direkt!-magazin 2-2013
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Verbandsmagazin des Bundesverbandes Direktvertrieb Deutschland e.V.TRANSCRIPT
Inhalt
S. 2 Editorial
Statements und Auszug aus den Wahlprogrammen der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien zu direktvertriebsrelevanten ThemenS. 4 Julia Klöckner, CDUS. 6 Sigmar Gabriel, SPDS. 8 Philipp Rösler, FDPS. 10 Cem Özdemir,
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNENS. 12 Katja Kipping und Bernd Riexinger,
DIE LINKE
S. 14 Trend zur Verkaufsparty setzt sich fort
S. 15 LichtBlick: Energiepolitik entscheidet bei drei von zehn Deutschen über Stimmabgabe
S. 16 Gründerworkshop des BDD Mitgliedsunternehmen, Impressum
GründerlAnd deuTSchlAnd: WeG in die SelBSTändiGkeiT erleichTern
Nach einer aktuellen Umfrage* der
Europäischen Kommission ist die Anzahl der
Erwerbstätigen, die sich vorstellen können,
ein Unternehmen zu gründen, dramatisch
gesunken. Aktuell liegt ihr Anteil bei gerade
einmal 29 Prozent (2009: 41 Prozent). In China
ist der Anteil mit fast 56 Prozent doppelt
so hoch. Aufgrund des sich verschärfenden
internationalen Wettbewerbs ist dies ein
Alarmsignal für den Standort Deutschland.
Es ist deshalb die Aufgabe der Politik, ein
positives Klima für Existenzgründerinnen und
Existenzgründer zu schaffen. Menschen, die
den Mut aufbringen, ihr Berufsleben in die
eigene Hand zu nehmen, sollten aktiv von der
Politik gefördert und bürokratische Hemm-
Direkt Magazin des Bundesverbandes Direktvertrieb Deutschland
Wirtschaftsmotor direktvertrieb: die politischen Forderungen des Bdd im dialog mit der Politik setzt sich der Bundesverband direktvertrieb auch in den kommenden Jahren dafür ein, dass die Mitgliedsunternehmen die notwendigen rahmenbedingungen vorfinden, um den wirtschaftlichen erfolg der gesamten Branche weiter zu steigern. die wichtigsten Forde-rungen des Bdd im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und des Verbraucherschutzes möchten wir ihnen im Folgenden vorstellen:
! TheMA:Bundestags-Wahl2013
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* Europäische Kommission Flash Eurobarometer 354 „Unter-nehmertum in der EU und darüber hinaus“, 2012
2 | AUS DEM vErBAND
www.direktvertrieb.de
nisse beseitigt werden. Die Selbständigkeit
sollte als gleichrangige Alternative neben
der Festanstellung anerkannt werden. Dabei
sollte nach Ansicht des BDD der Einstieg in die
Selbständigkeit erleichtert und die Gewährung
des Existenzgründerzuschusses der Bundes-
agentur für Arbeit wieder zur echten Ermes-
sensentscheidung werden. Gerade Frauen und
Männer, die aus der Arbeitslosigkeit heraus
ein Unternehmen gründen wollen, benötigen
oftmals bei den ersten Schritten in die eigene
Existenz umfassende Unterstützung, vor allem
auch finanzieller Art.
VorSorGePFlichT Für SelBSTändiGe: AuSnAhMen Für Gründer und GerinGVerdiener
Der BDD unterstützt das vorhaben, eine
vorsorgepflicht für Selbständige einzuführen.
Auf diese Weise können auch diejenigen
Selbständigen vor einer verarmung im Alter
geschützt werden, die nicht schon heute
obligatorisch oder aus freien Stücken für
das Alter vorsorgen. Die Einführung einer
vorsorgepflicht für Selbständige sollte jedoch
keinesfalls dazu führen, dass bestehende
Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der
Beitragszahlung abgeschafft werden. Für
Existenzgründerinnen und Existenzgründer
sowie für Geringverdiener darf es keine
verbindliche vorsorgepflicht geben. So wäre es
ein fatales Signal an Gründungswillige, wenn
es eine gesetzliche vorschrift zur Einzahlung
in die rentenkasse ab dem ersten Tag der
Selbständigkeit geben würde. viele ange-
hende Existenzgründerinnen und Existenz-
gründer würden durch die damit verbundene
Bürokratie und die finanziellen Belastungen
von einem Sprung in die Selbständigkeit
abgeschreckt. Deutschland würde Innovati-
onskraft verlieren und damit auf lange Sicht
Wettbewerbsvorteile einbüßen. Statt bislang
drei, sollten Unternehmer in der Startphase
bis zu fünf Jahre lang von einer vorsorgepflicht
ausgenommen werden – und dies ohne vorhe-
rige Antragstellung. Gerade Personen, die mit
Mut und Ideen den Weg in die Selbständigkeit
gehen, sollten in ihrem vorhaben unterstützt
und nicht durch zusätzliche Pflichtabgaben
belastet werden. Zudem fordert der BDD, dass
Selbständige die Beiträge zur rentenversiche-
rung flexibel leisten können. Denn oftmals ver-
fügen diese Personen, anders als Angestellte,
nicht über ein planbares Einkommen.
Auch Geringverdiener müssen von der
vorsorgepflicht ausgenommen werden.
Andernfalls würden aufgrund der mit der vor-
sorgepflicht verbundenen Bürokratie und der
finanziellen Belastungen viele Personen auf
einen Nebenverdienst verzichten. In diesem
Fall besteht die Gefahr, dass Personen, die
sich hauptsächlich um Kinder oder pflegebe-
dürftige Angehörige kümmern, dauerhaft dem
Erwerbsleben fern bleiben. Das Problem des
Fachkräftemangels würde weiter verschärft,
da die Hürde des Wiedereinstiegs in das
Berufsleben mit jedem Jahr des familienbe-
dingten Aussetzens größer wird. Der BDD
unterstützt deshalb den vorschlag des Bun-
desministeriums für Arbeit und Soziales, dass
geringfügig verdienende Selbständige und
Existenzgründer wie bisher von der vorsorge-
pflicht ausgenommen bleiben sollen.
editorial
Jochen clAuSniTzer,
GESChäFTSFÜhRER
DES BUNDESVERBaNDES
DIREKTVERTRIEB
Wahltag!
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
→ Fortsetzung von Seite 1
Der Wettbewerb unter den politi-
schen Parteien ist in diesen Tagen auf
einem höhepunkt angelangt: Themen
wie die Euro-Rettung und die arbeits-
marktpolitik stehen dabei im Mittel-
punkt.
Doch auch für den Direktvertrieb
wichtige Themen, wie die Vorsorge-
pflicht für Selbständige, die Förderun-
gen von Existenzgründern und der Ver-
braucherschutz werden im Wahlkampf
thematisiert. Wir haben uns deshalb
die Programme der derzeit im Deut-
schen Bundestag vertretenen Parteien
genauer angeschaut und die für den
Direktvertrieb relevanten Positionen
zusammengetragen. außerdem lassen
wir in diesem DIREKT! Vertreterinnen
und Vertreter von CDU, FDP, SPD,
Bündnis 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE
selbst zu Wort kommen. Prominente
Gastautoren wie Julia Klöckner, Sigmar
Gabriel, Philipp Rösler, Cem Özdemir
sowie Katja Kipping und Bernd Riexin-
ger erklären ihre politischen Ziele und
erläutern, welchen programmatischen
Stellenwert der Direktvertrieb für ihre
Partei jeweils hat.
Machen Sie sich vor dem Gang an
die Wahlurne am 22. September ein
eigenes Bild, welches Parteiprogramm
Sie am überzeugendsten finden – diese
ausgabe von DIREKT! soll Ihnen dabei
helfen.
Mit besten Grüßen
Ihr Jochen Clausnitzer
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→ aktuelles über den Direktvertrieb
Etwa 640.000 selbständige Vertriebspartner sind aktuell im Direkt-
vertrieb tätig. Nach den Plänen der deutschen Direktvertriebsunternehmen werden weitere
100.000 Personen eine vertriebstätigkeit aufnehmen, so das Ergebnis einer aktuellen
Untersuchung der Universität Mannheim. Die positive Entwicklung der Direktvertriebsfirmen
spiegelt sich auch in ihrer Umsatzsteigerung wider: Seit 2007 sind die Umsätze jährlich um
elf Prozent auf über 17 Milliarden Euro im Jahr 2012 gestiegen. Der Di-
rektvertrieb ist extrem wettbewerbsfähig und bietet somit zunehmend mehr Menschen eine
flexible, familienfreundliche Beschäftigungsform. Darüber hinaus fördert er den Unterneh-
mergeist in Deutschland.
Weitere Informationen zum Direktvertrieb und zum BDD lesen Sie bitte auf Seite 14.
➜ zurück zu Seite 1 Direkt!
SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 3
FAMilienFreundlichkeiT: FlexiBle ArBeiTSModelle Fördern
Familien sind die kleinsten Einheiten des
Zusammenlebens und bilden das Funda-
ment unserer Gesellschaft. Hier übernehmen
Menschen verantwortung füreinander. Kinder
zu erziehen und Angehörige zu pflegen sind
essenzielle Aufgaben, die viele Familien für
unser Gemeinwesen übernehmen. Sie dabei
zu unterstützen ist eine Pflicht für uns alle. Die
Politik sollte deshalb flexible Arbeitsmodelle
fördern, um den wechselnden Bedürfnissen der
Menschen gerecht zu werden. Eine selbständige
Tätigkeit im Direktvertrieb ist ein solches Modell:
vertriebspartnerinnen und vertriebspartner im
Direktvertrieb können frei entscheiden, wann
und wo sie arbeiten wollen. Diese Möglichkeit,
die persönliche Belastung durch unterschiedliche
verpflichtungen zu verringern, ist ein starker
Anreiz zur Aufnahme einerBeschäftigung im Di-
rektvertrieb. Es ist aus unserer Sicht Aufgabe der
Politik, solche familienfreundlichen Einkommens-
formen weiter zu ermöglichen und zu fördern.
VerBrAucherSchuTz: inTereSSen der WirTSchAFT BerückSichTiGen
verbraucherschutzpolitik sollte die freie
Kaufentscheidung der Konsumenten und damit
den Wettbewerb fördern. Außerdem kann
verbraucherschutz ein wichtiges Instrument
sein, um das vertrauen der Kunden zu stärken.
