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Was kann sie, und wer bestimmt die Regeln für ihren Einsatz? Was kann Verwaltung mit ihr anfangen? Ein Special über eine Technologie, in die Millionen fließen. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: KEIN ÜBERWESEN _ DIGITALISIERUNG? GANZ EINFACH Dataport-Vorstand Thorsten Koß im Interview ARBEIT 4.0 Moderne Konzepte? Ja, gerne. Mit dem passenden Rahmen :data [ re ] port 4. QUARTAL 2018 DIGITALES FÜR MENSCHEN

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Page 1: DIGITALES FÜR MENSCHEN 4. QUARTAL 2018 :data re port...geht aus dem E-Government-Survey 2018 der Vereinten Nationen (VN) her-vor. Er misst alle zwei Jahre die Fortschritte beim E-Government

Was kann sie, und wer bestimmt die Regeln für ihren Einsatz? Was kann Verwaltung mit ihr anfangen? Ein Special über eine Technologie, in die Millionen fließen.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: KEIN ÜBERWESEN

_

DIGITALISIERUNG? GANZ EINFACH

Dataport-Vorstand Thorsten Koß im Interview

ARBEIT 4.0Moderne Konzepte? Ja, gerne.

Mit dem passenden Rahmen

:data[re]port

4. QUARTAL 2018DIGITALES FÜR MENSCHEN

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BACKSTAGEGesundheitsdaten auswerten?

Sicher, sagt Inge Feuerlein, Be-raterin bei Dataport. Aber nur,

wenn diese geschützt sind.

SPECIALKünstliche Intelligenz braucht Spielregeln. Ein Interview mit

dem Juristen Christian Djeffal.

BACKSTAGEVorstand Torsten Koß im Ge-spräch zum neuen Unterneh-

mensbereich Digitale Transfor-mation.

INHALT

02 Künstliche Intelligenz

/ MELDUNGEN / 4 - 7

/ DAS IST NEU / 8

/ DATAREPORT.ONLINE / 9

/ SPECIAL / 10 - 17

/ NACHGEDACHT / 18 - 19

/ BACKSTAGE / 20, 24,

31, 32

/ DIGITAL PRACTICE / 22, 26 - 29, 33

/ MAGAZIN / 30, 33, 34

/ RÜCKBLICK / 23

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NACHGEDACHTPhilosoph Armin Grun-wald fordert mehr Zeit, um technischen Fort-schritt vorzubereiten.

DIGITAL PRACTICEDigitalisierung denken, verstehen und leben? Menschen brauchen ein neues Bildungssystem, sagt Bildungsexpertin Anja C. Wagner.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

drei Milliarden Euro will die Bundesregierung investieren, um Deutschland zu einem Spitzenreiter bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) zu machen. Verteilt werden die Milliarden auf sechs Jahre. Dass wir damit in die pool position kommen, ist wohl eher unwahrscheinlich. Zum Vergleich: In die Verkehrsinfrastruktur wurden allein in diesem Jahr 14 Milliar-den Euro investiert.

Doch was ist künstliche Intelligenz eigentlich? Ein Superwesen wie aus der Science Fiction? Ob wir jemals dahin kommen, weiß niemand. Zurzeit verbergen sich hinter KI Algorithmen, die automatisch Aufgaben erledigen und sich mit maschinel-lem Lernen selbst trainiert haben. KI wird uns zunächst als smarter Helfer im Alltag begleiten, der uns von Routineaufga-ben befreit und uns vieles erleichtert.

Mit unserem Special zur künstlichen Intelligenz starten wir in eine neue Ära des Datareports. Wir haben Inhalte und Gestal-tung auf den Kopf gestellt und nach neuen Ansätzen gesucht, um mit Ihnen zusammen den spannenden Weg in unsere di-gitale Zukunft zu gehen. Nicht ohne Wenn und Aber, sondern auch mit einem kritischen Blick auf das, was mit uns und um uns herum geschieht.

Ihre

Britta Heinrich (Leiterin Öffentlichkeitsarbeit)

EDITORIAL

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BREMEN: GOVERNI-KUS IST STAATLICH

INDUSTRIE: TEURE CYBER-ATTACKEN

Was müssen Kommunen beachten, wenn sie eingehende Post oder interne Dokumente von einem externen Dienstleister scannen und die Papieroriginale vernichten wollen? Hilfestel-

lung gibt ein Leitfaden, den Vitako, Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister, veröffentlicht hat. Vitako be-schreibt ein Musterverfahren für das beweiskräftige ersetzen-de Scannen durch Externe. Die Beschreibung basiert auf der technischen Richtlinie „TR-03138 Ersetzendes Scannen“ des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. <

MEHR: www.vitako.de

GLOBALES E-GOV-RANKING

Das Unternehmen Governikus GmbH & Co. KG gehört nun ausschließlich Bremen. Governikus entwickelt für Bund und Bundesländer Software für die IT-Sicherheit. Bislang war das Unternehmen als Beteiligungsgesell-schaft organisiert: 55,1 Prozent ihrer Anteile gehörten der Stadt Bremen, 44,9 Prozent der Telekom Deutsch-land, der Sparkasse Bremen und dem Bremer IT-Dienstleister Brekom. Ende August 2018 übernahm Bremen alle Anteile. Damit will Bremen die digitale Souveränität des Staates stärken. Die sensiblen Bürgerdaten sollen beson-ders geschützt werden. Die Überfüh-rung von Governikus in die öffentliche Hand leiste einen Beitrag dazu, so Fi-nanzsenatorin Karoline Linnert. <

Deutschland liegt beim Vorantreiben digitaler Verwaltung auf Platz 12. Das geht aus dem E-Government-Survey 2018 der Vereinten Nationen (VN) her-vor. Er misst alle zwei Jahre die Fortschritte beim E-Government in den 193 Mitgliedstaaten. Die Top 3: Dänemark, Australien, Südkorea. Die Bewertung erfolgt quantitativ. Die VN analysieren Fortschritte bei „Online-Diensten“, „Te-lekommunikationsinfrastrukturen“ sowie „Humankapital“ für Digitalisierung. <

MEHR: https://publicadministration.un.org/egovkb

Durch Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage ist der deutschen Industrie in den vergangenen beiden Jahren ein Schaden von 43,4 Milliarden Euro ent-standen. 68 Prozent der Unternehmen sind Opfer von Angriffen wie Daten-diebstahl, digitaler Sabotage von Pro-duktionssystemen oder Ausspähen der digitalen Kommunikation geworden.

Das ist das Ergebnis einer repräsen-tativen Umfrage bei rund 500 Unternehmen aller Indust-riebranchen. <

MEHR: https://www.bitkom.org/

MELDUNGEN

KOMMUNEN: BLAUPAUSE FÜR EXTERNES SCANNEN

Künstliche Intelligenz

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Das Smartphone ist die Nummer 1, um das Inter-net zu nutzen. 87 Prozent der deutschen Onliner (64 Millionen Bürger) nutzen dafür ihr Smartpho-ne, so das Statistische Bundesamt. <

MEHR: https://www.destatis.de

54,7 Prozent der Deutschen vertrauen Unter-nehmen ihre Daten lieber an, wenn diese sie in Deutschland speichern , ergab eine Umfrage der „Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen“. <

MEHR: https://www.eco.de

ALLES DIGITAL

Dataport hat in den sieben Hamburger Bezirksämtern eine neue Software eingeführt, mit der Leistungen und Forde-rungen zum Wohngeld bearbeitet werden. Das Verfahren Digitale Akte Wohngeld (DAW-IT) löst das Verfahren Dia-logverfahren Wohngeld (DIWOGE) ab. Mit ihm werden in den Bezirksämtern pro Jahr rund 12.000 Wohngeldfälle bearbeitet. Im nächsten Schritt ist geplant, dass Bürger Wohngeld online beantragen können. Das soll 2019 umge-setzt werden. DAW-IT wurde von IBM entwickelt, Dataport betreibt die Software in seinem Twin Data Center.<

HAMBURG: NEUE SOFTWARE FÜR DAS WOHNGELD

Plastik wird zur Währung, und das mit der Blockchain-Technologie: so die Idee des kanadischen Start-Ups Plastic Bank. Dessen Gründer entwickelten ein Geschäftsmodell, das Plastik als Rohstoff behan-delt und Plastiksammeln belohnt. Damit wollen sie Müll reduzieren und den Ärmsten helfen. In Haiti können Menschen Plastik sammeln und gegen Geld und Waren tauschen, oder gegen digitale Gutschei-ne, zum Beispiel, um ihr Telefon aufzuladen, wenn sie ohne Strom leben. Verwaltet werden diese Entlohnungen über die Blockchain. Das Plastik wird recycelt und als „Social Plastic“ wiederverkauft. <

MEHR: https://www.plasticbank.com

BLOCKCHAIN GEGEN PLASTIK-MÜLL UND ARMUT

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AUCH MÜNCHEN ODER

LUDWIGSLUST-PARCHIM

NUTZEN DAS HAMBURGER

MASTERPORTAL.

HAMBURGER KOOPERATION: GEOPORTAL FÜR VIELE

ENTWICKELT: DER ARBEITSPLATZ FÜRS SMARTPHONEArbeiten mit mobilen Endgeräten: Dataport hat für seine Trägerländer Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein den „Ultramobilen Arbeitsplatz“ entwickelt, den Büroarbeitsplatz auf dem Tablet oder Smartphone. Der ultramobile Arbeitsplatz kann auf Geräten mit iOS-Betriebssystem genutzt werden. Mit den auf den Geräten vorinstallierten Applikationen Mail, Kalen-der, Kontakte oder Notizen können die Nutzer auf dienstliche Daten zugreifen. Genutzt werden hierfür der Community Cloud Mail Service (CCMS) von Dataport beziehungsweise der zen- trale Mailservice des Landes Schleswig-Holstein. Künftig kön-nen die Nutzer mit ihrem Smartphone oder Tablet auch interne Datenspeicher und Ordnersysteme sowie das Intranet ihrer Or-ganisation aufrufen. <

MELDUNGEN

Künstliche Intelligenz

Der Hamburger Landesbetrieb Geoin-formation und Vermessung (LGV) und Dataport entwickeln das Open Source Geoportal des LGV, das „Masterportal“, gemeinsam weiter. Ziel ist es, die Funk-tionalitäten des Portals gemeinsam mit den Nutzern zu erweitern. Möglichst vie-le öffentliche Verwaltungen sollen es als kartenbasierten Service nutzen können, auch über die Grenzen von Hamburg hinaus. Seit 2014 bietet der LGV sein Masterportal als quelloffene Software an. Neben Hamburg arbeiten derzeit München, Berlin, Köln, Remscheid, oder Schwerin und Landkreise wie Harburg, Stormarn und Ludwigslust-Parchim mit dem Masterportal. Geoportale kommen immer dann zum Einsatz, wenn geoda-

tenbasierte Internetdienste benötigt werden. In Hamburg wird das Master-portal zum Beispiel für den Online-Ser-vice „Melde-Michel“ genutzt, über den Bürger Schäden im öffentlichen Raum melden können. Des Weiteren wird es für Services zum Wohnen, zu Schulen oder zum Verkehr eingesetzt.

Verwaltungen, die sich der Implementie-rungspartnerschaft anschließen möch-ten, sind herzlich willkommen und er-halten eine qualitätsgeprüfte Software. Dataport beteiligt sich an deren Wei-terentwicklung, bietet Support und Be-ratung an und wird das Masterportal als Geoschnittstelle in Fachverfahren ein-setzen, die auf Open Source basieren. <

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Deutschland fehlen künftig hunderttausende Technologieexperten. Das ist das Ergebnis

einer Studie des Stifterverbands und des Be-ratungsunternehmens McKinsey zu (fehlenden) Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt. Weitere Erkenntnis: Lernen muss digital werden.

Bis 2023 werden demnach auf dem deut-schen Arbeitsmarkt zusätzlich bis zu 700.000 Technologieexperten benötigt. Gebraucht werden vor allem Experten für komplexe Datenanalysen (455.000). Au-

ßerdem benötigen Unternehmen 80.000 nutzerorientierte Designer, 66.000 Web-Ent-

wickler und Experten für vernetzte IT-Systeme sowie 27.000 Robotik-Entwickler.

