruzzen Reiseführer

SAN PIETRO AD ORATORIUMEinsam liegt die Kirche an den Füssen von Capestrano, direkt am FlussTirino, ganz versteckt inmitten eines kleinen Weiden- undPappelwaldes. Die Rückseite der Kirche mutet von außen mit seinendrei halbrunden Apsiden aus bloßem Steinsehr schlicht an. In der Fassade gibt einmysteriöses magisches Quadrat die Worte„sator arepo tenet opera rotas” wieder,während der Architrav des Portals folgendeInschrift aufweist: „a rege desiderio fundataanno milleno centeno renovata”, d.h.: „vonKönig Desiderio gebaut, im Jahr 1100erneuert“. In romanischem Stil gebaut, istdas Innere der dreischiffigen Kirche sehrsuggestiv, mit ihren mächtigen Säulen, demwundervollen Ziborium und den sehrinteressanten, rot-ockerfarbenen Fresken inder Zentralapsis, beide aus dem 13. Jh.Links, das Kircheninnere; rechts, dasKirchenportal.

DIE ABTEI SAN CLEMENTE A CASAURIAAm Flusstal des Pescara, nicht weit entfernt von der AutobahnausfahrtTorre de’ Passeri, kann man heute noch die beeindruckende Abtei vonSan Clemente a Casauria bewundern. Zweifellos stellt sie eins derwichtigsten Monumente des abruzzesischen Kunst- undArchitekturerbes dar.Auch wenn die ursprüngliche Kirche im 9. Jh. errichtet wurde, wie dasBasrelief im Zentralportal bekundet, wurde sie mehrmals zerstört undwieder aufgebaut. Ihr heutiges Aussehen erlangte sie im 12. Jh, mit nurwenigen späteren Ergänzungen. Der prächtigen Fassade mit demPortikus, drei herrlich dekoriertenPortalen und den wuchtigenBronzetüren folgt ein Innenraumvon seltener Schönheit mit dreikostbaren Kirchengeräten: DerAmbo, die Osterkerze und dasZiborium, alle aus feinstverarbeitetem Stein.Links, die Fassade; rechts, Detail derPortal-Lünette.

AMITERNUM. SPIELE UND FREUDENDER ANTIKEN SABINER

In der grünen Landschaft des Tales Aterno, nördlich von L’Aquila, ragenheute noch die majestätischen Ruinen zweier großer Gebäude der

Antike empor: ein Theater und ein Amphitheater aus der Römerzeit.Es sind die Überreste von Amniternum, Heimat des großen

Historikers Sallust. Die Stadt entstand in der Zeit der Sabiner und warbedeutend, groß und mächtig. Sie entlieh ihren Namen dem Fluss

Aterno, dessen Lauf seitlich verlief oder damals vielleicht durch dieStadt selbst. Außer der zwei, für die Theatervorstellungen

vorgesehenen Gebäude, sind von seinem früheren Glanz bis heuteauch die Thermen erhalten

geblieben. Nicht weit entfernt liegtdie mittelalterliche Ortschaft SanVittorino, mit der wunderschönenKirche San Michele aus dem 12. Jh.

deren Hauptmerkmal dieinteressanten, dem lokalen

Märtyrer San Vittorino geweihtenKatakomben sind.

Links, Luftbild des Theaters; rechts,Luftbild des Amphitheaters.

22 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

Page 25: Die Parks der Abruzzen Reiseführer

ABRUZZO ITALIA 23

DIE FLUSSSCHLEIFEN DES TIRINODer Tirino ist einer der saubersten Flüsse Italiens, entspringt denGrundwasserquellen von Capo d’Acqua und Presciano, zwischen

Capestrano und Ofena, an der süd-östlichen Seite des Gran Sasso. Es istein Paradies für Sportfischer (die hier aus ganz Italien

zusammenkommen), Kanufahrer undBirdwatcher (dank beständiger Kolonienvon Eisvögeln, Wasserrallen, Teichhühnernund – je nach Jahreszeit – Blasshühner,Zwergtaucher, Reiher, Wildenten). In

seinem Tal kann man herrlich wandern,reiten oder mit dem Mountain-Bike fahren,

während sich der Fluss mit seinenkristallklaren Wassern für wundervolle

Kanufahrten anbietet. Da die Gegend ebenist, eignet sie sich für alle, auch mit einemBuggy geht‘s voran. In der Umgebung sinddie uralten Bergdörfer Capestrano und

Ofena einen Besuch wert. Links, eine Kanuwettfahrt auf dem Tirino.

OFENA UND DIE “PAGLIARE”An einer der wichtigsten Transhumanz-Wege, die nach Castel del Monteund Campo Imperatore bergauf führten, liegt das mittelalterliche Ofena,einst Aufinum genannt, das eine intakte Altstadt und einige interessantenKirchen bewahrt. Angenehme Wanderungen führen bergwärts zu denDörfern Garrufo (sehr pittoresk, mit mittelalterlichen Flair) und VillaSanta Lucia, und talwärts zumdarunterliegenden Plateau(Herstellungsort u.a. einer der bestenRotweine der Region). Hier befinden sichdie „Pagliare”: ein uraltes Dorf, bestehendaus Saisonwohnstätten, die für dielandwirtschaftliche Arbeit in der Ebenegenutzt wurden. Die Wanderung (zu Fußoder mit dem Fahrrad) zum malerischen,nunmehr verlassenen Dorf der Pagliare,beginnt talabwärts mit der schönenKirche von San Pietro ad Cryptis.Links, die “Pagliare”; rechts, die OrtschaftOfena.

FARINDOLA, DIE SCHLUCHT VON ANGRIUND DIE PIANA DEL VOLTIGNODas malerische Dorf Farindola (auch bekannt für seinenaußergewöhnlichen Schafskäse, mit Slow-Food-Gütesiegel) ist das Torzur Schlucht von Angri, welche mit einem tiefen Canyon die süd-östlicheSeite des felsigen und wilden Gran Sasso-Massivs einschneidet. Es isteine anspruchsvolle Tour, die von der Mulde des Mortaio d’Angri auf695 m Höhe durch atemberaubende Szenarien hindurch hoch bis zumCampo Imperatore führt. Andere, einfachere Touren (auch mit demAuto möglich) führen zur Hochebene des Voltigno, einem riesigen,wunderbar zwischen den etwas weiter südlich liegenden Vorsprüngeneingebetteten Karstplateau (wo manim Winter herrliche Langlaufskitourenmachen kann) oder in RichtungMontebello di Bertona, wo man dieKalkfelsen der „Merletti“ in VillaCeliera (so genannt, weil sie wiehandgearbeitete „Spitze“ aussehen)bewundern kann.Links, Wanderung mit Schneeschuhen inden Buchenwäldern; rechts, derSchafskäse von Farindola.

Page 26: Die Parks der Abruzzen Reiseführer

NAVELLI UND SEIN SAFRAN Das schöne mittelalterliche Dorf Navelli dominiert die gleichnamigeHochebene und thront auf einem Bergvorsprung. Es ist seitJahrhunderten für seine hervorragende Safran-Produktion bekannt.Umgeben von Mandelbaumwäldern stellt die Hochebene das Herz einsder interessantesten traditionellen Erzeugnisse Abruzzens dar. Seit dem13. Jh. wird dort der Safran immer noch mit derselben uralten Methodeangebaut und hält dank seiner hohen Qualität stand, die ihn zu wahrem„roten Gold“ machen. Einige der raffiniertesten Gerichte deritalienischen und internationalen HauteCuisine, wie z.B. der berühmte Risottoalla Milanese, weisen ihn als Hauptzutatauf. Seit 2005 gehört er zu denErzeugnissen mit Gütesiegel g.U. undwird durch ein Konsortium mit demNamen „Zafferano dell’Aquila DOP”(Safran aus L’Aquila DOP) geschützt undgefördert.Links, Safranernte in Navelli; rechts, Blütendes Crocus sativus (Safran).

DER REITWEG DES GRAN SASSO,EIN 300 KM LANGER RINGEr umkreist das gesamte Massiv, berührt all seine malerischstenOrtschaften, seine Natur- und Kulturdenkmäler, vereint in einem Netzalle Ressourcen des Gebiets: Landschaft, Natur, Tradition, Gastronomie,gut verbreitete Beherbergung. Das Netz touristischer Reitwege, mitseinem Hauptring und den Abzweigungen, beträgt insgesamt 300 km undnutzt alte Pfade und Karrwege inmitten einer unberührten Natur,Burgen und Bergdörfern, Weiden und Wäldern.Die gut gekennzeichneten Routen sind mit Trinkwasserstellen (alteTröge und Brunnen am Wegrand sindsaniert worden), Feuerstellen,Hütten, Rastplätze undPferdeunterbringungen. Natürlichkann diese außergewöhnliche,ausgestattete Pferdestraße nicht nurzu Pferd aber auch zu Fuß oder mitMountain-Bikes zurückgelegt werden.Links, Reiter-Tourismus im Park; rechts,Mountain-Bike-Tour mit Blick auf denSee von Campotosto.

DIE LOCCE UND SANTA MARIA CARBONI,EINE ZEITLOSE REISE

Während sich das Massiv des Gran Sasso zum Meer hin als gradlinigeund kompakte Felswand erhebt, so stellt dessen Rückseite ein

komplexes Zusammenspiel von Hochebenen, Gebirgsfurchen und -Becken dar: eine Landschaft endloser Weiden und einzigartiger

Karsttäler, mittelalterlicher Dörfer, Burgen und Dorfkirchen. Dies istder Fall des Piano delle Locce, einer weitläufigen, wiesenbedeckter

Mulde, die sich auf etwa 1250 m Höhe erstreckt, etwas nördlich vonSanto Stefano di Sessanio, tief eingebettet

zwischen den am Rande von CampoImperatore in den Himmel ragenden

Berggipfeln.An seiner Nordseite befindet sich die antikeDorf-Kapelle von Santa Maria Carboni. Die

sie umgebenden Berghänge sindvollkommen mit den „Locce“, höhlenartigen

Stallungen, in denen nachts das Viehuntergebracht wurde, übersät.

