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Die SprInt QualifizierungQualität, Curriculum, & Entwicklung
Prof. Dr. Theda Borde
7. Nürnberger Integrationskonferenz, 06.10.2018, südpunktEinmischen und Mitgestalten - Teilhabe stärken für mehr Miteinander
Workshop 5: Sprach und Integrationsmittlung als Türöffner für Teilhabe
Dolmetschkompetenzen gering
Parteilichkeit
Schamgefühle
Eile
falsche Übersetzungen
Auslassungen
Verzerrungen
Filtern
Verschweigen von Informationen
Bei Sprachbarrieren wird im Gesundheits- Bildungs- und
Sozialwesen meist auf die Unterstützung durch
Laiendolmetscher/-innen (z.B. Familienangehörige,
mehrsprachige Mitarbeiter/-innen) zurückgegriffen
Standards guter Kommunikation sind damit nicht erfüllt !
(Borde 2002, Langer et al. 2017)
Sprach- und Kommunikationsbarrieren beeinträchtigen die Qualität der Versorgung,
wirken sich negativ auf die Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit aus und führen zu
Fehl-, Unter- und Überversorgung.
(Penka et al 2012, Borde et al. 2008, Schott et al 2015, Ullrich et al. 2016)
Bedarf an qualifizierter Sprach- und Integrationsmittlung seit Jahren belegt und auch aktuell von hoher Relevanz
Verschiedene Modelle der Sprachmittlung in Deutschland
• vielfältige Initiativen diverser AkteurInnen (226 Modelle)
• große Heterogenität bzgl. der Qualifizierungen, Schwerpunkte und Aufgaben der „MittlerInnen“
• Qualifikationsniveaus unterscheiden sich deutlich (Lietz 2017)
Aktuelle Entwicklungen
... und Herausforderungen
• Verfügbarkeit an verschiedenen Standorten, aber nicht flächendeckend
• Finanzierungsfragen bisher nicht zufriedenstellend geklärt
• keine systematische politische Strategie und Struktur
(Wächter & Vanheiden 2015, Mipex Country Report Germany 2017, BÄK 2017)
Sprach- und Integrationsmittlung als Türöffner für Teilhabe
SprInt
Servicestelle
Systematische politische Strategie und Aufbau von Strukturen für Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach
SprIntQualifizierung (bfz)
well done
gut gemacht
bien hechobaş kirin
Was ist SprInt?
1990er Jahre erste Dolmetschdienste in Deutschland (community interpreting EMZ Hannover, UKE Hamburg, GDD Berlin)
2012 – 2015 SprIntpool-Transfer (Projektförderung: EIF/BAMF)
2017-2918 SprInt AKuTPlus (AMIF)
ab 2018 SprInt Transfer Bund (AMIF)
seit 2005 Kooperation von Qualifizierungsträgern aus unterschiedlichen Regionen
Berufsbildentwicklung SprInt
2003 - 2005 Projektförderung durch die EU Entwicklungspartnerschaft Transkom
Ziele einheitliche Qualifikation Qualifikationsstandards hohe Qualität flächendeckendes Angebot
SprIntpool-Transfer Projekt (2012-2015) wichtiger Meilenstein für die Standardisierung und Qualität der SprInt
SprInt Servicestelle Wuppertal
Qualitätssicherungskommission (QSK)
Dr. Şebnem Bahadır (Universität Mainz)Niels-Jens Albrecht (UKE Hamburg-Eppendorf,)Prof. Dr. Theda Borde, Alp Otman, Prof. Dr. Iman Attia(Alice Salomon Hochschule Berlin)Sprint Servicestelle
Evaluation des seit 2002 bestehenden Curriculums
Weiterentwicklung und Neustrukturierung des Curriculums (Anschlussfähigkeit an Fortbildungsberuf nach § 53 Berufsbildungsgesetz)
Dolmetschtraininginnovative Lehrmethode
der Dolmetschinszenierung
Unterrichtseinheiten & Praxisphasen im Wechsel Theorie-Praxis-Verknüpfung Reale Alltagssituationen Potenzielle ArbeitgeberInnen
Curriculum ‚Wuppertaler Modell‘
4 prüfungsrelevante FächerSoziales – Bildung – Gesundheit
Dolmetschen
Reader zum CurriculumTexte und Unterrichtsmaterialen
für Lehrkräfte
Dauer der Fortbildung
18 Monate Vollzeit
4 Prüfungsrelevante LernfelderS – G – B – D
+ interkulturelles Lernen
+ Persönlichkeitsentwicklung
+ Reflexionskompetenzen
+ eigene (Migrations)erfahrungenaustauschen
+ Deutschkenntnisse von B2 auf C1 Niveau entwickeln
In AusnahmefällenReduzierung der üblichen Fortbildungsdauer möglich
nach Prüfung (Feststellungsverfahren)durch QSK und SprInt Servicestelle
• Anrechnung vorhandener Kompetenzen
• Praxiszeiten
• Gute Vorkenntnisse in 1-2 Lernfeldern
Teilnehmer/-innenZugang zur SprInt Qualifizierung
• Schulabschluss äquivalent zur Mittleren Reife (Realschulabschluss)
• Deutschkenntnisse mindestens B2 (zur Abschlussprüfung => C1 in Hörverstehen, Sprechen, Leseverstehen=> B2 im Schriftlichen
• Nachweis einer Zweitsprache mindestens C1
• Interkulturelle Erfahrungen
• Kenntnisse über gesellschaftliche und administrative Strukturen des Herkunftslandes
• Polizeiliches Führungszeugnis
Je nach Finanzierungsmodell
Bezug von Leistungen nach SGB II o. SGB III
bei Qualifizierungen nach AZAV*.