So führten die Mitglieder des BDD bereits 1980
freiwillig das Widerrufsrecht ein. Die Tatsache,
dass bei über zwölf Millionen Bestellungen bei
den BDD-Mitgliedsunternehmen im Jahr 2012
nur jeder 230. vertrag widerrufen wurde – und
das bei steigenden Umsätzen –, belegt, dass
kluger verbraucherschutz Kunden und Unterneh-
men dient. Ein überzogenes verbraucherschutz-
niveau kann dagegen zu Missbrauch einladen
und für kleine und mittlere Unternehmen sogar
existenzbedrohend sein. In vielen Fällen erhöhen
zum Teil gut gemeinte vorschriften lediglich den
verwaltungs- und Kostenaufwand für Unterneh-
men, ohne für verbraucher spürbare vorteile zu
schaffen. So führt der überbordende Katalog an
Informationspflichten, wie er beispielsweise in
der EU-verbraucherrechterichtlinie vorgesehen
ist, wohl kaum zu mehr Klarheit für den verbrau-
cher. Bei der zukünftigen regulierung des ver-
braucherschutzes sollte deshalb der Gesetzgeber
die Interessen der Wirtschaft und verbraucher
gleichermaßen im Blick behalten. Dies ist den
Abgeordneten des Deutschen Bundestages
bei der Umsetzung der EU-verbraucherrechte-
richtlinie gelungen. Die Parlamentarier sind bei
ihrer Entscheidung im Juni 2013 nicht über die
Anforderungen der richtlinie hinausgegangen
und haben so den Unternehmen zusätzliche
Belastungen erspart. Auf Anregung des BDD
wurden zudem die vorhandenen Handlungs-
spielräume genutzt, um mehr rechtssicherheit
zu schaffen. So wird es zukünftig kein unbefris-
tetes Widerrufsrecht mehr geben, wenn über
dieses nicht oder unvollständig informiert wurde.
Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages
haben auf diese Weise einen zu weit gehenden
verbraucherschutz wieder auf ein sinnvolles Maß
zurückgeführt. Der BDD wird auch in Zukunft für
ein ausgewogenes und sinnvolles verbraucher-
schutzniveau eintreten.
rechTSdurchSeTzunG: VorrAnG Für AuSSerGerichTliche STreiTBeileGunG
Die Kundenzufriedenheit liegt den im
Bundesverband Direktvertrieb organisierten
Unternehmen besonders am Herzen. So treten
die BDD-Mitgliedsunternehmen durch die
verhaltensstandards des Direktvertriebs für
ein faires Miteinander in der Branche ein.
Als leitlinien für ein sauberes Marktverhal-
ten schützen die verhaltensstandards des
Direktvertriebs Kunden und vertriebspartner
über das gesetzliche Maß hinaus. Der BDD
bietet seinen Mitgliedern zudem in Koopera-
tion mit dem Online-Schlichter des Zentrums
für Europäischen verbraucherschutz e.v. (ZEv)
die Teilnahme an einem Online-Schlichtungs-
verfahren an. Unstimmigkeiten zwischen
Unternehmen und Kunden können auf diese
Weise unbürokratisch und schnell geklärt
und langwierige gerichtliche Auseinanderset-
zungen vermieden werden. Die Einführung
kollektiver rechtsschutzinstrumente lehnt der
BDD jedoch ab. Die Erfahrungen mit den US-
amerikanischen Sammelklagen zeigen, dass
von solchen Klagen erhebliches Gefahrenpo-
tenzial für die Wirtschaft ausgeht. So muss ein
Drittel der von einer Sammelklage betroffenen
Unternehmen Insolvenz anmelden. Die bloße
Androhung einer Sammelklage wirkt sich
negativ auf die Aktienkurse der betroffenen
Unternehmen aus, und Unternehmen werden
auf diese Weise erpressbar. Um Waffen-
gleichheit zu wahren, sollte die Politik auf
das bewährte Individualklagesystem setzen
und zudem Instrumente außergerichtlicher
Streitbeilegungsverfahren fördern.
dATenSchuTz: MiT AuGenMASS ModerniSieren
Eine Harmonisierung und Modernisierung
des Europäischen Datenschutzrechts wird vom
BDD ausdrücklich befürwortet, solange dies mit
Maß und Ziel erfolgt. Um die Belastung von Un-
ternehmen durch noch mehr Informationspflich-
ten, Bürokratie und Mehrkosten zu vermeiden,
bedarf es ausgewogener, praxisorientierter und
sachgerechter Datenschutzregelungen. Insbe-
sondere darf die Möglichkeit von Unternehmen,
werblichen Kontakt mit ihren Kunden aufzuneh-
men, nicht in einem unverhältnismäßigen Um-
fang beschränkt werden. Ein freier Wettbewerb
zwischen Unternehmen im Binnenmarkt ist nur
denkbar, wenn diese ausreichende Möglichkei-
ten zur (Neu-)Kundenwerbung haben.
Der BDD fordert die politischen Entschei-
dungsträger auf, die Interessen des Direkt-
vertriebs bei den Koalitionsverhandlungen
zu berücksichtigen und für die Sicherung der
Erwerbschancen von über 600.000 vertriebspart-
nern in Deutschland einzutreten.
Foto
BDD
Jochen Ackervorstandsvorsitzender des BDD und Autor dieses Beitrags
www.direktvertrieb.de
4 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013
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SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG„Die Zukunft unseres landes liegt in einer leistungsfähigen Wirt-
schaft, die auch weiter mit Ideenreichtum und Kreativität Produkte und
Dienstleistungen entwickelt, die bei uns und im Ausland nachgefragt
sind. Gerade hierfür brauchen wir Existenzgründer, die ihre Ideen
verwirklichen wollen und auf diesem Weg Arbeitsplätze und Wohlstand
schaffen. Ob dies gelingt, hängt entscheidend davon ab, auch künftig
genug Menschen zu haben, die den Mut und die Tatkraft haben, sich
selbständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Bislang sind es vor allem Menschen unter 40 Jahren, die diesen Schritt
wagen. Im Zuge des Bevölkerungswandels wird diese Altersgruppe in
Zukunft aber besonders stark zurückgehen. Umso wichtiger ist es, in
Deutschland passende rahmenbedingungen mit geeigneten Finan-
zierungsmodellen, die zu mehr Unternehmensgründungen auch durch
Ältere führen, zu schaffen. Wir wollen daher die Gründungsfinanzierung
ausbauen. Für Existenzgründer wollen wir einen leichteren Zugang zu
Welchen Stellenwert haben Unterneh-mertum und insbesondere der Direkt- vertrieb in Deutschland für die CDU?
Der Mittelstand ist und bleibt das rück-
grat unserer Wirtschaft und einer der Garan-
ten für unseren Wohlstand. Seine Betriebe
und Unternehmen sind nicht nur die größten
Arbeitgeber des landes, sondern auch Im-
pulsgeber und Ideenfabriken. Aber nicht nur
der wirtschaftliche Erfolg ist wichtig. Gerade
im Mittelstand werden Prinzipien der Sozia-
len Marktwirtschaft mit leben gefüllt – etwa
durch verantwortliches Unternehmertum.
Auch der Bereich Direktvertrieb kann und
sollte hier seinen Beitrag leisten.
Wie stehen Sie zu dem Thema Vorsorge-pflicht für Selbständige?
Selbständige sind oft nur unzureichend
für das Alter oder Krankheitsfälle abgesi-
chert. CDU und CSU wollen ihren sozialen
Schutz verbessern und eine Altersvorsorge-
pflicht für alle Selbständigen einführen, die
nicht bereits anderweitig abgesichert sind.
Dabei sollen sie zwischen der gesetzlichen
rentenversicherung und anderen vorsorge-
arten wählen können. Wir werden lösungen
entwickeln, die auf bereits heute selbstän-
dig Tätige rücksicht nehmen und Selbstän-
dige in der Existenzgründungsphase nicht
überfordern.
Welche Bedeutung hat für Sie das Thema außergerichtliche Streitbeilegung im Bereich des Verbraucherschutzes?
CDU und CSU sehen in der außergericht-
lichen Streitbeilegung viele vorteile für ver-
braucher wie Unternehmen, denn die ver-
fahren sind in der regel weniger aufwändig,
kostspielig und langwierig als Gerichtsver-
fahren. Deshalb werden wir Möglichkeiten
zur außergerichtlichen Streitschlichtung
ausbauen. Wir werden einen bundesweiten
Online-Schlichter einführen und für nahezu
alle Streitigkeiten aus verbraucherverträgen
ein Netz an Schlichtungsstellen einrichten.
Welchen Beitrag können Selbstver-pflichtungen der Wirtschaft leisten, um Verbraucher und Vertriebspartner im Direktvertrieb zu schützen?
Für CDU und CSU haben Selbstverpflich-
tungen der Wirtschaft grundsätzlich vorrang
vor gesetzlichen regelungen. Wenn die
Wirtschaft selbst faire Bedingungen auf
den Märkten gewährleistet, dann muss der
Gesetzgeber nicht eingreifen. Wir erwarten
aber von der Wirtschaft, dass sie Selbstver-
pflichtungen, zum Beispiel über regelungen
zur Information und Kontrolle sowie über
Sanktionen, verbindlich gestaltet. Auch
können Selbstverpflichtungen gesetzliche
regelungen nicht komplett ersetzen.
Selbstverpflichtungen der Wirtschaft haben Vorrang vor gesetzlichen regelungen
Positionen der cdu/cSu zu direktvertriebsrelevanten Themen
Julia klöckner, stellvertretende cdu-Bundesvorsitzende, Vorsitzende der cdu rheinland-Pfalz und Vorsitzende der cdu-Fraktion im landtag von rheinland-Pfalz im interview
Julia klöcknerstellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz
Foto
:CDU
DIREKt!
SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 5
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Wagniskapital eröffnen, mit dem sich Investoren an jungen Unterneh-
men beteiligen, in denen vielversprechende Ideen umgesetzt werden.
