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Kressbach 1 · 72072 Tübingen · Tel.: 07071/943-0 · Fax: 07071/943-117E-Mail: [email protected]
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DKMS STIFTUNGLEBEN SPENDEN
EINE REIHE DER
TÜBINGEN
DKMS STIFTUNGLEBEN SPENDEN
DER ROTE RATGEBER
BAND 3
DIE SUCHE NACH
DEM PASSENDEN
STAMMZELLSPENDER
EIN WEGWEISER FÜR BETROFFENE UND ANGEHÖRIGE
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INHALT
3 Vorwort
5 Die beteiligten Institutionen bei der Stammzellspendersuche
8 „Er teilte uns dann mit, dass drei Spender gefunden wären!“
Interview mit Herrn und Frau Muck
13 „Ich habe bei der Suche mitgefiebert …“
Interview mit Frau Schubert
17 Die Spendersuche: Wer passt zu wem?
19 „Mein Bruder erfreut sich heute bester Gesundheit.“
Interview mit Familienspender Herrn Deneberger
21 Die Spendersuche in der Familie
22 „Die meisten Fragen lassen sich bei einem Termin beantworten.“
Interview mit Transplanteur Herrn Prof. Dr. Bornhäuser
25 Der Fremdspender-Suchlauf: Sprint oder Marathon?
30 Was unternimmt die DKMS, um die Suche zu beschleunigen?
31 „Gut aufgeklärte Spender und aktuelle Adressdaten
erleichtern die Suche.“
Interview mit Suchkoordinatorin Frau Dr. Füssel
37 „Ich habe die Funktion einer Mittlerin.“
Interview mit Frau Gawellek, Ansprechpartnerin
für Patienten bei der DKMS
39 In eigener Sache
42 Adressen und Informationen
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Claudia Rutt
Vorwort
liebe Leserinnen, liebe Leser,
durch unsere Arbeit als Knochenmarkspenderdatei
haben wir im Lauf der Jahre viele Kontakte zu Patienten
und Angehörigen bekommen. Die in dieser Zeit gesam-
melten Erfahrungen und immer wiederkehrenden
Fragen im Zusammenhang mit dem Ablauf der
Fremdspendersuche haben uns bewogen, diese
Broschüre zu erstellen. Unser Ziel ist es, Betroffenen die
Unsicherheit in der Zeit des Wartens auf den passenden
Stammzellspender zu nehmen.
Seit Bestehen der DKMS hat sich die Situation bei der
Spendersuche stetig verbessert. 1991, im Gründungs-
jahr der DKMS, konnte nur wenigen Patienten ein
Spender aus Deutschland vermittelt werden, da gerade
mal 3000 potenzielle Stammzellspender registriert
waren. Heute kann für ca. 80 Prozent der Patienten ein
passender Spender gefunden werden.
Trotzdem ist die Verunsicherung auf Seiten der Patien-
ten groß, weil das Suchsystem sehr komplex ist und
viele Institutionen daran beteiligt sind. Das Gespräch
mit dem behandelnden Arzt kann nicht immer alle
Fragen klären. Mit dieser Broschüre aus der Reihe „Der
Rote Ratgeber“ möchten wir den Suchlauf für Sie ver-
ständlicher machen.
Claudia Rutt
Vorstand der
DKMS STIFTUNG LEBEN SPENDEN
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Die beteiligten Institutionen bei der Stammzell-spendersuche
Um Ihnen die Lektüre dieser Broschüre zu erleichtern,
möchten wir Ihnen nachfolgend einen Überblick über
die Personen und Institutionen geben, die in eine
Stammzellspendersuche involviert sind. Im weiteren
Verlauf der Broschüre finden Sie noch Interviews mit
einigen Beteiligten.
Der behandelnde Arzt ist Ihr erster Ansprechpartner für
alle Fragen rund um die Spendersuche. Wenn Sie in
einer Klinik behandelt werden, die selbst nicht trans-
plantiert, kann es sein, dass Sie zur Einleitung der
Fremdspendersuche an eine Transplantationsklinik
überwiesen werden, damit dort bestätigt wird, dass Sie
einen Fremdspender brauchen (s. a. Grafik auf S. 26:
„Voraussetzungen für die Einleitung einer Fremdspen-
dersuche“).
Das Transplantationszentrum ist eine spezialisierte
Klinik oder Einheit einer Klinik, in der Transplantationen
blutbildender Stammzellen durchgeführt werden. Bei
der Transplantation unterscheidet man die autologe
Transplantation (Stammzellen sind von dem Patienten)
und die allogene Transplantation (Stammzellen sind von
einem Spender). Es gibt in Deutschland zurzeit 34 Kliniken
bzw. Einheiten, die allogene Transplantationen durch-
führen.
Das Transplantationszentrum arbeitet mit einem immun-
genetischen Labor zusammen. Hier wird die Typisierung
der Gewebemerkmale des Patienten und ggf. der
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Die beteiligten
Institutionen bei
der Stammzell-
spendersuche
Behandelnder Arzt
Transplantations-zentrum
ImmungenetischesLabor
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Suchkoordinator
ZKRD
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Familienmitglieder zur Spendersuche innerhalb der
Familie vorgenommen. Auch die sogenannten Bestäti-
gungstypisierungen der Fremdspender, die in die enge-
re Wahl gekommen sind, werden hier durchgeführt.
Der Suchkoordinator arbeitet mit dem immungeneti-
schen Labor und dem Transplantationszentrum zusam-
men und ist für die Koordination der Suche nach dem
passenden Spender zuständig. Während der Suche
nach einem Fremdspender ist er die Kontaktperson zum
ZKRD und zu den Spenderdateien auf der einen Seite
und dem behandelnden Arzt auf der anderen Seite. Der
Suchkoordinator informiert den Transplanteur in regel-
mäßigen Abständen über den Stand der Suche. Die end-
gültige Entscheidung über die Spenderauswahl trifft der
Transplanteur.
Im ZKRD (Zentrales Knochenmarkspender-Register
Deutschland) sind die für eine Suche relevanten
Spenderdaten aller deutschen Spenderdateien in
anonymisierter Form gespeichert. Ferner steht das ZKRD
im direkten Austausch mit allen Registern weltweit.
Dieser Austausch findet in aller Regel über das interna-
tionale Netzwerkprogramm EMDIS, in einigen wenigen
Fällen per Fax, statt. Beim ZKRD startet der
Suchkoordinator die nationale bzw. internationale
Suche nach dem passenden Fremdspender. Außerdem
ist das ZKRD für die Abrechnung mit den nationalen und
internationalen Kostenträgern (in der Regel Kranken-
kassen) zuständig. Bei einem gesetzlich krankenversi-
cherten Patienten zahlt die Krankenkasse zurzeit (Stand:
Juni 2007) eine Suchpauschale von 7.810,– Euro, mit der
die Kosten der Suche vergütet werden.
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Die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gGmbH
und andere Spenderdateien haben es sich zur Aufgabe
gemacht, freiwillige potenzielle Stammzellspender zu
registrieren. Die Kosten der Neuaufnahme finanzieren
die Dateien über Spendengelder. Nur bei den Dateien
sind die persönlichen Daten der Spender gespeichert.
Kommen potenzielle Spender in weitere Typisierungs-
stufen, finden die Betreuung und die Koordination der
weiteren Schritte über die jeweilige Datei statt, in der der
Spender registriert ist. Unter anderem zur Finanzierung
der hier entstehenden Kosten wird die von den Kranken-
kassen gezahlte Suchpauschale eingesetzt.