Berücksichtigung des regionalen Sprachbedarfs
bei der Auswahl der Bewerber/-innen
*Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung
Qualitätsstandards für die Umsetzung der Qualifizierung
Sozialpädagogische Begleitung
Personalausstattung
Projektleitung [mindestens 50% Stelle] SozialpädagogIn
Projektassistenz(mit entsprechenden Qualifikationen)
Vorbereitungsphase des Projektteams von 2 Monaten
Dozentinnen und Dozenten
Einschlägiges Hochschulstudium bzw. Staatsexamen einem Gesundheitsberuf
Berufserfahrungen
Fachliche Kompetenzen
Pädagogische Kompetenzen
Soziale und kommunikative Kompetenzen
Diversity-Kompetenzen
SprIntQualifizierung
Prüfungen
Fachbezogene Prüfungen durch die jeweils Lehrenden (benotet)
Z w i s c h e n z e u g n i s
Praktikumsbescheinigungen
Abschlussprüfung mit externen PrüferInnen (QSK)
schriftlichin den Fächern Soziales, Bildung, Gesundheit (30 Fragen multiple choice)
mündlich
Dr. phil Şebnem Bahadır, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. Theda Borde, Alp OtmanAlice Salomon Hochschule Berlin
Sozialwesen(15 Minuten)Fallberichte undPrüfungsfragen
Bildungswesen(15 Minuten)Fallberichte und Prüfungsfragen
Gesundheitssystem(15 Minuten)Prüfungsfragen
Niels-Jens Albrecht, Universitätsklinikum Hamburg
Dolmetschen (30 Minuten)SprInt-Dolmetschsituationim Trialog
Was unterscheidet SprInt noch von anderen MittlerInnen?
3 Einsatzfelder
• Bildungswesen
• Sozialwesen
• Gesundheitswesen
3 Funktionen
• Dolmetschfunktion
• Informationsfunktion
• Assistenzfunktion
bundesweit einheitliches SprInt-Zertifikathöchste erreichbare Qualifikation in der beruflichen Fort- und Weiterbildungim Bereich kultursensibles Dolmetschen und Integrationsassistenz in Deutschland
bundesweite Qualitätsstandards
Nach 5 Jahren …Bedarf an Aktualisierung des SprInt Curiculums, denn…
Handlungs- und Einsatzfelder der SprInt im Zuge der Fluchtmigration 2015/2016 erweitert
Gesetzeslage zum Teil verändert
neue wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse
neue Konzepte und Maßnahmen etabliert
Möglichkeiten der digitalen Information und Kommunikation deutlich erweitert
von verschiedenen Standorten liegen Erfahrungen bei der Durchführung der SprInt-Qualifizierung vor
Workshop mit Teilnehmer-Innen des SprInt Netzwerk-treffens am 21.2.2018
lieferte sehr wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklungdes SprInt Curriculums
Videodolmetschenwird eingeführt
Offene Struktur des Curriculum erhalten
Erweiterung des Readers für die Lehrenden
mit Links zu aktuellen Webseiten, Filmen u.a.
Lehrmaterialien (open educational resources)
Inhaltlich stärkerer Fokus auf
beruflicher Bildung und Anerkennung
unbegleitete Minderjährige
geschlechtersensible Aspekte
Asylrecht, AsylbG, Asylverfahren
Justizvollzug, Straffälligenhilfe
psychosoziale Versorgung
Aktualisierung des SprInt Curriculums 2018 ist jetzt fertig !!