Mehr als 2,4 Millionen Arbeitnehmer werden sich zudem weiterbilden müssen, um ihre Kompetenzen

in digitalem Lernen, vernetzter Teamarbeit oder unternehmerischem Agieren auszubauen. Laut der Studie werden digitale und nicht-digitale Schlüs-selqualifikationen für Mitarbeiter aller Branchen immer wichtiger. So werde die Fähigkeit zur Kol-laboration, also Zusammenarbeit, künftig von fast allen Mitarbeitern gefordert. Der größte Weiter-bildungsbedarf besteht der Umfrage zufolge beim „digitalen Lernen“. Gemeint ist die Fähigkeit, sich selbst und auch auf eigene Initiative immer wieder fortzubilden, vor allem auch, indem man digitale Medien nutzt, um sein Wissen zu vergrößern.

Für die Studie „Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen“ wurden mehr als 600 Groß-konzerne, mittlere und kleinere Unternehmen so-wie Startups befragt. <

MEHR: http://future-skills.net/analysen

WANTED: TECHNO-EXPERTEN UND DIGITALES LERNEN

STUDIE: KOLLEGE ROBOTER, BITTE ÜBERNEHMEN2022 werden laut einer Studie Roboter, Maschinen und Algo-rithmen immer mehr Aufgaben in der Arbeitswelt übernom-men haben. 2018 wurden noch 71 Prozent der Arbeitsstunden von Menschen verrichtet, 29 Prozent von Maschinen. 2022 wird der menschliche Anteil der Arbeit auf 58 Prozent der Ar-beitsstunden gesunken sein, der Anteil der Maschinenarbeit

steigt auf 42 Prozent. Das prognostiziert die Stiftung Weltwirt-schaftsforum in ihrer Studie „The Future of Jobs“. 75 Millionen Stellen könnten weltweit durch die Automatisierung wegfallen, 133 Millionen neue entstehen. <

MEHR: https://www.weforum.org/

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DAS IST NEU

/ MELDUNGEN

Meldungen aus Wirtschaft, Verwaltung und aus dem Hause Dataport. Kurz. Oder auch mal etwas länger. Auf jeden Fall immer gut für den schnellen Überblick. <

/ NACHGEDACHT

Ein Gast kommt zu Wort. Egal, ob Tech-Blogger, Professorin, freie Berate-rin, Chief Information Officer, Politikerin. Wir suchen für unsere Leser Persönlich-keiten aus, die eine Meinung zum Leben in der digitalen Welt haben. <

/ MAGAZIN

Hier werden Sie unterhalten. Was macht ein Künstler mit künstlicher Intelligenz? Warum spielen Roboter Fußball? Wer dirigiert Ziegen mit einem GPS-Hals-band und warum? Diesen und anderen spannenden Fragen gehen wir nach. Kein Muss, aber interessant. Und ab und an auch zum Schmunzeln. <

/ DATAREPORT.ONLINE

Der neue Online-Auftritt des Kundenma-gazins: https://www.datareport.online bringt vor allem kurze Lesestücke und Videos rund um Informationstechnik, Innovation, neue Technologien, Best Practices für die Verwaltung, Umfragen. Einfach mal vorbeischauen! <

/ BACKSTAGE

Hinter den Kulissen von Dataport passiert so einiges. Wir schauen Mitar-beitern über die Schulter, zeigen ihren Arbeitsalltag, ihr Engagement, ihre Ideen, ihre Projekte. Denn das sind die Men-schen, die die Digitalisierung der Verwal-tung ermöglichen. <

/ RÜCKBLICK

Da war doch was? Ja, 2018 haben wir Algorithmen, Big Data und Virtual Rea-lity untersucht. Wir blicken zurück und schauen, wie heute der Stand der Dinge zu einem Thema unserer Wahl ist. Sie wollen, dass wir ein bestimmtes Thema wieder aufgreifen? Dann schreiben Sie uns: [email protected] <

/ SPECIAL

Der Themenschwerpunkt wechselt von Ausgabe zu Ausgabe. Immer stellen wir unterschiedliche Perspektiven nebenei- nander, um ein Thema zu beleuchten. Die Formate wechseln gleichfalls: Interview, Infografik, Bericht, Reportage. Alles ist möglich. <

/ DIGITAL PRACTICE

Welche Ideen werden global entwickelt, damit die Verwaltung schnell, bürger-freundlich und serviceorientiert agiert? Wir picken aus den vielen Beispielen, die es schon gibt, die Best Practices heraus. <

/ AUSBLICK

Und was kommt jetzt? Also, was können Sie im nächsten Heft lesen? Ein rascher Blick auf ein paar Themen der nächsten Ausgabe. Damit Sie dem Datareport treu bleiben. <

NEUER LOOK, NEUE RUBRIKEN. EINE KURZANLEITUNG ZUM LESEN DES MAGAZINS.

WIE LESE ICH DEN NEUEN DATAREPORT?_

TEXT: Andrea Brücken

Künstliche Intelligenz

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Grüne Welle fürs Rad. Mit dem Sammeltaxi durch die Metropole oder über Land. Kluge Verkehrskon-zepte ersetzen den Individualverkehr durch nachfrageorientierte Modelle. Sie sind mit dem öffentli-chen Nahverkehr verknüpft - und schonen dabei noch die Umwelt. #umwelt #mobilität #verkehr <

Der Entwickler Cristóbal Valenzuela, Forscher an der New Yorker Universität, hat einen Webdienst entwickelt, der das malt, was Menschen ihm vorgeben. Das geht einfach. Man öffnet eine Website und tippt einen Satz in ein Freifeld. Ein Algorithmus wandelt den Text sofort in ein Bild um. #KI #AI <

Unterstützt durch das Fraunhofer ISI (Institut für System- und Innovationsforschung) hat das Kompe-tenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) vier Szenarien entworfen, wie künstliche Intelligenz sich bis 2030 in der öffentlichen Verwaltung etablieren oder nicht etablieren könnte. #KI #zukunft #szenarien <

Tools, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, helfen Unternehmen über Recruiting, passende Mitar-beiter zu finden. Auch für Bewerber gibt es handliche (Online-)Werkzeuge, mit denen sie Lebensläufe aufpeppen oder tolle Jobs finden können. #KI #bewerbung #arbeit #recruiting <

Als wir uns das Special-Thema dieser Ausgabe ausgesucht haben, hatten wir erwartet, auf eine Fülle an Diskussionen, Definitionen, Überlegungen und Meinungen zu stoßen. Wir möchten unseren Lesern nichts von den spannenden Informationen vorenthalten, auf die wir im Laufe unserer Recherchen gestoßen sind.In unserem Online-Auftritt www.datareport.online finden Sie daher jede Menge Links und Lesetipps, nicht nur zur künstlichen Intelligenz. Die Hashtags in den Zusammenfassungen unten weisen den Weg: Einfach in die Online-Suche auf der Website eingeben und Artikel zum Thema der Wahl schnell finden.

Hintergrundinformationen zu den Artikeln des Datareports, weiterführende Links und Diskussionsmöglich- keiten sowie exklusive Inhalte – das alles finden Sie online auf datareport.online >

DATAREPORT.ONLINE

MOBILITÄT NEU GEDACHT

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ZEICHNET

BLICK IN DIE ZUKUNFT

MODERNES BERUFSLEBEN

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m Alltag hat jeder seine Routineauf-gaben. Manche erledigt man gerne,

auf andere könnte man verzichten. Aber zum Glück gibt es die schöne di-gitale Welt, die jeden Tag neue smarte Helfer hervorbringt.

„Servus, wie kann ich helfen?“ – „Wie komme ich vom Bahnhof in die Innen-stadt?“ – „Am besten nimmst du die D bis Börse, dann nimmst du die 1 bis Salztorbrücke, und dann gehst du bis zur Salvatorgasse 9.“ Es erscheint eine Übersicht aller Verbindungen. – „Und welches Gericht empfiehlst du mir zum Mittagessen?“ – „Ich kann nicht sagen, wo es das beste Wiener Schnitzel oder die beste Sachertorte gibt, aber eine Liste an Lokalführern und Zustelldiens-ten finden sich unter anderem hier 🍽.“

Ein Link poppt auf. „Danke.“ „Stets zu Diensten 😊.“

Chatbots wie das textbasierte Dia-logsystem der Stadt Wien nehmen in immer mehr Städten und Kommunen den Gesprächsfaden auf. Ihr Name setzt sich zusammen aus „to chat“ (plaudern) und „Bot“, eine Kurzform von „Roboter“. Vielerorts befinden sich die intelligen-ten Anwendungen noch in Test- und Betaphasen. Doch perspektivisch sollen sie Bürgern und Besuchern helfen, sich vor Ort zurechtzufinden – sowohl phy-sisch als auch digital. Damit folgen sie einem Trend aus Industrie und Handel. Hier haben sich Prozessoptimierung und künstliche Intelligenz im Kundenservice schon durchgesetzt. Wer was auf sich hält, hält einen eigenen Bot. Mit klang-

vollem Namen, individueller Sprachkul-tur und ansprechender Emoji-Welt.

//RUND UM DIE UHR GEÖFFNET

Einfach, effizient und idealerweise 24/7 verfügbar – das wünschen sich viele Bürger auch von Behörden. Ein nie müde werdender Bot könnte Routi-neaufgaben zu jeder Tages- und Nacht-zeit erledigen: Ein Zugezogener möchte wissen, welche An- und Ummeldungen erforderlich sind? „Hier alle Informa-tionen auf einen Blick.“ Ein Kfz-Halter braucht einen Parkplatz um die Ecke? Kennzeichen und Wohnadresse sind valide, Parkraum gibt es auch. „Der Anwohnerparkausweis ist unterwegs.“ Der Clou: All das kann der Bürger dank künstlicher Intelligenz über einen Kanal seiner Wahl in der von ihm bevorzugten Sprache erwirken. Verwaltungsmitar-beiter würde dies entlasten. Sie hätten mehr Zeit für anderes.

Zum Beispiel zur Beantwortung ihrer E-Mails. Denn allen Bots zum Trotz nimmt E-Mail-Kommunikation nicht ab. Im Gegenteil: Das Marktforschungsin-stitut The Radicati Group schätzt, dass weltweit täglich 281 Milliarden E-Mails aus- und eingehen. Tendenz steigend. Laut einer aktuellen Studie des Digital-verbands Bitkom bleiben E-Mails die wichtigste Kommunikationsform für Be-rufstätige: In ihrem Geschäftspostfach landen im Schnitt 21 E-Mails pro Tag. Drei mehr als noch vor vier Jahren. Je

I

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ALS DIGITALE ASSISTENTEN KÖNNEN BOTS UNGELIEBTE, ZEITINTENSIVE AUFGABEN ÜBERNEHMEN. IHRE

DIENSTE REICHEN VON DER TERMINORGANISATION BIS HIN ZUM VIRTUELLEN BEHÖRDENGANG.

SERVUS, WIE KANN ICH HELFEN?_

TEXT: Sonja Koesling

SPECIAL

Künstliche Intelligenz

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älter der Berufstätige ist, umso größer die elektronische Flut, die sortiert, ge-löscht und beantwortet werden möchte.

//FÜR JEDES BIT EIN BOT

Wie wird man Herr der Situation? Auch darauf haben Bots eine Antwort. So sortieren E-Mail-Clients wie Googles Gmail die elektronische Post bereits heute anhand von Absender und Schlüs-selworten vor. Neue Dienste wie Trove (trove.com) lernen am Verhalten des Nutzers, welche E-Mails ihm wichtig sind und markieren sie. Der Rest wird so gruppiert, dass er sich flott aufräumen lässt.

Gemeinsame Treffen lassen sich übri-gens hervorragend mit Terminverein-barungsassistenten wie x.ai oder Clara (claralabs.com) organisieren. Indem die Bots in der E-Mail-Kommunikation in Kopie genommen werden, übernehmen sie die Terminkoordination. Alternativ lässt sich der Service auch auf Websei-ten einbinden. So können Externe ein Treffen arrangieren, ohne dass sich der Mitarbeiter selbst um einen freien Slot kümmern muss.