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Grafik: Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen
DKMS undandere Dateien
Transplantations-zentrum
Sucheinheit/Suchkoordinator
ZKRD
ZentralesKnochenmarkspender-Register Deutschland
und andereSpenderdateien
Spender-Nr.
+ Befund
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88
Ralf Muck, 46 Jahre alt
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Interview mit
Herrn und Frau
Muck
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Der ehemalige Patient Ralf Muck und seine Frau,Christine Muck, im Interview.
herr Muck, Ihre Diagnose liegt jetzt einige Jahre
zurück. Im Juni 2002 wurde bei Ihnen CML
(chronisch myeloische Leukämie) festgestellt.
Herr Muck: Ja, dabei hatte ich mich gerade im März
selbst typisieren lassen. Es gab bei uns in Bochum
eine Spendenaktion für einen Familienvater und da
habe ich mich registrieren lassen. Dass ich selbst so
bald einen Spender brauchte, konnte ich nicht
ahnen.
Dann brach sozusagen die Diagnose in Ihr Leben ein.
Herr Muck: Das kann man wohl sagen! Ich hatte
zunehmend Beschwerden, bekam Rückenschmer-
zen, und dann hat meine Frau, weil sie als MTA das
kann, ein Blutbild gemacht. Das Ergebnis war
niederschmetternd. Mein Arzt teilte mir mit, dass
CML langfristig nur durch eine Knochenmarktrans-
plantation heilbar sei. Zunächst wurde ich aber
mit Interferon behandelt, was ich nicht vertragen
habe. Danach bekam ich Glivec, das ging gut. Aber
man wusste, dass man damit nicht unbegrenzt
behandeln kann, also blieb die Angst.
Frau Muck: Die Ärzte stellten ein schnelles, aggres-
sives Fortschreiten der Krankheit fest und dann wur-
den wir auch darauf vorbereitet, dass eine
baldige Transplantation geplant sei. Die Spender-
suche wurde eingeleitet, mit allen nötigen
Formalitäten wie Einwilligungserklärung, Kosten-
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Die Spendersuche
1100
bewilligung der Krankenkasse und Suchauftrag.
Eigentlich haben wir uns nicht darum kümmern
müssen und wussten auch nicht im Einzelnen, wie
das Ganze funktioniert.
Herr Muck: Als Familienspender kam nur mein ein-
ziger Bruder in Frage, der passte aber nicht – wär
auch ein Wunder gewesen! Man sagte uns, dass
dann ein nicht verwandter Spender gesucht würde.
Das war im Juni.
Frau Muck: Wir haben zwei Kinder, die damals 12
und 14 Jahre alt waren – unser 12-jähriger Sohn hat
seine Angst um den Papa so ausgedrückt, dass er
unbedingt seine Stammzellen spenden wollte, ent-
gegen aller Vernunft, da er ja noch zu jung war, er
hat richtig darum gekämpft. Auf jeden Fall will er
sich mit 18 sofort typisieren lassen!
Herr Muck: Drei Monate später sprach mein Arzt uns
an, er müsse mal mit uns reden. Wir kriegten ein
mulmiges Gefühl, erwarteten nichts Gutes. Er teilte
uns dann mit, dass drei Spender gefunden wären!
Alle drei würden passen, man hätte sogar die Wahl,
den besten auszusuchen. Da löste sich die
Spannung bei mir und mir liefen vor Freude die
Tränen.
Die Suche hat also 3 Monate gedauert, und
dann gab es gleich drei passende Spender.
Wahrscheinlich liegt das daran, dass Sie relativ häufige
Gewebemerkmale haben. Wie ging es dann weiter?
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Die Transplantation
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Frau Muck: Ralf bekam dann bald einen Platz in der
Transplantationsklinik und der „Countdown“
begann. Das war eine sehr angespannte Phase,
selbst jetzt, wo das doch schon so lange her ist,
fällt es schwer, darüber zu sprechen. Die größte
Angst war, dass dem Spender was passiert, man ist
ja in dem Moment total abhängig, dass alles
klappt. Am 5. November war dann die
Transplantation.
Herr Muck, der hier bemerkenswert still geworden
ist: Ich konnte gar keine Angst haben, ich war ein-
fach „platt“. Da hat meine Frau mich sehr unter-
stützt.
Frau Muck: Um 10 Uhr abends kam das Trans-
plantat. Der Arzt begutachtete den Inhalt, und
irgendwie beruhigte seine Äußerung, das sei „guter
Stoff“, reichhaltig mit Stammzellen gefüllt. Wir wus-
sten nichts vom Spender, sahen nur, dass auf dem
Beutel „Dresden“ stand und phantasierten, ob der
Spender aus Sachsen sei.
Wie ist es Ihnen danach ergangen?
Herr Muck: Ich bin relativ locker durchmarschiert,
im Vergleich zu anderen, die ich dann kennenge-
lernt habe. Ich hatte keine großen Komplikationen,
keine GvHD (Graft-versus-Host-Disease, übersetzt:
Reaktion des Transplantates gegen den Em-
pfänger). Anfang Dezember konnte ich schon nach
Hause. Nach 16 Monaten habe ich langsam wieder
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Die Begegnung mitdem Spender
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angefangen zu arbeiten, heute arbeite ich voll und
es geht mir mit kleinen Einschränkungen gut, ich
spiele sogar wieder Volleyball.
Sie haben doch nach Ablauf von zwei Jahren Ihren
Spender getroffen. Wie war die Begegnung?
Herr Muck: Als ich ihn auf dem Bahnsteig sah,
wusste ich sofort, dass er der Spender ist. Wir sind
uns auch ein wenig ähnlich, äußerlich, nicht im
Wesen, er ist ruhiger als ich. Durch ihn haben wir
erst erfahren, wie das für die Spenderseite abläuft,
immerhin 5-6 Stunden musste er an den Apparat
zur Entnahme der Stammzellen angeschlossen sein.
Er würde auch jederzeit wieder spenden.
Frau Muck: Wir wollten sehr gerne den Spender
kennenlernen und uns bedanken, denn schließlich
verdankt Ralf ihm sein Leben. Wir sind noch heute
in gutem Kontakt.
Hat die Krankheit Ihr Leben verändert, machen Sie
heute Dinge anders als früher?
Frau Muck: Wir schieben nicht mehr so viel auf die
lange Bank, zum Beispiel Reisen, und planen nicht
mehr so viel für die Zukunft.
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Susann Schubert, 23 Jahre alt
Interview mit
Frau Schubert
1133
Interview mit der ehemaligen Patientin Susann
Schubert.
w ie wurde Ihre Erkrankung festgestellt?
Das war 2001 – ich hatte damals nach dem
Volleyballspielen immer viele blaue Flecke und habe
mich oft auch schlapp gefühlt.
Welche Krankheit wurde festgestellt?
Während einer Blutuntersuchung beim Hausarzt
wurde festgestellt, dass ich sehr wenige Throm-
bozyten habe. Beim Hämatologen wurde dann eine
Thrombozytopenie diagnostiziert. Ich hatte damals
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Die Spendersuche
1144
auch häufig Durchfall und wurde deswegen 2003 in
Dresden untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass
auch meine roten Blutkörperchen immer weniger
wurden. Die Diagnose war jetzt schwere aplastische
Anämie. Ich musste immer wieder Bluttransfusionen
bekommen, weil meine Werte so schlecht waren.