Mehr Zeit für
Praxisreflexion
Selbstsorge, Selbstreflexion
Stärkung der Lernkompetenzen
Bewerbungstraining
digitale Lernplattform
moodle wird ab
Oktober 2018 erprobt
Einblicke in das CurriculumLiteratur und Links Berufliche Anerkennung
BMBF (2018): Anerkennung in Deutschland. Online
abrufbar auf: https://www.anerkennung-in-
deutschland.de (24.04.2018)
BMBF (2018): Anerkennungsverfahren. Online abrufbar
auf: https://www.anerkennung-in-
deutschland.de/html/de/anerkennungsverfahren.php
(24.04.2018).
BMBF/BIBB (2017): Bericht zum Anerkennungsgesetz
2017: Beschluss des Bundeskabinetts vom 7. Juni 2017.
Online abrufbar auf:
www.bmbf.de/pub/Bericht_zum_Anerkennungsgesetz
_2017.pdf (30.04.2018).
BMWI (BQ-Protal) (2018): Der Anerkennungsbescheid
– Was nun. Online abrufbar auf: https://www.bq-
portal.de/de/seiten/der-anerkennungsbescheid-
%E2%80%93-was-nun (24.04.2018).
BMWI (KOFA) (2018): Anerkennung ausländischer
Berufsqualifikationen. Online abrufbar auf:
https://www.kofa.de/handlungsempfehlungen/fachkra
efte-finden/anerkennung-auslaendischer-
berufsqualifikationen#c4940 (24.04.2018).
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Wir freuen uns
• auf die neue Servicestelle SprInt – Sprach- und Integrationsmittlung für Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach,
• auf die Zusammenarbeit mit bfz Nürnberg bei den Qualifizierungenund Abschlussprüfungen,
• auf eine gute Zusammenarbeit im
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen?
Literatur• Borde T, Boral S, Schalinski A, David M. Haben Kultur und Migration einen Einfluss auf den Umgang mit den Wechseljahren? In: Borde T, David M (Hrsg.)
Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt. Frankfurt/Main, Mabuse-Verlag, 2008: 43-71
• BÄK (Bundesärztekammer). Entschließungen. 120. Deutscher Ärztetag Freiburg (23.5.-26.5.2017) zum Thema Asyl und Gesundheit.
• Flores G. The impact of medical interpreter services on the quality of health care: a systematic review. Med Care Res Rev 2005; 62: 255-299.
• Langer T, Zapf T, Wirth S, Meyer B, Wiegand A, Timmen H, Gupta SJ, Schuster S, Geraedts M. Wie sind Kinder- und Jugendkliniken in Nordrhein-Westfalen auf die
Überwindung von Sprachbarrieren vorbereitet? – Eine Pilotstudie zur Strukturqualität in der stationären Gesundheitsversorgung. Gesundheitswesen 2017; 79(07): 535-541.
• Lietz R. (2017) Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Integrationsarbeit. Kriterien zur Umsetzung von Integrationslotsenprojekten. Budrich-Verlag
• MIPEX – Migrant Integration Policy Index. Health Strand Country Report Germany Country Experts: Knipper M, Razum O, Borde T, Brenne S, Kluge U
Markus I. General coordination: Ingleby D. Developed within the framework of the IOM Project „Fostering Health Provision for Migrants, the Roma and
other Vulnerable Groups” (EQUI-HEALTH), 2017
• Otman A, Attia I, Borde T. (2013) Weiterbildung zum/zur Sprach- und IntegrationsmittlerIn (SprInt) https://opus4.kobv.de/opus4-ash/frontdoor/index/index/docId/160
• Schreiter S, Winkler J, Joachim Bretz J, Schouler-Ocak M. Was kosten uns Dolmetscher? – Eine retrospektive Analyse der Dolmetscherkosten in der Behandlung von
Flüchtlingen in einer Psychiatrischen Institutsambulanz in Berlin. Psychother Psych Med 2016; 66(09/10): 356-360
• SprInt Servicestelle. https://www.sprachundintegrationsmittler.org/
• Wächter M, Vanheiden T. Sprachmittlung im Gesundheitswesen. Erhebung und einheitliche Beschreibung von Modellen der Sprachmittlung im Gesundheitswesen. Im
Auftrag der ‚Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Sept. 2015
• Ullrich S, Briel D, Nesterko, Hiemisch A, Brähler E, Glaesmer H. Verständigung mit Patienten und Eltern mit Migrationshintergrund in der stationären
allgemeinpädiatrischen Versorgung. Gesundheitswesen 2016; 78(04): 209-214.
• Penka S, Schouler-Ocak M, Heinz A, Kluge U. Interkulturelle Aspekte der Interaktion und Kommunikation im psychiatrisch/psychotherapeutischen Behandlungssetting.
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. September 2012, Volume 55, Issue 9, pp 1168–1175.Webseite
• Bilder; SprinteG https://www.sprinteg.de/, ASH Berlin Flyer Bachelor Interprofesionelle Gesundheitsversorgung - online