Auch den Zugang zu sogenannten „Business Angels“, die den jungen
Unternehmen in der Startphase mit rat und Kapital zur Seite stehen,
wollen wir erleichtern.“
„Das Programm zur Förderung von Wagniskapital mit Hilfe von
Investitionszuschüssen wollen wir verlängern und auf insgesamt 300
Millionen Euro verdoppeln. Damit die Zuschüsse in voller Höhe den
jungen Unternehmern zu Gute kommen und ihre Wirkung entfalten
können, wird diese Förderung von der Ertragsbesteuerung freigestellt.
Wir werden uns auch in Europa dafür einsetzen, die rahmenbedingun-
gen für junge, innovative Unternehmen weiter zu stärken.“
„ Mit einer Änderung des Insolvenzrechts haben wir die Grundlage
geschaffen, dass Unternehmensgründer auch im Falle des Scheiterns
besser als bisher eine zweite Chance erhalten.“
zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe „In Deutschland gibt es rund 2,6 Millionen Selbständige ohne
eigene Mitarbeiter. viele von ihnen sind oft nur unzureichend für das
Alter oder Krankheitsfälle abgesichert. Wir wollen ihren sozialen Schutz
verbessern und eine Altersvorsorgepflicht für alle Selbständigen ein-
führen, die nicht bereits anderweitig abgesichert sind. Dabei sollen sie
zwischen der gesetzlichen rentenversicherung und anderen vorsorge-
arten wählen können. Wir werden lösungen entwickeln, die auf bereits
heute selbständig Tätige rücksicht nehmen und Selbständige in der
Existenzgründungsphase nicht überfordern.“
VerBrAucherSchuTzPoliTik„Unser leitbild ist der eigenverantwortlich handelnde verbraucher.
Er braucht transparente, verständliche und vergleichbare Angebote.
Aufgabe von verbraucherpolitik ist es, dafür zu sorgen, dass die Produk-
te sicher sind und die verbraucher verständliche Informationen erhal-
ten. verbraucher brauchen starke rechte, aber keine Bevormundung.
Angesichts des freien Warenverkehrs in Europa und des zunehmenden
weltweiten Handels reichen nationale regelungen allein nicht mehr
aus, um verbraucher wirksam zu schützen. Deshalb setzen wir uns dafür
ein, die EU-verbraucherpolitik auszubauen und das hohe deutsche
Schutzniveau in ganz Europa zu verankern.“
„verbraucher dürfen am Telefon nicht mehr mit Werbeanrufen be-
lästigt werden und wer sich in der Warteschleife von Servicenummern
befindet, muss dafür nicht mehr bezahlen.“
„Deshalb werden wir Organisationen zur Beratung der verbraucher,
wie zum Beispiel die Stiftung Warentest und den verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv), weiter unterstützen. Darüber hinaus werden wir
einen „Sachverständigenrat für verbraucherpolitik“ mit unabhängigen
Experten und Wissenschaftlern einrichten. Er soll regelmäßig einen „la-
gebericht der verbraucher“ mit Empfehlungen an die Politik erstellen.
Die in Deutschland in den vergangenen Jahren erfolgreich verankerte
verbraucherforschung werden wir ausbauen und weiter vernetzen, um
neueste Erkenntnisse in die verbraucherpolitik einfließen zu lassen.“
Wir werden das Projekt „Klarheit und Wahrheit“ mit der Internet-
plattform „lebensmittelklarheit.de“ auch für andere Felder entwickeln,
wie zum Beispiel bei Haushaltswaren und Bedarfsgegenständen. Auf
dieser Internetplattform können verbraucher Produkte nennen, von
denen sie sich getäuscht fühlen. Die verbraucherzentrale bewertet
die Kennzeichnung und die betroffenen Unternehmen können dazu
Stellung nehmen.“
„Gemeinsam mit rechtsexperten, verbraucher- und Datenschüt-
zern sowie Wissenschaftlern werden wir Kriterien für einen Check
Allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB-Check) entwickeln. Er soll
die verbraucherfreundlichkeit transparent machen. Wir wollen, dass
hochwertige und benutzerfreundliche Produkte ein Markenzeichen der
deutschen Wirtschaft bleiben. Dafür werden wir ein verbraucher-Siegel
schaffen. Unternehmen können sich damit ihre verbraucherfreundlich-
keit bestätigen lassen. Anhand dieses Gütesiegels lassen sich dann
verbraucherfreundliche Unternehmen besonders leicht erkennen. Das
schafft ein Mehr an vertrauen und Sicherheit.“
„verbraucher sollen im Streitfall schnell und einfach zu ihrem recht kom-
men. Dazu werden wir einen bundesweiten Online-Schlichter einführen, der
unbürokratisch hilft, wenn beim Kauf im Internet etwas schief geht.“
ArBeiTSMArkTPoliTik „Ein ebenso zentraler Punkt für Familien ist der Faktor Zeit. Eltern
brauchen Zeit für ihre Kinder. Nachhaltige Familienpolitik heißt für CDU
und CSU deshalb, mehr Zeit für Familie zu ermöglichen. Wir wollen eine
familienfreundliche Arbeitswelt. Deshalb unterstützen wir Unternehmen
dabei, Arbeitsplätze besser auf die Bedürfnisse von Familien anzupas-
sen. Dazu zählen flexible Arbeitszeiten, Teilzeit und Telearbeit wie auch
Betriebs-Kitas und die Zusammenarbeit mit Kinderbetreuungseinrich-
tungen mit flexiblen Betreuungszeiten. Wir sind überzeugt, dass Mo-
delle, bei denen beide Elternteile eine sogenannte vollzeitnahe Teilzeit
– also gut 30 Stunden pro Woche – arbeiten, auch in Deutschland noch
öfter möglich sind.
Zu einer familienfreundlichen Arbeitswelt gehört auch, dass fami-
lienbedingte Auszeiten nicht zum Karrierehemmnis werden und ein
Wiedereinstieg gut möglich ist.
Deshalb wollen wir gemeinsam mit den Arbeitgebern nach Möglich-
keiten suchen, wie Beschäftigte auch während der Familienphase ihre
Fachkenntnisse und Fertigkeiten in Weiterbildungsmaßnahmen erhalten
und verbessern können. Dies wollen wir durch ein „Wiedereinstiegs-BAföG“
unterstützen, insbesondere in Wirtschaftszweigen, in denen Fachkenntnisse
und berufliches Wissen ständig Neuerungen unterliegen.
Familie und Beruf zeitlich besser miteinander zu vereinbaren, kann
auch durch Unterstützung im Haushalt erleichtert werden. Dazu werden
wir für Familien die Inanspruchnahme von haushalts- und familienun-
terstützenden Dienstleistungen weiter erleichtern.“
„Mit einer neuen lebenszeitpolitik wollen wir bessere Möglichkei-
ten eröffnen, um berufliche Auszeiten zur Erziehung von Kindern, zur
Weiterbildung, aber auch für die Pflege der eigenen Eltern oder anderer
Angehöriger zu ermöglichen.“
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6 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013
Welchen Stellenwert haben Unterneh-mertum und insbesondere der Direkt- vertrieb in Deutschland für die SPD?
verantwortungsbewusste Unterneh-
merinnen und Unternehmer sind wichtige
Gesprächspartner für die SPD, mit denen ich
einen engen Austausch pflege. Es gibt viele
Bereiche, wo es große Übereinstimmungen
gibt, zum Beispiel in der Energie- und Indust-
riepolitik, einer modernen Bildungs- und Be-
treuungspolitik, die das widersinnige „Betreu-
ungsgeld“ ablehnt und Bildungsgerechtigkeit
fördert, oder auch einer Infrastrukturpolitik,
die Deutschland fit für die Zukunft macht.
Wir glauben, dass Deutschland mit
seiner diversifizierten Wirtschaftsstruktur
und den vielfältigen vertriebswegen in einer
guten Ausgangsposition ist, um kommen-
den Herausforderungen zu begegnen. Der
Direktvertrieb ist integraler Bestandteil dieser
Wirtschaftsstruktur und ist in bestimmten
Bereichen unverzichtbar.
Wie stehen Sie zu dem Thema Vorsorgepflicht für Selbständige?
Derzeit sind rund 4,5 Millionen Men-
schen in Deutschland selbständig. rund 2,4
Millionen davon beschäftigen keine Mitar-
beiter, sind „Solo-Selbständige“. Besonders
sie sind gefährdet, mangels vorsorge im Alter
auf Grundsicherung angewiesen zu sein.
Um diesen Menschen eine Alterssicherung
zu ermöglichen, treten wir für die Einbezie-
hung der Selbständigen ohne obligatorische
Altersversorgung in die gesetzliche rentenver-
sicherung ein. Die Beiträge sollen angemes-
sen und einkommensabhängig ausgestaltet
werden, um eine übermäßige Belastung von
Existenzgründern und Solo-Selbständigen zu
vermeiden.
Diejenigen, die bereits in der gesetzlichen
rentenversicherung, als Beamtinnen und
Beamte, in berufsständischen versorgungs-
werken oder anderen Einrichtungen eine
obligatorische Alterssicherung haben, sind
davon unberührt.
Die Einbeziehung der Selbständigen
ohne obligatorische Altersversicherung wird
auch verfassungsrechtliche Aspekte und die
Wahrung bereits erworbener Ansprüche be-
rücksichtigen müssen und deshalb langfristig
angelegt sein.
Welche Bedeutung hat für Sie das Thema außergerichtliche Streit- beilegung im Bereich des Verbraucher-schutzes?
Gerade beim verbraucherschutz kommt
der außergerichtlichen Streitbeilegung (ADr)
eine hohe Bedeutung zu. Die vorhandenen
Möglichkeiten müssen deswegen ausgebaut
und ausgeweitet werden. Denn die Durch-
setzung der rechtsansprüche vor Gericht
scheitert häufig daran, dass verbraucher ge-
richtliche verfahren als zu teuer, zeitaufwän-
dig, bürokratisch, umständlich und ineffektiv
einschätzen. Auch für die Unternehmen sind
gerichtliche Auseinandersetzungen mit einem
hohen Aufwand verbunden.
Ziel sollte es sein, für alle verbraucherrele-
vanten Sektoren die Möglichkeit eines ADr-
verfahrens bei Streitigkeiten zwischen ver-
brauchern und Unternehmen sicherzustellen,
einheitliche Qualitätsstandards vorzugeben
und die Unternehmen zur aktiven Information
ihrer Kunden über die Möglichkeiten von ADr
zu verpflichten.