Links, eine der vielen Stallungen; rechts, diekleine Kirche S. Maria dei Carboni.

24 PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGA: das sollten Sie nicht versäumen

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PARCO NAZIONALE DEL GRAN SASSO E MONTI DELLA LAGAVia del Convento 1, 67010 Assergi L’Aquilatel. +39 0862 60521 – fax +39 0862 [email protected] – www.gransassolagapark.it

Parkstrukturenrco

ASSERGI (Aq)• Polo Amministrativo del Parco, Punto Informativo, Antiquarium del Parco,Punto Informativo Estivo con Showroom dei prodotti tipici a Fonte Cerretotel. +39 0862 60521

BARISCIANO (Aq)• Orto Botanico, Museo del Fiore, Centro Ricerche Floristichedell’Appennino – San Colombo tel. +39 0862 899025

ARISCHIA (Aq)• Punto Informativo, Museo del Legno – Associazione “Abruzzo 1573”tel. +39 340 3345990

CALASCIO (Aq)• Museo delle Fortificazioni tel. +39 0862 60521

SANTO STEFANO DI SESSANIO (Aq)• Punto Informativo Estivo, Museo Terre della Baroniatel. +39 0862 60521 / 899117

BUSSI SUL TIRINO (PE)• Centro Visite Fiume Tirino, Punto Informativo, Laboratorio Didattico,Biblio-Mediateca – Cooperativa “Il Bosso” tel. +39 085 9808009

FARINDOLA (Pe)• Polo Scientifico del Parco, Centro Visite, Museo interattivo e AreaFaunistica del Camoscio appenninico, Aula Didattica tel. +39 085 823100

VALLE CASTELLANA (Te)• Ecomuseo Terre del Castellano tel. +39 0861 93130 / 345 4314796

SAN PIETRO DI ISOLA DEL GRAN SASSO (Te)• Centro per le Acque, Ecomuseo, Sentiero Natura, LaboratorioFormativo – C.E.A. “Scuola Verde” tel. +39 335 1048318

ISOLA DEL GRAN SASSO (Te)• Polo Patrimonio Culturale del Parco e Area Faunistica del Cervotel. +39 0861 97301

CORTINO (Te)• Area Faunistica del Cervo

ARSITA (Te)• Museo del Lupo tel. +39 0861 998016

PRATI DI TIVO DI PIETRACAMELA (Te)• Museo dell’Alpinismo tel. +39 0861 959619

RIPE DI CIVITELLA DEL TRONTO (Te)• Centro Visite di Ripe di Civitella, Museo della Grotta Sant’Angelo,Centro visite di Macchia da Sole, Antiquarium di Castel Manfrino –Associazione “Verdelaga” tel. +39 328 6118276 / 336 660510

ARQUATA DEL TRONTO (Ap)• Centro dei due Parchi (Country House, Casa del Parco, PuntoInformativo e Centro di Educazione Permanente) – Cooperativa“Forestalp” tel. +39 0736 803915

AMATRICE (Ri)• Polo per il Patrimonio Agroalimentare del Parco tel. +39 0746 824519

MONTORIO AL VOMANO (Te)• Mediateca Ce.D.A.P., Centro di Documentazione sulle Aree Protettetel. +39 0861 501049

• Ausgerüstete Rundstrecke (Guazzano di Campli – Macchia da Sole– Castel Manfrino – Ripe di Civitella) mit Rast- und Grillplätzen,Aussichtsshütten, Informationstafeln

• Reitweg des Gran Sasso d’Italia (320 km durch die Gebiete derProvinzen L’Aquila, Pescara e Teramo) mit ausgestatteten Rastplätzen,Berghütten, Unterstellmöglichkeiten für Pausen und für die Pferde,Trinkwasserstellen und Brunnen (Abfahrten von Assergi, Bussi sul Tirino,Prati di Tivo, Rigopiano, Capestrano, Campotosto)

Tourismusinformationen

IAT L’AQUILA tel. +39 0862 410340IAT TERAMO tel. +39 0861 244222IAT BARISCIANO tel. +39 0862 89735UFFICIOTURISTICO DI CASTEL DEL MONTE tel. +39 0862 938404

Die Veranstaltungen im ParkDie vielzähligen, für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kindergeeigneten Aktivitäten, die die Parkleitung innerhalb seines Gebietsfördert und organisiert, finden im Internet detailgetreu und umfassendVerbreitung und können auf folgenden Webseiten abgerufen werden:www.gransassolagapark.it und www.parks.it/parco.nazionale.gran.sasso,mit einem reichhaltigen, ständig aktualisierten Veranstaltungskalender(Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins, Wanderungen inder Natur, kulturelle Veranstaltungen).

Oben: der Corno Piccolo und die Berghütte Franchetti.

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Der

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Die ununterbrochene Anwesenheit des Menschen seit Urzeitengeht durch prähistorische Funde sogar aus der Altsteinzeit hervorund stellt das Wesen selbst, die eindeutige Identität des Parks dar,untrennbarer Hüter von Natur und Mensch. Funde aus derAltsteinzeit, Höhlen und Dörfer aus der Neusteinzeit, prähistorischeSiedlungen des Metallzeitalters, Städte und Heiligtümer italischenund römischen Ursprungs, Felsenkultstätten und -Einsiedeleien,Höhlen und Inschriften von Schäfern und Räubern, auf den überallauf Feldern und Hochweiden verstreuten Tholos-Hütten, bezeugendie beständige Präsenz des Menschen auf diesen sanften undwaldigen Berghängen, den hochgelegenen Weiden und tiefenSchluchten: Seit Anbeginn der Menschheit war dieses GebirgeZuflucht und Lebensquelle für Jäger und Bauern, Eremiten undSchäfer, Soldaten und Räuber, Karbonari und Grubenarbeiter,

Majella-NationalparkRau und eindrucksvoll, im Zentrum derAbruzzen, hat die Majella die Identität derganzen Region geprägt. Ihr großesNaturschutzgebiet, das außer denGebirgswällen des Monte Morrone und derMonti Pizi auch die darin eingebetteten, weitverzweigten Altipiani Maggiori umfasst, ist einsder wichtigsten Reservoirs für Artenvielfalt inItalien und Europa.

Auf der Nebenseite, von oben bis unten: Apennin-Edelweiß in voller Blüte, ein Hirsch, derMonte Amaro, die Kollegiatkirche S. Maria del Colle in Pescocostanzo, le ‘sise di monaca’(Nonnen-Brüste), typischer Kuchen aus Guardiagrele, eine Tholos-Hütte.Oben: Apennin-Wolf, die Einsiedelei S. Bartolomeo und der “besondere” Zugang zurEinsiedelei von S. Giovanni all'Orfento.Unten: Panorama-Blick der Majella vom Blockhaus.

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Ansässige und Wanderer.Die mütterliche und sogar im Namen ursprüngliche Majella, insoweitdieser an jene „Maja“, die für die Fülle der Ernte verantwortlicheund von den ersten Bauern verehrte Göttin, erinnern soll. DieFaszination der Majella liegt daher daran, dass sie schon seit jeher alsheiliger Berg, als sicherer Schoss für ihre Bewohner gehalten wurde. Der Park erstreckt sich mit seinen 74.095 ha über die ProvinzenL’Aquila, Chieti und Pescara und 39 Gemeinden. Geomorphologischpräsentiert sich die Majella als mächtiger, sanft gerundeter, von tiefenSchluchten durchzogener Kalksteinblock, dessen höchster Gipfel derMonte Amaro mit einer Höhe von 2793 m ist.Einzigartig ist dieses Gebirge aufgrund seiner geografischen Lage imZentrum des Mittelmeerraums, seiner Höhenstruktur (mindestensdrei Gipfel sind höher als 2000 m), seiner ursprünglich anmutendenSilhouette sowie des rauen, unbeständigen Klimas. Es bewahrt eineder wichtigsten Artenvielfalten Europas mit mediterranen, alpinen,

Auf dieser Seite: links, Luftbild von der Badia Morronese in der Nähe von Sulmona; oben,die Majella im Sommer; unten, das Orfento-Tal.Auf der Nebenseite: oben, Apennin-Gämsen; rechts, Ski-Wanderung im Wald von S. Antonio;unten, die Massiv-Höhen der Majella.

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balkanischen, pontischen, illyrischen, pyrenäischen und arktischenPflanzen von äußerst hohem biogeografischen Wert sowie einekostbare Fauna mit zahlreichen seltenen und wertvollen Arten.Auf der Majella leben Wölfe, Bären, Gämsen, Otter, Rehe undHirsche. Besonders erwähnenswert unter den 130 Vogelarten sindder Königsadler, der Wanderfalke, der Uhu, der Lannerfalke, derHabicht und der Mornellregenpfeifer. Buchenwälder bedecken dieHänge auf einer Höhe von 1000 bis 1800m, auf den Gratenhingegen wächst die für diesen Klimaraum seltene und für nordischeBreiten typische Latschenkiefer. Die Flora zählt über 1700 Arten, vondenen viele endemisch, relikt, selten und/oder schützenwert sind.Die gegenwärtige Vegetation des Gebirges ist auch das Ergebnis,abgesehen von der Vielfalt der klimatischen undgeomorphologischen Bedingungen, auch der menschlichenBesiedlung des Massivs, die vor Jahrtausenden mit der Entwicklungdes Ackerbaus, der Forst- und Viehwirtschaft begann. Dies bezeugenzahlreiche Felsmalereien in den jungsteinzeitlichen Kultstätten.Im Park können Sie zauberhafte alte Dörfer besuchen, wie das antikePacentro, das Thermalbad Caramanico, Guardiagrele mit dem reichenKunsthandwerk sowie das herrliche Pescocostanzo mit der stolzenAltstadt aus der Renaissance- und Barockzeit. Von großem Interesse

sind auch die Einsiedeleien und die Kultstätten, wie die Abtei von SanLiberatore a Majella, die Coelestiner-Einsiedeleien des Morrone(Sant’Onofrio und San Pietro) und der Majella (San Bartolomeo diLegio, Santo Spirito a Majella, San Giovanni all’Orfento, Sant’Onofriodi Serramonacesca, Madonna dell’Altare), die Wallfahrtskirche vonErcole Curino und die Kirche San Tommaso in Caramanico.