Wie dringend war die Suche nach einem Spender damals?
Im September 2003 bekam ich Pferdeeiweiß; das
sollte das Knochenmark stimulieren. Doch schon im
Dezember war klar, dass diese Therapie nicht
anschlug und ein Stammzellspender nötig war.
Sicher wurde der Versuch unternommen, einen
Familienspender zu finden. Wie war der Ablauf?
Mein Bruder, der damals 21 Jahre alt war, wurde auf
seine Gewebemerkmale untersucht, aber er kam als
Spender nicht in Frage. Also wurde im Dezember
2003 auch die Suche nach einem Fremdspender ein-
geleitet.
Wie lange hat es gedauert, bis feststand, dass ein
Spender gefunden war? Wie ging es Ihnen in dieser
Zeit?
Ich habe bei der Suche mitgefiebert, aber schon
nach 2-3 Wochen sagte man mir, dass 3 mögliche
Spender gefunden worden waren und einer davon
zu 100 Prozent passte. Ich war superglücklich, weil
ich wusste, dass es nun Hoffnung gibt.
Wie wurden Sie auf die Transplantation vorbereitet?
Zuerst musste ich sehr viele Untersuchungen
machen lassen und ich hatte Aufklärungsgespräche.
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Später wurde mir ein Venenkatheter eingesetzt und
ich bekam über ihn 3 Chemos und 4x Haseneiweiß.
Nach einer Ganzkörperbestrahlung gab es einen
Ruhetag. Ich fühlte mich in dieser Zeit sehr schlapp
und mir war übel. Aber dann endlich war der
Augenblick gekommen – meine 2. Geburt!
Wie war der Tag der Transplantation für Sie?
Wussten Sie etwas über Ihren Spender?
Ich habe trotz meiner Erkrankung meine Lehre als
Bürokauffrau abgeschlossen. Ich habe darum gebe-
ten, meine schriftliche Prüfung abzuschließen,
obwohl ich in dieser Zeit noch im Krankenhaus lag.
Die Ärzte gaben mir eine Transfusion und ich wurde
2 Tage vor meiner Prüfung entlassen. Am 26. Febru-
ar 2004 fand dann meine Transplantation statt. Auf
der Station habe ich im Bett gelegen, mein Freund
David hat mir die Hand gehalten und meine Mutter
war auch dabei, als die Ärztin den Beutel mit den
Stammzellen brachte. Als die Stammzellen in mei-
nen Körper liefen, sagte sie, die stammten von
einer kerngesunden Frau von 25 Jahren. Ich hatte
erst mal eine Gänsehaut am ganzen Körper und
dann habe ich vor Erleichterung geweint. Nach
einer Stunde bekam ich Schüttelfrost und ich war
kaputt, aber superglücklich.
Sie haben Ihre Spenderin bereits kennengelernt. Wie
war damals das Treffen?
Das Treffen ist von der DKMS vorbereitet worden.
Ich war vorher sehr aufgeregt. Als ich dann vor mei-
ner Spenderin Silke stand, war das ein berauschen-
des Gefühl – ich musste sie einfach in den Arm neh-
Die Transplantation
Die Begegnung mitder Spenderin
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men. Dann habe ich ihr eine Kerze als Zeichen für
das Leben geschenkt. Im Sommer wollen wir sie an
der Nordsee besuchen.
Wie geht es Ihnen heute?
Ab November 2006 habe ich zunächst 10 Stunden
in meinem Beruf gearbeitet, nun sind es schon 20
bis 25 Stunden. Insgesamt geht es mir gut, nur
kann ich noch nicht voll arbeiten und hoffe deshalb,
dass ich eine Teilrente zugesprochen bekomme.
Haben Sie noch Tipps für die Patienten? Etwas, was
Sie ihnen mitgeben möchten?
Das Wichtigste ist: auf keinen Fall aufgeben und
sich immer wieder hochrappeln! Es gibt immer
einen Weg, aber man muss Geduld haben. In der
schweren Zeit hat mir Gott Kraft gegeben und
meine Familie, meine Freunde und meine
Bekannten haben mich sehr unterstützt.
Im Krankenhaus habe ich mich immer abgelenkt
und zum Beispiel mein Laptop dabeigehabt. Man
muss darauf achten, dass man auch die schönen
Dinge sieht! Ich wusste, es gibt immer einen Weg
zum Leben, auch wenn er bergig war.
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Die Spendersuche:
Wer passt zu wem?
1177
Die Spendersuche: Wer passt zu wem?
grundsätzlich unterscheidet man Transplantationen
mit eigenen Stammzellen (autologe Transplan-
tation) von Transplantationen mit nicht eigenen
Stammzellen (allogene Transplantation). Bei allogenen
Transplantationen kann man zwischen Spendern aus
der Verwandtschaft und nicht verwandten Spendern
(Fremdspender) unterscheiden.
Um festzustellen, ob ein Mensch als Spender für einen
bestimmten Patienten in Frage kommt, müssen die
Gewebemerkmale, die sogenannten HLA-Merkmale
(HLA = Humane Leukozyten-Antigene), des Patienten mit
denen der potenziellen Spender verglichen werden. Ein
passender Spender ist derjenige, dessen HLA-Merkmale
mit denen des Patienten möglichst vollständig überein-
stimmen.
Die Gewebemerkmale sind Oberflächenstrukturen auf
den Körperzellen, aufgrund deren das Immunsystem
eigenes von fremdem Gewebe unterscheiden kann.
Jeder Mensch besitzt für ihn typische Merkmale.
Bei einer nicht vollständigen Übereinstimmung der
Gewebemerkmale kann es bei der Transplantation der
Stammzellen zu Abstoßungsreaktionen kommen, der
sogenannten GvHD = Graft-versus-Host-Disease. Das
zusammen mit dem Knochenmark transplantierte
Immunsystem des Spenders erkennt die Körperzellen
des Patienten als fremd und reagiert dagegen.
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Eine Übereinstimmung der Blutgruppe ist bei einer
Knochenmarktransplantation nicht wichtig. Gegebe-
nenfalls wird der Empfänger nach der Transplantation
die Blutgruppe des Spenders haben.
Entscheidend für die Passgenauigkeit von Spender und
Empfänger sind mindestens sechs von bis zu zehn
Gewebemerkmalen. Bei der Typisierung (der Bestim-
mung der Gewebemerkmale) werden die Gewebemerk-
male mittels molekularbiologischer Methoden bestimmt
und in Form einer Zahlenkombination wiedergegeben.
Diese Zahlenkombination (Typisierungsbefund) des
Patienten wird mit der möglicher Spender verglichen.
Ziel ist es, einen Spender zu finden, der in allen Werten
mit denen des Patienten übereinstimmt. Abweichungen
nennt man “mismatch“. Ob der Grad der Übereinstim-
mung für eine Transplantation ausreichend ist, muss
vom Suchkoordinator (siehe Interview mit Dr. Füssel) in
Zusammenarbeit mit den Transplantationsärzten (siehe
Interview mit Prof. Dr. Bornhäuser) beurteilt werden.
Da es zurzeit über 2.600 bekannte Gewebemerkmale
gibt, die in Abertausenden Kombinationsmöglichkeiten
auftreten können, ist die Wahrscheinlichkeit, einen
geeigneten Spender in der nicht verwandten Bevöl-
kerung zu finden, relativ gering (1 :20.000 bis 1 : mehre-
ren Millionen). Trotzdem kann heute einem Großteil der
Patienten durch die mittlerweile weltweit über 11
Millionen registrierten Spender geholfen werden. Die
Suche nach einem passenden Spender beginnt inner-
halb der Familie.