Welchen Beitrag können Selbst- verpflichtungen der Wirtschaft leisten, um Verbraucher und Vertriebspartner im Direktvertrieb zu schützen?
Selbstverpflichtungen können einen wirk-
samen Beitrag zum verbraucherschutz leisten.
voraussetzung ist, dass sie transparent ge-
macht und eingehalten werden. Idealerweise
enthalten sie klare regeln und verfahren, um
die Einhaltung der Selbstverpflichtungen zu
garantieren. Selbstverpflichtungen funktionie-
ren besonders gut „im Schatten der Hierar-
chie“, d. h. sie können staatliche regulierung
solange und insoweit ersetzen, wie sie einge-
halten werden und den verbrauchern einen
angemessenen Schutz verschaffen. regelmä-
ßig sind Selbstverpflichtungen komplementär
zu staatlicher regulierung und ergänzen sich
wechselseitig.
direktvertrieb ist ein integraler Bestandteil der Wirtschaftsstruktur
Sigmar Gabriel, Vorsitzender der SPd, im interview
Sigmar GabrielVorsitzender der SPD
Foto
: SPD
Direkt!
SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 7
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SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG„Wir wollen die rahmenbedingungen zur Entfaltung von Mittel-
stand, Selbständigkeit und Existenzgründung verbessern. Deutschlands
wirtschaftlicher Wohlstand beruht zu einem erheblichen Teil auf dem
Einsatz seiner Selbständigen. Die Selbständigenquote in Deutschland
ist dabei mit ca. zehn Prozent im internationalen vergleich nach wie
vor unterdurchschnittlich. Gerade beim Sprung ins Informations- und
Wissenszeitalter muss Deutschland sich stärker als Selbständigengesell-
schaft aufstellen. vor allem in den kleinen und mittleren Unternehmen
und auch in den freien Berufen entstehen Ausbildungs- und Arbeitsplät-
ze von morgen. Deshalb wollen wir auf die Förderung dieses Bereichs in
unserer Wirtschaftspolitik ein besonderes Augenmerk legen und bereits
in der schulischen und beruflichen Ausbildung mehr junge Menschen
für die Selbständigen begeistern.“
zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe„Solo-Selbständige, befristet Beschäftigte und andere Formen
prekärer Beschäftigung wollen wir besser absichern, etwa durch eine
Ausweitung der rahmenfrist zum Erwerb von Anwartschaften in der
Arbeitslosenversicherung auf drei Jahre, durch die Aufnahme von
Solo-Selbständigen in die gesetzliche rentenversicherung sowie die
Durchsetzung sozialer Mindeststandards und -honorare in öffentlich
geförderten Projekten und Einrichtungen.“
„Wir wollen eine Solidarrente einführen: Wer langjährig der gesetzli-
chen rentenversicherung angehört und Beiträge gezahlt hat, muss eine
rente deutlich oberhalb der Grundsicherung erhalten.“
„Die Einbeziehung der Selbständigen ohne obligatorische Altersversor-
gung in die gesetzliche rentenversicherung reduziert ihr Armutsrisiko im
Alter. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, die gesetzliche
rentenversicherung zur Erwerbstätigenversicherung auszubauen.“
„Alle Bürgerinnen und Bürger sollen durch die Bürgerversicherung
unabhängig von ihrer lebenslage oder ihrem Erwerbsstatus eine gute
Kranken- und Pflegeversicherung haben. Wir wollen die Arbeitslosen-
versicherung zu einer Arbeitsversicherung für Alle weiterentwickeln.
Das hilft den Menschen, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten und in
Beschäftigung zu bleiben. Mit der Ausweitung des versichertenkreises
in der gesetzlichen rentenversicherung machen wir einen Schritt zu
einer Erwerbstätigenversicherung, in der alle zu gleichen Bedingungen
für das Alter und bei Erwerbsminderung versichert sind. Wir werden die
Grundsicherung im SGB II und SGB XII so gestalten, dass sie die vorga-
ben des Bundesverfassungsgerichts erfüllt. Das heißt: ein transparentes
und sachgerechtes verfahren, realitätsnah und nachvollziehbar.“
VerBrAucherSchuTzPoliTik„Wir wollen die Beratung und Information in Bund und ländern
weiter ausbauen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Stiftung
Warentest, dem verbraucherrat des DIN und den verbraucherzentralen
zu. verbraucherinnen und verbraucher sollen mehr rechte auf gute
Information bekommen. Dazu werden wir das durch Schwarz-Gelb
schwach ausgestaltete verbraucherinformationsgesetz verbessern:
Der Anwendungsbereich muss auf alle Produkte und Dienstleistungen
erweitert, die Informationspflicht der Behörden klar geregelt und sogar
ein begrenzter Informationsanspruch gegenüber den Unternehmen
geschaffen werden. Wir werden die verbraucherforschung ausbauen
und ihre Ergebnisse nutzen, um Instrumente und Maßnahmen zu entwi-
ckeln, die der vielfalt der verbraucherinnen und verbraucher und ihrer
Bedürfnisse rechnung tragen.“
„Zudem prüfen wir die Einrichtung einer staatlichen „verbraucher-
Ombudsperson” nach dem vorbild Dänemarks, die die Durchsetzung
von Gesetzen und verordnungen beaufsichtigen soll. Wir wollen mit der
Etablierung von „Marktwächtern” in allen wichtigen Feldern – Finanzen,
Gesundheit, lebensmittel, Energie und digitale Welt – den verbraucher-
schutz stärken. „Marktwächter” sind – staatlich beauftragte – zivilge-
sellschaftliche verbraucherschutzorganisationen wie die verbraucher-
zentralen. Die „Marktwächter” sollen den Markt beobachten, unlautere
Praktiken aufspüren, Hinweise systematisch erfassen und Missstände
an die Aufsicht weitergeben.“
ArBeiTSMArkTPoliTik „Wir wollen den raum dafür schaffen, dass Menschen besser über ihre
Zeit verfügen können. Wir wollen sie stärker dabei unterstützen, Beruf,
Familie und Engagement zu vereinbaren. Dauer und lage der Arbeitszeit
beeinflussen die Teilhabe am gesellschaftlichen leben, an kulturellen, so-
zialen und ehrenamtlichen Betätigungen der Menschen. Es bedarf sowohl
familiengerechter Arbeitszeiten im Betrieb als auch einer besseren Infra-
struktur und verlässlicher rechtsansprüche bei der Bildung und Betreuung
von Kindern und Pflegebedürftigen. Auch väter wollen sich verstärkt in die
Familie einbringen und mehr Zeit investieren. Dabei brauchen sie unsere
Unterstützung. Eine Familienarbeitszeit soll Eltern erlauben, ihre Arbeitszeit
zeitlich befristet partnerschaftlich zu reduzieren (z.B. 30-Stunden-Woche),
ohne dass dies zu lasten ihrer beruflichen Entwicklung geht. Wir werden
im Teilzeit- und Befristungsgesetz für Eltern und pflegende Angehörige den
rechtsanspruch auf reduzierung der Arbeitszeit um ein rückkehrrecht zur
alten Arbeitszeit ergänzen. Wir werden das bestehende Diskriminierungs-
verbot im Teilzeit- und Befristungsgesetz durchsetzen. Arbeit muss mit
leben und Familie vereinbar sein.“
„Es geht darum, den Bedürfnissen der Beschäftigten über verschie-
dene Phasen des Erwerbslebens besser gerecht zu werden. Jobs auf
unterschiedlichen Hierarchieebenen müssen flexibel mit verschiedenen
Wochenstunden geleistet werden können. Die Möglichkeiten von
Job-Sharing sollen ausgebaut werden. Die Arbeitszeiten sollen dem le-
bensverlauf folgen. Dafür werden wir den rechtsanspruch auf Arbeits-
zeitreduzierung konkretisieren und stärken.
Wir wollen Betriebe in dieser revolution des Arbeitsmodells unter-
stützen: Sie brauchen Anreizsysteme zur Einführung von lebensarbeits-
zeitkonten und Arbeitszeitkonten, die kurzzeitige Arbeitsunterbrechun-
gen bspw. für Pflege und Betreuung oder längere Unterbrechungen für
Weiterbildung ermöglichen. Wir brauchen eine neue Arbeitskultur. Es
muss um Ergebnisse der Arbeit gehen statt um Anwesenheitszwang
und Überstunden.“
Positionen der SPd zu direktvertriebsrelevanten Themen
www.direktvertrieb.de
8 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013
Unser gemeinsames Anliegen ist es, vom
verbraucher her zu denken. Transparenz und In-
formationen über Dienstleistungen und Produkte
sollen den verbraucher in die lage versetzen,
selbstbestimmt auswählen zu können. Eine
funktionierende soziale Marktwirtschaft braucht
das vertrauen der Marktteilnehmer zueinander.
Das gilt insbesondere für den Direktvertrieb,
bei dem Anbieter und Kunden vom persönlichen
Kontakt profitieren. Ob klassischer vertreter-
besuch, lieferdienst oder Einkaufsparty mit
Freunden und Bekannten – die kontinuierlichen
Umsatzsteigerungen zeigen, dass Ihre Angebote
überzeugen und auch den sich wandelnden
modernen Kundeninteressen gerecht werden.
Damit das auch in Zukunft so bleibt, haben Sie
mit Online-Shops das Angebot komplettiert.
Ich begrüße sehr, dass Sie sich mit den ver-
bandseigenen verhaltensstandards zu einem fai-
ren Umgang gegenüber den verbrauchern und
vertriebspartnern verpflichten. Diese Maßstäbe
an sich selbst machen gesetzliche regelungen
entbehrlich. Hier zeigt sich redliches Unterneh-
mertum, das wir seit jeher unterstützen.
Und wenn es dennoch zu Unstimmigkeiten
gekommen ist, erleichtert die außergerichtliche
Streitbeilegung den verbrauchern die rechts-
durchsetzung. Deshalb freue ich mich, dass Ihr
verband auch ein Online-Schlichtungsverfahren
anbietet. Das erhöht das vertrauen und ermög-
licht den verbrauchern wie den Anbietern eine
schnelle und kostengünstige Möglichkeit der
Klärung.