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SULMONA UND DIE SANTISSIMA ANNUNZIATAIn Sulmona wurde der römische Dichter Ovid geboren, aber ihre höchsteBlüte erreichte sie im Mittelalter, als sie sich mit den bedeutendstenSehenswürdigkeiten bereicherte wie das elegante, im Jahr 1256 fertiggestellteAquädukt, die durch Piazza Garibaldi (Schauplatz an jedem Ostermontag fürdie traditionelle Dastellung der “Madonna che scappa”, der weglaufendenheiligen Jungfrau) verläuft, die eindrucksvolle Kathedrale San Panfilo, dieKirche San Francesco della Scarpa, die Kirche Santa Maria della Tomba, dienaheliegende Porta Napoli, das Bauwerk derAnnunziata, aus gleichnamigem Palazzo undKirche bestehend. Die Santissima Annunziatawurde im Jahr 1320 errichtet und gründet aufrömischen Überresten. Sie besitzt eineherrliche Renaissance-Fassade, ihr Innenraumist barock und aus dem 18. Jh, und ist heuteSitz des städtischen Museums, das antikeKunstgegenstände italischen und römischenUrsprungs, mittelalterliche Statuen und Gemäldeund wertvolle Sakralobjekte aufbewahrt.Links, die Fassade der Annunziata; rechts, Detaildes Portals.

SAN TOMMASO, DAS TAL DER LUCHIUND MARMITTE DES ORTAZwischen Caramanico und Salle, in der Nähe der mittelalterlichen KircheSan Tommaso, befinden sich die “Luchi” (von: lucus – einer Gottheitgeweihter Hain). Hier hat die Erosion des von der Majella durch einen tiefenCanyon hinabfließenden Flusses Orta wahrhaft sonderbare Formen undLandschaften geschaffen: erhabene Felstürme, die sich über das Talbetterheben und dabei eine unglaubliche Landschaft zeichnen und – weiterabwärts, am heutigen Fluss – die „Marmitte“, eine Ansammlung von Siphonenund Erosionsgängen. Zwei Naturwunder, die durch die Ruinen der antikenrömischen Brücke und der Burg Castello del Luco und natürlich von derherrlichen Kirche San Tommaso ergänztwerden. Die Kirche wurde Anfang 13 Jh.auf einem früheren heidnischen Tempelerrichtet und besitzt drei wunderschönePortale, die durch Skulpturen undFlachreliefs geschmückt wurden. Links, die “Marmitte”; rechts, Detail desFlachreliefs, das den Architrav desZentralportals der Kirche San Tommasoschmückt.

DIE EINSIEDELEI VON SANT’ONOFRIO UND DIEWALLFAHRTSSTÄTTE VON ERCOLE CURINO

Die Einsiedelei Sant’Onofrio al Morrone blickt wie ein Adlerhorst auf diePeligna-Talmulde und ist an die Figur und das Leben des Pietro da Morronegebunden, der, zum Papst mit dem Namen Coelestin V. gewählt, großesÄrgernis erregte, als er sein Papstamt niederlegte (seine Ablehnungging als “gran rifiuto” in die Geschichte ein), um wieder zu seinen

Bergen und seiner Einsiedelei zurückzukehren. Am Fuße derimposanten Felswand, auf der die Einsiedelei thront, ragt die große

italisch-römische Wallfahrtsstätte vonErcole Curino, eine der Haupgottheiten

des italischen Olymps, in die Höhe,während in einer Höhle auf halber

Berghöhe prähistorische, rot-ockerfarbene Felsenmalereien mit derDarstellung betender menschlicher

Figuren zu finden sind. Eine „Dichte“ anKultstätten durch die Jahrtausendehindurch, Zeugnisse des uralten

Sakralcharakters diesen Teils des Parks.Links, Detail der Einsiedelei S. Onofrio; rechts,

der Wallfahrtsort von Ercole Curino.

30 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen

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IM REICH DER STEINE.DAS IMMENSE WERK UNSERER AHNEN

Terrassierungen, Konstruktionen aus Trockenmauerwerk, riesigeSteinsammlungen, Kultstätten, uralte Brunnen, Höhlen und

Schäferinschriften: Auf der nord-östlichen Seite der Majella habenJahrtausende alter Koexistenz von Natur und Mensch eindrucksvolle

Zeugnisse der Urbarmachung zur Gewinnung von Feldern undWeidenland aus diesem „Reich der Steine“ hinterlassen und zugleich

ein wahres und riesiges Freilichtmuseumgeschaffen.

Die lokale Straße, die von Passolanciano inRichtung Lettomanoppello hinabführt,

entblößt Landschaften, die überall durchdiese Zeugnisse gekennzeichnet sind, vorallem durch die “tholos”, die Hütten mit

den Bienenkorbkuppeln, die den apulischenTrulli und vielen primitiven Bauten des

Mittelmeerraums gleichen. Links, der Eingang einer Tholos-Hütte; rechts,

der Komplex La Valletta in Passolanciano.

DIE EINSIEDELEIEN VON SAN BARTOLOMEOUND SANTO SPIRITOIn ihrem Herzen verwahrt die Majella, der “Berg der Eremiten”, dieherrlichen Einsiedeleien von San Bartolomeo in Legio und Santo Spirito aMajella, die sich mimetisch an die Felsen schmiegen. Die Einsiedelei vonSan Bartolomeo befindet sich (600 m ü.d.M.) auf halber Berghöhe untereinem weitläufigen Felsband. Der Ursprung liegt vor dem Jahr 1000,wieder aufgebaut wurde sie im 13. Jh. auf Veranlassung des EremitenPietro Angeleri, der mit den Namen Coelestin V. den Papststuhl bestiegund sich dort zwischen 1274 und 1276 niederließ. Im Kontrast dazu liegtetwas oberhalb der 1000 m Höhe die von dichten Buchenwäldernumgebene Einsiedelei von Santo Spirito. San Bartolomeo regt zu einemangenehmen Sapziergang an, Santo Spirito isthingegen auf einer zwischen Wald undFelsen verlaufenden Asphaltstraßeerreichbar; beide werden vom „Sentierodello Spirito“, dem Weg des Geistes, eine derlängsten Trekkingrouten des Parks berührt.Links, die Einsiedelei von S. Spirito; rechts, dieFreskenmalerei der Fassade der kleinenEinsiedeleikirche von S. Bartolomeo in Legio.

DAS ORFENTO-TAL Die Orfento-Schlucht, die sich von der Majella bis nach Caramanicozieht, ist eine der wildesten der Abruzzen. Sie verläuft in nur wenigenKilometern, frei von jeglicher Art von menschlicher Besiedlung, vomFocalone mit seinen 2676 m Höhe bis zu den 556 Metern vonCaramanico. Diese für ihre mittelalterlichen Kirchen und ihreThermen bekannte Kleinstadt bieteteinen optimalen Stützpunkt für Ausflügezu diesem Naturdenkmal. An derunteren Seite der Schlucht gibt eszahlreiche Pfade, die durch spektakuläreFelsenlandschaften, aber auch zu denRuinen der Einsiedelei von Sant’Onofriound die mittelalterliche Brücke von SanCataldo führen. Um die Schlucht desOrfento begehen zu können, brauchtman eine kostenlose Genehmigung, dieman im Besucherzentrum vonCaramanico erhält.Links, das Orfento-Tal; rechts, ausgerüsteterWanderweg.

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VOM BLOCKHAUS ZUR RÄUBERTAFELVon den Wiesen der Majelletta, kurz nach der Blockhaus-Anhöhebeginnt eine der schönsten Wanderwege der Abruzzen, mit einematemberaubenden Panorama über den wilden Schluchten vonSelvaromana, Tre Grotte und Orfento; der nicht sehr schwere und gutausgeschilderte Weg führt durch einen dichten Latschenkiefernwald biszu den Füssen des MonteFocalone, wo man auf große,zwischen den Sträuchernauftauchende Felsplatten trifft, diemit alten Inschriften von Schäfernund Räubern besehen sind. Diebekannteste unter ihnen ist wohldie mit dem Vorwurf an KönigVittorio Emanuele II, das „Reichder Blumen“ in ein „Reich derMisere“ verwandelt zu haben.Links, einige der Inschriften auf derRäuber-Tafel, im Hintergrund derMonte Focalone, rechts, eineSchäferinschrift.

DIE GROTTE SANT’ANGELO VON PALOMBAROEine der erstaunlichsten Einsiedeleien Abruzzens erhebt sich an derurwüchsigen, östlichen Seite der Majella, im Gebiet des DorfesPalombaro, in einer riesigen Höhle, wo die antiken Italiker Bonaverehrten, die Göttin der Fruchtbarkeit. An ihrem Rand befinden sicheinige, in den Felsen ausgehöhlte Wannen, die einen uralten Wasserkultbezeugen, während in ihrem Innern überraschend eine winzige, aberprachtvolle, mittelalterlicheApsidenkapelle in puremromanischen Stil emporragt. Dieses Werk stammt sehrwahrscheinlich aus dem 11. Jh. DerStil und die Dekorationen lassenvermuten, dass sie von dengleichen Meistern der nicht weitgelegenen Abtei San Liberatore aMajella gebaut wurden.Links, die Kirchenruine in der GrotteS. Angelo, rechts, der ausgerüsteteWanderweg, der zur Grotte führt.