Auch die Vorbereitung des Meetings lässt sich über Bots effizient gestalten: Sind sie auf das Verstehen von Semantik trainiert, können Bots anhand passender

Phrasen aus einer Fülle an Dokumenten die wichtigsten Papiere zusammenstel-len. So lassen sich Informationen nicht nur besser verwalten, sondern auch nutzen. „Und was machst du nach Feierabend?“ – „Das ist los in Wien 🎭💃🎉🎵.“ <

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MEHR INPUT

Auf datareport.online finden Sie eine Reihe weiterführender Informationen und das Recherchematerial zu diesem Artikel.

Herr Langkabel, künstliche Intelli-genz kennt viele Definitionen. Wie lautet Ihre? Vielen Menschen kommt beim Be-griff „künstliche Intelligenz“ (KI) ein Überwesen mit Bewusstseinsfä-higkeiten in den Sinn. Von so einer starken künstlichen Intelligenz sind wir aus meiner Sicht noch weit ent-fernt. Ich verstehe KI als Sammlung kognitiver Fähigkeiten, die Systeme entweder innehaben oder entwi-ckeln können. Es handelt sich um Systeme, die uns helfen, aus großen Datenmengen und vielen Quellen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die erforderliche Intelligenz erhalten sie aus trainierbaren Algorithmen und Machine Learning.

Wie bereichert KI unseren Alltag? Mit Alexa, Cortana und Co. beglei-tet uns KI in Form von Sprachas-

MIT KI DURCH DEN ALLTAG – 3 FRAGEN AN THOMAS LANGKABEL

alleistungsdaten zu überwachen, um Betrugsfälle frühzeitig zu erkennen. Bots treten dem Menschen als Ana-lytiker und Berater zur Seite und hel-fen, Komplexität aufzulösen.

Und wie sähe Ihr Wunsch-Bot aus? Mein persönlicher Bot würde sich um meinen Alltagsbürokratismus kümmern, meine vielen Kommu-nikationskanäle im Blick behalten, Termine organisieren und wäre in der Lage, sich hierfür mit anderen KI-Bots auszutauschen. <

THOMAS LANGKABEL

ist National Technology Officer bei Microsoft sowie Vizepräsident und Leiter der Arbeitsgruppe „Innovativer Staat“ der Initiative D21 e.V.

sistenten bereits täglich. Sie sind darin geübt, unsere Sprache zu analysieren. In der Industrie wird KI zunehmend bei der vorausschauenden Wartung von An-lagen eingesetzt: Die Systeme werden auf einen Normalzustand trainiert und erkennen Abweichungen von diesem. Diese Methode hat künftig auch großes Potenzial für „Fraud Detection“: Dabei kann KI die öffentliche Verwaltung darin unterstützen, Finanz-, Steuer- und Sozi-

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WO KI HEUTE GUT FUNKTIO-NIERT

Feature 1Kante

Feature 3Kante + Ecke

Feature 4Kante + Ecke + Linien

Feature 2Ecke

2

1

3

4

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SPECIAL

Künstliche Intelligenz

SIE KANN SPRACHVERARBEITUNG, BILDVERSTEHEN UND INFORMATIONEN ZUSAMMENSTELLEN. UND SIE KANN

LERNEN. KÜNSTLICHE INTELLIGENZ BRAUCHTE JAHRZEHNTE, UM SICH IHREN PLATZ ZU EROBERN.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

ünstliche Intelligenz (KI) ist der Oberbegriff für alle möglichen Wege, um Systeme zu bauen, die sich

anpassen. Sie werden nicht programmiert, sondern mithilfe von Daten trainiert. Deshalb nennt man sie lernende Systeme. Um Go oder Schach spie-len zu lernen, benötigt eine künstliche Intelli-genz Unmengen von Daten. Und der betref-fende Algorithmus kann nicht gleichzeitig auf beide Spiele trainiert werden. Zwar „lernt“ die KI viel schneller als Menschen, aber sie ist meilenweit davon entfernt, eine umfassende Intelligenz zu entwickeln. Jeder Mensch löst komplexe Probleme des Alltags aufgrund sei-nes Erfahrungswissens immer noch hundert-mal schneller und vor allem besser als jede existierende KI. Warum KI erst heute un-ser Leben erobert, was sie kann, wie sie funktioniert und wie sie lernt, zeigt unsere Infografik. <

Sprachverarbeitung und Übersetzungen

Fragen beantworten (Service)

Informationen zusammenstellen

Bildverstehen

Sentiment Analyse (Auswertung von Texten auf Positiv- / Negativbewertung)

_

TEXT: Andrea Brücken

K

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Input

Features 1 – 4

Output

oberste Ebene:„Klassifizierer“Das ist ein Haus.Das ist eine Katze. ...

Was ist auf dem Bild zu sehen?

1 2

3

4

13

1950

1990 - 2018

1957 – 1965

1956

1975 - 1985

WAS IST EIN NEURONALES NETZKünstliche Neuronen orientieren sich an der Funktionswei-se von biologischen Neuronen. Die Struktur eines künstlichen neuronalen Netzes besteht aus Knoten in Schichten mit einfa-chen mathematischen Modellen. Durch mathematische For-meln wird für jedes „Neuron“ definiert, wie es Eingaben (Input) wertet und was es als Reaktion herausgibt (Output). Je mehr Knoten es in einer Schicht gibt, und je mehr Schichten überein-ander gestapelt sind, desto komplexer wird das System. <

Das „Summer Research Project on Artifi-cial Intelligence“ in Dartmouth im US-Bun-

desstaat New Hampshire zählt als Geburtsstunde der künstlichen Intelligenz. Das Forschungsprojekt wurde von den Wissenschaftlern John McCarthy, Marvin Mins-ky, Nathaniel Rochester und Claude Shannon initiiert. <

Verschiedene Ansätze entwickeln sich: Ei-nige basieren auf Logik, andere auf Statistik

und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Aus letzterem resul-tiert das heute praktizierte Machine Learning. Geforscht wird an Expertensystemen zur Unterstützung von Diag-nose und Therapie in der Gesundheitswirtschaft. <

In seinem Artikel „Computing Machinery and Intelligence“ schlägt Alan Turing, Mathematiker, einen operationalen Test vor: Wenn ein Mensch über eine elektronische Verbindung ein Gespräch führt - und nicht beurteilen kann, ob er mit einem Menschen oder einer Maschine spricht, wäre das vielleicht ein Zeichen von Intelligenz bei der Maschine. <

Der Mathematiker Marvin Minsky for-dert die Entwicklung von ganz neuen, sozial inspirierten Algorithmen, die paral-lel nebeneinander und miteinander agieren. Seit 2010 hat die Entwicklung von KI-Systemen einen enormen Sprung gemacht durch schnelle Prozessoren und die Vielzahl der vorhandenen Daten aller Art. <

In den Vereinigten Staaten werden Milli-arden Dollar in Projekte zur maschinellen Sprachübersetzung investiert. Diese stützen sich auf die Syntax von Sätzen, vernachlässigen aber die Bedeutung von Semantik und Wissen. Es gibt keine Fortschritte mit praktischem Nutzen, daher kürzt man die Etats bald. <

MACHINE LEARNING - SO GEHT‘SDie Pyramide zeigt das Machine Learning am Beispiel von Bildverstehen. Der Prozess in vier einfachen Schritten: A) Das Bild wird gescannt. B) Der Algorithmus identifiziert Merkmale. C) Der Algorithmus „erlernt“ diese Merkmale und verarbeitet sie. D) Ausgabe einer Aussage: Das ist ein Haus. <

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IM INTERVIEW: RECHTSWISSENSCHAFTLER CHRISTIAN DJEFFAL. NEUE TECHNOLOGIEN IN DER VERWALTUNG

BRAUCHEN GRENZEN, ABER AUCH GESTALTUNG. DIE GESETZGEBUNG BESTIMMT DIE SPIELREGELN.

DAS RECHT IST RICHTSCHNUR FÜR DEN EINSATZ VON KÜNSTLICHER INTELLIGENZ

_

INTERVIEW: Andrea Brücken

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SPECIAL

Künstliche Intelligenz

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SPECIAL

HERR DJEFFAL, EINE EINFACHE FRAGE ZUERST: WO UND WIE KÖNNEN STAAT UND VERWALTUNG KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN AB-SEHBARER ZEIT EINSETZEN?

Zuerst ganz kurz eine Definition: Aufbauend auf Klaus Mainzer bezeich-ne ich künstliche Intelligenz (KI) als Forschungsfrage nach Systemen, die selbstständig effizient Probleme lösen können. Entsprechende Technologien werden heute schon in der Verwaltung eingesetzt: Künstliche neuronale Netze helfen Risiken zu erkennen und Ver-halten vorherzusagen. Risikomanage-mentsysteme sagen voraus, bei welchen Steuererklärungen sich eine Prüfung der Belege lohnt, intelligente Anlagen zur Verkehrsbeeinflussung treffen Maß-nahmen zur Verkehrssicherung.

Im Bereich des Predictive Policing – der vorausschauenden Polizeiarbeit – wird die Wahrscheinlichkeit von Einbruchs-diebstählen berechnet und auf spezi-ellen Karten, sogenannten Heatmaps, vermerkt. KI-Anwendungen werden

auch immer besser darin, Gesichter und soziale Situationen auf Kamerabildern zu erkennen. Sie können zum Beispiel Unfälle automatisiert an Rettungsleit-stellen melden. In Mannheim versucht man, mit Kameras Straßenkriminalität zu erkennen. In Potsdam wird gerade eine selbstfahrende Straßenbahn getestet, im bayerischen Bad Birnbach pendelt ein selbstfahrender Kleinbus zwischen Bahnhof und Therme. Das Bürgeramt Ludwigsburg und die Stadtbibliothek Köln experimentieren mit Auskunftsro-botern.

WENN SICH BEHÖRDEN ENTSCHEI-DEN, EINES DIESER SYSTEME EIN-ZUSETZEN, WER LEGT DAFÜR DIE SPIELREGELN FEST?

Gute Spielregeln müssen als Grenze, Grund und Gestaltungsmittel fungieren, und diese Spielregeln gibt das Recht vor. Es gibt eine klare Orientierung, setzt aber auch Grenzen. Sowohl das Verwaltungsrecht als auch die Grund-rechte stellen sicher, dass individuelle Rechte und das öffentliche Interesse

gewahrt bleiben. Diese Grenzen allein reichen allerdings nicht aus.

Noch wichtiger ist, dass das Recht Maß-stäbe für eine gute Gestaltung vorgibt, so dass die Mitspieler einen Teil ihrer Regeln selbst setzen. Solche Verpflich-tungen kommen dann dem Datenschutz und der IT-Sicherheit zugute. Außerdem gibt es Verpflichtungen, eine frühe erste Öffentlichkeitsbeteiligung in die Technikgestaltung mit einzubeziehen. Das Recht kann also sowohl Gestal-tungsziele als auch Gestaltungsprozesse definieren.

WENN ES UM ETHISCHE MASSSTÄ-BE FÜR DEN EINSATZ VON KI IN STAAT UND VERWALTUNG GEHT: KANN DAS RECHT DIESE BESTIM-MEN?

Einheitliche Gesetzeswerke regeln, wer welche Fragen in welchem Verfahren praktisch lösen soll. Wenn es also mit einem amerikanischen Sprichwort heißt, das Recht sei visualisierte Ethik, dann hat das eine doppelte Bedeutung: Zum

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einen spiegelt das Recht insbesondere in Verfassungstexten ethische Prinzi-pien wider. Zum anderen schafft es die Verfahren, die diese Maßstäbe verwirkli-chen können.

Natürlich kann das Recht den ethi-schen Diskurs nicht ersetzen, es setzt ihn vielmehr voraus. Und es bietet einen Weg, auf der Grundlage von gemeinschaftlichen Grundsätzen zu praktischen Entscheidungen zu kom-men. Wenn künstliche Intelligenz unser Leben beeinflusst, dann müssen wir diese gemeinsam gestalten. Das Recht ist eine Technik, dabei sowohl den Willen der Mehrheit als auch die Rechte der Minderheit zu berücksichtigen.