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Interview mit
Familienspender
Herrn Deneberger
1199
Interview mit Familienspender Herrn Deneberger
herr Deneberger, Sie sind als Familienspender
typisiert worden und haben Ihrem Bruder
Stammzellen gespendet. Erzählen Sie uns bitte
davon.
Mark Deneberger: Ja, das war so: Mein Bruder hat
die Diagnose Leukämie bekommen. Und dann
wurde der normale Standardweg beschritten, dass
die Familienangehörigen, vor allem die Geschwis-
ter, typisiert werden. Da kam es glücklicherweise zu
dem positiven Ergebnis, dass ich als Spender in
Frage kam. Ich habe dann dieses unspektakuläre
Procedere über mich ergehen lassen und habe
dabei festgestellt, dass man mit einem (vergleichs-
weise) klitzekleinen Aufwand ein Leben retten kann!
Mein Bruder erfreut sich heute bester Gesundheit.
Dabei hätten Sie es ja bewenden lassen können. Sie
haben sich dann aber mit Ihren Daten auch bei der
DKMS registrieren lassen, um auch für andere
Patienten zur Verfügung zu stehen. Wie ging das im
Einzelnen?
Für mich war es überhaupt keine Frage, mich in
einer Datei aufnehmen zu lassen. Als ich von der
Arbeit der DKMS erfahren habe (über die Klinik
Tübingen, Prof. Dr. Ehninger, mein Bruder wurde
dort behandelt), habe ich gar nicht lange überlegt,
für mich war das klar, dass ich auch anderen
Patienten zur Verfügung stehen wollte. Dann
brauchte ich nur die Einverständniserklärung zu
unterschreiben. Die Daten wurden dann mit meinem
Mark Deneberger,34 Jahre alt
Die Aufnahme in dieSpenderdatei
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2200
Einverständnis abgefragt, wurden einfach übernom-
men, denn ändern tun die sich nicht! Und somit
sind dann auch Kosten gespart worden und meine
Daten sind bis heute in der Datei.
Sie sind ja seit 1991 in der Datei. Sind Sie denn noch
einmal als Spender angefragt worden?
Ja, einmal war ich in einer weiteren Typisierung
(1997) und war aufgeregt und erfreut, dass es wie-
der losgehen sollte, weil es eine sehr schöne Sache
ist, jemandem helfen zu können. Aber ich muss
sagen: Leider kam ich dann doch nicht in Frage.
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Die Spendersuche
in der Familie
2211
Die Spendersuche in der Familie
innerhalb der Familie ist die Wahrscheinlichkeit einer
Übereinstimmung der Gewebemerkmale von Spender
und Patient am größten, da diese vererbt werden. Ein
Kind erhält die Gewebemerkmale je zur Hälfte von Vater
und Mutter. Bei etwa 30 Prozent der Patienten findet
man deshalb einen geeigneten Familienspender. Da die
Wahrscheinlichkeit der Übereinstimmung unter
Geschwistern am höchsten ist, werden diese in der
Familie zuerst als mögliche Spender getestet.
Wenn die Suche bei den Geschwistern erfolglos ist,
testet man eventuell die weitere Verwandtschaft. Die
Eltern eines Patienten haben eine Wahrscheinlichkeit
von rund einem Prozent, der passende Spender zu sein.
In aller Regel wird ein Stammbaum der Familie mit den
entsprechenden Gewebemerkmalen erstellt.
Zu beachten ist, dass die getesteten Familienmitglieder
nicht automatisch für andere Patienten als mögliche
Spender zur Verfügung stehen. Die Gewebemerkmale
werden nur mit denen des erkrankten Angehörigen ver-
glichen. Sollten Angehörige eine Registrierung auch für
andere Patienten wünschen, müssen sie sich z. B. bei der
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei aufnehmen
lassen. Der behandelnde Arzt oder die DKMS können
hier Auskunft erteilen. Gibt es in der Familie keinen pas-
senden Spender, wird die Suche nach einem Fremd-
spender eingeleitet.
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Interview mit
Transplanteur
Herrn Prof. Dr.
Bornhäuser
2222
interview mit Prof. Dr. Martin Bornhäuser, Leiterder Transplantationseinheit am Universitäts-klinikum Carl Gustav Carus, Dresden
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bornhäuser, wie viele
Patienten werden im Jahr ca. bei Ihnen transplantiert?
Wir transplantieren jährlich etwa 120 Patienten mit
Familien- oder Fremdspendern.
Wie viele Patienten werden davon mit einem nicht
verwandten Spender transplantiert?
Das sind jährlich etwa 90.
Wie beurteilen Sie rückblickend die Entwicklung der
letzten Jahre hinsichtlich der Erfolgsaussichten,
einen passenden Spender zu finden?
In den letzten 10 Jahren haben sich die
Erfolgsaussichten deutlich verbessert. Für etwa 70
bis 80 Prozent der Patienten kann ein passender
Spender gefunden werden. Zusätzlich haben sich
die Suchzeiten halbiert. Das liegt im Wesentlichen
an der Größe der Dateien und damit an der höhe-
ren Zahl der verfügbaren Spender, aber auch an der
Vernetzung der Dateien.
Hat die Geschwindigkeit der Suche Auswirkungen
auf die Therapieentscheidung/den Therapieerfolg?
Unbedingt. Eine frühzeitige Transplantation kann
das Rückfallrisiko bei einem Patienten mit einer
Leukämie deutlich reduzieren. Je schneller man den
Spender findet und transplantieren kann, umso
weniger Zeit haben die Leukämiezellen, sich nach
einer Chemotherapie wieder zu vermehren. Das
heißt, bei einem Hochrisikopatienten sollte man
Prof. Dr. MartinBornhäuser
RoterRatgeber_Mai07_RZ.qxd 01.06.2007 12:08 Uhr Seite 22
Häufige Fragen
2233
innerhalb von 14 Tagen nach Diagnosestellung
schon den Spender identifiziert haben. Das wäre
ideal.
Sie haben ja häufig Kontakt mit Patienten, die auf einen
passenden Spender angewiesen sind. Was sind aus
Ihrer Sicht die häufigsten Fragen/Bedenken hinsichtlich
der Suche, mit denen Sie konfrontiert werden?
Die erste Frage ist immer: Wie groß sind meine indi-
viduellen Chancen als Patient, einen Spender zu fin-
den? Wie groß ist die Chance, mit meinen
Gewebemerkmalen jemanden zu finden? Eine der
häufigsten Fragen ist auch: Sitzen diese Spender im
Inland oder im Ausland? Dann gibt es manchmal
noch die Frage, ob es passieren kann, dass der
Spender, nachdem er identifiziert wurde, wieder
sekundär abspringt. Womöglich während der
Ganzkörperbestrahlung oder während der Chemo-
therapie. Viele Patienten fragen: Was passiert,
wenn meinem Spender etwas zustößt, während ich
behandelt werde? Was passiert, wenn der Spender
einen Unfall hat oder wenn er erkrankt? Was pas-
siert dann mit mir? Und oft kommt auch die Frage:
Wie kommen die Zellen oder das Transplantat zu
mir? Kommt der Spender zu mir ins gleiche
Krankenhaus? Oder werden die Zellen zu mir trans-
portiert? Wie ist der Weg des Transplantats vom
Spender bis zu mir?