DER WALD VON SANT’ANTONIO, EIN MONUMENTALERBUCHENWALD NAHE PESCOCOSTANZO

Die Straße von Pescocostanzo nach Cansano führt durch den Waldvon Sant’Antonio, einer der schönsten Buchenwälder Abruzzens. Er ist

jahrhundertelang dank eines Fällverbots(seit fernen Zeiten wird der Wald alsheilig angesehen) intakt geblieben undwird von der Straße zwischen Corfinio

und Isernia, „Via Minucia romana“genannt, durchquert. Als 1985 ernanntesNaturschutzgebiet erstreckt er sich über550 ha Gebiet, dessen Höhe zwischen1290 m und 1420 m variiert. Außer denauch jahrhundertealten Buchen gibt esAhorne, Wildbirn- und Eibenbäume,

Zerreichen und Kirschbäume. Im Winter verläuft eine wunderschöneLanglaufpiste entlang seiner Buchen und

der darunterliegenden Ebene.

32 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen

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AUF DEN HÜGELN VON JUVANUMAn den östlichen Ausläufern der Majella, in der Nähe von Montenerodomo,

befindet sich das archäologische Gebiet Juvanum, eine antike, italisch-römische Stadt, mit einem atemberaubenden Panorama. Die Ausgrabungen,

die sich auf den weitläufigen Wiesenhängen, die die Hügelspitze dieserAkropolis umgeben, erstrecken, schließen zwei kleine Zwillings-Tempel(eins von ihnen war sicherlich zu Ehren Herkules) mit ein. Sie sind durcheinen schönen gepflasterten Weg mit dem Forum verbunden, in dessenMitte ein kleiner Platz ist, auf dem sich einst eine kleine dem Imperator

gewidmeten Basilika erhob. Umdie Tempel finden sich dieÜberreste der wuchtigen

Akropolismauern. Nicht weitvom geweihten Teil entfernt ist

auch die Theater-Cavea miteinem herrlichen Blick auf einweitumfassendes Panorama.Dieses Gebiet bietet sichhervorragend für Rad-,Mountainbike- oder

Reittouren an.

FARA SAN MARTINO UND DIE SCHLUCHT SANTO SPIRITODas gewaltige Majella-Massiv überragt drohend Fara San Martino, dieantike langobardische Ortschaft, wo sich heute die berühmtesten Pasta-Hersteller Abruzzens befinden. Ganz in der Nähe wird der Kalkstein-Gebirgswall von zwei Schluchten durchzogen: Valle Santo Spirito und ValleServiera. Während letztere von unten unerreichbar, und nur für erfahreneBergsteiger und Höhlenforscher geeignet ist, ist der Canyon von SantoSpirito jedermann zugänglich und wird wegen ihrer Schönheit und derNähe zu bewohnten Gebieten stark besucht. Der erste und am meistenbesuchte Abschnitt zeichnet sich durch äußerst enge, in die Höheragende, sehr spektakuläre Felswände aus;wenn man weiter läuft, bietet der Pfad demtrainierten Wanderer den größtenHöhenunterschied der abruzzesischenBerge: Mehr als 2300 Meter höher bis zumMonte Amaro. Vor wenigen Jahren wurdedas sich kurz nach dem Schluchteingangbefindende antike Kloster von San Martinoin Valle (9.-15. Jh.) ausgegraben.Links, Fara S. Martino und die Schluchten,rechts, der Eingang zur Schlucht.

DIE VALLE GIUMENTINA.ANTIKER SEE DER ERSTEN ABRUZZESEN Bevor man nach Roccamorice gelangt, steigt rechts nach einerAbgabelung der Weg ins Gebirge bis er zu einer wunderschönen,intramontanen Senke gelangt: die Valle Giumentina. Vor einer halbenMillion von Jahren war sie ein großer See, der von demselben Flussgenährt wurde, der heute viel weiterunten in der engen Orfento-Schluchtfließt. Seine Ufer wurden von denersten Urzeitmenschen besiedelt, diein den Abruzzen Süßwasser, Wild undreichlich Kieselstein in der Umgebungfür ihre Waffenherstellung vorfanden.Heute noch stößt man auf einigereizvolle Tholos-Hütten undSteinbrunnen, „jüngere“ Zeugnisse derBesiedlung von Schäfern und Bauern.Links, einige Tholos-Hütten in der ValleGiumentina; rechts, eine Hütte von innen.

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SANT’ONOFRIO A SERRAMONACESCA.DIE GESCHICHTE VON HEILIGEN UND EREMITENIN DER KIRCHE UNTER DEM BERGSerramonacesca, am Fuße des östlichen Ausläufers der Majella, istbekannt für die idyllische, in romanischem Stil erbaute Abtei SanLiberatore, aber nur wenige ahnen, dass es hier etwas anderes,Einmaliges gibt: die Einsiedelei von Sant’Onofrio. Eine winzige,abgeschiedene Kirche, verborgen in der unberührten Natur, inmitten dergleichnamigen Schlucht, dramatisch unterhalb einer riesigen Felswandgelegen. Das Kircheninnere ist besonderer Art: Der Altar lehnt sich anden nackten Felsen und die “Culla diS.Onofrio” (Wiege des Hl. Onofrio),eine kleine Felsebene, auf der sich nochheute die Pilger legen, um Fieber undBauchschmerzen zu heilen. Derhinführende Wanderweg ist gutausgeschildert und beginnt oberhalbdes Ortteils Contrada Brecciarola vonSerramonacesca.Links, die Einsiedelei, rechts, Picknickplatznah der Kirche.

DAS VOLTO SANTO DI MANOPPELLO,DIE RELIQUIE MIT DEM WAHREN ANTLITZ JESUNicht weit von der historischen Ortschaft Manopello entfernt befindet sichdie Kapuzinerkirche des Volto Santo (Heiliger Antlitz), die seit Jahrhunderteneine der bekanntesten und wichtigsten Reliquien der christlichen Weltbewahrt: das Volto Santo, ein hauchzarter Schleier, das das Gesicht einesMannes mit geöffneten Augen und leicht geöffnetem Mund zeigt. Von vielenwird es als authentischer Schleier gehalten,mit dem Veronika das Gesicht Jesu bedeckte,nachdem er vom Kreuz abgelegt wordenwar. Nach langjähriger Forschung ist derKunsthistoriker Professor Heinrich Pfeiffervon der Echtheit der Reliquie (über demAltar ausgestellt) überzeugt, dass es sich alsoum das wahre Antlitz Christi handelt undgemeinsam mit dem heiligen Leichentuchvon Turin, einziges bekannte Beispiel für ein„Acheiropoíeton“, d.h. ein nicht vonMenschenhand durchgeführtes Abbild.Links, die Wallfahrtskirche von Manoppello;rechts, der Schleier des “Volto Santo“(HeiligerAntlitz).

SANTA MARIA MAGGIORE IN GUARDIAGRELEGuardiagrele ist ein malerisches historisches Städtchen an denöstlichen Ausläufern der Majella, mit Kirchen, Palazzi, Toren undschönen Mauern. Sein Juwel ist jedoch die Kirche Santa Maria

Maggiore, auf den Überresten eines heidnischen Tempels und inmehreren Phasen des Mittelalters errichtet. Die Struktur der Fassadeist ungewöhnlich, denn sie besteht aus einem zentralen Turm, der auchals Glockenturm dient. Ein einbogiges Fenster höchster Eleganz krönt

das herrliche gotische Portal. An denSeiten der Kirche zwei große,

unterschiedliche Kreuzgänge; unter demrechten sticht ein riesiges Fresko ab, dasden Heiligen San Chistophorus darstellt,

einziges signierte Kunstwerk desgrößten abruzzesischen Malers des 15.Jh., Andrea Delitio. In der Krypta ist das

Diözesanmuseum mit demKirchenschatz, das unzählige

wunderschöne Stücke enthält. Links, das Fresko mit der Darstellung des

Hl. Chistophorus; rechts, die Kirchenfassade.

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PESCOCOSTANZO,DAS KUNSTREICHSTE DORF DER ABRUZZEN

Wenn man den historischen und künstlerischen Reichtum vonPescocostanzo beschreiben will, ist es schwierig, Prioritäten zu setzen, dennalles ist beachtenswert. Der architektonische Reichtum, die Stilkohärenz

und der allgemeine Erhaltungsgrad machen dieses Städtchen einmalig; seinehöchste Blüte erreichte es dank der vielen Werkstätten exzellenter

Kunsthandwerker (Goldschmiede, Schmiede, Holzschnitzer, Marmorkünstler)und der zahlreichen mächtigen Familien der Stadt, Viehzüchter und Besitzer

von riesigen Schafsherden, die zwischen den Abruzzen und Apulien die„Transumanza“ (d.h. die saisonbedingte

Wanderschaft von Menschen und Viehherden)betrieben. Zu empfehlen wäre der Rundgang der

ganzen Altstadt mit seinen Palazzi und dencharakteristischen Reihenhäusern und ihren„Vignale” (außenstehender Treppenabsatz mit

Treppe), die Kollegiatkirche Santa Maria del Colle,die Kirche von Jesus und Maria (ein Barock-Juwelvon Cosimo Fanzago, der große Barockarchitekt;von ihm ist auch das Kloster von Santa Scolastica).Links, Detail eines Altartuches der Kollegiatkirche;

rechts, Piazza Municipio.

SANTA MARIA ARABONA DI MANOPPELLOUnter den fünf größten mittelalterlichen ZisterzienserkirchenAbruzzens stellt die Abtei von Santa Maria Arabona dasbedeutungsvollste Beispiel der Architektur dieses Ordens dar, der dieGeschichte, Kultur und Wirtschaft der Region revolutionierte. Im 13.Jh. auf einem früheren heidnischen Tempel errichtet und unvollendetgeblieben, ist sie in puremgotischen Stil, mit herrlichenKirchengeräten undVerzierungen aus Stein(besonders der Tabernakel undder riesige Kandelaber) undzahlreiche Fresken, daruntereine Kreuzigung und vor allemdie herrliche Madonna mit Kind,beide von Antonio di Atri(1373), ein Maler aus demspäten abruzzesischen 14.Jh.Links, die Abtei mit Blick auf denGran Sasso; rechts, derAbteigarten.