DIE GESETZGEBUNG IST BEKANN-TERMASSEN LANGSAM UND HÄNGT VON DEN PRÄFERENZEN WECHSELNDER REGIERUNGEN AB. WIE SOLL SIE DAFÜR SORGEN, DASS EINE TECHNOLOGIE, DIE SICH RASANT ENTWICKELT, IN DIE „RICHTIGE RICHTUNG“ GELENKT WIRD?“

Die grundsätzliche Richtung für die Verwaltung wird durch die Verfassung vorgegeben, diese wird in der Regel auch nach Regierungswechseln nur selten und sparsam geändert. Daneben haben Juristen ein ganzes Arsenal an Methoden entwickelt, wie man kreativ mit Lücken im Gesetz umgehen kann.

Ihre Frage ist natürlich trotzdem mehr als berechtigt, insbesondere wenn es um die konkrete Regelung von Anwen-dungen geht, die einer bewussten po-litischen Entscheidung bedürfen. Kann ich auf intelligente Verkehrssteuerung verzichten, wenn dadurch Menschenle-ben gerettet werden können? Werden die Sicherheitsbehörden durch neue Datenanalysetechniken zu mächtig oder hinken sie bereits dem organisierten Verbrechen hinterher? Werden Techno-logien bereits unwiderruflich geprägt, während die Politik noch über Grund-satzfragen diskutiert?

Gute Entscheidungen zu treffen und mit der Entwicklung Schritt zu halten, ist eine anspruchsvolle Herausforderung für Politik, Recht und Wissenschaft. In den vergangenen Jahren wurden schon einige Lösungswege für bestimmte Probleme aufgezeigt. Einer davon sind Experimentierklauseln, die der Verwal-tung die Erprobung von Technologien erlauben. Wobei der Gesetzgeber durch die Erfahrungen befähigt werden soll, die Regeln für die Zukunft festzulegen. Die Spannung zwischen der Geschwin-digkeit technischer Entwicklungen, dem politisch Möglichen und der Trägheit demokratischer Prozesse lässt sich na-türlich trotzdem nicht ganz auflösen.

VIELE ANWENDUNGEN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ BERU-HEN AUF DER AUSWERTUNG VON PERSONENBEZOGENEN DATEN. WIE KANN DER STAAT DAS VER-TRAUEN DER BÜRGER WAHREN, WENN ER IMMER MEHR ÜBER SIE WISSEN WIRD?

Indem der Staat weiterhin Grundlagen für einen mündigen und selbstbestimm-ten Umgang von Bürgerinnen und Bürgern mit ihren Daten ausbaut. Sie brauchen in erster Linie ein Grundver-ständnis dafür, was man mit einer mo-dernen Datenverarbeitung alles machen kann. Soweit es geht, sollte der Staat auch offenlegen, welche Daten und Sys-teme er nutzt. Transparenz und offenes Regierungs- und Verwaltungshandeln spielen eine Schlüsselrolle. Diesen Weg hat Deutschland nicht zuletzt seit dem

[ ... ]

_NATÜRLICH KANN DAS RECHT DEN ETHISCHEN DISKURS NICHT ERSETZEN, ES SETZT IHN VIELMEHR VORAUS.

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SPECIAL

Künstliche Intelligenz

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Beitritt zur Open Government Partner- ship 2016 konsequent eingeschlagen.

Ich glaube außerdem, dass die Mög-lichkeit der Beteiligung an der Tech-nikentwicklung eine neue Dimension des Vertrauens eröffnen und auch zur Bürgerfreundlichkeit der Anwendun-gen beitragen kann. Wie eine solche Mitgestaltung bei der Entwicklung von Systemen aussehen kann, erforsche ich gerade.

Weiterhin kann Bürgern auch in den Anwendungen selbst Hoheit über ihre Daten gewährt werden. Besonders im Bereich von Gesundheitsdaten werden Systeme getestet, durch die Patienten den Zugriff auf ihre Daten bestimmen und kontrollieren können. Vertrau-en entsteht natürlich dort, wo Dinge funktionieren, und man sich nicht um sie kümmern muss. Gerade die Verwaltung sollte Vorbild sein, wenn es darum geht, gewachsene Macht durch Daten gesell-schaftlich auszugleichen.

KANN ES MÖGLICH UND ZULÄSSIG SEIN, DASS MASCHINEN AUTOMA-TISIERT ENTSCHEIDUNGEN ÜBER MENSCHEN FÄLLEN?

Das ist ja heute schon der Fall. Ich er-innere an intelligente Anlagen zur Ver-kehrsbeeinflussung, die Geschwindig-keitsbegrenzungen und Überholverbote anordnen. Natürlich liegt hier in etwai-gen Fehlern selten ein schwerer Grund-rechtseingriff. Auch deshalb postuliert die Datenschutzgrundverordnung ein Recht auf menschliches Eingreifen.

Jede automatisierte Entscheidung muss also menschlich überprüfbar sein. Ich würde das Pferd hier aber eher umgekehrt aufzäumen und fragen, wie wir Prozesse so gestalten können, dass sich Mensch und Maschine optimal ergänzen. Nehmen Sie das Steuerrecht als Beispiel: Wenn wir es schaffen, Rou-tineaufgaben zu automatisieren, stehen uns Ressourcen zur Verfügung, die wie-der zum Wohle der Bürger eingesetzt werden können. In welche Richtung das gehen kann, zeigt das Bremer Online-Fi-nanzamt. Hier erfahren die Menschen sogar, wie sie in ihrer Lebenslage Steu-ern sparen können. Alle Nachfragen per E-Mail sollen innerhalb von drei Tagen beantwortet werden. Der Anspruch von guter künstlicher Intelligenz sollte sich

also nicht nur auf das System beziehen. Im Zentrum steht die Frage, ob der Einsatz von künstlicher Intelligenz die Verwaltung besser und menschlicher machen kann. <

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MEHR INPUT

CHRISTIAN DJEFFAL

forscht am Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft. Sein Schwer-punkt: die gute Gestaltung von Anwendun-gen künstlicher Intelligenz durch Regierung und öffentliche Verwaltung. Dort leitet er das Projekt Digitale Öffentliche Verwaltung und koordiniert die Forschungsgruppe Glo-baler Konstitutionalismus und das Internet.

Djeffal C. (2018). Normative Leitlinien für Künstliche Intelligenz in Regierung und Verwaltung (Normative Guidelines for AI in Government and Public Admi-nistration). In: (Un)berechenbar? Algorithmen und Automatisierung in Staat und Gesell-schaft, S. 493ff. Resa Mohabbat Kar & Basanta Thapa (Eds.)https://www.oeffentliche-it.de/publi-kationen

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NACHGEDACHT

ie in Meinungsumfragen beliebte Frage, ob Technik Fluch oder Segen sei, führt zu einem merkwürdigen Bild. Ob

Datenschutz oder Machtübernahme durch Algorithmen: Es gibt viele offene Fragen, obwohl technisch innovative Produkte meist begeisterte Abnehmer finden. Die Deutschen sind mehr als technikfreundlich. Sie sind auf dem neues-ten digitalen Stand, legen Wert auf aktuelle Un-terhaltungselektronik und auf moderne Technik im Auto. Ihre Technikfeindlichkeit ist nur eine Legende. Dennoch äußern viele Bürger Beden-ken, wohin das alles führen wird.

Solche Sorgen müssen ernst genommen wer-den. Sie sind Ausdruck von Gedanken um die Zukunft des Gemeinwesens und die Zukunft der gesamten Menschheit. Sorgen sind konstruktiv, Ängste destruktiv. Ängste helfen nicht beim Lösen von Problemen. Wir müssen vermeiden, dass sie überhaupt aufkommen. Daher sollten wir uns auch im schnellen Zeitalter der Digitalisierung Zeit nehmen und mitei-nander überlegen, welche Folgen technische Entwicklungen haben können, und uns darüber beraten. Trotz aller Geschwin-digkeit der Innovationszyklen und Algorithmen. Schließlich ist

es ein ethisches Gebot, sich auf Veränderungen möglichst gut vorzubereiten, anstatt im Nachhinein Schaden zu reparieren.

Anlass zum Innehalten gibt es immer wieder. Gerade die größ-ten Erfolge der Technik sind oft mit ethisch problematischen

Folgen verbunden, wie die Atombombe oder das Ozonloch zeigen. Sollen wir deshalb auf techni-schen Fortschritt verzichten? Sicher nicht. Aber wir müssen ihn aktiv und stärker werteorientiert gestalten. Viele achten auf die Produktqualität von Lebensmitteln – aber kaum jemand auf die Qualität von Internetdienstleistungen. Die Nut-zer sind sich ihrer Marktmacht nicht bewusst. Es muss nicht alles gemacht werden, was technisch geht, es geht um eine gute Zukunft. Wir brauchen die systematische Vorausschau auf mögliche Fol-gen, positive wie negative, wir benötigen ethische Überlegungen, wie eine wünschenswerte Zukunft

aussehen soll, und wir sind angewiesen auf das Engagement von Bürgern und Stakeholdern, von Unternehmen und Entschei-dungsträgern, die gemeinsam den technischen Fortschritt auf einer guten Bahn halten. Hier ist noch viel zu tun, gerade in der digitalen Welt. <

D

TEXT: Armin Grunwald

TECHNIK – FLUCH ODER SEGEN?_

DIGITALISIERUNG? NEHMEN WIR UNS ZEIT, FORDERT PHILOSOPH ARMIN GRUNWALD.

MEHR INPUT

ARMIN GRUNWALD

ist Physiker, Philosoph und Technikfolgen-abschätzer. Grunwald leitet seit 1999 das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Zudem ist er seit 2002 Leiter des Büros für Technikfolgenabschät-zung beim Deutschen Bundestag (TAB), einer selbstständigen wissenschaftlichen Einrich-tung des Bundestages, die vom KIT betrieben wird.

Institut für Technikfolgenabschätzung am Institut für Technolologie (KIT)https://www.itas.kit.edu/

Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)http://www.tab-beim-bundestag.de

[ ... ]

_ES MUSS NICHT ALLES GE-

MACHT WERDEN, WAS TECHNISCH

GEHT.

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BACKSTAGE

HERR KOSS – WAS HAT SIE MOTIVIERT, AUS DER PRI-VATWIRTSCHAFT ZU DATAPORT ZU WECHSELN?

Ich finde, dass die Entwicklung von Dataport beispielhaft ist, beginnend 2004 mit dem Zusammenschluss des Hamburger Landesamtes für Informationstechnik und der Datenzentrale Schleswig-Holstein bis heute. Dataport ist einer der größten öffentlichen IT-Dienstleister in Deutschland. Einen Spitzen-platz zu haben, ist aber keine Selbstverständlichkeit für die Zukunft. Durch Digitalisierung wird die Informationstechnik komplexer und agiler. Das verändert auch unsere Produkte, Services und Lösungen. Diese Veränderungen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen zu gestalten, hat mich am meisten motiviert, zu Dataport zu wechseln.

SIE LEITEN NUN DEN NEU GEGRÜNDETEN VOR-STANDSBEREICH „DIGITALE TRANSFORMATION“. WAS SIND IHRE ZIELE, WO WOLLEN SIE DIGITALISIEREN UND TRANSFORMIEREN?

Meine Ziele sind einfach. Zur Digitalisierung ihrer Geschäfts-prozesse bieten wir unseren Kunden passgenaue, auf die Anforderungen der Anwender zugeschnittene und sichere Lösungen an. Wir überzeugen durch Qualität und User Experi- ence. Um dieses Ziel zu erreichen, ist unsere Online-Service- Infrastruktur, die OSI-Plattform, von strategischer Bedeutung. Bei der Entwicklung dieser Plattform für Online-Dienste der Verwaltung sind wir im Zeitplan. Das erste Dark Release wurde jetzt wie geplant in Hamburg für das Digitalisierungsprojekt „Digital 1st“ live geschaltet. Im ersten Quartal 2019 stellen wir die Plattform für Schleswig-Holstein bereit. Bremen und Sachsen-Anhalt werden dann im Verlauf des Jahres 2019 folgen. Wichtig ist natürlich die Entwicklung und Umsetzung von Online-Diensten auf der Plattform. Damit haben wir jetzt

für Hamburg und Schleswig-Holstein begonnen. In dem Zu-sammenhang komme ich zum zweiten wichtigen Ziel. Digitale Transformation wirkt auch nach innen. Für die Entwicklung von Online-Diensten richten wir die „Online Service Develop-ment Factory“ ein. Wir gehen hier also nicht in ein klassisches Entwicklungsmodell, sondern wir setzen ein agiles Entwick-lungsmodell um.