Gelingt es Ihnen, die Fragen der Patienten innerhalb
eines Aufklärungsgesprächs zu beantworten und die
Ängste zu beseitigen?
In vielen Fällen schon, wobei in manchen Fällen
auch ein zweites Gespräch noch einmal auf der
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Station geführt wird. Ein Aufklärungsgespräch reicht
nicht bei allen Patienten, aber die meisten Fragen,
die wir oben angesprochen haben, lassen sich bei
einem Termin beantworten.
Bieten Sie ggf. andere Möglichkeiten der Informa-
tionsbeschaffung an?
Wir geben den Patienten und Angehörigen zusätz-
lich eine Informationsbroschüre an die Hand, in der
neben der Transplantation auch noch einmal das
Spenderthema aufgegriffen wird. Und natürlich
biete ich auch manchen Patienten an, sich auf spe-
ziellen Internetseiten, gerade auch bei der DKMS, zu
informieren, wenn es z. B. Rückfragen zum Ablauf
der Spende gibt. Wenn die Patienten zwei Jahre
nach der Transplantation ihren Spender kennenler-
nen möchten, verweise ich auf den Suchkoordinator
als Kontaktperson. Die Fragen, die im Rahmen der
eigentlichen Suche aufkommen, sollten von mir als
Arzt beantwortet werden. Also zum Beispiel die
Fragen: Wie lange dauert es noch? Sind schon
Blutproben gekommen? Das erfrage ich dann beim
Suchkoordinator und gebe die Antworten an den
Patienten weiter.
In Dresden spenden viele Spender ihre Stamm-
zellen für Patienten irgendwo in der Welt. Somit
haben Sie schon viele Spender persönlich kennenge-
lernt. Was ist Ihr Eindruck von den Spendern?
Die Spender sind zunehmend besser aufgeklärt, das
muss man sagen. Ich mache diese Arbeit jetzt seit
12 Jahren, und in den ersten Jahren gab es schon
manchmal Missverständnisse. Zum Beispiel kam
immer wieder das Thema Rückenmark/ Knochen-
mark – selbst bei den Voruntersuchungen war das
Spender
2244
WeitereInformationen
RoterRatgeber_Mai07_RZ.qxd 01.06.2007 12:08 Uhr Seite 24
Der Fremdspender-
Suchlauf: Sprint
oder Marathon?
2255
nicht allen Spendern klar. Die Spender sind jetzt
jedoch gerade z. B. durch Kontakte mit der DKMS
sehr gut aufgeklärt und wissen über die
Spendearten auch sehr viel. Der größte Teil der
Spender ist sehr motiviert, sehr enthusiastisch und
auch sehr verlässlich, was die Einhaltung der
Termine betrifft.
Gibt es vielleicht eine nette Geschichte, die Ihnen in
Erinnerung geblieben ist?
Ich habe zum Beispiel schon Spender getroffen,
die kamen aus meinem Heimatort in Baden-
Württemberg – mit einigen bin ich sogar in dieselbe
Schule gegangen.
Der Fremdspender-Suchlauf: Sprint oder Marathon?
wenn Sie und Ihre Ärzte sich für eine allogene
Stammzelltransplantation entschieden haben und
kein passender Familienspender zur Verfügung
steht, kann der Suchlauf für einen nicht verwandten
Spender starten. Formelle Voraussetzung ist, dass ein ärzt-
liches Gutachten über die Diagnose vorliegt, die Kranken-
kasse des Patienten die Kostenübernahme der Suchpau-
schale bescheinigt und der Patient sein Einverständnis
zur Suche erklärt. Das immungenetische Institut/die
Sucheinheit erteilt dem Zentralen Knochenmarkspen-
der-Register Deutschland (ZKRD) in Ulm in Absprache
mit dem behandelnden Arzt den Auftrag zur Suche eines
Fremdspenders. Beim ZKRD sind alle deutschen
Spenderdaten anonym registriert. Ferner besteht eine
Vernetzung mit den meisten internationalen Registern.
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2266
Bei der Suche nach einem Spender sind mindestens
sechs von insgesamt zehn Gewebemerkmalen entschei-
dend. Zunächst werden die potenziellen Spender von den
Knochenmarkspenderdateien in der Regel nur auf vier
Merkmale ausgetestet. Zurzeit sind 53 Prozent des
Bestandes an Spendern in Deutschland in sechs
Merkmalen getestet (rund zwei Drittel davon sind DKMS-
Spender).
Neben der Anzahl der typisierten Gewebemerkmale ent-
scheidet bei der Spendersuche auch die Genauigkeit,
Grafik: Voraussetzungen für die Einleitung einer Fremdspendersuche
Das ZKRD benötigt folgende Unterlagen:
• Einverständniserklärung des Patienten
• Indikationsstellung durch Knochenmark-transplantationszentrum
• Auftrag durch die Sucheinheit des TZ
• Kostenzusage der Krankenkasse
Suchkoordinator Transplantationszentrum
ZKRD
ZentralesKnochenmarkspender-Register Deutschland
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2277
d. h. der Auflösungsgrad der vorliegenden Untersu-
chungsergebnisse. Dieser ist mit der Einstellung des
Vergrößerungsfaktors bei einem Mikroskop vergleichbar:
Zu sehen ist das gleiche Material, man kann aber umso
mehr Details erkennen, je höher die Vergrößerung einge-
stellt ist. Je aufgeschlüsselter/aufgelöster die Gewebe-
merkmale sind, desto einfacher und schneller fällt die
Entscheidung, ob der Spender passt. Liegen zum Beispiel
keine hochauflösenden Gewebemerkmale vor, werden
diese gegebenenfalls in weiteren Testschritten ermittelt.
Finden sich unter den in allen Merkmalen ausgetesteten
Spendern welche, die möglicherweise mit dem Patienten
übereinstimmen, wird ein Confirmatory Typing (= CT;
übersetzt: Bestätigungstypisierung) durchgeführt. Im
Rahmen dieser Typisierung wird Blut des Spenders zum
immungenetischen Labor der Transplantationsklinik des
Patienten geschickt und diese Ergebnisse werden dort mit
denen des Patienten verglichen. Außerdem wird in die-
sem Schritt das Blut des Spenders auf Infektionserreger
(z. B. HIV, Hepatitisviren) geprüft, um mögliche Infektions-
krankheiten auszuschließen. Sollte der Spender nach
Abschluss der Tests noch geeignet sein, wird abschlie-
ßend untersucht, ob evtl. Erkrankungen vorliegen, die ein
Risiko für ihn oder den Patienten darstellen. Jetzt muss
der Spender final schriftlich erklären, dass er mit einer
Stammzellspende einverstanden ist. Ist dies geschehen,
kann eine Transplantation vorbereitet werden.
Sollte kein Spender auf diesem Weg gefunden werden,
schaut man in den Bestand der Spender, die mit weniger
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2288
Gewebemerkmalen oder in geringerer Auflösung in der
Datei gespeichert sind. Sind dort geeignete Spender, wer-
den diese zu einem weiteren Test aufgefordert (stimmen
die Ergebnisse dann mit denen des Patienten überein,
erfolgt der weitere Verlauf wie oben beschrieben). Der
Suchkoordinator erteilt den Auftrag dafür, welche der
möglichen Spender zu weiteren Tests aufgefordert wer-
den sollen. Wie viele Spender aufgefordert werden und in
welchen ausländischen Dateien gesucht wird, wird durch
die Erfolgsaussicht bestimmt und vom Suchkoordinator
veranlasst.