Wir liberalen setzen auf mehr Wettbewerb
und auf die Kraft liberaler Ordnungspolitik.
Deshalb wollen wir beispielsweise die Unter-
nehmensteuer wachstumsfreundlich moderni-
sieren und teure und überflüssige Bürokratie
abbauen. Und wir wollen mehr Selbständigkeit
in Deutschland. Eine vorsorgepflicht sehen wir
daher grundsätzlich kritisch. Auch hier erhält die
Eigenverantwortung den vorzug.
➜ zurück zu Seite 1
ein Geschäftsmodell des Vertrauens
Positionen der FdP zu direktvertriebsrelevanten Themen
Gastbeitrag von dr. Philipp rösler, Bundesvorsitzender der FdP und Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
Philipp röslerBundesvorsitzender der Freien Demokrati-schen Partei, Bundesminister für Wirt-schaft und Technologie
Foto
: FDP
SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG
„Wir wollen mehr Selbständigkeit in
Deutschland. Deutschland weist im internatio-
nalen vergleich einen unterdurchschnittlichen
Anteil an Selbständigen und Existenzgründern
auf. Das wollen wir ändern, denn neben den
unbestrittenen wirtschaftlichen vorteilen ist
die Gründungs- und Gründerfreundlichkeit
einer Gesellschaft ein wichtiger Ausdruck ihrer
liberalität. Deshalb werden wir durch eine
Evaluation des veränderten arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumentes des Gründungszuschusses
prüfen, ob auch ein solches niedrigschwelliges
Förderprogramm aus Beitrags- oder Steuer-
mitteln dazu wieder einen stärkeren Beitrag
leisten kann. Dazu kommen kann beispiels-
weise die Prüfung zusätzlicher steuerlicher An-
reizmodelle für Geber von Wagniskapital und
eine verbesserung des Bildes von Existenz-
gründungen und Selbständigkeit etwa durch
Berücksichtigung in schulischen lehrplänen.“
zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe
„Wir wollen private vorsorge für jeden,
auch für Geringverdiener, attraktiv machen.
Daher dürfen Einkommen aus privater und
DIREKt!
SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 9
➜ zurück zu Seite 1
betrieblicher vorsorge nur teilweise auf die
Grundsicherung im Alter angerechnet werden.
Dies ist ein wirksamer Beitrag, der Gefahr
zukünftiger Altersarmut frühzeitig entgegen-
zuwirken. Wir wollen außerdem Selbständigen
den Weg zur riester-Förderung eröffnen.“
„In der Diskussion über die Einführung
einer rentenversicherungspflicht für Selbstän-
dige sprechen wir uns grundsätzlich gegen
eine gründungs- und innovationsfeindliche
Zwangslösung aus. Diese bedroht die Existenz
von Selbständigen und die Entstehung von
Arbeitsplätzen: Wer heute schon vorsorgt, wird
seine vorsorge gegebenenfalls mit massiven
verlusten umstrukturieren müssen – und die-
jenigen, die sich aufgrund fehlender Gewinne
eine Altersvorsorge noch nicht leisten können,
werden in die Insolvenz und in die Abhän-
gigkeit von staatlichen Transfersystemen
getrieben.“
„Weiterhin streben wir eine flexible An-
rechnung von Selbständigkeit, bei Alleiner-
ziehenden und bei Teilzeitmodellen während
der Elternzeit an. Für Selbständige wollen wir
faire Bedingungen beim Elterngeld schaffen.
Das Einkommen, das sich Selbständige vor
ihrer Elternzeit erarbeitet haben, ihnen aber
erst während der Elternzeit gezahlt wird, soll
nicht auf das Elterngeld angerechnet werden
und damit zu einer Kürzung des Elterngeldes
führen.“
VerBrAucherSchuTzPoliTik
„Für liberale ist vom verbraucher her zu
denken eine Kernaufgabe. Denn verbraucher-
politik verbindet die Traditionen einer klugen
Wirtschafts- mit freiheitlicher Bürgerrechtspo-
litik. liberale verbraucherpolitik setzt deshalb
auf eine Stärkung des verbrauchers auf dem
Markt. Wir sorgen dafür, dass verbraucher
durch Transparenz und Informationen über
Dienstleistungen und Produkte in die lage
versetzt werden, selbstbestimmt auswäh-
len zu können. Unsere verbraucherpolitik
ermöglicht und ermuntert selbstbestimmte
Entscheidungen. liberale verbraucherpolitik
wendet sich gegen politische Bevormun-
dung durch Formen der Konsumsteuerung.
Deshalb lehnen wir eine Ausweitung von
Werbeverboten oder die Einführung spezi-
fischer Konsumsteuern ab. Schlupflöcher für
Betrüger und Abzocker schließen wir. Denn
effizienter verbraucherschutz ist Wirtschafts-
politik für jedermann. Eine funktionierende
Marktwirtschaft braucht das vertrauen der
Marktteilnehmer zueinander. Deshalb vertei-
digt effizienter liberaler verbraucherschutz die
redlichen Unternehmer gegen die „windigen“.
Im Streitfalle erleichtern wir verbrauchern die
rechtsdurchsetzung.“
„Im Bereich telefonischer Servicehotlines
wollen wir Anrufentgelte aus dem Mobilfunk
denen aus dem Festnetz angleichen. Für
telefonische Auskunftsdienste wollen wir
Preistransparenz durch eine verpflichtende
Preisansage vor Beginn der Entgeltpflicht
einführen.“
„Der Inhaber einer reisegewerbekarte hat
dem zuständigen Ordnungsamt nachgewie-
sen, dass kein Zweifel an seiner persönlichen
Zuverlässigkeit besteht. Er bietet in der
reisegewerbekarte genannte Dienstleis-
tungen legal an. Daher darf er nicht länger
bei Werbung, Angebotsunterbreitung und
Auftragsannahme eingeschränkt werden.“
ArBeiTSMArkTPoliTik
„Wir wollen das liberale „AlterNsmanage-
ment“ als Organisationsform einer lebens-
phasenorientierten und präventiven Perso-
nalpolitik in Unternehmen und öffentlicher
verwaltung einführen. Auf der Basis eigener
verantwortungsbereiche für jeden Beschäftig-
ten sind laufbahnbegleitende Weiterbildung,
familienorientierte Arbeitszeiten, altersent-
sprechende Arbeitsplätze und abwechslungs-
reiche Tätigkeiten die besten Instrumente zur
Förderung von lernfähigkeit und leistungs-
bereitschaft in jedem Alter. Sie bilden letztlich
die beste Garantie für Zufriedenheit im Beruf.
Die Herausforderungen des demographischen
Wandels können nur in gemeinsamer verant-
wortung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern
bewältigt werden.“
„Wir wollen die vereinbarkeit von Fa-
milie und Beruf erleichtern. Wer für andere
Menschen verantwortung übernimmt, soll
das nicht um den Preis eigener Chancen tun
müssen. Deshalb wollen wir die Nutzung von
flexiblen Arbeitszeitmodellen, Home-Office-
Möglichkeiten, Freistellungsjahren und den
Wechsel zwischen voll- und Teilzeit in Unter-
nehmen weiter erleichtern.
Wir wollen die Inanspruchnahme des
Elterngeldes durch bessere Teilzeit-Möglich-
keiten weiter flexibilisieren und die Partner-
monate stärken. Weiterhin streben wir eine
flexible Anrechnung von Selbständigkeit, bei
Alleinerziehenden und bei Teilzeitmodellen
während der Elternzeit an. Für Selbständige
wollen wir faire Bedingungen beim Elterngeld
schaffen. Das Einkommen, das sich Selbstän-
dige vor ihrer Elternzeit erarbeitet haben,
ihnen aber erst während der Elternzeit gezahlt
wird, soll nicht auf das Elterngeld angerech-
net werden und damit zu einer Kürzung des
Elterngeldes führen.“
Gra
fik: f
otom
ek -
Foto
lia.co
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www.direktvertrieb.de
Welchen Stellenwert haben Unterneh-mertum und insbesondere der Direktvertrieb in Deutschland für Bündnis 90/Die Grünen?
Selbstbestimmung und Eigenverantwortung
haben für BÜNDNIS 90/DIE GrÜNEN eine
zentrale Bedeutung. Grüne Wirtschaftspolitik
bedeutet, raum für die Entwicklung und Um-
setzung neuer Ideen zu schaffen. Wir wollen
optimale rahmenbedingungen und geeignete
Anreize schaffen, um Menschen, die ihr leben
selbst bestimmen wollen, den Schritt in die
Selbstständigkeit zu erleichtern.
Wie stehen Sie zu dem Thema Vorsorge-pflicht für Selbständige?
In Deutschland sind Selbstständige, anders
als in der Mehrzahl der übrigen EU-Staaten,
nicht obligatorisch in den sozialen Siche-
rungssystemen abgesichert. Der existierende
gesetzgeberische Flickenteppich ist willkürlich
und unsystematisch und allenfalls historisch,
nicht aber systematisch zu begründen. Er führt
zu nicht nachvollziehbaren Ungleichbehand-
lungen gleicher oder zumindest vergleich-
barer wirtschaftlicher lagen. Wir wollen alle
Selbständigen in die vorsorgesysteme mit
einbeziehen. Bei der Ausgestaltung werden
wir darauf achten, dass Selbstständige nicht
überfordert werden.
Welche Bedeutung hat für Sie das Thema außergerichtliche Streit- beilegung im Bereich des Verbraucher-schutzes?
viele verbraucherinnen und verbraucher
scheuen bei fehlerhaften Dienstleistungen
und Produkten den Gang vor Gericht. Alter-
native Streitbeilegung kann vor allem bei
geringen Streitwerten eine wichtige lücke
schließen. Nachdem auf EU-Ebene mit der
ADr-richtlinie grundsätzliche regelungen zur
außergerichtlichen Streitschlichtung getroffen
wurden, kommt es jetzt auf die Umsetzung an.