SIE KENNEN DATAPORT SCHON LANGE UND GUT. WAS MUSS SICH VERÄNDERN, DAMIT DATAPORT FIT IST UND BLEIBT, UM DIE DIGITALISIERUNG DER VERWAL-TUNG VORANZUTREIBEN?

Ich bin davon überzeugt, dass der gesellschaftliche Megatrend Digitalisierung auch Dataport verändern wird. Unsere Chance heute ist, dass wir diese Veränderungen gestalten können. Wenn wir das nicht tun, dann gestaltet Digitalisierung uns. Ich finde die erste Option besser.

Um Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben, müssen wir bereit sein, unsere Lösungen und Services konsequent vom Anwender her zu denken. Und wir müssen einfacher und agiler werden. Komplizierte Lösungen setzen sich nicht durch. Am Ende hilft es nicht, wenn ein Online-Dienst rechtssicher ist, aber kein Mensch diesen Online-Dienst nutzt, weil der Aufwand dafür zu hoch ist.

DIGITALISIERUNG IST EIN WEITES FELD. WELCHE THEMEN UND TECHNOLOGIEN FASZINIEREN SIE HIER DENN GANZ BESONDERS?

Besonders faszinierend finde ich die Blockchain-Technologie, weil sie revolutionäre, neue Geschäftsmodelle wie die digitale Währung Bitcoin ermöglicht hat – eine Währung, die weltweit

TORSTEN KOSS VERANTWORTET BEI DATAPORT DEN NEUEN UNTERNEHMENSBEREICH DIGITALE TRANSFORMATION.

IM INTERVIEW SCHILDERT ER SEINE ZIELE.

GANZ EINFACH_

INTERVIEW: Kirsten Wohlfahrt

Künstliche Intelligenz

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funktioniert, ohne zentrale Abwicklungsstelle. Zwar ist der Stromverbrauch mittlerweile irrwitzig hoch, aber zumindest wurde die Bitcoin-Blockchain bis heute nicht gehackt.

GIBT ES EINEN SERVICE FÜR DIGITALE VERWALTUNG, DEN SIE VERMISSEN – UND DEN ES UNBEDINGT GE-BEN SOLLTE?

Schwierige Frage: Toll fände ich einen Service, der mir sagt, welche Verwaltung welche Daten von mir gespeichert hat und wer auf meine Daten zugreift. Ich weiß, das ist in Deutschland etwas schwierig, und es wird wohl auch noch dauern, bis es einen solchen Service gibt. Bis dahin wäre zum Beispiel eine Payment-Funktion auf dem Smartphone schön, mit der ich zum Beispiel alle öffentlichen Dienstleistungen meiner Kom-mune vom HVV bis Bäderland bezahlen kann.

WIE LEBEN SIE DENN SELBST DIE DIGITALISIERUNG?

In vielerlei Weise. Die Bahn-App finde ich großartig und war seit Jahren nicht mehr im Reisezentrum. Stauvorhersagen ge-hen bei Google Maps am besten, und Streaming nutze ich viel. Die letzte CD habe ich mir vor sieben Jahren gekauft. Neulich waren alle meine Playlists verschwunden. Eine Katastrophe. Zum Glück habe ich eine Recovery-Option gefunden und konnte die Playlists wiederherstellen.

LAST BUT NOT LEAST: WAS MACHT EIN TORSTEN KOSS NOCH, WENN ER SICH NICHT UM IT FÜR DIE VERWAL-TUNG ODER JETZT DATAPORT KÜMMERT?

Wenn ich nicht bei Dataport bin, gehe ich mit meiner Frau gerne in Konzerte, oder wir fahren an die Ostsee zum Kiten. Außerdem mache ich gerne Sport, zum Beispiel spiele ich Volleyball. Allerdings ist unser Volleyball-Team ähnlich erfolg-reich wie der HSV. <

TORSTEN KOSS

Wirtschaftswissenschaftler, ist seit September 2018 im Vorstand von Dataport verantwortlich für den Bereich Digitale Transformation. Er begann seine Berufslaufbahn 1996 bei SAP, wo er ab 2003 Vice President war und den Geschäftsbereich Public Services leitete. 2007 wechselte er als Partner zu Roland Berger Strategy Consultants. Seit 2010 arbeitete er als freier Unternehmensberater sowie als Senior Advisor für Roland Berger.

DAS NEUE GESTALTEN

Torsten Koß will Digitalisierung einfach und agil umsetzen.

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DIGITAL PRACTICE

anze 40 Zentimeter ist er groß, wiegt knapp zwei Kilo-gramm, hat Anschlüsse für Netz-, USB- und Blue-

tooth-Verbindungen. Und wenn er spricht, dann klingt das wie ein quietschendes kleines Kind. Er, das ist Palro, ein klei-ner Roboter, der vieles kann: sich Namen und Gesichter von bis zu hundert Menschen merken, sich unterhalten, tanzen, singen, spielen, Nachrichten vorlesen oder vorhersagen, wie das Wetter wird.

Palro kommt aus Japan und lebt dort in Seniorenheimen. Sein Job: Ältere Menschen zu unterhalten und die Arbeit des Pfle-gepersonals zu unterstützen: Er soll die Menschen zu einem Lächeln bewegen, wenn sie ihn reden hören und merken, dass er auf sie reagiert.

Ein Szenario, das nur im technisch hoch entwickelten Japan denkbar ist? Im Gegenteil. „Unterhaltungsroboter“ sind in Deutschland keine Unbekannten mehr. Die Digitalisierung macht es möglich, neue Technologien auch im sozialen Sektor einzusetzen. So setzt auch die Bundesregierung auf solche Technologien, um neue Möglichkeiten auszuprobieren, Pfle-gekräfte bei ihrer täglichen Arbeit zu entlasten. Wie Roboter in der Pflege eingesetzt werden können, wird zum Beispiel im vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt „An-wendungsnahe Robotik in der Altenpflege“ erforscht.

Im Deutschland im Einsatz ist dabei schon Pepper. Der ist, wie sein japanischer Kollege, ebenfalls ein kleiner humanoider Ro-boter. Er besucht Seniorenheime, auch er kann tanzen, und mit seinem integrierten Tablet können die Bewohner Quiz spielen.

Kann ein Roboter menschliche Zuwendung ersetzen? Kann ein Roboter Arbeitgeber aus der Pflicht nehmen, für genügend Personal in Pflegeeinrichtungen zu sorgen? Natürlich nicht. Dennoch spricht nichts dagegen, zumindest auszuprobieren, wie pflegerische Berufe durch neue Technologien unterstützt werden können. Was in Japan schon Alltag ist, können sich auch in Deutschland immer mehr Bürgerinnen und Bürger vor-stellen. So ergab eine Umfrage des IT-Verbands Bitkom, dass viele Menschen denken, ein drohender „Pflegekollaps“ könne gelindert werden, wenn digitale Technologien in der Pflege eingesetzt werden. Service-Roboter zum Beispiel, die dabei helfen, Essen zuzubereiten oder zu servieren. 45 Prozent der Bürger gehen davon aus, dass solche Roboter in Pflegeeinrich-tungen in zehn Jahren häufig zum Einsatz kommen. 41 Prozent können sich sogar vorstellen, von einem Roboter zumindest zeitweilig gepflegt zu werden.

Das können Palro und Pepper noch nicht. Der Einsatz von Pflegerobotern dürfte zumindest in Deutschland einen gesell-schaftlichen Diskurs fordern, welche menschlichen Arbeiten Roboter verrichten sollen – und welche nicht. <

ROBOTER IN DER PFLEGE? IN JAPAN ALLTAG, BEI UNS TESTWEISE IM EINSATZ.

ROBOTER: SIE ENTLASTEN KRANKENPFLE-GER UND UNTERHALTEN PATIENTEN

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TEXT: Kirsten Wohlfahrt

G

Künstliche Intelligenz

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RÜCKBLICK

ie Zukunft steht schon vor der Tür,

titelten wir vor einem halben Jahr in unserem Juni-Heft, das sich mit Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) beschäftigt hat. Umfra-gen zeigen: AR und VR sind zwar in den Köpfen der Menschen angekom-men – im Beruf kommen aber noch die Wenigsten mit ihnen in Kontakt.

In Szenarien erzählten wir, wo der Einsatz von Augmented und Virtual

Reality denkbar ist – und schon praktiziert wird. Da war der Mechatroniker, der computergesteuert den Kühler eines Autos ausbaut. Eine Datenbrille übermittelte ihm dabei Anweisun-gen, welche Handbewegungen er mit welchem Werkzeug ausführen muss. Augmented Reality als Schnittstelle zwischen Mensch und Computer: Das Beispiel zeigte, wie der Einsatz neuer Technologien die Berufswelt verändert.

Wenn sich Berufsbilder verändern, sollte dies auch Konsequen-zen für Bildung und Ausbildung haben. Es muss neu definiert werden: Wer muss was für welchen Beruf können? Wo über-nimmt die Technik? Viele offene Fragen, auf die es noch keine fi-nalen Antworten gibt. Immerhin: Dass neue Technologien wie AR und VR sich in den Köpfen der Menschen immer mehr abzeich-nen, zeigen Befragungen zum Thema. „Zumindest vom Hören-sagen sind VR und AR längst in der Bevölkerung angekommen“, meldete der IT-Verband Bitkom im Herbst. Rund 89 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hätten demnach immerhin von Virtual Reality gehört oder gelesen, 68 Prozent von Augmented Reality.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist aber mit Blick auf die Arbeitswelt ernüchternd: AR- und VR-Anwendungen im be-

ruflichen Umfeld spielten „insgesamt noch eine eher unterge-ordnete Rolle“. Sechs Prozent der VR-Nutzer (16 Prozent der Bürgerinnen und Bürger über vierzehn Jahre) und vier Prozent der AR-Nutzer (21 Prozent der Bürger) seien beruflich bereits mit diesen Technologien in Kontakt gekommen.

Eine andere Studie sieht es positiver: AR und VR seien längst in Unternehmen angekommen und fester Bestandteil der Un-ternehmensstrategie, zeigte sich der Bundesverband Digitale Wirtschaft aufgrund einer im Sommer veröffentlichten Umfra-ge überzeugt. Für 54 Prozent der Unternehmen seien AR und VR für die Unternehmensstrategie relevant. Die Umfrage ist allerdings nicht repräsentativ, befragt hat der Verband Marke-tingexperten seiner Mitglieder.

Die Zukunft steht schon vor der Tür? Es bleibt spannend. Wann wird der Mechatroniker mit der Datenbrille kein Exot mehr sein, sondern die Datenbrille ein ganz normales Requisit im Arbeitsalltag? Eins ist sicher: Die Zukunft ist nicht aufzuhal-ten. Es lohnt sich, diese Technologie im Blick zu behalten. <

AUGMENTED UND VIRTUAL REALITY: IM JOB NOCH NICHT ANGEKOMMEN.

ALLES VIRTUELL? BIS DATO EHER NICHT_TEXT: Kirsten Wohlfahrt

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HEFT NR. 2 2018: AUGMENTED UND VIRTUAL REALITY

MEHR INPUT

Studie des IT-Verbands Bitkom zu Technologietrends: https://www.bitkom.org/noindex/Publikationen/2018/Studien/CT-Studie-2018/180822-CT-Studie-2018-online.pdf

Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft: https://www.bvdw.org/presse/detail/artikel/bvdw-studie-virtu-al-und-augmented-reality-fester-bestandteil-der-unternehmens-strategien/

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I ch bin ein Zahlenfreak, beschreibt sich Inge Feuerlein. Wenn sie über Zahlen redet, leuchten ihre Augen. Man

kann sich vorstellen, wie die begeisterte Rennradfahrerin an ihrem Rechner sitzt und die Daten analysiert, die sie mit ihrem Fahrradcomputer gesammelt hat. Wie war ihre Herz-frequenz an welchem Berg? „Daten und Zahlen sprechen zu mir“, sagt sie.