Der behandelnde Arzt erhält vom Suchkoordinator regel-
mäßig Zwischenberichte über den Stand der Suche. Er ist
also Ihre erste Anlaufstelle für Rückfragen zur Suche.
Sollte er nicht alle Fragen beantworten können, empfiehlt
es sich, bei Unklarheiten in Absprache mit Ihrem behan-
delnden Arzt ggf. direkt mit Ihrem zuständigen
Suchkoordinator oder dem ZKRD Rücksprache zu halten.
Für grundsätzliche Fragen zum Ablauf der Suche steht
Ihnen darüber hinaus die DKMS jederzeit zur Verfügung.
Aufgrund des rapiden Anwachsens der Spenderdateien in
Deutschland stehen mittlerweile die Chancen recht gut,
einen geeigneten Spender zu finden, obwohl es leider bei
seltenen Gewebemerkmalskombinationen noch nicht
immer gelingt. Nach Auskunft des ZKRD wird aber zurzeit
in rund 80 Prozent der Fälle ein Spender innerhalb von
drei Monaten gefunden. Damit soll zum Ausdruck
gebracht werden, dass es sicherlich nicht viel Sinn macht,
täglich nachzufragen, aber ein freundliches Hinterfragen
beizeiten sicher nicht verkehrt ist.
RoterRatgeber_Mai07_RZ.qxd 01.06.2007 12:08 Uhr Seite 28
2299
Registrierungmit Gewebemerkmals-
typisierung
Erkrankung undDiagnose
Start: Suche nacheinem Fremdspender
Chemotherapieund/oderGanzkörper-bestrahlung
Stammzell-/Knochenmark-
entnahmeStammzell-/Knochenmark-transplantation
Spendervor-untersuchung
Ggf. weitereGewebetypisierungen und
Untersuchungsschritte
Bestätigungs-typisierung
Bestätigungs-typisierung
Bei periphererStammzellentnahme:
Gabe von G-CSF
Kein Spender in derFamilie
Patient Spender
Grafik: Die Suche aus Sicht des Patienten und des Spenders
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Was unternimmt
die DKMS, um
die Suche zu
beschleunigen?
3300
Um die Suche im Interesse der Patienten zu verkürzen,
führt die DKMS verschiedene Programme zur Verbes-
serung ihrer Spenderdaten mit eigenen Mitteln durch.
So kann z.B. ein behandelnder Arzt das Hochrisiko-
Programm der DKMS in Anspruch nehmen, wenn ein
Erkrankungsfall vorliegt, bei dem ein Spender besonders
schnell gefunden werden muss. Die DKMS bietet dabei
unentgeltlich zusätzliche Typisierungen, um die Suche für
diesen Patienten so schnell wie möglich zu einem positi-
ven Ergebnis zu führen. Voraussetzung ist, dass die
offizielle Suche bereits eingeleitet wurde. Hierbei können
pro Patient bis zu 400 Typisierungen bei der DKMS ange-
fordert werden.
Seit Anfang 2006 wird ein Großteil der neu registrierten
Spender in acht der wesentlichen Gewebemerkmale
hochauflösend typisiert, so dass zeitraubende Test-
schritte entfallen.
Ferner schreiben wir alle unsere Spender einmal jährlich
an, um die Adressdaten auf dem aktuellen Stand zu hal-
ten. So können die DKMS-Spender im Falle des Falles
schnellstmöglich erreicht werden.
Was unternimmt die DKMS, um die Suche zu be-schleunigen?
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Interview mit
Suchkoordinatorin
Frau Dr. Füssel
Interview mit SuchkoordinatorinDr. Monika Füssel
dr. Monika Füssel ist die Suchkoordinatorin der Sucheinheit
Dresden. Die Sucheinheit Dresden leitet die Fremdspender-
suche für die Universitätsklinik Dresden und andere Trans-
plantationszentren. In Deutschland gibt es derzeit 17 Such-
einheiten. In Abhängigkeit von der Anzahl der durchzuführenden
Suchen (mindestens 20 bis 500 pro Jahr) sind teilweise mehrere
Suchkoordinatoren in einer Sucheinheit im Auftrag mehrerer
Transplantationszentren beschäftigt.
Was ist Ihre Aufgabe?
Als Suchkoordinatorin leite ich die Suche nach
einem nicht verwandten Blutstammzellspender ein
mit dem Ziel, einen geeigneten Spender zu identifi-
zieren. Alle Suchanfragen laufen in Deutschland
über das Zentrale Knochenmarkspender-Register
(ZKRD) in Ulm. Das ZKRD führt eine zentrale
Datenbank mit allen relevanten Daten der in
Deutschland registrierten Stammzellspender in
anonymisierter Form.
Wie funktioniert die Suche und was ist Ihre Auf-
gabe dabei?
Ein behandelnder Arzt oder eine Transplantations-
einheit stellt für einen Patienten mit der Indikation
zur Transplantation von Blutstammzellen einen
Suchauftrag. Dieser beinhaltet:
1. ärztliches Gutachten über die Diagnose des
Patienten
2. Einverständniserklärung des Patienten inkl.
Angabe der Krankenversicherung
3. Antrag zur Einleitung der Suche
Dr. Monika Füssel
Der Suchauftrag
3311
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Eine Kostenübernahmeerklärung kann vom behan-
delnden Arzt, von der Transplantationseinheit oder
vom ZKRD bei den Kostenträgern eingeholt werden.
Vor Einleitung der Fremdspendersuche müssen vom
Patienten zwei HLA-Testergebnisse aus getrennt
gewonnenen Blutproben vorliegen, um Fehltypisie-
rungen auszuschließen.
Nach Übermittlung der obigen Unterlagen aktiviert
das ZKRD die Spendersuche. Wenige Minuten nach
elektronischer Datenübermittlung stellt das ZKRD
Listen möglicher passender Spender zur Verfügung.
Dabei erhalte ich eine Übersicht über die Verteilung
passender Spender weltweit. In dieser Tabelle wird
die Anzahl der Spender mit einem bestimmten
Gewebetypus pro „Spenderregister“ dargestellt.
Nationale Spender und Spender bestimmter auslän-
discher Register werden in einer gesonderten Über-
sicht detailliert mitgeteilt. Sie sind entsprechend dem
Grad der Übereinstimmung der Gewebemerkmale
und dem Alter sortiert.
Die Suchstrategie wird zwischen der Sucheinheit und
dem zuständigen Arzt der Transplantationsklinik
abgestimmt.
Folgende Fragen sind zu klären:
- Verfügbarkeit von Spendern?
- Stammzellspendersuche auf nationaler Ebene
oder international?
- Zeitpunkt der Stammzelltransplantation?
- Werden Mismatche (Differenzen in den
Gewebemerkmalen) akzeptiert?
- Welche und wie viele Mismatche werden
akzeptiert?
3322
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3333
- Wird ein bestimmtes Geschlecht beim Spender
gewünscht?
- Ist der CMV (Cytomegalie-Virus)-Antikörper-
Status des Spenders entscheidend?
- Sollen bei der Suche auch Blutstammzell-
präparate aus Nabelschnurblut eingeschlossen
werden?
Auf Basis der Suchstrategie ist es meine Aufgabe,
schnellstmöglich den passenden Spender zu finden.