PACENTRODas idyllische Bild der beiden mächtigen Burgtürme erinnert an dastoskanische Dorf von San Gimignano. Pacentro erhebt sich stolz amGebirgshang des Morrone und dominiert die Valle Peligna. Die dreihohen Türme gehören heute gemeinsammit Rocca Calascio zu den Wahrzeichendes abruzzesischen Mittelalters. DerBesucher kann sich gut vorstellen – mithoher Wahrscheinlichkeit – welchenAnblick die bergische Landschaft derAbruzzen im Mittelalter, aber auch später,zumindest bis zum 15. Jh., darbietenmusste: sanfte Hügel, die sich mit denKirchen, Bergdörfern und Festungenabwechselten, genauso wie sie der MalerAndrea Delitio in seinen traumhaftschönen Fresken als Hintergründedargestellt hat. Links, das Dorf Pacentro; rechts, das Portalder Kirche S. Maria Maggiore.

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SAN LIBERATORE A MAJELLA IN SERRAMONACESCAUmgeben von den waldbedeckten Berghängen der Majella erhebt sich einsder einzigartigsten Bauten der Sakralarchitektur des abruzzesischenMittelalters: die Abtei San Liberatore a Majella. Im 8. Jh. errichtet, erhält sieim 11. Jh. die gegenwärtige Form in purem romanisch-lombardischen Stil.Jahrhundertelang hatte sie an ihrer Seite ein großes Kloster, von demallerdings keine Spuren mehr erhalten sind. Es wurde durch einenErosionsrutsch zerstört, der von dem weiter talwärts vorbeifließendenWildbach Alento verursacht worden war. Die Abtei wirkt durch ihre dreiPortale, ihrem mächtigen Glockenturm und dem Innenraum vollkommenerSchlichtheit, groß und erhaben. Sie enthältgroßartige Meisterwerke wie der Ambo, derschöne Freskenzyklus aus dem 13. Jh. und vorallem der in Opus sectile-Technik gelegteFußboden aus dem Jahr 1275, bestehend austausenden von polychromen Marmorplättchen.An den Füßen der Abtei fließt der wachsendeAlento in einem bezaubernden Flussbett, über demsich eine antike frühchristliche Nekropole öffnet. Links, der Innenraum; rechts, der Glockenturm unddie Fassade der Abtei S. Liberatore a Majella.

DIE HOCHEBENE DER CINQUE MIGLIAIm südlichen Gebirgsteil der Region zwischen Rocca Pia und Roccarasoauf einer Höhe von ungefähr 1.200 m gelegen, verdankt sie ihrenaußergewöhnlichen Namen der Tatsache, dass sie sich von Nordwestennach Südosten über eine Länge von neun Kilometern, die den alten fünfMeilen entsprechen, zieht. Heute ist sie leicht in wenigen Minuten mitdem Auto zu durchfahren, während sie einst jahrhundertelang einenfurchterregenden und unheimlichen Ruf besaß, denn die Eiseskälte desWinters forderte unzählige Opfer unter denen, die die Durchquerungwagten, selbst ganze Armeen. Heute ermöglicht sie einzigartigeWanderungen, Ausflüge und Touren mit dem Mountain-Bike, zu Pferd, aufSkiern oder Schneeschuhen inmitten eines weitläufigen, traumhaftenSzenariums. Die schönste Wanderung verläuft in Richtung MontagnaSpaccata. An ihren äußersten Endenbefinden sich eine schönemittelalterliche Kirche, die Madonnadel Casale (nördlich), und dieEinsiedelei der Madonna dellaPortella (südlich). Links, Luftbild der Hochebene; rechts, diekleine mittelalterliche Kirche Madonnadel Casale.

DIE GROTTA DEL CAVALLONEEs gibt in der Majella über hundert mehr oder weniger erforschte

Grotten von sehr unterschiedlicher Struktur und Dimension, aber dieschönste ist die Grotta del Cavallone. Auch wenn sie sich hoch

oberhalb der steilen Talsenke Taranta Peligna am südlichenGebirgsausläufer befindet, ist sie

zur touristischen Nutzungorganisiert und ausgestattet

worden und kann daherziemlich leicht besucht werden.Mit einer Seilbahn an der Straße

in der Ortsnähe von TarantaPeligna gelangt man bequem zur

Grotte. Die gut beleuchteteBesucherstrecke ist ungefähr einKilometer lang und windet sich

durch eine faszinierende,sinnestäuschende Welt vonStalaktiten, Stalagmiten und

oftmals riesigen Hohlräumen.

36 PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLA: das sollten Sie nicht versäumen

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PARCO NAZIONALE DELLA MAJELLASede Operativa: Badia Morronese, via Badia 28, 67039 Sulmona (Aq)tel. +39 0864 25701 – fax +39 0864 [email protected] – www.parcomajella.it

Parkstrukturen

ATELETA (Aq)• Area Faunistica del Cervo tel. +39 0872 946022 / 340 9775462• Ostello della Stazione tel. +39 085 922343

BOLOGNANO (Pe)• Centro Informazioni del Parco tel. +39 085 8880114 / 085 922343

CANSANO (Aq)• Centro Informazioni del Parco tel. +39 347 1344793

CARAMANICO TERME (Pe)• Centro Informazioni del Parco, Centro di Visita del Parco, MuseoNaturalistico e Archeologico, Museo della Fauna Italiana ed Europea,Area Faunistica della Lontra, Foresteria del Parco “Casa del Lupo” tel. +39 085 922343

FARA SAN MARTINO (Ch)• Centro di Visita del Parco, Museo Naturalistico, Ostello “Macchia delFresco” tel. +39 0872 980970 / 339 2615405

LAMA DEI PELIGNI (Ch)• Centro di Visita del Parco, Giardino Botanico “Michele Tenore”,Sentiero Natura, Area Faunistica del Camoscio Appenninico, Bibliotecatel. +39 0872 916010

PACENTRO (Aq)• Centro Informazioni del Parco e Area Faunistica del CamoscioAppenninico tel. +39 0864 41304 / 349 8474470

PALENA (Ch) MOM Museo dell’Orso Marsicanotel. +39 339 8629165 / 0872 918951 / 0872 918898-919009• Ostello del Parco “Ostello dei Quarti” tel. +39 085 922343

PESCOCOSTANZO (Aq)• Centro Informazioni del Parco tel. +39 0864 641311 / 339 8629165

PRETORO (Ch)• Area Faunistica del Lupo Appenninico tel. +39 0871 898143 / 335 5995995

ROCCAMORICE (Pe)• Ostello La Poiana tel. +39 085 8572514

SANT’EUFEMIA A MAJELLA (Pe)• Centro di Visita, Giardino Botanico “Daniela Brescia”, Erbario del Parcotel. +39 085 920013

SAN VALENTINO IN ABRUZZO CITERIORE (Pe)• Centro Informazioni del Parco tel. +39 085 922343

SERRAMONACESCA (Pe)• Area Faunistica del Capriolo tel. +39 085 922343

Tourismusinformationen

IAT CARAMANICOTERME tel. +39 085 922202IAT ROCCAMORICE tel. +39 085 8572614IAT PESCOCOSTANZO tel. +39 0864 641440IAT RIVISONDOLI tel. +39 0864 69351IAT ROCCARASO tel. +39 0864 62210IAT SULMONA tel. +39 0864 53276

Die Veranstaltungen im ParkDer Nationalpark der Majella fördert und organisiert durch seine

Strukturen in seinem Gebiet Wanderungen zu Fuß und mitSchneeschuhen, mit Mountain-Bikes und zu Pferd, Kurse und

Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins für Erwachseneals auch für Jugendliche und Kinder. Besonders interessant sind die dreigroßen, mehrtägigen Trekking-Touren: der „Sentiero dello Spirito“ (Weg

des Geistes), der „Sentiero del Parco“ (Weg des Parks) und der„Sentiero della Libertà“ (Weg der Freiheit). Alle detaillierten

Programme können Sie auf der Internetseite des Parks finden. www.parcomajella.it e www.parks.it/parco.nazionale.majella.

Oben: blühender Frühlings-Enzian auf dem Monte Morrone, im Hintergrund die Majella.

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Der Regionalpark

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Der Regionalpark Sirente Velino, das Verbindungsglied zwischen demTalkessel von L‘Aquila und der Marsica, erstreckt sich über 50.288 ha inder Provinz L’Aquila. Sitz der Parkbehörde ist Rocca di Mezzo. ZumPark gehören 22 Gemeinden. Die Felswände der höchsten Gipfelragen steil in die Höhe, die Geröllhalden sind reich an seltenenPflanzenarten. Aufgrund der Skipisten in Ovindoli und Campo Felicesind diese Berge auch Skifahrern ein Begriff und bei Wanderern

Sirente VelinoDie nicht einmal eine Autostunde von Romentfernt liegenden Bergmassive Velino undSirente sind von allen Orten in den Abruzzenbequem zu erreichen. Auch wenn sie nicht sohoch wie die Majella und der Gran Sasso sind,so bieten sie dem Besucher dennocherstklassige und nicht weniger interessanteMöglichkeiten als die größeren Massive. Dievon dem Park und seinen antiken Ortschaftengehüteten historisch-kulturellen Güter undKunstschätze sind von großer Bedeutung. DerBeitrag, den dieses zentral gelegene Gebiet imbergigen Teil der Abruzzen zur Geschichte undzur Bildung des Identitätsprofils der Regiongeleistet hat, ist beträchtlich.

Auf der Nebenseite, von oben nach unten: Gänsegeier im Flug, Ausflug auf den MonteVelino, Rastplatz, Detailaufnahme der Fresken der Kirche des Heiligen Franziskus inCastelvecchio Subequo, die Ortschaft Secinaro, die Burg von Celano.Oben: Wespenbussard im Flug.Unten: die Bergkette des Sirente.