Inge Feuerlein, Beraterin bei Dataport, befüllt mit ihren Trainingsdaten Excel-Tabellen und wertet ihre über Jah-re gesammelte Leistungsbilanz aus. „Hier geht es nur um Fahrrad-Daten. Doch mit großen Datenmengen kann man im Gesundheitswesen viel mehr machen.“ Sie ist überzeugt davon, dass das Leben der Menschen erheblich besser werden kann, wenn Gesundheitsdaten systematisch erhoben und ausge-

GESUNDHEITSDATEN SICHER TEILEN? DAS GEHT, SAGT INGE FEUERLEIN.

MEINE DATEN GEHÖREN MIR_

TEXT: Kirsten Wohlfahrt

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BACKSTAGE

Künstliche Intelligenz

GESUNDE NEUGIERTE

Inge Feuerlein begegnet Neu-em mit Offenheit und Pragma-tismus.

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wertet werden. „Je mehr Daten, desto besser die Behand-lungsmöglichkeiten und der Nutzen für den Einzelnen“, so ihre Überzeugung. „Aber nur dann, wenn diese sensiblen Daten besonders geschützt sind“, stellt sie sofort klar.

//GANZ KLAR: „MEINE DATEN GEHÖREN MIR“

Daten, die Ärzte erheben. Routinemessdaten. Daten aus dem Fitnessstudio. „Eine elektronische Patientenakte könnte neben Arztdaten noch weitere für die Medizin relevante Daten enthalten. Aber nicht jeder sollte auf alle gesammelten Daten zugreifen dürfen“, denkt Inge Feuerlein weiter. Braucht der Zahnarzt die Fitnessdaten? Bei einer Routineuntersuchung sicher nicht, vor einem chirurgischen Eingriff vielleicht.

Ein anderer Gedanke: Die Telemedizin könnte vorangetrieben werden, gerade im ländlichen Raum, wo Fachärzte fehlen. Für Routineangelegenheiten könnten Arzt und Patient per Computer oder Tablet zusammenkommen, beide mit Zugriff auf gesammelte Behandlungsdaten. Denkbar sind auch auto-matisierte Prozesse: Ältere oder Risikopatienten könnten ihre Gesundheitsdaten regelmäßig von zu Hause aus über smarte Meßgeräte aktualisieren. Wenn dann Werte wie Blutdruck oder Zuckerwerte nicht mit den bekannten Regelwerten überein-stimmen, werden Patient und Arzt sofort informiert.

„Daten und Gesundheit“, das bewegt natürlich auch Industrie und Technologiefirmen. Wer will, kann Apple-, Google- oder Firma XY-gestützt viele seiner Körperdaten messen. Oder Gentests beauftragen, um zu erfahren, ob man anfällig ist für bestimmte Krankheiten. Dieses Sammeln und Freigeben höchst sensibler Daten weckt in Inge Feuerlein den Wunsch nach einheitlichen Anforderungen. „Datengestützte Gesund-heitsdienste sollen nach den selben Regeln spielen.“ Inge Feu-erlein bewegt der Datenschutz: „Gesundheitsdaten gehören nicht in private Hände“, ist sie überzeugt. „Private Anbieter können sie für Dienste nutzen. Sie dürfen ihnen aber nicht ge-hören. Man kann, wenn man will, mit diesen Daten viel Unfug treiben.“ Ihr Vorschlag: Daten rund um Körper und Gesundheit werden in Datenbanken gespeichert, die in öffentlicher Hand sind. Die Nutzer behalten die Hoheit über ihre Daten. „Ich möchte bestimmen, wer mit meinen Daten arbeitet“, sagt Inge Feuerlein. „Man könnte das so umsetzen, indem ich aktiv frei-schalte, welcher Anbieter für welchen Dienst auf meine Daten zugreifen kann.“ Gesundheitsdienste von Krankenkassen bieten so etwas in Ansätzen schon an.

//GEHT DOCH: MENSCHENFREUNDLICHE TECHNIK

Offenheit, Neugierde und Pragmatismus prägen Inge Feu-erleins Sicht auf die Technik. Technik muss nützlich sein und Spaß machen. Und menschenfreundlich gestaltet sein. Inge Feuerlein: „Ich möchte keine personalisierte Werbung für Me-dikamente oder gar Bestattungsinstitute bekommen, wenn ich

eine Gesundheits-App nutze.“ Feuerlein blickt in jedem Fall mit Neugier in die Zukunft. „Das Potenzial sollte ausgebaut wer-den. Wir sind noch am Anfang von datenbasierten Diensten, die Menschen und Medizin helfen.“ Sinnvoll, nutzerfreundlich, ohne Scheu vor neuen Wegen. Inge Feuerlein hat das Neue schon immer fasziniert. Bei Dataport hat sie als Projektmana-gerin über viele Jahre IT-Verfahren in Behörden eingeführt. Derzeit ist sie Beraterin in der Abteilung für Consulting und Innovation.

Ihre Fahrrad-Daten hat Inge Feuerlein keinem privaten Anbie-ter überlassen. „Die Daten sind in keiner Cloud, ich habe sie nur vom Fahrradcomputer auf meinen Rechner übertragen.“ Aber einen datenschutzfreundlichen Dienst, um sehr persönli-che Daten zu sammeln? Den würde sie sofort nutzen. <

IN AKTION Auch während der Arbeit ist Inge Feuerlein viel in Bewegung. An großen Pinnwänden hält sie Ideen und Konzepte fest.

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DIGITAL PRACTICE

D ie Weltbevölkerung wächst. Das führt zu erhöhtem Verkehr in Städten, zu Staus, zu Luftverschmutzung, zu

Unfällen. Städte können durch den Einsatz digitaler Technolo-gien dagegenwirken.

Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in urbanen Ballungs-räumen. In Asien lockt die wachsende Wirtschaft Menschen aus Provinzen in die Städte. Der Verkehr steigt an, schneller als sich die Infrastruktur anpassen lässt. Dies führt zu verstopften Straßen, mehr Unfällen und stärker verschmutzter Luft. Städte verursachen laut der Fraunhofer Gesellschaft 80 Prozent der globalen CO2-Produktion, obwohl sie nur zwei Prozent der Erdoberfläche einnehmen. In vielen Metropolen droht der Verkehr zu kollabieren.

Mit intelligenten digitalen Technologien wollen Städte das Chaos nun beseitigen. Mobilitätsportale oder Park-Apps sind nur einige Beispiele dafür. In China regelt der Staat inzwischen anhand der Kennzeichen, welche Autos wann fahren dürfen. Entscheidend ist, ob die letzte Ziffer auf dem Nummernschild gerade oder ungerade ist. Diese Methode, um die Blechlawi-nen auf den Straßen zu reduzieren, ist zwar pragmatisch. Aber sie ist schwer zu kontrollieren, weil sie lediglich auf optischen Merkmalen basiert. Schilder lassen sich fälschen, Wohlha-

bende besitzen einfach mehrere Autos mit unterschiedlichen Endziffern.

Die Millionenmetropole Manila und der Rest der Philippinen dagegen nutzen ein RFID-basiertes System. Dieses identifiziert Autos, egal, ob sie stehen oder sich bewegen, automatisch und kontaktlos. Die Autos benötigen dafür Kfz-Kennzeichen und Aufkleber in der Windschutzscheibe, die per Chip Signale an Lesegeräte senden. Über die Lesegeräte lassen sich die Halter abfragen. Dadurch kann die Stadt kontrollieren, ob sich die Fahrer an Vorgaben halten, wer fahren darf, und sie kann Verstöße ahnden.

Ein weiteres Best-Practice-Beispiel für den Einsatz digita-ler Technologien im Verkehr bietet Marburg. Als erste Stadt weltweit sorgt hier die von der Firma Siemens entwickelte „SiBike“-App für eine grüne Welle an Ampeln. Nähert sich ein Fahrrad einer Lichtanlage, sendet die auf dem Mobiltele-fon installierte App per Global Positioning System (GPS) ein Signal und die Ampel springt entweder direkt oder früher um, oder sie bleibt länger grün. Die Marburger kommen mit dem Fahrrad schneller voran. Solche intelligenten Verkehrssysteme sorgen dafür, dass der Verkehr auf den Straßen besser fließt. <

SCHLUSS MIT VERKEHRSSTAUS UND UMWELTVERSCHMUTZUNG. SENSOREN MACHEN’S MÖGLICH.

SENSORIK REGELT DEN VERKEHR: DIE GERADE ZIFFER FÄHRT

_

TEXT: Tanja Vengušt

Künstliche Intelligenz

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ie Ursachen für gehäuftes Bienensterben werden seit Jahren untersucht. Letzte Forschungsergebnisse lassen

vermuten, dass es je nach Region spezifische Faktoren gibt. Hier hilft künstliche Intelligenz: Sie wertet Bilddaten automa-tisiert aus.

In Karlsruhe probiert man es bereits. Man, das sind junge Unternehmer mit einem Pilotprojekt. Sie deponieren selbst entwickelte kleine, briefkastenähnliche Boxen an die Eingänge von Bienenstöcken. Die darin enthaltenen Kameras dokumen-tieren, was sich am Eingang des Stocks tut. Jede Biene, die einfliegt oder ihren Stock verlässt, wird erfasst.

Der Clou ist, wie die gesammelten Daten verarbeitet werden: Eine Software wertet sie mithilfe neuronaler Netzwerke au-tomatisiert aus. Sie ermittelt zum Beispiel, wie viele Pollen die Bienen sammeln. So kann der Imker erkennen, ob die Bienen gesättigt sind oder ob er füttern muss. Zudem gibt die Analyse der Bilddaten Hinweise, ob der Bienenstock kurz vor dem Schwarmtrieb steht. Beim Schwärmen teilt sich das Bienen-volk auf die alte und eine neue Königin auf. Gut die Hälfte des

Bienenvolkes muss sich dann ein neues Zuhause suchen.Die Software ist auch darauf trainiert, den gefährlichsten Feind der Bienen zu erkennen, die Varroamilbe. Dieser Parasit ernährt sich von den Larven im Bienenstock. In Folge bleiben ausgewachsene Bienen im Wachstum zurück und haben eine kürzere Lebensspanne als nicht befallene Artgenossen. Varroamilben können ganze Bienenvölker vernichten.

Die Auswertungen helfen Imkern also, ihre Bienen optimal zu versorgen und zu pflegen. Geht es den Tieren gut, bestäuben sie die Pflanzen in der Umgebung, was zum Erhalt des Ökosys-tems beiträgt, in dem sie leben. <

D

INTELLIGENZ BASIERT. SIE HILFT SO, POPULATIONEN ZU SCHÜTZEN.

BIENEN BEOBACHTEN UND IHRE GESUNDHEIT BEWERTEN. DAS KANN SOFTWARE, DIE AUF KÜNSTLICHER

NEUER WEG ZUM ARTENSCHUTZ_

TEXT: Andrea Brücken

DIGITAL PRACTICE

MEHR INPUT

Mit KI gegen das Bienensterbenhttps://www.apic.ai/

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WOHER KOMMEN MENSCHEN, DIE DIE DIGITALISIERUNG VERSTEHEN, DENKEN, LEBEN UND MITGESTALTEN

KÖNNEN? NICHT AUS DEM BESTEHENDEN BILDUNGSSYSTEM, SAGT DIE BILDUNGSEXPERTIN ANJA C. WAGNER.

FRAGE NICHT, WAS DIE BILDUNG FÜR DICH TUN KANN. FRAGE, WAS DU FÜR DIE BILDUNG TUN KANNST

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INTERVIEW: Andrea Brücken

DIGITAL PRACTICE

FRAU WAGNER, EIN SLOGAN WIRD SEIT JAHREN PROPAGIERT: LEBENSLANG UND KONTINUIERLICH LERNEN. IST DAS FÜR MENSCHEN NICHT SELBSTVER-STÄNDLICH?