In den meisten Fällen liegen von den Spendern nur
Teildatensätze vor (d. h., nur ein Teil der Gewebe-
merkmale wurde untersucht bzw. liegt mit einem
geringeren Auflösungsgrad vor). Je nach Dringlich-
keit der Suche werden dann zunächst weiterführen-
de Typisierungen veranlasst. Vor einer Entscheidung
für einen nicht verwandten Blutstammzellspender
werden die HLA-Merkmale ausgewählter potenziell
passender Spender bei der CT (Confirmatory Typing)
überprüft. Das Ergebnis der CT wird an den behan-
delnden Arzt bzw. die Transplantationseinheit über-
mittelt. Parallel dazu werden dieselben Daten
umgehend über das ZKRD an die Spenderdatei
weitergeleitet, mit der Angabe, ob der Spender für
den betreffenden Patienten reserviert werden soll.
Die endgültige Auswahl des Spenders obliegt dem
transplantierenden Arzt.
Wie lange dauert es nach Ihrer Erfahrung, bis ein
Spender gefunden ist? Wie oft wird kein Spender
gefunden?
Für etwa 50 Prozent der Patienten steht nach einem
Monat ein HLA-kompatibler Spender zur Verfügung;
bei weiteren ca. 30 Prozent dauert die Suche etwa
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Spendersuche auf internationaler Ebene
3344
drei Monate. Für ca. 20 Prozent wird trotz intensiver
Suche kein vollständig passender nicht verwandter
Spender gefunden. Wenn auf absehbare Zeit ein
identischer Spender nicht verfügbar ist, kann auch
ein Spender mit einer Abweichung (Mismatch) her-
angezogen werden. Bei klinischer Dringlichkeit kann
auch ein Spender mit mehreren Mismatchen erwogen
werden. In diesen Fällen wären eine Transplantation
mit Nabelschnurblut oder eine Transplantation der
Stammzellen von Vater oder Mutter oder einem
anderen Familenangehörigen denkbar.
Und wie funktioniert die weltweite Suche?
Der anonymisierte Datenaustausch auf internationa-
ler Ebene erfolgt über das ZKRD. Dabei sind eine
Vielzahl ausländischer Register über das EMDIS-
Programm direkt mit dem ZKRD vernetzt, andere
Länder müssen per Fax zur Bereitstellung ihrer
Spenderdaten aufgefordert werden. Diese werden
deshalb nicht alle auf einmal gemeldet, sondern
können über mehrere Tage hinweg eintreffen.
Wie wichtig ist die Kommunikation zwischen Ihnen
und dem behandelnden Arzt?
Ziel der immungenetischen Spendersuche ist die
Identifikation von mindestens einem HLA-identi-
schen nicht verwandten Spender. Es gibt klinische
Situationen, in denen eine umgehende Stammzell-
transplantation mit einem nicht HLA-identischen,
aber sofort verfügbaren Spender für den Patienten
lebensrettend sein kann. Daher ist eine enge
Kooperation zwischen Sucheinheit und der entspre-
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3355
chenden Transplantationseinheit im gesamten
Verlauf der Spendersuche notwendig. Dies beinhal-
tet einerseits eine umgehende Mitteilung des
zuständigen Arztes der Transplantationseinheit über
jede Änderung der Suchstrategie, andererseits müs-
sen Daten über Verfügbarkeit von Spendern,
Eingang von CT-Ergebnissen, Informationen über
Infektionsmarker der Spender usw. schnell weiter-
geleitet werden.
Wie informieren Sie die behandelnden Ärzte, für deren
Patienten Sie suchen?
Mit den mindestens wöchentlich stattfindenden Ar-
beitsbesprechungen zwischen Such- und Transplan-
tationseinheit in Dresden ist die Situation ideal. Bei
Suchen für Patienten anderer Transplantationsein-
heiten muss natürlich auch ein kontinuierlicher
Informationsaustausch über den Stand der Spender-
suche und den Fortbestand der Indikation gewährlei-
stet sein. Nach Aktivierung der Suche nach einem
nicht verwandten Spender erhält der behandelnde
Arzt einen Bericht zur Spendersituation. Ergebnisse
von CT-Testungen von potenziellen Spendern und
deren Infektionsmarker werden zeitnah übermittelt.
Mindestens einmal im Monat wird eine aktuelle
Spenderübersicht zusammengestellt.
Welchen Ermessensspielraum für die Erweiterung der
Suche haben Sie?
Für die Suche nach einem nicht verwandten
Blutstammzellspender ist ein bestimmtes Budget
durch die Kostenträger (meist Krankenkassen) vorge-
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3366
geben. Die Sucheinheit ist angehalten, Einnahmen
und Ausgaben insgesamt ausgeglichen zu halten. Bei
schwierigen Suchen sollte die Suchstrategie mit dem
ZKRD abgestimmt werden. Seltene Gewebemerkmale
sind manchmal in anderen ethnischen Populationen
häufiger, in diesem Fall sollte die Suche gezielt auf
jene Regionen ausgedehnt werden.
Was verlangsamt, was beschleunigt die Suche?
Manchmal kommt es zu Verzögerungen der CT, weil
Spender nicht erreicht werden können oder aus ande-
ren Gründen nicht verfügbar sind. Hier hilft oft ein
Anruf bei der betreuenden Datei, um die Gründe zu
erfahren und auf alternative Spender auszuweichen.
Generell kann man sagen, dass gut aufgeklärte
Spender und aktuelle Adressdaten die Suche erleich-
tern. Hier sind die DKMS und deutsche Dateien füh-
rend.
Was könnte am Spendersuchlauf verbessert
werden?
Derzeit sind weltweit über 11 Millionen Spender regi-
striert, davon rund 3 Millionen in Deutschland. Leider
sind nur 53 Prozent der Spender in Deutschland voll-
ständig (also HLA-A-, -B- und -DRB1-) typisiert. Für
eine schnelle und effiziente Spendersuche ist das
Vorhandensein von mehr vollständig typisierten
Spendern von großer Bedeutung. Besonders junge
Spender sollten bei der Aufnahme in eine Datei mög-
lichst komplett mit höherem Auflösungsgrad typisiert
werden.
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Interview mit
Frau Gawellek,
Ansprechpartnerin
für Patienten
bei der DKMS
3377
Interview mit Andi Gawellek, die bei der DKMS dieAnsprechpartnerin für Patienten ist.
w as ist Ihre Aufgabe? Ich versuche die Patienten bei allen Fragen zu
unterstützen, die sie im Zusammenhang mit derSuche nach einem Fremdspender haben. DiesesAngebot gilt für alle Patienten.
Mit welchen Fragen bzw. Problemen wenden sich die
Patienten an Sie?
Das sind ganz verschiedene Fragen. Einmal geht es
um den gesamten Themenkomplex rund um die
Spendersuche, wie ein Suchlauf funktioniert und wel-
chen Anteil die DKMS daran hat. Wie das mit der
Kostenübernahme ist usw. Natürlich kommen in
einem Gespräch auch andere Fragen auf, die die
Patienten bewegen. Je nachdem, in welcher Phase
sie sich an mich wenden, sind das z. B. auch Fragen
zur Familientypisierung, an welche Kliniken man sich
wenden kann, wenn man eine Zweitmeinung möch-
te, oder bei welchen Stellen man finanzielle Unter-
stützung bekommen kann.