Ausschlaggebend ist, dass Unabhängigkeit und
Sachkunde der Schlichtungsstellen gewähr-
leistet sind. Sie sollten institutionell getrennt
sein von Anbietern und verbraucherorgani-
sationen, damit sie unabhängig vermitteln
können. Außerdem darf durch das Einschalten
einer Schlichtungsstelle der rechtsweg nicht
beschnitten oder verkürzt und die verjährung
während des Streitbeilegungsverfahrens nicht
gehemmt werden.
BÜNDNIS 90/DIE GrÜNEN sehen in außer-
gerichtlichen Streitbeilegungsformen keinen
Ersatz für kollektive Klagerechte. Wir wollen
Gruppenklagen von verbraucherinnen und
verbrauchern ermöglichen und haben hierfür
einen Gesetzentwurf vorgelegt.
Welchen Beitrag können Selbst- verpflichtungen der Wirtschaft leisten, um Verbraucher und Vertriebspartner im Direktvertrieb zu schützen?
Eine volkswirtschaft ohne soziale und
ökologische verantwortung beraubt sich ihrer
eigenen Grundlagen. viele Unternehmen
haben das erkannt und setzen mit Selbstver-
pflichtungen diese verantwortung in konkrete
Unternehmensziele um. Es wäre falsch, die
Eigeninitiative der Unternehmen zu verhindern
und bis ins Detail Unternehmensziele vorgeben
zu wollen.
Selbstverpflichtungen sind daher eine wich-
tige Ergänzung zu einem bindenden sozialen
und ökologischen Ordnungsrahmen. Sie kön-
nen diesen aber nicht ersetzen. Der Staat sollte
durch vernetzung entsprechender Projekte und
durch seine Nachfragemacht Selbstverpflich-
tungsinitiativen unterstützen und fördern.
10 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013
Grüne Wirtschaftspolitik bedeutet: raum schaffen für die entwicklung und umsetzung neuer ideen
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cem özdemir, Parteivorsitzender von BündniS 90/die Grünen, im interview
cem özdemirVorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 11
direkT! ➜ zurück zu Seite 1
SelBSTändiGkeiT und exiSTenzGründunG„Die Bedingungen für Existenzgründungen verbessern wir, indem
wir Gründungshemmnisse abbauen. Neue Unternehmungen sind für
uns kein bürokratischer Akt, sondern kreativer Aufbruch, der Innovatio-
nen und Arbeitsplätze ermöglicht und persönliche Freiheit verwirklicht.
Dafür fordern wir bei Gründungen aber auch eine bedarfsgerechtere
finanzielle Ausstattung und zielgerichtete Angebote für die Unter-
nehmensgründungen von Frauen, auch und besonders für Wieder-
einsteigerinnen. Die Förderung in die Selbständigkeit muss auch für
alle gründungswilligen Arbeitssuchenden gewährleistet sein. Und wir
brauchen bessere Beratungsangebote. Gerade die jeweiligen Potentiale
von Menschen mit Migrationsgeschichte sowie die Potentiale von Men-
schen mit Behinderungen müssen individuell gefördert werden.“
zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe„Unser Konzept der vermögensabgabe haben wir so gestaltet,
dass Selbständigen und Unternehmern, die nicht in der gesetzli-
chen rentenversicherung sind, ein armutsfestes und auskömmliches
Alterseinkommen aus eigenem vermögen ermöglicht wird. Außerdem
wollen wir Selbständige, die keine ausreichende anderweitige vorsorge
haben, in die gesetzliche rentenversicherung so einbeziehen, dass es
sie finanziell nicht überfordert und sich ihnen so auch ein Weg in die
Garantierente eröffnet.“
„Wir von BÜNDNIS 90/DIE GrÜNEN wollen die derzeitige Arbeitslo-
senversicherung mittelfristig zu einer umfassenden Arbeitsversicherung
umbauen. Alle Erwerbstätigen, also auch flexibel Beschäftigte und
Solo-Selbständige, sollen einbezogen werden. Ansprüche auf Arbeits-
losengeld können auch unstetig Beschäftigte anmelden, wenn sie
mindestens vier von 24 Monaten Beiträge gezahlt haben. Neben der
Absicherung bei Arbeitslosigkeit liegt der Fokus der grünen Arbeits-
versicherung auf berufsbegleitender Qualifizierung, gerade für von
Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen.“
„Mittelfristig soll die rentenversicherung zur Bürgerversicherung
weiterentwickelt werden, in die alle Bürgerinnen und Bürger, das heißt
auch BeamtInnen, Selbständige und Abgeordnete, auf alle Einkom-
mensarten unabhängig vom Erwerbsstatus einzahlen. Das ist für uns
sowohl eine Frage der Gerechtigkeit wie der ökonomischen Nachhaltig-
keit. Gleichzeitig werden dadurch versicherungslücken geschlossen und
eigene Ansprüche aufgebaut, die präventiv vor Altersarmut schützen.
Als erste Schritte wollen wir wieder Mindestrentenbeiträge für Arbeits-
lose einführen, die Minijobs vollumfänglich und auch die bisher nicht
pflichtversicherten Selbständigen in die rentenversicherung einbezie-
hen. Gerade Selbständige sind heute für das Alter häufig sehr schlecht
abgesichert. Das müssen wir ändern.“
VerBrAucherSchuTzPoliTik„Wissen ist Macht. Deshalb wollen wir lücken im verbraucherinfor-
mationsgesetz schließen und die Informationspflichten über riskante
Finanz- und versicherungsprodukte ausweiten. verbraucherInnen
wollen zu recht wissen, was drin ist in Produkten und Dienstleistungen.
Wir setzen uns für eine verlässliche und transparente Kennzeichnung
ein, um die Auswahl nachhaltiger Produkte zu ermöglichen.“
„[…] werden wir gemeinsam mit den verbraucherverbänden ein
verbraucherportal Unternehmenscheck auf den Weg bringen. Wir
werden uns dafür einsetzen, dass Unternehmen soziale und ökologi-
sche Mindeststandards bei Produktion und vertrieb in Deutschland
und weltweit einhalten und ihre CSr-Standards für verbraucherInnen
erkennbar sind. Wir setzen auf aktive verbraucheraufklärung mit
einem erweiterten Bildungs- und Beratungsangebot der verbraucher-
verbände.“
„Die Finanzierung einer unabhängigen verbrauchervertretung
muss dauerhaft gesichert werden. Dafür wollen wir das Kartellrecht
ändern, Kartellstrafen zur finanziellen Stärkung der verbraucherar-
beit einsetzen und ein verbandsklagerecht für die verbraucherver-
bände prüfen. Die Ministererlaubnis wollen wir durch ein suspen-
sives veto des Deutschen Bundestags ergänzen. Um die Macht der
verbraucherinnen und verbraucher zu bündeln, wollen wir Grup-
penklagen ermöglichen. So können Geschädigte sich vor Gericht
zusammenschließen und ihr gutes recht schneller und einfacher
durchsetzen. Wir werden prüfen, ob die Einführung einer Ombuds-
stelle dazu beitragen kann. Die Grundvoraussetzung für bewussten
Konsum ist, dass Unternehmen verpflichtet werden, ihre ökologi-
schen und sozialen Produktionsbedingungen einschließlich ihrer
vorgelagerten lieferketten zu dokumentieren und offenzulegen. Nur
so können verbraucherInnen und NGOs die grünen Aussagen von
Unternehmen bewerten und seriöse Unternehmungen von unseri-
ösem Greenwashing unterscheiden. Um verbraucherpolitik wissen-
schaftlich zu fundieren, wollen wir einen Sachverständigenrat für
verbraucherfragen einrichten, der Politik und Institutionen in Fragen
der verbraucherpolitik kritisch begleitet und berät.“
ArBeiTSMArkTPoliTik„Zeit ist für Familien ein knappes Gut, besonders wenn die Eltern
berufstätig sind. Wir wollen Müttern und vätern mehr Flexibilität
geben, ihre Arbeitszeiten mit den Anforderungen ihrer Familie in
Einklang zu bringen – ohne dass dies immer gleich eine Festlegung für
ihre gesamte Berufsbiografie beinhaltet. Wir führen ein rückkehrrecht
auf eine vollzeittätigkeit ein und ergänzen damit das im Teilzeit- und
Befristungsgesetz verankerte recht auf Teilzeit an entscheidender
Stelle. Auch eine Weiterentwicklung des Teilelterngeldes und eine
Flexibilisierung der Elternzeit führen zu mehr Spielraum. So bleibt mehr
Zeit für die Familien.“
„Wir müssen die Arbeitszeiten so regeln, dass es neben dem recht
auf Teilzeit auch ein recht auf rückkehr zu vollzeit gibt. Wir brauchen
qualifizierte Angebote für Erwerbslose und WiedereinsteigerInnen nach
einer Familienzeit.“
Positionen von BündniS 90/die Grünen zu direktvertriebsrelevanten Themen
www.direktvertrieb.de
12 | SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013
DIE lINKE unterstützt das kleine und mittlere Unternehmertum.
Das kreative Potenzial der KMU ist für uns ebenso unerlässlich wie
Innovationsfreude und das Engagement von Unternehmerinnen und
Unternehmern. In diesem Kontext steht auch der Direktvertrieb. Dessen
leistungsfähigkeit wissen wir durchaus zu würdigen. Das Unterneh-
mertum steht für uns auch nicht grundsätzlich im Widerspruch zu einer
demokratisch-sozialistischen Gesellschaft.
Die lINKE steht für eine solidarische und kostengünstige soziale
Sicherung für alle Bürgerinnen und Bürger. Auch Selbständige sollten
in die Sozialsysteme einbezogen sein. Ihre Beiträge zur Kranken- und
Pflegeversicherung sind am tatsächlichen Einkommen zu orientieren.
Selbständige mit geringem Einkommen sollten bei vollen Ansprüchen
nur 50 Prozent des Beitragssatzes zahlen. Mit steigendem Einkommen
erhöht sich der Beitragssatz bis zur vollständigen Selbstzahlung der
Beiträge. Kurzfristig ist es wichtig, die Mindestbeiträge für Selbständige
mit geringen Einkommen deutlich zu reduzieren. langfristig will DIE
lINKE eine Neuorganisation der Gesundheits- und Pflegepolitik durch
die Einführung einer solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversiche-
rung. Schließlich sollen alle Personen, die eine selbständige Erwerbs-
tätigkeit aufnehmen, auch in der Arbeitslosenversicherung pflichtversi-
chert sein.