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40 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO

ebenfalls sehr beliebt. In geomorphologischer Hinsicht sind die beidenKalksteinmassive, zwischen denen sich die Hochebenen Altopiano delleRocche, Piani di Pezza und Prati del Sirente ausbreiten, durchKarstfelder, Felswände, die Schluchten von Celano (Gole di Celano)und San Venanzio sowie die Tropfsteinhöhle Grotte di Stiffe geprägt.Die schönsten Buchenwälder befinden sich auf dem Sirente, im Tal ValleCerchiata und in Cerasolo. Im Park leben Apennin-Wölfe, Marsica-Braunbären, Rehe, Hirsche, Stachelschweine, Füchse, Wildkatzen undWildschweine. Erwähnenswert bei den Vögeln sind Königsadler,Bussard, Schwarzmilan, Habicht, Turmfalke, Kolkrabe, Gänsegeier,Wanderfalke und Lannerfalke, Uhu und Grünspecht. Zahlreichvertreten sind auch die Amphibien, darunter der Feuersalamander undder Triton, sowie Reptilien wie die Smaragdeidechse und verschiedeneNatternarten. Um ein historisch-geografisches Profil des Parks zuzeichnen, empfiehlt es sich, sein Gebiet, das im Übrigen seit der Antikeununterbrochen bewohnt ist, in drei Bereiche zu gliedern: in dengeschichtsträchtigen Bereich des Velino in Richtung der Ebene um den

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Fuciner See, in das mittlere Tal Valle Subequana, das sich bis zumTalkessel von L’Aquila erstreckt, sowie in die dazwischen liegendeHochebene Altopiano delle Rocche, die von der Viehwirtschaft geprägtist und erst ab dem Mittelalter bewohnt wurde. Geschichte undBevölkerung des Gebiets und der Ortschaften im Bereich des Velinosind vorwiegend durch dessen Zugehörigkeit zur Ebene um denFuciner See geprägt. Sowohl in der Frühgeschichte (rund um denFuciner See gibt es wichtige Ausgrabungsstätten) als auch in der italisch-römischen Zeit (wie eine der wichtigsten Städte der antiken Abruzzen,Alba Fucens bei Massa d’Albe, bezeugt) spielte diese Ebene eine großeRolle. Das Tal Valle Subequana steht hingegen geografisch und historischmit dem Talkessel von L’Aquila in Verbindung, sowohl in derBevölkerungsphase zur italischen Zeit (Zeugnis hierfür ist dieaußerordentliche Nekropole in Fossa) als auch im Mittelalter. Aufgrundseiner Schönheit und der gut erhaltenen Burgen, der Klöster, derAbteien, der Ortschaften und der Landschaft selbst kann man sogarsagen, dass dieser Bereich des Parks eines der besten Zeugnisse dermittelalterlichen Abruzzen ist. Auf der Hochebene Altopiano delleRocche wurde, wie im gesamten Berggebiet der Abruzzen, bereits inder frühgeschichtlichen Zeit Viehwirtschaft betrieben. Die Dörfer sindjedoch mittelalterlichen Ursprungs. Sie entstanden zu einer Zeit, als derHochebene eine militärische Bedeutung als Verbindungsglied zwischendem Fuciner See und dem Talkessel von L’Aquila zukam. (Diesbezeugen die Burg Rovere, Schauplatz zahlreicher Schlachten, und ihrinteressantes Museum.) Auch die Landwirtschaft mit ihren hochgelegenen Weiden und den saisonbedingten Kulturen in Höhenlagespielte eine große wirtschaftliche Rolle. (Auf keinen Fall entgehen lassensollten Sie sich einen Besuch der landwirtschaftlichen Saisondörfer„Pagliare“ von Tione, Fontecchio und Fagnano am östlichen Rand derHochebene. Diese einzigartigen Stätten sind eng mit der durch dieBodenbestellung in den Bergen und die jahreszeitenabhängigeTranshumanz der Herden geprägten Wirtschaft verbunden.)

Auf der Nebenseite: oben: der Monte Sirente und ein Apennin-Gämsenpaar; unten: dasarchäologische Gebiet von Alba Fucens mit dem Monte Velino im Hintergrund.Auf dieser Seite: oben: Narzissen in voller Blüte auf der Hochebene Altopiano delle Rocche;rechts: die Hochebene Piani di Pezza; unten: Luftansicht der Buchenwälder des Sirente.

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DIE TROPFSTEINHÖHLE GROTTE DI STIFFEDie meistbesuchte Höhle der Abruzzen befindet sich am Ende desRegionalparks Sirente Velino. Hier sammelt sich ein Großteil desunterirdischen Wassers des Parks. In der Tropfsteinhöhle Grotte di Stiffemündet nämlich das in den Karstbrunnen der Hochebene Altopianodelle Rocche versickernde Wasser,nachdem es einen unterirdischen Verlaufvon circa drei Kilometern genommen undeinen Höhenunterschied von beinahesechshundert Meter erreicht hat. Dergesicherte, sich über 650 Metererstreckende Rundgang gestattet es, diefaszinierende Abfolge der Salze mit ihrenglänzenden, stalaktitischen Konkretionen zubewundern, welche vom reißenden Wasserdes unterirdischen Wildbachs, der zu einemgroßen Wasserfall wird, umspült werden.Auskunft: Grotte di Stiffe +39 0862 86142.Links: die Höhle mit dem Wasserfall; Rechts:eine durchscheinende, segelartigeKonkretionsbildung.

ALBA FUCENS UND SAN PIETRO D’ALBEDie bekannteste Stadt der antiken Abruzzen erhebt sich auf einem, denFuciner See dominierenden Hügel. Die im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr.entstandene Marser-Siedlung Alba Fucens befindet sich auf fast tausendMeter Höhe. Hier finden sich noch Reste der antiken Straßen, desForums, des Amphitheaters, der Tore Porta Massima, Porta Fellonica undPorta Massa sowie der wundervollen, fast drei Meter dicken und beinahedrei Meter langen Mauer. Die Stadt wurde von der Via Tiburtina Valeriadurchquert, die die Urbs aeterna (Rom) mit der Adriaküste verband. Wiedie romanische Kirche San Pietro, die im 12. Jahrhundert von denBenediktinern über einem dem Gott Apoll geweihten Tempel erbautwurde, zeigt, blieb die Stadt auch im Mittelalter wichtig. Das Kircheninnereist sehr eindrucksvoll aufgrund der drei Kirchenschiffe, die durch Säulen imklassischen Stil voneinander getrennt sind. Diese Säulen fanden dieMönche in einem römischen Palast in der Nähe von Alba Fucens. Die feineInnenausstattung der Kirche besteht aus zwei sehr kostbaren Stücken:dem Ambo und der Ikonostase. Im Jahr 1268 fand am Fuß des Ortes dieSchlacht von Tagliacozzo statt, bei der die Anjou über Konradins Schwabensiegten. Die wichtigsten Fundstücke aus Alba Fucens sind heute imarchäologischen Nationalmuseum in Chieti ausgestellt.Links: Luftansicht des Amphitheaters und der Kirche S. Pietro d’Albe.

DIE „PAGLIARE” VON TIONE,FONTECCHIO UND FAGNANO

Bei den „Pagliare” handelt es sich um drei winzige landwirtschaftlicheSaisondörfer, die sehr ursprünglich und malerisch sind. Sie bestehen auskleinen Kalksteinhäusern, in welche die Familien aus den darunterliegendenDörfern im Sommer ziehen, um den umliegenden Boden zu bearbeiten.

Die „Pagliare” von Tione, erheben sich auf einem Felsvorsprung mitBlick auf ein Weidenplateau und einem wundervollen Panorama derSirente-Felswand. In dem kleinen Dorf gibt es auch einen großen

Rundbrunnen. Die etwas abseits liegenden „Pagliare” von Fontecchiound Fagnano haben zwar eine geringere Besucherzahl, aber sind darum

nicht weniger interessant. Einideales Gebiet für Ausflüge zuFuß, zu Pferd oder mit dem

Mountainbike und im Winter fürungewöhnliche Ausflüge auf

Langlaufskiern oder Schneeschuhen.Links: die kleine Kirche bei den

„Pagliare“ von Fontecchio; Rechts:der große Brunnen zum Auffangen

des Regenwassers bei den„Pagliare“ von Tione.

42 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO: das sollten Sie nicht versäumen

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DIE HOCHEBENE PIANI DI PEZZADie karstige Hochebene Piani di Pezza ist die intakteste des Velino-Massivs. Von West nach Ost hat sie eine Ausdehnung von über fünfKilometern und wird von den Magnola-, Costone della Cerasa- undCimata di Pezza-Berggipfeln dominiert. In der guten Jahreszeit ist sie

leicht mit dem Auto zu erreichen. Die Lichtungen am Rand des am Endeder Hochebene gelegenen Waldes Bosco di Valle Cerchiata sind derideale Ort für ein Picknick, während die sich durch den Buchenwald

ziehenden Wege zu Wanderungen in einer eindrucksvollen Umgebungeinladen. Ein schöner Weg führt zur Sebastiani-Hütte und zum 2271

Meter hohen Costone-Gipfel mit einer wundervollen Aussicht auf dasTal Valle di Teve und den weitentfernt liegenden Gran Sasso.

Im Winter dagegen ist dieHochebene einer der

meistbesuchten Skilanglauforte imabbruzzesischen Apennin. Von

Ovindoli, Rovere oder Rocca diMezzo aus kann sie auch auf

Skiern erreicht werden.Links: Ausflug auf den Costone; Rechts:

die Hochebene Piani di Pezza.