Im Zusammenhang mit der Spendersuche: Welche
Erfahrungen machen die Patienten?
Meist ist das größte Problem, dass die Patienten sich
nicht genügend informiert fühlen über den Stand der
Suche und den zeitlichen Ablauf.
Häufige Fragen
Andi Gawellek
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3388
Unterstützung
Wie können Sie dabei unterstützen?
Ich kann ihnen den Ablauf der Fremdspendersuche
erklären und gegebenenfalls mit Einverständnis und
auf Wunsch der Patienten den Kontakt mit dem Arzt
oder Sucheinheit aufnehmen. Das Verhältnis zwischen
Patient und Arzt soll und darf dabei keinesfalls
gestört werden. Insgesamt geht es darum, den
Patienten und deren Angehörigen die Wartezeit zu
erleichtern.
Was wünschen Sie sich für „Ihre“ Patienten im
Zusammenhang mit der Spendersuche?
Ich wünsche mir, dass der Kommunikationsfluss zwi-
schen Patienten und den behandelnden Ärzten opti-
miert wird, denn so kann sich der Patient besser auf
die Zeit des Wartens einstellen.
RoterRatgeber_Mai07_RZ.qxd 01.06.2007 12:08 Uhr Seite 38
In eigener Sache
3399
In eigener Sache – die DKMS STIFTUNG LEBEN SPENDEN
selbsthilfegruppen nach besten Kräften unterstüt-
zen und Patienten aktiven Beistand leisten, das
hat sich die DKMS STIFTUNG LEBEN SPENDEN zum
Ziel gesetzt. Das Motto lautet: „Gemeinsam im Kampf
gegen Leukämie“ – aber natürlich auch gegen andere
Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen
eine Transplantation nötig sein kann.
Seit 1997 ist die Stiftung die Mutterorganisation der
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnüt-
zige Gesellschaft mbH und seit 2002 der DKMS LIFE
(früher Aktiv gegen Krebs gemeinnützige Gesell-
schaft mbH/AGK). Sie unterstützt die Aktivitäten der
DKMS und der DKMS LIFE, fördert Forschungsprojekte
zur Stammzellspende und -transplantation und enga-
giert sich im Rahmen der Patientenaufklärung und
-betreuung. Seit 1999 unterstützt die DKMS STIFTUNG
LEBEN SPENDEN den bundesweiten Patientenkongress
der Deutschen Leukämie- & Lymphom-Hilfe e. V. für Leu-
kämie- und Lymphompatienten, Angehörige, Pflege-
kräfte und Ärzte.
Im Bereich der Patientenversorgung fördert die Stiftung
den Auf- und Ausbau des Hilfeangebotes von Selbst-
hilfegruppen, die Leukämiepatienten und deren Ange-
hörige unterstützen wollen. Vorrangig bedeutet das:
finanzielle Starthilfe, um die Grundlage für eine erfolg-
reiche Entwicklung zu schaffen. Die Übernahme von
Personalkosten zählt dabei genauso dazu wie die
Unterstützung von Maßnahmen der Öffentlichkeitsar-
beit. Dies sind nur einige wenige Beispiele, an welchen
Stellen die Unterstützung der DKMS STIFTUNG LEBEN
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Der Mechtild-Harf-Preis
DKMS
4400
SPENDEN greift. Um neue Ideen, Innovationen und
Initiativen im Kampf gegen die Leukämie zu fördern, ver-
leiht die DKMS STIFTUNG LEBEN SPENDEN seit dem Jahr
2001 den Mechtild-Harf-Preis. Er ist benannt nach
Mechtild Harf, deren Schicksal den Anstoß zur Gründung
der DKMS STIFTUNG LEBEN SPENDEN und der DKMS
gab. Er wird einmal im Jahr an Wissenschaftler sowie für
ehrenamtliche Arbeit vergeben. Der Preisträger des
Wissenschaftspreises wird durch den Stiftungsrat und
ein internationales Nominierungskomitee, bestehend
aus namhaften Ärzten und Wissenschaftlern des
Fachbereiches Hämatologie und Onkologie, gewählt.
Viele Betroffene oder Angehörige möchten während der
Spendersuche nicht tatenlos warten und wenden sich
mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit. Obwohl die
Wahrscheinlichkeit durch die Planung und Durchführung
der eigenen Typisierungsaktion den passenden Spender
zu finden sehr gering ist, so besteht doch durch die ste-
tig steigende Anzahl der Aktionen und Spender eine
immer größere Chance, dass für Patienten der ,geneti-
sche Zwilling’ im weltweiten Verbund gefunden wird.
Diese öffentlichen Typisierungsaktionen haben ganz
entscheidenden Anteil daran, dass in der DKMS mittler-
weile über 1,5 Millionen potenzielle Stammzellspender
registriert sind und über 11.000 Patienten eine Chance
auf Leben gegeben werden konnte. Die DKMS steht bei
der Planung und Durchführung solcher Aktionen mit
langjähriger Erfahrung und Kontakten vor Ort zur Seite.
Wenn auch Sie eine Aktion durchführen möchten, finden
Sie weitere Informationen unter: www.dkms.de
Oder wenden Sie sich direkt an unser Aktionsteam in
Köln unter: 02 21/94 05 82-0.
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Die DKMS-Familie
4411
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Adressen und
Informationen
4422
Literatur
Kontakt
Adressen und Informationen
Bei Fragen rund um das Thema Fremdspendersuche ist der
behandelnde Arzt Ihr erster Ansprechpartner.
Eine Liste aller akkreditierten Suchzentren finden Sie
unter: www.zkrd.de
Zu grundsätzlichen Fragen rund um die Spender-
suche steht Ihnen die DKMS jederzeit zur Verfügung.
Weitere umfangreiche Literatur zu ähnlichen Themen
erhalten Sie außerdem über die
Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V.
www.leukaemie-hilfe.de oder die
Deutsche Krebshilfe e.V.
www.krebshilfe.de.
Die DKMS STIFTUNG LEBEN SPENDEN stellt Betroffenen
folgende Broschüren zur Verfügung:
- Hermann Delbrück
Knochenmark- und Stammzelltransplantation
nach Krebs
- DER ROTE RATGEBER, BAND 2
Diagnose Leukämie & Lymphome – was nun?
Kontakt zur DKMS für Patienten
DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gGmbH
Kressbach 1, 72072 Tübingen
www.dkms.deFrau Andi Gawellek
Tel.: o7 07 1 / 94 31 38, E-Mail: [email protected]
Mehr Informationen zu unseren Kosmetikseminaren
finden Sie unter: www.dkms-life.de
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Notizen
4433 Sta
nd
: 0
6/2
00
7
RoterRatgeber_Mai07_RZ.qxd 01.06.2007 12:08 Uhr Seite 43
Kressbach 1 · 72072 Tübingen · Tel.: 07071/943-0 · Fax: 07071/943-117E-Mail: [email protected]
Spendenkonto 242 89 89 · Kreissparkasse Tübingen · BLZ 641 500 20
DKMS STIFTUNGLEBEN SPENDEN
EINE REIHE DER
TÜBINGEN
DKMS STIFTUNGLEBEN SPENDEN
DER ROTE RATGEBER
BAND 3
DIE SUCHE NACH
DEM PASSENDEN
STAMMZELLSPENDER
EIN WEGWEISER FÜR BETROFFENE UND ANGEHÖRIGE
RR_Umschlag_Mai07_RZ.qxd 04.06.2007 15:58 Uhr Seite 1