DIE lINKE steht für
eine aktive verbrau-
cherpolitik mit hohen
Standards. DIE lINKE
fordert neben dem
Ausbau der kollektiven
Klagerechte die Um-
kehr bzw. Erleichte-
rung der Beweislast.
Der Zugang zu Gerich-
ten und rechtsbera-
tung muss unabhän-
gig vom Geld für alle
möglich sein. Darüber
hinaus setzen wir uns
für Schlichtungsstellen
ein, die im vorfeld von
Gerichtsverfahren für alle Seiten vorteilhaft sein können.
Selbstverpflichtungen der Wirtschaft können sinnvoll sein, dürfen
aber nie hinter gültigen rechtsnormen zurückbleiben. Deshalb setzt
sich DIE lINKE beispielsweise für verlässliche Zertifizierungen von
lebensmitteln und anderen Gütern ein.
innovationsfreude und das engagement von unternehmerinnen und unternehmern sind wichtigGastbeitrag von katja kipping und Bernd riexinger, Vorsitzende der Partei die linke
Foto
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NKE
➜ zurück zu Seite 1
katja kippingVorsitzende DIE LINKE
Positionen von die linke zu direktvertriebsrelevanten Themen
zukunFT der SoziAlen SicherunGSSySTeMe
„Selbständige wollen wir in die Erwerbslo-
senversicherung einbeziehen, so dass sie im
Falle einer Insolvenz Anspruch auf Erwerbslo-
sengeld haben.“
„Alle Erwerbseinkommen müssen in die
rentenversicherung eingehen – auch die von
Selbständigen, Beamtinnen und Beamten,
Politikerinnen und Politikern. Beitragsbemes-
sungsgrenzen sind aufzuheben, die rentenhö-
he ist abzuflachen.“
„Die Beiträge zur gesetzlichen rentenversi-
cherung müssen paritätisch von den Beschäf-
tigten selbst und den Unternehmen bzw. Auf-
traggeberinnen und Auftraggebern finanziert
werden. Das gilt für alle Erwerbstätigen. Die
Beitragshöhe soll sich nach dem angestrebten
Sicherungsziel richten und nicht nach der
Zahlungswilligkeit der Unternehmen.“
VerBrAucherSchuTzPoliTik„Zur Abfallvermeidung und für mehr
verbraucherschutz sind Garantie und
Gewährleistungspflichten zu verlängern und
Sollbruchstellen gesetzlich zu verbieten. So
können Produkte länger halten bzw. repariert
statt weggeworfen werden.“
„Unternehmen sollten künftig für mehr
Produktgruppen als bislang die sogenannte
Produktverantwortung für den gesamten
lebenszyklus ihres Produktes übernehmen
DIREKt!
SCHWErPUNKTTHEMA: BUNDESTAGSWAHl 2013 | 13
müssen. Firmen müssen dann Produkte nach
ihrer lebensdauer zurücknehmen und einer
verwertung zuführen.“
„Wir wollen Unternehmen verpflichten,
Umweltdaten und Sozialstandards offenzule-
gen, und sie externen Kontrollen unterwerfen.
Auch Aktivitäten von Tochterfirmen, Zuliefe-
rern oder Auftragsfertigern müssen einbezo-
gen werden.“
„Unternehmen werden verpflichtet, ihre
Produkte innerhalb von drei Jahren am
Standard des jeweils effizientesten Gerätes zu
orientieren, um sie kontinuierlich zu verbes-
sern (»Top-runner-Modell«).“
„Transparenz ist nicht genug. Selbstregu-
lierungen der Wirtschaft sind oft Selbstbetrug.
Wir wollen die rechte der verbraucherinnen
und verbraucher gegenüber den Unterneh-
men stärken. Dabei geht es nicht nur um
Informationsrechte, sondern auch darum,
klare gesetzliche vorgaben und regulierungen
gegenüber den Unternehmen und eine öf-
fentliche Kontrolle der Märkte durchzusetzen:
angefangen bei sicheren lebensmitteln über
Telekommunikation und Internet, Finanz-
dienstleistungen, bezahlbare Wohnungen,
die versorgung mit Wasser und Energie bis zu
einem kundenfreundlichen öffentlichen Nah-
und Fernverkehr.“
„Unlautere Geschäftspraktiken und aggres-
sive Werbepraxen müssen wirksam unterbun-
den werden. verbraucherschutz ist nur dann
wirksam, wenn es handlungsfähige öffentliche
Institutionen sowie starke, finanziell gut
ausgestattete verbraucherorganisationen
gibt, die ihn durchsetzen. Dazu müssen die
verbraucherzentralen finanziell abgesichert
und zum Beispiel durch die Einführung eines
verbandsklagerechtes rechtlich gestärkt
werden.“
„Wir brauchen endlich ein starkes verbrau-
cherministerium und eine verbraucherschutz-
behörde. Die kollektiven Interessenvertretun-
gen der verbraucherinnen und verbraucher
müssen auf allen Ebenen gestärkt werden.“
„Wir wollen ein verbraucherinformations-
gesetz, das Auskünfte kostenfrei gewährt und
nicht auf den lebensmittelbereich beschränkt
ist, sondern alle Dienstleistungen umfasst.
verbraucherinnen und verbraucher müssen
die Möglichkeit haben, sich direkt beim Un-
ternehmen über seine Produkte, ihre sozialen
und ökologischen Herstellungsbedingungen
zu informieren.“
ArBeiTSMArkTPoliTik „Arbeit ist mehr als Erwerbsarbeit. Zur
Arbeit zählen auch alle ehrenamtlichen Tä-
tigkeiten, Erziehungsarbeit, Pflegearbeit und
dergleichen mehr. Diese müssen in unserer
Gesellschaft stärker anerkannt werden. Damit
die Erwerbsarbeit sich besser verbinden lässt,
beispielsweise mit Familienleben und der
Erziehung von Kindern, brauchen wir neue
Arbeitszeit-Modelle. Dann können Eltern
die Arbeiten im Haushalt und die Erziehung
der Kinder gerechter als bisher untereinan-
der aufteilen. Das Konzept von Flexibilität
muss sich im Arbeitsleben endlich an den
Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren.
Beispiel: Beschäftigte sollen zweimal in ihrem
Berufsleben die Möglichkeit haben, für ein
Jahr auszusteigen (Sabbatjahr), verbunden mit
einem rückkehrrecht auf den gleichen oder
einen gleichwertigen Arbeitsplatz.“
„Die Beschäftigten brauchen größere
Selbst- und Mitbestimmungsrechte in Bezug
auf ihre Arbeitszeit und die Gestaltung ihrer
Arbeit – Überbelastungen müssen abgebaut
werden. Nur so bleibt genügend freie Zeit für
Erholung, Muße und selbstbestimmte Tätigkei-
ten. Der Profitdruck wird heute zunehmend an
jeden einzelnen Beschäftigten weitergegeben.
Das Unternehmen will nicht nur die Arbeits-
kraft, es will den ganzen Menschen: seine
Motivation, seine Kreativität, sein Wissen, um
Kosten zu sparen und die leistung noch mehr
zu steigern. Es ist Zeit, diese Tendenz umzu-
drehen: Arbeit und Arbeitsplätze müssen nach
den Bedürfnissen der Beschäftigten gestaltet
werden. Es gibt ein recht auf Feierabend.“
„DIE lINKE unterstützt Arbeitszeitmodelle,
die es Müttern und vätern ermöglichen, ihren
Beruf mit Familie und Privatleben unter einen
Hut zu bringen. Statt einer Flexibilisierung von
Arbeitszeit, die sich lediglich an den betrieb-
lichen Erfordernissen orientiert, brauchen
die Beschäftigten mehr Zeitautonomie. Die
Arbeitszeit ist so zu gestalten, dass alle die
Möglichkeit haben, Beruf, Familie, Freizeit und
Engagement in ihren Alltag zu integrieren.
Eltern brauchen als Beschäftigte mehr rechte,
um trotz Erwerbsarbeit genug Zeit für ihre
Familie zu haben. Das individuelle recht auf
Teilzeitarbeit muss uneingeschränkt gelten.
Die Entgeltstrukturen zwischen Industrie-,
Dienstleistungs- und Sorgearbeiten sind nicht
gleichwertig und müssen angepasst wer-
den. Ein rückkehrrecht auf vollzeitarbeit ist
einzuführen. Für Eltern wird ein besonderer
Kündigungsschutz geschaffen, der bis zur voll-
endung des 6. lebensjahres des Kindes gilt.
Der Wiedereinstieg in den Beruf nach einer
schwangerschafts- und erziehungsbedingten
Pause muss durch kostenfreie Weiterbildungs-
angebote erleichtert werden.“
➜ zurück zu Seite 1
Bernd riexingerVorsitzender DIE LINKE
14 | AUS DEM vErBAND
www.direktvertrieb.de
Bei den im Bundesverband
Direktvertrieb Deutschland orga-
nisierten Unternehmen setzt sich
der Trend zum Erlebniseinkaufen
bei verkaufspartys fort. von den
etwa zwölf Millionen Bestellun-
gen, die im vergangenen Jahr bei
den im verband vertretenen Un-
ternehmen eingingen, entfielen
wie bereits im vorjahr allein 8,5
Millionen auf verkaufspartys. Das
entspricht einem Anteil von gut
73 Prozent. vor allem Haushalts-
und Küchengeräte, Accessoires,
Home Decoration sowie Erotik-
artikel wurden auf diese Weise
vertrieben. Das ist das Ergebnis
einer Umfrage, die der BDD unter
seinen Mitgliedern für das Jahr
2012 durchgeführt hat. „Gemein-
sam mit Familie, Freunden oder
Kollegen werden Shoppingpartys
immer mehr zu einem sozialen Ereignis, das über das bloße Einkaufen
hinausgeht“, beschreibt der vorstandsvorsitzende des BDD, Jochen
Acker, die Beliebtheit dieser vertriebsmethode.
Jochen Acker verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der
Direktvertrieb heute ein differenzierter verkaufskanal ist, der ganz
unterschiedliche Wege nutzt, um die Konsumenten zu erreichen. Der
Anteil der beim so genannten unbestellten vertreterbesuch abgege-
benen Bestellungen nahm etwa drei Prozent ein. Mit elf Prozent haben
Onlinebestellungen als ergänzende vertriebsmethode der Direktver-
triebsunternehmen im BDD eine relativ große Bedeutung.