DIE CELANO-SCHLUCHT (GOLE DI CELANO)Die dem Fuciner See gegenüberliegende, leicht erreichbare Celano-Schlucht gehört zu den spektakulärsten Schluchten der großenabruzzesischen Canyons. Ihre bis zu 100 m aufragenden Felswände lassenstellenweise nur einen wenige Meter breiten Durchgang frei. Die Schluchttrennt das Serra di Celano-Massiv vom Sirente-Massiv und ist imAllgemeinen leicht zugänglich. Im Winter und nach der Schneeschmelze,wenn ein tosender Wildbach sie durchquert, ist sie jedoch gefährlich undpraktisch unpassierbar. Aufgrund ihrer geringen Höhenlage ist es in denzentralen Sommermonaten in der Schlucht drückend heiß. Die beste Zeit,um ihr einen Besuch abzustatten,ist der Zeitraum zwischenSommerende und Herbstanfang.Alternativ bieten sich die MonateMai und Juni an, wobei Sieallerdings in Kauf nehmenmüssen, dass Ihre Füße währenddes Ausflugs an einigen Stellennass werden könnten.Links: die Celano-Schlucht (Gole diCelano); Rechts: ein Steinhuhn.

DIE BURG VON BEFFI Die Burg liegt im Herzen des Tals Valle Subequana im Gebiet vonAcciano. Zwischen den Ruinen erhebt sich der guterhaltenequadratische Turm am Fuß der Ortschaft Beffi. Er war die „Stütze”,d.h. das Hauptverteidigungselement, von dem eine breite Ringmauerausging: Es handelte sich um eine Art „Burgzaun“, der das natürlicheGefälle des Geländes auf der Gebirgsseite ausnutzte. Man nimmt an,dass diese umzäunte Festung nicht nurvon Militärgarnisonen sondern auchvom Feudalherrn bewohnt wurde.Auf der anderen Talseite ragt ein hoher,schlanker, zylinderförmiger Turm ausdem Wald unter Goriano Valli heraus.Es lässt sich erahnen, dass die beidenBefestigungsbauten Teil einer ganzenVerteidigungsanlage waren. Nicht weitentfernt befindet sich der „Burgzaun“von Roccapreturo.Links: die Burg von Beffi; Rechts: derzylinderförmige Turm von Goriano Valli.

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DER MONTE SIRENTEDie größte, umfassendste Felsenbastion der Abruzzen stellt eines derspektakulärsten Szenarien in der gesamten Bergwelt dar. Sie erstrecktsich über circa zehn Kilometer auf der Nordseite des Sirente und istcirca zehn Kilometer breit. Außerdem ist sie von tiefen Eisrinnendurchzogen sowie von Bergzinnen, Felswänden und Felsvorsprüngen,die eine Höhe von sechshundert Metern erreichen, unterbrochen.Der Höhenunterschied zwischen der Hochebene Prati del Sirente(mit ihrem kleinen See, der, so glaubte man, durch einen Meteoritenentstanden sei, dabei handelt es sich lediglich um eine Karstlache derSchäfer) und der Bergspitze (2358 Meter) beträgt beinahetausendzweihundert Meter. Die Wege zum Gipfel sind lang,anspruchsvoll und problematisch aufgrund der Beschaffenheit desGesteins, das bröcklig und fast überall unsicher ist. Der Wald und dieWeiden hingegen laden zu Wanderungen ein, die für jeden geeignetsind. Wenn der Schnee und das Eis im Winter die Felswändebedecken, fahren Hunderte von Alpinskifahrern auf den Gipfel hinauf,um von dort aus durch den herrlichen Maiori-Couloir (die breitesteFurche der Felswand, welche den Kamm links vom Gipfel erreicht)wieder hinunterzufahren.Rechts: die Hochebene Prati del Sirente mit dem kleinen Karstsee.

GAGLIANO ATERNO UND SEINE ELEGANTE BURGDie obere Talebene des Flusses Aterno ist eines der weniger bekanntenGebiete und liegt etwas abseits von den klassischen Touristenpfaden derRegion. Aber gerade deshalb ist es umso reicher an angenehmenÜberraschungen. Inmitten der Pracht einer üppigen Natur, inmitten eineroffenen, von einer sanften Bergwelt umgebenen, mit Wäldern und kleinenBächen übersäten Landschaft kann man malerische, gut erhalteneOrtschaften bewundern. Das kleine Dorf Gagliano Aterno, das reich anKirchen, Palazzi und Kunstwerken ist, wird von einer zauberhaften Burgdominiert. Sofort fällt auf, dass es sich von denklassischen, finsteren, kleinen, mittelalterlichenFestungen unterscheidet: Wir haben hiernämlich den seltenen Fall einer Wohnburg voruns, die ein anmutiges, herrschaftlichesAussehen hat. Dies ist auf ihre schöne Loggiazurückzuführen, die zwei Fensterreihen mitBlick auf das Dorf und einen großen Innenhofhat, der durch einen schönen Steinbrunnenund eine auffällige, in den ersten Stockführende Prunktreppe bereichert wird.Rechts: Luftansicht des Burg; Links: ein Brunnenmit Maskaron.

FONTECCHIO UND SEIN MITTELALTERLICHER BRUNNENFast alle Ortschaften des sich am Fuß des Sirente windenden Tals Valle

Subequana haben sich ihren mittelalterlichen Zauber beinahe ganzbewahrt. Darunter Fontecchio, das plötzlich - so scheint es - aus einer

fernen Vergangenheit aufgetaucht ist. Fontecchio ist ein kleines Juwel, vorallen Dingen wegen seines prächtigen gotischen Brunnens, der sich

perfekt in das ursprüngliche Stadtbild einfügt. Das Dorf, ein typischesBeispiel der festungsartigen Ortschaften in Gipfelnähe, wird durch zwei

konzentrische Mauerringe in Folge geschützt. In der Altstadt vonFontecchio sind neben der Mauer und denToren auch ein Palazzo, der einer Festung

ähnelt, sowie einige Beispiele vonmittelalterlichen Läden und ihre„wackeligen“ Eingänge im typisch

pompejischen Stil zu bewundern. Im höhergelegenen Ortsteil befinden sich Reste der

Kirche Chiesa della Vittoria, in derVergangenheit auch San Pietro genannt, dieüber einem antiken, heidnischen, Quirinus

gewidmeten Tempel erbaut wurde.Rechts: das Tor Porta dei Santi; Links: der

mittelalterliche Brunnen.

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ROCCA DI CAMBIO,DIE HÖCHSTGELEGENE GEMEINDE DES APENNINS

Rocca di Cambio ist mit einer Höhe von 1433 Metern das höchstgelegeneDorf der Abruzzen. Es ist der ideale Ort für Sommerausflüge, ein

optimaler Ausgangspunkt zur Besteigung der Gipfel des Monte Cagno, desMonte Ocre und des Monte Rotondo, die zur Sirente-Kette gehören, undzudem ein quirliger Wintersportort. Aber der wahre Kunstschatz erhebtsich etwas außerhalb der Ortschaft: die kleine romanische Kirche Santa

Lucia. Von ihrem blühenden Leben im dreizehnten Jahrhundert erzählt derwunderbare Freskenzyklus im Kircheninneren. Auf den Fresken sind die

Leidensszenen, die Auferstehung undMariä Himmelfahrt dargestellt sowie das

Letzte Abendmahl, das eine ganzeWandfläche einnimmt. Es folgen Episodenaus dem Leben der Heiligen Lucia undverschiedene Heiligenabbildungen aus

dem vierzehnten Jahrhundert, die auch dieKrypta schmücken.

Rechts: Detailansicht der Fresken derS. Lucia-Kirche; Links: die Hochebene

Altopiano delle Rocche mit Rocca di Cambioim Hintergrund.

SANTA MARIA IN VALLE PORCLANETAIn der Nähe der kleinen Ortschaft Rosciolo mit Blick auf das in die Ebeneum den Fuciner See mündende Tal befindet sich eines der Schmuckstückeder romanischen Architektur der Abruzzen: Santa Maria in VallePorclaneta. Die Kirche, die am Anfang des 11. Jahrhunderts zu denBesitztümern der Benediktinerabtei von Montecassino gehörte, ist reichan dekorativen und bildhauerischen Elementen von außerordentlichemWert. Dazu zählen vor allem das Geländer mit seinen überaus feinenChorschranken und die absolut einzigartigeIkonostase aus Holz (unglaublich, dass sienach fast einem Jahrtausend so gut erhaltenist!). Sie teilt die Kirche in zwei Hälften undtrennt den in Richtung Eingang weisenden,den Gläubigen zugedachten Bereich von demden Geistlichen vorbehaltenen Bereich. Hinzukommen das Ziborium und der Ambo, zweiaußergewöhnliche Kunstwerke, die im Jahr1150 von den Meistern Nikodemus undRoberto geschaffen wurden.Rechts: die Kirchenfassade ; Links: augenfälligeDetailansicht eines Kapitells.

SANTA MARIA DELLE GRAZIE IN COLLARMELEDas Wunderbare an dieser kleinen Ortschaft in der Marsica ist dieEinzigartigkeit ihrer Wallfahrtskirche Santa Maria delle Grazie, die etwasaußerhalb der Ortschaft entlang der antiken Regio Tratturo-Strecke liegt.Die aus dem sechzehnten Jahrhundert stammende Kirchenfassade istnämlich in der oberen Hälfte vollständig mit farbig glänzenden Majolika-Fliesen verkleidet. An Sonnentagen glänzt sie wie ein Spiegel und stichtaus dem Grün der Landschaft hervor. Diese Besonderheit ist einmaligund bezeugt, welche Bedeutung die Keramikherstellung in den Abruzzenschon in der Renaissance hatte. Die Fliesen in Collarmele wurden vonMajolika-Meistern aus dem nahegelegenen Anversa degli Abruzzihergestellt. Es sind circa viertausend Stück in verschiedenen Formen:quadratisch, rechteckig und dreieckig. Daman vom Gesamteindruck derartiggeblendet ist, entgeht einem beimflüchtigen Hinsehen leicht dieserschmückende Reichtum. Es ist hingegenempfehlenswert, die einzelnen Fliesengenauer zu betrachten und dabei eventuellein Fernglas zur Hilfe zu nehmen.Rechts: die Vorderseite der Kirche; Links:Detailansicht der Majolika-Fliesen.