An sich schon, nur ahnen die wenigsten, dass sie bereits dau-ernd lebenslang lernen. In Deutschland wird Lernen noch sehr stark mit Schulungsräumen mit Neonröhren gleichgesetzt. Lernen als lustvollen Prozess zu begreifen, um die Welt um uns herum zu verstehen oder gar mitzugestalten, ist uns im Bewusstsein verloren gegangen. Dabei hat kein Mensch eine

Weiterbildung besucht, bevor er mit der WhatsApp-Nutzung startete.

WELCHE KOMPETENZEN MUSS ICH DENN HEUTE ALS ARBEITNEHMER MITBRINGEN, UM MIT DEM DIGITALEN ZEITALTER SCHRITT ZU HALTEN?

Spontan würde ich sagen: Offenheit, Neugierde, Empathie für andere und Resilienz. Wer mit diesen Persönlichkeitsmerkma-len ausgezeichnet ist, hat viele Vorteile in einer Welt, die sich dauernd verändert und immer weiter vernetzt.

28 Künstliche Intelligenz

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MEHR INPUT

ANJA C. WAGNER

Die Sozialwissenschaftlerin beschäftigt sich mit globaler Transformation im digitalen Wandel. Sie gilt als kreative Trendsetterin und bezeichnet sich selbst als Bildungsquerulantin. Mit dem Unternehmen FrolleinFlow GbR bie-tet sie heute Studien, Vorträge, Kreativwerk-stätten und Consulting an der Schnittstelle von Arbeit & Bildung 4.0 an. Weitere Infos: https://frolleinflow.com

Dies als erste Grundlage. Die Wirtschaft fordert darüber hinaus, digitale als auch nicht-digitale Schlüsselqualifikationen auszubauen, wie zum Beispiel die Fähigkeit, sich kontinuierlich anzupassen oder unternehmerisch zu denken.

Allerdings ist die Fokussierung auf die Skills der Arbeitnehmer etwas verkürzt, da alle individuelle Befähigung nichts nützt, wenn Infrastruktur und Kultur des Unternehmens es nicht erlauben, dass Menschen sich digital kompetent einbringen können. Hier muss massiv an der Arbeitskultur und der Ar-beitsorganisation gearbeitet werden.

KANN SICH DIE VERWALTUNG HIER AUCH ETWAS AB-GUCKEN?

Das gilt auf jeden Fall auch für die Verwaltung. Wir kennen alle die langatmigen Diskussionen zum Aufbau des E-Govern-ments. Gewinnt man so kreative Köpfe, die helfen, den ganzen Laden neu zu denken, ohne die üblichen Hierarchien und Regularien?

Dazu müssten die Rahmenbedingungen angepasst werden. Das beginnt bei einer offeneren Auslegung gesetzlicher Regu-larien. Und das endet nicht zuletzt in attraktiven kollaborativen Arbeitsumgebungen, die zum Einsatz kommen müssen, um moderne Arbeitskonzepte zu ermöglichen.

ES GIBT INZWISCHEN FÜR UNTERNEHMEN UND BEWERBER INTERESSANTE TOOLS, DIE AUF KÜNST-LICHER INTELLIGENZ (KI) BASIEREN: ZUM BEISPIEL KÖNNEN ARBEITGEBER IHR RECRUITING PASSGENAU GESTALTEN. WAS HALTEN SIE DAVON?

Richtig, es tauchen immer weitere Tools und Umgebungen auf, die ein Matching zwischen Arbeitgebern und qualifizierten Erwerbstätigen ermöglichen. Am meisten fortgeschritten in diesem Feld ist vermutlich das soziale Netzwerk LinkedIn, das seit dem Aufkauf durch Microsoft immer stärker die Potenziale

der Business-Plattform mit der Unternehmensdurchdringung des Business-Tech-Giganten verbindet.

Ein erstes Beispiel: Erhalten Sie eine E-Mail in Outlook, können Sie in einem Seitenfenster das LinkedIn-Profil der Person ein-sehen, sofern Sie diese Option nicht ausgeschaltet haben.

Ein zweites Beispiel: Sie formulieren in Microsoft Word eine Stellenbeschreibung. Das System erkennt, dass es sich um eine Ausschreibung handelt und bietet Ihnen Empfehlungen: „An-dere Unternehmen, die einen vergleichbaren Job ausschrie-ben, hatten mit folgenden Formulierungen bessere Erfolge erzielt.“ Dito umgekehrt, wenn Sie ein Bewerbungsschreiben aufsetzen.

Das setzt sich dann fort in einer Vielzahl moderner Talentma-nagement-Software, die Sie mithilfe von KI dabei unterstützt, die richtigen Kandidaten aus dem Bewerber-Pool zu finden und hilft, sie an Bord zu holen. Oder Tools, die Sie unterstüt-zen, einen Job passend zu Ihrem Lebenslauf zu finden.

ZUM ABSCHLUSS EIN AUSBLICK: SIE HABEN VOR ZWEI JAHREN EIN BILDUNG 4.0 MANIFEST VERÖFFENT-LICHT. DARIN PLÄDIEREN SIE FÜR AKTIVITÄT VON EIN-ZELNEN ALS EXPERTEN, AKTEURE, NETZWERKER UND VISIONÄRE. GELTEN DIESE ANNAHMEN HEUTE NOCH?

Unbedingt gelten unsere zehn Thesen heute mehr denn je. Allerdings kommt es nicht nur auf den Einzelnen an, sondern wir benötigen einen Ruck durch die gesamte Gesellschaft, zeitgemäße Rahmenbedingungen zu schaffen. Da wir die Ge-sellschaft sind, liegt es an uns einzelnen Personen, uns auf den Weg zu machen. Das Internet ist das neue Bildungssystem und steht uns dienend zur Verfügung. Man muss es nur wollen. <

Vortrag Anja C. Wagner beim Deutschen Weiterbildungstag 2018 in Wuppertalhttps://youtu.be/LqzLf8UsiXo

Bildung 4.0 Manifesthttps://frolleinflow.com/2016/06/23/das-bildung-4-0-manifest

Lektüre zum VertiefenB(u)ildung 4.0 - Wissen in Zeiten techno-logischer Reproduzierbarkeit. Autoren: Angelica Laurencon, Anja C. Wagner

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ünstliche Intelligenz erleichtert uns den Alltag und soll mehr Raum für Kreativität schaffen. Doch was ge-

schieht, wenn künstliche Intelligenz selbst kreativ wird?

Vor ein paar Jahren steckte Roman Lipski in einer Schaf-fenskrise. „Ich hatte den Wunsch, mich künstlerisch weiterzu-entwickeln, mich neu zu definieren“, sagt der in Berlin lebende Maler. Doch die Veränderung, die er anstrebte, blieb aus. Schließlich half ihm der Zufall in Gestalt von Florian Doh-mann. Bei einem Treffen erzählte ihm der Data Scientist über künstliche Intelligenz (KI). „Er machte mich neugierig darauf, was künstliche Intelligenz mit Bildern macht. Was mit meinen

eigenen Bildern passieren würde, wenn ein Algorithmus auf sie trainiert würde“, erzählt Lipski. Gemeinsam starteten sie das Experiment: KI-Experten programmierten die Maschine und fütterten sie mit digitalen Fotografien von Lipskis Werken. Ihr Algorithmus produzierte unzählige Variationen von Lipskis bisheriger Malerei – mal gegenständlich, mal abstrakt, mal impressionistisch, mal expressionistisch.

Nun könnte der Schaffensprozess an dieser Stelle beendet sein: eigene Fotos hochladen, die KI arbeiten lassen, fertig. Start-ups wie DeepArt, das von Wissenschaftlern der Universi-tät Tübingen gegründet wurde, bieten diesen Service tatsäch-lich für kleines Geld an. Doch für Roman Lipski endete hier die schöpferische Reise nicht, sie begann erst. Es ist der Mensch, der Kunst schafft. Die KI „Artificial Intelligence Roman“ dient ihm als Muse.

„Basierend auf meinen Werken zeigte mir die Maschine eine Palette neuer Möglichkeiten auf und löste den inneren Knoten“, berichtet Lipski. Die durch die KI errechneten Bilder inspirierten ihn zu neuen Kunstwerken: Er wurde mutiger, ersetzte zunehmend Gegenständliches durch abstrakte Elemente, setzte Farben anders ein. Sein Werk: „Unfinished“, unvollendet.

Während KI darauf gepolt ist, Probleme zu lösen, strebt der Künstler danach, Probleme zu schaffen. Regelmäßig füttert Lipski „Artificial Intelligence Roman“ mit seinen jüngsten Werken. Ein unendlicher Dialog, den Lipski und sein künstliches Alter Ego bereits seit zweieinhalb Jahren führen. „Früher habe ich mich von der Natur inspirieren lassen und diese Momente in meinen Bildern festgehalten. Heute sind es zusätzlich die Motive, die die Maschine aus diesen Momenten gemacht hat“, sagt Lipski. <

K

MALER TRAINIERT ALGORITHMUS AUF SEINE WERKE UND ENTWICKELT DESSEN BILDER WEITER.

VON DER KUNST, MIT KÜNSTLICHER INTEL-LIGENZ KUNSTVOLLES ZU SCHAFFEN

_

TEXT: Sonja Koesling

MAGAZIN

Künstliche Intelligenz

KUNST, KÜNSTLICH, KREATIV

Achtung: Hier waren auch Algorithmen am Werk, als Muse und Inspiration.

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BACKSTAGE

enning Elbe arbeitet jeden Tag an einem Dreiklang. Über seinen Schreibtisch geht alles, was mit „Nach-

haltigkeit“ verbunden ist. „Nachhaltig heißt, nach ökono-mischen, ökologischen und sozialen Kriterien zu handeln“, erklärt er. „Diese drei Dinge stehen bei mir immer im Fokus.“

Elbe, studierter Medieninformatiker, ist Umweltmanager bei Dataport. Und damit der erste seiner Art im Unternehmen. Er arbeitet an Strategien, die Da-taport helfen, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen. Schon 2014, als er noch Trainee war, hat er ein Konzept für das Umweltmanagement erarbeitet. Als er am Ende seiner Trainee-Zeit gefragt wurde, ob er dies auch umsetzen wolle, sagte er begeistert zu. Henning Elbe will etwas verändern. „Ich bin über-zeugt, dass wir alle dazu beitra-gen können, die Welt besser zu machen.“

– Und dazu beitragen müs-sen. „Dataport ist ein großer IT-Dienstleister für viele Bun-desländer und Behörden. Es ist unsere Verantwortung, nach-haltig zu handeln“, ist Henning Elbe überzeugt. So gestaltet Dataport den gesamten Lebenszyklus seiner Informations-technik nachhaltig. „Energieeffizient muss die von uns einge-setzte Hardware sein, gut zu entsorgen und zu recyceln, und sozialverträglich hergestellt. Wer mit uns arbeitet, soll nicht an einem Computer sitzen, hinter dem Kinderarbeit steckt“, erklärt er. Dataport ist einer der ersten deutschen IT-Dienst-leister, der von seinen Herstellern fordert, die Normen zur sozialen Beschaffung der International Labour Organisation (ILO) einzuhalten. Kauft Dataport Hardware oder anderes ein,

ist Henning Elbe stets dabei. Er prüft, ob sich Kriterien zur Nachhaltigkeit schlüssig in der Ausschreibung wiederfinden. Er bringt sein Wissen ein – und gibt es im Unternehmen weiter. „Jeden Tag motiviert mich dabei, wie sehr das Unternehmen und die Kollegen hinter mir stehen“, erzählt Henning Elbe.

Auch beim Bürobedarf, beim Gebäudemanagement, bei der Mobilität, beim Rechenzentrum wird auf Nachhaltigkeit geach-

tet. Gedruckt wird mit Recycling-papier, der Strom ist ökologisch und stammt aus Wasserenergie, auch im Rechenzentrum. Das Re-chenzentrum ist klimafreundlich konzipiert. Es spart mehr als 60 Prozent Strom und damit auch klimaschädliches Kohlendioxid ein im Vergleich zum Energiever-brauch der von Dataport früher genutzten Rechenzentren.