Besonders hoch ist darüber hinaus die Zufriedenheit der Kundin-
nen und Kunden, die im letzten Jahr bei BDD-Mitgliedsunternehmen
gekauft haben: Eine Widerrufsquote von 0,4 Prozent deutet darauf hin,
dass Konsumenten im Direktvertrieb mit ihrer Bestellung fast immer
zufrieden waren. Nur etwa jeder 230. vertrag wurde widerrufen. „Der
vorteil des Direktvertriebs für den Kunden ist es, dass die Produkte vor
dem Kauf ausprobiert werden können und eine umfassende Beratung
erfolgt. Das wissen die Konsumenten zu schätzen“, führt Jochen Acker
aus.
Mit einem Plus von 24 Prozent konnten die BDD-Mitgliedsunter-
nehmen ihren Umsatz im vergangenen Jahr auf 1,53 Milliarden Euro
deutlich steigern. 2011 hatte der
Umsatz noch 1,23 Milliarden Euro
betragen. Treiber dieser positiven
Entwicklung war der vertrieb von
Haushaltsprodukten und Tiernah-
rung. Für die gesamte Direktver-
triebsbranche hatte eine Studie
der Universität Mannheim im Mai
dieses Jahres einen Gesamtumsatz
von 17,4 Milliarden Euro für 2012
prognostiziert.
Keine deutliche veränderung
gab es bei der Zahl der ver-
triebspartnerinnen und ver-
triebspartner, die im vergangenen
Jahr für die Mitgliedsunternehmen
des BDD tätig waren. Sowohl 2011
als auch 2012 waren etwa 180.000
Beraterinnen und Berater im Au-
ßendienst aktiv, 95 Prozent davon
nebenberuflich. 78 Prozent der
vertriebspartner der BDD-Mitglieds-
unternehmen waren Frauen. „Die Selbständigkeit im Direktvertrieb
entwickelt sich immer mehr zu einer attraktiven Einkommensquelle,
gerade auch für Frauen, die oftmals die Hauptlast der Familienarbeit
zu tragen haben. Freie Zeiteinteilung ist im Direktvertrieb ein vorteil,
der in anderen Erwerbsmodellen oftmals nicht zu finden ist“, interpre-
tiert der BDD-vorstandsvorsitzende die Entwicklung im Bereich der
vertriebspartner.
Trend zur Verkaufsparty setzt sich fort Umfrage unter BDD-Mitgliedsunternehmen verdeutlicht Entwicklungen im verband
➜ zurück zu Seite 1
→ BDD in Zahlen*
➜ Umsatz: 1,53 Milliarden Euro➜ vertriebspartnerinnen und vertriebspartner: 180.000
➜ Widerrufsquote: 0,4 Prozent➜ Bestellungen: 12 Millionen➜ Bestellungen auf verkaufspartys: 8,5 Millionen*Die Angaben beziehen sich auf eine Befragung
der BDD-Mitgliedsunternehmen für das Jahr 2012.
Weitere informationen/kontakt
➜ Jochen Clausnitzer unter
„Gemeinsam mit Familie, Freunden oder Kollegen werden Shop-pingpartys immer mehr zu einem sozialen Ereignis, das über das bloße Einkaufen hinausgeht.“ Jochen Acker, BDD-Vorstandsvorsitzender
Foto
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AUS DEN UNTErNEHMEN | 15
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Die erfolgreiche Bewältigung der Energie-
wende trauen 24 Prozent der Bürgerinnen
und Bürger am ehesten der Partei Bündnis
90/Die Grünen zu. 22 Prozent setzen auf
die regierende CDU/CSU mit dem für die
Energiewende zuständigen Bundesumwelt-
minister Peter Altmaier. Deutlich schlechter
schneidet die SPD mit 11 Prozent ab. Auf die
Partei Die linke setzen fünf Prozent. lediglich
zwei Prozent verorten die größte energiepo-
litische Kompetenz bei der regierungspartei
FDP mit dem in Energiefragen federführenden
Wirtschaftsminister Philipp rösler.
Bei der lichtBlick-Umfrage wurde auch
ermittelt, welche Energiethemen für die
Bürgerinnen und Bürgern bei der Wahl
bedeutsam sind. An erster Stelle halten 86
Prozent bezahlbare Energiepreise für „sehr
wichtig“ oder „wichtig“. An Platz zwei folgt
für 72 Prozent die Aufgabe, wetterbedingte
Schwankungen bei der Produktion von er-
neuerbaren Energien durch den Einsatz von
Speichern auszugleichen. Es folgt der Aus-
bau der Stromnetze, der für sieben von zehn
Wählern besonders zentral ist. Themen wie
Atomausstieg, Abschaltung klimaschädlicher
Kohlekraftwerke, Klimaschutz und Ausbau der
erneuerbaren Energien spielen ebenfalls für
eine Mehrheit eine zentrale rolle.
„Die Energiewende wird die Bundestags-
wahl 2013 erheblich beeinflussen. Unsere Um-
frage zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen
in allen Aspekten der Energiepolitik Wert auf
eine klare und glaubwürdige Positionierung
legt. Die Wähler sehen hier große Unterschie-
de zwischen den Parteien“, so Gero lücking,
Direktor Energiewirtschaft bei lichtBlick.
die energiepolitik entscheidet bei drei von zehn deutschen über Stimmabgabe
Für 9 von 10 deutschen ist die Sicherung bezahlbarer energiepreise ein wichtiges kriterium für die Wahlentscheidung
Frage: Wie wichtig sind Ihnen folgende Aspekte für Ihre Wahlentscheidung auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (nicht wichtig)? N= 1.065
die energiepolitik der Parteien kann die Bundestagswahl entscheiden. Für 29 Prozent der deut-schen spielt das Thema energie eine „sehr große“ oder „große“ rolle bei der Stimmabgabe am 22. September. Weitere 39 Prozent geben an, das Thema beeinflusse ihre entscheidung zumin-dest teilweise. dies geht aus einer repräsentativen online-umfrage des Meinungsforschungsins-tituts youGov im Auftrag des energieanbieters lichtBlick hervor.
→ Die Studie
inhalt der Studie
➜ Endkundenbefragung zum Thema
Energiepolitik im Wahlkampfjahr.
untersuchungsdesign
➜ online-Befragung
unter 1.002 Deutschen über den
Online-Panel-Anbieter YouGov
➜ Die Ergebnisse sind gewichtet
und repräsentativ für die deutsche
Bevölkerung ab 18 Jahren
➜ Die Prozentwerte
sind auf ganze Zahlen gerundet
➜ Befragungszeit: 16. bis 17. Mai 2013
Weitere informationen/kontakt
➜ http://www.lichtblick.de/ueber-uns/
medien/news/?detail=263&type=
press&lgn=1
die Bewältigung der energiewen-de wird am ehesten den Grünen oder der cdu/cSu zugetraut.
Frage: Welcher Partei trauen Sie am ehes-ten zu, die Energiewende zu bewältigen? N= 1.002
16 | AUS DEM vErBAND
www.direktvertrieb.de
Erstmals lädt der BDD in diesem Jahr zu einem Gründerworkshop
ein. Im rahmen der Gründerwoche des Bundeswirtschaftsministeri-
ums können sich Unternehmen, die im Direktvertrieb aktiv werden
wollen, am 21. November 2013 in der Geschäftsstelle des BDD darüber
informieren, was bei den ersten Schritten in dieser Branche zu beachten
ist. Wie wird eine erfolgreiche vertriebsmannschaft aufgebaut? Welche
rechtlichen vorgaben sind zu beachten und welche Erfahrungen haben
andere Direktvertriebsunternehmen bereits gemacht? Diese und andere
Fragen werden bei der veranstaltung im November im Mittelpunkt
stehen.
! Am 21. November 2013, 10.00-15.30 Uhr
! In der Geschäftsstelle des BDD, Bundesallee 221, 10719 Berlin
! Informationen zur Anmeldung und zu den Teilnahmebedingungen
finden Sie in Kürze unter www.direktvertrieb.de
! Fragen zur veranstaltung?
Ihr Ansprechpartner ist Jochen Clausnitzer:
[email protected], Tel.: +49 (0) 30 23 63 56 86
ProGrAMM: ➜ Die Direktvertriebsbranche in
Deutschland: Ein Überblick |
Jochen Acker, vorstandsvorsitzen-
der BDD
➜ Multi-Channel-Marketing: Gründe für
den Neueinstieg im Social Selling/Direktvertrieb nach 16-jähriger
Erfahrung im Online-Handel | Gerald Heydenreich, Geschäftsführer
PippaJean GmbH, Frankfurt/M.
➜ Praxisbericht: Dos and Dont’s beim Aufbau eines Direktvertriebs-
unternehmens | Thomas Warnke, Gründer PepperParties, Köln
➜ Wettbewerbs- und vertragsrechtliche Aspekte: Was sollte bei der
Existenzgründung im Direktvertrieb/Social Selling berücksich-
tigt werden? | rA Dr. Markus Knell, Partner Graf von Westfalen,
München
➜ Umsetzung der EU-verbraucherrechterichtlinie: Welche vorschrif-
ten sind im Direktvertrieb und bei Messegeschäften ab 13. Juni
2014 zu beachten? | Jochen Clausnitzer, Geschäftsführer BDD
Die Mitglieder des Bundesverbandes
iMPreSSuMHerausgeber:
Bundesverband Direktvertrieb Deutschland e. v.
Bundesallee 221, 10719 Berlin
verantwortlich:
Jochen Clausnitzer
Tel. 030 / 23 63 56 80, Fax 030 / 23 63 56 88
www.direktvertrieb.de
redaktion: Anke Hufnagel, Evelyn Zschächner
Satz und layout: Anke Hufnagel, Nürnberg
Fotos BDD: Sablotny Fotografie, Berlin
regina Sablotny
Aktuelle Informationen entsprechen dem
Stand vom 10.09.2013. redaktionsschluss der
nächsten Ausgabe: 1.2.2014
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BDD lädt zum Gründerworkshop ein
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