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DIE KIRCHE UND DAS KLOSTER DES HEILIGENFRANZISKUS IN CASTELVECCHIO SUBEQUODie sehr antike, sich auf einem Felsvorsprung verschanzende Ortschaftitalisch-römischen Ursprungs verbirgt zwischen ihren Häusern ein Klosterund eine Kirche. Es wird erzählt, der Heilige Franziskus von Assisi habe sichdort aufgehalten. Was die dem Heiligen gewidmete Kirche so faszinierendmacht, ist der wundervolle Freskenzyklus von Giotto, den sie bewahrt undder ein Unikum im bereits reichen Panorama der mittelalterlichen Malereider Abruzzen darstellt. Die zwischen 1375 und 1393 entstandenen Freskenerzählen Episoden aus dem Leben des Heiligen Franziskus sowieGeschichten über Christus und Maria. Aus dem siebzehnten Jahrhunderthingegen stammt der schöne, monumentale Hauptaltar. Er besteht auseinem kolossalen, hölzernen Tabernakel mit drei Stockwerken, das mitaußergewöhnlichen, meisterhaften Intarsien verziert ist. Im Kloster nebender Kirche befindet sich ein kleines Museum für religiöse Kunst mit einemwahren Meisterwerk: die wertvolle und berühmte „Pasquarella“. Es handeltsich um eine kleine Skulptur aus Silber und Gold, die die Madonna mit demJesuskind zu ihren Füßen und mit zwei Engeln an ihrer Seite darstellt. Einexzellentes, aus dem Jahr 1412 stammendes Beispiel derGoldschmiedekunst aus Sulmona, das von Nicola Piczulo geschaffen wurde.Rechts: die Fassade der Kirche des Heiligen Franziskus.

DER MONTE ETRA UND DER MONTE SAVINADie Gegend zwischen der Celano-Schlucht (Gole di Celano) und demlangen Kamm des Sirente, auf dem sich der Monte Savina und der MonteEtra erheben, bietet sich für einen leichten, aber weniger bekannten Ausflugan, bei dem man einen wunderbaren Ausblick auf die Schlucht, den FucinerSee und die naheliegenden Massive genießen kann. Man muss zunächst aufeiner Asphaltstraße fahren, um diese schönen Berggipfel oder einfach denGrasteppich von Bocchetta Prato del Popolo zu besuchen, wo man am Fußder Südseite des Sirente ein nettesPicknick machen kann. NachOvindoli führt diese Straße dann indas sich windende Tal Valle d’Arano,wo es schließlich zu Fuß weitergeht,während man eine sich immerweiter öffnende Aussicht auf das TalValle d’Arano, die Schlucht und dasSerra di Celano-Massivs genießenkann. Bocchetta Prato del Popoloerreicht man in einer Wegstunde.Rechts: die Celano-Schlucht (Gole diCelano); Links: der Gipfel des MonteEtra.

DAS TAL VALLE DI TEVEDie Autobahnzahlstelle Valle del Salto, die Altstadt von Corvaro unddie winzige Ortschaft Cartore, beinahe eine Enklave aus Rieti im

Herzen der Marsica, sind die Ausgangspunkte des Wegs zum Valle diTeve, einer der großartigsten Talfurchen, die sich durch die gewaltige

Bergwelt der Abruzzen zieht. Von der 940 Meter hochgelegenenOrtschaft Cartore, führt ein Feldweg,

den man zu Fuß oder mit demMountainbike bewältigen kann, zumTaleingang des Valle di Teve: Von dort

geht es weiter durch Felder und Gehölznach Passo le Forche auf 1221 Metern

mit Blick auf die Ortschaft Rosciolo undden Fuciner See.

Auf einem längeren, aber wundervollenWeg gelangt man zur Talsohle des Valledi Teve im Talkessel von Capo di Teve.Auf letzteren blicken der Monte Velino,der Monte Cafornia, der Punta Trento,der Costone und die schönsten und

höchsten Gipfel der Gegend.

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VON AIELLI ZUM MONTE SECINOIn der Ortschaft Aielli mit Blick auf den Fuciner See findet man Spurenseines mittelalterlichen Zentrums, eine bizarre Kirche im faschistischenStil und einen mittelalterlichen Turm. Auf dem Monte Secino, der nur zuFuß zu erreichen ist, befinden sich gewaltige, italische Festungsanlagen.

Aufgrund des schlechten Zustands der zum Berg führenden Straße ist esschwierig, in die Nähe des Monte Secinozu gelangen, eines Berggipfels auf 1506Meter Höhe mit Blick auf die Celano-Schlucht (Gole di Celano). Von dort hatman einen herrlichen Ausblick auf die

Schlucht, das Serra di Celano-Massiv, denFuciner See, das Simbruini Gebirge unddie Berge des Nationalparks Abruzzen,Latium und Molise. Zudem beherbergteer einst eine italische Festung, von derman noch die Erdwälle und Mauerringe

leicht erkennen kann.Rechts: der mittelalterliche Turm von Aielli;Links: offensichtliche Spuren der italischenFestungsanlage des Monte Secino mit dem

Serra di Celano-Massiv im Hintergrund.

AUF DEM WEG INMITTEN DER FELSEN DESMONTE VELINO ZUR EINSIEDELEI SAN BENEDETTODer Velino ist mit seinen 2486 Metern der dritthöchste Berg des Apenninund fasziniert durch seine Kontraste. Sanft und bewaldet auf der Seite derHochebene Altopiano delle Rocche, fällt das Massiv mit seinen schroffenGras- und Steinhängen, die von Bergzinnen und Felswänden unterbrochenwerden, in Richtung Fuciner See steil ab. Aber wenn man von Forme auslosgeht, erreicht man über eine kleine, bequeme Straße, die dann in einenWeg auf halber Berghöhe mündet, mit wenig Mühe die Hügelkuppe desPelato und den Talkessel am Fuß des Canalino del Velino, zwei derstimmungsvollsten und wildesten Orte dieserBergwelt. Wenn man auf dem steilerenGelände weitergeht, erreicht man die HöhleGrotta di San Benedetto, eine als Einsiedeleigenutzte Naturhöhle, die sich auf einer Höhevon 1610 Metern in einer Felswand öffnet. Woauch immer der Blick hinfällt, schweift er aufdie urbar gemachte Weite des Fuciner Seesund das Simbruini Gebirge. Rechts: die Steilhänge des Velino; Links: dieEinsiedelei S. Benedetto.

SANTA LUCIA IN MAGLIANO DE’ MARSI Eine der großartigsten Kirchen der Marsica erhebt sich vor den steilenGras- und Steinhängen des Monte Velino und den Gipfeln, die seineKrone bilden. Die Fassade im aquilanischen Stil, die von französischenMeistern gemeißelten Portale und das strenge, reich an KunstwerkenKircheninnere machen sie zu einem Ziel, das einen großen Zauberausübt. Die im dreizehnten Jahrhunderterbaute Kirche, deren Stil sich anburgundischen Formen inspiriert, wurde in dendarauffolgenden Jahrhunderten um weitereElementen ergänzt. Dazu zählen die spitzbogigeFensterrose, die auf die Mitte des fünfzehntenJahrhunderts zurückgeht, und das großeFenster aus der Spätrenaissance, welches auseiner Kirchenerweiterung während dessiebzehnten Jahrhunderts herrührt. DasKircheninnere teilt sich in drei Kirchenschiffeauf und mit seinen spitzförmigen, sich auf dieunterschiedlich verzierten Kapitelle stützendenBogen ist das Mittelschiff das höchste.Rechts: das Kircheninnere; Links: das Portal mitder darüber liegenden Fensterrose.

Page 50: Die Parks der Abruzzen Reiseführer

PARCO REGIONALE DEL SIRENTE VELINOViale XXIV Maggio, 67048 Rocca di Mezzo (Aq)tel. +39 0862 9166 – fax +39 0862 [email protected] – www.parcosirentevelino.it

Parkstrukturen

ROCCA DI MEZZO (Aq)• Centro Visita e Area Faunistica del CamoscioCooperativa “Lo Stramonio” tel. +39 333 2900632

FONTECCHIO (Aq)• Centro Visita del Capriolo tel. +39 328 7174225

SECINARO (Aq)• Centro di Educazione Ambientale del Parco, Laboratorio naturalistico,Biblioteca, Mediateca, Aula didattica attrezzata, Area Museale su arti emestieri antichi – Cooperativa “Sherpa” tel. +39 0864 790107

CASTELVECCHIO SUBEQUO (Aq)• Punto informazioni del Parco – Gruppo Archeologico Superequanotel. +39 0864 790246

CELANO (Aq)• Punto informazioni del Parco – Associazione “Castellum”tel. +39 0863 792184

MASSA D’ALBE (Aq)• Punto informazioni del Parco – Cooperativa “Alba Fucens”tel. +39 0863 449642

ROCCA DI CAMBIO (Aq)• Punto informazioni del Parco – Pro Loco Rocca di Cambiotel. +39 0862 918100

ROCCA DI MEZZO (Aq)• Punto informazioni del Parco – Pro Loco Rocca di Mezzotel. +39 0862 916125

TIONE DEGLI ABRUZZI (Aq)• Punto informazioni del Parco – Associazione “Santa Maria del Ponte”tel. +39 348 0839772

Tourismusinformationen

IAT OVINDOLI tel. +39 0863 706079

48 PARCO NATURALE REGIONALE DEL SIRENTE VELINO

Oben: die Altstadt von Gagliano Aterno mit dem Sirente-Massiv im Hintergrund.

Die Veranstaltungen im ParkDie vielzähligen, für Erwachsene als auch für Jugendliche und Kindergeeigneten Aktivitäten, die die Parkleitung innerhalb seines Gebietsfördert und organisiert, finden im Internet detailgetreu und umfassendVerbreitung und können auf folgenden Webseiten abgerufen werden:www.parcosirentevelino.it und www.parks.it/parco.sirente.velino, miteinem reichhaltigen, ständig aktualisierten Veranstaltungskalender(Programme für die Förderung des Umweltbewusstseins, Wanderungenin der Natur, kulturelle Veranstaltungen).