Nachhaltig handeln, ein Vorbild sein, das ist Henning Elbe in seiner Aufgabe als Umweltmana-ger wichtig. „Ich sehe staatliche Einrichtungen hierbei in beson-derer Verantwortung“, sagt er. Das Gebot der Nachhaltigkeit lebt er auch neben der Arbeit.

Verpackungsmüll und Plastik? Versucht er zuhause zu vermei-den. Seine kleine Tochter? Wird mit Stoffwindeln gewickelt. Müll vermeiden, gebraucht kaufen, lautet seine Devise. Er repariert auch leidenschaftlich gerne, das kann sein Smart-phone sein oder die Waschmaschine. Ein Überzeugungstäter eben, der mit Konsequenz, aber auch Pragmatismus handelt. Für Henning Elbe ist Nachhaltigkeit nicht nur im Büro, sondern auch zuhause ein klares Ziel. <

UMWELTMANAGER HENNING ELBE ACHTET AUF NACHHALTIGKEIT IM UNTERNEHMEN.

AUS DREI MACH EINS

TEXT: Kirsten Wohlfahrt

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H

KONSEQUENT, KREATIV

Henning Elbe lebt Nachhal-tigkeit im Job und zuhause.

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BACKSTAGE

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[ ... ]

_DER REIZ MEINER AUFGABE BESTEHT DARIN, LÖSUNGEN ZU FINDEN, VON DENEN MEINE KUNDEN BEGEISTERT SIND.

Die Bauingenieurin Simone Emken kam 2004 als IT-Beraterin zu Dataport. Seit 2016 arbeitet sie als Produktverantwortliche im Bereich Lösungen Geodaten, Landwirtschaft und Umwelt. Sie koordiniert dort Software-Projekte von der ersten Anfrage bis zur Inbetriebnahme. <

Künstliche Intelligenz

STECKBRIEF

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chnell den Standort von Fraßschäden melden und die Bestände von Flugvögeln im Blick behalten. Georeferen-

ziert, einfach durch Klick auf die Karte.

Gänse, Schwäne und Enten fressen Getreide und Raps. Für die Landwirte in Schleswig-Holstein bedeutet das: Einbußen bei der Ernte. Betroffene können diese seit Anfang 2018 über den Gänsemelder an das Land übermitteln. Der Online-Ser-vice steht auch Bürgern zur Verfügung, um Sichtungen von Wasservögeln anzugeben. Das Land Schleswig-Holstein ist so in der Lage, nachzuvollziehen, wo sich Tiere zur Rast niederlas-sen und Nahrung aufnehmen. In einem „Gänse-Flächenpool“ stellt das Land geschädigten Landwirten alternative Futter-flächen bereit. Außerdem hat Schleswig-Holstein zusätzliche

Weideflächen für Wasservögel in der Nähe von Gewässern geschaffen. Der Online-Service wurde so entwickelt, dass er sich abwandeln und ausbauen lässt. Somit eignet er sich auch für andere georeferenzierte Auswertungen, zum Beispiel mit Blick auf die Bewegungsmuster von Wölfen oder Bienen.

Ein vergleichbares System gibt es in Norwegen für Ziegen. Dort werden solarbetriebene GPS-Sensoren (Global Positio-ning System) in Halsbändern dafür genutzt, um die Bewegun-gen der Tiere zu steuern. Mittels „Geofencing“ (englisch: fen-ce bedeutet Zaun) wird ein Areal bestimmt, in dem die Ziegen sich aufhalten sollen. Bei Überschreitung der Grenze erhalten sie einen leichten elektrischen Schlag wie bei den hierzulande üblichen Niedrigstrom-Zäunen um Weiden. <

FRASSSCHÄDEN DURCH WILDTIERE SIND BALD PASSÉ. DIE AUSWERTUNG VON GEODATEN HILFT LANDWIRTEN

IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND NORWEGEN.

DATEN SCHÜTZEN ERNTEN_

TEXT: Tanja Vengušt

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MAGAZIN

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embley-Stadion, London, WM 2050. Zielstrebig drib-belt Spieler Nummer Zehn auf das gegnerische Tor zu.

Er sucht die Lücke, findet sie, schießt. Das Stadion hält den Atem an. Ein halbes Jahrhundert hat die Mannschaft auf die-sen Moment hintrainiert: als erstes Team humanoider Roboter gegen den amtierenden Fußballweltmeister anzutreten.

„Die Idee kam in den 1990er-Jahren auf. Das Ziel zu erreichen, schien damals undenkbar“, sagt Daniel Polani, Professor für künstliche Intelligenz und Präsident der RoboCup Federation. Wie bringt man einem Roboter das Laufen bei? Wie lehrt man ihn, einen Ball zu erkennen? „Vor 20 Jahren hatten die Entwickler nur eine vage Basis, auf der sie aufbauen konnten“, so Polani. „Als wissenschaftlich konzipierter Wettbewerb sollte der RoboCup Anreize setzen, Forschung und Ent-wicklung auf diesem Gebiet voran-zutreiben.“

Beim RoboCup treffen sich jährlich Teams von Hochschulen und Schu-len, um ihre Roboter in diversen Disziplinen gegeneinander antreten zu lassen. Ein Taktgeber, der den Ball tatsächlich ins Rollen brachte: Waren die Roboter zu Beginn auf Räder angewiesen, holperten viele 2002 bereits zweibeinig übers Fußballfeld. Heute gehört der aufrechte Gang in den sogenannten Humanoid-Ligen weitestgehend zum Standard. Um die Evolution vom rollenden Roboter zum Fußball spielenden Profi bis 2050 perfekt zu machen, verschärft der RoboCup jährlich die Regeln: getrimmter

Kunstrasen anstelle von planen Terrains, schwarz-weißes Leder anstelle eines leuchtroten Balls, reale Lichtverhältnisse anstelle von künstlicher Beleuchtung. „Wir Menschen haben innere Mechanismen, Unwägbarkeiten zu kompensieren“, sagt Polani. Tritt der Mensch auf unebenen Boden, balanciert er den unsicheren Schritt intuitiv aus. Einem Roboter fehlt diese Fähigkeit. Er ist Spezialist. „Jede seiner Bewegungen ist eine präzise antrainierte oder ausprogrammierte Bewegung“, so Polani. Und was bedeutet das für das Trainingsprogramm der

Maschinen?

Während der Mensch seine Muskeln trainieren muss, ist der Roboter ein Sensibelchen. Er mag es gelenk-schonend: „Roboter sind sehr fragil. Eine falsche Bewegung und die Hardware geht kaputt“, sagt Polani. Rechenleistung statt Beinarbeit. Denksport statt Kräftemessen. Programmierleistungen, die der Ro-boCup beschleunigt. Entwicklungen aus dem RoboCup fließen in Wissen-schaft und Industrie. Sie schätzen den anwendungsorientierten Ansatz der Wettbewerbe. Denn die zum

Einsatz kommenden Roboter sind keine reinen Laborprototy-pen, sondern müssen Wettbewerbsbedingungen standhalten. Dabei finden auch ethische und kollaborative Fragen Raum: Wie hart darf ein Roboter, der keinen Schmerz kennt, einen Menschen im Spiel attackieren, um den Sieg nach Hause zu tragen? Wo liegen die Grenzen? Vereint Fußball künftig nicht nur Nationen, sondern auch Mensch und Maschine? Warten wir das Jahr 2050 ab. <

ROBOTER LERNEN LAUFEN, KICKEN UND TAKTISCH SPIELEN. DER ROBOCUP SETZT ANREIZE

FÜR DIE FORSCHUNG.

TEXT: Sonja Koesling

MAGAZIN

VON DER ROLLE ZUM AUFRECHTEN GANG_

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Künstliche Intelligenz

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AUSBLICK

IMPRESSUMHerausgeber:DataportAnstalt des öffentlichen RechtsAltenholzer Straße 10-1424161 AltenholzTelefon (0431) 3295-0Telefax (0431) 3295-6410Internet: www.dataport.deE-Mail: [email protected]: Britta Heinrich (v.i.S.d.P.)Andrea Brücken, Kirsten Wohlfahrt

Redaktionsbeirat: Michael Hauschild, Gerd Schramm, Sabine Wichmann, Olaf WustrowReproduktion: Freie und Hansestadt Hamburg, Landesbetrieb Geoinformation und VermessungLayout: Christina WalterKonzept: Die Werbegenossen eGAuflage: 3.500, Ausgabe: 4 / Dezember 2018

Die einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur nach Genehmigung der Redakti-on gestattet.

Diese Ausgabe wurde auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.

BILDNACHWEISTitel: iStock.com/FingerMedium, S. 2 Mitte links Frank Jasper, S. 2 unten links Stefan Törmer, S. 2 oben rechts pathdoc/stock.adobe.com, S.2 PureSolution/stock.adobe.com, S. 3 Tristan Vankann, S. 4 oben Kundra/stock.adobe.com, S. 4 unten belyjmishka/stock.adobe.com, S. 5 oben links marina_larina/stock.adobe.com, S. 5 oben rechts Julien Eichinger/stock.adobe.com, S. 5 unten bluedesign/stock.adobe.com, S. 6 oben studioworkstock/stock.adobe.com, S. 7 oben pathdoc/stock.adobe.com, S. 7 unten Mitte iStock.com/undefined undefined, S. 9 Pixabay CCO, S. 9 Minerva Studio/stock.adobe.com, S. 10 ivan mogilevchik/stock.adobe.com,S. 11 Alex Schelbert (Wildcard Photodesign) S. 12 faye93/stock.adobe.com, S. 12 tentacula/stock.adobe.com, S. 13 oben funnydrew/stock.adobe.com, S. 14 artyway/stock.adobe.com, S. 16 jozefmicic/stock.adobe.com, S. 17 Kateryna_Kon/stock.adobe.com, S. 17 unten Picture People, S. 18 iStock.com/TommL, S. 19 Karlsruher Institut für Technologie, S. 21 Andrea Brücken, S. 22 Brad Pict/stock.adobe.com, S. 24/25 Stefan Törmer, S. 26 Pixabay CCO, S. 27 Laure F/stock.adobe.com, S. 28 PureSolution/stock.adobe.com, S. 29 Nicole Bauch, S. 30 Ausstellung Roman Lipski Kunstverein Kärnten Sept. 2018, S. 31, 32 Stefan Törmer, S. 33 Franz/stock.adobe.com, S. 34 AdobeStock_Александр Поташев, S. 35 hanohiki/stock.adobe.com, natrot/stock.adobe.com, goodwin_x/stock.adobe.comS. 36 iStock.com/gmast3r, iStock.com/RamCreativ, iStock.com/St_Aurora72, iStock.com/TeamOktopus

AB MÄRZ IM NEUEN DATAREPORT

THEMA

Blockchain in der Verwal-tung: Kann man sie ein-setzen und wenn ja, unter welchen Umständen? Wir gehen auf die Suche.

BACKSTAGE

Ein Pilotprojekt erfordert die Zusammenarbeit vieler. Wir gucken hinter die Kulis-sen: So führt Dataport ein neues Verfahren ein.

DAS SPECIAL DER NEUEN AUSGABE

Alles sicher? Sicherheit hat für die IT der Verwaltung Priorität. Viele der neuen Technologien müssen für den Ge-brauch in der Verwaltung allerdings erst passend „gemacht“ werden – wir schauen genau hin, wo und wie das geht.

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STEPHEN HAWKING, BILL GATES UND ELON MUSK WARNEN VOR EINER

MENSCHEN NUTZEN 2019 VIRTUELLE DIGITALE ASSISTENTEN.

DER BÜRGER IST KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (KI) EIN BEGRIFF

75 %

1,4 MILLIARDEN

”WAY OF THE FUTURE“ HEISST EINE KIRCHE IN DEN USA, IN DER EINE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ DIE

CHINA 206JAPAN 36USA 124DEUTSCHLAND 21

AUF DER WELT (2018)

GOTTHEIT SEIN SOLL.

RUNDUMSCHLAG DATAREPORT.ONLINE